Mariner 26Großer Kleinkreuzer als kleine Fahrtenyacht im Test

Michael Rinck

 · 24.10.2023

Bei kräftiger Brise in der Neustädter Bucht unterwegs: Die Mariner schlug sich trotz grenzwertiger Bedingungen gut
Foto: YACHT/J. Kubica
Die  Mariner 26 ist am Übergang zwischen Kleinkreuzer und seegehender Yacht angesiedelt und verbindet die Vorteile beider Segmente: Trailerbarkeit, Bedienkomfort, Platzangebot und Seetüchtigkeit

Zum Test in Neustadt an der Lübecker Bucht weht es kräftig mit 16 Knoten Wind. In Böen, und davon gibt es viele mit nur kurzen Pausen, geht die Wind­geschwin­dig­keit hoch bis 30 Knoten, also 7 Beaufort – keine idealen Testbedingungen für ein 26 Fuß großes Boot. Doch der Wind weht ablandig, und es hat sich dementsprechend auch keine Welle aufgebaut.

Das Ablegemanöver wird aber schon zur ersten Probe: Mit einem Elektromotor vom Typ Torqeedo Travel ist die Mariner 26 für ihre zwei Tonnen Gewicht untermotorisiert. Mit starkem Seitenwind ist es beim Fahren aus der Box unmöglich, den Bug gegen den Wind zu drehen; der gut einen Meter hohe Freibord bietet dem Wind zu viel Angriffs­fläche. Rückwärts geht es dann aber langsam und kontrolliert aus der Boxengasse. Sobald mehr Manövrierraum zur Verfügung steht, lässt sich mit genügend Schwung auch der Bug durch den Wind drehen.

Die Konkurrenz der Mariner 26

Nach dem Setzen des Großsegels wiederholt sich dieser Effekt: Die Mariner muss genug Speed haben, um auf raume Kurse abfallen zu können. Einfach Schot auf und Ruder legen bei kaum Fahrt bringt nichts, der Rumpf bleibt quer zum Wind stehen; durch die seitliche Drift kommt keine Umströmung an Ruder und Klappkiel zustande.

Zudem fehlt es auf dem neuen Boot, das zum Test das erste Mal segelt, noch an Reffleinen. Die Segelfläche des Großsegels ist zu mächtig im Verhältnis zur nur halb ausgerollten Genua. In Böen bleibt nichts anderes übrig, als die Großschot stark zu fieren. Trotzdem kommt es in besonders starken Böen ab und an zum Sonnenschuss.

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Mit der Mariner schnell unterwegs

Ansonsten steuert sich die Mariner angesichts der grenzwertigen Bedingungen aber sehr gut. Alle Manöver laufen flüssig und kontrolliert, an Boot-Speed fehlt es in den Wenden zumindest nicht. Mit 4,5 bis 5,0 Knoten geht es zügig voran. Die maximale Höhe am Wind lässt sich nicht ermitteln. Durch die fehlenden Reffleinen ist ein Schrick in der Schot unerlässlich, um die Kontrolle zu behalten. Daher ist der kleinste Winkel zum Wind bei etwa 55 Grad erreicht. Damit lässt sich aber dennoch Strecke nach Luv gutmachen, was wir angesichts der geringen Motorisierung auch gleich ausprobieren. Der Weg zurück Richtung Hafen ist kein Problem, also geht es wieder auf Raumwindkurs raus auf die Bucht. Dabei sind Geschwindigkeiten von 6,5 bis knapp 7 Knoten über Grund drin – ein sehr guter Wert für 26 Fuß Bootslänge, aber bei dem starken Wind auch nicht ganz verwunderlich.

