Heiko Mell Karrieretipps B - Heiko Mell & Co GmbH
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<strong>Karrieretipps</strong> B<br />
Beförderung ist meist ein Sprung ins kalte Wasser<br />
Ehepartner, Eltern oder Bundeskanzler wird man im Regelfalle ohne vorangehendes systematisches<br />
Schulungsprogramm. Das tröstet vielleicht ein wenig darüber hinweg, dass ein vergleichbares System<br />
auch bei Beförderungen im beruflichen Alltag existiert: Man lässt den Kandidaten einfach im neuen<br />
Amt beginnen, eine vorbereitende Ausbildung oder Schulung findet kaum statt, besonders im<br />
Mittelstand nicht.<br />
Dennoch ist der Kandidat nicht ohne Grundwissen auf diesem Gebiet – und er wird täglich mit einem<br />
„lebenden Vorbild“ konfrontiert: Er hat mehrjährige Erfahrungen als Geführter, in denen er beobachten<br />
konnte, wie „es“ gemacht wird. Weiterhin hat er ständig seinen Chef vor Augen, der ihm zeigt, wie er<br />
führt und der ihn wissen lässt, wie er erwartet, dass unter ihm geführt wird.<br />
Im Normalfall, etwas Begabung vorausgesetzt, reicht das tatsächlich aus – und hat bei Generationen<br />
von Vorgesetzten ausgereicht. Auch die heutigen Chefs eines frisch beförderten Managers dürften<br />
eines Tages einfach ins kalte Wasser geworfen worden sein.<br />
Beliebt bei den Mitarbeitern zu sein, ist für den Chef nicht erstrebenswert<br />
Insbesondere die neu ernannte, erstmals mit Personalverantwortung ausgestattete Führungskraft<br />
sieht sich leicht als Sprecher oder gar Betriebsratsvorsitzender der unterstellten Gruppe. Die Gefahr<br />
ist groß, dass sie mehr Energie darauf verwendet, bei ihren Chefs die Anliegen und Belange ihrer<br />
Mitarbeiter zu vertreten, statt die von „oben“ vorgegebenen Ziele mit Hilfe der eigenen Mitarbeiter<br />
konsequent zu erfüllen.<br />
In letzter Konsequenz ist es dieser Führungskraft wichtiger, bei den unterstellten Mitarbeitern beliebt<br />
zu sein als von „oben“ anerkannt. Das aber ist falsch und stellt das Führungssystem auf den Kopf.<br />
Auch die Vernunft spricht dagegen: Schließlich wird die Führungskraft nach wie vor von „oben“<br />
ernannt und verbindlich beurteilt, nicht jedoch von unten gewählt.<br />
Um auf Dauer einen hohen Leistungsstandard der unterstellten Einheit zu erreichen, braucht die<br />
Führungskraft den Respekt und das Vertrauen ihrer Mitarbeiter. Beliebt bei ihnen zu sein, steht nicht<br />
im Anforderungsprofil – und würde auch nur Konflikte mit den eigenen Chefs hervorrufen.<br />
Berufseinsteiger, Anforderungen an den<br />
Pauschal gesucht wird ein Jungakademiker mit kurzem, zielstrebigem Studium und gutem Examen,<br />
einem relativ geringen Lebensalter, möglichst vielen Praktika in der Branche des Zielunternehmens,<br />
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möglichst Auslandsbezug durch Auslandssemester oder –praktika, fließendem Englisch in Wort und<br />
Schrift, deutlichem außeruniversitären Engagement (studentische Vereinigungen,<br />
Jugendorganisationen o. ä.), einer fachlichen Spezialisierung im Studium, die zur angestrebten<br />
Position/Tätigkeit passt.<br />
Hinzu kommen eventuell Kriterien fachlicher oder persönlicher Art, die in den jeweiligen<br />
Stellenausschreibungen extra genannt werden. Je stärker ein Bewerber von diesem Ideal abweicht,<br />
desto geringer werden seine Chancen, insbesondere bei Top-Unternehmen.<br />
Berufserfahrung: zuviel schadet<br />
