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Fondation IDEA

Luxemburgs Zukunft planen, um ein Blackout zu verhindern

Was ist zu tun, damit Luxemburg im Jahr 2050 mit über einer Million Einwohner noch attraktiv, produktiv und kompetitiv ist? Dieser Frage geht die Stiftung IDEA nach.

Das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum stellt Luxemburg in den kommenden Jahren vor große landesplanerische Herausforderungen.
Das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum stellt Luxemburg in den kommenden Jahren vor große landesplanerische Herausforderungen.  Foto: Marc Wilwert

2050 könnte Luxemburg 1,1 Millionen Einwohner, 950.000 Arbeitsplätze und 500.000 Grenzgänger haben. Wenn dieses Szenario Wirklichkeit werden und Luxemburg weiter attraktiv, kompetitiv und produktiv sein soll, müssen jetzt die richtigen Weichen gestellt werden, meint die Fondation IDEA. Der Thinktank der Handelskammer hat mit Blick auf die Wahlen und die nächste Legislatur einen Sammelband mit über 50 Vorschlägen ausgearbeitet, was in den kommenden Jahren zu tun ist, damit Luxemburg keinen Zusammenbruch erlebt, und die großen Leitlinien am Donnerstag vorgestellt.

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Bündnisse zur Schaffung von Wohnraum

Soll Luxemburg attraktiv bleiben und Platz für über eine Million Einwohner bieten, muss nach Ansicht von Michel-Edouard Ruben die Wohnungsbaupolitik neu gestaltet werden. „Wir brauchen ein Bündnis für die Schaffung von Wohnraum“, meinte Ruben in Anlehnung an das „Bündnis für bezahlbares Bauen und Wohnen“, eine Initiative mit über 200 Maßnahmen, mit der die deutsche Regierung eine Bauoffensive starten und jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen bauen möchte. An diesem Bündnis beteiligt werden sollten unter anderem der Staat, die Gemeinden, die privaten Bauträger, die Banken, die großen Baulandbesitzer und die großen Arbeitgeber. Parallel dazu brauche es ein zweites Bündnis mit einer neuen Strategie zur Schaffung von erschwinglichem Wohnraum, ebenfalls unter Beteiligung der privaten Bauträger.

Das Szenario mit mehr als eine Million Einwohner im Jahr 2050 stellt Luxemburg vor große landesplanerische Herausforderungen, wie Vincent Hein erklärt. Nach Ansicht des Thinktanks müssen mehrere Bedingungen erfüllt sein, damit die nationale Strategie der Raumplanung erfolgreich umgesetzt werden kann: Die Gemeinden müssen enger kooperieren beziehungsweise fusionieren und das Thema Raumplanung muss auf Regierungsebene ressortübergreifend angegangen werden, „um der Raumplanung mehr Gewicht zu verleihen und für mehr Kohärenz zu sorgen“, so Hein.

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Ein weiterer Tipp: Die Politik müsse im Kontext der Urbanisierung dafür sorgen, dass die verfügbaren Flächen optimal genutzt werden und ein Instrument geschaffen wird, um bebaubare, aber wenig geeignete Flächen, gegen geeignete Flächen, die aber noch nicht bebaubar sind, zu tauschen.

Laut einer demografischen Simulation der Stiftung IDEA wird sich die Zahl der über 65-Jährigen bis 2050 im Vergleich zu heute verdoppeln und die Zahl der über 80-Jährigen quasi verdreifachen.

Alterung der Gesellschaft

Laut einer demografischen Simulation der Stiftung IDEA wird sich die Zahl der über 65-Jährigen bis 2050 im Vergleich zu heute verdoppeln und die Zahl der über 80-Jährigen quasi verdreifachen. Eine zentrale Herausforderung, mit der Luxemburg demnach zu kämpfen haben wird, ist die Alterung der Gesellschaft und damit verbunden die Frage der Finanzierung der Renten, der medizinischen und pflegerischen Dienstleistungen und Infrastrukturen für ältere Menschen sowie die Frage der Personalressourcen im Gesundheits- und Pflegebereich.

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Was die Renten betrifft, spricht IDEA sich dafür aus, die hohen Renten - die Maximalrente liegt bei rund 10.000 Euro - progressiv zu senken, und die Anpassung der Renten an die Lohnentwicklung (Ajustement) bei 2.200 Euro zu begrenzen. Auch sollte bei den Renten über einen Koeffizienten der steigenden Lebenserwartung Rechnung getragen werden.

Da die Alterung der Gesellschaft einen Impakt auf eine Vielzahl von Bereichen hat, hält IDEA die Ausarbeitung eines nationalen Alterungsplans (Plan vieillissement) für angebracht, der die Herausforderungen beschreibt, den finanziellen Bedarf analysiert und einen Maßnahmenkatalog definiert.

Staatsfinanzen auf wackeligen Beinen

Muriel Bouchet von IDEA bezeichnet die Staatsfinanzen als „Riesen mit tönernen Füßen“ und macht damit deutlich, für wie fragil er das Luxemburger Finanzsystem hält. Die Stiftung mahnt zu Vorsicht und formuliert zusätzlich zu ihren Ideen in Sachen Finanzierung der Renten und des Sozialsystems Vorschläge zum Erhalt gesunder Staatsfinanzen.

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So sollte die Staatsverschuldung 30 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) nicht überschreiten. Der nächsten Regierung legt die Stiftung ans Herz, sich eingehender mit der Frage der Indexierung der Steuertarife zu beschäftigen, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die die Vor- und Nachteile einzelner Anpassungsmodelle sowie die Wechselwirkung zwischen der Indexierung der Steuertarife einerseits und der Lohnindexierung andererseits analysiert.

Unter dem Titel „Une vision territoriale pour le Luxembourg en 2050: sommes-nous prêts?“ lädt IDEA am 3. Mai zu einer Gesprächsrunde im Konferenzzentrum der Handelskammer (17 bis 19 Uhr) ein. Einschreibungen unter www.fondation-idea.lu.

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