Plattbankfragen

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Philipp
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Plattbankfragen

Beitrag von Philipp »


Gruß in die Runde!

Gestern habe ich meine über das Weltnetz erworbene Plattbank geschärft und gleich mal ausprobieren wollen. Allerdings bin ich aus diesem Werkzeug nicht ganz schlau geworden. Wenn ich den Zweck einer Plattbank richtig verstehe, dann ist sie dafür gedacht, Füllungen von ihrer Maxim#####cke zur Feder, die in die Füllungsnut greift, abzuplatten, mit oder ohne dazwischen eine Stufe zu erzeugen, je nach Modell.

Die Sohle meiner Plattbank ist nicht parallel zur Oberseite , sonder fällt in Richtung des Werkstückes ab. Der Breitenanschlag steht senkrecht zur Sohle. Hobele ich nun mit dem Breitenanschlag bündig am Werkstück, dann kippt der Hobel in dessen Richtung und plattet nicht ab, sondern hobelt einen Falz, bzw. durch das an der Außenkante leicht hervorstehende Eisen sogar fast einen Grat. Die dann geneigte Hobeloberseite wirkt verwirrend. Wozu aber eine Plattbank, wenn es in diesem Fall auch ein Falzhobel täte?
Halte ich den Hobel bezogen auf seine Oberseite eben ausgerichtet, dann findet eine leichte Abplattung statt, allerdings schließt dann der Seitenanschlag nicht bündig mit dem Werkstück ab, was mir etwas komisch vorkommt. Ein Anschlag ist eine Referenz, und als solche soll er doch bündig mit dem zu bearbeitenden Werkstück abschließen.

Was mich noch regelrecht verunsichert hatte, war der Umstand, daß die PB sich so scheußlich schwer durchziehen ließ, obwohl das Eisen frisch geschärft und die Späne auch glatt und ohne große Ausrisse waren. Und das trotz schrägem Eisen und weichem Fichtenleimholz...Merkwürdig...

Wer hat einige Erfahrung mit der Plattbank an sich und im besonderen und kann mir etwas Hilfestellung hinsichtlich ihrer korrekten Verwendung geben?

Danke und Gruß

Philipp

P.S.: um mich aus dieser Ratlosigkeit zu befreien habe ich mich dann daran gemacht, zwei schöne Stücke Apfelholz zuerst mit dem bisher unbenutzten Schrupphobel und dann mit der Kurzrauhbank abzurichten, was schon ein Heidenspaß war (allein der Duft von Apfelholz!). Dann kam der neue, vom „Onkel aus Amerika“ mitgebrachte LV Flachwinkelbankhobel dran und die feinen Späne zischten mir nur so entgegen. Was für eine Freude! Fast wäre das Apfelbrettchen in Spänen aufgegangen...

Wolfgang Jordan
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Re: Plattbankfragen

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Philipp,

was mich etwas irritiert ist, daß die Sohle deiner Plattbank schräg ist. So eine habe ich noch nie gesehen. Ansonsten würde ich sagen, daß eine Plattbank einem Falzhobel sehr ähnlich ist. Der Unterschied besteht darin, daß der Tiefenanschlag immer fest ist und der Seitenanschlag verstellbar, und daß der Hobel breiter ist als ein Falzhobel. Außerdem kann die Stufe auch als mehr oder weniger komplexe Rundung entstehen.

Wenn man zu hobeln beginnt, entsteht zunächst ein Falz. Ist die entsprechende Tiefe erreicht, sitzt der Hobel auf dem Tiefenanschlag auf und beginnt dann, die Sohle des Falzes abzuschrägen. Wie lange man weiterhobelt, hängt nur noch von der Breite der Nut ab, in die die Füllung eingesetzt wird.

Daß der Hobel so schwer geht, könnte von der Spandicke abhängen. Schließlich ist der Span evtl. sehr breit.

Gruß, Wolfgang

Christof Hartge
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Re: Plattbankfragen

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Phillip, bin zwar gerade mitten im Umzug, alle Hobel ligen hübsch verpackt in Kisten, aber da konnte ich es nicht lassen hier mal vorbeizuschauen. Nebenan sind gerade große starke Mäner am Werk ...

