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Messungen zur Ermittlung der Sicherheit gegen Aufschwimmen von ...

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Technik<br />

Bohrarbeiten und Tauchereinsatz<br />

am Weserwehr<br />

Schlüsselburg<br />

<strong>Messungen</strong> <strong>zur</strong> <strong>Ermittlung</strong> <strong>der</strong> <strong>Sicherheit</strong><br />

<strong>gegen</strong> <strong>Aufschwimmen</strong> <strong>von</strong> Wehr- und<br />

Schleusensohlen bei Revisionszuständen<br />

Grundwasserdruckmessungen n Für den Revisionsfall, das heißt die Trockenlegung <strong>von</strong><br />

Schleusen und Wehren, kann oft keine ausreichende <strong>Sicherheit</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Aufschwimmen</strong><br />

nachgewiesen werden, wenn für die Sohlwasserdrücke unter den Wehr- und Schleusensohlen<br />

sichere Annahmen getroffen werden müssen. In vielen Fällen sind die Wasserdrücke<br />

unter den Sohlen jedoch nicht bekannt und können daher nur grob abgeschätzt werden.<br />

Um die Standsicherheit <strong>der</strong> Wehr- bzw. Schleusensohlen sicher beur teilen zu können, ist<br />

es erfor<strong>der</strong>lich, die tatsächlichen Beanspruchungen durch das Grundwasser durch entsprechende<br />

<strong>Messungen</strong> zu ermitteln.<br />

Die deutschen Bundeswasserstraßen umfassen Seewasserstraßen<br />

und Binnenwasserstraßen. Zuständig<br />

für die Verwaltung <strong>der</strong> Bundeswasserstraßen und<br />

für die Regelung des Schiffsverkehrs ist die dem Bundesministerium<br />

für Verkehr-, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS)<br />

nachgeordnete Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes<br />

(WSV). Die Bun desanstalt für Wasserbau (BAW) ist die zen -<br />

trale technisch-wissenschaftliche Bun des oberbehörde <strong>zur</strong><br />

Unterstützung des BMVBS und <strong>der</strong> WSV bei Aus- und Neu -<br />

bau, Betrieb und Unterhaltung <strong>der</strong> Bundeswasserstraßen.<br />

Die Binnenwasserstraßen <strong>der</strong> Bundesrepublik Deutschland<br />

sind insgesamt 7.310 km lang. Da<strong>von</strong> sind 1.740 km Kanäle<br />

und 5.570 km Fließgewässer. Diese unterglie<strong>der</strong>n sich in<br />

2.540 km frei fließende sowie 3.030 km staugeregelte Gewässer<br />

mit 287 Wehranlagen. In den Kanälen und den staugeregelten<br />

Flüssen befinden sich insgesamt 335 Schleusen.<br />

Die Schleusen und Wehre werden für Bauwerksprüfungen<br />

und Instandsetzungsarbeiten regelmäßig trockengelegt. Für<br />

diese vorübergehende Bemess ungssituation sind die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Standsicherheitsnachweise zu erbringen. Hierzu<br />

zählen <strong>der</strong> Nachweis <strong>der</strong> Sicher heit <strong>gegen</strong> <strong>Aufschwimmen</strong>,<br />

Kippen (Außermittigkeit <strong>der</strong> Sohldruckresul tierenden) und<br />

Gleiten. Für diese Nachweise können die günstigen Einwir -<br />

kungen, wie z. B. das Gewicht <strong>der</strong> Sohlplatte, relativ genau bestimmt<br />

werden. In den seltensten Fällen liegen jedoch ausreichend<br />

genaue Kenntnisse über die Größe des Wasserdruckes<br />

unter den Sohlen vor. Auf Grundlage unzu reich en<strong>der</strong> Kenntnisse<br />

