Mehrere Monate nach dem Messerangriff auf Salman Rushdie hat der britisch-indische Schriftsteller erstmals wieder ein Interview gegeben. Der 75-Jährige ist auf dem rechten Auge erblindet und tut sich schwer mit dem Schreiben, wie er David Remnick vom US-Magazin „The New Yorker“ sagte. „Es gab Alpträume – nicht genau der Vorfall, aber einfach beängstigend“, wird Rushdie in dem Artikel zitiert.
Dennoch empfinde er ein Gefühl von Dankbarkeit. Es sei ihm schon besser gegangen, sagte Rushdie in dem am Montag veröffentlichten Text. „Aber wenn man bedenkt, was passiert ist, geht es mir nicht so schlecht.“ Rushdie war am 12. August bei einem Literatur-Event im US-Staat New York brutal mit einem Messer attackiert worden.
„Die großen Verletzungen sind im Wesentlichen verheilt“, beschrieb der Autor. Er habe Gefühl im Daumen, im Zeigefinger und der unteren Hälfte seiner Handfläche. Er erhalte viel Therapie für seine Hand, „und mir wird gesagt, dass es sehr gut läuft“.
Remnick, der mit Rushdie sowohl persönlich als auch per Videotelefonie sprach, schrieb in seinem Artikel, der Schriftsteller habe mehr als 18 Kilogramm abgenommen und lese vor allem mit Hilfe eines iPads, um die Beleuchtung und Schriftgröße anpassen zu können. „Auf der rechten Seite seines Gesichts befindet sich Narbengewebe“, schrieb Remnick. Rushdie spreche so flüssig wie eh und je, aber seine Unterlippe hänge auf einer Seite herunter und ein Nerv in seiner linken Hand sei schwer beschädigt worden.
Der iranische Revolutionsführer Ajatollah Khomeini hatte 1989 mit einer „Fatwa“ zur Ermordung Rushdies aufgerufen. Er warf ihm vor, sein Roman „Die satanischen Verse“ (1988) sei blasphemisch. Den mutmaßlichen Attentäter bezeichnete Rushdie als „Idiot“, sagte aber, er empfinde keinen Zorn. Nach dem Angriff war der Schriftsteller zunächst in einer Klinik notoperiert und an ein Beatmungsgerät angeschlossen worden.