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Der Bote 1/2013 - Das Rauhe Haus

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<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong><br />

Nr. 1 | Juni <strong>2013</strong> | 102. Jahrgang<br />

Berichte aus der Brüder- und Schwesternschaft<br />

des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es<br />

Wo zwei oder drei versammelt sind … ( Mat. 18,20)<br />

Impressionen vom Kirchentag Seite 7<br />

Zur Dienstgemeinschaft Seite 19


<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

auf ein wort<br />

titelbild<br />

Gäste des Feierabendmahls auf dem Stiftungsgelände<br />

am 3. Mai <strong>2013</strong><br />

Geistesgegenwart<br />

Liebe Brüder, liebe Schwestern!<br />

„Danke für diese Gelegenheit, innezuhalten,<br />

um Raum & Zeit, so viele wunderbare<br />

Begegnungen wirken zu lassen.<br />

Es ist, als ob sein Geist noch hier ist.“ <strong>Der</strong><br />

Eintrag im Gästebuch des Alten <strong>Rauhe</strong>n<br />

<strong>Haus</strong>es kommentiert, was Mitarbeitende,<br />

Brüder und Schwestern, Bewohner<br />

und Bewohnerinnen mit Gästen des<br />

Hamburger Kirchentages auf dem Stiftungsgelände<br />

unter leuchtend blauen<br />

Fahnen erlebt haben: einen kleinen Kirchentag<br />

in Horn (ab Seite 7)!<br />

Auch ich habe diese Tage so empfunden:<br />

Gottes Geist weht, wo er will, er ist<br />

lebendig und er beflügelt. Geistesgegenwart<br />

– sie ist überraschend und nicht<br />

planbar. Eine wunderbare Erfahrung.<br />

Gottes Geist mitten unter den Menschen.<br />

Gedichtzeilen von Hildegard Aepli greifen<br />

dies auf:<br />

Im Anfang war das Wort<br />

<strong>Das</strong> Wort bei Gott<br />

<strong>Das</strong> Wort ist Gott<br />

Es kommt im wehenden Geist zur Welt<br />

Um Seine Herrlichkeit zu verkünden<br />

Jedem in seiner Sprache<br />

Diese Pfingstbotschaft<br />

führt zu unserer Gemeinschaft.<br />

Gottes Geist wirkt<br />

in vielen Sprachen. In diesem<br />

<strong>Bote</strong>n werden unterschiedliche Blicke<br />

auf Diakonie geworfen, und Anregungen,<br />

Anstöße formuliert. Seid eingeladen,<br />

euch anregen zu lassen, zu reagieren<br />

und diese Fragen mitzudiskutieren<br />

(ab Seite 13).<br />

Nicht zuletzt erfüllt uns mit großer<br />

Freude, dass Bruder Jan Oltmanns mit<br />

dem Bundesverdienstkreuz geehrt wurde<br />

(S.31).<br />

Ich wünsche Euch einen Sommer voller<br />

Geistesgegenwart.<br />

Eure<br />

Claudia Rackwitz-Busse<br />

3


inhalt<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

inhalt<br />

<strong>Das</strong> bringt der neue <strong>Bote</strong>:<br />

<strong>Das</strong> Thema<br />

7 Soviel du brauchst – Impressionen vom Kirchentag im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong><br />

12 Gestern noch eine Glaubensgemeinschaft, heute eine bunte Koalition!<br />

Überlegungen zu Wandel und Konstanz der Identität diakonischer Organisationen<br />

von Prof. Dr. Matthias Nauerth<br />

von Prof. Johannes Richter<br />

4 5<br />

19 Zur Dienstgemeinschaft<br />

von Dr. Friedemann Green<br />

aus dem VEDD<br />

43 Neue Geschäftsführerin gewählt<br />

aus der gemeinschaft<br />

von Diakon Andreas Drese und C. Christian Klein<br />

24 Wonach schreit meine Seele?<br />

von Katrin Morgenroth<br />

25 Die Vorbereitungszeit – eine Herausforderung<br />

Acht zukünftige Schwestern im Konvikt Hamburg-Ost<br />

von Beate Steitz-Röckener<br />

27 Gotteswege sind unergründlich<br />

<strong>Das</strong> gute Ende eines Festabends am Brüder- und Schwesterntag 2012<br />

von Schwester Carmen Friedrich<br />

28 Warum in die Ferne schweifen …?<br />

29 <strong>Das</strong> war Dresden<br />

<strong>Der</strong> Blick eines „Neuen“ auf das Konvikttreffen vom 26.–28. April<br />

von Bernd Schindler<br />

31 Glänzende Auszeichnung für Duckdalben-Chef<br />

Diakon Jan Oltmanns, Leiter des international seamen’s club in Hamburg,<br />

erhielt das Bundesverdienstkreuz<br />

von Angelika F. Pfalz<br />

aus dem <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong><br />

34 „Ein guter Ruf weit über Hamburg hinaus“<br />

Gespräch mit dem Vorsteher Dr. Friedemann Green und dem kaufmännischen<br />

Vorstand Frau Sabine Korb-Chrosch<br />

von Johanna Kutzke<br />

aus der Hochschule<br />

38 Aus dem Schatten getreten<br />

Ehemalige Heimkinder aus Ost- und Westdeutschland berichteten von ihren<br />

Erfahrungen mit der repressiven Heimerziehung der 1960er bis -80er Jahre<br />

AnstöSSe<br />

45 Sehnsucht nach mehr<br />

Predigt zum Semesterbeginn der Evangelischen Hochschule für<br />

Soziale Arbeit & Diakonie<br />

von Prof. Dr. Ulrike Suhr<br />

48 persönliches<br />

48 Nachruf für Gottfried Wendt von Jürgen Ruszkowski<br />

50 Nachruf für Bruder Peter Reher von Jürgen Dunker<br />

52 Nachruf für Dr. theol. Dietrich Schmidt von Günter Zimmermann<br />

55 Persönliches<br />

56 Jubiläumsfeier 2012 – Nachtrag<br />

57 Veränderungen<br />

59 Termine<br />

61 Empfehlungen<br />

63 Impressum


<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

DAS THEMA<br />

Soviel du brauchst<br />

Impressionen vom Kirchentag im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong><br />

Ein großer Veranstaltungsort des Kirchentages<br />

war das Stiftungsgelände des<br />

6<br />

<strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es. Viele hundert Menschen<br />

nahmen an Vorträgen und Workshops<br />

7<br />

der drei Zentren „Weltanschauungen“,<br />

„Regenbogen“ und „Bibliodrama“ teil<br />

oder waren im Park unterwegs. <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong><br />

<strong>Haus</strong> verkaufte in einem Zirkuszelt<br />

Bücher und Kunsthandwerkliches (Sozialpsychiatrie,<br />

Behindertenhilfe), öffnete Im Wichern-Forum: Abendmahlstisch<br />

das Alte <strong>Haus</strong> mit Café und Ausstellung<br />

(Behindertenhilfe, Seelsorge, Sozialpsychiatrie),<br />

Chorkonzert (Wichern-Schule, Kirchenförderung<br />

bot eine Oase am Teich (Tagesgemeinde<br />

Hamm) war ohne Frage das<br />

Behindertenhilfe) und lud zum Feierabendmahl (Brüder- und Schwesternschaft,<br />

Nacht-Café ins Alte <strong>Haus</strong> (Brüder- und<br />

Ev. Hochschule) der Höhe-<br />

Schwesternschaft). Neben einem großen punkt der Veranstaltungen.<br />

Predigt und Liturgie: Ulrike Suhr und Claudia<br />

Rackwitz-Busse<br />

Gäste aus allen Himmelsrichtungen


DAS THEMA<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

DAS THEMA<br />

8 9<br />

Großer Andrang: Mehr als 400 Gottesdienstbesucher<br />

Im Alten <strong>Haus</strong>: <strong>Das</strong> Kunstprojekt der Sozialpsychiatrie<br />

„Die Kreativen“ lud zu einer beachteten<br />

Ausstellung.<br />

Nach dem Gottesdienst: <strong>Das</strong> gemeinsame<br />

Mahl rund um den Teich, bunt gemischt in 8er-<br />

Gruppen<br />

Tägliches Mittagsgebet: Bläser bei der Oase am<br />

Teich<br />

Holger Biedermann, Geoffrey<br />

Schwegler-Knobelsdorff<br />

und andere begleiteten den<br />

Gottesdienst.


10 11<br />

Die Oase am Teich<br />

Rund um den Teich: Überall auf dem Gelände<br />

kamen Kirchentagsbesucher zusammen.<br />

Zirkuszelt: Die Engel waren ein Verkaufsrenner.<br />

Gemeinsames Lied im Lichtermeer:<br />

<strong>Der</strong> Mond ist aufgegangen.<br />

Altar am Teich: <strong>Das</strong> Kreuz gestalteten Menschen<br />

mit Behinderung aus dem <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>.


DAS THEMA<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

DAS THEMA<br />

Liebe Schwestern, liebe Brüder,<br />

mit den Beiträgen zur diakonischen Identität und Dienstgemeinschaft von Bruder Matthias<br />

Nauerth und Bruder Friedemann Green wollen wir als Redaktion des <strong>Bote</strong>n zu einer Debatte über<br />

die aktuellen Fragen und Herausforderungen anregen. Diese werden wir in der nächsten Ausgabe<br />

veröffentlichen.<br />

Beide greifen aus ihrer spezifischen Perspektive – der des Diakons und Professors der Ev. Hochschule<br />

und der des Vorstehers der Stiftung <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong> – mit unterschiedlichen Schwerpunkten<br />

verständnisse von Diakoninnen und Diakonen<br />

und engagierten Christinnen und<br />

Christen zu reflektieren und in diesem<br />

Sinne professionelle Selbstverständnisse<br />

zu thematisieren. Unter Diakonie<br />

verstand man die Soziale Arbeit, die<br />

durch Christinnen und Christen unter<br />

Gestern noch eine Glaubensgemeinschaft,<br />

heute eine bunte Koalition!<br />

Überlegungen zu Wandel und Konstanz der Identität<br />

diakonischer Organisationen<br />

Die Fachkräfte diakonischer Organisationen<br />

sind heutzutage in der Regel nicht<br />

mehr durch einen gemeinsamen Glauben<br />

verbunden. Sie sind ein fachspezifisch<br />

ausdifferenziertes Kollegium, bestehend<br />

aus Menschen<br />

mit<br />

unterschiedlichen<br />

religiösen Bekenntnissen<br />

oder<br />

ohne religiöses Bekenntnis. <strong>Das</strong> heißt, die<br />

Kollegien sind in religiöser Hinsicht eine<br />

bunte Koalition der Verschiedenen, jedoch<br />

keine Glaubensgemeinschaft. Dem<br />

entsprechend stellt sich die Frage, worin<br />

Eigensinn und Identitätsturbulenzen<br />

– förderlich auf dem Sozialmarkt?<br />

denn dann der Eigensinn von diakonischen<br />

Organisationen liegt – und ihre<br />

Identität? Diese Frage soll im Folgenden<br />

erörtert werden.<br />

Die Säkularisierung und Diversifizierung<br />

der diakonischen<br />

Mitarbeiterschaften<br />

hat in den<br />

letzten Jahren die<br />

Frage nach der Identität sozialdiakonischer<br />

Einrichtungen rasant beschleunigt.<br />

Lange war es üblich, „das Diakonische“<br />

als individuelle Identität zu besprechen,<br />

somit persönliche diakonische Selbst-<br />

<strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es, in dem<br />

der Eindruck vermittelt<br />

wird, die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es<br />

zeichneten sich dadurch aus, sie würden<br />

ihrer eigenen Einschätzung nach „Kraft<br />

und Orientierung aus dem christlichen<br />

Glauben schöpfen“. Oder das Leitbild des<br />

Diakonischen Werkes der EKD, in dem<br />

ausgedrückt wird, dass Kreuz, Tod und<br />

Auferstehung Jesu ein zentraler Bezugspunkt<br />

des Handelns der Mitarbeitenden<br />

seien). Es existiert eine Art Sprach- und<br />

Begriffslosigkeit im Hinblick auf die (Un-)<br />

Glaubensrealität existierender Mitarbeiterschaften,<br />

die womöglich ihre Ursache<br />

auch in der damit verbundenen Verunsicherung<br />

diakonischer Identität hat. Denn<br />

es stellt sich ja in der Tat die Frage, worin<br />

sich der diakonische Charakter einer Organisation<br />

zeigt, die von sich sagt, diako-<br />

Im Windkanal betriebswirtschaftlicher<br />

Vernunft<br />

1<br />

Diakoninnen wurden erst in den 1970er Jahren eingesegnet und eingestellt.<br />

nisch zu sein, ohne dass gesagt werden<br />

kann, dass sich die Mitarbeitenden generell<br />

durch ihren christlichen Glauben<br />

auszeichnen und als Mitarbeiterschaft<br />

signifikant von säkularen Trägern Sozialer<br />

Arbeit unterscheiden. Was also macht<br />

uns in der Diakonie diakonisch, wenn es<br />

hochaktuelle Fragen und Konflikte auf und begründen ihre Positionen.<br />

dem institutionellen Dach diakonischer nicht der Glaube jener ist, die in der Diakonie<br />

als Fachkräfte arbeiten? Vielleicht<br />

12 Diese Fragen nach diakonischer Identität und der Bedeutung der (Dienst-) Gemeinschaft innerhalb<br />

13<br />

Verbände realisiert wird. Auch gegenwärtig<br />

besteht in der Diakonie noch die können wir in der Diakonie die Glaubens-<br />

und außerhalb von institutionellen Einbindungen beschäftigen uns alle.<br />

Daher laden wir ein, auf den „Aufschlag“, den diese Artikel machen, mit euren Gedanken, Fragen<br />

und Positionen zu diesen Themen zu reagieren.<br />

Neigung, von sich selbst als einer Dienstgemeinschaft<br />

und Unglaubensvielfalt der Mitarbeiter-<br />

Wir freuen uns über jedes Manuskript und wünschen uns eine rege Debatte!<br />

gläubiger Menschen zu schaften besser sehen und benennen,<br />

Geschwisterliche Grüße<br />

sprechen – wider besseres Wissen. (vgl. wenn diese Wahrnehmung nicht mehr<br />

Eure Redaktion des <strong>Bote</strong>n<br />

z. B. das 1. Grundbild des<br />

sogleich den Identitätskern<br />

von Diakonie infrage<br />

stellen würde. Daher<br />

nun einige Überlegungen<br />

zum Wandel und zur Konstanz der<br />

Identität diakonischer Organisationen.<br />

Die Beschreibung eines Eigensinns der<br />

Diakonie und eine damit verbundene<br />

Identitätsbeschreibung erfolgte bisher<br />

zum einen im Hinblick auf die Geschichte<br />

der Diakonie, in Abgrenzung zur klassischen<br />

Wirtschaft und in Abgrenzung zu<br />

säkularen Anbietern auf den Sozialmärkten.<br />

Die Veränderungen aller drei Aspekte<br />

führen zurzeit zu Identitätsturbulenzen.<br />

Denn früher ergab sich der Eigensinn<br />

von Diakonie aus den geteilten weltanschaulichen<br />

Überzeugungen jener, die<br />

hier arbeiteten. Diakonissen und Diakone<br />

1 verrichteten ihren Dienst, ergänzt um<br />

pastoral ausgebildete Personen, christliche<br />

Fachkräfte sowie ehrenamtlich tä-


DAS THEMA<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

DAS THEMA<br />

tige Personen der Kirchengemeinden.<br />

Sie teilten weitgehend ein gemeinsames<br />

Glaubensbekenntnis. Mit der sich<br />

ab den sechziger Jahren vollziehenden<br />

Säkularisierung unserer Gesellschaft<br />

und der gleichzeitigen Ausweitung diakonischer<br />

Aufgaben kam es zu einer<br />

Qualität und der<br />

Sinnzusammenhang des<br />

Evangeliums<br />

14<br />

Erweiterung des diakonischen Personals<br />

auch um solche Fachkräfte, die zum verkaufen jetzt Produkte. Auch im Raugene<br />

Praxis per Definition diakonisch ist,<br />

wirtschaftlich klug. Sie vermarkten und<br />

stellt sich die Frage ganz besonders: Was stimmung mit der Tatsache, dass die ei-<br />

15<br />

einen keine Diakonissen und Diakone hen <strong>Haus</strong> reden wir von „Geschäftsfeldern“<br />

weil man Mitarbeiterin oder Mitarbeiter<br />

waren und die zudem die in den Grundsatzpapieren<br />

und agieren in Konkurrenz zu an-<br />

einer Einrichtung ist, die diakonisch zu<br />

formulierten christlichen deren Anbietern auf Hilfemärkten. Und<br />

sein beansprucht. Damit sind wir beim<br />

Begründungen des Handelns nicht mehr damit finden sich diakonische Organisationen<br />

Verhältnis der Organisation zu sich selbst<br />

teilten. Die diakonischen Einrichtungen<br />

in der Situation wieder, auf dem<br />

und beim Verhältnis der Mitarbeitenden<br />

wandelten sich von Glau-<br />

Sozialmarkt eigennützig<br />

zur diakonischen Organisation.<br />

bensgemeinschaften zu<br />

Wertegemeinschaften,<br />

wenngleich die institutionellen<br />

Begründungen<br />

diakonischer Praxis weiterhin einen klaren<br />

Bezug auf das Evangelium von Jesus<br />

Christus beinhalteten (vgl. zu dieser Entwicklung<br />

z. B. Schmuhl, 2008, 2010). Aber<br />

als Glaubensgemeinschaften lösten sich<br />

die diakonischen Organisationen auf –<br />

verbunden mit allerlei Schwierigkeiten<br />

und Problemen durch die damit verbundene<br />

Kulturveränderung. Mit dem, was<br />

wir gerne als die „Ökonomisierung“ der<br />

sozialen und medizinisch-pflegerischen<br />

Dienste beschreiben und was zu großen<br />

Umstrukturierungen im gesamten<br />

Bereich der Hilfen geführt hat, verwandelten<br />

sich diese Wertegemeinschaften<br />

einige Jahre später zudem noch in<br />

Dienstleistungsunternehmen. Damit<br />

ging ihnen die Fähigkeit verloren, sich gegenüber<br />

„der Wirtschaft“ und gegenüber<br />

„anderen Anbietern sozialer Dienstleistungen“<br />

klar abzugrenzen. Denn auch die<br />

diakonischen Einrichtungen sind nun Anbieter<br />

auf einem Sozialmarkt und müssen<br />

ihre Kosten so kalkulieren, dass sie<br />

rechtfertigungsfähig sind und betriebs-<br />

darauf bedacht sein zu<br />

müssen, sich gegen die<br />

Konkurrenz durchzusetzen<br />

und unternehmerischen<br />

Erfolg zu haben. Sie gestalten<br />

ihre Angebote und strukturieren sich als<br />

Organisationen so, dass es im Hinblick<br />

auf den wirtschaftlichen Erfolg effizient<br />

und effektiv ist. In diesem Windkanal<br />

betriebswirtschaftlicher Vernunft bleiben<br />

Eigenarten auf der Strecke. Alle werden<br />

windschnittig. Worin die alltägliche<br />

Praxis diakonischer Unternehmen sich<br />

von nicht-diakonischen Unternehmen<br />

unterscheidet, ist höchst unklar und Gegenstand<br />

zunehmender Thematisierung.<br />

Denn das passt nicht zu traditionellen<br />

diakonischen Selbstbildern und schafft<br />

Identitätsprobleme (vgl. Nauerth/Lindenberg,<br />

2010, 281 ff).<br />

Wenn diakonische Identität von Einrichtungen<br />

der Diakonie also nicht so<br />

ohne weiteres hergeleitet werden kann<br />

aus einem spezifisch christlichen Charakter<br />

der personal erbrachten Hilfeleistungen,<br />

auch nicht aus einer besonders<br />

christlichen Prägung der Mitarbeiterschaft<br />

oder einer beschreibbar christlichen<br />

Unternehmensstruktur, dann<br />

macht diakonische Einrichtungen zu diakonischen<br />

Einrichtungen?<br />

Identität kommt aus dem lateinischen<br />

„Idem“ und bedeutet „derselbe“, „dasselbe“,<br />

„das gleiche“. Es bezeichnet die<br />

Eigentümlichkeit eines Wesens. Bezogen<br />

auf komplexere Einheiten bedeutet<br />

es die Übereinstimmung der Teile mit<br />

dem Ganzen, bezogen auf die Einzelnen<br />

bedeutet es das „identifiziert sein“ des<br />

Teils mit dem Ganzen. <strong>Der</strong> Begriff Diakonie<br />

stammt bekanntlich aus dem Altgriechischen<br />

und bedeutet Dienst oder<br />

Diener. Man versteht hierunter alle dem<br />

Wohl des Menschen geltenden Dienste,<br />

die – im weiteren Sinne – im Kontext der<br />

christlichen Gemeinde stattfinden. Dementsprechend<br />

stellen sich im Zusammenhang<br />

mit dem Thema „diakonische Identität<br />

diakonischer Organisationen“ zwei<br />

Hauptfragen:<br />

Zum einen die Frage nach der Eigentümlichkeit<br />

einer diakonischen Organisation,<br />

ihrer Übereinstimmung mit sich<br />

selbst. Wenn eine Organisation zum Ausdruck<br />

bringt, sie sei diakonisch, stellt sich<br />

also die Frage: Stimmen Anspruch und<br />

Wirklichkeit überein?<br />

Bezogen auf die Einzelnen in der diakonischen<br />

Organisation stellt sich zudem<br />

die Frage nach ihrer Identifikation mit<br />

dem Ganzen, deren Teil sie sind. Es ist die<br />

Frage nach der individuellen Überein-<br />

<strong>Der</strong> Identitätskern diakonischer Praxis:<br />

Qualität und die eigene Sinnzuschreibung<br />

2<br />

Hier soll nun die These vertreten werden,<br />

dass Diakonie nicht Ausdruck eines Zusatzes<br />

im praktisch helfenden Handeln<br />

sei, der in Zeiten der Säkularisierung zu<br />

verschwinden droht. Ich bestreite also die<br />

Annahme, es gebe „Hilfehandeln“ und diakonisch<br />

werde dieses Hilfehandeln erst<br />

dadurch, dass ein „Plus“ dazukomme, diakonische<br />

Hilfe somit Hilfehandeln sei,<br />

addiert um irgendetwas. Die Pflege einer<br />

Kranken oder die Blinddarmoperation in<br />

einem evangelischen Krankenhaus, das<br />

Beratungsgespräch in einem Familienhilfezentrum,<br />

die Tagesbetreuung und<br />

die therapeutische Behandlung in einer<br />

2<br />

Ich beziehe mich hier zentral auf die Ausführungen von Johannes Degen, die mir als unveröffentlichtes<br />

Manuskript eines Vortrags vorliegen, den er im Februar 2012 in Bielefeld hielt. Die Verweise beziehen sich<br />

auf diesen Text.


