Der Bote 1/2013 - Das Rauhe Haus
Der Bote 1/2013 - Das Rauhe Haus
Der Bote 1/2013 - Das Rauhe Haus
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<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong><br />
Nr. 1 | Juni <strong>2013</strong> | 102. Jahrgang<br />
Berichte aus der Brüder- und Schwesternschaft<br />
des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es<br />
Wo zwei oder drei versammelt sind … ( Mat. 18,20)<br />
Impressionen vom Kirchentag Seite 7<br />
Zur Dienstgemeinschaft Seite 19
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
auf ein wort<br />
titelbild<br />
Gäste des Feierabendmahls auf dem Stiftungsgelände<br />
am 3. Mai <strong>2013</strong><br />
Geistesgegenwart<br />
Liebe Brüder, liebe Schwestern!<br />
„Danke für diese Gelegenheit, innezuhalten,<br />
um Raum & Zeit, so viele wunderbare<br />
Begegnungen wirken zu lassen.<br />
Es ist, als ob sein Geist noch hier ist.“ <strong>Der</strong><br />
Eintrag im Gästebuch des Alten <strong>Rauhe</strong>n<br />
<strong>Haus</strong>es kommentiert, was Mitarbeitende,<br />
Brüder und Schwestern, Bewohner<br />
und Bewohnerinnen mit Gästen des<br />
Hamburger Kirchentages auf dem Stiftungsgelände<br />
unter leuchtend blauen<br />
Fahnen erlebt haben: einen kleinen Kirchentag<br />
in Horn (ab Seite 7)!<br />
Auch ich habe diese Tage so empfunden:<br />
Gottes Geist weht, wo er will, er ist<br />
lebendig und er beflügelt. Geistesgegenwart<br />
– sie ist überraschend und nicht<br />
planbar. Eine wunderbare Erfahrung.<br />
Gottes Geist mitten unter den Menschen.<br />
Gedichtzeilen von Hildegard Aepli greifen<br />
dies auf:<br />
Im Anfang war das Wort<br />
<strong>Das</strong> Wort bei Gott<br />
<strong>Das</strong> Wort ist Gott<br />
Es kommt im wehenden Geist zur Welt<br />
Um Seine Herrlichkeit zu verkünden<br />
Jedem in seiner Sprache<br />
Diese Pfingstbotschaft<br />
führt zu unserer Gemeinschaft.<br />
Gottes Geist wirkt<br />
in vielen Sprachen. In diesem<br />
<strong>Bote</strong>n werden unterschiedliche Blicke<br />
auf Diakonie geworfen, und Anregungen,<br />
Anstöße formuliert. Seid eingeladen,<br />
euch anregen zu lassen, zu reagieren<br />
und diese Fragen mitzudiskutieren<br />
(ab Seite 13).<br />
Nicht zuletzt erfüllt uns mit großer<br />
Freude, dass Bruder Jan Oltmanns mit<br />
dem Bundesverdienstkreuz geehrt wurde<br />
(S.31).<br />
Ich wünsche Euch einen Sommer voller<br />
Geistesgegenwart.<br />
Eure<br />
Claudia Rackwitz-Busse<br />
3
inhalt<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
inhalt<br />
<strong>Das</strong> bringt der neue <strong>Bote</strong>:<br />
<strong>Das</strong> Thema<br />
7 Soviel du brauchst – Impressionen vom Kirchentag im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong><br />
12 Gestern noch eine Glaubensgemeinschaft, heute eine bunte Koalition!<br />
Überlegungen zu Wandel und Konstanz der Identität diakonischer Organisationen<br />
von Prof. Dr. Matthias Nauerth<br />
von Prof. Johannes Richter<br />
4 5<br />
19 Zur Dienstgemeinschaft<br />
von Dr. Friedemann Green<br />
aus dem VEDD<br />
43 Neue Geschäftsführerin gewählt<br />
aus der gemeinschaft<br />
von Diakon Andreas Drese und C. Christian Klein<br />
24 Wonach schreit meine Seele?<br />
von Katrin Morgenroth<br />
25 Die Vorbereitungszeit – eine Herausforderung<br />
Acht zukünftige Schwestern im Konvikt Hamburg-Ost<br />
von Beate Steitz-Röckener<br />
27 Gotteswege sind unergründlich<br />
<strong>Das</strong> gute Ende eines Festabends am Brüder- und Schwesterntag 2012<br />
von Schwester Carmen Friedrich<br />
28 Warum in die Ferne schweifen …?<br />
29 <strong>Das</strong> war Dresden<br />
<strong>Der</strong> Blick eines „Neuen“ auf das Konvikttreffen vom 26.–28. April<br />
von Bernd Schindler<br />
31 Glänzende Auszeichnung für Duckdalben-Chef<br />
Diakon Jan Oltmanns, Leiter des international seamen’s club in Hamburg,<br />
erhielt das Bundesverdienstkreuz<br />
von Angelika F. Pfalz<br />
aus dem <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong><br />
34 „Ein guter Ruf weit über Hamburg hinaus“<br />
Gespräch mit dem Vorsteher Dr. Friedemann Green und dem kaufmännischen<br />
Vorstand Frau Sabine Korb-Chrosch<br />
von Johanna Kutzke<br />
aus der Hochschule<br />
38 Aus dem Schatten getreten<br />
Ehemalige Heimkinder aus Ost- und Westdeutschland berichteten von ihren<br />
Erfahrungen mit der repressiven Heimerziehung der 1960er bis -80er Jahre<br />
AnstöSSe<br />
45 Sehnsucht nach mehr<br />
Predigt zum Semesterbeginn der Evangelischen Hochschule für<br />
Soziale Arbeit & Diakonie<br />
von Prof. Dr. Ulrike Suhr<br />
48 persönliches<br />
48 Nachruf für Gottfried Wendt von Jürgen Ruszkowski<br />
50 Nachruf für Bruder Peter Reher von Jürgen Dunker<br />
52 Nachruf für Dr. theol. Dietrich Schmidt von Günter Zimmermann<br />
55 Persönliches<br />
56 Jubiläumsfeier 2012 – Nachtrag<br />
57 Veränderungen<br />
59 Termine<br />
61 Empfehlungen<br />
63 Impressum
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
DAS THEMA<br />
Soviel du brauchst<br />
Impressionen vom Kirchentag im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong><br />
Ein großer Veranstaltungsort des Kirchentages<br />
war das Stiftungsgelände des<br />
6<br />
<strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es. Viele hundert Menschen<br />
nahmen an Vorträgen und Workshops<br />
7<br />
der drei Zentren „Weltanschauungen“,<br />
„Regenbogen“ und „Bibliodrama“ teil<br />
oder waren im Park unterwegs. <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong><br />
<strong>Haus</strong> verkaufte in einem Zirkuszelt<br />
Bücher und Kunsthandwerkliches (Sozialpsychiatrie,<br />
Behindertenhilfe), öffnete Im Wichern-Forum: Abendmahlstisch<br />
das Alte <strong>Haus</strong> mit Café und Ausstellung<br />
(Behindertenhilfe, Seelsorge, Sozialpsychiatrie),<br />
Chorkonzert (Wichern-Schule, Kirchenförderung<br />
bot eine Oase am Teich (Tagesgemeinde<br />
Hamm) war ohne Frage das<br />
Behindertenhilfe) und lud zum Feierabendmahl (Brüder- und Schwesternschaft,<br />
Nacht-Café ins Alte <strong>Haus</strong> (Brüder- und<br />
Ev. Hochschule) der Höhe-<br />
Schwesternschaft). Neben einem großen punkt der Veranstaltungen.<br />
Predigt und Liturgie: Ulrike Suhr und Claudia<br />
Rackwitz-Busse<br />
Gäste aus allen Himmelsrichtungen
DAS THEMA<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
DAS THEMA<br />
8 9<br />
Großer Andrang: Mehr als 400 Gottesdienstbesucher<br />
Im Alten <strong>Haus</strong>: <strong>Das</strong> Kunstprojekt der Sozialpsychiatrie<br />
„Die Kreativen“ lud zu einer beachteten<br />
Ausstellung.<br />
Nach dem Gottesdienst: <strong>Das</strong> gemeinsame<br />
Mahl rund um den Teich, bunt gemischt in 8er-<br />
Gruppen<br />
Tägliches Mittagsgebet: Bläser bei der Oase am<br />
Teich<br />
Holger Biedermann, Geoffrey<br />
Schwegler-Knobelsdorff<br />
und andere begleiteten den<br />
Gottesdienst.
10 11<br />
Die Oase am Teich<br />
Rund um den Teich: Überall auf dem Gelände<br />
kamen Kirchentagsbesucher zusammen.<br />
Zirkuszelt: Die Engel waren ein Verkaufsrenner.<br />
Gemeinsames Lied im Lichtermeer:<br />
<strong>Der</strong> Mond ist aufgegangen.<br />
Altar am Teich: <strong>Das</strong> Kreuz gestalteten Menschen<br />
mit Behinderung aus dem <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>.
DAS THEMA<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
DAS THEMA<br />
Liebe Schwestern, liebe Brüder,<br />
mit den Beiträgen zur diakonischen Identität und Dienstgemeinschaft von Bruder Matthias<br />
Nauerth und Bruder Friedemann Green wollen wir als Redaktion des <strong>Bote</strong>n zu einer Debatte über<br />
die aktuellen Fragen und Herausforderungen anregen. Diese werden wir in der nächsten Ausgabe<br />
veröffentlichen.<br />
Beide greifen aus ihrer spezifischen Perspektive – der des Diakons und Professors der Ev. Hochschule<br />
und der des Vorstehers der Stiftung <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong> – mit unterschiedlichen Schwerpunkten<br />
verständnisse von Diakoninnen und Diakonen<br />
und engagierten Christinnen und<br />
Christen zu reflektieren und in diesem<br />
Sinne professionelle Selbstverständnisse<br />
zu thematisieren. Unter Diakonie<br />
verstand man die Soziale Arbeit, die<br />
durch Christinnen und Christen unter<br />
Gestern noch eine Glaubensgemeinschaft,<br />
heute eine bunte Koalition!<br />
Überlegungen zu Wandel und Konstanz der Identität<br />
diakonischer Organisationen<br />
Die Fachkräfte diakonischer Organisationen<br />
sind heutzutage in der Regel nicht<br />
mehr durch einen gemeinsamen Glauben<br />
verbunden. Sie sind ein fachspezifisch<br />
ausdifferenziertes Kollegium, bestehend<br />
aus Menschen<br />
mit<br />
unterschiedlichen<br />
religiösen Bekenntnissen<br />
oder<br />
ohne religiöses Bekenntnis. <strong>Das</strong> heißt, die<br />
Kollegien sind in religiöser Hinsicht eine<br />
bunte Koalition der Verschiedenen, jedoch<br />
keine Glaubensgemeinschaft. Dem<br />
entsprechend stellt sich die Frage, worin<br />
Eigensinn und Identitätsturbulenzen<br />
– förderlich auf dem Sozialmarkt?<br />
denn dann der Eigensinn von diakonischen<br />
Organisationen liegt – und ihre<br />
Identität? Diese Frage soll im Folgenden<br />
erörtert werden.<br />
Die Säkularisierung und Diversifizierung<br />
der diakonischen<br />
Mitarbeiterschaften<br />
hat in den<br />
letzten Jahren die<br />
Frage nach der Identität sozialdiakonischer<br />
Einrichtungen rasant beschleunigt.<br />
Lange war es üblich, „das Diakonische“<br />
als individuelle Identität zu besprechen,<br />
somit persönliche diakonische Selbst-<br />
<strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es, in dem<br />
der Eindruck vermittelt<br />
wird, die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es<br />
zeichneten sich dadurch aus, sie würden<br />
ihrer eigenen Einschätzung nach „Kraft<br />
und Orientierung aus dem christlichen<br />
Glauben schöpfen“. Oder das Leitbild des<br />
Diakonischen Werkes der EKD, in dem<br />
ausgedrückt wird, dass Kreuz, Tod und<br />
Auferstehung Jesu ein zentraler Bezugspunkt<br />
des Handelns der Mitarbeitenden<br />
seien). Es existiert eine Art Sprach- und<br />
Begriffslosigkeit im Hinblick auf die (Un-)<br />
Glaubensrealität existierender Mitarbeiterschaften,<br />
die womöglich ihre Ursache<br />
auch in der damit verbundenen Verunsicherung<br />
diakonischer Identität hat. Denn<br />
es stellt sich ja in der Tat die Frage, worin<br />
sich der diakonische Charakter einer Organisation<br />
zeigt, die von sich sagt, diako-<br />
Im Windkanal betriebswirtschaftlicher<br />
Vernunft<br />
1<br />
Diakoninnen wurden erst in den 1970er Jahren eingesegnet und eingestellt.<br />
nisch zu sein, ohne dass gesagt werden<br />
kann, dass sich die Mitarbeitenden generell<br />
durch ihren christlichen Glauben<br />
auszeichnen und als Mitarbeiterschaft<br />
signifikant von säkularen Trägern Sozialer<br />
Arbeit unterscheiden. Was also macht<br />
uns in der Diakonie diakonisch, wenn es<br />
hochaktuelle Fragen und Konflikte auf und begründen ihre Positionen.<br />
dem institutionellen Dach diakonischer nicht der Glaube jener ist, die in der Diakonie<br />
als Fachkräfte arbeiten? Vielleicht<br />
12 Diese Fragen nach diakonischer Identität und der Bedeutung der (Dienst-) Gemeinschaft innerhalb<br />
13<br />
Verbände realisiert wird. Auch gegenwärtig<br />
besteht in der Diakonie noch die können wir in der Diakonie die Glaubens-<br />
und außerhalb von institutionellen Einbindungen beschäftigen uns alle.<br />
Daher laden wir ein, auf den „Aufschlag“, den diese Artikel machen, mit euren Gedanken, Fragen<br />
und Positionen zu diesen Themen zu reagieren.<br />
Neigung, von sich selbst als einer Dienstgemeinschaft<br />
und Unglaubensvielfalt der Mitarbeiter-<br />
Wir freuen uns über jedes Manuskript und wünschen uns eine rege Debatte!<br />
gläubiger Menschen zu schaften besser sehen und benennen,<br />
Geschwisterliche Grüße<br />
sprechen – wider besseres Wissen. (vgl. wenn diese Wahrnehmung nicht mehr<br />
Eure Redaktion des <strong>Bote</strong>n<br />
z. B. das 1. Grundbild des<br />
sogleich den Identitätskern<br />
von Diakonie infrage<br />
stellen würde. Daher<br />
nun einige Überlegungen<br />
zum Wandel und zur Konstanz der<br />
Identität diakonischer Organisationen.<br />
Die Beschreibung eines Eigensinns der<br />
Diakonie und eine damit verbundene<br />
Identitätsbeschreibung erfolgte bisher<br />
zum einen im Hinblick auf die Geschichte<br />
der Diakonie, in Abgrenzung zur klassischen<br />
Wirtschaft und in Abgrenzung zu<br />
säkularen Anbietern auf den Sozialmärkten.<br />
Die Veränderungen aller drei Aspekte<br />
führen zurzeit zu Identitätsturbulenzen.<br />
Denn früher ergab sich der Eigensinn<br />
von Diakonie aus den geteilten weltanschaulichen<br />
Überzeugungen jener, die<br />
hier arbeiteten. Diakonissen und Diakone<br />
1 verrichteten ihren Dienst, ergänzt um<br />
pastoral ausgebildete Personen, christliche<br />
Fachkräfte sowie ehrenamtlich tä-
DAS THEMA<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
DAS THEMA<br />
tige Personen der Kirchengemeinden.<br />
Sie teilten weitgehend ein gemeinsames<br />
Glaubensbekenntnis. Mit der sich<br />
ab den sechziger Jahren vollziehenden<br />
Säkularisierung unserer Gesellschaft<br />
und der gleichzeitigen Ausweitung diakonischer<br />
Aufgaben kam es zu einer<br />
Qualität und der<br />
Sinnzusammenhang des<br />
Evangeliums<br />
14<br />
Erweiterung des diakonischen Personals<br />
auch um solche Fachkräfte, die zum verkaufen jetzt Produkte. Auch im Raugene<br />
Praxis per Definition diakonisch ist,<br />
wirtschaftlich klug. Sie vermarkten und<br />
stellt sich die Frage ganz besonders: Was stimmung mit der Tatsache, dass die ei-<br />
15<br />
einen keine Diakonissen und Diakone hen <strong>Haus</strong> reden wir von „Geschäftsfeldern“<br />
weil man Mitarbeiterin oder Mitarbeiter<br />
waren und die zudem die in den Grundsatzpapieren<br />
und agieren in Konkurrenz zu an-<br />
einer Einrichtung ist, die diakonisch zu<br />
formulierten christlichen deren Anbietern auf Hilfemärkten. Und<br />
sein beansprucht. Damit sind wir beim<br />
Begründungen des Handelns nicht mehr damit finden sich diakonische Organisationen<br />
Verhältnis der Organisation zu sich selbst<br />
teilten. Die diakonischen Einrichtungen<br />
in der Situation wieder, auf dem<br />
und beim Verhältnis der Mitarbeitenden<br />
wandelten sich von Glau-<br />
Sozialmarkt eigennützig<br />
zur diakonischen Organisation.<br />
bensgemeinschaften zu<br />
Wertegemeinschaften,<br />
wenngleich die institutionellen<br />
Begründungen<br />
diakonischer Praxis weiterhin einen klaren<br />
Bezug auf das Evangelium von Jesus<br />
Christus beinhalteten (vgl. zu dieser Entwicklung<br />
z. B. Schmuhl, 2008, 2010). Aber<br />
als Glaubensgemeinschaften lösten sich<br />
die diakonischen Organisationen auf –<br />
verbunden mit allerlei Schwierigkeiten<br />
und Problemen durch die damit verbundene<br />
Kulturveränderung. Mit dem, was<br />
wir gerne als die „Ökonomisierung“ der<br />
sozialen und medizinisch-pflegerischen<br />
Dienste beschreiben und was zu großen<br />
Umstrukturierungen im gesamten<br />
Bereich der Hilfen geführt hat, verwandelten<br />
sich diese Wertegemeinschaften<br />
einige Jahre später zudem noch in<br />
Dienstleistungsunternehmen. Damit<br />
ging ihnen die Fähigkeit verloren, sich gegenüber<br />
„der Wirtschaft“ und gegenüber<br />
„anderen Anbietern sozialer Dienstleistungen“<br />
klar abzugrenzen. Denn auch die<br />
diakonischen Einrichtungen sind nun Anbieter<br />
auf einem Sozialmarkt und müssen<br />
ihre Kosten so kalkulieren, dass sie<br />
rechtfertigungsfähig sind und betriebs-<br />
darauf bedacht sein zu<br />
müssen, sich gegen die<br />
Konkurrenz durchzusetzen<br />
und unternehmerischen<br />
Erfolg zu haben. Sie gestalten<br />
ihre Angebote und strukturieren sich als<br />
Organisationen so, dass es im Hinblick<br />
auf den wirtschaftlichen Erfolg effizient<br />
und effektiv ist. In diesem Windkanal<br />
betriebswirtschaftlicher Vernunft bleiben<br />
Eigenarten auf der Strecke. Alle werden<br />
windschnittig. Worin die alltägliche<br />
Praxis diakonischer Unternehmen sich<br />
von nicht-diakonischen Unternehmen<br />
unterscheidet, ist höchst unklar und Gegenstand<br />
zunehmender Thematisierung.<br />
Denn das passt nicht zu traditionellen<br />
diakonischen Selbstbildern und schafft<br />
Identitätsprobleme (vgl. Nauerth/Lindenberg,<br />
2010, 281 ff).<br />
Wenn diakonische Identität von Einrichtungen<br />
der Diakonie also nicht so<br />
ohne weiteres hergeleitet werden kann<br />
aus einem spezifisch christlichen Charakter<br />
der personal erbrachten Hilfeleistungen,<br />
auch nicht aus einer besonders<br />
christlichen Prägung der Mitarbeiterschaft<br />
oder einer beschreibbar christlichen<br />
Unternehmensstruktur, dann<br />
macht diakonische Einrichtungen zu diakonischen<br />
Einrichtungen?<br />
Identität kommt aus dem lateinischen<br />
„Idem“ und bedeutet „derselbe“, „dasselbe“,<br />
„das gleiche“. Es bezeichnet die<br />
Eigentümlichkeit eines Wesens. Bezogen<br />
auf komplexere Einheiten bedeutet<br />
es die Übereinstimmung der Teile mit<br />
dem Ganzen, bezogen auf die Einzelnen<br />
bedeutet es das „identifiziert sein“ des<br />
Teils mit dem Ganzen. <strong>Der</strong> Begriff Diakonie<br />
stammt bekanntlich aus dem Altgriechischen<br />
und bedeutet Dienst oder<br />
Diener. Man versteht hierunter alle dem<br />
Wohl des Menschen geltenden Dienste,<br />
die – im weiteren Sinne – im Kontext der<br />
christlichen Gemeinde stattfinden. Dementsprechend<br />
stellen sich im Zusammenhang<br />
mit dem Thema „diakonische Identität<br />
diakonischer Organisationen“ zwei<br />
Hauptfragen:<br />
Zum einen die Frage nach der Eigentümlichkeit<br />
einer diakonischen Organisation,<br />
ihrer Übereinstimmung mit sich<br />
selbst. Wenn eine Organisation zum Ausdruck<br />
bringt, sie sei diakonisch, stellt sich<br />
also die Frage: Stimmen Anspruch und<br />
Wirklichkeit überein?<br />
Bezogen auf die Einzelnen in der diakonischen<br />
Organisation stellt sich zudem<br />
die Frage nach ihrer Identifikation mit<br />
dem Ganzen, deren Teil sie sind. Es ist die<br />
Frage nach der individuellen Überein-<br />
<strong>Der</strong> Identitätskern diakonischer Praxis:<br />
Qualität und die eigene Sinnzuschreibung<br />
2<br />
Hier soll nun die These vertreten werden,<br />
dass Diakonie nicht Ausdruck eines Zusatzes<br />
im praktisch helfenden Handeln<br />
sei, der in Zeiten der Säkularisierung zu<br />
verschwinden droht. Ich bestreite also die<br />
Annahme, es gebe „Hilfehandeln“ und diakonisch<br />
werde dieses Hilfehandeln erst<br />
dadurch, dass ein „Plus“ dazukomme, diakonische<br />
Hilfe somit Hilfehandeln sei,<br />
addiert um irgendetwas. Die Pflege einer<br />
Kranken oder die Blinddarmoperation in<br />
einem evangelischen Krankenhaus, das<br />
Beratungsgespräch in einem Familienhilfezentrum,<br />
die Tagesbetreuung und<br />
die therapeutische Behandlung in einer<br />
2<br />
Ich beziehe mich hier zentral auf die Ausführungen von Johannes Degen, die mir als unveröffentlichtes<br />
Manuskript eines Vortrags vorliegen, den er im Februar 2012 in Bielefeld hielt. Die Verweise beziehen sich<br />
auf diesen Text.