Auf dem Arbeitsmarkt ist ein einschlägig berufserfahrener Bewerber dem Anfänger haushoch<br />
überlegen, was die Begehrtheit durch suchende Arbeitgeber angeht. Im Mittelpunkt des Interesses<br />
stehen oft zwei bis drei Jahre Praxis im jeweiligen Metier.<br />
Aber: Die Analyse von Stellenanzeigen zeigt eindeutig, dass fast niemals mehr als fünf Jahre<br />
Erfahrung in einem Sachgebiet verlangt werden, in äußerst seltenen Fällen mögen auch einmal zehn<br />
Jahre gesucht werden. Mehr jedoch nie!<br />
Das bedeutet: Wer bis drei Jahre Erfahrungen in einer Tätigkeit hat, ist vielfach begehrt, wer fünf<br />
Jahre mitbringt, ist auf der Höhe seines fachlichen Wirkens, wer etwa zehn Jahre ausweist, wird noch<br />
toleriert. Wer jedoch siebzehn oder noch mehr Jahre in einer Tätigkeit einräumen muss – ist falsch<br />
qualifiziert, riskiert eine Ablehnung. Die Lösung liegt darin, ab fünf Jahren Erfahrung einen<br />
Tätigkeitswechsel oder einen Aufstieg anzustreben. Mit jedem Wechsel des Arbeitsgebiets bzw. der<br />
Hierarchiestufe beginnt die Zählung der Erfahrungsjahre im jeweiligen Metier wieder bei Null.<br />
Die Grenzen werden enger, wenn ein höheres Alter erreicht ist: Ein Abteilungsleiter von 45 hat seinen<br />
Marktwert, ein Sachbearbeiter dieses Alters ist als Bewerber weniger begehrt.<br />
Berufsleben als „Kampf“<br />
Spätestens nach einigen Jahren Praxis erkennt man, dass man sich tatsächlich immer wieder in<br />
Situationen befindet, die das Wort vom „Existenzkampf“ rechtfertigen. Mal muss man sich dabei gegen<br />
Angriffe wehren, dann wieder ist aktives Vorgehen gefragt. Wer stets nur zurückweicht, nie offensiv<br />
um die Erreichung von Zielen kämpft, geht schnell unter. Stets nur bescheiden seine Pflicht zu tun,<br />
reicht generell auf Dauer nicht aus.<br />
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Beurteilung des Chefs beim Vorgesetztenwechsel erbitten<br />
Wenn nach mehrjähriger Tätigkeit ein Vorgesetzter intern wechselt oder die Firma verlässt, geht die<br />
gesamte Beurteilung des Mitarbeiters durch diesen Chef verloren. Wird bald danach die Ausstellung<br />
eines Zeugnisses erforderlich, fällt dieses Dokument sehr häufig nichtssagend und kurz aus.<br />
Es ist daher ratsam, den ausscheidenden Vorgesetzten in jedem Fall um ein Zwischenzeugnis oder<br />
zumindest um die Erstellung einer Beurteilung für die Personalakte zu bitten.<br />
Oft beurteilt ein neuer Vorgesetzter den Mitarbeiter kritischer als der Vorgänger. Dann ist es<br />
besonders wichtig, die positivere Aussage des alten Chefs schriftlich festgehalten zu haben – sonst<br />
bestimmt allein der neue Vorgesetzte den Tenor eines eventuellen Zeugnisses.<br />
Bewerbung<br />
Die Bewerbung ist ein Vorgang, mittels dessen sich ein Arbeitnehmer um eine Anstellung als<br />
„abhängig Beschäftigter“ (offizielle Definition des Angestellten) bemüht.<br />
Die Bewerbung wird meist in schriftlicher Form gestaltet und sollte als „Verkaufsprospekt in eigener<br />
Sache“ so abgefasst werden, dass sie den Interessen des sozial stärkeren Empfängers der<br />
Bewerbung dient – dieser gilt als potenzieller „Käufer“ der Arbeitskraft des Bewerbers.<br />
Im Regelfall besteht eine Bewerbung aus einem Anschreiben (Begleitbrief), einem Lebenslauf und<br />
den wichtigsten Zeugnissen.<br />
Die beweiskräftige Darlegung seiner Qualifikation ist eine Bringschuld des Bewerbers, er muss<br />
begründen, dass bzw. warum er für die angestrebte Position geeignet ist.<br />
