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Der Mensch als wärmetechnisches System - Otto-von-Guericke ...

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Prof. Dr.-Ing. E. Specht<br />

Institut für Strömungstechnik und Thermodynamik<br />

<strong>Otto</strong>-<strong>von</strong>-<strong>Guericke</strong>-Universität Magdeburg<br />

<strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong> <strong>als</strong> <strong>wärmetechnisches</strong> <strong>System</strong><br />

(Mess- und Regelungsmechanismus der Betriebstemperatur, Wärmeabgabe, Energieerhaltung,<br />

Gewichtsänderung, Behaglichkeit)<br />

17.05.2005<br />

1


1. Einleitung<br />

<strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong> ist aus technischer Sicht ein biologischer Reaktor mit einer Betriebstemperatur<br />

<strong>von</strong> 37 °C. Da die Umgebungstemperatur des <strong>Mensch</strong>en niedriger ist, gibt er ständig Wärme<br />

ab. Daher muß durch innere Oxidations- (Verbrennungs-) prozesse laufend Energie erzeugt<br />

werden. Wie bei jedem Verbrennungsprozeß werden auch beim <strong>Mensch</strong>en Abfallstoffe<br />

erzeugt. Diese sind fest, flüssig und gasförmig, wobei für jede dieser drei Abfallarten ein<br />

separater Ausgang besteht. Die gasförmigen Emissionen verteilen sich allerdings gelegentlich<br />

auf zwei Ausgänge. Im folgenden steht jedoch nicht die Abfallproblematik sondern der<br />

Energiehaushalt im Vordergrund. <strong>Der</strong> Energiehaushalt und damit das Gewicht sowie die Figur<br />

unterliegt physikalischen Gesetzen und kann mit dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik<br />

erklärt werden. <strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong> reagiert äußerst empfindlich auf Änderungen seiner<br />

Betriebstemperatur. Daher besitzt er ein aufwendiges Meß- und Regelungssystem. Hierauf<br />

wird zunächst eingegangen.<br />

2. Betriebstemperatur des <strong>Mensch</strong>en<br />

Die Reaktionen im menschlichen Körper sind auf eine Kerntemperatur <strong>von</strong> 37 °C eingestellt<br />

mit einer Toleranz <strong>von</strong> etwa +_ 0,5 Kelvin (Grad). Am wärmsten ist es in der Leber und in der<br />

Niere, wo die intensivsten chemischen Reaktionen ablaufen, am kältesten ist die Haut, die<br />

etwa 4 bis 7 Kelvin (Grad) kälter ist. <strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong> ist gegenüber inneren<br />

Temperaturschwankungen sehr empfindlich. Das empfindlichste Organ beispielsweise, das<br />

Gehirn, bricht bei Temperaturen oberhalb <strong>von</strong> 40,5 °C und unterhalb <strong>von</strong> 35 °C zusammen.<br />

Ab einer Temperatur <strong>von</strong> 41 °C beginnen sich die Eiweißstrukturen zu verformen und das<br />

Gewebe zu zerstören. Bei einer Temperatur <strong>von</strong> 34 °C läßt die Aufmerksamkeit nach und man<br />

verliert die Sprache. Unterhalb <strong>von</strong> 33 °C wird der Stoffwechsel reduziert und die Fähigkeit<br />

der Thermoregulation geht verloren. Es besteht dann Lebensgefahr. Bei 27 °C wird man<br />

bewegungsunfähig und bei 25 °C tritt <strong>als</strong> Folge ungenügender Atmung der Tod ein.<br />

3. Meßsystem<br />

Zur Wahrnehmung der Temperatur besitzt der <strong>Mensch</strong> zwei spezielle Sinne, nämlich einen<br />

Kälte- und einen Wärmesinn. Damit hat der <strong>Mensch</strong> mehr <strong>als</strong> die sonst bekannten "fünf"<br />

Sinne. In der Haut befinden sich Wärme- und Kältepunkte, jeder etwa einen<br />

Quadratmillimeter groß. Unter ihnen stecken Nervenzellen, deren innere Chemie sich je nach<br />

Temperatur verändert. Dadurch werden Signale ausgelöst und ans Gehirn geleitet.<br />

Die Sensoren liegen am dichtesten auf den Lippen. Die Dichte beträgt hier 25 Sensoren pro<br />

Quadratzentimeter. Mit den Lippen wird überwacht, daß die Nahrung, die wir zu uns nehmen,<br />

nicht zu heiß oder zu kalt ist. An den Fingern befinden sich noch 5 Sensoren pro<br />

Quadratzentimeter. Mit den Fingern können daher gut Temperaturen getastet werden. Am<br />

Rumpf befindet sich ungefähr nur 1 Sensor pro Quadratzentimeter. Am<br />

temperaturunempfindlichsten sind die Waden. Daher werden zur Fiebersenkung<br />

"Wadenwickel" gemacht, da dort die Wärmeabfuhr am wenigsten bemerkt wird und nicht so<br />

unangenehm ist.<br />

Es gibt wesentlich mehr Kälte- <strong>als</strong> Wärmepunkte. <strong>Der</strong>en Meßgenauigkeit ist sehr hoch, der<br />

