Grundwassermodell Östliche Münchner Schotterebene - Isar Consult
Grundwassermodell Östliche Münchner Schotterebene - Isar Consult
Grundwassermodell Östliche Münchner Schotterebene - Isar Consult
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<strong>Grundwassermodell</strong><br />
<strong>Östliche</strong> <strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong><br />
von: Dr. - Ing. Chr. Kölling, ISAR CONSULT GmbH<br />
Dipl. - Geol. Chr. Tomsu, ISAR CONSULT GmbH<br />
erschienen in: Umweltreport der Stadt München S. 59 - 66<br />
(ungekürzte Fassung); München, Juni 2003<br />
ISAR CONSULT Ingenieurbüro für Wasserwirtschaft GmbH • Bürgermeister - Graf - Ring 10 • D - 82538 Geretsried<br />
http://www.isar-consult.de • eMail: info@isar-consult.de • Fax: +49-(0)8171 - 17805 • Tel: +49-(0)8171 - 17830
1. Aufgabenstellung<br />
Die Landeshauptstadt München<br />
grenzt im Nordosten an die Gemeinde<br />
Aschheim, die sich unmittelbar<br />
westlich von Kirchheim befindet.<br />
Im südlichen Gemeindebereich<br />
von Aschheim befindet sich<br />
nordöstlich von München - Riem<br />
die Ortschaft Dornach. Hier traten<br />
in den letzten Jahren vor allem im<br />
Winter und im Frühjahr stark erhöhte<br />
Grundwasserstände auf,<br />
die wiederholt lang anhaltende<br />
Kellervernässungen und inakzeptable<br />
Vernässungsschäden verursachten<br />
(vergl. Abb. 1).<br />
Abb. 1 Vernässungsschäden in<br />
Dornach infolge erhöhter<br />
Grundwasserstände<br />
Als mögliche Ursachen wurden<br />
die erhöhten Winterniederschläge<br />
der vergangenen Jahre, aber<br />
auch Verfüllungen benachbarter<br />
Kiesgruben, große Tiefbaumaßnahmen<br />
mit mehrstöckigen Tiefgaragen<br />
und aufwändigen Bauwasserhaltungen<br />
im benachbarten<br />
Gewerbepark, Nutzungsänderungen<br />
des unmittelbar südlich<br />
gelegenen ehemaligen Flughafens<br />
München - Riem und andere<br />
Ursachen vermutet. Um die Einflüsse<br />
dieser möglichen Ursachen<br />
auf die erhöhten Grundwasserstände<br />
quantifizieren und effektiveGrundwasserabsenkungsmaßnahmen<br />
planen zu können, wurde<br />
die ISAR CONSULT GmbH von<br />
der Gemeinde Aschheim mit der<br />
Erstellung eines prognosefähigen<br />
Mathematischen <strong>Grundwassermodell</strong>s<br />
beauftragt.<br />
<strong>Grundwassermodell</strong> <strong>Östliche</strong> <strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong><br />
Von diesem <strong>Grundwassermodell</strong><br />
werden genaue und räumlich detaillierte<br />
Prognosen darüber erwartet,<br />
welche Grundwasserabsenkungen<br />
infolge alternativer<br />
Grundwasserabsenkungsmaßnahmen<br />
im Bereich derjenigen<br />
Keller erzielt werden können, die<br />
von den erhöhten Grundwasserständen<br />
besonders stark betroffen<br />
sind. Außerdem werden<br />
räumlich detaillierte Prognosen<br />
der zugehörigen Drainwassermengen<br />
erwartet, um die Sohlhöhen<br />
und Querschnitte der erforderlichen<br />
Drainagerohre bzw.<br />
Gräben festlegen zu können.<br />
2. Geologie<br />
Abb. 2 Modellgebiet mit geologischen Strukturen<br />
und Oberflächengewässern<br />
Dornach liegt im Nordostteil der<br />
<strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong>, die einen<br />
großräumig zusammen hängenden<br />
hoch durchlässigen Quartäraquifer<br />
bildet. Daher wurde das<br />
Modellgebiet des <strong>Grundwassermodell</strong>s<br />
gemäß Abb. 2 weit nach<br />
Süden bis in die würmzeitlichen<br />
Jungmoränen ausgedehnt, die<br />
die <strong>Schotterebene</strong> im Süden<br />
kranzförmig abschließen. Der die<br />
südöstliche Modellgrenze bildende<br />
ca. 900 mNN hohe Taubenberg<br />
ist eine lokale Tertiäraufragung,<br />
in dessen Bereich die für<br />
die <strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong> typi-<br />
Juni 2003 2 / 11
schen Quartärablagerungen fehlen.<br />
Im Norden reicht das Modellgebiet<br />
bis an den Südrand des<br />
Speichersees, in dessen Bereich<br />
sehr geringe Grundwasserflurabstände<br />
herrschen.<br />
Das in Abb. 3 dargestellte 42,8<br />
km lange Süd - Nord - Profil verdeutlicht<br />
die hydrogeologischen<br />
Verhältnisse der östlichen <strong>Münchner</strong><br />
<strong>Schotterebene</strong>. Die mit etwa<br />
3 ‰ von Süd nach Nord einfallende<br />
Oberfläche des Tertiärs bildet<br />
die nahezu undurchlässige Basis<br />
des hangenden hoch durchlässigen<br />
Quartärgrundwasserleiters.<br />
In diesem Profilschnitt werden die<br />
maximalen Geländehöhen im<br />
südlichen Moränengürtel erreicht.<br />
Mit ca. 735 mNN überragt das<br />
Gelände die Tertiäroberfläche<br />
hier um mehr als 100 m, so dass<br />
im Bereich Sauerlach - Holzkirchen<br />
Quartärmächtigkeiten von<br />
100 m überschritten werden, die<br />
jedoch wegen der großen Grundwasserflurabstände<br />
von ca. 40<br />
bis 80 m nur zum kleinen Teil<br />
vom Grundwasser durchströmt<br />
werden. Da das Gelände vor allem<br />
im Süden steiler geneigt ist<br />
als die Tertiäroberfläche, vermindern<br />
sich die Quartärmächtigkeiten<br />
keilförmig von Süd nach Nord.<br />
So werden sowohl nordwestlich<br />
von Aschheim als auch im<br />
