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Maria Höfl-Riesch beendet ihre große Karriere

Deutschlands erfolgreichste Skiläuferin macht Schluss. Nach ihrem Olympiasieg von Sotschi tritt Maria Höfl-Riesch im Alter von 29 Jahren ab. Zuletzt war sie schwer gestürzt.

Maria Höfl-Riesch hat dreinhalb Wochen nach einem weiteren Höhepunkt ihrer Karriere ihren Rücktritt vom Rennsport erklärt. 13 Jahre, oder genau genommen 4780 Tage nach ihrem ersten Start bei einem Weltcup-Rennen, sagte die 29-Jährige am Donnerstag in München nun „Servus“ – als dreimalige Olympiasiegerin, als zweimalige Weltmeisterin, als Gesamtweltcupsiegerin und vieles mehr.

„Das war eine traumhafte Karriere, ich war in allen Disziplinen über Jahre vorne dabei“, sagte Höfl-Riesch. Nun verabschiedete sie sich im Beisein ihrer Eltern in einem Sponsoren-Raum am Flughafen München. „Maria war eines der wenigen herausragenden Gesichter für das Image und die Wahrnehmung des Alpinsports und des deutschen Sports“, sagte Hörmann und nannte den Rücktritt „ein einschneidendes Erlebnis“. Er habe mit „kaum einer Athletin so mitgefiebert und mitgelitten“.

2010 wurde Höfl-Riesch in Kanada Doppel-Olympiasiegerin, holte dazu Gold in der Super-Kombi und Silber im Super-G von Sotschi. „Der größte Traum hat sich für mich noch mal erfüllt, man soll aufhören, wenn es am schönsten ist, und das war das Schönste, was ich mir vorstellen konnte“, sagte Höfl-Riesch

Beinahe die gesamte vergangene Saison hatte Höfl-Riesch mit sich gerungen: Weitermachen und eine Saison dranhängen, sich also so eine Art Abschiedstour gönnen? Oder doch aufhören? Nach Olympia in Sotschi, wo sie Gold in der Kombination gewann und Silber im Super-G schien sie zum Weitermachen zu tendieren, zugleich aber war dies auch der Höhepunkt, den sie sich zum Ende der Karriere erhofft, erträumt hatte.

Der Abschied wäre vollends perfekt gewesen, hätte Höfl-Riesch am vergangenen Wochenende auch noch ein zweites Mal nach 2011 die so begehrte große Kristallkugel für die Beste im Gesamtweltcup gewonnen. Im viertletzten Saison-Rennen der Saison aber war sie vergangenen Mittwoch beim Weltcup-Finale in Lenzerheide schwer gestürzt – sie gewann trotzdem den Abfahrtsweltcup, doch in der Gesamtwertung zog Anna Fenninger aus Österreich noch vorbei.

„Maria darf nicht aufhören“

In den vergangenen Tagen und Wochen war Höfl-Riesch noch ein paar Mal beinahe auf Knien angefleht worden, ihre Karriere doch bitte fortzusetzen. „Maria darf nicht aufhören. Wir brauchen sie unbedingt“, sagte ihr langjähriger Weggefährte Felix Neureuther. Auch er räumte allerdings ein: „Ich würde es verstehen, wenn sie aufhört. Denn sie hat alles in ihrer Karriere gewonnen.“ Und sie gewann oft dann, wenn sie mit dem Rücken zur Wand stand.

Ihre Bilanz ist eindrucksvoll, national sowieso – dort sind ihr allenfalls Rosi Mittermaier und Katja Seizinger ebenbürtig. Auch international gehört sie zur Liga der Größten – vor allem wegen ihrer Erfolge bei Großveranstaltungen. Die Bilanz: Dreimal Gold bei Olympia, dazu einmal Silber; zweimal Gold und viermal Bronze bei Weltmeisterschaften; ein Gesamtweltcup, fünf weitere kleine Weltcup-Kugeln. 27 Rennen im Weltcup gewonnen.

Es hätte noch mehr werden können: Doch Kreuzbandrisse im Januar 2005 und Dezember 2005 verhinderten einen Start bei der WM 2005 und bei Olympia 2006, und bei der WM 2007 war Höfl-Riesch noch nicht wieder so richtig fit. Es hätte auch mehr werden können, wäre Höfl-Riesch, ein begnadetes Ski-Talent, eine Allrounderin, wie es nicht mehr viele gibt, nicht hin und wieder auch an sich selbst gescheitert.

Viel bemerkenswerter aber: Schien die Lage aussichtslos zu sein, mochte der Druck kaum auszuhalten sein – es waren gerade diese Momente, in denen Höfl-Riesch zu großer Form auflief. Bei der WM 2009 misslangen ihr die ersten vier Rennen, sie schien am Boden – im letzten gewann sie Gold. Bei Olympia 2010 wurde sie ihrer Favoritenrolle in der Kombi und im Slalom gerecht. Zur WM 2013 fuhr sie verunsichert – und holte Gold und zweimal Bronze.

Sie hinterlässt eine große Lücke

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Warum alle gehofft haben, dass Höfl-Riesch doch noch ein Jahr weitermacht, ist leicht zu erklären: Mit Ausnahme von Viktoria Rebensburg, bei Olympia schon mit Gold (2010) und Bronze (2014) im Riesenslalom dekoriert, gibt es nun keine Siegfahrerin mehr im Deutschen Skiverband. Erfolge werden rar werden, die Lücke, die Höfl-Riesch hinterlässt, wird womöglich über Jahre nicht zu schließen sein.

Einer wird sie ganz besonders vermissen, in vielerlei Hinsicht. Er hat sie entdeckt, gefördert. Er saß bei ihren Interviews mit am Tisch, die sie nach ihrem ersten Weltcup-Start am 16. Februar 2001 in Garmisch-Partenkirchen geben musste, weil die Beobachter erkannten: Diese 16-Jährige, die da gerade auf Rang 20 gefahren war, aus der wird mal eine. Wolfgang Maier, damals Trainer, heute DSV-Sportdirektor, wusste das.

„Die Maria ist noch nicht so alt, dass sie aufhören muss. Und sie ist eine leidenschaftliche Skifahrerin“, sagte Maier noch am vergangenen Wochenende. Er hoffe, fügte er an, dass Höfl-Riesch „mit dem Herzen“ entscheide – und damit für den Skisport. Es ist nun also eine Entscheidung der Vernunft daraus geworden, doch wer will es Höfl-Riesch verdenken? So eine Abschiedstour, das wäre für sie im Grunde genommen nichts gewesen. „Ich werde erstmal den Urlaub genießen und das Gefühl, nicht an die nächste Saison denken zu müssen“, sagte sie zum Abschluss.

sid/SUF

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