Thesenpapier
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<strong>Thesenpapier</strong> zum Referat „Krisenintervention“ Tania Prange / Thomas Thoß<br />
Krisenintervention<br />
symbiotisches Wortgefüge aus krisis = Entscheidung und intervenire = dazwischentreten<br />
Krise<br />
• Ausnahmesituation, in der sich bisher etablierte Handlungsstrategien als unzulänglich erweisen<br />
• Kein pathologischer Zustand, sondern eine normale Reaktion auf ein unnormales Geschehen<br />
• Negativer wie positiver Ausgang möglich<br />
• Gefahr der Krise: Gefahr des Untergangs, psychische Verhaltensauffälligkeiten bis hin zum Suizid<br />
• Chancen der Krise: Persönliche Reifung und Neugestaltung des Lebens möglich<br />
Krisenmodelle<br />
Das funktionale Krisenmodell nach Caplan<br />
• Folge gravierender interner oder externer Veränderungen<br />
• Krise verläuft in vier unterschiedlichen Phasen<br />
• Phase 1: übliche Techniken des Problemlösens bleiben wirkungslos<br />
• Phase 2: Unbehagen/Spannung des Individuums wächst<br />
• Phase 3: innere und äußere Ressourcen werden mobilisiert, Lösungen werden erprobt, Problem wird ggfs. neu definiert<br />
• Phase 4: Konnte das Problem nicht gelöst werden = Desorganisation der Person<br />
• während der Krise labiler Zustand und leichte Beeinflussbarkeit, die der Helfende jedoch auch positiv nutzen kann<br />
Krisenmodell nach Lindemann<br />
• setzt Trauerreaktion mit dem Erleben einer Krise gleich<br />
• unterscheidet zwischen normaler Trauer und pathologischer Trauer<br />
Lebenszyklus und Krise nach Erikson<br />
• Krisen sind keine Ausnahmeerscheinung sondern normaler Bestandteil des menschlichen Lebens<br />
• vom Säuglingsalter bis zum reifen Erwachsenenalter werden acht verschiedene Lebensabschnitte durchlaufen<br />
• jeder Lebensabschnitt ist durch eine spezifische Krise gekennzeichnet<br />
• bei mangelnder Krisenbewältigung: negative Auswirkungen für die folgenden Entwicklungsstufen<br />
Krisenintervention und -management/Krisentherapie<br />
Krisenintervention und -management<br />
• sind auf die Krise an sich ausgerichtet<br />
• Krisenintervention verläuft in vier Phasen<br />
• Phase 1: Situation des Betroffenen und aktuelle Schwierigkeiten beurteilen<br />
• Phase 2: therapeutische Intervention planen<br />
• Phase 3: Intervention durchführen<br />
• Phase 4: Lösung der Krise und vorausschauende Planung für die Zukunft<br />
• Ziel: Der Betroffene soll emotionales Gleichgewicht wieder erlangen<br />
• durchschnittliche Dauer: eine bis sechs Sitzungen<br />
Krisentherapie<br />
• längerfristige Angelegenheit<br />
• zunächst sollen Bedingungen, die aktuell die Krise ausgelöst haben, bearbeitet werden<br />
• im Anschluss daran werden frühere unbewältigte Konflikte, verdrängte Gefühle und Ängsten aufgearbeitet<br />
Historisches Fundament: Ansätze der Krisenintervention<br />
Funktioneller Ansatz<br />
• Selbst in der Krise besitzt der Betroffene noch eine Lösungsstrategie, indem er sich an die Hilfsinstanz wendet.<br />
• Diese Anfangsmotivation soll genutzt werden.<br />
• Intervention adäquat zum aktuellen Stadium der Krise.<br />
Diagnostischer Ansatz<br />
• Vor der Intervention muss die Diagnose der Krise stattfinden.<br />
• Betroffener muss punktuell entlastet werden.<br />
• Wechselwirkung zwischen Individuum und Umwelt.<br />
Problemlösender Ansatz<br />
• Druck entsteht dem Klienten durch die Krise selbst und durch die Feststellung seiner Hilfsbedürftigkeit.<br />
• Klient soll in Teilbereichen entlastet werden, um in anderen Teilbereichen neue Ressourcen zu erhalten.<br />
• Hilfe muss kurzfristig und zum richtigen Zeitpunkt geleistet werden.