<strong>Grundwassermodell</strong> <strong>Östliche</strong> <strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong><br />
Abb. 3 Hydrogeologisches Süd - Nord - Profil<br />
<strong>Münchner</strong> Stadtgebiet entlang<br />
des nördlichen <strong>Isar</strong>hochufers<br />
Quartärmächtigkeiten von 5 m<br />
bereichsweise unterschritten.<br />
3. Hydrogeologie<br />
Durch die von Süd nach Nord und<br />
Nordwest abnehmenden Aquifermächtigkeiten<br />
reduziert sich die<br />
hydraulische Leistungsfähigkeit<br />
des quartären Grundwasserleiters<br />
in gleicher Richtung. Dagegen<br />
nehmen die je Breiteneinheit des<br />
Aquifers abzuführenden spezifischen<br />
Grundwasserdurchflüsse<br />
q = vf * h [l / (s * km)], die aus<br />
dem Produkt aus Fließgeschwindigkeit<br />
vf und Grundwassermächtigkeit<br />
h resultieren, wegen der<br />
flächenhaften Grundwasserneubildung<br />
qG in gleicher Richtung<br />
zu. In der südlichen <strong>Münchner</strong><br />
<strong>Schotterebene</strong> reichen daher relativ<br />
kleine Grundwassermächtigkeiten<br />
aus, um die vergleichsweise<br />
geringen spezifischen Grundwasserdurchflüsse<br />
q entsprechend<br />
dem vorherrschenden Gefälle<br />
nach Norden abzuführen.<br />
Aus diesem Grund werden in der<br />
südlichen <strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong><br />
Grundwasserflurabstände von<br />
50 m teilweise wesentlich überschritten,<br />
so dass hier aufgrund<br />
der hohen hydraulischen Durchlässigkeiten<br />
des Aquifers keine<br />
vorflutwirksamen Oberflächengewässer<br />
existieren können.<br />
Aufgrund des fehlenden Oberflächenabflusses<br />
versickert die aus<br />
der Differenz von Niederschlag<br />
und Verdunstung resultierende<br />
Abflussspende hier vollständig als<br />
Grundwasserneubildung und<br />
strömt im quartären Grundwasserleiter<br />
nach Norden ab. Nur in<br />
den südlich angrenzenden Moränengebieten<br />
existieren wegen der<br />
geringeren hydraulischen Durchlässigkeiten<br />
einige Oberflächengewässer<br />
wie z. B. der nur zeitweise<br />
Wasser führende Teufelsgraben,<br />
der Kirchsee, der Zeller<br />
Bach und der Deininger Weiher,<br />
dessen Abfluss nach einer kurzen<br />
Fließstrecke von wenigen 100 m<br />
vollständig versickert.<br />
Dagegen sind der nördliche Modellrand,<br />
die östlich des nördlichen<br />
<strong>Isar</strong>hochufers gelegenen<br />
<strong>Münchner</strong> Stadtteile und der Bereich<br />
Deisenhofen - Oberhaching<br />
- Taufkirchen durch stark verminderte<br />
Quartärmächtigkeiten und<br />
daraus resultierend durch erheblich<br />
reduzierte und bereichsweise<br />
sogar fehlende Quartärgrundwassermächtigkeiten<br />
h gekennzeichnet.<br />
Daher reicht die hydraulische<br />
Leistungsfähigkeit des Quartär<br />
hier zeitweise oder dauerhaft<br />
nicht aus, um die von Süden zu-<br />
Juni 2003 3 / 11
strömenden großen Grundwasserzuflüsse<br />
im Grundwasserleiter<br />
nach Norden bzw. Nordwesten<br />
abzuführen. Folglich tritt hier zeitlich<br />
variierend Grundwasser in die<br />
vorhandenen Oberflächengewässer<br />
aus, in denen derjenige Teil<br />
der großen südlichen Grundwasserzuflüsse<br />
abfließt, der im Quartäraquifer<br />
aufgrund seiner begrenzten<br />
hydraulischen Leistungsfähigkeit<br />
zeitweise oder<br />
dauerhaft nicht abfließen kann.<br />
Ein Teil dieses Oberflächenabflusses<br />
fließt im Hachinger Bach<br />
ab, der in Deisenhofen entspringt<br />
und auf der folgenden ca. 4 km<br />
langen Fließstrecke von Deisenhofen<br />
über Oberhaching und<br />
Potzham nach Taufkirchen starke<br />
Grundwasserzuflüsse aufweist,<br />
die durch die hier erheblich verminderten<br />
Quärtärmächtigkeiten<br />
verursacht werden. Etwa bis in<br />
Höhe des Michaelibades verläuft<br />
der Hachinger Bach überwiegend<br />
in nördlicher Richtung und damit<br />
in Richtung der Hauptgrundwasserströmung.<br />
Unterstrom des Michaelibades<br />
ist der Hachinger<br />
Bach verrohrt und verläuft bis<br />
München - Riem vorwiegend in<br />
nordöstlicher Richtung. Vor allem<br />
in diesem etwa senkrecht zur<br />
Grundwasserfließrichtung verlaufenden<br />
Bachabschnitt treten bereichsweise<br />
starke Grundwasserzutritte<br />
zum Hachinger Bach auf.<br />
Grundwasservorfluter ist auch der<br />
Truderinger Hüllgraben, der nördlich<br />
der A94 in den Hachinger<br />
Bach mündet, der unterstrom dieser<br />
Einmündung als Hüllgraben<br />
bezeichnet wird. Nördlich von<br />
Dornach mündet der Hüllgraben<br />
an dem in Abb. 4 gut erkennbaren<br />
Absturz in den von 1920 bis<br />
1929 künstlich errichteten Abfanggraben,<br />
der nördlich von<br />
Aschheim und Kirchheim quer zur<br />
Grundwasserströmungsrichtung<br />
verläuft und den wichtigsten<br />
Grundwasservorfluter der gesamten<br />
<strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong> darstellt.<br />
<strong>Grundwassermodell</strong> <strong>Östliche</strong> <strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong><br />
Abb. 4 Blick von der Abflussmessstelle im Hüllgraben in Richtung<br />
Abfanggraben<br />