Für den Bewerbungsempfänger gilt: Im Zweifelsfall entscheidet er gegen den Bewerber (Gegensatz z.<br />
B. zum Strafrecht, in dem Zweifel zu Gunsten des Menschen gewertet werden, über den dort<br />
„gerichtet“ wird).<br />
Bewerbung als Arbeitsprobe<br />
Der Bewerbungsempfänger möchte durchaus gern wissen, wie denn der jeweilige Kandidat im<br />
Tagesgeschäft arbeitet. Die Beifügung ausführlicher Arbeitsproben ist jedoch nicht üblich. Also nimmt<br />
der potenzielle Arbeitgeber die ihm vorgelegte Bewerbung als Arbeitsprobe.<br />
Er schließt daraus auf Sorgfalt und Zuverlässigkeit, Intelligenz und Bildungsgrad – und vor allem auf<br />
die Bereitschaft, sich in einer extrem wichtigen Angelegenheit überdurchschnittlich zu engagieren.<br />
„Boshafterweise“ geht der Bewerbungsempfänger davon aus, dass die Bewerbung, an der ja die<br />
ganze Existenz des Absenders hängen könnte, ein Beispiel für das ist, was der Bewerber maximal<br />
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leisten kann. Er unterstellt also, dass bei drei Fehlleistungen im Anschreiben spätere Ausarbeitungen<br />
zehn oder fünfzehn Fehler pro Seite enthalten werden. Daher sind Rechschreib- und sonstige<br />
Sprachfehler, Verstöße gegen die Logik in der Argumentation, vergessene Zeugniskopien o. ä.<br />
ebenso absolut unverzeihlich wie das erkennbare Bemühen, mit einem Minimum an Aufwand<br />
auszukommen.<br />
Bewerbung, Beweisführung in der<br />
Zur Verblüffung der meisten Bewerber gilt: Grundsätzlich wird erst einmal pauschal geglaubt und<br />
akzeptiert, was der Bewerber behauptet. Das Prinzip ist völlig logisch, denn üblicherweise ist der<br />
Bewerber heute in ungekündigter Position bei einem Unternehmen tätig und hat oft über die ganzen<br />
Jahre dort kein Zwischenzeugnis. Er muss auch im gesamten Bewerbungsprozess keinerlei Beweise<br />
für seine Angaben über dieses Beschäftigungsverhältnis und die dort erzielten Erfolge vorlegen.<br />
Daraus folgt: Die Eigenangaben in Anschreiben und Lebenslauf sind zunächst entscheidend. Wenn<br />
Sie angeben, fließend Italienisch zu sprechen oder SAP R/3 zu beherrschen, wird das erst einmal<br />
geglaubt, die Beifügung von Dokumenten darüber ist nicht zwingend erforderlich (viel Papier bläht<br />
eine Bewerbung nur auf).<br />
Aber: Es ist üblich und wird erwartet, dass folgende Dokumente (unbeglaubigte Fotokopien) beigefügt<br />
werden: Studien-Hauptexamen mit Noten(!), möglichst auch der höchste Schulabschluss, eventuelle<br />
Lehr-/Ausbildungsabschlüsse, Dokumente über wichtige Zusatzabschlüsse (Bilanzbuchhalter,<br />
Schweißfachingenieur, Steuerberater) und ausnahmslos alle Arbeitgeberzeugnisse, die ab<br />
Studienabschluss vorliegen.<br />
Bewerbung; Das „Kompetenzprofil“ in der ...<br />
Diese von Bewerbungsratgebern mitunter empfohlenen Ausarbeitungen rangieren auch unter „3.<br />
Seite“, „Was Sie sonst noch über mich wissen sollten“ o. ä.<br />
Abgesehen von diversen anderen Bedenken: Sie werden vom Bewerber selbst erstellt – genau das ist<br />
ihre zentrale Schwäche! Anders herum gesagt: Ein professioneller Bewerbungsanalytiker, der etwas<br />
um die eigene Auflistung der „Kompetenz“ des Bewerbers gibt, ist „tot“.<br />
Nützlich kann es hingegen sein, auf einer solchen Seite genau die speziellen Qualifikationsdaten oder<br />
gelösten Aufgaben/bearbeiteten Projekte aufzulisten, die in der Stellenanzeige gefordert waren. Das<br />
