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Festrede von Ramazan Kuruyüz - IRH Islamische ...

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slamische<br />

<strong>Festrede</strong> <strong>von</strong> <strong>Ramazan</strong> <strong>Kuruyüz</strong>,<br />

des Vorsitzenden der <strong>Islamische</strong>n Religionsgemeinschaft Hessen/<strong>IRH</strong>,<br />

beim Opferfest-Empfang am Sonntag, dem 29. November 2009,<br />

im Audimax der Justus-Liebig-Universität Gießen<br />

Bismil-lahir-rahmanir-rahim<br />

Mit dem Namen Allahs/Gottes, des Allgnade Erweisenden, des Allgnädigen<br />

Meine verehrten Damen und Herren,<br />

liebe Schwestern, Brüder, Freunde und Kinder,<br />

verehrte Gäste!<br />

BISMILLAHIR-RAHMANIR-RAHIM<br />

Mit dem Namen ALLAHs, Des Allgnade Erweisenden, Des Allgnädigen<br />

eligionsgemeinschaft essen<br />

<strong>IRH</strong> * Ludwigstraße 6 * 35390 Gießen<br />

Im Namen der <strong>Islamische</strong>n Religionsgemeinschaft Hessen/<strong>IRH</strong> heiße ich Sie alle herzlich willkommen und<br />

freue mich, Sie zahlreich bei unserem Opferfest-Empfang hier im Audimax der Justus-Liebig-Universität<br />

Gießen begrüßen zu dürfen. Es ist eine gute Tradition geworden, dass wir unsere Ramadan- und<br />

Opferfestempfänge hier im Audimax der Universität Gießen veranstalten dürfen. Dafür danke ich dem<br />

Präsidium der Universität Gießen recht herzlich.<br />

Herzlich danke ich auch allen Sponsoren, die mit ihrer freundlichen Unterstützung zu unserer heutigen<br />

Veranstaltung entscheidend beigetragen haben. Hierzu möchte ich in Dankbarkeit die Groeben-Stiftung, die<br />

Türkisch-Deutsche Gesundheitsstiftung und die Supermärkte, Restaurants und Geschäfte in Gießen,<br />

Wetzlar, Aßlar und Marburg erwähnen. Herzlich danke ich unseren Schwestern und Brüdern, die uns ihre<br />

Opfertiere bzw. das Fleisch <strong>von</strong> den geschächteten Opfertieren für den heutigen Empfang gespendet<br />

haben und den Schwestern und Brüdern, die für uns gekocht haben. Unser bester Dank gilt den lieben<br />

Sponsoren, die Geschenke für Kinder gespendet haben. Nichtzuletzt danke ich herzlich den islamischen<br />

Moscheegemeinden in Gießen und ihren Kindergruppen sowie den jüdischen, christlichen und<br />

muslimischen Vertreterinnen und Vertretern für ihre Mitwirkung an dem heutigen Programm.<br />

Heute ist ein besonderer und wichtiger Tag für uns Muslime und Christen. Wir Muslime feiern heute den<br />

dritten Tag des Opferfestes. Unsere christlichen Geschwister und Freunde feiern an diesem heutigen<br />

Sonntag den ersten Advent, den Beginn der Vorbereitung auf Weihnachten. Vier Wochen lang besinnen sie<br />

sich an die Geburt Jesu/Isa, Friede sei mit ihm. Auch für uns Muslime ist die Geburt Jesu/Isa, Friede sei mit<br />

ihm, ein wichtiger und erfreulicher Tag und stellt die Allmacht Allahs/Gottes dar.<br />

Tel.: 0641 - 2036147<br />

Fax: 0641 - 2036148<br />

E-mail: info@irh-info.de<br />

Internet: www.irh-info.de<br />

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Das Opferfest und die damit im Zusammenhang stehende Pilgerfahrt bzw. der Hadsch erinnern uns an den<br />

Propheten Abraham/Ibrahim, Friede sei mit ihm. Das Opferfest bildet einen der Höhepunkte der Pilgerfahrt<br />

nach Mekka. Die Pilgerfahrt ist die Nachahmung Abrahams/Ibrahims, der nach islamischer Tradition mit<br />

seinem Sohn Ismail, Friede sei mit ihm, nach Mekka pilgerte und dort opferte. Jedes Jahr pilgern Millionen<br />

Muslime aus aller Welt nach Mekka. Die Pilgerfahrt ist eine der fünf Säulen des Islam. Die tiefere<br />

Bedeutung des Opfers besteht darin, dass sich der Gläubige bzw. der Mumin Allah/Gott ganz zur<br />

Verfügung stellt. Das geschieht mit dem Gelöbnis „Labbaika Allahumma“: „Hier bin ich, o Allah, zu deinem<br />

Dienst bereit.“ Dies ist das Leitmotiv der Pilgerfahrt und des Opfers, das sie krönt. Der Gläubige weiht sein<br />