<strong>der</strong> Untergrund- und Grundwasserströmungsverhältnisse<br />

so wie <strong>der</strong> Bauwerksgeometrie ist meist nur eine grobe<br />

Abschätzung <strong>der</strong> Wasserdrücke möglich. Unter Ansatz dieser,<br />

auf <strong>der</strong> sicheren Seite abgeschätzten Wasserdruckbelastungen<br />

sind die erfor<strong>der</strong>lichen Standsicherheitsnachweise für die<br />

36 11/2010<br />

Quelle: Umwelttechnik & Brunnenbau Wöltjen GmbH


Abb. 1 Lage des Wehres <strong>der</strong> Staustufe Schlüsselburg<br />

Trockenlegungen oft nicht zu erbringen. Das heißt, die Trocken -<br />

legung kann nicht ohne zusätzliche Sicherungsmaßnahmen,<br />

wie z. B. Ballastierungen, durchgeführt werden. Um unnötige<br />

und ggf. aufwendige Sicherungsmaßnahmen zu vermeiden,<br />

ist es sinnvoll, die bei <strong>der</strong> Trockenlegung zu erwartenden<br />

Grundwasserdrücke auf Grundlage geeigneter <strong>Messungen</strong> zu<br />

ermitteln und die Standsicherheitsnachweise mit den so<br />

gewonnenen Kenntnissen hinsichtlich Größe und Verteilung<br />

des Wasserdruckes unter den Sohlen durchzuführen. Im günstigsten<br />

Fall ergeben die Nachweise eine ausreichende <strong>Sicherheit</strong><br />

und die Trockenlegung kann ohne Sicherungsmaßnahmen<br />

durchgeführt werden. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass<br />

auch unter Berücksichtigung <strong>der</strong> tatsächlich auftretenden<br />

Wasserdruckverhältnisse die Standsicherheit nicht nachgewiesen<br />

werden kann. In diesem Fall stellen die <strong>Messungen</strong><br />

jedoch ebenfalls die bevorzugte Vorgehensweise dar, da dadurch<br />

die Einwirkungen realitätsnah in den Berechnungen berücksichtigt<br />

werden können und eine wirtschaftliche Optimierung<br />

<strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen Siche rungsmaßnahmen erfolgen kann.<br />

Anhand <strong>von</strong> zwei Beispielen, einem Wehr und einer Schleuse,<br />

werden nachfolgend die durchgeführten <strong>Messungen</strong> <strong>von</strong> Sohlwasserdrücken<br />

beschrieben.<br />

11/2010<br />

Rohrnadeln<br />

Nadelbock<br />

4,0 m 2,5 m<br />

Betonsohle<br />

Abb. 2 Abgeschätzte Wasserdruckbelastung auf die Wehrsohle<br />

bei Trockenlegung<br />

Brunnenbau<br />

Mittelweserwehr Schlüsselburg<br />

Die Staustufe Schlüsselburg ist eine <strong>von</strong> insgesamt sieben<br />

Staustufen im Bereich <strong>der</strong> Mittelweser zwischen dem Mittellandkanal<br />

und Bremen, die <strong>zur</strong> Verbesserung <strong>der</strong> Schifffahrtsverhältnisse<br />

durch Stauregelung in dieser Strecke errichtet<br />

wurden. Fünf Staustufen wurde in den 1950er-Jahren erbaut,<br />

zwei bereits Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Das <strong>zur</strong> Staustufe<br />

Schlüsselburg gehörende Wehr liegt im alten Weserarm. Einige<br />

Kilometer oberstrom des Wehres zweigt <strong>der</strong> damals<br />

ebenfalls erbaute Schleusenkanal <strong>der</strong> Staustufe <strong>von</strong> <strong>der</strong> Weser<br />

ab (Abb. 1). Das Wehr besteht aus zwei Wehrfel<strong>der</strong>n mit<br />

einer Breite <strong>von</strong> jeweils 40 m und hat eine Gesamtbreite <strong>von</strong><br />