Der entlang des nordöstlichen<br />
<strong>Isar</strong>hochufers verlaufende Tertiärrücken<br />
schränkt die Grundwasservorflut<br />
zur <strong>Isar</strong> stark ein. Dies<br />
bewirkt unmittelbar östlich in den<br />
Geländesenken von München -<br />
Johanneskirchen und östlich von<br />
Unterföhring Grundwasseraufstau,<br />
sehr geringe Grundwasserflurabstände<br />
und Grundwasseraustritte<br />
in die Gleißach und den<br />
Erlbach, die diese Niederungen<br />
teilweise entwässern.<br />
Neben dem Hachinger Bach, dem<br />
Hüllgraben, dem Truderinger<br />
Hüllgraben, dem Abfanggraben,<br />
der Gleißach und dem Erlbach<br />
existieren im inneren Aquiferbereich<br />
der <strong>Östliche</strong>n <strong>Münchner</strong><br />
<strong>Schotterebene</strong> keine weiteren<br />
Grundwasservorfluter. Die südwestlich<br />
von Dietramszell gelegenen<br />
Moränen werden teilweise<br />
über den Zeller Bach entwässert,<br />
der südöstlich von Geretsried in<br />
die <strong>Isar</strong> mündet.<br />
Entlang des nordwestlichen Modellrandes<br />
ist die teilweise ins<br />
Tertiär eingeschnittene <strong>Isar</strong> für<br />
den Quartäraquifer begrenzt vorflutwirksam.<br />
Außerdem sind im<br />
Südosten die Mangfall und im<br />
Osten die unmittelbar östlich der<br />
<strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong> entspringenden<br />
sehr ergiebigen<br />
Glonnquellen vorflutwirksam, die<br />
zu einem erheblichen Teil durch<br />
Grundwasserzuflüsse aus der<br />
östlichen <strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong><br />
gespeist werden. Die im<br />
Mangfalltal existierenden ergiebigen<br />
Mühlthaler und Gotzinger<br />
Hangquellen und die Reisacher<br />
Fassungen werden von den<br />
Stadtwerken München zur Trinkwassergewinnung<br />
genutzt. Teile<br />
dieser Grundwassergewinnungsgebiete<br />
befinden sich im Bereich<br />
des Taubenberges und damit im<br />
südöstlichen Randbereich des<br />
<strong>Grundwassermodell</strong>s.<br />
4. Modellansatz, Modellgebiet<br />
und Randbedingungen<br />
Die Grundwasserströmungsverhältnisse<br />
wurden mit Hilfe eines<br />
horizontal - ebenen 2D - Finite -<br />
Element - Modells simuliert. Die<br />
Abb. 5 zeigt das entlang der vorflutrelevantenOberflächengewässer<br />
und der <strong>Münchner</strong> U - Bahnen<br />
sowie in Dornach stark verfeinerte<br />
Finite - Element - Netz,<br />
das 31892 Knoten und 63191<br />
Dreieckselemente umfasst. Die<br />
aus zahlreichen Bohrungen und<br />
Juni 2003 4 / 11
früheren hydrogeologischen Untersuchungen<br />
verfügbaren punktuellen<br />
Kenntnisse über die Niveaus<br />
der Tertiäroberfläche wurden<br />
mit Hilfe geostatistischer Verfahren<br />
flächendeckend regionalisiert,<br />
so dass allen Knoten des Finite<br />
- Element - Netzes die Niveaus<br />
der Aquiferbasis zugewiesen<br />
werden konnten. Die Geländehöhen<br />
wurden in analoger Weise<br />
flächendeckend erfasst.<br />
Der Nordwestrand des 803 km 2<br />
großen Modellgebietes folgt im<br />
<strong>Münchner</strong> Stadtgebiet der <strong>Isar</strong>.<br />
<strong>Grundwassermodell</strong> <strong>Östliche</strong> <strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong><br />
Abb. 5 Modellgebiet mit Finite - Element - Netz<br />
und Modellrandbedingungen<br />
Deren bekannte Wasserspiegel<br />
wurden entlang dieses Modellrandes<br />
als Potentialrandbedingungen<br />
vorgegeben, so dass mit Hilfe<br />
des <strong>Grundwassermodell</strong>s der zugehörigeGrundwasserrandabstrom<br />
in die <strong>Isar</strong> berechnet wird.<br />
Analog wurden entlang des Nordrandes<br />
die bekannten Grundwasserstände<br />
vorgegeben und die<br />
zugehörigen Grundwasserrandabflüsse<br />
simuliert. Die Grundwasserrandabströme<br />
ins Glonn- und<br />
Mangfalltal wurden als lokale<br />
Durchflussrandbedingungen vorgegeben.<br />
Gemäß Abb. 5 wurden alle anderen<br />
Modellaußenränder als undurchlässig<br />
vorgegeben, weil sie<br />
im Südwesten und Süden entlang<br />
der Linie Grünwald - Deining -<br />
Peretshofen - Zeller Bach - Kirchsee<br />
- Taubenberg lokalen Grundwasserscheiden<br />
und im Osten<br />
bekannten großräumigen Grundwasserrandstromlinien<br />
folgen,<br />
über die kein Grundwasseraustausch<br />
mit angrenzenden Grundwassereinzugsgebieten<br />
erfolgt.<br />
Das weit über den lokalen Bereich<br />
von Dornach ausgedehnte<br />
803 km 2 große Modellgebiet des<br />
<strong>Grundwassermodell</strong>s <strong>Östliche</strong><br />
<strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong> bietet<br />
somit den Vorteil einfach und zuverlässig<br />
definierbarer Modellrandbedingungen.<br />
Zusätzlich wurde entsprechend<br />
Abb. 5 der Grundwasseraustausch<br />
mit folgenden innerhalb<br />
des Modellgebiets existierenden<br />
vorflutrelevanten Oberflächengewässern<br />
detailliert simuliert:<br />
• Hachinger Bach,<br />
• Hüllgraben,<br />
• Truderinger Hüllgraben,<br />
• Abfanggraben,<br />
• Gleißach<br />
• Erlbach und<br />
• Zeller Bach<br />
Die örtlichen Grundwasseraustritte<br />
in den im südlichen Moränengebiet<br />
verlaufenden Zeller Bach<br />