Aber zur Plattbank: Plattbänke sind eigenwillige Hobel, insofern sind deine Probleme völlig normal. Das sie einen Grat hobelt, ist in der Tat merkwürdig. Umgekehrt ist das völlig normal: Die Platte fällt zur Außenseite des Werkstückes hin ab. Wenn es so wäre, ergibt das sehr dekorative Gehrungslinien an den Ecken der Füllung. In dieser Hinsicht hat es Plattbänke mit allen möglichen Profilen gegeben.

Hobel die einen Grat hobeln kenn ich nur zwei: Eben den Grathobel und den Zahnleistenhobel.

Der wesentliche Unterscheid der Plattbank zum Falzhobel ist vor allem das breitere Messer - mehr als 60 mm sind durchaus üblich und die schräggestellte Messerstellung. Schräge Messer sind nicht einfach einzustellen. Die horizontale Einstellung ist hochempfindlich. Wahrscheinlich stimmt bei dir die Abstimmung von Messerkante und rechtem Anschlag nicht.

Hast du ein Bild von deinem Hobel?

Soweit erstmal.

Viele Grüße, Christof.

Schräge Messer sind schwerer zu schleifen

Philipp
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Re: Plattbankfragen

Beitrag von Philipp »


Wolfgang: danke für deine (schon erwartete) Antwort und den Verweis auf Eckarts Seite. Dort hatte ich, wie auch bei dir, schon gestöbert und war auch auf die Plattbänke gestoßen.
Verstehe ich dich richtig, daß die PB zunächst einen gewöhnlichen Falz hobelt, und dann, nachdem die Anschlagstiefe erreicht ist, einfach zur Werkstückskante hin nach freiem Gusto abgewinkelt wird und somit die Falzsohle abschrägt, d.h. die Geometrie der Abplattung nicht durch die des Hobels vorgegeben wird? Das wäre in der Tat ein lehrreicher Hinweis. Werde ich gleich noch mal ausprobieren, auch wenn mir da ein paar Punkte in der Theorie noch nicht ganz klar sind. Aber erst probieren, dann weitere Fragen stellen...

Christoph: das mit dem Grat werde ich nochmals genauer überprüfen. Halte ich die Hobelsohle // zur Werkstücksfläche rührt der „Grat“ natürlich vom schlecht angepassten Hobelmesser her. Dessen Anschliff kommt nicht von mir sondern vom Vorbesitzer.
Daß schräge Messer schwieriger zu schleifen und auszurichten sind, finde ich ebenfalls. Ich besitze noch einen alten Stellfalzhobel mit schrägem Messer, und hier ist es besonders schwer, Messeraußenkante und Vorschneider in eine Linie zu bekommen. Bislang zeigten meine Versuche nur Ausrisse und andere „Verwüstungen“, entweder durch das Messer oder durch den Vorschneider. Meine Plattbank hat gar keinen VS.

Bilder kann ich leider nicht machen, aber sie sieht nahezu identisch aus wie diese bei Wolfgang: http://www.holzwerken.de/museum/molding/platt2.phtml

Naja, wenn ich Zeit habe, werde ich weiter testen und ggf. das Forum mit weiteren Fragen piesacken.

Vielen Dank einstweilen und Gruß

Philipp



Wolfgang Jordan
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Re: Plattbankfragen

Beitrag von Wolfgang Jordan »


Hallo Philipp,

was die praktischen Erfahrungen angeht, da frag lieber andere. Ich bin mehr Hobeltheoretiker.

Du hast das richtig verstanden, daß die Plattbank zunächst einen Falz hobelt. Mit einem Falzhobel würde man dann aufhören, wenn der Tiefenanschlag aufsitzt. Bei der Plattbank hobelt man einfach weiter. Sie nimmt dann nur noch außen Späne ab und legt sich dadurch langsam schräg. Man hört auf, wenn die richtige Randdicke erreicht ist (testen mit dem Nutklotz).

Was den Tiefenanschlag angeht, muß ich mich korrigieren: den gab es auch für Plattbänke verstellbar.