100 m. Die Stauhöhe beträgt 4,5 m. Bei Hochwasser wird das<br />

Wehr geöffnet. Die Wehrsohle aus Stahlbeton hat eine Dicke<br />

<strong>von</strong> 2,5 bis 4,0 m (Abb. 2). Die Wehrsohlen <strong>der</strong> einzelnen Wehrfel<strong>der</strong><br />

sind mit Spundwänden eingefasst. Die Trockenlegung<br />

<strong>der</strong> Wehrfel<strong>der</strong> erfolgt sowohl auf <strong>der</strong> Oberwasserseite als auch<br />

auf <strong>der</strong> Unterwasserseite über Nadel böcke und Rohrnadeln<br />

(Ø 219 mm). Diese Rohrnadeln werden wasserseitig im Fußbereich<br />

<strong>gegen</strong> den in <strong>der</strong> Wehrsohle vorhandenen Rohrnadelsohlanschlag<br />

und im Kopfbereich <strong>gegen</strong> die Nadellehnen<br />

eingesetzt (Abb. 2).<br />

Nachweis <strong>der</strong> Standsicherheit <strong>der</strong> Wehrsohle<br />

Da keine Informationen über die Wasserdruckverhältnisse<br />

unter <strong>der</strong> Wehrsohle vorlagen, wurden die Nachweise <strong>der</strong><br />

Standsicherheit <strong>der</strong> Wehrsohle auf Grundlage einer abgeschätzten<br />

Wasserdruckverteilung durchgeführt. Hierbei wurde,<br />

auf <strong>der</strong> sicheren Seite liegend, eine Unterströmung <strong>der</strong> Wehrsohle<br />

<strong>von</strong> <strong>der</strong> Oberwasserseite <strong>zur</strong> Unterwasserseite angenommen.<br />

Diese Annahme war gerechtfertigt, da <strong>der</strong> Untergrundaufbau<br />

nur un<strong>zur</strong>eichend bekannt war und deshalb keine<br />

genauere <strong>Ermittlung</strong> <strong>der</strong> Wasserdruckverhältnisse mög lich<br />

war. Insbeson<strong>der</strong>e war die Auswir kung <strong>der</strong> Spundwände auf<br />

die Grundwasserströmung nicht bekannt, da aufgrund <strong>der</strong><br />

vorliegenden Unter lagen nicht sichergestellt werden konnte,<br />

ob die Spundwände durchgängig in eine deutlich geringdurchlässigere<br />

Boden- o<strong>der</strong> Felsschicht einbinden. D. h. es<br />

wurde ein linearer Potenzialabbau unter <strong>der</strong> Sohle angesetzt.<br />

Die sich daraus ergebende Wasserdruckverteilung ist<br />

schematisch in Abbildung 2 dargestellt.<br />

Die durchgeführten Standsicherheitsberechnungen ergaben<br />

keine ausreich ende <strong>Sicherheit</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Aufschwimmen</strong> und<br />

Gleiten. Die Sohldruckresultierende wurde unter den o. g.<br />

Annahmen außerhalb <strong>der</strong> 2. Kernweite liegend ermittelt. Das<br />

heißt, die zulässige Außermittigkeit ist überschritten. Demnach<br />

sind auf Grund lage dieser Berechnungsergebnisse <strong>zur</strong><br />

Durchführung einer Trocken legung geeignete Sicherungs -<br />

maßnah men erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Zur <strong>Ermittlung</strong> <strong>der</strong> tatsächlichen Wasser druckverteilung<br />

unter <strong>der</strong> Wehrsohle wurden Grundwassermessstellen in <strong>der</strong><br />

Wehrsohle errichtet. Hierfür wurden in <strong>der</strong> Wehrsohle bei<strong>der</strong><br />

Wehrfel<strong>der</strong> je zwei Unterwasserbohrungen mit einem Durchmesser<br />