wurden mit Hilfe lokaler Durchflussrandbedingungen<br />
erfasst. Alle<br />
anderen Gewässer befinden<br />
sich in den hoch durchlässigen<br />
nördlichen und nordwestlichen<br />
Bereichen der <strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong>.<br />
Ihre hydraulischen Wirkungen<br />
wurden durch Vorgabe ihrer<br />
in Fließrichtung abnehmenden<br />
Wasserspiegel als Potential- bzw.<br />
überwiegend als Leakagerandbedingungen<br />
erfasst. Die Leakagekoeffizienten<br />
der einzelnen Gewässerabschnitte<br />
wurden im Rahmen<br />
der Modellkalibrierung entsprechend<br />
Kap. 6 bestimmt.<br />
Juni 2003 5 / 11
<strong>Grundwassermodell</strong> <strong>Östliche</strong> <strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong><br />
Abb. 6 langjährige Grundwasserbeubildung qG [l / (s * km²)]<br />
5. Grundwasserneubildung<br />
Da entlang des 181 km langen<br />
Modellaußenrandes kein Grundwasserzustrom<br />
auftritt und da im<br />
Modellgebiet keine Oberflächengewässer<br />
mit außerhalb des Modellgebiets<br />
liegenden oberstromigen<br />
Teileinzugsgebieten existieren,<br />
resultiert das gesamte<br />
Grundwasserdargebot des Modellgebietes<br />
zu 100 % aus flächenhafterGrundwasserneubildung.<br />
Ihre zuverlässige Erfassung<br />
ist somit für alle Modellprognosen<br />
von zentraler Bedeutung.<br />
Die langjährig verfügbaren Abflusshöhen<br />
qA resultieren gemäß<br />
Wasserhaushaltsgleichung aus<br />
den Differenzen der langjährigen<br />
Jahresmittelwerte der Niederschlagshöhen<br />
qN und der Verdunstungshöhen<br />
qV.<br />
Die langjährigen Jahresmittelwerte<br />
der Verdunstungshöhen qV<br />
hängen vor allem von der Landnutzung<br />
ab. Sie schwanken nur<br />
geringfügig und können außerhalb<br />
der städtischen Bebauung<br />
für das gesamte Modellgebiet<br />
durch relativ konstante Werte von<br />
ca. 15 ≤ qV ≤ 18 l / (s * km 2 ) abgeschätzt<br />
werden.<br />
Im Gegensatz zu den Verdunstungshöhen<br />
qV nehmen die langjährigen<br />
Mittelwerte der Niederschlagshöhen<br />
qN aufgrund des Alpennordstaus<br />
sehr stark von Nord<br />
nach Süd zu. So stehen den mittleren<br />
Niederschlagshöhen von<br />
qN= 25 l / (s * km 2 ), die für den<br />
Speichersee charakteristisch<br />
sind, doppelt so große Mittelwerte<br />
der Niederschlagshöhen qN gegenüber,<br />
die am Modellsüdrand<br />
erreicht werden.<br />
Daraus resultieren langjährige<br />
Jahresmittelwerte der Abflusshöhen<br />
qA, die von Nord nach Süd<br />
sehr stark zunehmen und innerhalb<br />
des Modellgebietes im Bereich<br />
von 10 ≤ qA ≤ 35 l / (s * km 2 )<br />
schwanken. Ca. 42 % des Modellgebietes<br />
ist bewaldet. Für diese<br />
Waldgebiete wurden im<br />
<strong>Grundwassermodell</strong> leicht erhöhte<br />
Verdunstungs- und damit etwas<br />
verminderte Abflusshöhen<br />
berücksichtigt.<br />
Wegen der großen hydraulischen<br />
Durchlässigkeiten und der weitgehend<br />
fehlenden Deckschichten<br />
tritt im Bereich der <strong>Münchner</strong><br />
<strong>Schotterebene</strong> in der Regel kein<br />
Oberflächenabfluss auf (qAO = 0),<br />
so dass die langjährigen Mittelwerte<br />
der Abflusshöhen qA und<br />
der Grundwasserneubildungshöhen<br />
qG in den weitaus größten<br />
Bereichen des Modellgebiets<br />
identisch sind (qG = qA). Lediglich<br />
in einigen dicht besiedelten<br />
<strong>Münchner</strong> Stadtteilen und im Bereich<br />
der parallel zum nördlichen<br />
<strong>Isar</strong>hochufer vorhandenen Lößlehmdeckschichten<br />
wurden lokal<br />
variierende Oberflächenabflussanteile<br />
und damit entsprechend<br />
verminderte Grundwasserneubildungsraten<br />
qG angesetzt.<br />
Die auf diese Weise ermittelte<br />
Verteilung der langjährigen Jahresmittelwerte<br />
der Grundwasserneubildungshöhen<br />
qG zeigt die<br />
Abb. 6 für das gesamte Modellgebiet.<br />
Mit 3 ≤ qG ≤ 35 l / (s * km 2 )<br />
Juni 2003 6 / 11
schwankt qG innerhalb des Modellgebietes<br />
in weiten Grenzen.<br />
Insbesondere ist die flächenhafte<br />
Grundwasserneubildung in einigen<br />
südlichen Modellbereichen<br />
mehr als zehnmal so groß wie im<br />
Bereich des nördlichen <strong>Isar</strong>hochufers.<br />
Auch aus diesem Grund wurde<br />
das Modellgebiet des <strong>Grundwassermodell</strong>s<br />
bis in die südlichen<br />
würmzeitlichen Moränen ausgedehnt,<br />
denn gemäß Abb. 6 erfolgt<br />
in der südlichen Modellhälfte der<br />
überwiegende Teil der Grundwasserneubildung,<br />
der jedoch erst im<br />
30 km nördlich gelegenen Großraum<br />
München zu vielfältigen<br />
Nutzungskonflikten führt, weil von<br />
Süd nach Nord<br />
• die je Breiteneinheit abzuführenden<br />
spezifischen Grundwasserdurchflüsse<br />
q<br />
zunehmen,<br />
• die Aquifermächtigkeiten und<br />
Grundwasserflurabstände entsprechend<br />
Abb. 3 stark abnehmen,<br />
• die Gefahr von Vernässungsschäden<br />
infolge hoher Grundwasserstände<br />
daher zunimmt<br />
• und die durch Baumaßnahmen,<br />
Kiesabbau und zahlreiche<br />
andere Maßnahmen<br />
verursachten Eingriffe in das<br />
oberflächennahe Grundwasserregime<br />
stark<br />
