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PlagiatService<br />

Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

<strong>ProfNet</strong> PlagiatService<br />

-Prüfberichtfür<br />

Dr. Annette Schavan<br />

Uni Düsseldorf<br />

Münster, den 12.01.2014<br />

1<strong>ProfNet</strong><br />

Institut für Internet-Marketing


<strong>ProfNet</strong> PlagiatService - Zusammenfassung<br />

PlagiatService<br />

Prüfbericht<br />

11357<br />

Autor<br />

Titel<br />

Typ<br />

Abgabetermin<br />

Hochschule<br />

Fachbereich<br />

Studiengang<br />

Fachrichtung<br />

1. Gutachter<br />

2. Gutachter<br />

Prüfdatum<br />

Dr. Annette Schavan<br />

Person und Gewissen<br />

Dissertation<br />

30.11.1980<br />

Uni Düsseldorf<br />

Philosophische Fakultät<br />

Promotion<br />

Pädagogik<br />

Prof. Dr. Gerhard Wehle<br />

Prof. Dr. Werner Heldmann<br />

12.01.2014<br />

Analysetyp<br />

Indizien<br />

Mischplagiat-eine Quelle 50<br />

Mischplagiat-mehrere Quellen 24<br />

Teilplagiat 206<br />

Verschleierung 64<br />

Zitat-Veränderung 182<br />

Anteil Fremdtexte (netto): 7 % (5.079 von 76.338 Wörtern)<br />

Literaturquelle-in Fußnote 52<br />

12.01.2014<br />

Dateigröße<br />

Seiten<br />

Absätze<br />

Sätze<br />

Wörter<br />

Zeichen<br />

Abbildungen<br />

Tabellen<br />

Fußnoten<br />

Literatur<br />

Wörter (netto)<br />

635.985<br />

348<br />

1.230<br />

4.446<br />

79.542<br />

502.657<br />

0<br />

0<br />

877<br />

69<br />

76.338<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

Anhang<br />

Eidesstattliche Erklärung<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Literaturverzeichnis<br />

Quellenverzeichnis<br />

Stichwortverzeichnis<br />

Sperrvermerk<br />

Symbolverzeichnis<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Vorwort<br />

X<br />

X<br />

X<br />

Phrase-allgemein 175<br />

Phrase-fachspezifisch 160<br />

Phrase-Redewendung 3<br />

Zitat-Fremdtext-ohne Quelle-Un-Vollständig 172<br />

Zitat-Fremdtext-Un-Vollständig 438<br />

Zitat-im Text-ohne Quelle-Vollständig 83<br />

Zitat-im Text-Vollständig 94<br />

Anteil Fremdtexte (brutto): 27 % (21.792 von 79.542 Wörtern)<br />

2<strong>ProfNet</strong><br />

Institut für Internet-Marketing<br />

75% Gesamtplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Alle Ergebnisse dieses Reports werden von der<br />

Software automatisch berechnet, so dass alle Angaben<br />

jeweils den Stand der Software-Entwicklung<br />

wiedergeben.


<strong>ProfNet</strong> PlagiatService - Ergebnis Textanalyse (alle Analysen)<br />

PlagiatService<br />

Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

Kriterium<br />

Dokumente<br />

Abbildungen<br />

Absätze<br />

Fußnoten<br />

Literatur<br />

Sätze<br />

Seiten<br />

Tabellen<br />

Wörter<br />

Zeichen<br />

Zitate<br />

Dimension<br />

Anzahl<br />

Anzahl (Durchschnitt)<br />

Anzahl (Durchschnitt)<br />

Anzahl (Durchschnitt)<br />

Anzahl (Durchschnitt)<br />

Anzahl (Durchschnitt)<br />

Anzahl (Durchschnitt)<br />

Anzahl (Durchschnitt)<br />

Anzahl (Durchschnitt)<br />

Anzahl (Durchschnitt)<br />

Anzahl (Durchschnitt)<br />

Prüfdokument<br />

1<br />

0<br />

1230<br />

877<br />

69<br />

4446<br />

348<br />

0<br />

79542<br />

502657<br />

1074<br />

Erstprüfer<br />

1<br />

0<br />

1230<br />

877<br />

69<br />

4446<br />

348<br />

0<br />

79542<br />

502657<br />

1074<br />

Fachbereich<br />

1<br />

0<br />

1230<br />

877<br />

69<br />

4446<br />

348<br />

0<br />

79542<br />

502657<br />

1074<br />

Hochschule<br />

6<br />

52<br />

793<br />

263<br />

13<br />

2983<br />

258<br />

0<br />

52255<br />

336548<br />

660<br />

Fachrichtung<br />

45<br />

6<br />

807<br />

353<br />

5<br />

4181<br />

275<br />

5<br />

74489<br />

508583<br />

721<br />

Hausarbeiten<br />

73<br />

3<br />

113<br />

39<br />

1<br />

561<br />

39<br />

1<br />

9487<br />

62234<br />

105<br />

Seminararbeiten<br />

43<br />

1<br />

95<br />

78<br />

52<br />

531<br />

28<br />

1<br />

8546<br />

56948<br />

67<br />

Bachelor Thesen<br />

177<br />

7<br />

255<br />

42<br />

21<br />

1135<br />

82<br />

2<br />

17823<br />

117201<br />

122<br />

Diplomarbeiten<br />

1001<br />

8<br />

325<br />

66<br />

9<br />

1533<br />

107<br />

4<br />

24360<br />

163025<br />

174<br />

Master Thesen<br />

120<br />

4<br />

286<br />

44<br />

5<br />

1351<br />

96<br />

4<br />

22272<br />

142202<br />

137<br />

Dissertationen<br />

15369<br />

5<br />

509<br />

116<br />

8<br />

2558<br />

170<br />

4<br />

41139<br />

272699<br />

239<br />

Habilitationen<br />

151<br />

8<br />

680<br />

135<br />

2<br />

3697<br />

208<br />

3<br />

59438<br />

403525<br />

399<br />

alle<br />

37867<br />

3<br />

529<br />

84<br />

35<br />

2276<br />

129<br />

2<br />

37180<br />

248046<br />

245<br />

3<strong>ProfNet</strong><br />

Institut für Internet-Marketing<br />

Die statistischen Ergebnisse der Textanalyse des<br />

Prüfdokumentes werden mit den Ergebnissen aller<br />

analysieren Texte verglichen.


<strong>ProfNet</strong> PlagiatService - Ergebnis Textvergleich (alle Vergleiche)<br />

PlagiatService<br />

Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

Kriterium Dimension<br />

Dokumente Anzahl<br />

Mischpl.-eine Anzahl (Durchschnitt)<br />

Teilplagiat Anzahl (Durchschnitt)<br />

Mischpl.-mehrere Anzahl (Durchschnitt)<br />

Zitat - wörtlich Anzahl (Durchschnitt)<br />

Verschleierung Anzahl (Durchschnitt)<br />

Prüfdokument<br />

1<br />

50<br />

206<br />

24<br />

438<br />

64<br />

Erstprüfer<br />

1<br />

50<br />

206<br />

24<br />

438<br />

64<br />

Fachbereich<br />

1<br />

50<br />

206<br />

24<br />

438<br />

64<br />

75% Gesamtplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Hochschule<br />

4<br />

13<br />

74<br />

8<br />

110<br />

17<br />

Fachrichtung<br />

22<br />

6<br />

45<br />

5<br />

24<br />

4<br />

Hausarbeiten<br />

45<br />

1<br />

10<br />

2<br />

1<br />

1<br />

Seminararbeiten<br />

24<br />

6<br />

8<br />

3<br />

1<br />

2<br />

Bachelor Thesen<br />

144<br />

2<br />

22<br />

4<br />

2<br />

1<br />

Diplomarbeiten<br />

845<br />

3<br />

21<br />

5<br />

2<br />

1<br />

Master Thesen<br />

73<br />

3<br />

23<br />

4<br />

2<br />

1<br />

Dissertationen<br />

14047<br />

4<br />

32<br />

7<br />

2<br />

1<br />

Habilitationen<br />

114<br />

5<br />

37<br />

5<br />

3<br />

1<br />

alle<br />

22162<br />

5<br />

32<br />

8<br />

2<br />

1<br />

Die Textvergleichsergebnisse des Prüfdokumentes<br />

werden mit allen analysierten Texten verglichen. Die<br />

Plagiatswahrscheinlichkeit wird grob vom Programm<br />

automatisch berechnet.<br />

4<strong>ProfNet</strong><br />

Institut für Internet-Marketing


Textstelle (Prüfdokument) S. 11<br />

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind<br />

mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der<br />

Brüderlichkeit begegnen." 1<br />

Bei aller Unterschiedlichkeit im Denken der<br />

unterzeichnenden Staaten liegt damit ein gemeinsames Bekenntnis mit -<br />

zumindest erklärter - weltweiter Gültigkeit vor. Wenn darin das Gewissen zu<br />

den fundamentalen Merkmalen des Menschen gezählt wird, so ist damit seine<br />

1) vgl.: Menschenrechte in der Welt. Dokumentation des Auswärtigen Amtes. Bonn: Dezember<br />

1978. S. 19-25. hier: S. 20.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

als auch unter den Völkern der Gebiete, die ihrer Rechtshoheit unterstehen.<br />

Artikel 1: Alle Menschen sind frei geboren und gleich In ihrer Würde und<br />

Ihren Rechten. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollten nicht<br />

anders als im Geist der Brüderlichkeit miteinander wirken. Artikel 2: Jeder hat<br />

Anspruch auf alle Rechte und Freiheiten, die in dieser Erklärung festgelegt sind,<br />

PlagiatService<br />

Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

1 Dittert, Kurt: Alternativen. Das Gewissen - fragwü..., 1970, S. 61<br />

5<strong>ProfNet</strong><br />

Institut für Internet-Marketing<br />

<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 11<br />

Vernunft aktualisieren kann. Einfluß auf das Zustandekommen dieser<br />

Erklärung hat gewiß die Ablehnung von Vernunft und Gewissen und deren<br />

barbarische Folgen im dritten Reich gehabt, wofür beispielhaft folgender<br />

Ausschnitt aus einer Hitler-Äußerung stehen kann: " Das Gewissen ist eine<br />

jüdische Erfindung. Es ist wie die Beschneidung eine Verstümmelung des<br />

menschlichen Wesens. Eine neue Zeit der magischen Weltdeutung kommt<br />

herauf, der Deutung aus dem Willen und nicht dem Wissen. ... Man muß<br />

Mißtrauen haben gegen Geist und Gewissen, und man muß Zutrauen haben zu<br />

seinen Instinkten. ... Ich befreie den Menschen von dem Zwange eines<br />

Selbstzweck gewordenen Geistes; von den schmutzigen und erniedrigenden<br />

Selbstpeinigungen einer Gewissen und Moral genannten Chimäre und von den<br />

Ansprüchen einer Freiheit und persönlichen Selbständigkeit, denen immer nur<br />

ganz wenige gewachsen sein können. ... Der christlichen Lehre von der<br />

unendlichen Bedeutung der menschlichen Einzelseele und der persönlichen<br />

Verantwortung setze ich mit eiskalter Klarheit die erlösende Lehre von der<br />

Nichtigkeit und Unbedeutendheit des einzelnen Menschen und seines<br />

Fortlebens in der sichtbaren Unsterblichkeit der Nation gegenüber." 1<br />

In<br />

Anbetracht der Schreckenserfahrungen im zweiten Weltkrieg erhält das<br />

Bekenntnis zu Freiheit, Vernunft und Gewissen Schutzfunktion und beinhaltet<br />

die feste Entschlossenheit, erneute Barbarei zu verhindern. Gedanken der<br />

Menschenrechtserklärung sind auch unverzichtbarer Bestandteil des Bonner<br />

Grundgesetzes<br />

1) Rauschning,Hermann: Gespräche mit Hitler. Zürich,Wien, New York 1940. S. 210-212 in<br />

Auszügen.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

unserer Bewegung ist erst das mittlere Zeitalter, das Mittelalter abgeschlossen.<br />

Wir beenden einen Irrweg der Menschheit. Die Tafeln vom Berge Sinai haben<br />

ihre Gültigkeit verloren. Das Gewissen ist eine jüdische Erfindung. Es ist wie<br />

die Beschneidung, eine Verstümmelung des menschlichen Wesens. Eine neue<br />

Zeit der magischen Weltdeutung kommt herauf, der Deutung aus dem Willen<br />

und nicht dem Wissen. Es gibt keine Wahrheit, weder im moralischen noch<br />

wissenschaftlichen Sinne. Der Gedanke einer freien, voraussetzungslosen<br />

Wissenschaft konnte nur im Zeitalter des Liberalismus auftauchen. Er ist<br />

erniedrigenden Selbstpeinigungen einer Gewissen und Moral genannten<br />

Chimäre und von den Ansprüchen einer Freiheit und persönlichen<br />

Selbständigkeit, denen immer nur ganz wenige gewachsen sein können." " Man<br />

muß Mißtrauen haben gegen Geist und Gewissen, und man muß Zutrauen<br />

haben zu seinen Instinkten. Wir müssen eine neue Naivität wieder gewinnen." "<br />

Das Gewissen ist eine jüdische Erfindung. Es ist wie die Beschneidung eine<br />

Verstümmelung des menschlichen Wesens"8. Demgegenüber dürfen<br />

Das kommt mir heute zugute. Ich stehe allem mit einer ungeheuren, eiskalten<br />

Vorurteilslosigkeit gegenüber. Die Vorsehung hat mich zu dem größten<br />

Befreier der Menschheit vorbestimmt. Ich befreie den Menschen von dem<br />

Zwange eines Selbstzweck gewordenen Geistes; von den schmutzigen und<br />

erniedrigenden Selbstpeinigungen einer Gewissen und Moral genannten<br />

Chimäre und von den Ansprüchen einer Freiheit und persönlichen<br />

Selbständigkeit, denen immer nur ganz wenige gewachsen sein können. Der<br />

christlichen Lehre von der unendlichen Bedeutung der menschlichen<br />

Einzelseele und der persönlichen Verantwortung setze ich mit eiskalter<br />

Klarheit die erlösende Lehre von der Nichtigkeit und Unbedeutendheit des<br />

einzelnen Menschen und seines Fortlebens in der sichtbaren Unsterblichkeit der<br />

Nation gegenüber. An die Stelle des Dogmas von dem stellvertretenden Leiden<br />

und Sterben eines göttlichen Erlösers tritt das stellvertretende Leben und<br />

Handeln des neuen Führergesetzgebers, das die<br />

2 Rauschning, Hermann: Gespräche mit Hitler. Zürich, Wien,..., 1940, S. 210<br />

3 Krautwig, Notker: Wesen und Aufgabe des Gewissens, We..., 1967, S. 7<br />

2 Rauschning, Hermann: Gespräche mit Hitler. Zürich, Wien,..., 1940, S. 212<br />

PlagiatService<br />

Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

6<strong>ProfNet</strong><br />

Institut für Internet-Marketing<br />

<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 12<br />

unverzichtbarer Bestandteil des Bonner Grundgesetzes und der<br />

Landesverfassungen geworden: Neben dem Artikel 4 des Grundgesetzes<br />

enthalten mehrere Landesverfassungen die ausdrückliche Bestätigung der<br />

Freiheit des Gewissens. 2<br />

Das Bundesverfassungsgericht schreibt in der<br />

Begründung einer Entscheidung vom 20.12.1960 (betr.:<br />

Wehrdienstverweigerung): " Das GG sieht die freie menschliche Persönlichkeit<br />

mit ihrer Würde als höchsten Rechtswert an. So hat es folgerechtlich in Art. 4<br />

Abs.1 die Freiheit des Gewissens und seiner Entscheidungen, in denen sich die<br />

autonome sittliche Persönlichkeit unmittelbar ausspricht, als 'unverletzlich'<br />

anerkannt." 1<br />

Aus dem grundgesetzlich verankerten Bekenntnis zum Menschen<br />

als autonomer sittlicher Person, deren Freiheit sich ausspricht in der<br />

Gewissensentscheidung, ergeben sich zwei Notwendigkeiten: 1. Vom<br />

Gemeinwesen her müssen Voraussetzungen und Bedingungen dafür<br />

geschaffen werden, daß der einzelne<br />

2) So in Art.107 der Verfassung des Freistaates Bayern vom 2.12.46., in Art.4 der Verfassung der<br />

Freien Hansestadt Bremen vom 21.10.47-, in Art.9 der Verfassung des Landes Hessen vom 1.<br />

12.46-, in Art.8 der Verfassung für Rheinland-Pfalz vom 18.5.47. und in Art.4 der<br />

Verfassung des Saarlandes vom 15.12.47. in der Fassung vom 29.9.60.<br />

1) Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichtes. Band 12. Tübingen 1962. S. 45.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

auf Staatsgrenzen, zu suchen, zu empfangen und mitzuteilen. Zitiert nach:<br />

Bernhard Kamp, Der Weg - Die Wahrheit - Das Leben, Patmos-Verlag,<br />

Düsseldorf 1959, S. 321-323. DAS BUNDESVERFASSUNGSGERICHT<br />

Entscheidung vom 20.12.1960 " Das GG sieht die freie menschliche<br />

Persönlichkeit mit ihrer Würde als höchsten Rechtswert an. So hat es<br />

folgerechtlich in Art. 4 Abs. 1 die Freiheit des Gewissens und seiner<br />

Entscheidungen, in denen sich die autonome sittliche Persönlichkeit<br />

unmittelbar ausspricht, als >unverletzlich< anerkannt. Auf diesem Grundsatz<br />

beruht auch Art. 4 Abs. 3 GG. Er hat die Gewissensfreiheit des Art. 4 Abs. 1<br />

GG nicht nur zur allgemeinen (ideologischen) Voraussetzung. Er nimmt den<br />

Begriff des<br />

1 Dittert, Kurt: Alternativen. Das Gewissen - fragwü..., 1970, S. 61<br />

PlagiatService<br />

Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

7<strong>ProfNet</strong><br />

Institut für Internet-Marketing<br />

<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 15<br />

Ziele sollen "erfragt" werden. 1<br />

Im Mittelpunkt der neu entfachten Diskussion<br />

um Wertund Zielsetzungen in der Erziehungswissenschaft steht die Forderung<br />

nach einer Erziehung zur mündigen, selbstverantwortlichen Person. Einer<br />

Person, die zu ihrer Identität gefunden hat, worunter " die Einheit der<br />

menschlichen Person, ihre Verantwortungsfähigkeit und die Möglichkeit, sich<br />

in allen ihren Zuständen und Verhältnissen ( wieder) zu erkennen" 2<br />

verstanden<br />

wird. Es ist verwunderlich, daß angesichts dieser Forderung in der neueren<br />

erziehungswissenschaftlichen Literatur die Auseinandersetzung mit dem<br />

Gewissen als der gemeinhin üblichen Bezeichnung für die Instanz individueller<br />

Wertbindung und mit der Gewissensfreiheit als der<br />

1) Kerstiens, Wilhelm: Erziehungsziele neu befragt. Bad Heilbrunn 1978. S. 5.<br />

2) Gamm, Hans-Jochen: Umgang mit sich selbst. München 1977. S. 97.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

die Identität des einzelnen." (53,27f.)" Mit der Frage nach der Identität eröffnet<br />

sich für jede pädagogische Anthropologie ein zentraler Denkbereich. Unter<br />

Identität wird von mir verstanden, die Einheit der menschlichen Person, ihre<br />

Verantwortungsfähigkeit und die Möglichkeit, sich in allen ihren Zuständen und<br />

Verhältnissen als dieselbe (wieder) zu erkennen. Identität besteht nur, soweit<br />

strukturierte Erinnerung, persönliche Retrospektive, in die Gegenwart<br />

eingebracht werden kann, die das Dasein nach rückwärts erschließt<br />

PlagiatService<br />

Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

4 Gamm, Hans Jochen: Umgang mit sich selbst, 1977, S. 93<br />

8<strong>ProfNet</strong><br />

Institut für Internet-Marketing<br />

1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 15<br />

Handelns, indem sich die autonome Persönlichkeit ausspricht, dem Erzieher<br />

keine Antwort im Sinne einer lediglich lehrhaften Vermittlung von Normen und<br />

Werten erlaubt. Ihre bloße Annahme allein macht noch nicht sittliches<br />

Verhalten aus. Vielmehr gehört dazu " die sich als Gewissen artikulierende<br />

persönliche Überzeugung und Bejahung von jenen Werten, Normen und<br />

Ordnungen." 3<br />

Wenn auch die Frage nach der richtigen Norm eine<br />

Voraussetzung zur Verwirklichung des Sittlichen ist, so steht doch im<br />

Vordergrund "einer Ermöglichung der sittlichen Person ... die Frage nach der<br />

personalen Aneignung des Sittlichen." 1<br />

Die pädagogische Auseinandersetzung<br />

mit dem Gewissen und Problemen seiner Entfaltung läßt sich somit näherhin<br />

einordnen in den Themenbereich, in dem die Bedingungen der Möglichkeit von<br />

Selbstbestimmung und Mündigkeit untersucht werden. Dies nicht nur deshalb,<br />

weil das Gewissen theoretisch als Aktualisierung menschlicher Freiheit in<br />

Vernunft betrachtet wird, sondern vor allem aufgrund der Erfahrung, daß der<br />

Gültigkeitsanspruch der Gewissensurteile im Alltag immer schon erhoben wird.<br />

" Dieser Anspruch des moralischen Alltagsdenkens auf allgemeine,<br />

intersubjektive Geltung des Gewissensurteils besagt etwa folgendes: Jeder, der<br />

aufgrund seines Gewissens ein moralisches Urteil abgibt, erhebt damit<br />

stillschweigend den Anspruch, daß es von einem überpersönlichen Standpunkt<br />

aus abgegeben wurde, daß infolgedessen auch die urteilende Instanz selbst<br />

einer rationalen Prüfung standhält und einer Bildung unterliegt." 2<br />

Methodisches Vorgehen Die vorliegende Arbeit, in der über die Bedingungen<br />

der Möglichkeit von Selbstbestimmung und Mündigkeit gearbeitet wird, kann -<br />

nach der Terminologie von Wolfgang Brezinka 3<br />

- als ein Beitrag zur<br />

Philosophie der Erziehung betrachtet werden. Unser methodisches Vorgehen<br />

ist von daher bestimmt von dem generellen Anliegen der Philosophie der<br />

Erziehung "um die Erhellung dessen, was 'Kultivierung' des Menschen und<br />

seiner Welt, 'Veränderung und Hervorbringung menschlicher Wirklichkeit'<br />

durch das erzieherische und bildende Handeln im Sinnzusammenhang der<br />

Gesamtwirklichkeit letztlich bedeutet." 1<br />

Dazu werden wir nicht mit den<br />

Mitteln der empirischanalytischen Erziehungswissenschaft arbeiten, etwa in<br />

Form von Befragungen mit dem Ziel, über Rolle und Funktionen des<br />

Gewissens beim einzelnen Auskunft zu erhalten. 2<br />

Ebensowenig soll ein<br />

Konzept zum "<br />

3) Hammel, Walter: Aspekte sittlicher Erziehung. Bad Heilbrunn 1976. S. 73.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

gestellt, damit sie in die persönliche Lebenswirklichkeit umgesetzt werden .<br />

Nicht schon die sittlichen Werte, Normen und Ordnungen als solche<br />

rechtfertigen ein sittliches Verhalten, sondern erst die sich als Gewissen<br />

artikulierende persönliche Überzeugung und Bejahung von jenen Werten,<br />

Normen und Ordnungen. 1. Soziale Bindung und persönliches Gewissen Die<br />

Erziehung zur Gewissenhaftigkeit berücksichtigt, daß das Gewissen nicht aus<br />

eigener Kraft zusätzliche Inhalte der Sittlichkeit - im Vergleich zur<br />

bestehenden<br />

konfrontiert werden. Als sinnvolles Problem hätte man es gar nicht erst stellen<br />

müssen, wenn der Gültigkeitsanspruch der Gewissensurteile nicht im Alltag<br />

schon immer erhoben wäre. Dieser Anspruch des moralischen Alltagsdenkens<br />

auf allgemeine, intersubjektive Geltung des Gewissensurteils besagt etwa<br />

folgendes: Jeder, der aufgrund seines Gewissens ein moralisches Urteil abgibt,<br />

erhebt damit stillschweigend den Anspruch, daß es von einem<br />

überpersönlichen Standpunkt aus abgegeben wurde, daß infolgedessen auch die<br />

urteilende Instanz selbst einer rationalen Prüfung standhält und einer Bildung<br />

unterliegt. Die Kehrseits des Gültigkeitsanspruchs besteht also in der<br />

Bereitschaft, sowohl das abgegebene Urteil rationaler Kritik auszusetzen wie<br />

auch das Funktionieren des Gewissens gegebenenfalls zu revidieren1. /.<br />

5 Hammel, Walter: Aspekte sittlicher Erziehung, 1976, S. 72<br />

6 Juros, Helmut: Gewissensbildung und Ethik, 1977, S. 637<br />

PlagiatService<br />

Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

9<strong>ProfNet</strong><br />

Institut für Internet-Marketing<br />

<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 17<br />

1) Ringeling,Hermann: Offene Identität: Kriterien der Sozialisation. In: Handbuch der<br />

christlichen Ethik. Freiburg 1978. Band II. S. 194-209. hier: S. 199.<br />

2) Juros,Hemut: Gewissensbildung und Ethik. In: CONCILIUM. 13 (1977). Heft 12. S.638-643.<br />

hier: S. 639.<br />

3) Brezinka,Wolfgang: Metatheorie der Erziehung. München, Basel 1978. speziell: S. 189-235.<br />

1) Beck, Heinrich: Vorbegriff der Erziehungs- und Bildungsphilosophie. In: ders. (Hrsg.):<br />

Philosophie der Erziehung. Freiburg,Basel,Wien 1979. S. 11-19. hier:S.15.<br />

2) Empirische Arbeiten mit dieser Zielsetzung liegen u.a. vor von: Gilen, Leonhard: Das<br />

Gewissen bei Jugendlichen. Göttingen 1956. Haas, Irmgard: Das Problem der<br />

Gewissensreifung beim Jugendlichen. Unveröffentlichte Dissertation. München 1953.<br />

Mokrosch,Reinhold : Das religiöse Gewissen. Stuttgart,Berlin,Köln,Mainz 1979.<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 17<br />

Material um eine "Rekonstruktion" 4<br />

der vielfältigen Aspekte des Gewissens,<br />

seiner Voraussetzungen, Wirkweisen, Inhalte und pädagogischen Bedeutung<br />

bemühen. Dabei werden Tatbestände aus Nachbardisziplinen wie der<br />

Psychologie, Philosophie, Theologie und Soziologie nur insoweit für<br />

pädagogische Reflexionen relevant, " als sie relevant gemacht werden, und das<br />

geschieht durch die allgemeine Ansicht von dem, was wir zu tun haben, wenn<br />

wir Menschen erziehen." 5<br />

Unsere Position zu dem, was bei der Erziehung<br />

grundlegender Beachtung bedarf, ist das eingangs erwähnte Bekenntnis zum<br />

Menschen als autonomer, sittlicher Persönlichkeit, deren Freiheit sich im<br />

Gewissen aktualisiert. Wir greifen damit auf einen Gedanken zurück,<br />

4) vgl. zum Begriff "Rekonstruktion" im pädagogischen Raum die Ausführungen von Harm<br />

Paschen: Logik der Erziehungswissenschaft. Düsseldorf 1979. S. 16f. Darin macht Paschen<br />

deutlich, daß, je mehr in der geistigen Welt eine vorherrschende Überzeugung durch eine<br />

Vielfalt einander widersprechender Überzeugungen abgelöst wird, sich ein wie<br />

selbstverständlich zwingender Zusammenhang auflöst und ein Erklärungs- und<br />

Begründungszusammenhang argumentativ hergestellt, dh. rekonstruiert werden muß.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

tun haben und zu denen sie ihren Teil sagen müssen. Aber solche Tatbestände<br />

sind nur insoweit für praktische Entscheidungen relevant, die für<br />

Erziehungsfragen getroffen werden, als sie relevant gemacht werden, und das<br />

gegeschieht durch die allgemeine Ansicht von dem, was wir zu tun haben, wenn<br />

wir Menschen erziehen. Es ist der Zweck dieses Buches, die Wege zu zeigen,<br />

auf denen eine Ansicht von Erziehung auf unsere praktischen Entscheidungen<br />

einen derartig prägenden Einfluß gewinnen<br />

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5) Hirst, P.H./Peters, R.S.: Die Begründung der Erziehung durch die Vernunft. Düsseldorf 1972.<br />

S. 38.<br />

7 Hirst, P.H.: Die Begründung der Erziehung durch ..., 1972, S. 38<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 20<br />

aufgegeben - handelnd 1.1. Vorbemerkung Ausgangspunkt unserer<br />

Überlegungen zu der Frage, was den Menschen auszeichne, dem Vernunft,<br />

Freiheit und Gewissen zugeschrieben werden, soll der Mythos sein, den<br />

Platons Protagoras seinen Jüngern erzählt als Erklärung für seine These, " daß<br />

die sittliche Tüchtigkeit ein lehrbarer Gegenstand ist" 1 : Die Götter bildeten "<br />

in der Erde Schoß aus einer Mischung von Erde und Feuer und allem, was mit<br />

beidem verbindet" die sterblichen Wesen. Prometheus und Epimetheus<br />

erhielten danach die Aufgabe, diese Wesen "auszustatten und einem jeden von<br />

ihnen die Kräfte zuzuteilen nach Gebühr". Nachdem auf seinen Wunsch hin<br />

Epimetheus diese Aufteilung alleine übernahm, so verteilte er alle<br />

vorhandenen Kräfte. " Dabei nun verlieh er einigen Stärke ohne Schnelligkeit;<br />

andere, Schwächere, stattete er dafür wieder mit Geschwindigkeit aus; einige<br />

versah er mit Waffen, anderen, denen er eine wehrlose Natur gab, sann er ein<br />

anderes Schutzmittel aus. Die er nämlich von ihnen in Kleinigkeit gehüllt hatte,<br />

denen teilte er geflügelte Flucht oder unterirdische Behausung zu, andere<br />

dagegen, die er durch Größe erhob, die beschützte er auch eben durch diese. Und<br />

so verteilte er ausgleichend auch alles übrige." 2<br />

Schließlich fand Prometheus<br />

Epimetheus ratlos vor, weil dieser alle vorhandenen Kräfte verteilt hatte und<br />

dabei das Menschengeschlecht vergessen und daher unausgestattet gelassen<br />

hatte. So erblickte Prometheus "alle anderen Geschöpfe angemessen mit allem<br />

versehen, den Menschen aber nackt, ohne Fußbekleidung und Decke und ohne<br />

Bewaffnung." Er stahl daraufhin " des Hephaistos und der Athene kunstreiche<br />

Weisheit zusamt dem Feuer ...<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Ansicht ausgehe, daß du in vielen Dingen erfahren bist, vieles gelernt und<br />

manches auch selber gefunden hast. Vermagst du nun in überzeugenderer Weise<br />

uns darzutun, daß die sittliche Tüchtigkeit ein lehrbarer Gegenstand ist, so<br />

enthalte uns dies nicht vor, sondern teile es uns mit! Gewiß, lieber Sokrates,<br />

erwiderte er, ich will es nicht für mich behalten. Soll ich<br />

sterbliche Wesen aber noch nicht. Als nun aber auch für diese die vom<br />

Schicksal bestimmte Zeit ihrer Erzeugung gekommen war, da bilden die Götter<br />

sie in der Erde Schoß aus einer Mischung von Erde und Feuer und allem dem,<br />

was sich mit beiden verbindet. Und als sie diese nun ans Licht zu fördern<br />

gedachten, da trugen sie dem Prometheus und Epimetheus auf, sie<br />

überlassen. Wenn ich damit fertig bin , sprach er, kannst du es ja in<br />

Augenschein nehmen. Prometheus gab nach, und so übernahm er denn die<br />

Verteilung. Dabei nun verlieh er einigen Stärke ohne Schnelligkeit; andere,<br />

Schwächere, stattete er dafür wieder mit Geschwindigkeit aus; einige versah er<br />

mit Waffen, anderen, denen er eine wehrlose Natur gab, sann er ein anderes<br />

Schutzmittel aus. Die er nämlich von ihnen in Kleinheit gehüllt hatte, denen<br />

teilte er geflügelte Flucht oder unterirdische Behausung zu, andere dagegen, die<br />

er durch Größe erhob, die beschützte er auch eben durch diese. Und so verteilte<br />

er ausgleichend auch alles übrige. Das ersann er aber, um dem vorzubeugen,<br />

daß irgend eine Gattung ausgerottet werde. Nachdem er ihnen aber so Mittel [<br />

73] verschafft hatte, der wechselseitigen Vertilgung zu<br />

was er mit diesem anfangen sollte. In dieser seiner Ratlosigkeit findet ihn<br />

Prometheus, als er kommt, um die Verteilung zu besichtigen, und erblickt alle<br />

andern Geschöpfe angemessen mit allem versehen, den Menschen aber nackt,<br />

ohne Fußbekleidung und Decke und ohne Bewaffnung. Und schon war auch<br />

der vom Schicksal bestimmte Tag erschienen, an welchem auch der Mensch<br />

aus der Erde ans Licht hervortreten sollte. In seiner Verlegenheit<br />

aus der Erde ans Licht hervortreten sollte. In seiner Verlegenheit nun, welches<br />

Mittel zum Schutze und zur Erhaltung desselben er ausfindig machen sollte,<br />

stiehlt Prometheus des Hephaistos und der Athene kunstreiche Weisheit zusamt<br />

dem Feuer &8211; und beut sie also zur Gabe dem Menschen. So gelangte nun<br />

8 Platon,: Platon: Sämtliche Werke. Bd. 1, Ber..., 1856, S.<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 21<br />

und beut sie also zur Gabe dem Menschen." Dadurch erhielt der Mensch die<br />

für das tägliche Leben erforderliche Einsicht; ihm fehlte nun noch die<br />

staatsbürgerliche, die beim Zeus war, zu dessen Behausung Prometheus nicht<br />

gelangen könnte. Stattdessen schlich er sich in die gemeinsame<br />

1) vgl. dazu: Platon: Sämtliche Werke. Band 1. Berlin o.J. (Protagoras-Übersetzung von Franz<br />

Susemihl). Nr. 320c bis 328d. hier: Nr. 320c.<br />

2) ebd. Nr. 320d bis 321a<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

auf diese Weise allerdings der Mensch zu der für das tägliche Leben<br />

erforderlichen Einsicht; aber die staatsbürgerliche besaß er noch nicht. Denn<br />

diese war beim Zeus, und dem Prometheus war noch nicht der Weg auch in die<br />

Burg,<br />

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das tägliche Leben erforderliche Einsicht; ihm fehlte nun noch die<br />

staatsbürgerliche, die beim Zeus war, zu dessen Behausung Prometheus nicht<br />

gelangen könnte. Stattdessen schlich er sich in die gemeinsame Wohnung der<br />

Athene und des Hephaistos, " in welcher sie ihrer Liebe zur Kunst nachgingen" 1<br />

und " stiehlt hier die im Feuer schaffende Kunst des Hephaistos und die andere,<br />

die der Athene, und schenkt sie dem Menschen; und von da an beginnt für den<br />

Menschen die Bequemlichkeit des Lebens." Da der Mensch nun teilhat an den<br />

Vorzügen der Götter, er mit den Göttern darin verwandt ist, so ist er das<br />

einzige Wesen, das an Götter glaubt. " Ferner aber gestaltete er Sprache und<br />

Worte durch seine Kunstfertigkeit aus und erfand sich Wohnung, Kleidung,<br />

Beschuhung und Betten, sowie seine Nahrung aus den Gewächsen der Erde."<br />

Da aber die Menschen anfangs vereinzelt wohnten, es noch keine Städte und<br />

Staaten gab, so kamen sie durch wilde Tiere um. Die Kunst ihrer Hände<br />

gewährte ihnen " zwar hinlängliche Hilfe zum Unterhalt ihres Lebens, aber zur<br />

Bekriegung der wilden Tiere war sie nicht ausreichend, weil sie die<br />

staatsbürgerliche Kunst noch nicht besaßen, von welcher eben die Kriegskunst<br />

ein Teil ist." 2<br />

So schlossen sie sich zusammen und gründeten Städte, in denen<br />

sie dann bald wieder einander Unrecht und Schaden zufügten. Sie besaßen noch<br />

nicht die Kunst, den Staat zu verwalten, zerstreuten sich von neuem und kamen<br />

1) ebd. Nr. 321c.<br />

2) ebd. Nr. 322b.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

die Burg, die Behausung des Zeus, eröffnet, und überdies hatte noch Zeus<br />

furchtbare Wachen davorgestellt; sondern nur in der Athene und des Hephaistos<br />

gemeinsame Wohnung, in welcher sie ihrer Liebe zur Kunst nachgingen, weiß<br />

er sich [74] einzuschleichen, stiehlt hier die im Feuer schaffende Kunst des<br />

