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Potentiometrische pKs-Bestimmung - Universität Potsdam

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<strong>Universität</strong> <strong>Potsdam</strong><br />

Professur für Physikalische Chemie<br />

Grundpraktikum Physikalische Chemie<br />

Dr. T. Beitz, SS 2000<br />

<strong>Potentiometrische</strong> <strong>pKs</strong>-<strong>Bestimmung</strong> schwacher Säuren<br />

Die potentiometrische Titration schwacher Säuren ergibt bei graphischer Auswertung charakteristische<br />

Neutralistationskurven. Aus diesen sind die <strong>pKs</strong>-Werte der Säuren abzulesen.<br />

Aufgaben<br />

Bestimmen Sie experimentell bei konstanter Temperatur<br />

- die Eichfunktion des verwendeten pH-Meßgerätes<br />

- die Titrationskurven (pH als Funktion des zugefügten Laugevolumens) von drei bis vier Säuren<br />

Ermitteln Sie<br />

- aus den Titrationskurven pH = f(VLauge) und den Kurven der 1. Ableitungen ∆pH/∆VLauge = f(VLauge)<br />

die Äquivalenzpunkte (ml Laugeverbrauch).<br />

- aus den Titrationskurven pH = f(VLauge) die dem halben Laugevolumen entsprechenden pH-Werte.<br />

- aus den pH-Werten am Halbneutralisationspunkt die <strong>pKs</strong>-Werte der Säuren.<br />

Grundlagen des Versuchs<br />

Das Dissoziationsgleichgewicht schwacher Säuren<br />

wird beschrieben durch<br />

oder<br />

K<br />

K<br />

s<br />

s<br />

a + ⋅ a −<br />

H A<br />

= (1)<br />

a<br />

HA<br />

c ⋅ c H<br />

=<br />

c<br />

HA<br />

A<br />

f<br />

⋅<br />

+ − + ⋅<br />

H<br />

f<br />

f<br />

HA<br />

A<br />

−<br />

Da der Aktivitätskoeffizient fHA auch bei höheren Konzentrationen annähernd eins ist, kann in Gleichung<br />

(1) aHA durch cHA ersetzt werden, so daß man durch Logarithmieren erhält:<br />

lg K<br />

Wegen<br />

gilt:<br />

HA H +<br />

A<br />

−<br />

A<br />

+ + lg +<br />

s = lg a H<br />

lg f A<br />

c HA<br />

− +<br />

lg K s ≡ pK s und − lg a H<br />

cHA<br />

= + − lg f A<br />

c<br />

c<br />

−<br />

≡ pH<br />

pK s pH lg<br />

−<br />

(2)<br />

−<br />

A<br />

1


Bei schwachen Säuren (die mit dem während der Neutralisation entstehenden Salz ein Puffergemisch<br />

bilden) ist die Konzentration cA- des Anions praktisch gleich der des Salzes, während die Gleichgewichtskonzentration<br />

cHA der undissoziierten Säure mit der Gesamtkonzentration der an diesem Punkt noch<br />

vorhandenen Säure identisch ist. Die Henderson-Hasselbalchsche Gleichung (2) stellt also den pH-Wert<br />

eines Puffergemisches als Funktion des Konzentrationsverhältnisses von Salz und Säure dar. Ist die Säure<br />

zur Hälfte neutralisiert (die Konzentration des entstandenen Salzes also gleich der der restlichen Säure),<br />

so ist der potentiometrisch gemessene und um den Betrag lg fA- verminderte pH-Wert dem gesuchten <strong>pKs</strong>-<br />

Wert numerisch gleich.<br />

Vorbereitungsfragen<br />

1. Was sind Pufferlösungen?<br />

2. Welche vereinfachenden Voraussetzungen wurden bei der Herleitung der Henderson-<br />

Hasselbalchschen Gleichung (2) benutzt?<br />

3. Wovon hängt die Säurekonstante schwacher Säuren ab?<br />

4. Warum ist bei mehrbasigen Säuren der pH-Wert der ersten Dissoziationsstufe kleiner als der der<br />

folgenden Stufen?<br />

5. Wie unterscheiden sich die Titrationskurven starker und schwacher Säuren?<br />

6. Beschreiben Sie den Aufbau einer pH-Einstabmeßkette!<br />

7. Welche anderen Methoden zur <strong>Bestimmung</strong> von <strong>pKs</strong>-Werten kennen Sie?<br />

Durchführung des Versuchs<br />

a) Geräte<br />

pH-Meter mit Einstabmeßkette, Temperaturfühler und Elektrodenhalter, Eppendorfpipetten (100 µl, 500<br />

µl), Vollpipette 5 ml, Magnetrührwerk, 100-ml-Becherglas, Spritzflasche<br />

b) Reagenzien<br />

0.1 M NaOH, ca. 0.1 M Lösungen schwacher Säuren (z.B. Essigsäure, Bromessigsäure, Propionsäure,<br />

Brompropionsäure u.ä.), 2-5 Eichpufferlösungen (pH 2 bis 10), gesättigte KCl-Lösung, destilliertes<br />

Wasser.<br />

c) Arbeitsablauf<br />

- Eichen Sie das pH-Meter mit Hilfe der Pufferlösungen entsprechend der ausliegenden Bedienungsanleitung!<br />

