Die Blickregistrierung in der Werbewirkungsforschung: Grundlagen ...
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markt (2010) 49:143–169<br />
DOi 10.1007/s12642-010-0039-2<br />
Orig<strong>in</strong>al Empirical rEsEarch<br />
<strong>Die</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Werbewirkungsforschung</strong>:<br />
<strong>Grundlagen</strong> und Ergebnisse<br />
Natalie Hofer · Wolfgang Mayerhofer<br />
E<strong>in</strong>gegangen: 1. Dezember 2009 / angenommen: 21. august 2010 / Onl<strong>in</strong>e publiziert: 16. september 2010<br />
© spr<strong>in</strong>ger-Verlag 2010<br />
Zusammenfassung <strong>Die</strong> methode <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong><br />
nimmt seit vielen Jahrzehnten e<strong>in</strong>e bedeutende rolle <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Werbewirkungsforschung</strong> e<strong>in</strong>. Erst mit <strong>der</strong> rasanten<br />
technischen Entwicklung <strong>der</strong> methode <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Jahren und dem aufkommen des neuromarket<strong>in</strong>gs erfuhr<br />
die methode allerd<strong>in</strong>gs die aufmerksamkeit, die ihr im<br />
rahmen <strong>der</strong> Wirkungsmessung von visuellen market<strong>in</strong>gstimuli<br />
zusteht. mittels <strong>Blickregistrierung</strong> kann das tatsächliche<br />
Blickverhalten <strong>der</strong> rezipienten zum Zeitpunkt<br />
<strong>der</strong> Werbemittelnutzung gemessen werden. sie liefert objektive<br />
Ergebnisse dazu, wann, wie oft und wie lange die<br />
für die Er<strong>in</strong>nerung und Wie<strong>der</strong>erkennung ausschlaggebenden<br />
schlüsselelemente (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die marke) e<strong>in</strong>er anzeige<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es TV-spots betrachtet werden bzw. auch,<br />
warum sie nicht betrachtet werden. <strong>Die</strong> Validität <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong><br />
wird durch kaum e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es messverfahren<br />
erreicht. <strong>Die</strong> neue generation <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong>ssysteme<br />
ermöglicht es heute, neben statischen stimuli (wie anzeigen)<br />
auch die Wirkung von dynamischen stimuli (wie<br />
TV-spots) zu untersuchen. ausgehend von den psychophysiologischen<br />
und neurologischen grundlagen zur Wahrnehmung<br />
und Verarbeitung visueller <strong>in</strong>formation wird <strong>in</strong><br />
diesem Beitrag <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf die für die <strong>in</strong>terpretation<br />
<strong>der</strong> Blickdaten erfor<strong>der</strong>lichen Blickbewegungsparameter<br />
e<strong>in</strong>gegangen. <strong>Die</strong> Kernergebnisse zweier studien zur<br />
Wahrnehmung und Wirkung von anzeigen <strong>in</strong> den gelben<br />
seiten und von TV-spots bestätigen das große potential<br />
n. hofer () · W. mayerhofer<br />
Wirtschaftsuniversität Wien,<br />
augasse 2-6, 1090 Wien, Österreich<br />
E-mail: natalie.hofer@wu.ac.at<br />
W. mayerhofer<br />
E-mail: wolfgang.mayerhofer@wu.ac.at<br />
<strong>der</strong> markt<br />
Journal für Market<strong>in</strong>g<br />
dieser methode, um aufmerksamkeitserhöhende und werbewirkungssteigernde<br />
Faktoren zu identifizieren.<br />
Schlüsselwörter <strong>Blickregistrierung</strong> ·<br />
Blickbewegungsparameter · Werbewirkungsmessung ·<br />
Kognitive psychologie · Visuelles system<br />
Abstract Eye track<strong>in</strong>g has been one of the most <strong>in</strong>sightga<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
methods <strong>in</strong> advertis<strong>in</strong>g research for many decades.<br />
The vast developments <strong>in</strong> eye track<strong>in</strong>g techniques (hard-<br />
and software) and the emergence of neuromarket<strong>in</strong>g a couple<br />
of years ago have to quite some extent accounted for<br />
the ris<strong>in</strong>g <strong>in</strong>terest <strong>in</strong> eye track<strong>in</strong>g <strong>in</strong> market<strong>in</strong>g research<br />
these days. Eye-track<strong>in</strong>g is an implicit method to measure<br />
the effectiveness of ads, commercials and other visual<br />
market<strong>in</strong>g stimuli. Eye track<strong>in</strong>g provides objective measures<br />
for an ad’s or a commercial’s effectiveness <strong>in</strong> terms<br />
of when, how often and how long certa<strong>in</strong> aspects of an ad<br />
have been fixated. It also provides answers why important<br />
elements (e.g. brand) have not captured the consumer’s attention.<br />
Whereas eye track<strong>in</strong>g has already been used for<br />
a long time <strong>in</strong> pr<strong>in</strong>t advertis<strong>in</strong>g research, the analysis of<br />
dynamic stimuli such as commercials has not been able<br />
until a few years ago. Based on psychophysiological and<br />
neurological theory this article gives a review of eye track<strong>in</strong>g<br />
metrics which are essential to analyse and <strong>in</strong>terpret eye<br />
track<strong>in</strong>g data. The results of two eye track<strong>in</strong>g studies for<br />
pr<strong>in</strong>t advertisements <strong>in</strong> the Yellow pages and for commercials<br />
demonstrate the great potential of eye track<strong>in</strong>g for<br />
identify<strong>in</strong>g factors which are able to boost an ad’s or a<br />
commercial’s effectiveness.<br />
Keywords Eye track<strong>in</strong>g · Eye track<strong>in</strong>g metrics ·<br />
advertis<strong>in</strong>g research · cognitive psychology ·<br />
Visual system<br />
1 3
144 n. hofer, W. mayerhofer<br />
E<strong>in</strong>leitung<br />
als Konsumenten werden wir täglich mit tausenden Werbeschaltungen<br />
im Fernsehen, <strong>in</strong> Zeitungen, <strong>in</strong> magaz<strong>in</strong>en,<br />
auf plakatwänden, <strong>in</strong> den gelben seiten, <strong>in</strong> postwurfsendungen<br />
o<strong>der</strong> auf <strong>in</strong>ternetseiten konfrontiert (scheier und<br />
held 2005). Das menschliche visuelle system übernimmt<br />
e<strong>in</strong>e zentrale rolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bewältigung dieser kont<strong>in</strong>uierlich<br />
auf uns e<strong>in</strong>strömenden Informationsflut. Es entscheidet,<br />
welchen stimuli wir aufmerksamkeit schenken und welchen<br />
nicht. „Etwa 90 % aller <strong>in</strong>formationen, die <strong>der</strong> mensch<br />
verarbeitet, nimmt er über das visuelle system auf“ (schub<br />
von Bossiazky 1992). Es führt schnell und automatisch e<strong>in</strong>e<br />
menge an Funktionen aus (z. B. das Betrachten und lesen<br />
von anzeigen o<strong>der</strong> plakaten, die suche und die auswahl<br />
von marken und produkten), die entscheidend s<strong>in</strong>d für das<br />
zielgerichtete handeln von Konsumenten. außerdem ist es<br />
zentral <strong>in</strong> lernprozesse, kognitiv-affektive prozesse höherer<br />
Ordnung (hen<strong>der</strong>son und holl<strong>in</strong>gworth 1999) sowie <strong>in</strong><br />
Entscheidungsprozesse, verhaltenswirksame und Koord<strong>in</strong>ationsprozesse<br />
<strong>in</strong>volviert.<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen modellen, so auch im modell <strong>der</strong> Wirkungspfade<br />
von Kroeber-riel (Kroeber-riel et al. 2009), nimmt<br />
das Konstrukt aufmerksamkeit e<strong>in</strong>e zentrale stellung e<strong>in</strong>.<br />
Vor dem h<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> täglich e<strong>in</strong>strömenden <strong>in</strong>formationsflut<br />
und <strong>der</strong> damit verbundenen Reizüberlastung<br />
gew<strong>in</strong>nt dieses Konstrukt noch zusätzlich an Bedeutung.<br />
Werbung muss aufmerksamkeit auslösen, um von den<br />
rezipienten wahrgenommen und später – vielleicht – verarbeitet<br />
werden zu können (schweiger und schrattenecker<br />
2009). aufmerksamkeit wird auch nicht länger mehr nur als<br />
Bottom-up prozess („reizgesteuert“) verstanden, <strong>der</strong> praktisch<br />
automatisch aus e<strong>in</strong>er sensorischen Wahrnehmung<br />
heraus resultiert, die wie<strong>der</strong>um vorbewusst verarbeitet und<br />
<strong>der</strong> anschließend selektiv, aber bewusst aufmerksamkeit<br />
geschenkt wird (Fitzsimons et al. 2002). Bewusste Ziele und<br />
regeln (Top-down-Faktoren) können aufmerksamkeitsmechanismen<br />
ebenso bee<strong>in</strong>flussen (Corbetta et al. 1998; posner<br />
et al. 1980). auch vorangegangenes lernen kann die<br />
vorbewusste Analyse von Information bee<strong>in</strong>flussen (Illichmann<br />
1997). Wahrnehmung kann sogar e<strong>in</strong> vorbereiten<strong>der</strong><br />
prozess se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> prozess, <strong>der</strong> die suche von Elementen <strong>in</strong><br />
unserer Umwelt umfasst, die unsere Erwartungen an und<br />
das Wissen über diese Umwelt unterstützen bzw. die für<br />
unsere augenblickliche motivationen (Zielvorstellungen,<br />
E<strong>in</strong>stellungen) Vorrang haben (illichmann 1997).<br />
Mittels <strong>Blickregistrierung</strong> kann <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss von sowohl<br />
Bottom-up als auch Top-down-Faktoren auf das Blickverhalten<br />
und die damit e<strong>in</strong>hergehenden kognitiven prozesse<br />
gemessen werden. mithilfe <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> kann<br />
nicht nur nachvollzogen werden, welche anzeige, son<strong>der</strong>n<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e welche Elemente e<strong>in</strong>er anzeige beson<strong>der</strong>e<br />
aufmerksamkeit des Betrachters auf sich gezogen haben.<br />
1 3<br />
mittels Befragung kann im nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> erhoben werden,<br />
ob die aufmerksamkeitsstarken Elemente/anzeigen auch <strong>in</strong><br />
Er<strong>in</strong>nerung behalten wurden. E<strong>in</strong>e analyse von loewenste<strong>in</strong><br />
(2001) zur Entscheidungsforschung bestätigt die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> messung von kognitiven prozessen mittels objektiver<br />
Verfahren wie <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong>. <strong>Die</strong> studie ergab, dass<br />
menschen oft nicht zwischen alternativen Verhaltensweisen<br />
wählen, <strong>in</strong>dem sie im akt <strong>der</strong> Kaufentscheidung Kosten<br />
und nutzen gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abwiegen. „<strong>in</strong>stead“, so loewenste<strong>in</strong><br />
(2001), „people rely on cognitive capabilities that<br />
are relatively well developed, such as visual perception and<br />
object recognition, rather than operations that they are not<br />
very good at, like addition and multiplication.“<br />
Ziel dieses Beitrags ist es e<strong>in</strong>erseits, das theoretische<br />
Verständnis für die methode zu för<strong>der</strong>n. Dazu dienen<br />
Erläuterungen zu den psychophysiologischen und neurologischen<br />
grundlagen <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong>, die aufschluss<br />
über die den Blickbewegungen zugrundeliegenden<br />
mechanismen des visuellen systems geben, aber auch e<strong>in</strong>e<br />
detaillierte Beschreibung <strong>der</strong> aussagekraft verschiedener<br />
Blickbewegungsparameter für die Wirkung von visuellen<br />
Werbestimuli. <strong>Die</strong> Ergebnisse zweier empirischer studien<br />
zur anzeigen- bzw. TV-Wirkungsmessung zeigen an<strong>der</strong>erseits<br />
die (praktische) Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> für<br />
die Wirkungsmessung von visuellen Werbestimuli auf. <strong>in</strong><br />
beiden Studien wird neben dem E<strong>in</strong>fluss von Bottom-up-<br />
Faktoren (stimulusgesteuerte Faktoren wie anzeigengröße,<br />
Farbe, position <strong>der</strong> marke <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em TV-spot,…) <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
auch jener von Top-down-Faktoren, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Werbewirkungsforschung</strong><br />
nur verhältnismäßig selten untersucht<br />
werden (Wedel und pieters 2008), auf das Blickverhalten<br />
erhoben.<br />
Theoretisch konzeptionelle E<strong>in</strong>ordnung des Beitrags<br />
<strong>Die</strong> Theorienentwicklung im Bereich <strong>der</strong> Wirkung von<br />
visuellen Werbestimuli (wie z. B. anzeigen, TV-spots,<br />
Verpackungen, etc.) wird <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch folgende<br />
Diszipl<strong>in</strong>en vorangetrieben: Blickbewegungsforschung,<br />
<strong>Werbewirkungsforschung</strong>, kognitive psychologie und<br />
sozialpsychologie. <strong>Die</strong> Blickbewegungsforschung selbst<br />
ist wie<strong>der</strong>um e<strong>in</strong> <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äres Forschungsfeld und<br />
wird des Öfteren auch als erfolgreichstes Teilgebiet <strong>der</strong><br />
kognitiven Wissenschaften bezeichnet. ihre Wurzeln liegen<br />
unter an<strong>der</strong>em <strong>in</strong> den Bereichen psychologie, neurowissenschaften<br />
und computerwissenschaften sowie <strong>in</strong> <strong>der</strong> augenmessung<br />
und <strong>der</strong> (Umwelt)Ästhetik (palmer 1999). <strong>Die</strong>ser<br />
<strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>arität <strong>der</strong> Blickbewegungsforschung soll auch<br />
<strong>in</strong> diesem Beitrag rechnung getragen werden, <strong>in</strong>dem im<br />
folgenden Teil auf die neurologischen und psychophysiologischen<br />
grundlagen <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> näher e<strong>in</strong>gegangen<br />
wird.
<strong>Die</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Werbewirkungsforschung</strong>: grundlagen und Ergebnisse<br />
neurologische grundlagen<br />
Der mensch begreift und erlebt die Umwelt durch se<strong>in</strong>e<br />
s<strong>in</strong>ne und se<strong>in</strong>e Wahrnehmung (Kellogg 2007). Es ist nur<br />
schwer begreifbar, dass <strong>der</strong> schnelle und mühelose prozess<br />
<strong>der</strong> Wahrnehmung mehrere stufen und Umwandlungen von<br />
neuronalen codierungen <strong>in</strong>nerhalb des visuellen systems<br />
umfasst. Das visuelle system ist aufgrund se<strong>in</strong>er schnelligkeit<br />
und genauigkeit allen an<strong>der</strong>en s<strong>in</strong>nesorganen überlegen<br />
(russo 1978). <strong>in</strong> <strong>der</strong> neurowissenschaftlichen literatur<br />
f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong>e Vielzahl an Werken zur Funktionalität und<br />
auch zu den grenzen des visuellen systems (z. B. legewie<br />
und Ehlers 1994).<br />
Das visuelle system besteht aus e<strong>in</strong>em s<strong>in</strong>nesorgan,<br />
welches Umweltreize aufnehmen kann, den photorezeptoren,<br />
die reiz<strong>in</strong>formationen <strong>in</strong> neuronale signale umsetzen,<br />
neuronen, welche die signale verarbeiten und <strong>in</strong>s gehirn<br />
weiterleiten und zentralen neuronen im gehirn, die diese<br />
vorverarbeiteten signale empfangen und sie weiterverarbeiten.<br />
<strong>in</strong> vielen Fällen ist es möglich, auf grundlage des<br />
Wissensstands über die Verteilung <strong>der</strong> photorezeptoren <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> netzhaut psychophysiologische Ergebnisse qualitativ<br />
zu <strong>in</strong>terpretieren. <strong>Die</strong> charakteristika des menschlichen<br />
sehens können aber auch anhand <strong>der</strong> neuronalen Organisation<br />
von tieferen gehirnstrukturen erfasst werden (Duchowski<br />
2007).<br />
Das gehirn ist <strong>in</strong> mehrere regionen mit unterschiedlichen<br />
Funktionen unterteilt (Zeki 1993). <strong>Die</strong> bedeutendsten<br />
Komponenten des visuellen systems s<strong>in</strong>d das auge, das<br />
corpus geniculatum laterale (cgl, seitlicher Kniehöcker),<br />
<strong>der</strong> striäre visuelle cortex (auch primärer cortex) und <strong>der</strong><br />
extrastriäre visuelle cortex. abbildung 1 zeigt die wichtigsten<br />
regionen <strong>der</strong> area striata (striärer cortex) und des<br />
extrastriären cortex des menschlichen gehirns. Es wird<br />
angenommen, dass <strong>der</strong> colliculus superior (cs) als sensomotorisches<br />
Zentrum, das sich h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> sehbahnkreuzung<br />
Abb. 1 area striata (gestreifter<br />
cortex) und die regionen des<br />
extrastriären cortex im menschlichen<br />
gehirn (carlson 2004)<br />
145<br />
bef<strong>in</strong>det, die schnellsten durch Reize ausgelösten Augenbewegungen<br />
(Expresssakkaden) generiert (Unema 1995). Vor<br />
allem dient <strong>der</strong> CS <strong>der</strong> Steuerung von automatischen, reflexhaften<br />
augenbewegungen im rahmen von Orientierungsreaktionen.<br />
Er besteht aus sieben alternierenden Zellschichten<br />
mit großen sensorisch-rezeptiven Fel<strong>der</strong>n. V1 dient eher<br />
<strong>der</strong> re<strong>in</strong>analyse als <strong>der</strong> programmierung von augenbewegungen,<br />
während V7 vor allem für die willentlichen bzw.<br />
gedächtnisbezogenen augenbewegungen zuständig ist. Es<br />
wird vermutet, dass diese region auch dazu dient, die visuelle<br />
<strong>in</strong>formation zwischen den sakkaden zu e<strong>in</strong>em gesamtbild<br />
zu <strong>in</strong>tegrieren (Unema 1995).<br />
Das visuelle system wird funktionell anhand <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dungen<br />
zwischen <strong>der</strong> ret<strong>in</strong>a und dem gehirn – auch als<br />
visuelle pfade bezeichnet – beschrieben. im Folgenden wird<br />
dargestellt, wie das Auge Umweltverän<strong>der</strong>ungen identifiziert<br />
und wie das gehirn bzw. welche regionen des gehirns<br />
die neuronalen signale des auges <strong>in</strong>terpretieren.<br />
anatomie des visuellen systems<br />
„man blickt mit den augen, aber man sieht mit dem gehirn“<br />
(Zimbardo und gerrig 2004). Um sehen zu können, muss<br />
e<strong>in</strong> Bild auf <strong>der</strong> ret<strong>in</strong>a – e<strong>in</strong> neuronennetzwerk, das den<br />
augenh<strong>in</strong>tergrund auskleidet – fokussiert werden. <strong>Die</strong>ses<br />
Bild verursacht Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> elektrischen aktivität<br />
von millionen von neuronen <strong>in</strong> <strong>der</strong> ret<strong>in</strong>a, woraus die<br />
über die optischen nerven zum rest des gehirns gesandten<br />
nachrichten resultieren.<br />
<strong>Die</strong> Augen bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den Orbitae, den knöchernen<br />
aushöhlungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> schädelfront (carlson 2004). <strong>Die</strong><br />
augen werden durch sechs extraokuläre muskeln <strong>in</strong> position<br />
gehalten und bewegt. <strong>Die</strong>se muskeln s<strong>in</strong>d an <strong>der</strong> festen,<br />
weißen außenschicht des auges befestigt, die man sclera<br />
nennt (carlson 2004). augenbewegungen lassen sich <strong>in</strong><br />
drei Kategorien e<strong>in</strong>teilen: stabilisierende, zielsuchende und<br />
1 3
146 n. hofer, W. mayerhofer<br />
Abb. 2 Das menschliche auge<br />
(carlson 2004)<br />
mikrobewegungen. im Zusammenhang mit den stabilisierenden<br />
Bewegungen wird auch von Fixationen gesprochen.<br />
Das s<strong>in</strong>d jene Zeitpunkte, zu denen das auge relativ still<br />
auf e<strong>in</strong>er stelle verweilt. auch Folgebewegungen zählen<br />
zu den stabilisierenden Bewegungen. sie werden von den<br />
augen ausgeführt, um das abbild e<strong>in</strong>es sich bewegenden<br />
Gegenstandes <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fovea zu fixieren (Joos et al. 2003).<br />
Bei sakkadischen Bewegungen (= zielsuchende Bewegung)<br />
h<strong>in</strong>gegen wird <strong>der</strong> Blick ruckartig von e<strong>in</strong>em punkt zum<br />
an<strong>der</strong>en verschoben. Unter sakkaden versteht man schnelle<br />
sprunghafte Bewegungen <strong>der</strong> augen beim abtasten e<strong>in</strong>er<br />
visuellen szene.<br />
<strong>Die</strong> äußere schicht des auges, die sclera (s. abb. 2),<br />
ist undurchsichtig und erlaubt ke<strong>in</strong>en lichtdurchtritt. <strong>Die</strong><br />
cornea, die äußere schicht <strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite des auges, ist<br />
h<strong>in</strong>gegen transparent. <strong>Die</strong> lichtmenge, die e<strong>in</strong>treten kann,<br />
