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Woher das Mitgefühl für die „Titan“-Insassen kommt

Migartion Titan Migartion Titan
Warum fühlen wir mit den fünf Vermissten der „Titan“, aber kaum mit Tausenden, die im Mittelmeer ertrinken?
Quelle: AP Photo/Joan Mateu Parra; Handout/OceanGate Expeditions/AFP
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Die Anteilnahme für die fünf Männer an Bord der „Titan“ ist groß. Angesichts der mehr als tausend Menschen, die allein in den vergangenen sechs Monaten bei der Flucht über das Mittelmeer starben, erscheint das vielen unangemessen. Eine Psychologin erklärt den Unterschied.

Empfinden wir mehr Mitgefühl für fünf in einem Tauchboot im Atlantik vermisste Männer als für Hunderte im Mittelmeer ertrunkene Flüchtlinge? Diesen Gedanken formulieren derzeit viele Menschen in sozialen Netzwerken zu Berichten über die „Titan“. Das Tauchboot war auf dem Weg zum Wrack des berühmten Luxusdampfers „Titanic“, als der Kontakt zum Mutterschiff abriss. Aus Sicht der Psychologin und Neurowissenschaftlerin Grit Hein sind solche Gedankengänge durchaus nachvollziehbar.

„Mitgefühl und Empathie nimmt mit gefühlter Nähe oder auch Ähnlichkeit zu einer betroffenen Person zu“, sagte die Forscherin vom Uniklinikum Würzburg. Sie könne sich vorstellen, dass es sich für viele tatsächlich näher anfühle, zur „Titanic“ in einem U-Boot aufzubrechen, als seine Heimat wegen Krieg und Hunger zu verlassen. Für andere Menschen, die selbst einen Hintergrund als Geflüchtete haben, sei das sicherlich anders.

Auf Twitter schrieb ein Nutzer etwa zu dem Vorfall: „Das U-Boot-Unglück am Wrack der „Titanic“ ist bitter. Wir alle hoffen noch immer, dass die Opfer lebend geborgen werden! Aber sprachlos macht mich: Wie sehr dieses Unglück unsere Öffentlichkeit umtreibt und wie egal uns gleichzeitig täglich ertrinkende Menschen im Mittelmeer sind.“

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Twitter
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Für die Psychologin Hein liegt dieser Umstand auch in der Berichterstattung begründet. „In dem Moment, wenn ich Informationen über eine Person habe, erzeugt das dieses Gefühl des Kennens, Sichnäherstehens. Und das erhöht das Mitgefühl.“ Das ließe sich genauso gut über entsprechende Berichterstattung über Geflüchtete erzeugen, die aber so meist nicht passiere, ist Hein überzeugt.

Zugleich sagte die Forscherin: „Es gibt sicherlich das Phänomen, dass Mitgefühl sich abnutzt, und das hat teilweise natürlich auch seinen Grund.“ Wenn sich schlechte Nachrichten häuften und man bei jeder Meldung im selben Umfang auch emotional mitginge, würde das zum emotionalen „Burnout“ führen. „Im Vergleich dazu ist diese U-Boot-Situation schon recht einzigartig, weckt erstmal die Aufmerksamkeit, und ist etwas, womit wir uns zunächst auch intensiver auseinandersetzen.“

Es sei einfacher, sich in die Situation zu versetzen, in einem engen Raum eingesperrt zu sein. „Sei es auch nur in einem Fahrstuhl.“ Im Gegensatz dazu sei es wahrscheinlich für viele von uns schwer vorstellbar, wie es ist, auf der Flucht zu sein und sich mit Kind und Hab und Gut auf eine Reise zu begeben. „Das ist etwas, was für viele von uns wesentlich abstrakter ist, als dieses Eingesperrt sein auf engem Raum.“ Auch das könne diese zunächst stärkere empathische Reaktion gegenüber diesen fünf Männern im U-Boot erklären.

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Der Besatzung geht langsam der Sauerstoff aus

Mehr als drei Tage nach dem Verschwinden des „Titanic“-Tauchboots im Atlantik schwindet die Hoffnung auf ein Überleben der fünf Passagiere. Laut Experten gibt es keine Möglichkeit, die „Titan“ in der Tiefe mit Sauerstoff zu versorgen.

Quelle: WELT

dpa/wb

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