Ins Gleiten kommen wir mit der Mariner 26 nicht. Überraschender sind da die Kurse und Geschwindigkeiten höher am Wind, sie weisen die kleine Yacht als seetüchtiges Boot aus – obwohl es ausdrücklich für Küsten­reviere ausgewiesen ist. Die Mariner ist kein Boot, um bei 30 Knoten Wind etwa den Sprung nach Bornholm zu wagen, dafür ist der voluminöse Rumpf mit relativ hohem Schwerpunkt durch den Innenballast nicht vorgesehen. Dass das Schiff bei den vorherrschenden Bedingungen trotzdem gute Segeleigenschaften zeigt, ist daher umso erfreulicher. Bei der für 30 Knoten Wind typischen Welle könnte das aber auch wieder ganz anders aussehen; in der Neustädter Bucht ist es geschützt, die Wellen sind kaum 20 Zentimeter hoch.

Kommandozentrale

Das Cockpitlayout ist ideal für zwei Segler. Bei viel Lage sitzt es sich bequem auf den 1,90 Meter langen Cockpitduchten. Durch die recht geringe Breite von 1,66 Metern kann man sich mit den Füßen einfach an der gegenüberliegenden Ducht abstützen. Bei weniger Lage sitzen Rudergänger und Vorschoter auch auf dem Süll sehr angenehm, Gurte anstelle der Relingsdrähte erlauben dann schmerzfreies Anlehnen.

Pinne und Großschot sind für den Steuermann sehr gut zu erreichen. Bei Hafen­manövern kann auch mit dem Außenborder unterstützt werden. Das offene Heck und die sich nach achtern verjüngenden Sitzduchten erleichtern dabei die Handhabung von Motor und Pinne.

Der Großschotblock mit Klemme sitzt erhöht auf einem Edelstahlbügel. Einige Male verkantete sich der Schotblock mit dem Schä­kel im Befestigungsauge am Metall­bügel. Dann stand der Block auch unter Last schräg, und die Schot erzeugte zu viel Reibung. Eine Feder, die den Block aufrecht hält, könnte Abhilfe schaffen.

Vor der Sitzposition am Niedergangsschott liegen Vorschotwinschen und die nach achtern umgelenkten Fallen und Strecker auf dem Aufbau in Griffweite. Zudem kann hier per Winsch auch der Kiel aufgeholt werden.

Spannendes Segment

Die Mariner 26 ist mit ihrem 7,68 Meter langen Rumpf im Bereich zwischen Kleinkreuzer und großem Fahrtenschiff angesiedelt. Durch die maximale Breite von 2,55 Meter ist sie trailerbar, dennoch finden sich unter Deck eine abgetrennte Achterkammer und ein WC-Raum, was direkt das Gefühl vermittelt, auf einem großen Schiff zu sein. Außerdem liegt sie trotz Klappkiel sehr stabil im Wasser, was schon beim Aufentern im Hafen ein sicheres Gefühl beschert.

Die Größe ist für kleine Crews oder Familien mit Kindern attraktiv, dank Trailerbarkeit sind Revierwechsel kein Problem, und Winterlagerkosten lassen sich eliminieren, wenn ein privater Stellplatz vorhanden ist. Trotzdem bietet die Mariner mit vier vollwertigen Kojen (plus die Salonbänke), Pantry und Bad alles, was auch für ausgedehntere Törns nötig ist. Als Option ist ein Klappkiel mit mehr Ballast für Küstenreviere (Aufpreis) und ein Festkiel (Aufpreis) erhältlich. Zudem findet sich auf der Optionsliste eine Radsteuerung (Aufpreis).

In diesem Größensegment gibt es einige Konkurrenz für die Mariner. Die Maxus 26 weist dabei die meisten Gemeinsamkeiten auf. Allerdings ist sie zum problemlosen Trailern zu breit. Die Storm 26 spricht eher eine Käuferschicht an, die sportlich segeln möchte, und sie ist deutlich teurer. Die Sunbeam ist schon lange am Markt und jetzt noch in der Version 26.2 erhältlich. Sie hat einen etwas längeren Rumpf, ist aber schmaler und bietet bei Weitem nicht so viel Vo­lumen. Sie kann ebenfalls mit variablem Tiefgang geordert werden. Was die Finanzen betrifft, spielt sie aber in einer anderen Liga als die Mariner.

