Berger, R. (2002). Dopplersonographie - Didaktik der Physik
Berger, R. (2002). Dopplersonographie - Didaktik der Physik
Berger, R. (2002). Dopplersonographie - Didaktik der Physik
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<strong>Physik</strong><br />
<strong>Dopplersonographie</strong> -<br />
Ultraschalldiagnostik im <strong>Physik</strong>unterricht<br />
R. <strong>Berger</strong><br />
1 Ein leitung<br />
Es ist seit längere r Zeit be ka nnt. dass das Inte resse a m <strong>Physik</strong>unte<br />
rricht im Laufe <strong>der</strong> Schulzeit in wesentlich stä rkerem<br />
Maße abnimmt. als in de n meiste n an<strong>der</strong>e n Fäche rn.<br />
Wie eine Reihe von U nte rsuchungen belegen. liegt dies vor<br />
a lle m da ra n. dass die im U nterricht be handelten The men<br />
a n de n Inte ressen einer großen Zahl von Schülerinne n und<br />
Schüle rn weitgehend vorbeigehen. In verschiede nen Studie n<br />
wurde gezeigt, dass eine Einbettung physikalische r Inhalte in<br />
lebensweltliche. sinnstifte nde Kontexte. z. B. medizinische<br />
Anwe ndungen o<strong>der</strong> Alltagsanwendungen <strong>der</strong> <strong>Physik</strong>, de n<br />
Unterricht ohne Abstriche am fachlichen Anspruch sowohl<br />
fü r Schüle rinnen als auch Schüler interessanter macht (z. B.<br />
[I] und [2]).<br />
Um diesem A nliegen gerecht zu we rde n ist es sinnvoll. die<br />
von de n Le hrpläne n vorgeschrie be nen Inhalte in <strong>der</strong>a rtige<br />
Ko ntexte einzubinde n. T n diesem Beitrag soll dazu<br />
zunächst de r fachliche Hintergrund zur Technik und <strong>Physik</strong><br />
de r <strong>Dopplersonographie</strong> beschriebe n werden. U m das<br />
Prinzip des Verfahre ns auch im Schulunte rricht vera n<br />
schaulichen zu können, wird auße rdem ein geeignetes<br />
Funktionsmode ll vorgestellt. A nschlie ßend wird eine Seque<br />
nz vorgeschlagen, in de r die beschriebene n Inhalte für<br />
de n U nte rricht a ufbe reitet werde n. Sie versteht sich als<br />
Fortsetzung <strong>der</strong> Unte rrichtseinheit zum Impuls-E cho-Verfahre<br />
n, welche in dieser Zeitschrift vor einiger Zeit vorgeste<br />
llt wurde [3), ka nn abe r unabhängig davon durch geeigne<br />
te A npassung unte rrichtet werde n. Z um Schluss wird<br />
über E rgebnisse eines entspreche nden U nte rrichtsversuchs<br />
auf <strong>der</strong> G rundlage dieses U nte rrichtsvorschlags be richtet.<br />
2 <strong>Physik</strong> und Technik <strong>der</strong> <strong>Dopplersonographie</strong><br />
2.1 Das Prinzip<br />
Um U ltrascha llaufnahmen zu erhalte n nutzt ma n aus. dass<br />
kurze. in den Körper geschickte U ltraschallimpulse a n de n<br />
verschiedene n G renzschichte n re flektiert und die Echos registrie<br />
rt werden. Die La ufzeit eines E chos ist ein Maß für<br />
de n Abstand de r re flektie re nden Grenzschicht und e rlaubt<br />
somit eine bildliehe D arstellung <strong>der</strong> Struktur <strong>der</strong> Körperinnere<br />
n. E in für den Unte rricht geeigne ter Vorschlag findet<br />
sich in [3). E ine dida ktisch sehr gut a ufbe reitete D arstellung<br />
des gesamten Gebiets <strong>der</strong> Ultraschalldiagnostik ist<br />
in [4) zu finden. Für eine Reihe von medizinische n A n<br />
wendungen ist es da rüber hina us von Inte resse. wie schnell<br />
das Blut im Körper fließt. Verengt sich zum Beispiel d ie<br />
Halsschlaga<strong>der</strong> durch A blagerungen (Ste nose). so führt<br />
18<br />
Ultraschall-Wandler<br />
I<br />
D<br />
D<br />
D<br />
Abb. 1: Bewegt sich das Rote Blutkörperchen auf den Ultraschallwandler<br />
zu, so liegen die Wellenberge dichter als im Ruhezustand des Sen<strong>der</strong>s.<br />
Die vom Ultraschallwandler empfangene Frequenz ist somit größer (b).<br />
mgekehrt ist es bei Entfernung vom Ultraschallwandler: Die Frequenz<br />
ist reduziert (c).<br />
dies zu einer de utliche n E rhöhung <strong>der</strong> Blutflussgeschwindigkeit<br />
a n <strong>der</strong> betreffende n Stelle ([5]). Die Beobachtung<br />
dieser Geschwindigkeitszunahme dient dahe r <strong>der</strong> Ste nosendiagnostik.<br />
D er Blutfluss lässt sich a uf herkömmliche n<br />
U ltrascha llaufnahme n abe r nicht verfolgen. da das Blut auf<br />
de r Skala <strong>der</strong> U ltraschallwelle nlänge homogen erscheint.<br />
Dies ist darauf zurückzuführe n. dass die We llenlä nge des<br />
U ltraschalls im Körper bei e twa l mm liegt 1 >, und da mit<br />
groß gegen de n Durchmesser <strong>der</strong> R ote n Blutkörperche n<br />
(ca. 7 11m) ist. D ahe r kommt es zu keine r gerichtete n Reflexion<br />
an de n Roten Blutkö rpe rche n, sonde rn zu einer<br />
ll Die Schallgeschwindigkeil im Körper beirägi c1wa 1,5 km/s. Bei Iypischen<br />
Frequenzen von einem Megaherlz ergib! sich eine Wellenlänge von<br />
elwa I mm.<br />
PdN-Ph. 2/51. J g . <strong>2002</strong>
Technik als Motivation<br />
mehr o<strong>der</strong> weniger gleichmäßigen Streuung <strong>der</strong> Ultraschallwelle<br />
in alle Richtungen. Fließt das Blut auf den Ultraschallkopf<br />
(bestehend aus Sen<strong>der</strong> und Empfänger) zu,<br />
so erscheint die gestreute Welle in <strong>der</strong> Frequenz erhöht,<br />
entfernen sich die Roten Blutkörperchen umgekehrt vom<br />