zunehmen.<br />
6. Modellkalibrierung<br />
Basierend auf dem in Abb. 5<br />
dargestellten Finite - Element -<br />
Netz werden die bekannten physikalischen<br />
Gesetze der Grundwasserströmung<br />
(Fließgesetz und<br />
Wasserbilanz) im numerischen<br />
<strong>Grundwassermodell</strong> in hoher<br />
räumlicher Auflösung simuliert.<br />
Die Berechnungsergebnisse zeichnen<br />
sich durch folgende Merkmale<br />
aus:<br />
<strong>Grundwassermodell</strong> <strong>Östliche</strong> <strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong><br />
• physikalische Konsistenz<br />
Mit Hilfe des <strong>Grundwassermodell</strong>s<br />
werden für vorgegebene<br />
Randbedingungen (vergl. Kap. 4)<br />
und Grundwasserneubildungen<br />
(vergl. Kap. 5) flächendeckend<br />
physikalisch konsistente Grundwasserströmungsverhältnissesimuliert.<br />
Sie entsprechen also an<br />
jedem Ort den zugrunde liegenden<br />
physikalischen Gesetzen.<br />
Das bedeutet zum Beispiel, dass<br />
das Grundwasser nicht nur in der<br />
Natur, sondern auch im Computermodell<br />
stets in Richtung des<br />
steilsten Grundwassergefälles<br />
fließt und dass die Grundwasserfließgeschwindigkeit<br />
mit zunehmendem<br />
Gefälle und mit zunehmenderUntergrunddurchlässigkeit<br />
zunimmt.<br />
• quantifizierbare Kausalverknüpfungen<br />
zwischen<br />
Ursache und Wirkung<br />
Im numerischen <strong>Grundwassermodell</strong><br />
werden die maßgebenden<br />
physikalischen Gesetze durch zugehörige<br />
• Systemparameter (z. B. hydraulische<br />
Durchlässigkeiten),<br />
• Belastungen (vor allem die<br />
Verteilung der Grundwasserneubildungsraten)<br />
• und Randbedingungen (z. B.<br />
Wasserstände und Abflüsse<br />
vorflutrelevanter Oberflächengewässer)<br />
ortsabhängig beschrieben. Ein<br />
Teil dieser Systemparameter, Belastungen<br />
und Randbedingungen<br />
ist relativ genau bekannt und daher<br />
leicht vorzugeben. Dies gilt<br />
zum Beispiel für die Geländehöhen<br />
und die Wasserstände der<br />
vorflutrelevanten Oberflächengewässer.<br />
Dagegen liegen für andere<br />
Eingabedaten zunächst nur<br />
Schätz- oder Erfahrungswerte<br />
vor. Dies gilt typischerweise für<br />
die die örtlichen Untergrundverhältnisse<br />
beschreibenden Systemparameter.<br />
Die Kenntnisse über diese anfänglich<br />
nur grob abschätzbaren<br />
Systemparameter werden jedoch<br />
wesentlich verbessert, weil mit<br />
Hilfe des Computermodells Ursache<br />
und Wirkung quantifizierbar<br />
miteinander verknüpft werden.<br />
Zum Beispiel können für vorgegebene<br />
Grundwasserneubildungen<br />
und Randbedingungen (z. B. <strong>Isar</strong>wasserstände)<br />
flächendeckend<br />
Grundwasserstände simuliert<br />
werden, die den vorgegebenen<br />
Untergrundverhältnissen entsprechen.<br />
Mit Hilfe des <strong>Grundwassermodell</strong>s<br />
können somit den zunächst<br />
geschätzten Systemparametern<br />
(z. B. den nur näherungsweise<br />
bekannten hydraulischen<br />
Durchlässigkeiten) Systemreaktionen<br />
(z. B. Grundwasserstände<br />
und Abflüsse im Hachinger Bach,<br />
im Hüllgraben und im Abfanggraben)<br />
zugeordnet werden, die zu<br />
den vorgegebenen Systemparametern<br />
„passen“, also physikalisch<br />
konsistent sind.<br />
Daraus ergibt sich der entscheidende<br />
Vorteil, dass die mit<br />
Hilfe des <strong>Grundwassermodell</strong>s simulierten<br />
Systemreaktionen<br />
mit gemessenen Systemreaktionen<br />
des realen Grundwasserleiters<br />
verglichen werden können.<br />
Hierzu standen für das Modellgebiet<br />
langjährige Grundwasserstandsmessdaten<br />
von 88 Grundwassermessstellen<br />
und detaillierte<br />
Ganglinien der gemessenen<br />
Hüllgrabenabflüsse für die in Abb.<br />
4 erkennbare Durchflussmessstelle<br />
zur Verfügung. Darüber hinaus<br />
lagen für verschiedene Querschnitte<br />
des Hachinger Baches,<br />
des Hüllgraben, des Truderinger<br />
Hüllgraben und des Abfanggraben<br />
29 zusätzliche Abflussmessungen<br />
vor. Ergänzend wurden<br />
Literaturauswertungen, eigene<br />
Ortsbesichtigungen und zahlreiche<br />
Zusatzinformationen Dritter<br />
genutzt, um einen umfassenden<br />
Überblick über die Grundwasseraustritte<br />
in die vorflutrelevanten<br />
Oberflächengewässer zu gewinnen.<br />
Im Rahmen der Modellkalibrierung<br />
wurden die maßgebenden<br />
Systemparameter des <strong>Grundwassermodell</strong>s<br />
(vor allem die Vertei-<br />
Juni 2003 7 / 11
lungen der hydraulischen Durchlässigkeiten<br />
und Leakagekoeffizienten)<br />
iterativ so bestimmt,<br />
dass die mit Hilfe des Computermodells<br />
simulierten Systemreaktionen<br />
(vor allem die Grundwasserstände<br />
und die Grundwasseraustritte<br />
in die vorflutrelevanten<br />
Oberflächengewässer) mit den<br />
aus den genannten Messungen<br />
bekannten Systemreaktionen des<br />
tatsächlichen Grundwasserleiters<br />
weitgehend übereinstimmen. Die<br />
überwiegend unveränderlichen<br />
Systemparameter des <strong>Grundwassermodell</strong>s<br />
werden im Rahmen<br />
der Modellkalibrierung also so bestimmt,<br />
dass das Computermodell<br />
