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die Bahnhofsmission Büchen - Otto-Hahn-Gymnasium

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Interzonenverkehr statt Nachbarschaft –<br />

<strong>die</strong> <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen<br />

Ein Beitrag zum Geschichtswettbewerb des<br />

Bundespräsidenten 2012/13<br />

„Vertraute Fremde – Nachbarn in der Geschichte“<br />

von<br />

Jan Niklas Hollwege, Arthur Lepsien,<br />

Jannick-Jörg Klitzschmüller, Robin-Alexander Mohr<br />

Klasse 9a<br />

<strong>Otto</strong>-<strong>Hahn</strong>-<strong>Gymnasium</strong> Geesthacht<br />

1


Inhalt<br />

Seite<br />

1. Einleitung<br />

2. Hauptteil:<br />

Der Bahnhof Büchen – mehr<br />

als eine karitative Institution?<br />

2.1. Allgemeines zur<br />

<strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen<br />

2.2. Spätaussiedler<br />

2.3. Kindertransporte /<br />

Jugendliche Grenzgänger<br />

2.4. „Zonenrentner“<br />

2.5. DDR-Eisenbahner<br />

2.6. Herbst 1989<br />

2.7. Mission erfüllt – <strong>die</strong><br />

Schließung 1995<br />

3. Ergebnis<br />

4. Arbeitsbericht<br />

1<br />

3<br />

4<br />

4<br />

6<br />

8<br />

9<br />

13<br />

15<br />

17<br />

20<br />

24<br />

Titelbild: Lübecker Nachrichten vom 11. Juli 1965 (Foto: Büter)<br />

2


1. Einleitung<br />

„Bahnhöfe sind Spiegelbilder der Zeit und daher erhalten<br />

<strong>die</strong> <strong>Bahnhofsmission</strong>en ihre Zeitaufgaben gestellt.“<br />

Dieses Zitat aus einer Festrede, <strong>die</strong> beim Gottes<strong>die</strong>nst anlässlich des 75jährigen Bestehens der<br />

<strong>Bahnhofsmission</strong> Deutschland am 20. Oktober 1970 in Berlin gehalten wurde 1 , passt vielleicht<br />

auf keine der mehr als hundert Einrichtungen in Deutschland so gut wie auf <strong>die</strong> <strong>Bahnhofsmission</strong><br />

Büchen. Knapp 39 Jahre lang wurden dort Reisende von Deutschland nach<br />

Deutschland betreut, der Bahnhof Büchen war <strong>die</strong> einzige Grenzbahnhofsstation in Schleswig-Holstein<br />

und einer der wichtigsten Berührungspunkte deutsch-deutscher Nachbarschaft<br />

überhaupt. 1991, ein Jahr nach der Wiedervereinigung, wurden <strong>die</strong> Leiterinnen mit dem Bundesver<strong>die</strong>nstkreuz<br />

ausgezeichnet „für <strong>die</strong> Ver<strong>die</strong>nste um den Zusammenhalt der beiden deutschen<br />

Staaten“ 2 . Denn für <strong>die</strong>sen Zusammenhalt mussten Menschen sich aktiv einsetzen.<br />

Zwangsgeräumtes Sperrgebiet auf DDR-Seite, ein verminter Todesstreifen mit Überwachungstürmen,<br />

Stacheldraht, Schießbefehl und Selbstschussanlagen - das war kein Gartenzaun,<br />

an dem gutnachbarliche Beziehungen gedeihen. Mit einer unmenschlichen Grenzbefestigung<br />

wurde Nachbarschaft gewaltsam verhindert, von Normalität konnte nicht <strong>die</strong> Rede<br />

sein. Die <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen mit ihren engagierten hauptamtlichen und ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiterinnen hat dennoch einen Weg gefunden, um ein menschliches Miteinander aufrechtzuerhalten.<br />

In der Berichterstattung zur Verleihung der Auszeichnnung an <strong>die</strong> Missionsschwestern<br />

heißt es deshalb auch: „Die tiefe Wunde, <strong>die</strong> an der Schnittstelle Deutschlands<br />

klaffte, haben sie mitverarztet.“ 3 Nach Friedegart Belusa, <strong>die</strong> mehr als 25 Jahre lang <strong>die</strong> Mission<br />

leitete, ist in Büchen inzwischen eine Straße benannt.<br />

„Wie ein Barometer“, sagt Helga Winterberg, eine andere langjährige Leiterin der Mission, in<br />

einem Zeitungsartikel, hätten sie das jeweilige politische Klima registriert. „Wir hier an der<br />

Grenze, wir merken ja jede politische Veränderung aus erster Hand“. 4 - Inwiefern spiegeln<br />

der Bahnhof Büchen und <strong>die</strong> Arbeit der Mission <strong>die</strong> Entwicklung im Verhältnis von Bundesrepublik<br />

und DDR wider? Welche Aufgaben hat <strong>die</strong> Zeit der <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen in 40<br />

1 Akte 15.07-93<br />

2 Lübecker Nachrichten vom 1.12.91<br />

3 a.a.O.<br />

4 „Auf dem Grenzbahnhof Hilfe für DDR-Bürger“, handschriftlicher Zusatz: „erschienen am 21.1.1989 in einer<br />

Zeitung des Kreises Pinneberg“.<br />

3


Jahren deutscher Teilung ganz konkret gestellt? Diesen Fragen wollten wir mit unserer Recherche<br />

nachgehen. Um <strong>die</strong> Entwicklung aufzuzeigen, bietet sich für <strong>die</strong> grobe Gliederung ein<br />

chronologisches Vorgehen an, von der Ankunft der Spätaussiedler in den 50er Jahren über <strong>die</strong><br />

sogenannten „Zonenrentner“, <strong>die</strong> ab 1964 in <strong>die</strong> Bundesrepublik reisen durften, bis zur Öffnung<br />

der Grenze 1989. Die Wiedervereinigung machte <strong>die</strong> Arbeit der Missionsschwestern<br />

überflüssig, 1995 wurde <strong>die</strong> Stelle geschlossen.<br />

Bei der Beschäftigung mit unseren Quellen haben wir schnell gemerkt, dass <strong>die</strong> <strong>Bahnhofsmission</strong><br />

Büchen zu allen Zeiten mehr war als eine kirchliche Einrichtung zur Versorgung von<br />

Reisenden. Sie war als erste Anlaufstelle für DDR-Bürger im Westen immer auch eine politische<br />

Institution. Diese Bedeutung wollen wir hier nachweisen und herausstellen.<br />

Bei der Suche nach einer Idee für einen Wettbewerbsbeitrag über „Nachbarn in der Geschichte“<br />

sind wir schnell auf <strong>die</strong> deutsch-deutsche Nachbarschaft im Grenzgebiet zwischen dem<br />

Herzogtum Lauenburg und Mecklenburg auf DDR-Seite gekommen, da wir selbst in Geesthacht,<br />

Gülzow und Lauenburg, am ehemaligen sogenannten Zonenrandgebiet, wohnen. Dabei<br />

hatten wir aber mehr an Nachbarschaft im eigentlichen Sinne, an Kontakte der Bevölkerung<br />

über <strong>die</strong> Grenze hinweg, gedacht. Doch auf der Suche nach Ansatzpunkten wurde uns bald<br />

klar, dass es <strong>die</strong>se Art von Beziehungen, wie sie mit unseren anderen europäischen Nachbarn<br />

ganz normal war und ist, nicht gegeben hat. Deshalb haben wir uns nach einer Anregung unserer<br />

Tutorin, Frau Falkson, auf <strong>die</strong> <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen konzentriert. Die Quellen dazu<br />

waren gut zugänglich, denn nach der Schließung der Mission 1995 sind <strong>die</strong> Unterlagen der<br />

<strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen in das Nordelbische Kirchenarchiv in Kiel gelangt.<br />

Die Akten der <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen im<br />

Kieler Kircharchiv<br />

4


Der Bestand von etwa hundert Akten beinhaltet zum größten Teil exakt geführte umfangreiche<br />

Statistiken über <strong>die</strong> Versorgung Reisender, <strong>die</strong> sogenannten Tagebücher. Diese gewissenhaft<br />

geführten, sehr eintönigen Aufzeichnungen erklären sich dadurch, dass <strong>die</strong> Verwendung<br />

von staatlichen und kirchlichen Geldern genau belegt und der Bedarf regelmäßig<br />

nachgewiesen werden musste. 5 Jährlich wurde neue Unterstützung beantragt. Als weitere<br />

Quellen kommen Jahresberichte und Chroniken, viele von den Mitarbeitern gesammelte Zeitungsartikel<br />

sowie Danksagungen der Reisenden in Form von Karten und auch längeren Briefen<br />

hinzu. Bei den Zeitungsartikeln fehlen leider meist das Datum und noch häufiger <strong>die</strong> Angabe,<br />

um welche Zeitung es sich handelt. Die ansonsten sorgfältige Aufbewahrung so vieler<br />

Schriftstücke deutet aber vielleicht darauf hin, dass <strong>die</strong> Mitarbeiterinnen sich der geschichtlichen<br />

Bedeutung ihrer Aufgabe bewusst waren. Aufgefallen ist uns schon bei der ersten<br />

Sichtung der Akten der sprachliche Umgang mit den Reisenden und dem anderen Teil<br />

