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ÖPNV-Angebot Jugendticket löst Vorfreude aus

Ab 1. August 2022 soll es im Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen ein Jugendticket geben: verbundweit und altersunabhängig gültig für Schüler, Azubis und Bufdis. Die Osterholzer Kreispolitik ist begeistert.
11.06.2021, 15:32 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Jugendticket löst Vorfreude aus
Von Bernhard Komesker

Landkreis Osterholz. Der Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN) bereitet die Einführung eines verbilligten Jugendtickets zum 1. August 2022 vor. Das bestätigte die Osterholzer Kreisverwaltung jetzt im Verkehrsausschuss des Kreistags. Das Ticket soll altersunabhängig für Schüler, Bufdis und Azubis gelten und im Jahresabo nicht mehr als 360 Euro kosten. Der entscheidende Beschluss der Mitgliedskommunen im VBN-Zweckverband wird Mitte Dezember erwartet. Doch schon jetzt feiern die Osterholzer Kreistagfraktionen das verbundweite Jugendticket als einen Meilenstein, selbst wenn der Monatspreis am Ende ein Stück über 30 Euro liegen dürfte.

Landrat Bernd Lütjen, zugleich Vorsitzender der Verbandsversammlung, soll nach dem erklärten Willen der Abgeordneten im ZVBN für das neue Ticket stimmen. Für den Landkreis Osterholz könnte das Ganze ein Nullsummenspiel werden, denn er schichtet zunächst die bisherigen Mittel für die kostenlosen Schulbus-Tickets einfach um. Dank der in Aussicht stehenden Landesmittel riskiere man schlimmstenfalls einen jährlichen Zusatzbetrag "im niedrigen sechsstelligen Bereich", der dann aus dem Kreishaushalt zu bestreiten wäre, sagte Verkehrsdezernent Dominik Vinbruck. Die Landkreise stehen nämlich für den Defizitausgleich des Verbunds gerade.

Hoffnung auf neue Nutzer

Er halte dieses Risiko aber angesichts von insgesamt fünf bis sechs Millionen Euro Landkreis-Zuschuss für den ÖPNV für vertretbar. Zumal auch das Gegenteil eintreten könne, wenn das Jugendticket in Scharen neue Nutzer einsteigen lässt und in den ersten drei Jahren auch die erhofften Bundeszuschüsse fließen. Der Mehrwert des Jugendtickets erscheine nicht nur für die heutigen Schulbuskinder beachtlich, deren Sammelzeitkarten bislang an Entfernungen und Linien gebunden sind. Sie erhalten im Sekundarbereich I statt dessen das Jugendticket vom Landkreis und müssen nicht einen Cent dazu bezahlen.

Ab August nächsten Jahres können Kinder und Jugendliche mit dem Ticket alle Busse und Straßenbahnen und Nahverkehrszüge im riesigen VBN-Gebiet Tag und Nacht nutzen. Wer noch nicht volljährig ist, müsse wegen Zeitpunkt und Zielort natürlich seine Eltern fragen, setzte Vinbruck mit einem Augenzwinkern hinzu. "Das gesamte Mobilitätspaket ist richtig klasse", frohlockte der Dezernent. Zudem gebe es die berechtigte Hoffnung, dass mehr junge ÖPNV-Nutzer auch als Erwachsene den Bussen und Bahnen die Treue halten.

Den Weg für solche regionalen Jugendtickets in Niedersachsen hat nach langen Verhandlungen letztlich die Landesregierung frei gemacht. Der VBN-Zweckverbund hofft nun auf einen Anteil von 1,83 Millionen Euro aus Hannover; noch vor der Sommerpause sollen diese Mittel über eine Rahmenvereinbarung eingetütet werden. Ein höherer Kostenbeitrag des Landes wäre zwar wünschenswert gewesen, findet die Kreisverwaltung. Doch beim Miteinander mit Bremen rennen die Verantwortlichen immerhin offene Türen ein: Der Verkehrsentwicklungsplan der Hansestadt sieht ein Jugendticket auch bereits vor.