auf vorgegebene Belastungen<br />
und Randbedingungen ganz<br />
ähnlich reagiert wie der tatsächliche<br />
Aquifer.<br />
7. Grundwassergleichen,<br />
Randabflüsse und<br />
spezifische Durchflüsse<br />
Die Abb. 7 zeigt den mit Hilfe des<br />
kalibrierten <strong>Grundwassermodell</strong>s<br />
berechneten Grundwassergleichenplan.<br />
Dieser gibt die mittleren<br />
Grundwasserstände der östlichen<br />
<strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong> in<br />
guter Näherung wieder, weil die<br />
für alle Positionen der 88 verfügbaren<br />
Grundwassermessstellen<br />
resultierenden Differenzen der simulierten<br />
und gemessenen<br />
Grundwasserstände im Mittel<br />
0,01 und im Maximum nur 0,38 m<br />
betragen. Auch die simulierten<br />
Grundwasseraustritte in die vorflutrelevantenOberflächengewässer<br />
werden durch die verfügbaren<br />
Abflussmessungen bestätigt.<br />
Gemäß Abb. 2 umfassen die südrandnahen<br />
Moränen und die Tertiäraufragungen<br />
des Taubenberges<br />
nur ca. 24 % der Modellfläche,<br />
aber auf dieser kleinen Fläche<br />
fällt aufgrund des Alpennordstaus<br />
ca 32 % des gesamten<br />
Grundwasserdargebots an. Daher<br />
dürfen diese randnahen Moränen-<br />
und Tertiärgebiete in der<br />
Grundwasserbilanz der <strong>Östliche</strong>n<br />
<strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong> keinesfalls<br />
vernachlässigt werden.<br />
<strong>Grundwassermodell</strong> <strong>Östliche</strong> <strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong><br />
Die Entwässerung des 803 km 2<br />
großen Modellgebiets wird durch<br />
die in Abb. 7 dargestellten gelben<br />
Pfeile symbolisiert, deren Flächen<br />
proportional zu den Randabflüssen<br />
sind, die sie repräsentieren.<br />
Hiernach wird die östliche <strong>Münchner</strong><br />
<strong>Schotterebene</strong> vor allem über<br />
das System Hachinger Bach -<br />
Hüllgraben - Abfanggraben entwässert,<br />
wobei die Vorflutwirkung<br />
des Abfanggrabens dominiert.<br />
Außerdem existieren entlang des<br />
nördlichen <strong>Isar</strong>abschnitts und des<br />
nördlichen Modellrandes bedeutende<br />
Grundwasserabströme.<br />
Mehr als 80 % des gesamten<br />
Grundwasserdargebots verlässt<br />
das Modellgebiet als äußerer<br />
oder innerer Randabstrom nördlich<br />
der Linie München - Haidhausen,<br />
München - Riem, Kirchheim,<br />
Landsham, Pliening, obwohl in<br />
diesem Teilgebiet nur ca. 6 % des<br />
gesamten Grundwasserdargebots<br />
gebildet wird.<br />
Dies unterstreicht die Zweiteilung<br />
des Modellgebietes. Ein großer<br />
Teil des Grundwasserdargebots<br />
wird im südlichen Moränengebiet<br />
gebildet, aber der Hauptgrundwasserabstrom<br />
erfolgt über das<br />
Drainagesystem Hachinger Bach<br />
Abb. 7 Mittelwerte der Grundwasserstände h, der spezifischen<br />
Durchflüsse q und der Randabflüsse QR<br />
Juni 2003 8 / 11
- Hüllgraben - Abfanggraben und<br />
die nordwestlichen und nördlichen<br />
Modellaußenränder.<br />
Die lokal stark variierenden<br />
Grundwasserumsätze der <strong>Münchner</strong><br />
<strong>Schotterebene</strong> zeigt der in<br />
Abb. 7 zusätzlich dargestellte Isoflächenplan<br />
der spezifischen<br />
Durchflüsse. Diese repräsentieren<br />
die je Breiteneinheit des Aquifers<br />
abgeführte Grundwassermenge.<br />
Die von Süd nach Nord<br />
stark zunehmenden spezifischen<br />
Durchflüsse sind in Abb. 7 ebenso<br />
deutlich erkennbar wie die dominierende<br />
Vorflutwirkung des<br />
Drainagesystems Hachinger<br />
Bach - Hüllgraben - Abfanggraben.<br />
Die größten spezifischen<br />
Durchflüsse der gesamten<br />
<strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong> werden<br />
unmittelbar südöstlich des Abfanggrabens<br />
entlang der Linie<br />
Dornach - Aschheim - Kirchheim -<br />
Landsham - Pliening erreicht.<br />
Hier treten lokal besonders große<br />
spezifische Durchflüsse und daraus<br />
resultierende Grundwasserstandsaufhöhungen<br />
auf, wenn die<br />
ehemalige hydraulische Leistungsfähigkeit<br />
des Aquifers<br />
durch Kiesgrubenverfüllungen mit<br />
Materialien verminderter hydraulischer<br />
Durchlässigkeit reduziert<br />
wurde.<br />
Das kalibrierte <strong>Grundwassermodell</strong><br />
liefert für das gesamte Modellgebiet<br />
zahlreiche weitere Ergebnisse,<br />
die das Grundwasserregime<br />
der östlichen <strong>Münchner</strong><br />
<strong>Schotterebene</strong> charakterisieren.<br />
Dazu gehören beispielsweise flächendeckende<br />
Verteilungen der<br />
hydraulischen Durchlässigkeiten<br />
und Transmissivitäten, detaillierte<br />
Informationen zu den Leakagekoeffizienten,<br />
flächendeckende Angaben<br />
zu den Grundwassermächtigkeiten<br />
und -flurabständen, detaillierte<br />
Angaben zu den Größen<br />
und Richtungen der Grundwasserströmungs-<br />
und -abstandsgeschwindigkeiten.<br />
Darauf basierend<br />
sind für die gesamte östliche<br />
<strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong> Detailangaben<br />
zu den Fließwegen und<br />
Fließzeiten des Grundwassers<br />
und damit beispielsweise zu den<br />
