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B II - 1 - Überführungszahlen und Wanderungsgeschwindigkeit

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B <strong>II</strong> - 1 - <strong>Überführungszahlen</strong> <strong>und</strong> <strong>Wanderungsgeschwindigkeit</strong><br />

Aufgaben:<br />

1. Bestimmung der Hittorfschen <strong>Überführungszahlen</strong> von K + - <strong>und</strong> OH - -Ionen in 0.1N<br />

KOH oder von H + 2−<br />

- <strong>und</strong> SO 4 -Ionen in 0.1N H2SO4<br />

<strong>und</strong> Berechnung ihrer<br />

Ionenäquivalentleitfähigkeiten.<br />

2. Bestimmung der <strong>Wanderungsgeschwindigkeit</strong>en <strong>und</strong> Berechnung der <strong>Überführungszahlen</strong>,<br />

der Ionenäquivalentleitfähigkeiten sowie der Beweglichkeiten von H + -, K + -<br />

<strong>und</strong> Cl - -Ionen.<br />

Stichworte zur Vorbereitung:<br />

- spezifische Leitfähigkeit<br />

- molare Leitfähigkeit<br />

- Äquivalentleitfähigkeit<br />

- Ionenbeweglichkeit<br />

- Ionenäquivalentleitfähigkeit<br />

- Kohlrausch-Gesetz der<br />

unabhängigen Ionenwanderung<br />

Literaturhinweise:<br />

- Kohlrausch- c-Gesetz<br />

- Hittorfsche Überführung<br />

- Waldensche Regel<br />

- Einfluß von Viskosität <strong>und</strong><br />

Solvathülle auf die<br />

Ionenbeweglichkeit<br />

- Protonenleitfähigkeit<br />

- Wedler : Kap. 1.6<br />

- Atkins : Kap. 24<br />

- Hamann-Vielstich : Elektrochemie I, Taschentext 41, Verlag Chemie, S. 17-49<br />

Gr<strong>und</strong>lagen zu Aufgabe 1:<br />

Die <strong>Überführungszahlen</strong> t+ <strong>und</strong> t- sind definiert als das Verhältnis aus dem von Kationen bzw.<br />

Anionen transportierten Teilstrom I+ bzw. I- <strong>und</strong> dem Gesamtstrom, der durch eine<br />

Elektrolysezelle fließt:<br />

(B <strong>II</strong> - 1-1):<br />

Demzufolge gilt:<br />

t<br />

+<br />

I + I +<br />

= =<br />

(B <strong>II</strong> - 1-2):<br />

I + I I<br />

+<br />

(B <strong>II</strong> - 1-3): t t = 1.<br />

−<br />

+ + −<br />

t<br />

−<br />

I − I −<br />

= = .<br />

I + I I<br />

+<br />


Ersetzt man dann den Strom I durch die Ladung Q = I·t, ergibt sich:<br />

(B <strong>II</strong> - 1-4):<br />

Ferner gilt:<br />

Q +<br />

t + = (B <strong>II</strong> - 1-5):<br />

Q<br />

λ<br />

(B <strong>II</strong> - 1-6): =<br />

Λ<br />

+<br />

t +<br />

(B <strong>II</strong> - 1-7):<br />

λ<br />

=<br />

Λ<br />

−<br />

t − .<br />

Q −<br />

t − = .<br />

Q<br />

λ+, λ-: Ionenäquivalentleitfähigkeit<br />

Λ: Äquivalentleitfähigkeit<br />

Im Versuch werden die <strong>Überführungszahlen</strong> nach Elektrolyse von 0.1N KOH oder 0.1N<br />

H2SO4 in einer Hittorf-Zelle bei konstantem Strom <strong>und</strong> anschließender Bestimmung der<br />

Änderung der Äquivalente an OH - -Ionen (KOH) bzw. H + -Ionen (H2SO4) im Anoden- <strong>und</strong><br />

Kathodenraum ermittelt (vgl. Versuchsdurchführung).<br />

Bei der Elektrolyse sowohl von KOH als auch von H2SO4 wird an der Kathode Wasserstoff<br />