Hephaistos und die andere, die der Athene, und schenkt sie dem Menschen; und<br />

von da an beginnt für den Menschen die Bequemlichkeit des Lebens; den<br />

Prometheus aber erreichte durch des Epimetheus Schuld nachmals, wie die<br />

Sage geht, die Strafe für seinen Diebstahl. Da aber so der Mensch teilhatte an<br />

Vorzügen der Götter, war er erstens wegen dieser Verwandtschaft unter allen<br />

Geschöpfen das einzige, welches an Götter glaubte, und begann Altäre und<br />

Götterbilder zu errichten: ferner aber gestaltete er Sprache und Worte durch<br />

seine Kunstfertigkeit aus und erfand sich Wohnung, Kleidung, Beschuhung und<br />

Betten, sowie seine Nahrung aus den Gewächsen der Erde. Obschon aber so<br />

ausgerüstet, wohnten doch anfangs die Menschen vereinzelt, und Städte und<br />

Staaten gab es noch nicht. So aber kamen sie durch die wilden<br />

So aber kamen sie durch die wilden Tiere um, weil sie in allen Stücken<br />

schwächer als diese waren: auch gewährte ihnen die Kunst ihrer Hände zwar<br />

hinlängliche Hilfe zum Unterhalt ihres Lebens, aber zur Bekriegung der wilden<br />

Tiere war sie nicht ausreichend, weil sie die staatsbürgerliche Kunst noch nicht<br />

besaßen, von welcher eben die Kriegskunst ein Teil ist. So versuchten sie denn,<br />

sich zu vereinigen und zu erhalten, indem sie Städte gründeten. Aber als sie<br />

zusammengetreten waren, da taten sie wieder einander Unrecht<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 22<br />

bald wieder einander Unrecht und Schaden zufügten. Sie besaßen noch nicht<br />

die Kunst, den Staat zu verwalten, zerstreuten sich von neuem und kamen um.<br />

In der Sorge darum, daß das Menschengeschlecht ganz untergehe, schickte Zeus<br />

" den Hermes ab, um den Menschen sittliche Scham und Gerechtigkeit<br />

zuzuführen, auf daß diese der Staaten Ordner und Freundschaft knüpfende<br />

Bande seien. Es war der Wille Zeus', daß jeder Mensch daran teilhabe, ja, er<br />

gab das Gesetz, "' daß man den der Scham und Gerechtigkeit Unfähigen als<br />

einen Krebsschaden des Staates vertilge'." 1<br />

Protagoras beschreibt die Tugend<br />

der Scham und der Gerechtigkeit als jedem Menschen zugemessene und als<br />

solche von ihm zu erlernende. So werde man einen Unrechthandelnden nicht<br />

bestrafen wegen des begangenen Unrechts, "sondern um des zukünftigen<br />

willen, damit hinfort weder der Täter selbst wieder Unrecht begehe, noch auch<br />

die anderen, welche sehen, wie er bestraft wird." 2<br />

Darin werde deutlich, "daß<br />

die sittliche Tüchtigkeit anerzogen werden kann, denn er straft ja um der<br />

Abschreckung willen." 3<br />

Das, was in diesem Mythos als sittliche Tüchtigkeit<br />

bezeichnet wird, meint die individuelle Wertbiridung des Menschen, die man<br />

landläufig Gewissen nennt. Darüber wird von Protagoras zweierlei ausgesagt:<br />

Es ist dasjenige, das jedem Menschen gleichermaßen zukommt.<br />

1) ebd. Nr. 322d.<br />

2) ebd. Nr. 324b.<br />

3) ebd. Nr. 324b.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

besaßen, so daß sie sich von neuem zerstreuten und umkamen. Da nun ward<br />

Zeus besorgt, daß unser Geschlecht ganz untergehen möchte, und er schickt<br />

daher den Hermes ab, um den Menschen sittliche Scheu und Gerechtigkeit<br />

zuzuführen, auf daß diese der Staaten Ordner und Freundschaft knüpfende<br />

Bande seien. Hermes aber fragt den Zeus, in welcher Weise er beide den<br />

Menschen mitteilen solle: Soll ich, wie die Künste unter sie verteilt sind, so es<br />

könnten [75] keine Staaten zustande kommen, wenn nur wenige ihrer<br />

teilhaftig wären, so wie bei den anderen Künsten. Ja, gib sogar das Gesetz in<br />

meinem Namen, daß man den der Scham und Gerechtigkeit Unfähigen als<br />

einen Krebsschaden des Staates vertilge! Unter diesen Umständen also, lieber<br />

Sokrates, und aus diesen Gründen glauben so die anderen wie die Athener, daß,<br />

wenn es sich um die Tüchtigkeit im<br />

zu rächen sucht; sondern wer auf eine vernünftige Weise zu strafen gedenkt,<br />

der züchtigt nicht wegen des schon begangenen Unrechts &8211;, sondern um<br />

des zukünftigen willen, damit hinfort weder der Täter selbst wieder Unrecht<br />

begehe, noch auch die anderen, welche sehen, wie er bestraft wird. Und wer [<br />

77] von dieser Absicht ausgeht, der spricht damit die Ansicht aus, daß die<br />

Tugend anerzogen werden kann, denn er straft ja um der Abschreckung willen.<br />

Diese Überzeugung also haben alle diejenigen, welche im eigenen Hause oder<br />

von Staats wegen Strafen verhängen. Es bestrafen aber und züchtigen sowohl<br />

alle anderen Menschen<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 24<br />

alles dessen hat der Mensch von Natur die Vernunft und die Hand, die das '<br />

Organ der Organe' ist, weil sich der Mensch durch sie Werkzeuge von<br />

unbegrenzter Mannigfaltigkeit für unbegrenzte Wirkungen 2<br />

herstellen kann."<br />

Herder weist darauf hin, " daß der Mensch den Tieren an Stärke und Sicherheit<br />

des Instinkts weit nachstehe" 3 . Während jedes Tier seine "Sphäre" hat, in die<br />

es von Geburt an gehört und in der es sich mit Hilfe seiner Instinkte<br />

zurechtfindet, ist der Mensch "das verwaiseste Kind der Natur. Nackt und bloß,<br />

schwach und dürftig, schüchtern und unbewaffnet." Der "Charakter seiner<br />

Gattung" bestehe zunächst aus "Lücken und Mängeln". 4<br />

In dieser biologischen<br />

Hilflosigkeit sieht Herder die Voraussetzung zur Weltoffenheit, insofern der<br />

Mensch von seiner physischen Konstitution her "nicht auf Eins" ausgerichtet<br />

ist. " Er hat Sinne für Alles und natürlich also für jedes Einzelne schwächere und<br />

stumpfere Sinne. ... Der Mensch hat keine so einförmige und enge Sphäre, wo<br />

nur eine Arbeit auf ihn warte: eine Welt von Geschäften und Bestimmungen<br />

liegt um ihn." 1<br />

Der Mensch kann "Vernunft, Humanität und menschliche<br />

Lebensweise" lernen, "die kein Tier hat und lernt" 2 . Damit beschreibt Herder<br />

den klaren Zusammenhang zwischen tierischer Instinktsicherheit und<br />

Umweltgebundenheit einerseits und menschlicher Instinktunsicherheit und<br />

Umweltentbundenheit andererseits. 3<br />

Der alte, von der Philosophie ausgehende<br />

Vergleich zwischen Mensch und Tier ist fortgeführt worden in modernen<br />

Einzelwissenschaften,<br />

2) Thomas von Aquin: Summa theologica. Salzburg/Leipzig 1937. S.72 (1.76,5).<br />

3) Herder,Joh.Gottfried von: Über den Ursprung der Sprache. Stuttgart 1965. S. 20.<br />

4) ebd. S. 24.<br />

1) ebd. S.22.<br />

2) Herder, Joh. Gottfried von: Mensch und Geschichte. Leipzig 1935. S.227.<br />

3) Kant weist auf den Zusammenhang von Instinktreduktion und vernunftgeleitetem Handeln hin<br />

in seiner Schrift "Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Sicht": Die Natur<br />

hat dem Menschen "Vernunft und darauf sich gründende Freiheit des Willens" gegeben. Der<br />

Mensch soll "nicht durch Instinkt geleitet" werden, sondern alles aus sich selbst<br />

herausbringen" (vgl. Bd. VIII der Akademieausgabe. Berlin 1912. S.19). Nach Gehlen hat die<br />

philosophische Anthropologie seit Herders Gedanken keinen Schritt vorwärts gemacht. Er<br />

greift Herdersche Gedanken auf in seinem Buch: Der Mensch. Seine Natur und seine<br />

Stellung in der Welt. Frankfurt 10 1974. vgl. speziell die Seiten 73-85.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ihrer Hilfe Werkzeuge herzustellen vermag von unbegrenzt vielfältiger Art und<br />

zu unbegrenzt vielfältigen Zwecken." Herder weist schon in seiner "<br />

Abhandlung über den Ursprung der Sprache" (1772) darauf hin. " daß der<br />

Mensch den Tieren an Stärke und Sicherheit des Instinkts weit nachstehe". Von<br />

der Gebundenheit des Tieres an eine spezifische Umwelt, an seine "Sphäre",<br />

seinen "Kreis", wird die Weltoffenheit des Menschen scharf abgehoben. Vgl.<br />

Herders sämtliche Werke,<br />

Das neugeborene Kind "äußert weder Vorstellungen noch Triebe durch Töne,<br />

wie doch jedes Tier in seiner Art; bloß unter Tiere gestellt, ist's also das<br />

verwaisteste Kind der Natur. Nackt und bloß, schwach und dürftig, schüchtern<br />

und unbewaffnet: und was die Summe seines Elends ausmacht, aller<br />

Leiterinnen des Lebens beraubt. Mit einer so zerstreuten, geschwächten<br />

Sinnlichkeit, mit so unbestimmten, schlafenden Fähigkeiten, mit so<br />

her sieht, nur eine negative Bezeichnung: "Der Charakter seiner Gattung"<br />

besteht zunächst aus "Lücken und Mängeln". "Seine Sinne und Organisation<br />

sind nicht auf Eins geschärft: er hat Sinne für Alles und natürlich also für jedes<br />

Einzelne schwächere und stumpfere Sinne. Seine Seelenkräfte sind über die<br />

Welt verbreitet; keine Richtung seiner Vorstellungen auf ein Eins: mithin kein<br />

Kunsttrieb, keine Kunstfertigkeit" (keine Instinkte). Der Mensch hat also<br />

annehmen: Die Empfindsamkeiten, Fähigkeiten undKunsttriebe der Tiere<br />

nehmen an Stärke und Intensität zu im umgekehrten Verhältnisse der Größe und<br />

Mannigfaltigkeit ihres Würkungskreises. Nun aber Der Mensch hat keine so<br />

einförmige und enge Sphäre, wo nur eine Arbeit auf ihn warte: eine Welt von<br />

Geschäften und Bestimmungen liegt um ihn. Seine Sinne und Organisation<br />

sind nicht auf eins geschärft: er hat Sinne für alles und natürlich also für jedes<br />

einzelne schwächere und stumpfere Sinne. Seine<br />

9 Brezinka, Wolfgang: ERZIEHUNG ALS LEBENSHILFE, 8. Aufl., 1971, S. 347<br />

10 Gehlen, Arnold: Der Mensch. Seine Natur und seine S..., 1974, S. 83<br />

11 von Herder, Johann Gottfried: Abhandlung über den Ursprung der Sp..., 1772, S.<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 26<br />

Sinnesorgane sind sozusagen Filter, die nur durchlässig sind für das, was für<br />

das Tier lebensbedeutsam ist. Das heißt: Mensch und Tier unterscheiden sich<br />

schon in ihren Möglichkeiten des Wahrnehmens stark voneinander. Uexküll<br />

vertritt die Auffassung, daß auch der Mensch eine Umwelt hat, die verschieden<br />

ist von der des Tieres " entsprechend der Organisation des Menschen und der<br />

durch Erfahrung und Gewohnheit bedingten Einstellungen" 2 . Buytendijk greift<br />

diese These auf und erklärt: " Der Mensch hat keine Umwelt, sondern eine Welt.<br />

... Diese Welt ist dem Menschen Gabe und Aufgabe, die er versteht und aus<br />

freier Initiative verantwortet. Seine Antwort ist nicht nur Reaktion, sondern<br />

Zugriff, gestaltende, kreative Leistung." 1<br />

Damit verweist er auf eine<br />

Schwachstelle in der "Umwelttheorie" Uexkülls, die darin besteht, daß dieser<br />

den Begriff Umwelt in zwei völlig verschiedenen Bedeutungen benutzt: einmal<br />

meint er damit die dem Tier per Geburt zugewiesene artspezifische<br />

2) Buytendijk,F.J.J.: a.a.O. S. 40.<br />

1) ebd. S. 41.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

der Pflanzenwelt. In ähnlicher Weise werden die Umwelten der Muscheln,<br />

Seesterne, Seeigel, Seerosen, Krebse, Krabben, Kraken, Insekten und Würmer<br />

untersucht. Von Uexküll war der Meinung, daß auch der Mensch eine Umwelt<br />

hat; zwar eine andere als jene des Tieres, aber entsprechend der Organisation<br />

des Menschen und der durch Erfahrung und Gewohnheit bedingten<br />

Einstellungen. In dem Buch "Niegeschaute Welten" 3 Vgl. Jakob von Uexküll,<br />

Streifzüge durch die Umwelten von Tieren und Menschen, rde Bd. 13, S. 27 ff.<br />

(Anm. d. Red.) mit dem Untertitel


Textstelle (Prüfdokument) S. 27<br />

daß dieser den Begriff Umwelt in zwei völlig verschiedenen Bedeutungen<br />

benutzt: einmal meint er damit die dem Tier per Geburt zugewiesene<br />

artspezifische Umwelt, an die es gebunden ist, andererseits die vom Menschen<br />

erworbene Umwelt, die "nicht mit der Natur des Leibes einfach gegeben,<br />

sondern - weil kraft ihrer offengelassen gemacht und im übertragenen Sinne<br />

natürlich gewachsen" ist. 2<br />

Durch diese "offengelassene Natur" kommt dem<br />

Menschen nach Katz "Universalität" zu, während sich das Tier in seiner Umwelt<br />

durch "Spezialistentum" auszeichnet. Der Bauplan des Tieres sei<br />

charakterisiert durch das Stichwort "Notwendigkeit", der des Menschen<br />

2) Plessner, Helmuth: Über das Welt-Umweltverhältnis des Menschen. In: Studium Generale. 3 (<br />

1950). Heft 2/3. S. 116-120. hier: S. 119.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

und Umgangsqualitäten noch seinen eigenen Charakter behält, so hat die ganze<br />

Umweltbindung beim Menschen ein erworbenes und bewahrtes Wesen, ist<br />

nicht mit der Natur seines Leibes einfach gegeben, sondern weil kraft ihrer<br />

offengelassen gemacht und nur in übertragenem Sinne natürlich gewachsen.<br />

Das oft zitierte Beispiel von demselben Wald, der für den Bauern Gehölz, für<br />

den Holzhändler so und soviel Kubikmeter<br />

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13 Plessner, Helmuth: Über das Welt-Umweltverhältnis des ..., 1950, S. 120<br />

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durch "Spezialistentum" auszeichnet. Der Bauplan des Tieres sei<br />

charakterisiert durch das Stichwort "Notwendigkeit", der des Menschen durch<br />

das Stichwort "Freiheit". Die im Physischen begründete größere Freiheit des<br />

Menschen von Bindungen finde ihre Vollendung in der " Teilhabe des Menschen<br />

an der Idee der Freiheit". 3<br />

Nach Katz ist das Tier wohl auch auf Intelligenz<br />

angelegt, besitzt aber keine Vernunft. Nur der Mensch ist vernunftbegabt. Nur<br />

er kann sich von den Dingen sowohl gefühlsmäßig als auch sachlich<br />

distanzieren und " kann in voller Bewußtheit im begrifflichen Denken objektive<br />

Kriterien zur Entscheidung von wahr und falsch anwenden." 4<br />

Während Katz<br />

von graduellen Unterschieden zwischen Mensch und Tier ausgeht 5 , sieht<br />

Portmann einen prinzipiellen Unterschied: Bei allen höheren Säugern, so<br />

Portmann, erfolgt in einer sehr langen Tragezeit die Entwicklung des gesamten<br />

Bewegungsapparates, der artgemäßen Körperhaltung<br />

3) Katz,David: a.a.O. S. 280.<br />

4) ebd. S. 303.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ist. Die größere Freiheit von Bindungen, die schon im Physischen für den<br />

Menschen besteht, sie wird deutlicher auf psychischem Niveau und sie<br />

vollendet sich durch Teilhabe des Menschen an der Idee der Freiheit. In kurzen<br />

Betrachtungen über den Aufbau der Sinnenwelt sowie über instinktives und<br />

intelligentes Verhalten bei Mensch und Tier soll aufgewiesen werden, wo sich<br />

deren Wege<br />

werden, es sind dieselben naturhaften Wurzeln, aus denen sich menschliche und<br />

tierische Intelligenz ableiten lassen. Aber nur der Mensch ist "vernunftbegabt<br />

", das heißt nur er kann in voller Bewußtheit im begrifflichen Denken<br />

objektive Kriterien zur Entscheidung von wahr und falsch anwenden. Das<br />

neugeborene Kind tritt als reines Naturwesen, hilflos, nur mit wenigen fertigen<br />

Reflexen und Instinkten ausgestattet, in die Welt ein. Aber eines Tages macht<br />

das<br />

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5) So spricht Katz z.B. von einem graduellen Unterschied der Plastizität der Instinkte bei Mensch<br />

und Tier.<br />

14 Katz, David: Mensch und Tier, ein psychologische..., 1946, S. 280<br />

14 Katz, David: Mensch und Tier, ein psychologische..., 1946, S. 303<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 28<br />

Unterschieden zwischen Mensch und Tier ausgeht 5 , sieht Portmann einen<br />

prinzipiellen Unterschied: Bei allen höheren Säugern, so Portmann, erfolgt in<br />

einer sehr langen Tragezeit die Entwicklung des gesamten<br />

Bewegungsapparates, der artgemäßen Körperhaltung und der typischen<br />

Instinktorganisation " fern von den späteren Reizquellen und doch auf diese<br />

späteren Reize, auf die künftige Umwelt bezogen" 1 . Das neugeborene<br />

Menschenjunge hingegen wird - würde man es als Säugetier verstehen - im<br />

Vergleich zu anderen höheren Säugern ein Jahr zu früh aus dem Mutterleib<br />

entlassen. In diesem ersten Jahr erwirbt es drei entscheidene Merkmale, die<br />

5) So spricht Katz z.B. von einem graduellen Unterschied der Plastizität der Instinkte bei Mensch<br />

und Tier.<br />

1) Portmann,Adolf: Zoologie und das neue Bild vom Menschen. S. 68.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Bewegungsapparat, die artgemäße Körperhaltung wie die typische<br />

Instinktorganisation, alles abgestimmt auf die für jede Art ebenfalls erblich<br />

zugeordnete Umwelt. Bewegungsweise und Verhaltensart entstehen im<br />

Mutterkörper, fern von den späteren Reizquellen und doch auf diese späteren<br />

Reize, auf die künftige Umwelt bezogen. Es ist kein Unterschied zwischen der<br />

zweckmäßigen Bildung der Htffe und Beine eines Pferdefohlens oder eines<br />

Rehkitzchens und der Entstehungsweise seiner Haltung, seiner Bewegungsart<br />

und<br />

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12.01.2014<br />

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J A H RD I E T Y P I S C H E E N T W I C K L U N G H Ö H E R E R S Ä U G E T I E R E<br />

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15 Portmann, Adolf: DIE TYPISCHE ENTWICKLUNG HÖHERER SÄ..., 1956, S. #P1#V. DAS E X T R A - U T E R I N E F R Ü H<br />

<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 28<br />

zu früh aus dem Mutterleib entlassen. In diesem ersten Jahr erwirbt es drei<br />

entscheidene Merkmale, die den Menschen nach Portmann vom Tier<br />

unterscheiden: "die aufrechte Körperhaltung", die Anfänge "der eigentlichen<br />

Wortsprache" und tritt in die " Sphäre des technischen Denkens und Handelns"<br />

ein. 2<br />

Ausgehend von einem auffalligenUnterschied der Bedeutung der<br />

Instinktorganisation bei Mensch und Tier stellt Portmann fest, daß dem<br />

Menschen eine weitgehende Freiheit der persönlichen Entscheidung selbst in<br />

der Sexualsphäre als dem am meisten instinktgebundenen Teil<br />

2) ebd. S. 69.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Drei bedeutungsvolle Ereignisse kennzeichnen das erste Lebens-iahr des<br />

Menschen: der Erwerb der aufrechten Körperhaltung, das Erlernen der<br />

eigendichen Wortsprache und der Eintritt in die Sphäre des technischen<br />

Denkens und Handelns. Wir heben im folgenden aus Oer<br />

Entstellungsgeschichte dieser drei Besonderheiten einige wich-, Öge Etappen<br />

hervor. Bei dieser Auswahl geht es uns um Vorgänge,! Welche besonders<br />

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21<br />

16 Portmann, Adolf: Zoologie und das neue Bild vom Mens..., 1956, S. 68<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 28<br />

Mensch und Tier stellt Portmann fest, daß dem Menschen eine weitgehende<br />

Freiheit der persönlichen Entscheidung selbst in der Sexualsphäre als dem am<br />

meisten instinktgebundenen Teil seines Verhaltens gegeben ist. Portmann<br />

weist auf die Tatsache hin, " daß die Zentren der hypothalamischen Region des<br />

Zwischenhirn bei niederen Säugern auffällig viel reicher gegliedert ist als die<br />

der Anthropoiden und der Menschen." Dieser morphologische Tatbestand<br />

müsse in Zusammenhang gesehen werden mit " einer Verarmung des<br />

Machtbereichs der Instinkte und der Verlagerung der Zentren für wichtige<br />

Funktionen in den Bereich der Großhirnrinde." 3<br />

Er hält aber den Versuch, den<br />

in Rolle und Funktion der Instinkte deutlich werdenden Unterschied zwischen<br />

Mensch und Tier neurologisch zu lokalisieren, für unzureichend. Auch<br />

Portmann vertritt wie Buytendijk die These, daß es für den Menschen keine<br />

geschlossene Umwelt gebe. Er könne sich vielmehr in jedem beliebigen<br />

Naturbereich aus Naturbeständen eine besondere Welt schaffen. Diese Anlage<br />

zur<br />

3) ebd. S. 62.<br />

4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

lichem Handeln im Sinne werkzeuglicher Zusammenhänge, i Jedoch<br />

beherrscht unbewußt immer die Veranschaulichungs-funktion den gesamten<br />

Bereich dieser Entwicklung. Port-Lann weist auf die Tatsache hin, daß die<br />

Bewegungs- und Stehversuche des Kindes in eine Zeit fallen, in der auch die<br />

psychische Formung des Welterlebens stattfindet2". Die Freude des Kindes an<br />

eigenen Stehversuchen<br />

welche die Erforschung des Zentralnervensystems uns darbietet und die für ein<br />

umfassendes Verstehen der eben erwähnten Unterschiede wichtig i sind. So<br />

darf beachtet werden, daß die Zentren der hypothalamischen i Region des<br />

Zwischenhirns bei niederen Säugern auffällig viel rei-I eher durchgliedert sind<br />

als die der Anthropoiden und des Menschen. Auch die der eigentlichen Affen<br />

stehen in dieser<br />

ist relativ unvariabel und festgelegt, wie Organe festgelegt sind. Der Mensch<br />

ist dagegen prinzipiell als "Gehirnwesen" zu definieren. "Dieser<br />

morphologische Tatbestand muß im Zusammenhang mit einer Verarmung des<br />

Machtbereichs der Instinkte und der Verlagerung der Zentren für wichtige<br />

Funktionen in den Bereich der Großhirnrinde verstanden werden" (9), urteilt<br />

Portmann. Er weist auf Berechnungen von Cerebralisations-faktoren hin,<br />

welche von 0,7 bei niedrigen Säugern, über 49 bei Schimpansen bis zu 170<br />

beim Menschen führen<br />

Entschlusses in den anderen Lebensbereichen, die röcht so unmittelbar mit der<br />

Arterhaltung zusammenhängen. Wir wollen uns hüten vor einem<br />

oberflächlichen Versuch, den eben heri vorgehobenen Unterschied zwischen<br />

Mensch und Tier neurologisch zu lokalisieren, indem wir ihm Entsprechungen<br />

der Organisation zu. ordnen. Doch muß an manche Tatsachen erinnert werden,<br />

welche die Erforschung des Zentralnervensystems uns darbietet und die für<br />

17 Hollenbach, Johannes Michael: Der Mensch als Entwurf, 1956, S. 339<br />

18 Portmann, Adolf: (Biologie und Anthropologie) Portma..., 1956, S. 61<br />

19 Roth, Heinrich: Pädagogische Anthropologie, Band I,..., 1976, S. 115<br />

18 Portmann, Adolf: (Biologie und Anthropologie) Portma..., 1956, S. 61<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 29<br />

ihm etwas bedeuten, alles in der Umgebung kann ihn angehen. Während das<br />

Tier an seine Daseinsweise gebunden ist, hat der Mensch die Fähigkeit, aus<br />

seinem jeweiligen Standpunkt herauszutreten und sich und andere Objekte zu<br />

betrachten. "Dieser Gegensatz läßt sich in die Formel prägen, das Tier 'lebe'<br />

sein Leben, während der Mensch sein Dasein 'führe'." 1<br />

Max Scheler, der<br />

Begründer der philosophischen Anthropologie, beschreibt das Phänomen "<br />

Weltoffenheit" als konstitutives Element des geistigen Wesens. Der Mensch<br />

unterscheidet sich - nach Scheler - von allen übrigen Lebewesen nicht durch<br />

eine Steigerung von Intelligenz und Wahlfähigkeit<br />

1) ebd. S. 67.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

inWeai man das tierische Verhalten rein "subjektiv" nennt und das des M'11<br />

sehen durch die zusätzliche Fähigkeit zur 'Objektivität" kennzeich let. Der<br />

Gegensatz läßt sich auch in die Formel prägen, das Tier lebe> sein Leben,<br />

während der Mensch sein Dasein . Wh lasten es bei so allgemeinen<br />

Angaben bewenden, da der Sachverhalt a bekannt ist und wir lediglich noch<br />

einmal seine volle Bedeutung iür unsere weiteren Untersuchungen<br />

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16 Portmann, Adolf: Zoologie und das neue Bild vom Mens..., 1956, S. 66<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 29<br />

durch "seine existentielle Entbundenheit vom Organischen" aus. 3<br />

Während<br />

beim Tier jede Reaktion an eine "physiologisch-psychische Zuständlichkeit"<br />

gebunden ist, kann menschliches Agieren und Reagieren solche Abhängigkeit<br />

vom biologischen Organismus übersteigen. Menschliches Verhalten wird - nach<br />

Scheler - " vom puren Sosein eines zum Gegenstand erhobenen Anschauungsoder<br />

Vorstellungskomplexes motiviert." Die freie, vom Personzentrum<br />

ausgehende Reaktion bewirke " eine als selbstwertig und endgültig erlebte<br />

Veränderung der Gegenständlichkeit einer Sache". 1<br />

Solches Verhalten, das<br />

allein dem Menschen zukommt, hat nach Scheler die Form der"Weltoffenheit<br />

". Geistiges Agieren steht im Gegensatz zu von einfacher " Rückmeldung des<br />

tierischen Leibschemas und seiner Inhalte" getragenem tierischem Verhalten<br />

und ist gebunden an eine zweite Stufe des Reflektierens, an die "Sammlung".<br />

Das Ziel des "Sichsammeins" wiederum faßt Scheler in den Begriff "<br />

Selbstbewußtsein" zusammen. Die Fähigkeit zu " Sammlung, Selbstbewußtsein<br />

und Gegenstandsfähigkeit des ursprünglichen Triebwiderstandes" 2<br />

bilden für<br />

Scheler die allein dem Menschen zukommende, seine Sonderstellung als<br />

weltoffenes Wesen bestimmende Struktur. Plessner artikuliert in dieser<br />

Hinsicht besonders die exzentrische Positionalität des Menschen. Er greift im<br />

Anschluß an die Uexküllsche "Umwelttheorie" die<br />

3) ebd. S. 38.<br />

1) ebd. S.40.<br />

2) ebd. S. 41.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

sozusagen auch bedient - eines Verhaltens fähig, das eine genau<br />

entgegengesetzte Verlaufsform besitzt. Der erste Akt dieses neuen Dramas, des<br />

menschlichen Dramas ist: Das Verhalten wird vom puren Sosein eines zum<br />

Gegenstand erhobenen Anschauungs- oder Vorstellungskomplexes "motiviert",<br />

und dies prinzipiell unabhängig von der physiologischen und psychischen<br />

Zuständlichkeit des menschlichen Organismus, unabhängig von seinen<br />

Triebimpulsen und der gerade in ihnen auf leuchtenden, stets<br />

Akt des Dramas ist freie, d.h. vom Personzentrum ausgehende Hemmung eines<br />

Triebimpulses, bzw. Enthemmung eines zuerst zurückgehaltenen<br />

Triebimpulses (und einer entsprechenden Reaktion). Der dritte Akt ist eine als<br />

selbstwertig und endgültig erlebte Veränderung der Gegenständlichkeit einer<br />

Sache. Die Form eines solchen Verhaltens ist die der "Weltoffenheit", der<br />

prinzipiellen Abschüttelung des Umweltbannes: [Mensch] M W [Welt]<br />

Dieses Verhalten ist, wo es einmal konstitutionell vorhanden ist,<br />

sich "intelligent" verhält. Und seine Intelligenz bleibt organischtriebhaftpraktisch<br />

gebunden. Der geistige Akt, wie ihn der Mensch vollziehen<br />

kann, ist im Gegensatz zu der einfachen Rückmeldung des tierischen<br />

Leibschemas und seiner Inhalte wesensgebunden an eine zweite Dimension und<br />

Stufe des Reflexaktes. Wir wollen diesen Akt "Sammlung" nennen und ihn und<br />

sein Ziel, das Ziel dieses "Sichsammelns", zusammenfassend "<br />

Pflanze, aber es hat kein Selbstbewußtsein, wie schon Leibniz gesehen hat. Es<br />

besitzt sich nicht, ist seiner nicht mächtig - und deshalb auch seiner nicht<br />

bewußt. Sammlung, Selbstbewußtsein, und Gegenstandsfähigkeit des<br />

ursprünglichen Triebwiderstandes bilden eine einzige unzerreißbare Struktur,<br />

die als solche erst dem Menschen eigen ist. Mit diesem Selbstbewußtwerden,<br />

dieser neuen Zurückbeugung und Zentrierung seiner Existenz, die der<br />

20 o.V.,: ANTHROPOLOGISCHE UND GESELLSCHAFTLI..., 1979, S. 132<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 30<br />

Abhängigkeit vom "biologischen Funktionszusammenhang" fehle ihnen der "<br />

Sachcharakter", der dem Menschen erlaube, "seine Wahrnehmungen und<br />

Aktionen in objektivem Sinne zu machen und zu korrigieren." 3<br />

Plessner<br />

vertritt die These, Umweltgebundenheit und Weltoffenheit seien in einem<br />

Verhältnis " einer nicht zum Ausgleich zu bringenden gegenseitigen<br />

Verschränkung" 4<br />

zu sehen. Der Mensch habe Umwelt, die sich absetze von<br />

latent gegenwärtiger Welt. Damit wendet er sich sowohl gegen die "<br />

Degradierung des Menschen auf das Niveau umweltgebundenen Lebens" als<br />

auch gegen die Annahme von der völligen "Nichtgebundenheit des Menschen<br />

an eine Umwelt". 1<br />

1.3. Der Mensch - das sich selbst aufgegebene Wesen<br />

Weltoffenheit kann nach allem Vorhergesagten umschrieben werden als die<br />

Nichtfestgelegtheit auf einen bestimmten, grundsätzlich unveränderlichen<br />

Lebensentwurf. Der Mensch lebt nicht einfach, sein Sein ist ihm nicht nur<br />

Möglichkeit,<br />

3) Plessner,Helmuth: a.a.O. S. 118.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Ebene sich haltenden, Körperlichkeit, Sprache und Handlungssysteme<br />

umfassenden Analyse menschlichen Verhaltens. Mit der Möglichkeit, daß beim<br />

Menschen Umweltgebundenheit und Weltoffenheit kollidieren und nur im<br />

Verhältnis einer nicht zum Ausgleich zu bringenden gegenseitigen<br />

Verschränkung gelten, einer Möglichkeit, die durch seine zugleich tierische und<br />

nichttierische "Natur" nahegelegt ist, haben dagegen beide Parteien nicht<br />

gerechnet. In meinen 1928 erschienenen, seit 1933 zu Gunsten<br />

dieser Richtung getan ist, leidet allerdings an einer zu einfachen Behandlung<br />

des Gegensatzes zwischen umweltgebundener und weltoffener Lebensform.<br />

Entweder siegt der Biologismus mit einer Degradation des Menschen auf das<br />

Niveau umweltgebundenen Lebens. Einem Naturforscher mag das<br />

begreiflicherweise passieren; daß aber ein mit geistiger Welt so vertrauter<br />

Denker wie Rothacker, und zw" gerade nicht im degradierenden bzw.<br />

geistblinden<br />

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25<br />

4) ebd. S. 117.<br />

1) ebd. S. 117.<br />

13 Plessner, Helmuth: Über das Welt-Umweltverhältnis des ..., 1950, S. 117<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 31<br />

Heideggers verarbeitet sind und da unsere prinzipielle Fragestellung an dieser<br />

Stelle dies entbehrlich macht. Heidegger beschreibt in "Sein und Zeit" die<br />

Aufgabe des Menschen, 'zu-sein', wenn er den Menschen betrachtet als das<br />

Wesen, das " durch seinen Bezug zum Sein ausgezeichnet ist." 2<br />

Danach vermag<br />

der Mensch im Unterschied zu allem anderen Seienden einen Bezug zu sich<br />

selbst zu entfalten. Er kann sich zu sich selbst verhalten. 3<br />

Zugleich entfaltet er<br />

einen Bezug zu seinen Mitmenschen und zu allem<br />

2) Biemel,Walter: Heidegger. Hamburg 1976. S. 42.<br />

3) Karl Rahner bezeichnet die Momente des "Sich-zu-sich-selber-verhalten-Könnens" und des "<br />

Mit-sich-selber-zu-tun-Habens des Menschen als "eine Wirklichkeit, die die<br />

Subjekthaftigkeit des Menschen im Unterschied zur Sachhaftigkeit eben dieses Menschen<br />

ausmacht" (Grundkurs des Glaubens. Freiburg 1976. S.41.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

kreist um die Ek-sistenz des Menschen, das heißt um das Verstehen des<br />

Menschen nicht als ein Lebewesen unter anderen, sondern als dasjenige Wesen,<br />

das durch seinen Bezug zum Sein ausgezeichnet ist. Heidegger will uns den<br />

Bereich öffnen, 105 186 186). Die Schwierigkeit ist, solch einen Sachverhalt<br />

nicht gleich zu personifizieren, wozu die Formulierung verführen kann. Eine<br />

Vermutung für das<br />

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26<br />

21 Biemel, Walter: Martin Heidegger, in: In Selbstzeug..., 1973, S. #P#For-<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 31<br />

Mensch im Unterschied zu allem anderen Seienden einen Bezug zu sich selbst<br />

zu entfalten. Er kann sich zu sich selbst verhalten. 3<br />

Zugleich entfaltet er einen<br />

Bezug zu seinen Mitmenschen und zu allem nicht-menschlichen Seienden. " Der<br />

Mensch ist nicht bloß, sondern er hat zu sein, sein Sein ist ihm aufgegeben." 4<br />

Er erkennt sein Sein als spezifisches Sein, das nicht einfach ist, sondern von<br />

ihm verwirklicht werden muß. Heidegger nennt dieses Sein, dem nicht<br />

irgendein, sondern das je eigene Sein zur Aufgabe gestellt ist, das Dasein.<br />

3) Karl Rahner bezeichnet die Momente des "Sich-zu-sich-selber-verhalten-Könnens" und des "<br />

Mit-sich-selber-zu-tun-Habens des Menschen als "eine Wirklichkeit, die die<br />

Subjekthaftigkeit des Menschen im Unterschied zur Sachhaftigkeit eben dieses Menschen<br />

ausmacht" (Grundkurs des Glaubens. Freiburg 1976. S.41.<br />

4) Biemel,Walter: a.a.O. S. 43.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

nur, sondern er entfaltet einen Bezug zu sich selbst und zugleich auch einen<br />