DAS THEMA<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
DAS THEMA<br />
evangelischen Beratungsstelle, im übrigen<br />
auch die Verwaltungs- und Reinigungsleistungen,<br />
die dies ermöglichen<br />
…, benötigen keinen Zusatz, durch den sie<br />
erst „diakonisch“ werden. Sie sind es – und<br />
zwar dann, wenn sie dem Anderen gelten,<br />
ihm dienlich sind, also qualitativ gut sind,<br />
an einen diakonischen Träger wenden:<br />
Seelsorge, Gottesdienste und Andachten<br />
und eine grundsätzliche Religionssensibilität.<br />
Allerdings sind diese Leistungen<br />
Teil einer vielfältigen Angebotspalette,<br />
nicht ihr Kern. Nicht erst durch sie wird Diakonie<br />
zu Diakonie: <strong>Das</strong> Suchtberatungs-<br />
16<br />
entsprechend den fachlichen und fachwissenschaftlichen<br />
Standards eines sol-<br />
seelsorgerliche Anteile, so wie auch die<br />
in ihrem Selbstverständnis bekennt! Und <strong>Das</strong> ist einerseits eine besondere Herausgespräch<br />
bleibt diakonisch, auch ohne<br />
teilen, den die diakonische Organisation Herausforderungen<br />
17<br />
chen Handelns! Diakonie ist gerade nicht Blinddarmoperation und die Altenpflegleistung<br />
zwar dann, wenn die Organisation sich forderung für die Leitungsverantwortli-<br />
ein Zusatz zum guten Hilfehandeln, der<br />
diakonisch bleiben, ohne dass<br />
zum einen als diakonisch versteht, ihren chen in diakonischen Organisationen. Sie<br />
womöglich noch einem anderen Zweck die handelnde Fachkraft dafür an Gott<br />
Auftrag aus dem Evangelium herleitet müssen a.) sicherstellen, dass der Sinnzusammenhang<br />
dient als dem Hilfebedürftigen. „Diakonisch“<br />
glauben muss. <strong>Der</strong> Kern der Diakonie ist<br />
und zu dessen Erfüllung<br />
benannt<br />
wird Hilfehandeln nur durch seine der Dienst selbst, das fachliche Hilfehan-<br />
Menschen zusammen-<br />
Subjektbezogene und bekannt wird, der die<br />
Qualität der Dienstbarkeit – sowie durch deln, sofern es am Wohl des Anderen orientiert<br />
führt, die entsprechende Qualitätstiefe statt diakonische Organisation<br />
den Sinnzusammenhang, in dem dieses<br />
ist und daher die eigene Qualität<br />
Fachleistungen erbringen<br />
dekorativer Theologie<br />
trägt und ihre Existenz<br />
Handeln steht. Die zentrale These lautet zu maximieren sucht. „Die unique selling<br />
können. Zum anderen<br />
rechtfertigt, sowie b.) alle<br />
somit: Hilfehandeln wird nicht durch einen<br />
position der Diakonie kann nur, und dies<br />
dann, wenn sie dafür sorgt, dass dieses Mitarbeitenden willkommen heißen, die<br />
Zusatz diakonisch, sondern durch ohne irgendeine Einschränkung, in ihrem<br />
fachliche Handeln der Mitarbeitenden sich an der Erfüllung jener Aufgaben be-<br />
seine Qualität und durch den Deutungsrahmen,<br />
Dienst und nicht in dem bestehen, was<br />
an den legitimen Bedürfnissen der Menteiligen<br />
wollen, denen sich die Diakonie<br />
in den diese Leistung durch die diesem Dienst gegenüber transzendent<br />
schen ausgerichtet ist, die von ihr Hilfe verpflichtet fühlt und sie zu einer guten<br />
Organisation gestellt wird. Oder anders ist. […] Die Dienstleistung der Diakonie<br />
erwarten. Diakonische Organisationen Koalition zusammenführen, unabhängig<br />
herum formuliert: Diakonisch ist eine Organisation,<br />
hat als solche ihren Wert in sich, indem<br />
sollen und können Fachkräfte aller (Un- von deren jeweiligen religiösen Bekennt-<br />
deren Leistungsqualität sich sie dem Menschen, der diese Dienstleis-<br />
) Glaubensrichtungen einladen, sich an nissen und den Quellen ihrer Werte. Sie<br />
maximal an den Bedürfnissen derer orientiert,<br />
tung will, dient“ (Degen, 2012, 7f). Sie ist<br />
der Sache der Diakonie zu beteiligen: müssen c.) den Rahmen für die Ermögli-<br />
die die Leistung empfangen und als reine fachliche Leistung Diakonie, egal<br />
dem Menschen zu dienen. Was von allen chung höchster fachlicher Qualität der<br />
die als Organisation diese von ihr organisierten<br />
ob sie von gläubigen Christinnen oder hu-<br />
Mitarbeitenden sodann verlangt werden Leistungserbringung schaffen, da sich in<br />
Dienste in den Sinnzusammenmanistisch<br />
geprägten Atheisten geleistet<br />
muss, ist eine entsprechende Bindung an der Fachleistungsqualität diakonische<br />
hang des Evangeliums stellt.<br />
wird – und es kann nicht darum gehen, so<br />
den Wert der „Dienstbarkeit“ des fachlichen<br />
Identität offenbart (Qualitätstiefe). Hier-<br />
Mit Qualität ist sowohl die Qualitätstiefe<br />
schreibt es der Diakoniewissenschaftler<br />
Handelns, fachwissenschaftlich zu gehört auch d.) durch Personalvertei-<br />
fachlichen Handelns gemeint, ihre Pro-<br />
Johannes Degen, ein solches Hilfegesche-<br />
beschreibbar als „Subjektorientierung“, lung sicherzustellen, dass allen legitimen<br />
fessionalität und Fachlichkeit, ebenso ihre hen noch theologisch zu bemalen oder zu<br />
also die Ausrichtung des professionellen Bedürfnissen der AdressatInnen entsprochen<br />
Qualitätsvielfalt, die Variationsbreite ihrer<br />
interpretieren (vgl. Degen, 2012, 8).<br />
Handelns an den Bedürfnissen der Adreshört<br />
werden kann, auch denen nach<br />
Angebote. Zur Qualitätssicherung ge-<br />
Kurzum: Diakonisch wird das Handeln<br />
satinnen und Adressaten der Hilfen und, seelsorgerischem Beistand und christli-<br />
es daher auch, dass diakonische Organisationen<br />
der Fachkräfte durch deren fachliche<br />
damit verbunden, an höchster Fachleischer<br />
Gemeinschaft (Qualitätsvielfalt).<br />
solche Angebote vorhalten, Qualität, nicht durch Frömmigkeit. Und<br />
tungsqualität. Diakonische Kollegien sind <strong>Das</strong> ist auch eine Herausforderung für<br />
die Menschen erwarten können, die sich das heißt in der Konsequenz: <strong>Der</strong> diakoni-<br />
eine bunte Koalition verschieden glau-<br />
die Mitarbeitenden, die den christlichen<br />
sche Charakter der Diakonie wird in erster<br />
Linie durch Qualitätsverluste bedroht,<br />
nicht durch mangelnden Glauben der<br />
Fachkräfte!<br />
Was heißt das? Organisationen sind<br />
durchaus diakonisch, selbst wenn viele ihrer<br />
Mitarbeitenden jenen Glauben nicht<br />
bender Menschen, die dieses gemeinsamen<br />
Wertes bedürfen. Was von den Fachkräften<br />
aber nicht verlangt werden muss<br />
ist, dass sich dieser Wert aus der gleichen<br />
Quelle speist, wie das bei Christinnen und<br />
Christen der Fall ist.
DAS THEMA<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
DAS THEMA<br />
Glauben nicht teilen, trotzdem aber entschieden<br />
haben, ihre Fachlichkeit in den<br />
Dienst der Diakonie zu stellen. Sie können<br />
erwarten, dass ihre Beteiligung am<br />
diakonischen Projekt die volle Wertschätzung<br />
erfährt, müssen sich aber ihrerseits<br />
damit identifizieren, dass der diakonische<br />
darin, die Anerkennung diakonischer<br />
Handlungskompetenz nicht an persönliche<br />
Glaubensbekenntnisse zu binden,<br />
vielmehr fachliche Qualitätsfragen als<br />
diakonische Identitätsfragen wahrzunehmen,<br />
die Koalition der höchst verschiedenen<br />
Mitarbeitenden zu gestal-<br />
18<br />
Arbeitgeber ihre fachlichen Leistungen in ten und hinter allem den christlichen<br />
er Wucht aus verschiedenen Richtungen recht besondere Bedeutung – auch für<br />
einen christlichen Sinnzusammenhang Sinnzusammenhang deutlich werden<br />
die diakonischen Einrichtungen – zu.<br />
19<br />
hineinnimmt.<br />
zu lassen.<br />
<strong>Das</strong> ist schließlich auch eine Herausforderung<br />
Anfragen aus drei Richtungen<br />
für eine Evangelische Hochschu-<br />
Prof. Dr. Matthias Nauerth<br />
Als problematisch wird der Begriff der<br />
le, die Fachkräfte ausbildet und hierbei Evangelische Hochschule Hamburg<br />
Dienstgemeinschaft von drei unterschiedlichen<br />
professionelle Identitätsbildungsprozesse<br />
Seiten betrachtet:<br />
fördert. Sie muss sowohl den diakonischen<br />
Sinnzusammenhang verständlich<br />
machen und zugleich verdeutlichen, welchen<br />
Platz alle Fachkräfte unabhängig<br />
von ihrem Glaubensbekenntnis in der Diakonie<br />
Literatur<br />
haben, sofern sie die Werte teilen, Degen, J., (2012): Normatives Management,<br />
denen sich eine Diakonie verpflichtet zu<br />
Diakonie und Religion oder: Von der prekären<br />
Sichtbarkeit eines Profils der Diakonie, Vortrag,<br />
fühlen hat, die Diakonie sein will.<br />
unveröffentlicht<br />
Zusammenfassung in Thesen<br />
1. Diakonie ist heute faktisch eine Wertegemeinschaft,<br />
keine Glaubensgemeinschaft.<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
teilen Werte, nicht aber die<br />
Quellen, aus denen sich diese individuell<br />
speisen, wie zum Beispiel einen<br />
Glauben.<br />
2. Diakonie zeigt sich darin, dass sie bedarfsgerechte<br />
Hilfen in voller Variationsbreite<br />
und maximaler Qualitätstiefe<br />
anbietet und dieses Handeln in einen<br />
christlichen Sinnzusammenhang stellt.<br />
3. Die Herausforderung besteht somit<br />
Nauerth, M.; Lindenberg M. (2010): Diakonische<br />
Identität auf dem Markt. Sechs Thesen und ein Vorschlag,<br />
in: Nauerth, M., Lindenberg, M., Hußmann,<br />
M. (Hrsg.): Schon lange unterwegs! Und jetzt<br />
wohin? Reflexionen zu Geschichte, Gegenwart und<br />
Zukunft der Diakonie anlässlich des Wichernjahres<br />
2008, Bielefeld<br />
Schmuhl, H.-W. (2008): Senfkorn und Sauerteig: Die<br />
Geschichte des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es von 1833 bis 2008,<br />
Hamburg<br />
Schmuhl, H.-W. (2010): Eine ökonomische Entführung?<br />
Zu Ursachen und Folgen der Verwandlung<br />
von diakonischen Wertegemeinschaften in<br />
Unternehmen, in: Nauerth, M., Lindenberg, M.,<br />
Hußmann, M. (Hrsg.): Schon lange unterwegs! Und<br />
jetzt wohin? Reflexionen zu Geschichte, Gegenwart<br />
und Zukunft der Diakonie anlässlich des<br />
Wichernjahres 2008, Bielefeld<br />
Zur Dienstgemeinschaft<br />
<strong>Der</strong> Begriff der „Dienstgemeinschaft“<br />
war im Zusammenhang des kirchlichen<br />
Arbeitsrechts schon immer schillernd<br />
und wird seit einigen Monaten mit neu-<br />
problematisiert. Er findet sich im Mitarbeitervertretungsgesetz<br />
der EKD, wurde<br />
vom Bundesverfassungsgericht (1980)<br />
bestätigt und auch das Bundesarbeitsgericht<br />
verwendet ihn in seiner jüngsten<br />
Entscheidung vom November 2012<br />
zum Streikrecht in Kirche und Diakonie.<br />
<strong>Der</strong> Begriff konkretisiert die Besonderheit<br />
des Arbeitsrechts in der Kirche. Auf<br />
der Grundlage von Art 140 des Grundgesetzes<br />
haben die Kirchen das Recht, ihre<br />
inneren Angelegenheiten einschließlich<br />
ihres Arbeitsrechts selbst zu gestalten.<br />
Dieses Recht schließt auch die unternehmerische<br />
Diakonie mit ein, soweit deren<br />
Einrichtungen von der Kirche anerkannt<br />
bzw. ihr zugeordnet sind. <strong>Das</strong> ist der<br />
Normalfall, weil Diakonie (ursprünglich<br />
übrigens seit 1940, um Übergriffe des<br />
nationalsozialistischen Staates auf die<br />
diakonischen Einrichtungen und ihre<br />
Klienten abzuwehren) als „Lebens- und<br />
Wesensäußerung“ der Kirche, d. h. als ihr<br />
integraler Bestandteil betrachtet wird.<br />
Die Entscheidung über die Zugehörigkeit<br />
einzelner diakonischer Einrichtungen<br />
liegt allein bei der verfassten Kirche und<br />
ihren Gremien – ebenso wie die Deutungs-<br />
und Definitionshoheit über den<br />
Begriff der Dienstgemeinschaft. Darum<br />
kommt Beschlüssen kirchlicher Gremien<br />
wie zuletzt denen der Marburger EKD<br />
Synode von 2012 zum kirchlichen Arbeits-<br />
1. Die Kritik von Seiten diakonischer Einrichtungsleitungen<br />
rührt aus handfesten<br />
betriebswirtschaftlichen Herausforderungen,<br />
denen sie sich als Akteure<br />
auf dem Sozialmarkt gegenüber sehen.<br />
Denn die von der verfassten Kirche formulierten<br />
Standards einer Dienstgemeinschaft<br />
(vor allem der sogenannte<br />
„Dritte Weg“) führen in der Umsetzung<br />
zu Kosten, die von den diakonischen<br />
Einrichtungen als Dienstgeber erwirtschaftet<br />
werden müssen. Und zwar<br />
auf einem Sozialmarkt, auf dem sie mit<br />
Wettbewerbern konkurrieren, für die<br />
diese hohen Standards nicht unbedingt<br />
gelten und die darum mit wesentlich<br />
niedrigeren Kosten kalkulieren können.<br />
Zugespitzt formuliert: im scharfen<br />
Wind wirtschaftlicher Konkurrenz müssen<br />
diakonische Einrichtungen ausbaden<br />
was Synoden ihnen an Standards<br />
und Kosten einer Dienstgemeinschaft
DAS THEMA<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
DAS THEMA<br />
einbrocken. Vor diesem Hintergrund ist<br />
es nachvollziehbar, dass Leitungen diakonischer<br />
Einrichtungen sich gelegentlich<br />
fragen, wie lange sie sich den Preis<br />
der Zugehörigkeit zur Kirche und der<br />
allein von ihr mit Kriterien versehenen<br />
Dienstgemeinschaft wohl noch leisten<br />
verwendet wird, weil doch Einzelinteressen<br />
hinter dem gemeinschaftlichen<br />
Ziel zurückzustehen hätten.<br />
Bewertungen<br />
Zu 1. Die Kommunikation und Verständigung<br />
zwischen verfasster Kirche und<br />
selbständiger Diakonie bedarf dringend<br />
der Verbesserung. Die Definition von Diakonie<br />
als Lebens- und Wesensäußerung<br />
Funktionalisierung auch in seinem Bedeutungskern<br />
entwertet. Vielmehr sind<br />
arbeitsrechtliche Konflikte als solche zu<br />
benennen und mit den dafür vorgesehenen<br />
Instrumenten zu regeln. <strong>Der</strong> Begriff<br />
der Dienstgemeinschaft sollte auch nicht<br />
soweit idealisiert werden, dass er allen<br />
3. Dieser Kritik von Seiten der Mitarbeitervertretungen<br />
strukturell nicht unähnlich,<br />
allerdings mit unterschied-<br />
20<br />
können.<br />
lichen Vorzeichen versehen ist eine<br />
der Kirche ist nicht nur als Beschreibung Realitätsbezug verliert. So denke ich,<br />
Skepsis wiederum von Leitungen diakonischer<br />
des Verwandtschaftsverhältnisses nach dass eine Dienstgemeinschaft keines-<br />
21<br />
2. Anders gelagert ist die Kritik am Begriff<br />
Einrichtungen gegenüber<br />
außen – z. B. gegenüber dem Staat oder wegs als „diffuser Einheitsbrei“ karikiert<br />
der Dienstgemeinschaft von Seiten dem Bild einer Dienstgemeinschaft. Sie<br />
gesellschaftlichen Gruppierungen – zu werden darf, sondern dass sie durchaus<br />
der Mitarbeitervertretungen und der befürchten eine Verschleierung funktionaler<br />
verstehen, sondern sie benennt auch<br />
vorstellbar ist als eine Sozialform<br />
Gewerkschaften. Sie wenden sich gegen<br />
Leitungs- und Führungsrollen<br />
eine Selbstverpflichtung zur Gestaltung mit differenzierten Rollen und Verant-<br />
