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zur Geschichte - K-Konzept

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Storys von der Fleischtheke<br />

Die „Europameisterin“ im „Nein“ sagen!!<br />

Was anfänglich wie eine Exkursion gedacht und erwartet war, in einem angrenzenden<br />

Nachbarland, neue Ideen und Eindrücke zu sammeln, führte mich blitzschnell auf den<br />

Boden der Tatsachen, der Menschlichkeit und den damit verbundenen, jeweiligen<br />

Verfehlungen, <strong>zur</strong>ück.<br />

Ein schöner und warmer Frühjahrstag, mit wirklich schönem Wetter, sollte zum Albtraum<br />

werden. Man hat es als Kunde nicht überall leicht, Geld los zu werden und das will ich bei<br />

meinen Einkäufen, jeweils voraus gesetzt.<br />

Nachdem mein Mitarbeiter Sascha und ich den Laden ( Man muss dazu sagen, dass wir<br />

Vater und Sohn sein könnten.), begrüßend betraten, mussten wir feststellen, dass ein<br />

Gegengruß nicht ankam, oder hörbar war. Selbst bei bestem und gezieltem Zuhören, war<br />

nichts zu vernehmen. Unvorstellbarer Fleiß, erfüllte die Räumlichkeiten hinter der Theke<br />

und der Störfaktor „Kunde“, den wir nun auch noch, den emsigen Haufen unterbrechend,<br />

ins Haus trugen, war unverkennbar.<br />

Minutenlanges Warten, derweil den Arbeitenden zusehend, ließ jedoch auch ausreichend<br />

Zeit und Raum, Eindrücke zu sammeln, was ja auch wichtig ist.<br />

Eine dann doch zufällig vom vorgegebenen Arbeitsplatz frei kommende „Verkäuferin“,<br />

die sie zu diesem Zeitpunkt ja noch für mich war, entdeckte uns dann schließlich doch,<br />

um uns in unserer Zahlungswilligkeit zu fördern. Auch mein nochmaliges „Guten Tag“,<br />

traf ins Leere und die Gegenwehr äußerte sich im lapidaren „Bitte“.<br />

So dachte ich mir: Dann legen wir doch mal los!! Dem Herrn sei Dank, das die gute Frau<br />

nicht wusste, wer vor Ihr stand. Der „Mistery Shopper“, Krekels, wie Verkäuferinnen ihn<br />

fürchten, war im Hause eingetroffen.<br />

Mein erster Satz, in dem ich gerade, meine „beste Ehefrau von Allen“, nicht anwesend,<br />

oder existent, somit also den 3 Personen Haushalt avisierend, auch noch mit ins Boot<br />

zog, war dann: Ich soll Rindfleisch holen, meine Frau möchte!! Die Aussage, „Meine Frau<br />

möchte“, sollte doch gar signalisieren, dass ich keine Ahnung habe, das ich mich nicht<br />

zuhause blamieren möchte und dass die gute Frau mir doch verkaufen möge, was sie für<br />

richtig halte. Besser vorher gut beraten, statt später in die Ehekrise zu rennen, dachte ich<br />

mir!! Doch <strong>zur</strong>ück zu meiner Frau! Sie möchte also einen Rindfleischsalat kochen und<br />

das Ganze soll auch noch eine gute Suppe werden. Bereits hier, wurde aus der<br />

Verkäuferin in Sekundenschnelle eine „Bedienerin“, ich wiederum der weiteren<br />

Abgründe gefasst, die sich noch auftun würden. Es folgte dann die Gegenfrage, was ich<br />

denn da haben möchte. Auf meine Aussage, dass ich es nicht wüsste, gefoltert von<br />

pfeilspitzen Blicken, sich verlängernden Mundwinkeln, musste ich dann mit dem<br />