Ultraschallkopf, so wird eine in <strong>der</strong> Frequenz verringerte<br />
Welle registriert (Abb. 1). Die Verschiebung dieser Frequenz<br />
im Vergleich zur Sen<strong>der</strong>frequenz erlaubt die direkte<br />
Bestimmung <strong>der</strong> Geschwindigkeit <strong>der</strong> Roten Blutkörperchen<br />
und damit des Blutes. Eine analoge Frequenzverschiebung<br />
im Hörbereich ist im Alltag z. B. beim Vorbeifahren<br />
eines Krankenwagens zu beobachten. Die Frequenz<br />
des Martinshorns erscheint erhöht bzw. verringert, je nachdem,<br />
ob <strong>der</strong> Wagen auf den Beobachter zu fährt o<strong>der</strong> sich<br />
von diesem weg bewegt. Die theoretische Erklärung dieses<br />
Effekts wurde bereits im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t von dem Österreichischen<br />
<strong>Physik</strong>er Christian Doppler gegeben und wird<br />
daher als Dopplere ffekt bezeichnet.<br />
Da die Energie <strong>der</strong> Ultraschallwelle bei <strong>der</strong> Streuung durch<br />
die Roten Blutkörperchen im Wesentlichen in alle Richtungen<br />
gleichmäßig gestreut wird, müssen diese vergleichsweise<br />
schwachen Signale von den starken Echos <strong>der</strong><br />
Organe getrennt werden. Da das Blut sich im Vergleich zu<br />
den Organen in den für die Stenosendiagnostik relevanten<br />
Fällen relativ schnell bewegt und damit eine relativ hohe<br />
Frequenzverschiebung entsteht, können beide A nteile mit<br />
Hilfe eines elektronischen Hochpasses getrennt werden.<br />
Die Bewegung des Blutes kann man mit dieser Information<br />
nun direkt hörbar machen. Überlagert man nämlich das<br />
dopplerverschobene Signal mit <strong>der</strong> ursprünglichen Frequenz,<br />
so liegt die entstehende Schwebungsfrequenz im<br />
Hörbereich. Denn die Verschiebung des vom Sen<strong>der</strong> mit<br />
<strong>der</strong> Frequenz fs in den Körper gesendeten Ultraschallwellen<br />
beträgt<br />
!J.f=fs 2 v.<br />
c<br />
Die für die Gültigkeit <strong>der</strong> angegebenen Formel vorausgesetzte<br />
Näherung v
<strong>Physik</strong><br />
V<br />
• •<br />
•<br />
5-r--- o-----------------o----------<br />
3-r---o-----------------e----------<br />
2<br />
b)<br />
Abb. 2 (oben): Prinzip eines Dopp/er.;onogramms. Einze lheiten "erden<br />
im Text beschrieben.<br />
Abb. 3 (unten): Ä n<strong>der</strong>ung des Sonogramms bei Gefäßverengung. Strömt<br />
das Blut mit im Großen und Ganzen einheitlicher Geschwindigkeit (laminare<br />
Strömung), so ist die Linie des Sonogranuns relativ schmal (a). Hinter<br />
einer Gcf:iß,•crcngung kommt es aber zu T urbulenzen die dazu fü hren,<br />
dass eine große Anzahl ''On verschiedenen Gesch\\indigkeiten gleichzeitig<br />
gemessen werden. Das Sonogramm ist entsprechend IJrcit cr (b).<br />
Abb. 4: Dopp/er.;onogramme <strong>der</strong> Halsschlaga<strong>der</strong> (Karotis). Normaler Befund<br />
(beim Autor. oben), <strong>der</strong> durch eine mäßige maximale Geschwindigkeit<br />
(entsprechend etwa 2,5 kHz) und ein .,Fenster-- gekennzeichnet ist.<br />
Das Blut strömt laminar. Pathologischer Befund (unten): Hohe Geschwindigkeiten<br />
(entsprechend etwa 9 kl-lz) und das Verschwinden des<br />
Fensters zeigen T urbulenzen aufgrund einer Verengung des Gcf:ißes an<br />
(Stenose). A uf dem Helligkeitsbil<strong>der</strong>n über den Dopp/er.;onogrammcn<br />
kann jeweils das durch ein kleines Q uad rat eielinierte Abtastvolumen<br />
identiliziert werden.<br />
kungsweise <strong>der</strong> FIT ist analog zu <strong>der</strong> eines Prismas, welches<br />
das Freque nzgemisch <strong>der</strong> Farbe "weiß .. in die e inze l<br />
ne n Freque nzen zerlegt.<br />
H at man nun die Dopp/erverschiebunge n. und damit<br />
wegen ß[- v e in Maß für die Geschwindigkeiten de r Rote n<br />
Blutkö rperche n. so kann man diese Geschwindigkeiten in<br />
e ine m Diagramm a uftragen. D a sich diese Geschwindigke<br />
iten durch die Herztätigke it dauernd än<strong>der</strong>n. bzw. imme r<br />
an<strong>der</strong>e Rote B lutkörperchen im Abtastvolumen vom<br />
Schallbündel erfasst werden. ist die Darste llung in eine m<br />
Geschwindigkeits-Zeit-Diagranun (Dopplersonogramm )<br />
sinnvoll. Wie dies prinzipiell gemacht wird. soll anhand de r<br />
Abb. 2 erläute rt werde n. Obe n sind jeweils sechs Rote<br />
Blutkörpe rche n zu zwei verschiedenen Zeitpunkte n t = I<br />
und 1 = 2 (beliebige Einhe iten) dargeste llt. Zum Zeitpunkt<br />
1 = 1 hat ein Rotes Blutkörperche n die Geschwindigke it 1<br />
(beliebige Einhe iten, ausgedrückt durch die Pfe illänge),<br />
drei Rote Blutkörpe rchen die G eschwindigkeit 3 und zwei<br />
Rote Blutkörperchen die Geschwindigkeit 5. Die Verte i<br />
lung ist für diesen Zeitpunkt im I-v-Diagramm dargeste llt.<br />
Um dem Diagramm auch die e ntspreche nde A nzahl e ntne<br />
hmen zu können, wird die Schallinte nsität. die ja ein Maß<br />
20<br />
für Anzahl <strong>der</strong> Roten Blutkörpe rchen mit eine r bestimmten<br />
Geschwindigkeit ist, graukodiert: J e me hr Rote Blutkörpe<br />
rchen zum Signal mit e iner bestimmten Geschwindigkeit<br />
beitragen. desto helle r ist <strong>der</strong> entspreche nde Punkt<br />
gezeichnet. Z um Zeitpunkt 1 = 2 hat sich die Situation im<br />