wird durch die größe <strong>der</strong> pupille geregelt. <strong>Die</strong> pupille ist<br />
e<strong>in</strong>e Öffnung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Iris, die sich h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Cornea bef<strong>in</strong>det.<br />
Durch Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> L<strong>in</strong>senform – die L<strong>in</strong>se bef<strong>in</strong>det<br />
sich wie<strong>der</strong>um unmittelbar h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> iris – kann das auge<br />
nahe o<strong>der</strong> entfernte gegenstände auf <strong>der</strong> ret<strong>in</strong>a fokussieren.<br />
<strong>Die</strong>ser prozess wird akkomodation genannt (carlson 2004;<br />
Zimbardo und gerrig 2004). In <strong>der</strong> Ret<strong>in</strong>a bef<strong>in</strong>den sich<br />
auch die rezeptorzellen, aufgrund ihrer Form auch stäbchen<br />
(lang und stabförmig) und Zapfen (kürzer und kegelförmig)<br />
genannt (lüch<strong>in</strong>ger et al. 2005). <strong>in</strong> ihrer gesamtheit s<strong>in</strong>d sie<br />
als Fotorezeptoren bekannt. <strong>Die</strong> menschliche ret<strong>in</strong>a enthält<br />
etwa 125 mio. stäbchen und 6 mio. Zapfen (Eysenck und<br />
Keane 2005). <strong>Die</strong> Zapfen liefern uns die meiste <strong>in</strong>formation<br />
1 3<br />
Conjunctiva (mündet <strong>in</strong><br />
die Augenli<strong>der</strong>)<br />
Cornea<br />
Iris<br />
Pupille<br />
(Öffnung<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> lris)<br />
L<strong>in</strong>se<br />
Schichten <strong>der</strong> Ret<strong>in</strong>a<br />
Sclera<br />
Kammerwasser<br />
(Humor vitreus; obere<br />
Hälfte wurde<br />
entnommen)<br />
optischer Nerv<br />
(N.opticus)<br />
Blutgefäße<br />
über unsere Umwelt. sie s<strong>in</strong>d für das sehen bei Tageslicht<br />
zuständig und liefern uns <strong>in</strong>formationen über Details <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Umwelt.<br />
Das auge erzeugt auf <strong>der</strong> netzhaut e<strong>in</strong> umgekehrtes und<br />
stark verkle<strong>in</strong>ertes Bild <strong>der</strong> Umwelt. <strong>Die</strong> achse des optischen<br />
systems (sehachse) trifft auf <strong>der</strong> ret<strong>in</strong>a auf e<strong>in</strong>e stelle<br />
mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>dellung, die als fovea centralis (Fovea)<br />
bezeichnet wird. <strong>Die</strong> Fovea, die Zentralregion <strong>der</strong> ret<strong>in</strong>a, ist<br />
für unser schärfstes sehen verantwortlich (carlson 2004).<br />
<strong>Die</strong> Fovea sitzt genau auf <strong>der</strong> Blickl<strong>in</strong>ie, d. h. wenn wir e<strong>in</strong><br />
Objekt direkt fixieren, dann fällt <strong>der</strong> Blick genau auf die<br />
Fovea. sie hat e<strong>in</strong>en Durchmesser von 0,5 bis 1 mm und<br />
enthält nur Zapfen (leven 1986). Das ist e<strong>in</strong> Bereich von<br />
zwei grad des ca. 160 grad umfassenden gesichtsfeldes, <strong>in</strong><br />
dem das auge scharf wahrnehmen kann (leven 1983). Das<br />
bedeutet, wenn e<strong>in</strong> leser e<strong>in</strong>er anzeige diese im leseabstand<br />
von 30 cm hält, dann sieht er <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Fixation<br />
e<strong>in</strong>en Kreis von e<strong>in</strong>em Zentimeter scharf, <strong>der</strong> rest bleibt<br />
verschwommen (von Barton-Keitz 1981; zit. nach mayerhofer<br />
1990a). <strong>Die</strong> Zapfen s<strong>in</strong>d auch für das Farbsehen<br />
zuständig bzw. die Fähigkeit, zwischen licht verschiedener<br />
Wellenlängen zu unterscheiden. Je weiter das Bild <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
peripherie abgebildet ist, desto unschärfer ist es, denn <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
peripherie gibt es viele stäbchen und nur wenige Zapfen.<br />
Bereits bei e<strong>in</strong>er abweichung von 3 grad vom Fixationsort<br />
verm<strong>in</strong><strong>der</strong>t sich die sehschärfe um die hälfte (Joos et<br />
al. 2003). auch die Farbigkeit des E<strong>in</strong>drucks verr<strong>in</strong>gert<br />
sich mit zunehmen<strong>der</strong> Entfernung vom Fixationsort. Das<br />
periphere gesichtsfeld dient <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Orientierung
<strong>Die</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Werbewirkungsforschung</strong>: grundlagen und Ergebnisse<br />
und <strong>der</strong> registrierung neu auftreten<strong>der</strong> reize (mayerhofer<br />
1990a). man nimmt an, dass die reize <strong>in</strong> parafovealen und<br />
peripheren gebieten sakkadische augenbewegungen auslösen<br />
und somit Ziel und richtung von sakkaden bestimmen<br />
(F<strong>in</strong>dlay und Walker 1999; hen<strong>der</strong>son 1992; hen<strong>der</strong>son et<br />
al. 1989; Just und carpenter 1976a). sowohl reizgesteuerte<br />
Faktoren (d. h. Faktoren, die vom stimulus ausgehen, z. B.<br />
größe und Farbe; auch Bottom-Up-Faktoren genannt) als<br />
auch rezipientengesteuerte Faktoren (z. B. motivation o<strong>der</strong><br />
Bekanntheit <strong>der</strong> marke; auch Top-Down-Faktoren genannt)<br />
können die Steuerung <strong>der</strong> Aufmerksamkeit bee<strong>in</strong>flussen.<br />
an<strong>der</strong>e studien belegen, dass Objekte auch nur anhand peripherer<br />
Wahrnehmung identifiziert werden können (Gould<br />
1976; hen<strong>der</strong>son et al. 1997; parker 1978).<br />
Erst durch augenbewegungen können verschiedene<br />
reize auf <strong>der</strong> Fovea – also scharf – abgebildet werden. aufgrund<br />
<strong>der</strong> ger<strong>in</strong>gen ausdehnung <strong>der</strong> Fovea im Vergleich<br />
zum gesamten gesichtsfeld ist das foveale sehen von ger<strong>in</strong>gem<br />
nutzen (Bouma 1987). Der Fovea kommt allerd<strong>in</strong>gs<br />
beson<strong>der</strong>e Bedeutung bei <strong>der</strong> <strong>in</strong>formationsaufnahme zu, da<br />
dieses relativ kle<strong>in</strong>e gebiet <strong>der</strong> netzhaut kortikal weit überrepräsentiert<br />
ist und von hier aus die meisten Verb<strong>in</strong>dungen<br />
zu an<strong>der</strong>en hirnzentren bestehen (Zschocke 1983). <strong>Die</strong><br />
neuronale Verarbeitung <strong>der</strong> visuellen <strong>in</strong>formation beg<strong>in</strong>nt<br />
bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> netzhaut. hier bilden die Fotorezeptoren mit<br />
den Bipolarzellen synapsen. Bipolarzellen s<strong>in</strong>d neuronen,<br />
<strong>der</strong>en zwei Arme die oberflächlichsten und tiefsten Schichten<br />
<strong>der</strong> ret<strong>in</strong>a mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verb<strong>in</strong>den. <strong>Die</strong>se neuronen<br />
bilden umgekehrt synapsen mit den ganglionzellen – das<br />
s<strong>in</strong>d neuronen, <strong>der</strong>en axone entlang des n. opticus (des<br />
zweiten hirnnervs) verlaufen und die visuelle <strong>in</strong>formation<br />
<strong>in</strong> das gehirn übertragen (carlson 2004). Durch Konvergenz<br />
(die synapsen vieler neuronen münden auf wenige<br />
neuronen) und hemmung (e<strong>in</strong> senken <strong>der</strong> Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />
für die Entstehung e<strong>in</strong>es nervenimpulses) entstehen die<br />
ersten rezeptiven Fel<strong>der</strong> (Berger 2009). Das rezeptive Feld<br />
ist jener anteil des sehfeldes, <strong>in</strong> dem die Darbietung visueller<br />
reize e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Feuerrate e<strong>in</strong>es bestimmten<br />
neurons bewirkt. Eyesenck und Keane (2005) def<strong>in</strong>ieren das<br />
rezeptive Feld wie folgt: „The receptive field for any given<br />
neuron is that region of the ret<strong>in</strong>a <strong>in</strong> which light affects its<br />
activity.“ <strong>Die</strong> beiden hauptkategorien von ganglionzellen<br />
(On und OFF-ganglionzellen) und die anordnung bzw.<br />
aufteilung ihrer rezeptiven Fel<strong>der</strong> jeweils <strong>in</strong> e<strong>in</strong> kontrastierendes<br />
Zentrum und se<strong>in</strong>e Umgebung sichert dem rest des<br />
visuellen systems nützliche <strong>in</strong>formation. On-Zellen werden<br />
durch licht im Zentrum erregt (z. B. wenn sich e<strong>in</strong> Objekt<br />
bewegt o<strong>der</strong> das auge e<strong>in</strong>e sakkade vollzieht) und OFF-<br />
Zellen werden durch licht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung erregt (hubel<br />
und Wiesel 1962, 1979). On-Zellen entdecken lichtreize<br />
vor e<strong>in</strong>em dunklen h<strong>in</strong>tergrund und OFF-Zellen entdecken<br />
dunkle reize vor hellem h<strong>in</strong>tergrund. <strong>Die</strong> aufmerksamkeit<br />
hat h<strong>in</strong>gegen ke<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf die Aktivität <strong>der</strong> Netzhaut,<br />
147<br />
weil vom gehirn ke<strong>in</strong>e nervenfasern zurück zur ret<strong>in</strong>a reichen.<br />
<strong>Die</strong> ret<strong>in</strong>alen neuronen werden also nicht vom perzept,<br />
son<strong>der</strong>n ausschließlich vom <strong>in</strong>put <strong>der</strong> photorezeptoren<br />
angetrieben. Wir sehen daher nicht mit den augen, son<strong>der</strong>n<br />
mit dem gehirn (Koch 2004).<br />
Kodierung und analyse visueller <strong>in</strong>formation<br />
Wenn das Bild e<strong>in</strong>es visuellen stimulus auf die rezeptoren<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> ret<strong>in</strong>a trifft, wandeln diese die auftreffenden lichtmuster<br />
<strong>in</strong> elektrische signale um. <strong>Die</strong>se signale werden<br />
<strong>in</strong> den visuellen arealen des gehirns weiter verarbeitet<br />
(Eysenck und Keane 2005). <strong>Die</strong> bioelektrischen signale<br />
verlassen die netzhaut über den sehnerv. aufzeichnungen<br />
<strong>der</strong> elektrischen aktivität von E<strong>in</strong>zelneuronen <strong>in</strong> <strong>der</strong> ret<strong>in</strong>a<br />
zeigen an, dass jede ganglionzelle von den Fotorezeptoren<br />
<strong>in</strong>formation erhält. <strong>Die</strong> ret<strong>in</strong>alen Zellen s<strong>in</strong>d so organisiert,<br />
dass sie Kanten und Kontraste betonen, dagegen reagieren<br />
sie nur wenig auf unverän<strong>der</strong>te, gleich bleibende stimulation.<br />
<strong>Die</strong> visuelle <strong>in</strong>formation von <strong>der</strong> ret<strong>in</strong>a gelangt zur<br />
area striata (gestreifter cortex). Zellen im cortex extrahieren<br />
aus diesem ret<strong>in</strong>alen <strong>in</strong>put erste merkmalseigenschaften<br />
(Zimbardo und gerrig 2004). hypothalamus und das Tectum<br />
s<strong>in</strong>d weitere regionen des gehirns, die visuelle <strong>in</strong>formation<br />
empfangen. <strong>Die</strong>se regionen regulieren die aktivität<br />
während des Tag- und nachtzyklus. sie koord<strong>in</strong>ieren die<br />
augen mit den Kopfbewegungen, lenken die aufmerksamkeit<br />
auf visuelle reize und steuern die Öffnungsweite <strong>der</strong><br />
pupillen (carlson 2004).<br />
Der visuelle cortex ist <strong>in</strong> zwei pfade aufgeteilt – den<br />
ventralen und den dorsalen pfad (Eysenck und Keane<br />
2005). Den beiden Verarbeitungswegen werden auch unterschiedliche<br />
Funktionen im gehirn zugeordnet. Der ventrale<br />
pfad (temporale Bahn, „Was-Bahn“) endet im <strong>in</strong>ferioren<br />
temporalen cortex und ist für die Objektwahrnehmung und<br />
-identifikation zuständig (Itti und Koch 2001; Ungelei<strong>der</strong><br />
und haxby 1994). Obwohl sie wahrsche<strong>in</strong>lich nicht direkt<br />
mit <strong>der</strong> Kontrolle <strong>der</strong> aufmerksamkeit zu tun haben, haben<br />
studien gezeigt, dass areale des ventralen pfads nur das<br />
repräsentieren, was durch den „Flaschenhals“ <strong>der</strong> aufmerksamkeit<br />
gelangt (itti und Koch 2001). E<strong>in</strong>zelne neuronen im<br />
<strong>in</strong>ferioren temporalen cortex reagieren am Besten auf komplexe<br />
reize. sie bleiben auch dann erregt, wenn das Objekt<br />
zu e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Ort bewegt wird, se<strong>in</strong>e größe verän<strong>der</strong>t,<br />
vor e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en h<strong>in</strong>tergrund gezeigt o<strong>der</strong> teilweise verdeckt<br />
wird. läsionen im Bereich des ventralen pfads führen<br />
zu störungen <strong>der</strong> visuellen Objektwahrnehmung.<br />
nach Kosh<strong>in</strong>o et al. (2005) stehen die ventrale und die<br />
dorsale <strong>in</strong>formationsverarbeitung eng <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung. Wird<br />
e<strong>in</strong> Objekt durch die visuelle aufmerksamkeit zur identifikation<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> „Was-Bahn“ ausgewählt, so wird gleichzeitig<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> „Wo-Bahn“ die mögliche motorische Bewegung<br />
(augen-, handbewegung etc.) zu diesem szenenausschnitt<br />
1 3
148 n. hofer, W. mayerhofer<br />
berechnet. aus diesem grund wird die parietale Bahn auch<br />
als „handlungsbahn“ (vision for action) bezeichnet. Es<br />
kann davon ausgegangen werden, dass die Vorbereitung<br />
e<strong>in</strong>er zielgerichteten Bewegung immer nur für jenen ausschnitt<br />
stattf<strong>in</strong>det, <strong>der</strong> beachtet wird – und nur, wenn e<strong>in</strong><br />
spezifisches Signal an den Nerv erfolgt, <strong>der</strong> den Reiz an das<br />
entsprechende Organ (auge, hand, Kopf, etc.) weiterleitet,<br />
wird die Bewegung auch tatsächlich durchgeführt (Deubel<br />
et al. 1998; Deubel und schnei<strong>der</strong> 1996; hasegawa et al.<br />
2006; paprotta et al. 1999; schiegg et al. 2003; schnei<strong>der</strong><br />
und Deubel 2002). In diesem Zusammenhang wird häufig<br />
zwischen e<strong>in</strong>em verdeckten (covert attention) und e<strong>in</strong>em<br />
offenen ausrichten (overt attention) <strong>der</strong> aufmerksamkeit<br />
unterschieden. Verdeckte aufmerksamkeit bedeutet, dass<br />
sich die aufmerksamkeit unabhängig von <strong>der</strong> Blickrichtung<br />
im raum verschiebt. Bei <strong>der</strong> offenen ausrichtung wird <strong>der</strong><br />
Fokus <strong>der</strong> aufmerksamkeit von augenbewegungen begleitet.<br />
Offene und verdeckte aufmerksamkeitsausrichtung s<strong>in</strong>d<br />
eng mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verbunden, wie zahlreiche psychophysikalische<br />
(hoffman und subramaniam 1995; Kowler et al.<br />
1995; sheliga et al. 1994; shepherd et al. 1986) und psychophysiologische<br />
studien (an<strong>der</strong>son et al. 1990; colby und<br />
goldberg 1999; Kustov und rob<strong>in</strong>son 1996; schall et al.<br />
2000) sowie studien unter E<strong>in</strong>satz von bildgebenden Verfahren<br />
(corbetta 1998; nobre et al. 2000) zeigen. Es wird<br />
oft vermutet, dass wir unsere aufmerksamkeit verschieben<br />
können, ohne dabei unsere augen zu bewegen.<br />
Da aufmerksamkeit sowohl niedrige als auch höhere<br />
kognitive prozesse <strong>in</strong>volviert (posner et al. 1980), können<br />
menschen ihre aufmerksamkeit freiwillig von fovealen<br />
Blickbewegungen loslösen. posner et al. (1980) führten<br />
dazu wichtige Experimente <strong>der</strong> aufmerksamkeitsforschung<br />
durch. mit ihren Experimenten konnten die Forscher zeigen,<br />
dass es den menschen möglich ist, die aufmerksamkeit<br />
verdeckt (covert) zu verschieben, d. h. es wird die<br />
aufmerksamkeit ohne Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> augenbewegungen<br />
zu e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Ort h<strong>in</strong>gelenkt. astronomen machen dies<br />
regelmäßig, um lichtschwache Konstellationen mit dem<br />
bloßen Auge identifizieren zu können. Das Umfeld wird<br />
damit empf<strong>in</strong>dlicher für dämmrige Stimuli und lichtschwache<br />
sterne können so leichter aus dem augenw<strong>in</strong>kel gesehen<br />
werden als bei e<strong>in</strong>er fovealen Betrachtung. <strong>in</strong>sofern ist<br />
das, was man sehen will und mit höheren kognitiven prozessen<br />
verbunden ist, e<strong>in</strong>e verdeckte Komponente bzw. e<strong>in</strong>e<br />
Komponente, die man durch externe Beobachtung nicht<br />
leicht identifizieren kann. Es handelt sich bei dem eben<br />
Beschriebenen um e<strong>in</strong> altbekanntes problem <strong>der</strong> Blickbewegungsforschung.<br />
mittels <strong>Blickregistrierung</strong> können nur<br />
offenkundige augenbewegungen aufgezeichnet werden<br />
und nicht die zuvor beschriebenen verdeckten Bewegungen<br />
<strong>der</strong> visuellen aufmerksamkeit. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Blickbewegungsforschung<br />
wird deshalb angenommen, dass aufmerksamkeit<br />
mit fovealen Blickpfaden verbunden ist, aber gleichzeitig<br />
1 3<br />
wird anerkannt, dass dies nicht immer <strong>der</strong> Fall se<strong>in</strong> muss<br />
(Duchowski 2007).<br />
Während dieses verdeckte ausrichten <strong>der</strong> augenbewegung<br />
bei sehr e<strong>in</strong>fachen aufgaben möglich ist, s<strong>in</strong>d das<br />
offene (die exakte augenlokation auf den aufmerksamkeitsbereich)<br />
und verdeckte ausrichten beim lesen, bei <strong>der</strong><br />
Bildwahrnehmung o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> visuellen suche eng mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
verbunden (rayner und castelhano 2008). sowohl<br />
beim verdeckten als auch beim offenen ausrichten <strong>der</strong> aufmerksamkeit<br />
werden die gleichen neuronalen strukturen (im<br />
sulcus occipitalis lateralis, sulcus <strong>in</strong>traparietalis und sulcus<br />
precentralis) des gehirns aktiviert. Es gibt e<strong>in</strong>e reihe von<br />
Beweisen, dass die aufmerksamkeit <strong>der</strong> augenbewegung<br />
zu e<strong>in</strong>em bestimmten Ziel <strong>der</strong> sakkade vorausgeht (Deubel<br />
und schnei<strong>der</strong> 1996; hoffman und subramaniam 1995;<br />
Kowler et al. 1995; rayner et al. 1978). als Beispiel <strong>der</strong><br />
Überlappung dieser menschlichen Funktionen soll hier die<br />
studie von hoffman und subramaniam (1995) vorgestellt<br />
werden. sie entwarfen e<strong>in</strong> experimentelles Design, <strong>in</strong> dem<br />
probanden – kurz nach Vorgabe e<strong>in</strong>er aufgabe zur Zielerkennung<br />
– e<strong>in</strong>e sakkadische augenbewegung machten. <strong>Die</strong><br />
Zielerkennung war umso genauer, je näher das Ziel dem<br />
Endpunkt <strong>der</strong> sakkadischen augenbewegung war. aus diesen<br />
Ergebnissen folgerten die Forscher e<strong>in</strong>e verdeckte aufmerksamkeitsausrichtung<br />
<strong>der</strong> probanden. <strong>Die</strong>se <strong>in</strong>teraktion<br />
zwischen offener und verdeckter ausrichtung ist vor allem<br />
für modelle bedeutend, die sich mit <strong>der</strong> visuellen suche<br />
beschäftigen (gilchrist et al. 1999; motter und Belky 1998;<br />
Wolfe und gancarz 1996). <strong>Die</strong> zukünftige modellierung<br />
solcher <strong>in</strong>teraktionen verspricht <strong>in</strong>sgesamt e<strong>in</strong> besseres Verständnis<br />
e<strong>in</strong>er Vielzahl an mechanismen wie beispielsweise<br />
die sakkadische suppression, die hemmung <strong>der</strong> rückkehr<br />
<strong>der</strong> Blickbewegung („<strong>in</strong>hibition of return“, vgl. z. B. posner<br />
et al. 1985), die verdeckte Vorselektion von Zielen für<br />
offene sakkaden und das bessere Verständnis von komplexen<br />
visuellen szenen (itti und Koch 2001).<br />
Durch die geme<strong>in</strong>same Untersuchung von gehirnregionen<br />
und visuellen Blickpfaden können wir heute nachvollziehen,<br />
wie das gehirn visuelle <strong>in</strong>formationen verarbeitet.<br />
Es gibt im menschlichen gehirn mehrere, teilweise vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
unabhängige Orte <strong>der</strong> steuerung von augenbewegungen.<br />
<strong>Die</strong>s ist konform mit <strong>der</strong> Tatsache, dass es mehrere<br />
arten von augenbewegungen gibt, z. B. solche, die lediglich<br />
e<strong>in</strong>e reaktion auf außenreize darstellen und an<strong>der</strong>e,<br />
die auf den bewussten Willen zurückgehen. Es gibt deutlich<br />
getrennte Strukturen für unwillkürliche bzw. reflexartige<br />
sakkaden e<strong>in</strong>erseits und willkürliche, d. h. attentional<br />
gesteuerte sakkaden, an<strong>der</strong>erseits (Wallisch 2000).