Meßbereich ist jedoch relativ klein. Die Kältesensoren besitzen einen Meßbereich <strong>von</strong> etwa<br />

8 °C bis 37 °C und die Wärmesensoren <strong>von</strong> etwa 37 °C bis 50 °C. Unter 8 °C und über 50 °C<br />

besitzt der <strong>Mensch</strong> keinen Temperatursinn mehr sondern empfindet Schmerz. Die<br />

Kältesensoren haben ungefähr bei 25 °C und die Wärmesensoren bei 45 °C ihre höchste<br />

Empfindlichkeit, bei der noch Temperaturunterschiede <strong>von</strong> einem Hundertstel Kelvin<br />

wahrgenommen werden können.<br />

2


4. Mechanismus der Wärmeabgabe<br />

<strong>Der</strong> Körper erzeugt ständig Wärme. Hierzu wird die Nahrung, die wir zu uns nehmen oxidiert<br />

und damit verbrannt. Zur Bewegung der Muskeln und damit zur Erzeugung <strong>von</strong> mechanischer<br />

Energie muß ebenfalls Nahrung verbrannt werden. <strong>Der</strong> Wirkungsgrad der Muskeln ist jedoch<br />

relativ gering. Etwa wie beim Automotor wird nur 20 % der Verbrennungsenergie zur<br />

Bewegung verbraucht. Die restlichen 80 % werden in Wärme umgewandelt und müssen <strong>als</strong><br />

Wärmeverlust an die Umgebung abgeführt werden. Aufgrund unserer Bewegung fällt <strong>als</strong>o<br />

stets Abwärme an.<br />

Wie wird diese Abwärme an die Umgebung abgeführt? Zunächst muß die Wärme aus dem<br />

Inneren an die Oberfläche des Körpers transportiert werden. Dieser Transport wird durch den<br />

Blutkreislauf bewirkt. Zwischen Haut und Unterhaut befindet sich ein dichtes Geflecht <strong>von</strong><br />

Adern und Venen, das lediglich der Wärmeabfuhr dient. Muß mehr Wärme <strong>als</strong> normal<br />

abgeführt werden, steigt die Hauptdurchblutung um das Acht- bis Zwölffache. Dann wird fast<br />

ein Drittel des Blutes an die Oberfläche gepumpt. Die Adern und Venen weiten sich auf.<br />

Dadurch wird die Oberfläche zur Wärmeabgabe vergrößert. Man erkennt diesen Zustand an<br />

einer starken Rotfärbung der Haut. Bei Kälte dagegen verringert sich die Durchblutung der<br />

Haut auf ein Fünftel des Normalwertes. Die Haut sieht folglich kreidebleich aus. Durch<br />

Saunagänge übrigens wird das extreme Weiten der Hautgefäße und das anschließende jähe<br />

Zusammenziehen im Tauchbecken trainiert.<br />

Von der Haut aus wird die Wärme durch Strahlung und durch Konvektion an die Umgebung<br />

abgegeben. Strahlung sind elektromagnetische Wellen, die luftdurchlässig sind und an festen<br />

Wänden absorbiert werden. <strong>Der</strong> Mechanismus des Wärmeübergangs durch Strahlung ist <strong>von</strong><br />

der Strahlung der Sonne her bekannt. Mit Konvektion bezeichnet man die Wärmeabgabe an<br />

das umgebende Medium, in der Regel Luft und beim Baden Wasser. Reicht die Wärmeabgabe<br />

durch Strahlung und durch Konvektion nicht aus, weil beispielsweise die<br />

Umgebungstemperatur zu hoch ist oder weil durch starke Bewegung wie etwa sportliche<br />

Betätigung <strong>von</strong> den Muskeln viel Wärme erzeugt wird, so setzt der Körper <strong>als</strong> weiteres Mittel<br />

der Wärmeabgabe das Schwitzen ein. Durch die Verdunstung des Schweißes (Wasser) wird<br />

dem Körper die überaus hohe Phasenumwandlungswärme vom flüssigen in den<br />

dampfförmigen Zustand entzogen.<br />

Zum Schwitzen besitzt der <strong>Mensch</strong> etwa zwei Millionen Schweißdrüsen. Die größte Dichte an<br />

Drüsen befindet sich am Kopf, da das Gehirn am schützenswertesten ist, die geringste Dichte<br />

befindet sich an den Gliedmaßen. Die Schweißdrüsen an den Handflächen und Fußsohlen<br />

dienen allerdings nicht der Kühlung. Diese Drüsen werden bei Unruhe, Beklemmung und<br />

Angst aktiv und bewirken das sogenannte "psychische Schwitzen". Die Schweißdrüsen in den<br />

Achselhöhlen haben ebenfalls einen anderen Sinn <strong>als</strong> kühlen. Sie erzeugen Duftstoffe mit<br />

ursprünglich sexueller Bedeutung.<br />

Die Aufteilung der verschiedenen Arten der Wärmeabgabe beträgt bei einem ruhenden<br />