Abtastvolumen geän<strong>der</strong>t: Es gibt nun kein Rotes Blutkörpe<br />
rche n mit v = 1 mehr. dafür vie r Rote Blutkörperche n<br />
mit v = 3. Die Anzahl <strong>der</strong> Rote n Blutkö rperchen mit v = 5<br />
ist mit zwei gle ich geblie ben.<br />
In Abb. 3a unte n ist ein Dopplersonagramm währe nd eines<br />
komple tten Herzzyklus dargestellt. Die Blutgeschwindigke<br />
it nimmt währe nd de r Ko ntraktionsphase des Herzmuske<br />
ls (Systole) rasch zu. Am Ende <strong>der</strong> Systole fließt ein Te il<br />
des Blutes wie<strong>der</strong> zurück in Richtung des He rzens. Dies ist<br />
im Diagramm durch den Be re ich unte rhalb <strong>der</strong> 1-Achse<br />
(negative Geschwindigkeite n) dargeste llt. In <strong>der</strong> Erschlaffungsphase<br />
des Herzmuskels (Diastole) fließt das Blut wiede<br />
r mit kleinerer Geschwindigkeit vom He rzen weg. Dies<br />
ist darauf zurückzuführen. dass sich die Blutgefäße<br />
während <strong>der</strong> Kontraktionsphase aufgrunddes hohe n Blutdrucks<br />
gedehnt haben. Aufgrund ihre r E lastizität ven·ingern<br />
sie nun ihren Durchmesser wie<strong>der</strong> und verdrä ngen da-<br />
PdN-Ph. 2/51. Jg. <strong>2002</strong>
Technik als Motivation<br />
" --, ,..<br />
1'-<br />
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tatsächliche Schwebungsfrequenz<br />
Abb. 7: Aliasing beim gepulsten Doppler-Ultraschall. Die obere Aufnahme<br />
entstand bei einer Pulswie<strong>der</strong>holfrequenz von 1,5 kHz. Die schnell<br />
nieBenden Blutanteile erscheinen durch Aliasing in <strong>der</strong> Gegenrichtung zu<br />
nießen (negative Geschwindigkeit unterhalb <strong>der</strong> Linie durch einen Pfeil<br />
markiert). Erhöht man die Pulswie<strong>der</strong>holrate auf 2,5 kHz, so verschwindet<br />
das Artefakt (unten).<br />
Amplituden an den Abtastpunkten<br />
Scheinbare Schwebungsfrequenz<br />
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Abb. 5 (oben): Pulswellen-Dopplersignale. Die Schwebungsfrequenz ergibt<br />
sich beim Pulswellen-Doppler-Verfahren aus <strong>der</strong> Einhüllenden (gestrichelt)<br />
<strong>der</strong> zur ursprünglichen Welle addierten Impulse (durchgezogene<br />
Kurven).<br />
Abb. 6 (unten): Ist <strong>der</strong> Abstand zwischen den Impulsen zu groß (Abstand<br />
<strong>der</strong> Pfeile in <strong>der</strong> Bildmitte), so ist die Frequenz <strong>der</strong> Einhüllenden (unten)<br />
kleiner als die tatsächliche Schwebungsfrequenz. Die Geschwindigkeit des<br />
Blutes wird damit systematisch unterschätzt (" Aiiasing").<br />
PdN- Ph. 2/51. Jg. <strong>2002</strong><br />
durch das in ihnen enthaltene Blut. Natürlich haben nicht<br />
alle Roten Blutkörperchen eine einheitliche Geschwindigkeit.<br />
Wegen <strong>der</strong> Reibung fließt das Blut am Rand des Gefäßes<br />
langsamer, in <strong>der</strong> Mitte schneller (Abb. 3a. oben).<br />
Dies äußert sich im Sonagramm dadurch, dass die Kurve<br />
eine gewisse Breite besitzt (Abb. 3a. unten). Verengt sich<br />
das Gefäß durch Ablagerungen von Kalk o<strong>der</strong> Fett, so<br />
kommt es hinter <strong>der</strong> Verengungsstelle zu Strömungsturbulenzen<br />
(Abb. 3b oben). Diese entsprechen vielen verschiedenen<br />
Geschwindigkeiten. Das Doppler-Sonagramm wird<br />
also mit abnehmendem Durchmesser <strong>der</strong> A<strong>der</strong> breiter, das<br />
von <strong>der</strong> Kurve eingeschlossene "Fenster" kleiner. (Abb. 3b<br />
unten).<br />
In <strong>der</strong> Verengung kommt es zum Teil zu großen Blutgeschwindigkeiten<br />
("Jet"). Dadurch erreicht das Maximum<br />
<strong>der</strong> Kurve im Sonagramm recht hohe Werte. Dieser Maximalwert<br />
liefert weitere Informationen über den Grad <strong>der</strong><br />
Verengung und die Druckverhältnisse im Bereich <strong>der</strong> Verengung.<br />
In Abb. 4 sind Dopplersonagramme <strong>der</strong> Halsschlaga<strong>der</strong><br />
(Karotis) zu sehen. Der normale Befund beim<br />
Autor (oben) zeigt eine maximale Dopplerverschiebung<br />
von etwa 2 kHz. Die Aufnahme einer krankhaften Verän<strong>der</strong>ung<br />
(unten) liefert den Befund, dass die schnellsten<br />
Roten Blutkörperchen etwa vier mal so schnell sind. Die<br />
Verengung hat einen kritischen Wert erreicht. Das Doppler-Sonagramm<br />
zeigt an, dass die Gefahr einer Blutunterversorgung<br />
und damit eines Hirnschlags, gegeben ist. Dagegen<br />
muss <strong>der</strong> Arzt nun geeignete Maßnahmen, z. B. eine<br />
E ntfernung <strong>der</strong> Verkalkung, einleiten.<br />
21
<strong>Physik</strong><br />
2.3 PulsweUen-Dopp/erverfahren und<br />
Duplex-Sonographie<br />
Sendet man eine ununterbrochene Schallwelle (Continuous<br />
Wave Doppler, kurz: CW-Doppler) in den Körper<br />
so weiß man nicht, wo die Schallwellen zurückgeworfen<br />
worden sind. Dies kann an vielen verschiedenen Stellen des<br />
Körpers geschehen sein, eine Z uordnung des Echos ist<br />
nicht möglich. Man weiß also möglicherweise nicht, ob man<br />
gerade Blutflüsse in <strong>der</strong> Leber, im Herzen o<strong>der</strong> beides<br />
gleichzeitig beobachtet. Es gibt aber eine nahe liegende<br />
Möglichkeit, auch die Ortsinformation zu erhalten: Man<br />