<strong>von</strong> 181 mm <strong>von</strong> einem Schiff aus durchgeführt und<br />

diese zu Grundwassermessstellen ausgebaut. Die Bohrungen<br />

wurden bis zu einer Tiefe <strong>von</strong> 1,4 m unterhalb <strong>der</strong> Unterkante<br />

<strong>der</strong> Sohle durchgeführt und mit einem Pegelrohr DN 50 ver-<br />

37


Technik<br />

Abb. 3 Skizze des Messsystems<br />

Sicherungskappe<br />

Stopfen<br />

Spannknebel<br />

Druckrohr<br />

Kunstharz<br />

Druckschiebe<br />

Packergummi<br />

Gegendruckscheibe<br />

Stopfen<br />

Kappe<br />

Kabel<br />

Abb. 4 Tauchsonde, Packer und Datenlogger<br />

Tauchsonde<br />

sehen. Die Ringraumverfüllung erfolgte mit einer Filterkiesschüttung<br />

auf einer Höhe <strong>von</strong> 0,8 m ab <strong>der</strong> Sohle <strong>der</strong> Bohrung.<br />

Oberhalb des Filterkieses wur de bis <strong>zur</strong> Unterkante <strong>der</strong> Wehrsohle<br />

eine aus Tonpellets bestehende Abdichtung eingebaut.<br />

Im Bereich <strong>der</strong> Wehrsohle wurde <strong>der</strong> Ringraum zwischen<br />

dem Pegelrohr und dem Beton mit einer Zement-Bentonit-<br />

Suspension verfüllt, um einen dichten Anschluss zwischen Rohr<br />

und Beton zu erzielen.<br />

In die Messstellen wurden Systeme, je weils bestehend aus<br />

einem Packer in Verbindung mit einem Druckaufnehmer<br />

(Abb. 3), <strong>zur</strong> kontinuierlichen Mess ung des Wasserdruckes<br />

eingebaut. Die Entwicklung diese System erfolgte <strong>von</strong><br />

Fa. Comdrill in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> BAW und erfüllt die<br />

für den Messeinsatz notwendigen Anfor<strong>der</strong>ungen:<br />

• Durch den Einbau des Packers muss das Pegelrohr druckdicht<br />

<strong>gegen</strong> das Betonpflaster verschlossen werden,<br />

• das Kabel des Druckaufnehmers muss ebenfalls druckdicht<br />

durch den Packer geführt werden und<br />

• <strong>der</strong> Packer muss wie<strong>der</strong> ausbaubar sein.<br />

Grundlage ist ein mechanischer Packer, durch den das Kabel<br />

des Druckaufnehmers hindurchgeführt und mittels Kunstharz<br />

dicht mit dem Packer vergossen wurde. Der Einbau <strong>der</strong><br />

Packer erfolgte durch Taucher, wobei die Abdichtung <strong>der</strong><br />

Packer in <strong>der</strong> Messstelle durch Drehen <strong>der</strong> Spannknebel<br />

erfolgte. Abbildung 4 zeigt das Messsystem vor dem Einbau.<br />

Der Einbau <strong>der</strong> Packer erfolgte durch Taucher, wobei die Abdichtung<br />

<strong>der</strong> Packer in <strong>der</strong> Messstelle durch Drehen <strong>der</strong><br />

Spannknebel erfolgte. Parallel zu den <strong>Messungen</strong> in den<br />

Grundwassermessstellen wurde <strong>der</strong> Wasserstand im Unterwasserbereich<br />

des Wehres ebenfalls kontinuierlich mit einem<br />

Druckaufnehmer gemessen, <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Wehrsohle abgelegt<br />

wurde.<br />

In Abbildung 5 sind exemplarisch die in den beiden Messstellen<br />

des linken Wehrfeldes gemessenen Grundwasserpotenziale<br />

zusammen mit dem Unterwasserstand für den Mess zeitraum<br />

dargestellt. Die Ganglinien zeigen, dass das Grundwasserpotenzial<br />

nur geringfügig über dem Unterwasserstand liegt<br />

(bis ca. 0,2 m). Die <strong>Messungen</strong> im rechten Wehr feld zeigen noch<br />

