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Webber verunglimpft Vettel in seiner Biografie

Sepang 2013: Mark Webber war nach seiner Niederlage gegen Sebastian Vettel alles andere als einverstanden mit dem Vorgehen des Deutschen Sepang 2013: Mark Webber war nach seiner Niederlage gegen Sebastian Vettel alles andere als einverstanden mit dem Vorgehen des Deutschen
Sepang 2013: Mark Webber war nach seiner Niederlage gegen Sebastian Vettel alles andere als einverstanden mit dem Vorgehen des Deutschen
Quelle: pa/AP Photo/AP
In einer Biografie kritisiert Mark Webber seinen Ex-Red-Bull-Kollegen Sebastian Vettel harsch. Eine Enthüllung ist pikant und wirft ein komisches Licht auf das Gebaren des heutigen Ferrari-Piloten.

Wenn aktive Sportler zur Feder greifen, geht das selten gut aus. Über Philipp Lahms Biografie „Der feine Unterschied“ brach unmittelbar nach Veröffentlichung ein veritabler Shitstorm herein. Auch das Werk „Ich bin Neymar“, pünktlich zum Start der WM in der brasilianischen Heimat publiziert, brachte dem Verfasser wenig Glück. Das historische 1:7 im Halbfinale gegen Deutschland erlebte er vom Krankenbett aus, das Turnier war ein Desaster für den Starstürmer des FC Barcelona. Umso überraschender ist daher, was Mark Webber nun zu Papier gebracht hat.

Der Australier sitzt schließlich noch immer als Pilot hinter dem Steuer, vor knapp drei Wochen sicherte er sich im Porsche den zweiten Platz beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans. Ein aktiver Rennfahrer ist er also noch, wenn auch nicht mehr in der Formel 1, in der er bis 2013 für elf Jahre unterwegs war. Vielleicht ist genau das das Geheimnis seines just in Australien erschienen Buches „Aussie Grit“ (Macmillan Verlag, 312 Seiten, 21,95 Euro).

In seinem Buch „Aussie Grit“ räumt Mark Webber ein, dass Sebastian Vettel der talentiertere Rennfahrer war
In seinem Buch „Aussie Grit“ räumt Mark Webber ein, dass Sebastian Vettel der talentiertere Rennfahrer war
Quelle: Screenshot Die Welt

In dem Buch skizziert der 38-Jährige sein Leben in der Königsklasse des Motorsport. Ein vergangenes Kapitel seiner Karriere, kein aktuelles. Und auch wenn noch unklar ist, ob irgendwann auch eine deutsche Fassung auf den Markt kommen wird, sei „Aussie Grit“ den hiesigen Lesern empfohlen. Nicht zuletzt natürlich, weil es vielsagende Passagen über Deutschlands Rennfahrer von Michael Schumacher bis Nico Rosberg enthält. Im Mittelpunkt natürlich: Sebastian Vettel, Webbers langjähriger Red-Bull-Kollege.

Eklats in Istanbul und Sepang

Zweimal waren beide, die nicht unbedingt als Freunde in die Formel-1-Geschichte eingingen, besonders heftig aneinandergeraten. 2010 in der Türkei und drei Jahre später in Malaysia, als Vettel den Australier trotz gegenteiliger Kommandos von der Teamleitung attackierte. Auf beide Zwischenfälle geht Webber ausführlich ein.

„99,9 Prozent der Zuschauer wussten: Es war Sebastians Fehler. Aber alle gaben mir die Schuld, inklusive des Teams“, sagt Webber mit Blick auf den Red-Bull-internen Crash in Istanbul: „Das hat mich wirklich schockiert.“ In der Konsequenz wirft er Teamchef Christian Horner und Motorsportberater Helmut Marko, die die Debatte damals schnell aus den Schlagzeilen vertreiben wollten, „schlechtes Teammanagment“ vor: „Sie ließen ihn (Vettel – d.R.) mit solchen Dingen davonkommen.“

Damit legten die Verantwortlichen, so Webber in seiner Abrechnung, die Grundlage für den zweiten großen Eklat ihrer fünf gemeinsamen Jahre bei den Österreichern. Trotz des Kommandos mit dem Code „Multi 21“, der Webber den Sieg in Sepang 2013 bescheren sollte, setzte Vettel zum Überholmanöver an und gewann. Ein Meilenstein auf dem Weg zum WM-Titel und eine der hitzigsten Debatten der Saison. Der besiegte Australier, der in seiner Karriere zwar neun Grands Prix, aber nie die Weltmeisterschaft gewann, ätzt in seinem Buch: „Sebastians Arroganz hat dazu geführt, dass er es einfach nicht verstanden hat, wenn etwas falsch gelaufen ist. Er hat dann die Schuld beim Team gesucht oder das Team aufgefordert, etwas dagegen zu tun.“ So auch im Frühjahr 2013.

Nach der Siegerehrung in Malaysia, die beide Piloten mit betretenen Mienen absolviert hatten, sei Vettel zu Webber gekommen und habe gesagt: „Wir müssen reden. Ich habe Mist gebaut.“ Anstatt einer aufrichtigen Entschuldigung gab es vom Hessen jedoch nur die Erklärung des Psychokriegs. „Er hat gesagt, dass er vor mir als Fahrer großen Respekt hat. Aber nicht unbedingt als Mensch.“ Zu dieser Zeit hätten sie es nicht ertragen, wenn der andere im Raum war. Erst ganz am Ende von Webbers Formel-1-Karriere entspannte sich ihr Verhältnis.

Brief von Vettels Anwalt

Erstmals schreibt der Mann aus New South Wales auch über ein pikantes Detail in der damaligen Auseinandersetzung. Webber verweist auf einen Brief, in dem Vettels Anwälte Red Bull unmissverständlich klargemacht hätten, dass das Überholverbot in Malaysia unlauter war und einen Vertragsbruch darstelle. Deshalb hätte Vettel alles Recht zum Überholen gehabt und dürfe nicht bestraft werden. Teamchef Horner habe später die Existenz dieses Schreibens bestätigt. „Meiner Meinung nach muss man es fair akzeptieren, wenn man im Zweikampf ehrlich besiegt wurde“, kommentiert Webber.

Zumindest gibt der Australier das Offensichtliche zu: „Ich gebe gerne zu, dass er ein besserer Formel-1-Rennfahrer ist, als ich es je gewesen bin. Insgesamt war er aber wie ich nur eine Figur in dem großen Spiel, das die Formel 1 ist.“ Freunde werden er und der viermalige Weltmeister wohl nie mehr.

Vettel nahm die Kritik gelassen. Vor dem Großen Preis von Großbritannien in Silverstone am Sonntag (14 Uhr, RTL und welt.de) sagte der Ferrari-Pilot: „Mit ist eigentlich egal, was Mark über mich zu erzählen hat. Jeder hat das Recht auf seine Meinung. Wenigstens hat er mir in Monaco gesagt, dass er ein Buch geschrieben hat.“

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