sendet die Wellen nicht kontinuierlich in den Körper, son<strong>der</strong>n<br />
nur Scha llwellenimpulse, die aus relativ wenigen<br />
Schwingungen bestehen. Aus <strong>der</strong> Laufzeit <strong>der</strong> Ultraschallimpulse<br />
erhält man die Ortsinformation in Form eines gewöhnlichen<br />
Ultraschallbildes, aus ihrer Frequenzän<strong>der</strong>ung<br />
die Geschwindigkeit des Blutes. Das entsprechende Verfahren<br />
heißt Pulswellen-Dopp/er-Verfahren (Pulsed Wave<br />
Doppler, kurz: PW-Doppler).<br />
Im CW-Betrieb erhält man durch Addition <strong>der</strong> reflektierten,<br />
dopplerverschobenen Welle und <strong>der</strong> ursprünglichen<br />
Referenzwelle eine Überlagerungswelle (gestrichelt in<br />
Abb. 5 gezeichnet). Ihre Frequenz (Schwebungsfrequenz)<br />
ist ein Maß für die Geschwindigkeit <strong>der</strong> Roten Blutkörperchen,<br />
an denen die Welle reflektiert wurde und ist damit<br />
die für die Interpretation wesentliche Information. Beim<br />
Pulswellen-Dopp/er-Verfahren kann man sich die Impulse<br />
als durch periodisches An- und Ausschalten <strong>der</strong> kontinuierlichen<br />
We lle entstanden vorstellen. Bei Addition <strong>der</strong> refle<br />
ktierten Impulse zur ursprünglichen Welle erhält man<br />
Abb. 8: Trifft <strong>der</strong> Ultraschall steil aur ein Gefäß (a), so werden kleinere<br />
Geschwindigkeiten gemessen als bei flacherem Auftreffen (b).<br />
22<br />
dann nur kurze Wellenzüge, <strong>der</strong>en Länge gerade <strong>der</strong> Impulsdauer<br />
entsprechen, <strong>der</strong>en Amplitude sich aber periodisch<br />
än<strong>der</strong>t (vgl. Abb. 5). Die Einhüllende dieser Impulse<br />
(gestrichelt in Abb. 5) liefert die gesuchte Schwebungsfrequenz.<br />
Man erkennt, dass <strong>der</strong> zeitliche Abstand<br />
zwischen den Impulsen nicht zu groß werden darf, da an<strong>der</strong>nfalls<br />
keine Einhüllende mehr definiert ist. Dies entspricht<br />
<strong>der</strong> Tatsache, dass zur Bestimmung <strong>der</strong> Geschwindigkeit<br />
eines A utos auch mehrere Fotografien notwendig<br />
sind. Es ist aus Abb. 5 plausibel, dass pro Periode des<br />
Schwebungssignals mindestens zwei Impulse benötigt werden,<br />
um die Schwebungsfrequenz noch eindeutig bestimmen<br />
zu können (Abtast-Theorem von Nyquist).<br />
Abb. 5 zeigt daher eine Situation, bei <strong>der</strong> die Pulswie<strong>der</strong>holfrequenz,<br />
also die Rate, mit <strong>der</strong> Impulse vom Ultraschallwandler<br />
ausgesandt werden, gerade noch ausreicht,<br />
um die Blutgeschwindigkeit zu ermitteln . Fließt das Blut<br />
schneller, so muss die Pulswie<strong>der</strong>holfrequenz erhöht werden.<br />
An<strong>der</strong>nfalls tritt das so genannte Aliasing auf: Die<br />
Frequenzen werden als zu klein dargestellt. Dies ist in<br />
Abb. 6 zu erkennen. In <strong>der</strong> Mitte sind die Impulse schematisch<br />
durch Pfeile dargestellt. Ihr Abstand ist so groß,<br />
dass sie nicht mehr den tatsächlichen Verlauf <strong>der</strong> Überlagerungswelle<br />
(Abb. 6 oben) erfassen, son<strong>der</strong>n eine reduzierte<br />
Frequenz (Abb. 6 unten).<br />
Dies entspricht dem bekannten Effekt, den man aus Western-Filmen<br />
kennt: Drehen sich die Rä<strong>der</strong> einer Postkutsche<br />
zu schnell , so reicht die Zahl <strong>der</strong> aufgenommen Bil<strong>der</strong><br />
nicht mehr aus, sodass sich die Rä<strong>der</strong> langsamer, o<strong>der</strong><br />
sogar rückwärts zu drehen scheinen. Durch diesen Effekt<br />
wird die Blutgeschwindigkeit systematisch zu klein gemessen<br />
(Abb. 7).<br />
Die Pulswie<strong>der</strong>holfrequenz lässt sich aber nicht be liebig<br />
steigern. Ein Impuls kann nämlich erst dann ausgesandt<br />
werden, wenn die Echos des vorhergehenden Impulses bereits<br />
wie<strong>der</strong> empfangen sind. An<strong>der</strong>nfalls ließen sich registrierte<br />
Echos nicht mehr einer bestimmten Tiefe zuordne n.<br />
Die Beobachtung schneller Blutströme in tief liegenden<br />
Gefäßen ist so nicht möglich. In <strong>der</strong> Duplex-Sonographie<br />
kann man aus diesem Grunde zwischen Pulswellen- und<br />
CW-Betrieb umschalten.<br />
E ine Optimierung <strong>der</strong> Impulsdauern im Pulswellen-Dappter-Betrieb<br />
ist nicht möglich. Um eine hohe axiale Auflösung.<br />
und damit ein scharfes Bild zu erhalten, sind möglichst<br />
kurze Impulse notwendig. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ist<br />
die Frequenz eines Impulses, <strong>der</strong> aus nur einigen wenigen<br />
Perioden besteht, natürlich nicht so genau bestimmt wie die<br />
Frequenzen sehr langer Wellen im CW -Doppler: Je kürzer<br />
die Impulse sind, desto breiter ihr Frequenzspektrum.<br />
Damit ist eine Verschlechterung des Signal/Rausch-Verhältnisses<br />
verbunden. Um dies zu vermeiden werden in einigen<br />
Geräten eine kurze Zeit längere Impulse ausgesandt<br />
um die Dopp/e1information zu gewinnen und anschließend<br />
kurze Impulse für das Ultraschallbild. Dies erkauft man<br />
sich aber mit einer geringeren Bildwie<strong>der</strong>holfrequenz.<br />
Manche Geräte arbeiten daher mit zwei verschiedenen<br />
Schwingungsfrequenzen. Dazu ist dann ein breitbandiger<br />
