Aus Emder Bunkern werden "Nutzgebäude" - Emden, Bunkermuseum
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Entfestigung Bunker <strong>Emden</strong><br />
<strong>Aus</strong> <strong>Emder</strong> <strong>Bunkern</strong> <strong>werden</strong> "Nutzgebäude"<br />
© Dietrich Janßen, 2671 <strong>Emden</strong>, 2006/2007, Juli / 30. Okt. 2008, eMail: bunkeremd@aol.com<br />
Nach der fast völligen Zerstörung der Stadt <strong>Emden</strong> am 6. September 1944 standen in der Innenstadt fast nur<br />
noch die Luftschutzbunker, die vielen Menschen das Leben retteten. Nachdem kein Wohnraum mehr vorhanden<br />
war, übernachteten die Bürger in den <strong>Bunkern</strong>. Die Stadtverwaltung verlegte viele Dienststellen in die<br />
Luftschutzbauten. Auch eröffneten die ausgebombten Geschäftsinhaber dort Verkaufsstellen oder richteten<br />
in ihnen ihre Lagerräume ein. Die Mitglieder des Bauausschusses wurden am 19. Mai 1947 davon unterrichtet,<br />
dass die Militärregierung eine Auflistung aller LS-<br />
Bunker im Stadtgebiet fordert, in denen die jeweilige<br />
Nutzung anzugeben sei. Es sollte nach Meinung der<br />
Ratsherren seitens der Verwaltung alles versucht<br />
<strong>werden</strong>, eine Sprengung der Bunker zu verhindern.<br />
Eine Markierung der Bunker mit Nummern war<br />
bereits kurz nach Kriegsende von der Militärregierung<br />
erfolgt. Nach einer Aufstellung des Stadtbauamtes<br />
<strong>Emden</strong> vom 30. September 1947 waren die unterschiedlichsten<br />
Nutzungen für alle bestehenden<br />
Zivilschutzbunker vorgesehen.<br />
Es gab zwischen der Militärregierung und der Verwaltung<br />
eine Diskussion über die völlige Sprengung<br />
der Bunker im Innenstadtbereich, da mit erheblichen<br />
Schäden an den noch wenigen bestehenden Wohnund<br />
Geschäftshäuser zu rechnen sei. Hier insbesondere<br />
der an der Emsmauerstraße gelegene LS-<br />
Bunker, der teilweise noch von Lückens-Klink genutzt wurde und der an die Commerzbank grenzt. Außerdem<br />
benutzen verschiedene Gewerbetreibende (Haushaltswaren Schemme, Reifen Gohle etc.) die<br />
Räumlichkeiten. Auch lagen in der Nähe das Rathaus (Emsschule), verschiedene Baracken sowie Wohngebäude,<br />
die aufgrund der Wohnungskappheit überbelegt waren. Das Krankenhaus belegte teilweise den<br />
LS-Bunker Lookvenne und nutzte den unterirdischen Krankenhausbunker mit der darauf befindlichen<br />
Baracke, da das Krankenhaus selbst zerstört und das Wöcherinnenheim schwer beschädigt war. Die transportfähigen<br />
Kranken wurden in das <strong>Aus</strong>weichkrankenhaus<br />
Sandhorst untergebracht.<br />
Die Stadt richtete an den Regierungspräsidenten in<br />
Aurich am 27. November 1947 ein Schreiben und den<br />
dringenden Appell sich für die Erhaltung folgender<br />
Bunker im inneren Stadtkern einzusetzen: An der<br />
Bonnesse (3421 m³), Nesserlander-Straße (4954 m³),<br />
Bahnhof <strong>Emden</strong>-West (4842 m³), Bahnhof <strong>Emden</strong>-<br />
Süd (5834 m³), Ernst-Thälmann-Straße (3537 m³,<br />
ehemals LS Bunker Gymnasium, nach Kriesende<br />