Deutschlands im: von (Menschen aus) der DDR spricht man erst in den späten 70er Jahren,<br />

auch dann oft noch in Anführungszeichen (vgl. dazu auch Kap. 2.4).<br />

Neben der Auswertung <strong>die</strong>ser Quellen haben wir noch ein Kapitel aus einer Büchener Ortsgeschichte<br />

einbezogen, in dem Kreisarchivar Dr. William Boehart <strong>die</strong> langjährige Leiterin der<br />

<strong>Bahnhofsmission</strong>, Frau Friedegart Belusa, <strong>die</strong> 1996 verstorben ist, als Zeitzeugin interviewt.<br />

Auch wir haben Zeitzeugen befragt, ehemalige ehrenamtliche Mitarbeiter der <strong>Bahnhofsmission</strong><br />

und den damals zuständigen Gemeindepastor.<br />

Eine Schwierigkeit bestand für uns darin, dass wir über <strong>die</strong> deutsche Teilung vor Beginn des<br />

Projekts fast gar nichts wussten außer, dass sie 40 Jahre bestanden hatte und dass <strong>die</strong> Grenze<br />

ganz in unserer Nähe verlaufen war. Auch im Unterricht war <strong>die</strong>ses Kapitel der Geschichte<br />

noch nicht behandelt worden. Deshalb mussten wir uns zuerst allgemein in das Thema<br />

einarbeiten, um <strong>die</strong> neuen Informationen über <strong>die</strong> <strong>Bahnhofsmission</strong> einordnen zu können.<br />

5 Vgl. Vorwort zum Findbuch des Aktenbestandes, S.2.<br />

5


2. Die <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen – mehr als<br />

eine karitative Institution?<br />

2.1. Allgemeines zur <strong>Bahnhofsmission</strong><br />

Die christliche Einrichtung der <strong>Bahnhofsmission</strong> wurde 1894 in Berlin gegründet und hat sich<br />

in einer Zeit, in der mehr und mehr Menschen reisten, zunächst <strong>die</strong> Betreuung „gefährdeter<br />

Mädchen“ sowie wandernder, heimatloser Menschen zur Aufgabe gemacht. Nach und nach<br />

dehnte sich <strong>die</strong> Tätigkeit auf <strong>die</strong> Versorgung aller Reisenden aus. Die <strong>Bahnhofsmission</strong> ist ein<br />

gemeinsames Projekt der evangelischen und der katholischen Kirche in Deutschland. In der<br />

DDR wurden <strong>Bahnhofsmission</strong>en 1956 verboten, 13 Leiterinnen wurden wegen angeblicher<br />

Spionage verhaftet. 6 Im Westen wurden in derselben Zeit sieben Grenzbahnhofsmissionen<br />

gegründet.<br />

Büchen ist war und ist bis heute ein sehr trister Bahnhof. Auf den zwei Gleisen halten nur<br />

Regionalzüge, es gibt keinen Wartesaal, eine Gaststätte gab es nur zeitweilig. Dennoch hatte<br />

<strong>die</strong>se Station im schleswig-holsteinischen Herzogtum Lauenburg während der deutschen<br />

Teilung eine wichtige Funktion als erster Bahnhof hinter der Grenze der DDR. Täglich fuhren<br />

durchschnittlich zehn Züge über <strong>die</strong>se Grenze.<br />

Anlässlich des 5. Evangelischen Kirchentages im August 1953 trat <strong>die</strong> <strong>Bahnhofsmission</strong><br />

Büchen erstmals in Erscheinung, als 10.000 Menschen in sechs Sonderzügen <strong>die</strong> DDR<br />

verlassen durften und an der Grenze betreut werden mussten. In den Aufzeichnungen wird<br />

betont, dass alle DDR-Bürger trotz des 17. Juni 1953 zurückgekehrt seien. 7 Der ständige<br />

Dienst der <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen begann 1957 mit einem sechs Quadratmeter großen<br />

Raum in einer Baracke. Leiterinnen waren Friedegard Belusa (1915-1996) für <strong>die</strong><br />

Evangelische Kirche und Stephanie Nickler für <strong>die</strong> Katholische Kirche.<br />

Seit 1960 gab es auch Nacht<strong>die</strong>nst, das heißt, <strong>die</strong> Baracke war rund um <strong>die</strong> Uhr geöffnet.<br />

Nach umfangreichen Briefwechseln zwischen Deutscher Bahn und Vertretern evangelischer<br />

und katholischer Sozialverbände wurde ab 1972 ein eigenes Gebäude auf dem Gelände der<br />

Bundesbahn errichtet, 1974 ein Hilfsverein zur Unterstützung gegründet. In Zahlen kann man<br />

6 Nach Friedegart Belusa in ihrem Rückblick am 1.12.1995.<br />

7 a.a.O.<br />

6


<strong>die</strong> Tätigkeit der <strong>Bahnhofsmission</strong> so beschreiben: 39 Jahre dauerte <strong>die</strong> Arbeit, 160<br />

Erwachsene – oft Hausfrauen aus dem Kreis, <strong>die</strong> für ihre Hilfe eine geringe<br />

Aufwandsentschädigung erhielten – und 140 Jugendliche arbeiteten mit, etwa 5 Millionen<br />

Menschen wurden betreut, davon 70 Prozent Ostdeutsche.<br />

Nach 1982 leiteten Helga Winterberg und Rosa-Maria Linke <strong>die</strong> Mission. Evangelische und<br />

Katholische Mitarbeiterinnen arbeiteten im Schichtwechsel. Die <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen<br />

schätzt <strong>die</strong> Menge des ausgeteilten Kaffees und anderer Getränke auf 22 Tankwagen; <strong>die</strong><br />

penibel geführten Statistiken weisen 1.482.000 Portionen Obst und ca. 600.000 ausgegebene<br />

warme Mahlzeiten aus. Reisenden, <strong>die</strong> Anschlusszüge verpasst hatten, bei Verwandten nicht<br />

aufgenommen oder nach einigen Tagen wider Erwarten weggeschickt worden waren, wurden<br />

Übernachtungsmöglichkeiten und Waschgelegenheiten geboten, bis zu 1000 Übernachtungen<br />

jährlich sind in den Statistiken festgehalten. Büchen verfügt bis heute über kein Hotel und der<br />

Büchener Bahnhof über keinen Aufenthaltsraum. Die Arbeit der Mission ging im Rhythmus<br />

der Fahrpläne vonstatten. 8 Die Mitarbeiterinnen helfen beim Ein- und Aussteigen, verteilten<br />

Kaffee, Südfrüchte – vor allem <strong>die</strong> berühmten Bananen, <strong>die</strong> aber nur an Reisende mit dem<br />

blauen DDR-Pass 9 -, Schokolade, warme und kalte Mahlzeiten, zu Ostern und Weihnachten<br />

Tüten mit Süßigkeiten. Manche Reisende strandeten ohne Geld, Papiere oder mit gesundheitlichen<br />

Problemen in Büchen, wie aus den handschriftlichen Berichten hervorgeht, <strong>die</strong> im<br />

Anhang zu den Jahresberichten und Statistiken einige Fälle als Beispiele beschreiben. Die<br />

Mitarbeiterinnen gaben Informationen zu Verbindungen, berieten, verhandelten mit Ämtern,<br />

der Bahn und Verwandten der Reisenden. Auch <strong>die</strong> Organisation ärztlicher Hilfe gehörte zum<br />

Geschäft der <strong>Bahnhofsmission</strong>. Eine Sonderstellung nahmen DDR-Eisenbahner ein, sie und<br />

sogar ihre Familien in der DDR wurden ebenfalls von Büchen aus versorgt (vgl. Kap. 2.6).<br />

8 Zum Arbeitsalltag vgl. z.B. „Aus der Arbeit der <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen – Gespräch mit Leiterin H.<br />

Winterberg“, Lauenburgische Landeszeitung vom 28.1.1983<br />

9 S. Zeitungsartikel „Auf dem Grenzbahnhof Hilfe für DDR-Bürger“, handschriftlicher Zusatz: „erschienen am<br />

21.1.1989 in einer Zeitung des Kreises Pinneberg“<br />

7


oben: Die Kaffeeküche (Privatfoto unserer Zeitzeugen)<br />

links: Beispiel für eine Tagesstatistik 1967<br />

2.2. Spätaussiedler<br />

In den Jahren 1955 bis 1959 kamen in 517 Zügen 247.000 Menschen aus den ehemaligen<br />

deutschen Ostgebieten über Büchen in <strong>die</strong> Bundesrepublik, wo sie im Lager Friedland aufgenommen<br />

wurden. Sie hatten bei der polnischen Regierung Ausreiseanträge mit der Begründung<br />

der Familienzusammenführung gestellt. Zwei Jahre lang kamen drei- bis viermal wöchentlich<br />

frühmorgens <strong>die</strong> Züge mit den Spätaussiedlern an. Bei ihrer Ankunft in Büchen<br />

wurden sie oft nicht nur von den Mitarbeiterinnen der <strong>Bahnhofsmission</strong> begrüßt, sondern auch<br />

von höheren Vertretern des Roten Kreuzes sowie beider Kirchen. Leider findet sich in den<br />