würde aber nur bei Sachangaben gelten, die Bewertung von Eigenschaften und Fähigkeiten sollte der<br />
Bewerber unterlassen; die Gefahr, ins Eigenlob abzugleiten, ist viel zu groß.<br />
Besser ist es in jedem Fall, die Angaben in Anschreiben und Lebenslauf(!) jeweils individuell auf die<br />
Zielposition auszurichten, Gefordertes herauszustreichen und hier Überflüssiges wegzulassen. Die<br />
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ideale Bewerbung ist wie ein sorgfältig auf ein bestimmtes „Schloss“ (Position) zielender, passend<br />
gefeilter „Schlüssel“. Der braucht kein beigefügtes Kompetenzprofil – man sieht, dass er passt.<br />
Bewerbung, Erfüllung von „Käuferwünschen“ in der<br />
Auf dem Arbeitsmarkt tritt der potenzielle Arbeitgeber als zahlender Käufer, der Bewerber als<br />
Verkäufer der Leistung auf. Wie überall in der Marktwirtschaft gilt: Der Verkäufer hat die Wünsche des<br />
Käufers zu erfüllen – was dieser ausdrücklich will, muss er bekommen. Beispiel: Zusendung per E-<br />
Mail oder per klassischer Mappe, Gehaltsangabe, Telefonanruf vor Einsendung oder nicht.<br />
Maßgebend ist der im Text der Anzeige geäußerte Wunsch, ihm zuwiderzuhandeln ist<br />
kontraproduktiv. Ist zu Einzelfragen kein „Käuferwunsch“ erkennbar, ist der „Verkäufer“ grundsätzlich<br />
frei in seiner Entscheidung in diesem Punkt.<br />
Aber Achtung: Auch dann gibt es übliche Standards, allgemeine Erwartungen, geschäftsübliches<br />
Gebaren. Bewerbungsempfänger hegen grundsätzliche Erwartungen an Bewerber, die sie als<br />
selbstverständlich ansehen, auch wenn sie nicht extra darauf hinweisen. Beispiel: Wird lediglich ein<br />
„Dipl.-Kfm. mit drei Jahren Praxis im Rechnungswesen“ gesucht, gilt automatisch: nicht älter als<br />
Anfang 30, Examen nicht schlechter als befriedigend, keine hektischen Arbeitgeberwechsel, passende<br />
Branche etc.<br />
Bewerbung; „Eyecatcher“ in der ...<br />
Gelegentlich taucht in Bewerbungsratgebern die Empfehlung auf, sogenannte Blickfänger in<br />
Bewerbungen einzuarbeiten. Von auf die Mappe aufgeklebten Blumenbildchen war ebenso schon die<br />
Rede wie z. B. von Formulierungs-Gags im „Betreff“ des Anschreibens. Damit soll sich der Bewerber<br />
aus der Masse anderer Zuschriften abheben.<br />
Zumindest bei der Bewerbung von Akademikern wird dringend davor gewarnt! Ein lesender Profi wird<br />
grundsätzlich niemals einen solchen Gag mit echter Qualifikation verwechseln. Außerdem ist bei<br />
einem solchen „Kunstgriff“ stets auch der Verdacht naheliegend, der entsprechende Bewerber trete<br />
auch im Alltag entsprechend unkonventionell auf, benutze Gags bei Vorlagen für die Geschäftsleitung<br />
etc. (die Bewerbung ist stets auch eine Arbeitsprobe!).<br />
Selbstverständlich gibt es auch so genügend Raum für jeden Bewerber, sich aus der Masse<br />
herauszuheben: Wer einfach nur genau mitbringt, was in der Anzeige gewünscht war, hat schon 90 %<br />
der Mitbewerber ausgebootet. Wer dann noch besonders gute Zeugnisse, einen besonders<br />
erfolgreichen Werdegang und eine überzeugende Persönlichkeit hat, verfügt über einen soliden<br />
Vorsprung. Ein rundum „guter“ Bewerber braucht keinen Eyecatcher – er ist einer!<br />
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Bewerbung, Form und Aufbau der<br />
Erfolgsentscheidend sind nicht die Vorstellungen des Absenders, sondern die des Empfängers, der<br />