<strong>Mensch</strong>en in einer Umgebung <strong>von</strong> 20 °C:<br />

- 46 % Strahlung<br />

- 33 % Konvektion<br />

- 19 % Schwitzen<br />

- 2 % Atmung.<br />

Bei einer Veränderung der oben genannten Voraussetzungen verschieben sich die Anteile.<br />

Herrscht ein starker Wind, so erhöht sich der Anteil der Konvektion. Dadurch kommt es uns<br />

bei dieser Wetterbedingung kälter vor. Bei sportlicher Betätigung steigt der Anteil des<br />

Schwitzens.<br />

3


5. Höhe der Wärmeabgabe<br />

Die Höhe der biologisch notwendigen Wärmeabgabe hängt im wesentlichen<br />

- <strong>von</strong> der Schwere der Tätigkeit und<br />

- <strong>von</strong> der Größe der Körperfläche und damit <strong>von</strong> der Körpergröße des <strong>Mensch</strong>en ab.<br />

Im Bild 1 ist der abgegebene Wärmestrom eines <strong>Mensch</strong>en mit Normgröße (75 kg)<br />

dargestellt, und zwar in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Umgebungstemperatur mit der Schwere der<br />

Tätigkeit <strong>als</strong> Parameter. <strong>Der</strong> Normmensch gibt demnach <strong>als</strong> Mindestwert während ruhigem<br />

Sitzen bei Umgebungstemperaturen oberhalb 16 °C einen Wärmestrom <strong>von</strong> 120 W ab<br />

(durchgezogene Linie). Dieser Wert ist hierbei unabhängig <strong>von</strong> der Umgebungstemperatur.<br />

Unterhalb 16 °C nimmt der Wärmestrom mit abnehmender Umgebungstemperatur etwas zu.<br />

Die untere gestrichelte Linie des schraffierten Gebietes gibt die Wärmeabgabe durch<br />

Strahlung und Konvektion wieder. Diese Art der Wärmeabgabe nimmt mit der<br />

Umgebungstemperatur bis zum Wert null bei 36 °C ab. Hat die Umgebung nämlich die<br />

Körpertemperatur erreicht, kann folglich durch Strahlung und Konvektion keine Wärme mehr<br />

abgeführt werden. Bei solch hohen Umgebungstemperaturen wird die Wärme ausschließlich<br />

durch Schwitzen abgeführt. <strong>Der</strong> schraffierte Bereich gibt die Höhe dieser Art der<br />

Wärmeabgabe an. In einer Umgebung mit Temperaturen oberhalb 37 °C kann <strong>als</strong>o die Wärme<br />

nur noch durch Schwitzen abgeführt werden. Bei mittelschwerer Arbeit verdoppelt sich<br />

ungefähr die Wärmeabgabe des <strong>Mensch</strong>en gegenüber dem ruhigen Sitzen, da die Muskeln,<br />

wie bereits erwähnt, zu 80 % Abwärme erzeugen. Bei schwerer Arbeit kann die Wärmeabgabe<br />

auf ca. 300 W ansteigen. Trainierte Sportler können noch höhere Leistungen erzeugen.<br />

Bild 1: Wärmeabgabe des <strong>Mensch</strong>en (75 kg)<br />

<strong>Der</strong> abgeführte Wärmestrom Q . des menschlichen Körpers läßt sich mathematisch durch den<br />

Newtonschen Ansatz beschreiben:<br />

Q . = k · A · (ϑ Haut - ϑ Umgeb. ) . (1)<br />

4


Hierbei bedeutet k den Wärmedurchgangskoeffizient, A die Körperoberfläche, ϑ Haut die<br />

Temperatur der Hautoberfläche und ϑ Umgeb. die Temperatur der Umgebung. Die<br />

Wärmeabgabe des <strong>Mensch</strong>en ist <strong>als</strong>o proportional seiner Oberfläche und damit <strong>von</strong> der<br />

Körpergröße abhängig. Die Oberfläche eines normalen <strong>Mensch</strong>en beträgt ungefähr 2 m 2 .<br />

Große <strong>Mensch</strong>en geben demnach mehr Wärme ab und müssen folglich mehr Energie mit der<br />

Nahrung zu sich nehmen, kleine <strong>Mensch</strong>en entsprechend weniger. Aus der obigen Gleichung<br />

ist weiterhin ersichtlich, daß der <strong>Mensch</strong> umso mehr Wärme abgeben würde je kälter die<br />

Umgebung ist. <strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong> gleicht diesen Effekt aus, indem er den<br />

Wärmedurchgangskoeffizienten entsprechend verringert. Dieser sogenannte k-Wert ist ein<br />

Maß für die Wärmeisolierung. Ein nackter <strong>Mensch</strong> hat beispielsweise einen k-Wert <strong>von</strong><br />

ungefähr 10 W/(m 2·K). Damit ergibt sich aus der obigen Gleichung der Wärmestrom <strong>von</strong> 120<br />

W für eine Umgebungstemperatur <strong>von</strong> 26 °C. Bei dieser Temperatur fühlt sich der <strong>Mensch</strong> im<br />