Akten nichts Genaueres über <strong>die</strong> Umsiedler, man erfährt nichts über <strong>die</strong> Menschen, ihre<br />

Situation, ihre Hoffnungen, ihre Beziehung zu Deutschland. Die Berichte der <strong>Bahnhofsmission</strong><br />

betonen aber, mit den zur Begrüßung verteilten kirchlichen Broschüren hätten <strong>die</strong><br />

Aussiedler das erste gedruckte deutsche Wort sein Kriegsende in Händen gehalten.<br />

1966 wurde vom schleswig-holsteinischen Landtagspräsidenten Rohloff ein Mahnmal enthüllt,<br />

das noch heute dort steht: „Büchen Tor zur Freiheit 1955-59“ ist ein steinernes Tor gemeißelt.<br />

Dieser Gedenkstein solle auch den Dank gegenüber der <strong>Bahnhofsmission</strong> ausdrücken,<br />

besagt ein Artikel des Hamburger Abendblattes 10 . Der Bericht verweist gleichzeitig<br />

10 „Büchen – Tor zur Freiheit“ vom 12.9.1966<br />

8


durch seine Formulierungen auf <strong>die</strong> politische Haltung Westdeutschlands zu den Gebieten<br />

jenseits der Oder-Neiße-Linie, denn sie werden als „deutsche[…], polnisch verwaltete[…]<br />

Ostgebiete […]“ bezeichnet, was den nicht aufgegebenen Anspruch auf <strong>die</strong>se Gebiete bekräftigt.<br />

Das Schlüsselwort des Artikels ist „Freiheit“, zum ersten Mal hätten <strong>die</strong>se Menschen<br />

in Büchen freien Boden betreten. Derselbe Sprachgebrauch in Bezug auf <strong>die</strong> verlorenen Ostgebiete<br />

findet sich in einem Artikel der Lauenburgischen Landeszeitung vom 18.02.1959. Unter<br />

dem Titel: „Über 600.000 warten noch im Osten“ wird berichtet, es seien weitere 36.000<br />

Anträge auf Familienzusammenführung unberücksichtigt geblieben. Jungen Männern, <strong>die</strong><br />

ihren Militär<strong>die</strong>nst noch abzuleisten hätten oder auch Ingenieuren und Technikern werde <strong>die</strong><br />

Ausreise verweigert.<br />

Größere Berühmtheit erlangte der letzte Transport <strong>die</strong>ser Art am 18. Februar 1959, denn er<br />

brachte neben 664 Deutschen noch 331 Sinti und Roma aus der Gegend um Kattowitz nach<br />

Büchen. In Polen hatte man vier unangemeldete Wagen an den Transport angehängt. In den<br />

9


Akten ist zumeist von „Zigeunern“ <strong>die</strong> Rede. Da Polen sie nicht zurücknehmen wollte, DDR<br />

und BRD <strong>die</strong> Einreise verweigerten, kampierten <strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> ohne Papiere waren, fünf<br />

Tage und Nächte auf dem Fußboden in der <strong>Bahnhofsmission</strong>. „Es war ein Zustand, der auch<br />

an uns alle hohe Anforderungen stellte, und wir waren froh, als […] <strong>die</strong> letzten 30 Personen,<br />

<strong>die</strong> keine Sippe haben wollte, mit Fremdpässen und Fahrkarten nach Segeberg und Neumünster<br />

in den Zug gesetzt werden konnte, ohne daß eine Seuche ausgebrochen war“, fasst Friedegart<br />

Belusa <strong>die</strong>se Episode zusammen.<br />

2.3. Kindertransporte / jugendliche Grenzgänger<br />

Eine Gruppe von Interzonenreisenden, <strong>die</strong> über <strong>die</strong> Jahrzehnte immer wieder in den Aufzeichnungen<br />

der <strong>Bahnhofsmission</strong> erscheint, sind Berliner Kinder, <strong>die</strong> von der Caritas, der Diakonie<br />

und dem Berliner Senat zur Erholung an <strong>die</strong> Nord- und Ostsee geschickt wurden. In dreißig<br />

Jahren waren es etwa 3.200 Transporte mit rund 50.000 Kindern. 11 Mehr als <strong>die</strong>se Zahlen<br />

erfährt man aus Akten nicht. Ein knapper Bericht aus den 50er Jahren findet sich in der Lauenburgischen<br />

Landeszeitung. Durchschnittlich vier Wochen dauerten <strong>die</strong> Erholungsreisen der<br />

Berliner Kinder, <strong>die</strong> meisten seien in Kinderheimen an der See untergebracht worden, einige<br />

aber auch in Pflegefamilien im Kreis Herzogtum Lauenburg. 12<br />

Besondere Sorgen bereiteten den Mitarbeiterinnen der <strong>Bahnhofsmission</strong> <strong>die</strong> Abgeschobenen:<br />

heimatlose Jugendliche oder Ausreißer und nicht sesshafte junge Erwachsene, <strong>die</strong> zum Teil<br />

mehrfach in Büchen strandeten und weder in der Bundesrepublik noch in der DDR Fuß fassen<br />

konnten. Die meisten wurden nachts aufgegriffen und landeten so in der <strong>Bahnhofsmission</strong>. In<br />

<strong>die</strong>sen Fällen bemühten sich <strong>die</strong> christlichen Helferinnen durch ihre Verbindungen zum Sozial-,<br />

Jugend- und Arbeitsamt um eine Perspektive für <strong>die</strong> Betreuten. 13 In den 50er Jahren<br />

durchläuft offenbar noch eine weitere Menschengruppe den Grenzbahnhof: „[… ] Die Jugendlichen<br />

von drüben. […] All <strong>die</strong>se jungen Menschen, Arbeiter, Vopos, Oberschüler und<br />

Studenten kommen mit soviel Hoffnungen und Erwartungen zu uns in <strong>die</strong> ‚goldene Freiheit‘.<br />

Dann sind sie da und wissen mit <strong>die</strong>ser Freiheit nichts anzufangen. Sie, denen bisher all ihr<br />

Denken und Tun vorgeschrieben wurde, müssen nun selbst <strong>die</strong> Wahl zwischen Gut und Böse<br />

treffen […]. Sie kommen hier allein nicht zurecht und brauchen immer wieder Menschen, <strong>die</strong><br />

11 Rückblick Friedegart Belusa vom 1.12.1995<br />

12 „2000 Berliner Kinder kamen“, Lauenburgische Landeszeitung vom 24.10.1957<br />

13 Situationsbericht über das Problem der Abgeschobenen auf den Grenzbahnhöfen, 15. März 1961<br />

10


ihnen helfen und ihnen das Gefühl geben, dass sie nicht alleine sind.“ 14 In <strong>die</strong>ser Quelle, einem<br />

Referatsmanuskript von 1966, wird <strong>die</strong> Motivation der Helferinnen sehr deutlich. Am<br />

Ende fasst <strong>die</strong> Referentin noch einmal zusammen: „[…] Gerade <strong>die</strong> menschliche Fühlungnahme<br />

und Führung sollte unsere Sache sein.“ 15<br />

Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 ging <strong>die</strong> Zahl der Reisenden zunächst stark zurück.<br />

Vereinzelt kamen Flüchtlinge über <strong>die</strong> noch nicht völlig verminte Grenze. Es gab aber auch<br />

Menschen, <strong>die</strong> aus der BRD in <strong>die</strong> DDR umsiedeln wollen, in einem Zeitungsbericht werden<br />

sie „Wanderer zwischen den Welten“ genannt. Sie wurden in Schwanheide gesammelt und zu<br />

75 Prozent ohne Papiere von der DDR wieder zurückgeschickt.<br />

2.4. „Zonenrentner“<br />

Ab November 1964 erhielten Rentner in der DDR <strong>die</strong> Erlaubnis, für vier Wochen ihre Verwandten<br />

im Westen zu besuchen. Da <strong>die</strong>se Menschen in der Regel nicht über ein Auto verfügten<br />

und <strong>die</strong> Ausreise per Privat-PKW nur in Ausnahmefällen gestattet wurde, reisten sie<br />

per Bahn in den Westen. Noch im selben Monat der neuen Besuchsregelung kamen über<br />

13.000, im Dezember 15.000. Viele von ihnen sind zum ersten Mal seit Kriegsende im anderen<br />

Teil Deutschlands. Die Zahl der ehrenamtlichen Mitarbeiter der <strong>Bahnhofsmission</strong><br />

verdoppelte sich innerhalb eines Jahres auf 40. Die von den westlichen Me<strong>die</strong>n so genannten<br />

„Zonenrentner“ stellten mit Abstand <strong>die</strong> größte Gruppe von Betreuten bis 1989 dar. Die Ausreisemöglichkeit<br />

wurde also rege genutzt – nicht immer zur Freude der Besuchten, wie <strong>die</strong><br />

Berichte der <strong>Bahnhofsmission</strong> zeigen. Da <strong>die</strong> Reisenden den Mitarbeiterinnen der <strong>Bahnhofsmission</strong><br />

in ihrer unglücklichen Lage oft ihr Herz ausgeschüttet haben, erfährt man in den Berichten<br />

neben den Statistiken auch viel über <strong>die</strong> menschlichen Beziehungen zwischen Ost und<br />