Karl-Marx-Straße, 1946 Ernst-Thälmann-Straße,<br />
heute Neutorstraße), Holzsägerstraße (3039 m³),<br />
Gelber Mühlenzwinger (5903 m³), Lookvenne (6804<br />
m³), Am neuen Kirchhof (2591 m³), Kirchstraße (1882<br />
m³), Stadtgarten (5609 m³), Ortskrankenkasse (3951<br />
m³), Krankenhaus (2803 m ³) und Emsmauerstraße<br />
(9568 m³). Die bei der Sprengung anfallende Gesamtmasse<br />
an Beton würde etwa 150.000 m³ betragen, die<br />
neben dem Trümmerschutt auch noch fort geschafft<br />
<strong>werden</strong> müsste. Ein Wiederaufbau der Innenstadt<br />
Bunkerhotel am Stadtgarten, Aufnahme 1946, Aufnahme<br />
Stadtarchiv <strong>Emden</strong><br />
Ladengeschäft Heerma im Bunker Küstenbahndamm<br />
1949. Links über dem Schaufenster das Hinweisschild<br />
der Sprengfirma Oxygen, Aufnahme Archiv Dietrich<br />
Janßen, <strong>Emden</strong><br />
würde damit überhaupt schwer behindert. Im Stadtgebiet mussten zu diesem Zeitpunkt noch etwa 250.000<br />
m³ Trümmerschutt beseitigt <strong>werden</strong>, das einen Kostenaufwand von 1 -1,5 Millionen Reichsmark erforderte.<br />
In der Wochenzeitschrift "Die Zeit" vom 25. September 1947 erschien folgender Artikel: So fürchten die<br />
Lübecker, genau wie im Kriege und möchten´s in die Welt hinausrufen, wie ihnen mitgespielt wird, und sehen<br />
auch schon weitere Folgen für andere Städte: 800 Bunker in der britischen Zone zu sprengen, mit dem<br />
Gesamtinhalt von zweieinhalb Millionen Kubikmeter - und das ist mehr als der Inhalt der Cheops-Pyramide<br />
- würde 200 Millionen Mark kosten. Soll man sprengen, während es ein Leichtes ist, sie aufzuschlitzen,<br />
Fenster einzusetzen, ihnen auf diese Weise jeden "Verteidigungswert", jegliche Verwendbarkeit für den Krieg<br />
zu nehmen? "Irsinn!" - Das starke Wort steht in einer Lübecker Aktennotiz zu lesen. Und der neue, vor kur-<br />
1
zem erst aus der Ostzone eingetroffene Baudirektor, prägte das starke Wort: "Solche Maßnahmen sind<br />
unvereinbar mit den Gesetzen der Menschlichkeit.”<br />
Trotz der von der Stadtverwaltung erhobenen Bedenken gegen die Sprengung aller Bunker bestand die<br />
Militärregierung auf die Umsetzung der Kontrollratsdirektive Nr. 23 vom 10. April 1946 (Verbot militärischer<br />
Bauten in Deutschland). Nach dem Artikel II fielen, ob militärische oder zivile Luftschutzräume, unter deren<br />
Bestimmungen. Die Nutzung war völlig unbrauchbar zu machen. Es handelt sich um eine so genannte<br />
Entmilitarisierung aller Bunkerbauten, die von der Wehrmacht errichtet oder die die Zivilbevölkerung auch<br />
weiterhin noch nutzte. In vielen norddeutschen Städten wie Hannover, Wilhelmshaven, Hamburg oder Kiel<br />
wurden die Bunker total gesprengt. In <strong>Emden</strong> ließ die Militärregierung bereits 1946 Sprengversuche an den<br />
militärischen und an den zivilen Luftschutzbunkern an der Hans-Böckler-Allee sowie in der Kaserne und an<br />
der Dollartstraße vornehmen. In dem Wehrmachtsbunker<br />
an der Hans-Böckler-Allee wurden<br />
Sprengmittel gestapelt, dieser abgedichtet sowie zur<br />
Erhöhung der Sprengwirkung mit Wasser gefüllt und<br />