Mittel am wohlsten. Bei höheren Temperaturen setzt vermehrtes Schwitzen ein. Unterhalb<br />

dieser Temperatur muß der <strong>Mensch</strong> seinen k-Wert verringern, um der erhöhten Wärmeabgabe<br />

entgegen zu wirken. Den k-Wert verringert man bekanntlich durch die Art der Kleidung.<br />

Durch normale Kleidung beispielsweise wird der k-Wert halbiert, durch warme Kleidung um<br />

2/3 gesenkt.<br />

6. Energiebilanz des <strong>Mensch</strong>en<br />

Täglicher Energiebedarf<br />

Wie aus Bild 1 ersichtlich ist, gibt ein durchschnittlich großer <strong>Mensch</strong> bei leichter Tätigkeit<br />

einen Wärmestrom <strong>von</strong> ungefähr 120 W ab. Damit ergibt sich eine über den Tag (24 Stunden)<br />

abgegebene Wärmemenge (durch Multiplikation mit 24 h) <strong>von</strong> ungefähr<br />

2,9 kWh pro Tag.<br />

Dies ist eine relativ kleine Energiemenge. Dieselbe Menge an Energie wird beispielsweise<br />

verbraucht, wenn eine Glühbirne <strong>von</strong> 120 W den ganzen Tag brennt. <strong>Der</strong> Wert dieser Energie<br />

liegt unter Zugrundelegung eines Strompreises <strong>von</strong> 30 Pf je Kilowattstunde bei 90 Pf.<br />

Die obige abgeführte Energiemenge beträgt in einer anderen Einheit dargestellt<br />

2500 kcal pro Tag.<br />

Diese Energiemenge muß der durchschnittliche <strong>Mensch</strong> dem Körper jeden Tag mit der<br />

Nahrung wieder zuführen.<br />

Verminderte Energiezuführung (Gewichtsabnahme)<br />

Was passiert nun, falls dem Körper mit der Nahrung weniger <strong>als</strong> diese 2500 kcal pro Tag<br />

zugeführt werden? Da der Körper die 2500 kcal unbedingt zur Verbrennung und damit zur<br />

Aufrechterhaltung seiner Temperatur benötigt, muß er die Differenz zwischen benötigter und<br />

zugeführter Energie aus seiner gespeicherten Energiemenge decken. Dieses entspricht der<br />

Energieerhaltung, die ein Naturgesetz ist und <strong>als</strong> 1. Hauptsatz der Thermodynamik bezeichnet<br />

wird. In allgemeiner Form besagt dieses Gesetz, daß die Differenz aus zu- und abgeführter<br />

Energie gleich der Zu- oder Abnahme der gespeicherten Energie sein muß.<br />

<strong>Der</strong> Körper speichert Energie in Form <strong>von</strong> Fettpolstern. Fett ist ein Stoff mit überaus hohem<br />

Energiegehalt und besitzt eine Verbrennungswärme <strong>von</strong> rund 8000 kcal pro Kilogramm.<br />

Wenn man <strong>als</strong>o einen Tag lang keine Energie zuführt (Nulldiät), baut der Körper 300 Gramm<br />

5


Fett ab. Dies ist die maximale Gewichtsabnahme, die man pro Tag erreichen kann! Mehr<br />

kann man aus physikalischen Gründen (Energieerhaltung) nicht abnehmen.<br />

Aus obigen Ausführungen wird deutlich, daß der Körper (zwangsläufig!) Fett und damit<br />

Gewicht abbauen muß, falls ihm mit der Nahrung keine Energie zugeführt wird. Unter<br />

Nahrung wird Essen und Trinken verstanden. Insbesondere über zucker- und alkoholhaltige<br />

Getränke wird dem Körper oftm<strong>als</strong> viel Energie zugeführt. Ein <strong>Mensch</strong> mit beispielsweise<br />

30 kg Übergewicht müßte 100 Tage lang fasten, um Normalgewicht zu erreichen. Er könnte<br />

aus energetischer Sicht einen Winterschlaf halten, ohne zu verhungern. Dieses ist jedoch<br />

stofflich nicht möglich, da der <strong>Mensch</strong> durch Schwitzen Wasser und damit auch Salze und<br />

Miner<strong>als</strong>toffe verliert. Tiere, die einen Winterschlaf halten, können daher nicht schwitzen.<br />

Falls dem Körper <strong>als</strong>o genügend Wasser, Mineralien und auch Vitamine zugeführt werden, ist<br />

ein Fasten bei gesunden <strong>Mensch</strong>en unbedenklich! Erst wenn alle Fettreserven aufgebraucht<br />

sind, wird Fasten gefährlich: <strong>Der</strong> Körper baut dann nämlich Muskeln zur Energieerzeugung<br />

ab. <strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong> kann sehr lange Fasten ohne zu verhungern, sofern ausreichend Flüssigkeit<br />

zugeführt wird. Dies ist in der Praxis oftm<strong>als</strong> bewiesen worden: Auf makabre Weise in<br />