West. Viele persönliche, teilweise sehr private Geschichten deuten auf zunehmende Entfremdung<br />

hin. Wahrscheinlich aus Angst vor Abweisung haben sich ältere Menschen aus der DDR<br />

manchmal gar nicht bei ihren Kindern, Nichten und Neffen in Westdeutschland angemeldet,<br />

<strong>die</strong> Zwangsbesuchten zeigten sich dann unangenehm überrascht. Einige Verwandte mussten<br />

auch „plötzlich“ verreisen, da es mit Arbeit und Geld verbunden war, sich um einen Rentner<br />

zu kümmern. Oder <strong>die</strong> Ehe der Tochter war nicht so harmonisch wie in Briefen beschrieben.<br />

14 Aus dem Text eines Referates (Autorin Friedegart Belusa?) mit dem Titel „Jugend zwischen Ost und West“<br />

von 1966.<br />

15 a.a.O.<br />

11


Es kam zu Konflikten, <strong>die</strong> familiäre Bindung hielt einem vierwöchigen Zusammenleben, oft<br />

auf engem Raum, nicht stand. Mehrfach ist <strong>die</strong> Rede davon, dass Schwiegersöhne im Streit<br />

den Besuch „von drüben“ vor <strong>die</strong> Tür setzten. Auch Erwartungen mancher DDR-Rentner an<br />

den „Goldenen Westen“ sind in den Jahresberichten angedeutet, ganz bestimmte Waren, <strong>die</strong><br />

es im Osten nicht gab, sollten eingekauft und mit nach Hause genommen werden. Als Beispiel<br />

soll hier ein Bericht Friedegart Belusas aus dem Jahr 1982 wiedergegeben werden: „[…]<br />

Ein Problem ist gerade gelöst, da steht das nächste Sorgenkind vor unserer Tür. Frau S.,<br />

Invalidenrentnerin, ist mittags nach Ratzeburg eingereist – unangemeldet. Die eine Verwandte<br />

war nicht da, <strong>die</strong> anderen Verwandten wollten sie nicht aufnehmen. Nun ist sie wieder bei<br />

uns und <strong>die</strong> Tränen fließen unaufhörlich. Sie wollte doch nur ein paar Tage hierbleiben –<br />

‚einmal im goldenen Westen‘ – und so gerne einen Stoff zum Sonntagskleid mit nach Hause<br />

nehmen. Ich telefoniere mit dem Sozialamt und habe Erfolg. Frau S. bleibt noch einen Tag bei<br />

uns, bekommt vom Amt Büchen ihre 70,- DM, kann sich den gewünschten Kleiderstoff kaufen<br />

und fährt hochbeglückt nach Hause.“ 16 Mehrfach äußern sich <strong>die</strong> Betreuten auch sehr<br />

überschwänglich über <strong>die</strong> <strong>Bahnhofsmission</strong>: „Das hier ist eine Zufluchtsstätte, <strong>die</strong> nicht mit<br />

Geld aufzuwerten ist“, wird ein Rentner in einem Zeitungsartikel 17 zitiert. Auch <strong>die</strong> Mehrzahl<br />

der Dankesschreiben, <strong>die</strong> sich in den Akten finden, stammt von Reiserentnern.<br />

Die größte Herausforderung an <strong>die</strong> <strong>Bahnhofsmission</strong> stellte der Schneewinter 1978/79, als<br />

670 Menschen dort auf ihre Anschlusszüge warten mussten. 18 Ein Blick in <strong>die</strong> Räumlichkeiten<br />

der <strong>Bahnhofsmission</strong> (Privatfoto<br />

unserer Zeitzeugen)<br />

16 dw-aktuell 1982, „Alltag in der <strong>Bahnhofsmission</strong>“<br />

17 „Erster Kontakt beim Kaffeetrinken“, Lauenburgische Landeszeitung? ohne Datum<br />

18 Rückblick von Friedegart Belusa 1995<br />

12


Bemerkenswert ist das große Interesse der Me<strong>die</strong>n an den Reiserentnern. Sie sind einerseits<br />

eine Informationsquelle für <strong>die</strong> Verhältnisse in der DDR, andererseits werden ihre Aussagen<br />

von den westlichen Zeitungen aber auch gezielt verwendet, um den Kontrast zwischen Unfreiheit<br />

und Mangelversorgung im Osten und Freiheit und Wohlstand im Westen zu betonen.<br />

Besonders <strong>die</strong> Schikanen der DDR-Grenzkontrollen und der fehlende Komfort in der „Sowjetzone“<br />

werden dabei herausgestellt. „Im Zug war es kalt. Während der Fahrt durch <strong>die</strong> DDR<br />

wurde nicht geheizt, ärgern sich <strong>die</strong> Reisenden. Geschwitzt habe man nur bei der Kontrolle“,<br />

heißt es in einem Bericht der Lübecker Nachrichten über weihnachtsreisende Rentner. „Die<br />

Angst fährt mit“, titelt <strong>die</strong> Bildzeitung 19 und schlachtet <strong>die</strong> Erzählungen der Reisenden so anschaulich<br />

aus, dass man schon von West-Propaganda sprechen kann. Eingeschüchtert und<br />

misstrauisch seien <strong>die</strong>se Menschen, erst allmählich dringe <strong>die</strong> Erkenntnis durch, dass sie jetzt<br />

in Freiheit und Sicherheit seien und frei sprechen könnten. Aber auch Friedegart Belusa erinnert<br />

sich in ihrer Abschiedsrede 1995 an Verärgerung und Verunsicherung bei den älteren<br />

Leuten angesichts vieler Schikanen auf Ost-Seite: „Es gab viel zu trösten und zu beruhigen.<br />

Der Verbrauch an Baldrian war bei uns groß.“ Sie zitiert aus einem späteren Dankesschreiben<br />

ihrer Betreuten: „Bei der Herfahrt wurden wir auf der östlichen Grenzstation von Soldaten mit<br />

Bajonetts empfangen und gründlich kontrolliert von Frauen in Uniform. Es war beschämend,<br />

was vor allem eine alte gelähmte Frau über sich ergehen lassen musste. Deutsche gegen Deutsche!<br />

Als wir dann schließlich auch Stacheldraht und Todesstreifen hinter uns hatten, waren<br />

19 Zeitungsartikel ohne Angaben, wahrscheinlich 60er Jahre<br />

13


wir bei Ihnen. Wir waren in einer anderen Welt!“ 20 Von scharfen Kontrollen der reisenden<br />

Rentner in Richtung Westen durch DDR-Grenzer ist immer wieder <strong>die</strong> Rede, <strong>die</strong> Gründe dafür<br />

bleiben unklar. Von unseren Zeitzeugen haben wir erfahren, dass viele Rentner zu Tränen<br />

gerührt von solch einer Hilfsbereitschaft und Nettigkeit, <strong>die</strong> sie im Westen gar nicht erwartet<br />

hatten. Offenbar hatten sie sich aufgrund der Anti-BRD-Propaganda ein anderes Bild vom<br />

Westen gemacht.<br />

In der Sprache sowohl der Me<strong>die</strong>n als auch der <strong>Bahnhofsmission</strong> selbst spiegelt sich <strong>die</strong> offizielle<br />

Haltung der Bundesrepublik gegenüber dem anderen deutschen Staat sehr deutlich wider<br />

– <strong>die</strong> DDR wurde jahrzehntelang nicht als Staat anerkannt, es galt <strong>die</strong> Hallstein-Doktrin.<br />

Die gängige Bezeichnung für <strong>die</strong> Einreisenden in den Berichten der Mitarbeiterinnen und in<br />

den seriöseren Zeitungen ist daher „Besucher aus Mitteldeutschland“. Das ändert sich erst Ende<br />

der 70er/Mitte der 80er Jahre, zunächst steht DDR auch noch in Anführungszeichen – <strong>die</strong><br />

sogenannte DDR eben. In weniger neutralen Berichten und vor allem in den ersten Jahren<br />

nach der Teilung betont man Sichtweise, <strong>die</strong>ser Teil Deutschlands sei nach wie vor von der<br />

Sowjetunion besetztes Gebiet: ‚Ostzone‘, ‚Sowjetzone‘, ‚Zonenrentner‘ sind entsprechende<br />

Bezeichnungen.<br />

Zeitungsartikel ohne Angabe, vermutlich Jahresende 1964, Bericht anlässlich der ersten Rentner-Ausreisen<br />

20 Erinnerungen von Friedegart Belusa, in: Kirchenvorstand Büchen-Pötrau (Hrsg.), Land und Leute einst und<br />

heute, S.181.<br />

14


Die politische Bedeutung der <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen gerade in der Phase der Rentnerreisen<br />

kann man auch daraus ableiten, dass etliche Politiker der <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen ihren Besuch<br />

abstatteten: Die höchste politische Vertreterin war Dorothee Wilms, <strong>die</strong> 1987 als Ministerin<br />

für innerdeutsche Beziehungen den Kreis Herzogtum Lauenburg besuchte um sich „vor<br />

Ort über <strong>die</strong> Probleme der Städte und Dörfer in unmittelbarer Zonenrandlage zu informieren“<br />

21 . Im Mittelpunkt der Reise stand <strong>die</strong> <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen, bei deren Besuch <strong>die</strong><br />

Ministerin persönlich Reisende aus Leipzig begrüßte. Im Zeitungsbericht dazu wird das<br />