<strong>und</strong> an der Anode Sauerstoff entwickelt. (Geben Sie die Gleichungen für die Elektrodenreaktionen<br />

an!)<br />

Die Menge der an Anode <strong>und</strong> Kathode durch die Ladung Q = I·t entladenen Ionenäquivalente<br />

Q Q Q<br />

ist gleich . Durch Wanderung werden die Mengen t+· an Kationen <strong>und</strong> t-· an Anionen<br />

F<br />

F<br />

F<br />

transportiert. Bei Berücksichtigung beider Effekte in Anoden- <strong>und</strong> Kathodenraum erhält man<br />

folgende Bilanz:<br />

a) KOH<br />

K +<br />

OH -<br />

H +<br />

Anodenraum Kathodenraum<br />

Entladung Wanderung Entladung Wanderung<br />

---<br />

Q<br />

-t+·<br />

F<br />

---<br />

Q<br />

+t+·<br />

F<br />

Q<br />

-<br />

F<br />

Q<br />

+t-·<br />

F<br />

---<br />

Q<br />

-t-·<br />

F<br />

--- ---<br />

---<br />

Q Q -<br />

- = + an OH<br />

F F<br />

Q Q<br />

nE = nA - + t-·<br />

F F<br />

Q Q<br />

nE = nA + - t-·<br />

F F<br />

n E − n A<br />

t- = ⋅ F + 1<br />

I ⋅ t<br />

n A − n E<br />

t- = ⋅ F + 1<br />

I ⋅ t<br />

nA, nE: vorhandene Stoffmenge an OH - vor bzw. nach der Elektrolyse in Mol


) H2SO4<br />

Anodenraum Kathodenraum<br />

Entladung Wanderung Entladung Wanderung<br />

H +<br />

---<br />

Q<br />

-t+·<br />

F<br />

Q<br />

-<br />

F<br />

Q<br />

+t+·<br />

F<br />

2−<br />

SO 4<br />

---<br />

Q<br />

+t-·<br />

F<br />

---<br />

Q<br />

-t-·<br />

F<br />

OH -<br />

Q Q +<br />

- = + an H<br />

F F<br />

--- --- ---<br />

Q Q<br />

nE = nA + - t+·<br />

F F<br />

Q Q<br />

nE = nA - + t+·<br />

F F<br />

n A − n E<br />

t+ = ⋅ F + 1<br />

I ⋅ t<br />

n E − n A<br />

t+ = ⋅ F + 1<br />

I ⋅ t<br />

nA, nE: vorhandene Stoffmenge an H + vor bzw. nach der Elektrolyse in Mol<br />

Versuchsaufbau <strong>und</strong> -durchführung Aufgabe 1:<br />

Die Elektrolyse wird in der<br />

nebenstehend abgebildeten<br />

Hittorf-Zelle durchgeführt.<br />

Anoden-, Kathoden- <strong>und</strong><br />

Mittelraum sind durch Fritten<br />

voneinander getrennt, um eine<br />

Vermischung der<br />

aneinandergrenzenden Lösungen<br />

zu vermeiden. Anode <strong>und</strong><br />

Kathode sind Platinelektroden.<br />

1. Die Zelle wird gründlich<br />

mit tridest. Wasser<br />

gespült. Anschließend<br />

wird sie aus einer Bürette<br />

mit 0.1N KOH bzw.<br />

0.1N H2SO4 gefüllt. Der<br />

Flüssigkeitsspiegel soll in<br />

Anoden-, Kathoden- <strong>und</strong><br />

Mittelraum gleich hoch<br />

sein. (Warum?) Die in die<br />

drei Räume eingefüllten<br />

Volumina werden auf dem Meßblatt notiert.<br />

Hittorfzelle<br />

2. Die Elektroden werden eingesetzt <strong>und</strong> über ein Vielfachmeßgerät (Unigor 6 e) mit<br />

einer Stromquelle verb<strong>und</strong>en. Das Netzgerät liefert einen konstanten Strom von<br />

ca. 50mA.<br />

3. Gleichzeitig mit dem Einschalten des Netzgeräts wird eine Stoppuhr betätigt<br />

(mechanische Stoppuhren vorher aufziehen!).<br />

4. Die Elektrolyse soll ca. 90min dauern. Nach Beendigung der Elektrolyse werden die<br />

Elektroden über je einem Titrierbecher abgespült <strong>und</strong> die Inhalte von Anoden-,<br />