<strong>Grundwassermodell</strong> <strong>Östliche</strong> <strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong><br />
Einzugsgebieten und Schutzzonen<br />
einzelner Brunnen sowie zur<br />
zeit- und ortsabhängigen Ausbreitung<br />
von Schadstofffahnen unmittelbar<br />
verfügbar.<br />
8. Prognosen<br />
Neben der Analyse, Dokumentation<br />
und Bilanzierung des bestehenden<br />
Grundwasserregimes besteht<br />
die wesentliche Aufgabe<br />
des kalibrierten <strong>Grundwassermodell</strong>s<br />
in der Erstellung genauer<br />
und detaillierter flächendeckender<br />
Prognosen der infolge veränderter<br />
Belastungen und / oder veränderter<br />
Randbedingungen zu erwartenden<br />
Systemreaktionen des<br />
Grundwasserleiters. Diese Prognosen<br />
sind möglich, weil sich die<br />
Untergrundverhältnisse und damit<br />
die durch Modellkalibrierung ermittelten<br />
Systemparameter in der<br />
Regel nicht ändern und weil das<br />
<strong>Grundwassermodell</strong> aus den in<br />
Kap. 6 erläuterten Gründen auch<br />
für veränderte Belastungen und<br />
Randbedingungen stets konsistente<br />
Lösungen liefert, die so-<br />
wohl zu diesen veränderten Belastungen<br />
und Randbedingungen<br />
als auch zu den in der Regel unveränderlichenSystemparametern<br />
"passen".<br />
Daher bietet ein prognosefähiges<br />
<strong>Grundwassermodell</strong> flexible Möglichkeiten,<br />
um die maßgebenden<br />
Ursachen der erhöhten Grundwasserstände<br />
zu bestimmen und<br />
effektive Abhilfemaßnahmen zu<br />
planen. Hierzu wurden zunächst<br />
die Grundwasserstandsänderungen<br />
flächendeckend simuliert, die<br />
u. a. aufgrund folgender Belastungs-,<br />
Systemparameter- und<br />
Randbedingungsänderungen zu<br />
erwarten sind:<br />
• um 20 % erhöhte<br />
Grundwasserneubildungsraten<br />
(zur Erfassung der Nassjahre<br />
1999 bis 2002),<br />
• im Dornacher Grundwasserabstrombereich<br />
betriebenes<br />
Kieswerk,<br />
• geplante Kieswerkserweiterungen,<br />
Abb. 8 Grundwasserabsenkungen infolge vorgegebener<br />
Wasserspiegelabsenkungen im Abfanggraben<br />
Juni 2003 9 / 11
• bestehende Tiefgründungen<br />
des Dornacher Gewerbeparks,<br />
• geplanter Gewerbeparkausbau,<br />
• kombinierter temporärer Betrieb<br />
eines Entnahme- und eines<br />
unterstromigen Schluckbrunnens<br />
in München - Riem,<br />
• Teilversickerung des<br />
Hachinger Bach,<br />
• Reduzierung der<br />
Grundwasserentnahmen<br />
der Stadtwerke München<br />
• und Wasserstandsabsenkungen<br />
im Oberlauf des Abfanggrabens.<br />
Die Abb. 8 zeigt exemplarisch<br />
den durch Wasserstandsabsenkungen<br />
im Oberlauf des Abfanggrabens<br />
in den Bereichen Kirchheim,<br />
Aschheim, Dornach und<br />
München - Riem verursachten<br />
Grundwasserabsenktrichter.<br />
Analoge Differenzenpläne wurden<br />
auch für alle anderen untersuchten<br />
Lastfälle erstellt. Der abschließende<br />
Vergleich der simulierten<br />
Grundwasserabsenktrichter erlaubte<br />
klare Rückschlüsse auf die<br />
maßgebenden Ursachen der DornacherGrundwasserstandsaufhöhungen.<br />
Aufbauend auf dieser Ursachenanalyse<br />
wurde mit Hilfe des kalibrierten<br />
<strong>Grundwassermodell</strong>s systematisch<br />
überprüft, welche<br />
Maßnahmen am effektivsten sind,<br />
um die Scheitelgrundwasserstände<br />
in Dornach so weit abzusenken,<br />
dass zukünftig Kellervernässungen<br />
entsprechend Abb. 1<br />
auch in Nassjahren vermieden<br />
werden. Hierzu wurden die durch<br />
alternative Kombinationen von<br />
Grabeneintiefungen und Drainagerohren<br />
erzielbaren Grundwasserabsenkungen<br />
simuliert und<br />
miteinander verglichen.<br />
Die Abb. 9 zeigt exemplarisch die<br />
durch Vertiefung eines verlande-<br />
<strong>Grundwassermodell</strong> <strong>Östliche</strong> <strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong><br />
Abb. 9 durch Eintiefung eines verlandeten Grabens erzielbare Grundwasserabsenkung<br />
in Dornach<br />
ten Grabens in Dornach erzielbaren<br />
Grundwasserabsenkungen.<br />
Analoge Absenktrichter und die<br />
zugehörigen Drainwassermengen<br />
wurden für verschiedene Trassen-<br />
und Sohltiefenvarianten der<br />
Gräben und Verrohrungen simuliert.<br />
Die diesen Alternativmaßnahmen<br />
entsprechenden Grundwasserstände<br />
wurden in den in<br />
Abb. 10 dargestellten Profilschnitt<br />
durch Dornach eingetragen.<br />
In diesen Profilschnitt wurden zusätzlich<br />
die von Grundwasservernässungen<br />
betroffenen Dornacher<br />
Gebäude mit ihren Kellerniveaus<br />
eingetragen, so dass aus<br />
diesem Profilschnitt unmittelbar<br />
ersichtlich ist, welche der alternativenGrundwasserabsenkungsmaßnahmen<br />
am effektivsten sind,<br />
um vorgegebene Grundwasserabsenkungsziele<br />
zu erreichen.<br />
Auf diese Weise konnte nachgewiesen<br />
werden, dass Sohleintiefungen<br />
vorhandener Gräben ausreichen,<br />
um in Dornach künftig<br />
auch in Nassjahren Kellervernässungen<br />
entsprechend Abb. 1 zu<br />
vermeiden.<br />
9. Zusammenfassung<br />
und Ausblick<br />
Um für den Bereich von Dornach<br />
die maßgebenden Ursachen der<br />