Innere Werte der Mariner 26

Der Raum unter Deck ist großzügig, durch knapp eineinhalb Meter lange Aufbaufenster und die Rumpffenster kommt zudem viel Licht in Salon und Vorschiff. Letzteres kann aber auch per Schiebetür vom Salon abgetrennt werden (Aufpreis). Salonbänke und Kojen sind Teil der Innenschale, sichtbar wird diese aber nur unter den Polstern oder in der Nasszelle. Die Holzarbeiten wirken sehr gelungen und wertig. Die Kantenabschlüsse bestehen aus einen Milli­meter dickem Furnier und nicht nur hauch­dünner Kunststofffolie, sehr erfreulich. Die Bordwände sind mit einer Verkleidung aus Ve­loursmaterial beklebt. Das sieht gut aus und trägt in der Achterkammer auch zum Komfort bei, da man sich bequem an die Bordwand lehnen kann. So kann die Koje auch über die reine Polsterfläche hinaus genutzt werden, oder man sitzt gegen die Bordwand gelehnt und liest oder schaut einen Film auf dem Tablet.

Schön ist auch, dass die Rumpffenster dann auf einer günstigen Höhe zum Herausschauen liegen. Dies gilt auch für die Rumpffenster im Salon.

Die Salonbänke sind gemütlich dank einer halbhoch angebrachten Rückenlehne. An Steuerbord ist sie auch lang genug, um sich auszustrecken, jedoch mit 67 Zenti­metern zu schmal zum Schlafen. Für eine Zuzahlung ist eine Liegenflächenverbreiterung der Salonbänke zu haben. Außerdem begrenzt die Lehne den Raum nach oben. Die Backbordbank ist durch den Pantryblock verkürzt und misst 1,83 Meter in der Länge. Nach vorn gibt es eine Lehne, die die Bank wie eine Sitzecke zum Vorschiff abteilt (Aufpreis).

Auch die per Tür abgetrennte Achterkammer ist ein Extra, die zu Lasten der Pantrygröße geht. Mit offenem Achterschiff bekommt diese mehr Raum. Der Pantryblock in der Zweikabinenversion umfasst sehr kompakt angeordnet einen Kocher mit zwei Flammen, eine Spüle, Kühlfach und ein Schapp. Die Abdeckung von Herd und Spüle ist aufgeklappt ein praktischer Spritzschutz zur Salonbank und zugeklappt die einzige Arbeitsfläche. Allerdings ist auch der Salontisch nicht weit entfernt, er bietet mit 56 mal 136 Zentimeter Fläche ausgeklappt sehr viel Platz.

So viel Wohnraum sich unter Deck bietet, so begrenzt ist die Staukapazität. Im Vorschiff finden sich zusätzlich zur schmalen Regalfläche nur zwei Fächer unter den Ko­jen­polstern; eine Reisetasche passt jedoch nicht hinein. Gleiches gilt für die jeweils zwei Stauräume pro Salonbank. Dafür finden sich im Salon zwei verschließbare Schapps auf jeder Seite, die aber wahrscheinlich mehr oder weniger mit Geschirr belegt sein werden, da die Pantry dafür keinen Raum bietet. Auch die Achterkammer weist nur zwei etwas größere Fächer auf, unter der Koje sowie unter der Sitzfläche neben der Tür. Beide sind nicht groß genug für eine Reise­tasche. Im Cockpit gibt es an Steuerbord zwei Backskisten, die aber recht flach aus­geführt wurden, um die Achterkammer darunter nicht zu sehr einzuengen.

