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Der fast radikale Abschied eines YouTube-Superstars

Wirtschaftsredakteur
YouTube-Star Simon Unge (links) legte mit seinem Freund Felix von der Laden auf einem sogenannten Longboard – einem langen Skateboard – 1300 Kilometer durch Deutschland zurück – und dokumentierte die Reise auf YouTube YouTube-Star Simon Unge (links) legte mit seinem Freund Felix von der Laden auf einem sogenannten Longboard – einem langen Skateboard – 1300 Kilometer durch Deutschland zurück – und dokumentierte die Reise auf YouTube
YouTube-Star Simon Unge (links) legte mit seinem Freund Felix von der Laden auf einem sogenannten Longboard – einem langen Skateboard – 1300 Kilometer durch Deutschland zurück – un...d dokumentierte die Reise auf YouTube
Quelle: picture alliance / dpa
Simon Unge ist einer der erfolgreichsten Deutschen auf YouTube. Mit einem wütenden Abschiedsvideo schloss er seine Kanäle – das wirft ein Schlaglicht auf ein inzwischen hochprofessionelles Business.
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Einer der bekanntesten deutschen YouTube-Stars hat seine Video-Kanäle auf der Google-Plattform gestoppt. Simon Unge kündigte den Schritt am Wochenende mit einem letzten Video in seinen beiden Kanälen „Ungespielt“ und „Ungefilmt“ an.

Als Grund nennt Unge ein Zerwürfnis mit dem YouTube-Netzwerk Mediakraft Networks, bei dem er unter Vertrag ist. „Diese Entscheidung fällt mir nicht leicht und verändert zudem mein Leben entscheidend“, sagte Unge. Der 24-Jährige konnte mit seinen Kanälen mehr als zwei Millionen Abonnenten gewinnen.

„Ungespielt“, auf dem Unge vor allem kommentierte Spielszenen aus dem Videospiel „Minecraft“ veröffentlichte (Let’s Play Videos), kam zuletzt auf monatlich 22,5 Millionen Abrufe. Im Kanal „Ungefilmt“ zeigte Unge Videos aus seinem Alltag – und kam damit auf zehn Millionen Abrufe im vergangenen Monat.

Dass Unge eine Entscheidung getroffen hatte („die schwerste Entscheidung meines Lebens“), kündigte er zuvor bereits seinen mehr als 400.000 Followern bei Twitter an.

„Nicht wenig“ Geld mit YouTube verdient

YouTube-Stars werden an den Werbeeinnahmen auf der Videoplattform beteiligt. Je mehr Zugriffe sie auf ihre Videos verzeichnen, desto höher die Einnahmen. „Ich verdiene nicht wenig Geld mit YouTube“, sagte Unge. Durch seine Entscheidung verliere er eine Menge Geld. Branchenschätzung zufolge dürfte ein YouTuber mit etwa 30 Millionen Abrufen einen fünfstelligen Euro-Beträge monatlich verdienen. YouTube selbst macht keine detaillierten Angaben zum Verdienst seiner Stars. Nur soviel: Tausende YouTuber weltweit verdienten mittlerweile sechsstellige Beträge im Jahr.

Ab Sonntag wolle Simon Unge nur noch auf seinem neuen YouTube-Kanal unter www.youtube.com/unge veröffentlichen. Noch bevor er dort überhaupt Inhalte eingestellt hatte, zählte der neue Kanal am frühen Nachmittag bereits mehr als 380.000 Abonnenten.

Insofern dürfte der Abschied weniger radikal ausfallen als angekündigt. Auch die Höhe der finanziellen Einbußen ist noch nicht ausgemacht. Sie hängt schlicht davon ab, wie viele Fans Unge auf seinen neuen Kanal folgen.

