SeemannschaftZehn Tipps für einen entspannten Segel-Urlaub

YACHT-Redaktion

 · 27.06.2023

Zehn Tipps für einen entspannten Segelurlaub: 1. An Übergabetagen ist es in tollen Buchten und Sehenswürdigkeiten deutlich ruhiger
Foto: Seasy
Einige sehr effektive Kniffe in Sachen Seemannschaft helfen, Stresssituationen für die Crew zu entschärfen und den Urlaub für alle erholsamer zu gestalten

Fast jeder möchte sich im Urlaub entspannen. Manch einem gelingt das am besten in der Herausforderung als Skipper und Meilenjäger, in der intensiven Auseinandersetzung mit Wind und Wellen. Die meisten Segler jedoch werden positive, stressfreie Erfahrungen sammeln wollen. In diesem Fall gibt es einen Tipp, der vor allen anderen genannt werden muss: Gehen Sie es ruhig an!

Planen Sie beispielsweise den Kurs und die Ziele nach den Bedürfnissen der Crew, damit jeder auf seine Kosten kommt, vom ausgiebigen Landgang über ausgedehnte Bade­stopps bis zum Sonnenuntergang vor Anker. Und wenn es irgendwo alle besonders schön finden, bleiben Sie doch einfach da! Es kontrolliert niemand die Meilen am Ende des Törns, und mal ehrlich, von den Erzählungen der Clubkameraden, wie viel diese angeblich im Urlaub gesegelt sind, kann man sowieso meist die Hälfte abziehen.

Zur Törnplanung gehört auch ein Tipp, der eigentlich eine Binsenweisheit ist, aber nicht oft genug wiederholt werden kann: Planen Sie für den Hinweg ein Drittel der Urlaubszeit ein, für den Rücktörn zwei Drittel. Ansonsten kann es zu langen Schlägen unter widrigen Bedingungen auf dem Rückweg kommen, um Verspätungen zu vermeiden. Dieser Stress kann noch so viele schöne vor­angegangene Tage nachhaltig trüben. Auch die folgenden zehn weiteren Tipps sollen dabei helfen, das Leben leichter zu machen, damit am Ende nur unvergessliche Ferien in der Erinnerung bleiben – im positiven Sinne.

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Übergabetage nutzen

Wer länger als eine Woche gechartert hat oder mit dem eigenen Boot unterwegs ist, sollte sich Freitage und Samstage für spezielle Törnziele merken: An diesen Tagen liegen die Charterflotten in ihren Basen wegen des Crew­wechsels. Vor allem in der Nacht von Freitag auf Samstag ist es deshalb in engen oder viel besuchten Buchten, in schönen Marinas oder bei beliebten Wirten deutlich leerer. Entsprechend voll ist es dagegen in den Übergabehäfen.


Liegeplätze reservieren

Reservieren SegelnFoto: YACHT/Lars Bolle

Um sicherzugehen, in der geplanten Marina oder bei einem Wirt auch tatsächlich unterzukommen, ist es ratsam, ausreichend früh einen Liegeplatz zu reservieren. Buchungssysteme wie etwa MySea in Kroatien funktionieren oft schon sehr gut; telefonisch, per Mail oder Funk ist es vielerorts ebenfalls möglich. Allerdings setzt eine so frühe Reservierung die genaue Beobachtung des Wetters voraus. Denn kann etwa eine Bucht wegen Schwell doch nicht angelaufen werden, kassiert der Wirt trotzdem.


Lange Leine einsetzen

Leine SegelyachtFoto: Klaus Andrews

Gerade bei Charteryachten gibt es manchmal nur kurze Festmacher oder sehr starke Landleinen. Diese eignen sich jedoch nur bedingt für bestimmte Manöver oder sind zu kurz. Eine Leine, die mindestens zweimal so lang wie die Yacht ist (besser dreimal), schwimmfähig aus Poly­propylen (um nicht in den drehenden Propeller zu geraten) und nicht zu dick (10 Millimeter reichen meist völlig), sollte an Bord sein, etwa zum Drehen der Yacht an einer Boje, als Pilotleine für Landleinen oder für Manöver mit Eindampfen in eine Spring.