Krisenorientierter Ansatz<br />
• Dem Klienten muss schnell geholfen werden, Diagnose und Intervention finden zeitgleich statt.<br />
• Palliativer Ansatz: keine gänzliche Heilung, vielmehr besseres Funktionieren in sozialer Umwelt als Ziel.<br />
Krisenintervention nach Sonneck & Etzersdorfer<br />
Zielsetzung<br />
• Hilfe zur Selbsthilfe: Persönliches Wachstum, Reifung und aktive Bewältigung fördern.<br />
• Abwendung passiver Bewältigungsformen wie Verdrängung, Alkoholabusus etc.<br />
• Leidensdruck als Chance bzw. Motivation zu aktiver Bewältigung.<br />
Therapiekonzept<br />
Für den Helfer sind in der Intervention sechs Prinzipien zu befolgen:<br />
• Arbeit an der Beziehung zwischen ihm und dem Klienten.<br />
• Untersuchung der aktuellen Situation des Betroffenen.<br />
• Auseinandersetzung mit der emotionalen Lage des Klienten.<br />
• Betrachtung der Wechselwirkung zwischen Klient und Umwelt.<br />
• Methodenflexibilität: Soziale, psychologische und/oder medizinische Hilfe erarbeiten und vermitteln.<br />
• Entlastung für den Klienten schaffen, dabei Balance zwischen Eigenmotivation des Betroffenen und Hilfsangebot finden.<br />
Das Konzept der Arbeit in der Hilfsbeziehung Berater – Klient: wichtige Faktoren und Arbeitsfelder:<br />
• Beziehung zwischen Helfer und Klient: nicht zu offen (kein Interesse an einer Hilfe für den Klienten), nicht zu eng<br />
(mangelnde Abgrenzungsmöglichkeit, Verlust des Überblicks über die Lage). Soweit wie möglich partnerschaftlich<br />
organisiert.<br />
• Aktueller Anlass: im Mittelpunkt der Arbeit steht die gegenwärtige Situation des Klienten<br />
• Emotionale Situation: welche Ängste und Befürchtungen setzen den Klienten unter Druck?<br />
• Soziales Netzwerk: Wer kann den Klienten zusätzlich unterstützen? Etwa: Freunde, Bekannte, soziale Dienste,<br />
Selbsthilfegruppen.<br />
• Vorgehensweise: Klient soll in der Intervention Kompetenzen erhalten, was zu tun ist, wenn er erneut in eine Krise gerät.<br />
Ferner soll er sich nicht zuletzt damit auch auf das Ende der Intervention vorbereiten.<br />
Bearbeitungstypen in der Krisenintervention nach Schürmann<br />
Ablehnende Haltung des Klienten könne durch fehlende Einsicht des Klienten entstehen. Ansatzpunkt: Versuch, dennoch<br />
Kommunikation zu entwickeln, etwa durch Freiheit von Schuldzuweisungen, Aufbau von Vertrauen durch Empathie.<br />
Suizidale Handlungen: Bei Beratungen von Klienten nach einem Suizidversuch müsse die klientenseitige Problematik<br />
weitestgehend erkannt werden. Dies helfe einerseits, die Rezidivrate zu evaluieren, andererseits strukturiert es die<br />
problematische Situation. Der Klient soll Entlastung durch Aussprache seiner Gefühle finden und letztlich motiviert werden, an<br />
seiner Lage aktiv etwas zu ändern.<br />
Bearbeitung einer Gefährdung: Tätigkeitsverlauf: Aufbau einer Beziehung; Einschätzung einer evtl. suizidalen Gefährdung.<br />
Entlastung. Aneignung von Handlungskompetenzen für einen evtl. weiteren Krisenfall.<br />
Bearbeitung eines Problems: Setzt sich aus dem Ablauf Schilderung des Problems durch den Klienten, Rekapitulation durch<br />
Helfer, Akzeptanz durch Klienten, Lösungsansatz als Ergebnis der Arbeit zwischen Helfer und Betroffenem und Verarbeitung<br />
zusammen.<br />
Bearbeitung eines Auftrages: Ein Hilfsauftrag wird immer von einer anderen Hilfsinstanz (bspw. BEKO-Stelle) vermittelt.<br />
Problematisch dabei: Hilfe ist vorstrukturiert. Vorzugsweise Methodik:<br />
größtmögliche Kooperation zwischen den Beratungsstellen.<br />
Krisenintervention nach Verena Kast<br />
• neben “dramatischen“ Krisen gibt es “verschleierte“ Krisen (äußern<br />
sich in anhaltenden Problemsituationen, unerklärbarer Müdigkeit,<br />
Lustlosigkeit, psychosomatischen Beschwerden)<br />
• weitere Differenzierung in Über- und Unterstimulierungskrisen<br />
• Überstimulierungskrise = “laute“ Krise, Ich-Bewusstsein kann<br />
Emotionen nicht fassen und regulieren, der Betroffene lebt sie<br />
lautstark aus, Krise lässt sich leicht erkennen, dahinter stehende<br />
Probleme sind schwieriger zu eruieren<br />
• Unterstimulierungskrise = “leise“ Krise, Mensch spaltet Emotionen<br />
ab, jegliche Stimulation, die vom Leben ausgeht, scheint zu fehlen<br />
• Ziele der Krisenintervention sind: Auslöser der Krise<br />
feststellen/Tiefere Zusammenhänge und Sinn der Krise<br />
herausarbeiten/Neuen Umgang mit der Angst, die von der Krise<br />
ausgeht erlernen/Instrumentelle Hilfe zugänglich<br />
machen/Ressourcen, die bei der Problemlösung hilfreich sein<br />
können, aufdecken<br />
• Phasen kreativer Prozesse: siehe Abbildung rechts.