Kathoden- <strong>und</strong> Mittelraum in die entsprechenden Titrierbecher gegeben.


5. Die Kalilauge wird mit 0.1N H2SO4, die Schwefelsäure mit 0.1N KOH titriert<br />

(Indikator: Phenolphthalein). Der Faktor der ausstehenden 0.1N KOH muss gesondert<br />

bestimmt werden.<br />

Die Äquivalentleitfähigkeiten der 0.1n Lösungen betragen:<br />

cm ( ) mol<br />

2<br />

Λ KOH = 213.<br />

0 Ω⋅<br />

<strong>und</strong><br />

2<br />

1<br />

cm<br />

Λ ( H 2SO<br />

4 ) = 250.<br />

8 .<br />

2<br />

Ω⋅mol<br />

Gr<strong>und</strong>lagen zu Aufgabe 2:<br />

Ein U-förmiges Glasrohr mit konstantem Querschnitt A wird mit Salzsäure, die mit einem<br />

Indikator angefärbt ist, <strong>und</strong> Kaliumchlorid-Lösung gefüllt, so dass sich eine scharfe Grenzfläche<br />

zwischen den Elektrolyten bildet. An den Enden des Rohres tauchen Platin-Elektroden<br />

ein, wobei die in die Salzsäure eintauchende Elektrode die Kathode ist. Lässt man einen<br />

Strom I fließen, wandert die Grenzfläche in Richtung der Kathode. Nach der Zeit t hat sich<br />

die Grenzfläche um die (vorgegebene) Strecke 1 verschoben. Im Volumen V = A ⋅l<br />

ist<br />

Salzsäure gegen Kaliumchlorid-Lösung ausgetauscht worden. Beträgt die Konzentration der<br />

Salzsäure c(HCl), so ist die Menge c( HCl)<br />

⋅ V an H + gewandert <strong>und</strong> hat dabei die Ladung<br />

= c HCl ⋅ V ⋅ transportiert. Wenn während der Zeit t ein konstanter Strom geflossen<br />

Q H<br />

+<br />

( ) F<br />

ist, läßt sich die Überführungszahl t berechnen:<br />

(B <strong>II</strong> - 1-8):<br />

Eine entsprechende Gleichung ergibt sich für<br />

H<br />

+<br />

( HCl)<br />

c ⋅ V ⋅ F<br />

t + =<br />

.<br />

H I⋅<br />

t<br />

t + . K<br />

Stabilität der Grenzfläche<br />

Damit die Grenzfläche zwischen den Elektrolyten stabil bleibt <strong>und</strong> ihre Wanderung beobachtet<br />

werden kann, müssen die <strong>Wanderungsgeschwindigkeit</strong>en von H + - <strong>und</strong> K + -Ionen gleich<br />

sein:<br />

(B <strong>II</strong> - 1-9): v v + .<br />

+ = H K<br />

Diese Bedingung ist erfüllt, wenn das Verhältnis der Konzentrationen der beiden Elektrolyte<br />

gleich dem der <strong>Überführungszahlen</strong> ihrer Kationen ist, wie im folgenden abgeleitet werden<br />

soll.<br />

vi<br />

Aus Gleichung (B <strong>II</strong> - 1-9) erhält man mit der Definition der Ionenbeweglichkeit u i ≡ :<br />