<strong>Die</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Werbewirkungsforschung</strong>: grundlagen und Ergebnisse<br />
Konzeptioneller Rahmen zur Methode <strong>der</strong><br />
<strong>Blickregistrierung</strong><br />
<strong>Die</strong> messung <strong>der</strong> aufmerksamkeitsleistung mittels<br />
<strong>Blickregistrierung</strong><br />
Blickbewegungen können durch subjektive und objektive<br />
methoden gemessen werden. Bei subjektiven Verfahren<br />
werden die augenbewegungen entwe<strong>der</strong> durch e<strong>in</strong>e außenstehende<br />
person o<strong>der</strong> von <strong>der</strong> Versuchsperson beschrieben.<br />
„<strong>Die</strong> technisch e<strong>in</strong>fachste, älteste (laurentius 1599), aber<br />
auch sehr ungenaue methode ist sicherlich die direkte Beobachtung“<br />
(Dornhöfer et al. 2005). Bewegungen ab etwa 1 °<br />
s<strong>in</strong>d bemerkbar, aber nicht genauer zu quantifizieren. Aufgrund<br />
<strong>der</strong> Ungenauigkeit und subjektivität solcher Daten<br />
werden seit über hun<strong>der</strong>t Jahren apparative methoden entwickelt,<br />
die e<strong>in</strong>e objektive messung von Blickbewegungen<br />
ermöglichen sollen. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> ersten analysen von augenbewegungen<br />
bei anzeigen wurde von nixon im Jahr 1924<br />
(Wedel und pieters 2008) durchgeführt. <strong>in</strong> dieser studie<br />
beobachtete nixon – <strong>der</strong> sich zu Beobachtungszwecken h<strong>in</strong>ter<br />
e<strong>in</strong>em Vorhang versteckte – die augenbewegungen von<br />
Konsumenten, während diese durch e<strong>in</strong> magaz<strong>in</strong> mit anzeigen<br />
blätterten. E<strong>in</strong>ige Zeit später zeichnete Karslake (1940)<br />
mit se<strong>in</strong>er „purdue Eye camera“ die Blickbewegungen bei<br />
<strong>der</strong> Betrachtung von anzeigen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Saturday Even<strong>in</strong>g<br />
Post auf. im Jahr 1950 untersuchten Fitts et al. (1950) die<br />
Blickbewegungen von piloten bei <strong>der</strong> landung e<strong>in</strong>es Flugzeuges.<br />
<strong>Die</strong>se studie ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> ersten Usability-studien,<br />
die bedeutende Erkenntnisse für die heutige Forschung im<br />
Web- und Benutzeroberflächenbereich lieferten. Erst mit<br />
dem bahnbrechenden artikel „Eye-Fixations can save the<br />
World“ von russo (1978) erfuhr die methode <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong><br />
nach längerer pause e<strong>in</strong>en aufschwung. <strong>in</strong> diesem<br />
artikel plädierte russo (1978) für den E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> Blickbewegungsregistrierung<br />
zur messung <strong>der</strong> market<strong>in</strong>g-Effektivität,<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zur analyse <strong>der</strong> Entscheidungsprozesse<br />
<strong>der</strong> Konsumenten. russo (1978) verglich <strong>in</strong> diesem artikel<br />
fünf alternative methoden zur analyse von kognitiven prozessen:<br />
<strong>in</strong>formation-Display-matrix, <strong>in</strong>put-Output-analyse,<br />
Verbale protokolle (z. B. protokolle lauten Denkens) und<br />
die <strong>Blickregistrierung</strong>. Er bewertete diese methoden anhand<br />
von sieben performance-<strong>in</strong>dikatoren, u. a. die Qualität <strong>der</strong><br />
mit <strong>der</strong> jeweiligen methode erhobenen Daten, die Validität,<br />
die handhabbarkeit <strong>der</strong> methode und die Kosten. Er schloss<br />
aus dieser analyse, dass die <strong>Blickregistrierung</strong> bei vielen<br />
dieser <strong>in</strong>dikatoren sehr hoch zu bewerten sei und damit <strong>in</strong><br />
vielerlei h<strong>in</strong>sicht Vorteile gegenüber den an<strong>der</strong>en methoden<br />
aufweist. <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong> Validität und <strong>der</strong> Detailliertheit<br />
<strong>der</strong> Daten ist die methode den an<strong>der</strong>en Verfahren überlegen.<br />
russo (1978) folgert weiters, dass verbale protokolle<br />
komplementär und parallel zur <strong>Blickregistrierung</strong> erhoben<br />
werden sollten. studien zum parallelen E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> beiden<br />
149<br />
methoden haben allerd<strong>in</strong>gs ergeben, dass <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von<br />
retrospektiven protokollen bevorzugt werden sollte. Durch<br />
die parallele Verbalisierung <strong>der</strong> gedanken (bei Denke-lautprotokollen)<br />
und <strong>der</strong> Betrachtung von z. B. anzeigen wird<br />
die auskunftsperson zusätzlich kognitiv beansprucht. <strong>Die</strong>se<br />
kognitive Beanspruchung wirkt sich negativ auf die Qualität<br />
<strong>der</strong> parallel erhobenen <strong>Blickregistrierung</strong>sdaten aus, weshalb<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von retrospektiven protokollen zu empfehlen<br />
ist (Eger et al. 2005; guan et al. 2006; hyrskykari et al.<br />
2008).<br />
<strong>Die</strong> objektiven Verfahren zur messung <strong>der</strong> aufmerksamkeitsleistung<br />
lassen sich nach Duchowski (2007) grob<br />
<strong>in</strong> drei gruppen unterteilen: 1) messgeräte, die das elektrische<br />
potential <strong>der</strong> haut messen, die das auge umgibt, 2)<br />
spezielle Kontaktl<strong>in</strong>sen, die direkt am augapfel angebracht<br />
werden und 3) messgeräte, die typische Eigenschaften des<br />
auges bei e<strong>in</strong>fallendem licht aufzeichnen. Bis <strong>in</strong> die späten<br />
1960er Jahre wurden vor allem mechanische, fotografische<br />
und elektromagnetische Verfahren <strong>der</strong> Blickbewegungsmessung<br />
e<strong>in</strong>gesetzt, die zu e<strong>in</strong>er hohen und unangenehmen<br />
physischen Belastung <strong>der</strong> probanden führten. E<strong>in</strong>e aufstellung<br />
und gegenüberstellung von methoden <strong>der</strong> Blickbewegungsregistrierung<br />
führen mickasch und haack (1986,<br />
s. 16 ff.) an:<br />
• Elektro-Okulogramm<br />
• Video-Okulografie: Cornea-Reflex-Methode und Doppelte<br />
purk<strong>in</strong>je-Bild-Technik<br />
• limbus-, pupillen- o<strong>der</strong> augenlidregistrierung<br />
• Kontaktl<strong>in</strong>senmethode<br />
• Blickachsenmessung<br />
An dieser Stelle wird auf die am Häufigsten angewandte<br />
methode (Dornhöfer et al. 2005; Duchowski 2007; Wedel<br />
und pieters 2008) – die Cornea-Reflex-Methode – näher e<strong>in</strong>gegangen.<br />
<strong>Die</strong> Cornea-Reflex-Methode zählt zu den Verfahren<br />
<strong>der</strong> Video-Okulografie. Bei <strong>der</strong> Video-Okulografie wird<br />
mittels e<strong>in</strong>er Videokamera o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es an<strong>der</strong>en lichtempf<strong>in</strong>dlichen<br />
Sensors e<strong>in</strong> Bild des Auges aufgezeichnet. Das<br />
signal wird dann an e<strong>in</strong>e rechnergestützte Bildverarbeitung<br />
weitergeleitet, um die <strong>in</strong>teressierenden charakteristischen<br />
merkmale des augenbildes zu extrahieren (Dornhöfer<br />
et al. 2005). Bei <strong>der</strong> video-basierten Erfassung <strong>der</strong> Blickbewegungen<br />
wird das auge durch e<strong>in</strong>e punktförmige künstliche<br />
lichtquelle (meist <strong>in</strong>frarotlicht) angestrahlt. Das<br />
Verfahren misst den Abstand und den Grad <strong>der</strong> Reflexion<br />
<strong>der</strong> künstlichen lichtquelle vom Zentrum <strong>der</strong> pupille, um<br />
den Fixationspunkt <strong>der</strong> person zu bestimmen (Young und<br />
sheena 1975). Der lichtstrahl wird an den verschiedenen<br />
Oberflächen des Auges gebrochen. <strong>Die</strong> erste Reflexion entsteht<br />
an <strong>der</strong> Oberfläche <strong>der</strong> Cornea und heißt Corneareflex<br />
o<strong>der</strong> auch erstes purk<strong>in</strong>je-Bild. Das zweite, dritte und vierte<br />
Purk<strong>in</strong>je-Bild entsprechen e<strong>in</strong>er Reflexion an <strong>der</strong> Grenzfläche<br />
zwischen Hornhaut und Kammerwasser, Kammer-<br />
1 3
150 n. hofer, W. mayerhofer<br />
Abb. 3 apparative Blickmessung.<br />
l<strong>in</strong>ks: stationäres kopfgestütztes<br />
system des herstellers<br />
smi gmbh, mitte und rechts:<br />
helmbasiertes system des herstellers<br />
smi gmbh und setup<br />
bei <strong>der</strong> Untersuchung von Blickbewegungen<br />
im straßenverkehr.<br />
(Quelle: www.smivision.com)<br />
Abb. 4 Bild l<strong>in</strong>ks: Berührungsloses<br />
system Tobii T120<br />
(Quelle: www.tobii.com), Bild<br />
rechts: adaptiertes berührungsloses<br />
system des herstellers<br />
Tobii mit zusätzlich <strong>in</strong>stallierter<br />
Videokamera rechts neben <strong>der</strong><br />
Versuchsperson<br />
wasser und l<strong>in</strong>se bzw. l<strong>in</strong>se und glaskörper. „Erstes und<br />
viertes purk<strong>in</strong>je-Bild s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s geeignet zur Bestimmung<br />
<strong>der</strong> Blickrichtung, da sich <strong>der</strong>en lage zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> nur<br />
durch rotatorische und nicht durch translatorische Bewegungen<br />
des auges än<strong>der</strong>t“ (Dornhöfer et al. 2005). Damit<br />
die Blickrichtung nun aus dem W<strong>in</strong>kel zwischen <strong>der</strong> pupille<br />
und dieser Reflexion ermittelt werden kann, muss zusätzlich<br />
die position <strong>der</strong> pupille bestimmt werden. ist die lage<br />
des messgerätes gegenüber dem Kopf fest, so reicht e<strong>in</strong><br />
mit den augenbewegungen verän<strong>der</strong>licher Bezugspunkt,<br />
um die Blickbewegungen zu erfassen. Bei <strong>der</strong> cornea-<br />
Reflex-Methode wird die räumliche Verän<strong>der</strong>ung des ersten<br />
purk<strong>in</strong>je-Bildes zur Berechnung <strong>der</strong> Blickrichtung herangezogen.<br />
Der Cornea-Reflex ist e<strong>in</strong> heller kle<strong>in</strong>er Punkt unter-<br />
o<strong>der</strong> <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Pupille, <strong>der</strong> durch die Reflexion des<br />
<strong>in</strong>fraroten lichts an <strong>der</strong> außenseite <strong>der</strong> cornea entsteht. Für<br />
e<strong>in</strong>e berührungslose registrierung h<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d zum<strong>in</strong>dest<br />
zwei Bezugspunkte notwendig. <strong>Die</strong>s s<strong>in</strong>d etwa bei <strong>der</strong><br />
Blickachsenmessungsmethode <strong>der</strong> pupillenmittelpunkt o<strong>der</strong><br />
e<strong>in</strong> charakteristisches Blutgefäß auf <strong>der</strong> netzhaut und e<strong>in</strong>es<br />
<strong>der</strong> vier purk<strong>in</strong>je-Bil<strong>der</strong>. Bei <strong>der</strong> Blickachsenmessungsmethode<br />
bee<strong>in</strong>flussen Kopfbewegungen die relative Position<br />
<strong>der</strong> beiden messpunkte nicht (Dornhöfer et al. 2005). Bei<br />
<strong>der</strong> Cornea-Reflex-Methode wird zusätzlich zwischen <strong>der</strong><br />
Bright- und Dark-pupil-messung unterschieden. Bei dem<br />
Bright-pupil-Verfahren liegen die <strong>in</strong>frarotquelle und die<br />
Kamera auf <strong>der</strong>selben achse. <strong>Die</strong> pupille ersche<strong>in</strong>t hell,<br />
da die Netzhaut stark reflektiert und direkt auf die Kamera<br />
trifft (o. V. 2009). Bei dem Dark-pupil-Verfahren liegt die<br />
lichtquelle h<strong>in</strong>gegen nicht mit <strong>der</strong> Kamera auf e<strong>in</strong>er achse,<br />
son<strong>der</strong>n seitlich davon. <strong>Die</strong> pupille ersche<strong>in</strong>t dunkel, da das<br />
reflektierende Licht nicht auf die Kamera trifft, son<strong>der</strong>n<br />
e<strong>in</strong>en schatten verursacht. <strong>Die</strong> neue generation <strong>der</strong> Blick-<br />
1 3<br />
registrierungssysteme, die die Blickbewegungen auf Basis<br />
<strong>der</strong> Cornea-Reflex-Methode aufzeichnen, weist für die<br />
kommerzielle und akademische <strong>Werbewirkungsforschung</strong><br />
e<strong>in</strong>e ausreichende zeitliche und räumliche Auflösung <strong>der</strong><br />
Blickdaten auf. Es wird heute zwischen helmbasierten/kopfgestützten<br />
(head-mounted, s. abb. 3) und berührungsfreien<br />
(table-mounted, s. abb. 4) systemen unterschieden.<br />
aufgrund <strong>der</strong> relativ e<strong>in</strong>fachen handhabbarkeit und <strong>der</strong><br />
hohen Validität <strong>der</strong> Daten werden heute sehr oft berührungsfreie<br />
systeme zur Wirkungsmessung von unterschiedlichen<br />
stimuli e<strong>in</strong>gesetzt. Berührungsfreie systeme werden beispielsweise<br />
für Usability-studien, für die Wirkungsmessung<br />
von TV-spots, aber auch von anzeigen e<strong>in</strong>gesetzt. <strong>Die</strong> Wirkungsmessung<br />
von anzeigen am monitor ist bedenklich,<br />
da durch die elektronische Darstellung das rezeptionsverhalten<br />
<strong>der</strong> Probanden bee<strong>in</strong>flusst wird. E<strong>in</strong>e Studie des von<br />
Keitz <strong>in</strong>stituts für Kommunikations-Forschung ergab, dass<br />
die aufmerksamkeit bei <strong>der</strong> Darstellung auf dem monitor<br />
durchwegs höher ist als beim Blättern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitschrift.<br />
auch die Betrachtungsdauer ist länger – allerd<strong>in</strong>gs nicht bei<br />
allen anzeigen gleichermaßen, d. h. die niveauverschiebung<br />
ist nicht konstant. manche anzeigen wurden auf dem<br />
Bildschirm nur unwesentlich länger, manche annähernd<br />
doppelt so lange betrachtet wie im heft (o. V. 2007b). Das<br />
rezeptionsverhalten verän<strong>der</strong>t sich mit <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong><br />
Anzeigen <strong>in</strong> elektronischer Form und bee<strong>in</strong>flusst daher auch<br />
die messergebnisse (o. V. 2007b). Deshalb ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
bei <strong>der</strong> Wirkungsmessung von pr<strong>in</strong>tmedien entwe<strong>der</strong> adaptierten<br />
berührungslosen systemen (s. abb. 5, Bild rechts)<br />
o<strong>der</strong> helmbasierten systemen <strong>der</strong> Vorzug zu geben. <strong>in</strong> studien<br />
zur Wirkungsmessung von Werbestimuli am pOs ist<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz von helmbasierten systemen erfor<strong>der</strong>lich. sie
<strong>Die</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Werbewirkungsforschung</strong>: grundlagen und Ergebnisse<br />
Abb. 5 Fixationspfade bei<br />
unterschiedlichen zeitlichen<br />
Fixationskriterien (Bild l<strong>in</strong>ks:<br />
100 ms, Bild mitte: 200 ms, Bild<br />
rechts: 300 ms). (Quelle: hofer<br />
2009)<br />
s<strong>in</strong>d sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> anwendung als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> analyse <strong>der</strong><br />
Daten aufwändiger als berührungsfreie systeme.<br />
Vor dem H<strong>in</strong>tergrund des hohen f<strong>in</strong>anziellen und zeitlichen<br />
aufwands, <strong>der</strong> mit dem E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> methode <strong>der</strong><br />
<strong>Blickregistrierung</strong> verbunden ist, wurde <strong>in</strong> den vergangenen<br />
Jahren e<strong>in</strong>e reihe von alternativen Verfahren zur messung<br />
<strong>der</strong> aufmerksamkeitsleistung von visuellen Werbestimuli<br />
entwickelt, die schneller, e<strong>in</strong>facher und kostengünstiger als<br />
die <strong>Blickregistrierung</strong> s<strong>in</strong>d (scheier und he<strong>in</strong>sen 2003). <strong>Die</strong><br />
methodische Kernidee e<strong>in</strong>es dieser Verfahren – das attention-Track<strong>in</strong>g<br />
(vgl. z. B. scheier und Koschel 2002; scheier<br />
und held 2005) – ist beispielsweise, dass probanden direkt<br />
über die computermaus mit dem computer <strong>in</strong>teragieren,<br />
d. h. sie klicken auf jene Bereiche des am Bildschirm präsentierten<br />
Test-stimulus (z. B. anzeige), die beson<strong>der</strong>e<br />
aufmerksamkeit erregen. Es wird damit unterstellt, dass<br />
<strong>der</strong> Fokus <strong>der</strong> aufmerksamkeit und die position des mauscursors<br />
<strong>in</strong> enger Beziehung stehen. augenbewegungen s<strong>in</strong>d<br />
aber um e<strong>in</strong> Vielfaches schneller als die motorische Bewegung<br />
mit dem mauscursor. Es ist daher fraglich, wie valide<br />
die mittels mausklicks erhobenen „augenstillstände“ s<strong>in</strong>d,<br />
die als maß für die aufmerksamkeitsleistung herangezogen<br />
werden. Der spotlight Viewer (Berger 2009), <strong>der</strong> restricted<br />
Focus Viewer (Jansen et al. 2003) und auch Flashlight<br />
Onl<strong>in</strong>e (schulte-mecklenbeck et al. 2009) basieren auf ähnlichen<br />
pr<strong>in</strong>zipien wie das attention-Track<strong>in</strong>g. Berger (2009)<br />
liefert e<strong>in</strong>e Übersicht zu e<strong>in</strong>er reihe von weiteren alternativen<br />
Verfahren und geht <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf die gütekriterien<br />
Validität, reliabilität und Objektivität <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Verfahren<br />
e<strong>in</strong>.<br />
Blickbewegungsparameter und ihre aussagekraft für die<br />
Verarbeitung von visuellen Werbestimuli<br />
im rahmen <strong>der</strong> Werbewirkungsmessung ist das Ziel von<br />
<strong>Blickregistrierung</strong>sstudien die Erhebung von Daten, die<br />
aussagen über folgende Tatbestände ermöglichen:<br />
151<br />
• die mit dem Werbemittel verbrachte Zeit,<br />
• was gesehen wird,<br />
• was übersehen wird,<br />
• die reihenfolge <strong>der</strong> Betrachtung,<br />
• welcher Text gelesen wird und<br />
• wie lange verschiedene Elemente betrachtet werden (vgl.<br />
Treistman 1987).<br />
Es gibt e<strong>in</strong>e reihe von Blickbewegungsparametern und<br />
davon abgeleiteten maßen, die zur Beantwortung <strong>der</strong> oben<br />
genannten Fragestellungen herangezogen werden können:<br />
z. B. anzahl und Dauer von Fixationen (sowie Fixationsdichte)<br />
und Blickpfade (reihenfolge <strong>der</strong> Fixationen). Der<br />
Fokus auf die eben genannten parameter erfolgt <strong>in</strong> anbetracht<br />
ihrer Beziehung zur aufmerksamkeit. Zahlreiche<br />
Untersuchungen (vgl. z. B. Just und carpenter 1976b)<br />
stützen die annahme, dass im allgeme<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e Übere<strong>in</strong>stimmung<br />
zwischen dem Fixationsort und dem Fokus <strong>der</strong><br />
visuellen aufmerksamkeit angenommen werden kann, da<br />
die aufmerksamkeit, gekoppelt an sakkaden, normalerweise<br />