In der Theorie wären Kojen für vier Erwachsene und zwei Kinder vorhanden. Der Stauraum auch für kleines Gepäck pro Person fehlt jedoch. Schön ist, dass WC-Raum und Achterkammer neben einer Permanentbelüftung jeweils per kleinem Bullauge gelüftet werden können. Über dem Pantryblock fehlt es allerdings an Belüftungsmöglichkeiten.

Die Mariner 26 mit Klappkiel ist nach CE-Kategorie C zertifiziert, mit festem Kiel nach B. Das Boot wird dann aber auch 250 Kilogramm schwerer, da zwar nur der halbe Innenballast verbaut wird, aber 500 Kilogramm Kiel dazukommen.

Viel Auswahl

Noch größer als für die Anhänge ist jedoch die Vielfalt für die Antriebe. Es kann zwischen vier Möglichkeiten gewählt werden. Die günstigste ist ein Torqeedo-Außenborder. Etwas teurer, aber mit 8 PS kräftiger ist der Außenbord­motor von Yamaha. Auch ein Einbaudiesel ist machbar, der nimmt aber viel Platz im Innenraum weg und kostet zusätzlich. Da käme sogar der Pod­antrieb von Torqeedo günstiger; platzsparender wäre er ohnehin.

Schnell lässt sich mit solchen Extras der Grundpreis nahezu verdoppeln. Hält man sich bei den Extras etwas zurück, ist die Mariner 26 aber ein sehr faires Angebot.

Die Messwerte zum Test der Mariner 26

Wind: 16–30 kn (4–7 Beaufort), Wellenhöhe: Dünung ca. 0,2 Meter. *Höhe nicht genau ermittelbar

Die Mariner 26 im Detail

Die Achterkammer an Backbord lässt sich optional abteilen, dann wird aber die davor liegende Pantry noch kleiner | Zeichnung: YACHT/N.CampeDie Achterkammer an Backbord lässt sich optional abteilen, dann wird aber die davor liegende Pantry noch kleiner | Zeichnung: YACHT/N.Campe

Technische Daten der Mariner 26

  • Konstrukteur: Mariner
  • CE-Entwurfskategorie: C
  • Rumpflänge: 7,68 m
  • Breite: 2,55 m
  • Tiefgang/aufgeholt: 1,45/0,33 m
  • Gewicht: 2,0 t
  • Ballast/-anteil: 0,58 t/29 %
  • Großsegel: 17,60 m2
  • Rollgenua (110 %): 12,90 m2
  • Antrieb (Torqeedo): 2,2 kW/3 PS

Rumpf- und Decks­bauweise

  • Rumpf: massives Polyesterlaminat mit Innenschale
  • Deck: Sandwich mit Schaumkern

Preis

  • Grundpreis ab Werft: 42.490 €
  • Garantie/gegen Osmose: 2/2 Jahre

Stand 10/2023, wie die ausgewiesenen Preise definiert sind, finden Sie hier!

Werft

Mariner Yachts Polen; www.mariner.pl

Vertrieb

Yachthandel Hamburg; www.yachthandel-hamburg.de

YACHT-Bewertung der Mariner 26

Die Mariner 26 überzeugt durch ordentliche Segeleigenschaften und einen schiffigen Innenausbau mit viel Platz. Die Holzarbeiten aus dunkel gebeizter Eiche sind gelungen. Der Preis ist fair.

Konstruktion und Konzept

  • + Viel Platz unter Deck
  • + Trailerbar ohne Sondergenehmigung
  • - Recht hochbordig

Segelleistung und Trimm

  • + Ordentliche Segelleistungen
  • + Gut platzierte Beschläge

Wohnen und Ausbauqualität

  • + Saubere Holzarbeiten
  • + Sehr große Achterkoje
  • - Wenig Stauraum

Ausrüstung und Technik

  • + Gut integrierte Jüttvorrichtung
  • + Alle Leinen ins Cockpit umgelenkt
  • - Kleine Backskisten

Dieser Artikel erschien erstmals in YACHT 12/2020 und wurde für diese Online-Version aktualisiert.


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