Gruß, Wolfgang

Andreas Winkler
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Re: Plattbankfragen

Beitrag von Andreas Winkler »


Hallo Philipp,

zu Deinem Problem : meines Erachtens sollte die Plattbank auf jeden Fall so geführt werden, daß , wie Du es schreibst der "...Hobel bezogen auf seine Oberseite eben ausgerichtet..." ist. Der von Dir beschriebene Grat, der entsteht, wenn Du nicht eben zur Hobeloberfläche hobelst, kann nicht im Sinne des Erfinders sein.
Vieleicht ist der Breitenanschlag nachträglich von jemanden angebracht worden, der sich nicht mit dem Werkzeug ausgekannt hat. Dieser Anschlag sollte nämlich nicht senkrecht zur schrägen Sohle, sondern senkrecht zur Oberkante und dem Rest des Hobels stehen. So war es zumindest bei allen Plattbänken, die ich bis jetzt gesehen habe.
Meines Erachtens ist die Geometrie der Abplattung definitiv durch die Hobelsohle vorgegeben. So wie ich die Beschreibung Deiner Plattbank verstehe, dürftest Du auch nicht zuerst einen Falz hobeln, sondern müßtest mit einer (immer größer werdenden) Schräge anfangen. Eben entsprechend der Hobelsohle.

http://home.insightbb.com/~sepost/woodwork.html und dann auf "Panel Fielder" klicken

Das sich das Eisen recht schwer durchziehen läßt, ist wohl normal bei Messerbreiten > 50 mm. Vieleicht auch etwas zuviel Eiseneinstellung.

Wolfgang: Steve Knight baut noch Plattbänke mit schräger Sohle. In einem Beitrag bei Woodcentral hat er mal deren Fertigung beschrieben. Es hies sogar, daß er es durch die geschickte Kombination von Winkeln (Schräge der Sohle - schräggestelltes Eisen - Bettung des Eisens) schafft, ein gerades Eisen für eine schräge Sohle zu verwenden.
Vor vieleicht zwei Jahren bin ich mal auf eine Internetseite eines Amerikaners gestoßen, der Plattbänke aus Apfelbaum-Holz herstellt, auch mit schräger Sohle. Finde die jetzt aber auf die Schnelle nicht.
Vieleicht hat jemand anderes den Link.

Gruß, Andreas



Eckhard Pohlmann
Beiträge: 163
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Tipp zur Plattbank

Beitrag von Eckhard Pohlmann »

[In Antwort auf #109082]
Hallo Philipp,

das Hobeln mit der Plattbank erfordert recht viel Übung und da die meisten von uns das nicht so häufig machen, vielleicht ein kleiner Trick.
Ich benutze die Pattbank anfangs wie einen Falzhobel und hobele eine parallele Fläche zur Frontseite bis ich die gewünschte Tiefe des Absatzes erreicht habe. Dann nehme ich den Vorschneider heraus und hobele die schräge Abplattung. Es besteht nun nicht mehr die Gefahr, dass ich mir mit dem Vorschneider die Fläche zerschneide. Ein Beispiel siehst du hier: http://www.altes-handwerkzeug.de/holzw/projekte/tueren/tueren.html

Gruß, Eckhard


Philipp
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Re: Tipp zur Plattbank

Beitrag von Philipp »


Hallo Eckard,

danke für deinen Beitrag. Ich habe selber letzte Woche deine Seiten ausgiebig durchgesehen - Respekt!

Ich muß auch meine Darstellung zu meiner Plattbank korrigieren: die Hobelsohel ist zwar geneigt, aber doch von dem Werkstück weg, d.h. völlig normal. Das Problem mit dem Hobeln eines "Grates" lag, wie schon vorher erwähnt. am leicht überstehenden Eisen das sich auf der dem Werkstück zugewandten Seite zuerst ins Holz grub.

Kürzlich habe ich die Plattbank erneut in die Hand genommen und etwas herumprobiert - und sie gefiel mir gleich viel besser! An einem Teststück aus billigem Fichtenleimholz habe ich sogar eine schöne Abplattung hinbekommen.

Was mich aber erstaunt hat, ist der Umstand, daß das Anhobeln der Abplattung quer zur Maserung deutlich besser und sogar leichter ging, als mit der Maserung (s. meine "Klage" darüber, daß die Plattbank sich schwer läuft). Der Wiederstand des Messers fühlte sich also mit der Maserung größer an!

Leider hat die PB keinen Vorschneider, weshalb es gegen die Maserung Ausrisse gab. Vielleicht muß ich ja einen nachträglich einbauen. Obwohl ich glaube, daß der Vorschneider nicht ohne Grund fehlt bzw. bei richtiger Handhabung auch ohne ihn gute Ergebnisse zu erzielen sein müßten. "Denn die früher waren ja auch nicht blöd!"

