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Panorama Serienkiller Robert Durst

Skrupelloser Millionenerbe könnte Zeugen beseitigen

Alles andere als ein harmloser, alter Multimillionär: Robert Durst ist ein eiskalter Killer, glaubt die Staatsanwaltschaft Alles andere als ein harmloser, alter Multimillionär: Robert Durst ist ein eiskalter Killer, glaubt die Staatsanwaltschaft
Alles andere als ein harmloser, alter Multimillionär: Robert Durst ist ein eiskalter Killer, glaubt die Staatsanwaltschaft
Quelle: AP
Das anstehende Gerichtsverfahren dürfte der spektakulärste US-Prozess seit dem gegen O. J. Simpson werden. Die Staatsanwaltschaft fürchtet gar, dass Robert Durst bis zum Auftakt 2018 weiter töten lässt.

Susan Berman ging nervös auf und ab und nagte dabei an ihrer Lippe, als Miriam Barnes ihr New Yorker Apartment betrat. Berman hatte ihre Freundin Barnes am Telefon gebeten zu kommen, sie müsse mit ihr reden. Nun stieß Berman hervor: „Ich werde dir etwas sagen, aber du musst mir versprechen, keine Fragen zu stellen.“ Barnes versprach es der Freundin. Dann sagte Berman: „Ich habe etwas für Bobby getan, ein Gefallen. Wenn mir jemals etwas zustößt, dann ist Bobby dafür verantwortlich.“

Dieser Gefallen, so glaubt die Staatsanwaltschaft in der Mordanklage gegen den exzentrischen Multimillionär Robert „Bobby“ Durst, war ein falsches Alibi. Es könnte der Schlüssel dafür sein, den New Yorker Immobilienerben nach Jahrzehnten doch noch des zweifachen Mordes zu überführen.

Das anstehende Gerichtsverfahren dürfte der spektakulärste US-Prozess werden, seitdem der Football-Spieler O. J. Simpson vor Gericht stand. Der Verdacht: Berman soll ihrem langjährigen Vertrauten Robert Durst 1982 ein Alibi verschafft haben.

Robert Durst im Jahr 2014
Robert Durst im Jahr 2014
Quelle: REUTERS

Ein Alibi, das angeblich vertuschen sollte, dass Robert Durst am 31. Januar 1982 seine Frau Kathleen Durst umgebracht hat. Ein Alibi, wegen dem Robert Durst 18 Jahre später auch Susan Berman erschossen haben soll – aus Angst, sie könne ihn nach all den Jahren doch noch verraten.

„Ich war zu Tode verängstigt“

Es sind harte Vorwürfe, für die Staatsanwälte, FBI und Polizeikräfte im ganzen Land seit Jahrzehnten stichhaltige Beweise suchen. Die Szene zwischen Berman und ihrer Freundin Barnes in dem New Yorker Apartment soll sich Anfang Februar 1982 ereignet haben, kurz nachdem Dursts damalige Ehefrau Kathleen verschwand. Über 35 Jahre lang hat Miriam Barnes, 66, eine frühere Filmmanagerin, über die Unterhaltung mit ihrer Freundin Susan Berman geschwiegen.

Angeblich, weil sie Angst hatte, Robert Durst könnte sie anderenfalls umbringen lassen. „Ich war zu Tode verängstigt. Bin ich immer noch“, sagte Barnes vergangene Woche bei einer gerichtlichen Anhörung. Sie war eine der sogenannten „Geheimzeugen“, die seit Wochen unter Polizeischutz stehen. Die Identität dieser Geheimzeugen wird bis unmittelbar vor ihrer Aussage geheim gehalten.

Der eigentliche Prozess gegen den mittlerweile 74-jährigen Durst soll erst 2018 beginnen. In den vergangenen Monaten berief die Staatsanwaltschaft aber immer wieder Anhörungen ein, um Aussagen von Zeugen auf Video aufzuzeichnen. Das sei nötig, so die Staatsanwaltschaft, um zu verhindern, dass Durst die Belastungszeugen vor Prozessbeginn aus dem Weg schaffen ließe. Durst sei ein skrupelloser Serienkiller. Ihm sei alles zuzutrauen.

Das Drama lag Susan Berman

Bermans Freundin Barnes sagte aus, sie habe sich damals nicht viel bei den merkwürdigen Andeutungen ihrer Freundin gedacht. Susan Berman war eine ohnehin exzentrische Person. Das Drama lag ihr. Sie wurde berühmt, weil sie ein Buch über ihre Kindheit als Tochter eines Mafiabosses aus Las Vegas geschrieben hatte und arbeitete später als New Yorker Kolumnistin.

Als beste Freundin von Robert Durst, einem New Yorker Immobilienerben und Playboy, gehörte sie ebenso wie Durst zur New Yorker Partyprominenz der 70er-Jahre. Nachdem Dursts Ehefrau im Winter 1982 spurlos verschwand, wurde Berman Dursts Pressesprecherin und hielt ihm die Boulevardpresse vom Hals.