Bezug zum Mitmenschen und zum nicht-menschlichen Seienden. Das hat<br />

gewichtige Folgen. Der Mensch ist nicht bloß, sondern er hat zu sein, sein Sein<br />

ist ihm aufgegeben. Hier haben wir eine erste Bedeutung von Sein, nämlich<br />

Sein im Sinne des spezifischen Seins des Menschen, und dieses spezifische<br />

Sein als dasjenige genommen, das<br />

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12.01.2014<br />

27<br />

21 Biemel, Walter: Martin Heidegger, in: In Selbstzeug..., 1973, S. 43<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 32<br />

je eigene Sein zur Aufgabe gestellt ist, das Dasein. Dasein zeichnet sich durch<br />

ein Doppeltes aus: 1. Sein Wesen liegt in seinem 'Zu-sein' im Sinne von: es hat<br />

zu sein. Seine charakteristischen Merkmale sind nicht "vorhandene<br />

Eigenschaften eines so oder so aussehenden Seienden, sondern je ihm<br />

mögliche Weisen zu sein und nur das". 1<br />

Das Seiende, das als Dasein<br />

bezeichnet wird, drückt also nicht sein Was, sondern das Sein dieses Seienden<br />

aus. Die Möglichkeit seiner selbst, " es selbst oder nicht es selbst zu sein" 2<br />

nennt Heidegger 'Existenz', eine Bestimmung, die nur dem Dasein zukommt. 3<br />

2. Dasein ist ontologisch nie zu verstehen als Exemplar einer Gattung von<br />

Seiendem oder Vorhandenem. Seiendem in Form von Dasein geht es immer um<br />

das je<br />

1) Heidegger,Martin: Sein und Zeit. Tübingen 1976. S.42.<br />

2) ebd. S. 12.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Das "Wesen" dieses Seienden liegt in seinem Zusein. Z17-21 Die an diesem<br />

Seienden herausstellbaren Charaktere sind daher nicht vorhandene "<br />

Eigenschaften" eines so und so "aussehenden" vorhandenen Seienden, sondern<br />

je ihm mögliche Weisen zu sein und nur das. Z2l-24 Alles Sosein dieses<br />

Seienden ist primär Sein. Daher drückt der Titel "Dasein", mit dem wir dieses<br />

Seiende bezeichnen, nicht sein Was aus, wie Tisch, Haus,<br />

Sein. Dieses Sein, zu dem sich das Dasein (Mensch) immer irgendwie verhält<br />

und aus dem es sich selbst immer versteht, ist eine "Möglichkeit seiner selbst<br />

, es selbst oder nicht es selbst zu sein."30 Heidegger nennt es darum die<br />

Existenz. Die Existenz als Möglichkeit seiner selbst hat das Dasein "entweder<br />

selbst gewählt oder es ist in sie hineingeraten oder<br />

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28<br />

3) Heidegger weist darauf hin, daß der Terminus 'Existenz' nicht gleichzusetzen ist mit der<br />

ontologischen Bedeutung des überlieferten Begriffes 'existentia', der soviel bedeutet wie<br />

Vorhandensein. Vorhandensein ist nach Heidegger eine Seinsart, die dem Seienden vom<br />

Charakter des Daseins wesensmäßig nicht zukommt. Daher benutzt er zur Klarstellung für den<br />

Titel 'existentia' nur den Begriff Vorhandensein.<br />

22 Heidegger, Martin: Sein und Zeit (Auszüge), 1976, S. 61<br />

23 Hollenbach, Johannes Michael: Sein und Gewissen, 1954, S. 20<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 32<br />

Gattung von Seiendem oder Vorhandenem. Seiendem in Form von Dasein geht<br />

es immer um das je eigene Sein, nicht um irgendeine allgemeine Seinsweise.<br />

Heidegger bezeichnet diese Erscheinung als 'Jemeinigkeit'. Existenz als die<br />

Möglichkeit des Daseins, es selbst oder nicht es selbst zu sein, kann auf<br />

verschiedene Weise begründet werden: "Diese Möglichkeit hat das Dasein<br />

entweder selbst gewählt, oder es ist in sie hineingeboren oder je schon darin<br />

aufgewachsen. Die Existenz wird in der Weise des Ergreifens oder Versäumens<br />

nur vom jeweiligen Dasein selbst entschieden." 4<br />

Das Dasein vollzieht also eine<br />

Wahl, durch die es seine eigensten Möglichkeiten verwirklicht oder es läßt sich<br />

Möglichkeiten von anderen bzw. von der Anonymität des Man vorgeben.<br />

Erstere Art des Wählens geschieht im Seinsmodus der<br />

4) ebd. S. 12.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Sein. Dieses Sein, zu dem sich das Dasein (Mensch) immer irgendwie verhält<br />

und aus dem es sich selbst immer versteht, ist eine "Möglichkeit seiner selbst,<br />

es selbst oder nicht es selbst zu sein."30 Heidegger nennt es darum die<br />

Existenz. Die Existenz als Möglichkeit seiner selbst hat das Dasein "entweder<br />

selbst gewählt oder es ist in sie hineingeraten oder je schon darin<br />

aufgewachsen."31 Das Dasein entscheidet sie jeweils selbst, indem es die<br />

Existenz als eine Möglichkeit seiner selbst entweder ergreift oder versäumt.<br />

einer Möglichkeit seiner selbst, es selbst oder nicht es selbst zu sein. Diese<br />

Möglichkeit hat das Dasein entweder selbst gewählt öderes ist in sie<br />

hineingeraten oder je schon darin aufgewachsen. Die Existenz wird in der<br />

Weise des Ergreif ens oder Versäumens nur vom jeweiligen Dasein selbst<br />

entschieden (S. 12). Die Wahl kann so erfolgen, daß durch sie und in ihr das<br />

Dasein zu sich selbst gelangt, seine eigensten Möglichkeiten verwirklicht, oder<br />

so, daß das<br />

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23 Hollenbach, Johannes Michael: Sein und Gewissen, 1954, S. 20<br />

21 Biemel, Walter: Martin Heidegger, in: In Selbstzeug..., 1973, S. 44<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 32<br />

es seine eigensten Möglichkeiten verwirklicht oder es läßt sich Möglichkeiten<br />

von anderen bzw. von der Anonymität des Man vorgeben. Erstere Art des<br />

Wählens geschieht im Seinsmodus der Eigentlichkeit; letztere in dem der<br />

Uneigentlichkeit. Beide Seinsmodi " gründen darin, daß Dasein überhaupt durch<br />

Jemeinigkeit bestimmt ist" 5 . d.h. darin, daß Dasein bezogen ist auf das eigene<br />

Sein. Heidegger beschreibt Dasein also als das Seiende, das sein eigenes Sein<br />

im Existieren in der Eigentlichkeit oder Uneigentlichkeit zu verwirklichen hat.<br />

So beschriebenes Dasein versteht Heidegger<br />

5) Biemel,Walter: a.a.O. S.45.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Seienden stets das Personalpronomen mitsagen: "ich bin", "du bist". Z44 S43<br />

Zl-3 Die beiden Seinsmodi der Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit - diese<br />

Ausdrücke sind im strengen Wortsinne terminologisch gewählt - gründen darin,<br />

daß Dasein überhaupt durch Jemeinigkeit bestimmt ist. 54 Z12-15 Das<br />

Vorhandensein "in" einem Vorhandenen, das Mitvorhandensein mit etwas von<br />

derselben Seinsart im Sinne eines bestimmten Ortsverhältnisses sind<br />

ontologische Charaktere, die wir kategoriale nennen, Z16-18 solche,<br />

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22 Heidegger, Martin: Sein und Zeit (Auszüge), 1976, S. 61<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 33<br />

im Existieren in der Eigentlichkeit oder Uneigentlichkeit zu verwirklichen hat.<br />

So beschriebenes Dasein versteht Heidegger als 'In-der-Welt-sein'. 'In-sein' ist<br />

dabei nicht gleichzusetzen mit Vorhandensein im Sinne von räumlichem<br />

Enthaltensein. Solches Vorhandensein, " in einem Vorhandenen, das<br />

Mitvorhandensein mit etwas von derselben Seinsart im Sinne eines bestimmten<br />

Ortsverhältnisses sind ontologische Charaktere, die wir kategoriale nennen". 1<br />

Sie gehören zu dem Seienden, das von nicht-daseinsmäßiger Seinsart ist,<br />

umfassen also alles nicht-menschliche Seiende. "In-sein meint eine<br />

Seinsverfassung des Daseins und ist ein Existenzial." 2<br />

Es meint soviel wie<br />

vertraut-sein-mit. Das Seiende, zu dem das In-sein gehört, ist schon<br />

beschrieben worden als das Seiende, das ich je selbst bin. Der Ausdruck 'bin'<br />

hängt nach Heidegger zusammen mit 'bei'. " 'Ich bin' besagt wiederum: ich<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

im Weltraum'. Diese Seienden, deren ,In'-einandersein so bestimmt werden<br />

kann, haben alle dieselbe Seinsart des Vorhandenseins als .innerhalb' der Welt<br />

vorkommende Dinge. Das Vorhandensein , in' einem Vorhandenen, das<br />

Mitvorhandensein mit etwas von derselben Seinsart im Sinne eines bestimmten<br />

Ortsverhältnisses sind ontologische Charaktere, die wir kategoriale nennen,<br />

solche, die zu Seiendem von nicht-daseinsmäßiger Seinsart gehören."23 Das<br />

kategoriale Durchforschen von Seiendem bewege sich ständig in einem<br />

Seinsverhältnis, dem es undurchsichtig bleibe, "was<br />

Seinsart im Sinne eines bestimmten Ortsverhältnisses sind ontologische<br />

Charaktere, die wir kategoriale nennen, Z16-18 solche, die zu Seiendem von<br />

nicht daseinsmäßiger Seinsart gehören. In-Sein dagegen meint eine<br />

Seinsverfassung des Daseins und ist ein Existenzial. Z25-30 Dieses Seiende,<br />

wohne, halte mich auf bei ... der Welt, als dem so und so Vertrauten." 3 Zum Insein<br />

gelangt der Mensch nicht erst durch das Erkennen, im Gegenteil: nur weil<br />

dem das In-Sein in dieser Bedeutung zugehört, kennzeichneten wir als das<br />

Seiende, das ich je selbst bin. Der Ausdruck "bin" hängt zusammen mit "bei"; "<br />

ihm das Seiende bekannt ist, er darüber verfügt und damit vertraut ist in den<br />

ich bin" besagt wiederum: ich wohne, halte mich auf bei ... der Welt, als dem<br />

verschiedensten Weisen des Besorgens, kann er<br />

so und so Vertrauten. 62 Z12-16 Im Sichrichten auf ... und Erfassen geht das<br />

1) Heidegger,Martin: Sein und Zeit. S. 54.<br />

Dasein nicht etwa erst aus seiner Innensphäre hinaus, in die es zunächst<br />

verkapselt ist, sondern es ist seiner<br />

2) ebd. S. 54.<br />

3) ebd. S. 54.<br />

23 Hollenbach, Johannes Michael: Sein und Gewissen, 1954, S. 18<br />

22 Heidegger, Martin: Sein und Zeit (Auszüge), 1976, S. 62<br />

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22% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 34<br />

Nach diesem Verständnis - als Charakter des Daseins - enthält Dasein etwas<br />

Subjektives und verlangt die Einführung eines neuen Begriffes, der die Frage<br />

nach der Welt schlechthin erlaubt: die 'Weltlichkeit von Welt'. 1<br />

'Welt' ist nach<br />

Heidegger das, " worin ein faktisches Dasein als dieses lebt" 2 , also eine<br />

Verfaßtheit des Daseins und 'Weltlichkeit' das, was es dem Dasein ermöglicht, "<br />

Seiendes von der Art des Zeugs zu erfahren" 3 , also ein Existenzlal, eine<br />

Grundbestimmung, die das Vertraut-werden mit dem Seienden seiner Umwelt<br />

ermöglicht. In diesem Zusammenhang umschreibt Heidegger die Seinsmodi<br />

der "Eigentlichkeit" und "Uneigentlichkeit" wie folgt: Das 'Man-selbst' ordnet<br />

er als das '<br />

1) "Wenn die Frage nach der 'Welt' gestellt wird, welche Welt ist gemeint? Weder diese noch jene,<br />

sondern die Weltlichkeit von Welt überhaupt" (ebd. S. 64).<br />

2) ebd. S. 65.<br />

3) Biemel,Walter: a.a.O. S. 49.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

etwas "Subjektives"? Z14-16 Und wenn die Frage nach der "Welt" gestellt wird,<br />

welche Welt ist gemeint? Weder diese noch jene, sondern die Weltlichkeit von<br />

Welt überhaupt. 65 Z6 [...] " worin" ein faktisches Dasein als dieses "lebt"<br />

Phänomen der Weit. Und die Struktur dessen, woraufhin das Dasein sich<br />

verweist, ist das, was die Weltlichkeit der Welt ausmacht (S. 86)." Die<br />

Weltlichkeit der Welt ist das, was es dem Dasein ermöglicht, Seiendes von der<br />

Art des Zeugs zu erfahren, das heißt Welt ist eine bestimmte Weise des<br />

Verstehens, ein Existenzial, eine Grundbestimmung des Daseins, die es ihm<br />

ermöglicht, das Seiende seiner Umwelt in seiner<br />

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12.01.2014<br />

32<br />

22 Heidegger, Martin: Sein und Zeit (Auszüge), 1976, S. 65<br />

21 Biemel, Walter: Martin Heidegger, in: In Selbstzeug..., 1973, S. 49<br />

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3% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 34<br />

Selbst des alltäglichen Daeins' in den Bereich der Uneigentlichkeit. Dazu<br />

gehöre z.B. die Entscheidung, von der man glaube, sie sei eine eigene und<br />

einmalige, die aber tatsächlich allgemeinen Gepflogenheiten, allgemein<br />

üblichen Verhaltensmustern entspricht. Dem stellt er die Eigentlichkeit<br />

gegenüber, bei der das Dasein sich selbst wählt, aufgrund seiner eigensten<br />

Möglichkeiten. 4<br />

Wenn Heidegger das Man auch als für den Menschen<br />

unverzichtbare Entlastung erwähnt, so sieht er darin doch primär ein Zeichen<br />

der Unselbständigkeit und verborgenen Herrschaft. Da an späterer Stelle - im<br />

Zusammenhang mit Heideggers Verständnis vom<br />

4) "Das Selbst des alltäglichen Daseins ist das Man-selbst, das wir von dem eigentlichen, das<br />

heißt eigens ergriffenen Selbst unterscheiden" (Heidegger,Martin: a.a.O. S. 129.)<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Jeder tut so, als ob er er selbst wäre, und dabei ist niemand er selbst. Der<br />

Unselbständigkeit und Uneigentlichkeit dieser Weise des Existierens stellt<br />

Heidegger die Eigentlichkeit gegenüber, bei der das Dasein sich selbst wählt,<br />

auf Grund seiner eigensten Möglichkeiten. Daß es Situationen geben kann, wo<br />

solch eine Wahl durch äußerliche Beschränkungen sehr reduziert ist, wird zwar<br />

von Heidegger nicht<br />

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12.01.2014<br />

33<br />

21 Biemel, Walter: Martin Heidegger, in: In Selbstzeug..., 1973, S. 52<br />

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9% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 35<br />

für den Menschen lebenswichtige Aufgabe sieht Gehlen als Grundlage einer<br />

neuen Fragestellung in der Anthropologie. Deshalb ist das Schlüsselthema<br />

seiner Konzeption nicht die Frage nach dem Leib-Seele-Verhältnis, sondern die<br />

Verdeutlichung der 'Handlung', die " das Aufbaugesetz aller menschlichen<br />

Vollzüge, von den somatischen bis zu den geistigen" 1<br />

ist. Als Ausgangspunkt<br />

hält Gehlen am Vergleich zwischen Mensch und Tier und an der Lehre von der<br />

Weltoffenheit fest und nimmt einen völlig neuen, einmaligen "Gesamtentwurf<br />

der Natur" im Menschen an. Mit der Handlung sei ein neues<br />

Organisationsprinzip geschaffen, das dem Menschen die Möglichkeit gibt, zu<br />

sich Stellung zu nehmen. Als handelndes<br />

1) Gehlen,Arnold: Der Mensch. Frankfurt 1974. S. 23.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

daß sich diese IWimrrmn;, aVs Aer phy"i"4"m OryanisafiVm An Mwisrliffi<br />

gindciiffr fffo' ein physisch so verfaßtes_W-fisen ist nur als handelndes<br />

lebensfähig! und damit ist das Aufbaugesetz aller menschlichen Vollzüge, von<br />

den somatischen bis zu den geistigen, gegeben. Es hat also zunächst die uralte,<br />

auch bei Scheler noch im Hintergrund vorhandene Vorstellung zu fallen, als<br />

vereinige der Mensch in sich irgendwelche in<br />

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12.01.2014<br />

34<br />

10 Gehlen, Arnold: Der Mensch. Seine Natur und seine S..., 1974, S. 23<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 36<br />

und Gestaltens zeigt sich unter anderem in der Vielfalt der Kulturen. Dabei<br />

erscheint Kultur als vom Menschen durch Bearbeitung veränderte, ihm<br />

lebensdienlich gestaltete Natur. 2<br />

Der Mensch hat nach Gehlen keine<br />

Existenzmöglichkeiten in der unveränderten Natur, " es gibt keinen '<br />

Naturmenschen' im strengen Sinn, d.h. keine menschliche Gesellschaft ohne<br />

Waffen, ohne Feuer, ohne präparierte und künstliche Nahrung, ohne Obdach<br />

und ohne Formen der hergestellten Kooperation" 3 . An die Stelle, an der beim<br />

Tier die Umwelt steht, tritt beim Menschen die Kulturwelt. Die Lebenswelt des<br />

Menschen ist die Kultur. Zur menschlichen Kultur gehört nach Gehlen auch die<br />

Schaffung gesellschaftlicher Institutionen im Sinne<br />

2) "Kultur soll uns sein: der Inbegriff der vom Menschen tätig bewältigten, veränderten und<br />

verwerteten Naturbedingungen, einschließlich der bedingteren, entlasteten Fertigkeiten und<br />

Künste, die auf jener Basis erst möglich werden" (ebd. S. 39).<br />

3) ebd. S. 38.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Natur heißt Kultur, und die Kulturwelt ist die menschliche Welt. Es gibt für ihn<br />

keine Existenzmöglichkeit in der unveränderten, in der nicht "entgifteten"<br />

Natur, und es gibt keinen "Naturmenschen" im strengen Sinne: d. h. keine<br />

menschliche Gesellschaft ohne Waffen, ohne Feuer, ohne präparierte und<br />

künstliche Nahrung, ohne Obdach und ohne Formen der hergestellten<br />

Kooperation. Die Kultur ist also die "zweite Natur" - will sagen: die<br />

menschliche, die selbsttätig bearbeitete, innerhalb deren er allein leben kann -<br />

und die "unnatürliche" Kultur ist<br />

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35<br />

10 Gehlen, Arnold: Der Mensch. Seine Natur und seine S..., 1974, S. 38<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 37<br />

Schaffung gesellschaftlicher Institutionen im Sinne von "Ordnungschaffen und<br />

Stabilisieren". Institutionen der Gesellschaft, Formen des Zusammenwirkens<br />

als wirtschaftliche, politische, soziale, religiöse Ordnungen, Gesetze oder<br />

Verhaltensstile gelten als "Außenlenkung, als Halt gebende Verbindungsstücke<br />

zwischen dem Menschen", die erst die "Innenseite der Moral" zuverlässig<br />

machen. 1<br />

Durch die Gründung und Erhaltung von politischen Gemeinwesen<br />

schließlich schafft menschliches Handeln die Bedingungen für eine Kontinuität<br />

der Generationen und damit für Geschichte. Bevor der Mensch handelt, muß er<br />

erkennen. Erkenntnis kann beim weltoffenen Wesen nach Gehlen erst dann<br />

einsetzen, wenn es die enorme Reizüberflutung bewältigt, d.h. nachdem "durch<br />

Umgangs- und Erfahrungsbewegungen Symbole" 2<br />

entstanden sind. Dazu<br />

gehört die Sprache, die im Gesamtaufbau der Leistungen eingesetzt wird, an<br />

die Erinnerung und Voraussicht gekoppelt sind, ohne die es keine geplante<br />

Tätigkeit gibt. 3<br />

Wesentliche Voraussicht des handelnden Wesens, das<br />

zielorientiert plant,<br />

1) "Zerschlägt man die Institutionen eines Volkes, dann wird die ganze elementare Unsicherheit,<br />

die Ausartungsbereitschaft und Chaotik im Menschen freigesetzt" (Gehlen, Arnold:<br />

Anthropologische Forschung. Frankfurt '1972. S.24).<br />

2) Gehlen,Arnold: Der Mensch. S. 51.<br />

3) "In ihr vollendet sich die Richtung auf Entlastung vom Druck des Hier und Jetzt, von der<br />

Reaktion auf das zufällig Vorhandene. In ihr gipfeln die Erfahrungsprozesse der<br />

Kommunikation, wird die Weltoffenheit zureichend und produktiv bewältigt und eine<br />

Unendlichkeit von Handlungsentwürfen und Plänen möglich" (ebd. S. 20.).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Zusammenwirkens, wie sie als wirtschaftliche, politische, soziale, religiöse<br />

Ordnungen vorliegen, daß diese Institutionen als Außenstätzen, als Halt<br />

gebende Verbindungsstücke zwischen den Menschen funktionieren, daß sie<br />

erst die Innenseite der Moral zuverlässig machen. Das menschliche Innere ist<br />

ein zu undulöses Gebiet, als daß man sich gegenseitig darauf verlassen dürfte.<br />

Die Institutionen wirken wie Stützpfeiler und wie Außenhalte, deren<br />

ist und so ihrem flüchtigen .Dasein so etwas wie Bestand und Dauer<br />

entgegenhält; dasJHandeln schließlich, soweit es der Gründung und Erhaltung<br />

politischer Gemeinwesen dient, schafft die Bedingungen für eine Kontinuität<br />

der Generationen, für Erinnerung und damit für Geschichte. Auch an der<br />

Natalität sind alle Tätigkeiten gleicherweise orientiert, da sie immer auch die<br />

Aufgabe haben, für die Zukunft<br />

24 Gehlen, Arnold: Anthropologische Forschung, 1977, S. 22<br />

25 Arendt, Hanna: Vita activa oder Vom tätigen Leben, 1960, S. 15<br />

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8% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 38<br />

dem Zwang, momentane Bedürfnisse und Interessen sofort zu befriedigen.<br />

Stattdessen besteht zwischen Handlungen einschließlich des wahrnehmenden<br />

Bewußtseins und den eigenen, elementaren Bedürfnissen eine weitgehende<br />

Unabhängigkeit. 1<br />

Beim Menschen liegt zwischen den elementaren<br />

Bedürfnissen und ihrer Erfüllung "das gesamte System der Weltorientierung<br />

und Handlung, also die Zwischenwelt der bewußten Praxis und Sacherfahrung,<br />

die über Hand, Auge, Tastsinn und Sprache verläuft." 2<br />

Der heranwachsende<br />

Mensch bedarf zu solcher Sacherfahrung und Fähigkeit zu Welterfahrung und<br />

bewußter sachlicher Handlung der Hilfe. Als weltoffenes, in seinem<br />

Lebensentwurf nicht festgelegtes und auf sinnvoll planendes Handeln<br />

ausgerichtetes Wesen ist er lernbedürftig und<br />

1) "Der 'Handlungskreis', d.h. die Zusammenarbeit der Handlung, der Wahrnehmung, des<br />

Denkens usw. ... (kann) seine Motive und Ziele aus sich selbst entwickeln" (ebd. S. 54).<br />

2) ebd. S. 53.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

damit einer Tatsache von sehr großer Bedeutung. Zwischen die elementaren<br />

Bedürfnisse und ihre äußeren, nach unvorhersehbaren und zufälligen<br />

Bedingungen wechselnden Erfüllungen ist eingeschaltet das ganze System der<br />

Weltorientierung und Handlung, also die Zwischenwelt der bewußten Praxis<br />

und Sacherfahrung, die über Hand, Auge, Tastsinn und Sprache läuft. Eben<br />

darin miteinander verknüpft, schiebt sich schließlich der gesamte soziale<br />

Zusammenhang zwischen die firsthand-Bedürfnisse des Einzelnen und deren<br />

Erfüllungen. Es ist nun dieselbe<br />

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12.01.2014<br />

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10 Gehlen, Arnold: Der Mensch. Seine Natur und seine S..., 1974, S. 53<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 39<br />

erweist sich die Erziehungsbedürftigkeit und -fähigkeit nicht nur als<br />

grundlegende Voraussetzung von Erziehung, sondern gleichermaßen als<br />

wesentlicher Einflußfaktor auf Verständnis und Theorie vom Menschsein.<br />

Indem das Phänomen der menschlichen Erziehungsbedürftigkeit von der<br />

Erziehung her erschlossen und seine Bedeutung für das Verständnis<br />

menschlicher Eigenart aufgewiesen ist, liefert die Erziehungswissenschaft als "<br />

anthropologisches Erfahrungsfeld" wesentliche Beiträge zur<br />

Gesamtanthropologie. 1<br />

In dem erarbeiteten anthropologischen Bezugsrahmen,<br />

wonach der Mensch als autonome, sittliche Person zu verstehen ist, die durch<br />

Weltoffenheit, Selbstaufgegebenheit und Handlungsfähigkeit ausgezeichnet ist,<br />

1) vgl. dazu: Süßmuth,Rita: Erziehungsbedürftigkeit. In: Speck,Josef/Wehle,Gerhard: Handbuch<br />

pädagogischer Grundbegriffe. Band I. München 1970. S. 405-424. und Wehle,Gerhard:<br />

Person und Erziehung. In: Speck,Josef (Hrsg.): Das Personverständnis in der Pädagogik und<br />

ihren Nachbardisziplinen. (Kongreßbericht Teil I). Münster 1966. S. 67-98.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

und Theorie des Menschseins (Reble, 10). Die Aufgabe der anthropologischpädagogischen<br />

Forschung besteht vor allem darin, das Phänomen menschlicher<br />

Erziehungsbedürftigkeit von der Erziehung her zu erschließen und seine<br />

Bedeutung für das Verständnis menschlicher Eigenart aufzuweisen. Die hier<br />

angesprochenen Aspekte werden von verschiedenen Ansätzen her divergierend<br />

beurteilt (vgl. die zu dieser Thematik geführte Diskussion u. a. bei Bollnow [3],<br />

[4];Derbolav [1], [2]; Döpp-Vorwald [2]; Loch [1]; A.<br />

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12.01.2014<br />

38<br />

26 Süssmuth, Rita: Handbuch pädagogischer Grundbegriff..., 1970, S. 407<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 40<br />

und voraufbauenden wie abbauenden, gegenwirkenden und reinigenden<br />

Charakter haben. 3<br />

Sie vollzieht sich durch direkte und indirekte, bewußte oder<br />

unbewußte, kontinuierliche oder einmalige Einwirkungen als eine Dialektik von<br />

Führen und Wachsenlassen. 4 Grundlage aller Erziehung ist das " Verhältnis<br />

eines reifen Menschen zu einem werdenden Menschen und zwar um seiner<br />

selbst willen, daß er zu seinem Leben und seiner Form komme" 5 . Herman<br />

Nohl nennt dieses immer schon existierende Lebensverhältnis den "<br />

pädagogischen Bezug", der als Zentrum der Bildungsgemeinschaft<br />

entscheidender Faktor im Gesamtgefüge Erziehungswirklichkeit sei. Nachdem<br />

man eine Vielzahl anderer auf Erziehung entscheidend einwirkender und selbst<br />

erzieherisch wirkender<br />

3) Roth,Heinrich: Pädagogische Anthropologie. Bd. 1. S. 73.<br />

4) Litt,Theodor: Führen und Wachsenlassen. Stuttgart 1967.<br />

5) Nohl,Herman: Die pädagogische Bewegung in Deutschland und ihre Theorie. Frankfurt 1970.<br />

S. 134.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

dem das Bildungsideal aufbewahrt ist, wenn es sonst überall verschwunden<br />

wäre oder noch nicht da sein sollte .. . Die Grundlage der Erziehung ist also das<br />

leidenschaftliche Verhältnis eines reifen Menschen zu einem werdenden<br />

Menschen, und zwar um seiner selbst willen, daß er zu seinem Leben und<br />

seiner Form komme. Dieses erzieherische Verhältnis baut sich auf auf einer<br />

instinktiven Grundlage, die in den natürlichen Lebensbezügen der Menschen<br />

und in ihrer Geschlechtlichkeit verwurzelt ist. In dem<br />

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12.01.2014<br />

39<br />

27 Weber, Erich: Der Erziehungs- und Bildungsbegriff..., 1972, S. 41<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 42<br />

können. 1<br />

Gleichwohl hat aber der Grundgedanke Nohls Eingang in die heutige<br />

Erziehungswissenschaft gefunden: die auf Vertrauen und Autorität beruhende,<br />

von erzieherischer Liebe getragene personale Beziehung ist vom Verständnis<br />

erzieherischen Bemühens nicht wegzudenken. 1 Sie gilt als " entscheidende<br />

interpersonale Hilfe am werdenden Menschen auf dem Wege zur vollen<br />

Lebenserfüllung" 2 . Unter das Stichwort "Hilfe" läßt sich sehr<br />

verallgemeinernd und formal die Funktion von Erziehung überhaupt fassen. Dem<br />

Kind soll Lebenshilfe gegeben werden. Ihm soll beigestanden werden, sich<br />

selbst zu finden, " um in seinem Leben das Eigentlich-Menschliche zu<br />

verstehen, es sich anzueignen und in der Situation der Existenz zu bestehen" 3<br />

. Entwicklung als "Verwirklichung menschlicher Seinsmöglichkeiten" bedarf<br />

der Erziehung, durch die dem Kind die Möglichkeit gegeben wird, selbst<br />

jemand zu sein. 4<br />

Das Erwachsenwerden des Kindes im Sinne voller<br />

Verwirklichung seines Menschseins "ist nicht naturhaft selbstverständlich<br />

gesichert, sondern auf mitmenschliche Kommunikation angewiesen, geistbestimmt<br />

und weltoffen und von da aus wesensgemäß gefährdet" 5 . Die<br />

Feststellung, daß Erziehung vordringlich Hilfe zur Selbsthilfe mit der Tendenz<br />

zu einer Steigerung und Verbesserung der Lebenstüchtigkeit des Edukanden<br />

sei, wird allgemein anerkannt. Unterschiede bestehen aber hinsichtlich der<br />

Bindung dieses Prozesses an das Generationenverhältnis<br />

1) Nach Theodor Litt liegt in Nohls Theorie vom pädagogischen Bezug die Tendenz der<br />

Isolierung insofern, als der Eindruck erweckt wird, als sei mit der Herstellung eines<br />

erzieherischen Verhältnisses zwischen Erzieher und Zögling die Aufgabe von Erziehung und<br />

Bildung erfüllt. Dabei werde leicht vergessen, daß sich Erziehung nicht im luftleeren Raum<br />

abspiele. Jeder pädagogische Bezug sei nur denkbar und realisierbar in einer konkreten<br />

geschichtlichen Situation, sei determiniert von gesellschaftlichen, ökonomischen und<br />

kulturellen Bedingungen. Wolfgang Klafki hat in seiner Stellungnahme gleichzeitig eine<br />

Weiterführung des Nohlschen Konzeptes vorgelegt: Im Rahmen der von ihm intendierten<br />

Erziehung zur Verantwortung ist der pädagogische Bezug ein für bestimmte Altersstufen<br />

geeignetes Medium der ......<br />

1) In Wilhelm Flitners "Allgemeine(r) Pädagogik" nimmt der pädagogische Bezug die erste<br />

Stelle im Gefüge der pädagogischen Kategorien ein. Im Bereich der soziologischen<br />

Pädagogik hat M. Keilhacker das Verhältnis von Mutter und Kind als die Urform der<br />

Erziehung bezeichnet. Hier werde "die intensivste Verdichtung menschlicher Erziehung"<br />

angelegt (Bartels, Klaus: a.a.O. S. 189.). Vom medizinisch-anthropologischen Standpunkt<br />

haben vor allem Ren Spitz (vgl. ders.: Vom Säugling zum Kleinkind. Stuttgart 1967) und A.<br />

Nitschke (vgl. ders.: Angst und Vertrauen. In: Sammlung. 7 (1952) S. 175-180) darauf<br />

hingewiesen, daß der Zugang zur Welt, zu den Menschen und Dingen abhängig sei von der<br />

Liebe und dem Vertrauen des Kindes zu einer festen Bezugsperson. In der modernen<br />

Begabungstheorie spielt das pe ......<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

hier abbrechen und müssen noch einem anderen Zusammenhang nachgehen. b)<br />

Die Bedeutung der geschlossenen Gruppe Die personale Beziehung zwischen<br />

Erzieher und Zögling, die wir als die entscheidende interpersonale Hilfe am<br />

werdenden Menschen auf seinem Wege zur vollen Lebenserfüllung betrachtet<br />

haben, darf nicht isoliert vom Gesamtlebensraum des Erziehers und des Kindes<br />

gesehen werden. Abgesehen von der frühesten Kindheit steht<br />

nicht gleichförmig unter den Druck absoluter Ideale stellen, sie darf nicht "<br />

idealistisch" sein. Ihr Ziel ist, daß sich der wachsende Mensch selbst zu helfen<br />

wisse, um in seinem Leben das Eigentlich-Menschliche zu verstehen, es sich<br />

anzueignen und in der Situation der Existenz zu bestehen. Die Sterne hoher<br />

Ideale sollen ihm auf seinem Pfade leuchten; er kann nicht erwarten, daß er im<br />

Diesseits idealisch lebe, er wird lernen müssen, die<br />

lediglich die somatische Reifung (und sogar das wäre fragwürdig), sondern die<br />

Verwirklichung des "Menschseins" im Vollsinne des Wortes verstanden wird<br />

ist nicht naturhaft selbstverständlich und gesichert, sondern auf<br />

mitmenschliche Kommunikation angewiesen, geist-bestimmt und weltoffen und<br />

von da aus wesensgemäß gefährdet. Der Entwicklungsbegriff im nur<br />

biologischen Verstände ist ungeeignet, diesen Werdeprozeß adäquat zu<br />

erfassen; sofern man nicht ganz auf ihn verzichtet, wie es einige Autoren zur<br />

28 Wehle, Gerhard: Person und Erziehung. Zur Stellung ..., 1966, S. 86<br />

29 Flitner, Wilhelm: Allgemeine Pädagogik, 15. Aufl., 1997, 1975, S. 129<br />

28 Wehle, Gerhard: Person und Erziehung. Zur Stellung ..., 1966, S. 70<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 43<br />

2) Wehle,Gerhard: a.a.O. S. 87.<br />

3) Flitner,Wilhelm: Allgemeine Pädagogik. Stuttgart 1975. S. 129.<br />

4) vgl. dazu: Langeveld,Martinus Jan: Kind und Jugendlicher in anthropologischer Sicht.<br />

Heidelberg 3 1968. S. 17.<br />

5) Wehle, Gerhard: a.a.O. S. 71.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 43<br />

Werner Loch 1<br />

den Prozeß des Erwachsenwerdens als einen Prozeß der<br />

Enkulturation: Dem Menschen ist - im Unterschied zum Tier - eine bestimmte<br />

Lebensform nicht angeboren. Vielmehr bietet die Kultur der Gesellschaft, in<br />

die er hineingeboren wird, ihm " alle Gebilde, durch deren Benutzung und<br />

Verlebendigung der Mensch sein Leben realisiert" 2 . Die Fähigkeit des Lernens<br />

ermöglicht ihm, sich im Laufe der Entwicklung solche Kultur als eine<br />

Lebensform anzueignen. Bei solchem Lernen ist der Mensch auf Interaktion<br />

mit Mitmenschen angewiesen, vor allem dann, wenn eine Lernhemmung<br />

eintritt,<br />

1) vgl. dazu: Loch, Werner: Enkulturation als anthropologischer Grundbegriff der Pädagogik. In:<br />

Weber, Erich (Hrsg.): Der Erziehungs- und Bildungsbegriff im 20. Jahrhundert. Bad<br />

Heilbrunn 1972. S. 122-140.<br />

2) ebd. S. 127.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

der Enkulturation und Begriff der Erziehung als Enkulturationshilfe eine<br />

Definition des Kulturbegriffs voraus. //. Kultur als Lebensform des Menschen<br />