dann in die Luft gejagt. Es gab eine riesige Überschwemmung,<br />
der Bunker platzte auf und war<br />
danach nicht mehr nutzbar. Den gesprengten<br />
Bunker auf dem Kasernengelände an der Auricher<br />
Straße entfernte die Firma Heinrich Ehbrecht & Co,<br />
<strong>Emden</strong>. Bereits Ende 1947 wurden, anstatt den<br />
Bunker Lookvenne völlig zu sprengen, drei<br />
Fensteröffnungen als Versuchssprengung zur<br />
Entfestigung in den Luftschutzbunker Lookvenne<br />
hineingesprengt. In diesem Bunker sollte vorübergehend<br />
die Stadtbücherei untergebracht <strong>werden</strong>.<br />
In der Sache führte der Oberbürgermeister Susemihl<br />
im Finanzausschuss aus, dass die oberirdischen<br />
Luftschutzbunker nach der Anordnung der<br />
Militärregierung bis Ende des Jahres 1947<br />
gesprengt <strong>werden</strong> sollten. Weiter berichtet er: Ob<br />
diese Anordnung bei Berücksichtigung der<br />
Entwicklung der politischen Lage zwischen den<br />
Alliierten tatsächlich durchgeführt wird, lässt sich<br />
nicht mit Bestimmtheit voraussagen. Man nehme an,<br />
dass von einer Sprengung dann abgesehen werde,<br />
wenn die Bunker ihres militärischen Charakters entkleidet<br />
und für friedliche Zwecke verwendbar<br />
gemacht <strong>werden</strong>. Alle Anwesenden vertraten einmütig<br />
die Auffassung, dass die Sprengung der großen<br />
Luftschutzbunker, namentlich der in der inneren<br />
Stadt belegenen, wenn irgendwie möglich, vermieden<br />
<strong>werden</strong> muss.<br />
Am 22. Dezember 1947 konnte der Oberbürgermeister<br />
im Verwaltungsausschuss die Ratsherren über<br />
die weitere Entwicklung der Gespräche mit dem<br />
Gouverneur berichten, da dieser erklärt hätte, dass<br />
die Bunker über der Erde erhalten bleiben sollten.<br />
Nur die unterirdischen würden gesprengt. Es könnte<br />
jetzt damit begonnen <strong>werden</strong>, Fenster in die Wände<br />
der Bunker hineinzusprengen.<br />
Im Zuge der Neuplanung der Stadt <strong>Emden</strong> im Jahre<br />
1948 wurde die Einbindung der Bunker in die Stadtplanung<br />
beschlossen und Pläne zur Umgestaltung<br />
im Stadtplanungsamt erarbeitet. So sollte der Bunker<br />
an der Emsmauerstraße, der größte der 31 Bunker,<br />
zu einem Warenhaus sowie Hotel mit Restaurant<br />
und Cafe umgestaltet <strong>werden</strong> (Diedrichs, <strong>Emden</strong>, S. 21 und 22).<br />
Gesprengter Bunker an der Dollartstraße, Ostansicht,<br />
Aufnahme Coba Nauschütt, <strong>Emden</strong><br />
Gesprengter Bunker an der Dollartstraße, Westansicht,<br />
Aufnahme Coba Nauschütt, <strong>Emden</strong><br />
Gesprengter Bunker auf dem Gelände der Kaserne<br />
durch die <strong>Emder</strong> Firma Ehbrecht, Aufnahme JaL Bild Nr.<br />
0071-71, <strong>Emden</strong><br />
Verschiedene Firmen boten Ihre Sprengtechnik der Stadt <strong>Emden</strong> an, so die Firma Horst Kühne,<br />
Simonswolde, die Firma H. Schu, Hannover, Firma Fellner-Meckel, Bad Harzburg, die Westdeutsche<br />
Spreng- und Abbruchgesellschaft, Mühlheim-Ruhr und Sprengstoff Assmann, Kassel, an. Die Firma Oxygen-<br />