eine in dem Begriff unterstellte harmo- innerhalb der Mitarbeiterschaft, weil<br />
des Verwandtschaftsverhältnisses nach wortungsbereichen, ohne dabei gleich<br />
nisierende Sozialform der im Betrieb sich vermeintlich eine Hierarchie und<br />
innen, d. h. zu ausführlicher Kommunikation<br />
zu einer „Herrschaft der einen über die<br />
beschäftigten Menschen. Stattdessen Weisungsbefugnis der einen über die<br />
und Abstimmung zwischen Kirche anderen“(Barmen IV) zu führen. Vielleicht<br />
betonen sie die elementaren Interessengegensätze<br />
anderen mit dem Bild einer Gemein-<br />
und Diakonie. Wenn Konditionen einer kann als Vergleichsbild die Gemeinschaft<br />
zwischen Arbeitgebern schaft grundsätzlich nicht vertrüge.<br />
Dienstgemeinschaft von der verfassten einer Familie herangezogen werden.<br />
und Arbeitnehmern bzw. zwischen Sie sehen Vorgesetzte in einem potentiellen<br />
Kirche formuliert und in der Folge auch Auch dort gibt es selbstverständliche<br />
Dienstgebern und Dienstnehmern. In<br />
Zielkonflikt zwischen Verant-<br />
für die diakonischen Einrichtungen ver-<br />
Zusammengehörigkeit ebenso wie dif-<br />
Anlehnung an das klassische Bild einer wortung für die Gemeinschaftlichkeit<br />
bindlich werden, dann muss sichergestellt<br />
ferenzierte Rollen und Verantwortungen.<br />
Arbeitswelt, die geprägt ist vom prinzipiellen<br />
einerseits und für die Durchsetzung<br />
sein, dass sie auch praxistauglich Konflikte und Interessensabwägungen<br />
Gegensatz zwischen Kapitaleig-<br />
betrieblicher Weisungen gegenüber<br />
sind unter den Bedingungen des Sozial-<br />
sind an der Tagesordnung, ohne das ge-<br />
nern und Arbeitnehmern plädieren sie einzelnen Mitarbeitern/innen andererseits.<br />
marktes, auf welchem unternehmerische meinsame Fundament gleich zu gefähr-<br />
vielmehr für eine offene Benennung dieser<br />
<strong>Der</strong>artige diffuse Skrupel gegen-<br />
Diakonie sich nun mal bewegt. Ein weiden.<br />
Einer solchen Gemeinschaft eignet<br />
Gegensätze und für deren geregelte über klarem Leitungshandeln – so die<br />
teres Auseinanderdriften von verfasster auch immer ein gewisses schillerndes<br />
Austragung, u. a. durch Arbeitskampfmaßnahmen.<br />
Sorge – könnten gerade in Konfliktsitu-<br />
Kirche und Diakonie – und erst recht ein Changieren zwischen Wunsch, Wirklichgensätze<br />
Die fundamentalen Geationen<br />
einer gebotenen Rollensicher-<br />
Auseinanderbrechen – wäre desaströs keit, Anspruch und Erfüllung. Auch in der<br />
zwischen Dienstgebern und heit der Vorgesetzten im Wege stehen.<br />
für beide Seiten und unverantwortlich im Brüder- und Schwesternschaft reden wir<br />
Dienstnehmern sieht diese Kritik durch<br />
Blick auf die gesellschaftliche Verantwortung<br />
uns z. B. mit „Bruder“ und „Schwester“<br />
den implizit harmonisierenden Anspruch<br />
Gleichwohl halte ich den Begriff der<br />
und Gestaltungskraft des Protes-<br />
an. Ob der Umgang untereinander allein<br />
einer Dienstgemeinschaft unzu-<br />
Dienstgemeinschaft auch in der gegentantismus.<br />
dadurch jedoch bereits geschwisterlich<br />
lässig verschleiert. Sie benennt vielmehr wärtigen Diskussion für gehaltvoll und<br />
zu nennen ist – insbesondere in Konfliktfällen<br />
die Gefahr, dass bei innerbetrieblichen sehe in der genannten Kritik vielmehr<br />
Zu 2. <strong>Der</strong> Begriff der Dienstgemeinschaft<br />
– , das wird stark vom jeweiligen<br />
Konfliktfällen der Begriff der Dienstgemeinschaft<br />
einen Anlass, den Begriff zu differenzie-<br />
taugt natürlich nicht als innerbetrieb-<br />
Standpunkt der Beteiligten abhängen.<br />
von vorgesetzter Ebene in ren und gegenüber möglichem Missverliches<br />
Disziplinierungsinstrument und Gleichwohl pflegen wir als Mitglieder der<br />
disziplinierender Absicht als Forderung ständnis zu schärfen.<br />
würde durch solch eine missbräuchliche Gemeinschaft das starke Bild einer Ge-
DAS THEMA<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
DAS THEMA<br />
schwisterlichkeit – und führen es in der<br />
Ordnung auch teilweise aus – welches<br />
uns als Ziel- und Leitbild der Gemeinschaft<br />
und unseres Umgangs untereinander<br />
dient und wertvoll ist.<br />
Erinnerung an den geistlichen Kern und<br />
die theologische Orientierungsgröße der<br />
Diakonie wach und er formuliert auch ein<br />
besonderes Erkennungsmerkmal von diakonischen<br />
im Vergleich zu säkularen Anbietern<br />
sozialer Leistungen.<br />
sprungs- und Orientierungspunkt diakonischen<br />
Handelns verweist und ihn<br />
benennt. Gerade angesichts der Fülle säkularer<br />
Anbieter sozialer Leistungen, d. h.<br />
der Konkurrenten der Diakonie, ist diese<br />
Kenntlichmachung der Besonderheit der<br />
Diakonie besonders wichtig. <strong>Der</strong> Begriff<br />
folgende Überlegung zu einer Öffnung,<br />
bzw. begrifflichen Weiterentwicklung<br />
beitragen: <strong>Der</strong> Ausgangs- und Orientierungspunkt<br />
der Dienstgemeinschaft in<br />
Kirche und Diakonie ist zwar eindeutig<br />
christlich benannt. Aber die Konkretionen<br />
und Erkennungsmerkmale dieser<br />
Zu 3. Funktionale Differenzierung und<br />
22<br />
betriebliche Hierarchien gehören zum In theologischer Perspektive<br />
der Dienstgemeinschaft ist in diesem Zusammenhang<br />
hilfreich. Denn er deutet schaft könnten als eine Art Katalog ethi-<br />
im Ursprung christlichen Dienstgemein-<br />
Alltag jeder größeren diakonischen Einrichtung.<br />
Diakonisches Handeln zum Wohle des<br />
23<br />
Dadurch ist die Zusammen-<br />
Nächsten trägt – theologisch gesprochen<br />
auf die biblische Herkunft diakonischer scher Grundregeln ausgestaltet werden,<br />
gehörigkeit der dort Beschäftigten und – zwar bereits seinen Wert in sich und<br />
Einrichtungen und er benennt auch die dem auch Angehörige anderer Konfessionen<br />
deren Verbundenheit im Zweck der Einrichtung<br />
muss keinem weiteren Zweck dienen,<br />
Verbundenheit der Gemeinschaft der<br />
zustimmen könnten, ohne gleich de-<br />
(im gemeinsamen Dienst) kei-<br />
um vollwertig zu sein. Insoweit man Di-<br />
Christen und der Kirche einschließlich ren biblischen Ausgangspunkt zu über-<br />
nesfalls automatisch gefährdet, sondern akonie jedoch als Teil kirchlichen Lebens<br />
der in der Diakonie Beschäftigten untereinander.<br />
nehmen. <strong>Das</strong> wäre dann ein Verständnis<br />
sie dienen vielmehr der Erfüllung des betrachtet, stellt sich die Sache etwas anders<br />
von Dienstgemeinschaft in Richtung einehmen.<br />
gemeinsamen Zweckes bzw. Dienstes. Es<br />
dar: <strong>Der</strong> theologische Ausgangs- und<br />
Zu beachten ist dabei allerdings, dass ner Wertegemeinschaft mit christlichem<br />
kommt darauf an, die jeweiligen Aufgabenfelder<br />
Bezugspunkt allen kirchlichen Lebens ist<br />
der Begriff Dienstgemeinschaft nicht zu Ausgangs- und Orientierungspunkt.<br />
auf eine Weise wahrzunehmen die Verkündigung. Daran, dass das natür-<br />
einem exklusiven Selbstverständnis ver-<br />
Letzteren angemessen zu benennen und<br />
– und im gegebenen Fall auch die Konflikte<br />
lich auch für die Diakonie gilt, erinnern<br />
leitet, welches Mitarbeiter/innen ande-<br />
in Erinnerung zu halten, ist zur Identifiregeln<br />
so auszutragen –, dass sie den Grund-<br />
wir uns in der vertrauten Beschreibung<br />
rer oder ohne Konfession von vornherein zierung von Diakonie nach innen und aulich<br />
einer (Dienst-) Gemeinschaft von Diakonie als „Verkündigung durch<br />
ausschließt. Zur Vermeidung eines solchen<br />
ßen unverzichtbar.<br />
nicht zuwiderlaufen, sondern diesen die Tat“. In der Kirche – einschließlich der<br />
Missverständnisses kann vielleicht<br />
Dr. Friedemann Green<br />
entsprechen (Transparenz, respektvoller Diakonie – sind Menschen versammelt<br />
Umgang miteinander, Unterscheidung und unterwegs als christliche Gemeinschaft,<br />
von Person und Sache ...).<br />
die ihrem Herrn Jesus Christus<br />
Trotz mancher Erläuterungsbedürftigkeit<br />
vertrauen, ihm nachfolgen und die ihr<br />
halte ich den Begriff der Dienst-<br />
Handeln nach seinem Wort hin ausrich-<br />
gemeinschaft als Beschreibung der ten und ihm dienen. Sie streben danach,<br />
arbeitsrechtlichen Situation in Kirche in Erwartung des kommenden Reiches<br />
und Diakonie weiterhin für hilfreich. Vor Gottes, in ihrem alltäglichen Miteinander<br />
allem, weil er den biblischen Ursprung bereits einen Teil dieser verheißenen Zukunft<br />
diakonischen Handelns in Erinnerung<br />
sichtbar werden zu lassen.<br />
ruft und weil er auch den unerlässlichen Bei der als permanenter Prozess vorzustellenden<br />
Auftrag transportiert, diesen Ursprung in<br />
Entwicklung der Identität<br />
der Praxis der diakonischen Arbeit und in und Besonderheit diakonischer Einrichtungen<br />
der Zusammenarbeit mit Leben zu füllen.<br />
benötigen wir einen Begriff, der<br />
<strong>Der</strong> Begriff Dienstgemeinschaft hält die auf diesen biblisch theologischen Ur-
aus der gemeinschaft<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
aus der gemeinschaft<br />
Wonach schreit meine Seele?<br />
Wer kann diese Frage aus dem Stand beantworten?<br />
Wer ist sich seiner wirklichen und dem blinden Bettler geht weiter. Je-<br />
gekommen. Die Geschichte mit Jesus<br />
Acht zukünftige Schwestern im Konvikt Hamburg-Ost<br />
Bedürfnisse und Schmerzen bewusst? sus fragt Bartimäus: „Sprich, was kann<br />
Wer lässt diese Frage zu? Hat sie überhaupt<br />
ich Dir tun?“<br />
„Die Brüder und Schwestern in der Vorbe-<br />
Hochschule. Davon befinden sich 168 in<br />
24 Platz in unserem Alltag?<br />
Welch ungeheuerliche Frage! Da fragt<br />
reitungszeit lernen in den Konvikten die der Vorbereitungszeit, verteilt auf meh-<br />
25<br />
Vielen wird es wohl so gehen, dass vor<br />
lauter Plänen, Aufgaben und täglichen<br />
Verpflichtungen kein Raum ist, sich eine<br />
solche Frage zu stellen. Vielleicht wird<br />
diese Frage sogar als Störung empfunden,<br />
denn sie zwingt, hinzuschauen auf<br />
das, was einen wirklich bewegt. Um dies<br />
zulassen zu können, braucht es einen<br />
Rahmen, der es einem erlaubt sich fallen<br />
zu lassen. Und genau dies war bei den Einkehrtagen<br />
unserer Geschwisterschaft in<br />
Fleestedt vom 25. 1. bis 27. 1. <strong>2013</strong> möglich!<br />
Vorbereitet und begleitet wurde das<br />
Wochenende von Schwester Claudia<br />
Rackwitz-Busse und Bruder Jan-Peter<br />
Wilckens, die uns mit Impulsen aus der<br />
Geschichte von Jesus und Bartimäus (Mk.<br />
10, 46–52) durch die Einkehrtage und<br />
besonders den Schweigetag geleitet haben.<br />
Die Frage, wonach die eigene Seele<br />
schreit, zuzulassen war möglich durch<br />
die Vertrautheit in dieser Gemeinschaft,<br />
die sofort da war obwohl sich nicht alle<br />
kannten und auch durch das Gefühl der<br />
Sicherheit, das Claudia und Jan-Peter uns<br />
gegeben haben.<br />
Es war eine Reise nach Innen. Wir sind<br />
im Schweigen und durch das Schweigen<br />
den innersten Bedürfnissen auf die Spur<br />
mich jemand, was ich mir im Innersten<br />
wünsche und nicht nur das, da gibt es<br />
auch die Verheißung, dass der Wunsch<br />
erfüllt wird. Ich darf mich jemandem mit<br />
meinen Bedürfnissen zumuten! Kaum zu<br />
glauben, dass es das gibt. Aber genau das<br />
ist möglich! <strong>Das</strong> haben wir erfahren an<br />
diesem Wochenende. Jede und jeder für<br />
sich und auch alle zusammen. In der Gemeinschaft,<br />
die wir, dreizehn Geschwister,<br />
für eine Zeit gebildet haben, war es<br />
möglich, die Erfahrung zu machen getragen<br />
zu sein – jede und jeder mit seiner Art<br />
und ihren Bedürfnissen.<br />
Was wir erlebt haben, strahlt in unseren<br />
Alltag hinein. Jede und jeder für sich<br />
weiß wieder besser, worauf es wirklich<br />
ankommt und das Gefühl aufgehoben zu<br />
sein, trägt weiter. Viele nannten es „ geerdet“<br />
zu sein. <strong>Das</strong> ist eine gute Grundlage<br />
für das Jahr, das vor uns liegt mit all seinen<br />
Möglichkeiten und Aufgaben. Und<br />
vielleicht ist es gut sich immer mal wieder<br />
die Frage zu stellen: Wonach schreit<br />
meine Seele?<br />
Vielen Dank an Claudia und Jan-Peter!<br />
Schwesterliche Grüße<br />
Katrin Morgenroth<br />
Die Vorbereitungszeit –<br />
eine Herausforderung<br />
Gemeinschaft kennen“, so steht es in unserer<br />
Ordnung. Nach wie vor ist die Teilnahme<br />
am Konviktleben die beste Möglichkeit<br />
für Studierende, die Brüder- und<br />
Schwesternschaft kennenzulernen.<br />
Zeit und Raum dafür anzubieten – das<br />
ist immer wieder eine Herausforderung<br />
für uns im Konvikt Hamburg-Ost. In unserer<br />
Jahresplanung finden sich abendliche<br />
Treffen unter der Woche an verschiedenen<br />
Tagen und Orten, ein Gartenfest<br />
am Freitagnachmittag und ein Wochenende<br />
an der Ostsee. So hoffen wir, dass<br />
für jede/jeden etwas zeitlich machbar ist.<br />
Schwester Annegret Matthies ist unsere<br />
Ansprechpartnerin für die Studierenden.<br />
Sie versorgt sie mit den neuesten<br />
Infos per Mail, trifft sich zum persönlichen<br />
Kennenlernen oder auch zum Austausch<br />
über die Diakonenarbeit. Hatten<br />
wir in 2008 noch sieben Studierende in<br />
der Vorbereitungszeit, stehen aktuell auf<br />
der Liste 22 Frauen, die Aufnahme und<br />
Einsegnung anstreben. Sie studieren im<br />
grundständigen Bachelorstudium, sowie<br />
berufsbegleitend und berufsintegrierend.<br />
Zählt man die Masterstudierendeen<br />
dazu, befinden sich zurzeit 450 Männer<br />
und Frauen in der Ausbildung an der<br />
rere Konvikte.<br />
So wird das Kennenlernen mehr und<br />
mehr zu einer Herausforderung. Denn<br />
verschieden sind nicht nur die Studiengänge,<br />
sondern auch die Lebens- und<br />
Arbeitssituationen, das Alter, die familiären<br />
Strukturen. Sie stehen in ganz<br />
unterschiedlichen Arbeitsverhältnissen.<br />
Einige sind am Rand der Belastungsgrenze<br />
durch Arbeit, Studium und Familie. Es<br />
gibt die, die noch zweifeln, ob sie Diakon/<br />
Diakonin sein wollen und die, für die das<br />
Amt das eigentliche Ziel des Studiums<br />
ist. Ebenso unterschiedlich sind die Erfahrungen<br />
mit dem Studium. Einige sind<br />
auch enttäuscht und fühlen sich nicht<br />
gut genug ausgerüstet für die Arbeit als<br />
Diakon/Diakonin. Und bei den meisten<br />
wird die Diakonenarbeit unter hohem<br />
Zeitdruck geschrieben.<br />
Was heißt das alles für unser Konviktleben?<br />
Offene Ohren sind gefragt, damit Frust<br />
und Fragen ihren Platz finden. Zuversicht<br />
und Ermutigung sind gefragt angesichts<br />
der vielen Aufgaben in der Ausbildung.<br />
Hilfreich ist es, wenn einige Schwestern<br />
und Brüder den Bezug zur Ausbildung behalten.