Gefangenen- und Konzentrationslagern, bei Hungerstreiks und bei radikalen Kuren zum<br />

Abspecken, bei denen oft ein Jahr lang gefastet wurde.<br />

Schlankheitsmittel versprechen oft höhere Gewichtsabnahmen pro Tag <strong>als</strong> 300 Gramm. Diese<br />

Mittel enthalten Stoffe, die Wasser aus dem Gewebe ziehen, das dann über den Harnweg<br />

ausgeschieden wird. Da der Körper zu 60 % aus Wasser besteht, kann durch Wasserentzug<br />

eine schnelle Gewichtsreduzierung vorgetäuscht werden. Ein gesunder Körper lagert das<br />

Wasser nach Absetzung der Präparate wieder an. Eine echte Gewichtsabnahme kann <strong>als</strong>o nur<br />

durch Fettabbau und damit Fasten erreicht werden. Andere Schlankheitsmittel enthalten daher<br />

Appetitzügler und/oder Stoffe, die im Magen aufquellen und somit ein Sättigungsgefühl<br />

hervorrufen.<br />

Vermehrte Energiezuführung (Gewichtszunahme)<br />

Was passiert nun, wenn man mit der Nahrung mehr <strong>als</strong> die 2500 kcal pro Tag zur Deckung<br />

der Wärmeverluste dem Körper zuführt? Entsprechend der Energieerhaltung (1. Hauptsatz der<br />

Thermodynamik) wird dann die Differenz zwischen der zugeführten und abgeführten Energie<br />

gespeichert, und zwar in Form <strong>von</strong> Fett. Falls man permanent mehr Energie <strong>als</strong> 2500 kcal pro<br />

Tag zuführt, wird solange Fett angesetzt, bis ein neuer Gleichgewichtszustand erreicht ist.<br />

Dieser Zustand ist dann gegeben, wenn entsprechend Gleichung (1) sich die Oberfläche des<br />

menschlichen Körpers so vergrößert hat, daß die zugeführte Energie wieder an die Umgebung<br />

abgeführt werden kann. Nimmt man beispielsweise durchschnittlich 3000 kcal pro Tag zu<br />

sich, stellt sich der neue Gleichgewichtszustand bei einer um 20 % vergrößerten<br />

Körperoberfläche ein.<br />

Da bei Übergewicht mehr Wärme abgeführt werden muß, wird ein höherer Blutkreislauf<br />

benötigt, um die Wärme aus dem Inneren des Körpers an die Hautoberfläche zu<br />

transportieren. Folglich wird das Herz stärker <strong>als</strong> im Normalfall belastet. Dies ist mit ein<br />

wesentlicher Grund, warum Übergewichtige besonders stark <strong>von</strong> Herz-Kreislauf-<br />

Erkrankungen, Bluthochdruck, Cholesterin, Diabetis, Arteriosklerose, u.s.w. betroffen sind<br />

und dadurch eine geringere Lebenserwartung besitzen.<br />

Einfluß des Stoffwechsels<br />

Wie aus den bisherigen Ausführungen ersichtlich ist, muß ein durchschnittlich großer <strong>Mensch</strong><br />

bei leichter Tätigkeit zwangsläufig abnehmen, falls er weniger <strong>als</strong> 2500 kcal pro Tag mit der<br />

Nahrung zu sich nimmt. Falls er mehr Kilokalorien zuführt, wird er zwangsläufig<br />

6


übergewichtig. Häufig wird behauptet, daß dieses nicht stimmen können, da die <strong>Mensch</strong>en<br />

einen unterschiedlichen "Stoffwechsel" hätten. So soll der eine <strong>Mensch</strong> zunehmen, weil er<br />

angeblich alles verwerten kann, ein anderer <strong>Mensch</strong> jedoch trotz gleicher Nahrungsaufnahme<br />

schlank bleiben. <strong>Der</strong> Wirkungsgrad der Verbrennung sei <strong>als</strong>o bei den <strong>Mensch</strong>en verschieden.<br />

Betrachten wir in diesem Zusammenhang die menschliche Entwicklungsgeschichte. Während<br />

einer mehr <strong>als</strong> 100 000jährigen Evolution hatte der <strong>Mensch</strong> stets unter Mangelernährung zu<br />

leiden, zumindest nach der Völkerwanderung in unseren Breiten. Im Mittelalter sind mehr<br />

<strong>Mensch</strong>en verhungert <strong>als</strong> durch Krankheiten und Kriege gestorben. <strong>Der</strong> menschliche<br />

Organismus hat sich daher, ebenso wie der tierische Organismus, dahingehend entwickelt, die<br />

zugenommene Nahrung vollständig verwerten zu können. Daher kann er auch in Phasen eines<br />

Nahrungsüberschusses diesen sofort in Fett umwandeln und speichern. Ein permanentes<br />