Kommentar <strong>zur</strong>echt kommen, das sie nicht wüsste, was sie mir geben solle, wenn ich<br />

selber doch auch unwissend sei. Anhand der Thekenpreisauszeichnung, gehetzt von<br />

wartenden Blicken, versuchte ich dann jedoch einen Artikel zu finden und fragte nach<br />

einem Tafelspitz, der ausgeschrieben war. Gut nur, wenn man lesen kann und sich<br />

zumindest durchlesen darf, was man wohl bekommen könnte. Der Tafelspitz, wiederum,<br />

war ja dann auch noch nicht im Haus, zumal ich sogar den Kilopreis schon kannte. Doch<br />

was macht man nicht alles, als Kunde, den es nach Rindfleischsalat gelüstet, keine<br />

Frage, „weiter suchen!“, denn den Fragenden, wurde ja hier nicht geholfen. Wir fanden<br />

dann doch und schließlich gemeinsam eine Lösung und so ich bekam schieren<br />

Rinderbraten, ohne Suppen, bzw. Markknochen. Schon gingen die ersten Cent an dem<br />

Tagesumsatz vorbei. Nicht auszudenken, wie meine Frau reagieren würde, bzw. wie aus<br />

dem Kochwasser des Bratens, eine Suppe werden solle. Hoch lebe das Fachgeschäft,<br />

mit seiner individuellen Beratung. Nach einem Suppenwürfel, hätte es mich gelüstet,<br />

doch dieses Zusatzgeschäft wiederum, wollte ich ja nicht tätigen, denn da bin ich ja dann<br />

eigen, wobei die diesbezügliche Empfehlung meines Gegenübers, auch wieder 50 Cent in


die Kasse gespült hätten. Dank meiner aktiven Mitgestaltung und der gegenseitigen<br />

Unterstützung bei der Lösung des Problems, war die erste Hürde genommen. Mit<br />

denkende Kunden, haben doch etwas für sich, damit das Unternehmen an die später<br />

auszuzahlenden Gehälter gelangt.<br />

Gemessen an den Außentemperaturen, der Grillfreuden entgegen sehend, schritt ich<br />

weiter ins Leere, denn bei 25 Grad, sollte dieses Unterfangen <strong>zur</strong> Unmöglichkeit werden.<br />

Es gab nicht Buntes, oder Gewürztes. So fragte ich dann nach Fleischspießen,<br />

Grillspießen, Fackeln, oder Schaschlik und das „Nein“ begann seinen Lauf durch den<br />

Einkauf zu nehmen. Unvorstellbar in Güte und im Zuvorkommen, wurden mir dann<br />

Schweinesteaks angeboten und abgeschnitten, mit der Aufforderung, aus dem im<br />

vorderen Ladenteil befindlichen Regal, auch dazu gehörige Gewürze mit zu entnehmen.<br />

Das ich meine Grillspezialitäten selber machen sollte, stand somit auch fest. Jeder<br />

Mensch sollte halt den Stolz des geschafften auskosten, ich also später und nach<br />

getaner Arbeit auch. Manchmal müssen Realitäten halt gar nicht ausgesprochen werden.<br />

Aktiv mitarbeitende Kunden, tragen schließlich auch zum gemeinsamen Erfolg bei.<br />

Meine Fragen nach Kalbsbraten, Kalbsschnitzeln, Putenschnitzeln und mindestens 3<br />

weiteren Artikeln, verliefen ebenfalls ins Leere. Von nun an, dominierte das „Nein“, den<br />

Raum. Ich ließ mir dann, eine eigene Alternative findend, 2 Schnitzel verkaufen besser<br />

gesagt aushändigen. Das Gesamtgewicht betrug 248 Gramm. Wie schön wäre es doch<br />

gewesen, wenn ich vielleicht einmal gefragt worden wäre, was für Schnitzel ich gerne<br />

hätte und geschweige denn, mich einmal zu fragen, ob dick oder dünn geschnitten. Gar<br />

die Erwartung in irgendeiner Form beraten zu werden, erwiesen sich als unerfüllte<br />

