Weltweit leisten rund 38 Millionen Kinder zwischen 5 und 14 Jahren Kinderarbeit unter ausbeuterischen und gesundheitsschädlichen Bedingungen wie zum Beispiel im Sexgewerbe oder in Steinbrüchen und Minen.
Keli ist einer von ihnen. Der 13-jährige Bub ist ein sogenannter «Chromit-Jäger». Er lebt in Bulqiza, einer kleinen Stadt in Ostalbanien. Die Stadt liegt eingebettet in grüne Täler, etwa vier Stunden von der Hauptstadt Tirana entfernt. Schon seit 1948 wird hier das Chrom-Erz abgebaut. Unter dem Berg befinden sich Minenschächte, die sich bis 2‘500 Meter in die Tiefe schlängeln. Über dem Boden türmen sich die «Eingeweide» des Berges – Steine, die aus den Minen abgetragen wurden. Heute ist der Abbau von Chrom der Hauptwirtschaftszweig der Region und die Lebensgrundlage vieler Menschen. Doch bevor es poliert und glänzend vorliegt, geht das Gestein in einigen Fällen auch durch Kinderhände, die es aus Dreck- und Steinhaufen hervorsuchen.
Vor einem Jahrzehnt hat die Regierung den Firmen strengere Vorschriften erlassen und offiziell Kinderarbeit verboten. Diese Anstrengungen haben jedoch zu einer Explosion des Schwarzmarktes geführt. Auf diesem wird mit Steinen gehandelt, die Kinder ausserhalb der Minen auf gefährlichem Gelände suchen. Ihre gefundenen Schätze verkaufen sie an sogenannte «Chrom-Bosse». An einem guten Tag findet ein Kind zwischen 80 und 100 Kilogramm Gestein. Für ihre harte und gefährliche Arbeit erhalten sie nicht einmal 8 Schweizer Franken.
Statt in der Schule zu sein, flitzen die Kinder mit geprellten und aufgeschnittenen Beinen auf den steilen Graten rund um Bulqiza umher. Sie hoffen auf baldigen Regen, der die besten Steine freilegt. Keli hat ein besonders schweres Schicksal. Seine Mutter, das Oberhaupt und die Versorgerin der Familie, verunglückte bei einem Traktorunfall als sie nach dem Erz suchte. Sein Vater hat die Familie verlassen. Deshalb wird Keli von seinen Geschwistern grossgezogen. Jeden Tag arbeitet der 13-jährige Junge zwischen den Gesteinstürmen – und nachts arbeitet er in seinen Träumen weiter. «Ich träume davon, dass ich herunterschaue und den besten Chromit finde», erzählt Keli. Sein 21-jähriger Bruder Selimi hingegen hat Albträume. Er träumt davon, dass er ebenfalls wie seine Mutter bei der Arbeit verunglückt. Er wäre leider nicht der einzige. Schätzungen gehen davon aus, dass auf albanischen Minen jeden Monat zwei Arbeiter tödlich verunglücken. Wie viele Kinder zu Schaden kommen, ist nicht bekannt. Klar ist, dass diesen Kindern elementarste Rechte verweigert werden, zum Beispiel das Recht auf Schulbildung oder das Recht auf Schutz vor Ausnutzung. Als Botschafterin für Kinderrechte setzt sich World Vision Schweiz in seiner täglichen Arbeit für diese Rechte ein – und zwar auf lokaler, nationaler und globaler Ebene.
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