St. Barths Bucket Regatta30 Superyachten segelten in der Karibik um einen Eimer

Sören Gehlhaus

 · 26.03.2024

Bei der St. Barths Regatta sorgen Kängurustarts für rege Begegnungen und Positionswechsel. Hier liegt „Aquarius“ (56 m) in Luv von „Hyperion“ (47 m), beide von Royal Huisman gebaut
Foto: Cory Silken / Royal Huisman
Bei der St. Barths Bucket Regatta haben sich 30 Yachten von 28 bis 78 Meter Länge vor der Karibikinsel Saint-Barthélemy gemessen. An Bord waren Amateur-Crews und mit Profis gespickte Afterguards. Im Vordergrund stand der Spaß

Die Crème de la Crème der segelnden Superyachten pilgerte erneut zur Inselkette der Kleinen Antillen, genauer zum Hauptstadt-Hafen von Gustavia auf Saint-Barthélemy. Das beschauliche französisch regierte Karibikjuwel mit gerade einmal 9.000 Einwohnern verwandelt sich anlässlich der St. Barths Bucket Regatta jeden März zur Bühne der spektakulärsten Segelshow für Großformate. Bevor diese an drei Tagen um die 21 Quadratkilometer große Insel geschickt wurden, liefen zunächst die Rechner heiß. Futter lieferten die Rennwerte der 30 Teilnehmer, Wind- und Wellendaten und die bis zu 35(!) Kursvarianten, die sich daraus ergeben, dass teils kleine Satelliten-Eilande eingeschlossen werden oder die Insel in beide Richtungen umsegelt wird. Die Software prognostizierte täglich die jeweilige Renndauer und damit die Reihenfolge des Kängurustarts, schließlich sollten sich die Preziosen nicht zu nah kommen und es im Ziel unmittelbare Sieger der sechs Gruppen geben.

Die Tradition der St. Barths Bucket gibt Kängurustart vor

Das Nacheinander-Starten ist historisch bedingt. Seinen Ursprung nimmt der Geist der Bucket-Regatten im Jahre 1986, als eine Handvoll Eigner aus Anlass einer Geburtstagsfeier vor Nantucket an der US-Ostküste eine kleine Tagesregatta veranstalteten. Die Handicaps wurden am Abend vor dem Start bei einem Gläschen vereinbart. Sie spielten bei der Startreihenfolge eine große Rolle, denn die schnellste Teilnehmerin startete zum Schluss und musste von hinten das Feld aufrollen. In die Karibik wurde die spaßige Segelei 1995 verlegt, wo man zu Hochzeiten über 35 Meldungen annahm. Auch in diesem Jahr gab Wettfahrtleiter Peter Craig einen jeden Morgen die Startsequenz bekannt. Die Aufstellung zeigt eindrucksvoll die Spanne der 30 Teilnehmer auf, die von Cruisern bis Racern reichten. In den drei „Corinthian Spirit“-Gruppen wird auf die Verpflichtung von Profi-Crew und das Setzen von Spinnaker oder Gennaker verzichtet, wohl aber durften Vorsegel wie Code Zero ausgerollt werden. Im St.-Barths-Jargon heißen diese Klassen L’Esprit 1 und 2 sowie Les Mademoiselles.

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Beim ersten Rennen reichte die Startspanne von 11.30 Uhr für „Melek“, eine 56-Meter-Ketsch mit 540 Tonnen Verdrängung von Perini Navi, bis 12.57 Uhr für „Spirit of Malouen X”. Die Wally 107 kreuzte nur wenige Sekunden hinter „Hetairos“, der gewaltigen Carbon-Ketsch (67 m) von Baltic Yachts, die Linie. Sportlich gestartet wurde dennoch schon zu Beginn. „Melek“ legte den besten Start der Flotte hin, nur zwei Sekunden nach der vorgesehenen Startzeit. Als 15. über die Linie ging die kleinste Teilnehmerin, „Freya“, eine Swan 90, die ihre Klasse klar mit drei Ersten gewann. Die mit 78 Metern längste Starterin, „M5“, durfte bei leichten Winden bereits als Fünfte auf die 20,5 Seemeilen lange Inselrunde gehen.

In bis zu 28 Seemeilen ums Eiland

An den folgenden beiden Tagen briste es etwas auf, bis zu 28 Seemeilen lange Kurse waren die Folge. Zwischen den vielen Felsformationen ging es durchaus eng zu, wie „Hanumans“ Taktiker Peter Isler, beschrieb. Er kam mit sechs anderen Booten bei der Wegmarke Roche le Bouf zusammen: „Es war das beste Beispiel für Superyacht-Kommunikation, mit Crews von J-Booten, 200-Fuß-Booten und modernen 90-Fußern, die jeder für sich eines der härtesten Manöver absolvierten: Spinnaker bergen, Halse und dann reachend den Felsen zu runden. Alle hielten sich an die Wettfahrtregeln, und alles hat funktioniert!“ Besonders knapp war es zwischen Royal Huismans 56-Meter-Ketsch „Aquarius“ und „Hetairos“ bei den Les Gazelles. Die Ketschen mit jeweils regattaerfahrenen Eignern und Crews wechselten sich an der Spitze ab und verwiesen den aufsehenerregenden Huisman-Neubau „Nilaya“ (47 m) im Endklassement auf Rang drei. Wobei „Hetairos“ wieder einmal erfolgreich war.