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Bei der Anhörung von insgesamt vier neuen Zeugen in der vergangenen Woche sagte die ehemalige Filmmanagerin Barnes nun, erst nach Bermans Beerdigung in Los Angeles im Jahr 2001 habe es bei ihr Klick gemacht. Damals habe sie verstanden, was ihre Freundin mit dem Gefallen gemeint hatte: das falsche Alibi.

Spurlos verschwunden seit einer Dinner-Party

Kathleen Durst wurde am 31. Januar 1982 das letzte Mal lebend gesehen. Sie war bei einer Dinner-Party bei Freunden, als Durst sie anrief. Nach einem Ehestreit am Telefon stieg Kathleen Durst in ihren roten Mercedes und fuhr davon.

Durst sagte später aus, seine Frau sei kurze Zeit später in ihrem gemeinsamen Landsitz in Upstate New York aufgetaucht. Sie sei jedoch wenig später mit dem Zug nach Manhattan gefahren. Es war ein Sonntagabend, am nächsten Morgen wollte sie zur Uni gehen, in der sie Medizin studierte.

Die Frage, die Ermittler seit Jahren versuchen zu klären, lautet: Ist Kathleen Durst je in diesen Zug gestiegen und in Manhattan angekommen oder hat Robert Durst sie in jener Nacht auf dem Landsitz ermordet? Als wichtigster Beweis, dass sie die Nacht überlebt hatte, galt ein Anruf, der am Montagmorgen in der Universität einging. Der Dekan sagte aus, Kathleen Durst habe sich telefonisch krankgemeldet.

Welche Frau war wirklich am Telefon?

Die Staatsanwälte glauben nun, es sei in Wahrheit Susan Berman gewesen, die sich als Kathleen Durst ausgab und den Dekan anrief. Dafür spricht auch die Aussage einer weiteren Zeugin, die vergangene Woche Durst belastete. Dabei handelt es sich um eine langjährige Freundin Bermans: die Hollywoodproduzentin Lynda Obst, die unter anderem durch „Schlaflos in Seattle“ bekannt wurde. Auch Obst behauptete, aus Angst bislang geschwiegen zu haben.

Noch eine Zeugin: Die langjährige Freundin Bermans, die Hollywoodproduzentin Lynda Obst
Noch eine Zeugin: Die langjährige Freundin Bermans, die Hollywoodproduzentin Lynda Obst
Quelle: Getty Images Entertainment/Getty Images

Obst sagte aus, Berman habe ihr 1982 gestanden, dass sie für Durst bei dem Dekan der Universität angerufen und sich als Kathleen Durst ausgegeben habe. Als dritten Zeugen befragten die Staatsanwälte Rafael Prado in der Anhörung. Der Aufzugwärter in dem Manhattaner Gebäude, in dem Kathleen Durst lebte, hatte am 31. Januar 1982 Dienst. Er sagte aus, dass Kathleen Durst an jenem Abend nicht nach Hause gekommen sei. Einer seiner Kollegen, der Portier des Hauses, hatte damals ausgesagt, er habe sie gesehen. Er war einer der wichtigen Entlastungszeugen für Robert Durst. Der Aufzugwärter Prado dagegen sagte nun, jener Kollege sei ein schwerer Alkoholiker gewesen und habe häufig Blödsinn erzählt.

Als vierter Zeuge trat schließlich ein pensionierter New Yorker Polizist auf. James Varen berichtete, dass ihm der Nachbar von Kathleen Durst nach ihrem Verschwinden erzählt habe, Robert Durst habe seine Frau geschlagen und bedroht. Einmal sei sie aus dem Fenster des Apartments geklettert, habe bei den Nachbarn an der Scheibe geklopft und um Hilfe gefleht. Robert Durst habe eine Pistole und wolle sie umbringen. Der Nachbar habe Robert Durst konfrontiert, der habe damals gesagt, seine Frau habe sich alles ausgedacht und solle nach Hause kommen.

Backstage auf Crystel Meth verplappert?

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Für die Staatsanwaltschaft sind all diese Aussagen Puzzleteile, die letztlich zu einer Verurteilung Dursts führen sollen. Die Verteidigung dagegen tat die Zeugenaussagen als „Hörensagen“ und daher juristisch irrelevant ab.

Eigene Eitelkeit überführt mehrfachen Mörder

Verräterisches Mikrofon: In einer Drehpause auf der Toilette eines TV-Studios führt der Multimillionär Robert Durst ein Selbstgespräch. Darin gibt er zu, dass er drei Menschen umgebracht hat.

Quelle: N24

Der Fall war vor zwei Jahren überhaupt erst wieder aufgerollt worden, nachdem sich Durst in einer Fernsehdokumentation selbst belastet hatte. Während der Aufnahmen zur HBO-Serie „The Jinx“ ging Durst auf die Toilette und vergaß offenbar, dass das Mikrofon an seinem Hemd noch angeschaltet war. Er sagte: „Jetzt haben sie dich erwischt. Was zur Hölle habe ich getan? Sie alle umgebracht natürlich.“

Die Polizei nahm Durst im März 2015 fest, einen Tag bevor die letzte Folge der Serie in den USA ausgestrahlt wurde. Bei einem Verhör mit dem Staatsanwalt sagte Durst im vergangenen Jahr, er sei während der Filmaufnahmen high auf Crystal Meth gewesen.

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