DAS THEMA<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

DAS THEMA<br />

evangelischen Beratungsstelle, im übrigen<br />

auch die Verwaltungs- und Reinigungsleistungen,<br />

die dies ermöglichen<br />

…, benötigen keinen Zusatz, durch den sie<br />

erst „diakonisch“ werden. Sie sind es – und<br />

zwar dann, wenn sie dem Anderen gelten,<br />

ihm dienlich sind, also qualitativ gut sind,<br />

an einen diakonischen Träger wenden:<br />

Seelsorge, Gottesdienste und Andachten<br />

und eine grundsätzliche Religionssensibilität.<br />

Allerdings sind diese Leistungen<br />

Teil einer vielfältigen Angebotspalette,<br />

nicht ihr Kern. Nicht erst durch sie wird Diakonie<br />

zu Diakonie: <strong>Das</strong> Suchtberatungs-<br />

16<br />

entsprechend den fachlichen und fachwissenschaftlichen<br />

Standards eines sol-<br />

seelsorgerliche Anteile, so wie auch die<br />

in ihrem Selbstverständnis bekennt! Und <strong>Das</strong> ist einerseits eine besondere Herausgespräch<br />

bleibt diakonisch, auch ohne<br />

teilen, den die diakonische Organisation Herausforderungen<br />

17<br />

chen Handelns! Diakonie ist gerade nicht Blinddarmoperation und die Altenpflegleistung<br />

zwar dann, wenn die Organisation sich forderung für die Leitungsverantwortli-<br />

ein Zusatz zum guten Hilfehandeln, der<br />

diakonisch bleiben, ohne dass<br />

zum einen als diakonisch versteht, ihren chen in diakonischen Organisationen. Sie<br />

womöglich noch einem anderen Zweck die handelnde Fachkraft dafür an Gott<br />

Auftrag aus dem Evangelium herleitet müssen a.) sicherstellen, dass der Sinnzusammenhang<br />

dient als dem Hilfebedürftigen. „Diakonisch“<br />

glauben muss. <strong>Der</strong> Kern der Diakonie ist<br />

und zu dessen Erfüllung<br />

benannt<br />

wird Hilfehandeln nur durch seine der Dienst selbst, das fachliche Hilfehan-<br />

Menschen zusammen-<br />

Subjektbezogene und bekannt wird, der die<br />

Qualität der Dienstbarkeit – sowie durch deln, sofern es am Wohl des Anderen orientiert<br />

führt, die entsprechende Qualitätstiefe statt diakonische Organisation<br />

den Sinnzusammenhang, in dem dieses<br />

ist und daher die eigene Qualität<br />

Fachleistungen erbringen<br />

dekorativer Theologie<br />

trägt und ihre Existenz<br />

Handeln steht. Die zentrale These lautet zu maximieren sucht. „Die unique selling<br />

können. Zum anderen<br />

rechtfertigt, sowie b.) alle<br />

somit: Hilfehandeln wird nicht durch einen<br />

position der Diakonie kann nur, und dies<br />

dann, wenn sie dafür sorgt, dass dieses Mitarbeitenden willkommen heißen, die<br />

Zusatz diakonisch, sondern durch ohne irgendeine Einschränkung, in ihrem<br />

fachliche Handeln der Mitarbeitenden sich an der Erfüllung jener Aufgaben be-<br />

seine Qualität und durch den Deutungsrahmen,<br />

Dienst und nicht in dem bestehen, was<br />

an den legitimen Bedürfnissen der Menteiligen<br />

wollen, denen sich die Diakonie<br />

in den diese Leistung durch die diesem Dienst gegenüber transzendent<br />

schen ausgerichtet ist, die von ihr Hilfe verpflichtet fühlt und sie zu einer guten<br />

Organisation gestellt wird. Oder anders ist. […] Die Dienstleistung der Diakonie<br />

erwarten. Diakonische Organisationen Koalition zusammenführen, unabhängig<br />

herum formuliert: Diakonisch ist eine Organisation,<br />

hat als solche ihren Wert in sich, indem<br />

sollen und können Fachkräfte aller (Un- von deren jeweiligen religiösen Bekennt-<br />

deren Leistungsqualität sich sie dem Menschen, der diese Dienstleis-<br />

) Glaubensrichtungen einladen, sich an nissen und den Quellen ihrer Werte. Sie<br />

maximal an den Bedürfnissen derer orientiert,<br />

tung will, dient“ (Degen, 2012, 7f). Sie ist<br />

der Sache der Diakonie zu beteiligen: müssen c.) den Rahmen für die Ermögli-<br />

die die Leistung empfangen und als reine fachliche Leistung Diakonie, egal<br />

dem Menschen zu dienen. Was von allen chung höchster fachlicher Qualität der<br />

die als Organisation diese von ihr organisierten<br />

ob sie von gläubigen Christinnen oder hu-<br />

Mitarbeitenden sodann verlangt werden Leistungserbringung schaffen, da sich in<br />

Dienste in den Sinnzusammenmanistisch<br />

geprägten Atheisten geleistet<br />

muss, ist eine entsprechende Bindung an der Fachleistungsqualität diakonische<br />

hang des Evangeliums stellt.<br />

wird – und es kann nicht darum gehen, so<br />

den Wert der „Dienstbarkeit“ des fachlichen<br />

Identität offenbart (Qualitätstiefe). Hier-<br />

Mit Qualität ist sowohl die Qualitätstiefe<br />

schreibt es der Diakoniewissenschaftler<br />

Handelns, fachwissenschaftlich zu gehört auch d.) durch Personalvertei-<br />

fachlichen Handelns gemeint, ihre Pro-<br />

Johannes Degen, ein solches Hilfegesche-<br />

beschreibbar als „Subjektorientierung“, lung sicherzustellen, dass allen legitimen<br />

fessionalität und Fachlichkeit, ebenso ihre hen noch theologisch zu bemalen oder zu<br />

also die Ausrichtung des professionellen Bedürfnissen der AdressatInnen entsprochen<br />

Qualitätsvielfalt, die Variationsbreite ihrer<br />

interpretieren (vgl. Degen, 2012, 8).<br />

Handelns an den Bedürfnissen der Adreshört<br />

werden kann, auch denen nach<br />

Angebote. Zur Qualitätssicherung ge-<br />

Kurzum: Diakonisch wird das Handeln<br />

satinnen und Adressaten der Hilfen und, seelsorgerischem Beistand und christli-<br />

es daher auch, dass diakonische Organisationen<br />

der Fachkräfte durch deren fachliche<br />

damit verbunden, an höchster Fachleischer<br />

Gemeinschaft (Qualitätsvielfalt).<br />

solche Angebote vorhalten, Qualität, nicht durch Frömmigkeit. Und<br />

tungsqualität. Diakonische Kollegien sind <strong>Das</strong> ist auch eine Herausforderung für<br />

die Menschen erwarten können, die sich das heißt in der Konsequenz: <strong>Der</strong> diakoni-<br />

eine bunte Koalition verschieden glau-<br />

die Mitarbeitenden, die den christlichen<br />

sche Charakter der Diakonie wird in erster<br />

Linie durch Qualitätsverluste bedroht,<br />

nicht durch mangelnden Glauben der<br />

Fachkräfte!<br />

Was heißt das? Organisationen sind<br />

durchaus diakonisch, selbst wenn viele ihrer<br />

Mitarbeitenden jenen Glauben nicht<br />

bender Menschen, die dieses gemeinsamen<br />

Wertes bedürfen. Was von den Fachkräften<br />

aber nicht verlangt werden muss<br />

ist, dass sich dieser Wert aus der gleichen<br />

Quelle speist, wie das bei Christinnen und<br />

Christen der Fall ist.


DAS THEMA<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

DAS THEMA<br />

Glauben nicht teilen, trotzdem aber entschieden<br />

haben, ihre Fachlichkeit in den<br />

Dienst der Diakonie zu stellen. Sie können<br />

erwarten, dass ihre Beteiligung am<br />

diakonischen Projekt die volle Wertschätzung<br />

erfährt, müssen sich aber ihrerseits<br />

damit identifizieren, dass der diakonische<br />

darin, die Anerkennung diakonischer<br />

Handlungskompetenz nicht an persönliche<br />

Glaubensbekenntnisse zu binden,<br />

vielmehr fachliche Qualitätsfragen als<br />

diakonische Identitätsfragen wahrzunehmen,<br />

die Koalition der höchst verschiedenen<br />

Mitarbeitenden zu gestal-<br />

18<br />

Arbeitgeber ihre fachlichen Leistungen in ten und hinter allem den christlichen<br />

er Wucht aus verschiedenen Richtungen recht besondere Bedeutung – auch für<br />

einen christlichen Sinnzusammenhang Sinnzusammenhang deutlich werden<br />

die diakonischen Einrichtungen – zu.<br />

19<br />

hineinnimmt.<br />

zu lassen.<br />

<strong>Das</strong> ist schließlich auch eine Herausforderung<br />

Anfragen aus drei Richtungen<br />

für eine Evangelische Hochschu-<br />

Prof. Dr. Matthias Nauerth<br />

Als problematisch wird der Begriff der<br />

le, die Fachkräfte ausbildet und hierbei Evangelische Hochschule Hamburg<br />

Dienstgemeinschaft von drei unterschiedlichen<br />

professionelle Identitätsbildungsprozesse<br />

Seiten betrachtet:<br />

fördert. Sie muss sowohl den diakonischen<br />

Sinnzusammenhang verständlich<br />

machen und zugleich verdeutlichen, welchen<br />

Platz alle Fachkräfte unabhängig<br />

von ihrem Glaubensbekenntnis in der Diakonie<br />

Literatur<br />

haben, sofern sie die Werte teilen, Degen, J., (2012): Normatives Management,<br />

denen sich eine Diakonie verpflichtet zu<br />

Diakonie und Religion oder: Von der prekären<br />

Sichtbarkeit eines Profils der Diakonie, Vortrag,<br />

fühlen hat, die Diakonie sein will.<br />

unveröffentlicht<br />

Zusammenfassung in Thesen<br />

1. Diakonie ist heute faktisch eine Wertegemeinschaft,<br />

keine Glaubensgemeinschaft.<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

teilen Werte, nicht aber die<br />

Quellen, aus denen sich diese individuell<br />

speisen, wie zum Beispiel einen<br />

Glauben.<br />

2. Diakonie zeigt sich darin, dass sie bedarfsgerechte<br />

Hilfen in voller Variationsbreite<br />

und maximaler Qualitätstiefe<br />

anbietet und dieses Handeln in einen<br />

christlichen Sinnzusammenhang stellt.<br />

3. Die Herausforderung besteht somit<br />

Nauerth, M.; Lindenberg M. (2010): Diakonische<br />

Identität auf dem Markt. Sechs Thesen und ein Vorschlag,<br />

in: Nauerth, M., Lindenberg, M., Hußmann,<br />

M. (Hrsg.): Schon lange unterwegs! Und jetzt<br />

wohin? Reflexionen zu Geschichte, Gegenwart und<br />

Zukunft der Diakonie anlässlich des Wichernjahres<br />

2008, Bielefeld<br />

Schmuhl, H.-W. (2008): Senfkorn und Sauerteig: Die<br />

Geschichte des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es von 1833 bis 2008,<br />

Hamburg<br />

Schmuhl, H.-W. (2010): Eine ökonomische Entführung?<br />

Zu Ursachen und Folgen der Verwandlung<br />

von diakonischen Wertegemeinschaften in<br />

Unternehmen, in: Nauerth, M., Lindenberg, M.,<br />

Hußmann, M. (Hrsg.): Schon lange unterwegs! Und<br />

jetzt wohin? Reflexionen zu Geschichte, Gegenwart<br />

und Zukunft der Diakonie anlässlich des<br />

Wichernjahres 2008, Bielefeld<br />

Zur Dienstgemeinschaft<br />

<strong>Der</strong> Begriff der „Dienstgemeinschaft“<br />

war im Zusammenhang des kirchlichen<br />

Arbeitsrechts schon immer schillernd<br />

und wird seit einigen Monaten mit neu-<br />

problematisiert. Er findet sich im Mitarbeitervertretungsgesetz<br />

der EKD, wurde<br />

vom Bundesverfassungsgericht (1980)<br />

bestätigt und auch das Bundesarbeitsgericht<br />

verwendet ihn in seiner jüngsten<br />

Entscheidung vom November 2012<br />

zum Streikrecht in Kirche und Diakonie.<br />

<strong>Der</strong> Begriff konkretisiert die Besonderheit<br />

des Arbeitsrechts in der Kirche. Auf<br />

der Grundlage von Art 140 des Grundgesetzes<br />

haben die Kirchen das Recht, ihre<br />

inneren Angelegenheiten einschließlich<br />

ihres Arbeitsrechts selbst zu gestalten.<br />

Dieses Recht schließt auch die unternehmerische<br />

Diakonie mit ein, soweit deren<br />

Einrichtungen von der Kirche anerkannt<br />

bzw. ihr zugeordnet sind. <strong>Das</strong> ist der<br />

Normalfall, weil Diakonie (ursprünglich<br />

übrigens seit 1940, um Übergriffe des<br />

nationalsozialistischen Staates auf die<br />

diakonischen Einrichtungen und ihre<br />

Klienten abzuwehren) als „Lebens- und<br />

Wesensäußerung“ der Kirche, d. h. als ihr<br />

integraler Bestandteil betrachtet wird.<br />

Die Entscheidung über die Zugehörigkeit<br />

einzelner diakonischer Einrichtungen<br />

liegt allein bei der verfassten Kirche und<br />

ihren Gremien – ebenso wie die Deutungs-<br />

und Definitionshoheit über den<br />

Begriff der Dienstgemeinschaft. Darum<br />

kommt Beschlüssen kirchlicher Gremien<br />

wie zuletzt denen der Marburger EKD<br />

Synode von 2012 zum kirchlichen Arbeits-<br />

1. Die Kritik von Seiten diakonischer Einrichtungsleitungen<br />

rührt aus handfesten<br />

betriebswirtschaftlichen Herausforderungen,<br />

denen sie sich als Akteure<br />

auf dem Sozialmarkt gegenüber sehen.<br />

Denn die von der verfassten Kirche formulierten<br />

Standards einer Dienstgemeinschaft<br />

(vor allem der sogenannte<br />

„Dritte Weg“) führen in der Umsetzung<br />

zu Kosten, die von den diakonischen<br />

Einrichtungen als Dienstgeber erwirtschaftet<br />

werden müssen. Und zwar<br />

auf einem Sozialmarkt, auf dem sie mit<br />

Wettbewerbern konkurrieren, für die<br />

diese hohen Standards nicht unbedingt<br />

gelten und die darum mit wesentlich<br />

niedrigeren Kosten kalkulieren können.<br />

Zugespitzt formuliert: im scharfen<br />

Wind wirtschaftlicher Konkurrenz müssen<br />

diakonische Einrichtungen ausbaden<br />

was Synoden ihnen an Standards<br />

und Kosten einer Dienstgemeinschaft


DAS THEMA<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

DAS THEMA<br />

einbrocken. Vor diesem Hintergrund ist<br />

es nachvollziehbar, dass Leitungen diakonischer<br />

Einrichtungen sich gelegentlich<br />

fragen, wie lange sie sich den Preis<br />

der Zugehörigkeit zur Kirche und der<br />

allein von ihr mit Kriterien versehenen<br />

Dienstgemeinschaft wohl noch leisten<br />

verwendet wird, weil doch Einzelinteressen<br />

hinter dem gemeinschaftlichen<br />

Ziel zurückzustehen hätten.<br />

Bewertungen<br />

Zu 1. Die Kommunikation und Verständigung<br />

zwischen verfasster Kirche und<br />

selbständiger Diakonie bedarf dringend<br />

der Verbesserung. Die Definition von Diakonie<br />

als Lebens- und Wesensäußerung<br />

Funktionalisierung auch in seinem Bedeutungskern<br />

entwertet. Vielmehr sind<br />

arbeitsrechtliche Konflikte als solche zu<br />

benennen und mit den dafür vorgesehenen<br />

Instrumenten zu regeln. <strong>Der</strong> Begriff<br />

der Dienstgemeinschaft sollte auch nicht<br />

soweit idealisiert werden, dass er allen<br />

3. Dieser Kritik von Seiten der Mitarbeitervertretungen<br />

strukturell nicht unähnlich,<br />

allerdings mit unterschied-<br />

20<br />

können.<br />

lichen Vorzeichen versehen ist eine<br />

der Kirche ist nicht nur als Beschreibung Realitätsbezug verliert. So denke ich,<br />

Skepsis wiederum von Leitungen diakonischer<br />

des Verwandtschaftsverhältnisses nach dass eine Dienstgemeinschaft keines-<br />

21<br />

2. Anders gelagert ist die Kritik am Begriff<br />

Einrichtungen gegenüber<br />

außen – z. B. gegenüber dem Staat oder wegs als „diffuser Einheitsbrei“ karikiert<br />

der Dienstgemeinschaft von Seiten dem Bild einer Dienstgemeinschaft. Sie<br />

gesellschaftlichen Gruppierungen – zu werden darf, sondern dass sie durchaus<br />

der Mitarbeitervertretungen und der befürchten eine Verschleierung funktionaler<br />

verstehen, sondern sie benennt auch<br />

vorstellbar ist als eine Sozialform<br />

Gewerkschaften. Sie wenden sich gegen<br />

Leitungs- und Führungsrollen<br />

eine Selbstverpflichtung zur Gestaltung mit differenzierten Rollen und Verant-<br />

eine in dem Begriff unterstellte harmo- innerhalb der Mitarbeiterschaft, weil<br />

des Verwandtschaftsverhältnisses nach wortungsbereichen, ohne dabei gleich<br />

nisierende Sozialform der im Betrieb sich vermeintlich eine Hierarchie und<br />

innen, d. h. zu ausführlicher Kommunikation<br />

zu einer „Herrschaft der einen über die<br />

beschäftigten Menschen. Stattdessen Weisungsbefugnis der einen über die<br />

und Abstimmung zwischen Kirche anderen“(Barmen IV) zu führen. Vielleicht<br />

betonen sie die elementaren Interessengegensätze<br />

anderen mit dem Bild einer Gemein-<br />

und Diakonie. Wenn Konditionen einer kann als Vergleichsbild die Gemeinschaft<br />

zwischen Arbeitgebern schaft grundsätzlich nicht vertrüge.<br />

Dienstgemeinschaft von der verfassten einer Familie herangezogen werden.<br />

und Arbeitnehmern bzw. zwischen Sie sehen Vorgesetzte in einem potentiellen<br />