Bei den Großen ging es eng und fair zu

Die beiden Js gruppierten sich bei den Les Elegantes ein, wobei „Hanuman“ statt Spinnaker auf einen Gennaker am Umlenkblock setzte. Anders als bei Regatten der International Maxi Association (IMA) kommt bei der Bucket nicht die Owner Driver Rule zum Tragen. Sie besagt, dass Eigner eine gewisse Zeit, unter anderem zum Start, steuern müssen und das Rad dann an Profis abgeben dürfen. Die gesamte Zeit Ruder ging der erfahrende „Velsheda“-Eigner, der drei erste Plätze einfuhr. Kapitän William Gibbon sagte: „Er mochte die Wellenbedingungen und hat einen großartigen Job gemacht. Wir sind viel mit ihm unterwegs, aber im Rennmodus haben wir einen Vorteil gegenüber einigen der anderen Boote, weil wir eine komplette, eingespielte Crew haben.“ Hinter den J-Class-Schönheiten reihte sich die Debütantin „Zemi“ (33 m) ein, auf die mit „Perseverance“ (40 m) eine weitere Yacht aus finnischen Baltic-Hallen folgte.

Eimer für „Gelliceaux“ bei ihrer Premiere

Für eine Überraschung sorgte die 36 Meter lange „Gelliceaux“. Die im August letzten Jahres von Southern Wind in Kapstadt gewasserte Carbon-Slup gewann die sechs Teams starke Gruppe L’Esprit 1 mit einer 1-3-3-Serie und dem Eigner am Steuerrad. Und da das in der konkurrenzfähigsten Klasse gelang, durfte die Eignerfamilie den begehrten Hermès-Eimer, der der Veranstaltung den Namen gibt, in die Höhe strecken und mit Champagner füllen. Gesamtsieger der St. Barths Bucket Regatta werden nur Yachten mit einer Lüa über 30,50 Meter, die in einer Klasse von drei oder mehr Startern segeln. Zudem kommt es auf die höchste Leistungsdichte an. Die am stärksten umkämpfte Klasse ist jene, in der die Punkte- und Zeitdifferenz zwischen dem Erst- und Drittplatzierten am geringsten ist.

Für „Gelliceauxs“ Kapitän Clive Walker war es die erste Regatta überhaupt. Sein Fazit: „Die Regatta war genau so, wie wir es erwartet hatten. Am ersten Tag sind wir gut gesegelt und haben gewonnen, der Eigner hat ein gutes Gefühl für die Yacht. Am zweiten Tag lief es nicht so gut. Heute sahen wir eine Bö über die Insel kommen, wendeten, segelten auf sie zu und profitierten von einem Dreher.” Der Eigner ergänzte: „Wir haben nicht einmal davon geträumt, den Bucket zu gewinnen. ,Gelliceaux’ hat die Erwartungen weit übertroffen, und wir sind sehr stolz auf das gesamte Team.“ Auf dem Weg zum ersten Platz zerschoss „Gelliceaux“ am letzten Tag den Code Zero und erhielt eine 30-prozentige Zeitstrafe. Die SW108 fiel auf den dritten Platz zurück, verbuchte aber insgesamt sieben Gesamtpunkte gegenüber den acht der zweitplatzierten „Vijonara“ (42 m, Pendennis).

Bald doch Flottenstart bei der St. Barths Bucket?

Was wäre die Bucket ohne Premieren, gehen die Organisatoren der nicht kommerziellen Veranstaltung doch seit einigen Jahren auf Veränderungen innerhalb der Szene der Supersegler ein. So geschehen 2017 mit einer Startgruppe für 90-Fußer. Dieses Jahr gab es die Sonderwertung Performance Ouvert, in der die Wally 107 „Spirit of Malouen X” mit anderen über 100 Fuß langen performanten Teilnehmern geführt wurde. „Hetairos“ gewann, wohingegen die für das neue Ranking ausschlaggebende „Spirit of Malouen X” auf dem letzten Platz hinter dem Bucket-Neuling „Maximus“ landete. Für einen eigenen Flottenstart, wie er eigentlich vorgesehen war, reichte es nicht. Vielleicht zieht es die 100-Fußer, die etwa beim Maxi Yacht Rolex Cup vor Sardinien zahlreich an den Start gehen, im nächsten Jahr in die Karibik. Dann wird vom 13. bis 16. März um den Eimer gesegelt.


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