Als Lebensform des Menschen enthält die Kultur alle Gebilde, durch deren<br />

Benutzung und Verlebendigung der Mensch sein Leben realisiert". Zur Kultur<br />

gehören: die Sprache mit ihren Begriffen und Bedeutungen, die dem Menschen<br />

sich selbst und seine Welt verständlich, seine Wahrnehmungen und Gedanken<br />

sich selbst<br />

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42<br />

27 Weber, Erich: Der Erziehungs- und Bildungsbegriff..., 1972, S. 127<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 43<br />

angewiesen, vor allem dann, wenn eine Lernhemmung eintritt, worunter Loch<br />

alle möglichen Schwierigkeiten beim Lernen, d.h. bei der Auseinandersetzung<br />

mit Kultur, versteht. Eine spezifische Form solcher Interaktion ist nach Loch<br />

die Erziehung als Hilfe bei Lernhemmung: " Erziehung läßt sich so als die<br />

Interaktionsform der Lernhilfe definieren, die der Mensch grundsätzlich immer<br />

dann benötigt, wenn er beim Lernen eines kulturellen Sachverhalts aus<br />

irgendeinem Grund gehemmt ist, Erziehung ist also jene eigenartige<br />

Hilfeleistung, die der Mensch in denjenigen Lebensaltern und Lebenslagen<br />

benötigt, wo er eine Lernaufgabe nicht selbständig lösen kann" 3 . Der Prozeß<br />

des Erwachsenwerdens vollzieht sich nach Loch also in der<br />

Auseinandersetzung mit Kultur zwecks "Aneignung ihrer Gebilde" und vor<br />

allem zur Aktivierung menschlichen Denkens und produktiver<br />

Lebensleistungen. Erziehung ist danach Lebenshilfe im Sinne von<br />

3) ebd. S. 125.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

die bei solchen subjektiven oder objektiven, endogenen oder exogenen4,<br />

angenommenen oder tatsächlichen Lernhemmungen funktionell notwendig<br />

wird, bezeichnen wir einfach als Lernhilfe oder traditionell als Erziehung.<br />

Erziehung läßt sich so als die Interaktionsform der Lernhilfe definieren, die der<br />

Mensch grundsätzlich immer dann benötigt, wenn er beim Lernen eines<br />

kulturellen Sachverhalts aus irgendeinem Grund gehemmt ist. Erziehung ist<br />

also jene eigenartige Hilfeleistung, die der Mensch in denjenigen Lebensaltern<br />

und Lebenslagen benötigt, wo er eine Lernaufgabe nicht selbständig<br />

bewältigen kann. Mit dieser Definition ist der Erziehungsbegriff aus der<br />

Bindung an das Generationsverhältnis gelöst, die ihm Schleiermacher gegeben<br />

hatte, und auch auf Lernhilfen anwendbar,<br />

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43<br />

30 Loch, Werner: Enkulturation als anthropologischer..., 1971, S. 4<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 44<br />

dem die Kultivierung des Menschen im Mittelpunkt steht, hat das Verständnis<br />

von der Menschwerdung als einem Prozeß der Sozialwerdung Eingang in die<br />

Erziehungswissenschaft gefunden. Während Werner Loch die Sozialisierung<br />

als einen Aspekt der Enkulturation sieht, " weil auch das Soziale kultiviert<br />

werden muß" 2 , erscheint bei den sozialisationstheoretischen Erklärungen<br />

menschlicher Entwicklung die Enkulturation als Teil eines übergreifenden<br />

Prozesses der Sozialwerdung. Neben der behavioristischen Psychologie, wonach<br />

unter "Sozialisierung" jenes Muster von Belohnung und Strafe verstanden wird,<br />

das sich z.B. im Verhalten der Mutter gegenüber dem Kind manifestiert, jene "<br />

child-rearing-practices", durch die der junge Mensch soziale Verhaltensweisen<br />

erlernt, die ihm die Eingliederung in die Gesellschaft ermöglichen 3<br />

und neben<br />

der Psychoanalyse Freuds, durch die bis dahin nicht beachtete Quellen sozialen<br />

Verhaltens durch<br />

2) Loch,Werner: a.a.O. S. 130.<br />

3) vgl. dazu eine Kurzdarstellung mit Literaturverweisen bei Fend,Helmut: Sozialisierung und<br />

Erziehung. Weinheim und Basel 8 1976. S. 16-20.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ohne entsprechende menschliche "Gesellschaft" denkbar ist und jedes<br />

Kulturgebilde seine soziale Seite hat, so bleibt die Sozialisierung des Menschen<br />

dennoch nur ein Aspekt seiner Kultivierung, weil auch das Soziale kultiviert<br />

werden muß. Interessant ist in diesem Zusammenhang der Ansatz von Gerhard<br />

Wurzbacher, der gegen "die Überlastung des Sozialisationsbegriffs mit<br />

anpassungsmechanistischen Vorstellungen" den Begriff der Enkulturation für<br />

die "<br />

reinforcement pattern) 12 ), von Belohnung und Strafe, aufgefaßt werden. Durch<br />

dieses werden erwünschte Verhaltensweisen begünstigt, unerwünschte<br />

unterdrückt und ausgelöscht. Unter "Sozialisierung" wird hier nichts anderes<br />

als jenes Muster von Belohnung und Strafe verstanden, das sich z. B. im<br />

Verhalten der Mutter gegenüber dem Kind manifestiert. Mit "Sozialisierung"<br />

sind "child-rearing practices" gemeint, besonders jene, die während der frühen<br />

Kindheit in der Familie angewendet werden. Durch sie lerne der Mensch sozial<br />

27 Weber, Erich: Der Erziehungs- und Bildungsbegriff..., 1972, S. 130<br />

31 Fend, Helmut: Sozialisierung und Erziehung. Eine ..., 1976, S. 20<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 45<br />

Erklärungen der Individualgenese wesentliche Grundlagen geliefert. Nach<br />

Dürkheim lebt der Mensch durch Triebe ständig bedrängt von Natur aus in<br />

einem instabilen Zustand. Erst durch soziale Normen und Werte erfährt sein<br />

Streben Begrenzung und Zielsetzung und werden die Triebe und Wünsche der<br />

Mitglieder einer Gesellschaft in realisierbare Bahnen gelenkt. Die Reichweite<br />

möglicher Verhaltensweisen wird durch die moralische Ordnung als dem<br />

umfassenden System von Verboten und Geboten bestimmt. Die Gesamtheit der<br />

moralischen Regeln bildet eine Mauer, " an die viele Leidenschaften, Triebe und<br />

Bedürfnisse branden" 2<br />

und absterben. Bedürfnisbefriedigung wird dadurch<br />

nicht verhindert, sondern erfährt nach Dürkheim erst in der Begrenzung des<br />

Strebens die Bedingung für die Möglichkeit der Befriedigung. Das zentrale<br />

Wertsystem, dessen allgemeine Anerkennung Basis jeder sozialen Ordnung ist<br />

, muß von den Gesellschaftsmitgliedern erlernt werden. Als "kollektives<br />

Gewissen" reguliert es dann das Verhalten des einzelnen. Erzieherische<br />

Einwirkungen haben demnach das Ziel, den Menschen<br />

2) Fend,Helmut: a.a.O. S. 29.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

unerreichbare Ziele verfolgt werden oder sich das Streben auf keine Ziele<br />

richtet 25 ). Eine Begrenzung und Zielsetzung erfolgt aber durch soziale Normen<br />

und Werte. Durch sie werden die Triebe und Wünsche der Mitglieder einer<br />

Gesellschaft in realisierbare Bahnen gelenkt. Eine moralische Ordnung ist für<br />

Dürkheim ein umfassendes System von Verboten und Geboten. Ihr Ziel ist es,<br />

die Reichweite der möglichen Verhaltensweisen zu begrenzen. Dies<br />

bestimmte Verhaltensweisen für wünschenswert oder für nicht wünschenswert<br />

erklärt und durch Sanktionen abgesichert werden. Dürkheim veranschaulicht<br />

die begrenzende Funktion der sozialen Normen durch ein Bild. Die Gesamtheit<br />

der moralischen Regeln bildet eine Mauer, an die viele Leidenschaften, Triebe<br />

und Bedürfnisse branden. An der Mauer sterben diese jedoch ab2'). Eine<br />

Befriedigung von Bedürfnissen und Wünschen wird dadurch aber nicht<br />

verhindert. Im Gegenteil: die Begrenzung des Strebens ist die Bedingung für<br />

die Möglichkeit der Befriedigung. Soziale Ordnung ist nur möglich, wenn<br />

Menschen ihr Verhalten auf dieser Basis führen. Die Normen und Werte<br />

dürfen aber nicht zu unterschiedlich sein. Die Mitglieder<br />

31 Fend, Helmut: Sozialisierung und Erziehung. Eine ..., 1976, S. 29<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 45<br />

Basis jeder sozialen Ordnung ist, muß von den Gesellschaftsmitgliedern erlernt<br />

werden. Als "kollektives Gewissen" reguliert es dann das Verhalten des<br />

einzelnen. Erzieherische Einwirkungen haben demnach das Ziel, den Menschen<br />

zum sozialen Wesen werden zu lassen: " Erziehung ist die Einwirkung der<br />

erwachsenen Generation auf diejenigen, die noch nicht reif sind für das Leben<br />

in der Gesellschaft. Sie zielt darauf ab, beim Kind eine Reihe physischer,<br />

geistiger und sittlicher Kräfte zu wecken und zu fördern, die die politische<br />

Gesellschaft in ihrer Gesamtheit und das jeweilige Milieu, für das es in<br />

besonderer Weise bestimmt ist, von ihm fordern" 1 . Alle Maßnahmen der<br />

Erziehung bezeichnet Dürkheim als "socialisation m thodique" 2<br />

im<br />

Unterschied zu unmethodischer Sozialisation im Sinne unbewußter,<br />

nichtgeplanter Vorgänge, Abläufe und Strukturen. Zum Werden eines sozialen<br />

Wesens gehört also vor allem die Internalisierung kulturspezifischer Normen<br />

1) Dürkheim,Emile: Education et sociologie. Paris 1923. S. 50. zitiert nach: Klafki,Wolfgang u.a.:<br />

Funkkolleg Erziehungswissenschaft. Band I. Frankfurt 7 1977. S.263.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

das Verhältnis zwischen der Erziehung und dem umfassenderen Zusammenhang<br />

der Sozialisation und läßt zugleich erkennen, was ihn dazu bewegte, den<br />

Begriff der Sozialisation zu gebrauchen: " Erziehung ist die Einwirkung der<br />

erwachsenen Generation auf diejenigen, die noch nicht reif sind für das Leben<br />

in der Gesellschaft. Sie zielt darauf ab, beim Kind eine Reihe physischer,<br />

geistiger und sittlicher Kräfte zu wecken und zu fördern, die die politische<br />

Gesellschaft in ihrer Gesamtheit und das jeweilige Milieu, für das es in<br />

besonderer Weise bestimmt ist, von ihm fordern." 115 Erziehung wird hier<br />

also verstanden als eine Maßnahme, "das soziale Wesen zu schaffen". Alle<br />

Maßnahmen dieser Art bezeichnet Dürkheim daher als "Socialisation m<br />

thodique" 116 - d. h. methodische Sozialisation -<br />

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12.01.2014<br />

46<br />

2) ebd. S. 328.<br />

32 Klafki, Wolfgang: Erziehungswissenschaft. Eine Einfüh..., 1977, S. 262<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 47<br />

der Sprache, durch die Menschen in Interaktion treten können. Beim Sprechen<br />

sendet der Mensch Botschaften, die für Sender und Empfänger gleiche<br />

Bedeutung haben. Dadurch kann der Einzelne auf Aussagen anderer wie auf<br />

eigene gleichermaßen reagieren. Er kann sowohl Subjekt als auch Objekt von<br />

Aussagen sein. Diese Fähigkeit zur Reflexion ist nach Mead das<br />

kennzeichnende Merkmal des menschlichen "Selbst". Zu diesem Selbst gehört<br />

weiterhin ein " kognitives System von Regeln und Normen über erwünschte<br />

Verhaltensweisen in einer Gruppe" 2 , das zu erlernen ist. Bei diesem<br />

Lernprozeß spielt der "generalized other" eine entscheidende Rolle: Mead<br />

meint damit das System von Regeln und Normen, das das organisierte soziale<br />

Leben reguliert, den verallgemeinerten Standpunkt der Gruppe, von<br />

2) Fend,Helmut: a.a.O. S. 31.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

der Mensch auf die eigenen Aussagen auf die gleiche Weise reagieren, wie auf<br />

Aussagen anderer Menschen. Er kann Aussagen machen und über seine<br />

Aussagen nachdenken; er kann sowohl Subjekt als auch Objekt von Aussagen<br />

sein. Diese Reflexivität ist das kennzeichnende Merkmal des menschlichen "<br />

Selbst". Der Mensch lernt Ideen und Gefühle sich selbst gegenüber. Diese<br />

Selbst enthält unter anderem ein kognitives System von Regeln und Normen<br />

über erwünschte Verhaltensweisen in einer Gruppe. Ein zentraler Begriff in der<br />

Theorie der Entstehung des Selbst ist der "generalized other". Mit diesem<br />

Ausdruck wird das System von Regeln und Normen bezeichnet,<br />

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12.01.2014<br />

47<br />

31 Fend, Helmut: Sozialisierung und Erziehung. Eine ..., 1976, S. 31<br />

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6% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 48<br />

nach Wurzbacher zu sehr belastet mit der Vorstellung von einer zwangsweisen<br />

Anpassung der Heranwachsenden an die bestehenden gesellschaftlichen<br />

Verhältnisse, die die ihr absolut überlegene Erwachsenengeneration durch<br />

Erziehung bewirke. Dagegen setzt Wurzbacher die Forderung nach Klärung "<br />

der Wechselwirkungen der sozialen Grundfaktoren Gesellschaft, Kultur und<br />

Individuum, aus deren vielfältigen und unveränderlichen Beziehungen sich die<br />

soziale wie die individuelle Identität in immer neuen Formen realisieren" 3 .<br />

Entsprechend den drei Grundfaktoren unterscheidet er Prozesse der<br />

Sozialisation, der Enkulturation und der Personalisation. Dabei versteht er<br />

unter Sozialisation den " Vorgang der Führung, Betreuung und Prägung des<br />

Menschen durch die Verhaltenserwartungen und Verhaltenskontrollen seiner<br />

Beziehungspartner" 4<br />

zwecks Einordnung in das jeweilige soziale<br />

Wirkungsganze. Enkulturation meint "eine gruppen- und personspezifische<br />

Aneignung und Verinnerlichung von Erfahrungen, Gütern, Maßstäben und<br />

Symbolen der Kultur" 5 . Die Auseinandersetzung zwischen Person und Kultur<br />

dient der " Erhaltung, Entfaltung und Sinndeutung der eigenen wie der<br />

Gruppenexistenz" 6 . Auf vorgenannten Voraussetzungen erfolgt nach<br />

Wurzbacher die Personalisation als "<br />

1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Methoden. Der Fachausschuß wollte gerade mit diesem Thema zu solch einer<br />

Zusammenarbeit auffordern. c) Weiter kann die Beschäftigung mit dem<br />

Sozialisationsprozeß zur Aufhellung des Wesens und der Wechselwirkungen<br />

der sozialen Grundfaktoren Gesellschaft, Kultur, Individuum beitragen, aus<br />

deren vielfältigen und veränderlichen Beziehungen sich die soziale wie die<br />

individuelle Identität in immer neuen Formen realisieren. Damit können durch<br />

seine Erforschungen nicht nur wesentliche Beiträge zu einer Theorie des<br />

personalen, sondern auch! des sozialen und kulturellen Wandels gewonnen<br />

werden. d) Die bisherigen<br />

Parsons über "Das Über-Ich und die Theorie der sozialen Systeme" entwickelt<br />

hat.2 62 ) Nicht uberraschen wird die Erklärung G. Wurzbachers, wonach auch<br />

schon die "Sozialisation" als Vorgang der Führung, Betreuung und Prägung des<br />

Menschen durch die Verhaltenserwartungen und Verhaltenskontrollen seiner<br />

Beziehungspartner " auch in ihrer durch ihn zum Leitbild oder Über-Ich<br />

verinnerlichten Form" verstanden werden soll.2 63) Umgekehrt sehen wir die<br />

Wirkung des "Über-Ich" auch auf<br />

in diesem Zusammenhang der Ansatz von Gerhard Wurzbacher, der gegen "die<br />

Überlastung des Sozialisationsbegriffs mit anpassungsmechanistischen<br />

Vorstellungen" den Begriff der Enkulturation für die "gruppen- wie<br />

personspezifische Aneignung und Verinnerlichung von Erfahrungen, >GüternGütern


Textstelle (Prüfdokument) S. 48<br />

Selbstformung und -steuerung der eigenen Triebstrukturen wie als sinngebende,<br />

koordinierende und verantwortlich gestaltende Rückwirkung des Individuums<br />

auf die Faktoren Gesellschaft und Kultur" 1 . Die Person steht immer wieder vor<br />

der Notwendigkeit, höchst widersprüchliche Rollen zu koordinieren und zu<br />

integrieren. Zur Bewältigung solcher Situationen persönlicher Entscheidungen<br />

braucht sie nach Wurzbacher autonome Maßstäbe, die bei Anwendung "<br />

personalisierende Wirkung" haben. In<br />

3) ebd. S. 2.<br />

4) ebd. S. 12/13.<br />

5) ebd. S. 14.<br />

6) ebd. S. 14.<br />

1) ebd. S. 14.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Maßstäben und Symbolen der Kultur zur Erhaltung, Entfaltung und<br />

Sinndeutung des eigenen wie der Gruppenexistenz" (S. 14). Besonders wichtig<br />

in Wurzbachers Modell ist schließlich die Personalisation als " Selbstformung<br />

und -Steuerung der eigenen Triebstrukturen wie als sinngebende,<br />

koordinierende und verantwortlich gestaltende Rückwirkung des Individuums<br />

auf die Gesellschaft und die Kultur" (S. 14). Voraussetzungen solcher<br />

Rückwirkungen sieht der Autor in der Tatsache, daß "Für den gesunden<br />

Menschen . . die Willensfreiheit ein .Selbstver-ständnis', etwas Axiomatisches<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

49<br />

36 Walter, Heinz: Sozialisationsforschung, 1. Band, S..., 1973, S. 23<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 49<br />

ganz anderem Zusammenhang ausführt 2<br />

- nicht mehr allein als Geschöpf,<br />

sondern gleichzeitig als Schöpfer seiner Umwelt. Solche Wechselwirkungen<br />

zwischen Person und Umwelt bezieht auch Theodor Scharmann in seine<br />

Umschreibung von Entwicklung als lebenslang andauernde Prozesse der "<br />

Entfaltung, Differenzierung und Integrierung individuelle psychischer und<br />

physischer Vorgegebenheiten in ihrer Begegnung mit den für sie bedeutsamen<br />

Faktoren der Außenwelt" 3 . Er versteht - aus der Sicht des Psychologen -<br />

Sozialisation im weiteren Sinn als Prozeß der "sozial-individuellen Integration" 4<br />

, als Entwicklung die sich im Wechsel von Reifen und Lernen vollzieht. In<br />

Anlehnung an Wurzbacher unterscheidet auch er<br />

2) Landmann,Michael: Der Mensch als Schöpfer und Geschöpf der Kultur. München,Basel 1961.<br />

3) Scharmann,Theodor: Die individuelle Entwicklung in der sozialen Wirklichkeit. In: Thomae,<br />

Hans: Persönlichkeits forschung und Persönlichkeitstheorie. Handbuch der Psychologie. Band<br />

3. Göttingen 1959. S. 535-582.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

aktiver Auseinandersetzung mit den äußeren Bedingungen ihrer Existenz nach<br />

Möglichkeit zur Entfaltung zu bringen versuchen. Entwicklung bedeutet<br />

idealiter also immer Entfaltung, Differenzierung und Integrierung individueller<br />

psychischer und physischer Vorgegebenheiten in ihrer Begegnung mit den für<br />

sie bedeutsamen Faktoren der Außenwelt. Thomae hat an anderer Stelle dieses<br />

Buches die einschlägigen Prozesse der personalen Entwicklung in Anlehnung<br />

an Heiss als Grundvorgänge der "Verfestigung" oder "Prägung" bezeichnet. "<br />

Prägung"<br />

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12.01.2014<br />

50<br />

4) Scharmann,Theodor: Psychologische Beiträge zu einer Theorie der sozial-individuellen<br />

Integration. In: Wurzbacher,Gerhard: a.a.O. S. 37-60. hier: S. 39f.<br />

37 Scharmann, Theodor: Die individuelle Entwicklung in der..., 1972, S. 535<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 50<br />

Reifen und Lernen vollzieht. In Anlehnung an Wurzbacher unterscheidet auch<br />

er im Rahmen der lebenslang andauernden Entwicklung drei wechselseitig<br />

aufeinander bezogene Prozesse: den der Sozialisation im engeren Sinn als<br />

soziale Prägung, bei dem die Person " als einzigartiges und unwiederholbares,<br />

dynamisches Kontinuum von psychophysischen Vorgegebenheiten, Strukturen,<br />

Motiven und Verhaltensweisen" 1<br />

wesentlich als hilfsbedürftiger Zögling<br />

erscheint; den der Enkulturation als Selbstverwirklichung in der Weise, daß die<br />

Person in " angeregter, folgender und lernender Aktivität" der Kultur in ihrer<br />

Breite und mit ihren vielfältigen Herausforderungen gegenübersteht 2 ;<br />

schließlich den der Personalisation, bei dem Scharmann einen doppelten Aspekt<br />

betont, " nämlich die stimulierende Wirkung der sozio-kulturellen Reize auf<br />

die individuelle Persönlichkeitsstruktur einerseits und die dynamisierende<br />

Wirkung der exemplarischen Persönlichkeit auf das kulturelle und soziale<br />

Geschehen ihrer Zeit" 3 . Dieser Arbeit - die aus pädagogischer Sicht<br />

geschrieben ist - soll ein Verständnis von menschlicher Entwicklung als einem<br />

Prozeß der Personalisation zugrundegelegt werden, d.h. nicht die Tradierung<br />

von Kultur oder die Übernahme gesellschaftlicher Regelsysteme stehen im<br />

Vordergrund erzieherischer<br />

1) ebd. S. 41.<br />

2) ebd. S. 42.<br />

3) ebd. S. 55.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Ich" usf. nicht darüber hinwegtäuschen, daß es sich hier nicht um den<br />

personalistischen oder differentiellen Personlichkeitsbegriff der Psychologie<br />

oder gar der Charakterologie handle. Die Person als einzigartiges und<br />

unwiederholbares dynamisches Kontinuum von psychophysischen<br />

Vorgegebenheiten, Strukturen, Motiven und Verhaltensweisen bleibe in diesem<br />

Zusammenhang relativ abstrakt. Sie erscheine als Objekt, allenfalls als Topos<br />

und Angriffspunkt für die gesellschaftlichen Maßnahmen zur Tradierung und<br />

Regelung und Kontrolle<br />

ein immanentes Leitbild gebunden weiß." Im Rahmen dieses "Enkulturation"<br />

benannten Prozesses "stehen sich die Kultur in ihrer zwingenden Breite und<br />

Herausforderung und die Person in angeregter, folgender und lernender<br />

Aktivität gegenüber" (Wurzbacher), während die "soziale Prägung" die Person<br />

letztlich als passiven "Träger sozial vorgeformter Rollen" (Dahrendorf) zeigt.<br />

Th. Scharmann versucht mit dem Begriff der "Selbstentfaltung"<br />

und der Persönlichkeitsdynamik vorzuschlagen 18. Dabei empfiehlt es sich im<br />

Sinne des dialektischen Verlaufs der allgemeinen Sozialisationsvorgänge, auch<br />

hier den doppelten Aspekt im Auge zu behalten nämlich die stimulierende<br />

Wirkung der sozio-kulturellen Reize auf die individuelle<br />

Persönlichkeitsstruktur einerseits und die dynamisierende Wirkung der<br />

exemplarischen Persönlichkeit auf das kulturelle und soziale Geschehen ihrer<br />

Zeit. Es sind dies alles mehr als nur konventionelle und terminologische<br />

Probleme, denn solange sie nicht wesensgemäß gelöst sind, bleibt I 56<br />

Scharmann: Psychologische Beiträge zu einer Theorie<br />

34 Dienelt, Karl: Anthropologie des Jugendalters, 1974, S. 81<br />

34 Dienelt, Karl: Anthropologie des Jugendalters, 1974, S. 77<br />

38 Scharmann, Theodor: Psychologische Beiträge zu einer Th..., 1974, S. 54<br />

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12.01.2014<br />

51<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 51<br />

ist der von Max Müller und Alois Halder im Staatslexikon der Görres-<br />

Gesellschaft'20) entwickelte. Die Autoren geben zunächst eine formale<br />

Umschreibung des Begriffs der Person: " Person meint den je einmaligen,<br />

ungeteilt-ganzen und unmitteilbar-unvertretbaren Vollzug, die Wirklichkeit,<br />

das Dasein einer Geistnatur. Diese Wirklichkeit ist die Wirklichkeit des<br />

Selbstbesitzes und damit der Selbstzwecklichkeit, ist die Wirklichkeit der<br />

Freiheit eines geistigen Wesens, in der seine unantastbare Würde gründet."<br />

Unbestreitbar ist mit dieser Definition nur eine formale Bestimmung gegeben,<br />

die inhaltlich mit verschiedenen Bedeutungen gefüllt werden kann, - wobei die<br />

verschiedenen Inhalte wiederum bestimmt sind<br />

als Anspruch und Wirklichkeit bei allen Nuancierungen in der Explikation zu<br />

den Grundüberzeugungen des abendländischen Kulturkreises gehört und legen<br />

den weiteren Erörterungen die eher formale Beschreibung des Personbegriffs<br />

von Max Müller und Alois Halder zugrunde: " Person meint den je einmaligen,<br />

ungeteilt-ganzen und unmittelbar-unvertretbaren Vollzug, die Wirklichkeit, das<br />

Dasein einer Geistnatur. Diese Wirklichkeit ist die Wirklichkeit des<br />

Selbstbesitzes und damit der Selbstzwecklichkeit, ist die Wirklichkeit der<br />

Freiheit eines geistigen Wesens, in der seine unantastbare Würde gründet" 1 .<br />

Müller und Halder bestimmen die Bedeutung des Personbegriffs in den drei<br />

Relationen Person und Natur, Person und Welt, Person und Gemeinschaft.<br />

Während wir auf eine vollständige philosophische Explikation des<br />

vorgenannten Personbegriffs hier verzichten, soll auf diese drei Relationen kurz<br />

eingegangen werden im Blick auf eine nähere Strukturierung des<br />

Personalisationsprozesses: Zunächst sehen Müller und Halder den Menschen<br />

1) Staatslexikon der Görres-Gesellschaft. Band VI. Freiburg 1961. Spalten 197-206. hier: Spalte<br />

198.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

allein nicht begründbaren Anspruch stehend erfahren ist"123). - Von dieser<br />

Basis aus bestimmen Müller und Halder die Bedeutung des Begriffs der<br />

menschlichen Person in den den Relationen Person und Natur, Person und Welt,<br />

Person und Gemeinschaft. Diese drei Relationen sollen hier nur so weit<br />

umrissen Werden, daß der von mir exemplarisch verwendete Person-Begriff<br />

deutlich wird; ich darf auf den paradigmatischen<br />

39 Speck, Josef: Die anthropologische Fundierung erz..., 1968, S. 63<br />

39 Speck, Josef: Die anthropologische Fundierung erz..., 1968, S. 65<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 51<br />

auf eine vollständige philosophische Explikation des vorgenannten<br />

Personbegriffs hier verzichten, soll auf diese drei Relationen kurz eingegangen<br />

werden im Blick auf eine nähere Strukturierung des Personalisationsprozesses:<br />

Zunächst sehen Müller und Halder den Menschen in der " Wirklichkeit des<br />

freien Vollzugs seiner Natur". Menschliche Natur existiert also immer als<br />

Aktualisierung fordernde. Der Mensch steht unter dem personalen Anspruch,<br />

sich zu verwirklichen. Dabei weist die menschliche Natur mit all ihren "<br />

materiellen, vitalen und geschichtlichen Bedingungen" auf die Grenzen des<br />

prinzipiell freien Wirklichkeitsvollzugs. Die Natur des Menschen als Einheit<br />

von Leib und Geist ist mit ihren "eigenen unaufhebbaren<br />

Strukturgesetzlichkeiten" Auftrag und Grenze freier Verwirklichung des<br />

Personseins. Menschliche Natur steht immer - und<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

und geschichtlichen Bedingungen - der menschlichen Person, d.h. ihrem<br />

eigenen freien Wirklichkeitsvollzug, immer schon als unbeliebige vorgegeben<br />

und aufgegeben." Wenn der Mensch verstanden werden soll in der<br />

Wirklichkeit des freien Vollzugs seiner Natur, dann muß auch hier eine<br />

grundsätzliche Differenz gesehen werden; der Mansch kann sich selbst als<br />

Natur sozusagen nicht restlos "einholen"; unsere Erfahrung mit uns selbst<br />

als komplexe Natur "') Müller/Halder, a. a. O. Sp. 199 f. ist endlich, und sie ist -<br />

mit all ihren Dimensionen und den diesen eigenen grundsätzlich<br />

unaufhebbaren Strukturgesetzlichkeiten, mit all ihren ... materiellen, vitalen und<br />

geschichtlichen Bedingungen - der menschlichen Person, d.h. ihrem eigenen<br />

freien Wirklichkeitsvollzug, immer schon als unbeliebige vorgegeben und<br />

aufgegeben." Wenn der Mensch verstanden werden soll in der Wirklichkeit des<br />

freien<br />

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53<br />

39 Speck, Josef: Die anthropologische Fundierung erz..., 1968, S. 66<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 52<br />

Technik und im Staat bringt der Mensch Welt in Gestalt und wird deutlich, wie<br />

zur Personalisation nicht nur die Entfaltung "natürlicher Anlagen", sondern<br />

gleichermaßen Weltgestaltung gehört. Schließlich ist der Mensch als Person ein<br />

soziales Wesen, " das als Einzelner nur in einer gemeinsamen Wirklichkeit<br />

existieren kann". Die Werke, mit denen er Welt gestaltet, leistet er nicht<br />

alleine, sondern immer nur in und mit der Gesellschaft. " Auch das, was die<br />

einzelne Person allein und für sich zu vollziehen hat, wird mitermöglicht und<br />

mitgetragen von der geschichtlichgesellschaftlichen Überlieferung und<br />

gegenwartigen Verfaßtheit." 1<br />

So wie der personale Vollzug auf die künftige<br />

Gestalt der Gesellschaft wirkt, so ist sie für diesen Vollzug nicht wegdenkbares<br />

Medium. Mit Personalisation ist also die Entwicklung der menschlichen<br />

Grundleistungen des Sozialen, des Geistig-Kulturellen<br />

1) Speck,Josef: Die anthropologische Fundierung erzieherischen Handelns. Münster 1968. S. 69.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

von Welt; der Prozeß der Bildung ist von da aus gesehen grundsätzlich<br />

unabschließbar. - Der Mensch ist schließlich insofern Person, als er ein<br />

gesellschaftliches Wesen ist, das als Einzelner nur in einer gemeinsamen<br />

Wirklichkeit existieren kann. Zwar verwirklicht sich das leibhaft-geistige Wesen<br />

durch die Schaffung der Werke; aus ihnen nimmt es sich zurück im Prozeß<br />

personaler Bildung. ["Diese Werke aber<br />

Werke aber sind solche, die kein Einzelner allein und feuf sich gestellt, die der<br />

Einzelne vielmehr nur in und mit der Gesellschaft zu leisten vermag." Auch<br />

das, was die einzelne Person allein und für sich zu vollziehen hat, wird<br />

mitermöglicht lind mitgetragen von der geschichtlich-gesellschaftlichen<br />

Überlieferung und gegenwärtigen Verfaßtheit; ebenso ist der einzelpersonale<br />

Vollzug wesentlich mitbestimmend für die gegenwärtige und zukünftige<br />

Gestalt der Gesellschaft. "<br />

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39 Speck, Josef: Die anthropologische Fundierung erz..., 1968, S. 68<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 52<br />

Sozialen, des Geistig-Kulturellen und des Individualen gemeint. Sie umfaßt die<br />

wechselseitig aufeinander bezogenen Prozesse der Individuation, der<br />

Enkulturation und der Sozialisation. Personalisation ist somit nicht Teilprozeß<br />

der Entwicklung, sondern der "Hauptkern", in dem sich sämtliche<br />

Lebensvorgänge auf die menschliche Hauptleistung der Entfaltung der Person<br />

zentrieren, " indem er sie sammelt, steuert, ordnet und im Sinne des<br />

Personhaften auszeugt" 1 . Personsein als gleichzeitig Vorhandenes und Zu-<br />

Vollziehendes wird im Raum der Erziehung erfahrbar: der Erzieher stößt<br />

unmittelbar auf das Personsein des Heranwachsenden und erkennt, " daß die<br />

Personalität nicht voll aktualisiert wird ohne den erzieherischen Beistand der<br />

Erwachsenen" 2 . Seine Personalität und damit auch seine Freiheit sind dem Kind<br />

als Potenz von Anfang an gegeben. Person zu sein und damit in sich selbst zu<br />

stehen, sich zu besitzen, frei zu sein und von niemandem<br />

1) Schliebe-Lippert,Elisabeth: Die Entfaltung der Person, epochalpsychologisch gesehen. In:<br />

Wurzbacher,Gerhard: a.a.O. S. 83-103. hier: S. 85.<br />

2) Wehle, Gerhard: a.a.O. S. 75.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Person wird vorgestellt als ein System von vier Kernen: Personalisation,<br />

Sozialisation, Enkulturation und Individualisation. Dabei nimmt der Kern "<br />

Personalisation" eine Sonderstellung ein, denn er "zentriert sämtliche<br />

Lebensvorgänge auf die menschliche Hauptleistung der Entfaltung der Person<br />

hin, indem er sie sammelt, steuert, ordnet und im Sinne des Personhaften<br />

auszeugt unter der Orientierung am lebensgesetzlich vorgegebenen Aufbauplan<br />

der Angehörigen der Gattung Mensch". Diese Konzeption vom Menschen<br />

bedeutet, "daß jeder einzelne Lebensvorgang ... aus dem vielfältig-vielspältig<br />

und seine Personalität vom Pädagogischen aus möglich sind. Zugespitzt<br />

formuliert: Im Erfahrungsraum der Erziehung wird angesichts des<br />

Heranwachsenden dessen Personalität unmittelbar erfahrbar umgekehrt wird<br />

bewußt, daß die Personalität nicht voll aktualisiert wird ohne den<br />

erzieherischen Beistand der Erwachsenen. 2. Differenzierungen der<br />

Gesamterziehungsaufgabe und Rangordnung der Einzelaspekte Ist in den<br />

bisherigen Überlegungen die Erziehungsbedürftigkeit des Menschen überhaupt<br />

herausgearbeitet worden, so stellt sich uns nun das<br />

39 Speck, Josef: Die anthropologische Fundierung erz..., 1968, S. 58<br />

28 Wehle, Gerhard: Person und Erziehung. Zur Stellung ..., 1966, S. 74<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 53<br />

stehen, sich zu besitzen, frei zu sein und von niemandem besessen werden zu<br />

können meint einen latenten Zustand, dessen Aktualisierung sich im Rahmen<br />

der Personalisation vollziehen kann. 3<br />

Der Mensch steht somit vor einer<br />

lebenslangen Aufgabe: " Das Ich ist dem Menschen nicht einfach gegeben. Es<br />

ist ihm angeboten als ein mögliches Werk, ein zu eroberndes Gebiet, das<br />

Meisterwerk seines Lebens" 4 . Dieses Werk gezielt beginnen zu können und vor<br />

allem in seinen Anfangsphasen nicht zu verfehlen, dazu soll der Erzieher dem<br />

Heranwachsenden helfen. In diesem Sinne wird Erziehung in dieser Arbeit<br />

verstanden als Hilfe zur Personalisation.<br />

3) ebd. S. 82. In Anlehnung an: Guardini,Romano: Welt und Person. Würzburg 1955.<br />

4) Gusdorf,George: La d couverte de soi. Paris 1948. S.491. zit. nach: Langeveld,Martinus Jan: a.<br />

a.O. S. 16.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

nämlich "sichselbst" - zustande. "Jede menschliche Persönlichkeit ist das Haupt-<br />

Werk ihrer selbst1"", so hat Raymond Polin diese Tatsache formuliert. Und<br />

ähnlich drückt es Gusdorf aus: " Das Ich ist dem Menschen nicht einfach<br />

gegeben. Es ist ihm angeboten als ein mögliches Werk, ein zu eroberndes<br />

Gebiet, das Meisterwerk seines Lebens"." Die Kategorie des Schöpferischen<br />

oder Schaffenden ist eine anthropologische Fundamentalkategorie. Es ist kein<br />

freies Schaffen aus dem Nichts, wie eine Schöpfung Gottes. Es setzt auch<br />

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40 Langeveld, Martinus Jan: Kind und Jugendlicher in anthropoog..., 1968, S. 15<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 53<br />

helfen. In diesem Sinne wird Erziehung in dieser Arbeit verstanden als Hilfe<br />

zur Personalisation. In ihrem Rahmen gewinnen die Fragen nach Verständnis,<br />

Genese und Funktionen des Gewissens, das landläufig als Instanz individueller<br />