Ultraschallwandler o<strong>der</strong> verschiedene Wandler notwendig.<br />
D a die Roten Blutkörperchen in <strong>der</strong> R egel eine relativ<br />
breite Geschwindigkeitsverteilung aufweisen, wird e in entsprechend<br />
breites, dopplerverschobenes Frequenzspektrum<br />
reflektiert. Weil höherfrequente We llen aber stärker<br />
gedämpft werden, misst man im Mittel zu kleine Geschwindigkeiten.<br />
Dieser Effekt wird aber teilweise dadurch<br />
PdN-Ph. 2/51. Jg. <strong>2002</strong>
Technik als Motivation<br />
kompensiert, dass schnelle Blutkörperchen höherfrequente<br />
Wellen "sehen", die dann aufgrund<strong>der</strong> starken Frequenzabhängigkeit<br />
des Streuquerschnitts <strong>der</strong> Rayleigh-Streuung<br />
(er geht mit <strong>der</strong> vierten Potenz <strong>der</strong> Frequenz) wesentlich<br />
effektiver gestreut werden 2 >.<br />
Natürlich ist es wünschenswert, sowohl die Orts- als auch<br />
die Geschwindigkeitsinformation in einem einzigen Bild<br />
darzustellen. Dies ist bei so genannten Duplex-Uitraschallgeräten<br />
realisiert. Dort wird die Geschwindigkeitsinformation<br />
nicht im Doppler-Sonagramm dargestellt,<br />
son<strong>der</strong>n farbkodiert direkt im Ultraschallbild. Eine häufig<br />
verwendete Möglichkeit ist es, die Farbe Rot zu verwenden,<br />
wenn das Blut auf den Schallkopf zufließt, und blau,<br />
wenn es wegfließt Gewöhnlich wird die mittlere Geschwindigkeit<br />
<strong>der</strong> beobachteten Roten Blutkörperchen auf<br />
diese Art dargestellt. Damit geht natürlich Geschwindigkeitsinformation<br />
im Vergleich zum Sonagramm verloren.<br />
Deswegen lässt sich in <strong>der</strong> Regel auch bei diesen Duplexgeräten<br />
das Dopplersonagramm zuschalten.<br />
Einen Punkt haben wir bei den Überlegungen nicht beachtet:<br />
Bewegen sich die Roten Blutkörperchen senkrecht<br />
zum Empfänger, so ist die von ihm empfangene Frequenz<br />
nicht dopplerverschoben (vgl. Abb. 1). Trifft <strong>der</strong> Schallstrahl<br />
schräg auf ein Gefäß, z. B. eine A rterie, so erscheint<br />
die Geschwindigkeiten aller Roten Blutkörperchen kleiner<br />
als sie tatsächlich sind. Für eine Geschwindigkeitsbestimmung<br />
muss man also den Auftreffwinkel kennen. Trifft <strong>der</strong><br />
Schallstrahl zu steil auf ein Blutgefäß auf, so wird <strong>der</strong> Fehler<br />
schnell sehr groß (Abb. 8).<br />
Der Auftreffwinkel sollte daher nicht größer als 60° sein.<br />
An<strong>der</strong>erseits sollte <strong>der</strong> Strahl aber auch nicht zu steil<br />
( < 30°) auftreffen, da sonst die Wellen z. B. beim Übergang<br />
von Gewebe in Blut totalreflektiert werden und daher die<br />
Echos nicht zum Empfänger gelangen. Diese Winkelabhängigkeit<br />
kann zu Artefakten führen: Ist ein Gefäß gekrümmt,<br />
so werden unterschiedliche Geschwindigkeiten<br />
gemessen, obwohl <strong>der</strong> Betrag <strong>der</strong> Geschwindigkeit überall<br />
gleich ist. Ein ähnliches Problem liegt beim Sektorscanner<br />
vor: Dort treffen die Schallstrahlen auf ein gestrecktes<br />
Gefäß aus unterschiedlichen Winkeln und dies liefert unterschiedliche<br />
Geschwindigkeiten. In neuerer Zeit wird die<br />
Blutgeschwindigkeit daher auch über Laufzeitverfahren<br />
bestimmt. Die Streuwellen <strong>der</strong> Roten Blutkörperchen interferieren<br />
am Ort des Ultraschallwandlers. Je nach Phase<br />
verstärken sie sich o<strong>der</strong> löschen sich aus. Dadurch entsteht<br />
das so genannte Speckle-Muster, welches analog z. B. bei<br />
Beleuchtung eines Blattes Papier mit einem Laser zu beobachten<br />
ist. Der "grieselige" Eindruck von Ultraschallbil<strong>der</strong>n<br />
ist hauptsächlich auf diesen Effekt zurückzuführen.<br />
Das Muster ist sehr komplex, aber nicht in dem Sinne, wie<br />
das Rauschen bei elektrischen Vorgängen: Das Speckle<br />
Muster ein und desselben Objekts lässt sich bei gleichen<br />
Geräteparametern sehr gut reproduzieren. Die Beobachtung<br />
des Speckle-Musters als Funktion <strong>der</strong> Zeit ermöglicht<br />
daher die Bestimmung <strong>der</strong> Blutgeschwindigkeit Dieses<br />
Verfahren ist im Gegensatz zur <strong>Dopplersonographie</strong> vom<br />
Auftreffwinkel unabhängig ([6]).<br />
2.4 Potenzielle Gefahren <strong>der</strong> <strong>Dopplersonographie</strong><br />
Die Gefa hr durch Kavitation (Verdampfung im U nterdruckhereich<br />
<strong>der</strong> Ultraschallwelle) ist im Pulswellen- und<br />
2 l Die starke Frequenzabhängigkeit erklärt bekanntlich auch den blauen<br />
Himmel und das Morgen- und Abendrot.<br />
PdN-Ph. 2/51. Jg. <strong>2002</strong><br />
im kontinuierlichen Betrieb nicht größer bzw. sogar kleiner<br />
als beim Impuls-Echo-Verfahren, da die Schallwellenamplituden<br />
und die damit verbundenen D rücke vergleichbar<br />
(Pulswellen-Doppler-Verfahren) bzw. kleiner (CW-Betrieb)<br />
sind.<br />
Etwas an<strong>der</strong>s sieht es beim Temperatureffekt aus. Da im<br />
kontinuierlichen Betrieb im Unterschied zum gepulsten<br />
Betrieb permanent Schallenergie im Körper deponiert<br />
wird, ist die Gefahr <strong>der</strong> Überwärmung bei unsachgemäßer<br />
Handhabung nicht mehr von <strong>der</strong> Hand zu weisen. Daher<br />