Überangebot an Nahrung steht den <strong>Mensch</strong>en, und auch nur denen der Industrienationen, erst<br />

seit etwa 40 Jahren zur Verfügung - ein winziger Zeitraum der <strong>Mensch</strong>engeschichte. Lediglich<br />

ein kranker Organismus kann die Nahrung nicht vollständig verwerten. Beispielsweise bei<br />

einer Erkrankung der Galle wird Fett zum Teil unverdaut ausgeschieden, was dann an einer<br />

hellgelblichen Färbung des Stuhls zu erkennen ist.<br />

Kleinere individuelle Unterschiede in der Nahrungsverwertung gibt es dennoch, die jedoch<br />

eine andere Ursache haben. <strong>Der</strong> Magen-Darmtrakt kann manche Lebensmittel nur verwerten,<br />

wenn diese ausreichend zerkleinert sind. So können beispielsweise ganze Getreidekörner nicht<br />

verdaut werden. Bei <strong>Mensch</strong>en, die ihre Nahrung <strong>als</strong>o nur flüchtig und grob zerkauen, können<br />

daher Teile unverdaut wieder ausgeschieden werden. <strong>Der</strong> Anteil dieser Lebensmittel an<br />

unserer gesamten Nahrung ist allerdings so gering, daß dieser unwesentlich zu Unter- oder<br />

Übergewicht beiträgt. <strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong> hat keine Möglichkeit, überschüssige Nahrung wieder<br />

auszuscheiden.<br />

7. Individueller Energieverbrauch<br />

<strong>Der</strong> individuelle Energieverbrauch eines jeden <strong>Mensch</strong>en kann sehr unterschiedlich sein, wie<br />

in den bisherigen Ausführungen gezeigt wurde. Die wichtigsten Ergebnisse werden im<br />

folgenden zusammengefaßt:<br />

- <strong>Der</strong> Energieverbrauch des <strong>Mensch</strong>en wird im wesentlichen durch seine Wärmeverluste an<br />

die Umgebung bestimmt.<br />

- <strong>Der</strong> abgegebene Wärmestrom ist daher <strong>von</strong> der Größe des <strong>Mensch</strong>en abhängig. Ein<br />

<strong>Mensch</strong> durchschnittlicher Größe mit einem Gewicht <strong>von</strong> 75 kg gibt einen Wärmestrom<br />

<strong>von</strong> ungefähr 120 W ab.<br />

- Daraus ergibt sich ein täglicher Energiebedarf für diesen Normmenschen <strong>von</strong> 2500 kcal<br />

bei sitzender oder leichter Tätigkeit. Für jedes Kilogramm Abweichung <strong>von</strong> diesen 75 kg<br />

ändert sich der Energieverbrauch um etwa 30 kcal. Ein <strong>Mensch</strong> <strong>von</strong> 60 kg Gewicht<br />

benötigt daher täglich nur 2050 kcal, ein <strong>Mensch</strong> <strong>von</strong> 90 kg jedoch 2950 kcal.<br />

- Dieser Grundbedarf erhöht sich etwas, wenn z. B. schwerere berufliche Tätigkeiten<br />

durchgeführt werden, Sport betrieben wird, oder falls man mit Fieber erkrankt ist.<br />

- <strong>Der</strong> Grundbedarf kann sich geringfügig aufgrund des individuellen Wärmeempfindens<br />

des <strong>Mensch</strong>en verändern. <strong>Mensch</strong>en, die ihre Räume hoch heizen oder sich regelmäßig<br />

warm anziehen und sich damit besser isolieren, besitzen geringere Wärmeverluste und<br />

brauchen daher weniger Energiezufuhr. <strong>Mensch</strong>en, die umgekehrt eine kältere Umgebung<br />

lieben und sich weniger war anziehen, benötigen entsprechend mehr Energie.<br />

- Wer weniger <strong>als</strong> seinen individuellen Grundbedarf an Energie (2500 kcal beim<br />

Normmenschen) zu sich nimmt, muß aus physikalischen Gründen zwangsläufig<br />

7


abnehmen. Die zur Aufrechterhaltung der Körpertemperatur benötigte Energie wird dann<br />

durch den Abbau des körpereigenen Fettes gedeckt.<br />

- Die maximale Gewichtsabnahme bei vollständigem Fasten beträgt beim durchschnittlich<br />

großen <strong>Mensch</strong>en etwa 300 Gramm pro Tag. Abmagerungskuren können deshalb nur<br />

über relativ lange Zeiträume durchgeführt werden.<br />

- Da Frauen in der Regel kleiner sind <strong>als</strong> Männer, nehmen sie bei Nulldiät weniger an<br />

Gewicht ab.<br />

- Wer durchschnittlich mehr <strong>als</strong> seinen individuellen Grundbedarf an Energie ißt und trinkt,<br />

nimmt zwangsläufig, zu. Die Zunahme dauert so lange, bis die Oberflächenvergrößerung<br />

ausreicht, die Energie wieder an die Umgebung abzugeben.<br />

- <strong>Der</strong> individuelle Stoffwechsel des <strong>Mensch</strong>en übt keinen Einfluß auf ein Unter- oder<br />

Übergewicht aus. Aufgrund der überwiegenden Mangelernährung der <strong>Mensch</strong>en hat der<br />