Spreng- und Baugesellschaft, Hamburg, hat z.B. den Bunker an der Emsmauerstraße entfestigt.<br />
2
Am 15. März 1948 schrieb der städtische Baurat Diedrichs an das Bezirkswirtschaftamt Aurich, dass die in<br />
<strong>Emden</strong> vorhandenen Bunker erhalten bleiben können, wenn sie entfestigt und für Lagerzwecke in Anspruch<br />
genommen <strong>werden</strong>. Hierzu wird Benzin benötigt, das für die zur Verfügung stehenden Kompressoren benötigt<br />
wird. Sollte der Betriebsstoff nicht bewilligt <strong>werden</strong>, ist mit einer Anweisung zur Sprengung der Bunker<br />
durch die Militär-regierung zu rechnen. Am 3. Mai 1948 wurde<br />
mit den Vor-arbeiten zur Entmilitarisierung des Bunkers<br />
Emsmauer-straße durch die Firma Oxygen-Spreng- und<br />
Baugesellschaft begonnen. Am 23. August 1948 wurde im<br />
Verwalt-ungsausschuss berichtet, dass die Arbeiten am<br />
Bunker Emsmauerstraße eingestellt seien.<br />
Nach den Vorstellungen der Militärregierung waren zur<br />
Entfestigung in die Bunker Schlitze einzusprengen, die durch<br />
alle Geschosse gingen. Es waren mindestens 20% der<br />
gesamten Außenflächen heraus zu brechen, hinzu kamen<br />
eine Öffnung auf der Dachmitte und die Entfernung des<br />
Entlüftungsaufsatzes auf dem Bunker. Zusätzlich waren die<br />
überdachten Splitterschutzeingangsbereiche völlig zu entfernen.<br />
Die Bunkerwände wurden in einem Raster von etwa 50<br />
cm aufgebohrt, um dort die Sprengladungen einzuführen. Vor<br />
den Sprengflächen wurden Eisenplatten und zusätzlich<br />
Torpedonetze gehängt, damit keine Betonteile bei der<br />
Sprengung durch die Gegend flogen. Der Einheitspreis für<br />
das Hineinbrechen von Öffnungen betrug z.B. bei dem LS-<br />
Bunker Emsmauerstraße 350 RM/m³ bei einer 2 m starken<br />
Wand.<br />
Nach einem Zeitungsartikel der Nordwest-Zeitung vom 11.<br />
Mai 1948 war nach langwierigen Verhandlungen die<br />
Zerstörung der <strong>Emder</strong> Bunker eingestellt worden. Der<br />
Verzicht auf die Sprengung ist auch wohl durch die Tatsache<br />
erzwungen worden, dass die Bunkerräume für friedliche<br />
Zwecke genutzt <strong>werden</strong> sollte. Wie die Arbeiten am Bunker<br />
Lookvenne zeigen, wurden Schlitze in diesen hineingesprengt,<br />
um dort Fenster einzusetzen.<br />
Im Bauausschuss vom 24. November 1949 wurde die weitere<br />
Sprengung der im Stadtgebiet vorhandenen Bunker behandelt.<br />
Es sollten als erstes jetzt nach einem Schreiben der<br />
DEMCO (Demolation Corps) acht Bunker innerhalb von 90<br />
Tagen geräumt und zur Sprengung vorbereitet <strong>werden</strong>:<br />
D.B.Nr. 337 Lienbahnstraße, D.B.Nr. 349 Boltentorstraße,<br />
D.B.Nr. 377 Wolthuser Straße, D.B.Nr. 394 Mühlenstraße, D.B.Nr. 398 Ernst-Thälmann-Straße, D.B.Nr. 1254<br />
Nordertor-straße, D.B.Nr. 1256 <strong>Emden</strong>-West und D.B.Nr. 1261 Rudolf-Breitscheit-Straße (D.B.-Nummern =<br />
Disarmament Branche - Abrüstungsabteilung). Die Entmilitarisierung sollte bis zum 11. November 1949<br />
abgeschlossen sein. Der Militär-Gouverneur in Leer bestätigte nach einem Gespräch mit dem Ratsherrn Dr.<br />