vielleicht 100 Zuschriften lesen muss, bevor er seine Auswahlentscheidung trifft. Er ist in der Regel<br />
Profi und sucht Fakten; jede Art von Gag und origineller Gestaltungsidee stört ihn (Ausnahmen:<br />
spezielle Branchen wie Werbeagenturen etc.).<br />
Die „einmalige Persönlichkeit“ des Bewerbers wird durch die Fakten im Lebenslauf und in den<br />
Zeugnissen deutlich, der eventuelle Versuch, die individuelle Persönlichkeit durch besondere<br />
Formulierung oder gar optische Gestaltung hervorzuheben oder zu unterstreichen, ist kontraproduktiv.<br />
Das gilt insbesondere für Äußerlichkeiten wie Foto, grafische Elemente in oder farbige Gestaltung von<br />
Lebenslauf und Anschreiben.<br />
Der Gesamtcharakter soll einem seriösen, sachlichen Geschäftsbrief mit Anlagen entsprechen, der in<br />
einer zweckmäßigen Bewerbungsmappe verpackt ist. Als Empfehlung: kein Deckblatt, keine Register,<br />
kein Inhaltsverzeichnis, keine Auflistung der Anlagen.<br />
Bewerbung, gezielte Ausrichtung der<br />
Die optimale Bewerbung ist gehalten im Stil eines „Verkaufsprospekts in eigener Sache“, sie stellt in<br />
werbewirksamer aber nicht marktschreierischer Form die Qualifikation des Bewerbers dar,<br />
ausgerichtet auf die Interessen des Empfängers. Dieser will nachweisbare Kenntnis- und<br />
Erfahrungswerte erkennen, aber weder Eigenlob noch eine Selbstbeurteilung lesen.<br />
Im Idealfall ist die zu besetzende Position öffentlich ausgeschrieben. Dann gleicht sie einem Schloss,<br />
das in allen technischen Details detailliert beschrieben ist. Die optimale Bewerbung ist dann der<br />
passende(!) Schlüssel. Es gilt für den Bewerber nicht, den schönsten, größten oder am edelsten<br />
dargebotenen, sondern den lt. Anzeigenbeschreibung sauber passenden Schlüssel zu offerieren.<br />
Gelingt dieser Nachweis, ist viel erreicht: Etwa 90 % aller Bewerber gelingt das nicht, ihre Zuschrift<br />
wird nach kurzer (< 1 Min.) Durchsicht als ungeeignet eingestuft. Konkret: Ein „Schlüssel“, der passt,<br />
muss weder poliert noch vergoldet werden; dass er passt, ist Sensation genug. Beim unpassenden<br />
Schlüssel hilft weder Polieren noch Vergolden.<br />
Bewerbung, Problembewusstsein zeigen in der<br />
Das Ideal eines Bewerbers aus der Sicht des Bewerbungsempfängers ist selbstverständlich das<br />
Prädikat „ohne Probleme“. Das bedeutet, es muss wirklich nichts erklärt werden, weder hat er zu<br />
lange studiert, noch zu schlechte Noten, weder hat er zu oft gewechselt, noch besonders kritische<br />
Arbeitgeberzeugnisse o. ä. Da die Entscheider in Bewerbungsangelegenheiten meist selbst<br />
Angestellte sind, die sich für ihre Handlungen verantworten müssen, bevorzugen sie Kandidaten, die<br />
nicht schon im Vorfeld der Einstellung irgendwie „auffällig“ sind.<br />
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Hat ein Bewerber nun in den Augen des Bewerbungsempfängers ganz klar Probleme (z. B. schon<br />
zwei aufeinanderfolgende viel zu kurze Dienstzeiten, zu denen sich jetzt vermutlich eine dritte gesellt),<br />
dann sollte er zumindest Problembewusstsein zeigen und die Dinge offen ansprechen (dabei ist es<br />
natürlich erstrebenswert, eine Erklärung zu finden, die den Leser für die Zukunft optimistisch stimmt).<br />
Sonst glaubt der Empfänger noch, der Bewerber hätte noch nicht einmal so viele Kenntnisse der<br />
Spielregeln, dass er sein Defizit überhaupt bemerkt hat. Noch schlimmer wäre ein offensives<br />