geringere Diffe renzen. D. h. <strong>der</strong> Poten zialabbau findet überwiegend<br />

bei <strong>der</strong> Umströmung <strong>der</strong> oberwasserseitigen Spund -<br />

wand statt. Für die statischen Berechnungen wurde, auf <strong>der</strong><br />

sicheren Seite liegend, ein maximales konstantes Grundwasserpotenzial<br />

unter <strong>der</strong> Sohle <strong>von</strong> einem Meter über dem<br />

Unterwasserstand angesetzt. Die Standsicherheitsnachweise<br />

<strong>der</strong> Wehrsohle können mit diesem Wasserdruck unter <strong>der</strong><br />

Sohle für den Fall <strong>der</strong> Trockenlegung des Wehr fel des erbracht<br />

werden. Auf Grundlage <strong>der</strong> Nachweise kann außer dem ein<br />

Grenzwert für den Unterwasserstand angegeben werden, <strong>der</strong><br />

bei <strong>der</strong> Trockenlegung nicht überschritten werden darf.<br />

Mainschleuse Ed<strong>der</strong>sheim<br />

Die Doppelschleuse Ed<strong>der</strong>sheim be findet sich in einem<br />

kurzen, vom Main abzweigenden Schleusenkanal südöstlich<br />

<strong>der</strong> Ortschaft Ed<strong>der</strong>sheim unmittel bar neben dem Kraft-<br />

38 11/2010


Grundwasserpotenzial [m+ NN]<br />

28<br />

27<br />

26<br />

25<br />

24<br />

23<br />

22<br />

12:00<br />

werk und dem Mainwehr (Abb. 6). Um Instandsetzungsarbeiten<br />

durchführen zu können, ist eine Trockenlegung <strong>von</strong><br />

jeweils einer <strong>der</strong> beiden Schleusenkammern geplant. Da bei<br />

den vorangegangenen Trocken legungen <strong>der</strong> Schleusen in<br />

1999 und 2006 in <strong>der</strong> Kammersohle Wasserzutritte mit<br />

Materialtransport auftraten, wurde die BAW mit <strong>der</strong> Untersuchung<br />

<strong>der</strong> Standsicherheit <strong>der</strong> Kammersohle bei trockengelegter<br />

Schleuse beauftragt.<br />

Die beiden <strong>von</strong> 1929 bis 1935 erstellten Schleusen haben eine<br />

Hubhöhe <strong>von</strong> ca. 3,60 m und eine nutzbare Kammerlänge <strong>von</strong><br />

jeweils ca. 345 m. Die nutzbare Brei te <strong>der</strong> Nordkammer beträgt<br />

12 m und die <strong>der</strong> Südkammer 15 m. Die Schleu -<br />

senkammern sind als Spundwandschleusen ausgebildet. Nur<br />

die Häupter sind Massivbauwerke. Die Kammer sohlen bestehen<br />

aus Druckriegeln aus unbewehrtem Beton, die in<br />

einem regelmäßigen Abstand hergestellt wurden. Die Druckriegel<br />

dienen neben <strong>der</strong> Sohlensicherung <strong>zur</strong> Aussteifung <strong>der</strong><br />

seitlichen Spundwände. Zwischen den Druckriegeln wurde<br />

ein Sechseck-Prismenpflaster auf einer Feinkiesschicht und<br />

einer darunter angeordneten Splittschicht eingebaut. Die<br />

Herstellung des Prismenpflasters erfolgte in Ort beton bauweise<br />

Kraftwerk<br />

Abb. 6 Lageplan Schleuse und Wehr Ed<strong>der</strong>sheim<br />

11/2010<br />

Wehr<br />

Unterwasserstand<br />

15:00<br />

Messstelle rechts (B1) Messstelle links (B1a)<br />

18:00 21:00 00:00 03:00 06:00 09:00 12:00<br />

Schleuse<br />

Brunnenbau<br />

mittels vorgefertigter Scha lungselemente. Durch das zwischen<br />

den Betonriegeln mit Fugen verlegte Sohlpflaster sollten eine<br />

Wasserdurchlässigkeit <strong>der</strong> Kammersohlen und dadurch eine<br />

Druckentspannung des Grundwassers unterhalb <strong>der</strong><br />

Kammersohlen, insbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Trockenlegung, erzielt<br />