Schröer, dass auf jeden Fall die Bunker zu sprengen<br />
seien, wenn diese nicht endlich entfestigt würden. Da<br />
keine finanziellen Mittel zur Verfügung standen,<br />
müsste die Stadt sich an den Ministerpräsidenten<br />
Kopf wenden. Der städtische Baurat Diedrichs schlug<br />
in dem Zusammenhang vor, die oben genannten<br />
Bunker mit zwei oder drei Durchbrüchen zu versehen,<br />
um wenigstens den guten Willen der Stadt<br />
<strong>Emden</strong> zur Entfestigung zu zeigen. In der nächsten<br />
Sitzung des Bauausschusses am 8. Dezember 1949<br />
teilte der städtische Baurat Diedrichs den<br />
<strong>Aus</strong>schussmitgliedern mit, dass eine Teilentfestigung<br />
des Krankenhausbunkers sofort in Angriff genommen<br />
<strong>werden</strong> muss. Am 15. Dezember 1949 sollte damit<br />
begonnen <strong>werden</strong>. Störungen des Krankenhaus-<br />
Einbohren der Sprenglöcher zur Entfestigung<br />
des Bunkers Lookvenne, zwei Aufnahmen<br />
Wilmann, <strong>Emden</strong>, März 1950<br />
Einbringung der Sprengladung am Bunker<br />
Lookvenne<br />
Entfestigung des LS-Bunkers Lookvenne, 1949,<br />
Aufnahme JaL Bild Nr. 0051-03, <strong>Emden</strong><br />
betriebes selbst <strong>werden</strong> nicht eintreten. Am gleichen Tag fand eine weitere Sitzung des Bauausschusses<br />
statt, in dem mitgeteilt wurde, dass mit der Entfestigung des Emsmauerbunkers begonnen wird. Es <strong>werden</strong><br />
etwa 3.000 m³ Schutt anfallen, die zum Müllplatz gefahren <strong>werden</strong> sollen. Es wurde noch die Vorschläge sei-<br />
3
tens der Ratsherren besprochen, den Schutt entweder auf Schiffe zu verladen, um ihn dem Wasserstraßenamt<br />
Oldenburg zuzuführen oder Straßen und Wege im Stadtgebiet zu erhöhen. Der Ratsherr Marschall<br />
bemerkte, dass der Schutt für den Straßenbau bestens geeignet sei.<br />
Im Verwaltungsausschuss am 19. Dezember 1949 berichtete der Senator Rink, dass am 15. dieses Monats<br />
beim Brit. Res. Off. über die Bunkersprengung bzw. Entfestigung eine Besprechung stattgefunden hatte, an<br />
der folgende Herren teilgenommen hätten: Lt.Col.<br />
P.J. Martinson (British Resident <strong>Emden</strong>), Brigadier<br />
Blachden, Mr. Springade und von der Stadt der<br />
Stadtbaurat Diedrichs und vom staatlichen<br />
Hochbauamt Herr Nauke. <strong>Aus</strong> der Niederschrift ging<br />
hervor, dass sämtliche Bunker in drei Gruppen eingeteilt<br />
worden sind. Zur Gruppe A gehören 19<br />
Bunker, die zerstört <strong>werden</strong> könnten, ohne dass<br />
Gebäudeschäden an den umliegenden Besitztümern<br />
verursacht <strong>werden</strong>. Mit nur geringen<br />
Schäden durch Sprengstücke an Dachziegeln sei zu<br />
rechnen. In der Gruppe B sind sieben Bunker aufgeführt,<br />
die durch Sprengung der Außenwände und<br />
Zerstörung der Innenbauten neutralisiert <strong>werden</strong><br />
können. Gebäudeschäden in der Umgebung sind<br />
nicht zu erwarten. Zur Gruppe C endlich gehören 13<br />
Bunker, die nicht gesprengt <strong>werden</strong> könnten. In der<br />
