Gülle natürlich separieren
Dass sich im Güllebehälter verschiedene Schichten bilden, ist nicht neu – nun verdeutlicht aber eine Masterarbeit an der TUM, dass es für bestimmte Betriebe sinnvoll sein kann, diese natürliche Separation der Schweinegülle gezielt zu nutzen.
Exakt düngen – das geht nur, wenn man weiß, was im Dünger steckt. Das gilt auch für die Gülle. Es gibt zwar Standardwerte für den Nährstoffgehalt verschiedener Güllen – die tatsächlichen Werte können aber je nach Betrieb stark abweichen. Schwankungen im Nährstoffgehalt gibt es aber nicht nur zwischen den Betrieben, sondern auch innerbetrieblich – beispielsweise durch mangelnde Homogenisierung. Denn im Güllebehälter entstehen durch Sedimentation unterschiedliche Sichten.
Je nach Gülleart ist diese Form der „natürlichen Separation“ mehr oder weniger stark ausgeprägt. Aber wie stark schwanken die Nährstoffgehalte in den unterschiedlichen Schichten? Das hat nun Anton Maier im Rahmen seiner Masterarbeit an der TUM am Lehrstuhl für Pflanzenernährung untersucht.
Nährstoffgehalt: Schichten unterscheiden sich
Dazu hat Maier Rinder- und Schweinegüllen genauer untersucht und Proben aus verschiedenen Tiefen der Güllebehälter entnommen. Zudem wurden Mischproben während der Ausbringung entnommen. Die Gülle wurde dabei mit einem zapfwellenbetriebenen Flüssigmistmixer homogenisiert – im Falle von Schweinegülle kontinuierlich und bei der Rindergülle einmal vor dem Ausbringen.
Um die Werte statistisch abzusichern, wurden wiederholt Proben aus den jeweiligen Beprobungstiefen genommen, wie Maier betont. Die Gülleproben wurden dann analysiert – hier sind die wichtigsten Ergebnisse:
- Schwimmschichten: Sowohl bei der Rinder- wie auch bei der Schweinegülle enthielt die Schwimmschicht einen signifikant höheren Inhaltsstoffgehalt. Die krustenartige Schwimmschicht hat durch die Verdunstung von Wasser an der Behälteroberfläche einen deutlich höheren Trockensubstanzgehalt – und damit auch einen deutlich höheren Gehalt an Nährstoffen.
- Rindergülle: Die Rindergüllen zeigten eine geringe schwerkraftbedingte natürliche Separation im Güllebehälter bei allen beprobten Nährstoffen. Das wird in der Literatur zum einen durch den höheren TS-Gehalt in der Rindergülle – der die Sedimentation negativ beeinflusst – erklärt. Zum anderen weist Rindergülle durch die Pansenverdauung Partikel auf, die Wasser anlagern und somit die Separation der Teilchen in der Gülle behindern. Weil Rindergülle wenig zur Sedimentation neigt, muss sie während der Gülleausbringung in der Regel nicht kontinuierlich gerührt werden.
- Schweinegülle: Bei der Schweinegülle hingegen ist die natürliche Separation wesentlich stärker. Es lassen sich deutliche Unterschiede zwischen der oberen Sinkschicht (Dünngülle) und der unteren Sinkschicht (Dickgülle) beim
- Trockensubstanzgehalt,
- beim Stickstoffgehalt (Nges und NH4-N) und
- beim Phosphatgehalt erkennen. Dies konnte bei allen untersuchten Schweinegüllen beobachtet werden. - Untere Sinkschicht: Die untere Sinkschicht von Schweinegülle weist einen durchschnittlich rund 9-fach höheren Phosphatgehalt und einen etwa 1,5-fach höheren Stickstoffgehalt als die obere Sinkschicht auf.
- Homogenisieren: Grundsätzlich kann man bei Schweinegüllen mit einem TS-Gehalt von unter 6 % von einer Sedimentation ausgehen. Aus diesem Grund sollte Schweinegülle kontinuierlich während der Ausbringung aufgerührt werden.
Die verschiedenen Schichten gezielt nutzen
Das starke Absetzverhalten von Schweinegülle bietet auch Chancen für viehstarke Betriebe in Veredelungsregionen, ist Anton Maier überzeugt. Denn obwohl die Gülle ein wertvoller Dünger ist, ist ihre Transportwürdigkeit durch den hohen Wassergehalt gering – und so können mitunter hohe Transportkosten entstehen.