3 Aufmerksamkeit - Kognition
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3. AUFMERKSAMKEIT<br />
Gliederung des Kapitels:<br />
(1) Themen:<br />
• Top-down-Kontrolle der <strong>Aufmerksamkeit</strong> („goal-driven“)<br />
• Bottom-up-Kontrolle der <strong>Aufmerksamkeit</strong> („stimulus-driven“)<br />
(2) Themen:<br />
• Fokussierte <strong>Aufmerksamkeit</strong> („focused attention“)<br />
(zwei / mehrere Stimuli einer ist zu beachten)<br />
• Geteilte <strong>Aufmerksamkeit</strong> („divided attention“)<br />
(zwei / mehrere Stimuli alle sind zu beachten)<br />
3.1 Bottom-up – Top-down<br />
Blickbewegungsregistrierung („eye tracking“):<br />
◊ Bottom-up-Kontrolle:<br />
1. Freie Betrachtung<br />
◊ Top-down-Kontrolle:<br />
2. Frage: In welchen materiellen Umständen lebt die Familie?<br />
3. Frage: Wie alt sind die Personen?<br />
3.2 Fokussierte auditive <strong>Aufmerksamkeit</strong><br />
Dichotisches Hören („Cocktailparty-Phänomen“):<br />
• Beschattung einer Nachricht („shadowing“)<br />
• Die Vpn waren später kaum in der Lage die nicht beschattete Nachricht wiederzu-<br />
geben (z.B. Sprachwechsel: E D), aber Stimmwechsel (Mann Frau) wurde<br />
gemerkt (PHYSISCHE MERKMALE!)<br />
• In manchen Experimenten aber auch semantische Aspekte (Nennung des eigenen<br />
Namens, Bedeutungsergänzung)<br />
3.3 Arten von Theorien<br />
3.3.1 Filtertheorie<br />
◊ Bottleneck Theory (Broadbent, 1958):<br />
• Sensorischer Speicher nimmt gesamten Input auf (Simultanverarbeitung)<br />
• Selektive Filterung der Weiterleitung aufgrund der physischen Charakteristik der
Stimuli (Art der Stimme, Richtung der Nachricht, Lautstärke)<br />
• Durch Filterung des Input wird die semantische Verarbeitung erleichtert (serielle<br />
Verarbeitung)<br />
◊ Flaschenhals-Modell (Keidel, 1963):<br />
Was geschieht mit der millionenfach größeren Eingangskapazität?<br />
• Der Hauptteil wird als irrelevant für die bewusste Wahrnehmung ausgefiltert;<br />
dieser Informationsanteil ist jedoch die Voraussetzung für zahllose „unbewusste“<br />
Reaktionen<br />
• Nur ein geringer Teil der Eingangsinformationen wird für die tatsächliche Wahr-<br />
nehmung verwendet; dabei erfolgt eine zunehmende „Abstraktion des Wesent-<br />
lichen“, wodurch die Informationsmenge nochmals stark reduziert wird<br />
… Der erste Vorgang innerhalb des Wahrnehmungsprozesses wird als selektive Aufmerk-<br />
samkeit bezeichnet, der zweite als Mustererkennung; Beide Vorgänge zusammen be-<br />
wirken, dass zur bewussten Informationsverarbeitung ein sehr kleiner, aber relevanter<br />
Informationsanteil gelangt<br />
3.3.2 Abschwächungstheorie<br />
„Merkmals-Integrations-Theorie der visuellen <strong>Aufmerksamkeit</strong>“ (Treisman &<br />
Gelade, 1980; Treisman, 1988, 1992):<br />
.<br />
• Schnelle, parallele (präattentive) Verarbeitung von Dimensionsmerkmalen<br />
• Langsamerer, serieller (attentionaler) Prozess mit Kombination von Merkmalen<br />
(„Objekten“)<br />
• Merkmale können durch fokussierte <strong>Aufmerksamkeit</strong> verbunden werden<br />
• Gespeichertes Wissen über Objekte beeinflusst die Merkmalsintegration<br />
3.3.3 Theorie der späten Selektion (Deutsch & Deutsch, 1963)<br />
„a message will reach the same perceptual and discriminatory mechanisms whether<br />
attention is paid to it or not; and such information is then grouped of segregated by<br />
these mechanisms“<br />
3.3.4 Modulare Theorien (Autonome Module)<br />
„Stroop-Phänomen“ = Psychologisches Phänomen, das bei Automatismen auftritt;<br />
besagt, dass trainierte Handlungen schwerer unterbrochen werden können, als solche,<br />
die aufgrund ihrer Ungewohnheit eine stärkere kognitive Verarbeitung benötigen
3.3.5 Synthesetheorien (Zentrale Exekutive + Hilfsmechanismen)<br />
◊ Modell des globalen Arbeitsspeichers („global workspace“):<br />
• Gruppierung stark vernetzter, miteinander simultan interagierender Neuronen-<br />
systeme<br />
• Teile des Netzwerks (Module) erfüllen Spezialleistungen (Wahrnehmung, Er-<br />
innerung, Bewertung, Konzentration, Verhalten)<br />
• Verbindungsnetzwerk („global workspace“) koordiniert Aktivitäten<br />
◊ Flexible <strong>Aufmerksamkeit</strong>sverteilung:<br />
• Dichotisch präsentierte Wortpaare<br />
• Aufgabe: Identifikation von Worten als zugehörig zu einem Oberbegriff<br />
• Entweder fokussierte oder aufgeteilte <strong>Aufmerksamkeit</strong> (ein Ohr / beide Ohren)<br />
• Zweites Wort war entweder begriffsbezogen oder nicht<br />
• Bei Konzentration auf ein Ohr kein Effekt durch das zweite Wort („focused<br />
attention“)<br />
• Wenn aufgeteilte <strong>Aufmerksamkeit</strong> (beide Ohren) Verbesserung d. Identifikation<br />
durch das zweite Wort („divided attention“)<br />
3.4 <strong>Aufmerksamkeit</strong>ssteuernde Gehirnstrukturen (visuell)<br />
Präfrontaler Kortex* 1 , Parietalkortex, Okzipitaler Kortex, Mittelhirn, Kleinhirn, Formatio<br />
reticularis, Gleichgewichtsorgan […]<br />
* 1 Eigenschaften:<br />
• Aufrechterhaltung aufgabenrelevanter Information<br />
• Selektive <strong>Aufmerksamkeit</strong>sausrichtung<br />
• Hemmung störender Information<br />
• Koordination multipler Ziele<br />
• Planung neuer Handlungssequenzen<br />
3.5 Geteilte <strong>Aufmerksamkeit</strong><br />
Mehrfachaufgaben-Performanz gelingt besser, wenn:<br />
1. Unähnlichkeit der Aufgaben (z.B. Lesen und Musikhören)<br />
2. Gutes Trainingsniveau (z.B. Autofahren – Konversation)<br />
3. Leichtigkeit der Aufgabe (z.B. Gehen – Radiohören)<br />
3.6 Zusammenfassung<br />
1. <strong>Aufmerksamkeit</strong> wird sowohl intern („goal driven“) als auch extern („stimulus-<br />
driven“) kontrolliert
2. <strong>Aufmerksamkeit</strong> kann fokussiert / ausgerichtet sein<br />
3. Synthesetheorien gehen von einer flexiblen – teils zentralen, teils peripheren<br />
(modularen) – <strong>Aufmerksamkeit</strong>ssteuerung aus<br />
4. <strong>Aufmerksamkeit</strong> und Konzentration sind von einem intakten Frontalkortex ab-<br />
hängig