werden.<br />

Auf Grundlage <strong>der</strong> vorliegenden Boh rungen, die beidseitig<br />

<strong>der</strong> Doppelschleusen abgeteuft wurden, besteht <strong>der</strong> Baugrund<br />

überwiegend aus Kiesen und Mittel- bis Grobsanden.<br />

In deutlich geringerem Umfang wurden Feinsande angetroffen.<br />

Nur vereinzelt wurden geringmächtige Schluff- und Tonlinsen<br />

erbohrt. Weiterhin waren auch keine durchgängigen bindigen<br />

Zwischen schichten, die zu einer wesentlichen Verringerung<br />

<strong>der</strong> vertikalen Durchlässigkeit führen könnten, erkennbar. Insgesamt<br />

ergaben die Untersuchungen eine hohe hydraulische<br />

Durchlässigkeit des Baugrunds mit einer relativ geringen<br />

Ani sotropie.<br />

Nachweis <strong>der</strong> Standsicherheit <strong>der</strong> Schleusensohle<br />

Zur Abschätzung des Wasserdruckes auf die Schleusensohlen<br />

wurden die <strong>Messungen</strong> in insgesamt 12 neu hergestellten<br />

UW<br />

Main<br />

Abb. 7 Lageplan Grundwassermessstellen<br />

Abb. 5 Unterwasserstand<br />

und Grundwasser -<br />

potenziale in den Grundwassermessstellen<br />

des<br />

linken Wehrfeldes<br />

OW<br />

tiefe Grundwassermessstelle<br />

flache Grundwassermessstelle<br />

Grundwassermessstelle in <strong>der</strong> Sohle<br />

39


Technik<br />

Abb. 8 Querschnitt durch die Doppelschleuse mit Grund -<br />

wassermessstellen<br />

Schleusensohle<br />

Betonprismen<br />

Untergrund<br />

Südkammer Nordkammer<br />

Abdichtung<br />

(Zement)<br />

Tonabdichtung<br />

(Ton-Pellets)<br />

Aufsatzrohr 2“<br />

Filterkies<br />

Filterrohr 2“<br />

Bodenkappe<br />

Ton-Pellets<br />

Abb. 9 Ausbau <strong>der</strong> Grundwassermessstellen in <strong>der</strong> Schleusensohle<br />

Grundwassermessstellen mainseitig <strong>der</strong> Nordkammer und<br />

landseitig <strong>der</strong> Südkammer herangezogen. Diese Grundwassermessstellen<br />

sind in drei Querschnitten jeweils mainseitig<br />

<strong>der</strong> Nordkammer und landseitig <strong>der</strong> Südkammer <strong>der</strong><br />

Schleusenanlage beim Oberhaupt, Mittelhaupt und Unterhaupt<br />

angeordnet (Abb. 7). Sechs tiefe Messstellen sind mit<br />

einer Filterstrecke im Bereich des Spundwandfußes ausgebildet.<br />

Die Filterstrecke <strong>der</strong> sechs flachen Messstellen liegt<br />

im Bereich <strong>der</strong> Schleusensohle (Abb. 8). Die beiden<br />

unterschiedlich tief angeordneten Filter <strong>der</strong> Grundwassermessstellen<br />

ermög lichen die <strong>Ermittlung</strong> des Potenzialabbaus<br />

über die Höhe bei vertikaler Grundwasserströmung. Die<br />

Auswertung <strong>der</strong> Grundwasserpotenziale in diesen Messstellen<br />

