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Finanzsynode des Kirchenkreises

Für manche Gemeinden wird es schon eng

Tecklenburger Land

Steigende Kirchensteuereinnahmen, aber noch stärker steigende Kosten vor allem beim Personal und bei der Gebäudeunterhaltung. Unter anderem mit dieser Entwicklung hat sich die Haushaltssynode des evangelischen Kirchenkreises Tecklenburg befasst.

Von Paul Meyer zu Brickwedde

Per Zoom-Konferenz kamen die Synodalen – im Bild Superintendent André Ost – zusammen. Den Haushalt für das kommende Jahr beschlossen sie mit großer Mehrheit.
Per Zoom-Konferenz kamen die Synodalen – im Bild Superintendent André Ost – zusammen. Den Haushalt für das kommende Jahr beschlossen sie mit großer Mehrheit. Foto: Evangelischer Kirchenkreis Tecklenburg

Der evangelische Kirchenkreis Tecklenburg mit seinen 17 Kirchengemeinden und 27 Kindertageseinrichtungen kämpft mit erheblichen Kostensteigerungen in verschiedenen Bereichen. Das wurde am Montag während der Haushalts- und Finanzsynode deutlich. Dabei geht es vor allem um die Personalausgaben und die Gelder, die in den Gebäudebestand fließen.

„Es sind aufregende Zeiten in unserer Kirche“, sagte Superintendent André Ost zur Begrüßung der 80 stimmberechtigen Kirchenparlamentarier. „Der landeskirchliche Haushalt weist ein Defizit von 14 Millionen Euro aus und wir müssen mit einer ernsthaften Führungskrise leben“, so der Superintendent, der den Rücktritt von Präses Annette Kurschus als einen Verlust für die westfälische Kirche wertete.

Superintendent André Ost

Immerhin: Von den Finanzproblemen auf Landeskirchen-Ebene ist der Kirchenkreis nach den Worten von Ost nicht betroffen. Die rund 10,6 Millionen Euro Kirchensteuer, die 2024 zur Verfügung stehen, bedeuten ein Plus von circa 300.000 Euro. Doch sie reichen nicht, um das erwähnte Mehr an Kosten auszugleichen. Zu nennen ist laut Kirchenkreis zum einen die Pfarrbesoldungspauschale – also Geld, das für Pfarrerinnen und Pfarrer abzuführen ist. „Zum anderen sieht die neue kirchliche Finanzverordnung vor, dass eine Substanzerhaltungsrücklage für kirchliche Gebäude gebildet werden muss – Geld, das dann nicht mehr für die Arbeit in der Gemeinde zur Verfügung steht.“ Nicht zu vergessen der Kita-Bereich. Verbund-Geschäftsführer Ralf Evers sprach von einem Plus bei den Kosten von zwölf Prozent. Gleichzeitig seien die Pauschalen vom Land aber nur um 3,46 Prozent erhöht worden. Im Ergebnis führt all das dazu, dass es in einigen Kirchengemeinden schon jetzt finanziell eng werde, konstatierte André Ost in einem Pressegespräch im Anschluss an die Synode.

Eine der zentralen Aufgaben wird es seiner Einschätzung nach nun sein, den Gebäudebestand in den Fokus zu nehmen. Denn, so der Superintendent, es gebe Gemeinden, die inzwischen mehr als 50 Prozent ihrer Kirchensteuermittel in deren Unterhaltung stecken. Davon müsse man „sich befreien“. Eine, wie er einräumt, vor allem für die Presbyterien vor Ort sicher nicht einfache Aufgabe, sie müssten schließlich entsprechende Entscheidungen gegenüber den Gemeinden vertreten. „Denen blutet dabei das Herz.“

Zwei Fragen stellt er möglichen Lösungsansätzen voran: „Wo wollen wir als Kirche noch präsent sein?“ Und wie kann die Kirche abseits der Kirchensteuer weitere Einnahmen generieren, um künftig die Ausgaben noch zu decken? Nach Einschätzung von Ost muss es nicht allein um den Verkauf von Immobilien gehen. Vielmehr könnten durch veränderte Nutzungskonzepte etwa durch Mieten Erlöse erzielt werden, die den Gemeinden helfen, über die Runden zu kommen. Ost sprach von einem „neuen, offenen Denken“. Beispielhaft verwies er auf Lengerich, wo nun evangelische und katholische Kirchengemeinde über neue Gemeindehäuser verfügen. Müsste über diese Vorhaben heute entschieden werden, so der Superintendent, könnte aus seiner Sicht auch ein gemeinsam genutztes, also ökumenisches Gemeindehaus eine Lösung sein.

Beim Stichwort Präsenz stellte der Superintendent fest, dass Kirche diese nicht durch das komplette Paket aus Kirche, Pfarrhaus, Gemeindehaus und womöglich noch Kita zeigen müsse. Auch einer dieser Bausteine könne bereits reichen, um bei den Menschen zu sein. Ost: „Präsenz muss nicht automatisch mit Steinen verbunden sein.“

Abgeschlossen sein sollte dieser Transformationsprozess etwa bis 2030, erläuterte Ost weiter. Dann stehe ein „eklatanter Umbruch“ beim Personal bevor. Die Hauptamtlichen aus den Babyboomer-Jahren würden sich in den Ruhestand verabschieden und große Lücken hinterlassen. Auch dem müssten die Strukturen angepasst werden.

Da ab 2026 neu über die Grundsätze der Finanzverteilung entschieden werden muss, hat der Kirchenkreis eine AG Finanzsatzung und Finanzverteilung eingesetzt. Synodalassessor Jörg Oberbeckmann gab der Synode einen Zwischenbericht. „Wir wollen auf der Ebene des Kirchenkreises schlanker werden und stellen Überlegungen zu unabhängigen Trägerstrukturen an“, berichtete er. Es gehe um eine klare und gerechte Verteilung der Finanzen. Nur das solle in den Vorwegabzug gehen, was durch die Landeskirche erforderlich sei wie die Pfarrbesoldung, Interprofessionelle Pastoralteams, die Verwaltung, eine Klimapauschale, die Schule in der Widum und die Präventionsarbeit. „Es könnte dran sein, sich mit schmerzhaften Abschieden zu befassen“, meinte er.