Niederschrift über die Besprechung heißt es ferner, dass in der Gruppe A fünf Bunker und in der Gruppe B<br />
ein Bunker gestrichen sind. Die deutschen Vertreter wurden in der Besprechung gefragt, welche sechs<br />
Bunker in der Gruppe A sofort zerstört <strong>werden</strong> könnten. Eine Reihenfolge konnte nicht genannt <strong>werden</strong>, da<br />
über die derzeitige Vermietung der Bunker keine Angaben gemacht <strong>werden</strong> könnten. Von der Disarmament<br />
Group wurde gewünscht, dass bis Montag, den 19. Dezember<br />
1949, 12 Uhr eine Liste von sechs <strong>Bunkern</strong> (Gruppe A) einzureichen<br />
sei, die bis zum 15. Januar 1950 geräumt <strong>werden</strong> müssten.<br />
Bis zum 22. Dezember 1949 sollte die Reihen-folge der restlichen<br />
Bunker bestimmt <strong>werden</strong>, die bis zum 30. Januar 1950 (drei<br />
Bunker) bzw. zum 15. Februar 1950 zu räumen seien. Von deutscher<br />
Seite wurde dargelegt, dass sie in der Sache nicht alleine<br />
entscheiden könnten, sondern erst ihren vorgesetzten Dienststelle<br />
berichten müssten.<br />
Der Oberstadtdirektor Karl Neemann schlug danach zwei Schritte<br />
vor, nach denen die Stadt vorgehen sollte:<br />
1. Es sollte versucht <strong>werden</strong>, die erforderlichen Mittel für das<br />
Haushaltsjahr 1950 zum Zwecke der Bunkerentfestigung in <strong>Emden</strong><br />
schon jetzt zu bekommen.<br />
2. Die Stadt <strong>Emden</strong> sollte sich an das englische Parlament wenden<br />
und dort um eine Terminverlängerung bitten. In dem Bericht sollte<br />
erwähnt <strong>werden</strong>, dass keine ausreichenden Mittel zur Entfestigung<br />
einer großen Anzahl von <strong>Bunkern</strong> zur Verfügung stehen würden.<br />
Bisher habe nichts Wirksames unternommen <strong>werden</strong> können, da<br />
die erforderlichen hohen Mittel fehlten und der Bund in diesem<br />
Jahre noch zu jung sei, um der Stadt <strong>Emden</strong> eine tatkräftige<br />
Unterstützung in der Angelegenheit zuteil <strong>werden</strong> zu lassen. Die<br />
Stadt hätte ferner kein Interesse daran, die Bunker als militärischen<br />
Objekte zu erhalten, sondern dass eine Erhaltung lediglich in zivilem<br />
Interesse liege. Es sollte ein Gespräch mit dem Bundeskanzler<br />
Adenauer oder mit dem Minister Blücher (Minister für den<br />
Zündung der Sprengladungen beim Bunker Am neuen<br />
Kirchhof, Aufnahme Archiv Dietrich Janßen, <strong>Emden</strong><br />
Blick aus dem entfestigten Bunker an der<br />
Lookvenne am 24.04.1950, Aufnahme<br />
JaL Bild Nr. 2023, <strong>Emden</strong><br />
Marshallplan und Wiederaufbau) geführt <strong>werden</strong>, um die städtischen Probleme vorzutragen und um die notwendigen<br />
Haushaltsmittel zu bitten.<br />
In den Akten zur <strong>Aus</strong>wärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland, Band 1, Adenauer und die Hohen<br />
Kommissare 1949-1951 fand sich auf den Seiten 89-90 folgendes Wortprotokoll der Sitzung vom 12. Januar<br />
1950:<br />
"Adenauer: Ich habe noch eine weitere Frage. In <strong>Emden</strong> sollen 39 Luftschutzbunker vom 15. Januar 1950<br />