durch erhöhte Grundwasserstände<br />
bewirkten Vernässungsschäden<br />
ermitteln und hydraulisch<br />
wirksame Abhilfemaßnahmen<br />
konzipieren und optimieren zu<br />
können, wurde ein prognosefähiges<br />
<strong>Grundwassermodell</strong> erstellt.<br />
Da sich Dornach in dem großräumig<br />
zusammen hängenden sehr<br />
ergiebigen und hoch durchlässigen<br />
Porengrundwasserleiter der<br />
östlichen <strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong><br />
befindet, wurde das Modellgebiet<br />
dieses <strong>Grundwassermodell</strong>s<br />
entsprechend Abb. 2 und 5 so<br />
groß gewählt, dass an seinen<br />
Grenzen klare und einfach definierbare<br />
Modellrandbedingungen<br />
definiert werden können, die Voraussetzung<br />
für eine zuverlässige<br />
Modellkalibrierung und damit für<br />
sichere Prognosen des <strong>Grundwassermodell</strong>s<br />
sind. Deshalb und<br />
aufgrund der gemäß Abb. 6 von<br />
Nord nach Süd stark zunehmenden<br />
Grundwasserneubildungen<br />
Juni 2003 10 / 11
<strong>Grundwassermodell</strong> <strong>Östliche</strong> <strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong><br />
Abb. 10 Vergleich der hydraulischen Wirksamkeit alternativer<br />
Grundwasserabsenkungsmaßnahmen<br />
weist das Modellgebiet des<br />
<strong>Grundwassermodell</strong>s <strong>Östliche</strong><br />
<strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong> eine<br />
Fläche von 803 km 2 , eine Süd -<br />
Nord - Ausdehnung von ca. 45<br />
km und eine West - Ost - Erstreckung<br />
von bis zu 25 km auf.<br />
Die durch langjährige Grundwasserstands-<br />
und umfangreiche Abflussmessungen<br />
abgesicherte<br />
Modellkalibrierung basiert entsprechend<br />
Kap. 5 auf den langjährigen<br />
Jahresmittelwerten der<br />
Niederschläge qN und der Verdunstung<br />
qV. Die lokalen Verteilungen<br />
von qN und qV sind für den<br />
Großraum München wesentlich<br />
genauer bekannt als die zunächst<br />
nur grob abschätzbaren lokalen<br />
Verteilungen der hydraulischen<br />
Durchlässigkeiten kf. Daher sind<br />
räumlich differenzierte Modellprognosen<br />
erzielbarer Grundwasserabsenkungen<br />
und der zugehörigen<br />
Drainwassermengen wesentlich<br />
zuverlässiger, wenn sie, wie<br />
im vorliegenden Fall, auf den<br />
auch in ihrer räumlichen Verteilung<br />
relativ gut bekannten Wasserhaushaltskomponenten<br />
qN und<br />
qV basieren, als wenn sie auf angenommenen<br />
lokalen Verteilungen<br />
der Aquiferdurchlässigkeiten<br />
kf basieren, für die keine vergleichbar<br />
genauen Grundlagendaten<br />
existieren. Deshalb können<br />
von dem hoch auflösenden und<br />
lokal stark verfeinerten großräumigen<br />
Grundwasserbilanzmodell<br />
<strong>Östliche</strong> <strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong><br />
genauere und differenziertere<br />
Prognosen erwartet werden als<br />
von kleinräumigen Lokalmodellen,<br />
die auf eine vollständige<br />
Grundwasserbilanz verzichten<br />
und stattdessen weitreichende<br />
aber relativ unsichere Annahmen<br />
über hydraulische Durchlässigkeiten<br />
und oberstromige Grundwasserzuflüsse<br />
erfordern.<br />
Aufgrund der gewählten Modellrandbedingungen<br />
und der bereits<br />
vollständig abgeschlossenen Modellkalibrierung<br />
ist dieses <strong>Grundwassermodell</strong><br />
nicht nur für den<br />
kleinen Bereich von Dornach,<br />
sondern für den gesamten Modellbereich<br />
und damit für den<br />
gesamten Bereich der östlichen<br />
<strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong><br />
unmittelbar prognosefähig. Es<br />
kann daher auch für alle anderen<br />
Bereiche des Modellgebiets kurzfristig<br />
und flexibel genutzt werden,<br />
um<br />
• die Ursachen beobachteter<br />
Grundwasserstandsänderungen<br />
zu bestimmen,<br />
• die hydrogeologischen Auswirkungen<br />
geplanter Maßnahmen<br />
zu prognostizieren<br />
• und Maßnahmen so zu optimieren,<br />
dass angestrebte Veränderungen<br />
des Grundwasserregimes<br />
sicher, effektiv und<br />
ohne Schäden erreicht werden.<br />
Das <strong>Grundwassermodell</strong> <strong>Östliche</strong><br />
<strong>Münchner</strong> <strong>Schotterebene</strong> bietet<br />
somit für viele hydrogeologische<br />
Aufgabenstellungen Planungssicherheit,<br />
weil es bereits vor der<br />
Ausführung von Maßnahmen<br />
(z. B. Kiesabbau, Tunnelbau,<br />
Wasserhaltungen, Untergrundabdichtungen,<br />
Düker, Versickerungen,<br />
Brunnenentnahmen, Drainagen,<br />
Kanalabdichtungen) kurzfristig<br />
zuverlässige und detaillierte<br />
Prognosen darüber erlaubt, wie<br />
sich diese geplanten Maßnahmen<br />
nach ihrer Ausführung auf die<br />
bestehenden Grundwasserverhältnisse<br />
auswirken werden. Dadurch<br />
lassen sich Fehlplanungen<br />
und nachträgliche Reparaturen<br />
vermeiden und Zeit und Kosten<br />
einsparen.<br />
Hinweis: Die in den Lageplänen angegebenen<br />
topographischen Informationen basieren auf der<br />
Übersichtskarte von Bayern 1:500000, Wiedergabe<br />
mit Genehmigung des Bayerischen Landesvermessungsamtes<br />
München, Nr. 1700/03.<br />
Juni 2003 11 / 11