Bojen rückwärts anlaufen

Werden Bojen rückwärts angefahren, kann der Steuermann leicht über das Heck einen Festmacher ausbringen

Die Buge moderner Fahrtenyachten, erst recht die von Katamaranen, sind oft so hoch, dass die Boje im Wasser nur mit Akrobatik und Kraftaufwand erreichbar ist. Einfacher geht es übers Heck mit herabgelassener Badeplattform. Die Boje gegen den Wind rückwärts anlaufen und von der Plattform aus einen Festmacher auf Slip an der Boje und einer Heckklampe befestigen.
Foto: YACHT/K. Andrews

Immer sicher ankern

Bucht Horuphav, Ostsee, Insel Als, DaenemarkFoto: Michael Amme

Für die Übernachtung in einer Bucht versteht es sich von selbst, den Anker gut einzufahren und ausreichend Kette zu geben, idealerweise das Siebenfache der Wassertiefe. Für einen kurzen Badestopp zur Siesta wird von vielen Crews jedoch der Anker nur lose auf den Grund gelegt, die Kette auf einen Haufen darüber geworfen. Das reicht auch, solange sich an den Wetterbedingungen nichts ändert. Frischt aber der Wind auf oder dreht er, rutschen solche Yachten deutlich nach achtern oder vergrößern ihren Schwoi­kreis, und es kann zu Kollisionen mit gut verankerten Booten kommen. Deshalb auch bei kurzen Stopps für ausreichenden Halt am Grund sorgen. Idealerweise sollte auch immer mindestens ein Crewmitglied an Bord bleiben, wenn der Rest zum Lunch an Land geht, um in solchen Situationen reagieren zu können.


Segel klar halten

Segel klarFoto: YACHT/M. Amme

Bei Motorfahrt kann die Maschine aus unterschiedlichsten Gründen jederzeit ausfallen. Wenn das in engen Situationen wie in Fahrwassern oder auf Legerwall passiert, wird es schnell gefährlich. Derartige Passagen lassen sich jedoch häufig unter Segeln bereinigen, vorausgesetzt, Letztere können schnell gesetzt werden. Deshalb Lazy-Bags vor dem Ablegen öffnen, das Großfall anschlagen, die Genuapersenning entfernen. Und auch vor Anlegemanövern die Tücher nicht schon draußen vor dem Hafen wegpacken.


Fender raustreten

Fender SegelyachtFoto: Benjamin Scheurer

Die Fender so vorbereiten, dass sie einfach per Fußtritt außenbords be­fördert werden können und nicht erst über die Relingsdrähte gehoben werden müssen – das spart Zeit und ist beim Anlegen mit Pfählen sicherer. Dazu den Fender an Deck legen und die Fenderleine unter dem untersten Draht nach außen führen, dann nach oben und auf dem oberen Draht belegen.


Rechtzeitig tanken

Segelyacht tankenFoto: YACHT/H. Schmidt

An Rückgabetagen für Charterschiffe – meist der Freitag – können sich vor Bootstankstellen große Staus bilden. Viele nutzen noch die letzten Stunden für einen Badestopp und kommen erst kurz vor knapp in der Marina an, müssen aber Sprit bunkern. Das kann unter Umständen zu mehrstündigen Wartezeiten führen, vor allem aber zu Stress und Streit, wenn mancher vordrängeln will, weil die Reihenfolge der Yachten nicht immer vom Serviceper­sonal geregelt wird. Deshalb ent­weder schon am Morgen tanken und noch mal zum Baden rausfahren oder bereits einen Tag vor Rückgabe an einer anderen Tankstelle. Selbst wenn anschließend noch ein bis zwei Stunden Motorfahrt nötig sein sollten, werden sich diese normalerweise nicht auf der Tankanzeige niederschlagen. Oder aber die paar Liter werden per Kanister nachgetankt.


Dänisch kreuzen

Kreuzen MaschineFoto: YACHT/N. Günter

Den Motor beim Segeln gegenan zu Hilfe zu nehmen ist verpönt – zu unrecht, zumindest unter bestimmten Bedingungen. Bei viel Wind und Welle kann es sein, dass die Crew kaum noch Spaß am Gegenangebolze findet oder gar seekrank wird. Da kann es schon reichen, die Maschine in Marschfahrt mit­laufen zu lassen. Die Geräuschentwicklung ist meist wegen des Windes von vorn kaum wahrnehmbar, der Verbrauch sehr gering, weil ja auch noch die Segel ihre Arbeit tun. Dafür kann meist mit wesentlich weniger Krängung und vermindertem Stampfen gesegelt werden, ermöglicht wegen eines spitzeren Kreuzwinkels. Das Ziel in Luv wird so zwar nicht unbedingt schneller erreicht, aber oft deutlich entspannter.


Manövrieren über das Heck

Manöver Heck SegelyachtFoto: YACHT/K. Andrews

Oft sind Boxengassen zu eng, um das Boot darin zu drehen. Zudem vertreiben moderne Yachten wegen ihrer hohen Aufbauten schnell über den Bug nach Lee. Deshalb ist es meist besser, gleich rückwärts in Boxengassen oder enge Häfen einzulaufen, zumal moderne Schiffe auch sehr spurtreu rückwärts zu fahren sind. Findet sich dann kein Platz, kann vorwärts wieder herausgefahren werden, ohne auf den Radeffekt achten zu müssen. Auch das Anlegen gegen den Wind mit dem Heck und anschließendem Drehen über die Mittelspring kann wie gezeigt deutlich einfacher sein als mit dem Bug voraus oder längsseits.


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