WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Panorama
  3. „Maischberger“: Ingrid Steeger und das gepfändete Bauernhimmelbett

Panorama „Maischberger“

Ingrid Steeger und das gepfändete Bauernhimmelbett

Schauspielerin Ingrid Steeger – hier bei einem früheren Auftritt bei "Menschen bei Maischberger" – ist nach eigener Darstellung wieder in der Erfolgsspur unterwegs Schauspielerin Ingrid Steeger – hier bei einem früheren Auftritt bei "Menschen bei Maischberger" – ist nach eigener Darstellung wieder in der Erfolgsspur unterwegs
Schauspielerin Ingrid Steeger – hier bei einem früheren Auftritt bei "Menschen bei Maischberger" – ist nach eigener Darstellung wieder in der Erfolgsspur unterwegs
Quelle: pa/dpa
Kann jeder in die private Schuldenfalle rutschen? Bei Maischberger erzählte die frühere Sex-Ikone Ingrid Steeger vom finanziellen Absturz. Eine besonders naive Anlegerin ließ Finanzexperten staunen.

Mit ihrer aufreizenden Rolle als etwas dümmliche Blondine in der Sketchshow "Klimbim" wurde Ingrid Steeger zum Sex-Symbol und TV-Star der 70er-Jahre. In den Fokus der breiten Öffentlichkeit rückte sie dann erst wieder vor drei Jahren, als Medienberichte sie als Hartz-IV-Empfängerin outeten.

Um sich der Öffentlichkeit zu stellen, ging sie bereits damals in die Show von Sandra Maischberger, wo sie am Dienstagabend nun erneut saß, um mit etwas Distanz ihre Krise und deren Bewältigung zu reflektieren - und um nebenbei ihre gerade erschienene Autobiografie zu bewerben. Das Thema "In die Pleite geschlittert: Absturz oder Neuanfang?" wirkte da wie maßgeschneidert.

Ihren damaligen Auftritt beschrieb sie rückblickend als eine Art Initialzündung für ihren Neuanfang. Von Depressionen geplagt, habe sie seinerzeit zunächst versuch, ihre Situation geheimzuhalten und zu leugnen - nicht zuletzt vor sich selbst. Der Schritt in die Öffentlichkeit habe ihr die Augen geöffnet und sie schließlich aus ihrem Kokon ausbrechen lassen. Ein neues Selbstbewusstsein war ebenso die Folge wie neue Theaterengagements. Bis 2015 sei sie nun ausgebucht.

Auf Maischbergers Nachfrage nach den Gründen für die Krise führte die 66-jährige immer wieder ihr krankheitsbedingtes Desinteresse an: "Das hat mich alles nicht interessiert. Ich konnte keine Freude und kein Leid empfinden, habe Briefe mit den Rechnungen ungeöffnet gesammelt, bis die Räumungsklage kam."

Über Steegers extrem angespannten Familienverhältnisse, ihr daraus resultierendes, oftmals devotes Verhalten gegenüber ihren Ehepartnern und ihr allzu festgelegtes Image als Schauspielerin, das zum Karriereknick in den 80er-Jahren führte, erfuhr man allerdings kaum etwas. Die Ursachenforschung wäre damit allerdings deutlich fruchtbarer ausgefallen. Stattdessen wurde die Fragen erörtert, wer denn ihre Hunde Gassi führte, als sie sich wegen der Hartz-IV-Schlagzeilen nicht mehr auf die Straße traute, und wie sehr sie an ihrem Bauernhimmelbett hing, das schließlich gepfändet wurde.

Die erste Hälfte der Sendung gehörte fast komplett Ingrid Steeger. Stephanie Pallasch, Finanzexpertin der Stiftung Warentest, erklärte zwischendurch lediglich kurz, wie eine Privatinsolvenz abläuft und was es dabei zu beachten gilt.