sollte bei CW-Anwendungen <strong>der</strong> Schallstrahl nicht fokussiert<br />
werden, da dadurch die Energiedichte lokal stark erhöht<br />
wird. Z um Beispiel ist bei <strong>der</strong> Aufnahme von D opplersonagrammen<br />
von Blutgefäßen im Gehirn durch das<br />
A uge hindurch aufgrund <strong>der</strong> Wärmeempfindlichkeit <strong>der</strong><br />
A ugenlinse beson<strong>der</strong>e Vorsicht geboten.<br />
3 Ein Funktionsmodell zur Ultraschalldiagnostik<br />
Um das Prinzip <strong>der</strong> medizinischen Ultraschalldiagnostik zu<br />
verdeutlichen, wurde von Moosbauer ein einfaches Punktionsmodell<br />
entwickelt, welches z. B. im Rahmen einer<br />
Facharbeit für den Schulunterricht nachgebaut werden<br />
kann [7].<br />
Dieses Funktionsmodell dient in Verbindung mit einer geeigneten<br />
Software zur Veranschaulichung <strong>der</strong> zwei wichtigsten<br />
Funktionsprinzipien <strong>der</strong> <strong>Dopplersonographie</strong>: Der<br />
Bestimmung <strong>der</strong> Geschwindigkeit eines Objekts aufgrund<br />
<strong>der</strong> Doppler-Verschiebung eines an ihm reflektierten CW<br />
Signals und eine Entfernungsbestimmung des Objekts<br />
durch eine Laufzeitmessung eines kurzen Ultraschallimpulses,<br />
wie sie bei <strong>der</strong> A ufnahme eines herkömmlichen Ultraschallbildes<br />
durchgeführt wird. Im einfachsten Fall kann<br />
dabei auf einen Computer verzichtet und Bewegungen,<br />
z. B. von Schülerinnen und Schülern im Klassenzimmer, lediglich<br />
hörbar gemacht werden. Diese Funktion simuliert<br />
die Bewegung <strong>der</strong> Roten Blutkörperchen und das te~.hni <br />
sche Prinzip entspricht dem <strong>der</strong> <strong>Dopplersonographie</strong>: Uber<br />
einen 40kHz-Ultraschallsen<strong>der</strong> wird kontinuierlich ein Signal<br />
emittiert und das Echo mit Hilfe eines Sen<strong>der</strong>s registriert.<br />
BeideSignale werden gemischt und über einen Verstärker,<br />
wie er in je<strong>der</strong> Schulsammlung zu finden ist, direkt<br />
auf einen Lautsprecher gegeben.<br />
Für eine weiter gehende Demonstration ist eine geeignete<br />
Oszilloskop-Steckkarte für den Computer erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Damit wird das reflektierte Signal aufgezeichnet und mit<br />
Hilfe eines dafür entwickelten Computerprogramms fouriertransformiert<br />
und das entsprechende Dopplersonagramm<br />
<strong>der</strong> Bewegung am Bildschirm dargestellt. Als kleines<br />
Extra kann damit auch ein "Radar" (basierend auf Ultraschallwellen)<br />
zur Geschwindigkeitsmessung betrieben<br />
werden. Die Geschwindigkeit eines Objekts im Erfassungsbereich<br />
des Ultraschallsen<strong>der</strong>s wird permanent bestimmt<br />
und bei Überschreitung einer bestimmten Geschwindigkeit<br />
ein Warnsignal ausgegeben.<br />
Wird das Gerät zur Demonstration das Impuls-Echo-Prinzips<br />
verwendet, so können die Abstände eines Ultraschall<br />
reflektierenden Objekts bestimmt und am Bildschirm dargestellt<br />
werden. Die axiale A uflösung beträgt etwa 1,5 cm,<br />
allerdings ist das seitliche A uflösungsvermögen relativ gering,<br />
da die Wellen beim Austritt aus <strong>der</strong> kleinen Wandleröffnung<br />
stark gebeugt werden.<br />
23
<strong>Physik</strong><br />
I 4 Unterricht zur <strong>Dopplersonographie</strong><br />
4.1 Ein Unterrichtsvorschlag<br />
Der im Folgenden skizzierte Unterrichtsvorschlag umfasst<br />
zwei Stunden. Wird die Dopplerverschiebung he rgele itet.<br />
so wird eine weite.~·e Stunde benötigt. um den Le rne rfolg<br />
durch geeignete Ubungsaufgaben auch zu sichern. Die<br />
<strong>Dopplersonographie</strong> motivie rt sowohl den Fall des bewegte<br />
n Empfängers, als auch des bewegte n Sen<strong>der</strong>s. Dies ist<br />
erfreulich, da Schülerinnen und Schüle r sich mit de r E ra r<br />
beitung de r e ntspreche nden Formeln erfahrungsgemäß<br />
nicht leicht tun.<br />
Motivation<br />
He rzinfarkte entste hen hä ufig durch ungenügende Versorgung<br />
des Herzens mit Blut. Dies ist darauf zurückzufü<br />
hren. dass die Blutgefäße durch Fe tt- und Kalkablagerungen<br />
verengt sind (Ste nosen). Das wiede rum bewirkt.<br />
dass das Blut an <strong>der</strong> Engstelle schnelle r fließt als norma l.<br />
Dies kann für die Diagnostik ausgenutzt werde n. Da man<br />
den Blutfluss auf normale n U ltraschallaufnahme n nicht<br />
e rke nne n ka nn, hat sich in de r Stenosendiagnostik eine<br />
Me thode durchgesetzt, welche die Blutflussgeschwindiokeiten<br />
dire kt messen kann. D as Verfahre n basie rt a uf de:;<br />
Prinzip <strong>der</strong> Freque nzverschiebung bei Refl exion und<br />
Stre uung von Scha llwellen bewegte r Objekte. Eine solche<br />
Frequenzve rschiebung ist a us de m A lltag be kannt: wenn<br />
ein Krankenwagen auf de n Beobachte r zufährt. so e r<br />
scheint die Freque nz des Martinshorns höhe r als bei dessen<br />
Entfernung. Experime ntell ka nn die Verdichtung de r<br />
We llen vor einem bewegten Objekt a n <strong>der</strong> We lle nwanne<br />
sichtbar gemacht werden.<br />
Wie kann man die Dopp/en'erschiebung hörbar machen?<br />
Mit Hilfe des in Abschnitt 3 beschriebene n Mode llversuchs<br />
kann die Bewegung von Schüle rinnen und Schülern hörbar<br />