Träume. Wer mich kennt, erahnt, dass ich 248 Gramm Schnitzel, problemlos alleine<br />

verspeise. Meine Frau, welche ja in Erwartungshaltung Ihrer Suppe zuhause verweilt, in<br />

Tatendrang, die Rindfleischsalatproduktion auf zu nehmen und die Tatsache, dass mein<br />

23 jähriger Mitarbeiter, für die nunmehr <strong>zur</strong> „Bedienerin“ avancierenden Verkaufsdame,<br />

ja auch mein Sohn hätte sein können, blieben außer Betracht. Bei logischem Denken,<br />

hatte die Dame es doch mit einem 3 Personen Haushalt zu tun, doch war es vielleicht für<br />

derartige Logiken noch etwas früh. Ich setzte zum Angriff an! Mit der Frage: Haben Sie<br />

denn ein Geschnetzeltes, eine bratfertige Pfanne, wie Gyros oder Jägerpfanne da? Nicht<br />

ahnend, der Dinge, die nun folgen sollten.<br />

Die mittlerweile <strong>zur</strong> „Warenrausgeberin“ avancierte Dame hinter der Theke, nahm ein<br />

Stück Lachsbraten aus der Theke und zeiget mir das Stück. Nun war ich am Ziel und die<br />

lang ersehnte Beratung begann wie folgt:<br />

„Schauen Sie her, ich kann Ihnen hiervon ein Stück abschneiden“<br />

Großgott, welche Gütigkeit, frohlockte es in mir.<br />

„So! und in dieser Richtung, schneiden Sie das Stück dann in dünne Scheiben“<br />

Der Kunde sollte ja schon mit ins Geschehen einbezogen werden. Doch wie geht’s<br />

weiter?<br />

„In dieser Richtung, schneiden Sie die Scheiben dann in Streifen“<br />

Mir stand der Atem still, Identitätskrise und die Frage,“ wo bin ich hier?“, bewegten mein<br />

Innerstes. Doch dann kam der gezielte Angriff, auf mich, meinen Eifer und im Rahmen<br />

des „Kunden Beschäftigungsprogramms“!!<br />

Und dann fahren Sie zu „Interspar“, holen sich dort eine Tüte Knorr Gewürz und dann<br />

haben Sie Ihre Geschnetzeltes.<br />

Leider blieb mir die Zeit nicht, mich nach der versteckten Kamera umzusehen. Wer<br />

Krekels kennt, mit seinem Talent, nie zu reden aufzuhören, der wäre über die<br />

Sprachlosigkeit in meine Mimik nicht nur erstaunt, sondern sogar schockiert gewesen.<br />

Der eigenen Profilneurose besinnend und mit Kampfeslust in den Augen, das weitere<br />

Ausmaß nicht im entferntesten erahnend, zog ich meine Feldzug als „ Neukunde „ weiter<br />

durch. Hierzu sei dem Aussenstehenden noch erklärt, dass es Situationen gibt, wo bei<br />

Gerd Krekels die Erbanlagen der Mutter durchkommen, deren Gene sich unweigerlich<br />

auch in Kampfeslust weiter vererbt haben.


Gemessen an den sommerlichen Außentemperaturen, die Sonne stand am Himmel,<br />

begann ich nach Kasseler, Räucherfleisch, Salzfleisch und gepökelten Eisbeinen zu<br />

fragen. Nun denn, wenn einem danach gelüstet, dann scheut man weder Aufwand, noch<br />

Küchentemperaturen, denn in der Sonne kann man ja verbrennen und Sauerkraut<br />

kochen, macht ja dem Ein oder Anderen auch bei fast 30 Grad Spaß.<br />

Als Kunde bin ich doch der König, oder nicht. Ich Spürte diese Grundsatz für Menschen<br />

im Verkauf, seit ca. 10 Minuten am eigenen Leibe. Auch hier wurde alles verneint. Meine<br />