Verteidigen durch aktives Leugnen der Probleme („Meine häufigen Wechsel sind positiv!“).<br />
Bewerbungsideal: aus ungekündigter Position<br />
Als Bewerber muss man wissen, dass alle wesentlichen Regeln dieses Metiers von einem Ideal<br />
ausgehen: Der Bewerber ist in einem ungekündigten Arbeitsverhältnis; er muss keineswegs wechseln,<br />
er steht nicht unter Zeitdruck; es geht ihm gut, mit der Bewerbung will er erreichen, dass es ihm noch<br />
besser geht. Und: Er hat beliebig viel Zeit, kann in Ruhe abwägen und entscheiden.<br />
Wer diesem Ideal nicht entspricht, wird schnell Probleme mit dem gesamten Bewerbungssystem<br />
bekommen.<br />
Daraus folgt: Ist die Idealsituation nicht gegeben, sinken die Chancen, eine Idealposition zu erringen,<br />
deutlich. Mit dem Zwang zu Kompromissen (Hierarchieebene, Einkommen, Standort) muss dann<br />
gerechnet werden. Insbesondere ein Zeitdruck erweist sich für einen Bewerber als gravierendes<br />
Handikap: Ist Arbeitslosigkeit bereits eingetreten oder droht sie konkret, geht ein großer Teil der<br />
Souveränität verloren, die einem Bewerber zu wünschen wäre.<br />
Die Analyse von Lebensläufen zeigt, dass Kandidaten oft am Beginn einer Problemsituation die Suche<br />
nach einer neuen Position nicht energisch genug betreiben und so wertvolle Zeit vergeuden.<br />
Bewerbungsmappe<br />
Beim Postversand ist sie zwingend erforderlich. Die Bewerbungsmappe ist ein reines<br />
Arbeitsinstrument, das nur nach Zweckmäßigkeitskriterien zu beurteilen ist – durch besonders<br />
elegante, wertvoll erscheinende Exemplare ist der lesende Profi (Bewerbungsempfänger) nicht zu<br />
beeinflussen; übertriebener Aufwand stößt ihn eher ab.<br />
Achtung: Im Schreibwarenhandel sitzen keine Fachleute des industriellen Bewerbungsprozesses!<br />
Pappmappen, die auseinandergeklappt die Fläche von drei DIN A4-Seiten einnehmen, sind für den<br />
Bewerbungsempfänger eher unpraktisch – sie brauchen bei der Bearbeitung zu viel Platz, die nur lose<br />
eingeklemmten Seiten fallen leicht heraus.<br />
Empfehlenswert ist ein dünner, flexibler Kunststoffordner mit durchsichtigem Deckblatt in eher<br />
zurückhaltender Farbe; Preisschild entfernen!<br />
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Bewerbung, Wahrheitsgehalt von Absagen<br />
Absagen nach Bewerbungen lassen nur einen sicheren Schluss zu: Das suchende Unternehmen hat<br />
sich nicht für diesen Kandidaten entschieden und wird ihn nicht einstellen. Alles andere ist reine<br />
Spekulation – auch dann, wenn augenscheinlich eine konkrete Begründung für den negativen<br />
Bescheid gegeben wird. Es ist nicht davon auszugehen, dass eine solche schriftliche Begründung der<br />
Wahrheit entspricht. Nicht einmal „harmlose“ Erklärungen darf der Bewerber glauben („Wir haben uns<br />
für einen branchenerfahrenen Mitbewerber entschieden“ – in Wirklichkeit ist vielleicht niemand<br />
eingestellt worden und die Position wird erneut ausgeschrieben).<br />
Ein Bewerber, der an einer offenen Aussage über die wahren Gründe für sein Scheitern interessiert ist<br />
(und sich z. B. dafür interessiert, welches Bild das suchende Unternehmen nach<br />
Vorstellungsgesprächen von ihm gewonnen hat), kann nur vorsichtig versuchen, auf telefonischem<br />
Wege etwas zu erfahren. Wichtig ist dabei, dass er sich auch unbequeme Wahrheiten gelassen anhört<br />
– und nicht mehr darüber „diskutiert“!<br />
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