ab gesprengt <strong>werden</strong>.<br />
Steel: Diese Frage wird bereits untersucht. Einstweilen ist ein Befehl ergangen, daß bis zur endgültigen<br />
4
Klärung der Frage keine weiteren Zerstörungen vorgenommen <strong>werden</strong> sollen."<br />
Folgende Bunker wurden bereits 1946 gesprengt: Befehlsbunker der Marine-Flak-Abteilung Hans-Böckler-<br />
Allee (Wasser-Aufschlag-Sprengung), Bunker Kaserne, Bunker Dollartstraße.<br />
Entfestigt 1949 - 1950: Bunker Emsmauerstraße, Bunker Nesserlander Straße (Küstenbahndamm), Bunker<br />
Kirchstraße, Bunker Lookvenne, Bunker Krankenhaus, Bunker Am neunen Kirchhof, Bunker Rudolf-<br />
Breitscheid-Straße, Luftschutzkeller Früchteburg, Bunker Nesserlander Schleuse, Bunker Südkai, Bunker<br />
Staatswerft, Bunker Nordseewerke.<br />
Zwei kleine Splitterschutzbunker wurden in Wybelsum durch zusätzliche Öffnungen unbrauchbar gemacht,<br />
Brandwache Conrebbersweg (Feldmark), Splitterschutzbunker Folkmar-Allena-Straße, Freiligrath-Straße<br />
und Schule Harsweg.<br />
Vorbereitet zur Entfestigung: Splitterschutzbunker Lange Straße und Schulte&Bruns.<br />
Batteriestellungen die gesprengt wurden: Batterie Larrelt, Batterie Constantia, Batterie Wybelsum, Batterie<br />
Knock, Batterie Kalahari, Munitionshäuschen bei der Brikettfabrik<br />
Entfestigt: Batterie Wykhoff, Batterie Tholenswehr nebst Munitionsgebäude, Munitionshäuschen Larrelt,<br />
Batterie Uphusen (Motorenhäuschen).<br />
Übererdet: Batterie Petkum.<br />
Das Aufschlitzen der Bunker im Stadtgebiet <strong>Emden</strong>s wurde Ende 1950 abgeschlossen. Eine Sprengung der<br />
LS-Bunker wurde aus nachfolgenden Gründen nicht mehr vorgenommen.<br />
Von Herrn Michael Foedrowitz, Berlin, erhielt ich folgenden Bericht zum Thema Bunkersprengung in der britischen<br />
und amerikanischen Zone:<br />
Das Thema Bunkersprengung in der britischen Zone war nun in Großbritannien publik gemacht worden,<br />
Leserbriefe, die sich für den Erhalt der LSB aussprachen wurden veröffentlicht ("The Spectator" v.<br />
14.11.1947), prominente Briten, die das zerschlagene Deutschland besuchten, setzten sich ebenfalls für die<br />
zivile Nutzung der LS-Bunker ein. (ASTAB Telegraf v. 10.10.1947) Am 21.1.1948 fand eine erneute Debatte<br />
im Unterhaus über die Lübecker LSB statt. Wieder bestätigte das FO, dass keine Sprengungen zum Nachteil<br />
der Bevölkerung durchgeführt <strong>werden</strong> würden. ( Stadtarchiv Lübeck)<br />
Im amerikanischen Hoheitsbereich sah man von Bunkersprengungen bald ab. Der US-General Howly äußerte<br />
sich am 30.10.1947 dahingehend, dass keine Pläne für Bunkersprengungen im US-Sektor Berlins beständen<br />
und 90 LSB überhaupt von Sprengabsichten ausgenommen seien. (ASTAB Zeitungsartikel)<br />
Die Entwarnung in den Westzonen kam September 1950: die Control Commission for Germany veröffentlichte<br />
in der <strong>Aus</strong>gabe 5, Nr. 6, dass die Aktivitäten der Disarmament Branch in der Nacht zum 12. September<br />
eingestellt würden. Die Bunkersprengungen wurden zugunsten der Konversion in zivile Nutzmöglichkeiten<br />