Verwunderung wurde größer, zumal ähnliche Produkte und gar das Kasseler, am<br />

anderen Thekenende, auf den Abverkauf warteten. „Von Meisterhand, traditionell<br />

hergestellt!“ Jedoch ich bekam nichts von diesen Köstlichkeiten. Den Grund, sollte ich<br />

später jedoch erfahren.<br />

Bei der in diesem Unternehmen am Abend anberaumten Mitarbeiterschulung, die <strong>zur</strong><br />

Hirnwäsche umfunktioniert werden sollte, denn es war der erste Einkauf an diesem Tage,<br />

in diesem Unternehmen, zumal noch 5 weitere folgen sollten, wusste besagte<br />

„Warenrausgeberin“ mir dann später zu erklären:<br />

Hätten Sie nach „Geselchtem“ gefragt, hätten Sie Kasseler bekommen.<br />

Die Sprachlosigkeit siegte erneut, Fassungslosigkeit vor der Kleinheit des Geistes kam<br />

auf und überfiel mich gänzlich. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn ich Chinese<br />

gewesen wäre und in gebrochenem Englisch mit der Dame <strong>zur</strong> Tat hätte schreiten<br />

müssen. Die Ursache jedoch, lag in meinen Augen nicht in der Ignoranz der Dame, die<br />

Ursache hätte auch in bedingter Ausländerfeindlichkeit gesucht werden können.<br />

Schlecht, wenn man klares Deutsch spricht und die Zahnbürste am Morgen nicht im<br />

Mund lässt.<br />

Doch <strong>zur</strong>ück zu meinem Einkauf!<br />

Nun kam zu der Rindfleisch Salat herstellenden Ehefrau, dem nicht existierenden Sohn,<br />

den Sascha ja dar stellte, auch noch mein Hund mit ins Spiel! Wenn auch viele Wünsche<br />

bereits unerfüllt blieben, des deutschen liebstes Kind, darf nicht vergessen werden. Am<br />

Hund, hängt ja so mancher Deutscher mehr, als an seinen pubertierenden Kindern,<br />

besonders, wenn die wiederum mit 15 Jahren anfangen sollten, Gras zu rauchen. Also,<br />

der Hund war ins Rennen gebracht und sollte seinen speziellen Auftritt bekommen. Ergo<br />

brauchte ich ja etwas und fragte unter Anderem nach Innereien, nach Schweineherz,<br />

Rinderherz, nach Nieren, oder Ähnlichem. Es folgte: Müssen Sie bestellen! Hoch lebe das<br />

Muss in einem Laden, jedoch Abgrundgütiger, sie kannte das Wort „Bestellung“ ja doch.<br />

Bei der Abendveranstaltung, wurde dann auch noch das Wort „Muss“ abgeschafft, denn<br />

für mich gibt es ja kein „Muss“ im Laden. Den Inhabern, hatte ich aber vor dieser<br />

Veranstaltung schon erklärt, das bei derartigen Fortfahren des Personals, sie wiederum<br />

auf kurz oder lang, nicht mehr am Markt gebraucht würden. Die Gebeutelten, verstanden<br />

den Sinn und Ernst der Lage. Es gibt ja wirklich kein muss. Weder das Haus muss am Ort<br />

stehen, geschweige denn, das der Chef den Laden haben muss, sein Personal muss<br />

nicht bei Ihm arbeiten und ich als Kunde muss schon gar nicht dort einkaufen gehen. An<br />

dieser Stelle nehme ich das Resultat dieser Einkauftortur vorweg, den ich als Neukunde,<br />

würde für Alles der Welt, nie wieder hier einkaufen gehen.<br />

Doch <strong>zur</strong>ück zu meinem Einkauf!<br />

Die Wursttheke, war unser nächstes Spielfeld. Gehetzt von dem immer häufiger<br />

werdenden „ Und sonst noch?“, welches mit dem „Nein“, fast die einzigsten Inhalte des<br />

doch recht kleingeistigen Wortschatzes zu sein schienen, fragte ich nach gekochtem<br />