Leben Allah/Gott, wie es Abraham/Ibrahim vor Ihm getan hatte.<br />

Über unseren gemeinsamen, abrahamischen Ursprung habe ich in meiner <strong>Festrede</strong> bei unserem letzten<br />

Iftar-Empfang hier im Audimax ausführlich vorgetragen. Wegen der Bedeutung Abrahams im<br />

Zusammenhang des Opferfestes möchte ich heute Einiges <strong>von</strong> dieser <strong>Festrede</strong> kurz hervorheben:<br />

Für Juden, Christen und Muslime gilt Abraham/Ibrahim, Friede sei mit ihm, als Stammvater im Glauben.<br />

Deshalb sind Judentum, Christentum und Islam monotheistische und abrahamische Religionen, die nach<br />

islamischem Verständnis den gleichen Ursprung haben und <strong>von</strong> dem einen und selben Gott verkünden. In<br />

diesem Sinne sind Juden, Christen und Muslime Kinder Abrahams und somit Geschwister.<br />

Der Qur'an vertritt die Überzeugung, dass alle Gesandten und Propheten einen und denselben Gott<br />

verkünden. Allah ist nach qur'anischer Überzeugung identisch mit dem Gott der Thora und des<br />

Evangeliums. Dazu lautet im Qur'an (Sura 2, Vers 136):<br />

„Sprecht: ‚Wir glauben an Allah und an das, was uns herabgesandt wurde und was Abraham, Ismael,<br />

Isaak, Jakob und den Stämmen Israels herabgesandt wurde, und was Moses und Jesus gegeben wurde<br />

und was den Propheten <strong>von</strong> ihrem Herrn gegeben wurde. Wir machen zwischen ihnen keinen Unterschied<br />

und Allah sind wir ergeben.‘ „<br />

Dementsprechend fordert der Qur'an (Sura 29, Vers 46) die Muslime auf:<br />

„Und sagt: 'Wir glauben an das, was uns herabgesandt wurde und an das, was euch herabgesandt wurde.<br />

Unser und euer Gott ist einer. Ihm sind wir ergeben'.“ Und in der Bibel heißt es als erstes der zehn Gebote:<br />

„Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Du sollst an Einen Gott<br />

glauben und Ihn allein anbeten.“<br />

Die Gesandten und Propheten <strong>von</strong> dem ersten Menschen und Propheten Adam bis zum letzten Propheten<br />

Muhammed (Friede sei mit allen) stellen nach dem Qur'an kein Gegeneinander dar, sondern sie ergänzen<br />

sich einander und verkörpern und verkünden bei einzelnen Unterschieden wegen der zeit- und<br />

ortsgemäßen gesellschaftlichen Verhältnisse grundsätzlich die Einheit der Religion und die gleiche<br />

Botschaft Allahs. Unsere weit <strong>von</strong>einander unterschiedlichen Vorstellungen <strong>von</strong> unseren Religionen<br />

beruhen nach islamischem Verständnis nicht auf den Lehren der Gesandten und Propheten, vielmehr sind<br />

sie durch Auslegungen der Botschaften der Gesandten und Propheten unsererseits entstanden.<br />

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Nichtsdestotrotz sind viele theologischen Grundsätze und insbesondere ethisch-moralischen Werte auch<br />

heute uns allen gemeinsam. Die meisten universalen ethisch-moralischen Werte und kulturellen und<br />

humanitären Errungenschaften der Menschheit haben ihre Wurzeln ohne Zweifel vor allem in den<br />

abrahamischen Religionen.<br />

In der Geschichte Abrahams im Zusammenhang mit der Pilgerfahrt und dem Opfer finden wir neben ihrem<br />

Hauptaspekt „Gott vertrauen und Gott dienen“ wieder viele gemeinsamen ethisch-moralischen Werte und<br />

wichtige Botschaften, die uns miteinander eng verbinden.<br />

Millionen Muslime aus allen Ländern der Welt treffen und begegnen sich während der Pilgerfahrt in Mekka,<br />

um ihren Gottesdienst, eine der fünf Säulen des Islam, gemeinsam durchzuführen. Damit verkörpern und<br />

demonstrieren sie in aller Klarheit die Einheit und Geschwisterlichkeit der Gemeinschaft der Muslime in der<br />

Welt. Zugleich stellen sie in ihrem Ihram, in gleicher weißer Kleidung, die Gleichheit aller Menschen aus<br />

allen Völkern, Hautfarben und sozialen Schichten vor ihrem Schöpfer dar. Der Hadsch/die Pilgerfahrt ist in<br />

diesem Sinne die weltweit größte Demonstration gegen Rassismus und für die Gleichheit aller Menschen<br />

vor ihrem Schöpfer. Zu diesem Zweck lautet es im Qur'an und der Sunna:<br />

„O Ihr Menschen, Wir haben euch <strong>von</strong> einem männlichen und weiblichen Wesen erschaffen und euch<br />

zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt.“ (Sura 49, Vers 13)<br />