Interesse der Rentner am familiären Zusammenhalt betont: „[…] Dabei wurde deutlich, daß<br />

<strong>die</strong> ankommenden Besucher trotz der neuerlichen Beschränkung der Umtauschmöglichkeit<br />

<strong>die</strong> verwandtschaftlichen Bindungen nicht abreißen lassen wollen und Schwierigkeiten in<br />

Kauf genommen werden.“ Rund 70 Millionen DM stelle <strong>die</strong> Bundesregierung jährlich für Besucher<br />

aus der DDR zur Verfügung. Hinzu kämen Gelder und Hilfen aus Kreisen und Gemeinden.<br />

Wilms habe klargestellt, dass <strong>die</strong>ses Geld nicht aus wirtschaftlichen Gründen investiert<br />

werde, sondern vielmehr aus „politischen.“ Landes- und Kommunalpolitiker –<br />

mehrheitlich Vertreter der SPD – besuchten häufig <strong>die</strong> <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen, mehrere<br />

Zeitungsartikel berichten in Wort und Bild vom traditionellen Weihnachtsbesuch der SPD-<br />

Fraktion des Kreises 22 , 1984 kam der schleswig-holsteinische Innenminister Claussen, und<br />

1988 war der Landtagsabgeordnete Jürgen Hinz (SPD) vor Ort. Aber auch <strong>die</strong> anderen Parteien<br />

wollten offenbar nicht zurückstehen, der CDU-Ortsverein macht – wohl unter anderem –<br />

1984 seine Aufwartung, und ein Artikel ist überschrieben mit „FDP überreicht Scheck“ 23 . Die<br />

Mitarbeiterinnen scheinen den Kontakt zur Politik zu begrüßen, schließlich hängt davon auch<br />

<strong>die</strong> materielle Grundlage ihrer Tätigkeit ab.<br />

2.5. DDR-Eisenbahner<br />

Dass <strong>die</strong> Arbeit der Bahhofsmission Büchen über <strong>die</strong> unmittelbare Betreuung Reisender hinausging<br />

und eine politische Dimension hatte, kann man besonders gut der gezielten Hilfe für<br />

ostdeutsche Eisenbahner erkennen. Dies wird auch im Vorwort zum Findbuch des Akten-<br />

21 „Bundesministerin Dorothee Wilms in Büchen“, Zeitungsartikel ohne Angaben<br />

22 Z.B. Zeitungsartikel ohne Angabe zum Jahreswechsel ´86/´87<br />

23 „Traditioneller Besuch am Heiligen Abend“, Zeitungsartikel ohne Angaben; „Feiertag? – Kein Grund zur<br />

Pause“, Zeitungsartikel vom 24.12.1982 ohne weitere Angabe.<br />

15


estandes betont: „Die Versorgung der Eisenbahner hatte einen großen Stellenwert, denn sie<br />

verband <strong>die</strong> Reisenden der beiden deutschen Staaten.“<br />

Am Grenzübergang Büchen wurden <strong>die</strong> Loks und das Personal gewechselt, so dass sich immer<br />

wieder für unterschiedliche Dauer Mitarbeiter der „Deutschen Reichsbahn“ – unter <strong>die</strong>sem<br />

Namen fuhren <strong>die</strong> Züge in der DDR – in Büchen aufhielten. Dort gab es keine Eisenbahner-Kantine.<br />

Friedegart Belusa erinnert sich 1995: „Ich wollte ihnen so gerne zu einer warmen<br />

Mahlzeit verhelfen.“ Und in ihren weiteren Aussagen wird nebenbei klar, wie <strong>die</strong> Grenzbahnhofsmission<br />

zunehmend in <strong>die</strong> Ostpolitik der Bundesregierung eingebunden wurde. In<br />

Königswinter habe sie ein Referat über ihre Arbeit gehalten, woraufhin sie mit ihrer Bundesgeschäftsführerin<br />

nach Bonn ins „Gesamtdeutsche Ministerium“ eingeladen worden sei.<br />

Ein halbes Jahr später habe <strong>die</strong> Bundesregierung <strong>die</strong> nötigen Gelder für <strong>die</strong> Versorgung von<br />

DDR-Eisenbahnern bereitgestellt. Das muss sich um 1964 abgespielt haben, denn sie berichtet<br />

weiter, danach hätten sie <strong>die</strong> Eisenbahner 25 Jahre lang verpflegen können. Bemerkenswert<br />

daran ist, dass <strong>die</strong>se Verpflegung sich nicht auf warme Mahlzeiten beschränkte. In ihrem<br />

Rückblick spricht Belusa von „Bekleidung, Medikamenten, Einwegspritzen und Artikeln für<br />

<strong>die</strong> Zuckerkranken, Diesellok-Lehrbüchern bis zu Klobecken und Zement.“ Man habe ihnen<br />

„viele Wünsche erfüllen“ können, eine Formulierung, <strong>die</strong> zeigt, dass <strong>die</strong> Versorgten gerne<br />

vom Westkontakt profitierten und freimütig ihren Bedarf äußerten - und das nicht nur im Zusammenhang<br />

ihrer Arbeit. In einer Erklärung der <strong>Bahnhofsmission</strong> zur Verwendung bewilligter<br />

Mittel 1972 ist <strong>die</strong> Rede davon, dass acht Kinder von ostdeutschen Eisenbahnern mit<br />

Kommunionskleidern und Konfirmationsanzügen ausgestatten worden seien. 24<br />

Belusa schließt ihren Bericht zu <strong>die</strong>sem Thema mit der Feststellung: „Allerdings war ich drüben<br />

eine unerwünschte Person“. Dazu, wie <strong>die</strong> Betreuung ihres Reichsbahn-Personals auf<br />

DDR-Seite aufgenommen wurde, haben wir in den Akten eine sehr interessante, aber auch<br />

etwas rätselhafte Quelle gefunden: eine maschinengeschriebene halbe Seite Text ohne Angaben<br />

über <strong>die</strong> Herkunft und den Urheber 25 . Die DDR-Herkunft fällt auf den ersten Blick durch<br />

den typischen Jargon – „Politik des Imperialismus“ usw. – ins Auge. Offenbar ist es <strong>die</strong> letzte<br />

Seite einer längeren Betrachtung über <strong>die</strong> Problematik des unvermeidlichen Westkontakts der<br />

Eisenbahner. Da <strong>die</strong>se als „Kollegen“ bezeichnet werden, handelt es sich vermutlich um ein<br />

reichsbahninternes Dokument. Darin wird bemängelt, „daß das ideologische Bewußtsein ei-<br />

24 Erklärung über <strong>die</strong> Verwendung von Mitteln vom 15.1.1972<br />

25 Akte 1507/92<br />

16


niger Kollegen hinter <strong>die</strong>sen Ergebnissen zurückblieb“. Welche Art von Ergebnissen das war,<br />

erschließt sich indirekt aus dem Schriftstück. Im Folgenden heißt es nämlich: „Was nutzen<br />

alle Zustimmungen zu bestehenden Brigadeverpflichtungen, wenn das ideologische Bewußtsein<br />

an der Staatsgrenze endet.“ Man kann davon ausgehen, dass zum Inhalt solcher Brigadeverpflichtungen<br />

auch gehörte, keinen persönlichen Nutzen aus dem Westkontakt zu ziehen<br />

und <strong>die</strong> Annahme von Sachwerten zu verweigern. Offenbar wussten <strong>die</strong> SED-konformen<br />

Vorgesetzten der Büchen-Fahrer also um <strong>die</strong> weitreichende Fürsorge der <strong>Bahnhofsmission</strong>.<br />

Allerdings soll dem Missstand nicht mit Druck begegnet werden, sondern durch Überzeugungsarbeit:<br />

„Da gilt es dann beharrlich, mit Ausdauer und Parteilichkeit zu diskutieren“. Der<br />

Eisenbahner soll immun gemacht werden gegen den Kapitalismus mit seinen Verlockungen<br />

und im grenzüberschreitenden Verkehr stets als überzeugter Anhänger des Sozialismus auftreten.<br />

Den Zeitraum der Entstehung des Schriftstücks kann man dabei eingrenzen auf <strong>die</strong> Ära<br />

Brandt, denn <strong>die</strong> SPD und ihre „Politik der Annäherung“ werden ausdrücklich genannt – und<br />

als Gefahr für <strong>die</strong> Eigenstaatlichkeit der DDR entschieden abgelehnt. Zum ideologischen<br />

Rüstzeug der Interzonenfahrer gehört aus Sicht der Urheber vielmehr das Bewusstein der<br />

Unvereinbarkeit beider Systeme und <strong>die</strong> klare Abgrenzung: „Wir mußten klären, warum es<br />

keine Gemeinsamkeiten mit der Politik der SPD geben kann, was <strong>die</strong> SPD mit der Politik der<br />

Annäherung bezweckt, warum <strong>die</strong> Abgrenzung objektiven Charakter trägt, daß <strong>die</strong>se Abgrenzung<br />

nicht einseitig ist, sondern sich seit langem in der Politik des Imperialismus widerspiegelt,<br />

auch wenn der Imperialismus es leugnet.“<br />

2.6. Herbst 1989<br />

Wenn man nichts über <strong>die</strong> historischen Ereignisse in Deutschland im Herbst 1989 wüsste –<br />

man könnte das Wesentliche an den statistischen Aufzeichnungen der <strong>Bahnhofsmission</strong><br />

