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Theater Münster

Ratsentscheidung: Golo Berg wird 2017 Münsters Generalmusikdirektor

Münster

„Wir haben uns sogleich gut verstanden.“ Golo Bergs Gefühl für die Stimmung bei seinen Probedirigaten in Münster trog nicht. Am Mittwochabend wählte ihn der Rat der Stadt zum neuen Generalmusikdirektor.

Johannes Loy

Golo Berg, seit 2012 Generalmusikdirektor des Theaters Vorpommern, kommt 2017 als GMD nach Münster.
Golo Berg, seit 2012 Generalmusikdirektor des Theaters Vorpommern, kommt 2017 als GMD nach Münster. Foto: Matthias Ahlke

Nicht nur das Sinfonieorchester zeigte sich von dem bald 48-jährigen Generalmusikdirektor des in Stralsund, Greifswald und auf Rügen beheimateten Theaters Vorpommern angetan. Die Findungskommission und die Mehrheit im münsterischen Rat zeigte sich überzeugt davon, dass die langjährige Erfahrung in der Position des Generalmusikdirektors für die Herausforderungen am Theater Münster und in der 300.000 Einwohner zählenden Kultur- und Universitätsstadt von Vorteil sein werden. Dementsprechend fiel die Entscheidung am Mittwochabend mit großer Mehrheit aus.

Für Benjamin Reiners, den immerhin 15 Jahre jüngeren Finalisten, blieb da nur der zweite Platz. Er mag sich damit trösten, dass er als junger Erster Kapellmeister der Staatsoper in Hannover noch alle Möglichkeiten hat, demnächst in die Generalmusikdirektoren-Position hineinzuwachsen.

Von Münster fasziniert

Portrait

Wer ist dieser Golo Berg? Ein Portrait: hier.

Was Golo Berg an Münster fasziniert, sagte er bereits am Dienstag im Gespräch mit unserer Zeitung, bevor es in die letzte Vorstellungsrunde ging. „Münster vereint scheinbar Widersprüchliches. Die Stadt hat viel Geschichte und eine dynamische Jugendlichkeit.“ Zugleich deutete Berg auch auf die ihn beunruhigende Neuordnung der Theaterlandschaft im Nordosten Deutschlands hin, wo die Theater und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz mit dem Theater in Stralsund und Greifswald bis 2020 zu einem „Staatstheater Nordost“ fusionieren sollen.

„Das Modell ist unausgegoren und praxisfern“, meinte Berg, der in Stralsund einen Vertrag bis 2018 hatte, aus dem er jetzt vorzeitig nach Münster wechseln wird: „Mein Ziel ist ganz allgemein eine moderne Orchester- und Theaterarbeit, die darauf abhebt, das Orchester lokal und regional zu vernetzen. Ich möchte eine Arbeit leisten, die das Haus und das Orchester so konkurrenzfähig macht, wie es der Ehrgeiz der Stadt ausstrahlt.“

"Habe mich dabei immer auch für die Moderne eingesetzt"

Berg sieht sich selber als Dirigenten deutscher Musiktradition mit deutlichen Vorlieben für Brahms, Bruckner und Mahler. Zugleich weiß er sich neuen Dingen verpflichtet: „Wissen Sie, ich bin 25 Jahre im Beruf und habe mich dabei immer auch für die Moderne eingesetzt.“

Für Benjamin Reiners, der sich 2013 schon einmal als Erster Kapellmeister in der Nachfolge von Hendrik Vestmann vorgestellt hatte, dann aber die Kapellmeisterstelle an der Staatsoper Hannover annahm, blieb diesmal nur die Position des ehrenhaft Unterlegenen. Der gebürtige Duisburger, der als Kirchenmusiker mit A-Examen ursprünglich von der Sakralmusik kommt, hatte offenbar auch mit jungen Projekten und neuen Vermittlungsmethoden in Münster geworben und war dabei auch auf fraktionelles Interesse gestoßen.

Motivation für den unterlegenen Reiners

Für Reiners, der Münsters Generalintendanten Dr. Ulrich Peters noch aus Zeiten am Gärtnerplatztheater in München kennt, bleibt das ehrenhafte Abschneiden Motivation genug, um bei weiteren Bewerbungen den Sprung in die Generalmusikdirektoren-Liga zu schaffen.

Unterdessen fragt sich Münster, was 2017 aus Fabrizio Ventura wird, der Münster dann nach zehnjähriger Amtszeit verlassen wird. Dem Vernehmen nach soll der gebürtige Römer seine Fühler auch in Richtung Italien ausstrecken.