In seinem Abschiedsvideo, das er in seine YouTube-Kanäle, auf Twitter und auf seine Facebook-Seite stellte, fand er harsche Worte für das Mediakraft-Netzwerk, die im Detail an dieser Stelle nicht wiedergegeben werden können. „Ich lass mich nicht gerne behandeln wie ein Scheißhaufen“, sagte er und schließt das Video ab mit den Worten: „Endlich frei.“

YouTube-Netzwerke sollen Künstler vermarkten

Netzwerke wie Mediakraft unterstützen YouTube-Künstler bei der Vermarktung ihrer Inhalte, klären Probleme und wollen ihre Vertragspartner entlasten. „Das alles habe ich von Mediakraft nie bekommen“, sagte Unge.

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Auch für seine Tour auf einem Longboard, bei der er auf einem solchen langen Skateboard mit Freunden 40 Tage lang 1300 Kilometer durch Deutschland rollte und seine Erlebnisse für YouTube filmte, vermisste er nach eigenen Angaben Unterstützung durch Mediakraft.

Erst nachdem die Deutsche Telekom helfen wollte, habe auch Mediakraft finanzielle Unterstützung zugesagt. Die sei aber bis heute nicht geleistet worden, so Unge. Nach eigenen Angaben kommuniziere man seit einigen Monaten über Anwälte.

Auch LeFloid verlässt Mediakraft

Ihm sei bewusst, dass er rechtliche Probleme bekommen könne, weil er seine Vorwürfe nun öffentlich mache. „Mein Stolz und meine Menschenwürde sind mir wichtiger als irgendwelche Zahlen“, sagte Unge.

Für Mediakraft ist Unge ein herber Verlust, allerdings nicht der erste. Bereits im Oktober wurde bekannt, dass sich Florian Mundt, auf YouTube bekannt als LeFloid, von dem Netzwerk trennen will. Die Kündigungsfrist laufe bereits, verriet Mundt.

LeFloid hat auf YouTube mehr als 2,2 Millionen Abonnenten. Im Magazin „Vice“ warf Mundt Mediakraft ebenfalls mangelnde Unterstützung vor. „Bei mir war es im Endeffekt irgendwann so weit, dass ich erkannt habe, dass ein Netzwerk nicht mehr als ein hart gewinnorientiertes Unternehmen ist, das auch nicht mal zwangsweise daran interessiert ist, die kleinen YouTuber zu unterstützen und zu promoten, sondern die Großen noch größer zu pumpen, was mediale Aufmerksamkeit betrifft, um den eigenen Netzwerk-Wert zu erhöhen“, sagte er.

Vermarkter bestreitet Vorwürfe

Mediakraft vermarktet nach eigenen Angaben rund 2500 Kanäle und erreicht etwa 16 Millionen Nutzer. Zu den Top-YouTube-Stars unter dem Dach von Mediakraft gehört auch Y-Titty. „Wir sind der größte Online-TV-Sender in Mitteleuropa!“, heißt es auf der Website des Unternehmens. Mitte des Jahres hatte das Unternehmen in einer zweiten Finanzierungsrunde 16,5 Millionen Euro eingesammelt.

In einer Stellungnahme wehrte sich Mediakraft am Sonntagnachmittag gegen die Vorwürfe von Simon Unge. „Vor gut einem Jahr haben wir uns auf eine Zusammenarbeit geeinigt, mit klaren Vertragsregeln, die keine Fragen offen lassen“, schreibt das Unternehmen.

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Man halte sich daran und sei begeistert, zu einer Steigerung der Reichweite von rund zwölf Millionen auf bis zu 30 Millionen monatliche Videoabrufe und zu einem Zuwachs von einer Million Abonnenten seit Beginn der Partnerschaft aktiv beigetragen zu haben. „Nun ist es so, dass Simon Unge einen gültigen Vertrag unterschrieben hat, der nicht einseitig aufgehoben werden kann.“

Es sei falsch, dass Mediakraft “ungespielt” bei der Longboard-Tour nicht unterstützt habe. „Er hat ein Product Placement in fünfstelliger Höhe angeboten bekommen“, heißt es bei Madiakraft. Dennoch habe er – nicht vertragsgemäß – ein Vermarktungsangebot eines Wettbewerbers von Mediakraft angenommen. „Viele Leistungen, die wir Simon Unge angeboten haben, hat er ausgeschlagen.“

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