Büchen ablesen: erstens natürlich an der Masse der Menschen, <strong>die</strong> Büchen in jenen Wochen<br />

passierten, mehr noch aber am ebenfalls erfassten Alter der Reisenden: Plötzlich sind es junge<br />

Leute, Familien mit Kindern, nicht mehr zu 90 Prozent Rentner wie in den dreißig Jahren<br />

zuvor. Alle DDR-Bürger durften jetzt unbürokratisch ausreisen.<br />

Mit der Grenzöffnung kam eine große Bewährungsprobe auf <strong>die</strong> Mitarbeiterinnen der<br />

<strong>Bahnhofsmission</strong> zu. Wochenlang kamen überfüllte Züge am Bahnhof an, denn private PKW<br />

waren in der DDR nicht wie im Westen eine Selbstverständlichkeit. Viele Menschen betraten<br />

das erste Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges den anderen Teil Deutschlands.<br />

17


Da der sogenannte „Mauerfall“ in <strong>die</strong> kühle Jahreszeit fiel, waren <strong>die</strong> Räumlichkeiten der<br />

<strong>Bahnhofsmission</strong> sehr gefragt. Friedegart Belusa, <strong>die</strong> zwar inzwischen im Ruhestand war,<br />

jetzt aber wieder mithalf, erinnert sich: „Wenn das Begrüßungsgeld geholt, <strong>die</strong> ersten<br />

Einkäufe getätigt waren, dann waren <strong>die</strong> Menschen dankbar für eine Portion Eintopf und<br />

genossen den Aufenthalt in den warmen Räumen der <strong>Bahnhofsmission</strong>.“ 26 Besonders an den<br />

Wochenenden, wenn <strong>die</strong> Menschen Zeit hatten, sich jenseits der Grenze umzusehen, konnten<br />

<strong>die</strong> Räumlichkeiten der <strong>Bahnhofsmission</strong> <strong>die</strong> Menschenmassen kaum noch fassen. Deshalb<br />

half <strong>die</strong> Gemeinde Büchen mit, zum einen durch zahlreiche ehrenamtliche Helferinnen und<br />

Helfer, zum anderen stellte sie den Gemeindesaal, der nicht weit vom Bahnhof entfernt lag,<br />

zur Verfügung. Hilfe bekam <strong>die</strong> <strong>Bahnhofsmission</strong> auch von der AWO. Außerdem lieferte <strong>die</strong><br />

Waldhalle, ein Veranstaltungslokal in Büchen, Eintopf. Der Kindergarten stellte Spielzeug zur<br />

Verfügung.<br />

Auffällig ist, dass <strong>die</strong> Aufzeichnungen der <strong>Bahnhofsmission</strong> <strong>die</strong>se Ereignisse mit keiner<br />

Gefühlsregung kommentieren. Das Wiedersehen der Menschen aus dem Osten und aus dem<br />

Westen muss doch sehr bewegend gewesen sein, wenn man an <strong>die</strong> Bilder vom Mauerfall in<br />

Berlin denkt. Eigentlich ist im Herbst 1989 aus Sicht der <strong>Bahnhofsmission</strong> lang Ersehntes<br />

eingetreten, wurde ein unmenschlicher Zustand überwunden, der vier Jahrzehnte lang <strong>die</strong><br />

Arbeit in Büchen notwendig machte. Die Leiterinnen erfassen <strong>die</strong> Situation mit erstaunlicher<br />

Nüchternheit und verraten auch nichts über <strong>die</strong> Verfassung der DDR-Bürger. Anders klingen<br />

<strong>die</strong> Schilderungen unserer Zeitzeugen. In Erinnerung geblieben ist <strong>die</strong> „unbändige Freude<br />

geblieben, <strong>die</strong> sich bei einigen zu einem Freudenrausch entwickelte und auch <strong>die</strong> Menschen,<br />

welche ‚,Wir fahren nach Hamburg!‘‘ gerufen haben.<br />

Noch im April 1989 hatte das Schleswig-Holstein-Magazin live aus der <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen<br />

gesendet 27 und zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt hatte offenbar niemand an eine Öffnung der Grenze<br />

und ein baldiges Ende der deutschen Teilung geglaubt. Sieben Monate später berichten <strong>die</strong><br />

Zeitungen von überfüllten Zügen in Büchen. Die Lübecker Nachrichten rufen <strong>die</strong> Bevölkerung<br />

des Kreises zu ehrenamtlicher Mitarbeit in der <strong>Bahnhofsmission</strong> auf, Interessierte sollen<br />

sich um 4.15 Uhr dort einfinden. Aus dem Artikel geht auch hervor, dass <strong>die</strong> meisten Reisenden<br />

frühmorgens zum Einkaufen - Jeans und Videorekorder sollen <strong>die</strong> begehrtesten Waren<br />

auf <strong>die</strong>sen Shoppingausflügen gewesen sein - in den Westen kamen, meistens nach Hamburg<br />

26 Rückblick Friedegart Belusa vom 1.12.1995<br />

27 „Wir hatten noch so viel zu erzählen“, Zeitungsartikel ohne Angabe vom 11.04.1989<br />

18


weiterreisten und abends wieder zurückfuhren. 28 . Aber auch <strong>die</strong> 16 Betten waren an den<br />

Wochenenden am Jahresende 1989 meist belegt, weil <strong>die</strong> Züge, <strong>die</strong> zurück in den Osten<br />

fuhren, nicht alle Reisenden aufnehmen konnten. Von übervollen Zügen berichtet ein anderer<br />

Artikel mit Hilfe der Missionleiterin Helga Winterberg sehr anschaulich: „Menschen<br />

kletterten aus Fenstern, da <strong>die</strong> Eingänge verstopft waren, und selbst in den Packwagen staute<br />

sich <strong>die</strong> Menschenfracht. ‚Als wir <strong>die</strong> Türen aufmachten, purzelten uns <strong>die</strong> Menschen<br />

förmlich entgegen‘, erzählt Helga Winterberg. ‚Die meisten Züge waren bis zu 400 Prozent<br />

überbelegt.‘“ 29<br />

Am Anfang des Jahres 1990 war immer noch sehr starker Reiseverkehr. Viele der Züge waren<br />

überfüllt und damit auch <strong>die</strong> Räume der <strong>Bahnhofsmission</strong>. Außerdem bat <strong>die</strong> Passkontrolle<br />

verstärkt um Verpflegung für Inder, Kurden und Libanesen.<br />

Ende Juni des Jahres 1990 wurde der Nacht<strong>die</strong>nst der <strong>Bahnhofsmission</strong> eingestellt und viele<br />

ehrenamtliche Mitarbeiterinnen hörten mit der Arbeit auf. Die Leiterinnen, Frau Winterberg<br />

und Frau Linke gingen 1992 in den Ruhestand. Zusammen mit acht Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen<br />

führte Frau Lohse ab dem 1.6.1993 <strong>die</strong> <strong>Bahnhofsmission</strong> weiter.<br />

2.7. Mission erfüllt – Die Schließung<br />

In Folge der Deutschen Einheit hatte <strong>die</strong> Bundesregierung den <strong>Bahnhofsmission</strong>en in den<br />

ehemaligen Grenzstädten <strong>die</strong> finanziellen Mittel radikal gekürzt. 30 Die katholische Mission<br />

reduzierte daraufhin <strong>die</strong> Zahl ihrer hauptamtlichen Mitarbeiterinnen um <strong>die</strong> Hälfte auf sieben,<br />

Nachtschichten und Wochenend<strong>die</strong>nste fielen weg. Die Aufgaben waren keine anderen mehr<br />

als <strong>die</strong>, <strong>die</strong> jede <strong>Bahnhofsmission</strong> in Deutschland wahrnahm.<br />

Am 1. Dezember 1995 nahmen Mitarbeiterinnen und alle, <strong>die</strong> sich der <strong>Bahnhofsmission</strong><br />

Büchen verbunden fühlten, mit einem ökumenischen Gottes<strong>die</strong>nst Abschied. Die Zeitungen<br />

berichteten ausführlich über das Ende der Institution.<br />

28 „Betreuungsarbeit noch wichtiger“, Lübecker Nachrichten vom 20.12.1989<br />

29 „Züge voll wie in Nachkriegsjahren“, Zeitungsartikel ohne Angabe vom 25.11.1989<br />

30 „<strong>Bahnhofsmission</strong> in Büchen: Die Folgen der Einheit sind gravierend“, Zeitungsartikel von Tatjana Detloff<br />

ohne weitere Angaben.<br />

19


„Es macht einfach keinen Spaß mehr“ ist <strong>die</strong> Überschrift eines Zeitungsartikels zur in Büchen<br />

nun herrschenden Ruhe schon 1991 31 . Mit nur noch 15 Besuchern täglich sei nach der<br />

Wiedervereinigung „trister Alltag“ in der Einrichtung eingekehrt. Das klingt zunächst etwas<br />

merkwürdig, beinahe so, als würden <strong>die</strong> Mitarbeiterinnen sich nach Zeiten der deutschen<br />

Teilung zurücksehnen. „Es macht mich einfach traurig, wenn hier nichts los ist“, wird Helga<br />