gemacht we rde n. Das Gerät addiert die dopplerverschobe<br />
ne n Freque nzen zur Sendefrequenz (ca. 40kHz). Dabei<br />
entste ht eine We lle mit hoher Freque nz und einer sich<br />
langsam verände rnde n A mplitude. Ein Analogversuch mit<br />
zwei Stimmgabeln etwas unterschiedliche r Frequenz zeigt<br />
diesen E ffekt am O szill oskop: Die so genannte Schwebungsfrequcnz<br />
ist dire kt hörbar. In leistungsstarken Klassen<br />
ka nn an dieser Stelle die Überlagerung mathema tisch<br />
beschrieben werden. Die Schülerinnen und Schüle r erkennen,<br />
dass die Schwebungsfreque nz gleich <strong>der</strong> Diffe renzfreque<br />
nz tJf aus dopple rve rschobe ne r und Sendefreque nz fs<br />
ist. Anschließend wird die Formel für die Dopplerverschiebung<br />
tJf = fs 2 v/c e ntwede r he rgeleitet o<strong>der</strong> plausibel<br />
gemacht. Damit wird nun konkret a usgerechnet. in welche r<br />
G rößenordnung die D opplerverschiebung und damit die<br />
Schwe bungsfreque nz liegt. Bei typischen Blutgeschwindigkeiten<br />
von v = 1 m/s und eine r Schallgeschwindigkeit von<br />
c = 1.5 km/s e rgibt sich eine D opplerverschie buno im H ör-<br />
. 0<br />
bere1ch. Somit ka nn z. B. <strong>der</strong> H erzschlag eines Embryos direkt<br />
hörbar gemacht werden.<br />
Dopp/ersonogramme<br />
Dopplerultraschall geräte messen die Geschwindigke iten<br />
vieler Rote r Blutkörperchen gleichzeitig. Technisch lässt<br />
sich ein Messvolumen von ca. eine m Kubikmillimete r mit<br />
e twa 5 Millio nen Rote Blutkörperche n realisiere n. Mit<br />
24<br />
Hilfe des mathematischen Verfahrens de r Schnelle n Fouriertransformation<br />
(FFT) lassen sich die Dopplerverschiebungen<br />
<strong>der</strong> einze lnen Rote n Blutkörperchen aus dem gemessene<br />
n Freque nzgemisch tre nne n. (In leistungsstarke n<br />
Klassen kann die Fourieranalyse als Umkehrung <strong>der</strong> Fouriersynthese<br />
plausibel gemacht werden). Möchte ma n nun<br />
wissen, wie groß die A nzahl <strong>der</strong> R ote n Blutkörpe rchen mit<br />
eine r bestimmten Geschwindigkeit ist, so genügt das Gehör<br />
nicht me hr. Man muss versuchen, die gemessene n Größen<br />
Anzahl und Geschwindigkeit als Funktion de r Zeit für den<br />
A rzt a ufzubereiten. Dazu eignet sich ein Zeit-Geschwindigkeitsdiagramm,<br />
in dem die A nzahl <strong>der</strong> Roten Blutkörpe<br />
rchen graukodiert dargestellt wird (Dopplersonogramm).<br />
Die Schülerinnen und Schüle r könne n mit ihrem Wissen<br />
nun vorhe rsagen. wie sich Dopplersonagramme gesun<strong>der</strong><br />
Pe rsonen von pathologische n Fälle n unte rscheide n werden.<br />
Dies wird an reale n Dopplersonagrammen überprüft<br />
und diskutie rt.<br />
Weitere technische Verfahren<br />
E in Problem bei de m beschrie benen Verfahren ist. dass die<br />
räumliche Lage des Messvolumens be kannt sein muss.<br />
Beim Pulswellen-D opplerverfahre n sende t man dazu nicht<br />
eine kontinuierliche We lle in den Körper, son<strong>der</strong>n nur<br />
Wellenzüge. Aus <strong>der</strong> Laufzeit <strong>der</strong> Ultraschallimpulse erhält<br />
ma n die Ortsinformation in Form eines gewöhnlichen<br />
U ltraschallbildes (Impuls-Echo-Verfahre n, [3]), aus ihrer<br />
Frequenzän<strong>der</strong>ung die Geschwindigkeit des Blutes. Möchte<br />
man die Geschwindigkeitsinformation dire kt in das herkömmliche<br />
U ltraschallbild integrie re n, so könne n die Geschwindigkeiten<br />
diesem Bild farbkodiert übe rlagert werden<br />
(Duplex-Ultraschallgerät).<br />
Ist die <strong>Dopplersonographie</strong> gefahrlich?<br />
Wird eine Ultraschallwelle kontinuierlich in den Körper<br />
geschickt, so muss die A mplitude so klein gewählt werden.<br />
dass keine kritische Kö rpe re rwärmung auftritt. A uße rdem<br />
ist dafür zu sorgen. dass keine Kavitation auftreten ka nn.<br />
Genauere Informationen dazu finden sich in [3].<br />
4.2 Unterrichtserprobung<br />
Die Unterrichtseinhe it zur <strong>Dopplersonographie</strong> wurde in<br />
eine m Leistungskurs de r 12. Ja hrgangsstufe mit 12<br />
Schüle rn 3 > erprobt und die Schüle r anschließend schriftlich<br />
und mündlich dazu befragt. D abei wurde deutlich. dass das<br />
A nliegen dieses kontextorie ntie rten Z ugangs zur <strong>Physik</strong><br />
seinen Zweck voll erfüllt hat: hervorgehoben wurde von<br />
fast allen Schüle rn. dass das Thema eine n lebensweltlichen<br />
Bezug ha t ( .. praktische Anwe ndung" ... inte ressante Anwendung<br />
von Wellen ..... Praxisbezogen" .. , <strong>Dopplersonographie</strong><br />
ha t einen Sinn und Zweck fü r die Menschheit''.<br />
.. <strong>Physik</strong> im A lltag und damit <strong>der</strong> Praxisbezug" .. ,Vorstellung<br />
<strong>der</strong> Technik an eine m konkrete n Beispiel aus <strong>der</strong> Praxis.<br />
mit Originala ufnahme n von einer <strong>Dopplersonographie</strong>·',<br />
"Angewandte <strong>Physik</strong>, d. h. Abwechslungsreichtum").<br />
In diesem Z usamme nhang wurde auch de r Modellversuch<br />
als sehr inte ressant eingestuft.<br />
Die Interessantheil de r Unterrichtseinhe it wurde mit<br />
einem Fragebogen zur motivie re nden Wirkung von U nter-<br />
31<br />
Die !atsache. dass sich darunter keine Schülerin befand, ist m. E. symptomausch<br />