„Ebenfalls zählt zu Seinen Zeichen die Schöpfung der Himmel und der Erde und die Vielfalt an euren<br />

Sprachen und euren Farben. Gewiss, darin sind doch Zeichen für die Wissenden.“ (Sura 30, Vers 22)<br />

Allahs Gesandter Muhammad (salla-llahu alaihi wa sallam/Friede sei mit ihm) sagte:<br />

„Ihr alle gehört zu Adam und Adam stammte aus Erde. Keinen Vorrang hat der Araber vor dem Nichtaraber<br />

oder der Weiße vor dem Schwarzen, es sei denn durch die Gottesfurcht und das rechte Handeln.“<br />

Das Opferfest bzw. die Opfergeschichte Abrahams ist gekennzeichnet durch Werte wie Barmherzigkeit,<br />

Liebe, Solidarität, Brüderlichkeit bzw. Geschwisterlichkeit, gute Nachbarschaft und Teilen. Beim Opferfest<br />

wird das Bewusstsein der Solidarität mit den Schwachen, Armen und Bedürftigen bzw. das Bewusstsein<br />

des notwendigen Einsatzes für die soziale Gerechtigkeit in der Welt gefördert. Das geschächtete Fleisch<br />

wird insbesondere mit den Armen geteilt und an sie gespendet. Dazu sagte der Gesandte Allahs<br />

Muhammed (Friede sei mit ihm):<br />

„Derjenige ist kein wahrhaftiger Gläubiger/Mumin, der sich satt isst, während sein Nachbar Hunger leidet.“<br />

Abraham/Ibrahim, Friede sei mit ihm, war für seine Familie, Verwandten, Nachbarn und Mitmenschen in<br />

jeder Hinsicht immer opferbereit und stand ihnen bei. Die Frage bzw. die Lehre daraus für uns kann so<br />

lauten: Sind wir auch genug opferbereit für unsere Familie, Kinder, Verwandten, Nachbarn und<br />

Mitmenschen? Teilen wir unser Hab und Gut mit unseren Mitmenschen, vor allem mit den Bedürftigen und<br />

Armen? Denken wir egoistisch nur an uns selbst, wie der ironische Spruch „Jeder denkt an sich, nur ich an<br />

mich“ andeutet? Teilen wir die Sorgen und Freuden unserer Freunde, Nachbarn und Mitmenschen?<br />

Nehmen wir genug Zeit für unsere Kinder? Nehmen wir uns Abraham/Ibrahim, Friede sei mit ihm, wirklich<br />

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als unser Vorbild? Ich denke, dass wir Juden, Christen und Muslime lieber diese abrahamischen Werte<br />

einüben und verinnerlichen sollten, statt darüber zu streiten, wer der wirkliche Nachfolger<br />

Abrahams/Ibrahims ist. Wir streiten darüber seit Jahrhunderten und können weiter ewig darüber streiten.<br />

Allah/Gott wird uns darüber in Kenntnis setzen, worüber wir uneins sind, wenn wir zu Ihm zurückkehren. In<br />

diesem Sinne heißt es im Qur'an (Sura 5, Vers 48):<br />

„Für jeden <strong>von</strong> euch haben Wir eine Gebotenlehre und eine Lebensweise bestimmt. Und wenn Allah<br />

gewollt hätte, hätte Er euch doch zu einer einzigen Gemeinschaft gemacht; jedoch Er prüft euch in alledem,<br />

was Er euch gegeben hat. Darum wetteifert um die guten Taten! Zu Allah werdet ihr allesamt zurückkehren,<br />

dann wird Er euch darüber in Kenntnis setzen, worüber ihr uneins und verschieden waret.“<br />

Der wirkliche Nachfolger <strong>von</strong> Abraham/Ibrahim ist derjenige, der ihm in all diesen guten Eigenschaften und<br />

Werten folgt. Lassen Sie uns, meine abrahamischen Geschwister, um die guten Taten wetteifern und uns<br />

für Frieden und Geschwisterlichkeit und gegen Krieg, Terror, Gewalt, Hass und Feindschaft insbesondere<br />

in Palästina und Israel, aber auch hier und in der ganzen Welt einsetzen!<br />

Liebe muslimischen Geschwister,<br />

ich wünsche euch und Ihnen ein gesegnetes Opferfest. Id mubarak! Bayraminiz mübarek olsun!<br />

Liebe christlichen Geschwister und Freunde,<br />

ich wünsche euch und Ihnen eine gesegnete Adventszeit und fröhliche Weihnachten.<br />

Liebe Gäste,<br />

ich darf euch und Ihnen allen schon heute ein gutes neues Jahr wünschen.<br />

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