aus der gemeinschaft<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
aus der gemeinschaft<br />
Und es braucht Geschwister, die regelmäßig<br />
zum Konvikt kommen, um die<br />
immer neuen Gesichter mit der Person<br />
dahinter zu verbinden. Wenn wir auf die<br />
Teilnehmendenzahlen blicken heißt das:<br />
Manches Mal sind mehr Studierende als<br />
„alte“ Geschwister dabei.<br />
aus. In einer großen Runde erzählen wir<br />
uns unsere Gedanken und Gefühle dazu.<br />
Welch ein Reichtum an Erfahrungen und<br />
an Hoffnungen!<br />
Für mich, die seit 30 Jahren dabei ist,<br />
läuft ein innerer Film ab. Ich sehe die, deren<br />
Aufnahme ich begleitet habe. Die, die<br />
Gotteswege sind unergründlich<br />
<strong>Das</strong> gute Ende eines Festabends<br />
am Brüder- und Schwesterntag 2012<br />
Samstagabend, 15. September: ein wunderbarer<br />
Zusammen mit Brüdern und Schwes-<br />
26<br />
Festabend des Brüder- und tern packe ich die Leckereien ein und fülle<br />
So war es auch am 20. Februar: 18 Frauen<br />
und 3 Männer kommen zum Konviktren.<br />
Aber auch die, die eher „stille Teilha-<br />
Schwesterntages neigt sich dem Ende mein Auto damit. Jetzt ist es 23 Uhr, mein<br />
hineingewachsen sind und sich engagie-<br />
27<br />
abend im Bienenkorb zusammen. Zwei ber“ geworden sind.<br />
entgegen. Ich stelle fest, dass auf dem Dienst beginnt erst um 13 Uhr. Zu lange,<br />
Themen beschäftigen uns:<br />
Nachdem wir die Studierenden mit<br />
Buffet noch sehr viel Essen vorhanden ist um das Essen im Auto zu lassen! Ich rufe<br />
1. Wünsche an Studium und Vorbereitungszeit<br />
einem Lied und Segen entlassen haben,<br />
und ahne, dass viel übrig bleibt. Wer mich in der Einrichtung an und bitte die Kolle-<br />
und<br />
bleibt eine Handvoll „alter“ Geschwister,<br />
kennt, weiß, dass ich gerne esse und dass gen des Nachtdienstes im Kühlschrank<br />
2. Acht Anträge auf Einsegnung und um ein Votum zu den acht Anträgen abzugeben.<br />
ich Essen nicht wegwerfen mag. Die Vor-<br />
Platz zu schaffen. Langsam macht die Ak-<br />
Aufnahme.<br />
Einige, die sonst immer dabei<br />
bereitungsgruppe hat alles wunderbar tion Spaß. Auf nach Langenhorn!<br />
In Kleingruppen sammeln wir Ideen sind, fehlen heute Abend, jede und jeder<br />
arrangiert und so frage ich eine Schwester,<br />
Gegen Mitternacht komme ich an und<br />
und Anregungen für eine bessere Verbindung<br />
aus gutem Grund. Gerne wären wir zahlschaft:<br />
was mit den Resten passiert. Es ha-<br />
räume mit den Kollegen die Mitbringsel<br />
zwischen Studium und Gemeinreicher<br />
gewesen.<br />
ben sich mehr Geschwister angemeldet, ein. Um 1 Uhr liege ich endlich im Bett.<br />
mehr Präsenz von Brüdern und Uns wird an diesem Abend deutlich:<br />
als dann gekommen sind. Auch scheint Sonntag, 16.September: Beim gemeinsamen<br />
Schwestern in der Hochschule, Infobroschüre<br />
Diese acht zukünftigen Schwestern sind<br />
der gute alte Brauch, dass Studenten aus<br />
Essen haben sich alle über die le-<br />
über die Vorbereitungszeit, mehr auf dem Weg. Sie haben ihr Ziel, die Ein-<br />
dem Brüderhaus die Reste nehmen dürckeren<br />
Sachen gefreut und sich bei mir<br />
Praxisfelderkundung bei Brüdern und segnung, genau vor Augen. Alle setzen<br />
fen, nicht mehr bekannt zu sein?<br />
bedankt, dass ich an sie gedacht habe.<br />
Schwestern, Patenprogramm.<br />
ihre Schritte dabei auf ihre ganz eigene<br />
Ich arbeite in einer nichtkirchlichen Auch wollten alle wissen, woher das tolle<br />
Gut, dass es in nächster Zeit eine Arbeitsgruppe<br />
persönliche Art und Weise. Wie heißt es<br />
Einrichtung mit psychisch kranken Män-<br />
Essen gekommen ist. Und so habe ich die<br />
„Diakonenausbildung“ ge-<br />
in unserer Ordnung: „Es sind verschiedenern<br />
und Frauen. Da ich am nächsten Tag Geschichte erzählt und mich als Diako-<br />
ben wird, in der Vertreterinnen und Vertreter<br />
ne Gaben, aber es ist ein Geist.“<br />
Spätdienst habe, könnte ich dort das Esnin<br />
„geoutet“. Es fiel mir ganz leicht und<br />
der Hochschule, der Studierenden Im besten Fall ist das Ziel der Beginn<br />
sen gestalten. Mit Hilfe unserer Konvikt-<br />
wurde von allen positiv aufgenommen.<br />
und unserer Gemeinschaft an einem einer langen Geschichte und wir, die „Alten“<br />
meisterin besorge ich Tupperdosen und Welch ein schöner Abschluss dieser Ak-<br />
Tisch sitzen.<br />
und die „Neuen“, schreiben gemein-<br />
Tüten. Und die Einladung an die Studentionmeisterin<br />
Unter der Fragestellung. „Was verbinde<br />
sam weiter „Geschichten von Zugehörigten<br />
können wir auch noch aussprechen.<br />
Schwester Carmen Friedrich<br />
ich mit der Einsegnung?“ sucht sich keit und Identität“.<br />
jede/jeder eine Bildkarte, eine Wortkarte<br />
oder einen Gegenstand aus der Mitte<br />
Beate Steitz-Röckener
aus der gemeinschaft<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
aus der gemeinschaft<br />
Warum in die Ferne schweifen …?<br />
In diesem Jahr geht die Seniorenreise in<br />
Hamburgs weitere Nachbarschaft: Nordschleswig<br />
ist das Ziel. <strong>Das</strong> kleine gemütliche<br />
Hotel „Schimmelreiter“ in Silberstedt<br />
über den Brüggemann-Altar im Schleswiger<br />
Dom eingeladen.<br />
<strong>Der</strong> Hinweis auf die Reise in diesem <strong>Bote</strong>n<br />
soll betonen, dass sich die Einladung<br />
28<br />
bei Schleswig ist unser Standquartier, nicht nur an Hamburger Geschwister,<br />
von wo aus interessante Tagestouren sondern an alle wendet (man braucht<br />
29<br />
per Bus und Schiff unternommen werden.<br />
auch nicht unbedingt Senior zu sein).<br />
Auf dem Programm stehen unter Die Reise beginnt am Sonntag, 1.<br />
anderem drei Schiffsfahrten (Schlüttsiel–Hallig<br />
September, um 10 Uhr am Hamburger<br />
Hooge, Kappeln–Schleimün-<br />
Hauptbahnhof. Mit dem Bus fahren wir<br />
de, Flensburg–Glücksburg). Mit dem Bus zum gemeinsamen Mittagessen (im<br />
Alle in einem Boot:<br />
geht es nach Husum, ins Noldemuseum, Reisepreis enthalten) und einem Besuch<br />
Konvikt Ostdeutschland<br />
auf die Halbinsel Eiderstedt, ins Dänische des Kohlosseums nach Dithmarschen<br />
nach Tondern, Flensburg, Wasserschloss und sind am späten Nachmittag in Silberstedt.<br />
Die Rückreise ist am Montag,<br />
Glücksburg, Schleswiger Dom, Haithabu,<br />
Eckernförde, Friedrichsstadt.<br />
9. September. <strong>Der</strong> Reisepreis für alle Bus-<br />
<strong>Das</strong> war Dresden<br />
Jeweils nach dem Frühstück versammeln<br />
wir uns zur Andacht, bevor wir Stadtführungen sowie für die Halbpensi-<br />
<strong>Der</strong> Blick eines „Neuen“ auf das Konvikttreffen<br />
und Schiffsfahrten, für alle Eintritte und<br />
etwa um 10 Uhr den Bus vor dem Hotel on beträgt 750 Euro (kein Einzelzimmerzuschlag).<br />
vom 26.–28. April<br />
erwarten. Stadt- und Museumsführungen<br />
informieren uns über die Tagesziele. Die Reise wird vorbereitet von Peter<br />
Mittagspausen bieten Gelegenheiten zur Gronwaldt, Gerd Junior, Ulf Porrmann<br />
Stärkung. Am späten Nachmittag kommen<br />
und Dieter Wendt.<br />
wir zurück und können ein leckeres<br />
Abendessen erwarten. Wer sich dann Wer sich für die Reise interessiert und Näheres<br />
noch eine Stunde Zeit nehmen kann, ist<br />
erfahren möchte, wende sich bitte<br />
zu einem Bilder-Vortrag über Land und an Gerd Junior, Golddistelweg 27, 22391<br />
Leute, über den Maler Emil Nolde und Hamburg, Tel. 040/536 59 02.<br />
Für mich als Student des Studienganges<br />
Soziale Arbeit und Diakonie im 4.<br />
Semester war das Treffen des Konviktes<br />
Ostdeutschland das erste in meiner Vorbereitungszeit.<br />
Was macht man eigentlich zwei Tage<br />
lang auf so einem Treffen? Welchen Menschen<br />
werde ich begegnen, wie sind die<br />
und wie werden sie mich aufnehmen?<br />
Solche Fragen bewegten mich auf der<br />
Fahrt nach Dresden. Aus dem kühlen Norden<br />
kommend wurden Annegret, meine<br />
Frau, die mich begleitet hat, und ich mit<br />
üppigen 26 Grad begrüßt. In Dresden war<br />
plötzlich der Frühsommer ausgebrochen,<br />
welche Überraschung! <strong>Das</strong> Treffen fand<br />
auf der Elbe auf einem Gästeschiff des<br />
CVJM statt, welch eine originelle Idee!<br />
Wir wurden sehr nett empfangen und<br />
konnten uns zuerst mit einem leckeren<br />
Abendbrot stärken, welch eine Freude!<br />
Am späteren Abend gab es eine erste<br />
Begrüßungs- und Austausch-Runde im<br />
Tagungsraum auf dem Oberdeck, die von<br />
Angelika und Volker gestaltet wurde. Es<br />
wurde viel gesungen und Eleonore begleitete<br />
spontan auf dem Klavier. Es war<br />
ein fröhlicher und lockerer Abend, an
aus der gemeinschaft<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
aus der gemeinschaft<br />
uns nicht betrüben – Zwinger, Schloss,<br />
Elbterrassen und Frauenkirche. Zum Abschluss<br />
erlebten wir eine hochkarätige<br />
Vesper in der Kreuzkirche mit dem Kinder-<br />
und Jugendchor der Singakademie.<br />
Wir waren alle ganz erfüllt von diesem<br />
musikalischen und geistlichen Glanz-<br />
dem viele Informationen ausgetauscht<br />
wurden, auch Grüße von den nicht anwesenden<br />
Schwestern und Brüdern wurden<br />
verlesen. Ich erlebte dabei, wie nahe<br />
sich alle in diesem Konvikt stehen und in<br />
welcher Weise hier Einzelheiten aus dem<br />
persönlichen Leben mit den anderen ge-<br />
30<br />
teilt werden.<br />
punkt.<br />
Am Sonnabend stand am Vormittag das Nach dem Abendessen stand das Thema<br />
31<br />
Thema Seelsorge auf dem Programm. Dafür<br />
„Abendmahl“ auf der Tagesordnung.<br />
hatte Volker einen kleinen Impulsvortrag<br />
Es wurde geklärt, ob und wie die Gestal-<br />
vorbereitet zur Frage, wie Seelsorge tung des Abendmahls unter den Brüdern<br />
unter den Brüdern und Schwestern erfolgen<br />
und Schwestern ohne ordinierten Geistrunde<br />
kann. Die anschließende Gesprächslichen<br />
erfolgen kann. Die Diskussion war<br />
war ein lebhafter Austausch darüber,<br />
wieder sehr lebendig, aber auch sehr er-<br />
wie die Geschwister diese Form des gebnisorientiert.<br />
Geborgenseins in ihrem Alltag erleben. Am späten Abend gab es das beliebte<br />
Auch über räumliche Entfernungen hinweg<br />
Beisammensein in gemütlicher Runde,<br />
Wirtschaftssenator Frank Horch (r.) gratuliert Jan Oltmanns<br />
ist ein Gespräch, ein Brief oder auch und einige Kulturbegeisterte besuchten<br />
mal ein Besuch möglich und hilft, bedrückende<br />
noch eine Märchenstunde.<br />
Glänzende Auszeichnung<br />
Situationen besser zu überstehen. <strong>Der</strong> Sonntag begann mit einem Ti-<br />
Sehr gekonnt und mit Bezug auf Literatur schabendmahl auf dem Unterdeck – für<br />
für Duckdalben-Chef<br />
und Bibelstellen kam Volker schließlich mich eine ganz neue Erfahrung. Danach<br />
noch auf die Sorge für die eigene Seele zu hielt Volker eine Tischrede, die meiner<br />
Diakon Jan Oltmanns, Leiter des international seamen’s<br />
sprechen. Für mich war dieser Vormittag Ansicht nach schon eine richtige Predigt<br />
club in Hamburg, erhielt das Bundesverdienstkreuz<br />
sehr eindrücklich, hier konnte ich spüren, war, zum Motto des Kirchentages „Soviel<br />
dass im Konvikt eine geistige Tiefe und Lebendigkeit<br />
du brauchst“. Anschließend wurden noch<br />
„Dreimal trocken geschluckt“ habe er, keimte auch beim Clubleiter Freude auf<br />
besteht.<br />
organisatorische Dinge besprochen,<br />
berichtet Jan Oltmanns, als er völlig über diese große Anerkennung der Arbeit<br />
Während wir so intensiv mit der Seelsorge<br />
während wir schon unsere Heimreise<br />
überraschend die Nachricht von der ho-<br />
für die Seeleute aus aller Welt im Hamgereisten<br />
befasst waren, konnten die mit-<br />
nach Wismar antreten mussten.<br />
hen Auszeichnung erhielt. „Zunächst burger Hafen.<br />
Kinder mit Annegret die Elbwiesen<br />
Mit diesem kleinen Bericht über die<br />
für mich nicht einfach, diese Ehrung ei-<br />
Bei der feierlichen Verleihung im Rat-<br />
entdecken, nasse Füße inklusive. Ereignisse des Treffens möchte ich mich<br />
ner einzelnen Person für eine hervorrahaus<br />
durch Wirtschaftssenator Frank<br />
Nach dem Mittagessen gab es bei der gemeinsamen<br />
gleichzeitig für den offenen und herzgende<br />
Arbeit, die viele tun.“ Doch als er Horch war dieser sichtlich begeistert, mit<br />
Entdeckungstour durch die lichen Empfang als Studierender in der<br />
erfuhr, dass langjährige Ehrenamtliche Jan Oltmanns einen Menschen auszu-<br />
Dresdener Altstadt dann für alle nasse Vorbereitungszeit bedanken. Es war ein<br />
aus den eigenen Reihen des Duckdalben zeichnen, „der sich in besonderer Weise<br />
Köpfe, denn der Frühsommer hatte sich sehr bereicherndes Wochenende!<br />
den Anstoß gegeben hatten und sah, wie um den Hamburger Hafen und vor allem<br />
spontan verabschiedet. Davon ließen wir<br />
Bernd Schindler<br />
die Mitarbeiter um die Wette strahlten,<br />
um ‚sein Personal‘ verdient gemacht
aus der gemeinschaft<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
aus der gemeinschaft<br />
hat.“ Horch sprach als Kenner des international<br />
seamen’s club aus eigener Anschauung:<br />
„Sie leiten mit viel Herzblut,<br />
großem Engagement und Liebe zu den<br />
Menschen seit 1986 den Duckdalben.“<br />
Es sei eigentlich nicht üblich, ein Bundesverdienstkreuz<br />
zu verleihen, wenn<br />
einen unersetzlichen Beitrag für unseren<br />
erfolgreichen Hafen in Hamburg.“<br />
Wertschätzung im Alltag erfahren der<br />
Clubleiter und seine Crew vor allem durch<br />
die Einträge der Seefahrer ins Gästebuch:<br />
Wenn sie von einem Besuch im Duckdalben<br />
als „einzigem Lichtblick in der Fins-<br />
ständigem Lärm der Maschinen und dauernder<br />
Vibration, umgeben von den immer<br />
gleichen Gesichtern morgens, mittags,<br />
abends, nachts.<br />
Ecksteine gelegt auf dem Weg zum<br />
Weltbürger haben schon seine Eltern,<br />
seine Mutter Kindergärtnerin, sein Va-<br />
und die Seeleute haben mich sofort in ihren<br />
Bann gezogen“, weiß Jan Oltmanns<br />
noch wie heute. „<strong>Der</strong> dortige Seemannsdiakon,<br />
Eckart Bluhm, hat mich support<br />
of seafarers‘ dignity gelehrt, lange bevor<br />
dieser Begriff das Motto der Deutschen<br />
Seemannsmission wurde.“ <strong>Der</strong> vormali-<br />
32<br />
die Meriten mehr oder weniger im Rahmen<br />
der beruflichen Tätigkeit verdient den Club „Himmel“ und „Schatzinsel“<br />
Oltmanns hervor, dass jedes Gegenüber mannsmission, Ulrich Wahl, und etliche<br />
ternis eines langen Vertrages“ schreiben,<br />
ter Pastor. Von ihm habe er gelernt, hebt ge Generalsekretär der Deutschen See-<br />
33<br />
wurden. Bei Jan Oltmanns aber liege der nennen, wenn diese weitgereisten Menschen<br />
eine Seele hat, und in den Augen Gottes weitere Weggefährten, Anleiter, Vorbil-<br />
Fall anders: „Sie haben den Duckdalben<br />
den Duckdalben als „Besten See-<br />
kein Mensch besser ist als der andere. Reder,<br />
oft zu Freunden geworden, haben<br />
durch Ihren unermüdlichen Einsatz auf mannsclub der Welt 2011“ nominieren.<br />
spekt und Würde sind Leitworte im Leben Pflöcke eingeschlagen für die Chance, mit<br />
einen der weltweit vordersten Plätze Dann sehen er und seine Mitstreiter sich<br />
des späteren Diakons. „Mein Onkel Carl 29 Jahren die Leitung des entstehenden<br />
unter den Seemannsmissionen geführt. bestätigt, dass ihr tagtäglicher Dienst<br />
Osterwald, damals Seemannspastor in Seemannsclubs auf Waltershof, mitten<br />
Sie verstehen es eindrucksvoll, die Situation<br />
sinnvoll ist und dringend gebraucht wird.<br />
Hamburg, hat mir als 18-jährigem Kriegs-<br />
im Hamburger Hafen, zu übernehmen.<br />
der Seeleute aus aller Welt in das „Meine besten Lehrmeister sind die<br />
dienstverweigerer zugetraut, gut als Zi-<br />
Und den Duckdalben zu dem aufzubau-<br />
Bewusstsein der Menschen zu rufen. Und Seeleute aus allen Teilen der Erde, die<br />
vildienstleistender in die Seemannsmission<br />
en, was er heute ist. Eine Lebensaufgabe,<br />
Sie haben die wunderbare Eigenschaft, über mehr als ein Vierteljahrhundert jeden<br />
zu passen. So fing ich vor fast genau jeden Tag aufs Neue. Gleich morgen wieen,<br />
Menschen zu überzeugen, Sie zu unterstützen.<br />
Tag zu uns in den Duckdalben kom-<br />
37 Jahren in Altona im Seemannsheim an, der. <br />
Angelika F. Pfalz<br />
[…] Ihr Einsatz geht weit über ein men“, bekennt der Leiter des international<br />
großes berufliches Engagement hinaus,<br />
seamen’s club rückblickend. Ihre<br />
Sie sind der Duckdalben mit Herz und Bedürfnisse und Interessen wahrzunehmen,<br />
Seele.“<br />
den Wandel zu erspüren, das Ange-<br />
Infos zum Duckdalben international seamen’s club:<br />
Lange vor seiner Zeit als „Hafensenator“<br />
bot immer wieder neu darauf auszurich-<br />
In diesem Jahr haben bis inclusive November 31.191 Seeleute aus 111 Ländern den Service des Duckdalben<br />
selbst zur See gefahren, weiß Frank ten – das bedarf wacher Sinne. Herz, Hirn<br />
genutzt. Seit der Gründung 1986 kamen damit 653.857 Gäste in die einzige Einrichtung dieser Art mitten<br />
im Hamburger Hafen. Sie haben günstig telefoniert, Internet und Skype genutzt, zuverlässig und gegen<br />
Horch um die erste Gedankenverbindung und Hand sind gefragt. Geduld ist nötig,<br />
geringe Gebühr Geldbeträge an ihre Familien in die Heimat überwiesen, im kleinen Shop Knabberzeug,<br />
beim Stichwort Schifffahrt: Flächen, Flotten<br />
Langmut, ein offenes Ohr, auch für die<br />
Körperlotion, Wecker und warme Mützen, Shampoo und Schokolade eingekauft, miteinander Musik<br />
und Verkehrsströme, Terminals und Sorgen der Gäste, um Rat zu geben, wenn<br />
gemacht, Billard oder Tischtennis gespielt, Basketball auf dem Kleinsportfeld, geklönt in den gemütlichen<br />
Sitzecken oder Momente des Ungestörtseins im Raum der Stille gesucht. Unverzichtbar ist der kostenfreie<br />
TEU. „An die, die die gesamte Seeschifffahrt<br />
überhaupt in Fahrt halten, wird da-<br />
Geplant hat der 1956 geborene Ostfrie-<br />
Hafengebiet abholt, zum Club bringt und wieder zurück zum Schiff.<br />
er gewünscht wird.<br />
Shuttle Service mit den vier hauseigenen Kleinbussen, der die Seeleute von den Terminals im gesamten<br />
bei in aller Regel zu wenig gedacht: nämlich<br />
se diese „Karriere“ nicht. Bauer wollte er<br />
Neben den 13 fest angestellten hauptamtlichen Mitarbeitern sorgen 5 junge Menschen im Bundesfreiwil-<br />
an die Seeleute, die mit ihren Schiffen eigentlich werden. Doch nun beackert<br />
ligendienst und etwa 50 fest im Dienstplan eingeteilte Ehrenamtliche an 364 Tagen für reibungslosen Abse<br />
aus allen Ländern der Erde die Häfen der er seit bald vier Jahrzehnten ein anderes<br />
lauf, das breite Angebot, gastfreundliche und ansprechende Atmosphäre im Duckdalben für die Seefahrer<br />
Welt anlaufen.“ Zugleich hob der Wirtschaftssenator<br />
Feld. Er „bestellt“ den festen Boden unter<br />
aus aller Welt.<br />
den Stellenwert von Olt-<br />
den Füßen, den die Seeleute ersehnen<br />
Als fester Financier steht die Wirtschaftsbehörde/HPA an erster Stelle. In ähnlicher Größenordnung liegen<br />
Spenden. Großspender sind die acht Duckdalben-Paten aus dem Schifffahrtsgeschäft und der Hafenwirtschaft,<br />
die Internationale Transportarbeiter-Föderation ITF ist dabei, Freiwillige Schiffsabgaben zählen<br />
manns‘ Einsatz für die Seefahrer in der nach langen Monaten an Bord, Wind und<br />
Hansestadt hervor: „Sie leisten damit […] Wetter ausgesetzt, auf engem Raum, bei<br />
dazu, die Nordkirche trägt bei, und vor allem summieren sich viele große und kleine private Spenden.