Wertbindung und Erfahrung " von Selbsthaftigkeit und unvertretbarem,<br />

unabnehmbarem Personsein" 5<br />

verstanden wird, besondere Bedeutung. 3.<br />

Etymologisches Vorverständnis und Leitfragen zum Phänomen Gewissen 3.1.<br />

Vorbemerkung Vor der Bearbeitung einschlägiger Gewissenstheorien soll mit<br />

Hilfe etymologischer Daten 1<br />

ein erstes Vorverständnis vom Gewissen als der<br />

landläufigen Bezeichnung für die Möglichkeit individueller<br />

5) Splett,Jörg: Der Mensch ist Person. Frankfurt 1978. S. 46.<br />

1) vgl. zur Begriffsgeschichte u.a.: Bremi,W.: Was ist das Gewissen? Zürich 1934. und Stoker, H.<br />

G.: Das Gewissen. Bonn 1925.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

bloßer Angepaßtheit an geltende Normen und Regeln, also Funktion des Uber-<br />

Ich, oder die Dschungelexistenz reiner Triebhaftigkeit, also Leben des Es.<br />

Gewissenserfahrung ist die Erfahrung von Selbsthaftigkeit und unvertretbarem,<br />

unabnehmbarem Personsein7. ' Die Krankheit zum Tode IA, A. " Sartre hat es<br />

das Verdammtsein zur Freiheit genannt - Das Sein und das Nichts, Hamburg (<br />

Rowohlt) 1962, 189u.ö. Dieser Sicht gegenüber den Vorwurf<br />

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57<br />

41 Splett, Jörg: Der Mensch ist Person. Zur christli..., 1978, S. 45<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 54<br />

Syneidesis taucht begrifflich auch schon als "Gewissen" auf, wobei zum<br />

Bewußtsein noch die Beunruhigung über das eigene schlechte Handeln<br />

hinzukommt. Aus einer Äußerung Senecas ergibt sich, daß schon Epikur<br />

syneidesis in dieser Weise benutzt hat: " Darin stimmen wir (mit Epikur)<br />

überein, daß die schlechten Taten vom Gewissen gegeißelt werden und diesem<br />

die meisten Qualen dadurch entstehen, daß dauernde Beunruhigung es<br />

bedrängt und quält." 1<br />

In einigen Fällen wird dem Gewissen zusätzlich noch<br />

stellungnehmender Charakter zugeschrieben. 3. Mit syneidesis ist schließlich<br />

auch das Bewußtsein vom "Inbegriff der Gedanken, Gesinnungen und<br />

Wollungen des Menschen" 2<br />

gemeint. Syneidesis nimmt in diesem Fall nicht<br />

Stellung zu eigenem Verhalten, sondern bewertet das eigene Denken sittlich.<br />

Mit der vermehrten Verwendung von syneidesis wird gleichzeitig im<br />

Lateinischen "conscientia" gebräuchlich, so vor allem bei Cicero und<br />

1) "Hic consentiamus (cum Epikur), mala facinora conscientia flagellari plurimum illi<br />

tormentorum esse eo, quod perp tua illam sollicitudo urget ac verberat" (zit. nach: Reiner,<br />

Hans: a.a.O. Spalte 575).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

aus einer Äußerung Senecas ergibt: " Hic consentiamus [cum Epicuro], mala<br />

facinora conscientia fiagellari et plurimum illi tormentorum esse eo, quod<br />

perpetua illam sollicitudo urget ac verberat" ( Darin stimmen wir [mit Epikur]<br />

überein, daß die schlechten Taten vom Gewissen gegeißelt werden und diesem<br />

die meisten Qualen dadurch entstehen, daß dauernde Beunruhigung es<br />

bedrängt und quält) [11]. Während der Hinweis auf die innere Beunruhigung<br />

nur den psychologischen Aspekt des Gewissen trifft, tritt später auch sein<br />

grundsätzlich stellungnehmender Charakter hervor, wenn ein Freisein<br />

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58<br />

2) ebd. Spalte 576.<br />

42 Ritter, Joachim: Historisches Wörterbuch der Philoso..., 1974, S. 0<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 55<br />

im Lateinischen "conscientia" gebräuchlich, so vor allem bei Cicero und<br />

Seneca. Von der Grundbedeutung "Mitwissen" ausgehend erscheint es als<br />

persönliches Selbsturteil, das mehr Macht besitzt als die Bewertung durch<br />

andere. Conscientia wird zum inneren Wächter, zu einer Quelle des göttlichen<br />

Logos, der in jedem menschlichen Herzen anwesend ist. 3<br />

Der deutsche Begriff<br />

"Gewissen" ist erstmals als "gewizzen" in einer Glosse zu Psalm 68,20 bei<br />

Notker Labeo (+1022 St. Gallen) als Lehnübersetzung des lateinischen "<br />

conscientia" zu finden. 4<br />

Auch in der althochdeutschen Form hat es damals die<br />

Bedeutung<br />

3) vgl. dazu: Huijts,Joseph Hubertus: Gewissensbildung. Köln 1969. S.25. und Reiner,Hans: a.a.O.<br />

Spalten 576-578. Abweichend davon wird conscientia später auch hin und wieder in<br />

Zusammenhängen gebraucht, wo wir von Wissen oder Kenntnis sprechen würden.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Betrachtungsweise der primitiven Völker ringsum aufgefaßt werden kann. Das<br />

persönliche Selbsturteil erhält mehr Macht als die Bewertung durch andere. Das<br />

Gewissen wird zum >Wächter< und zu einer Quelle des göttlichen Logos, der<br />

in jedem menschlichen Herzen anwesend ist. Auch das lateinische Denken geht<br />

in diese Richtung. Cicero und Seneca sind Beispiele dafür. Die Evangelien<br />

gebrauchen das Wort nicht, wohl aber legen sie das<br />

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4) Stelzenberger weist auf einen interessanten sprachlichen Zusammenhang hin: der Terminus "<br />

syneidesis" ist wie die lateinische Übersetzung "conscientia" und die deutsche<br />

Lehnübersetzung "Gewissen" ein Kompositum. Syn bedeutet ebenso wie das lateinische cum (<br />

bzw. con) und das deutsche Ge soviel wie "mit". Von daher sei die Grundbedeutung von syneidesis,<br />

con-scientia und Ge-wissen also "Mit-wissen" (ders.: Handbuch der Moraltheologie.<br />

Paderborn 1953. S.91. Diese Gleichsetzung hält Huijts für etymologisch nicht haltbar: Wohl<br />

sei bekannt, daß die Präpositionen syn, con und ge in vielen Zusammenhängen "zusammen mit"<br />

bedeuten. Es könne aber etymologisch nicht festgestellt werden, ob der Mitwisser Gott, oder<br />

ein anderer Augenzeuge ist oder "ob ich selbst es bin" (Huijts,Joseph Hubertus: a.a.0. ......<br />

43 Huijts, Joseph Hubertus: Gewissensbildung, 1969, S. 24<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 56<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

unseres Wissens". Es ist ein Wissen um die Möglichkeiten, Bedingungen und Damit kommt das Gewissen in die Nähe dessen, was Karl Jaspers das "<br />

Folgen unseres Denkens, Entscheidens und Handeln. 2<br />

Somit rückt es in die Nähe Grundwissen" eines Menschen nennt. Er meint damit die rationalen<br />

der von Karl Jaspers als "Grundwissen" bezeichneten rationalen<br />

Grundpositionen der Person, ihre Stellung zur Welt und zu sich selbst.<br />

Grundpositionen der Person, ihrer Stellung zur Welt und zu sich selbst.<br />

Entscheidend für den einzelnen ist hierbei " nicht das Wissen, sondern was ihm<br />

Entscheidend für den einzelnen ist hier " nicht das Wissen, sondern was ihm<br />

dieses bedeutet, d. h. die Weise der Aneignung, und damit der Wirkung des<br />

dieses bedeutet, d.h. die Weise der Aneignung und damit der Wirkung des Wissens" (1948, S. 275). Auch hier nimmt das Gewissen also wieder eine<br />

Wissens". 3 3.3. Leitfragen In dem erarbeiteten VerStehenshorizont ist der Vermittlerstelle ein; es vermittelt zwischen dem rationalen und dem<br />

Mensch beschrieben als durch Weltoffenheit, Selbstaufgegebenheit und irrationalen Bereich. Den letzteren betonen Definitionen, wie die<br />

Handlungsfähigkeit ausgezeichnete autonome, sittliche Person. Sein<br />

Personsein meint einen - jedem Menschen von Geburt an zukommenden -<br />

latenten Zustand, dessen Aktualisierung ihm aufgegeben<br />

2) Tröger,Walter: Erziehungsziele. München 1976. S. 93.<br />

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3) Jaspers,Karl: Allgemeine Psychopathologie. Berlin, Heidelberg 1948. S. 275.<br />

44 Tröger, Walter: Erziehungsziele, 1974, S. 94<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 59<br />

Monakow 1<br />

ein biologisches Gewissen, die "syneidesis" als Grundlage<br />

menschlichen Gewissens an. Es ist ein im "Riesenprotoplasma Mensch"<br />

aufgrund physio-biologischer Vorgänge latent wirkendes<br />

Selbstregulierungsorgan. Der Annahme liegt zugrunde eine biologische<br />

Betrachtung des menschlichen Lebens als " Wanderung des<br />

Riesenprotoplasmas Mensch" von einer endlosen ihm wenig bekannten<br />

Vergangenheit in eine endlose unsichere Zukunft mit dem Ziel möglichster<br />

Sicherung, Anpassung, Perfektion und größtmöglichem Genuß. Die biologisch<br />

treibende Kraft des Lebens ist die "Horme". Sie ist erfüllt von dem Drang nach<br />

Vervollkommnung, nach Ausbau der Beziehungen zu anderen Lebewesen, zur<br />

1) Monakow,Constantin von: Gehirn und Gewissen. Zürich 1950<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

des im Biologischen gegründeten Gewissens. Von Monakow geht davon aus,<br />

der Mensch könne betrachtet werden "als eine nach möglichster Sicherung,<br />

Genuß, Anpassung und Perfektion strebende Wanderung des<br />

Riesenprotoplasmas Mensch, von einer endlosen, ihm wenig bekannten<br />

Vergangenheit in eine endlose, unsichere... Zukunft". Alles, was auf dieser<br />

Wanderung die Forderungen des Organismus und der Persönlichkeit sinn- und<br />

zeitgemäß erfüllt, "jeder dem Sinne des Lebens förderliche Funktionserfolg"<br />

führt zu<br />

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45 Baumhauer, Otto: Das Vor-Urteil des Gewissens, 1970, S. 89<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 59<br />

im wesentlichen bestimmt von den unterschiedlichen instinktiven Forderungen,<br />

die, vor allem für den Fall der Kollision, innerhalb der Instinktwelt einer<br />

Regulierung bedürfen. 2<br />

Dieses "Richteramt", die optimale Funktions- und<br />

Lebensaufgabenordnung sieht Monakow vom biologischen Standpunkt aus, d.<br />

h. vom organisierten lebenden, das vitale Programm erfüllenden Protoplasma<br />

aus und nennt es "syneidesis", das biologische Gewissen. Es stellt einen auf<br />

vitale Leistungen und Ziele eingestellten "Kompaß" dar, der unter besonderer<br />

Berücksichtigung der generellen Lebensziele bei jeder latenten und manifesten<br />

Kollision in der Instinktwelt "den Ausschlag und Anstoß zur Verwirklichung<br />

des besonders für das persönliche Gedeihen im erlebten Moment optimalen<br />

physiologischen und biologischen Akte gibt" 1 . Die Syneidesis ist biologisch, d.<br />

h. im Keim bereits im Fötus vertreten. Aus der embryonalen Phase, die einen "<br />

kompensatorischen Faktor des formativen Instinkts" 2<br />

darstellt, entwickelt sich<br />

die physio-biologische Instanz, die zunächst latent und unbewußt die<br />

Gesamtinteressen des Menschen "optimal" vertritt. In ihrer Urform wirkt die<br />

Syneidesis also als unpersönliche, naturrichterliche, die Instinktwelt des<br />

Menschen regulierende Instanz. Im<br />

2) ebd. S. 233-242<br />

1) ebd. S. 243.<br />

2) ebd. S. 249.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

von welcher Kausalitätsform aus (Motive) sie zum Vollzug gelangen sollen? I<br />

Ich will nun versuchen, dieses "Richteramt" oder die optimale Funktions- und<br />

Lebensaufgabenordnung vom biologischen Gesichtspunkte, d. h. vom<br />

organisierten lebenden, das vitale Programm erfüllenden Protoplasma aus<br />

näher zu beleuchten. Wenn wir das menschliche Leben, wie eingangs dargelegt<br />

wurde, als vor allem mit Klisiswerten ausgestattete Wanderung des<br />

Keimplasmas in die Unendlichkeit betrachten,<br />

des Geschlechtes usw.) bei jeder latenten oder manifesten Kollision zwischen<br />

den Hormeterien und Noohormeterien resp. Impulsen und Gefühlen den<br />

Ausschlag und Anstoss zur Verwirklichung der besonders für das persönliche<br />

Gedeihen im erlebten Moment optimalen physiologischen resp. biologischen<br />

Akte gibt." (S. 10) "... Während die latenten Kräfte des Gewissens resp. der<br />

Syneidesis auf keine Art ganz zu unterdrücken sind und im Verborgenen nach<br />

bestimmten<br />

Horme, eine Art organisierender Heilkraft) zu begreifen, müssen wir die<br />

zeitliche Organisation resp. die Entwicklung dieses Gebildes vom Stadium des<br />

primitiven Zellenverbandes aus näher studieren. Die Syneidesis ist biologisch,<br />

d. h. im Keim, bereits im Fötus vertreten. Sie tritt im gewissen Sinne schon bei<br />

der Morphogenese in Wirksamkeit, d. h. sobald dem Keimplasma fremde<br />

Elemente (innere oder äußere Gifte) oder wenn Asthenie der Keimanlage<br />

46 von Monakow, Constantin: Die Syneidesis, das biologische Gew..., 1966, S. 9<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. #P#fragend<br />

46 von Monakow, Constantin: Die Syneidesis, das biologische Gew..., 1966, S. 13<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 60<br />

Instanz. Im Falle ihres Versagens kommt es zum Überwinden eines Instinktes<br />

und in der Folge zu Perversionen, Kriminalität, Psychosen und Neurosen. Aus<br />

der Urform der Syneidesis, also aus dem biologischen Gewissen, baut sich nach<br />

Monakow auf der Basis von Erlebnissen, Milieu, Erfahrungen, Erziehung und<br />

Kulturverhältnissen und deren Einfluß auf das affektive Seelenleben das<br />

eigentlich menschliche, das persönliche und ins Bewußtsein tretende Gewissen<br />

auf. Der Übergang vom physio-biologischen Latenzstadium in das<br />

menschliche Bewußtsein, als Übergang vom biologischen zum menschlichen<br />

Gewissen bleibt unerkannt, ist das "ewig verborgen bleibende Rätsel" 3 . Die<br />

Syneidesis ist nach Monakow " in jedem organisierten lebenden Protoplasma (<br />

in der ganzen Tierreihe) gesetzmäßig und tief eingepflanzt, auch wenn es in<br />

ihrer Auswirkung je nach phylogenetischer Entwicklungsstufe, Alter,<br />

Verhältnissen zu der Umwelt, Lebensbedingungen u.s.w. von Geschöpf zu<br />

Geschöpf sowohl hinsichtlich Inhalts, Intensität, Ablaufsweise, terminaler<br />

Wirkung ... außerordentlich verschieden sich gestaltet" 1 . Dabei ist beim<br />

Menschen die höhere Form der Syneidesis, die als Vertreterin der Ethik "beim<br />

Durchschnitt der Menschen meist mit unzulänglichen, oft abgenutzten<br />

morphologischen resp. sekretorischen Mitteln" 2<br />

arbeitet, auf Kosten der Urform<br />

überaus stark ausgebildet. Monakows Aussagen zum Gewissen beziehen sich<br />

auf physio-biologische Mechanismen der Selbstregulation, die in ihrer<br />

Latenzphase dem Menschen nicht bewußt sind. Wenn er auch die höhere Form<br />

3) ebd. S. 247.<br />

1) ebd. S. 264.<br />

2) ebd. S. 265.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

des bewußten menschlichen Gewissens als innerer Wegweiser für die<br />

Handlungen und - auf Grundlage guter Handlungen - für die Erringung der<br />

Lebensfreude Bahn, als Krone des Ganzen. Auf der Basis von Erlebnissen,<br />

Milieu, Erfahrungen, Erziehung und Kulturverhältnissen und deren Einfluß auf<br />

das affektive Seelenleben ( läuternde Rückwirkungen) baut sich die Syneidesis<br />

, deren Urform daneben größtenteils erhalten bleibt, zu einem kausal<br />

durchgearbeiteten Gebilde aus (subjektive Motive), in dem der<br />

Wurzelastkausalität (Urform)<br />

sekretorische Reaktionen im Organismus umgesetzt, welch letztere später bei<br />

mnemischen Reizen deutlich, wenn auch in milderer Form, zur Wiederholung<br />

gelangen. Die Syneidesis ist meines Erachtens in jedem organisierten lebenden<br />

Protoplasma (in der ganzen Tierreihe) gesetzmäßig und tief eingepflanzt, auch<br />

wenn sie in ihrer Auswirkung je nach phylogenetischer Entwicklungsstufe,<br />

Alter, Verhältnissen zu der Umwelt, Lebensbedingungen usw. von Geschöpf<br />

zu Geschöpf sowohl hinsichtlich Inhalts, Intensität, Ablaufsweise, terminaler<br />

Wirkung (kausaler Verarbeitung) außerordentlich verschieden sich gestaltet.<br />

Insbesondere ist das Verhältnis der latenten Urform der Syneidesis (<br />

morphogenetische und morphoregulatorische, dann die vitalen Perioden zur<br />

Auswirkung<br />

der Hormeterien (niederer Instinktformen) in unserer Kulturperiode<br />

keineswegs genügend gewachsen zeigt. Sie arbeitet aber als Vertreterin der<br />

höheren Ziele des Lebens, d. h. der Ethik bei dem Durchschnitt der Menschen<br />

meist mit unzulänglichen, oft abgenutzten morphologischen bzw.<br />

sekretorischen Mitteln. Der Kampf zwischen den verschiedenen<br />

Instinktformen um den Vorrang und die hierbei den Entscheid bringende Rolle<br />

der Syneidesis wird am besten illustriert<br />

46 von Monakow, Constantin: Die Syneidesis, das biologische Gew..., 1966, S. 15<br />

46 von Monakow, Constantin: Die Syneidesis, das biologische Gew..., 1966, S. 26<br />

46 von Monakow, Constantin: Die Syneidesis, das biologische Gew..., 1966, S. 27<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 62<br />

ist, kann nach Luhmann ein neuer Gewissensbegriff nur -in Überwindung<br />

religiöser und moralphilosophischer Bezugsinteressen- von seinen möglichen<br />

Funktionen her beschrieben werden. 2.2. Gewissen und normative<br />

Selbstbestimmung Luhmann äußert die Vermutung, daß das Gewissen im<br />

Bereich jener Strukturen und Prozesse liegt, die zur Selbstidentifikation der<br />

Persönlichkeit beitragen. Selbstidentifikation wird dabei umschrieben als "<br />

Konstitution eines besonderen Systems in einer Umwelt mit der Möglichkeit,<br />

Grenzen zu ziehen, Handlungen zuzurechnen und Erleben reflexiv auf die<br />

eigene Identität zu richten." 2<br />

Unabhängig von allen Inhalten kann ihre<br />

Problematik ganz formal beschrieben werden, indem man lediglich den "<br />

Konstitutionszusammenhang von für sich selbst identischen Persönlichkeiten"<br />

klärt. Dabei sind drei Dimensionen zu beachten, in denen Selbstidentifikation<br />

zugleich zu leisten ist: die soziale, die sachliche und die zeitliche Dimension.<br />

Über soziale Bedingungen zur Konsistenz von Ich-Identität lassen<br />

umfangreiche Forschungen über Interaktionssysteme neue Schlüsse zu. Für<br />

unseren Zusammenhang bedeutsam ist die Erkenntnis, daß alle Interaktionen -<br />

soweit die Partner einander als kontingent handelnde Subjekte voraussetzen -<br />

gesteuert werden durch "Erwartung von Erwartungen", d.h. man erkennt, daß<br />

der Partner entsprechend seinen eigenen Erfahrungen und Erwartungen handelt,<br />

betrachtet ihn so als anderes Ich und versucht<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

wissenschaftlichen Abstraktionen ausgeht - auf Kosten leichter<br />

Verständlichkeit und unter Inkaufnahme des Risikos überzogener<br />

Generalisierung. I Zu vermuten ist, daß das Phänomen des Gewissens im<br />

Bereich derjenigen Strukturen und Prozesse liegt, die zur Selbstidentifikation<br />

der Persönlichkeit beitragen. Diese Selbstidentifikation läßt sich beschreiben<br />

als Konstitution eines besonderen Systems in einer Umwelt mit der<br />

Möglichkeit, Grenzen zu ziehen, Handlungen zuzurechnen und Erleben<br />

reflexiv auf die eigene Identität zu richten. Die Problematik einer solchen<br />

Selbstidentifikation kann mit einigen ganz formalen, verhältnismäßig<br />

einfachen Konzepten beschrieben werden, die alle Inhalte und damit all das,<br />

was man früher natürliche Sittlichkeit nannte, offen lassen, sondern lediglich<br />

dazu dienen, den Konstitutionszusammenhang von für sich selbst identischen<br />

Persönlichkeiten zu klären. Selbstidentifikation ist, wie alle Sinnbildung,<br />

mehrdimensional zu leisten, und zwar in einer sozialen, einer sachlichen und<br />

einer zeitlichen Dimension zugleich.2 Für alle diese<br />

letzten Endes in drei Dimensionen: der interpersonellen Beziehung (<br />

Interaktion, Intersubjektivität), den Beziehungen zur Objektwelt und der<br />

Perspektivität dieser beiden Beziehungen. Vereinfacht hat Luhmann dies als<br />

die soziale, die sachliche und die zeitliche Dimension bezeichnet. (<br />

Molienhauer 1972, 28-29) Aus dieser Charakterisiemng ergeben sich folgende<br />

Dimensionen, aus deren Verschränkung sich das pädagogische Feld<br />

konstituiert: Interpers. Objektwelt Perspektivität Beziehung Sinn-Konstitution<br />

Sinn-Tradition<br />

von Ich-Identität kann man heute auf umfangreiche, vor allem<br />

sozialpsychologische Forschungen über Interaktionssysteme zurückgreifen.<br />

Danach kann es als gesichert gelten, daß alle Interaktion, sobald die Partner<br />

einander als kontingent handelnde Subjekte voraussetzen, durch kompliziert<br />

gebaute Erwartungsstrukturen gesteuert sein muß. 4<br />

Sobald man nämlich in<br />

Interaktionen davon ausgeht, daß der Partner anders handeln könnte und sein<br />

Handeln an eigenen<br />

daß der Partner anders handeln könnte und sein Handeln an eigenen<br />

48 Böckle, Franz: Naturrecht in der Kritik, 1973, S. 224<br />

49 Wulf, Christoph: Das politisch-sozialwissenschaftlic..., 1973, S. 50<br />

48 Böckle, Franz: Naturrecht in der Kritik, 1973, S. 225<br />

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sich selbst mit den Augen des anderen, in dessen Erwartungsstruktur und<br />

Bewußtseinshorizont zu sehen, um seine Verhaltenswahlen verstehen und<br />

möglicherweise voraussehen zu können. 1<br />

Da Interaktionen wesentliche<br />

Voraussetzungen zur Ich-Identität sind und sie die gleichzeitige Wahrnehmung<br />

von Ego- und Alterfunktionen verlangen, kommt Luhmann zu der These, " daß<br />

jede Selbstidentifikation eine Integration aus Ego- und Alterfunktionen in<br />

Interaktionsprozessen sein muß." 2<br />

Er schließt daraus weiter, daß eine<br />

Persönlichkeit sich nur dann als durchhaltbare Einheit begreifen kann, " wenn<br />

sie in der Lage ist, Ego- und Alterfunktionen in wechselnden Interaktionen<br />

zusammen wahrzunehmen und beides mit ihrer Identität vereinbar ist." 3<br />

Die<br />

sachliche Dimension betrifft die inhaltliche Ausformung der<br />

Selbstidentifikation, speziell unter dem Gesichtspunkt der<br />

Konsistenzerfordernisse. Die Menge an Eindrücken, Meinungen und<br />

Informationen, die den Einzelnen erreichen, verlangen von ihm<br />

Selektionsleistungen bei Aufnahme, Verarbeitung und Reaktion.<br />

2) ders.: Das Phänomen des Gewissens... S. 224.<br />

1) "Ego erwartet ein Verhalten von Alter, über das dieser als alter Ego entscheidet nach Maßgabe<br />

von Erwartungen, die er in Bezug auf Ego als sein Alter hegt; vielleicht auch nach Maßgabe<br />

von Erwartungen, von denen er erwartet, daß Ego sie als sein alter Ego in bezug auf ihn als<br />

Alter hegt" (ebd. S.225) .<br />

2) ebd. S. 226.<br />

3) ebd. S. 226.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Erwartungen und Erfahrungen steuert, erkennt man den anderen als anderes Ich<br />

. Man muß dann sich selbst mit den Augen des anderen, in dessen<br />

Erwartungsstruktur und dessen Bewußtseinshorizont sehen, man muß die<br />

Erwartungen des anderen erwarten können, um seine Verhaltenswahlen<br />

verstehen und voraussehen zu können. Alle Interaktion wird deshalb durch<br />

reflexive<br />

und schlechter Absichten und Selbstkritik in bezug auf Absichten möglich wird.<br />

7 Nimmt man hinzu, daß Interaktionen dieser Art Entstehungsbedingung<br />

sinnhaften Erlebens sind, dann folgt daraus, daß jede Selbstidentifikation eine<br />

Integration aus Ego- und Alterfunktionen in Interaktionskontexten sein muß.<br />

Das "reine Ich" ist eine Abstraktion, die erst spät und nur so zustande kommt,<br />

daß man die dem Bewußtsein zugängliche eigene Identität<br />

folgt daraus ein in seinen genetischen und Erhaltungsbedingungen angelegter<br />

Gener alisierungszwang: Eine Persönlichkeit kann als Einheit nur fungieren,<br />

kann sich als durchhaltbare Einheit nur begreifen, wenn sie in der Lage ist, Egound<br />

Alterfunktionen in wechselnden Interaktionen zusammen wahrzunehmen<br />

und beides mit ihrer Identität vereinbar ist. Sie kann dann gleichsam<br />

wechselweise Positionen als Ego und als Alter einnehmen, kann die Führung<br />

ihres Erlebens und Handelns je nach den Umständen mehr im<br />

48 Böckle, Franz: Naturrecht in der Kritik, 1973, S. 225<br />

48 Böckle, Franz: Naturrecht in der Kritik, 1973, S. 226<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 63<br />

dem Gesichtspunkt der Konsistenzerfordernisse. Die Menge an Eindrücken,<br />

Meinungen und Informationen, die den Einzelnen erreichen, verlangen von ihm<br />

Selektionsleistungen bei Aufnahme, Verarbeitung und Reaktion. Um dabei<br />

nicht dauernd die eigene Identität zu gefährden, bedarf es " konsistenter Muster<br />

der Motivation und der kognitiven Orientierung" 4 . Da das Werterepertoire<br />

einer Persönlichkeit normalerweise so groß ist, daß sie in jeder Situation einen<br />

passenden Wert rechtfertigen kann, unterliegt dieses Repertoire der Forderung<br />

nach Selektion durch Orientierung an kognitiven Gesichtspunkten. In der<br />

Zeitdimension stellt<br />

4) ebd. S. 227.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

die geringe Spannweite des bewußt-aufmerksamen Erlebnisstromes<br />

zurückzuführen. Dieser muß in einem mitentworfenen Horizont anderer<br />

Möglichkeiten laufend Selektionsleistungen erbringen und kann dies nur mit<br />

Hilfe konsistenter Muster der Motivation und der kognitiven Orientierung.9<br />

Jener innere Prozeß der Erlebnisverarbeitung würde anders den Zustand der<br />

Bewußtheit (Selektivität) gar nicht erreichen können.10 Die empirische<br />

Forschung vermittelt den Eindruck, daß Konsistenz primär<br />

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48 Böckle, Franz: Naturrecht in der Kritik, 1973, S. 227<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 64<br />

der eigenen organischen Existenz wie gegenüber dem gesamten Bereich<br />

internalisierter Normen und Habitualitäten umfasst das Gewissen jene Prozesse<br />

und Strukturen, die das Vermögen des Menschen zu von persönlicher<br />

Überzeugung getragenem Handeln und zur Lebensentscheidung ausmachen. "<br />

Die Kontrolle des Gewissens weist sich darin aus, daß man sich selbst vor die<br />

Frage stellt, ob man derselbe bleiben kann" 2 , d.h. die Identität des Menschen<br />

ist nicht durch seine Existenz als lebender Organismus per se gesichert. Sein<br />

Erlebnis- und Verhaltenspotential ist viel größer als zur Einheit eines<br />

sinnvollen menschlichen Daseins nötig. Der Mensch bildet seine<br />

Persönlichkeit<br />

2) ebd. S. 231.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

des Gewissens, wenn man seine Schlüssel verloren hat. Auch die normal<br />

auftretenden, leicht kompensierbaren Schuldgefühle liegen unterhalb der Ebene<br />

des Gewissens. Die Kontrolle am Gewissen weist sich darin aus, daß man sich<br />

selbst vor die Frage stellt, ob man derselbe bleiben kann.19 Das kann in die<br />

Entscheidung führen, ein "neues Leben" zu beginnen; oder in ein Kontinuieren<br />

und Aushalten normativer Dissonanz; oder in strukturelle Desorganisation oder<br />

in<br />

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48 Böckle, Franz: Naturrecht in der Kritik, 1973, S. 231<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 64<br />

und Verhaltenspotential ist viel größer als zur Einheit eines sinnvollen<br />

menschlichen Daseins nötig. Der Mensch bildet seine Persönlichkeit aus, indem<br />

er sich zürn System macht, demgegenüber er Informationen, die er sich nicht<br />

selber zurechnet, abgrenzt. "Die Potentialitäten des Ichs bleiben aber eine<br />

ständige Bedrohung seines Persönlichkeitssystems. Er braucht deshalb<br />

Kontrollinstanzen, die darüber wachen, daß das Ich die Grenzen seiner<br />

Persönlichkeit nicht sprengt - und eine solche Kontrollinstanz, die höchste in<br />

einer komplizierten Struktur der Selbsterhaltung, ist das Gewissen." 1<br />

Der<br />

einzelne muß die unzähligen Potentialitäten seines Ich "zu einer kohärenten,<br />

individuellen Selbstdarstellung" reduzieren. 2<br />

In diesen Reduktionsprozeß nicht<br />

eingeschlossen sind solche Handlungen, die nur periphere Bedeutung haben,<br />

die der Persönlichkeit nur für kurze Zeit zugerechnet werden oder für eine<br />

bestimmte Situation bzw. Fähigkeit relevant sind. Während Fehler in<br />

1) ders.: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen. S. 264.<br />

2) ebd. S. 265.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Er macht sich selbst zum System, indem er unterscheidende Grenzen gegen<br />

eine Umwelt von Informationen zieht, die er nicht sich selbst zurechnet. Die<br />

Potentialitäten seines Ichs bleiben aber eine ständige Bedrohung seines<br />

Persönlichkeitssystems. Er braucht deshalb Kontrollinstanzen, die darüber<br />

wachen, daß das Ich die Grenzen seiner Persönlichkeit nicht sprengt - und eine<br />

solche Kontrollinstanz, die höchste in einer komplizierten Struktur der<br />

Selbsterhaltung, ist das Gewissen. Jedes sichtbare und in diesem Sinne äußere<br />

Verhalten des Menschen hat neben seinen kausalen kommunikative (<br />

informationelle, symbolische) Aspekte. Es sagt etwas darüber aus, was der<br />

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50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 264<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 65<br />

bestimmte Situation bzw. Fähigkeit relevant sind. Während Fehler in diesem<br />

Handlungsbereich möglicherweise peinlich, dann aber doch schnell reparierbar<br />

sind, wiegen Fehlhandlungen und -reaktionen schwerer, mit denen "ganze<br />

Rollenbereiche diskreditiert" werden. 3<br />

Soweit es sich dabei um sozial<br />

standardisierte Probleme und Verhaltenserwartungen handelt, betreffen sie die<br />

Kriterien der Ehre. Beziehen sich solche Fehler auf die Struktur der<br />

individuellen Persönlichkeit, so treffen sie das Gewissen. Trotz möglicher<br />

Überschneidungen von Ehre und Gewissen da, wo sozial standardisierte<br />

Verhaltensgebote als<br />

3) Luhmann wählt als Beispiele-wenn einem Gelehrten Plagiate nachgewiesen werden, ein<br />

Offizier Angst zeigt, ein Ehegatte untreu wird" (ebd. S.265).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

zuweilen sind es kausal gesehen minimale Fehler, die wegen ihrer<br />

symptomatischen Bedeutung die Darstellung eines Lebens radikal in Frage<br />

stellen. Handelt es sich dabei um sozial standardisierte Probleme und<br />

Verhaltenserwartungen, nennt man diese zentralen Kriterien Ehre. Geht die<br />

kritische Bedeutung dagegen auf die Struktur der individuellen Persönlichkeit<br />

zurück, so treffen wir auf das Phänomen des<br />

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50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 265<br />

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3% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 65<br />

Gewissen da, wo sozial standardisierte Verhaltensgebote als Kern der<br />

Persönlichkeit angeeignet werden, vermag die Ehre meist nur rollenspezifische<br />

Zusammenhänge zu ordnen und kann kaum persönlichkeitszentrale Bedeutung<br />

haben, während die generelle Persönlichkeitssteuerung dem Gewissen<br />

überlassen ist. "Das Gewissen ist ... jene normative Selbstbestimmung der<br />

Persönlichkeit, die diese gegenüber einem Überschuß an organischen und<br />

psychisch-möglichen Verhaltenspotentialen als Steuerungssystem konstituiert." 4<br />

Der Mensch hat also nicht nur die Möglichkeit, seine Handlungen zu bewerten,<br />

sondern steht im Gewissen als Persönlichkeit vor sich selbst und kann das<br />

Systemregulativ bewerten, mit dem sein Handeln gesteuert wird. 5<br />

Die<br />

Gewissenserfahrung vollzieht<br />

4) ders.: Das Phänomen des Gewissens... S. 232.<br />

5) ders. Die Gewissensfreiheit und das Gewissen. S. 266.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

in der Fachliteratur auf gebührendes Interesse 34 , jedoch geht LyjiMANWs<br />

Anspruch weit über die eigentliche Fachdiskussion hinaus. Das zeigt bereits<br />

seine Be nyjjung_desjS r Sössens als " jene normative Selbstbestimmung der<br />

Persönlichkeit, die diese gegenüber einem Überschuß an organischen und<br />

psychisch-möglichen Verhaltenspotentialen als Steuerungssystem konstituiert" 35<br />

. Sie enthält Annahmen über den Menschen, über die Funktion der<br />

Persönlichkeit und solche systemtheoretischer Art, die interdisziplinär zu<br />

überprüfen wären3e. Darüber hinaus läßt Luhmann keinen<br />

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70<br />

51 Blühdorn, Jürgen: Das Gewissen in der Diskussion, Dar..., 1976, S. 10<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 66<br />

hat also nicht nur die Möglichkeit, seine Handlungen zu bewerten, sondern<br />

steht im Gewissen als Persönlichkeit vor sich selbst und kann das<br />

Systemregulativ bewerten, mit dem sein Handeln gesteuert wird. 5<br />

Die<br />

Gewissenserfahrung vollzieht der einzelne in der jeweils gelebten Gegenwart,<br />

die Vergangenheit und Zukunft trennt. Dem Gewissen ist deren<br />

Zusammenfassung aufgegeben. Mit der im Rahmen der Gewissenserforschung<br />

sich stellenden Frage, ob ich eine künftige Handlung auf mich nehmen kann<br />

oder nicht, stehe ich gleichzeitig vor der Entscheidung zwischen dem, was ich<br />

bin, sein kann und sein will. Im anderen Fall, in dem eine Handlung bereits<br />

vollzogen und darin eine Wahlmöglichkeit verpaßt ist, zwingt das Gewissen, "<br />

sich ungeachtet des Zeitlaufs, ihn dadurch überwindend, durch das eigene<br />

Handeln zu identifizieren." 1<br />

Als zeitüberwindende Funktion ist der<br />

Gewissensspruch normativ und beansprucht Geltung auch dann, wenn<br />

Umstände sich ändern oder ihm faktisch zuwidergehandelt wird. " Er ändert<br />

sich nicht wie eine Prognose oder Maßgabe der tatsächlichen Erfahrungen, der<br />