bei unterschiedlichen Schleusenwasserständen sollte<br />

eine Aussage über den zu erwartenden Grundwasserüberdruck<br />

unter <strong>der</strong> Schleusen sohle bei Trockenlegung ermöglichen.<br />

Zur Untersuchung <strong>der</strong> Abhängigkeit <strong>der</strong> Grundwasserpoten -<br />

ziale am Spund wandfuß <strong>von</strong> den Schleusenwasserständen<br />

wurden zwei Versuche durchgeführt. Dabei wurden jeweils<br />

eine Schleusenkammer auf Unterwasserstand gestellt und<br />

nur in <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Kammer Schleusungen durchgeführt.<br />

Die Grundwasserstandsmessungen zeig ten, wie erwartet, ein<br />

Potenzialgefälle vom Oberhaupt zum Unterhaupt sowie im<br />

Oberwasserbereich <strong>von</strong> <strong>der</strong> Mainseite <strong>zur</strong> Landseite und im<br />

Unterwasserbereich <strong>von</strong> <strong>der</strong> Landseite <strong>zur</strong> Mainseite. Die<br />

Grundwasserstände reagierten deutlich auf Schleusungsvorgänge,<br />

wobei sie in den Messstellen entlang <strong>der</strong> Schleusen -<br />

kammer mit wechselnden Wasserständen infolge Schleusungen<br />

deutlich stärker reagierten als in den Messstellen entlang <strong>der</strong><br />

auf Unterwasser stand gestellten Schleusen kammer. Der<br />

Schwankungsbereich <strong>der</strong> in den tiefen Messstellen gemessenen<br />

Grundwasserpotenziale am Spund wandfuß war jedoch auch<br />

in den Messstellen, die sich unmittelbar neben <strong>der</strong> Schleuse<br />

mit unterschiedlichen Schleu sungswasser ständen befanden,<br />

deutlich geringer als <strong>der</strong> Wasserstandsunterschied in <strong>der</strong><br />

Schleuse. Insbeson<strong>der</strong>e im Oberhauptbereich traten bei<br />

Unterwasserstand in <strong>der</strong> Schleuse große Potenzial differenzen<br />

zwischen dem Grundwasserpotenzial am Spundwandfuß<br />

und dem Schleusenwasserstand auf.<br />

Basierend auf den Messergebnissen wurden die zu erwartenden<br />

Grundwasserpotenziale bei Trockenlegung <strong>der</strong> Schleusen -<br />

kammern durch Extrapolation abgeschätzt. Die durchgeführ -<br />

ten <strong>Messungen</strong> erlaubten jedoch keine genaue Aussage über<br />

die Art des Potenzialabbaus zwischen <strong>der</strong> Unter kante <strong>der</strong><br />

Spundwände und <strong>der</strong> Schleu sen sohle. Da jedoch nicht angenommen<br />

werden konnte, dass <strong>der</strong> Baugrund unter halb<br />

<strong>der</strong> Kammersohlen deutlich geringer durchlässig ist als <strong>der</strong><br />

außerhalb <strong>der</strong> Schleusenkammern, war <strong>von</strong> einem erheblichen<br />

Grundwasserüberdruck unter den Kammersohlen bei<br />

Trocken legung <strong>der</strong> Schleusen auszugehen. Um dies zu überprüfen,<br />

wurden zusätzliche Grundwassermessstellen in <strong>der</strong><br />

Kam mer sohle einer Schleuse installiert und eine kurze Probe -<br />

trockenlegung durchgeführt.<br />

Entsprechend den Vorgaben <strong>der</strong> BAW wurden in <strong>der</strong> Sohle<br />