aus dem <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong><br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
aus dem <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong><br />
„Ein guter Ruf weit über Hamburg hinaus“<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> setzt seine Reihe mit Portraits<br />
der Arbeit der Stiftung <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong><br />
fort – dieses Mal aus der Perspektive der<br />
Leitung – im Gespräch mit dem Vorste-<br />
34<br />
her Dr. Friedemann Green und dem kaufmännischen<br />
Vorstand Frau Sabine Korbin<br />
allen Bereichen des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es<br />
dienst in England und<br />
gie an der Universität<br />
35<br />
Chrosch.<br />
Sie leiten seit 4 Jahren als Vorsteher beziehungsweise<br />
seit 5 Jahren als kaufmännischer<br />
Vorstand die Stiftung <strong>Das</strong><br />
<strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong>. Was hat sich für Sie als das<br />
Besondere – eventuell sogar als Alleinstellungsmerkmal<br />
– dieser Einrichtung in<br />
der Angebotslandschaft Sozialer Arbeit<br />
und Diakonie erwiesen?<br />
Bruder Green nennt zuerst die lange<br />
Tradition des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es, die verknüpft<br />
ist mit dem Beginn der modernen<br />
Diakonie im 19. Jahrhundert. „Von hier hat<br />
alles seinen Anfang genommen. Die Entwicklung<br />
der gesamten Diakonie bis heute<br />
mit allen Höhen und Tiefen spiegelt<br />
sich in der Geschichte des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es<br />
wie auf einer Bühne.“ Dies wird deutlich,<br />
wenn z. B. Diakone von der Zeit des Nationalsozialismus<br />
und der Nachkriegszeit<br />
berichten, von der Arbeit auf dem Kattendorfer<br />
Hof, oder wenn Mitarbeiter/innen<br />
des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es von ihrem Eintreten<br />
für die Reformen in der Heimerziehung in<br />
den 70er Jahren erzählen.<br />
Die Arbeit des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> setzt immer<br />
schon einen Schwerpunkt im Bereich<br />
Bildung: Wichern-Schule, Altenpflegeschule,<br />
Ev. Hochschule für Soziale Arbeit<br />
& Diakonie. Im weiteren Sinne gilt dies<br />
auch für die Persönlichkeitsbildung, die<br />
einen hohen Stellenwert hat: die Förderung<br />
der individuellen Entwicklung jedes<br />
und jeder Einzelnen.<br />
Frau Korb-Chrosch weist darauf hin,<br />
dass <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong>, obwohl es nicht zu<br />
den ganz großen diakonischen Einrichtungen<br />
zählt, weit über Hamburg hinaus<br />
bekannt ist. „Auch in Süddeutschland haben<br />
wir einen guten Ruf. <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong><br />
ist keine große ‚Anstalt‘, die Arbeit findet<br />
dezentral im Sozialraum statt. Und – der<br />
Adventskranz, der ist auch so etwas wie<br />
ein symbolisches Alleinstellungsmerkmal!“<br />
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen<br />
für die Arbeit der Stiftung <strong>Das</strong><br />
<strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong> in den nächsten fünf Jahren?<br />
Beide stimmen überein, dass es darauf<br />
ankommt, die wirtschaftliche Stabilität<br />
und gleichzeitig die fachliche Qualität<br />
der Arbeit zu sichern. <strong>Das</strong> ist unter veränderten<br />
ökonomischen Bedingungen eine<br />
Herausforderung, z. B. klafft die Schere<br />
zwischen den Tarifsteigerungen und den<br />
Entgeltsteigerungen immer weiter auseinander.<br />
Positiv ist: <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong> ist<br />
gut in den Gremien, in denen Verhandlungen<br />
geführt werden, vertreten. In den<br />
Dr. Friedemann Green,<br />
Vorsteher<br />
Dr. Friedemann Green<br />
ist 1954 in Eckernförde<br />
geboren und aufgewachsen.<br />
Nach Schulbesuch,<br />
Zivildienst und<br />
sozialem Freiwilligen-<br />
den USA studierte<br />
er von 1978 bis 1985<br />
Evangelische Theologie<br />
in Berlin und Hamburg.<br />
Nach seinem Vikariat in Hamburg-Lurup wurde<br />
er zunächst Gemeindepastor in der Hauptkirche<br />
St. Michaelis. Von 1988 bis 1992 arbeitete<br />
er als Pastor und wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
an der Arbeitsstelle Kirche und Stadt der<br />
Universität Hamburg und promovierte zum<br />
Thema „Kirche und Stadtentwicklung“. 1992<br />
wurde er Pastor in Sörup, Kirchenkreis Angeln,<br />
1999 Propst des Kirchenkreises Eiderstedt. Seit<br />
Januar 2009 ist Pastor Dr. Friedemann Green<br />
Vorsteher des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es. Er ist verheiratet,<br />
hat drei erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder,<br />
segelt gerne auf Schlei und Ostsee, fährt<br />
Rad und genießt Hamburgs Kulturangebote.<br />
<strong>Der</strong> Vorstand wird vom Verwaltungsrat berufen. Er besteht aus mindestens zwei Mitgliedern. Vor<br />
der Berufung des Vorstands ist das Kuratorium der Stiftung „Diakonenanstalt des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es“<br />
anzuhören. Die Vorstandsmitglieder müssen einer evangelischen Kirche angehören, die Mitglied in<br />
der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen ist und hauptberuflich in der Stiftung tätig sein.<br />
Sabine Korb-Chrosch,<br />
kaufmännischer<br />
Vorstand<br />
Sabine Korb-Chrosch,<br />
geb. 1962, wuchs in<br />
Lampertheim (Hessen)<br />
auf. Nach ihrem<br />
Studium der Soziolo-<br />
Mannheim und Berlin<br />
schloss sie ein zweites<br />
Studium der Betriebswirtschaft<br />
in Berlin an.<br />
Nachdem sie von 1998 bis 1999 Leiterin Forum<br />
Management und Prokuristin der Diakonischen<br />
Akademie Deutschland (DAD) in Berlin war, ging<br />
Sabine Korb-Chrosch 1999 nach Bremen und<br />
war dort als kaufmännischer Vorstand des Vereins<br />
für Innere Mission und des Diakonischen<br />
Werkes Bremen bis 2005 beschäftigt. Von 2005<br />
bis 2008 war sie Geschäftsführerin der Diakoniewerk<br />
Martha-Maria Altenhilfe gGmbH und<br />
der Sozialwerk Martha-Maria gGmbH. Seit Juli<br />
2008 ist Sabine Korb-Chrosch kaufmännischer<br />
Vorstand der Stiftung <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong>. In ihrer<br />
Freizeit interessiert sie sich fürs Kochen, Reisen<br />
und Segeln – und Krimis.<br />
Erhalt und den Bau von Immobilien wird<br />
auch in Zukunft investiert.<br />
Die Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter/innen<br />
ist eine weitere wichtige<br />
Aufgabe. Eine Herausforderung bleibt<br />
darüber hinaus die Vermittlung des<br />
Grundgedankens der Diakonie: Gerechtigkeit<br />
und Nächstenliebe. Die Qualität<br />
der Arbeit muss den fachlichen, wirtschaftlichen<br />
und diakonischen Anforderungen<br />
entsprechen.<br />
Viele Kolleginnen und Kollegen, die sich<br />
sehr mit der Arbeit des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es<br />
identifiziert haben, gehen derzeit und in<br />
den nächsten Jahren in den Ruhestand.<br />
Stichwort Fachkräftemangel in der Diakonie:<br />
Wie kann <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong> in Zu-
aus dem <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong><br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
aus dem <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong><br />
kunft fachlich hochqualifizierte und die<br />
wertegebundene Arbeit mitgestaltende<br />
Mitarbeiter/innen gewinnen? Was ist in<br />
diesem Zusammenhang wichtig für den<br />
Bereich Bildung des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es? Wie<br />
stehen Sie zur Kirchenmitgliedschaft zukünftiger<br />
Mitarbeiter/innen?<br />
ge vor Ort. Mitglieder der Brüder- und<br />
Schwesternschaft, die nicht selbst im<br />
<strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> beschäftigt sind, können<br />
aber, meint Bruder Green, auch eine wichtige<br />
Rolle übernehmen, und zwar auf<br />
ehrenamtlicher Basis „als prominente<br />
Ansprechpartner/innen im Sozialraum“.<br />
ben und arbeiten. Bruder Green: „Wenn<br />
ich morgens von einem Bewohner erst<br />
einmal in ein Gespräch über Müllwagen<br />
verwickelt werde. Dann bei einem Besuch<br />
in einem Team zu sehen, wie engagiert<br />
junge Mütter in einer Wohngruppe<br />
in Wilhelmsburg unterstützt werden.<br />
machen, weil das zum Lernen dazugehört“,<br />
ergänzt Bruder Green.<br />
Im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> wird darauf Wert gelegt,<br />
dass Mitarbeiter/innen Mitglied einer<br />
Kirche der ACK (Arbeitsgemeinschaft<br />
christlicher Kirchen) sind. Es gibt Ausnahmen,<br />
z. B. bei befristeten Arbeitsver-<br />
36<br />
Die Rahmenbedingungen müssen trägen. Da die Einrichtungen des <strong>Rauhe</strong>n<br />
Hier gibt es noch viele Entwicklungsmöglichkeiten,<br />
„überregionale Botschafter Hochschule beispielsweise das Thema<br />
Die Ernsthaftigkeit, mit der in der Ev.<br />
stimmen, um als Arbeitgeber attraktiv <strong>Haus</strong>es allen Menschen offen stehen,<br />
37<br />
zu sein: die Vergütung nach Tarif, das Arbeitsklima,<br />
wird von den Mitarbeiter/innen selbst-<br />
der Diakonie“ zu werden. Gemeinsam der Geschlossenen Unterbringung in<br />
die Kooperation und Verantverständlich<br />
interkulturelle Kompetenz,<br />
wird festgestellt, dass auch diejenigen der Jugendhilfe bearbeitet wird. Die Le-<br />
wortung im Team. <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong> <strong>Haus</strong> hat ein religionssensibler Umgang mit anderen<br />
Mitglieder der Gemeinschaft, die weit bensgeschichten der Spender/innen und<br />
zurzeit ca. 1000 Mitarbeiter/innen, darunter<br />
Glaubensbekenntnissen und Toleranz<br />
entfernt vom <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> arbeiten und Freiwilligen, die sie motiviert haben, Zeit<br />
ungefähr 200 Sozialpädagog/inn/ gegenüber anderen Weltanschauungen<br />
leben, sich häufig als „Rauhhäusler/innen“<br />
und Geld in die Arbeit des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es<br />
en, 140 Erzieher/innen und 150 Sozialpädagogische<br />
und Lebensentwürfen erwartet. „Diese<br />
fühlen oder von anderen so bezeich-<br />
zu investieren. Frau Korb-Chrosch: „Die<br />
Assistent/inn/en. Es werden Kompetenz haben unsere Mitarbeiter/<br />
net werden.<br />
Besuche vor Ort in den Einrichtungen.<br />
nicht nur hochqualifizierte Fachkräfte innen, und diese Offenheit gehört wesentlich<br />
Die Leidenschaft, die Mitarbeiter/innen<br />
und nicht nur junge Mitarbeiter/innen<br />
zur Diakonie“, stellt Frau Korb-<br />
Was war für Sie die positiv bewegends-<br />
für ihre Arbeit entwickeln. Besonders<br />
gebraucht, daher ist die demografische Chrosch fest. Auf die Nachfrage, was ist,<br />
te Erfahrung im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>? In welcher bewegt hat mich letztens ein Erlebnis<br />
Entwicklung nur ein Aspekt.<br />
wenn evangelikal eingestellte, am Diakonenberuf<br />
schwierigen Situation waren Sie in Ihrer auf der Veranstaltung einer Einrichtung<br />
Bruder Green erwähnt einen Trend unter<br />
interessierte Studierende diese<br />
Rolle als Leitung besonders gefordert? der Kinder- und Jugendhilfe des <strong>Rauhe</strong>n<br />
hochqualifizierten jungen Menschen, Offenheit nicht mitbringen, meint Bruder<br />
Beide hat der Tod des Kindes Lara-Mia <strong>Haus</strong>es: Jugendliche haben auf der Büh-<br />
den Karriereaufstieg nicht zur höchsten<br />
Green: „Dann ist es wichtig, das im<br />
im Jahre 2009 als schwierigstes Ereignis ne vor Publikum gerappt. Da war trotz<br />
Priorität zu erklären (Artikel in der ZEIT theologischen Diskurs in der Hochschule<br />
während ihrer Zeit im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> berührt.<br />
ihrer schweren Lebensgeschichten so viel<br />
Nr. 11 vom 7. März <strong>2013</strong>). Sie haben Lebensentwürfe,<br />
zu thematisieren“.<br />
Insbesondere damit konfrontiert Kraft zu spüren.“<br />
in denen der Job nicht im Mit-<br />
zu sein, dass sozialpädagogische Arbeit<br />
telpunkt steht. Die positive Seite von Leitung,<br />
Welche Aufgaben können aus Ihrer Per-<br />
so tragisch scheitern kann.<br />
Vielen Dank an Frau Korb-Chrosch und<br />
das Gestalten-Können, wird kaum spektive die Brüder- und Schwestern-<br />
Die positiv bewegenden Erfahrungen Bruder Green für das Gespräch!<br />
gesehen, sondern eher dass Leitung viel schaft als Gemeinschaft und die Diakoninnen<br />
sind die vielfältigen Begegnungen mit<br />
Arbeit macht.<br />
und Diakone für die zukünftige<br />
den Menschen, die im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> le-<br />
Johanna Kutzke<br />
„Um junge Menschen zu motivieren, Arbeit des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es übernehmen?<br />
Leitungsverantwortung zu übernehmen, Die Diakoninnen und Diakone, die im<br />
wird es darauf ankommen, früh das Potenzial<br />
<strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> arbeiten, werden hoch genen,<br />
von Mitarbeiter/innen zu erkenschätzt.<br />
Sie sind als solche in ihrer diako-<br />
sie zu fördern und zu ermutigen“, nischen Identität in der Regel erkennbar<br />
sagt Frau Korb-Chrosch. „Und ihnen die und häufig die ersten Ansprechpartner/<br />
Angst zu nehmen, auch mal Fehler zu innen z. B. für Andachten und Seelsor-
aus der Hochschule<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
aus der Hochschule<br />
Aus dem Schatten getreten<br />
Ehemalige Heimkinder aus Ost- und Westdeutschland<br />
berichteten von ihren Erfahrungen mit der repressiven<br />
Heimerziehung der 1960er bis -80er Jahre<br />
38<br />
Unter dem Titel „Aus dem Schatten treten“<br />
fand am 24. 1. <strong>2013</strong> der vorerst letzte schließlich im berüchtigten „Freistatt“<br />
in ein vergleichbare „Heimkarriere“ der<br />
und nach wiederholten Fluchtversuchen<br />
mann gewannen die Zuhörer Einblicke<br />
39<br />
Teil der Veranstaltungsreihe „Repression<br />
(von Bodelschwinghsche Anstalten)<br />
Bundesrepublik der 1960er Jahre.<br />
als Jugendhilfe“ statt, mit der die Ev. landete, und Ralf Weber, Jahrgang 1955,<br />
Heidemarie Puls, Wolfgang Rosenkötter und Zuletzt berichtete Ralf Weber von sei-<br />
Hochschule auf die von Initiativgruppen bereits siebenjährig mit psychiatrischer<br />
Ralf Weber<br />
nem früh einsetzenden Martyrium im<br />
und DDR-Opferverbänden erhobenen Diagnose ins Kinderheim „Erich Weinert“<br />
psycho-pädagogischen Komplex der DDR<br />
Vorwürfe reagiert, durch die Publikation in Magdeburg eingewiesen und vom Jugendhilfesystem<br />
rens und des gemeinsamen Ringens um sowie seinem Zusammenprall mit den<br />
eines Vortrages des emeritierten Professors<br />
der DDR erst nach vier-<br />
die Frage, welche Schlussfolgerungen staatlichen (Erziehungs-) Agenturen, die<br />
für Sozialpädagogik und ehemaligen monatigem Aufenthalt in Torgau wieder<br />
aus den biografischen Erfahrungen, so ihn zu einem gewaltbereiten Menschen<br />
DDR-Jugendhilfefunktionärs Eberhard freigegeben.<br />
unterschiedlich sie auch sein mögen, für deformiert hätten. Aussagen westdeutscher<br />
Mannschatz die menschenverachtenden Angesichts der zahlreichen Versuche,<br />
die Gestaltung stationärer Jugendhilfe<br />
Staatsanwälte, wonach er auch in<br />
Erziehungspraktiken der Spezialheime Berichte von Opfern repressiver Heimerziehung<br />
gezogen werden können.<br />
der Bundesrepublik geschlossen unter-<br />
der DDR verharmlost zu haben.<br />
in Ost- und Westdeutschland zu<br />
Alle drei ZeitzeugInnen fanden sehr gebracht worden wäre, führen ihn zur<br />
Erstmalig in der Geschichte der Hochschule<br />
instrumentalisieren, stellte die von etwa<br />
eigenwillige Formen des Umgangs mit Erkenntnis, dass nur die entschlossene<br />
begegneten sich dabei ZeitzeugIn-<br />
65 Studierenden, Alumni, Brüdern und<br />
ihrer Lebensgeschichte, die auch in ihren Ausschöpfung sämtlicher Rechtsmittel<br />
nen aus beiden Teilen Deutschlands, um Schwestern sowie DozentInnen besuchte<br />
Beiträgen deutlich hervortraten. Als erste zur angemessenen Anerkennung des in<br />
mit (angehenden) SozialarbeiterInnen<br />
hochschulöffentliche Veranstaltung<br />
las Heidemarie Puls Passagen aus ihrem beiden deutschen Staaten verübten Un-<br />
und DiakonInnen über ihre leidvollen Erfahrungen<br />
nicht nur ein Novum, sondern auch ein<br />
Buch „Schattenkinder hinter Torgauer rechts führen könne.<br />
in der stationären Jugendhil-<br />
kleines Wagnis dar. Leitend war die Idee<br />
Mauern“, in dem sie nicht nur sehr ein-<br />
Nach kurzer Pause gingen die drei Gäs-<br />
fe im genannten Zeitraum zu sprechen. der Begegnung, des besonnenen Zuhödringlich<br />
die menschenverachtenden Erziehungspraktiken<br />
te auf Publikumsfragen ein und nahmen<br />
Eingeladen waren: Heidemarie Puls, Jahrgang<br />
in den Sonderheimen zu ihren Berichten Stellung. Drei zentrale<br />
1957, die eine mehrjährige Odyssee<br />
der DDR behandelt, sondern auch ihren Einschätzungen traten dabei hervor:<br />
durch DDR-Kinder- und Jugendheime<br />
familiären Hintergrund sowie die erlittenen<br />
Die derzeitigen Entschädigungsrege-<br />
durchmachte, während der sie auch monatelang<br />
psychische Verletzung infolge des selungen<br />
für ehemalige Heimkinder aus<br />
im „geschlossenen Jugendwerkhof<br />
xuellen Missbrauchs durch den Stiefvater beiden Teilen Deutschlands sind unzurei-<br />
Torgau“ festgehalten wurde,<br />
schonungslos offenlegt.<br />
chend und sollten gemeinsam angefochxuellen<br />
Wolfgang Rosenkötter, zwölf Jahre älter,<br />
Im Anschluss zeigte Wolfgang Rosenkötter,<br />
ten werden.<br />
der mit Billigung des Vaters als Fünfzehnjähriger<br />
der durch seine ebenso dichten <strong>Das</strong> biografische Erinnern an das erten<br />
Mitte der 1960er Jahre in<br />
wie scharfsichtigen Berichte die kritische littene Unrecht darf nicht bei der Entschädigungsfrage<br />
ein Bielefelder Heim eingewiesen wurde Zeitzeugen berichten über Heimerziehung<br />
Auseinandersetzung an der Hochschu-<br />
stehenbleiben, es gilt,<br />
le bereits mehrfach bereichert hat, eine<br />
2010 vom Bayerischen Rundfunk ausgestrahlte<br />
Reportage über die Fürsorgeerziehungsanstalt<br />
„Freistatt“. Ergänzt<br />
durch Schilderungen des Verhältnisses<br />
zum alleinerziehenden Vater sowie über<br />
seine derzeitige Tätigkeit als Ombuds-
aus der Hochschule<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
aus der Hochschule<br />
„Mir persönlich ist durch diese Veranstaltung<br />
das Thema der repressiven Heimerziehung,<br />
so wie sie in der DDR und der<br />
damaligen BRD existierte, näher und vor<br />
allem greifbarer geworden. […] Mir ist die<br />
