Madonna und ihre Tochter Lourdes lassen es sprießen. Miley Cyrus und Drew Barrymore wurden auch schon MIT fotografiert. Und die Sängerin Beth Ditto sowieso. Achselhaare. Gerade philosophiert das Netz erneut darüber, ob frau es wachsen lassen soll. Die Reaktionen gehen von „Schwestern, lasst es sprießen“ bis hin zu „Behaart kann ich mich nicht schön fühlen“.
Eine Kontroverse also. Mittendrin die attraktive Fitness-Bloggerin Morgan Mikenas aus Indiana. Ihre Fotos zeigen sie beim Yoga: ihren Waschbrettbauch, ihren durchtrainierten Rücken. Und – ihre Haare.
Vor zwei Jahren traf Mikenas eine radikale Entscheidung. Seitdem rasiert sie sich nicht mehr, weder an den Beinen noch unter den Achseln noch sonstwo. Ihren Körper präsentiert sie trotzdem in knappen Shorts, auch wenn die Haare bis zur Bikinizone reichen und darüber hinaus. „Ich habe aufgehört, mich zu rasieren, weil es mir unangenehm war“, sagt Mikenas der „Welt“. Es habe viel Zeit gekostet, es tat weh, irgendwann habe sie sich dann gefragt: „Warum mache ich das eigentlich?“ Als die Haare zu wachsen begannen, bemerkte sie: „Oh, das ist ja so weich!“ Also sei sie dabei geblieben.
Ihre Botschaft an andere Frauen lautet nun: „Liebt euch so, wie ihr seid.“
Als Teenager habe sich Mikenas noch rasiert, erzählt sie in einem Video ihres Blogs: Beine, Arme, Achseln. Damit angefangen habe sie im Alter von zwölf Jahren, nachdem Mitschüler im Sportunterricht sie wegen ihrer behaarten Beine gehänselt hatten. Mikenas sei weinend nach Hause gelaufen und habe ihre Mutter angebettelt, sich rasieren zu dürfen. Danach habe sie stets angenommen, Haare seien „schmutzig und unsexy“. Also war ihre Haut immer glatt. Doch glücklich fühlte sie sich nicht. „Wenn ich meine Beine rasierte, fühle ich mich machtlos, weil ich diese Entscheidung nur getroffen habe, um anderen zu gefallen.“ Das sei ein fremdbestimmtes Leben. Heute, wieder mit Haaren, fühle sie sich endlich wieder wohl in ihrem Körper.
Hinter ihrer Entscheidung stehe aber auch ein politisches Statement, betont Mikenas. Denn die Haarentfernung sei eine relativ neue kulturelle Praktik, die es im Westen erst seit etwa 100 Jahren gäbe: „Für mich gleicht das Rasieren einem Unterwerfungsakt der männlichen Herrschaftskultur, in der wir leben“ Die Werbung mache Frauen, die sich nicht rasieren wollen, Angst. Doch: „Es ist bloß Haar, wo ist das Problem?“
Kinder hänseln Mikenas beim Schwimmen
Knapp 65.000 Menschen folgen Mikenas inzwischen auf Instagram. Die User reagieren einerseits mit Entsetzen, aber auch mit Bewunderung und Zuspruch. Bei den Kommentaren zu ihren Fotos und Videos sei alles dabei, von hasserfüllt bis bewundernd und freundlich, sagt Mikenas. Aber sie gebe nicht viel auf dieses Urteil. „Ich versuche nur, mir selbst zu gefallen.“ Schönheit sei subjektiv und nicht das, was andere einem diktieren würden.
Einige Kommentar treffen sie trotzdem. Und zwar die von den Kindern, die sie betreut. Jeden Freitag geht sie mit ihnen schwimmen. „Kinder im Kindergartenalter sehen meine Haare und sagen: ‚Oh, mein Gott, du siehst aus wie ein Mann.‘ Was sagt das darüber aus, was diesen so kleinen Kindern schon beigebracht wird?“
Es sei unfair, dass sich inzwischen sogar Kinder dieser kulturellen Norm, sich zu rasieren, unterwerfen müssten, sagt Mikenas. „Die Leute starren und versuchen, dich runterzuziehen, damit du dich schlecht fühlst. So ist die Welt, in der wir leben.“
Mikenas‘ Freund empfindet die Haare übrigens nicht als störend. „Früher hat mein Freund mir die Beine rasiert. Und jetzt fühlt er meine weichen, behaarten Beine und mag es. Es hat sich für ihn nichts geändert … und das sollte es auch nicht. Er liebt mich, wie ich bin, und er liebt meine haarigen Beine.“
Für alle, die Mikenas‘ Beispiel folgen möchten, hat sie folgenden Rat. „Schön ist, was immer man selbst für schön hält. Triff Entscheidungen, aber denke darüber nach, warum du sie triffst. Hör auf fernzusehen und Magazine zu lesen, nur weil du jemand anderes sein möchtest.“ Wer den Medienstars hinterherhechele, könne nur von sich selbst enttäuscht werden. Sie wolle die Menschen dazu inspirieren, dass sich niemand zu schämen brauche.