das auge zu se<strong>in</strong>em Ziel führt. posner (1995) geht<br />
davon aus, dass sich die aufmerksamkeit vom Fixationsort<br />
lösen muss („attentional disengagement“), bevor sie sich<br />
auf e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Objekt verlagern kann. Bei e<strong>in</strong>er Fixation<br />
b<strong>in</strong>det sich <strong>der</strong> Betrachter an e<strong>in</strong> Objekt („engagement“).<br />
Bevor nicht e<strong>in</strong>e Loslösung stattf<strong>in</strong>det, wird ke<strong>in</strong>e Sakkade<br />
<strong>in</strong>itiiert. Visuelle Informationsaufnahme f<strong>in</strong>det allerd<strong>in</strong>gs<br />
nur während <strong>der</strong> Fixationen statt (hoffman 1999). Um e<strong>in</strong><br />
an<strong>der</strong>es, entfernt liegendes, Objekt <strong>in</strong> die Zone des schärfsten<br />
sehens zu br<strong>in</strong>gen, werden sakkaden ausgeführt. auf<br />
diese folgt dann wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e neue Fixation und so weiter.<br />
Def<strong>in</strong>itionen zu den vorab genannten und weiteren Parametern,<br />
die beispielsweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Usability-Forschung zu<br />
f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, liefern Jacob und Karn (2003). E<strong>in</strong>e detaillierte<br />
Beschreibung von Blickbewegungsparametern allgeme<strong>in</strong><br />
ist bei goldberg und Kotval (1998), Kotval und goldberg<br />
(1998) und Zülch und stowasser (2003) zu f<strong>in</strong>den.<br />
1 3
152 n. hofer, W. mayerhofer<br />
Fixationsdauer und Fixationsanzahl<br />
pieters und Wedel (2008) s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> me<strong>in</strong>ung, dass Fixationen<br />
haupt<strong>in</strong>dikatoren s<strong>in</strong>d, um prozesse <strong>der</strong> <strong>in</strong>formationsaufnahme<br />
zu messen. auch russo (1978) argumentiert, dass<br />
Fixationen die Informationsaufnahme reflektieren und „…<br />
that any strategy for perform<strong>in</strong>g a cognitive task, such as<br />
consumer decision mak<strong>in</strong>g, will exhibit a characteristic pattern<br />
of <strong>in</strong>formation acquisition and <strong>in</strong>ternal computation.<br />
The task of the researcher is to identify the consumer’s strategy<br />
from only what is observable.“ Fixationen werden – je<br />
nach Operationalisierung anhand von räumlichen und/o<strong>der</strong><br />
zeitlichen Kriterien – auch als saccadic reaction time und<br />
<strong>in</strong>tersaccadic <strong>in</strong>terval bezeichnet (Oster und stern 1980).<br />
<strong>Die</strong> gesamte anzahl an Fixationen während <strong>der</strong> Betrachtung<br />
e<strong>in</strong>es Stimulus (number of fixations overall) ist nach Goldberg<br />
und Kotval (1998) und Kotval und goldberg (1998)<br />
negativ mit <strong>der</strong> Effizienz <strong>der</strong> visuellen Suche korreliert.<br />
E<strong>in</strong>e höhere anzahl an Fixationen <strong>in</strong>sgesamt steht demnach<br />
für e<strong>in</strong>e weniger effiziente Suche, die beispielsweise durch<br />
e<strong>in</strong>e schlechte anordnung <strong>der</strong> anzeigenelemente verursacht<br />
wird. <strong>Die</strong>ser parameter ist allerd<strong>in</strong>gs immer <strong>in</strong> abhängigkeit<br />
von <strong>der</strong> art <strong>der</strong> aufgabenstellung zu <strong>in</strong>terpretieren,<br />
d. h. längere o<strong>der</strong> schwierigere aufgaben erfor<strong>der</strong>n auch<br />
e<strong>in</strong>e höhere anzahl an Fixationen <strong>in</strong>sgesamt. Weiss (1987)<br />
konnte <strong>in</strong> ihrer studie zur Wirkungsmessung von anzeigen<br />
mittels <strong>Blickregistrierung</strong> bestätigen, dass Bildelemente,<br />
die häufiger und zuerst fixiert werden, auch besser er<strong>in</strong>nert<br />
werden. auch hutton et al. (2008) konnten mittels <strong>Blickregistrierung</strong><br />
zeigen, dass mehr Fixationen auf markenrelevanten<br />
<strong>in</strong>formationen e<strong>in</strong>e bessere markener<strong>in</strong>nerung und<br />
-wie<strong>der</strong>erkennung zur Folge hatten.<br />
Neben <strong>der</strong> Fixationshäufigkeit (= anzahl <strong>der</strong> Fixationen)<br />
ist die Fixationsdauer <strong>der</strong> wohl am häufigsten zu f<strong>in</strong>dende<br />
Blickbewegungsparameter. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er studie von Velichkovsky<br />
(1999) wurden probanden schwarzweißbil<strong>der</strong><br />
ihnen unbekannter gesichter zur Betrachtung vorgelegt.<br />
sie erhielten die aufgabe, diese entwe<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> perzeptiven<br />
(s<strong>in</strong>d die abbildungen mehr schwarz als weiß?), <strong>der</strong><br />
semantischen (ist die abgebildete person e<strong>in</strong> mann o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />
Frau?) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> metakognitiven (ist die abgebildete person<br />
sympathisch o<strong>der</strong> unsympathisch?) Ebene zu bearbeiten.<br />
Es konnte <strong>in</strong> dieser studie e<strong>in</strong> Zusammenhang zwischen<br />
<strong>der</strong> Fixationsdauer und <strong>der</strong> Tiefe <strong>der</strong> Verarbeitung gefunden<br />
werden. Das heißt, tiefere Verarbeitung geht e<strong>in</strong>her mit<br />
längeren Fixationszeiten. <strong>Die</strong> visuelle Verarbeitung sche<strong>in</strong>t<br />
also auf mehreren – m<strong>in</strong>destens jedoch auf zwei Ebenen –<br />
stattzuf<strong>in</strong>den (Hoffman 1999; Velichkovsky 1982). mit<br />
mo<strong>der</strong>nen bildgebenden Verfahren (Kohärenzverfahren im<br />
EEg, pET, funktionelle mrT) konnte <strong>in</strong>zwischen gezeigt<br />
werden, dass unterschiedliche Ebenen <strong>der</strong> <strong>in</strong>formationsverarbeitung<br />
neurophysiologische Korrelate aufweisen und es<br />
sich bei den unterschiedlichen Ebenen tatsächlich um ver-<br />
1 3<br />
schiedene kognitive prozesse handelt. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ersten – präattentiven<br />
o<strong>der</strong> ambienten – phase werden e<strong>in</strong>zelne Objekte<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Umwelt lokalisiert. <strong>Die</strong> Umgebung wird grob und<br />
weitläufig abgetastet. Es f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e parallele Registrierung<br />
e<strong>in</strong>facher merkmale wie räumliche Orientierung, Farbe o<strong>der</strong><br />
Bewegung statt. Der subjektive E<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>es gesamtbildes<br />
entsteht. <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten – <strong>der</strong> attentiven o<strong>der</strong> fokalen –<br />
Phase werden später e<strong>in</strong>zelne Objekte bewusst identifiziert.<br />
Details werden seriell erfasst und bearbeitet. <strong>Die</strong>se zweite<br />
phase stellt e<strong>in</strong>en Flaschenhals <strong>der</strong> visuellen Verarbeitung<br />
dar. sobald sie e<strong>in</strong>tritt, ist die Dauer <strong>der</strong> Fixationen bis auf<br />
Weiteres unter willentlicher Kontrolle und führt so zu längeren<br />
Fixationszeiten (helmert und marx 2004; Velichkovsky<br />
et al. 2001).<br />
Es ist an dieser stelle festzuhalten, dass die eben beschriebenen<br />
Ergebnisse aus Experimenten mit statischem Bildmaterial<br />
stammen. Fahrsimulationen (z. B. Unema et al. 2001)<br />
zeigen aber beispielsweise, dass sich die e<strong>in</strong>zelnen Kategorien<br />
bei <strong>der</strong> Betrachtung dynamischer Umgebungen <strong>in</strong> richtung<br />
längerer Fixationszeiten verschieben. E<strong>in</strong>e studie von<br />
hofer (2009) zur Wahrnehmung und Wirkung von TV-spots<br />
bestätigt die durchschnittlich längeren Fixationszeiten bei<br />
dynamischen stimuli. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wirkungsmessung von anzeigen<br />
wird davon ausgegangen, dass je länger e<strong>in</strong> bestimmtes<br />
Element e<strong>in</strong>er anzeige betrachtet wird, desto größer ist die<br />
Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit <strong>der</strong> Verarbeitung und speicherung dieser<br />
<strong>in</strong>formation. <strong>Die</strong> Fixationsdauer wird also auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Wirkungsmessung vielfach als maß für die <strong>in</strong>tensität <strong>der</strong><br />
Verarbeitung <strong>der</strong> betrachteten <strong>in</strong>formation herangezogen.<br />
leven (1991) schreibt <strong>in</strong> diesem Zusammenhang: „Wenn<br />
während e<strong>in</strong>er Fixation grundsätzlich die zur Dechiffrierung<br />
notwendigen Operationen durchgeführt werden, kann<br />
die Dauer e<strong>in</strong>er Fixation mit <strong>der</strong> art und <strong>in</strong>tensität <strong>der</strong><br />
aufnahmeprozesse <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht werden.“ <strong>Die</strong><br />
Fixationsdauer kann aber auch als maß für die Beanspruchung<br />
gelten. E<strong>in</strong> längeres Verweilen auf e<strong>in</strong>em bestimmten<br />
Element e<strong>in</strong>er anzeige könnte auch daran liegen, dass das<br />
Element irritierend wirkt o<strong>der</strong> sehr komplex ist (Dabic und<br />
hofer 2008). Es ist auch zu beachten, dass die <strong>in</strong>terpretation<br />
<strong>der</strong> Fixationsdauer als Beanspruchungsmaß vom aufgabentyp<br />
abhängig ist. Verlangt die aufgabe überwiegend e<strong>in</strong>e<br />
zentral kontrollierte Verarbeitung, so ist e<strong>in</strong>e Verlängerung<br />
<strong>der</strong> Fixationsdauer e<strong>in</strong> h<strong>in</strong>weis auf größere Beanspruchung.<br />
so stellte rayner (1978, 1982) fest, dass es bei zunehmen<strong>der</strong><br />
schwierigkeit von satzkonstruktionen zu e<strong>in</strong>er Verlängerung<br />
<strong>der</strong> Fixationsdauer kommt. stager und angus (1978)<br />
konnten zeigen, dass die Fixationsdauer bei Erfahrung mit<br />
e<strong>in</strong>er aufgabe s<strong>in</strong>kt. Bei aufgaben, bei denen schnelles<br />
reagieren gefor<strong>der</strong>t ist (z. B. lenken e<strong>in</strong>es Fahrzeuges),<br />
kommt es bei größerer Beanspruchung über e<strong>in</strong>en anstieg<br />
des aktivierungs-niveaus zu kürzeren Fixationszeiten<br />
(gerathewohl et al. 1978). Yarbus (1967) war <strong>der</strong> erste Forscher,<br />
<strong>der</strong> den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> unterschiedlichen Aufgabenstel-
<strong>Die</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Werbewirkungsforschung</strong>: grundlagen und Ergebnisse<br />
Tab. 1 Festgestellte m<strong>in</strong>imale und maximale Fixationsdauer zur Verarbeitung von <strong>in</strong>formationen. (Quelle: mayerhofer 1990a; erweitert durch<br />
hofer 2009)<br />
Verweildauer des auges studie<br />
Zum<strong>in</strong>dest 100 ms Verbaten et al. 1986<br />
220 ms mcconkie 1983<br />
230 ms russo 1978<br />
200–350 ms Zschocke 1983<br />
200–400 ms Bernhard 1977<br />
200–400 ms Böcker und schwerdt 1981<br />
ca. 200–500 ms leven 1983<br />
487 ms a leven 1986<br />
200–800 ms Bouma 1987<br />
100–2000 ms Karsh und Breitenbach 1983; Young und sheena 1975<br />
50–100 ms Velichkovsky et al. (1997)<br />
240 ms rayner 1998; calvo und lang 2004; pieters und Wedel 2008<br />
225–250 ms (durchschnittliche Fixationsdauer beim lesen) rayner und castelhano 2008<br />
180–275 ms (durchschnittliche Fixationsdauer bei <strong>der</strong> visuellen suche) rayner und castelhano 2008<br />
330 ms (durchschnittliche Fixationsdauer bei <strong>der</strong> Bildwahrnehmung) rayner 1978<br />
200–600 ms scheier und he<strong>in</strong>sen 2003<br />
a Es handelt sich hier um die mittlere Dauer e<strong>in</strong>er Fixation. als Fixation wurde im rahmen e<strong>in</strong>er studie bei 35 Versuchspersonen und<br />
22 Anzeigen je<strong>der</strong> Stillstand <strong>der</strong> Augen, <strong>der</strong> m<strong>in</strong>destens 160 ms dauerte, def<strong>in</strong>iert<br />
lung auf die Wahrnehmung e<strong>in</strong>er gleichen szene bestätigt<br />
hat. Yarbus untersuchte die Blickpfade von probanden, die<br />
vor <strong>der</strong> Betrachtung des Bildes unterschiedliche aufgaben<br />
gestellt bekamen und zeigte anhand <strong>der</strong> Ergebnisse, dass die<br />
aufgezeichneten Blickbewegungen die Denkprozesse <strong>der</strong><br />
Probanden reflektieren. „… so the observer’s thought may<br />
be followed to some extent from records of eye movements<br />
(the thought accompany<strong>in</strong>g the exam<strong>in</strong>ation of the particular<br />
object)“ (Yarbus 1967, s. 190; zit. nach pieters und<br />
Wedel 2008; s. auch pieters und Wedel 2007). aber nicht<br />
nur die aufgabenparameter, son<strong>der</strong>n auch die zugrundeliegenden<br />
visuellen Stimuli selbst, können e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss auf<br />
die Dauer und anzahl <strong>der</strong> Fixationen haben.<br />
noch immer unzureichend geklärt ist, wie lange e<strong>in</strong>e<br />
Fixation m<strong>in</strong>destens dauern muss, damit von ihr auf e<strong>in</strong>e effiziente<br />
<strong>in</strong>formationsverarbeitung geschlossen werden kann.<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Diskussion zur m<strong>in</strong>imalen Fixationsdauer herrscht<br />
Une<strong>in</strong>igkeit (hofer 2009, s. dazu Tab. 1). leven (1983)<br />
ist <strong>der</strong> me<strong>in</strong>ung, dass 200–500 ms erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d, um<br />
von e<strong>in</strong>er Fixation sprechen zu können. mcconkie (1983)<br />
for<strong>der</strong>t m<strong>in</strong>destens 220 ms für e<strong>in</strong>e Fixation. an an<strong>der</strong>er<br />
stelle wird argumentiert (o. V. 2007a), dass Fixationen, je<br />
nachdem, welche <strong>in</strong>formationen gerade verarbeitet werden<br />
müssen, unterschiedlich lang se<strong>in</strong> können. Bei Bil<strong>der</strong>n werden<br />
etwa 100–300 ms benötigt, während die Verarbeitung<br />
von Texten e<strong>in</strong>e Fixationsdauer von mehr als 300 ms erfor<strong>der</strong>t.<br />
Kaiser (1997) spricht von e<strong>in</strong>er m<strong>in</strong>imalen Fixationsdauer<br />
von ca. 250 ms beim lesen und von e<strong>in</strong>er m<strong>in</strong>imalen<br />
Dauer von ca. 300–350 ms beim Betrachten von Bil<strong>der</strong>n.<br />
Obwohl theoretische Begründungen zur m<strong>in</strong>imalen als auch<br />
maximalen Fixationsdauer fehlen, hat sich <strong>in</strong> den meisten<br />
studien e<strong>in</strong> Wert zwischen 300 und 400 ms e<strong>in</strong>gebürgert<br />
(scheier und he<strong>in</strong>sen 2003). Meist wird bei <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition<br />
<strong>der</strong> Fixationskriterien (sowohl zeitlichen als auch räumli-<br />
153<br />
chen) nicht zwischen dynamischen o<strong>der</strong> statischen stimuli<br />
unterschieden, wie e<strong>in</strong>e studie von Klaghofer (2009) bei<br />
„<strong>Blickregistrierung</strong>s-Experten“ bestätigt. <strong>Die</strong> unreflektierte<br />
Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> Kriterien bei <strong>der</strong> Analyse verzerrt aber nicht<br />
nur die Ergebnisse, son<strong>der</strong>n m<strong>in</strong><strong>der</strong>t auch die reliabilität<br />
<strong>der</strong> methode <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> (hofer 2009; Wood<strong>in</strong>g<br />
et al. 2002).<br />
als Zwischenresümee lässt sich an dieser stelle sagen,<br />
dass die Dauer e<strong>in</strong>er Fixation vorrangig aus <strong>der</strong> modalität<br />
(nonverbal vs. verbal und statisch vs. dynamisch) des<br />
untersuchten stimulus – und <strong>der</strong> damit verbundenen Erfassungsleichtigkeit<br />
– resultiert. Daneben spielen aber auch das<br />
<strong>in</strong>volvement des Betrachters und/o<strong>der</strong> die aufmerksamkeitserregende<br />
Wirkung des stimulus o<strong>der</strong> Teile davon e<strong>in</strong>e zentrale<br />
rolle. schließlich s<strong>in</strong>d auch aus <strong>der</strong> Betrachtungsphase<br />
resultierende E<strong>in</strong>flüsse zu erwarten, also daraus, ob die<br />
Betrachtung gerade erst begonnen hat o<strong>der</strong> sich bereits dem<br />
Ende zuneigt. All diese Faktoren müssen bei <strong>der</strong> Def<strong>in</strong>ition<br />
<strong>der</strong> m<strong>in</strong>imalen Fixationsdauer berücksichtigt werden.<br />
Objektbezogene Fixationsmaße<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> neurophysiologischen und psychophysiologischen<br />
literatur ist im Zusammenhang mit dem Blickfeld des<br />
menschlichen sehsystems von <strong>in</strong>teressensbereichen die<br />
rede. <strong>Die</strong>se <strong>in</strong>teressensbereiche werden mittels e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />
an kurzen Fixationen <strong>in</strong>spiziert.<br />
<strong>Die</strong> beiden parameter anzahl und Dauer von Fixationen<br />
können auf fixierte Objekte bzw. Elemente von Objekten –<br />
sogenannte areas of <strong>in</strong>terest (aOi) – bezogen werden.<br />
Es ist üblich, die absolute und die relative Häufigkeit <strong>der</strong><br />
Fixation bestimmter Objekte zu ermitteln. <strong>in</strong> anlehnung an<br />
Just und carpenter (1980) und russo (1978) werden h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>liegende<br />
Fixationen auf dasselbe Element (bzw.<br />
1 3
154 n. hofer, W. mayerhofer<br />
dieselbe s<strong>in</strong>ne<strong>in</strong>heit) als gaze bezeichnet. neben <strong>der</strong> häufigkeit<br />
(= number of fixations on each area of <strong>in</strong>terest o<strong>der</strong><br />
auch Gazehäufigkeit, s. Mayerhofer 1990a; Jacob und Karn<br />
2003) wird sehr oft auch die Fixationsdauer bestimmt und<br />
daraus die durchschnittliche Fixationsdauer pro Blickobjekt<br />
errechnet (rosbergen et al. 1997). <strong>Die</strong> anzahl von Fixationen<br />
auf e<strong>in</strong>em bestimmten Element e<strong>in</strong>er anzeige (z. B. die<br />
produktabbildung) spiegelt die Bedeutung dieses Elements<br />
wi<strong>der</strong>. man geht davon aus, dass <strong>in</strong>teressantere Elemente<br />
häufiger fixiert werden als weniger <strong>in</strong>teressante (Fitts et al.<br />
1950). <strong>Die</strong> Beobachtungsdauer wie<strong>der</strong>um ist die gesamtsumme<br />
<strong>der</strong> Zeiten, die e<strong>in</strong> Objekt o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e gruppe von<br />
Objekten fixiert wird. <strong>Die</strong> Beobachtungsdauer besteht typischerweise<br />
aus mehreren aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>folgenden Fixationen<br />
<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es bestimmten Bereichs und be<strong>in</strong>haltet auch<br />