Noch dicke Bretter zu bohren

Zwei weitere Ziele wollen Politik und Verwaltung außerdem im Auge haben. Erstens: Kostenlose Schulbus-Tickets auch im Sekundarbereich II. Daraus dürfte wegen der nötigen Landesmittel nun frühestens 2023 etwas werden, obwohl etwas anderes im Koalitionsvertrag steht. Immerhin aber lässt sich dank des Jugendtickets für die Beteiligten nun auch ausrechnen, was die Einführung den Staat kosten würde, nämlich 30 Euro monatlich. Der Betrag unterliege freilich auch der allgemeinen Preissteigerung, so der Dezernent.

Zweitens: Die Nordbremer Tarifzone 101, die Fahrten von Osterholz-Scharmbeck zum Bremer Hauptbahnhof unverhältnismäßig verteuert, hat Vinbruck zufolge vorerst auch weiterhin Bestand. Es gebe mittlerweile zwar "mehr relevante Akteure", die sich für die Abschaffung aussprechen, doch verbindlich sei das bisher nicht. Der Landkreis bleibe aber am Ball. "Die Zeichen sind immerhin besser als vor einem Jahr."

André Hilbers (Grüne) bat darum, die Verwaltung möge auch dieses dicke Brett weiter bohren; über den Durchbruch beim Jugendticket freue er sich sehr. Es koste natürlich Geld, werde sich aber gewiss bezahlt machen. Davon zeigte sich auch Bernd Rugen (Linke) überzeugt. Mittelfristig wolle seine Fraktion aber eine deutliche Reduktion der Fahrpreise. Marie Jordan (CDU) zeigte sich optimistisch, dass das Jugendticket neue ÖPNV-Nutzer bringe, sodass für den Landkreis nicht zwangsläufig Mehrkosten entstehen. Kurt Klepsch (SPD) und Jürgen Ahlers (Bürgerfraktion) zeigten sich ebenfalls sehr zufrieden.

Zur Sache

VBN hat Mobilitätsgarantie erweitert

Gut vier Jahre hat es gedauert: Anfang 2017 forderten die Kreistagsgrünen eine Ausdehnung der Mobilitätsgarantie im Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (VBN). Seit April ist nun ein erweitertes Qualitätsversprechen in Kraft. Demnach wird - unabhängig von der Ursache - bei Verspätungen von mehr als 20 Minuten ein Teil des Fahrpreises erstattet. Wer sein Fahrtziel erst mit mehr als 60 Minuten Verspätung erreichen würde, soll bis zu 25 Euro für die Taxi-Quittung ausgezahlt bekommen; zwischen 23 und 5 Uhr greift diese Regelung schon nach 30 Minuten.

Nach Angaben der Kreisverwaltung habe die Corona-Pandemie die Einführung der Garantie verzögert. Sie bringe aber nun eine deutliche Verbesserung. Finanziell geht sie sogar über den Antrag der Grünen hinaus, die 15 Euro fürs Taxi gewünscht hatten. Problem aber, so der Grünen-Abgeordnete André Hilbers: Der Fall, der den Stein ins Rollen brachte, wird auch durch die neue Garantie nicht abgedeckt. Seinerzeit hatte ein Regionalbus ein Paar mit Zwillingskinderwagen nicht mitgenommen, weil an Bord kein Platz für die Säuglingskutsche war. Mit der neuen Regelung gibt es eine Erstattung nur, wenn beispielsweise für Fahrgäste im Rollstuhl die Technik versagt.

Dezernent Dominik Vinbruck erklärte, das sei an der BSAG gescheitert. Die Bremer befürchteten offenbar, zu oft wegen überfüllter Busse und Bahnen in Regress genommen zu werden. Er stimme mit Hilbers überein, dass die Sorge wegen Netz- und Taktdichte wohl unbegründet sein dürfe. Einstweilen aber überwiege das Positive. Im Kreishaus liege der Wunsch nach einer weiteren Ausdehnung der Mobilitätsgarantie "auf Wiedervorlage".

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