<strong>der</strong> Nordkammer drei Unterwasserbohrungen vom Ponton<br />

aus durchgeführt und diese zu Grundwassermessstellen aus-<br />

Abb. 10<br />

Ein gebautes<br />

Mess system<br />

40 11/2010


gebaut (Abb. 7 u. 8). Der Ausbau <strong>der</strong> Bohrungen erfolgte nur<br />

bis zu einer Tiefe <strong>von</strong> 1,5 m unterhalb <strong>der</strong> Unterkante <strong>der</strong><br />

Betonprismen, um den Grundwasserdruck unmittelbar unterhalb<br />

<strong>der</strong> Kammersohle festzustellen. Oberhalb <strong>der</strong> Filterkiesschüttung<br />

mit einer Höhe <strong>von</strong> 1,0 m wurde bis <strong>zur</strong><br />

Unterkante <strong>der</strong> Betonprismen eine aus Tonpellets bestehende<br />

Abdichtung eingebaut. Im Bereich <strong>der</strong> Betonprismen wurde<br />

auch hier <strong>der</strong> Ringraum zwischen dem Pegelrohr und dem<br />

Betonpflaster mit einer Zementsuspension verfüllt um einen<br />

dichten Anschluss zwischen Rohr und Betonprismen zu<br />

erzielen.<br />

In die Messstellen wurden die bereits beschriebenen Messsysteme<br />

(Abb. 3 u. 4) <strong>zur</strong> kontinuierlichen Messung des<br />

Wasserdruckes eingebaut. Abbildung 10 zeigt das in <strong>der</strong><br />

Kammersohle eingebaute Messsystem während <strong>der</strong> Trocken -<br />

legung.<br />

Unmittelbar nach Einbau <strong>der</strong> Messaufnehmer wurde eine kurze<br />

Trockenlegung <strong>der</strong> Nordkammer durchgeführt. Dabei wurden<br />

die Grundwasserdrücke in allen Grundwassermessstellen<br />

mittels Druckaufnehmern erfasst und permanent aufgezeich -<br />

net. Die Messergebnisse bestätigten, dass bei <strong>der</strong> Trockenlegung<br />

unterhalb <strong>der</strong> Kammersohle erhebliche Grundwasserüberdrücke<br />

auftreten. Ein wesentlicher Anteil des Potenzial abbaus<br />

findet aufgrund des stark reduzierten Abfluss querschnittes<br />

im unmittelbaren Anstrombereich <strong>der</strong> Fugen zwischen dem<br />

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11/2010<br />

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Brunnenbau<br />

Sohlpflaster sowie innerhalb <strong>der</strong> Fugen selbst statt. Dadurch<br />

treten in diesem Bereich hohe vertikal nach oben gerichtete<br />

Strömungsgeschwindigkeiten auf. Diese führen zu dem<br />

während den Trockenlegungen beobachteten Frei spülen<br />

einzelner Fugen und dem Mate rialaustrag. Durch den lokalen<br />

Materialaustrag unterhalb des Sohlpflasters lässt sich die Absenkung<br />

einzelner Bereiche des Sohlpflasters erklären. Da<br />

die Aussteifung <strong>der</strong> Spundwände jedoch nicht durch das<br />

Sohlpflaster, son<strong>der</strong>n durch die Betonriegel erfolgt, ist die<br />

Stand sicher heit <strong>der</strong> Schleusenkammer bei einer kurzen<br />

Trockenlegung nicht unmittelbar gefährdet.<br />

Abbildungen 1-10: BAW<br />

Autoren:<br />

Dipl.-Ing. Charlotte Laursen<br />

Dr. Bernhard Odenwald<br />

Bundesanstalt für Wasserbau Abteilung Geotechnik<br />

Referat Grundwasser - G3<br />

Kußmaulstr. 17<br />

76187 Karlsruhe<br />

Tel.: 0721 9726 4840<br />

Fax: 0721 9726 4830<br />

E-Mail: charlotte.laursen@baw.de<br />

10:44 Uhr Seite Internet: 1 www.baw.de<br />

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