Kirche formuliert und in der Folge auch Auch dort gibt es selbstverständliche<br />

Dienstgebern und Dienstnehmern. In<br />

Zielkonflikt zwischen Verant-<br />

für die diakonischen Einrichtungen ver-<br />

Zusammengehörigkeit ebenso wie dif-<br />

Anlehnung an das klassische Bild einer wortung für die Gemeinschaftlichkeit<br />

bindlich werden, dann muss sichergestellt<br />

ferenzierte Rollen und Verantwortungen.<br />

Arbeitswelt, die geprägt ist vom prinzipiellen<br />

einerseits und für die Durchsetzung<br />

sein, dass sie auch praxistauglich Konflikte und Interessensabwägungen<br />

Gegensatz zwischen Kapitaleig-<br />

betrieblicher Weisungen gegenüber<br />

sind unter den Bedingungen des Sozial-<br />

sind an der Tagesordnung, ohne das ge-<br />

nern und Arbeitnehmern plädieren sie einzelnen Mitarbeitern/innen andererseits.<br />

marktes, auf welchem unternehmerische meinsame Fundament gleich zu gefähr-<br />

vielmehr für eine offene Benennung dieser<br />

<strong>Der</strong>artige diffuse Skrupel gegen-<br />

Diakonie sich nun mal bewegt. Ein weiden.<br />

Einer solchen Gemeinschaft eignet<br />

Gegensätze und für deren geregelte über klarem Leitungshandeln – so die<br />

teres Auseinanderdriften von verfasster auch immer ein gewisses schillerndes<br />

Austragung, u. a. durch Arbeitskampfmaßnahmen.<br />

Sorge – könnten gerade in Konfliktsitu-<br />

Kirche und Diakonie – und erst recht ein Changieren zwischen Wunsch, Wirklichgensätze<br />

Die fundamentalen Geationen<br />

einer gebotenen Rollensicher-<br />

Auseinanderbrechen – wäre desaströs keit, Anspruch und Erfüllung. Auch in der<br />

zwischen Dienstgebern und heit der Vorgesetzten im Wege stehen.<br />

für beide Seiten und unverantwortlich im Brüder- und Schwesternschaft reden wir<br />

Dienstnehmern sieht diese Kritik durch<br />

Blick auf die gesellschaftliche Verantwortung<br />

uns z. B. mit „Bruder“ und „Schwester“<br />

den implizit harmonisierenden Anspruch<br />

Gleichwohl halte ich den Begriff der<br />

und Gestaltungskraft des Protes-<br />

an. Ob der Umgang untereinander allein<br />

einer Dienstgemeinschaft unzu-<br />

Dienstgemeinschaft auch in der gegentantismus.<br />

dadurch jedoch bereits geschwisterlich<br />

lässig verschleiert. Sie benennt vielmehr wärtigen Diskussion für gehaltvoll und<br />

zu nennen ist – insbesondere in Konfliktfällen<br />

die Gefahr, dass bei innerbetrieblichen sehe in der genannten Kritik vielmehr<br />

Zu 2. <strong>Der</strong> Begriff der Dienstgemeinschaft<br />

– , das wird stark vom jeweiligen<br />

Konfliktfällen der Begriff der Dienstgemeinschaft<br />

einen Anlass, den Begriff zu differenzie-<br />

taugt natürlich nicht als innerbetrieb-<br />

Standpunkt der Beteiligten abhängen.<br />

von vorgesetzter Ebene in ren und gegenüber möglichem Missverliches<br />

Disziplinierungsinstrument und Gleichwohl pflegen wir als Mitglieder der<br />

disziplinierender Absicht als Forderung ständnis zu schärfen.<br />

würde durch solch eine missbräuchliche Gemeinschaft das starke Bild einer Ge-


DAS THEMA<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

DAS THEMA<br />

schwisterlichkeit – und führen es in der<br />

Ordnung auch teilweise aus – welches<br />

uns als Ziel- und Leitbild der Gemeinschaft<br />

und unseres Umgangs untereinander<br />

dient und wertvoll ist.<br />

Erinnerung an den geistlichen Kern und<br />

die theologische Orientierungsgröße der<br />

Diakonie wach und er formuliert auch ein<br />

besonderes Erkennungsmerkmal von diakonischen<br />

im Vergleich zu säkularen Anbietern<br />

sozialer Leistungen.<br />

sprungs- und Orientierungspunkt diakonischen<br />

Handelns verweist und ihn<br />

benennt. Gerade angesichts der Fülle säkularer<br />

Anbieter sozialer Leistungen, d. h.<br />

der Konkurrenten der Diakonie, ist diese<br />

Kenntlichmachung der Besonderheit der<br />

Diakonie besonders wichtig. <strong>Der</strong> Begriff<br />

folgende Überlegung zu einer Öffnung,<br />

bzw. begrifflichen Weiterentwicklung<br />

beitragen: <strong>Der</strong> Ausgangs- und Orientierungspunkt<br />

der Dienstgemeinschaft in<br />

Kirche und Diakonie ist zwar eindeutig<br />

christlich benannt. Aber die Konkretionen<br />

und Erkennungsmerkmale dieser<br />

Zu 3. Funktionale Differenzierung und<br />

22<br />

betriebliche Hierarchien gehören zum In theologischer Perspektive<br />

der Dienstgemeinschaft ist in diesem Zusammenhang<br />

hilfreich. Denn er deutet schaft könnten als eine Art Katalog ethi-<br />

im Ursprung christlichen Dienstgemein-<br />

Alltag jeder größeren diakonischen Einrichtung.<br />

Diakonisches Handeln zum Wohle des<br />

23<br />

Dadurch ist die Zusammen-<br />

Nächsten trägt – theologisch gesprochen<br />

auf die biblische Herkunft diakonischer scher Grundregeln ausgestaltet werden,<br />

gehörigkeit der dort Beschäftigten und – zwar bereits seinen Wert in sich und<br />

Einrichtungen und er benennt auch die dem auch Angehörige anderer Konfessionen<br />

deren Verbundenheit im Zweck der Einrichtung<br />

muss keinem weiteren Zweck dienen,<br />

Verbundenheit der Gemeinschaft der<br />

zustimmen könnten, ohne gleich de-<br />

(im gemeinsamen Dienst) kei-<br />

um vollwertig zu sein. Insoweit man Di-<br />

Christen und der Kirche einschließlich ren biblischen Ausgangspunkt zu über-<br />

nesfalls automatisch gefährdet, sondern akonie jedoch als Teil kirchlichen Lebens<br />

der in der Diakonie Beschäftigten untereinander.<br />

nehmen. <strong>Das</strong> wäre dann ein Verständnis<br />

sie dienen vielmehr der Erfüllung des betrachtet, stellt sich die Sache etwas anders<br />

von Dienstgemeinschaft in Richtung einehmen.<br />

gemeinsamen Zweckes bzw. Dienstes. Es<br />

dar: <strong>Der</strong> theologische Ausgangs- und<br />

Zu beachten ist dabei allerdings, dass ner Wertegemeinschaft mit christlichem<br />

kommt darauf an, die jeweiligen Aufgabenfelder<br />

Bezugspunkt allen kirchlichen Lebens ist<br />

der Begriff Dienstgemeinschaft nicht zu Ausgangs- und Orientierungspunkt.<br />

auf eine Weise wahrzunehmen die Verkündigung. Daran, dass das natür-<br />

einem exklusiven Selbstverständnis ver-<br />

Letzteren angemessen zu benennen und<br />

– und im gegebenen Fall auch die Konflikte<br />

lich auch für die Diakonie gilt, erinnern<br />

leitet, welches Mitarbeiter/innen ande-<br />

in Erinnerung zu halten, ist zur Identifiregeln<br />

so auszutragen –, dass sie den Grund-<br />

wir uns in der vertrauten Beschreibung<br />

rer oder ohne Konfession von vornherein zierung von Diakonie nach innen und aulich<br />

einer (Dienst-) Gemeinschaft von Diakonie als „Verkündigung durch<br />

ausschließt. Zur Vermeidung eines solchen<br />

ßen unverzichtbar.<br />

nicht zuwiderlaufen, sondern diesen die Tat“. In der Kirche – einschließlich der<br />

Missverständnisses kann vielleicht<br />

Dr. Friedemann Green<br />

entsprechen (Transparenz, respektvoller Diakonie – sind Menschen versammelt<br />

Umgang miteinander, Unterscheidung und unterwegs als christliche Gemeinschaft,<br />

von Person und Sache ...).<br />

die ihrem Herrn Jesus Christus<br />

Trotz mancher Erläuterungsbedürftigkeit<br />

vertrauen, ihm nachfolgen und die ihr<br />

halte ich den Begriff der Dienst-<br />

Handeln nach seinem Wort hin ausrich-<br />

gemeinschaft als Beschreibung der ten und ihm dienen. Sie streben danach,<br />

arbeitsrechtlichen Situation in Kirche in Erwartung des kommenden Reiches<br />

und Diakonie weiterhin für hilfreich. Vor Gottes, in ihrem alltäglichen Miteinander<br />

allem, weil er den biblischen Ursprung bereits einen Teil dieser verheißenen Zukunft<br />

diakonischen Handelns in Erinnerung<br />

sichtbar werden zu lassen.<br />

ruft und weil er auch den unerlässlichen Bei der als permanenter Prozess vorzustellenden<br />

Auftrag transportiert, diesen Ursprung in<br />

Entwicklung der Identität<br />

der Praxis der diakonischen Arbeit und in und Besonderheit diakonischer Einrichtungen<br />

der Zusammenarbeit mit Leben zu füllen.<br />

benötigen wir einen Begriff, der<br />

<strong>Der</strong> Begriff Dienstgemeinschaft hält die auf diesen biblisch theologischen Ur-


aus der gemeinschaft<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

aus der gemeinschaft<br />

Wonach schreit meine Seele?<br />

Wer kann diese Frage aus dem Stand beantworten?<br />

Wer ist sich seiner wirklichen und dem blinden Bettler geht weiter. Je-<br />

gekommen. Die Geschichte mit Jesus<br />

Acht zukünftige Schwestern im Konvikt Hamburg-Ost<br />

Bedürfnisse und Schmerzen bewusst? sus fragt Bartimäus: „Sprich, was kann<br />

Wer lässt diese Frage zu? Hat sie überhaupt<br />

ich Dir tun?“<br />

„Die Brüder und Schwestern in der Vorbe-<br />

Hochschule. Davon befinden sich 168 in<br />

24 Platz in unserem Alltag?<br />

Welch ungeheuerliche Frage! Da fragt<br />

reitungszeit lernen in den Konvikten die der Vorbereitungszeit, verteilt auf meh-<br />

25<br />

Vielen wird es wohl so gehen, dass vor<br />

lauter Plänen, Aufgaben und täglichen<br />

Verpflichtungen kein Raum ist, sich eine<br />

solche Frage zu stellen. Vielleicht wird<br />

diese Frage sogar als Störung empfunden,<br />

denn sie zwingt, hinzuschauen auf<br />

das, was einen wirklich bewegt. Um dies<br />

zulassen zu können, braucht es einen<br />

Rahmen, der es einem erlaubt sich fallen<br />

zu lassen. Und genau dies war bei den Einkehrtagen<br />

unserer Geschwisterschaft in<br />

Fleestedt vom 25. 1. bis 27. 1. <strong>2013</strong> möglich!<br />

Vorbereitet und begleitet wurde das<br />

Wochenende von Schwester Claudia<br />

Rackwitz-Busse und Bruder Jan-Peter<br />

Wilckens, die uns mit Impulsen aus der<br />

Geschichte von Jesus und Bartimäus (Mk.<br />

10, 46–52) durch die Einkehrtage und<br />

besonders den Schweigetag geleitet haben.<br />

Die Frage, wonach die eigene Seele<br />

schreit, zuzulassen war möglich durch<br />

die Vertrautheit in dieser Gemeinschaft,<br />

die sofort da war obwohl sich nicht alle<br />

kannten und auch durch das Gefühl der<br />

Sicherheit, das Claudia und Jan-Peter uns<br />

gegeben haben.<br />

Es war eine Reise nach Innen. Wir sind<br />

im Schweigen und durch das Schweigen<br />

den innersten Bedürfnissen auf die Spur<br />

mich jemand, was ich mir im Innersten<br />

wünsche und nicht nur das, da gibt es<br />

auch die Verheißung, dass der Wunsch<br />

erfüllt wird. Ich darf mich jemandem mit<br />

meinen Bedürfnissen zumuten! Kaum zu<br />

glauben, dass es das gibt. Aber genau das<br />

ist möglich! <strong>Das</strong> haben wir erfahren an<br />

diesem Wochenende. Jede und jeder für<br />

sich und auch alle zusammen. In der Gemeinschaft,<br />

die wir, dreizehn Geschwister,<br />

für eine Zeit gebildet haben, war es<br />

möglich, die Erfahrung zu machen getragen<br />

zu sein – jede und jeder mit seiner Art<br />

und ihren Bedürfnissen.<br />

Was wir erlebt haben, strahlt in unseren<br />

Alltag hinein. Jede und jeder für sich<br />

weiß wieder besser, worauf es wirklich<br />

ankommt und das Gefühl aufgehoben zu<br />

sein, trägt weiter. Viele nannten es „ geerdet“<br />

zu sein. <strong>Das</strong> ist eine gute Grundlage<br />

für das Jahr, das vor uns liegt mit all seinen<br />

Möglichkeiten und Aufgaben. Und<br />

vielleicht ist es gut sich immer mal wieder<br />

die Frage zu stellen: Wonach schreit<br />

meine Seele?<br />

Vielen Dank an Claudia und Jan-Peter!<br />

Schwesterliche Grüße<br />

Katrin Morgenroth<br />

Die Vorbereitungszeit –<br />

eine Herausforderung<br />

Gemeinschaft kennen“, so steht es in unserer<br />

Ordnung. Nach wie vor ist die Teilnahme<br />

am Konviktleben die beste Möglichkeit<br />

für Studierende, die Brüder- und<br />

Schwesternschaft kennenzulernen.<br />

Zeit und Raum dafür anzubieten – das<br />

ist immer wieder eine Herausforderung<br />

für uns im Konvikt Hamburg-Ost. In unserer<br />

Jahresplanung finden sich abendliche<br />

Treffen unter der Woche an verschiedenen<br />

Tagen und Orten, ein Gartenfest<br />

am Freitagnachmittag und ein Wochenende<br />

an der Ostsee. So hoffen wir, dass<br />

für jede/jeden etwas zeitlich machbar ist.<br />

Schwester Annegret Matthies ist unsere<br />

Ansprechpartnerin für die Studierenden.<br />

Sie versorgt sie mit den neuesten<br />

Infos per Mail, trifft sich zum persönlichen<br />

Kennenlernen oder auch zum Austausch<br />

über die Diakonenarbeit. Hatten<br />

wir in 2008 noch sieben Studierende in<br />

der Vorbereitungszeit, stehen aktuell auf<br />

der Liste 22 Frauen, die Aufnahme und<br />

Einsegnung anstreben. Sie studieren im<br />

grundständigen Bachelorstudium, sowie<br />

berufsbegleitend und berufsintegrierend.<br />

Zählt man die Masterstudierendeen<br />

dazu, befinden sich zurzeit 450 Männer<br />

und Frauen in der Ausbildung an der<br />

rere Konvikte.<br />

So wird das Kennenlernen mehr und<br />

mehr zu einer Herausforderung. Denn<br />

verschieden sind nicht nur die Studiengänge,<br />

sondern auch die Lebens- und<br />

Arbeitssituationen, das Alter, die familiären<br />

Strukturen. Sie stehen in ganz<br />

unterschiedlichen Arbeitsverhältnissen.<br />

Einige sind am Rand der Belastungsgrenze<br />

durch Arbeit, Studium und Familie. Es<br />

gibt die, die noch zweifeln, ob sie Diakon/<br />

Diakonin sein wollen und die, für die das<br />

Amt das eigentliche Ziel des Studiums<br />

ist. Ebenso unterschiedlich sind die Erfahrungen<br />

mit dem Studium. Einige sind<br />

auch enttäuscht und fühlen sich nicht<br />

gut genug ausgerüstet für die Arbeit als<br />

Diakon/Diakonin. Und bei den meisten<br />

wird die Diakonenarbeit unter hohem<br />

Zeitdruck geschrieben.<br />

Was heißt das alles für unser Konviktleben?<br />

Offene Ohren sind gefragt, damit Frust<br />

und Fragen ihren Platz finden. Zuversicht<br />

und Ermutigung sind gefragt angesichts<br />

der vielen Aufgaben in der Ausbildung.<br />

Hilfreich ist es, wenn einige Schwestern<br />

und Brüder den Bezug zur Ausbildung behalten.


aus der gemeinschaft<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

aus der gemeinschaft<br />

Und es braucht Geschwister, die regelmäßig<br />

zum Konvikt kommen, um die<br />

immer neuen Gesichter mit der Person<br />

dahinter zu verbinden. Wenn wir auf die<br />

Teilnehmendenzahlen blicken heißt das:<br />

Manches Mal sind mehr Studierende als<br />

„alte“ Geschwister dabei.<br />

aus. In einer großen Runde erzählen wir<br />

uns unsere Gedanken und Gefühle dazu.<br />

Welch ein Reichtum an Erfahrungen und<br />

an Hoffnungen!<br />

Für mich, die seit 30 Jahren dabei ist,<br />

läuft ein innerer Film ab. Ich sehe die, deren<br />

Aufnahme ich begleitet habe. Die, die<br />

Gotteswege sind unergründlich<br />

<strong>Das</strong> gute Ende eines Festabends<br />

am Brüder- und Schwesterntag 2012<br />

Samstagabend, 15. September: ein wunderbarer<br />

Zusammen mit Brüdern und Schwes-<br />

26<br />

Festabend des Brüder- und tern packe ich die Leckereien ein und fülle<br />

So war es auch am 20. Februar: 18 Frauen<br />

und 3 Männer kommen zum Konviktren.<br />

Aber auch die, die eher „stille Teilha-<br />

Schwesterntages neigt sich dem Ende mein Auto damit. Jetzt ist es 23 Uhr, mein<br />

hineingewachsen sind und sich engagie-<br />

27<br />

abend im Bienenkorb zusammen. Zwei ber“ geworden sind.<br />

entgegen. Ich stelle fest, dass auf dem Dienst beginnt erst um 13 Uhr. Zu lange,<br />

Themen beschäftigen uns:<br />

Nachdem wir die Studierenden mit<br />

Buffet noch sehr viel Essen vorhanden ist um das Essen im Auto zu lassen! Ich rufe<br />

1. Wünsche an Studium und Vorbereitungszeit<br />

einem Lied und Segen entlassen haben,<br />

und ahne, dass viel übrig bleibt. Wer mich in der Einrichtung an und bitte die Kolle-<br />

und<br />

bleibt eine Handvoll „alter“ Geschwister,<br />

kennt, weiß, dass ich gerne esse und dass gen des Nachtdienstes im Kühlschrank<br />

