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Brauchtum "Klibberen"

„Dik dik dak, dik dik dak“

Seit Jahrhunderten ziehen Kinder in Luxemburg durch die Straßen und ersetzen die schweigenden Glocken vor Ostern. Doch das „Klibberen“ ist nicht mehr so verbreitet wie früher.

Kinder mit ihren „Klibberen“ auf einer undatierten Aufnahme.
Kinder mit ihren „Klibberen“ auf einer undatierten Aufnahme.  Foto: LW-Archiv

(jsf) - Angst muss schon lange niemand mehr haben, wenn es am Karfreitag und Karsamstag in den Straßen klappert und rattert. Im Gegensatz zum Mittelalter werden keine Leprakranken mit wallendem schwarzem Mantel und 
breitkrempigem schwarzem Hut herumlaufen und mit ihrem langen Stab sowie mit ihren „Siechenklappen“ oder „Klibberen“ andere vor ihrer Krankheit warnen und auf Distanz halten.

Es ziehen nur Kinder herum, um das fehlende Glockengeläut zu ersetzen. Dort, wo sich noch Kinder für diesen Brauch finden. Doch dazu später mehr. Im Gedenken an das Leiden Christi dürfen in der Liturgie nach dem Gloria der Gründonnerstagsmesse weder die Kirchenorgel noch die Altarschellen erklingen. Den Kindern wird gerne erzählt, dass die Kirchenglocken schweigen, weil sie nach Rom geflogen sind, um dort den Osterjubel anzustimmen und die Osterbeichte abzulegen.

„Klibber-Jongen“ und „Klibber-Meedercher“ im Einsatz.
„Klibber-Jongen“ und „Klibber-Meedercher“ im Einsatz. Foto: Gerry Huberty

Die „Klibber-Jongen“ und „Klibber-Meedercher“ (oft Messdiener) ersetzen das Geläut und verkünden an Karfreitag und Karsamstag mit Geratter und Geklapper ab 6 Uhr die Morgen-, ab 12 Uhr die Mittags- und ab 18 Uhr die Abendstunde. Zudem rufen sie die Gläubigen zum Gottesdienst auf. Dazu benutzen sie ihre „Klibberen“ – auch Karfreitagsratschen, Drehratschen, Turmraffeln, Knarren oder hölzerne Klappergeräte genannt – und Parolen (siehe Kästen). Spätestens am Samstag ziehen sie zum Teil mit geschmückten Karren durch die Straßen und fordern für ihre Mühe den „Klibberloun“ ein – zumeist in Form von Ostereiern, Schokolade oder schlicht Geld.

Die Luxemburger Tradition ist allerdings nicht mehr so verbreitet wie in früheren Jahrzehnten. Während es damals in jedem Dorf und Stadtviertel klapperte und ratterte, bleibt es mittlerweile an manchen Orten still. Das ein oder andere "Klibberinstrument", das über Generationen weitergegeben wurde, mag dennoch eingemottet darauf warten, herausgeholt und in den Straßen laut werden, wenn es heißt: „D'Moiesklack laut!“

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Die Klapperinstrumente

Die „Kléck“: ein Holzstiel, an dessen Ende ein Holzhämmerchen pendelt, das bei der Handbewegung auf ein Holzblatt schlägt und dabei einen hellen Aufschlagton abgibt. Die „Jharren“ oder „Briederjännessen“: ein gespanntes Brett oder eine Reihe kleiner Hämmer, die über ein hölzernes Kammrad bei Gebrauch rutschen und dabei viel Lärm verursachen. Die „Rubbel“ oder „Dummel“: besteht aus einer Holzwelle, die beim Drehen der Kurbel mittels ihrer Pflöcke die Holzhämmerchen spannt und entspannt und dabei Lärm erzeugt. Durch den Einbau dieser „Rubbel“ in einen Holzkasten, der mit Löchern ausgestattet ist, kann der Radau noch verstärkt werden. (LW)

Was wann gesungen wird

- Morgens früh ab 6.00 Uhr: „D'Mueresklack laut“;

- Punkt 12.00 Uhr: „D'Mëttesklack laut“;

- Ab 18.00 Uhr: „D'Owesklack laut“;

- Eine halbe Stunde vor Beginn eines Gottesdienstes: „D'Klack laut d'éischt“;

- Eine Viertelstunde vor Beginn eines Gottesdienstes: „D'Klack laut d'zweet“;

- Fünf Minuten vor Beginn des Gottesdienstes: „D'Klack laut of“.

- Beim Einsammeln der Ostereier am Ostersamstag: „Dik dik dak, dik dik dak, muer ass Ouschterdag! Mir 
kommen d'Eeër ophiewen, déi rout, 
déi wäiss, déi blo, d'Ouschtere sinn do!“

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