die relativ kurzen Zeiten für die sakkaden, die zwischen<br />
diesen Fixationen ausgeführt werden. <strong>Die</strong> durchschnittliche<br />
Beobachtungsdauer auf e<strong>in</strong>em bestimmten Bereich ist e<strong>in</strong>er<br />
<strong>der</strong> ältesten parameter. Fitts et al. (1950) unterstellten, dass<br />
die Betrachtungszeit e<strong>in</strong>es bestimmten Bereichs e<strong>in</strong>es stimulus<br />
dann länger ist, wenn <strong>der</strong> Betrachter schwierigkeiten<br />
mit <strong>der</strong> Erfassung des <strong>in</strong>halts dieses bestimmten Bereichs<br />
hat. Forschung <strong>in</strong> diesem Bereich bestätigt die Validität <strong>der</strong><br />
Beobachtungsdauer als <strong>in</strong>dikator für die visuelle aufmerksamkeit<br />
(vgl. christianson et al. 1991). <strong>Die</strong> „first pass gaze<br />
duration“ wie<strong>der</strong>um ist die summe <strong>der</strong> Fixationszeiten von<br />
<strong>der</strong> ersten Fixation e<strong>in</strong>es Objektes bis zum ersten Verlas-<br />
1 3<br />
sen des Objektes. Bei Identifizierungsaufgaben wird sie als<br />
e<strong>in</strong> Maß für die Objekterkennung angesehen und reflektiert<br />
die semantische Konsistenz des Objektes (hen<strong>der</strong>son et al.<br />
1997).<br />
E<strong>in</strong>e reihe von analyse-software-paketen erlaubt es, auf<br />
Basis <strong>der</strong> beschriebenen parameter zahlreiche unterschiedliche<br />
grafische Darstellungen – und zwar objektbezogen –<br />
zu produzieren. <strong>in</strong> den anfängen <strong>der</strong> Blickbewegungsforschung<br />
wurden Fixationen meistens als punkte über die<br />
Oberfläche des Bildes dargestellt. Gebiete mit größerer<br />
Dichte <strong>der</strong> punkte wurden als diejenigen <strong>in</strong>terpretiert, die<br />
mehr aufmerksamkeit bekommen haben (Yarbus 1967, vgl.<br />
dazu abb. 6, Bild a). abbildung 6 zeigt unterschiedliche<br />
grafische Darstellungen für Aufmerksamkeitsschwerpunkte,<br />
die sogenannte Fixationsdichten visualisieren. hen<strong>der</strong>son<br />
und holl<strong>in</strong>gworth (1999, S. 246) def<strong>in</strong>ieren den Parameter<br />
Fixationsdichte als „…the total number of discrete fixations<br />
<strong>in</strong> a given region over the course of scene view<strong>in</strong>g.“<br />
an <strong>der</strong> Darstellung <strong>in</strong> abb. 6 (Bild a) ist zu kritisieren, dass<br />
die aufmerksamkeit nicht mittels exakter geometrischer<br />
punkte, son<strong>der</strong>n durch mehr o<strong>der</strong> weniger große regionen<br />
und damit nur ungenau visualisiert wird.<br />
E<strong>in</strong>e weitere möglichkeit ist die Darstellung <strong>der</strong> aOi auf<br />
Basis e<strong>in</strong>er clusteranalyse <strong>der</strong> Fixationen. aber auch <strong>in</strong> diesem<br />
Fall führen Joos et al. (2003) psychologische Bedenken<br />
an, da die aOi we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e elliptische Form (s. abb. 6, Bild<br />
b) noch die Form e<strong>in</strong>es Vielecks (abb. 6, Bild ganz rechts)<br />
Abb. 6 l<strong>in</strong>ks: a–d arten <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> visuellen aufmerksamkeitsverteilung. a Fixationspunkte, b cluster von Fixationen (elliptische<br />
Form), c „aufmerksamkeitslandschaften“, d subjektive ansicht des Bildes. (Quelle: Joos et al. 2003); rechts: cluster von Fixationen (Vieleck).<br />
(Quelle: hofer 2009)
<strong>Die</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Werbewirkungsforschung</strong>: grundlagen und Ergebnisse<br />
mit scharfen grenzen haben soll. Velichkovsky et al. (1996)<br />
schlagen deshalb vor, e<strong>in</strong>e graduelle Funktion als „aufmerksamkeitslandschaft“<br />
über das gesehene Bild zu def<strong>in</strong>ieren.<br />
Je höher <strong>der</strong> Wert dieser Funktion <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten<br />
Bereich des Bildes ist, desto mehr aufmerksamkeit wird<br />
dem Bereich gewidmet. „<strong>Die</strong>se Funktion wurde als nach<br />
<strong>der</strong> Fixationsdauer gewichtete, zweidimensionale gaußsche<br />
Verteilung mit dem Zentrum um den Fixationspunkt def<strong>in</strong>iert“<br />
(Joos et al. 2003). als standardabweichung dieser Verteilung<br />
wurde e<strong>in</strong> W<strong>in</strong>kelgrad genommen (abb. 6, Bild c).<br />
<strong>Die</strong> auf diese Weise gewonnenen Funktionen können als<br />
Filter zur Bearbeitung von betrachteten Bil<strong>der</strong>n und szenen<br />
angewendet werden (Joos et al. 2003).<br />
auch die Voronoi-methode ist e<strong>in</strong>e quantitative und<br />
objektive methode, um Fixationsdichten zu charakterisieren.<br />
Das univariate Voronoi streudiagramm ist e<strong>in</strong>e analytische<br />
Technik und nicht nur e<strong>in</strong>e methode, um Daten graphisch<br />
darzustellen. <strong>Die</strong> lösungen, die diese Technik bietet, hilft<br />
dabei, e<strong>in</strong>e reihe von natur- und sozialwissenschaftlichen<br />
phänomenen zu modellieren (coombs 1964; ripley 1981;<br />
s. dazu auch De Berg et al. 2000 und gavrilova 2008), z. B.<br />
Blickbewegungsdaten (vgl. dazu hofer 2009 zur Visualisierung<br />
von Blickdaten, die bei <strong>der</strong> rezeption von TV-spots<br />
generiert wurden, mittels Voronoi-Diagrammen).<br />
Blickpfadanalyse<br />
Unter den Blickbewegungspfaden versteht man den Verb<strong>in</strong>dungspfad<br />
<strong>der</strong> punkte, die beim Betrachten e<strong>in</strong>es Bildes<br />
nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong> angeblickt werden. noton und stark (1971)<br />
verstehen unter Blickpfad das muster aus Fixationen und<br />
sakkaden während <strong>der</strong> Betrachtung e<strong>in</strong>es stimulus wie<br />
beispielsweise e<strong>in</strong>er anzeige. Der Verlauf wird durch die<br />
struktur<strong>in</strong>formation im Bild gesteuert und durch die <strong>in</strong>formationen,<br />
die <strong>der</strong> Betrachter gew<strong>in</strong>nen will (Yarbus 1967).<br />
<strong>Die</strong> suchzeit ist e<strong>in</strong> parameter des Blickpfades, <strong>der</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
bei <strong>der</strong> Evaluation <strong>der</strong> gestaltung von menschmasch<strong>in</strong>e-schnittstellen<br />
genutzt werden kann. sie ergibt<br />
sich aus <strong>der</strong> Zeit, die vom Ersche<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>es stimulus bis zur<br />
ersten Fixation auf dem zu f<strong>in</strong>denden Zielobjekt vergeht.<br />
<strong>Die</strong> suchzeit ist <strong>in</strong> hohem maße von <strong>der</strong> aufgabe und dem<br />
stimulusmaterial abhängig. neben <strong>der</strong> anordnung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
die Kontraste für die suchzeit mitbestimmend.<br />
als maß <strong>der</strong> globalen visuellen suche wird die Blickpfaddauer<br />
(scanpath duration) herangezogen. <strong>Die</strong>se ist def<strong>in</strong>iert<br />
als die Folge von Fixationen und sakkaden bis zur lösung<br />
e<strong>in</strong>er bestimmten aufgabe und liegt zwischen e<strong>in</strong>er sekunde<br />
und mehreren m<strong>in</strong>uten (Joos et al. 2003).<br />
abbildung 5 zeigt den Fixationspfad e<strong>in</strong>er auskunftsperson<br />
bei <strong>der</strong> Betrachtung e<strong>in</strong>er Werbeanzeige des lehrgangs<br />
für Werbung und Verkauf. <strong>Die</strong> anzeige wurde sechs sekunden<br />
lang präsentiert. <strong>Die</strong> drei Fixationspfade <strong>in</strong> abb. 5 basieren<br />
auf e<strong>in</strong>er unterschiedlich m<strong>in</strong>imalen Fixationsdauer. Der<br />
155<br />
Fixationspfad im Bild ganz l<strong>in</strong>ks basiert auf e<strong>in</strong>er m<strong>in</strong>imalen<br />
Fixationsdauer von 100 ms, jener <strong>in</strong> <strong>der</strong> mitte und im Bild<br />
ganz rechts auf e<strong>in</strong>er Basis von 200 bzw. 300 ms. Der Blickverlauf<br />
im Bild l<strong>in</strong>ks zeigt, dass <strong>der</strong> proband <strong>in</strong> diesem Fall<br />
mit <strong>der</strong> Betrachtung im unteren Drittel <strong>der</strong> anzeige startet,<br />
zuerst das Gesicht fixiert und danach h<strong>in</strong>überwechselt zur<br />
großen headl<strong>in</strong>e „<strong>Die</strong> neuen absolventen s<strong>in</strong>d da!“. Danach<br />
fixiert er die Subheadl<strong>in</strong>e und die Person, die rechts im H<strong>in</strong>tergrund<br />
des Bildes zu sehen ist. Erst bei <strong>der</strong> neunten bzw.<br />
zehnten Fixation werden markenbezogene Elemente wie<br />
die Internetadresse und das Logo fixiert. Auf <strong>der</strong> Internetadresse<br />
verweilt das auge etwas länger als auf den bisherigen<br />
Elementen <strong>der</strong> anzeige (erkennbar an <strong>der</strong> größe des Kreises,<br />
durch die die Dauer <strong>der</strong> jeweiligen Fixation visualisiert<br />
wird). <strong>in</strong> den letzten sekunden wechselt <strong>der</strong> proband wie<strong>der</strong><br />
zurück zur Person im H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Anzeige, fixiert dann<br />
noch e<strong>in</strong>mal das gesicht, um dann den anzeigentext ganz<br />
unten <strong>in</strong> <strong>der</strong> anzeige zu lesen.<br />
E<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong> drei Fixationsverläufe, die auf unterschiedlichen<br />
zeitlichen Kriterien beruhen, verdeutlicht, dass<br />
bei zunehmen<strong>der</strong> m<strong>in</strong>imaler Fixationsdauer die Zahl <strong>der</strong><br />
dargestellten Fixationen abnimmt. Der Versuchsleiter ist<br />
daher gefor<strong>der</strong>t, für die analyse das geeignete Fixationskriterium<br />
heranzuziehen. Während bei e<strong>in</strong>er m<strong>in</strong>imalen Fixationsdauer<br />
von 100 ms argumentiert wird, dass <strong>in</strong> dieser Zeit<br />
(vor allem textbasierte) <strong>in</strong>formationen nicht ausreichend<br />
verarbeitet werden können, zeigen tachistoskopische Tests,<br />
dass für die Bearbeitung von schlüsselbil<strong>der</strong>n bzw. logos,<br />
die bereits gut gelernt s<strong>in</strong>d, nur Bruchteile von sekunden<br />
notwendig s<strong>in</strong>d. Je nachdem, ob Bild- o<strong>der</strong> Texte<strong>in</strong>heiten<br />
vorliegen, müssten die jeweiligen anzeigen(elemente)<br />
unterschiedlich analysiert bzw. die m<strong>in</strong>imale Fixationsdauer<br />
unterschiedlich def<strong>in</strong>iert werden.<br />
E<strong>in</strong>satzgebiete <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Market<strong>in</strong>gforschung<br />
<strong>Die</strong> methode <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> wird mittlerweile <strong>in</strong><br />
unterschiedlichsten Bereichen e<strong>in</strong>gesetzt. rayner (1998)<br />
liefert e<strong>in</strong>e umfassende Übersicht zu <strong>Blickregistrierung</strong>sstudien<br />
im Bereich <strong>der</strong> leseverhaltensforschung und damit<br />
verbundenen Forschungsbereichen. Duchowski (2002)<br />
berichtet vom E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> <strong>in</strong> den <strong>in</strong>formationswissenschaften,<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> luftfahrt und psychologie<br />
sowie im Bereich market<strong>in</strong>g. seit dem Ersche<strong>in</strong>en von<br />
russos artikel hat sich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> methode <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong><br />
zur messung <strong>der</strong> market<strong>in</strong>g-Effektivität auf<br />
be<strong>in</strong>ahe alle visuellen market<strong>in</strong>g-stimuli ausgedehnt. Es<br />
werden heute sowohl studien zu Kaufentscheidungsprozessen<br />
am pOs, pr<strong>in</strong>twerbung, TV-spots als auch Werbeformen<br />
im <strong>in</strong>ternet und zur richtigen platzierung von logos<br />
1 3
156 n. hofer, W. mayerhofer<br />
(auf produktverpackungen etc.) mittels <strong>Blickregistrierung</strong><br />
durchgeführt.<br />
im folgenden Teil wird auf die Kernergebnisse von<br />
<strong>Blickregistrierung</strong>sstudien zur Wirkung von anzeigen <strong>in</strong><br />
den gelben seiten (statische stimuli) sowie von TV-spots<br />
(dynamische stimuli) e<strong>in</strong>gegangen. <strong>in</strong> den beiden Fallbeispielen<br />
wird neben den <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Werbewirkungsforschung</strong><br />
üblicherweise untersuchten Bottom-up-Faktoren <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss von Top-down-Faktoren auf das Blickverhalten<br />
erhoben. <strong>Die</strong> TV-studie ist die erste veröffentlichte<br />
Untersuchung, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss von Top-Down-Faktoren<br />
auf das Blickverhalten bei dynamischen stimuli erhoben<br />
und bestätigt wurde.<br />
studie zur Wirkung von anzeigen <strong>in</strong> den gelben seiten<br />
glück und schlögl (2008; vgl. dazu auch hofer et al. 2008)<br />
verfolgten <strong>in</strong> ihrer studie die <strong>in</strong> Tab. 2 zusammengefassten<br />
Ziele. Unter E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> methode <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong><br />
sollte e<strong>in</strong>erseits erhoben werden, ob und welche <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
literatur erwähnten Faktoren auf die aufmerksamkeitsleistung<br />
von Anzeigen <strong>in</strong> den Gelben Seiten e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>fluss ausüben.<br />
an<strong>der</strong>erseits stellte die Untersuchung des Verhaltens<br />
<strong>der</strong> auskunftspersonen bei <strong>der</strong> suche nach <strong>Die</strong>nstleistern <strong>in</strong><br />
den gelben seiten zum Zeitpunkt <strong>der</strong> mediennutzung e<strong>in</strong>en<br />
zentralen Erhebungstatbestand dar.<br />
Für die Datenerhebung <strong>in</strong> beiden Teilstudien wurde<br />
die methode <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> (remote Eyetrack<strong>in</strong>g,<br />
abb. 7) mit e<strong>in</strong>er mündlichen Vor- und nachbefragung<br />
komb<strong>in</strong>iert. Unter den <strong>in</strong>sgesamt 47 rekrutierten auskunftspersonen<br />
waren 27 männer und 20 Frauen.<br />
Das stimulusmaterial war e<strong>in</strong> auszug aus dem zum studienzeitpunkt<br />
aktuellen Verzeichnis <strong>der</strong> österreichischen<br />
gelben seiten und umfasste rund 300 seiten. <strong>Die</strong> seiten, die<br />
entfernt wurden, betrafen jene Branchen, die mit den beiden<br />
Tab. 2 Forschungsziele <strong>der</strong> beiden Teilstudien von glück und<br />
schlögl (2008)<br />
1. Teilstudie:<br />
2. Teilstudie (Experiment):<br />
suche nach <strong>Die</strong>nstleistern <strong>in</strong>novative anzeigenformate<br />
Welche gestaltungsmerkmale Ziehen <strong>in</strong>novative anzeigenfor-<br />
s<strong>in</strong>d ausschlaggebend für die mate <strong>in</strong> <strong>der</strong> Experimentalgruppe<br />
auswahl von anzeigen <strong>in</strong> den mehr aufmerksamkeit auf sich<br />
gelben seiten?<br />
als die weniger <strong>in</strong>novativ ge-<br />
Werden anzeigen, die von den<br />
auskunftspersonen länger bestalteten<br />
referenzanzeigen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Kontrollgruppe?<br />
trachtet werden, schlussendlich Erzielen <strong>in</strong>novative an-<br />
häufiger gewählt und besser erzeigenformate bei den<br />
<strong>in</strong>nert als anzeigen, die weniger auskunftspersonen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ex-<br />
lange betrachtet werden? perimentalgruppe bessere Werte<br />
Welchen E<strong>in</strong>fluss haben<br />
aufgabenstellung und produkt<strong>in</strong>volvement<br />
auf die<br />
aufmerksamkeitsleistung von<br />
anzeigen <strong>in</strong> den gelben seiten?<br />
h<strong>in</strong>sichtlich Er<strong>in</strong>nerung und gefallen<br />
als die weniger <strong>in</strong>novativ<br />
gestalteten referenzanzeigen <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Kontrollgruppe?<br />
1 3<br />
Abb. 7 Blick- und Videoaufzeichnung während <strong>der</strong> Versuchssituation<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> studie von glück und schlögl (2008)<br />
suchaufgaben, die den probanden gestellt wurden, bzw. den<br />
zu suchenden <strong>Die</strong>nstleistern nicht <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung gebracht<br />
werden konnten. Um lerneffekte bei den suchaufgaben<br />
kontrollieren zu können, wurden die beiden suchaufgaben<br />
rotiert. sobald die auskunftspersonen mit <strong>der</strong> suche <strong>in</strong> dem<br />
vor ihnen am pult liegenden Verzeichnis begannen, wurde<br />
auch die <strong>Blickregistrierung</strong> gestartet. Das <strong>in</strong> <strong>der</strong> studie e<strong>in</strong>gesetzte<br />
<strong>Blickregistrierung</strong>sgerät arbeitete nach <strong>der</strong> cornea<br />
Reflex Methode. Zeitgleich wurden Denke-laut-Protokolle<br />
mittels Video aufgezeichnet. im rahmen <strong>der</strong> ersten Teilstudie<br />
wurden den auskunftspersonen (ähnlich wie <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
studie von lohse 1997) nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zwei suchaufgaben<br />
gestellt: aufgrund e<strong>in</strong>er defekten Therme musste sich die<br />
auskunftsperson <strong>in</strong> den vor sich liegenden gelben seiten<br />
auf die suche nach e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>stallateur begeben (Zeitdruck<br />
als Top-Down-Faktor <strong>der</strong> aufmerksamkeit). im rahmen <strong>der</strong><br />
zweiten suchaufgabe wurde simuliert, dass sich die auskunftsperson<br />
gerade nach e<strong>in</strong>er Wohnung umsieht und nach<br />
e<strong>in</strong>em immobilienmakler <strong>in</strong> den gelben seiten sucht (aufgabenmotivation<br />
als Top-Down-Faktor). <strong>Die</strong> auskunftspersonen<br />
wurden bei beiden suchsituationen aufgefor<strong>der</strong>t, noch<br />
e<strong>in</strong>e zweite auswahl (Zweitpräferenz) zu treffen, nachdem<br />
sie sich bereits für e<strong>in</strong>e anzeige bzw. e<strong>in</strong>en anbieter entschieden<br />
hatten (Erstpräferenz). Von <strong>in</strong>sgesamt 14 Doppelseiten<br />
mit anzeigen für <strong>in</strong>stallationsdienste wurden von den
<strong>Die</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Werbewirkungsforschung</strong>: grundlagen und Ergebnisse<br />
Tab. 3 Häufigkeit <strong>der</strong> erhobenen Dimensionen Gestaltungsmerkmale und Platzierung unter den gewählten Erst- und Zweitpräferenzen (n = 94<br />
nennungen). (Quelle: hofer et al. 2008, s. 14)<br />
Dimensionen suche <strong>in</strong>stallateur suche immobilienmakler<br />
Gestaltungsmerkmale Farbe 41 × 4-färbig (44 %) 51 × 4-färbig (54 %)<br />