2. Acht Anträge auf Einsegnung und um ein Votum zu den acht Anträgen abzugeben.<br />

ich Essen nicht wegwerfen mag. Die Vor-<br />

Platz zu schaffen. Langsam macht die Ak-<br />

Aufnahme.<br />

Einige, die sonst immer dabei<br />

bereitungsgruppe hat alles wunderbar tion Spaß. Auf nach Langenhorn!<br />

In Kleingruppen sammeln wir Ideen sind, fehlen heute Abend, jede und jeder<br />

arrangiert und so frage ich eine Schwester,<br />

Gegen Mitternacht komme ich an und<br />

und Anregungen für eine bessere Verbindung<br />

aus gutem Grund. Gerne wären wir zahlschaft:<br />

was mit den Resten passiert. Es ha-<br />

räume mit den Kollegen die Mitbringsel<br />

zwischen Studium und Gemeinreicher<br />

gewesen.<br />

ben sich mehr Geschwister angemeldet, ein. Um 1 Uhr liege ich endlich im Bett.<br />

mehr Präsenz von Brüdern und Uns wird an diesem Abend deutlich:<br />

als dann gekommen sind. Auch scheint Sonntag, 16.September: Beim gemeinsamen<br />

Schwestern in der Hochschule, Infobroschüre<br />

Diese acht zukünftigen Schwestern sind<br />

der gute alte Brauch, dass Studenten aus<br />

Essen haben sich alle über die le-<br />

über die Vorbereitungszeit, mehr auf dem Weg. Sie haben ihr Ziel, die Ein-<br />

dem Brüderhaus die Reste nehmen dürckeren<br />

Sachen gefreut und sich bei mir<br />

Praxisfelderkundung bei Brüdern und segnung, genau vor Augen. Alle setzen<br />

fen, nicht mehr bekannt zu sein?<br />

bedankt, dass ich an sie gedacht habe.<br />

Schwestern, Patenprogramm.<br />

ihre Schritte dabei auf ihre ganz eigene<br />

Ich arbeite in einer nichtkirchlichen Auch wollten alle wissen, woher das tolle<br />

Gut, dass es in nächster Zeit eine Arbeitsgruppe<br />

persönliche Art und Weise. Wie heißt es<br />

Einrichtung mit psychisch kranken Män-<br />

Essen gekommen ist. Und so habe ich die<br />

„Diakonenausbildung“ ge-<br />

in unserer Ordnung: „Es sind verschiedenern<br />

und Frauen. Da ich am nächsten Tag Geschichte erzählt und mich als Diako-<br />

ben wird, in der Vertreterinnen und Vertreter<br />

ne Gaben, aber es ist ein Geist.“<br />

Spätdienst habe, könnte ich dort das Esnin<br />

„geoutet“. Es fiel mir ganz leicht und<br />

der Hochschule, der Studierenden Im besten Fall ist das Ziel der Beginn<br />

sen gestalten. Mit Hilfe unserer Konvikt-<br />

wurde von allen positiv aufgenommen.<br />

und unserer Gemeinschaft an einem einer langen Geschichte und wir, die „Alten“<br />

meisterin besorge ich Tupperdosen und Welch ein schöner Abschluss dieser Ak-<br />

Tisch sitzen.<br />

und die „Neuen“, schreiben gemein-<br />

Tüten. Und die Einladung an die Studentionmeisterin<br />

Unter der Fragestellung. „Was verbinde<br />

sam weiter „Geschichten von Zugehörigten<br />

können wir auch noch aussprechen.<br />

Schwester Carmen Friedrich<br />

ich mit der Einsegnung?“ sucht sich keit und Identität“.<br />

jede/jeder eine Bildkarte, eine Wortkarte<br />

oder einen Gegenstand aus der Mitte<br />

Beate Steitz-Röckener


aus der gemeinschaft<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

aus der gemeinschaft<br />

Warum in die Ferne schweifen …?<br />

In diesem Jahr geht die Seniorenreise in<br />

Hamburgs weitere Nachbarschaft: Nordschleswig<br />

ist das Ziel. <strong>Das</strong> kleine gemütliche<br />

Hotel „Schimmelreiter“ in Silberstedt<br />

über den Brüggemann-Altar im Schleswiger<br />

Dom eingeladen.<br />

<strong>Der</strong> Hinweis auf die Reise in diesem <strong>Bote</strong>n<br />

soll betonen, dass sich die Einladung<br />

28<br />

bei Schleswig ist unser Standquartier, nicht nur an Hamburger Geschwister,<br />

von wo aus interessante Tagestouren sondern an alle wendet (man braucht<br />

29<br />

per Bus und Schiff unternommen werden.<br />

auch nicht unbedingt Senior zu sein).<br />

Auf dem Programm stehen unter Die Reise beginnt am Sonntag, 1.<br />

anderem drei Schiffsfahrten (Schlüttsiel–Hallig<br />

September, um 10 Uhr am Hamburger<br />

Hooge, Kappeln–Schleimün-<br />

Hauptbahnhof. Mit dem Bus fahren wir<br />

de, Flensburg–Glücksburg). Mit dem Bus zum gemeinsamen Mittagessen (im<br />

Alle in einem Boot:<br />

geht es nach Husum, ins Noldemuseum, Reisepreis enthalten) und einem Besuch<br />

Konvikt Ostdeutschland<br />

auf die Halbinsel Eiderstedt, ins Dänische des Kohlosseums nach Dithmarschen<br />

nach Tondern, Flensburg, Wasserschloss und sind am späten Nachmittag in Silberstedt.<br />

Die Rückreise ist am Montag,<br />

Glücksburg, Schleswiger Dom, Haithabu,<br />

Eckernförde, Friedrichsstadt.<br />

9. September. <strong>Der</strong> Reisepreis für alle Bus-<br />

<strong>Das</strong> war Dresden<br />

Jeweils nach dem Frühstück versammeln<br />

wir uns zur Andacht, bevor wir Stadtführungen sowie für die Halbpensi-<br />

<strong>Der</strong> Blick eines „Neuen“ auf das Konvikttreffen<br />

und Schiffsfahrten, für alle Eintritte und<br />

etwa um 10 Uhr den Bus vor dem Hotel on beträgt 750 Euro (kein Einzelzimmerzuschlag).<br />

vom 26.–28. April<br />

erwarten. Stadt- und Museumsführungen<br />

informieren uns über die Tagesziele. Die Reise wird vorbereitet von Peter<br />

Mittagspausen bieten Gelegenheiten zur Gronwaldt, Gerd Junior, Ulf Porrmann<br />

Stärkung. Am späten Nachmittag kommen<br />

und Dieter Wendt.<br />

wir zurück und können ein leckeres<br />

Abendessen erwarten. Wer sich dann Wer sich für die Reise interessiert und Näheres<br />

noch eine Stunde Zeit nehmen kann, ist<br />

erfahren möchte, wende sich bitte<br />

zu einem Bilder-Vortrag über Land und an Gerd Junior, Golddistelweg 27, 22391<br />

Leute, über den Maler Emil Nolde und Hamburg, Tel. 040/536 59 02.<br />

Für mich als Student des Studienganges<br />

Soziale Arbeit und Diakonie im 4.<br />

Semester war das Treffen des Konviktes<br />

Ostdeutschland das erste in meiner Vorbereitungszeit.<br />

Was macht man eigentlich zwei Tage<br />

lang auf so einem Treffen? Welchen Menschen<br />

werde ich begegnen, wie sind die<br />

und wie werden sie mich aufnehmen?<br />

Solche Fragen bewegten mich auf der<br />

Fahrt nach Dresden. Aus dem kühlen Norden<br />

kommend wurden Annegret, meine<br />

Frau, die mich begleitet hat, und ich mit<br />

üppigen 26 Grad begrüßt. In Dresden war<br />

plötzlich der Frühsommer ausgebrochen,<br />

welche Überraschung! <strong>Das</strong> Treffen fand<br />

auf der Elbe auf einem Gästeschiff des<br />

CVJM statt, welch eine originelle Idee!<br />

Wir wurden sehr nett empfangen und<br />

konnten uns zuerst mit einem leckeren<br />

Abendbrot stärken, welch eine Freude!<br />

Am späteren Abend gab es eine erste<br />

Begrüßungs- und Austausch-Runde im<br />

Tagungsraum auf dem Oberdeck, die von<br />

Angelika und Volker gestaltet wurde. Es<br />

wurde viel gesungen und Eleonore begleitete<br />

spontan auf dem Klavier. Es war<br />

ein fröhlicher und lockerer Abend, an


aus der gemeinschaft<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

aus der gemeinschaft<br />

uns nicht betrüben – Zwinger, Schloss,<br />

Elbterrassen und Frauenkirche. Zum Abschluss<br />

erlebten wir eine hochkarätige<br />

Vesper in der Kreuzkirche mit dem Kinder-<br />

und Jugendchor der Singakademie.<br />

Wir waren alle ganz erfüllt von diesem<br />

musikalischen und geistlichen Glanz-<br />

dem viele Informationen ausgetauscht<br />

wurden, auch Grüße von den nicht anwesenden<br />

Schwestern und Brüdern wurden<br />

verlesen. Ich erlebte dabei, wie nahe<br />

sich alle in diesem Konvikt stehen und in<br />

welcher Weise hier Einzelheiten aus dem<br />

persönlichen Leben mit den anderen ge-<br />

30<br />

teilt werden.<br />

punkt.<br />

Am Sonnabend stand am Vormittag das Nach dem Abendessen stand das Thema<br />

31<br />

Thema Seelsorge auf dem Programm. Dafür<br />

„Abendmahl“ auf der Tagesordnung.<br />

hatte Volker einen kleinen Impulsvortrag<br />

Es wurde geklärt, ob und wie die Gestal-<br />

vorbereitet zur Frage, wie Seelsorge tung des Abendmahls unter den Brüdern<br />

unter den Brüdern und Schwestern erfolgen<br />

und Schwestern ohne ordinierten Geistrunde<br />

kann. Die anschließende Gesprächslichen<br />

erfolgen kann. Die Diskussion war<br />

war ein lebhafter Austausch darüber,<br />

wieder sehr lebendig, aber auch sehr er-<br />

wie die Geschwister diese Form des gebnisorientiert.<br />

Geborgenseins in ihrem Alltag erleben. Am späten Abend gab es das beliebte<br />

Auch über räumliche Entfernungen hinweg<br />

Beisammensein in gemütlicher Runde,<br />

Wirtschaftssenator Frank Horch (r.) gratuliert Jan Oltmanns<br />

ist ein Gespräch, ein Brief oder auch und einige Kulturbegeisterte besuchten<br />

mal ein Besuch möglich und hilft, bedrückende<br />

noch eine Märchenstunde.<br />

Glänzende Auszeichnung<br />

Situationen besser zu überstehen. <strong>Der</strong> Sonntag begann mit einem Ti-<br />

Sehr gekonnt und mit Bezug auf Literatur schabendmahl auf dem Unterdeck – für<br />

für Duckdalben-Chef<br />

und Bibelstellen kam Volker schließlich mich eine ganz neue Erfahrung. Danach<br />

noch auf die Sorge für die eigene Seele zu hielt Volker eine Tischrede, die meiner<br />

Diakon Jan Oltmanns, Leiter des international seamen’s<br />

sprechen. Für mich war dieser Vormittag Ansicht nach schon eine richtige Predigt<br />

club in Hamburg, erhielt das Bundesverdienstkreuz<br />

sehr eindrücklich, hier konnte ich spüren, war, zum Motto des Kirchentages „Soviel<br />

dass im Konvikt eine geistige Tiefe und Lebendigkeit<br />

du brauchst“. Anschließend wurden noch<br />

„Dreimal trocken geschluckt“ habe er, keimte auch beim Clubleiter Freude auf<br />

besteht.<br />

organisatorische Dinge besprochen,<br />

berichtet Jan Oltmanns, als er völlig über diese große Anerkennung der Arbeit<br />

Während wir so intensiv mit der Seelsorge<br />

während wir schon unsere Heimreise<br />

überraschend die Nachricht von der ho-<br />

für die Seeleute aus aller Welt im Hamgereisten<br />

befasst waren, konnten die mit-<br />

nach Wismar antreten mussten.<br />

hen Auszeichnung erhielt. „Zunächst burger Hafen.<br />

Kinder mit Annegret die Elbwiesen<br />

Mit diesem kleinen Bericht über die<br />

für mich nicht einfach, diese Ehrung ei-<br />

Bei der feierlichen Verleihung im Rat-<br />

entdecken, nasse Füße inklusive. Ereignisse des Treffens möchte ich mich<br />

ner einzelnen Person für eine hervorrahaus<br />

durch Wirtschaftssenator Frank<br />

Nach dem Mittagessen gab es bei der gemeinsamen<br />

gleichzeitig für den offenen und herzgende<br />

Arbeit, die viele tun.“ Doch als er Horch war dieser sichtlich begeistert, mit<br />

Entdeckungstour durch die lichen Empfang als Studierender in der<br />

erfuhr, dass langjährige Ehrenamtliche Jan Oltmanns einen Menschen auszu-<br />

Dresdener Altstadt dann für alle nasse Vorbereitungszeit bedanken. Es war ein<br />

aus den eigenen Reihen des Duckdalben zeichnen, „der sich in besonderer Weise<br />

Köpfe, denn der Frühsommer hatte sich sehr bereicherndes Wochenende!<br />

den Anstoß gegeben hatten und sah, wie um den Hamburger Hafen und vor allem<br />

spontan verabschiedet. Davon ließen wir<br />

Bernd Schindler<br />

die Mitarbeiter um die Wette strahlten,<br />

um ‚sein Personal‘ verdient gemacht


aus der gemeinschaft<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

aus der gemeinschaft<br />

hat.“ Horch sprach als Kenner des international<br />

seamen’s club aus eigener Anschauung:<br />

„Sie leiten mit viel Herzblut,<br />

großem Engagement und Liebe zu den<br />

Menschen seit 1986 den Duckdalben.“<br />

Es sei eigentlich nicht üblich, ein Bundesverdienstkreuz<br />

zu verleihen, wenn<br />

einen unersetzlichen Beitrag für unseren<br />

erfolgreichen Hafen in Hamburg.“<br />

Wertschätzung im Alltag erfahren der<br />

Clubleiter und seine Crew vor allem durch<br />

die Einträge der Seefahrer ins Gästebuch:<br />

Wenn sie von einem Besuch im Duckdalben<br />

als „einzigem Lichtblick in der Fins-<br />

ständigem Lärm der Maschinen und dauernder<br />

Vibration, umgeben von den immer<br />

gleichen Gesichtern morgens, mittags,<br />

abends, nachts.<br />

Ecksteine gelegt auf dem Weg zum<br />

Weltbürger haben schon seine Eltern,<br />

seine Mutter Kindergärtnerin, sein Va-<br />

und die Seeleute haben mich sofort in ihren<br />

Bann gezogen“, weiß Jan Oltmanns<br />

noch wie heute. „<strong>Der</strong> dortige Seemannsdiakon,<br />

Eckart Bluhm, hat mich support<br />

of seafarers‘ dignity gelehrt, lange bevor<br />

dieser Begriff das Motto der Deutschen<br />

Seemannsmission wurde.“ <strong>Der</strong> vormali-<br />

32<br />

die Meriten mehr oder weniger im Rahmen<br />

der beruflichen Tätigkeit verdient den Club „Himmel“ und „Schatzinsel“<br />

Oltmanns hervor, dass jedes Gegenüber mannsmission, Ulrich Wahl, und etliche<br />

ternis eines langen Vertrages“ schreiben,<br />

ter Pastor. Von ihm habe er gelernt, hebt ge Generalsekretär der Deutschen See-<br />

33<br />

wurden. Bei Jan Oltmanns aber liege der nennen, wenn diese weitgereisten Menschen<br />

eine Seele hat, und in den Augen Gottes weitere Weggefährten, Anleiter, Vorbil-<br />

Fall anders: „Sie haben den Duckdalben<br />

den Duckdalben als „Besten See-<br />

kein Mensch besser ist als der andere. Reder,<br />

oft zu Freunden geworden, haben<br />

durch Ihren unermüdlichen Einsatz auf mannsclub der Welt 2011“ nominieren.<br />

spekt und Würde sind Leitworte im Leben Pflöcke eingeschlagen für die Chance, mit<br />

einen der weltweit vordersten Plätze Dann sehen er und seine Mitstreiter sich<br />

des späteren Diakons. „Mein Onkel Carl 29 Jahren die Leitung des entstehenden<br />

unter den Seemannsmissionen geführt. bestätigt, dass ihr tagtäglicher Dienst<br />

Osterwald, damals Seemannspastor in Seemannsclubs auf Waltershof, mitten<br />

Sie verstehen es eindrucksvoll, die Situation<br />

sinnvoll ist und dringend gebraucht wird.<br />

Hamburg, hat mir als 18-jährigem Kriegs-<br />

im Hamburger Hafen, zu übernehmen.<br />

der Seeleute aus aller Welt in das „Meine besten Lehrmeister sind die<br />

dienstverweigerer zugetraut, gut als Zi-<br />

Und den Duckdalben zu dem aufzubau-<br />

Bewusstsein der Menschen zu rufen. Und Seeleute aus allen Teilen der Erde, die<br />

vildienstleistender in die Seemannsmission<br />

en, was er heute ist. Eine Lebensaufgabe,<br />

Sie haben die wunderbare Eigenschaft, über mehr als ein Vierteljahrhundert jeden<br />

zu passen. So fing ich vor fast genau jeden Tag aufs Neue. Gleich morgen wieen,<br />

Menschen zu überzeugen, Sie zu unterstützen.<br />

Tag zu uns in den Duckdalben kom-<br />

37 Jahren in Altona im Seemannsheim an, der. <br />

Angelika F. Pfalz<br />

[…] Ihr Einsatz geht weit über ein men“, bekennt der Leiter des international<br />

großes berufliches Engagement hinaus,<br />

seamen’s club rückblickend. Ihre<br />

Sie sind der Duckdalben mit Herz und Bedürfnisse und Interessen wahrzunehmen,<br />

Seele.“<br />

den Wandel zu erspüren, das Ange-<br />

Infos zum Duckdalben international seamen’s club:<br />

Lange vor seiner Zeit als „Hafensenator“<br />

bot immer wieder neu darauf auszurich-<br />

In diesem Jahr haben bis inclusive November 31.191 Seeleute aus 111 Ländern den Service des Duckdalben<br />

selbst zur See gefahren, weiß Frank ten – das bedarf wacher Sinne. Herz, Hirn<br />

genutzt. Seit der Gründung 1986 kamen damit 653.857 Gäste in die einzige Einrichtung dieser Art mitten<br />

im Hamburger Hafen. Sie haben günstig telefoniert, Internet und Skype genutzt, zuverlässig und gegen<br />

Horch um die erste Gedankenverbindung und Hand sind gefragt. Geduld ist nötig,<br />

geringe Gebühr Geldbeträge an ihre Familien in die Heimat überwiesen, im kleinen Shop Knabberzeug,<br />

beim Stichwort Schifffahrt: Flächen, Flotten<br />

Langmut, ein offenes Ohr, auch für die<br />

Körperlotion, Wecker und warme Mützen, Shampoo und Schokolade eingekauft, miteinander Musik<br />

und Verkehrsströme, Terminals und Sorgen der Gäste, um Rat zu geben, wenn<br />

gemacht, Billard oder Tischtennis gespielt, Basketball auf dem Kleinsportfeld, geklönt in den gemütlichen<br />

Sitzecken oder Momente des Ungestörtseins im Raum der Stille gesucht. Unverzichtbar ist der kostenfreie<br />

TEU. „An die, die die gesamte Seeschifffahrt<br />

überhaupt in Fahrt halten, wird da-<br />

Geplant hat der 1956 geborene Ostfrie-<br />

Hafengebiet abholt, zum Club bringt und wieder zurück zum Schiff.<br />

er gewünscht wird.<br />

Shuttle Service mit den vier hauseigenen Kleinbussen, der die Seeleute von den Terminals im gesamten<br />

bei in aller Regel zu wenig gedacht: nämlich<br />

se diese „Karriere“ nicht. Bauer wollte er<br />

Neben den 13 fest angestellten hauptamtlichen Mitarbeitern sorgen 5 junge Menschen im Bundesfreiwil-<br />

an die Seeleute, die mit ihren Schiffen eigentlich werden. Doch nun beackert<br />

ligendienst und etwa 50 fest im Dienstplan eingeteilte Ehrenamtliche an 364 Tagen für reibungslosen Abse<br />

aus allen Ländern der Erde die Häfen der er seit bald vier Jahrzehnten ein anderes<br />

lauf, das breite Angebot, gastfreundliche und ansprechende Atmosphäre im Duckdalben für die Seefahrer<br />