Wichtigkeit und Aktualität dieses Themas<br />
deutlich geworden und die Intensität,<br />
mit der sie ihr Anliegen der ‚Aufklärung<br />
des Themas‘ überliefert haben, war<br />
sehr eindrucksvoll. – Insgesamt hat mich<br />
diese Veranstaltung sehr berührt und ich<br />
habe noch lange darüber nachgedacht.“<br />
Paula Jütting (Studentin, 1. Semester, BA<br />
Soziale Arbeit & Diakonie, grundständig)<br />
„Ich finde es sehr beeindruckend, wie offen<br />
Frau Puls mit ihrer Geschichte und ihren<br />
Gefühlen umgeht. Zu Beginn der Diskussionsrunde<br />
sagte sie: ‚Sie brauchen<br />
keine Angst haben, fragen Sie, was Ihnen<br />
auf dem Herzen liegt, alles ist gut.‘ Diesen<br />
Satz finde ich bewundernswert, konnten<br />
doch sehr private Fragen gestellt werden.<br />
Es folgen auch sehr private Fragen<br />
zu ihren Kindern, ihren Lebenspartnern<br />
und ihren Gefühlen. Doch es scheint, dass<br />
Frau Puls das Öffentlich-Machen des erlebten<br />
Unrechts vor die Privatheit der<br />
eigenen Gefühle stellt. Sie möchte aufklären,<br />
damit sich derartiges nie wieder<br />
wiederholt. – Mir hat diese Veranstaltung<br />
das verheerende Ausmaß geschlossener<br />
Heimunterbringung, mit dem ich mich<br />
zuvor höchstens beiläufig beschäftigt<br />
repressiven Tendenzen in der heutigen<br />
Jugendhilfe entgegenzutreten.<br />
Auch und gerade in Kinder- und Jugendheimen<br />
erlittene Formen sexueller<br />
Gewalt müssen stärker als bisher thematisiert<br />
werden.<br />
Die nachträglich eingefangenen Stimmen<br />
und Rückmeldungen zum Abend hatte, bewusst gemacht. Eine Aufgabe<br />
„Ich fand die Veranstaltung ‚Aus dem<br />
Claudia Rackwitz-Busse<br />
40 41<br />
sprechen für sich:<br />
von Sozialpädagog/inn/en sollte es sein,<br />
(Konviktmeisterin der Brüder- und<br />
systematische geschlossene Heimunterbringung<br />
zukünftig zu verhindern und<br />
Schwesternschaft des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es)<br />
darüber hinaus die Opfer und deren Interessen<br />
bei der Aufarbeitung von geschehenem<br />
Unrecht zu unterstützen.“<br />
Marco Schramm<br />
(Student, 1. Semester, BA Soziale<br />
Arbeit & Diakonie, grundständig)<br />
„Ich habe schon viele Texte über Menschen<br />
gelesen, die in Heimen in Westund<br />
Ostdeutschland waren. Oft waren<br />
es schlimme Geschichten. Vieles davon<br />
habe ich geglaubt, aber bei vielen habe<br />
ich mir gedacht, dass die Geschichten<br />
vielleicht ein bisschen ‚aufgepeppt‘ wurden.<br />
Durch die Veranstaltung ‚Aus dem<br />
Schatten treten‘ habe ich ein anderes<br />
Bild bekommen. Vor mir saßen drei Menschen,<br />
die ihre Geschichte erzählt haben.<br />
Sehr beeindruckende, echte Menschen,<br />
denen man im Zuge der Veranstaltung<br />
Fragen stellen konnte und darauf eine<br />
individuelle Antwort bekommen hat.<br />
Genau so etwas ist meiner Ansicht nach<br />
wichtig, um jungen StudentInnen wie<br />
mir die Möglichkeit zu geben, in die Vergangenheit<br />
zu gucken und sich ein eigenes<br />
Bild über die Geschehnisse zu kreieren.<br />
Gerade dann, wenn man selber in der<br />
Zeit der Geschehnisse noch nicht gelebt<br />
hat.“<br />
Verena Lüer, 3. Semester, BA Soziale<br />
Arbeit & Diakonie, grundständig<br />
Schatten treten‘ großartig […] Mir wurde<br />
wieder einmal klar, wie wichtig es ist, authentische<br />
Zeitzeugen zu geschehenem<br />
Unrecht zu Wort kommen zu lassen. Ich<br />
hatte auch das Gefühl, dass beide Seiten,<br />
die Vortragenden und die Zuhörer, etwas<br />
mitgenommen haben. Mir jedenfalls<br />
blieb stellenweise fast der Atem stehen<br />
[…] <strong>Das</strong>s sich unsere Hochschule mit dem<br />
Thema ‚Erziehung in geschlossenen Heimen<br />
– Gewalt – Verbrechen‘ aus Sicht der<br />
Betroffenen ebenso auseinandersetzt<br />
wie mit der fachlichen Beurteilung, das<br />
wird sicher nicht in der Bild-Zeitung stehen.“<br />
Bernd Schindler<br />
(Student, 3. Semester, BA Soziale<br />
Arbeit & Diakonie, grundständig)<br />
„Meine Tochter und ich sprechen viel<br />
über diesen Abend. Für sie als junge Frau,<br />
die in das Berufsfeld der Sozialen Arbeit<br />
gehen will, und mich als ‚alte Häsin‘ war<br />
es gleichermaßen Mahnung an die Verantwortung,<br />
die in der Arbeit mit Menschen<br />
liegt. <strong>Das</strong>s die DDR und die BRD<br />
repressive Erziehung mit den gleichen<br />
perfiden Mitteln betrieben haben, war<br />
ein wichtiger Hinweis an dem Abend. –<br />
Es gilt, nicht nur nach Torgau zu sehen. Es<br />
tat mir weh, in dem Zusammenhang zu<br />
hören, wie sich auch Diakone an Jugendlichen<br />
wie Wolfgang Rosenkötter schuldig<br />
gemacht haben. Für mich erneut der<br />
deutliche Hinweis, dass es gilt, nie zu vergessen!“<br />
„Berührt haben mich der Mut und die Offenheit<br />
der drei Gäste, die Verbrechen, die<br />
an ihnen begangen wurden, zu schildern<br />
und sich den Fragen der Anwesenden zu<br />
stellen. Verstanden habe ich die Unterdrückung<br />
mit und im System Jugendwerkhöfe<br />
in der DDR, Scham empfinde<br />
ich für das, was im Namen der Diakonie<br />
in Freistatt geschehen ist. Beeindruckt<br />
hat mich das Engagement als Konsequenz:<br />
Frau Puls für die Gedenkstätte in<br />
Torgau, Herr Weber für die juristische<br />
Anerkennung des Unrechts, Herr Rosenkötter<br />
als ehrenamtlicher Ansprechpartner<br />
für heute stationär untergebrachte<br />
Jugendliche. Gelernt habe ich, noch mehr<br />
Respekt im Umgang mit Menschen mit<br />
traumatisierenden Erfahrungen zu üben.<br />
Die Lebensgeschichten, die Gespräche<br />
ohne Ideologisierung und Instrumentalisierung<br />
und die Aufforderung, in der Sozialen<br />
Arbeit und Diakonie bewusst mit<br />
Macht- und Abhängigkeitsverhältnissen<br />
umzugehen, wirken nachhaltig.“<br />
Johanna Kutzke<br />
(Sozialpädagogin und Diakonin)
aus der Hochschule<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
aus dem VEDD<br />
Als Organisator der Veranstaltung danke<br />
ich unseren Gästen, allen ZuhörerInnen<br />
und Diskutierenden für ihre engagierte<br />
Teilnahme.<br />
Johannes Richter, Professor an der Ev.<br />
Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie<br />
Extra von 2006, S. 18. Online ist dieser<br />
Beitrag einzusehen unter www.heimkinder-ueberlebende.org/Ehemaliges_<br />
Heimkind_Wolfgang_Rosenkoetter_<br />
erzaehlt_seine_Geschichte_-_Mein_erster_Tag_in_Freistatt_-_SOZIALEXTRA_<br />
Dezember_2006_-_Seite_18.html.<br />
42<br />
Sein Redebeitrag vor dem Petitionsausschuss<br />
des Deutschen Bundestages im<br />
Zum Weiterlesen:<br />
43<br />
Heidemarie Puls hat ihre Leidensgeschichte<br />
Dezember 2009 enthält ebenfalls ausder<br />
unter dem Titel „Schattenkinführliche<br />
Schilderungen der repressiven<br />
hinter Torgauer Mauern“ literarisch Erziehungspraxis in Freistatt. Nachzulesen<br />
unter www.kinderheim-koeln-suelz. verarbeitet. <strong>Das</strong> Buch ist 2011 in zweiter<br />
Neue Geschäftsführerin gewählt<br />
Auflage im AiLuLa-Verlag/Krakow am de/pdf_dokumente/berichte_ehemaliger.pdf<br />
See erschienen und über die Website der<br />
(S. 18–20)<br />
Autorin www.heidemarie-puls.de zu beziehen.<br />
Ein Lebensbericht zu Ralf Weber findet<br />
sich in: Nicole Glocke, Erziehung hinter<br />
An die Zeit in „Freistatt“ erinnert sich Gittern. Schicksale in Heimen und Jugendwerkhöfen<br />
Wolfgang Rosenkötter in der Dezemberausgabe<br />
der DDR, Halle: Mittel-<br />
der Fachzeitschrift Sozial- deutscher Verlag 2011, S. 13–161.<br />
Ende des Jahres <strong>2013</strong> wird der langjährige<br />
VEDD-Geschäftsführer, Diakon Carl<br />
Christian Klein, in den Ruhestand verabschiedet.<br />
Die Delegierten der Mitgliedsgemeinschaften<br />
waren deshalb am 28.<br />
Februar <strong>2013</strong> zu einer Sondersitzung der<br />
Hauptversammlung in Neuendettelsau<br />
zusammengekommen.<br />
Einziger Tagesordnungspunkt war die<br />
Wahl einer neuen Geschäftsführerin/<br />
eines neuen Geschäftsführers. <strong>Der</strong> Vorstand<br />
hat in einem gut vorbereiteten<br />
Aufmerksam Zuhörerende in Neuendettelsau<br />
Herzlichen<br />
Glückwunsch<br />
zur Wahl!<br />
Nominierungsverfahren den Delegierten<br />
zwei Kandidat/innen vorgestellt und zur<br />
Wahl vorgeschlagen.<br />
Im Rahmen der Hauptversammlung<br />
stellten sich beide Kandidaten persönlich<br />
vor, moderiert von Diakon Hans Jaekel,<br />
Wahlleiter, und Diakon Dieter Hödl,<br />
VEDD-Vorstandsvorsitzender.<br />
Die Delegierten folgten aufmerksam<br />
den Ausführungen der Kandidat/innen<br />
auf die Fragen der Moderatoren nach<br />
„ihren Visionen“ für den VEDD. Wie sollte<br />
sich der Dachverband VEDD in 10 Jahren<br />
darstellen? Welche Rolle spielen die Mitgliedsgemeinschaften?<br />
Und später auch<br />
in einer offenen, erweiterten Fragerunde.<br />
Diakonin Heidi Albrecht wurde von den<br />
Delegierten mit großer Mehrheit als Geschäftsführerin<br />
des VEDD gewählt. Sie<br />
lebt und arbeitet in Marburg und ist aktiv<br />
lebendiges Mitglied der Diakonischen<br />
Gemeinschaft Hephata. Heidi Albrecht<br />
ist 55 Jahre alt, verheiratet und Leiterin
aus dem VEDD<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
AnstöSSe<br />
der Evangelischen Familien-Bildungsstätte<br />
Marburg. Sie ist seit fast 30 Jahren<br />
Diakonin und studierte Sozialpädagogik<br />
in Frankfurt/Main.<br />
Heidi Albrecht nahm die Wahl mit Freude<br />
an und wurde von den Schwestern<br />
und Brüdern der Hauptversammlung<br />
herzlich beglückwünscht. Sie wird ihr<br />
Amt in Berlin voraussichtlich im Oktober<br />
d. J. antreten.<br />
Diakon Andreas Drese,<br />
C. Christian Klein<br />
Sehnsucht nach mehr<br />
Predigt zum Semesterbeginn der Evangelischen<br />
Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie<br />
Liebe Studierende, liebe Schwestern und geht um die Sehnsucht nach Frieden und<br />
44<br />
Brüder, liebe Kolleginnen und Kollegen, um das Himmelreich. Diese Worte sind<br />
Die Delegierten unserer Gemeinschaft für den VEDD, Schwester Dagmar Krok, Bruder Christian<br />
nicht bescheiden. Sie gehen aufs Ganze.<br />
45<br />
Heine und als Stellvertreter Bruder Fried Germer, sind durch den Ältestenrat entsendet. Diese drei<br />
es ist schön, dass wir gemeinsam dieses<br />
Semester beginnen, Studierende diesen Gottesdienst benannt. Weil wir<br />
„Sehnsucht nach mehr“, so haben wir<br />
wurden dem Ältestenrat von der Delegiertenversammlung der Brüder- und Schwesternschaft<br />
vorgeschlagen.<br />
aus unterschiedlichen Semestern, aus in der Vorbereitungsgruppe davon überzeugt<br />
sind, dass wir, die wir heute hier<br />
Seit ihrer Wahl in der Hauptversammlung des VEDD im November 2012 ist Konviktmeisterin Claudia<br />
Rackwitz-Busse Mitglied im Vorstand des VEDD.<br />
unterschiedlichen Studiengängen und<br />
Damit sind vier Mitglieder unserer Gemeinschaft aktiv im VEDD eingebunden.<br />
Menschen, die mit unserer Hochschule sind, in all unserer Unterschiedlichkeit<br />
verbunden sind. Schön, dass Sie da sind, etwas von dieser Sehnsucht spüren.<br />
Lesenswerte Artikel und aktuelle Informationen über die Arbeit des VEDD sind auf der Internetseite<br />
www.vedd.de nachzulesen. Es besteht auch die Möglichkeit, den Newsletter der Verbände im Diakonat<br />
schön, dass Ihr da seid!<br />
Und Sie, die neu anfangen als Studiegruppe<br />
(ViD) im Internet zu abonnieren: www.diakonat.org/.cms/12-1<br />
<strong>Der</strong> Text, den wir uns als Vorbereitungsrende<br />
an unserer Hochschule, haben uns<br />
ausgesucht haben, ist einer der schon etwas von Ihrer Sehnsucht erzählt.<br />
großen Texte der Bibel.<br />
In Ihren Bewerbungen, in Ihren Lebensläufen,<br />
Die Szene ist groß: Jesus auf dem Berg,<br />
mit Ihren biographischen Stati-<br />
und viele hören ihm zu.<br />
onen: in all dem erzählen Sie: Da gibt es<br />
Und die Worte sind groß:<br />
etwas, dass mich antreibt.<br />
„Glückselig sind die, die wissen, dass sie Sie erzählen uns: Ich habe eine Ahnung<br />
vor Gott arm sind. Denn ihnen gehört das davon, dass die Welt so, wie sie ist, nicht<br />
Himmelreich.<br />
gerecht ist und nicht barmherzig.<br />
Ti pp<br />
Diakonische Praxis und Diakonische Professionalität<br />
Glückselig sind die, die an der Not der Und Sie erzählen uns, dass Sie damit<br />
– Themen von großem Interesse. Welche<br />
Welt leiden. Denn sie werden getröstet nicht einverstanden sind. Auch deshalb<br />
Bedeutung hat das diakonische Amt in diesem<br />
werden ...<br />
sind Sie hier, auch deshalb beginnen Sie<br />
Kontext? <strong>Der</strong> Band sammelt lesenswerte Impulse<br />
zur Profilierung des Diakonats aus kirchlich-<br />
Glückselig sind die, die hungern und dieses Studium an diesem Ort.<br />
dürsten nach der Gerechtigkeit. Denn sie Barmherzigkeit hat viele Gesichter.<br />
diakonischer Praxis, Kirchenleitung, Theologie<br />
und Diakoniewissenschaft.<br />
werden satt werden.<br />
Zum Beispiel Ihres!<br />
Glückselig sind die, die barmherzig Sie haben mit Kindern gearbeitet und<br />
sind. Denn sie werden barmherzig behandelt<br />
mit Menschen, die auf Assistenz ange-<br />
werden.“<br />
wiesen sind, Sie haben politisch gear-<br />
Annette Noller/Ellen Eidt/Heinz Schmidt (Hrsg.)<br />
Diakonat – theologische und sozialwissenschaftliche<br />
Perspektiven auf ein kirchliches Amt<br />
Es geht um das Glück der Menschen beitet und sich ehrenamtlich engagiert,<br />
346 Seiten, 23,2 x 15,5 cm, 24,90 Euro<br />
und um ihr Leiden. Es geht um den Trost Sie haben Erfahrungen mit sozialen und<br />
ISBN 978-3-17-022338-7<br />
und den Hunger nach Gerechtigkeit. Es diakonischen Projekten in Lateinamerika,
AnstöSSe<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
AnstöSSe<br />
dieser Hochschule wichtig ist. Und die<br />
Antwort, auf die sich die Sozialwissenschaftler<br />
und die Theologinnen, die Neuen<br />
und die Alten – jedenfalls vorläufig –<br />
einigen konnten, war: Es ist uns wichtig,<br />
dass wir Sie in einem Prozess begleiten,<br />
in dem es nicht nur um Wissen geht, son-<br />
In einer Welt, die Schönheit, Reichtum<br />
und Erfolg verehrt, berührt Gott die Armen<br />
und die Hässlichen. Da ist Gott.<br />
Und da stellt Gott uns hin: weil wir etwas<br />
ahnen von einer solchen anderen<br />
Welt, weil wir sie manchmal schon leben,<br />
hier und heute, bei den jugendlichen<br />
„Glauben Sie, fragte man mich/<br />
An ein Leben nach dem Tode<br />
Und ich antwortete: ja,<br />
aber dann wußte ich<br />
Keine Auskunft zu geben<br />
Wie das aussehen sollte<br />
Wie ich selber aussehen sollte<br />
in Afrika und anderswo, Sie haben sich<br />
eingesetzt für mehr Menschlichkeit, für<br />
mehr soziale Gerechtigkeit. Sie arbeiten<br />
neben dem Studium in Feldern, in denen<br />
es immer wieder um die Frage geht: was<br />
brauchen diese Menschen, was brauchen<br />
sie von mir, wie unterstütze ich sie im All-<br />
46<br />
tag, wie mache ich mich zum Sprachrohr dern um eine Haltung. Es ist uns wichtig,<br />
Strichern und in der Wohngruppe, am Dort“<br />
für diejenigen, die am Rande der Gesellschaft<br />
dass Sie aufmerksam sind für die Men-<br />
Hauptbahnhof und im Frauenhaus. Weil<br />
47<br />
stehen, und wie arbeite ich nicht schen, mit denen Sie arbeiten, für ihre<br />
wir Sehnsucht haben nach Gerechtigkeit Und doch entwirft das Gedicht von Marie<br />
für, sondern mit ihnen.<br />
Not, für ihre Lebenswünsche. Es ist uns<br />
und Barmherzigkeit, auch wenn wir dafür<br />
Luise Kaschnitz Bilder von diesem Leben<br />
Barmherzigkeit hat viele Gesichter. wichtig, dass Sie eine kritische Sicht auf<br />
andere Worte wählen.<br />
nach dem Tode. Am Ende des Gedichts<br />
<strong>Das</strong> von einer Studentin zum Beispiel, gesellschaftliche Bedingungen einüben<br />
Blinde werden sehen, Lahme werden heißt es:<br />
die begeistert aus ihrem Praktikum erzählt,<br />
und danach fragen, wie die Interessen<br />
gehen und den Armen wird das Reich<br />
von den Gesprächen mit den woh-<br />
derer gestärkt werden können, die keine<br />
Gottes verkündigt. <strong>Das</strong> ist die Botschaft „So lagen wir lasest du vor<br />
nungslosen Straßenkindern am Hauptbahnhof,<br />
Lobby haben.<br />
des Evangeliums, das ist die Frechheit des Schlief ich ein wachte auf<br />
mitten in dieser reichen Stadt. Barmherzigkeit hat viele Gesichter.<br />
Glaubens.<br />
Deine Stimme empfängt mich<br />
Da sein und zuhören.<br />
Und nicht immer wird sie so genannt.<br />
Und wir sind hier, weil wir etwas von Entläßt mich und immer<br />
<strong>Das</strong> von einem Studenten, der in der <strong>Das</strong> ist in Ordnung.<br />
dieser Frechheit ahnen, weil wir, manchmal<br />
So fort.<br />
Aidsseelsorge einen Menschen im Sterben<br />
Ich würde trotzdem für diese großen,<br />
gegen allen Augenschein, darauf set-<br />
Mehr also, fragen mich die Frager,<br />
begleitet und die Angehörigen in ih-<br />
frommen Worte streiten, weil ich sie liezen,<br />
dass etwas anders werden kann. Und Erwarten Sie nicht nach dem Tode?<br />
rer Trauer. Da sein und aushalten.<br />
be, und unkritisch finde ich sie keineswegs.<br />
weil wir in unseren unterschiedlichen Und ich antworte:<br />
<strong>Das</strong> von einer Studentin, die mit jugendlichen<br />
Rollen und Begabungen etwas dazu bei-<br />
Weniger nicht.“<br />
Strichern arbeitet. Mit ihnen „Glückselig sind die, die hungern und<br />
tragen wollen.<br />
ins Kino geht und kocht. Mitten in einer dürsten nach der Gerechtigkeit. Denn sie<br />
Eine meiner Lieblingsgedichte einer Weniger nicht!<br />
bizarren und gewalttätigen Welt ein werden satt werden.<br />
meiner Lieblingsdichterinnen beginnt Hunger nach Gerechtigkeit und Sehnsucht<br />
Stück Normalität und keine Reduktion Glückselig sind die, die barmherzig<br />
mit der Frage:<br />
nach Barmherzigkeit. Hier und heu-<br />
auf den Körper, der verkauft wird. Da sein sind. Denn sie werden barmherzig behandelt<br />
te und darüber hinaus. Weniger nicht!<br />
und Zeit haben.<br />
werden.“<br />
Amen<br />
Wahrscheinlich würden diese Studierenden,<br />
Ich verstehe diese Worte so, dass Jesus<br />
Prof. Dr. Ulrike Suhr, 2012<br />
wenn sie das hören, den Begriff eine andere Wirklichkeit inmitten dieser<br />
Barmherzigkeit weit von sich weisen: zu Welt beschreibt. Jesus sagt zu seinen<br />
antiquiert, zu fromm, zu unkritisch. In Freundinnen und Freunden:<br />
Ordnung. All dies lässt sich auch anders In einer Welt, die die Macht und die Gewalt<br />
sagen.<br />
liebt, sind es die Armen, die Schwa-<br />
Im Kollegium haben wir uns vor ein chen, die Verlierer, die Gott ganz nah sind<br />
paar Tagen danach gefragt, was uns an und denen Gott ganz nahe ist.