dafür. dass <strong>Physik</strong>unterricht häufig an den Interessen <strong>der</strong> Schüleri<br />
nnen vorbeigeht.<br />
PdN-Ph. 2/51. Jg. <strong>2002</strong>
Technik als Motivation<br />
ric'<br />
) ]. Er umfasst 19 Items, die Antworten erfol"'<br />
r 5-stufigen Ratingskala von "sehr groß" (5)<br />
bis "se hr gering" (1). Der Durchschnitt über alle ltems betrug<br />
3,3. Die folgenden Items haben dabei durchschnittliche<br />
Werte von 4 o<strong>der</strong> besser erhalten:<br />
• "Der Unterricht war abwechslungsreich"<br />
• "Im Unterricht gab es etwas Neues für mich zu entdecken"<br />
• "Es gab Dinge, die mich beson<strong>der</strong>s interessiert haben"<br />
• "Ich hatte das Gefühl, für mich selbst etwa dazugelernt<br />
zu haben"<br />
• "Die Schule würde mir mehr Spaß machen, wenn wir<br />
öfter solche Dinge behandeln würden"<br />
4.3 Bezug <strong>der</strong> Unterrichtsmaterialien<br />
Die vorgestellte und weitere Unterrichtseinheiten aus dem<br />
Bereich <strong>der</strong> bildgebenden Verfahren <strong>der</strong> medizinischen<br />
Diagnostik sowie die Bauanleitung zum beschriebenen<br />
Modell können zum Preis von € 2,- (und einem frankier-<br />
ten und adressierten Rückumschlag) auf CD vom Autor<br />
bezogen werden.<br />
Literatur<br />
[1] Hoffmann, L.; Häuß/er, P. & Peters-Ha/1, S.: An den Interessen von<br />
Mädchen und Jungen orientierter <strong>Physik</strong>unterricht. Kiel: IPN ISS 1997<br />
(2] <strong>Berger</strong>, R.; Kölbl, B. & Wiesner, H.: Die Röntgencomp utertomographie.<br />
PdN-Ph. 4/48 1999 S. 44-47<br />
(3] <strong>Berger</strong>, R.: Ultraschalldiagnostik im <strong>Physik</strong>unterricht - das Impuls<br />
Echo-Verfahren. PdN-Ph. 7/49 2000 S. 18-2S<br />
(4] Hedrick, W. R.; Hyk es, D. L. & Starchman, D. E.: Ultrasound physics<br />
and Instrumentation. St. Louis: Mosby 199S<br />
(SJ Coliccia, G.; Wodzinski, R. & Wiesner, H.: Die <strong>Physik</strong> von Stenose und<br />
Aneurysma. PdN-Ph. 7/49 2000 S. 2-6<br />
(6] Mom eburg, H. (Hrsg.): Bildgebende Systeme für die medizinische Diagnostik,<br />
München: Publicis MCD Verlag 1997<br />
(7) Moosbauer, M. & <strong>Berger</strong>, R.: Ein Funktionsmodell zur Dopp/ersonographie.<br />
In: H. Behrendt (H rsg.), Zur <strong>Didaktik</strong> <strong>der</strong> <strong>Physik</strong> und Chemie,<br />
Leuchtturm-Verlag (GDCP München), 1999 S. 339-341<br />
Anschrift des Verfassers:<br />
StR Dr. Roland <strong>Berger</strong>, <strong>Didaktik</strong> <strong>der</strong> <strong>Physik</strong>, Universität Gesamthochschule<br />
Kassel, Heinrich-Pietl-Straße 40, D-341 32 Kassel<br />
Der asynchrone Linearmotor<br />
- einfachst nachgebaut<br />
T. Wilhelm<br />
1 Einleitung<br />
Die Magnetschwebebahn Transrapid und die ins Auge gefasste<br />
n Strecken tauchen immer wie<strong>der</strong> in den Medien auf<br />
und werden kontrovers diskutiert. Erfahrungen in einem<br />
Unterrichtsprojekt [1] und in Vorträgen zeigen, dass<br />
Schüler die Magnetschwebebahn sehr fasziniert und motiviert,<br />
insbeson<strong>der</strong>e wenn sie selbst einen Linearmotor<br />
nachbauen dürfen. So meint auch Lukner [2], dass sich <strong>der</strong><br />
Transrapid hervorragend für einen fächerübergreifenden<br />
und projektorientierten Unterricht eignet. Uhlenbrock et<br />
al. [3) haben einen sehr guten Überblick über Geschichte,<br />
Antrieb und Umweltaspekte des Transrapids gegeben.<br />
2 Technik des Transrapids<br />
Faszinierend beim Transrapid ist sowohl die Schwebe- als<br />
auch die Antriebstechnik. Zum Schweben besitzt <strong>der</strong><br />
Transrapid starke Elektromagnete, die das Fahrzeug, das<br />
seitlich unter den Fahrweg greift, von unten an den Fahr-<br />
PdN-Ph. 2/51. Jg. <strong>2002</strong><br />
weg aus ferromagnetischem Material heranziehen und es<br />
anheben (Elektromagnetisches Schweben). Die Tragmagnete<br />
sind Gleichstrommagnete mit in fast 20 cm Abstand<br />
wechseln<strong>der</strong> Polung (siehe Abb. 1), die durch ein elektronisches<br />
Regelsystem über Sensoren einen gleich bleibenden<br />
Abstand von rund 10 mm zwischen Fahrzeug und Fahrweg<br />
erzeugen.<br />
A ls Antrieb hat <strong>der</strong> Transrapid einen synchronen Langstator-Linearmotor.<br />
Dabei befinden sich im Fahrweg Statorblechpakete<br />
mit sich überlagernde Wicklungen, in<br />
denen ein sehr hoher dreiphasiger Wechselstrom fließt, wodurch<br />
ein lineares Wan<strong>der</strong>feld entsteht (Langstator), siehe<br />
Abb. 2. Das Fahrzeug wird durch seine Tragmagnete, die<br />
außer zum Tragen bzw. Schweben gleichzeitig als Erregerteil<br />
(Rotor/Läufer) wirken, mit dem Wan<strong>der</strong>feld mit gleicher<br />
Geschwindigkeit mitgezogen (synchroner Linearmotor).<br />
Im Luftspalt von 10 mm zwischen Tragmagneten und<br />
Schiene steht das Magnetfeld schief und zieht den Zug<br />
nicht nur nach oben, son<strong>der</strong>n auch nach vorne, so dass eine<br />
Kopplung von Tragen und Antreiben vorliegt. Durch das<br />
lineare Wan<strong>der</strong>teid wird gleichzeitig elektrische Leistung<br />
an das Fahrzeug zum Aufladen <strong>der</strong> Bordbatterien und für<br />
die Trag- und Führmagnete übertragen.<br />
25