Welt anlaufen.“ Zugleich hob der Wirtschaftssenator<br />

Feld. Er „bestellt“ den festen Boden unter<br />

aus aller Welt.<br />

den Stellenwert von Olt-<br />

den Füßen, den die Seeleute ersehnen<br />

Als fester Financier steht die Wirtschaftsbehörde/HPA an erster Stelle. In ähnlicher Größenordnung liegen<br />

Spenden. Großspender sind die acht Duckdalben-Paten aus dem Schifffahrtsgeschäft und der Hafenwirtschaft,<br />

die Internationale Transportarbeiter-Föderation ITF ist dabei, Freiwillige Schiffsabgaben zählen<br />

manns‘ Einsatz für die Seefahrer in der nach langen Monaten an Bord, Wind und<br />

Hansestadt hervor: „Sie leisten damit […] Wetter ausgesetzt, auf engem Raum, bei<br />

dazu, die Nordkirche trägt bei, und vor allem summieren sich viele große und kleine private Spenden.


aus dem <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

aus dem <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong><br />

„Ein guter Ruf weit über Hamburg hinaus“<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> setzt seine Reihe mit Portraits<br />

der Arbeit der Stiftung <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong><br />

fort – dieses Mal aus der Perspektive der<br />

Leitung – im Gespräch mit dem Vorste-<br />

34<br />

her Dr. Friedemann Green und dem kaufmännischen<br />

Vorstand Frau Sabine Korbin<br />

allen Bereichen des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es<br />

dienst in England und<br />

gie an der Universität<br />

35<br />

Chrosch.<br />

Sie leiten seit 4 Jahren als Vorsteher beziehungsweise<br />

seit 5 Jahren als kaufmännischer<br />

Vorstand die Stiftung <strong>Das</strong><br />

<strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong>. Was hat sich für Sie als das<br />

Besondere – eventuell sogar als Alleinstellungsmerkmal<br />

– dieser Einrichtung in<br />

der Angebotslandschaft Sozialer Arbeit<br />

und Diakonie erwiesen?<br />

Bruder Green nennt zuerst die lange<br />

Tradition des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es, die verknüpft<br />

ist mit dem Beginn der modernen<br />

Diakonie im 19. Jahrhundert. „Von hier hat<br />

alles seinen Anfang genommen. Die Entwicklung<br />

der gesamten Diakonie bis heute<br />

mit allen Höhen und Tiefen spiegelt<br />

sich in der Geschichte des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es<br />

wie auf einer Bühne.“ Dies wird deutlich,<br />

wenn z. B. Diakone von der Zeit des Nationalsozialismus<br />

und der Nachkriegszeit<br />

berichten, von der Arbeit auf dem Kattendorfer<br />

Hof, oder wenn Mitarbeiter/innen<br />

des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es von ihrem Eintreten<br />

für die Reformen in der Heimerziehung in<br />

den 70er Jahren erzählen.<br />

Die Arbeit des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> setzt immer<br />

schon einen Schwerpunkt im Bereich<br />

Bildung: Wichern-Schule, Altenpflegeschule,<br />

Ev. Hochschule für Soziale Arbeit<br />

& Diakonie. Im weiteren Sinne gilt dies<br />

auch für die Persönlichkeitsbildung, die<br />

einen hohen Stellenwert hat: die Förderung<br />

der individuellen Entwicklung jedes<br />

und jeder Einzelnen.<br />

Frau Korb-Chrosch weist darauf hin,<br />

dass <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong>, obwohl es nicht zu<br />

den ganz großen diakonischen Einrichtungen<br />

zählt, weit über Hamburg hinaus<br />

bekannt ist. „Auch in Süddeutschland haben<br />

wir einen guten Ruf. <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong><br />

ist keine große ‚Anstalt‘, die Arbeit findet<br />

dezentral im Sozialraum statt. Und – der<br />

Adventskranz, der ist auch so etwas wie<br />

ein symbolisches Alleinstellungsmerkmal!“<br />

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen<br />

für die Arbeit der Stiftung <strong>Das</strong><br />

<strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong> in den nächsten fünf Jahren?<br />

Beide stimmen überein, dass es darauf<br />

ankommt, die wirtschaftliche Stabilität<br />

und gleichzeitig die fachliche Qualität<br />

der Arbeit zu sichern. <strong>Das</strong> ist unter veränderten<br />

ökonomischen Bedingungen eine<br />

Herausforderung, z. B. klafft die Schere<br />

zwischen den Tarifsteigerungen und den<br />

Entgeltsteigerungen immer weiter auseinander.<br />

Positiv ist: <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong> ist<br />

gut in den Gremien, in denen Verhandlungen<br />

geführt werden, vertreten. In den<br />

Dr. Friedemann Green,<br />

Vorsteher<br />

Dr. Friedemann Green<br />

ist 1954 in Eckernförde<br />

geboren und aufgewachsen.<br />

Nach Schulbesuch,<br />

Zivildienst und<br />

sozialem Freiwilligen-<br />

den USA studierte<br />

er von 1978 bis 1985<br />

Evangelische Theologie<br />

in Berlin und Hamburg.<br />

Nach seinem Vikariat in Hamburg-Lurup wurde<br />

er zunächst Gemeindepastor in der Hauptkirche<br />

St. Michaelis. Von 1988 bis 1992 arbeitete<br />

er als Pastor und wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

an der Arbeitsstelle Kirche und Stadt der<br />

Universität Hamburg und promovierte zum<br />

Thema „Kirche und Stadtentwicklung“. 1992<br />

wurde er Pastor in Sörup, Kirchenkreis Angeln,<br />

1999 Propst des Kirchenkreises Eiderstedt. Seit<br />

Januar 2009 ist Pastor Dr. Friedemann Green<br />

Vorsteher des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es. Er ist verheiratet,<br />

hat drei erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder,<br />

segelt gerne auf Schlei und Ostsee, fährt<br />

Rad und genießt Hamburgs Kulturangebote.<br />

<strong>Der</strong> Vorstand wird vom Verwaltungsrat berufen. Er besteht aus mindestens zwei Mitgliedern. Vor<br />

der Berufung des Vorstands ist das Kuratorium der Stiftung „Diakonenanstalt des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es“<br />

anzuhören. Die Vorstandsmitglieder müssen einer evangelischen Kirche angehören, die Mitglied in<br />

der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen ist und hauptberuflich in der Stiftung tätig sein.<br />

Sabine Korb-Chrosch,<br />

kaufmännischer<br />

Vorstand<br />

Sabine Korb-Chrosch,<br />

geb. 1962, wuchs in<br />

Lampertheim (Hessen)<br />

auf. Nach ihrem<br />

Studium der Soziolo-<br />

Mannheim und Berlin<br />

schloss sie ein zweites<br />

Studium der Betriebswirtschaft<br />

in Berlin an.<br />

Nachdem sie von 1998 bis 1999 Leiterin Forum<br />

Management und Prokuristin der Diakonischen<br />

Akademie Deutschland (DAD) in Berlin war, ging<br />

Sabine Korb-Chrosch 1999 nach Bremen und<br />

war dort als kaufmännischer Vorstand des Vereins<br />

für Innere Mission und des Diakonischen<br />

Werkes Bremen bis 2005 beschäftigt. Von 2005<br />

bis 2008 war sie Geschäftsführerin der Diakoniewerk<br />

Martha-Maria Altenhilfe gGmbH und<br />

der Sozialwerk Martha-Maria gGmbH. Seit Juli<br />

2008 ist Sabine Korb-Chrosch kaufmännischer<br />

Vorstand der Stiftung <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong>. In ihrer<br />

Freizeit interessiert sie sich fürs Kochen, Reisen<br />

und Segeln – und Krimis.<br />

Erhalt und den Bau von Immobilien wird<br />

auch in Zukunft investiert.<br />

Die Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter/innen<br />

ist eine weitere wichtige<br />

Aufgabe. Eine Herausforderung bleibt<br />

darüber hinaus die Vermittlung des<br />

Grundgedankens der Diakonie: Gerechtigkeit<br />

und Nächstenliebe. Die Qualität<br />

der Arbeit muss den fachlichen, wirtschaftlichen<br />

und diakonischen Anforderungen<br />

entsprechen.<br />

Viele Kolleginnen und Kollegen, die sich<br />

sehr mit der Arbeit des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es<br />

identifiziert haben, gehen derzeit und in<br />

den nächsten Jahren in den Ruhestand.<br />

Stichwort Fachkräftemangel in der Diakonie:<br />

Wie kann <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong> in Zu-


aus dem <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

aus dem <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong><br />

kunft fachlich hochqualifizierte und die<br />

wertegebundene Arbeit mitgestaltende<br />

Mitarbeiter/innen gewinnen? Was ist in<br />

diesem Zusammenhang wichtig für den<br />

Bereich Bildung des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es? Wie<br />

stehen Sie zur Kirchenmitgliedschaft zukünftiger<br />

Mitarbeiter/innen?<br />

ge vor Ort. Mitglieder der Brüder- und<br />

Schwesternschaft, die nicht selbst im<br />

<strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> beschäftigt sind, können<br />

aber, meint Bruder Green, auch eine wichtige<br />

Rolle übernehmen, und zwar auf<br />

ehrenamtlicher Basis „als prominente<br />

Ansprechpartner/innen im Sozialraum“.<br />

ben und arbeiten. Bruder Green: „Wenn<br />

ich morgens von einem Bewohner erst<br />

einmal in ein Gespräch über Müllwagen<br />

verwickelt werde. Dann bei einem Besuch<br />

in einem Team zu sehen, wie engagiert<br />

junge Mütter in einer Wohngruppe<br />

in Wilhelmsburg unterstützt werden.<br />

machen, weil das zum Lernen dazugehört“,<br />

ergänzt Bruder Green.<br />

Im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> wird darauf Wert gelegt,<br />

dass Mitarbeiter/innen Mitglied einer<br />

Kirche der ACK (Arbeitsgemeinschaft<br />

christlicher Kirchen) sind. Es gibt Ausnahmen,<br />

z. B. bei befristeten Arbeitsver-<br />

36<br />

Die Rahmenbedingungen müssen trägen. Da die Einrichtungen des <strong>Rauhe</strong>n<br />

Hier gibt es noch viele Entwicklungsmöglichkeiten,<br />

„überregionale Botschafter Hochschule beispielsweise das Thema<br />

Die Ernsthaftigkeit, mit der in der Ev.<br />

stimmen, um als Arbeitgeber attraktiv <strong>Haus</strong>es allen Menschen offen stehen,<br />

37<br />

zu sein: die Vergütung nach Tarif, das Arbeitsklima,<br />

wird von den Mitarbeiter/innen selbst-<br />

der Diakonie“ zu werden. Gemeinsam der Geschlossenen Unterbringung in<br />

die Kooperation und Verantverständlich<br />

interkulturelle Kompetenz,<br />

wird festgestellt, dass auch diejenigen der Jugendhilfe bearbeitet wird. Die Le-<br />

wortung im Team. <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong> hat ein religionssensibler Umgang mit anderen<br />

Mitglieder der Gemeinschaft, die weit bensgeschichten der Spender/innen und<br />

zurzeit ca. 1000 Mitarbeiter/innen, darunter<br />

Glaubensbekenntnissen und Toleranz<br />

entfernt vom <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> arbeiten und Freiwilligen, die sie motiviert haben, Zeit<br />

ungefähr 200 Sozialpädagog/inn/ gegenüber anderen Weltanschauungen<br />

leben, sich häufig als „Rauhhäusler/innen“<br />

und Geld in die Arbeit des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es<br />

en, 140 Erzieher/innen und 150 Sozialpädagogische<br />

und Lebensentwürfen erwartet. „Diese<br />

fühlen oder von anderen so bezeich-<br />

zu investieren. Frau Korb-Chrosch: „Die<br />

Assistent/inn/en. Es werden Kompetenz haben unsere Mitarbeiter/<br />

net werden.<br />

Besuche vor Ort in den Einrichtungen.<br />

nicht nur hochqualifizierte Fachkräfte innen, und diese Offenheit gehört wesentlich<br />

Die Leidenschaft, die Mitarbeiter/innen<br />

und nicht nur junge Mitarbeiter/innen<br />

zur Diakonie“, stellt Frau Korb-<br />

Was war für Sie die positiv bewegends-<br />

für ihre Arbeit entwickeln. Besonders<br />

gebraucht, daher ist die demografische Chrosch fest. Auf die Nachfrage, was ist,<br />

te Erfahrung im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>? In welcher bewegt hat mich letztens ein Erlebnis<br />

Entwicklung nur ein Aspekt.<br />

wenn evangelikal eingestellte, am Diakonenberuf<br />

schwierigen Situation waren Sie in Ihrer auf der Veranstaltung einer Einrichtung<br />

Bruder Green erwähnt einen Trend unter<br />

interessierte Studierende diese<br />

Rolle als Leitung besonders gefordert? der Kinder- und Jugendhilfe des <strong>Rauhe</strong>n<br />

hochqualifizierten jungen Menschen, Offenheit nicht mitbringen, meint Bruder<br />

Beide hat der Tod des Kindes Lara-Mia <strong>Haus</strong>es: Jugendliche haben auf der Büh-<br />

den Karriereaufstieg nicht zur höchsten<br />

Green: „Dann ist es wichtig, das im<br />

im Jahre 2009 als schwierigstes Ereignis ne vor Publikum gerappt. Da war trotz<br />

Priorität zu erklären (Artikel in der ZEIT theologischen Diskurs in der Hochschule<br />

während ihrer Zeit im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> berührt.<br />

ihrer schweren Lebensgeschichten so viel<br />

Nr. 11 vom 7. März <strong>2013</strong>). Sie haben Lebensentwürfe,<br />

zu thematisieren“.<br />

Insbesondere damit konfrontiert Kraft zu spüren.“<br />

in denen der Job nicht im Mit-<br />

zu sein, dass sozialpädagogische Arbeit<br />

telpunkt steht. Die positive Seite von Leitung,<br />

Welche Aufgaben können aus Ihrer Per-<br />

so tragisch scheitern kann.<br />

Vielen Dank an Frau Korb-Chrosch und<br />

das Gestalten-Können, wird kaum spektive die Brüder- und Schwestern-<br />

Die positiv bewegenden Erfahrungen Bruder Green für das Gespräch!<br />

gesehen, sondern eher dass Leitung viel schaft als Gemeinschaft und die Diakoninnen<br />

sind die vielfältigen Begegnungen mit<br />

Arbeit macht.<br />

und Diakone für die zukünftige<br />

den Menschen, die im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> le-<br />

Johanna Kutzke<br />

„Um junge Menschen zu motivieren, Arbeit des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es übernehmen?<br />

Leitungsverantwortung zu übernehmen, Die Diakoninnen und Diakone, die im<br />

wird es darauf ankommen, früh das Potenzial<br />

<strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> arbeiten, werden hoch genen,<br />

von Mitarbeiter/innen zu erkenschätzt.<br />

Sie sind als solche in ihrer diako-<br />

sie zu fördern und zu ermutigen“, nischen Identität in der Regel erkennbar<br />

sagt Frau Korb-Chrosch. „Und ihnen die und häufig die ersten Ansprechpartner/<br />

Angst zu nehmen, auch mal Fehler zu innen z. B. für Andachten und Seelsor-


aus der Hochschule<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

aus der Hochschule<br />

Aus dem Schatten getreten<br />

Ehemalige Heimkinder aus Ost- und Westdeutschland<br />

berichteten von ihren Erfahrungen mit der repressiven<br />

Heimerziehung der 1960er bis -80er Jahre<br />

38<br />

Unter dem Titel „Aus dem Schatten treten“<br />

fand am 24. 1. <strong>2013</strong> der vorerst letzte schließlich im berüchtigten „Freistatt“<br />

in ein vergleichbare „Heimkarriere“ der<br />

und nach wiederholten Fluchtversuchen<br />

mann gewannen die Zuhörer Einblicke<br />

39<br />

Teil der Veranstaltungsreihe „Repression<br />

(von Bodelschwinghsche Anstalten)<br />

Bundesrepublik der 1960er Jahre.<br />

als Jugendhilfe“ statt, mit der die Ev. landete, und Ralf Weber, Jahrgang 1955,<br />

Heidemarie Puls, Wolfgang Rosenkötter und Zuletzt berichtete Ralf Weber von sei-<br />

Hochschule auf die von Initiativgruppen bereits siebenjährig mit psychiatrischer<br />

Ralf Weber<br />

nem früh einsetzenden Martyrium im<br />

und DDR-Opferverbänden erhobenen Diagnose ins Kinderheim „Erich Weinert“<br />

psycho-pädagogischen Komplex der DDR<br />

Vorwürfe reagiert, durch die Publikation in Magdeburg eingewiesen und vom Jugendhilfesystem<br />

rens und des gemeinsamen Ringens um sowie seinem Zusammenprall mit den<br />

eines Vortrages des emeritierten Professors<br />

der DDR erst nach vier-<br />

die Frage, welche Schlussfolgerungen staatlichen (Erziehungs-) Agenturen, die<br />

für Sozialpädagogik und ehemaligen monatigem Aufenthalt in Torgau wieder<br />

aus den biografischen Erfahrungen, so ihn zu einem gewaltbereiten Menschen<br />

DDR-Jugendhilfefunktionärs Eberhard freigegeben.<br />

unterschiedlich sie auch sein mögen, für deformiert hätten. Aussagen westdeutscher<br />

Mannschatz die menschenverachtenden Angesichts der zahlreichen Versuche,<br />

die Gestaltung stationärer Jugendhilfe<br />

Staatsanwälte, wonach er auch in<br />

Erziehungspraktiken der Spezialheime Berichte von Opfern repressiver Heimerziehung<br />

gezogen werden können.<br />

der Bundesrepublik geschlossen unter-<br />

der DDR verharmlost zu haben.<br />

in Ost- und Westdeutschland zu<br />

Alle drei ZeitzeugInnen fanden sehr gebracht worden wäre, führen ihn zur<br />

Erstmalig in der Geschichte der Hochschule<br />

instrumentalisieren, stellte die von etwa<br />

eigenwillige Formen des Umgangs mit Erkenntnis, dass nur die entschlossene<br />

begegneten sich dabei ZeitzeugIn-<br />

65 Studierenden, Alumni, Brüdern und<br />

ihrer Lebensgeschichte, die auch in ihren Ausschöpfung sämtlicher Rechtsmittel<br />

nen aus beiden Teilen Deutschlands, um Schwestern sowie DozentInnen besuchte<br />

Beiträgen deutlich hervortraten. Als erste zur angemessenen Anerkennung des in<br />

mit (angehenden) SozialarbeiterInnen<br />

hochschulöffentliche Veranstaltung<br />

las Heidemarie Puls Passagen aus ihrem beiden deutschen Staaten verübten Un-<br />

und DiakonInnen über ihre leidvollen Erfahrungen<br />

nicht nur ein Novum, sondern auch ein<br />

Buch „Schattenkinder hinter Torgauer rechts führen könne.<br />

in der stationären Jugendhil-<br />

kleines Wagnis dar. Leitend war die Idee<br />

Mauern“, in dem sie nicht nur sehr ein-<br />

Nach kurzer Pause gingen die drei Gäs-<br />

fe im genannten Zeitraum zu sprechen. der Begegnung, des besonnenen Zuhödringlich<br />

die menschenverachtenden Erziehungspraktiken<br />

te auf Publikumsfragen ein und nahmen<br />

Eingeladen waren: Heidemarie Puls, Jahrgang<br />

in den Sonderheimen zu ihren Berichten Stellung. Drei zentrale<br />

1957, die eine mehrjährige Odyssee<br />

der DDR behandelt, sondern auch ihren Einschätzungen traten dabei hervor:<br />

durch DDR-Kinder- und Jugendheime<br />

familiären Hintergrund sowie die erlittenen<br />

Die derzeitigen Entschädigungsrege-<br />

durchmachte, während der sie auch monatelang<br />

psychische Verletzung infolge des selungen<br />

für ehemalige Heimkinder aus<br />

im „geschlossenen Jugendwerkhof<br />

xuellen Missbrauchs durch den Stiefvater beiden Teilen Deutschlands sind unzurei-<br />