Schinken und siehe da, es kam ein neues Wort ins Spiel, nämlich „Welchen?“ Mit dieser<br />

Gegenfrage war ich dann doch total überfordert. Woher sollte ich denn wissen, was da<br />

so alles in der Theke lag, schließlich war ich ja zum ersten Mal in diesem „Haus des<br />

Kunden“<br />

Sich dumm zu stellen, gehört zu meinem Job, und das wiederum fällt mir nicht schwer,<br />

doch wie soll ich mein Geld überhaupt los werden, die Frage stellte sich für mich immer<br />

häufiger.


Ergo antwortete ich auf 2 Schinken gleichzeitig zeigend, von „DEM“!<br />

Sichtlich irritierter Weise, zeigte die Dame auf einen von beiden Schinken und fragte<br />

mich wiederum von „DEM“? Ich natürlich antwortete: Nein von „Dem“. Noch nie in<br />

meinem Leben war ich in diesem Geschäft, der Tatsache ungeachtet, dass ich ja auch nie<br />

wieder kommen würde.<br />

Doch ich stellte mir eigentlich die Frage, wie soll ich erfahren, was das für ein Schinken<br />

ist, es gab ja noch mehr Sorten. Ich war ja immer noch zum ersten Mal in meinem Leben<br />

in diesem Geschäft. Abhilfe kam später und „Bizerba“ sei Dank, Kundenberatung per<br />

Waagenbon, führt ja schließlich auch <strong>zur</strong> Verhinderung der allgemeinen Lesefaulheit.<br />

Als gebürtiger Rheinländer, braucht man ja, egal wo auf der Welt, seine Leberwurst und<br />

diese Gelüst trieben mich natürlich auf den Plan, doch mein Wusch blieb unerfüllt. Zu<br />

dumm, dass ich nicht wusste, dass man hier zu Leberwurst „Streichwurst“ sagt. Zu<br />

dumm, dass ich gerade auf meine Leberwurst verzichten musste. Der hierhinter<br />

verborgene Angriff auf Leib und Leben eines Rheinländers, war der Dame, die sie jedoch<br />

mittlerweile auch in meinen Augen nicht mehr war, sondern Sie wurde <strong>zur</strong> Zumutung,<br />

leider nicht bewußt. Ende, Leberwurst gab es nicht, Streichwurst blieb im Hause!<br />

Natürlich auch wieder von Meisterhand hergestellt, doch ich hatte ja schon mal<br />

gekochten Schinken, in Abwartehaltung, was ich da wohl später genießen würde, denn<br />

den Waagenbon hatte ich ja noch nicht. Der Kochschinken stand immer noch als große<br />

Unbekannte im Raum. Kleine Überraschungen, erfreuen halt im Leben.<br />

An dieser Stelle will ich jedoch die Spannung auflösen, denn der Kochschinken erwies<br />

sich als „Heißgeräucherter Wacholderschinken. Schlimm? Ja!! Ich mag keinen<br />

Wacholder. Doch da muss ein halt Tourist durch.<br />

Wenn ein Rheinländer schon seine Leberwurst nicht bekommt, dann muß es aber<br />

wirklich doch Schinkenwurst sein. Eine der beiden Säulen mitteldeutscher Esskultur wird<br />

ja wohl zu haben sein, dachte ich mir. Beim Denken blieb es fast. Nachdem ich in doch<br />

etwas barschem Ton, meinen Wortschatz um ein neues Wort, hier und Vorort gerade<br />

erweiternd, erfuhr, das Produkt hier „Extrawurst“ heißen würde, griff ich blitzschnell zu,<br />

denn nur von Kochschinken, mit Wacholder!!, lebt es sich schlecht und eintönig.<br />

Doch weiter ging es!!<br />

Meinen nicht existierenden, also rein darstellenden Sohn , machte ich nun zum<br />