Bild- und Textanteil 44 × nur Text (47 %)<br />
35 × nur Text (37 %)<br />
Platzierung<br />
(l<strong>in</strong>ks-/rechtsseitig, Branchendrittel, Bezirksdrittel,<br />
Seitendrittel)<br />
22 × textlastig (23 %)<br />
Größe 15 × ganzseitig (16 %)<br />
17 × 1-spaltige, höhe bis 3,5 cm (18 %)<br />
22 × fettgedruckte bzw. auch<br />
normale E<strong>in</strong>träge gewählt (23 %)<br />
auskunftspersonen bei <strong>der</strong> suche nach e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>stallateur<br />
durchschnittlich 2,67 Doppelseiten betrachtet. Für die Wahl<br />
<strong>der</strong> zweiten anzeige (Zweitpräferenz) wurden durchschnittlich<br />
0,74 weitere Doppelseiten betrachtet. <strong>Die</strong> auswahl <strong>der</strong><br />
Zweitpräferenz erfolgte damit meist <strong>in</strong> unmittelbarer nähe<br />
<strong>der</strong> Erstpräferenz (meist auf <strong>der</strong>selben seite). im Zuge<br />
<strong>der</strong> suche nach e<strong>in</strong>em immobilienmakler wurden von den<br />
auskunftspersonen von <strong>in</strong>sgesamt acht Doppelseiten dieser<br />
Branche durchschnittlich 3,26 Doppelseiten betrachtet.<br />
Durchschnittlich weitere 1,28 Doppelseiten benötigten<br />
die auskunftspersonen für die Wahl <strong>der</strong> Zweitpräferenz.<br />
E<strong>in</strong> Vergleich <strong>der</strong> beiden suchaufgaben zeigt, dass die<br />
auskunftspersonen bei <strong>der</strong> Wahl des immobilienmaklers<br />
sowohl bei <strong>der</strong> Erst- als auch bei <strong>der</strong> Zweitpräferenz signifikant<br />
(T-Test, p < 0,05) mehr seiten betrachtet haben. <strong>Die</strong><br />
signifikant längere durchschnittliche Suchdauer von 77 s bis<br />
zur auswahl <strong>der</strong> Erstpräferenz <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> suchaufgabe<br />
immobilienmakler (Top-Down-Faktor: aufgabenmotivation)<br />
verglichen mit <strong>der</strong> durchschnittlichen Dauer von 57 s<br />
bis zur auswahl <strong>der</strong> erst präferierten <strong>in</strong>stallateur-anzeige<br />
(Top-Down-Faktor: Zeitdruck) zeigte, dass bei <strong>der</strong> simulierten<br />
Entscheidung unter Zeitdruck die Wahl tatsächlich auch<br />
schneller getroffen wurde als bei <strong>der</strong> suche nach e<strong>in</strong>em<br />
immobilienmakler.<br />
Um Vergleiche zwischen den anzeigen <strong>in</strong> den beiden<br />
suchaufgaben ziehen zu können, wurde e<strong>in</strong> Kriterienkatalog<br />
erstellt. anhand dieses Katalogs wurden die Erst- und<br />
Zweitpräferenzen <strong>der</strong> Befragten (darunter befanden sich<br />
sowohl anzeigen <strong>in</strong> Form von herkömmlichen adresse<strong>in</strong>trägen<br />
als auch Formatanzeigen) analysiert und zugeordnet.<br />
<strong>Die</strong> Kriterien wurden <strong>in</strong> anlehnung an die von lechner und<br />
Tschirner (2006) erhobenen Dimensionen gestaltungsmerkmale<br />
(größe, Farbe, Bild- und Textanteil) und platzierung<br />
(l<strong>in</strong>ks-/rechtsseitig, Branchendrittel, Bezirksdrittel) von<br />
anzeigen gewählt: Farbe (4 c o<strong>der</strong> s/w; bei adresse<strong>in</strong>trägen<br />
wurde zusätzlich berücksichtigt, ob <strong>der</strong> E<strong>in</strong>trag fettgedruckt<br />
war o<strong>der</strong> nicht), Bild- und Textanteil (nur Text, textlastig,<br />
mit illustrationen und/o<strong>der</strong> portraitfoto), größe (hier wurde<br />
44 × im ersten Drittel <strong>der</strong> Branche (47 %)<br />
49 × im ersten Drittel des Bezirks (52 %)<br />
63 × rechtsseitig platzierte anzeige (67 %)<br />
18 × textlastig (19 %)<br />
9 × ganzseitig (10 %)<br />
24 × ke<strong>in</strong>e hervorhebung (26 %)<br />
20 × 1-spaltig, höhe bis 3,5 cm (21 %)<br />
14 × (15 %)mit illustrationen und/o<strong>der</strong><br />
portraitfoto<br />
157<br />
85 × im ersten/zweiten Drittel <strong>der</strong> Branche<br />
(90 %)<br />
73 × im ersten/zweiten Drittel des Bezirks<br />
(78 %)<br />
68 × im oberen/mittleren Drittel gewählt<br />
(72 %)<br />
zwischen Formatanzeigen und adresse<strong>in</strong>trägen unterschieden;<br />
bei Formatanzeigen wurde weiters e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ordnung<br />
h<strong>in</strong>sichtlich höhe und Breite <strong>der</strong> anzeige vorgenommen)<br />
und platzierung (l<strong>in</strong>ks-/rechtsseitig, <strong>in</strong>nerhalb 1./2./3. Drittel<br />
<strong>der</strong> Branche, <strong>in</strong>nerhalb 1./2./3. Drittel des Bezirks, oberes/mittleres/unteres<br />
Drittel <strong>der</strong> seite). E<strong>in</strong>en Überblick zu<br />
den Häufigkeiten <strong>der</strong> erhobenen Dimensionen Gestaltungsmerkmale<br />
und platzierung unter den <strong>in</strong>sgesamt 94 gewählten<br />
<strong>in</strong>seraten (Erst- und Zweitpräferenzen) je suchsituation<br />
gibt Tab. 3 (vgl. hofer et al. 2008).<br />
Tabelle 3 zeigt, dass bei beiden suchaufgaben überwiegend<br />
Textanzeigen bzw. anzeigen mit überwiegendem<br />
Textanteil gewählt wurden. <strong>Die</strong>s ist darauf zurückzuführen,<br />
dass anzeigen für <strong>in</strong>stallateure und immobilienmakler <strong>in</strong>sgesamt<br />
sehr viel Text und <strong>in</strong>formationen enthalten. <strong>Die</strong> präferenz<br />
für ganzseitige anzeigen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />
suchaufgabe <strong>in</strong>stallateur, ist h<strong>in</strong>gegen nicht auf <strong>der</strong>en hohe<br />
präsenz zurückzuführen. ganzseitige anzeigen wurden<br />
gewählt, obwohl an<strong>der</strong>e Formate <strong>in</strong> größerer anzahl vorhanden<br />
waren. <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Branche immobilienmakler gab es<br />
beispielsweise <strong>in</strong>sgesamt nur zwei ganzseitige anzeigen,<br />
dennoch wurde von den auskunftspersonen neunmal diese<br />
ganzseitige anzeige gewählt. Beson<strong>der</strong>s hoch ist <strong>der</strong> anteil<br />
an gewählten anzeigen im ersten Drittel <strong>der</strong> Branche und im<br />
ersten Drittel des Bezirks. <strong>Die</strong> Vermutung liegt nahe, dass<br />
weitere anzeigen meist gar nicht mehr betrachtet werden,<br />
wenn die auskunftsperson bereits im vor<strong>der</strong>en Teil <strong>der</strong> Branche<br />
und des Bezirks auf e<strong>in</strong>e ansprechende anzeige bzw.<br />
e<strong>in</strong>en ansprechenden anbieter getroffen ist. abbildung 8<br />
und 9 zeigen die gestaltungsmerkmale <strong>der</strong> jeweils meist<br />
gewählten anzeige <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> beiden suchaufgaben.<br />
Um die gründe für die Wahl <strong>der</strong> anzeigen zu erfahren,<br />
wurden die Denke-laut-protokolle transkribiert und kategorisiert.<br />
Dabei ergab sich für die suchsituation <strong>in</strong>stallateur,<br />
dass e<strong>in</strong> auffallendes signalwort <strong>in</strong> <strong>der</strong> anzeige wie<br />
etwa „notdienst“ im Fall e<strong>in</strong>er dr<strong>in</strong>genden suchsituation,<br />
wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> suche nach dem <strong>in</strong>stallateur simuliert wurde,<br />
das wichtigste Kriterium war. 45 aussagen bzw. gründe<br />
1 3
158 n. hofer, W. mayerhofer<br />
Abb. 8 gestaltungsmerkmale <strong>der</strong> meist gewählten anzeige <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> suchaufgabe <strong>in</strong>stallateur (Zeitdruck)<br />
Abb. 9 gestaltungsmerkmale <strong>der</strong> meist gewählten anzeige <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> suchaufgabe immobilienmakler (aufgabenmotivation)<br />
bezogen sich direkt darauf. Das Wort signalisierte nicht<br />
nur e<strong>in</strong>e schnelle Behebung des problems, son<strong>der</strong>n auch<br />
Erreichbarkeit rund um die Uhr. <strong>Die</strong> örtliche nähe des<br />
anbieters spielte – wohl auch aus Kostengründen – e<strong>in</strong>e<br />
große rolle. Es wurden dazu <strong>in</strong>sgesamt 35 aussagen von<br />
den auskunftspersonen abgegeben. Weitere entscheidende<br />
Kriterien waren die Bekanntheit des <strong>in</strong>stallateurs (27 aussagen)<br />
sowie die sympathie bzw. auffälligkeit <strong>der</strong> anzeige<br />
Abb. 10 heat map <strong>der</strong> <strong>in</strong>novativen<br />
(l<strong>in</strong>kes Bild) und <strong>der</strong><br />
Kontrollanzeige (rechtes Bild)<br />
für das restaurant lion<br />
1 3<br />
(16 aussagen). auch die Kosten wurden von den auskunftspersonen<br />
zwölfmal direkt erwähnt. Für die suche<br />
nach e<strong>in</strong>em immobilienmakler war den auskunftspersonen<br />
beson<strong>der</strong>s wichtig, dass dieser <strong>in</strong> <strong>der</strong> nähe war (39 aussagen).<br />
Weiters waren aspekte, die sich auf die gestaltung<br />
und auffälligkeit <strong>der</strong> anzeige bezogen (40 aussagen) bzw.<br />
auch die angabe <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternetadresse (12 aussagen) wichtige<br />
gründe für die Wahl.<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zweiten Teilstudie (Experiment) wurde den auskunftspersonen<br />
erneut e<strong>in</strong> Verzeichnis mit gelbe seiten<br />
<strong>in</strong>seraten vorgelegt. <strong>Die</strong>ses Verzeichnis enthielt 23 seiten<br />
mit unterschiedlichen Branchen und anzeigen, die wie<strong>der</strong>um<br />
dem Orig<strong>in</strong>al <strong>der</strong> österreichischen gelben seiten entnommen<br />
wurden. auf <strong>der</strong> ersten Doppelseite bzw. auf <strong>der</strong><br />
letzten seite waren die <strong>in</strong>novativen Test- bzw. referenzanzeigen<br />
(e<strong>in</strong>e anzeige für das restaurant lion und e<strong>in</strong>e<br />
Anzeige für TOI TOI Mobile Sanitäranlagen) zu f<strong>in</strong>den. <strong>Die</strong><br />
auskunftspersonen wurden gebeten, sich etwas Zeit für die<br />
Durchsicht zu nehmen. Vor Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Befragung wurde<br />
jede auskunftsperson zufällig entwe<strong>der</strong> <strong>der</strong> Experimental-<br />
(n = 24) o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Kontrollgruppe (n = 23) zugeteilt. Je<br />
nach gruppenzugehörigkeit bekamen personen <strong>der</strong> Experimentalgruppe<br />
e<strong>in</strong> Verzeichnis zur Durchsicht, das die zwei<br />
zu testenden <strong>in</strong>novativen Formate enthielt, während auskunftspersonen<br />
<strong>der</strong> Kontrollgruppe referenzanzeigen <strong>der</strong><br />
gleichen <strong>Die</strong>nstleister sahen, die weniger <strong>in</strong>novativ gestaltet<br />
waren. im Fall <strong>der</strong> ersten anzeige für das restaurant lion<br />
bedeutet dies, dass die Testanzeige aus drei Teilen bestand<br />
(s. abb. 10, l<strong>in</strong>kes Bild), die über die Doppelseite verteilt<br />
zu sehen waren. <strong>Die</strong> referenzanzeige bestand lediglich<br />
aus dem letzten <strong>der</strong> drei Teile <strong>der</strong> <strong>in</strong>novativen anzeige (s.<br />
abb. 10, rechtes Bild).<br />
<strong>Die</strong> heat maps (<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „heat map“ o<strong>der</strong> „Fixation map“<br />
werden die am Häufigsten betrachteten Bereiche e<strong>in</strong>es Bildes<br />
visualisiert; vgl. Wood<strong>in</strong>g et al. 2002) <strong>in</strong> abb. 10 zeigen,<br />
dass die <strong>in</strong>novative dreiteilige lion anzeige mit Betrachtungszeiten<br />
von 648 ms („lust auf richtiges Essen?“), 251 ms<br />
(„hungrig?“) bzw. 458 ms („www.lion-restaurant.tt“)<br />
überdurchschnittlich viel aufmerksamkeit erregt im Vergleich<br />
zur Kontrollanzeige. <strong>Die</strong> Konzentration <strong>der</strong> aufmerksamkeitsschwerpunkte<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>teiligen lion anzeige
<strong>Die</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Werbewirkungsforschung</strong>: grundlagen und Ergebnisse<br />
Abb. 11 Blickverlauf zwischen<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong>novativen anzeige<br />
für das restaurant lion und<br />
umliegenden anzeigen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Experimentalgruppe<br />
(abb. 10, rechtes Bild), die den auskunftspersonen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Kontrollgruppe vorgelegt wurde, zeigt weiters, dass das e<strong>in</strong>teilige<br />
Format mit e<strong>in</strong>er durchschnittlichen Betrachtungszeit<br />
von 251 ms relativ viel aufmerksamkeit erhält – <strong>in</strong>sgesamt<br />
aber deutlich weniger als die dreiteilige anzeige <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Experimentalgruppe. gleichzeitig erregen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kontrollgruppe<br />
auch die Konkurrenzanzeigen mehr aufmerksamkeit<br />
als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Experimentalgruppe.<br />
aus <strong>der</strong> Darstellung <strong>der</strong> Blickverläufe (aufmerksamkeitstransfers)<br />
<strong>in</strong> abb. 11 kann abgeleitet werden, dass<br />
diese größtenteils zwischen den drei Teilen <strong>der</strong> <strong>in</strong>novativen<br />
Anzeige stattf<strong>in</strong>den. Alle drei Teile <strong>der</strong> Anzeige erregen<br />
überdurchschnittlich viel aufmerksamkeit. <strong>Die</strong> meisten<br />
auskunftspersonen, die den ersten Teil <strong>der</strong> anzeige („hungrig?“)<br />
betrachten, wechseln zum dritten Teil <strong>der</strong> anzeige, auf<br />
dem die <strong>in</strong>ternetadresse und <strong>der</strong> name des restaurants zu<br />
sehen waren. Es liegt <strong>der</strong> schluss nahe, dass zum Verständnis<br />
<strong>der</strong> anzeige, d. h. zur Verarbeitung <strong>der</strong> auf <strong>der</strong> anzeige<br />
enthaltenen <strong>in</strong>formation, zwei Elemente ausreichend s<strong>in</strong>d.<br />
Es kann davon ausgegangen werden, dass die auskunftsperson<br />
die <strong>in</strong>formation auch dann richtig verarbeitet hat,<br />
wenn sie nur Teaser 1 „hunger?“ und die anzeige mit <strong>der</strong><br />
Auflösung betrachtet hat o<strong>der</strong> Teaser 2 „Lust auf richtiges<br />
Essen?“ und die Auflösung. E<strong>in</strong>en noch besseren Blickverlauf<br />
könnte man dadurch bee<strong>in</strong>flussen, <strong>in</strong>dem man die drei<br />
Teile <strong>der</strong> anzeige <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Diagonale und auf e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>zigen<br />
seite platziert. Damit passt man die anordnung <strong>der</strong> anzeigenteile<br />
dem natürlichen Blickverlauf des menschen an.<br />
Durchschnittlich kehrten die auskunftspersonen mehr als<br />
zweimal (2,2 Visits) zum zweiten anzeigenteil „lust auf<br />
richtiges Essen?“ zurück.<br />
159<br />
<strong>Die</strong> Ergebnisse dieser studie stimmen mit jenen von bisherigen<br />
studien im Bereich <strong>der</strong> Werbewirkungsmessung von<br />
anzeigen <strong>in</strong> magaz<strong>in</strong>en, Katalogen und Zeitungen übere<strong>in</strong><br />
(Fernandez und rosen 2000; lohse 1997; lohse und rosen<br />
2001). anzeigengröße, Farbe, Bild- und Textanteil, platzierung<br />
o<strong>der</strong> die Botschaft <strong>der</strong> Anzeige s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />
(Bottom-up), die auch auf die aufmerksamkeitsleistung von<br />
anzeigen <strong>in</strong> den gelben seiten wirken. Bei <strong>der</strong> dr<strong>in</strong>genden<br />
suche nach e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>stallateur (Top-down-Faktor) – beispielsweise<br />
im Fall e<strong>in</strong>er defekten Therme – zählen sowohl<br />
die aufmerksamkeitsstärke <strong>der</strong> anzeige als auch <strong>in</strong>halte<br />
wie die angabe von örtlicher nähe und Erreichbarkeit des<br />
<strong>Die</strong>nstleisters. generell kann gesagt werden, dass – je größer<br />
die anzeige – desto eher wurde sie von den auskunftspersonen<br />
wahrgenommen. mit <strong>der</strong> anzeigengröße steigt<br />
aber auch <strong>der</strong> anzeigenpreis. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Folgestudie wäre es<br />
deshalb <strong>in</strong>teressant zu untersuchen, wie sich e<strong>in</strong>e Verdoppelung<br />
<strong>der</strong> anzeigengröße auf die aufmerksamkeitsleistung<br />
<strong>der</strong> anzeige auswirkt.<br />
Der E<strong>in</strong>fluss von Bottom-up und Top-down-Faktoren auf<br />
das Blickverhalten bei TV-spots<br />
Blickbewegungsdaten von dynamischen szenen wie beispielsweise<br />
TV-spots s<strong>in</strong>d doppelt dynamisch, denn die<br />
augen bewegen sich während <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> über<br />
e<strong>in</strong>en sich bewegenden stimulus. <strong>Die</strong> speicherung und<br />
analyse solcher Daten stellt e<strong>in</strong>e herausfor<strong>der</strong>ung dar und<br />
mag auch e<strong>in</strong>er von mehreren gründen dafür se<strong>in</strong>, dass Forschung<br />
bzw. studien <strong>in</strong> diesem Bereich sehr spärlich gesät<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
1 3
160 n. hofer, W. mayerhofer<br />
Tab. 4 Test-spot-Varianten – manipulation <strong>der</strong> platzierung <strong>der</strong> absen<strong>der</strong>marke/<strong>in</strong>ternetadresse<br />
spot-Varianten<br />
Variante 1<br />
Variante 2<br />
Test-spots<br />
(Experimentalgruppe)<br />
(Kontrollgruppe)<br />
Test-Spot für Beck’s Bier • Durchgängige E<strong>in</strong>blendung des weißen • E<strong>in</strong>blendung des weißen Beck’s-<br />
Beck’s-logos auf schwarzem h<strong>in</strong>tergrund logos, marke ersche<strong>in</strong>t zum ersten<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> rechten unteren Bildschirmecke mal groß <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bildschirmmitte am<br />
• E<strong>in</strong>blendungswechsel am Ende: weißes<br />
Beck’s-logo ersche<strong>in</strong>t groß auf grünem<br />
h<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bildschirmmitte am<br />
Ende<br />
Ende<br />
Test-Spot für die Österreich Werbung • Durchgängige E<strong>in</strong>blendung <strong>der</strong> <strong>in</strong>ter- • E<strong>in</strong>blendung <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternetadresse<br />
netadresse „www.austria-tourism.at“ „www.austria-tourism.at“, <strong>in</strong>ternet-<br />
auf schwarzem h<strong>in</strong>tergrund im unteren adresse ersche<strong>in</strong>t zum ersten mal auf<br />
Bildschirmrand<br />
schwarzem h<strong>in</strong>tergrund im unteren<br />
• Zusätzliche E<strong>in</strong>blendung des rot-weiß- Bildschirmrand am Ende<br />
roten markenlogos am Ende<br />
• E<strong>in</strong>blendung des rot-weiß-roten markenlogos<br />
am Ende<br />
Test-Spot für den Universitätslehrgang für Werbung • Durchgängige E<strong>in</strong>blendung <strong>der</strong><br />