Bestätigung oder Enttäuschung von Erwartungen im Ablauf der Zeit. Der Sinn<br />

des normativen Erlebens liegt vielmehr in der zeitüberwindenden (insofern:<br />

identifizierenden), gegebenenfalls kontrafaktischen Stabilisierung von<br />

Erwartungen. Nur so kann der Mensch seine Identität als Soll für sich selbst und<br />

als Maß für die Bewertung umweltabhängiger Handlungsmotive festhalten" 2<br />

, d.h. die eigene Persönlichkeit ist Kriterium für die Maßstäbe des Gewissens. 3<br />

Das Gewissen identifiziert die Persönlichkeit mit ihrem Verhalten, " indem es<br />

ihr zeigt, was sie ist und was sie sein kann."<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Die Zeit ist nicht mehr im Sein objektiv durch die Kontinuität fremder<br />

Verhaltenserwartungen oder durch die Dauergeltung abstrakter Normen<br />

überwunden, sondern die Gewissenserforschung vollzieht man in der jeweils<br />

gelebten Gegenwart, die Vergangenheit und Zukunft trennt. Deren<br />

Zusammenfassung ist nun dem Gewissen selbst aufgegeben. Die Frage, ob ich<br />

mit einer vergangenen Handlung weiterleben kann und wer ich dann sein werde,<br />

hat<br />

ich mit einer vergangenen Handlung weiterleben kann und wer ich dann sein<br />

werde, hat eine andere Problematik - insbesondere ein anderes Verhältnis zum<br />

Tode als die Frage, ob ich eine künftige Handlung auf mich nehmen kann oder<br />

nicht 16 . In diesem Falle kann ich das, was ich geworden bin, sein kann und<br />

sein will, offen zur Entscheidung stellen und wählen zwischen mir selbst und<br />

verstehe und mich zwinge, mit einer Weltauslegung weiterzuleben, die meiner<br />

Tat entspricht 18 . In jedem Falle ist jedoch die Struktur der Gewissensfrage in<br />

dem Zwang gegeben, sich ungeachtet des Zeitlaufs, ihn dadurch überwindend,<br />

durch das eigene Handeln zu identifizieren. In diesem Sinne, als<br />

zeitüberwindende Funktion, ist der Gewissensspruch normativ. Er beansprucht,<br />

Geltung auch für den Fall, daß im Laufe der Zeit Umstände sich ändern, ja<br />

auch für den Fall, daß ihm faktisch zuwidergehandelt wird. Er ändert sich nicht<br />

wie eine Prognose nach Maßgabe der tatsächlichen Erfahrungen, der<br />

Bestätigung oder Enttäuschung von Erwartungen im Ablauf der Zeit. Der Sinn<br />

des normativen Erlebens liegt vielmehr in der zeitüberwindenden (insofern:<br />

identifizierenden), gegebenenfalls kontrafaktischen Stabilisierung von<br />

Erwartungen. Nur so kann der Mensch seine Identität als Soll für sich selbst und<br />

als Maß für die Bewertung umweltabhängiger Handelnsmotive festhalten. S.<br />

13 f. Daher kann Schopenhauer dem Gewissen nur eine registrierende, keine<br />

normierende Funktion zusprechen. Identität hat jedoch als zeitüberwindende<br />

Generalisierung notwendig einen Vergangenheit"- und einen<br />

nicht eine Stimme, sondern eine Funktion. Es dient nicht dazu, die<br />

Persönlichkeit von ihren Taten zu distanzieren, indem es das Verhalten nur "<br />

vorwirft"; sondern es identifiziert die Persönlichkeit mit ihrem Verhalten, indem<br />

50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 266<br />

50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 267<br />

50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 286<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 66<br />

Es steuert und reduziert ihre Wahrnehmung vom Ich-Potentialitäten im Sinne<br />

der Identitätserhaltung. Schließlich sucht das Gewissen " nach einer<br />

Lebensformel, die Vergangenheit und Zukunft zusammenfaßt. Es entschließt<br />

sich für die Zukunft nicht durch Leugnung seiner Vergangengeit, sondern<br />

gerade im Lichte der Erkenntnis seiner faktisch gewordenen Identität, die das<br />

unveränderlich Gewesene festlegt." 4 2.3. Das Grundrecht der<br />

Gewissensfreiheit Im allgemeinen versteht man unter Gewissensfreiheit die<br />

Freiheit, nach seinem Gewissen handeln zu können. Luhmann vertritt nun die<br />

eher gegenteilige These, wonach die Gewissensfreiheit " die Orientierung des<br />

Handelns am individuellen Gewissen nicht ermöglichen, sondern ersparen"<br />

soll. 1<br />

Sein Ausgangspunkt ist die Erfahrung, daß die Verfügung über sich<br />

selbst nach Maßgabe des Gewissens im sozialen System auf zwei prinzipielle<br />

Schranken stößt, die zum einen in den Folgen solchen Handelns und zum<br />

anderen in den Bedingungen und Gelegenheiten dazu bestehen. Als<br />

charakteristisches Beispiel für die erste Schranke nennt Luhmann den Fall<br />

desjenigen, der sich im Gewissen das Töten anderer verbietet und damit im<br />

Krieg ein unzuverlässiger Kamerad wäre. " Auf Posten gestellt, könnte er<br />

versagen, würde er soziale Erwartungen, die er durch eigenes vorheriges<br />

Rollenhandeln aufbauen half, enttäuschen oder den Begriff von sich selbst<br />

aufgeben müssen." 2<br />

Während in diesem Fall der Schaden in dem<br />

Rollenzusammenhang auftritt, in dem auch der Gewissenskonflikt provoziert<br />

ist, werden häufiger durch einen Gewissensspruch am Problem nicht beteiligte<br />

Rollenbeziehungen geschädigt. So wird manch einer, der für eine<br />

5) ders. Die Gewissensfreiheit und das Gewissen. S. 266.<br />

1) ebd. S. 267.<br />

2) ebd. S. 267.<br />

3) Luhmann bezeichnet es von daher als Illusion, vom Gewissen im Namen natürlicher<br />

Sittlichkeit Widerstand gegen eine falsch laufende soziale Maschinerie zu fordern. Deren<br />

Korrektur sei Sacheder Planung und des überlegten Einbaus von Lernfähigkeit in soziale<br />

Systeme (vgl. ders.: Das Phänomen des Gewissens... S. 233).<br />

4) ders.: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen. S. 286.<br />

1) ebd. S. 271.<br />

2) ebd. S. 271.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

es ihr zeigt, was sie ist und was sie sein kann. Es sucht nach einer<br />

Lebensformel, die Vergangenheit und Zukunft zusammenfaßt. Es entschließt<br />

sich für die Zukunft nicht durch Verleugnung seiner Vergangenheit, sondern<br />

gerade im Lichte der Erkenntnis seiner faktisch so gewordenen Identität, die<br />

das unveränderlich Gewesene festlegt. Und diese Erkenntnis ist objektiv<br />

nachprüfbar, wenngleich es für die Deutung von Selbstdarstellungen, von<br />

symbolischen Implikationen des Handelns, noch keine allseits anerkannte<br />

Wissenschaft gibt49.<br />

der eigenen Persönlichkeit die Potentialitäten des Ich reduzieren, im Grenzfalle<br />

über den Tod des Ich verfügen können. III In schöner Übereinstimmung<br />

versteht man unter Gewissensfreiheit allgemein die Freiheit, nach seinem<br />

Gewissen handeln zu können. Diese Auffassung leuchtet ein und trifft bei sehr<br />

vordergründiger Betrachtung auch zu. Wenn man jedoch nach den latenten<br />

Funktionen der Institutionalisierung der Gewissensfreiheit als Grundrecht<br />

wenn man die Beziehung zwischen Freiheit und Gewissen selbst zum Thema<br />

macht, wird man zu Überlegungen getragen, die eher das Gegenteil ergeben.<br />

Die Gewissensfreiheit soll die Orientierung des Handelns am individuellen<br />

Gewissen nicht ermöglichen, sondern ersparen. Die Verfügung über sich selbst<br />

nach Maßgabe des Gewissens stößt im sozialen System an zwei prinzipielle<br />

Schranken. Die eine besteht in den Folgen solchen Handelns; die andere in den<br />

Bedingungen oder Gelegenheiten dazu. Und<br />

Schranke mag ein sehr charakteristisches Beispiel als Orientierungsgrundlage<br />

dienen; Wer sich im Gewissen das Töten anderer Menschen verbietet, der wäre<br />

im Krieg ein unzuverlässiger Kamerad. Auf Posten gestellt, könnte er versagen,<br />

würde er soziale Erwartungen, die er durch eigenes vorheriges Rollenhandeln<br />

aufbauen half, enttäu- ' sehen oder den Begriff von sich selbst aufgeben müssen.<br />

In diesem Fall tritt der Schaden in dem Rollenzusammenhang auf, der den'<br />

Gewissenskonflikt provoziert. Der Gewissensspruch kann aber auch andere<br />

Rollenbeziehungen stören, ja zerstören, die<br />

50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 286<br />

50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 270<br />

50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 271<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 68<br />

immer auch die Folgen seines Handelns bedenken und das heißt auch: fragen,<br />

inwieweit er in seinem Handeln Erwartungen erfüllt, die aufgrund seiner<br />

vielfältigen Rollen an ihn gestellt werden und anderweitig übernommene<br />

Verantwortung damit möglicherweise vernachlässigt. 1 " Die Rationalität der<br />

einen Rolle ist nicht mehr ohne weiteres die Rationalität anderer Rollen und<br />

erst recht nicht die Rationalität des Gesamtsystems." 2<br />

Von daher enthält die<br />

Gesamtordnung Stabilität durch die Möglichkeit, Störungen in einzelnen<br />

Rollensystemen zu isolieren und Rückwirkungen im Gesamtsystem zu<br />

dosieren. Zu dieser Stabilisierung gehört auch die Ersetzbarkeit aller<br />

Einzelbeiträge und da zeigen sich deutliche<br />

1) "Die als Differenzierung des sozialen Systems geforderte Rollentrennung findet in der<br />

Konkretheit des Menschen ihre Schranke, und deshalb ist der Mensch nicht in der Lage, aus<br />

bestimmten Rollen aufgrund von Gewissensentscheidungen auszusteigen, ohne andere<br />

Rollenzusammenhänge in unverantwortlicher Weise zu stören" (ebd. S. 272.<br />

2) ebd. S. 272.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

hier in der sozialen Rollendifferenzierung das Korrelat zu dem Problem, mit<br />

dem wir unsere Untersuchung begannen: der Differenzierung der Weisen, zu<br />

bindenden Entscheidungen zu kommen. Die Rationalität der einen Rolle ist<br />

nicht mehr ohne weiteres die Rationalität anderer Rollen und erst recht nicht<br />

die Rationalität des Gesamtsystems. Diese Differenzierung hat ihren guten Sinn.<br />

Störungen in einzelnen Rollensystemen können dadurch gut isoliert und für<br />

die Gesamtordnung entschärft werden. Und Änderungen lassen sich<br />

problemnah<br />

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50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 272<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 68<br />

im Gesamtsystem zu dosieren. Zu dieser Stabilisierung gehört auch die<br />

Ersetzbarkeit aller Einzelbeiträge und da zeigen sich deutliche Grenzen der<br />

Austauschbarkeit menschlicher Leistungen in der Familie, bei individuellen<br />

wissenschaftlichen und künstlerischen Leistungen und überall da, " wo die<br />

individuelle Persönlichkeit komplex beansprucht wird". Für die differenzierte<br />

Sozialordnung sich möglicherweise negativ auswirkende Konsequenzen von<br />

Gewissensentscheidungen in diesen Bereichen werden größtenteils vermieden<br />

durch den Abbau der Anlässe zur Gewissensorientierung. Dies geschieht auf<br />

drei Weisen: durch Bereitstellung einer Vielfalt von Alternativen<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

in den subalternen Sphären der Organisation und im Wirtschaftsleben besser<br />

als in der Familie, in Führungspositionen, bei individuellen wissenschaftlichen<br />

oder künstlerischen Leistungen und überall sonst, wo die individuelle<br />

Persönlichkeit komplex beansprucht wird. Demnach müßte eine differenzierte<br />

Sozialordnung stärkste Vorbehalte gegen eine Orientierung am eigenen<br />

Gewissen haben, und das hätte sie wohl auch, wenn sie nicht zugleich die<br />

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74<br />

50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 273<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 68<br />

in diesen Bereichen werden größtenteils vermieden durch den Abbau der<br />

Anlässe zur Gewissensorientierung. Dies geschieht auf drei Weisen: durch<br />

Bereitstellung einer Vielfalt von Alternativen des Handelns,durch<br />

Institutionalisierung von Handlungsaspekten und nicht zuletzt durch<br />

Vermeiduna von Zwangssituationen mit Hilfe des Grundrechts der<br />

Gewissensfreiheit. Die Handlungswirklichkeit wird also so strukturiert, " daß<br />

man jeder Gewissensnot im voraus ausweichen kann." 3<br />

Das, was als<br />

persönlicher Lebensstil gilt, ist oftmals nichts weiter als eine in der Art der<br />

Kombination individuelle Sammlung von Zufälligkeiten des So-geworden-<br />

Seins. Durch die Vielzahl der Handlungsalternativen ist diese Sammlung<br />

veränderbar, ohne daß diese Auswirkungen auf die Individualität des einzelnen<br />

hätte. Die zweite Möglichkeit, Gewissensentscheidungen zu umgehen, die<br />

Institutionalisierung von Verhaltensweisen, erlaubt es, Aspekte seines<br />

Verhaltens als "<br />

3) ebd. 273.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

abgebaut hätte. Sie entlastet von Gewissensproblemen vornehmlich auf drei<br />

Weisen: durch Bereitstellung einer Vielzahl von Alternativen, durch<br />

Institutionalisierung "unpersönlicher" Handlungsweisen und nicht zuletzt durch<br />

Vermeidung von Zwangssituationen mit Hilfe des Grundrechts der<br />

Gewissensfreiheit. Der Ansatzpunkt all dieser Institutionen liegt im<br />

Zukunftsaspekt des Gewissens. Von der Selbsterkenntnis nach der Tat kann<br />

keine Sozialordnung, die individuelle Gewissensbildung überhaupt ermöglicht,<br />

entlasten 25 .<br />

der Selbsterkenntnis nach der Tat kann keine Sozialordnung, die individuelle<br />

Gewissensbildung überhaupt ermöglicht, entlasten 25 . Sie kann aber versuchen,<br />

das Feld der Handlungsmöglichkeiten so zu strukturieren, daß man jeder<br />

Gewissensnot im voraus ausweichen kann, so daß gewissenswidriges Handeln<br />

im Prinzip frei, immer zurechenbar, immer schuldhaft erfolgt. Die<br />

Sozialordnung steuert den Einzelnen nach Möglichkeit an seinem Gewissen<br />

vorbei, läßt ihn<br />

Konsumgütern auswählen, eine Fülle von Bekanntschaften anbahnen oder<br />

abbrechen. Was sie auf diese Weise als persönlichen Stil zusammenbringt, ist<br />

häufig nicht viel mehr als eine Sammlung von Zufälligkeiten des So-geworden-<br />

Seins, sehr individuell in der Art der Kombination, aber nicht eigentlich<br />

gewissensfähig 2". In einer solchen Umwelt kann man vor Gewissensfragen in<br />

nicht belastende Alternativen ausweichen und<br />

50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 273<br />

50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 274<br />

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werden nicht auf das Wesen des einzelnen angerechnet. Von daher können sie<br />

auch seine künftige Selbstdarstellung nicht verpflichten. 1<br />

Als Beispiel nennt<br />

Luhmann den Verkäufer in einem Geschäft, der sich kein schlechtes Gewissen<br />

daraus machen braucht, daß er seine Ware einem bedürftigen Menschen nicht<br />

verkauft, der den festgesetzten Preis nicht zahlen kann. Ausserdem wird damit -<br />

nach Luhmann- auch verständlich, daß so viele Nationalsozialisten nicht dazu<br />

kamen, ihr Gewissen zu beteiligen und heute die hilflosesten Opfer des<br />

Nationalsozialismus sind, weil sie mit etwas identifiziert bleiben, was sie als<br />

Eigenes nicht wollen können. 2<br />

Gerade weil die Struktur der differenzierten<br />

Sozialordnungen zur Individualisierung der Persönlichkeit zwingt, muß sie<br />

Formen der Entlastung bereitstellen, weil unmöglich jeder alle Folgen seines<br />

Handeln auf sein Gewissen nehmen kann. " Dazu ist das Gewissen, als höchste<br />

Instanz persönlicher Selbststeuerung, sozial zu schlecht koordiniert." 3<br />

Die<br />

Funktionen der Alternativenvielfalt und der Unpersönlichkeit von Aspekten des<br />

Handelns werden ergänzt durch das Grundrecht der Gewissensfreiheit. Es gilt<br />

speziell für die Fälle, " in denen der Staat direkt oder indirekt die<br />

Handlungsalternativen reduziert und für den einzelnen Zwangslagen schafft." 4<br />

Ein aktuelles Beispiel ist die Wehrpflicht und das Recht auf deren<br />

Verweigerung bei Gewissensanspruch. Der Einzelne soll nicht in die Situation<br />

gebracht werden, etwas tun zu müssen, was gegen sein Gewissen gerichtet ist<br />

und seine Persönlichkeit zerstört. " An die Stelle des Ringens um<br />

Selbstbestimmung tritt die Beweisführung im Gerichtssaal. Damit wird aus der<br />

Darstellung vor sich selbst eine Darstellung vor anderen." 5<br />

Der deklarierte Sinn<br />

der Gewissensfreiheit liegt darin,<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

heute die Bühne des großen Wirkens beherrscht 28 ; sodann das formal<br />

organisierte Handeln in Beruf und Wirtschaft. Kein Verkäufer braucht sich ein<br />

Gewissen daraus zu machen, daß er seine Ware einem bedürftigen Menschen<br />

nicht verkauft, der den festgesetzten Preis nicht zahlen kann. In Grenzfällen<br />

gibt es gegenläufige Institutionen: die Hilfspflicht des Arztes oder die<br />

geregelten Pflichten des Beamten bei Befehlen, die er für rechtswidrig hält;<br />

auch hier ist aber ein unpersönliches, fast routinemäßiges Handeln möglich.<br />

Daraus wird auch verständlich, daß so viele Nationalsozialisten nicht dazu<br />

kamen, ihr Gewissen zu beteiligen, und heute die hilflosesten Opfer des<br />

Nationalsozialismus sind, weil sie mit etwas identifiziert bleiben, was sie als<br />

Eigenes nicht wollen können. Dieselbe Einsicht kann auch mit den Begriffen<br />

Rollenspezifikation und Verantwortlichkeit ausgedrückt werden. In dem Maße,<br />

als Rollenerwartungen differenziert, begrenzt und spezifischer ausgefeilt<br />

werden, verliert der<br />

bereitstellen; denn es würde ein unübersehbares Durcheinander eintreten, wenn<br />

jeder alle Folgen seines Handelns auf sein Gewissen nehmen müßte und sich<br />

dadurch bestimmen lassen würde. Dazu ist das Gewissen, als höchste Instanz<br />

persönlicher Selbststeuerung, sozial zu schlecht koordiniert. In diesen Kontext<br />

der Entlastungen ist nun auch das Grundrecht der Gewissensfreiheit<br />

einzuordnen. Es ergänzt und komplettiert die Funktion des<br />

Alternativenreichtums und der Unpersönlichkeit des Verhaltens für den Fall von<br />

Situationen, in denen der Staat direkt oder indirekt die Handlungsalternativen<br />

reduziert und für den Einzelnen Zwangslagen schafft. Das bedeutsamste und<br />

akuteste Beispiel für direkten Zwang liefert die Wehrpflicht. Indirekter Zwang<br />

läge namentlich dann vor, wenn der Staat das Recht durchsetzen würde, obwohl<br />

Rechtsgebot, zum Beispiel einen Vertrag 32 , nicht erfüllen will. Der Einzelne<br />

soll nicht in Situationen gepreßt werden, in denen sein Gewissen sich gegen ihn<br />

selbst wendet und seine Persönlichkeit zerstört. An die Stelle des Ringens um<br />

Selbstbestimmung tritt die Beweisführung im Gerichtssaal. Damit wird aus der<br />

Darstellung vor sich selbst eine Darstellung vor anderen. Man kann sich über<br />

die aussichtsreichen Argumente bei den dafür geschaffenen Organisationen<br />

unterrichten und die Begegnung mit dem eigenen Gewissen vermeiden. Ganz<br />

50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 275<br />

50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 276<br />

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34% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 69<br />

dem bedrängten Gewissen zu Hilfe zu kommen und dem Menschen zu<br />

ermöglichen, nach seinem Gewissen zu handeln. Die Anerkennung von Würde<br />

und Freiheit des Menschen muß für das Gewissen des einzelnen " höheres<br />

Recht und höhere Wahrheit in Anspruch nehmen, die zu respektieren andere<br />

Menschen verpflichtet sind" 1 . Dies kann nur dann geschehen, wenn nicht jeder<br />

beliebige Inhalt als gewissensfähig anerkannt wird. " Das blanke Versprechen<br />

der Gewissensfreiheit wird so hinterrücks vom Normativen eingeschränkt." 2<br />

Das Problem besteht also nicht darin, ob jemand seinem Gewissen<br />

entsprechend handeln kann, sondern " daß er, wenn er auf sein Gewissen hört,<br />

eine Quelle sozialer Störungen und Enttäuschungen werden kann." 3<br />

Von daher<br />

liegt für Luhmann - wie eingangs erwähnt - der Sinn der Gewissensfreiheit<br />

nicht primär darin, Gewissensorientierung zu ermöglichen, sondern darin, sie<br />

dem einzelnen durch die genannten Möglichkeiten zu ersparen. 2.4.<br />

Auswertung Luhmann siedelt die Funktionen des<br />

1) "Sie werden der Gewissensprüfung keineswegs entzogen; denn das Gewissen erfaßt alles<br />

Verhalten ohne Ausnahme. Aber sie drängen sich nicht zum Gewissen vor, zumindest wird es<br />

sozial nicht zugemutet, das Gewissen mit ihnen zu befassen" (ebd. S. 275).<br />

2) ebd. S. 275.<br />

3) ebd. S. 276.<br />

4) ebd. S. 276.<br />

5) ebd. S. 276.<br />

1) ebd. S. 276.<br />

2) ebd. S. 276/277.<br />

3) ebd. S. 280.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

anders freilich lautet<br />

die Begegnung mit dem eigenen Gewissen vermeiden. Ganz anders freilich<br />

lautet der deklarierte Sinn, die offizielle Ratio der Gewissensfreiheit. Sie gibt<br />

als ihren Zweck an, dem bedrängten Gewissen zu Hilfe zu kommen und zu<br />

ermöglichen, daß der Mensch nach seinem Gewissen leben kann. Sie orientiert<br />

sich dabei am "Wert" der Würde und der Freiheit des Menschen, verliert aber<br />

und der Freiheit des Menschen, verliert aber in ihrem Pathos den konkreten<br />

Einzelmenschen und sein individuelles, für andere gänzlich unverbindliches<br />

Gewissen aus den Augen 33 . Sie muß für das Gewissen des Einzelnen höheres<br />

Recht und höhere Wahrheit in Anspruch nehmen, die zu respektieren andere<br />

Menschen verpflichtet sind; und das kann sie nur, wenn sie nicht jeden<br />

beliebigen Inhalt als gewissensfähig anerkennt. Das blanke Versprechen der<br />

Gewissensfreiheit wird so hinterrücks vom Normativen her eingeschränkt - sei<br />

es daß man das Gewissen in alter Weise als anerkennende Anwendung des<br />

Sitiengesetzes, sei es daß man es modern und wissenschaftlich als<br />

darum, ob der Einzelne auf sein Gewissen hört und dadurch, wie man<br />

unterstellt, in die gemeinsame Wahrheit zurückgeführt wird, oder nicht;<br />

sondern das Problem lautet, daß er, wenn er auf sein Gewissen hört, eine<br />

Quelle sozialer Störungen und Enttäuschungen werden kann. Und<br />

entsprechend findet man den Sinn der Gewissensfreiheit dann nicht mehr darin,<br />

daß sie die Gewissensorientierung ermöglicht, sondern darin, daß sie sie<br />

erspart. So gefaßt,<br />

50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 276<br />

50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 280<br />

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11% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 71<br />

Muster der Motivation und Orientierung gelernt werden, mit deren Hilfe die<br />

Vielfalt an Eindrücken und Informationen verarbeitet wird. Daraus ergibt sich -<br />

auch im Blick auf die Konsistenzerfordernisse als biographisches Problem - ein<br />

Verständnis von Bildung als " Reduktion der Mannigfaltigkeit und Komplexität<br />

der entweder unstrukturiert-chaotischen oder hochdifferenziert-komplexen Welt.<br />

Durch Prozesse selektiver Umstrukturierungen werden stets neue sinnvolle<br />

Einheiten geschaffen und gleichzeitig die Komplexität erhalten, indem in den<br />

Reduktionsvorgängen die Differenzierung der Kräfte und die Strukturierung<br />

der Welt intensiviert werden." 1<br />

Erzieherische Aufgaben als Hilfe zur<br />

Selbstidentifikation liegen somit in der Befähigung des Kindes - zu<br />

Kommunikation und Interaktion, = zur Verarbeitung von Informations- und<br />

Reizüberfluss mit Hilfe konsistenter Muster der Motivation und Orientierung<br />

und - zur identitätssichernden Auseinandersetzung mit den Potentialitäten und<br />

deren Reduktion. Mit letzterem ist die Gewissensentfaltung direkt<br />

angesprochen, die auf Identitätsfindung und -Sicherung des einzelnen gerichtet<br />

ist. Luhmann lehnt die Bindung des Gewissens an inhaltliche<br />

1) Blaß,Josef Leonhard: Luhmann - Pädagogische Theoriebildung im Horizont der<br />

Systemtheorie. In: ders.: Modelle pädagogischer Theoriebildung. Band 2. Stuttgart,Berlin,<br />

Köln,Mainz 1978. S. 172-192. hier: S. 182.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

den Begriff "Kraft" definiert ist. Unter diesem Aspekt wird der Bildungsbegriff<br />

Humboldts systemtheoretischer Interpretation zugänglich. In dem System von<br />

Ich und Welt leistet Bildung die Reduktion der Mannigfaltigkeit und<br />

Komplexität der entweder unstrukturiert-chaotischen oder hoch-differenziertkomplexen<br />

Welt dadurch, daß sie durch selektive Umstrukturierungen stets<br />

neue sinnvolle Einheiten schafft, und leistet sie zugleich Erhaltung der<br />

Komplexität dadurch, daß sie<br />

und auf die geringe Spannweite des bewußt-aufmerksamen Erlebnisstromes<br />

zurückzuführen. Dieser muß in einem mitentworfenen Horizont anderer<br />

Möglichkeiten laufend Selektionsleistungen erbringen und kann dies nur mit<br />

Hilfe konsistenter Muster der Motivation und der kognitiven Orientierung.9<br />

Jener innere Prozeß der Erlebnisverarbeitung würde anders den Zustand der<br />

Bewußtheit (Selektivität) gar nicht erreichen können.10 Die empirische<br />

Forschung vermittelt den Eindruck,<br />

52 Blaß, Josef Leonhard: Modelle pädagogischer Theoriebildun..., 1978, S. 181<br />

48 Böckle, Franz: Naturrecht in der Kritik, 1973, S. 227<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 74<br />

die er in seiner späteren Triebtheorie als elementare Triebkategorien, Eros und<br />

Thanatos bezeichnet. Mit Eros benennt er die Lebenstriebe, worunter neben den<br />

Sexual- auch die Selbsterhaltungstriebe fallen. Es sind jene Kräfte, die das Ziel<br />

verfolgen, " das Leben durch immer weitergreifende Zusammenfassung der in<br />

Partikel zersprengten lebenden Substanzen zu komplizieren, natürlich es dabei<br />

zu erhalten" 1 , d.h. sie streben danach, bestehende lebende Einheiten zu<br />

bewahren und von diesen aus umfassendere Einheiten zu bilden. Den<br />

lebenserhaltenden Trieben gegenüber stehen die Todestriebe, Thanatos genannt,<br />

die das " Zellenwesen zersetzen und jeden einzelnen Elementarorganismus in<br />

den Zustand der anorganischen Stabilität überführen" 2<br />

möchten, d.h. sie<br />

versuchen, lebende Einheiten zu zerstören, Spannungen radikal auszugleichen<br />

und so das Lebewesen in den anorganischen Zustand zurückzuführen, der als<br />

der Zustand der absoluten Ruhe angesehen wird. Die menschliche Seele ist bis<br />

auf ihren tiefsten Kern von diesem Triebdualismus durchdrungen, der ihre<br />

Einheit permanent zu spalten droht. Für Freud ist dieser ständige Kampf<br />

zwischen Lebens- und Todestrieb (auch Destruktionstrieb genannt) " der<br />

wesentliche Inhalt des Lebens überhaupt, und darum ist die Kulturentwicklung<br />

kurzweg zu bezeichnen als der Lebenskampf der Menschenart" 3 . Indem Eros<br />

und Thanatos in enger Verbindung existieren, gelingt es Eros, den aggressiven<br />

Triebanteil zu binden und durch Neutralisierung ihn an der Auswirkung seiner<br />

destruktiven Tendenz zumindest partiell zu hindern. 1<br />

Der"Abkömmling und<br />

Hauptvertreter des<br />

1) Freud,Sigmund: Gesammelte Werke. Bd. XIII. London 1963. S. 269.<br />

2) ebd. S. 376.<br />

3) ders.: Ges. Werke. Bd. XIV. London 1968. S. 481.<br />

1) Katastrophale Folgen entstehen, wenn die Legierung der beiden Triebanteile zerfällt und die<br />

positive Kraft die negative nicht mehr binden kann. Dieser Sachverhalt wird am Beispiel des<br />

Triebmörders deutlich: Die seelischen Komponenten fallen auseinander, Liebesgenuß und<br />

Mordimpuls treten gleichermaßen, aber getrennt voneinander auf.<br />

9% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

gestützter Überlegungen supponierten wir einen Todestrieb, dem die Aufgabe<br />

gestellt ist, das organische Lebende in den leblosen Zustand zurückzuführen,<br />

während der Eros das Ziel verfolgt, das Leben durch immer weitergreifende<br />

Zusammenfassung der in Partikel zersprengten lebenden Substanz zu<br />

komplizieren, natürlich es dabei zu erhalten. Beide Triebe benehmen sich dabei<br />

im strengsten Sinne konservativ, indem sie die Wiederherstellung eines durch<br />

die Entstehung des Lebens gestörten Zustandes anstreben. Die Entstehung des<br />

den anorganischen Zustand, der als der Zustand der absoluten Ruhe angesehen<br />

wird. Die zweiten streben nicht nur danach, die bestehenden lebenden<br />

Einheiten zu bewahren, sondern von diesen aus umfassendere Einheiten zu<br />

bilden. So besteht selbst auf der Ebene der Zelle eine Tendenz, die ". . . die<br />

Teile der lebenden Substanz zueinanderzudrän-gen und zusammenzuhalten<br />

sucht . . ." (ia). Diese Tendenz findet<br />

dieser Perspektive muß "... alles Lebende aus inneren Ursachen sterben" (ia). "<br />

Die Libido trifft in (vielzelligen) Lebewesen auf den dort herrschenden Todesoder<br />

Destruktionstrieb, welcher dies Zellenwesen zersetzen und jeden<br />

einzelnen Elementarorganismus in den Zustand der anorganischen Stabilität [...]<br />

überführen möchte. Sie hat die Aufgabe, diesen destruierenden Trieb<br />

unschädlich zu machen, und entledigt sich ihrer, indem sie ihn zum großen<br />

Teil und bald mit Hilfe<br />

seines Werkes festhielt. Die ersten streben nach Destruktion der lebenden<br />

Einheiten, nach einem radikalen Ausgleich der Spannungen und nach der<br />

Rückkehr in den anorganischen Zustand, der als der Zustand der absoluten Ruhe<br />

angesehen wird. Die zweiten streben nicht nur danach, die bestehenden<br />

lebenden Einheiten zu bewahren, sondern von diesen aus umfassendere<br />

Einheiten zu bilden. So besteht selbst auf der Ebene<br />

mehr dunkel. Sie muß uns den Kampf zwischen Eros und Tod, Lebenstrieb und<br />

Destruktionstrieb zeigen, wie er sich an der Menschenart vollzieht. Dieser<br />

Kampf ist der wesentliche Inhalt des Lebens überhaupt, und darum ist die<br />

Kulturentwicklung kurzweg zu bezeichnen als der Lebenskampf der<br />

Menschenart.4) Und diesen Streit der Giganten wollen unsere Kinderfrauen<br />

53 Freud, Sigmund: Gesammelte Werke 1920-1939. Schrift..., 1939, S.<br />

54 Laplanche, Jean: Das Vokabular der Psychoanalyse, 1...., 1973, S. 280<br />

55 Laplanche, Jean: Das Vokabular der Psychoanalyse, 2...., 1973, S. 495<br />

54 Laplanche, Jean: Das Vokabular der Psychoanalyse, 1...., 1973, S. 280<br />

53 Freud, Sigmund: Gesammelte Werke 1920-1939. Schrift..., 1939, S.<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 75<br />

Triebanteil zu binden und durch Neutralisierung ihn an der Auswirkung seiner<br />

destruktiven Tendenz zumindest partiell zu hindern. 1<br />

Der"Abkömmling und<br />

Hauptvertreter des Todestriebes" ist der Aggressionstrieb. Da Freuds<br />

Gewissenslehre damit zusammenhängt, bedarf er kurzer Erläuterung: Die<br />

Grundthematik des Lebens impliziert den Antagonismus von Schaffen und<br />

Zerstören. An sich würde danach menschliches Leben so ablaufen, daß die<br />

lebendige Substanz einerseits aufbaut und Bestand haben will, andererseits<br />

rückläufig der Auflösung und Selbstzerstörung zustrebt. Nun wendet der<br />

Organismus im Interesse der Selbsterhaltung den schädlichen Trieb nach außen<br />

1) Katastrophale Folgen entstehen, wenn die Legierung der beiden Triebanteile zerfällt und die<br />

positive Kraft die negative nicht mehr binden kann. Dieser Sachverhalt wird am Beispiel des<br />

Triebmörders deutlich: Die seelischen Komponenten fallen auseinander, Liebesgenuß und<br />

Mordimpuls treten gleichermaßen, aber getrennt voneinander auf.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Haß, Zuneigung und Aggression, >Himmel und Hölle< beisammenwohnen.<br />

Genese des Aggressionstriebs 20 Freuds Theorie des Aggressionstriebs bedarf<br />

näherer Erläuterung, da seine Gewissenslehre mit ihr verquickt ist. Die<br />

Grundthematik des Lebens impliziert den Antagonismus von Schaffen und<br />

Zerstören. An sich würde die Bewegung so verlaufen: Die lebendige Substanz<br />

baut sich einerseits auf und will Bestand haben, anderseits strebt sie<br />

rückläufig der Auflösung und Selbstzerstörung zu. Im<br />

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56 Stadter, Ernst: Psychoanalyse und Gewissen, 1970, S. 48<br />

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7% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 75<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

nach außen ab, der dann als auf die Mitwelt gerichtete Destruktionsneigung Gewissen "im Anfang entstanden durch die Unterdrückung einer Aggression<br />

erscheint. Da aber die Welt darauf wiederum mit Rache und Aggression und verstärkt sich durch eine solche Unterdrückung". Oder wie Freud diese<br />

antwortet, ist das Individuum erneut gefährdet und richtet den Triebimpuls Theorie an anderer Stelle umreißt: " Die Aggression wird introjiziert,<br />

wieder nach innen. " Die Aggression wird introjiziert, verinnerlicht, eigentlich verinnerlicht, eigentlich aber dorthin zurückgeschickt, woher sie gekommen ist,<br />

aber dorthin zurückgeschickt, woher sie gekommen ist, also gegen das eigene also gegen das eigene Ich gewendet. Dort wird sie von einem Anteil des Ichs<br />

Ich gewendet. Dort wird sie von einem Anteil des Ichs übernommen, der sich übernommen, das sich als Über-kh dem übrigen entgegenstellt, und nun als ><br />

als Über-Ich dem übrigen entgegenstellt, und nun als 'Gewissen' gegen das Ich Gewissen< gegen das Ich dieselbe strenge Aggressionsbereitschaft ausübt, die<br />

dieselbe strenge Aggressionsbereitschaft ausübt, die das Ich gerne an anderen, das Ich gerne an anderen,<br />

fremden Individuen befriedigt hätte. ... Die Kultur bewältigt also die<br />

verinnerlicht, eigentlich aber dorthin zurückgeschickt, woher sie gekommen ist,<br />

gefährliche Aggressionslust des Individuums, indem sie es schwächt,<br />

also gegen das eigene Ich gewendet. Dort wird sie von einem Anteil des Ichs<br />

entwaffnet und durch eine Instanz in seinem Innern, wie durch eine Besatzung<br />