Organismus während der Evolution alle Fähigkeiten entwickelt, in Phasen eines<br />

Überangebots an Nahrung, diese vollständig zu verwerten und die überschüssige Energie<br />

in Form <strong>von</strong> Fett zu speichern.<br />

8. Behaglichkeit des <strong>Mensch</strong>en<br />

Die Behaglichkeit des <strong>Mensch</strong>en hängt <strong>von</strong> der wärmephysiologisch "richtigen" Temperatur<br />

ab. Diese Temperatur ist jedoch keine Normgröße, sondern unterliegt subjektiven<br />

Empfindungen. Beispielsweise empfinden bei einer Raumlufttemperatur <strong>von</strong> 20 °C etwa 45 %<br />

der Männer und 40 % der Frauen thermisches Wohlbefinden. Diese Temperatur empfinden<br />

jedoch 15 % der Männer und 20 % der Frauen <strong>als</strong> zu kühl und jeweils 40 % <strong>als</strong> zu warm.<br />

Die empfundene Temperatur des <strong>Mensch</strong>en hängt <strong>von</strong> seiner Wärmeabgabe ab. Diese setzt<br />

sich durch Strahlung an die Raumwände mit der mittleren Temperatur ϑ W und durch<br />

Konvektion an die Luft mit der Temperatur ϑ L zusammen. Die empfundene Temperatur kann<br />

daher nach der Gleichung<br />

α<br />

⋅ϑ<br />

+ α<br />

⋅ϑ<br />

K L S W<br />

ϑ<br />

e<br />

=<br />

(2)<br />

αK<br />

+ αS<br />

berechnet werden, wobei α K und α S die Wärmeübergangskoeffizienten durch Konvektion<br />

bzw. Strahlung bedeuten. Auf deren Ermittlung wird hier nicht weiter eingegangen. In vielen<br />

Fällen sind die beiden Wärmeübergangskoeffizienten in etwa gleich groß, so daß die<br />

empfundene Temperatur näherungsweise <strong>als</strong> das arithmetische Mittel der Raum- und<br />

Lufttemperatur angesehen werden kann.<br />

<strong>Der</strong> <strong>Mensch</strong> steht nun im Strahlungsaustausch mit mehreren Flächen unterschiedlicher<br />

Temperatur veranschaulicht ist. So strahlt der <strong>Mensch</strong> Wärme an die Fenster, an die<br />

Raumwände und an den Fußboden ab, die in der Regel unterschiedliche Temperaturen<br />

aufweisen. Je niedriger die Temperatur der Fläche ist, desto höher ist der abgestrahlte<br />

Wärmestrom. Vom Heizkörper nimmt der <strong>Mensch</strong> dagegen Strahlungswärme auf. Als<br />

mittlere Wandtemperatur für den Strahlungsaustausch wird die sogenannte<br />

Umschließungstemperatur ϑ U angesehen, die sich aus der flächenmäßigen Mittelung der<br />

einzelnen Wandtemperaturen entsprechend<br />

ϑ<br />

U<br />

A ⋅ϑ + A ⋅ ϑ + ... A ⋅ϑ<br />

=<br />

A + A + ... A<br />

1 1 2 2 n n<br />

(3)<br />

1<br />

2<br />

n<br />

zusammensetzt.<br />

8


Die bei verschiedenen Luft- und Wandtemperaturen noch <strong>als</strong> behaglich empfundenen<br />

Temperaturen sind in Bild 2 dargestellt (schraffierter Bereich). So empfindet man es<br />

beispielsweise trotz einer relativ hohen Lufttemperatur <strong>von</strong> 25 °C <strong>als</strong> zu kalt, wenn die<br />

Umschließungstemperatur der Wände unterhalb 12 °C liegt. Dagegen fühlt man sich bei<br />

Lufttemperaturen <strong>von</strong> 15 °C noch behaglich, falls die Wandtemperaturen mit 22 °C bis 28 °C<br />

relativ warm sind.<br />

Bild 2: Behaglichkeitsfeld empfundene Temperatur in Räumen<br />

Ein analoges Temperaturempfinden ergibt sich auch im Freien. Dort strahlt man Wärme an<br />

die Umgebung ab und empfängt Strahlung <strong>von</strong> der Sonne. An die Luft wird Wärme konvektiv<br />

abgeführt. Herrscht starker Wind, so ist die konvektive Wärmeübertragung um ein Vielfaches<br />

höher <strong>als</strong> bei ruhender Luft. Folglich kommt es einem draußen kälter vor. Das gleiche<br />

Kälteempfinden hätte man bei Windstille erst bei einer Lufttemperatur, die erheblich niedriger<br />

<strong>als</strong> die Windtemperatur ist. In den Wetterberichten wird die Windtemperatur <strong>als</strong> aktuelle<br />

Lufttemperatur bezeichnet und die Temperatur bei Windstille mit vergleichbarer<br />

Wärmeabgabe <strong>als</strong> "gefühlte" Lufttemperatur. Entsprechend fühlt oder empfindet man bei<br />

klarem Himmel eine höhere Außentemperatur <strong>als</strong> bei wolkigem Wetter.<br />