Torgau“ festgehalten wurde,<br />

schonungslos offenlegt.<br />

chend und sollten gemeinsam angefochxuellen<br />

Wolfgang Rosenkötter, zwölf Jahre älter,<br />

Im Anschluss zeigte Wolfgang Rosenkötter,<br />

ten werden.<br />

der mit Billigung des Vaters als Fünfzehnjähriger<br />

der durch seine ebenso dichten <strong>Das</strong> biografische Erinnern an das erten<br />

Mitte der 1960er Jahre in<br />

wie scharfsichtigen Berichte die kritische littene Unrecht darf nicht bei der Entschädigungsfrage<br />

ein Bielefelder Heim eingewiesen wurde Zeitzeugen berichten über Heimerziehung<br />

Auseinandersetzung an der Hochschu-<br />

stehenbleiben, es gilt,<br />

le bereits mehrfach bereichert hat, eine<br />

2010 vom Bayerischen Rundfunk ausgestrahlte<br />

Reportage über die Fürsorgeerziehungsanstalt<br />

„Freistatt“. Ergänzt<br />

durch Schilderungen des Verhältnisses<br />

zum alleinerziehenden Vater sowie über<br />

seine derzeitige Tätigkeit als Ombuds-


aus der Hochschule<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

aus der Hochschule<br />

„Mir persönlich ist durch diese Veranstaltung<br />

das Thema der repressiven Heimerziehung,<br />

so wie sie in der DDR und der<br />

damaligen BRD existierte, näher und vor<br />

allem greifbarer geworden. […] Mir ist die<br />

Wichtigkeit und Aktualität dieses Themas<br />

deutlich geworden und die Intensität,<br />

mit der sie ihr Anliegen der ‚Aufklärung<br />

des Themas‘ überliefert haben, war<br />

sehr eindrucksvoll. – Insgesamt hat mich<br />

diese Veranstaltung sehr berührt und ich<br />

habe noch lange darüber nachgedacht.“<br />

Paula Jütting (Studentin, 1. Semester, BA<br />

Soziale Arbeit & Diakonie, grundständig)<br />

„Ich finde es sehr beeindruckend, wie offen<br />

Frau Puls mit ihrer Geschichte und ihren<br />

Gefühlen umgeht. Zu Beginn der Diskussionsrunde<br />

sagte sie: ‚Sie brauchen<br />

keine Angst haben, fragen Sie, was Ihnen<br />

auf dem Herzen liegt, alles ist gut.‘ Diesen<br />

Satz finde ich bewundernswert, konnten<br />

doch sehr private Fragen gestellt werden.<br />

Es folgen auch sehr private Fragen<br />

zu ihren Kindern, ihren Lebenspartnern<br />

und ihren Gefühlen. Doch es scheint, dass<br />

Frau Puls das Öffentlich-Machen des erlebten<br />

Unrechts vor die Privatheit der<br />

eigenen Gefühle stellt. Sie möchte aufklären,<br />

damit sich derartiges nie wieder<br />

wiederholt. – Mir hat diese Veranstaltung<br />

das verheerende Ausmaß geschlossener<br />

Heimunterbringung, mit dem ich mich<br />

zuvor höchstens beiläufig beschäftigt<br />

repressiven Tendenzen in der heutigen<br />

Jugendhilfe entgegenzutreten.<br />

Auch und gerade in Kinder- und Jugendheimen<br />

erlittene Formen sexueller<br />

Gewalt müssen stärker als bisher thematisiert<br />

werden.<br />

Die nachträglich eingefangenen Stimmen<br />

und Rückmeldungen zum Abend hatte, bewusst gemacht. Eine Aufgabe<br />

„Ich fand die Veranstaltung ‚Aus dem<br />

Claudia Rackwitz-Busse<br />

40 41<br />

sprechen für sich:<br />

von Sozialpädagog/inn/en sollte es sein,<br />

(Konviktmeisterin der Brüder- und<br />

systematische geschlossene Heimunterbringung<br />

zukünftig zu verhindern und<br />

Schwesternschaft des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es)<br />

darüber hinaus die Opfer und deren Interessen<br />

bei der Aufarbeitung von geschehenem<br />

Unrecht zu unterstützen.“<br />

Marco Schramm<br />

(Student, 1. Semester, BA Soziale<br />

Arbeit & Diakonie, grundständig)<br />

„Ich habe schon viele Texte über Menschen<br />

gelesen, die in Heimen in Westund<br />

Ostdeutschland waren. Oft waren<br />

es schlimme Geschichten. Vieles davon<br />

habe ich geglaubt, aber bei vielen habe<br />

ich mir gedacht, dass die Geschichten<br />

vielleicht ein bisschen ‚aufgepeppt‘ wurden.<br />

Durch die Veranstaltung ‚Aus dem<br />

Schatten treten‘ habe ich ein anderes<br />

Bild bekommen. Vor mir saßen drei Menschen,<br />

die ihre Geschichte erzählt haben.<br />

Sehr beeindruckende, echte Menschen,<br />

denen man im Zuge der Veranstaltung<br />

Fragen stellen konnte und darauf eine<br />

individuelle Antwort bekommen hat.<br />

Genau so etwas ist meiner Ansicht nach<br />

wichtig, um jungen StudentInnen wie<br />

mir die Möglichkeit zu geben, in die Vergangenheit<br />

zu gucken und sich ein eigenes<br />

Bild über die Geschehnisse zu kreieren.<br />

Gerade dann, wenn man selber in der<br />

Zeit der Geschehnisse noch nicht gelebt<br />

hat.“<br />

Verena Lüer, 3. Semester, BA Soziale<br />

Arbeit & Diakonie, grundständig<br />

Schatten treten‘ großartig […] Mir wurde<br />

wieder einmal klar, wie wichtig es ist, authentische<br />

Zeitzeugen zu geschehenem<br />

Unrecht zu Wort kommen zu lassen. Ich<br />

hatte auch das Gefühl, dass beide Seiten,<br />

die Vortragenden und die Zuhörer, etwas<br />

mitgenommen haben. Mir jedenfalls<br />

blieb stellenweise fast der Atem stehen<br />

[…] <strong>Das</strong>s sich unsere Hochschule mit dem<br />

Thema ‚Erziehung in geschlossenen Heimen<br />

– Gewalt – Verbrechen‘ aus Sicht der<br />

Betroffenen ebenso auseinandersetzt<br />

wie mit der fachlichen Beurteilung, das<br />

wird sicher nicht in der Bild-Zeitung stehen.“<br />

Bernd Schindler<br />

(Student, 3. Semester, BA Soziale<br />

Arbeit & Diakonie, grundständig)<br />

„Meine Tochter und ich sprechen viel<br />

über diesen Abend. Für sie als junge Frau,<br />

die in das Berufsfeld der Sozialen Arbeit<br />

gehen will, und mich als ‚alte Häsin‘ war<br />

es gleichermaßen Mahnung an die Verantwortung,<br />

die in der Arbeit mit Menschen<br />

liegt. <strong>Das</strong>s die DDR und die BRD<br />

repressive Erziehung mit den gleichen<br />

perfiden Mitteln betrieben haben, war<br />

ein wichtiger Hinweis an dem Abend. –<br />

Es gilt, nicht nur nach Torgau zu sehen. Es<br />

tat mir weh, in dem Zusammenhang zu<br />

hören, wie sich auch Diakone an Jugendlichen<br />

wie Wolfgang Rosenkötter schuldig<br />

gemacht haben. Für mich erneut der<br />

deutliche Hinweis, dass es gilt, nie zu vergessen!“<br />

„Berührt haben mich der Mut und die Offenheit<br />

der drei Gäste, die Verbrechen, die<br />

an ihnen begangen wurden, zu schildern<br />

und sich den Fragen der Anwesenden zu<br />

stellen. Verstanden habe ich die Unterdrückung<br />

mit und im System Jugendwerkhöfe<br />

in der DDR, Scham empfinde<br />

ich für das, was im Namen der Diakonie<br />

in Freistatt geschehen ist. Beeindruckt<br />

hat mich das Engagement als Konsequenz:<br />

Frau Puls für die Gedenkstätte in<br />

Torgau, Herr Weber für die juristische<br />

Anerkennung des Unrechts, Herr Rosenkötter<br />

als ehrenamtlicher Ansprechpartner<br />

für heute stationär untergebrachte<br />

Jugendliche. Gelernt habe ich, noch mehr<br />

Respekt im Umgang mit Menschen mit<br />

traumatisierenden Erfahrungen zu üben.<br />

Die Lebensgeschichten, die Gespräche<br />

ohne Ideologisierung und Instrumentalisierung<br />

und die Aufforderung, in der Sozialen<br />

Arbeit und Diakonie bewusst mit<br />

Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen<br />

umzugehen, wirken nachhaltig.“<br />

Johanna Kutzke<br />

(Sozialpädagogin und Diakonin)


aus der Hochschule<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

aus dem VEDD<br />

Als Organisator der Veranstaltung danke<br />

ich unseren Gästen, allen ZuhörerInnen<br />

und Diskutierenden für ihre engagierte<br />

Teilnahme.<br />

Johannes Richter, Professor an der Ev.<br />

Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie<br />

Extra von 2006, S. 18. Online ist dieser<br />

Beitrag einzusehen unter www.heimkinder-ueberlebende.org/Ehemaliges_<br />

Heimkind_Wolfgang_Rosenkoetter_<br />

erzaehlt_seine_Geschichte_-_Mein_erster_Tag_in_Freistatt_-_SOZIALEXTRA_<br />

Dezember_2006_-_Seite_18.html.<br />

42<br />

Sein Redebeitrag vor dem Petitionsausschuss<br />

des Deutschen Bundestages im<br />

Zum Weiterlesen:<br />

43<br />

Heidemarie Puls hat ihre Leidensgeschichte<br />

Dezember 2009 enthält ebenfalls ausder<br />

unter dem Titel „Schattenkinführliche<br />

Schilderungen der repressiven<br />

hinter Torgauer Mauern“ literarisch Erziehungspraxis in Freistatt. Nachzulesen<br />

unter www.kinderheim-koeln-suelz. verarbeitet. <strong>Das</strong> Buch ist 2011 in zweiter<br />

Neue Geschäftsführerin gewählt<br />

Auflage im AiLuLa-Verlag/Krakow am de/pdf_dokumente/berichte_ehemaliger.pdf<br />

See erschienen und über die Website der<br />

(S. 18–20)<br />

Autorin www.heidemarie-puls.de zu beziehen.<br />

Ein Lebensbericht zu Ralf Weber findet<br />

sich in: Nicole Glocke, Erziehung hinter<br />

An die Zeit in „Freistatt“ erinnert sich Gittern. Schicksale in Heimen und Jugendwerkhöfen<br />

Wolfgang Rosenkötter in der Dezemberausgabe<br />

der DDR, Halle: Mittel-<br />

der Fachzeitschrift Sozial- deutscher Verlag 2011, S. 13–161.<br />

Ende des Jahres <strong>2013</strong> wird der langjährige<br />

VEDD-Geschäftsführer, Diakon Carl<br />

Christian Klein, in den Ruhestand verabschiedet.<br />

Die Delegierten der Mitgliedsgemeinschaften<br />

waren deshalb am 28.<br />

Februar <strong>2013</strong> zu einer Sondersitzung der<br />

Hauptversammlung in Neuendettelsau<br />

zusammengekommen.<br />

Einziger Tagesordnungspunkt war die<br />

Wahl einer neuen Geschäftsführerin/<br />

eines neuen Geschäftsführers. <strong>Der</strong> Vorstand<br />

hat in einem gut vorbereiteten<br />

Aufmerksam Zuhörerende in Neuendettelsau<br />

Herzlichen<br />

Glückwunsch<br />

zur Wahl!<br />

Nominierungsverfahren den Delegierten<br />

zwei Kandidat/innen vorgestellt und zur<br />

Wahl vorgeschlagen.<br />

Im Rahmen der Hauptversammlung<br />

stellten sich beide Kandidaten persönlich<br />

vor, moderiert von Diakon Hans Jaekel,<br />

Wahlleiter, und Diakon Dieter Hödl,<br />

VEDD-Vorstandsvorsitzender.<br />

Die Delegierten folgten aufmerksam<br />

den Ausführungen der Kandidat/innen<br />

auf die Fragen der Moderatoren nach<br />

„ihren Visionen“ für den VEDD. Wie sollte<br />

sich der Dachverband VEDD in 10 Jahren<br />

darstellen? Welche Rolle spielen die Mitgliedsgemeinschaften?<br />

Und später auch<br />

in einer offenen, erweiterten Fragerunde.<br />

Diakonin Heidi Albrecht wurde von den<br />

Delegierten mit großer Mehrheit als Geschäftsführerin<br />

des VEDD gewählt. Sie<br />

lebt und arbeitet in Marburg und ist aktiv<br />

lebendiges Mitglied der Diakonischen<br />

Gemeinschaft Hephata. Heidi Albrecht<br />

ist 55 Jahre alt, verheiratet und Leiterin


aus dem VEDD<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

AnstöSSe<br />

der Evangelischen Familien-Bildungsstätte<br />

Marburg. Sie ist seit fast 30 Jahren<br />

Diakonin und studierte Sozialpädagogik<br />

in Frankfurt/Main.<br />

Heidi Albrecht nahm die Wahl mit Freude<br />

an und wurde von den Schwestern<br />

und Brüdern der Hauptversammlung<br />

herzlich beglückwünscht. Sie wird ihr<br />

Amt in Berlin voraussichtlich im Oktober<br />

d. J. antreten.<br />

Diakon Andreas Drese,<br />

C. Christian Klein<br />

Sehnsucht nach mehr<br />

Predigt zum Semesterbeginn der Evangelischen<br />

Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie<br />

Liebe Studierende, liebe Schwestern und geht um die Sehnsucht nach Frieden und<br />

44<br />

Brüder, liebe Kolleginnen und Kollegen, um das Himmelreich. Diese Worte sind<br />

Die Delegierten unserer Gemeinschaft für den VEDD, Schwester Dagmar Krok, Bruder Christian<br />

nicht bescheiden. Sie gehen aufs Ganze.<br />

45<br />

Heine und als Stellvertreter Bruder Fried Germer, sind durch den Ältestenrat entsendet. Diese drei<br />

es ist schön, dass wir gemeinsam dieses<br />

Semester beginnen, Studierende diesen Gottesdienst benannt. Weil wir<br />

„Sehnsucht nach mehr“, so haben wir<br />

wurden dem Ältestenrat von der Delegiertenversammlung der Brüder- und Schwesternschaft<br />

vorgeschlagen.<br />

aus unterschiedlichen Semestern, aus in der Vorbereitungsgruppe davon überzeugt<br />

sind, dass wir, die wir heute hier<br />

Seit ihrer Wahl in der Hauptversammlung des VEDD im November 2012 ist Konviktmeisterin Claudia<br />

Rackwitz-Busse Mitglied im Vorstand des VEDD.<br />

unterschiedlichen Studiengängen und<br />

Damit sind vier Mitglieder unserer Gemeinschaft aktiv im VEDD eingebunden.<br />

Menschen, die mit unserer Hochschule sind, in all unserer Unterschiedlichkeit<br />

verbunden sind. Schön, dass Sie da sind, etwas von dieser Sehnsucht spüren.<br />

Lesenswerte Artikel und aktuelle Informationen über die Arbeit des VEDD sind auf der Internetseite<br />

www.vedd.de nachzulesen. Es besteht auch die Möglichkeit, den Newsletter der Verbände im Diakonat<br />

schön, dass Ihr da seid!<br />

Und Sie, die neu anfangen als Studiegruppe<br />

(ViD) im Internet zu abonnieren: www.diakonat.org/.cms/12-1<br />

<strong>Der</strong> Text, den wir uns als Vorbereitungsrende<br />

an unserer Hochschule, haben uns<br />

ausgesucht haben, ist einer der schon etwas von Ihrer Sehnsucht erzählt.<br />

großen Texte der Bibel.<br />

In Ihren Bewerbungen, in Ihren Lebensläufen,<br />

Die Szene ist groß: Jesus auf dem Berg,<br />

mit Ihren biographischen Stati-<br />

und viele hören ihm zu.<br />

onen: in all dem erzählen Sie: Da gibt es<br />

Und die Worte sind groß:<br />

etwas, dass mich antreibt.<br />

„Glückselig sind die, die wissen, dass sie Sie erzählen uns: Ich habe eine Ahnung<br />

vor Gott arm sind. Denn ihnen gehört das davon, dass die Welt so, wie sie ist, nicht<br />

Himmelreich.<br />

gerecht ist und nicht barmherzig.<br />

Ti pp<br />

Diakonische Praxis und Diakonische Professionalität<br />

Glückselig sind die, die an der Not der Und Sie erzählen uns, dass Sie damit<br />

– Themen von großem Interesse. Welche<br />

Welt leiden. Denn sie werden getröstet nicht einverstanden sind. Auch deshalb<br />

Bedeutung hat das diakonische Amt in diesem<br />

werden ...<br />

sind Sie hier, auch deshalb beginnen Sie<br />

Kontext? <strong>Der</strong> Band sammelt lesenswerte Impulse<br />

zur Profilierung des Diakonats aus kirchlich-<br />

Glückselig sind die, die hungern und dieses Studium an diesem Ort.<br />

dürsten nach der Gerechtigkeit. Denn sie Barmherzigkeit hat viele Gesichter.<br />

diakonischer Praxis, Kirchenleitung, Theologie<br />

und Diakoniewissenschaft.<br />

werden satt werden.<br />

Zum Beispiel Ihres!<br />

Glückselig sind die, die barmherzig Sie haben mit Kindern gearbeitet und<br />

sind. Denn sie werden barmherzig behandelt<br />

mit Menschen, die auf Assistenz ange-<br />

werden.“<br />

wiesen sind, Sie haben politisch gear-<br />

Annette Noller/Ellen Eidt/Heinz Schmidt (Hrsg.)<br />

Diakonat – theologische und sozialwissenschaftliche<br />

Perspektiven auf ein kirchliches Amt<br />

Es geht um das Glück der Menschen beitet und sich ehrenamtlich engagiert,<br />

346 Seiten, 23,2 x 15,5 cm, 24,90 Euro<br />

und um ihr Leiden. Es geht um den Trost Sie haben Erfahrungen mit sozialen und<br />

ISBN 978-3-17-022338-7<br />

und den Hunger nach Gerechtigkeit. Es diakonischen Projekten in Lateinamerika,


AnstöSSe<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

AnstöSSe<br />

dieser Hochschule wichtig ist. Und die<br />

Antwort, auf die sich die Sozialwissenschaftler<br />

und die Theologinnen, die Neuen<br />

und die Alten – jedenfalls vorläufig –<br />

einigen konnten, war: Es ist uns wichtig,<br />

dass wir Sie in einem Prozess begleiten,<br />

in dem es nicht nur um Wissen geht, son-<br />

In einer Welt, die Schönheit, Reichtum<br />

und Erfolg verehrt, berührt Gott die Armen<br />

und die Hässlichen. Da ist Gott.<br />

Und da stellt Gott uns hin: weil wir etwas<br />

ahnen von einer solchen anderen<br />

Welt, weil wir sie manchmal schon leben,<br />

hier und heute, bei den jugendlichen<br />

„Glauben Sie, fragte man mich/<br />

An ein Leben nach dem Tode<br />

Und ich antwortete: ja,<br />

aber dann wußte ich<br />

Keine Auskunft zu geben<br />

Wie das aussehen sollte<br />

Wie ich selber aussehen sollte<br />

in Afrika und anderswo, Sie haben sich<br />

eingesetzt für mehr Menschlichkeit, für<br />

mehr soziale Gerechtigkeit. Sie arbeiten<br />

neben dem Studium in Feldern, in denen<br />

es immer wieder um die Frage geht: was<br />

brauchen diese Menschen, was brauchen<br />

sie von mir, wie unterstütze ich sie im All-<br />

46<br />

tag, wie mache ich mich zum Sprachrohr dern um eine Haltung. Es ist uns wichtig,<br />