übernommen, das sich als Über-Ich dem übrigen entgegenstellt und nun als"<br />

in der eroberten Stadt, überwachen läßt" 2 . Zu dem schmerzlichen Prozess der<br />

Kultivierung des Individuums gehört nach Freud neben der Bewältigung des<br />

Aggressionstriebes vor allem die Ablösung des sämtliche Funktionen des<br />

Seelenapparates beherrschenden Lustprinzips durch das Realitätsprinzip. Von<br />

Geburt an strebt das<br />

2) Freud,Sigmund: a.a.O. S. 481.<br />

Gewissen" gegen das Ich dieselbe strenge Aggressionsbereitschaft ausübt, die<br />

das Ich gerne an anderen, fremden Individuen befriedigt hätte. Die Spannung<br />

zwischen dem gestrengen Über-Ich und dem ihm unterworfenen Ich heißen wir<br />

Schuldbewußtsein; sie äußert sich als Strafbedürfnis. Die Kultur bewältigt also<br />

die gefährliche<br />

anderen, fremden Individuen befriedigt hätte. Die Spannung zwischen dem<br />

gestrengen Uberich und dem ihm unterworfenen Ich heißen wir<br />

Schuldbewußtsein, sie äußert sich als Strafbedürfnis. Die Kultur bewältigt also<br />

die gefährliche Aggressionslust des Individuums, indem sie es schwächt,<br />

entwaffnet und durch eine Instanz in seinem Innern . . . überwachen läßt." 41<br />

Die<br />

genetische Betrachtungsweise Freuds wird auch in der Frage nach Gut und Böse<br />

sehr schön ersichtlich. Er lehnt ein ursprüngliches Unterscheidungsvermögen<br />

für Gut<br />

äußert sich als Strafbedürfnis. Die Kultur bewältigt also die gefährliche<br />

Aggressionslust des Individuums, indem sie es schwächt, entwaffnet und durch<br />

eine Instanz in seinem Inneren, wie durch eine Besatzung in der eroberten<br />

Stadt, überwachen läßt. Über die Entstehung des Schuldgefühls denkt der<br />

Analytiker anders als sonst die Psychologen; auch ihm wird es nicht leicht,<br />

darüber Rechenschaft zu geben. Zunächst, wenn<br />

45 Baumhauer, Otto: Das Vor-Urteil des Gewissens, 1970, S. 27<br />

53 Freud, Sigmund: Gesammelte Werke 1920-1939. Schrift..., 1939, S.<br />

57 Spengler, Ernst: Das Gewissen bei Freud und Jung. Mi..., 1964, S. 21<br />

53 Freud, Sigmund: Gesammelte Werke 1920-1939. Schrift..., 1939, S.<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 76<br />

Prozess der Kultivierung des Individuums gehört nach Freud neben der<br />

Bewältigung des Aggressionstriebes vor allem die Ablösung des sämtliche<br />

Funktionen des Seelenapparates beherrschenden Lustprinzips durch das<br />

Realitätsprinzip. Von Geburt an strebt das Individuum nach Freud bei allem,<br />

was es tut, nach Gewinnung von Lust und Vermeidung von Unlust. Diesem<br />

Streben setzt die Realität spürbare Grenzen. Steht dem Menschen rein<br />

theoretisch der Weg offen, ohne Rücksicht auf die Umwelt die egoistische<br />

Befriedigung aller seiner Wünsche zu suchen, so ist dies praktisch aufgrund zu<br />

erwartender harter Sanktionen durch die Gesellschaft unmöglich. Weil der<br />

Mensch die Geborgenheit im Raum der Gruppe braucht, für ihn der Boykott<br />

der Mitwelt zu<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Impuls, den wir in unserer Brust verspüren."27 Lustprinzip und<br />

Realitätsprinzip Lustprinzip Das Lustprinzip beherrscht nach Freud sämtliche<br />

Funktionen des Seelenapparates. Jedes Individuum strebt im Grund bei allem,<br />

was es tut, nach Gewinnung von Lust und Vermeidung von Unlust. Die<br />

Steigerung der Erregungsquantität in der Psyche ruft unangenehme<br />

Empfindungen hervor, die Abfuhr der gestauten Triebenergie ist mit<br />

angenehmen Gefühlen verbunden.28 Sogar die sublimen Vollzüge<br />

mehr abreißen. Auch im späteren Dasein muß sich das Individuum der Realität<br />

beugen. Zwar steht ihm rein theoretisch der Ausweg offen, seinen<br />

Bedürfnissen nachzugeben und ohne Rücksicht auf die Umwelt die egoistische<br />

Befriedigung sämtlicher Wünsche zu suchen. Doch gegen den anfänglichen<br />

Lustgewinn würde es ein ungleich höheres Maß an Unlust eintauschen. Denn<br />

die übrigen Glieder der Gemeinschaft melden<br />

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82<br />

56 Stadter, Ernst: Psychoanalyse und Gewissen, 1970, S. 51<br />

56 Stadter, Ernst: Psychoanalyse und Gewissen, 1970, S. 52<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 76<br />

die Bewältigung des Aggressionstriebes und die Verdrängung des Lustprinzips<br />

durch das Realitätsprinzip vollziehen sich innerhalb dreier von Freud<br />

unterschiedenener psychischer Instanzen. Ausgangspunkt dafür ist die in der<br />

Psychoanalyse grundlegende Unterscheidung von Bewußtsein, Vorbewußtem<br />

und Unbewußtem. " Bewußtsein ist zunächst ein rein deskriptiver Terminus, der<br />

sich auf eine unmittelbarste und sicherste Wahrnehmung beruft" 2 . Die<br />

Erfahrung, daß der Zustand des Bewußtseins rasch vorübergehen kann, eine<br />

jetzt bewußte Vorstellung im nächsten Augenblick unbewußt und dann aber<br />

unter bestimmten Umständen wieder bewußt werden kann, läßt Freud annehmen,<br />

daß sie zwar deskriptiv,<br />

2) ders.: Ges. Werke. Bd. XIII. London 1963. S. 240.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

denen er bis dahin die Struktur der Psyche zu erfassen gestrebt hatte: den des<br />

Bewußtseins (Bw), den des Vorbewußten (Vbw) und den des Unbewußten (Ubw)<br />

. " Bewußtsein ist zunächst ein rein deskriptiver Terminus, der sich auf die<br />

unmittelbarste und sicherste Wahrnehmung beruft. Die Erfahrung zeigt uns<br />

dann, daß ein psychisches Element, z. B. eine Vorstellung, nicht dauernd<br />

bewußt ist." Der Zustand des Bewußtseins<br />

ist aber auch unfähig, die Probleme des Traumes und der Hypnose zu lösen.<br />

Bewußt sein ist zunächst ein rein deskriptiver Terminus, der sich auf die<br />

unmittelbarste und sicherste Wahrnehmung beruft. Die Erfahrung zeigt uns<br />

dann, daß ein psychisches Element, zum Beispiel eine Vorstellung, gewöhnlich<br />

nicht dauernd bewußt ist. Es ist vielmehr charakteristisch, daß der Zustand<br />

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83<br />

58 Bally, Gustav: Die Psychologie Sigmund Freuds, 1959, S. 53<br />

53 Freud, Sigmund: Gesammelte Werke 1920-1939. Schrift..., 1939, S.<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 77<br />

Erfahrungen widersetzt. 1<br />

Freud nennt dieses dynamische unbewußte<br />

Verdrängte das eigentliche Unbewußte. Unbewußte Vorstellungen vollziehen<br />

sich an irgendwelchem unerkannt bleibenden Material. Vorbewußte<br />

Vorstellungen sind immer mit Wortvorstellungen verbunden, die<br />

Erinnerungsreste von schon einmal erfolgten Wahrnehmungen sind. " Bewußt<br />

werden kann nur das, was schon einmal bewußte Wahrnehmung war, und was<br />

außer Gefühlen von innen her bewußt werden will, muß versuchen, sich in<br />

äußere Wahrnehmungen umzusetzen" 2 . Beim Prozeß des Bewußtwerdens kann<br />

Unbewußtes erst in Bewußtes bzw. Bewußtes erst in Unbewußtes übergehen,<br />

wenn vorbewußte Mittelglieder durch analytische Arbeit hergestellt werden.<br />

Nun stellt Freud bei Psychoanalysen an Kranken fest, daß sie oftmals<br />

Schwierigkeiten<br />

1) Die Methoden der Psychoanalyse dienen dazu, diese Widerstandskraft zu überwinden und<br />

dadurch solche verdrängten Erfahrungen bewußt zu machen.<br />

2) Freud,Sigmund: a.a.O. S. 247.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

einmal Wahrnehmungen und können wie alle Erinnerungsreste wieder bewußt<br />

werden. Ehe wir noch weiter von ihrer Natur handeln, dämmert uns wie eine<br />

neue Einsicht auf: bewußt werden kann nur das, was schon einmal bw<br />

Wahrnehmung war, und was außer Gefühlen von innen her bewußt werden<br />

will, muß versuchen, sich in äußere Wahrnehmungen umzusetzen. Dies wird<br />

mittels der Erinnerungsspuren möglich. Die Erinnerungsreste denken wir uns<br />

in Systemen enthalten, welche unmittelbar an das System W-Bw anstoßen, so<br />

daß ihre Besetzungen<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

84<br />

53 Freud, Sigmund: Gesammelte Werke 1920-1939. Schrift..., 1939, S.<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 77<br />

hergestellt werden. Nun stellt Freud bei Psychoanalysen an Kranken fest, daß<br />

sie oftmals Schwierigkeiten haben, sich Verdrängtem zu nähern, unter der<br />

Herrschaft eines Widerstandes stehen, der ihnen nicht bewußt ist, der aber zum<br />

Ich gehört. " Wir haben im Ich selbst etwas gefunden, was auch unbewußt ist,<br />

sich gerade so benimmt, wie das Verdrängte, das heißt starke Wirkungen<br />

äußert, ohne selbst bewußt zu werden". 3<br />

Daraus folgert er, daß die<br />

neurotischen Konflikte sich nicht zwischen Bewußtem und Unbewußtem<br />

abspielen, sondern im Gegensatz " zwischen dem zusammenhängenden Ich und<br />

dem von ihm abgespaltenen Verdrängten" 4 . Es ist also ein gewichtiger Teil des<br />

Ich unbewußt in bisher noch nicht beschriebenem Sinn, so daß Freud ein<br />

drittes, zum Ich gehörendes Nichtbewußtes annimmt, das er Über-Ich nennt.<br />

Von diesen Erkenntnissen her kommt<br />

3) ebd. S. 244.<br />

4) ebd. S. 244.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ihn nicht zu benennen und anzugeben. Da aber dieser Widerstand sicherlich von<br />

seinem Ich ausgeht und diesem angehört, so stehen wir vor einer<br />

unvorhergesehenen Situation. Wir haben im Ich selbst etwas gefunden, was<br />

auch unbewußt ist, sich gerade so benimmt 5wie das Verdrängte, das heißt<br />

starke Wirkungen äußert, ohne selbst bewußt zu werden, und zu dessen<br />

Bewußtmachung es einer besonderen Arbeit bedarf. Die Folge dieser<br />

Erfahrung für die analytische Praxis ist, daß wir in unendlich viele<br />

Undeutlichkeiten und<br />

dem Bewußten und dem Unbewußten zurückführen wollen. Wir müssen für<br />

diesen Gegensatz aus unserer Einsicht in die strukturellen Verhältnisse des<br />

Seelenlebens einen anderen einsetzen: den zwischen dem zusammenhängenden<br />

Ich und dem von ihm abgespaltenen Verdrängten.2) Die Folgen für unsere<br />

Auffassung des Unbewußten sind aber noch bedeutsamer. Die dynamische<br />

Betrachtung hatte uns die erste Korrektur gebracht, die strukturelle Einsicht<br />

bringt uns<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

85<br />

59 Freud, Sigmund: Das Ich und das Es, 1940, S. 4<br />

53 Freud, Sigmund: Gesammelte Werke 1920-1939. Schrift..., 1939, S.<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 78<br />

Freud zur Unterscheidung dreier psychischer Instanzen: dem Es, dem Ich und<br />

dem Über-Ich. Zum Es erklärt er, daß es der Bezirk jener unbekannten,<br />

unbeherrschbaren Mächte sei, von denen wir "gelebt" werden. 1<br />

Zu ihm gehört<br />

alles, was im psychischen Bereich ererbt, bei Geburt mitgebracht,<br />

konstitutionell festgelegt ist, vor allem die aus der Körperorganisation<br />

stammenden Triebe. Das Es ist selbst nicht bestimmbar. " Das Es ... hat kein<br />

Mittel, dem Ich Liebe oder Haß zu bezeugen. Es kann nicht sagen, was es will;<br />

es hat keinen eigentlichen Willen zustande gebracht. Eros und Todestrieb<br />

kämpfen in ihm" 2 . Das Es bildet den Triebpol der Persönlichkeit, den<br />

Kampfplatz von Eros und Thanatos. In ihm herrscht das Lustprinzip und "<br />

selbstverständlich kennt das Es keine Wertungen, kein Gut und Böse, keine<br />

Moral" 3 . Freud nennt es "ein Chaos, einen Kessel voll brodelnder Erregungen" 4<br />

. Von den Trieben her ist es mit Energie gefüllt. Es hat weder eine<br />

Organisation noch bringt es einen Gesamtwillen auf. Es steht im Dienst der<br />

Triebbefriedigung unter Einhaltung des Lustprinzips. Ökonomisch gesehen ist<br />

das Es das Hauptreservoir der psychischen Energie. Dynamisch betrachtet<br />

steht es<br />

12% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

zeigen, daß dem wirklich so ist. Die tiefste Schicht im Seelenhaushalt,<br />

gleichsam der Seelengrund, be steht in dem, was Freud das E s nennt. " Sein<br />

Inhalt ist alles, was (im psychischen Bereich) ererbt, bei Geburt mitgebracht,<br />

konstitutionell fest gelegt ist, vor allem also' die aus der Körperorganisation<br />

stammenden Triebe. " 3 Diese Triebe, die im körperlichen Organismus wurzeln,<br />

sind einerseits der Todestrieb, der zerstörerischer<br />

faßt die Psyche als einen Apparat auf2*. In diesem unterscheidet er drei<br />

Instanzen: Es, Ich und Uberich. Das Es umfaßt alles Ererbte, Konstitutionelle,<br />

vor allem die "aus der Körperorganisation stammenden Triebe". Triebe sind<br />

definiert als jene Kräfte, die Freud hinter den Bedürfnisspannungen des Es<br />

annimmt. Sie repräsentieren die körperlichen Anforderungen an das<br />

Seelenleben. Sie sind letzte<br />

nennt. Dieses Es ist selbst nicht bestimmbar. Was können wir darüber<br />

aussagen? Nur das, was wir von unserer Kenntnis des Ich aus ahnend<br />

wahrnehmen können. < Das Es... hat kein Mittel, dem Ich Liebe oder Haß zu<br />

bezeugen. Es kann nicht sagen, was es will; es hat keinen eigentlichen Willen<br />

zustande gebracht. Eros und Todestrieb kämpfen in ihm"... Wir können sagen,<br />

daß


Textstelle (Prüfdokument) S. 78<br />

in Konflikt mit dem Ich und dem Über-Ich, die - genetisch gesehen -<br />

Differenzierungen seiner sind. Das Bewußtwerden der Es-Inhalte geschieht<br />

nach Freud, indem sie "mit Wortresten verknüpft" und dadurch sprachlich<br />

artikulierbar werden. So entzieht das Ich dem Es Energiebeträge Nach Freud<br />

1) Freud übernimmt den Begriff "Es" von Georg Groddeck, der "wohl dem Beispiel Nietzsches<br />

gefolgt (ist), bei dem dieser grammatikalische Ausdruck für das Unpersönliche und<br />

sozusagen Naturnotwendige in unserem Wesen durchaus gebrauchlich ist" (ebd. S. 251).<br />

2) ebd. S. 289.<br />

3) ders.: Ges. Werke. Bd. XV. London 1967. S. 81.<br />

4) ebd. S. 80.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

einesteils erblich und angeboren, andemteils verdrängt und erworben.<br />

ökonomisch gesehen ist das Es für Freud das Hauptreservoix der psychischen<br />

Energie; dynamisch gesehen läßt es sich in Konflikt mit dem Ich und dem<br />

Überich ein, die, genetisch gesehen, Differenzierungen von ihm sind. Der<br />

Ausdruck "das Es" wird in Das Ich und das Es (19*3) eingeführt. Freud<br />

übernimmt ihn von<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

87<br />

54 Laplanche, Jean: Das Vokabular der Psychoanalyse, 1...., 1973, S. 147<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 78<br />

genetisch gesehen -Differenzierungen seiner sind. Das Bewußtwerden der Es-<br />

Inhalte geschieht nach Freud, indem sie "mit Wortresten verknüpft" und<br />

dadurch sprachlich artikulierbar werden. So entzieht das Ich dem Es<br />

Energiebeträge Nach Freud ist das Ich ein Stück vom Es, " ein durch die Nähe<br />

der gefahrdrohenden Aussenwelt zweckmäßig verändertes Stück" 5 . Es ist mit<br />

den Organen der Reizaufnahme ausgestattet und hat eine besondere<br />

Organisation hergestellt, die zwischen Es und Aussenwelt vermittelt. Dem<br />

Lustprinzip des "Es" steht das Realitätsprinzip des "Ich" gegenüber. Am Ich<br />

hängt das Bewußtsein, es steuert die Zugänge zur Motilität, es gewährleistet die<br />

Verbindung von Sach- und Wortvorstellungen. Das Verhältnis von Es und Ich<br />

beschreibt Freud mit dem Bild vom Ross und dem<br />

5) ebd. S. 83.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Das "Ich": Es ist der durch die Umwelt veränderte Teil des Es, welcher mit<br />

Besonnenheit und Vernunft bezeichnet werden kann. "Das Ich ist doch nur ein<br />

Stück vom Es, ein durch die Nähe der gefahrdrohenden Aussenwelt<br />

zweckmässig verändertes Stück. In dynamischer Hinsicht ist es schwach, seine<br />

Energien hat es dem Es entlehnt, und wir sind nicht ganz ohne Einsicht in die<br />

Methoden, man könnte<br />

die Nähe und Gefahr der drohenden Außenwelt zweckmäßig veränderte Stück<br />

des >EsEs< steht das Realitätsprinzip des<br />

>Ich< entgegen.43 Am >Ich< hängt das Bewußtsein, welches die Welt<br />

repräsentiert. Zugleich beherrscht es die Zugänge zum Willen. Erkennendes<br />

Bewußtsein und entscheidender Wille haben die Aufgabe,<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

88<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 262<br />

56 Stadter, Ernst: Psychoanalyse und Gewissen, 1970, S. 57<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 79<br />

Am Ich hängt das Bewußtsein, es steuert die Zugänge zur Motilität, es<br />

gewährleistet die Verbindung von Sach- und Wortvorstellungen. Das<br />

Verhältnis von Es und Ich beschreibt Freud mit dem Bild vom Ross und dem<br />

Reiter: " Es gleicht so im Verhältnis zum Es dem Reiter, der die überlegene<br />

Kraft des Pferdes zügeln soll, mit dem Unterschied, daß der Reiter dies mit<br />

eigenen Kräften versucht, das Ich mit geborgten". Oft müsse der Reiter das<br />

Ross dorthin führen, wohin es wolle, " so pflegt auch das Ich den Willen des Es<br />

in Handlung umzusetzen, als ob es der eigene wäre" 1 . Kurzum: das Ich<br />

übernimmt die Aufgabe der Selbstbehauptung durch Koordinierung der<br />

Triebkräfte des Es, der Befehle des Über-Ich und der Forderungen der Realität.<br />

Die schwierige Aufgabe der Vermittlung von Innen und Aussen beschreibt<br />

Freud<br />

1) ders.: Ges. Werke. Bd. XIII. S. 253.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ideell richtig zu verstehen. Die funktionelle Wichtigkeit des Ichs kommt darin<br />

zum Ausdruck, daß ihm normalerweise die Herrschaft über die Zugänge zur<br />

Motilität eingeräumt ist. Es gleicht so im Verhältnis zum Es dem Reiter, der die<br />

überlegene Kraft des Pferdes zügeln soll, mit dem Unterschied, daß der Reiter<br />

dies mit eigenen Kräften versucht, das Ich mit geborgten. Dieses Gleichnis<br />

trägt ein Stück weiter. Wie dem Reiter, will er sich nicht vom Pferd trennen,<br />

oft nichts anderes übrigbleibt, als es dahin zu führen, wohin es gehen will, so<br />

pflegt auch das Ich den Willen des Es in Handlung umzusetzen, als ob es der<br />

eigene wäre. Auf die Entstehung des Ichs und seine Absonderung vom Es<br />

scheint noch ein anderes Moment als der Einfluß des Systems W hingewirkt zu<br />

haben. Der eigene<br />

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12.01.2014<br />

89<br />

53 Freud, Sigmund: Gesammelte Werke 1920-1939. Schrift..., 1939, S.<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 79<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Ich ein unbewußt zensorischer Faktor wirkt, kommt Freud zur Annahme der Ich. Hier gibt er ihm endlich auch den Namen "Über-Ich", den er anfänglich<br />

dritten psychischen Instanz: dem Über-Ich. 3.1.4. Das Gewissen als Funktion synonym mit dem des Ich-Ideals gebraucht. Später wird er dem "<br />

des Über-Ich Freud kennzeichnet das Über-Ich als unbewußten Anteil des Ich Aufsichtsorgan, das sich der Mensch im Kern des Ich geschaffen hat, welches<br />

, als " AufSichtsorgan, das sich der Mensch im Kern des Ich geschaffen hat, seine eigenen Regungen und Handlungen überwacht, ob sie mit seinen<br />

welches seine eigenen Regungen und Handlungen überwacht, ob sie mit seinen Anforderungen zusammenstimmen" ( XII/8), den Namen des Über-Ich<br />

Anforderungen zusammenstimmen" 3 . Es ist " für uns die Vertretung aller reservieren, während das Ich-Ideal sozusagen seinen Gehalt darstellt: Das Übermoralischen<br />

Beschränkungen, der Anwalt des Strebens nach Vervollkommnung" 4<br />

Ich ist "der Träger des Ich-Ideals, an dem<br />

. Seine Funktionen sind: die Selbstbeobachtung als Voraussetzung für die<br />

es zu erfüllen bemüht ist" (XV/71). 3 Und welches ist nun die Funktion dieses<br />

richterliche Tätigkeit des Gewissens, das Gewissen in der eigentlichen<br />

Übcr-Ich im Leben des einzelnen bzw. der Menschen* Das Über-Ich ist für uns<br />

Richterfunktion und das Ich-Ideal, fungierend als Wunschvorstellung, an dem<br />

die Vertretung aller moralischen Beschränkungen der Anwalt des Strebens nach<br />

das Ich sich mißt. Den Unterschied zwischen Gewissen und Ich-Ideal<br />

Vervollkommnung, kurz das was uns von dem sogenannten Höheren im<br />

verdeutlicht Freud in der Unterscheidung von Schuldgefühl und<br />

Menschenleben psychologisch greifbar geworden ist4 (XV/73). Da aber nun "<br />

Minderwertigkeitsgefühl:<br />

das Über-Ich des Kindes eigentlich nicht nach<br />

3) ders.: Ges. Werke. Bd. XII. London<br />

beginne, ist das Gewissen, aber es ist vorsichtiger, diese Instanz selbständig zu<br />

4) ders.: Ges. Werke. Bd. XV. S. 73.<br />

halten und anzunehmen, das Gewissen sei eine ihrer Funktionen, und die<br />

Selbstbeobachtung, die als Voraussetzung für die richterliche Tätigkeit des<br />

Gewissens unentbehrlich ist, sei eine andere"'. An einer anderen Stelle meint er,<br />

daß es unmöglich sei, eine solche Instanz zu entdecken, die wir Gewissen<br />

nennen: "Wenn<br />

58 Bally, Gustav: Die Psychologie Sigmund Freuds, 1959, S. 57<br />

58 Bally, Gustav: Die Psychologie Sigmund Freuds, 1959, S. 58<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 19<br />

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12.01.2014<br />

90<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 80<br />

Gewissen in der eigentlichen Richterfunktion und das Ich-Ideal, fungierend als<br />

Wunschvorstellung, an dem das Ich sich mißt. Den Unterschied zwischen<br />

Gewissen und Ich-Ideal verdeutlicht Freud in der Unterscheidung von<br />

Schuldgefühl und Minderwertigkeitsgefühl: Beide Gefühle sind das Ergebnis<br />

einer Spannung zwischen Ich und Gewissen, beim Minderwertigkeitsgefühl<br />

wirkt die Spannung zwischen Ich und Ich-Ideal, beim Schuldgefühl die<br />

zwischen Ich und Gewissen. Für die Entstehung des Über-Ich und damit auch<br />

der Gewissensfunktion nimmt Freud zwei Phasen<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

die Idealfunktion2'. Die Unterscheidung zwischen den beiden letzten<br />

Funktionen wird besonders dort deutlich, wo Freud versucht, zwischen<br />

Schuldgefühl und Minderwertigkeitsgefühl einen Unterschied<br />

herauszuarbeiten. Die beiden Gefühle sind das Ergebnis einer Spannung<br />

zwischen dem 7ch und dem Uber- Ich, aber das erste steht in Zusammenhang<br />

mit dem Gewissen, das zweite mit dem Ich-Ideal, sofern dieses eher geliebt<br />

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91<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 24<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 80<br />

Spannung zwischen Ich und Ich-Ideal, beim Schuldgefühl die zwischen Ich und<br />

Gewissen. Für die Entstehung des Über-Ich und damit auch der<br />

Gewissensfunktion nimmt Freud zwei Phasen an: Die erste Phase resultiert aus<br />

der Abhängigkeit des Kindes von der elterlichen Autorität. Zugrunde liegt die<br />

Annahme, daß der Mensch kein natürliches Unterscheidungsvermögen für Gut<br />

und Böse hat. Oft sei das Böse überhaupt nicht das für das Ich Schädliche oder<br />

Gefährliche, " im Gegenteil auch etwas, was ihm erwünscht ist, ihm Vergnügen<br />

bereitet" 1 . Es ist also fremder Einfluß, im Fall des Kindes primär von den<br />

Eltern kommend, der bestimmt, was gut und böse ist. Da eigenes Empfinden<br />

das Kind nicht zur gleichen Bestimmung führt, muß es ein Motiv haben, sich<br />

dem fremden Einfluß zu unterwerfen. "<br />

18% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ethischen Werten auf Erlebnisse in der frühen Kindheit zurück. Er<br />

unterscheidet hier zwei Phasen24 in der Uber- Ich-Entwicklung. Die erste Phase<br />

stellt sich als Abhängigkeit des Kindes von der elterlichen Autorität dar. Die<br />

Eltern "Bestimmen, was gut und was böse ist. Das Kind muß sich bemühen, die<br />

Gebote und Verbote anzuerkennen. So bildet sich langsam ein "<br />

ist gut, wie es aus den Händen des Schöpfers kommt" (Rousseau), welche als<br />

Konsequenzen das Recht bestreiten, dem Heranwachsenden durch die<br />

Erwachsenen Erziehungsziele zu setzen. Zugrunde liegt die Annahme, daß der<br />

Mensch von seiner rein biologischen Ausstattung (Gene) bereits alles mitbringt,<br />

was ihn für ein geregeltes mitmenschliches Zusammenleben prädestiniert. Dies<br />

läßt sich jedoch bestenfalls als<br />

Freud selbst von dieser Anschauung zu finden? An anderer Stelle haben wir<br />

schon daraufhingewiesen, daß es schwierig ist, seine Einsichten kohärent<br />

zusammenzufassen [172, S. 53]. Nach Freud hat der Mensch kein natürliches<br />

Unterscheidungsvermögen für Gut und Böse. Wohl sind der Lebens- und der<br />

Todesdrang angeboren. Die Gewissenslehre bei Freud wird allein aus dem<br />

Streit zwischen zwei Trieben zu verstehen sein [74, S. 227]. Das Gewissen<br />

erkannt hat". Die Frage stellt sich Freud deshalb, weil für ihn feststeht: "Ein<br />

ursprüngliches, sozudarf man ablehnen. Das Böse ist oft gar nicht das dem Ich<br />

Schädliche oder Gefährliche, im Gegenteil auch etwas, was ihm erwünscht ist,<br />

ihm Vergnügen bereitet." Aus dieser Feststellung, sagen natürliches<br />

Unterscheidungsvermögen für Gut und Böse die sich aus seiner<br />

Gesamtkonzeption ergibt, zieht Freud zwei Folgerungen: Erstens. "Darin zeigt<br />

sich also<br />

ist ebenso leer wie die Formel, daß man das Gute tun und das Böse unterlassen<br />

soll, und setzt wie diese eine normative Ordnung voraus, die bestimmt, was gut<br />

und böse ist, das heißt: was man tun und was man unterlassen, wie man sich<br />

verhalten soll. Und wenn man mit der Formel: Jedem das Seine, meint: jedem<br />

bestimmt, was Gut und Böse heißen soll. Da eigene Empfindung den Menschen<br />

nicht auf denselben Weg geführt hätte, muß er ein Motiv haben, sich diesem<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 25<br />

64 Schröder, Hartwig: Wertorientierter Unterricht, 1978, S. 22<br />

43 Huijts, Joseph Hubertus: Gewissensbildung, 1969, S. 78<br />

45 Baumhauer, Otto: Das Vor-Urteil des Gewissens, 1970, S. 24<br />

65 Kelsen, H.: Reine Rechtslehre, 2. A..., 1960, S. 376<br />

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92<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 80<br />

Es ist in seiner Hilflosigkeit und Abhängigkeit von anderen leicht zu entdecken,<br />

kann am besten als Angst vor Liebesverlust bezeichnet werden" 2 . Das Kind<br />

meidet also das Böse - auch dann, wenn es ihm eigentlich Vergnügen bereiten<br />

würde - aus Angst davor, die Liebe der Eltern zu verlieren. Mit diesem<br />

Liebesverlust büßt es " auch den Schutz vor mancherlei Gefahren ein, setzt sich<br />

vor allem der Gefahr aus, daß dieser Übermächtige ihm in der Form der<br />

Bestrafung seine Überlegenheit erweist" 3 . Verstößt das Kind gegen den<br />

elterlichen Normenkodex, so bildet sich das "schlechte Gewissen". Eigentlich -<br />

so Freud - verdiene dieser Zustand den Namen Gewissen nicht, weil solches<br />

Schuldbewußtsein nichts weiter sei, als eine "soziale Angst", die abhängig ist<br />

von der Anwesenheit der elterlichen Autorität. 1<br />

Von Gewissen und<br />

eigentlichem Schuldgefühl kann man nach Freud erst dann sprechen, wenn "die<br />

Autorität durch die Aufrichtung eines Über-Ich verinnerlicht wird". Dann fällt<br />

die Angst vor dem EntdeckVerden und der Unterschied zwischen Böses tun und<br />

Böses wollen weg, "denn vor dem Über-Ich kann sich nichts verbergen, auch<br />

Gedanken nicht" 2 . Die Aufrichtung des Über-Ich ist das Ergebnis der<br />

Überwindung unbefriedigt gebliebener Triebbedürfnisse zum Abschluß der<br />

genitalen Phase zwischen dem 5. und 6. Lebensjahr. In dieser Phase, die etwa<br />

ab dem 3. Lebensjahr beginnt, erlebt das Kind den<br />

1) ders.: Ges. Werke. Bd. XIV. S. 483.<br />

2) ebd. S. 483.<br />

3) ebd. S. 483/484.<br />

1) "Beim kleinen Kind kann es niemals etwas anderes sein, aber auch bei vielen Erwachsenen<br />

ändert sich nicht mehr daran, als daß an Stelle des Vaters oder beider Eltern die größere<br />

menschliche Gemeinschaft tritt. Darum gestatten sie sich regelmäßig, das Böse, das ihnen<br />

Annehmlichkeiten verspricht, auszuführen, wenn sie nur sicher sind, daß die Autorität nichts<br />

davon erfährt oder ihnen nichts anhaben kann, und ihre Angst gilt allein der Entdeckung. Mit<br />

diesem Zustand hat die Gesellschaft unserer Tage im allgemeinen zu rechnen" (ebd. S. 484).<br />

2) ebd. S. 484.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

fremden Einfluß zu unterwerfen. Es ist in seiner Hilflosigkeit und<br />

Abhängigkeit von anderen leicht zu entdecken, kann am besten als Angst vor<br />

dem Liebesverlust bezeichnet werden. Verliert er die Liebe des anderen, von<br />

dem er abhängig ist, so büßt er auch den Schutz vor mancherlei Gefahren ein,<br />

setzt sich vor allem der Gefahr aus, daß dieser Übermächtige ihm in der Form<br />

der Bestrafung seine Überlegenheit erweist. Das Böse ist also anfänglich<br />

dasjenige, wofür man mit Liebesverlust bedroht wird; aus Angst vor diesem<br />

Verlust muß man es vermeiden. Darum macht es auch<br />

Kind muß sich bemühen, die Gebote und Verbote anzuerkennen. So bildet sich<br />

langsam ein "soziales Gewissen", dem Freud keine besondere Kraft gibt, weil<br />

seine Funktion abhängig ist von der Anwesenheit der elterlichen Autorität.<br />

Sobald sich die Umwelt ändert, kann es wegfallen," und dann können wieder<br />

die Triebbedürfnisse nach dem Lustprinzip herrschen. Wenn diesem sozialen<br />

Gewissen ein schwaches Uberdieser<br />

Stufe ist das Schuldbewußtsein offenbar nur Angst vor dem<br />

Liebesverlust, ,soziale' Angst". Vielmehr kann man von Gewissen und<br />

Schuldgefühl erst sprechen, wenn die äußere Autorität "durch die Aufrichtung<br />

eines Über-Ich verinnerlicht wird". Damit treten gegenüber der sozialen Angst<br />

des Kindes erhebliche Unterschiede auf, wenn auch auf Grund der Genese, der<br />

Entwicklung des Gewissens aus der sozialen Angst,<br />

Entwicklung des Gewissens aus der sozialen Angst, Züge dieser kindlichen<br />

Angst vor dem Liebesentzug weiterwirken: "Jetzt entfällt auch die Angst vor<br />

dem Entdecktwerden und vollends der Unterschied zwischen Böses tun und<br />

Böses wollen, denn vor dem Über-Ich kann sich nichts verbergen, auch<br />

Gedanken nicht. Der reale Ernst der Situation ist allerdings vergangen, denn<br />

die neue Autorität, das Über- Ich, hat unseres Glaubens kein Motiv, das Ich, mit<br />

dem es<br />

53 Freud, Sigmund: Gesammelte Werke 1920-1939. Schrift..., 1939, S.<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 25<br />

45 Baumhauer, Otto: Das Vor-Urteil des Gewissens, 1970, S. 25<br />

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12.01.2014<br />

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1<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 81<br />

das Kind den Konflikt zwischen Lust- und Realitätsprinzip darin, daß seinen<br />

Inzestwünschen das Realitätsgesetz in Form des Inzestverbotes der sittlichen<br />

Ordnung entgegensteht. Die stärkste libidinöse Objektbesetzung steht den<br />

Realitätsanforderungen entgegen. Das Kind gibt seinen Triebwunsch, den<br />

gegengeschlechtlichen Elternteil zu haben und wie der gleichgeschlechtliche<br />

zu sein auf und identifiziert sich mit den Eltern als den Vertretern der sittlichen<br />

Ordnung. Es verleibt sich deren Autorität ein und eignet sich ihre Imperative<br />

so an, daß sie ihm als innere Stimme ertönen. Die Bewältigung unbefriedigt<br />

bleibender Triebwünsche, speziell die Überwindung des Ödipus-Komplexes<br />

beim Jungen,<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

seiner Notwendigkeit biologisch vorgezeichneten Vorgangs ist, den er als den<br />

Untergang des Ödipuskomplexes bezeichnet, das heißt als die Folge des<br />

endgültigen Aufgebens des frühkindlichen Wunsches, den<br />

gegengeschlechtlichen Elternteil zu haben und wie der gleichgeschlechtliche<br />

zu sein. Im letzteren Fall wird das Ich des Knaben


Textstelle (Prüfdokument) S. 82<br />

die Idealvorstellung vom Ich gefunden haben, gerecht wird. Es mißt das<br />

aktuelle Ich und seine Betätigungen am Ich-Ideal. 2 1) Freud setzt die Instanz "<br />