E<br />

(B <strong>II</strong> - 1-10):<br />

v u ⋅ E = u ⋅ E = v .<br />

H<br />

+ = +<br />

+<br />

+<br />

H HCl K KCl K<br />

E: elektrische Feldstärke<br />

Durch beide Elektrolyte fließt der gleiche Strom. Da die Stromdichte<br />

proportional ist ( i = κ ⋅ E : Ohmsches Gesetz), muß gelten:<br />

(B <strong>II</strong> - 1-11): i = κ HCl ⋅ E HCl = κ KCl ⋅ E KCl . κ: spezifische Leitfähigkeit<br />

I<br />

i = der Feldstärke<br />

A


Aus den Gleichungen (B <strong>II</strong> - 1-10) <strong>und</strong> (B <strong>II</strong> - 1-11) folgt:<br />

(B <strong>II</strong> - 1-12):<br />

u<br />

u<br />

H<br />

K<br />

+<br />

+<br />

E<br />

=<br />

E<br />

KCl<br />

HCl<br />

Setzt man noch κ = Λ ⋅ c <strong>und</strong> u<br />

(B <strong>II</strong> - 1-13):<br />

λ<br />

λ<br />

H<br />

K<br />

+<br />

+<br />

Λ<br />

=<br />

Λ<br />

HCl<br />

KCl<br />

κ<br />

=<br />

κ<br />

i<br />

HCl<br />

KCl<br />

. u: Ionenleitfähigkeit<br />

λ i<br />

= ein, ergibt sich:<br />

F<br />

⋅ c<br />

⋅ c<br />

bzw. mit den Gleichung (B <strong>II</strong> - 1-6) <strong>und</strong> (B <strong>II</strong> - 1-7):<br />

(B <strong>II</strong> - 1-14):<br />

Versuchsdurchführung:<br />

HCl<br />

KCl<br />

,<br />

t<br />

t<br />

H<br />

K<br />

+<br />

+<br />

c<br />

=<br />

c<br />

Λ: Äquivalentleitfähigkeit<br />

1. Das U-Rohr wird mit dest. Wasser <strong>und</strong> dann mit 0.03M Kaliumchlorid-Lösung<br />

gespült. Danach wird ein Schenkel einschließlich der Hahnbohrung mit 0.03M<br />

Kaliumchlorid-Lösung gefüllt. Der Hahn wird geschlossen <strong>und</strong> der andere Schenkel<br />

mit dest. Wasser <strong>und</strong> danach mit 0.05M Salzsäure gespült. Schließlich wird mit 0.05M<br />

Salzsäure (mit Methylorange angefärbt) bis zum Niveau der Kaliumchlorid-Lösung<br />

aufgefüllt.<br />

2. Die Platinelektroden werden eingesetzt <strong>und</strong> der Hahn geöffnet. Die Elektroden werden<br />

an ein Netzgerät angeschlossen (auf die richtige Polung ist besonders zu achten!). Es<br />

soll ein Strom von 5-6mA fließen. Der genaue Wert wird ins Meßblatt eingetragen.<br />

3. Mit einer Stopp- oder Armbanduhr wird die Zeit bestimmt, während der die Grenzfläche<br />

die Strecke 1 zwischen den beiden auf dem U-Rohr angebrachten Marken (die<br />

Länge der Strecke 1 ist am Versuchsplatz angegeben) zurückgelegt hat.<br />

Hinweise zur Auswertung:<br />

1. VU-Rohr = am Versuchsplatz angegeben (auf die Nr. an der Glasapparatur achten!)<br />

0.<br />

05M<br />

HCl<br />

Für 25°C gilt:<br />

0.<br />

03M<br />

KCl<br />

1<br />

: κ = 0.<br />

0192 Ω⋅cm<br />

1<br />

: κ = 0.<br />

0037<br />

2. Zur Berechnung der <strong>Wanderungsgeschwindigkeit</strong> der Chlorid-Ionen wird die<br />

Beziehung t − =<br />

v<br />

v −<br />

+ v<br />

sowie die Gleichung (E 1-3) verwendet.<br />

+<br />

−<br />

HCl<br />

KCl<br />

Ω⋅cm<br />

.

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