Bewusstsein über eigene Fehler vorhanden

Anschließend durften die übrigen Gäste nacheinander ihre Schicksale schildern. Maischberger bemühte sich weitgehend vergeblich darum, für ein wenig Interaktion zu sorgen. Es blieb mehr oder weniger bei Einzelinterviews. Hotelbesitzerin Martina Wenckstern berichtete von ihrem traditionsreichen Haus im Rheingau, in dem ehemals Bundeskanzler, der Dalai Lama und Schauspieler Sean Connery abstiegen.

Zu lange habe sie das Hotel unrentabel geführt und zu spät die Konsequenzen gezogen. Erst seit sie personelle Einsparungen durchgesetzt und sich aufs Kerngeschäft konzentriert habe, gingen die Geschäfte wieder gut. Ein Insolvenzverfahren konnte sie jedoch trotzdem nicht mehr abwenden. Nachdem Wenckstern ihre Versäumnisse bereits selbst treffend analysiert hatte, musste Pallasch auf Maischbergers Nachfrage kaum weiteren Rat anbieten.

Auch die anschließende Geschichte von Siegfried Gukerle offenbarte ihre Fehler so offensichtlich, dass die Finanzexpertin kaum etwas hinzufügen musste. Der ehemalige Selfmade-Millionär hatte einst als BWL-Absolvent eine bis dato touristisch kaum erschlossene Karibikinsel als erster Reiseveranstalter in Europa erfolgreich auf dem Markt etabliert und auf großem Fuß gelebt. Ohne zwingenden Grund stieg er aus der Tourismusbranche aus.

Anzeige

Er verspekulierte sich mit neuen Geschäftsprojekten und verlor so binnen zwei Jahre sein komplettes Vermögen: „Ich hatte sieben Luxusautos, ein Haus in der Toskana, das volle Programm, und lebte am Ende auf 16 Quadratmetern. Ein Albtraum." Inzwischen steht Gukerle wieder auf beiden Beinen und gibt sich geläutert: „Im Durchschnitt sind Reiche nicht glücklicher. In Venezuela hab ich mehr glückliche Leute kennengelernt als in Beverly Hills und Bel Air zusammen."

Immobilie ohne Besichtigung gekauft

Gegen Ende der Sendung wurde es dann doch noch mal interessant, als Ingeborg Bloemker mit ihrem Anwalt Frank Beck zur Runde stieß. Die leitende Angestellte aus Berlin wollte mit einem Immobilienkauf ihre Altersvorsorge verbessern und investierte 100.000 Euro in eine Mietwohnung an einem vermeintlich zukunftssichereren Nato-Standort in Norddeutschland. Durch den dort bevorstehenden Abzug der britischen Truppen, die einen Großteil der Mieter in dem Gebäudekomplex stellen, droht in absehbarer Zukunft jedoch ein drastischer Wertverlust der – laut Beck – ohnehin überteuerten Immobilie.

Es kam zu einem Streitgespräch mit dem zugeschalteten Verkäufer Bernd Wolfgang Steuten, bei dessen Ende sich allerdings nicht nur Finanzexpertin Pallasch mehr über die Naivität der Berlinerin als über die Abgezocktheit des Investors gewundert haben dürfte. Bloemker hatte die Immobilie nämlich gekauft, ohne sie vorher besichtigt zu haben und sich über die Gegebenheiten vor Ort zu informieren. Sie habe einem Freund vertraut, der ihr das Objekt empfohlen hatte.

"Es ist absolut lebensnotwendig, sich Immobilien vor einer solchen Investition anzuschauen", so Pallasch. Darüber hinaus empfehle sie jedem, im Zweifel einen Sachverständiger hinzuzuziehen. Beck kritisierte zwar die Wucherpreise, pflichtete aber auch Pallasch bei: "In der Regel sollte man keine Immobilien kaufen, die so weit vom eigenen Wohnort entfernt liegen, und sich gegebenenfalls mit örtlichen Immobilienmaklern beraten."

Am Ende blieben mehr oder weniger spannende Einblicke in grundverschiedene, meist selbst verschuldete Einzelschicksale – die allerdings nur begrenzten Erkenntnisgewinn boten.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema