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Dissoziation, pH, Puffer

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<strong>Dissoziation</strong>, <strong>pH</strong>-Wert und <strong>Puffer</strong><br />

Die Stoffmengenkonzentration (molare Konzentration) c einer Substanz wird in diesem Text in eckigen Klammern<br />

dargestellt, z. B. [CH3COOH] anstelle von cCH3COOH oder c(CH3COOH).<br />

1 Elektrolyte<br />

Elektrolyte sind Stoffe, die in Wasser dissoziieren: Säuren, Basen, Salze.<br />

HCl → H + + Cl –<br />

NaOH → Na + + OH –<br />

NaCl → Na + + Cl –<br />

„Dissoziieren“ ist nicht gleichbedeutend mit „in Lösung gehen“: Zucker beispielsweise löst<br />

sich auf, dissoziiert aber nicht, denn die Zuckermoleküle bleiben als Ganzes erhalten.<br />

Elektrolyte können in unterschiedlich starkem Maße dissoziieren.<br />

Dissoziieren sehr viele Moleküle, spricht man von einem starken Elektrolyten, dissoziieren<br />

nur wenige, so haben wir es mit einem schwachen Elektrolyten zu tun. Diese „Stärke“ eines<br />

Elektrolyten, der <strong>Dissoziation</strong>sgrad α, läßt sich mathematisch ausdrücken als das Verhältnis<br />

der dissoziierten Moleküle zur Gesamtanzahl der Moleküle.<br />

Anzahl der dissoziierten Moleküle<br />

Gesamtzahl der Moleküle<br />

=α<br />

Starke Elektrolyte sind zu über 60 % dissoziiert (α = 1 bis 0,6), schwache Elektrolyte zu weniger<br />

als 1 %. Dazwischen liegen die mittelstarken Elektrolyte.<br />

Fast alle Salze dissoziieren quasi vollständig, ebenso starke Säuren und starke Basen (beispielsweise<br />

HCl, H2SO4, HNO3, NaOH). Mittelstark sind Säuren wie H3PO4, H2SO3 und unter<br />

den Basen die Hydroxide, z. B. Ca(OH)2. Zu den schwache Elektrolyten, die nur zu einem<br />

kleinen Teil dissoziiert sind, gehören neben den organischen Säuren wie H2CO3 oder Essigsäure<br />

auch H2S und HCN sowie die Base NH3(aq).<br />

2 <strong>Dissoziation</strong>sgleichgewicht<br />

Essigsäure ist eine schwache Säure, weniger als 1% aller in Wasser gelösten Essigsäuremoleküle<br />

CH3COOH sind dissoziiert; in der Lösung kommen sowohl die Ionen CH3COO – und H +<br />

als auch die undissoziierten Moleküle CH3COOH vor.


Dabei dissoziieren ständig Moleküle in Ionen, während sich zugleich aber auch aus den Ionen<br />

wieder undissoziierte Molekülen bilden. Man spricht hier von Hinreaktion und Rückreaktion.<br />

Die <strong>Dissoziation</strong>sgleichung wird deshalb mit einem Doppelpfeil geschrieben.<br />

CH3COOH CH3COO – + H +<br />

Bilden sich pro Zeiteinheit ebenso viele Ionen, wie Moleküle aus den Ionen gebildet werden,<br />

haben Hin- und Rückreaktion beide den gleichen Umsatz und es ist ein dynamisches Gleichgewicht<br />

erreicht, in unserem Fall handelt es sich um ein <strong>Dissoziation</strong>sgleichgewicht.<br />

Gibt man Essigsäure in Wasser, beginnt sofort die elektrolytische <strong>Dissoziation</strong>. Der Anteil der<br />

Rückreaktion, also der Rekombination von Acetat-Ionen und Protonen zu Molekülen, ist anfangs<br />

natürlich sehr klein, steigt dann aber mit der Anzahl der dissoziierten Moleküle an, bis<br />

das <strong>Dissoziation</strong>sgleichgewicht erreicht ist.<br />

Nach dem Erreichen des Gleichgewichts liegt eine ganz bestimmte Konzentration c an undissoziierten<br />

Essigsäuremolekülen, an Acetat-Ionen und an Protonen vor. Diese Konzentrationen<br />

und ihr Verhältnis zueinander bleiben konstant. Dies erlaubt die Einführung einer Kennzahl<br />

für die <strong>Dissoziation</strong>:<br />

[CH 3COO − ]⋅[ H + ]<br />

=K , K heißt <strong>Dissoziation</strong>skonstante.<br />

[ CH3COOH ]<br />

Da aus einem Essigsäuremolekül immer ein Acetat-Ion und ein Proton entstehen, ist natürlich<br />

[CH3COOH – ] = [H + ]<br />

Da Essigsäure ein schwacher Elektrolyt ist, ist die Konzentration der undissoziierten Moleküle<br />

im Vergleich zur Konzentration der Ionen sehr hoch, so daß K sehr klein wird, im Falle der<br />

Essigsäure gilt K = 1,8 · 10 –5 .<br />

Allgemein läßt sich die Formel als [ A− ]⋅[ B + ]<br />

=K hinschreiben.<br />

[ AB]<br />

3 Ionenprodukt des Wassers und <strong>pH</strong><br />

● Auch in reinem Wasser dissoziiert ein Teil der Wassermoleküle:<br />

Allerdings dissoziiert Wasser nur in außerordentlich geringem Maße; die Konzentration der<br />

undissoziierten Wassermoleküle ist gegenüber [H + ] und [OH – ] so unverhältnismäßig groß,<br />

daß man sie praktisch als konstant ansehen kann. Deshalb kann man sie auf die andere Seite<br />

der Gleichung bringen und mit K zu einer neuen Konstante k zusammenfassen:<br />

[ H + ]⋅[ OH − ]<br />

[ H 2 O ] = K → [H+ ] · [OH – ] = K · [H2O] =: k<br />

k heißt Ionenprodukt des Wassers und hat den Wert 10 –14 mol 2 /L 2 . Es ist also<br />

[H + ] · [OH – ] = 10 –14 mol 2 /L 2 .


In reinem Wasser ist die Wasserstoff-Ionenkonzentration [H + ] = 10 –7 mol/L und die Hydroxid-<br />

Ionenkonzentration natürlich auch [OH – ] = 10 –7 mol/L.<br />

Gibt man ein kleine Menge Säure in Wasser, dann erhöht sich die Wasserstoff-Ionenkonzentration<br />

[H + ]. Da aber das Ionenprodukt des Wassers eine Konstante ist, muß sich die Konzentration<br />

[OH – ] der Hydroxid-Ionen entsprechend verringern.<br />

Steigt beispielsweise [H + ] auf 10 –3 mol/L an, so muß, damit das Ionenprodukt 10 –14 mol 2 /L 2 erhalten<br />

bleibt, die Hydroxid-Ionenkonzentration [OH – ] von 10 –7 mol/L auf 10 –11 mol/L sinken:<br />

10 –3 mol/L · 10 –11 mol/L = 10 –14 mol 2 /L 2 .<br />

Steigt durch Zugabe einer Lauge die Hydroxid-Ionenkonzentration auf [OH – ] = 10 –4 mol/L an,<br />

so muß, damit das Ionenprodukt 10 –14 mol 2 /L 2 erhalten bleibt, die Wasserstoff-Ionenkonzentration<br />

auf [H + ] = 10 –10 mol/L ansteigen:<br />

10 –10 mol/L · 10 –4 mol/L = 10 –14 mol 2 /L 2 .<br />

● Eine Vereinfachung bei der Schreibweise der Wasserstoff-Ionenkonzentration erreicht man<br />

durch die Angabe des <strong>pH</strong>-Werts.<br />

Der <strong>pH</strong>-Wert ist der negative dekadische Logarithmus der Wasserstoffionenkonzentration,<br />

z. B. entspricht einer Konzentration von aus 10 –7 mol/L der <strong>pH</strong>-Wert 7 und einer Konzentration<br />

von 10 –2 mol/L würde der <strong>pH</strong>-Wert 2 entsprechen. 1<br />

In destilliertem Wasser, das neutral reagiert, ist die Konzentration der Wasserstoff-Ionen genau<br />

so groß wie die der Hydroxid-Ionen:<br />

[H + ] = [OH – ].<br />

Aus dem Ionenprodukt des Wassers folgt<br />

[H + ] = 10 –7 und [OH – ] = 10 –7 mol/L.<br />

In neutraler Lösung liegt der <strong>pH</strong> also bei 7. Damit ist definiert, was sauer, neutral oder basisch<br />

bedeutet:<br />

In wäßrigen Lösungen von Säuren ist der <strong>pH</strong>-Wert kleiner als 7.<br />

In wäßrigen Lösungen von Basen ist der <strong>pH</strong>-Wert größer als 7.<br />

1 Man kann sagen: „Die Lösung hat einen <strong>pH</strong>-Wert von 2“ oder „Die Lösung hat <strong>pH</strong> 2“.


4 <strong>Puffer</strong>lösungen<br />

Wird in einer Lösung die Wasserstoff-Ionenkonzentration durch Zugabe eine Säure oder einer<br />

Lauge geändert, so ändert sich ihr <strong>pH</strong>-Wert. Es gibt jedoch auch Lösungen, bei denen dies<br />

nicht der Fall ist, die sog. <strong>Puffer</strong>lösungen.<br />

Als Beispiel betrachten wir eine Mischung aus verdünnter Essigsäure CH3COOH und wäßriger<br />

Natriumacetatlösung, CH3COONa (letzteres ist ein Salz aus der Essigsäure und einer starken<br />

Base, NaOH).<br />

Die Essigsäure dissoziiert bekanntlich in geringem Maße; ihre Gleichgewichtskonstante ist<br />

K = 1,8 · 10 –5 mol/L:<br />

[CH 3 COO − ]⋅[ H + ]<br />

[ CH 3 COOH ] =K=1,8⋅10−5 mol/L<br />

Als starker Elektrolyt dissoziiert Natriumacetat vollständig, deshalb ist die Konzentration<br />

[CH3COO – ] der Acetat-Ionen gleich der des verwendeten Natriumacetats. (Die Essigsäure<br />

trägt ja nur einen verschwindend geringen Teil bei.)<br />

Die im Nenner stehende Konzentration ist quasi gleich der Konzentration der verwendeten<br />

Essigsäure, da diese ja nur in sehr geringem Maße dissoziiert ist. Aus demselben Grunde ist<br />

auch die Konzentration [H + ] der Wasserstoff-Ionen sehr klein; sie liegt je nach dem Mischungsverhältnis<br />

von Säure und Acetat zwischen 10 –4 und 10 –6 mol/L, der <strong>pH</strong> liegt also zwischen<br />

4 und 6.<br />

All dies und insbesondere die Anwesenheit des Natriumacetats ändert nichts daran, daß die<br />

Gleichgewichtskonstante des Systems bei K = 1,8·10 –5 mol/L liegt.<br />

Was geschieht nun, wenn man der <strong>Puffer</strong>lösung etwas Säure, z. B. HCl hinzufügt? Die Konzentration<br />

der Wasserstoff-Ionen wird zunächst ansteigen, aber die anderen Konzentrationen<br />

im System werden sich sofort so ändern, daß die Gleichgewichtskonstante wieder erreicht<br />

wird.<br />

Was passiert im Einzelnen? Die Wasserstoffionen werden mit den Acetat-Ionen zu Essigsäure<br />

reagieren, so daß die Konzentration der Acetat-Ionen etwas kleiner und die der Essigsäure etwas<br />

stärker wird. Letztlich bleibt die Konzentration der Wasserstoff-Ionen, also der <strong>pH</strong>, annähernd<br />

konstant.<br />

Und was geschieht, wenn man der <strong>Puffer</strong>lösung etwas NaOH-Lösung (Natronlauge) hinzufügt?<br />

Es werden OH – -Ionen frei, die sich mit den wenigen H + -Ionen zu Wasser verbinden. Die<br />

Essigsäure dissoziiert und liefert so lange neue H + -Ionen nach, bis alle OH – -Ionen „verbraucht“<br />

sind. Sie können den <strong>pH</strong> der Lösung also nicht zum Basischen hin verschieben.<br />

Eine <strong>Puffer</strong>lösung setzt sich zusammen aus<br />

• einer schwachen Säure und ihrem Salz mit einer starken Base<br />

• einer schwachen Base und ihren Salz mit einer starken Säure<br />

Den ersten Fall hatten wir bei der Erklärung der Wirkungsweise einer <strong>Puffer</strong>lösung: Essigsäure<br />

und das Salz, das sich aus dieser Säure und der starken Base NaOH bildet.<br />

Ein Beispiel für den zweiten Fall ist eine Mischung aus wässeriger Ammoniak-Lösung und<br />

dem Salz NH4Cl, das sich aus dieser Base und der starken Säure HCl bildet.<br />

Diese beiden Beispiele stellen zwei in der Praxis häufig verwendete <strong>Puffer</strong>systeme dar:<br />

Essigsäure/Natriumacetat puffert im <strong>pH</strong>-Bereich von 4 bis 6, also im Sauren.<br />

Ammoniak/Ammoniumchlorid puffert im <strong>pH</strong>-Bereich von 9 bis 11, d. h. im Basischen.


5 Hydrolyse<br />

Eine Wechselwirkung zwischen Wasser und darin gelösten Stoffen heißt Hydrolyse, im Allgemeinen<br />

handelt es sich um die Auftrennung einer chemischen Verbindung durch die Reaktion<br />

mit Wasser. Die daran beteiligten H + - und OH – -Ionen bestimmen den Säure- bzw. Basencharakter<br />

der wässerigen Lösung.<br />

Zum Beispiel reagiert eine wässerige Natriumchlorid-Lösung neutral, während in Wasser gelöstes<br />

Natriumacetat basisch reagiert. Anders als die basischen Salze liefert CH3COONa aber<br />

keine OH – -Ionen. Woher kommt also die basische Reaktion?<br />

Das Natriumacetat dissoziiert stark, das Gleichgewicht liegt auf der Seite der Ionen:<br />

CH3COONa CH3COO – + Na +<br />

Wasser dissoziiert nur sehr wenig, das Gleichgewicht liegt auf der Seite der undissoziierten<br />

Wassermoleküle:<br />

H2O H + + OH –<br />

In der wäßrigen Lösung vereinigen sich die Wasserstoff- und Acetat-Ionen zu Essigsäuremolekülen,<br />

das Gleichgewicht liegt dabei auf der Seite der Moleküle (d. h. es sind nur wenige<br />

H + -Ionen vorhanden):<br />

CH3COOH CH3COO – + H +<br />

Die Natrium-Ionen können nun mit den Hydroxid-Ionen reagieren, allerdings in sehr geringem<br />

Ausmaß, denn das Gleichgewicht liegt auf der Seite der Ionen (d. h. es sind viele OH – -<br />

Ionen vorhanden:<br />

NaOH Na + + OH –<br />

Die letzten beiden Gleichgewichtsreaktionen zeigen, daß auf der Produktseite wenige H + -Ionen,<br />

aber viele OH – -Ionen stehen. Die Lösung reagiert also alkalisch. Analog dazu werden bei<br />

der Hydrolyse von Ammoniumnitrat NH4NO3 mehr H + -Ionen als OH – -Ionen erzeugt.<br />

Allgemein gilt in wäßrigen Lösungen folgendes:<br />

• Salze aus einer schwachen Säure mit einer starken Base reagieren basisch.<br />

• Salze aus einer starken Säure mit einer schwachen Base reagieren sauer.<br />

• Salze aus einer starken Säure und einer starken Base reagieren neutral.<br />

Beispiel: Wie reagieren die folgenden Salze?<br />

Ammoniumnitrat NH4NO3 starke Säure HNO3, schwache Base NH3<br />

Kaliumnitrat KNO3 starke Säure HNO3, starke Base KOH<br />

Kaliumcarbonat K2CO3 schwache Säure H2CO3, starke Base KOH<br />

Natriumsulfid Na2S schwache Säure H2S, starke Base NaOH<br />

Ammoniumchlorid NH4Cl starke Säure HCl, schwache Base NH3<br />

Calciumnitrat Ca(NO3)2 starke Säure HNO3, schwache Base Ca(OH)2<br />

Natriumchlorid NaCl starke Säure HCl, starke Base NaOH


Übersicht: Die gängigsten Säuren und Basen im Labor<br />

Stark: Säuren: HCl, HF, H2SO4, HNO3<br />

Basen: NaOH, KOH<br />

Mittelstark: Säuren: H3PO4, H2SO3<br />

Basen: Ca(OH)2, Mg(OH)2, Ba(OH)2<br />

Schwach: Säuren: CH3COOH, H2CO3, HCN, H2S<br />

Basen: NH3

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