Strichern und in der Wohngruppe, am Dort“<br />

für diejenigen, die am Rande der Gesellschaft<br />

dass Sie aufmerksam sind für die Men-<br />

Hauptbahnhof und im Frauenhaus. Weil<br />

47<br />

stehen, und wie arbeite ich nicht schen, mit denen Sie arbeiten, für ihre<br />

wir Sehnsucht haben nach Gerechtigkeit Und doch entwirft das Gedicht von Marie<br />

für, sondern mit ihnen.<br />

Not, für ihre Lebenswünsche. Es ist uns<br />

und Barmherzigkeit, auch wenn wir dafür<br />

Luise Kaschnitz Bilder von diesem Leben<br />

Barmherzigkeit hat viele Gesichter. wichtig, dass Sie eine kritische Sicht auf<br />

andere Worte wählen.<br />

nach dem Tode. Am Ende des Gedichts<br />

<strong>Das</strong> von einer Studentin zum Beispiel, gesellschaftliche Bedingungen einüben<br />

Blinde werden sehen, Lahme werden heißt es:<br />

die begeistert aus ihrem Praktikum erzählt,<br />

und danach fragen, wie die Interessen<br />

gehen und den Armen wird das Reich<br />

von den Gesprächen mit den woh-<br />

derer gestärkt werden können, die keine<br />

Gottes verkündigt. <strong>Das</strong> ist die Botschaft „So lagen wir lasest du vor<br />

nungslosen Straßenkindern am Hauptbahnhof,<br />

Lobby haben.<br />

des Evangeliums, das ist die Frechheit des Schlief ich ein wachte auf<br />

mitten in dieser reichen Stadt. Barmherzigkeit hat viele Gesichter.<br />

Glaubens.<br />

Deine Stimme empfängt mich<br />

Da sein und zuhören.<br />

Und nicht immer wird sie so genannt.<br />

Und wir sind hier, weil wir etwas von Entläßt mich und immer<br />

<strong>Das</strong> von einem Studenten, der in der <strong>Das</strong> ist in Ordnung.<br />

dieser Frechheit ahnen, weil wir, manchmal<br />

So fort.<br />

Aidsseelsorge einen Menschen im Sterben<br />

Ich würde trotzdem für diese großen,<br />

gegen allen Augenschein, darauf set-<br />

Mehr also, fragen mich die Frager,<br />

begleitet und die Angehörigen in ih-<br />

frommen Worte streiten, weil ich sie liezen,<br />

dass etwas anders werden kann. Und Erwarten Sie nicht nach dem Tode?<br />

rer Trauer. Da sein und aushalten.<br />

be, und unkritisch finde ich sie keineswegs.<br />

weil wir in unseren unterschiedlichen Und ich antworte:<br />

<strong>Das</strong> von einer Studentin, die mit jugendlichen<br />

Rollen und Begabungen etwas dazu bei-<br />

Weniger nicht.“<br />

Strichern arbeitet. Mit ihnen „Glückselig sind die, die hungern und<br />

tragen wollen.<br />

ins Kino geht und kocht. Mitten in einer dürsten nach der Gerechtigkeit. Denn sie<br />

Eine meiner Lieblingsgedichte einer Weniger nicht!<br />

bizarren und gewalttätigen Welt ein werden satt werden.<br />

meiner Lieblingsdichterinnen beginnt Hunger nach Gerechtigkeit und Sehnsucht<br />

Stück Normalität und keine Reduktion Glückselig sind die, die barmherzig<br />

mit der Frage:<br />

nach Barmherzigkeit. Hier und heu-<br />

auf den Körper, der verkauft wird. Da sein sind. Denn sie werden barmherzig behandelt<br />

te und darüber hinaus. Weniger nicht!<br />

und Zeit haben.<br />

werden.“<br />

Amen<br />

Wahrscheinlich würden diese Studierenden,<br />

Ich verstehe diese Worte so, dass Jesus<br />

Prof. Dr. Ulrike Suhr, 2012<br />

wenn sie das hören, den Begriff eine andere Wirklichkeit inmitten dieser<br />

Barmherzigkeit weit von sich weisen: zu Welt beschreibt. Jesus sagt zu seinen<br />

antiquiert, zu fromm, zu unkritisch. In Freundinnen und Freunden:<br />

Ordnung. All dies lässt sich auch anders In einer Welt, die die Macht und die Gewalt<br />

sagen.<br />

liebt, sind es die Armen, die Schwa-<br />

Im Kollegium haben wir uns vor ein chen, die Verlierer, die Gott ganz nah sind<br />

paar Tagen danach gefragt, was uns an und denen Gott ganz nahe ist.


persönliches<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

persönliches<br />

Nachruf für Gottfried Wendt<br />

Gottfried begann seine Diakonenausbildung<br />

im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> im Alter von<br />

21 Jahren am 4. Mai 1954, nachdem ich<br />

bereits einen Monat vorher dort angekommen<br />

war. Unsere Wege kreuzten der „die Schulbank“, zunächst zur Auffrischung<br />

unserer Allgemeinbildung<br />

Fünf Jahre lang lebten wir in enger kol-<br />

Patenamt für unsere jüngste Tochter, die<br />

48 49<br />

sich im August 1955 erneut, als er aus der<br />

„Gehilfenstellung“ des<br />

als Vorbereitung auf die<br />

ersten Ausbildungsjahres<br />

im Jugendheim des<br />

Prüfung“, dann mit den<br />

„schulwissenschaftliche<br />

Evangelischen Jugendaufbauwerkes<br />

am Brahmsee<br />

und Übungen. Im dritten<br />

theologischen Fächern<br />

zurückgekehrt war und<br />

Ausbildungsjahr folgten<br />

wir beide als „Gehilfen“ in<br />

die sozialpädagogischen<br />

der Jungen-„Familie“ im<br />

Studien zur Erreichung des<br />

Obergeschoss des <strong>Haus</strong>es<br />

staatlichen Wohlfahrtspflegerexamens,<br />

wie Kastanie mit dem Fami-<br />

der<br />

lienleiter Walter Mahnke<br />

unsere ersten praktischen<br />

Übungen als angehende<br />

Sozialpädagogen wagten.<br />

Da Gottfried mehr Schulbildung<br />

mitbrachte, gehörte<br />

es nachmittags zu<br />

seinen Hauptaufgaben, den Jungen bei<br />

ihren schulischen <strong>Haus</strong>aufgaben zu helfen,<br />

denn das Erreichen des Schulzieles<br />

war für die Eltern in der Regel wichtigstes<br />

Anliegen, weshalb sie ihre Sprösslinge<br />

dem <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>e anvertraut hatten.<br />

Die Jungen in der Vorpubertät versuchten<br />

natürlich in dem damals im <strong>Rauhe</strong>n<br />

<strong>Haus</strong> noch recht straffen Familien-Alltag,<br />

ihre Grenzen auszutesten, was für uns<br />

junge Brüder oft eine große Herausfor-<br />

Gottfried Wendt<br />

geboren am<br />

5. September 1933<br />

verstorben am<br />

31. Januar <strong>2013</strong><br />

derung bedeutete. Gottfried blieb dabei<br />

stets gelassen und ruhig.<br />

Wenn die Jungen vormittags in der<br />

Schule waren, „drückten“ auch wir Brü-<br />

Berufsabschluss<br />

damals<br />

hieß. Wir waren – zeitweilig<br />

wechselnd – etwa ein<br />

Dutzend in unserem Jahrgang.<br />

Gottfried war geprägt<br />

durch seine große Geschwisterschar<br />

und das vom Vater aus<br />

christlicher Motivation familiär geführte<br />

private Kinderheim in Alveslohe, in dem<br />

zeitweilig bis zu 200 Menschen zusammen<br />

lebten. Seine leibliche Mutter hatte<br />

er verloren als er erst zweieinhalb Jahre<br />

alt war. Einmal nahm Gottfried mich<br />

nach Alveslohe mit, wo ich auch seinen<br />

Vater kennen lernen durfte. Diesen gutmütigen<br />

Patriarchen habe ich als einen<br />

großen, kräftigen Mann, also einen sogenannten<br />

„staatschen Kerl“ in Erinnerung,<br />

der mit seinen lebendigen Augen alles<br />

auf dem Hof im Blick hatte. Mehrere Rauhaus-Brüder<br />

erzählten mir, dass sie auf<br />

dem Alvesloherhof auch Freizeiten mit<br />

ihren Kinder- und Jugendgruppen durchführten.<br />

legialer und brüderlicher Gemeinschaft<br />

im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>e bis zu den Examina im<br />

Frühjahr 1959 zusammen. Dann starteten<br />

wir getrennt ins Berufsleben, Gottfried<br />

als Gemeindediakon auf der Veddel<br />

im Wirkungsbereich der Pastoren Wienberg<br />

und Spier. Hier lernte er seine Ingeborg<br />

kennen, die im dortigen Kindertagesheim<br />

als Kinderpflegerin wirkte. 1963<br />

heirateten beide in Alveslohe. Sie wurden<br />

Eltern eines Sohnes und einer Tochter.<br />

Gottfried behielt stets intensiven<br />

Kontakt zu seinen neun Geschwistern.<br />

Mehrmals flog er sogar zusammen mit<br />

Ingeborg nach Namibia, um seine dort<br />

lebende Schwester zu besuchen.<br />

Einige Jahre nach der gemeinsamen<br />

Zeit im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> traf ich Gottfried<br />

Anfang der 1960er Jahre auf der Durchreise<br />

von Westfalen gen Norden in Holm-<br />

Seppensen, wo seine Veddel-Kirchengemeinde<br />

ein Freizeitheim betrieb. Er war<br />

sich nicht zu schade, an dem <strong>Haus</strong>e selbst<br />

mit Farbeimer und Pinsel handwerklich<br />

tätig zu werden, um das <strong>Haus</strong> in Schuss<br />

zu halten.<br />

1968 wechselte Gottfried zur Ansgar-<br />

Kirchengemeinde in Langenhorn, wo er<br />

zunächst als Gemeindediakon, später in<br />

der Gemeindeverwaltung tätig wurde.<br />

Seitdem waren die Wendts – auch noch<br />

im Ruhestand – eng mit dieser Kirchengemeinde<br />

verbunden.<br />

Als wir nach zehnjährigem Wirken in<br />

Westfalen wieder nach Hamburg zurückgekehrt<br />

waren, übernahm Gottfried das<br />

1972 von Propst Prehn getauft wurde. So<br />

blieben wir über die Jahrzehnte in engerer<br />

Verbindung.<br />

Besonders an den Brüder- und Schwestertagen<br />

trafen wir uns an den Abenden<br />

der Begegnung in Abständen immer<br />

wieder in der Gemeinschaft unseres Abschlussjahrgangs.<br />

Ein Jahr nach seiner Pensionierung im<br />

Jahre 1998 zogen Gottfried und Ingeborg<br />

in das gerade frei gewordene Pastorat<br />

der Schröderstiftung am Kiwittsmoor.<br />

Beide waren seither stark für den Seniorenkreis<br />

der Brüder- und Schwesterschaft<br />

engagiert und beteiligten sich auch aktiv<br />

an den Vorbereitungen und der Gestaltung<br />

der jährlichen Studienreisen der Seniorenreise.<br />

Gerd Junior ergänzt: <strong>Der</strong> Seniorentreff<br />

lag Gottfried sehr am Herzen. Er besuchte<br />

die Treffen ebenso engagiert wie die<br />

Zusammenkünfte des Konviktes. Mit ihm<br />

konnte man rechnen. In den letzten Jahren<br />

übernahm er Leitungsaufgaben im<br />

Vorbereitungskreis des Seniorentreffs<br />

und organisierte die jährlichen Seniorenreisen<br />

mit. So auch die letzte Reise nach<br />

Kelbra am Kyffhäusergebirge. Zusammen


persönliches<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

persönliches<br />

weiteren Planungen des Seniorentreffs<br />

interessiert Anteil. Gottfried hat sich um<br />

die Hamburger Senioren der Brüder- und<br />

Schwesternschaft sehr gekümmert.<br />

Am 14. Februar <strong>2013</strong> verabschiedeten<br />

wir uns in einer großen Trauergemeinde<br />

in der Ansgar-Kirche in Langenhorn von<br />

sung und Lehrtext am Vortag seines<br />

Sterbens: „Weigere dich nicht, dem Bedürftigen<br />

Gutes zu tun, wenn deine Hand<br />

es vermag“, Sprüche Salomo 3,27 und Jak.<br />

1, 22: „Seid Täter des Worts und nicht Hörer<br />

allein; sonst betrügt ihr euch selbst.“<br />

<strong>Das</strong> hat Peter Reher gelebt: In unserer<br />

mit Ingeborg machte er sich wie immer<br />

per Bahn auf den Weg, um ein passendes<br />

Hotelquartier zu finden. Wir fühlten uns<br />

im gefundenen „Kaiserhof“ sehr wohl.<br />

Leider musste Gottfried kurz vor der<br />

Reise aus Krankheitsgründen absagen.<br />

Mit einer Spende für ein paar Extras er-<br />

50<br />

freute er die Reisegruppe. So haben ihn Gottfried Wendt. Anschließend wurde er<br />

Klasse, im Erziehungsdienst des <strong>Rauhe</strong>n Die Beschreibung von Peters Persönlichkeit<br />

wäre unvollständig, blieben sein<br />

wohl viele kennen und schätzen gelernt: auf der Grabstätte seiner Langenhorner<br />

<strong>Haus</strong>es, in seiner Familie, in der Nachbarschaft,<br />

51<br />

Er konnte abgeben und loslassen. Auch Kirchengemeinde in Ohlsdorf zur letzten<br />

gegenüber seinen<br />

Humor, sein herzerfri-<br />

als seine Schritte beschwerlicher und die Ruhe gebettet.<br />

Freunden und Kollegen,<br />

schendes Lachen, seine<br />

Wege kürzer wurden, nahm er an den<br />

Jürgen Ruszkowski<br />

gegenüber Kleinen und<br />

Freude an Büchern, Reisen<br />

Großen. Für alle fühlte er<br />

und an gutem Essen, seine<br />

persönliche und berufliche<br />

Freude an seinen Enkel-<br />

Verantwortung.<br />

kindern, an seinen Kin-<br />

Und immer alles mit<br />

dern und an seiner lieben<br />

großem Einsatz, mit akribischem<br />

Frau Margot unerwähnt.<br />

Studium der<br />

Sein jahrelanges über-<br />

Gesetzeslage für Anträge<br />

großes Arbeitspensum<br />

Nachruf für Bruder Peter Reher<br />

In diesem ersten Jahr ohne Peter Reher<br />

bin ich traurig und zugleich dankbar für<br />

die Verbundenheit, die ich mit ihm in<br />

über vierzig Jahren erleben durfte.<br />

Was ist das für eine beglückende Erfahrung,<br />

in seinem Tun, Denken und Glauben<br />

in all den Höhen und Tiefen des Lebens in<br />

solch eine Freundschaft eingebunden zu<br />

sein.<br />

Zwischen unseren Begegnungen lagen<br />

oft Monate, manchmal auch ein Jahr.<br />

Doch bei jeder Begegnung war es so, als<br />

wenn wir erst gestern zusammen gewesen<br />

wären.<br />

Alles begann im Herbst 1964 auf dem<br />

Kattendorfer Hof im damals obligatorischen<br />

Vorpraktikum. Die tausend Erlebnisse<br />

zum Lachen und zum Ärgern. <strong>Der</strong><br />

Wechsel von Nähe und Distanz im sechsjährigen<br />

Miteinander im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>.<br />

Lehr- und Lerninhalte der Diakonenausbildung,<br />

besonders geprägt von Persönlichkeiten<br />

wie Propst Prehn, Bruder<br />

Max Lung und Sozialpastor Nerling. <strong>Der</strong><br />

Aufbruch der siebziger Jahre mit neuen<br />

Konzeptionen in den Arbeitsfeldern von<br />

Diakonie und Sozialarbeit, gefordert und<br />

gefördert vom Staat.<br />

Was Peter Reher ein Leben lang umtrieb,<br />

fand ich zusammengefasst in Lo-<br />

und Widersprüche.<br />

<strong>Das</strong> hat Peter Reher gelebt<br />

in Neumünster in seinen<br />

23 Dienstjahren, wo er<br />

als Einrichtungsleiter des<br />

Diakonischen Werkes aus<br />

einem Heim mit schlechtem<br />

Ruf und mit einem überalterten Erziehungskonzept<br />

ein neues Kinder- und<br />

Jugendzentrum mit dezentral untergebrachten<br />

Familiengruppen geformt und<br />

später ein Ausbildungszentrum hinzugefügt<br />

hat.<br />

In dieses Arbeitsprojekt flossen Erfahrungen<br />

und Fachwissen aus seinem<br />

Glauben, aus dem Sozialpädagogikstudium,<br />

aus seinem praktischen Lernberuf<br />

als Handwerker mit ein. Mit viel Herzblut<br />

Peter Reher<br />

geboren am<br />

6. Mai 1944<br />

verstorben am<br />

31. Dezember 2012<br />

und Zeitaufwand leitete und begleitete<br />

er die konfliktreichen Umstellungsprozesse<br />

des neuen Jugendhilfezentrums.<br />

Peter Reher beschloss seinen diakonischen<br />

Dienst mit einer sechsjährigen Tätigkeit<br />

in der Behindertenhilfe in Schwerin.<br />

blieb nicht ohne Spuren.<br />

Schwere und schmerzreiche<br />

Erkrankungen warfen<br />

ihn immer öfter auf das<br />

Krankenlager. 2002 musste<br />

Peter sich einer Operation<br />

unterziehen, die eine<br />

langjährige Nachbehandlung nach sich<br />

zog.<br />

Im Juli 2012 wusste Peter, dass er den<br />

Kampf gegen den Krebs verloren hatte.<br />

Die Briefe, die viele Jahre bis Weihnachten<br />

2012 hin- und hergingen, sind<br />

für mich bleibende Dokumente der brüderlichen<br />

Verbundenheit. Sie machen<br />

dankbar, traurig und lassen zugleich Gesprächsinhalte<br />

wieder lebendig werden.<br />

Jürgen Dunker


persönliches<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

persönliches<br />

Nachruf für Dr. theol. Dietrich Schmidt<br />

Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst;<br />

ich habe dich bei deinem Namen gerufen;<br />

du bist mein!<br />

Jesaja 43,1<br />

Die Familie Schmidt wohnte im „Weißen<br />

<strong>Haus</strong>“; sein Vater Dr. Gustav Schmidt<br />

war Oberstudiendirektor im <strong>Rauhe</strong>n<br />

<strong>Haus</strong>, Brüderlehrer und Mitglied des Ver-<br />

52<br />

waltungsrates.<br />

ständnis für den Stand des Diakons zeigt Bruder Schmidt die Suchtberatungsstelle<br />

So ist die Traueranzeige des Kirchenkreises<br />

Einige Brüder aus unserem Konvikt<br />

53<br />

Laatzen-Springe und<br />

erinnern sich noch gut<br />

der St. Andreas-Kirchengemeinde<br />

an seinen Unterricht. So<br />

Springe über-<br />

führte Vater Schmidt auch<br />

schrieben. Unser Freibruder<br />

Brüder zur allgemeinen<br />

Dr. Johann Dietrich<br />

Schulreife als Vorausset-<br />

Schmidt war von 1974 bis<br />

zung für die Aufnahme in<br />

zu seinem Eintritt in den<br />

die Diakonenausbildung.<br />

Ruhestand 1988 Superintendent<br />

Bruder Schmidt wurde<br />

des damaligen<br />

nach seinem Studium der<br />

Kirchenkreises Springe<br />

Theologie und Promotion<br />

am Deister. „Die Verkündigung<br />

des Evangeliums<br />

war die tragende Mitte<br />

seines epholalen und<br />

pastoralen Dienstes. Die,<br />

die ihn damals gekannt<br />

haben, denken gern und<br />

dankbar an ihn und sein treues und verlässliches<br />

Wirken zurück.“ So heißt es in<br />

dieser Anzeige.<br />

Als ich Bruder Schmidt bei einem Konvikttreffen<br />

kennenlernte, erzählte er<br />

gern, warum es ihm wichtig war, der Brüder-<br />

und Schwesternschaft des <strong>Rauhe</strong>n<br />

<strong>Haus</strong>es anzugehören. Er war ein „Kind<br />

des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es“.<br />

Geboren wurde er am 20. Dezember<br />

1923, und er wuchs im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> auf.<br />

