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Formel 1 Formel-1-Weltmeister

Vettel bangt um seinen Status als Nummer eins

Die Teamhierarchie bei Red Bull ist gefährdet: Erstmals seit November 2010 liegt Mark Webber nach seinem Sieg in Monaco in der Fahrerwertung vor seinem deutschen Teamkollegen Sebastian Vettel.

Den ganzen Tag schon hatten die Edelfans am Swimmingpool gelegen, der den Mittelpunkt von Red Bulls gewaltigem Zwitter aus Partyschiff und Motorhome im Hafen von Monte Carlo bildete. Gegen Viertel nach vier erhielten sie dann Gesellschaft von einem bestens gelaunten Formel-1-Fahrer. Mit Anlauf sprang Mark Webber bei schwülen Temperaturen in das Becken. Dass er dabei noch seinen Rennanzug inklusive Schuhen und feuerfester Unterwäsche trug, störte ihn überhaupt nicht. Er war ohnehin schon völlig durchnässt von der Champagnerdusche nach seinem ersten Saisonsieg.

"Ich fühle mich unglaublich gut", sagte der 35-Jährige anschließend: "An dieses Wochenende werden wir noch lange zurückdenken." Damit meinte er das hervorragende Teamergebnis von Red Bull, dessen Vorsprung in der Konstrukteurswertung durch Sebastian Vettels vierten Platz weiter anschwoll. Doch auch die Formel-1-Historiker werden die 70. Auflage des Großen Preises von Monaco mit einer besonderen Note versehen: Sechs verschiedene Sieger in den ersten sechs WM-Läufen hat es in der Geschichte der Rennserie noch nie gegeben.

Unspektakulärstes Rennen der Saison

Und noch etwas wird hängenbleiben vom bisher unspektakulärsten Grand Prix, der ironischerweise vor der spektakulärsten Kulisse der gesamten Saison stattfand: Webber liegt erstmals seit dem 7. November 2010 im Fahrerklassement nicht mehr hinter seinem deutschen Teamkollegen und bringt damit die Red-Bull-Hierarchie, die seither zementiert schien, ins Wanken.

Woche für Woche hatte er seit besagtem November-Tag Vettels Rücklichter gesehen und musste stets artig applaudieren, wenn der junge Deutsche mit Lob überhäuft wurde. Den sensiblen Australier hat das in eine schwere Sinnkrise getrieben. Die führte sogar so weit, dass er im vergangenen Jahr einen Rückzug aus der Königsklasse des Motorsports erwog. "Ich war ziemlich ausgelaugt, musste eine Pause einlegen und regenerieren", gestand er in einem Interview.

"Das war eine harte Zeit"

Im etwas in die Jahre gekommenen Presseraum in Monte Carlo saß am Sonntag ein vor Zufriedenheit beinahe überquellender Mann, der mit fester Stimme sagte: "Das war eine harte Zeit. Aber nun fühlt es sich wieder so an wie 2009 und 2010." Da begegneten sich beide Stallgefährten auf Augenhöhe. Und noch etwas sagte Webber über seinen Teamkollegen, der dank kluger Reifenstrategie von Rang neun auf Platz vier vorgeprescht war. "Ich wollte nicht zulassen, das ‚Seb’ ausreichend Zeit für einen siegbringenden Boxenstopp bekommt. Das war nicht der Plan."

So redet niemand, der vorhat, klein beizugeben im Vergleich mit der Galionsfigur des Brauseherstellers. Für Webber geht es darum, seinen Arbeitgeber davon zu überzeugen, den am Saisonende auslaufenden Vertrag zu verlängern. Erfolge sind da natürlich hilfreich, Webber gewann sowohl im Rennen als auch im Qualifying die Mehrheit der Duelle mit Vettel. Und dabei hilft bei Red Bull mehr als bei anderen Teams die Werbetauglichkeit.

Vettel pflegt sein Lausbubenimage

Diese Vorgabe erfüllt der smarte Australier, dessen Heimat ein wichtiger Wachstumsmarkt für Red Bull ist, mindestens so gut Teamkollege Vettel, der sein Lausbubenimage am Sonntag mit den Worten pflegte: "In Monaco dreht sich ja viel um das eine oder andere Loch." Er war nach den vermeintlich verbotenen Luftschlitzen am Unterboden seines Dienstwagens gefragt worden und nach dem Protest, den angeblich einige Konkurrenten einlegen wollten.

So weit kam es freilich nicht; niemand störte am Sonntag Mark Webbers neue Harmonie mit dem Leben. Während der Mann aus New South Wales strahlend Interview um Interview gab und dabei stets betonte, wie gut ihm der Rennwagen in dieser Saison liege, knurrte Vettel einige Meter weiter in die Mikrofone: "Das war kein gemütlicher Sonntagsausflug, das war am Limit. Dieses Jahr wird sehr lang werden für uns." Dann verschwand er hinter einer der vielen verspiegelten Türen, und Webber stand wieder allein im Mittelpunkt.

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