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Gazettchen

Der Aufkleberkampf ist neu entfacht

Ob Werbegegner oder Werbebefürworter, alle kleben, was das Zeug hält. Die Selbstbestimmung endet am Briefkasten.

Er tobt wieder: der Kampf um die Aufkleber für oder gegen Werbung. Als ich 2008 an meine jetzige Adresse in ein damals neues Mehrfamilienhaus zog, dauerte es keine Woche, bis jemand auf alle Briefkästen Aufkleber mit dem Logo einer Umweltorganisation und der Aufschrift „Keng Reklamme wegl“ geklebt hatte.

Die Haushalte, die sich entschieden haben, die Aufkleber wieder zu entfernen, haben bis heute einen unschönen Streifen auf dem Briefkasten. Im Eingangsbereich befindet sich eine große Holzwand mit Spiegel, Klingeln und den Briefkästen.

Das Motto lautet: Kleben!

Als die Aufkleber im damaligen Neubau ungefragt aufgeklebt wurden, war diese frisch lasiert, sodass beim Entfernen der Aufkleber auch die Holzlasur darunter verschwand. Das Ergebnis waren Dutzende hässlicher Streifen. Die teure Holzwand war am zweiten Tag ihres Daseins ruiniert. Der unschöne Anblick bietet sich noch heute, fast 16 Jahre später.

Seit 2024 gibt es eine neue Rechtslage, und so tobte der Aufkleberkampf zum Jahreswechsel erneut. Nur war es diesmal zunächst vermutlich ein Werbezusteller, der Wochen bevor die offiziellen Aufkleber von der Post zugestellt wurden, selbstproduzierte Etiketten mit „Oui Pub“ auf die Kästen in unserer Gegend klebte.

Das wiederum rief Umweltfreunde unseres Viertels auf den Plan, sodass auch sie eine neue Klebeoffensive starteten, mit dem Ergebnis, dass mancher zeitweise zwei Aufkleber mit widersprüchlichen Botschaften auf seinem Briefkasten vorfand.

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Das Motto lautet: Kleben! Seit Ende 2023 wurden zudem viele Flyer, die bis dahin im Briefkasten gelandet wären, in unserem Haus auf Türen, die Holzwand oder den Spiegel geklebt. In den Kasten dürfen sie ja nicht mehr.

Ich habe den Klebewahn teils amüsiert, teils missmutig zur Kenntnis genommen. Bis meine vierjährige Tochter einen alten Aufkleber mit einer Comic-Figur vom Gehsteig aufsammelte und mir mit der Bitte reichte, ihn „neben die vielen bunten Sticker“ auf die Holzwand zu kleben. Zum Glück hatte sein Klebstoff die Wirkung verloren.

Aus dem Leben der LW-Journalisten

Das „Gazettchen“ ist eine informelle Kolumne, in der die Autoren auf legere Weise von ihren Alltagserlebnissen erzählen oder auch schon mal Einblick in ihre Gedankenwelt gewähren. Das hat eine lange Tradition: Am 3. Dezember 1946 erscheint erstmals ein Meinungsstück mit dem Titel „Heute“ am Seitenanfang oben links auf der ersten Lokalseite im „Luxemburger Wort“. Am 13. Januar 1971 wird dann aus der bei den Lesern ausgesprochen beliebten und sehr persönlichen Kolumne das „Gazettchen“, das bis heute und über alle Layout-Überarbeitungen hinweg seinen Premium-Platz in Luxemburgs auflagenstärkster Tageszeitung behalten hat. 

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