Winterberg für <strong>die</strong> evangelische Seite zitiert, und Maria Linke, <strong>die</strong> Leiterin der Katholischen<br />

<strong>Bahnhofsmission</strong>, sagt: „Bei uns war doch früher immer Action.“ Auch wenn es traurige, unmenschliche<br />

Zeitumstände waren, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Arbeit der Bahnhofsmisson Büchen nötig machten,<br />

fiel es den Helferinnen wohl sehr schwer, ihre als sinnvoll und befriedigend empfundene Aufgabe<br />

durch <strong>die</strong> historische Entwicklung zu verlieren. Die „Engel von Büchen“, wie sie oft genannt<br />

wurden, wurden nicht mehr gebraucht, und sie geben zu, dass ihnen <strong>die</strong> Dankbarkeit der<br />

früheren Zeiten fehlt. 32 Lauenburgische Landeszeitung 11.12.91<br />

31 Lauenburgische Landeszeitung vom 1.12.91<br />

32 a.a.O.<br />

20


Das Andenken an <strong>die</strong> Arbeit der <strong>Bahnhofsmission</strong> wird auf verschiedene Art und Weise<br />

aufrechterhalten: In der Büchener „Priesterkate“, dem Heimatmuseum, sind zahlreiche<br />

Gastgeschenke der Reisenden ausgestellt, Dekorationsartikel aus der jeweiligen Heimatstadt<br />

zumeist, Stickbilder und Zinnteller mit Wappen aus allen Städten der ehemaligen DDR, sind<br />

hier vertreten - alles, was nicht zwischen Aktendeckel passt. Im Büchener Ortsteil Pötrau<br />

wurde eine Straße nach der langjährigen Leiterin benannt: <strong>die</strong> Friedegart-Belusa-Straße.<br />

21


3. Ergebnis<br />

Unsere Beschäftigung mit der Arbeit der <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen hat gezeigt, dass Friedegart<br />

Belusas Fazit 1995, Büchen sei wie kaum ein anderer Bahnhof zum Spiegelbild der Zeit<br />

geworden, absolut zutrifft. Und jede Zeit, jede Phase der deutschen Nachkriegsgeschichte hat<br />

in den Akten <strong>die</strong>ser Einrichtung auch ihre Spuren hinterlassen – ob es der schwer zu<br />

akzeptie-rende Verlust der Ostgebiete war, <strong>die</strong> offizielle Ignoranz der DDR durch <strong>die</strong><br />

Bundesrepublik, Brandts Politik der Annäherung, „menschliche Erleichterungen“, <strong>die</strong><br />

Situation Berlins als eingeschlossene Exklave des Westens (Kindertransporte!) oder der<br />

„Mauerfall“ im Herbst 1989 und schließlich <strong>die</strong> Wiedervereinigung.<br />

In Bezug auf deutsch-deutsche Nachbarschaft war <strong>die</strong> Situation in Büchen genauso unnatürlich<br />

wie <strong>die</strong> ganze deutsche Teilung selbst: Menschlichkeit fand eben nicht nachbarschaftlich<br />

von Mensch zu Mensch entlang der Grenze statt, sondern gewissermaßen von Vertretern einer<br />

Institution zu Mensch. Es war eine institutionalisierte Nachbarschaft, eine künstlich praktizierte<br />

Nachbarschaft, der künstlichen Situation der Teilung entsprechend. Dabei erinnert manches<br />

tatsächlich an ein nachbarschaftliches Verhältnis: Man plaudert bei Kaffee und Kuchen,<br />

man hilft sich, berät sich, tauscht sich aus. Allerdings gerät <strong>die</strong> Beziehung teilweise einseitig,<br />

denn <strong>die</strong> Reisenden aus dem Osten können sich nur durch Dankbarkeit revanchieren.<br />

Dass <strong>die</strong> Motivation der Missionsschwestern eine zunächst christliche war, haben wir möglicherweise<br />

gar nicht genug herausgestellt, vielleicht, weil das bei einer kirchlichen Einrichtung<br />

als selbstverständlich gelten kann. Diese religiöse Motivation findet sich natürlich an<br />

vielen Stellen in den Äußerungen der Mitarbeiterinnen wieder. Was uns mehr interessierte,<br />

war <strong>die</strong> politische Bedeutung der <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen. Der Begriff Mission leitet sich<br />

vom lateinischen „missio“ ab, was soviel wie „Sendung“ heißt, und bezeichnet <strong>die</strong> Verbreitung<br />

des christlichen Glaubens, praktische Hilfe in Alltagsnöten soll <strong>die</strong> Hinwendung der<br />

Ungläubigen zum Christentum unterstützen. Am Grenzbahnhof Büchen, der Schnittstelle<br />

zweier Systeme, wurde gleich doppelt missioniert: Zum einen wird christliche Nächstenliebe<br />

demonstriert, sind <strong>Bahnhofsmission</strong>en an sich ein Vorposten der Kirche für Menschen, <strong>die</strong><br />

unterwegs sind, zum anderen war <strong>die</strong> Einrichtung am Grenzbahnhof Büchen aber auch ein<br />

Vorposten des Westens, des Systems der Bundesrepublik. Und als solcher hatte sie repräsen-<br />

22


tative Aufgaben. Es ist schon auffällig, dass nicht Äpfel verteilt wurden an <strong>die</strong> „Zonenrentner“<br />

und andere Reisende aus dem Osten, sondern Bananen und Orangen, dass Politiker auf<br />

allen Ebenen, Kreis, Land, Bund sich in Büchen, wie man so sagt, <strong>die</strong> Klinke in <strong>die</strong> Hand gaben,<br />

dass <strong>die</strong> finanziellen Mittel der Einrichtung nicht nur aus kirchlichen, sondern zu einem<br />

guten Teil aus staatlichen Quellen kamen. Ob es dabei wirklich um den Zusammenhalt der<br />

Menschen in beiden deutschen Staaten ging oder ob <strong>die</strong> Grenzbahnhofsmission bei aller äußeren<br />

Bescheidenheit nicht auch eine Art „Prestigeobjekt“ der Bundesrepublik war, das sowohl<br />

Menschlichkeit als auch Wohlstand vermitteln sollte, lässt sich nicht genau bestimmen. Für<br />

<strong>die</strong> Mitarbeiterinnen spielte sicherlich beides eine Rolle. In den Akten gibt es keine Hinweise<br />

darauf, dass <strong>die</strong> Mitarbeiterinnen um Abgrenzung zur Politik bemüht waren. Im Gegenteil,<br />

Vertreter der Politik wurden herzlich willkommen geheißen, es gibt zahlreiche gemeinsame<br />

Pressefotos. Auch das Interesse der Me<strong>die</strong>n war groß. Die Einrichtung sah sich als Bestandteil<br />

des (christlichen) Westens. Das mag zum einen an der Mischfinanzierung der Bahnhofsmisson<br />

Büchen liegen. Zum anderen wird <strong>die</strong> Arbeit der Missionsschwestern durch ihren Status<br />

als Visitenkarte, als Aushängeschild der Bundesrepublik aber auch aufgewertet. Sie waren<br />

sich der historischen Bedeutung ihrer Aufgabe sehr bewusst, <strong>die</strong>ses Selbstverständnis geht<br />

deutlich aus den Quellen hervor. Oft ist es an Details abzulesen. Zum Beispeil am Sprachgebrauch<br />

in den Berichten und Statistiken, der sich der jeweiligen Zeit anpasst: Aus den „Reisenden<br />

aus Mitteldeutschland“ werden im Laufe der Zeit „DDR-Bürger“. Wie erfüllend <strong>die</strong><br />

missionarische Aufgabe für <strong>die</strong> Mitarbeiterinnen der <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen gewesen sein<br />

muss, zeigt <strong>die</strong> beschriebene zwiespältige Reaktion auf <strong>die</strong> Wiedervereinigung.<br />

Wir finden es schön, dass in Büchen noch heute an <strong>die</strong> Mission des Bahnhofs an der deutschdeutschen<br />

Grenze erinnert wird.<br />

23


Quellen<br />

Aus dem Aktenbestand des Nordelbischen Kirchenarchivs Kiel 15.07 <strong>die</strong> Akten 21, 22,<br />

51, 53, 56, 59, 81, 92, 93, 95<br />

Daraus hier verwendet:<br />

<strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen. Eine Grenzstation in Schleswig-Holstein, Chronik 1957-1995 ohne<br />

weitere Angaben<br />

„<strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen“: 120048 DDR-Reisende wurden 1982 betreut“, Nordelbische<br />

Kirchenzeitung Januar 1983<br />

„Betreuungsarbeit noch wichtiger“, Lübecker Nachrichten vom 20.12.1989<br />

„Büchen als Drehscheibe“, Zeitungsartikel ohne Angabe vom 11.04.1989<br />

dw-(= Diakonisches Werk)aktuell: Ausgaben von 1982,<br />

„Die Bananen-Ära ist Vergangenheit“, Zeitungsartikel<br />

„Erster Kontakt beim Kaffeetrinken“, Zeitungsartikel aus den 80er Jahren ohne nähere<br />