persönliches<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
persönliches<br />
Nachruf für Gottfried Wendt<br />
Gottfried begann seine Diakonenausbildung<br />
im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> im Alter von<br />
21 Jahren am 4. Mai 1954, nachdem ich<br />
bereits einen Monat vorher dort angekommen<br />
war. Unsere Wege kreuzten der „die Schulbank“, zunächst zur Auffrischung<br />
unserer Allgemeinbildung<br />
Fünf Jahre lang lebten wir in enger kol-<br />
Patenamt für unsere jüngste Tochter, die<br />
48 49<br />
sich im August 1955 erneut, als er aus der<br />
„Gehilfenstellung“ des<br />
als Vorbereitung auf die<br />
ersten Ausbildungsjahres<br />
im Jugendheim des<br />
Prüfung“, dann mit den<br />
„schulwissenschaftliche<br />
Evangelischen Jugendaufbauwerkes<br />
am Brahmsee<br />
und Übungen. Im dritten<br />
theologischen Fächern<br />
zurückgekehrt war und<br />
Ausbildungsjahr folgten<br />
wir beide als „Gehilfen“ in<br />
die sozialpädagogischen<br />
der Jungen-„Familie“ im<br />
Studien zur Erreichung des<br />
Obergeschoss des <strong>Haus</strong>es<br />
staatlichen Wohlfahrtspflegerexamens,<br />
wie Kastanie mit dem Fami-<br />
der<br />
lienleiter Walter Mahnke<br />
unsere ersten praktischen<br />
Übungen als angehende<br />
Sozialpädagogen wagten.<br />
Da Gottfried mehr Schulbildung<br />
mitbrachte, gehörte<br />
es nachmittags zu<br />
seinen Hauptaufgaben, den Jungen bei<br />
ihren schulischen <strong>Haus</strong>aufgaben zu helfen,<br />
denn das Erreichen des Schulzieles<br />
war für die Eltern in der Regel wichtigstes<br />
Anliegen, weshalb sie ihre Sprösslinge<br />
dem <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>e anvertraut hatten.<br />
Die Jungen in der Vorpubertät versuchten<br />
natürlich in dem damals im <strong>Rauhe</strong>n<br />
<strong>Haus</strong> noch recht straffen Familien-Alltag,<br />
ihre Grenzen auszutesten, was für uns<br />
junge Brüder oft eine große Herausfor-<br />
Gottfried Wendt<br />
geboren am<br />
5. September 1933<br />
verstorben am<br />
31. Januar <strong>2013</strong><br />
derung bedeutete. Gottfried blieb dabei<br />
stets gelassen und ruhig.<br />
Wenn die Jungen vormittags in der<br />
Schule waren, „drückten“ auch wir Brü-<br />
Berufsabschluss<br />
damals<br />
hieß. Wir waren – zeitweilig<br />
wechselnd – etwa ein<br />
Dutzend in unserem Jahrgang.<br />
Gottfried war geprägt<br />
durch seine große Geschwisterschar<br />
und das vom Vater aus<br />
christlicher Motivation familiär geführte<br />
private Kinderheim in Alveslohe, in dem<br />
zeitweilig bis zu 200 Menschen zusammen<br />
lebten. Seine leibliche Mutter hatte<br />
er verloren als er erst zweieinhalb Jahre<br />
alt war. Einmal nahm Gottfried mich<br />
nach Alveslohe mit, wo ich auch seinen<br />
Vater kennen lernen durfte. Diesen gutmütigen<br />
Patriarchen habe ich als einen<br />
großen, kräftigen Mann, also einen sogenannten<br />
„staatschen Kerl“ in Erinnerung,<br />
der mit seinen lebendigen Augen alles<br />
auf dem Hof im Blick hatte. Mehrere Rauhaus-Brüder<br />
erzählten mir, dass sie auf<br />
dem Alvesloherhof auch Freizeiten mit<br />
ihren Kinder- und Jugendgruppen durchführten.<br />
legialer und brüderlicher Gemeinschaft<br />
im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>e bis zu den Examina im<br />
Frühjahr 1959 zusammen. Dann starteten<br />
wir getrennt ins Berufsleben, Gottfried<br />
als Gemeindediakon auf der Veddel<br />
im Wirkungsbereich der Pastoren Wienberg<br />
und Spier. Hier lernte er seine Ingeborg<br />
kennen, die im dortigen Kindertagesheim<br />
als Kinderpflegerin wirkte. 1963<br />
heirateten beide in Alveslohe. Sie wurden<br />
Eltern eines Sohnes und einer Tochter.<br />
Gottfried behielt stets intensiven<br />
Kontakt zu seinen neun Geschwistern.<br />
Mehrmals flog er sogar zusammen mit<br />
Ingeborg nach Namibia, um seine dort<br />
lebende Schwester zu besuchen.<br />
Einige Jahre nach der gemeinsamen<br />
Zeit im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> traf ich Gottfried<br />
Anfang der 1960er Jahre auf der Durchreise<br />
von Westfalen gen Norden in Holm-<br />
Seppensen, wo seine Veddel-Kirchengemeinde<br />
ein Freizeitheim betrieb. Er war<br />
sich nicht zu schade, an dem <strong>Haus</strong>e selbst<br />
mit Farbeimer und Pinsel handwerklich<br />
tätig zu werden, um das <strong>Haus</strong> in Schuss<br />
zu halten.<br />
1968 wechselte Gottfried zur Ansgar-<br />
Kirchengemeinde in Langenhorn, wo er<br />
zunächst als Gemeindediakon, später in<br />
der Gemeindeverwaltung tätig wurde.<br />
Seitdem waren die Wendts – auch noch<br />
im Ruhestand – eng mit dieser Kirchengemeinde<br />
verbunden.<br />
Als wir nach zehnjährigem Wirken in<br />
Westfalen wieder nach Hamburg zurückgekehrt<br />
waren, übernahm Gottfried das<br />
1972 von Propst Prehn getauft wurde. So<br />
blieben wir über die Jahrzehnte in engerer<br />
Verbindung.<br />
Besonders an den Brüder- und Schwestertagen<br />
trafen wir uns an den Abenden<br />
der Begegnung in Abständen immer<br />
wieder in der Gemeinschaft unseres Abschlussjahrgangs.<br />
Ein Jahr nach seiner Pensionierung im<br />
Jahre 1998 zogen Gottfried und Ingeborg<br />
in das gerade frei gewordene Pastorat<br />
der Schröderstiftung am Kiwittsmoor.<br />
Beide waren seither stark für den Seniorenkreis<br />
der Brüder- und Schwesterschaft<br />
engagiert und beteiligten sich auch aktiv<br />
an den Vorbereitungen und der Gestaltung<br />
der jährlichen Studienreisen der Seniorenreise.<br />
Gerd Junior ergänzt: <strong>Der</strong> Seniorentreff<br />
lag Gottfried sehr am Herzen. Er besuchte<br />
die Treffen ebenso engagiert wie die<br />
Zusammenkünfte des Konviktes. Mit ihm<br />
konnte man rechnen. In den letzten Jahren<br />
übernahm er Leitungsaufgaben im<br />
Vorbereitungskreis des Seniorentreffs<br />
und organisierte die jährlichen Seniorenreisen<br />
mit. So auch die letzte Reise nach<br />
Kelbra am Kyffhäusergebirge. Zusammen
persönliches<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
persönliches<br />
weiteren Planungen des Seniorentreffs<br />
interessiert Anteil. Gottfried hat sich um<br />
die Hamburger Senioren der Brüder- und<br />
Schwesternschaft sehr gekümmert.<br />
Am 14. Februar <strong>2013</strong> verabschiedeten<br />
wir uns in einer großen Trauergemeinde<br />
in der Ansgar-Kirche in Langenhorn von<br />
sung und Lehrtext am Vortag seines<br />
Sterbens: „Weigere dich nicht, dem Bedürftigen<br />
Gutes zu tun, wenn deine Hand<br />
es vermag“, Sprüche Salomo 3,27 und Jak.<br />
1, 22: „Seid Täter des Worts und nicht Hörer<br />
allein; sonst betrügt ihr euch selbst.“<br />
<strong>Das</strong> hat Peter Reher gelebt: In unserer<br />
mit Ingeborg machte er sich wie immer<br />
per Bahn auf den Weg, um ein passendes<br />
Hotelquartier zu finden. Wir fühlten uns<br />
im gefundenen „Kaiserhof“ sehr wohl.<br />
Leider musste Gottfried kurz vor der<br />
Reise aus Krankheitsgründen absagen.<br />
Mit einer Spende für ein paar Extras er-<br />
50<br />
freute er die Reisegruppe. So haben ihn Gottfried Wendt. Anschließend wurde er<br />
Klasse, im Erziehungsdienst des <strong>Rauhe</strong>n Die Beschreibung von Peters Persönlichkeit<br />
wäre unvollständig, blieben sein<br />
wohl viele kennen und schätzen gelernt: auf der Grabstätte seiner Langenhorner<br />
<strong>Haus</strong>es, in seiner Familie, in der Nachbarschaft,<br />
51<br />
Er konnte abgeben und loslassen. Auch Kirchengemeinde in Ohlsdorf zur letzten<br />
gegenüber seinen<br />
Humor, sein herzerfri-<br />
als seine Schritte beschwerlicher und die Ruhe gebettet.<br />
Freunden und Kollegen,<br />
schendes Lachen, seine<br />
Wege kürzer wurden, nahm er an den<br />
Jürgen Ruszkowski<br />
gegenüber Kleinen und<br />
Freude an Büchern, Reisen<br />
Großen. Für alle fühlte er<br />
und an gutem Essen, seine<br />
persönliche und berufliche<br />
Freude an seinen Enkel-<br />
Verantwortung.<br />
kindern, an seinen Kin-<br />
Und immer alles mit<br />
dern und an seiner lieben<br />
großem Einsatz, mit akribischem<br />
Frau Margot unerwähnt.<br />
Studium der<br />
Sein jahrelanges über-<br />
Gesetzeslage für Anträge<br />
großes Arbeitspensum<br />
Nachruf für Bruder Peter Reher<br />
In diesem ersten Jahr ohne Peter Reher<br />
bin ich traurig und zugleich dankbar für<br />
die Verbundenheit, die ich mit ihm in<br />
über vierzig Jahren erleben durfte.<br />
Was ist das für eine beglückende Erfahrung,<br />
in seinem Tun, Denken und Glauben<br />
in all den Höhen und Tiefen des Lebens in<br />
solch eine Freundschaft eingebunden zu<br />
sein.<br />
Zwischen unseren Begegnungen lagen<br />
oft Monate, manchmal auch ein Jahr.<br />
Doch bei jeder Begegnung war es so, als<br />
wenn wir erst gestern zusammen gewesen<br />
wären.<br />
Alles begann im Herbst 1964 auf dem<br />
Kattendorfer Hof im damals obligatorischen<br />
Vorpraktikum. Die tausend Erlebnisse<br />
zum Lachen und zum Ärgern. <strong>Der</strong><br />
Wechsel von Nähe und Distanz im sechsjährigen<br />
Miteinander im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>.<br />
Lehr- und Lerninhalte der Diakonenausbildung,<br />
besonders geprägt von Persönlichkeiten<br />
wie Propst Prehn, Bruder<br />
Max Lung und Sozialpastor Nerling. <strong>Der</strong><br />
Aufbruch der siebziger Jahre mit neuen<br />
Konzeptionen in den Arbeitsfeldern von<br />
Diakonie und Sozialarbeit, gefordert und<br />
gefördert vom Staat.<br />
Was Peter Reher ein Leben lang umtrieb,<br />
fand ich zusammengefasst in Lo-<br />
und Widersprüche.<br />
<strong>Das</strong> hat Peter Reher gelebt<br />
in Neumünster in seinen<br />
23 Dienstjahren, wo er<br />
als Einrichtungsleiter des<br />
Diakonischen Werkes aus<br />
einem Heim mit schlechtem<br />
Ruf und mit einem überalterten Erziehungskonzept<br />
ein neues Kinder- und<br />
Jugendzentrum mit dezentral untergebrachten<br />
Familiengruppen geformt und<br />
später ein Ausbildungszentrum hinzugefügt<br />
hat.<br />
In dieses Arbeitsprojekt flossen Erfahrungen<br />
und Fachwissen aus seinem<br />
Glauben, aus dem Sozialpädagogikstudium,<br />
aus seinem praktischen Lernberuf<br />
als Handwerker mit ein. Mit viel Herzblut<br />
Peter Reher<br />
geboren am<br />
6. Mai 1944<br />
verstorben am<br />
31. Dezember 2012<br />
und Zeitaufwand leitete und begleitete<br />
er die konfliktreichen Umstellungsprozesse<br />
des neuen Jugendhilfezentrums.<br />
Peter Reher beschloss seinen diakonischen<br />
Dienst mit einer sechsjährigen Tätigkeit<br />
in der Behindertenhilfe in Schwerin.<br />
blieb nicht ohne Spuren.<br />
Schwere und schmerzreiche<br />
Erkrankungen warfen<br />
ihn immer öfter auf das<br />
Krankenlager. 2002 musste<br />
Peter sich einer Operation<br />
unterziehen, die eine<br />
langjährige Nachbehandlung nach sich<br />
zog.<br />
Im Juli 2012 wusste Peter, dass er den<br />
Kampf gegen den Krebs verloren hatte.<br />
Die Briefe, die viele Jahre bis Weihnachten<br />
2012 hin- und hergingen, sind<br />
für mich bleibende Dokumente der brüderlichen<br />
Verbundenheit. Sie machen<br />
dankbar, traurig und lassen zugleich Gesprächsinhalte<br />
wieder lebendig werden.<br />
Jürgen Dunker
persönliches<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
persönliches<br />
Nachruf für Dr. theol. Dietrich Schmidt<br />
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst;<br />
ich habe dich bei deinem Namen gerufen;<br />
du bist mein!<br />
Jesaja 43,1<br />
Die Familie Schmidt wohnte im „Weißen<br />
<strong>Haus</strong>“; sein Vater Dr. Gustav Schmidt<br />
war Oberstudiendirektor im <strong>Rauhe</strong>n<br />
<strong>Haus</strong>, Brüderlehrer und Mitglied des Ver-<br />
52<br />
waltungsrates.<br />
ständnis für den Stand des Diakons zeigt Bruder Schmidt die Suchtberatungsstelle<br />
So ist die Traueranzeige des Kirchenkreises<br />
Einige Brüder aus unserem Konvikt<br />
53<br />
Laatzen-Springe und<br />
erinnern sich noch gut<br />
der St. Andreas-Kirchengemeinde<br />
an seinen Unterricht. So<br />
Springe über-<br />
führte Vater Schmidt auch<br />
schrieben. Unser Freibruder<br />
Brüder zur allgemeinen<br />
Dr. Johann Dietrich<br />
Schulreife als Vorausset-<br />
Schmidt war von 1974 bis<br />
zung für die Aufnahme in<br />
zu seinem Eintritt in den<br />
die Diakonenausbildung.<br />
Ruhestand 1988 Superintendent<br />
Bruder Schmidt wurde<br />
des damaligen<br />
nach seinem Studium der<br />
Kirchenkreises Springe<br />
Theologie und Promotion<br />
am Deister. „Die Verkündigung<br />
des Evangeliums<br />
war die tragende Mitte<br />
seines epholalen und<br />
pastoralen Dienstes. Die,<br />
die ihn damals gekannt<br />
haben, denken gern und<br />
dankbar an ihn und sein treues und verlässliches<br />
Wirken zurück.“ So heißt es in<br />
dieser Anzeige.<br />
Als ich Bruder Schmidt bei einem Konvikttreffen<br />
kennenlernte, erzählte er<br />
gern, warum es ihm wichtig war, der Brüder-<br />
und Schwesternschaft des <strong>Rauhe</strong>n<br />
<strong>Haus</strong>es anzugehören. Er war ein „Kind<br />
des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es“.<br />
Geboren wurde er am 20. Dezember<br />
1923, und er wuchs im <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> auf.<br />
Dr. Dietrich Schmidt<br />
geboren am<br />
20. Dezember 1923<br />
verstorben am<br />
3. Dezember 2012<br />
zum „Dr. theol.“ – zuletzt<br />
in Erlangen – am 30. November<br />
1952 in Hamburg<br />
ordiniert und 1954 Pastor<br />
in Groß Borstel. 1957 wechselte<br />
er zur Apostelkirche<br />
in Hamburg-Eimsbüttel.<br />
1965 zog Familie Schmidt nach Celle.<br />
Er wurde dort Dozent für systematische<br />
Theologie im damaligen Pfarrvikarseminar<br />
und schließlich 1974 Superintendent<br />
in Springe.<br />
Von 1957 bis 1965 waren die Brüder Dr.<br />
Dietrich Schmidt und Horst Schönrock<br />
gemeinsam in der Apostelkirchengemeinde<br />
tätig. Es wird eine fruchtbare und<br />
brüderliche Zusammenarbeit gewesen<br />
sein, denn Bruder Schönrock sandte 1964<br />
ein ausführliches Empfehlungsschreiben<br />
an Propst Prehn. Er bat um die Aufnahme<br />
von Dietrich Schmidt als Freibruder in die<br />
Brüderschaft des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es, was<br />
dann auch in dem selben Jahr geschah.<br />
Bruder Schönrock hob darin hervor, „dass<br />
Pastor Dr. Schmidt ein besonderes Ver-<br />
und als Vorsitzender in seiner Kirchengemeinde<br />
sich besonders dafür eingesetzt<br />
hat, die Eigenständigkeit des Diakonenamtes<br />
zu verwirklichen.“<br />
„Bedeutung und Grenzen der Brüderschaft<br />
– eine biblisch theologische Besinnung“<br />
unter dieser Überschrift referierte<br />
er anlässlich des Brüdertages am<br />
9. Oktober 1974. Ich zitiere: „Ausüben der<br />
Sendung im Sinne von innerer und äußerer<br />
Mission ist nur möglich aus einer<br />
intakten Bruderschaft. Je mehr Offenheit<br />