• E<strong>in</strong>blendung <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternetadresse<br />
& Verkauf<br />
<strong>in</strong>ternetadresse „www.werbelehrgang. „www.werbelehrgang.at“, <strong>in</strong>ternet-<br />
at“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken oberen Bildschirmecke adresse ersche<strong>in</strong>t zum ersten mal <strong>in</strong><br />
• Zusätzliche E<strong>in</strong>blendung <strong>der</strong> lehrgangs- <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken oberen Bildschirmecke am<br />
marke am Ende<br />
Ende<br />
• E<strong>in</strong>blendung <strong>der</strong> lehrgangsmarke am<br />
Ende<br />
Ziel e<strong>in</strong>er studie von hofer (2010) war die Erhebung<br />
des E<strong>in</strong>flusses <strong>der</strong> unterschiedlichen Markenplatzierung als<br />
gestaltungsspezifischer Faktor e<strong>in</strong>erseits und von Top-down-<br />
Faktoren wie TV-spotbekanntheit und produkt<strong>in</strong>volvement<br />
an<strong>der</strong>erseits auf die aufmerksamkeitsleistung von TV-spots<br />
mittels <strong>Blickregistrierung</strong>. Es wurde dazu die platzierung<br />
<strong>der</strong> absen<strong>der</strong>marke bzw. <strong>in</strong>ternetadresse <strong>in</strong> den Test-spots<br />
variiert. <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten spotvariante ist die absen<strong>der</strong>marke/<br />
die <strong>in</strong>ternetadresse jeweils während des gesamten spots<br />
durchgängig zu sehen, während bei <strong>der</strong> zweiten Variante des<br />
spots die absen<strong>der</strong>marke/<strong>in</strong>ternetadresse jeweils nur am<br />
Ende sichtbar ist (s. Tab. 4). Zusätzlich zur <strong>in</strong>ternetadresse<br />
wurde gegen spotende <strong>in</strong> den spots für den lehrgang und<br />
Abb. 12 Brand<strong>in</strong>g im zweiten<br />
Teil des lehrgangsspots<br />
1 3<br />
für Österreich Werbung das logo e<strong>in</strong>geblendet (s. abb. 12<br />
und 13). im Beck’s-spot erschien <strong>in</strong> den letzten sekunden<br />
<strong>in</strong> beiden spotvarianten – also auch <strong>in</strong> jener, <strong>in</strong> <strong>der</strong> das<br />
logo zuvor durchgängig zu sehen war (s. abb. 14) – das<br />
logo groß <strong>in</strong> <strong>der</strong> mitte des Bildschirms (abb. 15). neben<br />
<strong>der</strong> Markenplatzierung wurde <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss des Produkt<strong>in</strong>volvements,<br />
<strong>der</strong> TV-spotbekanntheit und des <strong>in</strong>volvements<br />
mit dem programmumfeld auf das Blickverhalten sowie<br />
auf die Er<strong>in</strong>nerung und die Zuordnung <strong>der</strong> marke auf den<br />
spot angenommen. <strong>Die</strong> studie wurde am Beispiel von drei<br />
TV-spots (Beck’s – „green sails“, Österreich Werbung –<br />
„sterne“, Universitätslehrgang für Werbung und Verkauf<br />
„Ei-spot“), bei denen e<strong>in</strong> unterschiedliches produkt<strong>in</strong>-
<strong>Die</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Werbewirkungsforschung</strong>: grundlagen und Ergebnisse<br />
Abb. 13 Brand<strong>in</strong>g im zweiten Teil des spots <strong>der</strong> Österreich Werbung<br />
Abb. 14 markenlogo rechts unten, wie es <strong>in</strong> <strong>der</strong> gruppe mit <strong>der</strong> durchgängigen<br />
E<strong>in</strong>blendung <strong>in</strong> den ersten 26,5 spotsekunden zu sehen war<br />
Abb. 15 markenlogo mittig am Ende des Beck’s-spots, wie es <strong>in</strong> beiden<br />
Versuchsgruppen <strong>in</strong> den letzten 3,5 spotsekunden zu sehen war<br />
161<br />
volvement (Beck’s: niedriges <strong>in</strong>volvement, Österrreich<br />
Werbung: mittleres <strong>in</strong>volvement, Universitätslehrgang für<br />
Werbung und Verkauf: hohes <strong>in</strong>volvement) <strong>der</strong> auskunftspersonen<br />
unterstellt wurde, durchgeführt. <strong>Die</strong> TV-spotbekanntheit,<br />
das produkt- als auch das programm<strong>in</strong>volvement<br />
(hoch vs. niedrig <strong>in</strong>volvierendes programmumfeld) wurden<br />
ex-post erhoben. <strong>Die</strong> Variation <strong>der</strong> beiden Variablen platzierung<br />
und programm<strong>in</strong>volvement ergab e<strong>in</strong> 2 × 2-faktorielles<br />
experimentelles Design mit vier Versuchsgruppen.<br />
<strong>Die</strong> Überprüfung des programm<strong>in</strong>volvements ergab allerd<strong>in</strong>gs<br />
ke<strong>in</strong>e Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen,<br />
d. h. das als unterschiedlich angenommene programm<strong>in</strong>volvement<br />
konnte nicht bestätigt werden (hofer et al. 2010).<br />
<strong>in</strong> den Ergebnissen, die nachfolgend beschrieben werden,<br />
wird deshalb immer nur von zwei Versuchsgruppen (mit<br />
durchgängiger platzierung vs. mit platzierung am Ende)<br />
ausgegangen.<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> studie wurde die <strong>Blickregistrierung</strong> mit e<strong>in</strong>er<br />
schriftlichen nachbefragung komb<strong>in</strong>iert. Es wurden<br />
140 student<strong>in</strong>nen und studenten (41 % männer, 59 %<br />
Frauen) <strong>der</strong> Wirtschaftsuniversität Wien sowie an<strong>der</strong>er Universitäten<br />
<strong>in</strong> Wien getestet. <strong>Die</strong> Blickaufzeichnung erfolgte<br />
mittels <strong>der</strong> berührungslosen systemvariante Tobii T120. <strong>Die</strong><br />
Blickdaten wurden auf Basis e<strong>in</strong>er messfrequenz von 60 hz<br />
gespeichert (= 60 messpunkte pro sekunde). neben <strong>der</strong> E<strong>in</strong>blendung<br />
<strong>der</strong> marke bzw. <strong>in</strong>ternetadresse wurden weitere<br />
relevante schlüsselelemente <strong>der</strong> drei spots als sogenannte<br />
areas of <strong>in</strong>terest <strong>in</strong> <strong>der</strong> software zur auswertung <strong>der</strong> Blickdaten<br />
def<strong>in</strong>iert. Erst nach Def<strong>in</strong>ition solcher Interessensbereiche<br />
können von <strong>der</strong> software entsprechende parameter<br />
wie anzahl o<strong>der</strong> Dauer <strong>der</strong> Fixationen je area of <strong>in</strong>terest<br />
ausgegeben werden. mittels standardisierter schriftlicher<br />
Befragung wurden e<strong>in</strong>e reihe abhängiger Variablen (z. B.<br />
Er<strong>in</strong>nerung, markenzuordnung, etc.) bzw. das produkt-,<br />
programm- und situations<strong>in</strong>volvement ex-post erhoben.<br />
<strong>Die</strong> Erhebung <strong>der</strong> Daten fand im rahmen e<strong>in</strong>es laborexperiments<br />
vom Typ E-c-a (Experimental group – control<br />
group – after Only) statt.<br />
<strong>Die</strong> Ergebnisse, die nachfolgend beschrieben werden,<br />
beziehen sich auf drei ausgewählte Forschungsfragen <strong>der</strong><br />
studie:<br />
1. Bee<strong>in</strong>flusst die Art <strong>der</strong> Markenplatzierung/Platzierung<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternetadresse (durchgängige platzierung vs.<br />
platzierung nur am Ende) das Blickverhalten <strong>der</strong> au-<br />
skunftspersonen?<br />
2. Welchen E<strong>in</strong>fluss hat <strong>der</strong> Top-down-Faktor TV-Spot-<br />
Bekanntheit auf das Blickverhalten?<br />
3. Unterscheidet sich das Blickverhalten von auskunftspersonen,<br />
die die marke er<strong>in</strong>nern, von jenen, die die marke<br />
nicht er<strong>in</strong>nern?<br />
1 3
162 n. hofer, W. mayerhofer<br />
E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Markenplatzierung auf das Blickverhalten<br />
sowohl für den lehrgangsspot als auch für den spot <strong>der</strong><br />
Österreich Werbung, <strong>in</strong> denen die platzierung <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternetadresse<br />
variiert wurde, ergab die studie, dass auskunftspersonen,<br />
die die <strong>in</strong>ternetadresse im spot durchgängig sahen,<br />
diese <strong>in</strong>sgesamt auch häufiger und länger fixierten als Auskunftspersonen,<br />
die die <strong>in</strong>ternetadresse nur am Ende präsentiert<br />
bekamen. an<strong>der</strong>s sieht es allerd<strong>in</strong>gs beim Beck’s-spot,<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> statt <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternetadresse das markenlogo durchgängig<br />
im rechten unteren Bildschirmrand e<strong>in</strong>geblendet war<br />
(abb. 14), aus. <strong>Die</strong> marke im Beck’s-spot wird von auskunftspersonen<br />
<strong>der</strong> Versuchsgruppe mit <strong>der</strong> durchgängigen<br />
E<strong>in</strong>blendung <strong>in</strong>sgesamt nicht häufiger und/o<strong>der</strong> länger<br />
fixiert als von Auskunftspersonen, die die Marke nur am<br />
Ende sahen. <strong>Die</strong>ses Ergebnis lässt sich u. a. dadurch erklären,<br />
dass <strong>der</strong> Beck’s-spot im Vergleich zu den beiden an<strong>der</strong>en<br />
spots <strong>in</strong>halts- und emotionsgeladener sowie <strong>in</strong>sgesamt<br />
dynamischer gestaltet ist. mit 31 harten Bildschnitten liegt<br />
<strong>der</strong> Beck’s-spot h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> anzahl <strong>der</strong> schnitte deutlich<br />
vor den an<strong>der</strong>en beiden spots. <strong>Die</strong> dynamische gestaltung<br />
des spots könnte e<strong>in</strong>er von mehreren gründen se<strong>in</strong>,<br />
warum <strong>der</strong> durchgängig e<strong>in</strong>geblendeten marke im Beck’sspot<br />
kaum Beachtung geschenkt wurde. Es ist davon auszugehen,<br />
dass die emotionsgeladene handlung im spot und die<br />
vielen Bildwechsel die aufmerksamkeit <strong>der</strong> auskunftspersonen<br />
eher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bildmitte konzentrierten und die markene<strong>in</strong>blendung<br />
rechts unten deshalb kaum betrachtet wurde. Es<br />
ist allerd<strong>in</strong>gs nicht auszuschließen, dass die marke – wenn<br />
auch nicht direkt fixiert – zum<strong>in</strong>dest peripher wahrgenommen<br />
wurde (vgl. dazu gould 1976; hen<strong>der</strong>son et al. 1997;<br />
Kroeber-riel 1996). liu (1986, s. 48 ff.) argumentiert, dass<br />
e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>stellung zur marke auch dann verhaltenswirksam<br />
ist, wenn sie den Umworbenen nicht klar bewusst ist und bei<br />
Er<strong>in</strong>nerungsmessungen mittels recall nicht erfasst werden<br />
kann. auch Teixeira et al. (2008) berücksichtigten <strong>in</strong> ihrer<br />
studie die Komplexität 1 von TV-spots und kamen zu dem<br />
Ergebnis, dass es sowohl bei sehr niedriger als auch sehr<br />
hoher Komplexität <strong>der</strong> TV-spots zu höheren abbruchraten<br />
<strong>der</strong> Versuchsteilnehmer während <strong>der</strong> rezeption <strong>der</strong> spots<br />
kam als bei mittlerer Komplexität <strong>der</strong> spots. E<strong>in</strong> weiterer<br />
grund für die nichtbeachtung könnte die position <strong>der</strong> marke<br />
im Beck’s-spot se<strong>in</strong>. Während die <strong>in</strong>ternetadresse im lehrgangsspot<br />
<strong>in</strong> blauer schrift auf weißem h<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
l<strong>in</strong>ken oberen Bildschirmecke und im spot <strong>der</strong> Österreich<br />
Werbung <strong>in</strong> weißer schrift auf schwarzem h<strong>in</strong>tergrund im<br />
unteren Bildschirmrand erschien, war das <strong>in</strong> weißer Farbe<br />
gestaltete Beck’s-logo auf schwarzem h<strong>in</strong>tergrund <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
1 Teixeira et al. (2008) haben als maß für die Komplexität <strong>der</strong> spots<br />
sowohl die anzahl <strong>der</strong> Bildschnitte als auch die Dichte <strong>der</strong> visuellen<br />
<strong>in</strong>formation je spotszene (= größe <strong>der</strong> komprimierten giF-Dateien)<br />
herangezogen.<br />
1 3<br />
rechten unteren Bildschirmecke zu sehen. <strong>Die</strong> <strong>in</strong> anzeigenstudien<br />
oft ermittelte und zu favorisierende platzierung<br />
<strong>der</strong> marke „rechts unten“ (statt l<strong>in</strong>ks unten) erbrachte im<br />
Fall des TV-spots Beck’s nicht die gewünschte Wirkung.<br />
Das unterschiedliche Verhalten bei <strong>der</strong> rezeption von TVspots<br />
im Vergleich zur anzeigenbetrachtung und auch die<br />
beschriebene Dynamik des Beck’s-spots können allerd<strong>in</strong>gs<br />
als gründe genannt werden, warum die platzierung rechts<br />
unten nicht zu häufigeren und/o<strong>der</strong> längeren Fixationen auf<br />
<strong>der</strong> markene<strong>in</strong>blendung führten.<br />
<strong>Die</strong> analyse <strong>der</strong> anzahl <strong>der</strong> Fixationen von auskunftspersonen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> gruppe mit <strong>der</strong> durchgängig e<strong>in</strong>geblendeten<br />
<strong>in</strong>ternetadresse/marke ergibt, dass die <strong>in</strong>ternetadresse bzw.<br />
das markenlogo vermehrt <strong>in</strong> den ersten fünf sekunden von<br />
den Versuchspersonen fixiert wurde (Abb. 16). Während<br />
beim spot <strong>der</strong> Österreich Werbung und beim lehrgangsspot<br />
die <strong>in</strong>ternetadresse <strong>in</strong> dieser Zeit durchschnittlich mehr<br />
als e<strong>in</strong>mal fixiert wurde, liegt die Anzahl <strong>der</strong> Fixationen<br />
auf dem Beck’s-logo bei e<strong>in</strong>em durchschnittlichen Wert<br />
kle<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>s. nach den ersten fünf spotsekunden sank die<br />
anzahl <strong>der</strong> Fixationen auf <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternetadresse bzw. auf dem<br />
markenlogo bei allen Test-spots stark ab und verharrte im<br />
weiteren spotverlauf auf diesem niedrigen niveau. <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
gruppe mit <strong>der</strong> platzierung <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternetadresse am Ende<br />
(die Ergebnisse beziehen sich auf den lehrgangsspot sowie<br />
auf den spot <strong>der</strong> Österreich Werbung) kam es beim erstmaligen<br />
Ersche<strong>in</strong>en <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternetadresse gegen Ende des spots<br />
vorübergehend zu e<strong>in</strong>er erhöhten anzahl an Fixationen auf<br />
<strong>der</strong> adresse. <strong>Die</strong> anzahl <strong>der</strong> Fixationen ist aber verglichen<br />
mit jener <strong>der</strong> Versuchsgruppe mit <strong>der</strong> durchgängigen platzierung<br />
zu Beg<strong>in</strong>n des spots eher ger<strong>in</strong>g.<br />
an<strong>der</strong>s sieht es beim Beck’s-spot aus. Beim E<strong>in</strong>blendungswechsel<br />
des markenlogos von kle<strong>in</strong> auf groß gegen<br />
Ende des spots stiegen die Fixationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> gruppe mit<br />
<strong>der</strong> platzierung am Ende auf e<strong>in</strong> sehr hohes niveau, das bis<br />
zum schluss nur leicht absank. auch hier macht sich die<br />
unterschiedliche gestaltung <strong>der</strong> drei Testspots bemerkbar.<br />
<strong>Die</strong> Ergebnisse zur markenplatzierung sprechen im Fall des<br />
spots <strong>der</strong> Österreich Werbung bzw. des lehrgangsspots für<br />
e<strong>in</strong>e durchgängige markenplatzierung bzw. für e<strong>in</strong>e platzierung<br />
während <strong>der</strong> ersten spotsekunden. Beim Beck’s-spot<br />
zeigen die Fixationen auf <strong>der</strong> marke am Ende, dass bei<br />
e<strong>in</strong>er <strong>der</strong>artigen spotgestaltung – neben e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegration<br />
<strong>der</strong> marke <strong>in</strong> die handlung – e<strong>in</strong>e platzierung am Ende des<br />
spots empfehlenswert ist.<br />
auch bei den Ergebnissen, die sich nur auf die letzten<br />
spotsekunden <strong>der</strong> Testspots beziehen, ergeben sich Unterschiede<br />
zwischen den spots mit <strong>der</strong> platzierung <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternetadresse<br />
(lehrgang, Österreich Werbung) und dem<br />
Beck’s-spot mit <strong>der</strong> platzierung des markenlogos. Beim<br />
lehrgangsspot (abb. 17) und beim spot <strong>der</strong> Österreich<br />
Werbung erschien die <strong>in</strong>ternetadresse <strong>in</strong> <strong>der</strong> gruppe mit <strong>der</strong><br />
platzierung am Ende kurz vor dem markenlogo. <strong>Die</strong> bei-
<strong>Die</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Werbewirkungsforschung</strong>: grundlagen und Ergebnisse<br />
Abb. 16 Durchschnittliche<br />
anzahl <strong>der</strong> Fixationen auf <strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>ternetadresse im lehrgangsspot<br />
<strong>in</strong> den ersten 25 sekunden;<br />
n = 70; Okt. 2008<br />
Abb. 17 Durchschnittliche<br />
anzahl <strong>der</strong> Fixationen auf <strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>ternetadresse im lehrgangsspot<br />
<strong>in</strong> den letzten 5 s; n = 140;<br />
Okt. 2008<br />
durchschnittliche<br />
Fixationsanzahl<br />
durchschnittliche<br />
Fixationsanzahl<br />
den markenrelevanten <strong>in</strong>formationen (<strong>in</strong>ternetadresse und<br />
markenlogo) standen <strong>in</strong> dieser Zeit <strong>in</strong> Konkurrenz zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />
<strong>Die</strong> Ergebnisse zeigen, dass die aufmerksamkeit <strong>der</strong><br />
Betrachter sich immer dorth<strong>in</strong> ausrichtete, wo etwas passierte<br />
bzw. wo etwas neues auf den Bildschirm trat. Jene<br />
personen, die die <strong>in</strong>ternetadresse erst <strong>in</strong> den letzten sekunden<br />
des Spots zu sehen bekamen, fixierten diese <strong>in</strong> diesem<br />
Moment auch signifikant länger und häufiger als jene Personen,<br />
die schon mehr als 25 s lang die möglichkeit hatten,<br />
die Internetadresse zu fixieren. Ähnliches gilt für das neu<br />
ersche<strong>in</strong>ende markenlogo gegen Ende des spots. Jene personen,<br />
die die <strong>in</strong>ternetadresse schon kannten, weil sie sie<br />
schon mehr als 25 s lang präsentiert bekamen, betrachteten<br />
vermehrt das neu ersche<strong>in</strong>ende markenlogo. personen, die<br />
beide <strong>in</strong>formationen be<strong>in</strong>ahe gleichzeitig präsentiert bekamen,<br />
mussten ihre aufmerksamkeit h<strong>in</strong>gegen auf die beiden<br />
markenrelevanten Elemente aufteilen.<br />
1,6<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
1,8<br />
1,6<br />
1,4<br />
1,2<br />
1,0<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
Durchschnittliche Anzahl <strong>der</strong> Fixationen auf <strong>der</strong> Internetadresse im<br />
Lehrgangsspot <strong>in</strong> den ersten 25 Sekunden<br />
nach 5 Sek nach 10 Sek nach 15 Sek nach 20 Sek nach 25 Sek<br />