aufgegeben. "The Germans had work in hand at 41 installations and plans hat been approved for some 1,000<br />
others but work had not startetd. It is now open to the Germans to continue the work or not as they so desire."<br />
(Staatsarchiv Hamburg, Finanzbehörde)<br />
In der <strong>Aus</strong>gabe 5, Nr. 9 wurde bekannt gegeben, dass nach Außenminister Bevin die<br />
Entmilitarisierungsmaßnahmen erfolgreich beendet worden seien, es würden in diesem Bereich seitens der<br />
Briten keine neuen Weisungen erteilt <strong>werden</strong>. Bundeskanzler Konrad Adenauer wurde am 11. September<br />
1950 über diese Entscheidung von dem britischen Vertreter des Oberkommandos Steel informiert. Damit lag<br />
nun die Entscheidung über das weitere Schicksal der Luftschutzbunker in deutschen Händen.<br />
Quellen:<br />
Peter Diedrichs, <strong>Emden</strong>, Neuplanung einer deutschen Seehafenstadt im Lande Niedersachsen, 1948.<br />
Wochenzeitschrift "Die Zeit" vom 25. September 1947<br />
Stadt <strong>Emden</strong>, Protokolle des Bauausschusses 1945 - 1948.<br />
Stadt <strong>Emden</strong>, Protokolle des Verwaltungsausschusses 1946 - 1950.<br />
Akte Bunkersprengung 1947 - 1948.<br />
"The Spectator" v. 14.11.1947 Leserbrief E. J.Bryce.<br />
So die britische Schriftstellerin Brailsford, die Berlin besuchte. ASTAB Telegraf v. 10.10.1947 "Unterschiedliche<br />
Behandlung".<br />
Stadtarchiv Lübeck, Hauptamt 948, Unterhausdebatte v. 21.1.1948 (nach Hansard).<br />
ASTAB Zeitungsartikel (keine Angaben) v. Okt. 1947.<br />
Staatsarchiv Hamburg, Finanzbehörde I Abt. 1985 219-50 / 2 <strong>Aus</strong>zug aus dem monatlichen Bericht der Kontroll<br />
Kommission für Deutschland /Britisches Element), September 1950.<br />
Akten zur <strong>Aus</strong>wärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland, Band 1, Adenauer und die Hohen Kommissare<br />
1949-1951, Seiten 89-90, Hans-Peter Schwarz, Frank-Lothar Kroll, Reiner Pommerin, Manfred Nebelin, Germany<br />
(West). <strong>Aus</strong>wärtiges Amt, Oldenborg Wissenschaftsverlag<br />
5
Aufnahmen von verschiedenen <strong>Bunkern</strong> im Stadtgebiet:<br />
Der Bunker Emsmauerstraße mit den ersten eingesprengten<br />
Fensteröffnungen im Erdgeschoss. Archiv<br />
Feodrowitz, Berlin, Foto Oxygen-Spreng- und<br />
Baugesellschaft, Bremerhaven, 1948<br />
Bunker Lookvenne, dessen<br />
Splitterschutzeingang bereits<br />
gesprengt ist, Aufnahme Wilmann,<br />
<strong>Emden</strong>, März 1950<br />
Rechts der Luftschutzbunker am<br />
Küstenbahndamm wird entfestigt<br />
bzw. im entfestigten Zustand 1950,<br />
zwei Aufnahmen Archiv Dietrich<br />
Janßen, <strong>Emden</strong><br />
Sprengarbeiten am Bunker Lookvenne, im Hintergrund<br />
das stehengebliebene Wohnhaus in der<br />
Lileinstraße, Aufnahme Wilmann, <strong>Emden</strong>, März 1950<br />
Tiefbunker des Krankenhauses mit der darauf befindlichen Baracke, im<br />
Hintergrund das zerstörte Krankenhaus. Blick von der Großen Straße/Am<br />
Burggraben 1948, Aufnahme Archiv Dietrich Janßen, <strong>Emden</strong><br />
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