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Zusammengepfercht in Linie 34

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Weder überfüllt noch unpünktlich: Diesmal hält der Bus der Linie 34 ordnungsgemäß in Höhe des Aliceplatzes. Kürzlich haben VGO-Kunden ganz andere Erfahrungen gemacht.	(Foto: Nici Merz)
Weder überfüllt noch unpünktlich: Diesmal hält der Bus der Linie 34 ordnungsgemäß in Höhe des Aliceplatzes. Kürzlich haben VGO-Kunden ganz andere Erfahrungen gemacht. (Foto: Nici Merz) © Nicole Merz

Bad Nauheim (bk). In der Wetterau von einem Bus-Chaos zu sprechen, wie es in Teilen des Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreises derzeit herrscht, wäre übertrieben. Gleichwohl hat der Fahrplan- und Betreiberwechsel erhebliche Probleme verursacht, etwa in Bad Nauheim.

Eine junge Mutter mit ihrem drei Wochen alten Baby hatte am Freitag in Bad Nauheim den Kinderarzt besucht, in Begleitung von Freundin Silke Grünewald. Mit der Linie 34 wollten die Florstädterinnen nach Friedberg fahren. Zusammen mit acht weiteren Personen warteten sie seit 12.05 Uhr gegenüber des Aliceplatzes auf den Bus der Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO), der laut Fahrplan um 12.18 Uhr kommen sollte. Jede Menge Busse stoppten an der Haltestelle, der richtige war aber nicht dabei. Um 12.48 Uhr hätte die nächste 34 halten müssen – ebenfalls Fehlanzeige.

Als der Säugling mehr als eine halbe Stunde in der Kälte ausgeharrt hatte, wurde es Silke Grünewald zu bunt. Zudem hatte sie beobachtet, dass ein 34er-Bus vom Bahnhof kommend nicht die Parkstraße hoch zum Aliceplatz gefahren war. Vielmehr bog der Fahrer in die Zanderstraße ab. Ein Anruf bei der VGO brachte nicht viel: Von einem Ausfall sei nichts bekannt. Als die Frauen aus Florstadt gerade darüber nachdachten, ein Taxi zu nehmen und die Rechnung an die Verkehrsgesellschaft zu schicken, hielt auf der anderen Seite der Parkstraße plötzlich die Linie 34. Kurzentschlossen schnappten die Frauen den Kinderwagen und stiegen ein. Sie fuhren zur Endstation Bahnhof und blieben dort im Bus sitzen, der sich wenig später wieder in Richtung Kreisstadt aufmachte.

»Auf dem Weg nach Friedberg fing der Stress ab dem Aliceplatz erst richtig an«, berichtet Silke Grünewald. Überall stiegen verärgerte Fahrgäste zu, teils mit Kinderwagen oder Rollatoren. Die Bitte, keine Leute mehr in den überfüllten Bus zu lassen, seien vom unfreundlichen Fahrer ignoriert worden. Ein Mann habe seinen Kinderwagen zusammengeklappt, um etwas mehr Platz zu schaffen, eine ältere Damen habe mit starken Schmerzen eingeengt auf ihrem Rollator gesessen.

In dem Bus befand sich zu diesem Zeitpunkt auch Maike Halama aus Nieder-Mockstadt. Sie war mit ihrem dreijährigen Sohn und einer Freundin unterwegs. Alle stiegen am Aliceplatz zu, wo die Linie 34 mit 20-minütiger Verspätung eintraf. Maike Halama musste sich getrennt von ihrem Sohn hinsetzen und versuchte während der Fahrt, den Rollator der älteren Dame zu stützen, der umzufallen drohte.

»Die Situation spitzte sich Richtung Haltestelle Usa-Wellenbad weiter zu, als der Busfahrer versuchte, noch zig Schüler in den eh schon überfüllten Bus zu quetschen«, schildert die Mockstädterin die Situation. In der Mitte des Fahrgastraums hätten Mütter mit zwei neugeborenen Babys und einem Kleinkind sowie eine gehbehinderte Frau festgehangen. Die Lage habe sich erst am Bahnhof Friedberg entspannt. »Wir konnten froh sein, dass niemand zu Schaden kam«, lautet das Fazit von Maike Halama. An der Endstation beobachtete sie einen Bus der Linie 01, der eigentlich nach Echzell fährt. Er kam aber aus der Stadt, »hatte offenbar die ganzen Schüler einkassiert, die an Haltestellen festsaßen«.

Wie Silke Grünewald ergänzt, blieben einige junge Leute am Usa-Wellenbad zurück. Darunter ein Mädchen, das in der Sportklinik am Knie operiert worden war und trotz Schmerzen nach Friedberg laufen musste.

VGO-Pressesprecher Sven Rischen geht nicht auf Details der Vorfälle am 16. Dezember ein. Es sei nach dem Fahrplanwechsel zu gewissen Problemen und vereinzelten Beschwerden gekommen. »Leider schließt dies bei einigen wenigen Fahrern auch eine offensichtlich mangelnde Fahrwegkenntnis im Detail mit ein«, erklärt Rischen. Das galt für den Fahrer der Linie 34, der in die Zanderstraße abbog. Dieser Vorfall werde mit den Verantwortlichen des neuen Betreibers besprochen. Insgesamt gesehen habe der Betreiberwechsel aber gut funktioniert.

Einspruch gegen Vergabe

Seit dem 11. Dezember ist die Bahn-Tochter Busverkehr Hessen (BVH) im Auftrag der VGO neuer Betreiber der Buslinien FB-10 und FB 30-36. In der Anfangsphase hat es laut VGO einige Ausfälle und Verspätungen gegeben. Als Gründe werden technische Probleme genannt und Fahrer, die verschlafen haben. Der Wetterauer Fahrgastbeirat vermutet dagegen, dass die BVH unter Fahrermangel leide. Zudem funktionierten die Zielanzeigen der Fahrzeuge teilweise nicht. Ob die Bahn-Tochter die Linie langfristig betreiben darf, ist dahingestellt. Der unterlegene Mitbewerber, der Fernbusbetreiber DeinBus.de, hat nämlich gegen die Vergabe des Linienbündels an den BVH Einspruch eingelegt. Die Nachprüfung in der Vergabekammer läuft noch.

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