Dr. Dietrich Schmidt<br />

geboren am<br />

20. Dezember 1923<br />

verstorben am<br />

3. Dezember 2012<br />

zum „Dr. theol.“ – zuletzt<br />

in Erlangen – am 30. November<br />

1952 in Hamburg<br />

ordiniert und 1954 Pastor<br />

in Groß Borstel. 1957 wechselte<br />

er zur Apostelkirche<br />

in Hamburg-Eimsbüttel.<br />

1965 zog Familie Schmidt nach Celle.<br />

Er wurde dort Dozent für systematische<br />

Theologie im damaligen Pfarrvikarseminar<br />

und schließlich 1974 Superintendent<br />

in Springe.<br />

Von 1957 bis 1965 waren die Brüder Dr.<br />

Dietrich Schmidt und Horst Schönrock<br />

gemeinsam in der Apostelkirchengemeinde<br />

tätig. Es wird eine fruchtbare und<br />

brüderliche Zusammenarbeit gewesen<br />

sein, denn Bruder Schönrock sandte 1964<br />

ein ausführliches Empfehlungsschreiben<br />

an Propst Prehn. Er bat um die Aufnahme<br />

von Dietrich Schmidt als Freibruder in die<br />

Brüderschaft des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es, was<br />

dann auch in dem selben Jahr geschah.<br />

Bruder Schönrock hob darin hervor, „dass<br />

Pastor Dr. Schmidt ein besonderes Ver-<br />

und als Vorsitzender in seiner Kirchengemeinde<br />

sich besonders dafür eingesetzt<br />

hat, die Eigenständigkeit des Diakonenamtes<br />

zu verwirklichen.“<br />

„Bedeutung und Grenzen der Brüderschaft<br />

– eine biblisch theologische Besinnung“<br />

unter dieser Überschrift referierte<br />

er anlässlich des Brüdertages am<br />

9. Oktober 1974. Ich zitiere: „Ausüben der<br />

Sendung im Sinne von innerer und äußerer<br />

Mission ist nur möglich aus einer<br />

intakten Bruderschaft. Je mehr Offenheit<br />

und Einsatz nämlich von einer solchen<br />

Bruderschaft zu verzeichnen ist, desto lebendiger<br />

ist diese Brüderschaft. Aber das<br />

gilt auch umgekehrt. Nur eine lebendige<br />

Bruderschaft kann sich wirklich einsetzen<br />

und offen sein für die Probleme der<br />

Zeit, ohne Gefahr zu laufen, von diesen<br />

Problemen verschlungen zu werden.“<br />

(Seite 4.C.2) Sind diese Worte nicht in<br />

heutiger Zeit für die Brüder- und Schwesternschaft<br />

noch aktuell?<br />

Es mag auch an seiner Herkunft aus<br />

dem <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> gelegen haben, dass<br />

ihm als Superintendent in Springe die<br />

Diakonie sehr am Herzen lag. Es war ihm<br />

wichtig, die vakante Stelle für die Kirchenkreissozialarbeit<br />

wieder zu besetzen,<br />

damit im Kirchenkreis die allgemeine<br />

kirchliche Sozialberatung und weitere<br />

Fachberatungsdienste angeboten sowie<br />

diakonische Projekte in Zusammenarbeit<br />

mit den Kirchengemeinden neu entwickelt<br />

werden konnten.<br />

Für den Bereich der Suchtberatung hat<br />

Springe ins Leben gerufen.<br />

Gerne hätte er auch die Sozialstation,<br />

wie sie in den siebziger Jahren in ganz<br />

Niedersachsen entstanden, in kirchlich<br />

diakonischer Trägerschaft gesehen. Doch<br />

den Zuschlag erhielt damals das Deutsche<br />

Rote Kreuz.<br />

Im Gemeindebrief für St. Andreas und<br />

St. Petrus in Springe fand ich einen Nachruf<br />

von Superintendent i. R. Christian<br />

Klatt und zitiere daraus: („Doppelpunkt<br />

Nr. 1 <strong>2013</strong>“): „Diese 14 Jahre waren geprägt<br />

von mancherlei Umbrüchen in Kirche<br />

und Gesellschaft. [...] Da war Superintendent<br />

Schmidt mit seiner ruhigen und<br />

ausgleichenden Art am richtigen Platz.<br />

Die Verkündigung des Evangeliums war<br />

für ihn die tragende Mitte seines ephoralen<br />

und pastoralen Dienstes. Im Umgang<br />

mit Menschen verband er hanseatischen<br />

Stil mit freundlicher Zuwendung und<br />

herzlicher Fröhlichkeit ...<br />

Die letzten Jahre seines Lebens waren<br />

von zunehmender körperlicher und geistiger<br />

Hinfälligkeit gezeichnet, so dass er<br />

schließlich in ein Pflegeheim in Marklohe<br />

aufgenommen werden musste. Nun<br />

ist er durch einen friedlichen Tod erlöst<br />

und heimgerufen in Gottes Frieden. Am


persönliches <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

54<br />

8. Dezember ist er auf dem Friedhof in<br />

Schweringen, dem Wohnort seiner Tochter<br />

Anke-Maria, beigesetzt worden.“<br />

Denken wir an ihn, der auf seine Art<br />

zeitlebens Rauhhäusler war, mit den<br />

Worten aus dem 1. Korintherbrief 1,9, die<br />

Familie Schmidt über seine Todesanzeige<br />

gesetzt hat:<br />

„Gott ist treu, durch welchen ihr berufen<br />

seid zur Gemeinschaft seines Sohnes<br />

Jesu Christi, unseres Herrn.“<br />

Günter Zimmermann


<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

Termine<br />

Termine<br />

Januar<br />

April<br />

2. ___ Neujahrssegen, Altes <strong>Rauhe</strong>s<br />

<strong>Haus</strong><br />

20. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />

zu Hamburg<br />

25.–27. Einkehrtage, Fleestedt<br />

26. ___ Konvikttreffen Schleswig-<br />

Holstein Nord<br />

Februar<br />

2. ___ Konvikttreffen Schleswig-<br />

Holstein Ost/Bergedorf<br />

2. ___ Konvikttreffen Schleswig-<br />

Holstein Süd/Altona<br />

9. ___ Delegiertenversammlung,<br />

Sieveking-Saal<br />

13. ___ Konvikttreffen Hamburg-West<br />

17. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />

zu Hamburg<br />

20. ___ Konvikttreffen Hamburg-Ost<br />

25.–28. VEDD-Ältestenkonferenz<br />

März<br />

2. ___ Ältestenrat der Brüder- und<br />

Schwesternschaft, Sieveking-<br />

Saal<br />

16. ___ Konvikttreffen Schleswig-<br />

Holstein Nord<br />

17. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />

zu Hamburg<br />

23. ___ Workshop Konvikt-Leitungen,<br />

Sieveking-Saal<br />

25.–10. Urlaub Konviktmeisterin<br />

2.–5. __ Urlaub Diakonenbüro<br />

10. ___ Konvikttreffen Hamburg-West<br />

17. ___ Konvikttreffen Hamburg- Nord<br />

18. ___ Konvikttreffen Hamburg-Ost<br />

19.–21 _ Konviktwochenende<br />

Rheinland-Westfalen<br />

21. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />

zu Hamburg<br />

26.–28. Frühjahrstreffen Konvikt<br />

Ostdeutschland<br />

27. ___ Konvikttreffen Schleswig-Holstein<br />

Süd/Altona<br />

Mai<br />

1.–5. __ Deutscher Evangelischer<br />

Kirchentag <strong>2013</strong> in Hamburg<br />

10.–12. Konviktwochenende<br />

Süddeutschland<br />

19. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />

zu Hamburg<br />

21.–31 _ Urlaub Diakonenbüro<br />

24.–26. Konviktfreizeit Hamburg-Ost<br />

27. ___ Konvikttreffen Schleswig-Holstein<br />

Süd/Altona<br />

Juni<br />

1. ___ Konvikttreffen Schleswig-<br />

Holstein Süd/Altona<br />

8. ___ Konvikttreffen Hamburg-West<br />

12. ___ Konvikttreffen Hamburg-Nord<br />

14.–16. Einsegnungsfreizeit, Domkloster<br />

Ratzeburg<br />

16. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />

zu Hamburg<br />

59


Termine<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

Empfehlungen<br />

21.–23. Klosterwochenende Hamburg-<br />

Süd<br />

Juli<br />

1.–8. __ DIAKONIA Weltversammlung<br />

<strong>2013</strong>, Berlin<br />

21. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />

Oktober<br />

11.–13. _ Herbsttreffen Konvikt<br />

Ostdeutschland<br />

11.–13. _ Konviktwochenende<br />

Rheinland-Westfalen<br />

11.–13. _ Konviktwochenende<br />

Süddeutschland<br />

Fabler<br />

<strong>Der</strong> neue Roman von Holger Böwing erzählt<br />

die Geschichte des Johannes Fabler<br />

von dessen Eintritt in den Kindergarten<br />

bis zur Reifeprüfung. Er wächst in den<br />

60<br />

zu Hamburg<br />

16. ___ Konvikttreffen Hamburg-West<br />

1960er und -70er Jahren in einer Kleinstadt<br />

in der Altmark auf. Den Vater lernt ihrem Sohn dabei das konfliktreiche Le-<br />

gründlich zu erfüllen, und mutet sich und<br />

19. ___ Konvikttreffen Schleswig-<br />

61<br />

August<br />

Holstein Süd/Altona<br />

er kaum kennen. Dieser war Lehrer und ben in Parallelwelten (Jugendweihe am<br />

20. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />

hatte sich bei einer Kampfgruppenübung Wohnort und Konfirmation<br />

3. ___ Konvikttreffen Hamburg-Süd<br />

zu Hamburg<br />

eine Verletzung zugezogen, die zum frühen<br />

in „Gnädig“, christ-<br />

Tod führt. Die Mutter, ebenfalls Lehliche<br />

„Rüstzeit“ in „Herr-<br />

9. ___ Konvikttreffen Hamburg-Ost 21. ___ Konvikttreffen Hamburg-<br />

10. ___ Konvikttreffen Hamburg-West<br />

Ost<br />

rerin, ist fortan hauptsächlich Witwe. Ihre lich“ und sozialistischer<br />

17. ___ Konvikttreffen Schleswig-<br />

23. ___ Konvikttreffen Hamburgschwere<br />

„Moll-Sucht“ bestimmt auch Erholungsaufenthalt im<br />

Holstein Süd/Altona<br />

Süd<br />

18. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />

Johannes‘ Alltag in einer DDR-Neubausiedlung,<br />

FDGB-Heim) zu.<br />

zu Hamburg<br />

November<br />

tut aber seiner Neugier auf das Mittels seiner bildhaf-<br />

21. ___ Konvikttreffen Hamburg-Nord<br />

Leben, ja seiner Lebens-Sucht, nur unwesentlich<br />

ten, ausdrucksstarken<br />

30.–1. _ Konviktwochenende<br />

13. ___ Konvikttreffen Hamburg-Nord<br />

Abbruch. Durch intensive, gele-<br />

Sprache baut Böwing ein<br />

Niedersachsen<br />

17. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />

gentlich fast exzessive Teilnahme am Leben<br />

<strong>Haus</strong>, das dem Protago-<br />

Holger Böwing: Fabler<br />

zu Hamburg<br />

Anderer findet auch er holprig, aber nisten – und dem Leser! – 504 Seiten, Hard-<br />

September<br />

18.–21. VEDD-Hauptversammlung und<br />

cover, 28,80 Euro<br />

nachhaltig, seinen Weg.<br />

so viel Schutz gibt, dass er<br />

VEDD-Jubiläum, Berlin<br />

ISBN 978-3-933713-38-4<br />

Gewiss erzählt der vorliegende Roman nicht verzweifelt. Hintergründiger<br />

Humor nimmt der Geschich-<br />

1.–9. __ Seniorenreisen <strong>2013</strong><br />

eine ostdeutsche Lebensgeschichte. Jedoch<br />

war die familiale und institutionelte<br />

die Schwere und lässt die Lektüre auf<br />

8. ___ Einsegnungsgottesdienst,<br />

Dezember<br />

Dreifaltigkeit,<br />

anschließend festliches<br />

2. ___ Konvikttreffen Hamburg-Süd<br />

le Erziehung der 1960er Jahre in ganz kunstvolle Weise belletristisch sein. Leser<br />

Mittagessen im Wichern-Saal 2. ___ Konvikttreffen Schleswig-Holstein<br />

Deutschland am Untertanen-Geist ori-<br />

in Ost und West werden sie mit Gewinn,<br />

13. ___ Geburtstagsfeier: <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong><br />

Süd/Altona<br />

entiert und auf Anpassung ausgerichtet. hoher innerer Beteiligung und durchaus<br />

<strong>Haus</strong> wird 180 Jahre alt<br />

4. ___ Konvikttreffen Hamburg-West<br />

Bildung war weniger eine Anleitung zum mit Freude lesen – und nicht selten Erfahrungen<br />

15. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche 5. ___ Konvikttreffen Hamburg-Ost<br />

selbstständigen Denken und Handeln als<br />

der eigenen Biografie wiederent-<br />

zu Hamburg<br />

11. ___ Rauhäusler Adventskaffee,<br />

vielmehr die Vermittlung von Wissen und decken.<br />

16.–7. _ Urlaub Diakonenbüro<br />

Wichern-Saal<br />

Kulturtechniken durch Drill. Eine solche Holger Böwing ist kein Deutschlehrer.<br />

27. ___ Semestereröffnungsgottesdienst,<br />

Wichern-Saal<br />

zu Hamburg<br />

15. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />

Haltung gegenüber dem Kind verführt Gott sei Dank! Vielmehr steht ihm eine<br />

22. ___ Konvikttreffen Schleswig-Holstein<br />

zum Missbrauch des Erziehungsobjektes. vitale, reife Sprache zur Verfügung, der<br />

Süd/Altona<br />

Geradezu beklemmend gibt der „Fabler“ man die Sprachliebe des Autors sowie<br />

darüber Auskunft. <strong>Das</strong> Buch zeigt, wie das gründliche Lektorat abspürt. <strong>Das</strong><br />

fremdbestimmt Erziehung oft ist. Da-<br />

vorliegende Buch spricht psychologisch,<br />

bei spielt es kaum eine Rolle, ob es sich<br />

um gesellschaftliche Normen der DDR<br />

oder religiöse Normen der Herrnhuter<br />

handelt. Mutter Fabler versucht, beide


Empfehlungen<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />

62<br />

Gottes Häuser<br />

Peter Cordtmann<br />

GottesHäuser im Wandel der Zeit<br />

64 Seiten, 20,5 x 23,5 cm, gebunden, 9,99 Euro<br />

ISBN 978-3-7600-1540-8<br />

pädagogisch und theologisch interessierte<br />

Leserinnen und Leser an, die anspruchsvolle<br />

zeitgenössische Literatur zu<br />

schätzen wissen. Es ist ein lebenskluges<br />

und deshalb weises Buch darüber, wie<br />

Brüche, Gefährdungen und Umwege einem<br />

Leben Tiefe, Reife und Einmaligkeit<br />

geben können. So ist es auch ein Roman<br />

zur Geschichte der Pädagogik in Deutschland.<br />

Und es ist ein hoffnungsvoller, menschenfreundlicher<br />

Roman, der nicht zuletzt<br />

als Urlaubslektüre oder Geschenk<br />

empfohlen werden kann.<br />

Holger Böwing, Jahrgang 1958, legt<br />

nach zahlreichen Kurzgeschichten mit<br />

dem „Fabler“ seinen zweiten Roman vor.<br />

<strong>Der</strong> erste, „Jakob Leising“ (2009), ist bereits<br />

in der zweiten Auflage erschienen<br />

und der Geschichte eines Jungen in einem<br />

DDR-Spezialkinderheim gewidmet.<br />

In beiden Romanen verarbeitet der Autor<br />

Erfahrungen seines beruflichen und<br />

persönlichen Lebens. Er hat von 1980 bis<br />

1984 in Rostock Sonderschulpädagogik<br />

studiert und stand seitdem, ausgelöst<br />

durch die Veröffentlichung eines „politisch<br />

indifferenten“ Gedichtes, unter besonderer<br />

Beobachtung der Stasi.<br />

Seit 1991 leitet er die Förderschule<br />

„Johann Amos Comenius“ in Herrnhut,<br />

Sachsen. Zahlreiche Bühnenstücke und<br />

Lieder zeugen dort von der Vielfalt seines<br />

literarischen Schaffens.<br />

Volker Krolzik<br />

Als Tourist oder Kirchgänger haben Sie<br />

sich sicher diese und ähnliche Fragen<br />

schon gestellt: Warum steht der Altar<br />

häufig im Osten? Was verrät uns die uralte<br />

Symbolsprache der Kirchenräume?<br />

Warum entstanden im 19. Jahrhundert so<br />

viele „mittelalterliche“ Kirchen?<br />

In diesem reich bebilderten Buch finden<br />

Sie zahlreiche Antworten. Es (ent-)<br />

führt auf einen Streifzug durch die mehr<br />

als 1000-jährige Geschichte des Kirchenbaus<br />

und zeigt biblische sowie zeitgeschichtliche<br />

Bezüge auf.<br />

Zu beziehen über die Reise- und Versandbuchhandlung<br />

des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es Hamburg GmbH<br />

Tel. 040/53 53 37-0, Fax 040/53 53 37-21<br />

www.pfarrer-shopping.de<br />

180 Jahre<br />

<strong>Rauhe</strong>s <strong>Haus</strong><br />

Am Freitag, 13. September, wird,<br />

nachdem das fulminante Fest<br />

zum 175. auch schon fünf Jahre<br />

zurückliegt, der Geburtstag<br />

des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es wieder größer gefeiert. Um 11 Uhr findet eine festliche Versammlung<br />

im Wichern-Forum mit Erstem Bürgermeister Olaf Scholz, Bischöfin Kirsten Fehrs und Landespastorin<br />

Annegrethe Stoltenberg statt. Den Hauptvortrag zum Thema „Bürgerschaftliches<br />

Engagement aus christlicher Perspektive“ (Arbeitstitel) wird Prof. Dr. Michael Göring,<br />

Vorstandsvorsitzender der ZEIT-Stiftung, halten. Die anschließende Podiumsdiskussion<br />

wird von Sabine Rückert, stellv. Chefredakteurin der ZEIT, moderiert. Danach wird zu einem<br />

bunten Miteinander mit Begegnungen, Essen und Trinken geladen. Eine Einladung mit<br />

Antwortkarte erfolgt rechtzeitig.<br />

impressum<br />

<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> – Berichte aus der Brüder- und<br />

Schwesternschaft des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es – erscheint<br />

zweimal im Jahr.<br />

Herausgegeben von Pastor Dr. Friedemann Green<br />

und Diakonin Claudia Rackwitz-Busse<br />

Redaktion: Johanna Kutzke, Tilman Lutz,<br />

Uwe Mann van Velzen, Claudia Rackwitz-Busse<br />

(verantwortlich), Beate Steitz-Röckener<br />

Kontakt: Beim <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>e 21, 22111 Hamburg<br />

Tel. 040/655 91-170, Fax 040/655 91-372<br />

diakonenbuero@rauheshaus.de<br />

Für unverlangt eingesandte Beiträge wird keine<br />

redaktionsschluss <strong>Bote</strong> 2/13: 15. Oktober<br />

Verantwortung übernommen. Mit Namen<br />

gekennzeichnete Artikel geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Gestaltung und Satz: Johannes Groht<br />

Kommunikationsdesign, Hamburg<br />

Fotos: Gisela Köhler, B.Schmidt, Stephan Wallocha,<br />

Privat<br />

Druck: A. S. Müller Sofortdruck, Hamburg<br />

Konto Brüder- und Schwesternschaft:<br />

Evangelische Darlehnsgenossenschaft Kiel,<br />

BLZ 210 602 37, Konto 80 608<br />

Spendenbescheinigungen auf Wunsch


Sommer<br />

Ein Sommertag / auf Schwalbenflügeln<br />

Wiesenduft / und Schmetterlinge<br />

Sonnenfinger auf / der Haut<br />

Ich knöpfe / meine Seele auf<br />

Monika Peters

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