und Einsatz nämlich von einer solchen<br />
Bruderschaft zu verzeichnen ist, desto lebendiger<br />
ist diese Brüderschaft. Aber das<br />
gilt auch umgekehrt. Nur eine lebendige<br />
Bruderschaft kann sich wirklich einsetzen<br />
und offen sein für die Probleme der<br />
Zeit, ohne Gefahr zu laufen, von diesen<br />
Problemen verschlungen zu werden.“<br />
(Seite 4.C.2) Sind diese Worte nicht in<br />
heutiger Zeit für die Brüder- und Schwesternschaft<br />
noch aktuell?<br />
Es mag auch an seiner Herkunft aus<br />
dem <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong> gelegen haben, dass<br />
ihm als Superintendent in Springe die<br />
Diakonie sehr am Herzen lag. Es war ihm<br />
wichtig, die vakante Stelle für die Kirchenkreissozialarbeit<br />
wieder zu besetzen,<br />
damit im Kirchenkreis die allgemeine<br />
kirchliche Sozialberatung und weitere<br />
Fachberatungsdienste angeboten sowie<br />
diakonische Projekte in Zusammenarbeit<br />
mit den Kirchengemeinden neu entwickelt<br />
werden konnten.<br />
Für den Bereich der Suchtberatung hat<br />
Springe ins Leben gerufen.<br />
Gerne hätte er auch die Sozialstation,<br />
wie sie in den siebziger Jahren in ganz<br />
Niedersachsen entstanden, in kirchlich<br />
diakonischer Trägerschaft gesehen. Doch<br />
den Zuschlag erhielt damals das Deutsche<br />
Rote Kreuz.<br />
Im Gemeindebrief für St. Andreas und<br />
St. Petrus in Springe fand ich einen Nachruf<br />
von Superintendent i. R. Christian<br />
Klatt und zitiere daraus: („Doppelpunkt<br />
Nr. 1 <strong>2013</strong>“): „Diese 14 Jahre waren geprägt<br />
von mancherlei Umbrüchen in Kirche<br />
und Gesellschaft. [...] Da war Superintendent<br />
Schmidt mit seiner ruhigen und<br />
ausgleichenden Art am richtigen Platz.<br />
Die Verkündigung des Evangeliums war<br />
für ihn die tragende Mitte seines ephoralen<br />
und pastoralen Dienstes. Im Umgang<br />
mit Menschen verband er hanseatischen<br />
Stil mit freundlicher Zuwendung und<br />
herzlicher Fröhlichkeit ...<br />
Die letzten Jahre seines Lebens waren<br />
von zunehmender körperlicher und geistiger<br />
Hinfälligkeit gezeichnet, so dass er<br />
schließlich in ein Pflegeheim in Marklohe<br />
aufgenommen werden musste. Nun<br />
ist er durch einen friedlichen Tod erlöst<br />
und heimgerufen in Gottes Frieden. Am
persönliches <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
54<br />
8. Dezember ist er auf dem Friedhof in<br />
Schweringen, dem Wohnort seiner Tochter<br />
Anke-Maria, beigesetzt worden.“<br />
Denken wir an ihn, der auf seine Art<br />
zeitlebens Rauhhäusler war, mit den<br />
Worten aus dem 1. Korintherbrief 1,9, die<br />
Familie Schmidt über seine Todesanzeige<br />
gesetzt hat:<br />
„Gott ist treu, durch welchen ihr berufen<br />
seid zur Gemeinschaft seines Sohnes<br />
Jesu Christi, unseres Herrn.“<br />
Günter Zimmermann
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
Termine<br />
Termine<br />
Januar<br />
April<br />
2. ___ Neujahrssegen, Altes <strong>Rauhe</strong>s<br />
<strong>Haus</strong><br />
20. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />
zu Hamburg<br />
25.–27. Einkehrtage, Fleestedt<br />
26. ___ Konvikttreffen Schleswig-<br />
Holstein Nord<br />
Februar<br />
2. ___ Konvikttreffen Schleswig-<br />
Holstein Ost/Bergedorf<br />
2. ___ Konvikttreffen Schleswig-<br />
Holstein Süd/Altona<br />
9. ___ Delegiertenversammlung,<br />
Sieveking-Saal<br />
13. ___ Konvikttreffen Hamburg-West<br />
17. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />
zu Hamburg<br />
20. ___ Konvikttreffen Hamburg-Ost<br />
25.–28. VEDD-Ältestenkonferenz<br />
März<br />
2. ___ Ältestenrat der Brüder- und<br />
Schwesternschaft, Sieveking-<br />
Saal<br />
16. ___ Konvikttreffen Schleswig-<br />
Holstein Nord<br />
17. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />
zu Hamburg<br />
23. ___ Workshop Konvikt-Leitungen,<br />
Sieveking-Saal<br />
25.–10. Urlaub Konviktmeisterin<br />
2.–5. __ Urlaub Diakonenbüro<br />
10. ___ Konvikttreffen Hamburg-West<br />
17. ___ Konvikttreffen Hamburg- Nord<br />
18. ___ Konvikttreffen Hamburg-Ost<br />
19.–21 _ Konviktwochenende<br />
Rheinland-Westfalen<br />
21. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />
zu Hamburg<br />
26.–28. Frühjahrstreffen Konvikt<br />
Ostdeutschland<br />
27. ___ Konvikttreffen Schleswig-Holstein<br />
Süd/Altona<br />
Mai<br />
1.–5. __ Deutscher Evangelischer<br />
Kirchentag <strong>2013</strong> in Hamburg<br />
10.–12. Konviktwochenende<br />
Süddeutschland<br />
19. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />
zu Hamburg<br />
21.–31 _ Urlaub Diakonenbüro<br />
24.–26. Konviktfreizeit Hamburg-Ost<br />
27. ___ Konvikttreffen Schleswig-Holstein<br />
Süd/Altona<br />
Juni<br />
1. ___ Konvikttreffen Schleswig-<br />
Holstein Süd/Altona<br />
8. ___ Konvikttreffen Hamburg-West<br />
12. ___ Konvikttreffen Hamburg-Nord<br />
14.–16. Einsegnungsfreizeit, Domkloster<br />
Ratzeburg<br />
16. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />
zu Hamburg<br />
59
Termine<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong> <strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
Empfehlungen<br />
21.–23. Klosterwochenende Hamburg-<br />
Süd<br />
Juli<br />
1.–8. __ DIAKONIA Weltversammlung<br />
<strong>2013</strong>, Berlin<br />
21. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />
Oktober<br />
11.–13. _ Herbsttreffen Konvikt<br />
Ostdeutschland<br />
11.–13. _ Konviktwochenende<br />
Rheinland-Westfalen<br />
11.–13. _ Konviktwochenende<br />
Süddeutschland<br />
Fabler<br />
<strong>Der</strong> neue Roman von Holger Böwing erzählt<br />
die Geschichte des Johannes Fabler<br />
von dessen Eintritt in den Kindergarten<br />
bis zur Reifeprüfung. Er wächst in den<br />
60<br />
zu Hamburg<br />
16. ___ Konvikttreffen Hamburg-West<br />
1960er und -70er Jahren in einer Kleinstadt<br />
in der Altmark auf. Den Vater lernt ihrem Sohn dabei das konfliktreiche Le-<br />
gründlich zu erfüllen, und mutet sich und<br />
19. ___ Konvikttreffen Schleswig-<br />
61<br />
August<br />
Holstein Süd/Altona<br />
er kaum kennen. Dieser war Lehrer und ben in Parallelwelten (Jugendweihe am<br />
20. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />
hatte sich bei einer Kampfgruppenübung Wohnort und Konfirmation<br />
3. ___ Konvikttreffen Hamburg-Süd<br />
zu Hamburg<br />
eine Verletzung zugezogen, die zum frühen<br />
in „Gnädig“, christ-<br />
Tod führt. Die Mutter, ebenfalls Lehliche<br />
„Rüstzeit“ in „Herr-<br />
9. ___ Konvikttreffen Hamburg-Ost 21. ___ Konvikttreffen Hamburg-<br />
10. ___ Konvikttreffen Hamburg-West<br />
Ost<br />
rerin, ist fortan hauptsächlich Witwe. Ihre lich“ und sozialistischer<br />
17. ___ Konvikttreffen Schleswig-<br />
23. ___ Konvikttreffen Hamburgschwere<br />
„Moll-Sucht“ bestimmt auch Erholungsaufenthalt im<br />
Holstein Süd/Altona<br />
Süd<br />
18. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />
Johannes‘ Alltag in einer DDR-Neubausiedlung,<br />
FDGB-Heim) zu.<br />
zu Hamburg<br />
November<br />
tut aber seiner Neugier auf das Mittels seiner bildhaf-<br />
21. ___ Konvikttreffen Hamburg-Nord<br />
Leben, ja seiner Lebens-Sucht, nur unwesentlich<br />
ten, ausdrucksstarken<br />
30.–1. _ Konviktwochenende<br />
13. ___ Konvikttreffen Hamburg-Nord<br />
Abbruch. Durch intensive, gele-<br />
Sprache baut Böwing ein<br />
Niedersachsen<br />
17. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />
gentlich fast exzessive Teilnahme am Leben<br />
<strong>Haus</strong>, das dem Protago-<br />
Holger Böwing: Fabler<br />
zu Hamburg<br />
Anderer findet auch er holprig, aber nisten – und dem Leser! – 504 Seiten, Hard-<br />
September<br />
18.–21. VEDD-Hauptversammlung und<br />
cover, 28,80 Euro<br />
nachhaltig, seinen Weg.<br />
so viel Schutz gibt, dass er<br />
VEDD-Jubiläum, Berlin<br />
ISBN 978-3-933713-38-4<br />
Gewiss erzählt der vorliegende Roman nicht verzweifelt. Hintergründiger<br />
Humor nimmt der Geschich-<br />
1.–9. __ Seniorenreisen <strong>2013</strong><br />
eine ostdeutsche Lebensgeschichte. Jedoch<br />
war die familiale und institutionelte<br />
die Schwere und lässt die Lektüre auf<br />
8. ___ Einsegnungsgottesdienst,<br />
Dezember<br />
Dreifaltigkeit,<br />
anschließend festliches<br />
2. ___ Konvikttreffen Hamburg-Süd<br />
le Erziehung der 1960er Jahre in ganz kunstvolle Weise belletristisch sein. Leser<br />
Mittagessen im Wichern-Saal 2. ___ Konvikttreffen Schleswig-Holstein<br />
Deutschland am Untertanen-Geist ori-<br />
in Ost und West werden sie mit Gewinn,<br />
13. ___ Geburtstagsfeier: <strong>Das</strong> <strong>Rauhe</strong><br />
Süd/Altona<br />
entiert und auf Anpassung ausgerichtet. hoher innerer Beteiligung und durchaus<br />
<strong>Haus</strong> wird 180 Jahre alt<br />
4. ___ Konvikttreffen Hamburg-West<br />
Bildung war weniger eine Anleitung zum mit Freude lesen – und nicht selten Erfahrungen<br />
15. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche 5. ___ Konvikttreffen Hamburg-Ost<br />
selbstständigen Denken und Handeln als<br />
der eigenen Biografie wiederent-<br />
zu Hamburg<br />
11. ___ Rauhäusler Adventskaffee,<br />
vielmehr die Vermittlung von Wissen und decken.<br />
16.–7. _ Urlaub Diakonenbüro<br />
Wichern-Saal<br />
Kulturtechniken durch Drill. Eine solche Holger Böwing ist kein Deutschlehrer.<br />
27. ___ Semestereröffnungsgottesdienst,<br />
Wichern-Saal<br />
zu Hamburg<br />
15. ___ Gottesdienst Flussschifferkirche<br />
Haltung gegenüber dem Kind verführt Gott sei Dank! Vielmehr steht ihm eine<br />
22. ___ Konvikttreffen Schleswig-Holstein<br />
zum Missbrauch des Erziehungsobjektes. vitale, reife Sprache zur Verfügung, der<br />
Süd/Altona<br />
Geradezu beklemmend gibt der „Fabler“ man die Sprachliebe des Autors sowie<br />
darüber Auskunft. <strong>Das</strong> Buch zeigt, wie das gründliche Lektorat abspürt. <strong>Das</strong><br />
fremdbestimmt Erziehung oft ist. Da-<br />
vorliegende Buch spricht psychologisch,<br />
bei spielt es kaum eine Rolle, ob es sich<br />
um gesellschaftliche Normen der DDR<br />
oder religiöse Normen der Herrnhuter<br />
handelt. Mutter Fabler versucht, beide
Empfehlungen<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> 1/<strong>2013</strong><br />
62<br />
Gottes Häuser<br />
Peter Cordtmann<br />
GottesHäuser im Wandel der Zeit<br />
64 Seiten, 20,5 x 23,5 cm, gebunden, 9,99 Euro<br />
ISBN 978-3-7600-1540-8<br />
pädagogisch und theologisch interessierte<br />
Leserinnen und Leser an, die anspruchsvolle<br />
zeitgenössische Literatur zu<br />
schätzen wissen. Es ist ein lebenskluges<br />
und deshalb weises Buch darüber, wie<br />
Brüche, Gefährdungen und Umwege einem<br />
Leben Tiefe, Reife und Einmaligkeit<br />
geben können. So ist es auch ein Roman<br />
zur Geschichte der Pädagogik in Deutschland.<br />
Und es ist ein hoffnungsvoller, menschenfreundlicher<br />
Roman, der nicht zuletzt<br />
als Urlaubslektüre oder Geschenk<br />
empfohlen werden kann.<br />
Holger Böwing, Jahrgang 1958, legt<br />
nach zahlreichen Kurzgeschichten mit<br />
dem „Fabler“ seinen zweiten Roman vor.<br />
<strong>Der</strong> erste, „Jakob Leising“ (2009), ist bereits<br />
in der zweiten Auflage erschienen<br />
und der Geschichte eines Jungen in einem<br />
DDR-Spezialkinderheim gewidmet.<br />
In beiden Romanen verarbeitet der Autor<br />
Erfahrungen seines beruflichen und<br />
persönlichen Lebens. Er hat von 1980 bis<br />
1984 in Rostock Sonderschulpädagogik<br />
studiert und stand seitdem, ausgelöst<br />
durch die Veröffentlichung eines „politisch<br />
indifferenten“ Gedichtes, unter besonderer<br />
Beobachtung der Stasi.<br />
Seit 1991 leitet er die Förderschule<br />
„Johann Amos Comenius“ in Herrnhut,<br />
Sachsen. Zahlreiche Bühnenstücke und<br />
Lieder zeugen dort von der Vielfalt seines<br />
literarischen Schaffens.<br />
Volker Krolzik<br />
Als Tourist oder Kirchgänger haben Sie<br />
sich sicher diese und ähnliche Fragen<br />
schon gestellt: Warum steht der Altar<br />
häufig im Osten? Was verrät uns die uralte<br />
Symbolsprache der Kirchenräume?<br />
Warum entstanden im 19. Jahrhundert so<br />
viele „mittelalterliche“ Kirchen?<br />
In diesem reich bebilderten Buch finden<br />
Sie zahlreiche Antworten. Es (ent-)<br />
führt auf einen Streifzug durch die mehr<br />
als 1000-jährige Geschichte des Kirchenbaus<br />
und zeigt biblische sowie zeitgeschichtliche<br />
Bezüge auf.<br />
Zu beziehen über die Reise- und Versandbuchhandlung<br />
des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es Hamburg GmbH<br />
Tel. 040/53 53 37-0, Fax 040/53 53 37-21<br />
www.pfarrer-shopping.de<br />
180 Jahre<br />
<strong>Rauhe</strong>s <strong>Haus</strong><br />
Am Freitag, 13. September, wird,<br />
nachdem das fulminante Fest<br />
zum 175. auch schon fünf Jahre<br />
zurückliegt, der Geburtstag<br />
des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es wieder größer gefeiert. Um 11 Uhr findet eine festliche Versammlung<br />
im Wichern-Forum mit Erstem Bürgermeister Olaf Scholz, Bischöfin Kirsten Fehrs und Landespastorin<br />
Annegrethe Stoltenberg statt. Den Hauptvortrag zum Thema „Bürgerschaftliches<br />
Engagement aus christlicher Perspektive“ (Arbeitstitel) wird Prof. Dr. Michael Göring,<br />
Vorstandsvorsitzender der ZEIT-Stiftung, halten. Die anschließende Podiumsdiskussion<br />
wird von Sabine Rückert, stellv. Chefredakteurin der ZEIT, moderiert. Danach wird zu einem<br />
bunten Miteinander mit Begegnungen, Essen und Trinken geladen. Eine Einladung mit<br />
Antwortkarte erfolgt rechtzeitig.<br />
impressum<br />
<strong>Der</strong> <strong>Bote</strong> – Berichte aus der Brüder- und<br />
Schwesternschaft des <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>es – erscheint<br />
zweimal im Jahr.<br />
Herausgegeben von Pastor Dr. Friedemann Green<br />
und Diakonin Claudia Rackwitz-Busse<br />
Redaktion: Johanna Kutzke, Tilman Lutz,<br />
Uwe Mann van Velzen, Claudia Rackwitz-Busse<br />
(verantwortlich), Beate Steitz-Röckener<br />
Kontakt: Beim <strong>Rauhe</strong>n <strong>Haus</strong>e 21, 22111 Hamburg<br />
Tel. 040/655 91-170, Fax 040/655 91-372<br />
diakonenbuero@rauheshaus.de<br />
Für unverlangt eingesandte Beiträge wird keine<br />
redaktionsschluss <strong>Bote</strong> 2/13: 15. Oktober<br />
Verantwortung übernommen. Mit Namen<br />
gekennzeichnete Artikel geben nicht<br />
unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />
Gestaltung und Satz: Johannes Groht<br />
Kommunikationsdesign, Hamburg<br />
Fotos: Gisela Köhler, B.Schmidt, Stephan Wallocha,<br />
Privat<br />
Druck: A. S. Müller Sofortdruck, Hamburg<br />
Konto Brüder- und Schwesternschaft:<br />
Evangelische Darlehnsgenossenschaft Kiel,<br />
BLZ 210 602 37, Konto 80 608<br />
Spendenbescheinigungen auf Wunsch
Sommer<br />
Ein Sommertag / auf Schwalbenflügeln<br />
Wiesenduft / und Schmetterlinge<br />
Sonnenfinger auf / der Haut<br />
Ich knöpfe / meine Seele auf<br />
Monika Peters