Frohes Abplatten und Gruß

Philipp

Eckhard Pohlmann
Beiträge: 163
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Tipp zur Plattbank

Beitrag von Eckhard Pohlmann »


Hallo Philppp,

wenn deine Plattbank keinen Vorschneider hat, musst du quer zur Faser mit einem anderen Werkzeug vorschneiden sonst bekommst du Ausrisse.
"Die früher" haben es mit dem Stechbeitel gemacht (in die Faust mit der Schneide zum kleinen Finger).

Gruß, Eckhard



Philipp
Beiträge: 891
Registriert: Mi 21. Nov 2012, 14:14

Plattbankrestauration *BILDER*

Beitrag von Philipp »


Ich greife dieses ältere, seinerzeit von mir begonnene, Thema wieder auf, um meine restaurierte Plattbank vorzustellen.

Zum Ausgangszustand:

- Hobelkörper weitgehend in Ordnung, allerdings hatte der schwach zu breite Keil für einen Riß am Widerlager gesorgt.
- Seitenanschlag aus Edelstahl (nicht mehr original) Schrott.
- Beschädigungen an den Kanten der Hobelsohle und des festen Tiefenanschlags.
- Kein Griff, daher ungünstige Ergonomie (das alte Thema halt).
- Messer natürlich stumpf, klar.
- Messer steht zu weit über die Sohlenkante über (ca. 1,5 mm).

Meine Modifikationen umfassten folgende Maßnahmen:

- Hobelkörper reinigen, alte Patina abhobeln und Hobelsohle einebnen.
- Keil etwas von seiner Breite nehmen (nur wenige Hobelzüge).
- Hölzernen Seitenanschlag bauen (aus Elsbeere).
- Sohlenkante einige mm weghobeln und durch Buchsbaumauflage ersetzen. Auf Flucht mit Hobelmesser bringen. Vorschneider mittels Furniereinlage in Flucht bringen.
- Beschädigten Festanschlag um einige mm abhobeln uns ebenfalls mit Buchsbaumkante verstärken.
- Griff bauen (aus Apfelholz) und einpassen.
- Messer schärfen.
- Hobel neu ölen.









Ergebnis:

Meine Maßnahmen zeigten Wirkung und schenkten mir eine Plattbank, mit der man endlich arbeiten kann (aus ihrem „Original“- und Verbastelzustand schließe ich, dass die Vorbesitzer mit diesem Werkzeug wohl nie richtig gut hätten arbeiten können).
Das Abplatten von Füllungen macht große Freude, sieht man doch, wie die gewünschte Form langsam unter den eigenen Händen entsteht. Es ist aber auch sehr anstrengend und zeitaufwändig, und angesichts von 8 Füllungen, die ich für meinen Badschrank benötige fliehen die Gedanken doch auch mal unerlaubterweise zu einer Tischfräse mit Abplattfräskopf.

Interessant finde ich übrigens, dass die Schnittqualität gegen die Maser eigentlich besser ist als mit der Maserung. Das schräge Messer hat gegen die Maserung überhaupt keine Probleme, einen sauberen Schnitt zu erzeugen, beim Hobeln mit der Maserung hingegen hat es sehr schnell die Tendenz, sich einzugraben. Daher bin ich dazu übergegangen, die Abplattung in Faserrichtung mit anderen Hobeln (Falzhobel) vorzuhobeln, dann endgültig abzuplatten und anschließend noch mit dem Veritas-Flachbetthobel nachzuarbeiten.

Beim Abplatten geh ich wie folgt vor: zuerst reiße ich die durch die Platzierung und die Breite der Nut vorgegebene Dicke von Abplattung und Feder an. Dann hobele ich mit der PB mehr oder weniger einen Falz, bis zu dem Punkt, wo der Tiefenanschlag aufläuft. Dann neige ich die PB zur Seite und hobele weiter bis zum Riß.





Die Restaurierung war kein Selbstzweck, sondern für das vorliegende Möbelprojekt notwendig. Ich finde es immer wieder erstaunlich, teilweise anregend, aber auch teilweise störend, wenn für ein bestimmtes Möbel erst einmal ein besonderes Werkzeug erstellt oder wenigstens hergerichtet werden muß. Natürlich lernt man dabei eine Menge, jedoch leidet das Zeitkonto ganz erheblich.

Viele Grüße

Philipp



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