- Verdünnen Sie 5 ml Säure im Becherglas auf 50 ml und stellen Sie das Rührwerk auf langsame<br />

konstante Rührgeschwindigkeit! Titrieren Sie diese Lösung mit insgesamt 10 ml NaOH zunächst in<br />

Schritten von 0.5 ml! Notieren Sie nach jeder Zugabe von NaOH den pH-Wert! In der Nähe des zu<br />

erwartenden Äquivalenzpunktes (zwischen 4 und 6 ml NaOH) wird die Schrittweite auf 0.1 ml verringert,<br />

um den Äquivalenzpunkt genau erfassen zu können.<br />

- Zeichnen Sie nach jeder Meßreihe die Titrationskurve und wiederholen Sie notfalls die Messung, falls<br />

der Äquivalenzpunkt nicht im erwarteten Bereich liegt oder die Kurve bis zum Äquivalenzpunkt stark<br />

schwankt.<br />

- Zu Beginn jeder Meßreihe ist die Meßkette mit dest. Wasser zu spülen. Am Ende des Praktikums wird<br />

die mit dest. Wasser abgespülte Einstabmeßkette wieder in die mit 3 M KCl gefüllte Kappe gesetzt.<br />

2


d) Meßprotokoll<br />

cNaOH = ... M<br />

Faktor = ...<br />

Volumen Säure: 5 ml, verdünnt auf 50 ml<br />

Essigsäure Bromessigsäure Propionsäure Brompropionsäure<br />

VNaOH, ml pH ϑ, °C pH ϑ, °C pH ϑ, °C pH ϑ, °C<br />

0<br />

0.5<br />

...<br />

Auswertung<br />

Stellen Sie die Titrationskurven pH = f(VNaOH) grafisch dar (siehe Abb. 1)! Anhand dieser Darstellung<br />

kann der Äquivalenzpunkt Vx grob abgeschätzt werden. Da der Äquivalenzpunkt mathematisch dem<br />

Wendepunkt der Titrationskurve entspricht, kann er durch numerische Differentiation genau bestimmt<br />

werden. Die 1. Ableitung der Titrationskurve hat am Äquivalenzpunkt ein Maximum, die 2. Ableitung eine<br />

Nullstelle (siehe Abb. 2). Zur Bildung der 1. Ableitung sind die Differenzenquotienten ∆pH/∆VNaOH<br />

zwischen je zwei aufeinanderfolgenden Wertepaaren der Titrationskurve zu berechnen. Der diesem Wert<br />

der Ableitungskurve zugehörige x-Wert ist das mittlere Volumen Natronlauge, auf das sich die jeweilige<br />

Differenz bezieht. Wurde bei VNaOH = 4.50 ml ein pH von 5.6, und bei VNaOH = 4.60 ml ein pH von 5.8<br />

gemessen, lautet das Wertepaar der 1. Ableitung (VNaOH; ∆pH/∆VNaOH) = (4.55; 0.2/0.10) = (4.55; 2.0).<br />

Wurde der Äquivalenzpunkt Vx als x-Wert des Maximums der 1. Ableitung bestimmt, wird anhand der<br />

grafischen Darstellung der Titrationskurve der zu Vx/2 zugehörige pH-Wert abgelesen (siehe Abb. 1).<br />

Abb. 1: <strong>Bestimmung</strong> des Halbäquivalenzpunktes. Abb. 2: <strong>Bestimmung</strong> des Äquivalenzpunktes.<br />

Zur Berechnung des <strong>pKs</strong>-Wertes nach Gleichung (2) muß fA- abgeschätzt werden. Dies geschieht mit Hilfe<br />

der Ionenstärke I anhand<br />

lg f<br />

i<br />

2<br />

i<br />

= −0.<br />

509 ⋅ z I<br />

(3)<br />

Diese Gleichung gilt für Lösungen mit Ionenstärken I < 0.01 M. Die Ionenstärke der Lösung am Halbäquivalenzpunkt<br />

resultiert aus der an diesem Punkt vorhandenen Konzentration des Natriumsalzes der<br />

schwachen Säure. Wurden z.B. bis zum Halbäquivalenzpunkt 2.5 ml 0.1 M NaOH verbraucht, so beträgt<br />

die Salzkonzentration<br />

c<br />

NaA<br />

pH<br />

<strong>pKs</strong><br />

=<br />

2.<br />

5 ml<br />

Vx/2<br />

52.<br />

5 ml<br />

−1<br />

⋅ 0.<br />

1 mol ⋅ l<br />

Vx<br />

=<br />

VNaOH, ml<br />

4.<br />

76 ⋅10<br />

−3<br />

∆pH<br />

∆VNaOH<br />

mol ⋅ l<br />

3<br />

−1<br />

Vx<br />

VNaOH, ml


Da es sich um einen einwertigen 1:1 Elektrolyten handelt, ist die Ionenstärke nach<br />

=<br />

1<br />

I<br />

2<br />

∑ ⋅ c<br />

2<br />

i i z<br />

mit der Salzkonzentration identisch.<br />

Diskussion der Ergebnisse<br />

- Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse mit den <strong>pKs</strong>-Werten aus der Literatur und schätzen Sie die Güte Ihrer<br />

Messungen ein!<br />

- Erklären Sie Unterschiede der <strong>pKs</strong>-Werte verschieden substituierter Essigsäuren anhand von Substituenteneffekten!<br />

4

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