Eine Luftbewegung in Räumen hat ebenfalls Einfluß auf die Behaglichkeit, wie mit Bild 3<br />

verdeutlicht wird. Bei einer Raumlufttemperatur <strong>von</strong> 21 °C werden für sitzende Tätigkeiten<br />

Luftgeschwindigkeiten oberhalb ungefähr 0,17 m/s <strong>als</strong> Zug empfunden, für leichte Arbeiten<br />

im Stehen dagegen erst oberhalb 0,3 m/s. Mit zunehmender Raumlufttemperatur verlagert sich<br />

das Zugempfinden zu höheren Geschwindigkeiten. Im Sommer beispielsweise mit einer<br />

Raumlufttemperatur <strong>von</strong> 26 °C können noch Luftgeschwindigkeiten bis 0,5 m/s <strong>als</strong> behaglich<br />

empfunden werden.<br />

9


Bild 3: Behaglichkeit Luftgeschinigkeit/Raumlufttemperatur<br />

Einen weiteren Einfluß auf die Behaglichkeit übt die Luftfeuchtigkeit aus, da <strong>von</strong> dieser die<br />

Wärmeabgabe durch Schwitzen abhängt. Bild 4 zeigt hierzu das Behaglichkeitsfeld. Eine<br />

relative Luftfeuchtigkeit <strong>von</strong> 60 % wird demnach bei Raumlufttemperaturen unterhalb 18 °C<br />

<strong>als</strong> zu trocken und oberhalb 23 °C <strong>als</strong> zu feucht oder zu schwül empfunden. Je höher die<br />

Raumlufttemperatur ist, desto niedriger liegt der Wert der relativen Luftfeuchtigkeit, der <strong>als</strong><br />

Schwüle empfunden wird.<br />

Bild 4: Behaglichkeitsfeld Reimlufttemperatur/rel. Luftfeuchtigkeit<br />

10


Schließlich wirken sich noch Geruchsstoffe und Staub auf die Behaglichkeit aus. Staub macht<br />

sich bei zu trockener Luft <strong>als</strong> Kratzen im H<strong>als</strong> bemerkbar. Im Winter besitzt die Außenluft nur<br />

eine geringe absolute Feuchtigkeit. Wird diese Luft durch die Raumheizung erwärmt, sinkt die<br />

relative Feuchtigkeit stark ab. Daher wird insbesondere in stark geheizten Räumen im Winter<br />

die Luft <strong>als</strong> trocken empfunden. Abhilfe schaffen in diesen Fällen Wasserverdunstungskästen<br />

an den Heizkörpern.<br />

Geruchsstoffe werden <strong>von</strong> den <strong>Mensch</strong>en laufend durch Schwitzen, Atmung, Sekretreste,<br />

Schleimhautzersetzungen usw. abgegeben. Ab einer gewissen Konzentration in der Luft<br />

werden die Geruchsstoffe <strong>als</strong> unangenehm empfunden. Folglich müssen Räume regelmäßig<br />

gelüftet werden. Infolge der Atmung wird <strong>von</strong> jedem <strong>Mensch</strong>en etwa 20 l Kohlendioxid (CO 2 )<br />

je Stunde an die Raumluft abgegeben. Die gleiche Menge wird entsprechend an Sauerstoff<br />

(O 2 ) verbraucht, so daß insbesondere in dichtbesetzten Räumen der Sauerstoffgehalt mit der<br />

Zeit etwas abnehmen kann. Allerdings ist bis herab zu 16 Vol % Sauerstoff in der Luft keine<br />

Beeinträchtigung des Wohlbefindens nachweisbar. Eine solch niedrige<br />

Sauerstoffkonzentration wird jedoch wegen der Undichtigkeit <strong>von</strong> Räumen nie erreicht. Daher<br />

ist das Lüften wegen "schlechter Luft infolge Sauerstoffmangels" <strong>als</strong> Begründung f<strong>als</strong>ch.<br />

Störungen des Wohlbefindens in unzureichend belüfteten, dicht besetzten Räumen sind<br />

primär auf Behinderungen der Wärmeabfuhr infolge gestiegener und damit zu hoher<br />

Raumlufttemperatur sowie Luftfeuchte zurückzuführen. Ebenso trägt eine Anreicherung der<br />

Luft mit den Geruchsstoffen und mit dem ausgeatmetem Kohlendioxid bei. Wenn der CO 2 -<br />

Gehalt in der Luft in Verbindung mit Geruchsstoffen den Wert <strong>von</strong> ungefähr 0,15 Vol %<br />

überschreitet (entspricht etwa den Fünffachen des CO 2 -Gehaltes der Umgebungsluft), läßt<br />

sich die Raumluft <strong>von</strong> der <strong>als</strong> appetitlich empfundenen Umgebungsluft geruchsmäßig<br />

unterscheiden und wird dann <strong>als</strong> schlecht oder unangenehm empfunden. Personen, die <strong>von</strong><br />

außen solch volle Räume betreten, nehmen die schlechte Raumluft besonders deutlich wahr.<br />

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