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Abschied in den Ruhestand nach 42 Jahren

Ordnungsamts-Chef blickt zurück: „Nie stressig, aber immer wibbelig“

Ochtrup

Über 42 Jahre arbeitete Michael Alfert für die Stadt Ochtrup, zuletzt wachte er als Leiter über die Fachbereiche Ordnung, Schule und Soziales. Nun wurde er in den Ruhestand verabschiedet. Er blickt zurück auf einen Beruf, „der nie ein Schreibtischjob war“ und erzählt, wie sich der Anspruch der Menschen mit der Zeit verändert.

Von Joel Hunold

Michael Alfert (r.) übergibt symbolisch die Ordnungsamtsjacke an seinen Nachfolger Holger Brüggemann.
Michael Alfert (r.) übergibt symbolisch die Ordnungsamtsjacke an seinen Nachfolger Holger Brüggemann. Foto: Joel Hunold

Als „guter Beamter ist Herr Alfert pünktlich am 1. August um 0.19 Uhr aus unseren dienstlichen Whats­App-Gruppen ausgetreten“, erzählt die Erste Beigeordnete der Stadt Ochtrup, Birgit Stening, lachend. Über 42 Jahre lang hat Michael Alfert für die Stadt Ochtrup gearbeitet. War im Ordnungsamt tätig, leitete das damalige Schul- und Kulturamt, war kurzzeitig auch im Bauamt unterwegs.

Die vergangenen 13 Jahre leitete er den Fachbereich „Ordnung, Schule und Soziales“. Nun wurde er in den Ruhestand verabschiedet. „Kein Tag war wie der andere. Man wusste morgens nie, wie der Tag wird“, erzählt Alfert über einen Beruf, „der sicherlich nicht nur ein Schreibtischjob war.“ Das zeige etwa eine jahrzehntealte Anekdote: „1986, nach Tschernobyl, mussten wir alle Salatköpfe in den Gärten konfiszieren.“

Streitigkeiten lösen

Prägend seien auch die vergangenen Pandemiejahre mit „viel bürokratischen Aufwand“, ständigen Kontrollen und einigen „Regelungen, die ich auch nicht verstehen konnte“, gewesen. Seinem Eindruck nach habe mit der Zeit das Anspruchsdenken der Bevölkerung zugenommen. „Die Leute reden weniger miteinander“, sagt Alfert. Statt mit Nachbarn ins Gespräch zu komme, solle das Ordnungsamt – quasi als als Dienstleister – Streitigkeiten schlichten.

Ansonsten habe seine Aufgabe gerade in letzter Zeit in der Koordination seiner Abteilungen bestanden. Wie wichtig das sei, zeige nicht zuletzt der Ukraine-Krieg. Das Ordnungsamt habe ganz praktisch für die Verteilung, Versorgung und Unterbringung der Geflüchteten gesorgt, das Sozialamt das Finanzielle geregelt und das Schulamt Schulplätze für die Kinder und Jugendlichen bereitgestellt.

Probiert, das Beamtentum zu leben

„Ich war nie jemand, der um 17 Uhr den Hörer hat fallen lassen“, sagt Alfert. Eher im Gegenteil: Bei den wöchentlich wechselnden Bereitschaftsdiensten im Ordnungsamt oder bei vielen Wochenenddiensten im Rahmen von Konzerten oder Großveranstaltungen musste er ständig erreichbar sein. Doch als Beamter „gehört das für mich dazu, ich habe immer probiert, das zu leben“. Eine Arbeit außerhalb der Verwaltung habe er nie in Erwägung gezogen. „Am Anfang war ich jung und verheiratet, da ging das finanziell nicht. Aber hier hat es mir immer gut gefallen, es ist spannend und man kriegt alles mit.“

Michael Alfert

Im Ruhestand will Alfert erstmal „zur Ruhe kommen“ – „es war nie super stressig, aber immer etwas wibbelig“. Wobei er mit „zur Ruhe kommen“ keine Untätigkeit, sondern den Fokus auf Hobbys wie das Singen im Chor, Fotografie oder Reisen mit dem Wohnwagen meint.

Neuer Leiter des Fachbereich „Ordnung, Schule und Soziales wird Holger Brüggemann. „Ich freue mich wie Bolle auf die neue Aufgabe“, erzählt der 51-jährige verheirate Vater von drei Kindern. Zuvor stand er mehr als sein halbes Lebens im Dienste der Stadt Steinfurt, war dort auch lange im Ordnungsamt.

In Abläufe einarbeiten

„Es steht jetzt erstmal ein große Lernen an“, sagt Brüggemann. Er wolle sich in die Abläufe in Ochtrup einarbeiten, alle Verwaltungsmitarbeiter kennenlernen. Das gehe nur durch „Learning by doing, durch die Arbeit und die tägliche Erfahrung.“ Zur Not sei Alfert telefonisch erreichbar, betont dieser. „Aber ich gehe nicht davon aus, dass jetzt täglich das Telefon klingelt. Ich habe den Laden wohl ordentlich hinterlassen.“