Mit einem mitreißenden Auftritt und sehenswerten Toren sind die deutschen Fußballerinnen in die Europameisterschaft von England gestartet. Das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg besiegte am Freitagabend im ersten Gruppenspiel Dänemark mit 4:0 (1:0). „Uns muss erstmal einer schlagen können, wenn wir so spielen wie heute. Die Erleichterung ist natürlich groß. Das ist eine gute Basis, eine tolle Ausgangslage“, sagte Voss-Tecklenburg.
Vor 15.746 Zuschauern im Brentford Community Stadium von London trafen Lina Magull (21. Minute) und Lea Schüller (57.) vom FC Bayern München sowie die beiden Wolfsburgerinnen Lena Lattwein (78.) und Alexandra Popp (86.) gegen den EM-Zweiten von 2017. Damit setzte sich das DFB-Team gleich an die Tabellenspitze. „Wir haben uns in einen Rausch gespielt. Wir sind alle sehr zufrieden. Unser Angriffspressing hat sehr gut funktioniert. Ein 4:0 im ersten Spiel ist überragend“, sagte Schüller.
Zugleich kann der Rekord-Europameister mit viel Selbstvertrauen in das zweite Gruppenspiel am Dienstag gegen Titelkandidat Spanien (21 Uhr, im Sport-Ticker der WELT) gehen. Drei Jahre nach dem WM-Viertelfinal-Aus gegen Schweden meldete sich die DFB-Auswahl erfolgreich auf der internationalen Bühne zurück. Es war nur zwischenzeitlich das von Ehrengast und DFB-Präsident Bernd Neuendorf prophezeite „schwierige Spiel“. Vor allem, weil der zweimalige Weltmeister zu viele Chancen liegen ließ.
Im Stadion des Premier-League-Männer-Clubs FC Brentford machten die jeweils etwa 1500 Fans aus Deutschland und Dänemark mächtig Stimmung. Vor fünf Jahren war die deutsche Auswahl im EM-Viertelfinale an den Däninnen gescheitert, dieses Mal erwischte sie einen starken Start. Nach 13 Minuten hatten die DFB-Frauen bereits dreimal Aluminium getroffen: zweimal durch Außenverteidigerin Felicitas Rauch, dann stand allerdings Bundesliga-Torschützenkönigin Schüller bei ihrem Kopfball an den Pfosten im Abseits.
Urplötzlich musste sich Torhüterin Merle Frohms mächtig strecken
Voss-Tecklenburg ließ die gleiche Startelf auflaufen wie beim 7:0 im Testspiel gegen die Schweiz – also mit dem Bayern-Duo Klara Bühl und Schüller sowie der Wolfsburgerin Svenja Huth im Angriff. Huth trug auch die Kapitänsbinde. Sie stürmte auf der rechten Seite unermüdlich los und brachte eine Flanke nach der anderen herein. Nach einer energischen Balleroberung war es dann Magull, die den Ball zum 1:0 in den Winkel knallte.
Die Führung verlieh den Deutschen noch mehr Ballsicherheit. Urplötzlich aber musste sich Torhüterin Merle Frohms mächtig strecken, um einen Distanzschuss von Signe Bruun abzuwehren (29.).
Die dänische Kapitänin Pernille Harder, zweimalige „Europas Fußballerin des Jahres“ und ehemalige Wolfsburgerin, hatte das DFB-Team erstmal gut im Griff. Auch nach der Pause griffen die deutschen Frauen früh an und ließen ihrem Gegner wenig Raum. Nach einer Magull-Ecke köpfte Schüller zum 2:0 ein – und machte erstmal einen mächtigen Freudensprung.
Wolfsburgs Popp, mit nun 115 Länderspielen die erfahrenste, kam nach einer guten Stunde für Schüller zum ersten EM-Einsatz ihrer langen Karriere. Die etatmäßige Spielführerin und Olympiasiegerin von 2016 hatte die beiden vergangenen Turniere verletzt verpasst. Nachdem ihre Klubkollegin Lattwein mit dem Treffer zum 3:0 alles klarmachte, traf schließlich auch Popp per Kopfball.
„Die Mannschaftsleistung war überragend. Wir haben uns unfassbar viele Chancen schon in der ersten Halbzeit herausgespielt. Das 4:0 war auch in der Höhe verdient. Das macht Lust auf mehr“, sagte Popp. In der Nachspielzeit sah die Dänin Katherine Kühl noch die Gelb-Rote Karte.
Spanien musste nur einen Schreckmoment überstehen
Deutschlands nächster Gegner Spanien besiegte zuvor in Milton Keynes die Auswahl Finnlands mit 4:1 (2:1). Linda Sallström schreckte mit dem Führungstreffer des Außenseiters bereits in der ersten Minute die Spanierinnen auf, dann aber war der Favorit deutlich überlegen.
Die Barcelona-Profis Irene Paredes (26.) und Aitana Bonmati (41.) jeweils per Kopf drehten vor 16.819 Zuschauern mit ihren Toren den Spielstand. Nach der Pause verhinderte Finnlands Torhüterin mit einer starken Parade einen weiteren Treffer durch Laia Aleixandri, ehe Lucia Garcia (75.) erneut per Kopf traf. Mariona erzielte per Elfmeter noch das 4:1 (90.+5).