Angaben.<br />

Erklärung über <strong>die</strong> Verwendung von Mitteln vom 15.1.1972<br />

„Es macht einfach keinen Spaß mehr“, Lauenburgische Landeszeitung 11.12.91<br />

„Feiertag? – Kein Grund zur Pause“, Zeitungsartikel vom 24.12.1982 ohne weitere Angabe.<br />

„Impressionen an der Zonengrenze“, Die Welt vom 21.1.1966<br />

Jugend zwischen Ost und West, Referatsmanuskript 1966<br />

Junge Menschen unterwegs – aus der Sicht der <strong>Bahnhofsmission</strong>, Manuskript zu einem<br />

Referat in Königswinter, März 1965<br />

„Nicht nur Obst, Kaffee und Kuchen. Innenminister dankte in Büchen der <strong>Bahnhofsmission</strong><br />

und dem Roten Kreuz“, Zeitungsartikel ohne Angaben vom 7.11.1984<br />

„Osterreise im Jahre 1965“, Die Welt vom 17.04.1965<br />

„Traditioneller Besuch am Heiligen Abend“, Zeitungsartikel ohne Angaben<br />

Situationsbericht über das Problem der Abgeschobenen auf den Grenzbahnhöfen, 15. März<br />

1961<br />

24


„Statt Reisende könnten Bananen gezählt werden“, Zeitungsartikel ohne Angabe vom Mai<br />

1987<br />

„Weit über zwei Millionen Menschen betreut“, Zeitungsartikel ohne Angabe zum 20jährigen<br />

Bestehen der <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen<br />

„Zur Begrüßung ein Beutel mit Weihnnachtsleckereien“, Zeitungsartikel ohne Angabe vom<br />

15.12.1980<br />

„Züge voll wie in Nachkriegsjahren. Besucher kletterten aus Fenstern – Bahnhof Büchen<br />

völlig überlastet.“ Zeitungsartikel ohne Angabe vom 25.11.1989<br />

Zur Geschichte der <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen. Vorwort zum Findbuch des Aktenbestandes<br />

15.07 des Nordelbischen Kirchenarchivs<br />

„2000 Berliner Kinder kamen“, Lauenburgische Landeszeitung vom 24.10.1957<br />

diverse maschinengeschriebene Schriftstücke ohne weitere Angaben<br />

Außerdem:<br />

Bohlmann, Heinz, Büchen im 19. Und 20. Jahrhundert. Aus der Geschichte einer Gemeinde<br />

am Schienenstrang, S.60-68.<br />

Kirchenvorstand Büchen-Pötrau (Hrsg.), Land und Leute einst und heute, S.177-185.<br />

Zeitzeugengespräch mit<br />

Brigitte Dede und Jürgen Dede, Renate Krüger, (Lise)lotte Democh und Pastor Jens-Peter<br />

Andresen am 15.01.2013<br />

25


Arbeitsbericht<br />

Mit dem Geschichtswettbewerb in Berührung gekommen sind wir im Unterricht bei Frau<br />

Falkson. Sie hat uns über das aktuelle Thema informiert und uns auf das allgemeine Treffen<br />

für alle Interessierten aufmerksam gemacht. Zuerst kamen über zwanzig Interessierte, übrig<br />

geblieben sind drei kleinere Arbeitsgruppen aus unserer Klasse. Von Frau Falkson haben wir<br />

eine Mappe mit Hilfestellungen bekommen zur Organisation des Projekts, Hinweise zur Zeitplanung,<br />

Archivarbeit, Zeitzeugengesprächen usw. Von ihr kam auch der Tipp für das Thema,<br />

da wir mit unserer Idee „Zonenrandgebiet“ nicht richtig weiterkamen.<br />

Einen ersten Überblick über das Thema und den Aktenbestand haben wir uns in den Herbstferien<br />

verschafft. Am 17. Oktober sind wir gemeinsam mit Frau Falkson nach Kiel ins Nordelbische<br />

Kirchenarchiv gefahren. Herr Stenzel, Kircharchivamtsrat, erwartete uns dort und<br />

führte uns erst mal in den Umgang mit Archiv und Schriftstücken ein, bevor wir <strong>die</strong> Akten<br />

über <strong>die</strong> <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen zu sehen bekamen. Er erklärte uns das Findbuch und hatte<br />

schon einige Akten aus dem Bestand für uns ausgewählt. Wir waren etwas enttäuscht, dass<br />

ein Großteil der sogenannten Überlieferung aus endlosen und erstmal nichtssagenden Statistiken<br />

über <strong>die</strong> Reisenden und den ausgeschenkten Kaffee bestand. Gleich beim ersten Blättern<br />

fanden wir aber das Zitat, mit dem wir hier <strong>die</strong> Darstellung einleiten. Die Frage, welche Zeitaufgaben<br />

der <strong>Bahnhofsmission</strong> gestellt wurden, war also von Anfang an <strong>die</strong> „Überschrift“ unserer<br />

Recherche. Am Ende des Arbeitstages in Kiel wussten wir in etwa, auf welche Schwerpunkte<br />

wir uns konzentrieren wollten. Damit wir für <strong>die</strong> Archivarbeit nicht jedes Mal nach<br />

Kiel fahren mussten, was von Geesthacht doch ziemlich weit ist, hat Herr Stenzel dafür gesorgt,<br />

dass <strong>die</strong> Akten näher zu uns kommen: Ein Teil des Bestandes wurde an das Archiv des<br />

Kirchenkreises Hamburg-Ost in Hamburg-Harburg ausgeliehen. Leider waren <strong>die</strong> Öffnungszeiten<br />

dort das nächste Problem, denn <strong>die</strong>ses Archiv schließt normalerweise um 15 Uhr, so<br />

dass wir nach Schulschluss nie dort arbeiten konnten. Netterweise war aber unsere Ansprechpartnerin,<br />

Frau Novicki bereit, uns außerhalb ihrer Öffnungszeiten ins Archiv zu lassen. Einmal<br />

waren wir am 13. November bis zum frühen Abend dort und dann noch einmal einen ganzen<br />

Samstag (8.12.) mit Frau Falkson. Wir haben an <strong>die</strong>sem Tag <strong>die</strong> einzelnen Unterthemen<br />

zwischen uns aufgeteilt, ausgewählte Schriftstücke zusammengefasst, Fragen für das Zeitzeugengespräch<br />

formuliert und viele Kopien in Auftrag gegeben, um in der Schule und zu Hause<br />

26


weiterarbeiten zu können. Wegen unserer sehr langen Schultage war es nicht immer einfach,<br />

Verabredungen am Nachmittag hinzukriegen.<br />

Jan, Robin und Arthur (v.l.n.r.) bei der<br />

Archivarbeit im Kirchenkreisarchiv Hamburg<br />

Ost in Harburg am 8.12.2012. Im Hintergrund:<br />

Archivarin Frau Novicki. Im Schnee stecken<br />

geblieben: Jannick-Jörg.<br />

Am 5.12. haben alle Gruppen, <strong>die</strong> am Wettbewerb arbeiten, einen Fachtag Geschichte veranstaltet,<br />

um sich intensiv ihrem Projekt widmen zu können und sich von Frau Falkson beraten<br />

zu lassen. Wir haben <strong>die</strong>sen Tag genutzt, um uns mit Hilfe unserer Geschichtsbücher und<br />

Filmdokumentationen über <strong>die</strong> deutsche Teilung und das Verhältnis der beiden deutschen<br />

Staaten zueinander zu verschiedenen Zeiten zu informieren.<br />

Herr Stenzel aus Kiel hat uns dann noch <strong>die</strong> Telefonnummer von zwei Zeitzeugen, dem Ehepaar<br />

Dede, vermittelt. Herr und Frau Dede brachten noch weitere Zeitzeugen zum Gespräch<br />

am 15.1. mit. Mit <strong>die</strong>sem Termin war <strong>die</strong> Sammelphase abgeschlossen.<br />

27


Das Ehepaar Dede mit weiteren haupt- und ehrenamtlichen HelferInnen<br />

vor dem Gebäude der <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen.<br />

Die größte Schwierigkeit für uns war, das Interview zusammenzufassen, weil es so viele<br />

Einzelheiten enthielt. Außerdem ist uns das Ausformulieren der Texte sehr schwer gefallen,<br />

so dass <strong>die</strong> erste Fassung viel zu kurz geraten ist. Zum Glück hatten wir aber noch Zeit, <strong>die</strong><br />

Kapitel weiter auszubauen. Dabei hat unsere Tutorin Frau Falkson uns zur Seite gestanden,<br />

<strong>die</strong> Texte mehrfach korrigiert und Verbesserungsvorschläge gemacht. Insgesamt fanden wir<br />

das Thema doch schwieriger als zunächst gedacht, weil wir relativ wenig Hintergrundwissen<br />

hatten und <strong>die</strong> Akten uns oft erstmal unverständlich waren. Viele Zusammenhänge mussten<br />

wir uns erst erarbeiten.<br />

Wir bedanken uns bei<br />

Herrn Ulrich Stenzel vom Nordelbischen Kirchenarchiv<br />

Frau Novicki vom Kirchenkreisarchiv Hamburg-Ost<br />

unseren Zeitzeugen<br />

Brigitte Dede und Jürgen Dede<br />

Renate Krüger<br />

Liselotte Democh<br />

Pastor Jens-Peter Andresen<br />

und unser Geschichtslehrerin Frau Falkson<br />

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