Wie störanfällig sind PV-Anlagen?

Eine bundesweite Umfrage unter Landwirten zeigt, dass technische Störungen bei Photovoltaik-Anlagen immer wieder vorkommen, während Sturm- oder Hagelschäden selten sind.

Die meisten PV-Anlagen von Landwirten sind auf Dächern von Maschinenhallen ins­talliert oder auf Stalldächern. 63 % der 1.350 Befragten gaben an, ihre Anlage wöchentlich zu kontrollieren, 11 % überprüfen sie nur einmal pro Jahr, der Rest monatlich.

Laufen PV-Anlagen störungsfrei? Leider nein, wie die Umfrage zeigt. 40 % der Landwirte gaben an, schon Störungen gehabt zu haben. Mit 52 % waren technische Störungen die Hauptursache, gefolgt von Überspannungsschäden und Problemen, die sich durch fehlerhafte Montage einstellten. Hierin spiegelt sich auch die Ursache der schlechten Bewertung der Montage und des Kundendienstes wider.

Die Umfrage
Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat im Frühjahr 2013 bundesweit 1.350 Landwirte befragt, wie sie ihre PV-Anlagen beurteilen, die auf Dächern ihres Betriebes installiert sind. Es wurden nur Anlagen ausgewertet, die eine zwölfmonatige Einspeisung 2012 vorweisen konnten. Die Anlagen sind im Schnitt fünf Jahre alt, die installierte Leistung reicht von 1,1 bis 398 kWp. As

Naturereignisse wie Sturm- oder Hagelschäden wurden mit jeweils 1 % kaum gemeldet. Unter sonstigen Störungen finden sich Rahmenschäden durch Frosteinwirkung, elektrische Phasenverschiebungen mit Spannungsschwankungen, Schneckenspuren, Lockerungen von Kabelverbindungen unter den Modulen und insbesondere Tierverbiss durch Marder oder Nagetiere wieder. Besonders Marderverbisse wurden häufig gemeldet.

Wechselrichter sind störempfindlich

Wechselrichter sind die störempfindlichsten Bauteile. 61 % aller technischen Störungen kann man auf ihren Ausfall zurückführen. Dieses Ergebnis ist deshalb so be­deutsam, da das Durchschnittsalter der gemeldeten Anlagen bei fünf Jahren liegt. Unterstellen wir aus den Antworten, dass 40 % der Landwirte eine Störung an ihrer Anlage meldeten und davon die Wechselrichter einen 60%igen Anteil haben, bedeutet das: Fast jede vierte Anlage hatte bereits Probleme mit den Wechselrichtern.

Die Stromkabel wurden häufig nicht optimal verlegt. 10 % der Landwirte meldeten uns hierzu Ausfälle. Gelöste Kabelverbindungen und Probleme mit den Anschlussdosen am Modul deuten auf eine schlechte Montagequalität hin. Die Solarmodule sind mit 13 % durch Glasbruch und Störungen an den Solarzellen an den direkten Ausfällen beteiligt. Hier sind es oft unterbrochene Lötverbindungen oder „Hotspots“, also lokale Überhitzungen im Modul.

Wer übernimmt die Kosten, wenn eine technische Störung auftritt?

Auch zur Übernahme von Kosten bei einer Störung wurden die Landwirte befragt. Treten in den ersten Betriebsjahren Störungen auf, greift meistens die Garantie. Knapp 60 % aller Reparaturen wurden so abgewickelt. Das ist gemessen am Durchschnittsalter der Anlagen von fünf Jahren nachvollziehbar. 12 % der Störungen waren über die Versicherung abgedeckt, 11 % wurden per Kulanz erledigt.

Hierzu merkten viele Landwirte Folgendes an: Es sei ein Vorteil, die Anlage beim örtlichen Fachhändler gekauft zu haben. Als Nachteil wurde angemerkt, dass die Insolvenzrate bei den Solarbetrieben hoch sei.

Hohe Reparaturkosten

Die höchsten Reparaturkosten, die uns gemeldet wurden, lagen bei 80.000 €; sie fielen an einer 260-kWp-Anlage nach einer Überspannung durch Blitzschlag an. Die Versicherung beglich den Schaden.

Aber 18 % der Störungen mussten die Landwirte aus eigener Tasche zahlen. Die Reparaturkosten lagen zwischen 50 € (Ersatz einer Sicherung nach Blitzeinschlag) und 17.000 € bei einer Anlage, die ganz neu verkabelt werden musste.

In der Regel lagen die Reparaturkosten zwischen 500 und 3.000 €. Zu 80 % waren es Kosten für den Austausch von Wechselrichtern (nach Ablauf der Garantie). Anlagen, die bereits länger als sechs Jahre Strom erzeugen, waren davon oft betroffen. Christoph Gers-Grappershaus, Landwirtschaftskammer Niedersachsen


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