Spotsekunden<br />
durchgängige Platzierung<br />
Durchschnittliche Anzahl <strong>der</strong> Fixationen auf <strong>der</strong> Internetadresse im<br />
Lehrgangsspot <strong>in</strong> den letzten 5 Sekunden<br />
nach 26 Sek nach 27 Sek nach 28 Sek nach 29 Sek nach 30 Sek<br />
Spotsekunden<br />
durchgängige Platzierung Platzierung am Ende<br />
E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> TV-Spotbekanntheit auf das Blickverhalten<br />
163<br />
Für den lehrgangsspot konnte bestätigt werden, dass neben<br />
<strong>der</strong> markenplatzierung, die das Blickverhalten Bottom-up<br />
(d. h. vom stimulus ausgehend) steuert, auch die TV-spotbekanntheit<br />
e<strong>in</strong>en bedeutenden E<strong>in</strong>fluss auf das Blickverhalten<br />
nimmt (= Top-down-E<strong>in</strong>fluss, vgl. Hofer 2010). <strong>Die</strong><br />
Ergebnisse <strong>der</strong> studie demonstrierten – unabhängig von <strong>der</strong><br />
Versuchsgruppe – dass je bekannter den auskunftspersonen<br />
<strong>der</strong> „aufsteiger-spot“ des lehrgangs für Werbung und Verkauf<br />
ist, desto längere Fixationen (d. h. ihre Blickpunkte<br />
auf bestimmten Bereichen/Elementen s<strong>in</strong>d durchschnittlich<br />
länger) machen sie während <strong>der</strong> gesamten spotlänge sowie<br />
auf ausgewählten schlüsselelementen des spots (wie z. B.<br />
auf dem aufsteiger und dem Ei, aus dem <strong>der</strong> aufsteiger<br />
während des spots „schlüpft“). Wenn die durchschnittliche<br />
Dauer <strong>der</strong> Fixationen als maß für die <strong>in</strong>tensität <strong>der</strong> auf-<br />
1 3
164 n. hofer, W. mayerhofer<br />
merksamkeit herangezogen wird, dann lässt sich ableiten,<br />
dass diese personen die handlung im spot aufmerksamer<br />
verfolgten als auskunftspersonen, die durchschnittlich kürzere<br />
Fixationen machten. außerdem lässt sich feststellen,<br />
dass bei durchgängiger platzierung <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternetadresse <strong>der</strong><br />
E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> TV-Spotbekanntheit auf ausgewählte Parameter<br />
des Blickverhaltens signifikant stärker ist als bei Platzierung<br />
<strong>der</strong> <strong>in</strong>ternetadresse nur am Ende.<br />
Für den Beck’s-spot ergab die Untersuchung, dass je<br />
bekannter <strong>der</strong> TV-spot den auskunftspersonen <strong>der</strong> Versuchsgruppe<br />
mit <strong>der</strong> platzierung <strong>der</strong> marke am Ende ist,<br />
desto mehr Fixationen machen diese auskunftspersonen auf<br />
<strong>der</strong> marke am spotende. <strong>Die</strong>ser Zusammenhang ist für auskunftspersonen<br />
<strong>der</strong> Versuchsgruppe mit <strong>der</strong> durchgängigen<br />
platzierung h<strong>in</strong>gegen negativ, d. h. je bekannter ihnen <strong>der</strong><br />
TV-spot ist, desto weniger Fixationen machen sie auf <strong>der</strong><br />
marke am spotende (= festgestellter mo<strong>der</strong>ieren<strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss<br />
<strong>der</strong> markenplatzierung auf den Zusammenhang zwischen<br />
<strong>der</strong> TV-spotbekanntheit und <strong>der</strong> anzahl <strong>der</strong> Fixationen auf<br />
<strong>der</strong> marke am spotende). Das Ergebnis von pieters et al.<br />
(2002), die <strong>in</strong> ihrer studie nachweisen, dass bei anzeigen,<br />
die sowohl bekannt als auch orig<strong>in</strong>ell s<strong>in</strong>d, die meiste aufmerksamkeit<br />
auf die beworbene marke entfällt, kann für<br />
den Beck’s spot demnach nur teilweise bestätigt werden.<br />
auskunftspersonen bei<strong>der</strong> Versuchsgruppen, denen <strong>der</strong><br />
spot unbekannt ist, machen schließlich annähernd gleich<br />
viele Fixationen auf <strong>der</strong> marke am spotende. Für den spot<br />
<strong>der</strong> Österreich Werbung konnte ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> TV-Spotbekanntheit<br />
auf das Blickverhalten bestätigt werden.<br />
E<strong>in</strong>fluss des Blickverhaltens auf die Markener<strong>in</strong>nerung<br />
h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> Er<strong>in</strong>nerung an die marke kann nicht, wie<br />
angenommen, nachgewiesen werden, dass e<strong>in</strong>e durchgängige<br />
platzierung <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternetadresse/marke e<strong>in</strong>e bessere<br />
Er<strong>in</strong>nerung an die marke bewirkt. Es konnte aber bestätigt<br />
werden, dass auskunftspersonen <strong>der</strong> Versuchsgruppe mit<br />
<strong>der</strong> platzierung <strong>der</strong> marke am Ende, die die marke Beck’s<br />
ungestützt er<strong>in</strong>nern, das markenlogo durchschnittlich signifikant<br />
häufiger und länger fixierten. <strong>Die</strong>ser Zusammenhang<br />
besteht bei den spots, <strong>in</strong> denen die platzierung <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternetadresse<br />
variiert wurde (spot <strong>der</strong> Österreich Werbung und<br />
spot des Universitätslehrgangs für Werbung und Verkauf),<br />
nicht. <strong>Die</strong>s könnte u. a. darauf zurückzuführen se<strong>in</strong>, dass die<br />
beiden <strong>in</strong>ternetadressen vom eigentlichen markenwortlaut<br />
abwichen (www.werbelehrgang.at, www.austria-tourism.<br />
at). Es ist daher zu empfehlen, dass <strong>der</strong> Wortlaut <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternetadresse<br />
nur ger<strong>in</strong>gfügig bis gar nicht vom Wortlaut <strong>der</strong><br />
marke abweichen sollte. Es ist auch ratsam, bei e<strong>in</strong>er durchgängigen<br />
markenplatzierung statt <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternetadresse das<br />
markenlogo o<strong>der</strong> die <strong>in</strong>ternetadresse nur als zusätzliches<br />
Element und nicht als Ersatz für die marke zu präsentieren.<br />
1 3<br />
<strong>Die</strong> Ergebnisse dieser studie zeigen, dass neben Bottomup-Faktoren<br />
wie markenplatzierung und größe des logos<br />
auch Top-down-Faktoren wie die TV-spotbekanntheit auf<br />
das Blickverhalten E<strong>in</strong>fluss nehmen.<br />
Das Fallbeispiel offenbart, dass e<strong>in</strong>e durchgängige markenplatzierung<br />
nicht immer per se die richtige markenplatzierungsstrategie<br />
ist. Es kommt dabei auf die jeweilige<br />
gestaltung des spots an. Bei dynamischen spots wie im<br />
Fall Beck’s erweist sich die strategie <strong>der</strong> durchgängigen<br />
E<strong>in</strong>blendung <strong>der</strong> marke als nicht zielführend. hier ist an<strong>der</strong>en<br />
markenplatzierungsstrategien <strong>der</strong> Vorrang zu geben.<br />
Teixeira et al. (2008) empfehlen beispielsweise eher mehr<br />
kurze als wenige lange E<strong>in</strong>blendungen <strong>der</strong> marke, denn<br />
damit sei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> den handlungsstrang weniger<br />
störend. <strong>Die</strong> Ergebnisse zeigen allerd<strong>in</strong>gs auch, dass beim<br />
E<strong>in</strong>blendungswechsel <strong>der</strong> marke Beck’s von kle<strong>in</strong> (rechts<br />
unten) auf groß (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bildschirmmitte), wie er <strong>in</strong> <strong>der</strong> Versuchsgruppe<br />
mit <strong>der</strong> durchgängigen platzierung am spotende<br />
zu sehen war, schlagartig mehr Fixationen auf die<br />
Marke entfielen, d. h. auch die Größe <strong>der</strong> Markene<strong>in</strong>blendung<br />
spielt hier e<strong>in</strong>e rolle. größere markene<strong>in</strong>blendungen<br />
führen laut <strong>der</strong> studie von Teixeira et al. (2008) auch zu<br />
e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>geren Vermeidungswahrsche<strong>in</strong>lichkeit als kle<strong>in</strong>e<br />
E<strong>in</strong>blendungen (Teixeira et al. 2008; vgl. dazu auch e<strong>in</strong>e<br />
Reihe von Anzeigenstudien, die den E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong> Größe auf<br />
die aufmerksamkeitsleistung von anzeigen erhoben: z. B.<br />
hofer et al. 2008; lohse 1997; etc.).<br />
Bei sehr dynamischen spots ist die <strong>in</strong>tegration <strong>der</strong> marke<br />
<strong>in</strong> die handlung, wie es bei Beck’s teilweise bereits zu sehen<br />
ist, die wahrsche<strong>in</strong>lich zielführendste strategie. <strong>Die</strong> marke<br />
ersche<strong>in</strong>t im Beck’s-Spot beispielsweise auf <strong>der</strong> Bierflasche,<br />
die die segler am schiff gegen Ende des spots <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
hand halten. <strong>Die</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> studie bestätigen, dass die<br />
Integration <strong>der</strong> Marke e<strong>in</strong>e effiziente Lösung darstellt, denn<br />
die Bierflasche mit dem Beck’s-Logo wurde von den Auskunftspersonen<br />
signifikant häufiger und länger betrachtet<br />
als die restlichen schlüsselelemente. Für den lehrgangsspot<br />
als auch für den spot <strong>der</strong> Österreich Werbung kann Folgendes<br />
festgehalten werden: <strong>Die</strong> <strong>in</strong>ternetadresse wurde von<br />
den auskunftspersonen <strong>in</strong> <strong>der</strong> gruppe mit <strong>der</strong> durchgängigen<br />
platzierung ganz zu Beg<strong>in</strong>n des spots (d. h. <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> ersten fünf Sekunden) am Häufigsten fixiert, die Anzahl<br />
<strong>der</strong> Blickkontakte mit <strong>der</strong> adresse nahm im weiteren Verlauf<br />
des spots stark ab und stieg gegen spotende auch nicht<br />
wie<strong>der</strong> an. Wenn die Marke sehr früh identifiziert wird,<br />
können persönliche Erfahrungen und Er<strong>in</strong>nerungen helfen,<br />
den Kontext <strong>der</strong> Werbung besser zu verstehen und damit die<br />
Er<strong>in</strong>nerung an die marke und an TV-spot <strong>in</strong>halte verbessern.<br />
E<strong>in</strong>e späte Platzierung h<strong>in</strong>gegen bee<strong>in</strong>flusst die Er<strong>in</strong>nerung<br />
und das lernen negativ (Teixeira et al. 2008) und<br />
erzielt nicht die gewünschte Werbewirkung (vgl. dazu auch<br />
die Ergebnisse <strong>der</strong> Untersuchungen von Klaghofer 2009).
<strong>Die</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Werbewirkungsforschung</strong>: grundlagen und Ergebnisse<br />
Schlussfolgerungen<br />
<strong>Die</strong> methode <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> stellt e<strong>in</strong> implizites Verfahren<br />
zur messung <strong>der</strong> Wirkung von anzeigen, plakaten,<br />
Verpackungen, pOs-maßnahmen o<strong>der</strong> TV-spots dar. sie<br />
ermöglicht es, Blickbewegungen von personen aufzuzeichnen,<br />
und liefert damit valide parameter, die die Wirkung<br />
von anzeigen, TV-spots, Verpackungen, etc. vorhersagen<br />
(z. B.: Welche Elemente/Bereiche e<strong>in</strong>e anzeige/e<strong>in</strong>es spots<br />
werden vermehrt fixiert bzw. wie oft und wie lange wird<br />
die präsentierte marke betrachtet?). Während <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz<br />
<strong>der</strong> methode <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> anzeigenwirkungsforschung<br />
bereits seit Jahrzehnten zur messung <strong>der</strong><br />
Werbewirkung Anwendung f<strong>in</strong>det (z. B. Bruckner 1988;<br />
mayerhofer 1990b; melzer und Washiedl 1988; schnötz<strong>in</strong>ger<br />
1987; Weiss 1987), ist die anzahl an veröffentlichten<br />
studien zur Wirkungsmessung von TV-spots mittels <strong>Blickregistrierung</strong><br />
im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren<br />
(z. B. Theater-Test, impact-Test) vor allem aufgrund des<br />
mit <strong>der</strong> methode verbundenen Kosten- und Zeitaufwands<br />
sehr ger<strong>in</strong>g. Dabei demonstrieren die Ergebnisse von empirischen<br />
Untersuchungen zur Wirkungsmessung von TVspots<br />
mittels <strong>Blickregistrierung</strong> (vgl. z. B. d’Ydewalle und<br />
Tams<strong>in</strong> 1993; Janiszewski und Warlop 1993; Josephson und<br />
holmes 2006; Teixeira et al. 2008) das enorme potential <strong>der</strong><br />
methode, um aufmerksamkeitserhöhende Faktoren <strong>in</strong> TV-<br />
Spots zu identifizieren und <strong>in</strong> Form von Blickbewegungsparametern<br />
zu quantifizieren. Letztere wie<strong>der</strong>um bilden die<br />
Basis für e<strong>in</strong>e objektive Vorhersage h<strong>in</strong>sichtlich ausmaß und<br />
richtung <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Werbeforschung gängigen Wirkungskriterien,<br />
die mittels herkömmlicher methoden gar nicht o<strong>der</strong><br />
unter bestimmten Umständen (z. B. bei sozial erwünschten<br />
antworten) nicht valide gemessen werden können.<br />
<strong>in</strong> vielen studien zur anzeigen- und TV-Wirkungsmessung<br />
mittels <strong>Blickregistrierung</strong> wird ausschließlich <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss<br />
stimulusspezifischer Faktoren (wie z. B. Größe, Farbe,<br />
platzierung etc.) auf das rezeptionsverhalten sowie nachgelagerte<br />
Wirkungskriterien berücksichtigt (vgl. z. B. lohse<br />
1997; rosbergen et al. 1997; Fernandez und rosen 2000;<br />
lohse und rosen 2001). <strong>Die</strong>se reiz<strong>in</strong>duzierte sichtweise ist<br />
allerd<strong>in</strong>gs unvollständig. <strong>Die</strong> visuelle aufmerksamkeit wird<br />
sowohl durch Top-Down- als auch Bottom-Up-prozesse<br />
gesteuert. „Both traits and states of the consumer (top-downfactors)<br />
and characteristics of the visual market<strong>in</strong>g stimulus<br />
(bottom-up-factors) can <strong>in</strong>fluence attention. Much is known<br />
about the <strong>in</strong>fluence of stimulus-based (bottom-up) factors<br />
on attention (….) much less is known about the <strong>in</strong>fluence<br />
of top-down, voluntary mechanisms <strong>in</strong> guid<strong>in</strong>g attention“<br />
(Wedel und pieters 2008). Wenn e<strong>in</strong> vollständigeres Bild<br />
<strong>der</strong> visuellen aufmerksamkeit erhoben werden soll, müssen<br />
auch höhere kognitive Funktionen und prozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Wirkungsmessung berücksichtigt werden. solche höheren<br />
kognitiven prozesse laufen dann ab, wenn wir unsere auf-<br />
165<br />
merksamkeit absichtlich und freiwillig auf etwas lenken.<br />
Top-Down-Faktoren wie beispielsweise das suchziel e<strong>in</strong>es<br />
Konsumenten bee<strong>in</strong>flussen die visuelle Verarbeitung durch<br />
das selektive hervorheben von visuellen Elementen, die für<br />
die Zielerreichung benötigt werden bzw. durch selektives<br />
Unterdrücken von solchen Elementen, die nichts zur Zielerreichung<br />
beitragen. <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>in</strong> diesem Beitrag beschriebenen<br />
TV-Wirkungsstudie wurde neben Bottom-Up-Faktoren<br />
erstmals auch <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss des Top-Down-Faktors TV-Spotbekanntheit<br />
auf das Blickverhalten erhoben. Weitere studien<br />
<strong>in</strong> diesem Bereich könnten beispielsweise das Blickverhalten<br />
bei hohem vs. ger<strong>in</strong>gem produkt<strong>in</strong>volvement erheben.<br />
Untersuchungen des Blickverhaltens nach rezipientenspezifischen<br />
Faktoren bed<strong>in</strong>gen allerd<strong>in</strong>gs ausreichend große<br />
stichproben. <strong>Blickregistrierung</strong>sstudien sollten <strong>in</strong> Zukunft<br />
nicht nur mit größeren stichproben durchgeführt, son<strong>der</strong>n<br />
auch vermehrt mit an<strong>der</strong>en psychophysiologischen messungen<br />
komb<strong>in</strong>iert werden (vgl. z. B. st<strong>in</strong>go und gallucci<br />
2007; siefert et al. 2008; Treleaven-hassard et al. 2008;<br />
rothensee et al. 2009). <strong>Die</strong> Komb<strong>in</strong>ation <strong>der</strong> <strong>Blickregistrierung</strong><br />
mit an<strong>der</strong>en apparativen Verfahren wie dem EEg o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> EDr würde <strong>in</strong> vielen Fällen – und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei <strong>der</strong><br />
Wirkungsmessung von überwiegend emotional gestalteten<br />
TV-spots – e<strong>in</strong>e noch exaktere Vorhersage <strong>der</strong> Werbewirkung<br />
von TV-spots ermöglichen.<br />
<strong>Die</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> beiden empirischen Fallbeispiele liefern<br />
ansatzpunkte für e<strong>in</strong>e reihe weiterer studien, die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
für die Werbepraxis von <strong>in</strong>teresse wären. Für die<br />
TV-spot-Kreation wäre es beispielsweise <strong>in</strong>teressant zu wissen,<br />
ob die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fernsehpraxis gängige ankündigung „nur<br />
1 spot“ (…und dann geht es gleich weiter…) dazu führt, dass<br />
rezipienten den spot aufmerksamer betrachten (beispielsweise<br />
<strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er höheren Fixationsdichte) bzw. wie lange<br />
sie „bei <strong>der</strong> stange bleiben“. Für die gestaltung von solchen<br />
Unterbrecherwerbespots wäre es zudem <strong>in</strong>teressant zu wissen,<br />
wo die im spot platzierte marke am besten wirkt. Vielleicht<br />
gleich neben <strong>der</strong> tickenden Uhr, die angibt, wie lange<br />
es dauert, bis <strong>der</strong> Film bzw. die TV-sendung weitergeht?<br />
<strong>Blickregistrierung</strong>sstudien zur Wirkung von <strong>in</strong>teraktiver TV-<br />
Werbung (z. B. Werbung auf plattformen wie ipTV, VOD,<br />
DVr, mobiltelefonen; vgl. z. B. Treleaven-hassard et al.<br />
2008), von neuen TV-spot-Formaten (wie beispielsweise das<br />
Format „split-screen“, <strong>in</strong> dem <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en hälfte des Bildschirms<br />
<strong>der</strong> Film und <strong>in</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en hälfte <strong>der</strong> spot zu sehen<br />
ist) sowie von ankündigungen, die im oberen o<strong>der</strong> unteren<br />
Bildschirmrand während <strong>der</strong> Filme bzw. sendungen e<strong>in</strong>geblendet<br />
werden, würden weiters aufschluss darüber geben,<br />
wie viel prozent <strong>der</strong> gesamten Blickpunkte auf die spots bzw.<br />
auf das programm entfallen. Untersuchungen von Tersc<strong>in</strong>ar<br />
(2009) bestätigen den pop-out-Effekt solcher ankündigungen.<br />
<strong>in</strong> diesem Zusammenhang wäre auch <strong>in</strong>teressant zu<br />
untersuchen, welchen E<strong>in</strong>fluss Lautstärke, Musik, Töne o<strong>der</strong><br />
sprecher <strong>in</strong> spots auf das Blickverhalten nehmen.<br />
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