Allergiker, der ja kein Schweinefleisch verträgt. Die „Beste Ehefrau von Allen“, muß ja<br />

schließlich einen Grund haben, Rindfleischsalat zu machen mit „Rindfleisch Lauge“, da<br />

war doch im Vorfeld etwas, frech grinsend nochmals anmerkend! Jedoch mit<br />

Schweinefleisch Allergie nicht genug, der Ärmste wurde in selbem Satz noch zum<br />

Glutamatallergiker gemacht. Die Glutenfrage blieb gänzlich unbeantwortet, schade, wie<br />

auch immer in diesem Land Glutamat heißen möge, doch Probleme gab es ja bereits<br />

genügend, im Bereich Verständigung. Wie kommen wir Deutschen auch dazu ins<br />

Ausland zu fahren und klar hochdeutsch zu sprechen.<br />

Halali, dachte ich und torpedierte die gute Frau mit dem Satz: Haben Sie einen<br />

Rindfleisch Aufschnitt, Kalbfleisch in Aspik, oder Rindfleisch in Aspik da?<br />

Mein Lieblingswort ging alsdann wieder eine Runde durch den immer noch leeren<br />

Verkaufsraum, denn wir waren immer noch die einzigen Kunden, an diesem Morgen, der<br />

so schön hätte werden können. Also, das „NEIN“, kam wieder an den Tag.<br />

Alternativprodukte ausgeschlossen, zumal mich ein ( wieder von Meisterhand,<br />

hergestelltes!!) Corned Beef anlachte. Schade, das Corned Beef fristete sein Dasein und<br />

wartete mit der oberen, ablassenden Scheibe, auf das nächste Absammeln. Das daneben<br />

liegende Roastbeef, mich optisch anlachend ( Meisters Hand hat schon was<br />

vorzuweisen), sollte ebenfalls nicht in Betracht kommen, also ging ich wieder leer aus.<br />

Wohl dem, der Geld loswerden möchte.<br />

Auf zum Schlussakkord, dachte ich mir und mich gelüstete es nach einem Aufschnitt mit<br />

Knoblauch. Auch hier ging der Schuss, ins bereits prall gefüllte Ofenrohr. Bierwurst


artige Produkte, gebackene Käsewurst und ähnliche Köstlichkeiten, lachten mich an,<br />

sollten jedoch weiterhin ein Dasein in der Theke fristen.<br />

Ich gab es auf!! Denkweise: „ Wenn se nun wirklich nicht will“, ich konnte der guten Frau<br />

nicht mehr helfen. Der gesamte Einkauf hatte 14 Minuten gedauert und das „Nein“, stand<br />

28x im Raum. Für derartige Verdienste, gibt es leider keine Orden, für derartige<br />

Mitarbeiter, jedoch, sollte es besser keine Arbeitplätze geben.<br />

Liebe Leser:<br />

Das Thema ist zum Lachen, oder schmunzeln und die <strong>Geschichte</strong> leider nicht erfunden. Diese<br />

Story, soll jedoch nicht nur <strong>zur</strong> Erheiterung dienen. Kurzes Nachdenken, lässt die<br />

Tiefgründigkeit der <strong>Geschichte</strong> bewusst werden. Verkauf ist eine brutale Sache. Hierfür muß<br />

man gebohren sein. Letztendlich wollte ich wirklich nur mein Geld los werden. Die Brutalität der<br />

Sache, jedoch ist, dass Ihre Kunden auf nichts Rücksicht nehmen und nicht nehmen müssen,<br />

oder künftig nehmen werden. Der allgemeine Wettbewerb mit seinen Öffnungszeiten,<br />

Preiskämpfen und kaum aufzuhaltendem Trend <strong>zur</strong> Selbstbedienungsware, erfordert mehr, als<br />

nur die reinen Qualitätsansprüche. Die Konkurrenz schläft nicht. Machen Sie Ihre Leute wach.<br />

Viel Spaß beim Nachdenken.

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