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Teams holen sich Anregungen von der ABDA und der Kammer – und aus Österreich

Apotheken setzen auf Abstand

Lüdinghausen

Desinfektionsmittel, Plexiglasscheiben, Zugangsbegrenzung und ausgeweiteter Lieferservice: Die Apotheker in Lüdinghausen und Seppenrade versuchen mit gezielten Maßnahmen und penibler Hygiene weitere Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. „Es geht darum, sowohl die Kunden als auch uns zu schützen“, betonen sie unisono.

Annika Wienhölter

Desinfektionsmittel, Plexiglasscheiben, Zugangsbegrenzung und ausgeweiteter Lieferservice: Nele Waldmann und ihr Team haben in der Seppenrader Marien-Apotheke allerhand Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus getroffen.
Desinfektionsmittel, Plexiglasscheiben, Zugangsbegrenzung und ausgeweiteter Lieferservice: Nele Waldmann und ihr Team haben in der Seppenrader Marien-Apotheke allerhand Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus getroffen. Foto: Annika Wienhölter

Vor den Apotheken in Lüdinghausen und Seppenrade stehen die Menschen derzeit durchaus mal Schlange. Das liegt zum einen an der aktuell erhöhten Nachfrage nach Medikamenten, zum anderen an den Anti-Coronavirus-Maßnahmen. So haben einige Teams eine Zugangsbegrenzung festgelegt. In die Marien-Apotheke beispielsweise dürfen seit Anfang der Woche nur noch maximal drei Kunden gleichzeitig rein. Darauf weisen Schilder und Aufsteller hin. Wer drin ist, muss sich die Hände desinfizieren. Auch die Mitarbeiter setzen gewissenhaft Sterilium ein – für sich selbst ebenso wie an Tresen, Türklinken, Kassen und EC-Karten-Geräten, zählt Nele Waldmann auf. Diesbezüglich orientierten sich alle Kollegen an den Empfehlungen der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) und der Kammer, erklärt die Inhaberin der Marien-Apotheke.

Birgit Friesicke von der Markt-Apotheke in Lüdinghausen bestätigt das, ebenso Jan Forster von der Bären-, Thomas Lütke-Entrup von der Burg- und Michael Horstmann von der Schwanen-Apotheke. Sie alle wissen und betonen: „Es geht darum, sowohl die Kunden als auch uns zu schützen.“

Penible Hygiene

Dabei dienen ihnen auch die Österreicher als Vorbilder, bei denen das Virus zu einem früheren Zeitpunkt bereits stark verbreitet war und die so manche Schutzmaßnahme längst erprobt haben. Waldmann zum Beispiel hatte in einem Video aus dem Nachbarland die Anregung bekommen, Plexiglasscheiben an den Verkaufstischen anzubringen – als eine Art durchsichtige Schutzwand. Bereits am Wochenende hat sie mit ihrem Mann entsprechende Vorrichtungen angefertigt und angebracht. Ihre Kollegen haben entweder schon nachgezogen oder eine Handwerksfirma damit beauftragt. Horstmann hält eine „schnelle Umsetzung“ dieser Idee für „etwas kompliziert“. Er und seine Mitarbeiter setzen mit Abstandsregelungen, Zugangsbeschränkungen und penibler Hygiene vor allem auf die „neue Achtsamkeit aller“.

Genauso handhaben es Lütke-Entrup und sein Team: „Die Menschen sind ohnehin sensibilisiert – und verhalten sich sehr diszipliniert.“ Dennoch wolle er sich „mal erkundigen“, ob Plexiglasscheiben auch eine Option für die Burg-Apotheke sind.

Ausgeweiteter Lieferservice

Ein ausgeweiteter Lieferservice soll insbesondere den Risikogruppen – älteren und kranken Menschen – entgegenkommen. In Seppenrade ist es sogar so, dass kein Kunde mehr in die Apotheke kommen muss: „Die Patienten können die Arztpraxisteams bitten, uns ihr Rezept zukommen zu lassen, und anschließend uns telefonisch beauftragen, die Medikamente zu liefern“, erklärt Waldmann das Prozedere. Arzneimittellieferungen sind in den anderen Apotheken ebenfalls gang und gäbe. Forster betont diesbezüglich: „Auch unsere Fahrer beachten natürlich sämtliche Hygienevorgaben.“ Seine Mitarbeiter wiederum waschen derzeit jeden Abend nach getaner Arbeit ihre Kleidung und ihren Kittel bei 60 Grad.

Wiedie Kunden auf die Schutzmaßnahmen reagieren? „Alle verstehen das“, berichtet Friesicke. Trotz der Unannehmlichkeiten. Diese Erfahrungen haben auch Waldmann und ihr Team gemacht: „Die Kunden haben absolutes Verständnis – vor allem wenn wir ihnen erklären, dass es uns um den Kollektivschutz geht.“ Hinzu kommt: Sollte sich nur ein Apotheken-Mitarbeiter mit dem Coronavirus infizieren, bleibt die Filiale zu. Das ist allen bewusst. Deshalb werden die Teams mit Bedacht eingeteilt, in Seppenrade gibt‘s ein spezielles Schichtsystem.

Erwartete Lieferengpässe

Zudem haben die Mitarbeiter mit Lieferengpässen zu kämpfen. „Wir geben alles nur noch in haushaltsüblichen Mengen ab“, sagt Waldmann. Forster befürchtet, dass es künftig noch schwieriger wird, alle Medikamente in ausreichender Stückzahl zu bekommen. Sein Wunsch: „Die Krankenkassen sollten zumindest für einen bestimmten Zeitraum ihre Rabattverträge mit den Arzneimittelherstellern aussetzen.“ Damit die Medizin frei unter allen verteilt werden kann – und nicht manche Pillen und Co exklusiv für bestimmte Krankenversicherte „reserviert“ sind.