Schluss mit dem Hänseln

Die Jugendfreizeiten stehen vor der Tür. Doch wie sollen sich Betreuer der Gruppen verhalten, wenn Kinder ausgegrenzt und beleidigt werden?



Wieder bieten viele Jugendorganisationen Ferienfreizeiten an. Für viele Kinder und Jugendliche ist es die schönste Zeit im Jahr. Doch wenn sich Zehnjährige mit „Schwule Sau!“ beleidigen, kann die Fahrt für die Kinder, aber auch für die Betreuer schnell zur Hölle werden.

Wie die Begleiter angemessen mit Diskriminierung umgehen, zeigte ein Seminar der Westfälisch-Lippischen Landjugend (WLL) in Münster. Irene Allerborn und Sebastian Seng vom Netzwerk für Demokratie und Courage NRW gaben den zwölf Teilnehmern Tipps, wie sie sich in diesen herausfordernden Situationen richtig verhalten.

Äußerungen entlarven

In Kleingruppen arbeiteten die Teilnehmer Diskriminierungen auf, die sie selbst schon als Betreuer von Jugendfreizeiten erlebt haben. Kinder mit Brille werden schnell zu „Brillenschlangen“. Mit einem kleinen Bauch hat das Kind gleich den Ruf als „Fettwanst“ weg. Über Sprachfehler wie Lispeln oder Stottern werden beleidigende Witze gemacht. Schnell ist es geschehen, dass einzelne Kinder ausgegrenzt werden, bevor die Betreuer es merken.

Daher ist es wichtig, die Diskriminierung früh zu erkennen. „Meist geht die Hänselei von einem Anstifter aus. Den müsst ihr ausfindig machen“, sagte Christian Peters, Landesbildungsreferent der WLL. Es sei wichtig, früh Grenzen zu setzen, damit sich die Diskriminierung nicht verselbstständigt. Laut Sebastian Seng vom Netzwerk für Demokratie und Courage wertet das Kind einen anderen ab, um sich selbst aufzuwerten.

„Hinterfragt ihre Äußerungen und zeigt eine Gegenmeinung auf“, riet er. Es sei wichtig, eine feste Position zu beziehen und die Beleidigung als substanzlos zu entlarven. „Brillenschlangen? Die gibt es wirklich, aber nur in Indien“, gab eine Teilnehmerin ein Beispiel, wie man charmant einer Hänselei den Wind aus den Segeln nimmt.

Schwierig für die Betreuer ist es auch, wenn neue Kinder zu Gruppen stoßen, die schon gemeinsam viele Jugendfreizeiten erlebt haben. Denn Neue werden von Kindern oft als Fremde wahrgenommen und werden schnell das Opfer von Hänseleien. „Bietet ihnen Raum, um gemeinsame Erfahrungen zu sammeln“, empfahl Sebastian Seng. Kinder aus der Gruppe können als Pate für die Neulinge wirken, um sie so zu integrieren.


Aus Position der Stärke

Sebastian Seng vom Netzwerk Demokratie und Courage erklärte, was Diskriminierung bedeutet. Sie entsteht, wenn Menschen, die ein bestimmtes Merkmal haben oder zu einer bestimmten Gruppe gehören, ausgegrenzt oder benachteiligt werden. Das kann die Hautfarbe, die Religion, aber auch eine Behinderung sein. „Diskriminierung hat immer mit Macht zu tun. Sie folgt aus der Position der Stärke“, sagte der Referent vom Netzwerk für Demokratie und Courage. Patrick Otte

Die WLL bietet in diesen Sommerferien drei Freizeiten an:

  • Im Food Camp auf dem Hof Birkenhake in Gütersloh erfahren die Kinder, wo das Essen herkommt. Dort können sie auf einem modernen Betrieb mithelfen.
  • Am Sorpesee im Sauerland können sie im Wasser toben und besuchen den Freizeitpark Fort Fun.
  • Mit einer Gruppe Jugendlicher fährt die WLL für 14 Tage auf die Mittelmeerinsel Sardinien.