Über-Ich" entgegen mancher Darstellungen in Sekundärliteratur nicht mit dem<br />

Gewissen gleich: " Ich könnte einfach sagen, die besondere Instanz, die sich<br />

im Ich zu unterscheiden beginne, ist das Gewissen, aber es ist vorsichtiger,<br />

diese Instanz selbständig zu halten und anzunehmen, .das Gewissen sei eine<br />

ihrer Funktionen, und die Selbstbeobachtung, die als Voraussetzung für die<br />

richterliche Tätigkeit des Gewissens unentbehrlich ist, sei eine andere" ( Ges.<br />

Werke. Bd.XV. S. 65). Für den Erzieher von besonderem Interesse sind - und<br />

dies soll abschließend noch kurz dargestellt werden - Fragen nach Entstehen<br />

und Folgen von überstrengem Gewissen: In jeder Erziehung enstehen nach<br />

Freud durch die Versagung von Bedürfnisbefriedigungen ursprünglich gegen<br />

die Eltern gerichtete, aggressive Impulse. Durch die Introjektion des<br />

Elternimago kommt es zu einer Rückwendung der Aggressionen gegen das<br />

eigene Ich. Immer gilt das Prinzip, daß Triebe, denen eine äußere Befriedigung<br />

versagt ist, sich innerhalb des Organismus auswirken. Wie stark sich nun die<br />

Aggression gegen das eigene Ich auswirkt, wie hart und unerbittlich das Über-<br />

Ich wird, hängt einmal ab von der Moralität der introjizierten Elterninstanz und<br />

zum anderen von der Strenge der<br />

2) Neben der beschriebenen ontogenetisehen Gewissenstheorie gibt Freud auch eine<br />

phylogenetische Begründung des Gewissens, die allerdings nur historischen Wert hat. Dazu<br />

konstruiert er die Geschichte vom Mord am Vater der Urhorde: Der Vater soll ursprünglich den<br />

Besitz aller Frauen beansprucht haben. Aus Haß, der durch dauernden Triebverzicht immer<br />

wieder neu verstärkt wurde, töteten die Söhne den Vater. Diese Tat hatte nicht den unbewußt<br />

erwarteten Erfolg, weil keiner sich an die Stelle des Vaters setzen konnte. Freud meint nun,<br />

nach der Verwirklichung der Haßbestrebungen sei es zum Wiederauftauchen der<br />

unbefriedigten Zärtlichkeitsregungen gegenüber dem ermordeten Vater gekommen. Trauer,<br />

Reue und Sehnsucht hatten Schuldgefühle als Urform der Gewissensregung zur Folge. So soll<br />

aus dem Ambi ......<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

letzten Arbeiten. Er hat sich der Frage sehr vorsichtig genähert. Sehr<br />

bescheiden äußert Freud sich auch dann, als sich das Gewissen der<br />

psychoanalytischen Erkenntnis öffnet: " Ich könnte einfach sagen, die<br />

besondere Instanz, die sich im Ich zu unterscheiden beginne, ist das Gewissen,<br />

aber es ist vorsichtiger, diese Instanz selbständig zu halten und anzunehmen,<br />

das Gewissen sei eine ihrer Funktionen, und die Selbstbeobachtung, die als<br />

Voraussetzung für die richterliche Tätigkeit des Gewissens unentbehrlich ist,<br />

sei eine andere"'. An einer anderen Stelle meint er, daß es unmöglich sei, eine<br />

solche Instanz zu entdecken, die wir Gewissen nennen: "Wenn eine solche<br />

Instanz existiert, so<br />

Ich die Rede, so hat das Eingehen aggressiver Strebungen eine noch größere<br />

Bedeutung für die Psychopathologie. In jeder Erziehung entstehen durch die<br />

Versagung primitiver Bedürfnisse ursprünglich gegen die Eltern gerichtete,<br />

aggressive Impulse. Mit der Introjektion der Elternimago kommt es aber zu<br />

einer Rückwendung der Aggressivität gegen das Ich, denn auch hier gilt das<br />

Prinzip, daß Triebe, denen eine äußere Befriedigung versagt ist, sich innerhalb<br />

des Organismus auswirken. Verbunden mit der Moralität der introjizierten<br />

Elterninstanz tragen sie zur Entstehung eines harten, grausamen Über-Ich bei.<br />

Vor allem aber ist die Härte des Über-<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 19<br />

66 Frankl, Viktor E.: Das Gewissen in der Neurose. In: Fr..., 1959, S. 42<br />

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12% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 83<br />

die Aggression gegen das eigene Ich auswirkt, wie hart und unerbittlich das<br />

Über-Ich wird, hängt einmal ab von der Moralität der introjizierten<br />

Elterninstanz und zum anderen von der Strenge der äußeren Autorität und der<br />

Stärke der libidinösen Objektbeziehung in der Ödipussituation. Je intensiver<br />

die libidinöse Bindung war und je schneller sie unter dem Einfluß der<br />

elterlichen Autorität verdrängt wird, umso strenger wird das Über-Ich über das<br />

Ich walten. Ein besonders strenges Über-Ich kann nach Freud auch dann<br />

entstehen, wenn zwar die Erziehung relativ mild verläuft, die Eltern<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

zur Entstehung eines harten, grausamen Über-Ich bei. Vor allem aber ist die<br />

Härte des Über-Ich auf die Strenge der äußeren Autorität und die Stärke der<br />

libidinösen Objektbeziehung in der Ödipussituation zurückzuführen, denn das<br />

Über-Ich ist ja eine Reaktionsbildung auf den Ödipuskomplex. Je intensiver die<br />

libidinöse Bindung an die Eltern war und je schneller unter<br />

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Prüfbericht<br />

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12.01.2014<br />

96<br />

66 Frankl, Viktor E.: Das Gewissen in der Neurose. In: Fr..., 1959, S. 42<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 83<br />

kann nach Freud auch dann entstehen, wenn zwar die Erziehung relativ mild<br />

verläuft, die Eltern selbst aber ein übermäßig hartes, unduldsames Über-Ich<br />

haben, das vom Kind introjiziert wird. Ein überstrenges Über-Ich führt zu "<br />

einer starren, anpassungsbehinderten Haltung gegenüber der Außenwelt, zu<br />

Triebhemmungen, Triebangst, ständigen Schuldgefühlen und zu einer<br />

fortwährenden Unterdrückung und Entmutigung des ich" 1 . 3.2. Erik H.Erikson:<br />

Identität und Gewissen 3.2.1. Vorbemerkung Freuds Anwendung<br />

physikalischer Erkenntnisse der damaligen Zeit auf die Psychologie bezeichnet<br />

Erikson zwar als bedeutsame Leistung, die daraus entwickelte Theorie, " daß<br />

die. Triebenergie analog zur Erhaltung der Energie in der Physik übertragen,<br />

verschoben und umgewandelt wird" 1<br />

als Erklärung der psychologischen<br />

Beobachtungen aber hält er für unzureichend. Das für die Person fundamentale<br />

Gefühl der persönlichen Identität läßt sich nach Erikson nicht durch eine rein<br />

energetische Triebtheorie erklären. Das, was alle Menschen gemeinsam haben<br />

, " die sich mit dem, was sie tun und wo sie es tun, eins fühlen" 2 , liegt vielmehr<br />

begründet in der "synthetischen Ich-Funktion" 3 , d.h. in der Fähigkeit des<br />

Menschen, alle seine Strebungen harmonisch zusammenzuführen. So rückt in<br />

den Mittelpunkt der Arbeiten Eriksons die Entwicklung der Ich-Identität. Da er<br />

mit Identität<br />

1) Häfner,Heinz: Das Gewissen in der Neurose. In: Handbuch der Neurosenlehre und<br />

Psychotherapie. Hrsg.: Viktor E. Frankl u.a. Bd. II. München 1959. S. 692 - 726. hier: S. 702.<br />

1) Erikson,Erik H.: Identität und Lebenszyklus. Frankfurt 1977. S. 18.<br />

2) ebd. S. 21.<br />

3) Erikson übernimmt diesen Begriff von Nunberg. vgl. dazu: Nunberg,Hermann: Die<br />

synthetische Funktion des Ich (1930). In: Kutter,Peter/Roskamp,Hermann (Hrsg.):<br />

Psychologie des Ich. Psychoanalytische Ich-Psychologie und ihre Anwendungen. Darmstadt<br />

1974.<br />

7% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

im Rahmen der Psychoanalyse die Möglichkeiten einer abnormen<br />

Gewissensfunktion oder einer pathologischen Abwehr von Schuldgefühlen.<br />

Grundsätzlich führt ein überstrenges Über-Ich zu einer starren,<br />

anpassungsbehinaerten Haltung gegenüber der Außenwelt, zu Triebhemmungen,<br />

Triebangst, ständigen Schuldgefühlen und zu einer fortwährenden<br />

Unterdrückung und Entmutigung des Ich. Die Folge davon ist meist, daß die<br />

ständig vorhandenen überstarken Schuldgefühle bestimmten Ich-<br />

Abwehrmechanismen zum Opfer fallen. fenichel zählt als mögliche Formen<br />

Verdrängung, Reaktionsbildung, Isolierung,<br />

in den Augen der anderen zu gewährleisten. IV Zwar war es ein hochwichtiger<br />

Schritt, daß Freud die physikalischen Erkenntnisse seiner Zeit auf die<br />

Psychologie anwandte; aber die daraus entwickelte Theorie, daß die<br />

Triebenergie analog zur Erhaltung der Energie in der Physik übertragen,<br />

verschoben und umgewandelt wird, reicht zur Erklärung der Erscheinungen,<br />

die wir inzwischen zu beobachten gelernt haben, nicht mehr aus. Hier müssen<br />

die Ich-Begriffe eine Lücke schließen. Wir müssen<br />

nicht aus, daß "Triebenergie analog zur Erhaltung der Energie in der Physik<br />

übertragen, verschoben und umgewandelt wird"299. Insbesondere könne eine<br />

so verstandene rein energetische Triebtheorie das für die Person fundamentale<br />

Gefühl der persönlichen Identität nicht erklären. Die hier entstehende<br />

Erklärungslücke müsse mittels der Ich-Begriffe geschlossen werden. Nach<br />

Erikson390 kommt hierbei der "synthetischen" Ich-Funktion (Nunberg, 1930)<br />

391, d.h. der Fähigkeit des<br />

homosexuelle oder psychopathische Tendenzen haben. Was aber der<br />

Unterseebootmatrose an Bord, der Indianer bei der Arbeit und das<br />

heranwachsende Kind mit allen Menschen gemeinsam haben, die sich mit dem,<br />

was sie tun, und wo sie es tun, eins fühlen, entspricht jenem .>Mittelzustand


Textstelle (Prüfdokument) S. 84<br />

Identität nicht nur ein dauerndes inneres Sich-Selbst-Gleichsein meint, sondern<br />

dazu ebenso die dauernde Teilhabe an bestimmten gruppen-spezifischen<br />

Charakterzügen gehört 4 , gilt sein Interesse vor allem den Folgen soziokultureller<br />

Einflüsse auf das Ich. Erikson nimmt - ähnlich wie Piaget - an, daß<br />

die Entwicklung des Kindes in kontinuierlich ineinander übergehenden Phasen<br />

verläuft. Jede dieser Phasen hat eine durch die Gesetze der individuellen<br />

Entwicklung und der gesellschaftlichen Organisation bedingte spezifische<br />

Dynamik 1<br />

und enthält jeweils Krisensituationen, die die Einheit des<br />

Lebenszyklus gefährden. Der Mensch kann nach Erikson<br />

4) Erikson,Erik H.: a.a.O. S. 124.<br />

1) ebd. S. 7.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Verhalten zu übernehmen"393, sondern bemüht sich um eine Erforschung der<br />

spezifischen gesellschaftlichen Einflüsse insgesamt, wie dies etwa Freud in<br />

seinem "Abriß der Psychoanalyse"394 angedeutet hat. Erikson nimmt ähnlich<br />

wie Piaget an, daß die Entwicklung des Kindes in kontinuierlich ineinander<br />

übergehenden Stadien verlaufe. so" Hartmann, 65 ff. so" Vgl. Kutter, VII ff.;<br />

Roskamp, 1 ff. in: Kutter I Roskamp 1974; Graham 1972, 50. 69 Das Gewissen<br />

beginne seine Herrschaft in der Phase, in der nach Erikson 305<br />

die<br />

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12.01.2014<br />

98<br />

62 Klier, Gerhard: Gewissensfreiheit und Psychologie. ..., 1977, S. 68<br />

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8% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 85<br />

Jede dieser Phasen hat eine durch die Gesetze der individuellen Entwicklung<br />

und der gesellschaftlichen Organisation bedingte spezifische Dynamik 1<br />

und<br />

enthält jeweils Krisensituationen, die die Einheit des Lebenszyklus gefährden.<br />

Der Mensch kann nach Erikson nur überleben, " wo die traditionelle Erziehung<br />

ihm ein Gewissen vermittelt, das ihn führt, ohne ihn zu vernichten und das<br />

zugleich fest und elastisch genug ist, um sich den Wechselfällen seines<br />

geschichtlichen Standortes anzupassen" 2 . Das Gewissen tritt dann in Funktion,<br />

wenn das Kind - in der dritten Entwicklungsphase zwischen dem 4. und 6.<br />

Lebensjahr - initiativ wird und erstmals gegen Schuldgefühle anzukämpfen hat.<br />

Im folgenden soll auf die von Erikson unterschiedenen Phasen der kindlichen<br />

Entwicklung insoweit eingegangen werden, als es zum Verständnis seiner<br />

Thesen über Entstehen und Funktionieren des Gewissens bedeutsam ist. 3.2.2.<br />

Das Gewissen im Rahmen der Identitätsentwicklung Vertrauen zu können, d.h.<br />

das Gefühl<br />

1) ebd. S. 7.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

nur jene starre Über-Ich-Bildung, die prinzipiell als verhängnisvoll anzusehen<br />

sei, nähert sich eine Formulierung wie die Eriksons, daß der Mensch nur dort<br />

überlebe, " wo die traditionelle Erziehung ihm ein Gewissen vermittelt, das ihn<br />

führt, ohne ihn zu vernichten und das zugleich fest und elastisch genug ist, um<br />

sich den Wechselfällen seines geschichtlichen Standortes anzupassen" 18), der<br />

Einsicht, daß das Gewissen eine für den Menschen spezifische, notwendige und<br />

ihn anthropologisch auszeichnende Größe darstellt, die ihn überhaupt erst<br />

menschlich leben, nicht nur "<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

99<br />

2) Erikson,Erik H.: Kindheit und Gesellschaft. Stuttgart 1976. S. 89.<br />

68 Nipkow, Karl-Ernst: Gewissenserziehung als pädagogische..., 1964, S. 285<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 87<br />

nicht durch scharfe Verbote zu frühreifer Manifestation provoziert wird - zu<br />

nichts weiter als zu einer Reihe angstbesetzter Erlebnisse, die bald verdrängt<br />

werden. 4 Als neue grundlegende soziale Modalität kommt nun die des "<br />

Machens" im Sinne des " Sich-an-etwas-Heranmachens" hinzu. Es entwickelt<br />

sich Freude am Wettbewerb, Zielstrebigkeit und Eroberungslust. Der mögliche<br />

Konflikt in dieser Phase tritt dann ein, wenn das Kind Schuldgefühle<br />

entwickelt in Bezug auf die Initiativen und Ziele, die ihm aufgrund neu<br />

entdeckter körperlicher und geistiger Beweglichkeit möglich und<br />

wünschenswert erscheinen. In diesem Entwicklungsstadium zwischen dem<br />

vierten und sechsten Lebensjahr beginnt nach Erikson "die Herrschaft des<br />

großen Lenkers der Initiative, nämlich des Gewissens" 5 . Voraussetzung dafür,<br />

daß sich beim Menschen ein Gewissen entwickelt, ist,in seiner Abhängigkeit<br />

vertrauen zu können, vor allem sich selbst zu vertrauen. Das Kind muß sich<br />

selbst als vertrauenswürdig und hinsichtlich fundamentaler Werte als<br />

zuverlässig<br />

4) ebd. S. 89f.<br />

5) ebd. S. 94.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Phase der freien Fortbewegung und der infantilen Genitalität fügt der Reihe<br />

grundlegender sozialer Modalitäten eine weitere hinzu: das "Madien.", und<br />

zwar zunächst im Sinne des " Sich-an-etwas-Heranmachens". Es gibt kein<br />

einfacheres und kräftigeres Wort, das mit den früher aufgezählten sozialen<br />

Modalitäten so gut zusammenstimmte. Es deutet zugleich das Vergnügen an,<br />

das in<br />

70 Erikson, Erik H.: Kindheit und Gesellschaft, 1976, S. 249<br />

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12.01.2014<br />

101<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 88<br />

weil die Eltern nicht nach den strengen Gewissenspflichten leben, die sie im<br />

Kind geweckt haben. Letzteres, die Beobachtung des Kindes, daß die Eltern,<br />

die Vorbilder und anfangs auch Vollstrecker des Gewissens sind, sich<br />

Gebotsüberschreitungen erlauben, die das Kind an sich selbst nicht dulden kann,<br />

führt oftmals zu schwersten Lebenskrisen. Das Kind bekommt das Gefühl, daß<br />

es in der Welt nicht um Gutes und Richtiges, sondern um Willkür und Macht<br />

geht. "Argwohn und Ausweichen, welche sich dann in das 'alles oder Nichts'<br />

des Über-Ich ... mischen, machen den Moralisten zu einer potentiellen Gefahr<br />

für sich und für seine Mitmenschen" 2 . Die Moralität so geprägter Menschen<br />

scheint synonym mit Rachsuchtund Unterdrückung anderer. Von der Reaktion<br />

der Umwelt auf die zahlreichen neuen Aktivitäten des Kindes, wie auf die<br />

Anzeichen rudimentärer Genitalität hängt in dieser Phase ab, ob<br />

2) ebd. S. 95.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Vater (oder eine Mutter), die als Vorbild und Richter des Über-Ich dienten, die<br />

sich aber in irgendeiner Weise offenbar gerade diejenigen Sünden erlauben<br />

konnten, die das Kind an sich selbst nicht mehr tolerieren kann, ist einer der<br />

tiefsten Lebenskonflikte. Der Argwohn und die Ausweichtendenz, die damit<br />

dem "Alles-oder-Nichts"-Prinzip des Uber-Ich beigemischt wird,<br />

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12.01.2014<br />

102<br />

71 Häfner, Heinz: Das Gewissen aus tiefenpsychologisc..., 1967, S. 136<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 89<br />

ab, ob das Kind ein es latent bedrückendes, quälendes und<br />

identitätshemmendes Gewissen entwickelt oder es ihm innerer Führer wird, ihm<br />

Kompaß auf dem Wege der Identitätsfindung ist. Erikson definiert das Gefühl<br />

der Ich-Identität als " das angesammelte Vertrauen darauf, daß der<br />

Einheitlichkeit und Kontinuität, die man in den Augen anderer hat, eine<br />

Fähigkeit entspricht, eine innere Einheitlichkeit und Kontinuität ...<br />

aufrechtzuerhalten" 1 . Das Gewissen ist Ausdruck und Garant solchen Gefühls<br />

des "Sich-auf-sich-selber-verlassen-Könnens". 2<br />

3.3. Alfred Adler: Gewissen<br />

als fiktive Instanz 3.3.1. Vorbemerkung Alfred Adler ist der erste Schüler<br />

Freuds, der sich von ihm trennt (1911) und eine individualpsychologische<br />

Theorie entwickelt. In deren Mittelpunkt steht " das Konzept eines<br />

einheitlichen, schöpferischen Individuums, welches im geordneten Zustand in<br />

einer positiven, konstruktiven ethischen Beziehung zu seinen Mitmenschen<br />

steht" 3 . 3.3.2. Der Mensch im Spannungsfeld zwischen<br />

Minderwertigkeitsgefühl und Gemeinschaftsgefühl Das Kind lebt in den ersten<br />

Lebensjahren in einer fühlbaren Abhängigkeit von anderen, speziell den Eltern.<br />

Viel länger als das Tier ist es unfähig, sich in der<br />

1) ebd. S. 107.<br />

2) ders.: Kindheit und Gesellschaft. S. 395.<br />

3) Nowak,Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute in tiefenpsychologischer und<br />

theologischer Sicht. Wien 1978. S. 29f.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

hängt auf der einen Seite vom Sozialisationsprozeß ab, muß aber auf der<br />

anderen Seite diesen sich selbst verfügbar machen: "Das Gefühl der Ich-<br />

Identität ist das angesammelte Vertrauen darauf, daß der Einheitlichkeit und<br />

Kontinuität, die man in den Augen andrer hat, eine Fähigkeit entspricht, eine<br />

innere Einheit und Kontinuität aufrechtzuerhalten." 5<br />

So wie man in der Ethik<br />

die moralfähige Person voraussetzt, so setzt man auch<br />

von D. Rapaport ist die Situation noch schlimmer bei den "Revisoren" Stekels,<br />

O. Rank, H. St. Sullivan, K. Horney, M. Klein, A. Kardiner, F. Alexander, T.<br />

French, T. Reik, E. Fromm, S. Rado 36 . Alfred Adler war der erste Schüler<br />

Freuds, der sich von ihm trennte (1911) und die sogenannte<br />

Individualpsychologie gründete. Der Individualpsychologie fehlt leider die<br />

klare Systematik, wie man sie in Freuds Psychoanalyse finden kann. Trotzdem<br />

ist sie rasch<br />

Adler in einer anderen Weise vollzogen39. Bei Freud ist das Es das Problem,<br />

bei Adler ist es das Ich110. Der Kern von Adlers Persönlichkeitstheorie ist das<br />

Konzept eines einheitlichen, schöpferischen Individuums, welches im<br />

geordneten Zustand " Vgl. D. Rapaport, D. Struktur der psychoanalytischen<br />

Theorie, Stuttgart 1973, S. 106; Siehe auch R. L. Munroe, Schools of<br />

Psychoanalytic Thought, New York 1955. in einer positiven, konstruktiven<br />

ethischen Beziehung zu seinen Mitmen- schen steht. Adler entwickelte eine<br />

humanistische Theorie der<br />

72 Stachel, Günter: ethisch handeln lernen, 1978, S. 155<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 29<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 90<br />

sich in der es umgebenden komplexen Gesellschaft zurechtzufinden. Seine<br />

Ausgangsposition ist die der Unzulänglichkeit, seine Laufbahn beginnt in einem<br />

Zustand der Hilflosigkeit. Gleichzeitig erlebt das Kind, daß sich Erwachsene<br />

und größere Kinder viel besser zurechtfinden. " Jedes Kind ist dadurch, daß es<br />

in die Umgebung von Erwachsenen gesetzt ist, verleitet, sich als klein und<br />

schwach zu betrachten, sich als unzulänglich, minderwertig einzuschätzen" 1 .<br />

So entsteht beim Kind ein Gefühl der Minderwertigkeit, das nicht vereinzelt<br />

auftritt, sondern nach Adler ein menschliches Leben schlechthin bestimmendes<br />

Gefühl ist: "Mensch sein heißt: sich minderwertig fühlen" 2 . Solches<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

sich eine schiefe, von allerhand Fehlschlägen begleitete Entwicklung<br />

vollziehen kann. Dieser Gefahr ist eigentlich jedes Kind ausgesetzt, weil sich<br />

alle Kinder in derartigen Situationen befinden. Jedes Kind ist dadurch, daß es<br />

in die Umgebung von Erwachsenen gesetzt ist, verleitet, sich als klein und<br />

schwach zu betrachten, sich als unzulänglich, minderwertig einzuschätzen. In<br />

dieser Stimmung ist es nicht imstande, sich zuzutrauen, den Aufgaben, die ihm<br />

gestellt werden, so glatt und fehlerlos zu genügen, wie man es ihm<br />

allem aber ist das Empfinden, das das Wort "Minderwertigkeitsgefühl (<br />

bezeichnen will, keine fest zu umreißende Erscheinung Dieses Empfinden ist<br />

Minderwertigkeitsgefühl wird nicht unmittelbar als solches wahrgenommen,<br />

nicht meßbar und nicht isolierbar. Das Minderwertigkeitsgefühl wird nicht<br />

sondern bezeichnet eine Gefühlslage, die immer dann entsteht, wenn<br />

unmittelbar als solches wahrgenommen - erst zu einem späteren Zeitpunkt kann<br />

Angestrebtes nicht mit eigenen Kräften erreichbar zu sein scheint. 3<br />

Als<br />

es in reflektierender Weise bewußt werden -, es ist vielmehr eine Gefühlslage,<br />

Reaktion auf diese Situation erwächst " in den unbewußten Tiefen der Person" 4 die entsteht, wo Angestrebtes nicht mit eigenen Kräften erreichbar zu sein<br />

der Drang nach Überlegenheit und Macht. Zur Kompensation des<br />

scheint. Spätestens, wenn das Kind "ich< sagen lernt, wenn es anfängt, sich als<br />

Minderwertigkeitsgefühls und als Ausstrahlung einer seelischen Urenergie, die<br />

eigenes Wesen gegenüber der Umwelt zu begreifen, fängt es an, sein<br />

nach Selbstverwirklichung tendiert, entwickelt das Individuum<br />

Selbstwertgefühl zu<br />

Geltungsstreben. Solches Streben nach Selbsterhaltung und<br />

Persönlichkeitsbehauptung wird in der Individualpsychologie als Grundtrieb in heißem Bemühen erfolglos anstrebt. So empfindet das Kind seine<br />

gesehen. Das Gefühl<br />

Abhängigkeit und Machtlosigkeit als Ün hg iit l et g it. Als Reaktion auf diese<br />

Lage erwacht in den unbewußten Tiefen der Person " der Drang nach<br />

1) Adler,Alfred: Menschenkenntnis. Leibzig 1927. S. 54.<br />

Überlegenheit, Das Kind sieht sich vor die Wahl gestellt, entweder seine<br />

2) ders.: Der Sinn des Lebens. Frankfurt 1974. S. 67.<br />

Individualität zu wahren oder psychisch in der Masse der " Überlegenen " zu<br />

ertrinken. Da liegt der<br />

3) Es ist also nicht die von Adler beschriebene tatsächliche "Minderwertigkeit von Organen" (<br />

Studie 1907), sondern das aus Abhängigkeit und Machtlosigkeit erwachsene subjektive<br />

Gefühl der Minderwertigkeit ausschlaggebend.<br />

4) Nuttin,Josef: Psychoanalyse und Persönlichkeit.<br />

73 Adler, Alfred: Menschenkenntnis. 5. Aufl., 1947, S. 54<br />

74 Jacoby, Henry: Alfred Adlers Individualpsychologie..., 1974, S. 0<br />

75 Nuttin, Joseph: Psychoanalyse und Persönlichkeit, 1955, S. 284<br />

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104<br />

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13% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 90<br />

des Minderwertigkeitsgefühls und als Ausstrahlung einer seelischen Urenergie,<br />

die nach Selbstverwirklichung tendiert, entwickelt das Individuum<br />

Geltungsstreben. Solches Streben nach Selbsterhaltung und<br />

Persönlichkeitsbehauptung wird in der Individualpsychologie als Grundtrieb<br />

gesehen. Das Gefühl der Minderwertigkeit erscheint hier " als ein<br />

fortwährender Reiz, einen Weg ausfindig zu machen, um die Anpassung an<br />

dieses Leben zu bewerkstelligen, vorzusorgen, sich Situationen zu schaffen, wo<br />

die Nachteile der menschlichen Stellung in der Natur ausgeglichen erscheinen" 1<br />

Das dem Menschen anhaftende Minderwertigkeitsgefühl und das daraus<br />

erwachsende Machtstreben führt nun nach Adler zum Konflikt mit den<br />

Forderungen der Gemeinschaft. Dieser Konflikt wird umso größer, je<br />

intensiver das Minderwertigkeitsgefühl und je ausgeprägter der daraus<br />

1) Adler,Alfred: Menschenkenntnis. S. 21.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

der Mensch ein minderwertiges Wesen. Aber diese Minderwertigkeit, die ihm<br />

anhaftet, die ihm als ein Gefühl des Verkürztseins und der Unsicherheit zum<br />

Bewußtsein kommt, wirkt als ein fortwährender Reiz, einen Weg ausfindig zu<br />

machen, um die Anpassung an dieses Leben zu bewerkstelligen, vorzusorgen,<br />

sich Situationen zu schaffen, wo die Nachteile der menschlichen Stellung in der<br />

Natur ausgeglichen erscheinen." Das meint Adler mit der einprägsamen Formel:<br />

"Mensch sein heißt, sich minderwertig zu fühlen und nach Überlegenheit zu<br />

trachten." Oder, um es noch einmal in<br />

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12.01.2014<br />

105<br />

45 Baumhauer, Otto: Das Vor-Urteil des Gewissens, 1970, S. 78<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 91<br />

begreiflich als Mittel der Verständigung und Stellungnahmen zu Mitmenschen.<br />

Die Gemeinschaft kommt nach Adler dem, was man eine absolute Wahrheit<br />

nennt am nächsten. Sie ist der Maßstab, an dem der einzelne sich messen<br />

lassen muß. " Ein Idealbild, nach dem wir den Einzelnen messen, kommt nur<br />

unter Berücksichtigung seines Wertes, seines Nutzens für die Allgemeinheit<br />

zustande. Womit wir den einzelnen vergleichen, ist das Idealbild eines<br />

Gemeinschaftsmenschen ... eines Menschen, der das Gemeinschaftsgefühl so<br />

weit in sich entwickelt hat, daß er ... die Spielregeln der menschlichen<br />

Gemeinschaft befolgt" 3 . So steht der Mensch immer schon in einem<br />

Spannungsverhältnis zwischen Minderwertigkeits- und Gemeinschaftsgefühl:<br />

das Gefühl der Schwäche und Minderwertigkeit läßt ihn auf die Gemeinschaft<br />

angewiesen sein; gleichzeitig treibt es ihn aber auch durch das entstehende<br />

3) Adler,Alfred: a.a.O. S. 23/24.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

wissenschaftlicher Natur, politischen Ursprungs oder künstlerischer Art werden<br />

sich immer nur dadurch als groß und wertvoll erweisen, daß sie für die<br />

Allgemeinheit von Wert sind. Ein Idealbild, nach dem wir den einzelnen<br />

messen, kommt nur unter Berücksichtigung seines Wertes, seines Nutzens für<br />

die Allgemeinheit zustande. Womit wir den einzelnen vergleichen, ist das<br />

Idealbild eines Gemeinschaftsmenschen, eines Menschen, der die vor ihm<br />

liegenden Aufgaben in einer allgemeingültigen Art bewältigt, eines Menschen,<br />

der das Gemeinschaftsgefühl so weit in sich entwickelt hat, daß er .. . >die<br />

Spielregeln der menschlichen Gesellschaft befolgt*." So steht der Mensch von<br />

Anfang an im Spannungsverhältnis zwischen<br />

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45 Baumhauer, Otto: Das Vor-Urteil des Gewissens, 1970, S. 79<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 92<br />

an, die als individueller Lebensstil bezeichnet wird. Er umfaßt neben dem<br />

Lebensziel auch die Meinung des Individuums über sich und die Welt und<br />

seinen persönlichen Weg, in seiner besonderen Situation zu seinem Ziel zu<br />

streben. 1<br />

Seinem Lebensstil gemäß verarbeitet der Mensch alle Ereignisse der<br />

Umwelt und macht seine Wahrnehmungen. " Kein Charakterzug, kein<br />

Verhalten, keine Tat, ja kein Traum und keine Erinnerung, die nicht vom<br />

Programm des Lebensplanes geprägt sind, der sich im Lebensstil ausdrückt." 2<br />

Adler nimmt eine fiktive Instanz zur Lebenssicherung an, die er Gewissen<br />

nennt. " Das Gewissen baut sich unter dem Druck der Sicherungstendenz aus<br />

den einfacheren Formen des Voraussehens und der Selbsteinschätzung auf,<br />

wird mit den Zeichen der Macht ausgestattet und zur Gottheit erhoben." 3<br />

So<br />

verstanden gibt das Gewissen dem Menschen das Gefühl, in Einklang mit bzw.<br />

in Gegensatz zu seinem Lebensstil zu stehen. Es baut sich auf, " damit der<br />

Mensch Richtungslinien scheinbar in Einklang mit dem Gewissensgefühl<br />

verfolgen kann". Es gibt ihm Orientierung, " damit er sich leichter zurechtfindet<br />

in der Unsicherheit des Geschehens" und ermöglicht den Zweifel " unter den<br />

Griffen und Kampfesweisen, zu denen ihn sein Wille zur Macht leitet" 1 . Bei<br />

Nichtbeachtung gesellschaftlicher Spielregeln etwa zeigt das Gewissen dem<br />

Menschen an, daß er seine Aufgabe, Gemeinschaftswesen zu sein, verfehlt.<br />

Nach Adlers Auffassung bleibt das Gewissen offenbar immer<br />

9% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

anderer als der bereits gehörten Tonart gespielt wird. Die Töne haben sich<br />

verändert aber ihr relatives Verhältnis zueinander und ihre Reihenfolge, die<br />

Melodie bestehen fort. Seinem Lebensstil gemäß verarbeitet der Mensch alle<br />

Ereignisse der Außenwelt und macht seine Wahrnehmungen. Kein<br />

Charakterzug, kein Verhalten, keine Tat, ja kein Traum und keine Erinnerung,<br />

die nicht vom Programm des Lebensplans geprägt sind, der sich im Lebensstil<br />

ausdrückt. Wie aber kommt der Lebensstil zustande? Wie baut sich der<br />

Lebensplan, der ihm zugrunde liegt, auf, und wie entstehen seine Leitlinien?<br />

Woher die "Daten


Textstelle (Prüfdokument) S. 93<br />

eine "fiktive Instanz", die er besonders im Zusammenhang mit zwei<br />

Fehlentwicklungen sieht: Zum einen beim Psychopathen mit habsüchtigen,<br />

brutalen, gewalttätigen Zügen, der nach der Niederlage, die er mit seinem<br />

aggressiven Verhalten erlitten hat, durch die Errichtung dieser fiktiven Instanz "<br />

besser oder sogar allzu aufdringlich an die allgemeinen Leitbilder der Moral<br />

herangebracht werden" kann. 2 Zum anderen beim Nervösen, den " die<br />

Unfruchtbarkeit der Gewissensbisse, der Reue, der Trauer ( lockt), weil ihr<br />

trügerischer Schein ihn hebt und zu veredeln und verschönern trachtet;<br />

gleichzeitig enthebt er ihn der Lösung der wirklichen Lebensprobleme". 3<br />

Die<br />

wichtigsten Aspekte des Adlerschen Gewissensbegriffs sind somit: fiktive<br />

Instanz zur Sicherung<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

einer "unter den Griffen und Kampfweisen, zu denen ihn (den Menschen) sein<br />

Wille zur Macht leitet". Immer aber ist dieses Gewissen nach Adlers Auffassung<br />

offenbar eine "fiktive Instanz", die er besonders im Zusammenhang mit zwei<br />

Formen der Fehlentwicklung sieht. Zum einen beim Psychopathen mit<br />

habsüchtigen, brutalen, gewalttätigen Zügen, der aus der Niederlage heraus, die<br />

er mit seinem aggressiven Verhalten erlitten hat, durch die Errichtung dieser<br />

fiktiven Instanz besser "an die allgemeinen Leitbilder der Moral herangebracht<br />

werden" kann: "Durch die Imagination eines übertriebenen Gewissens und<br />

übertriebener Schuldgefühle wird der männliche Protest von der geradlinigen<br />

Periode, in der Ahnung oder durch das Erleiden einer Niederlage, habsüchtige,<br />

brutale, gewalttätige Züge des Psychopathen durch die Errichtung einer<br />

fiktiven Instanz, des Gewissens, besser oder sogar allzu aufdringlich an die<br />

allgemeinen Leitbilder der Moral herangebracht werden, ebenso wie ja auch<br />

aus dem Minderwertigkeitsgefühl heraus die Linien des egozentrischen, bösen<br />

Wollens beschritten wurden. "So bin ich denn gewillt, ein Bösewicht zu werden"<br />

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12.01.2014<br />

108<br />

übertriebener Schuldgefühle wird der männliche Protest von der geradlinigen<br />

Aggression abgedrängt und auf konstruierte Bahnen der Weichherzigkeit<br />

gelenkt." Zum andern beim Nervösen: ihn lockt immer " die Unfruchtbarkeit<br />

der Gewissensbisse, der Reue, der Trauer, weil ihr trügerischer Schein ihn hebt<br />

und zu veredeln und zu verschönern trachtet; gleichzeitig enthebt er ihn der<br />

Lösung der wirklichen Lebens- Probleme". Die Erkenntnis<br />

den Griffen und Kampfesweisen, zu denen ihn sein Wille zur Macht leitet.<br />

Immer aber lockt den Nervösen die Unfruchtbarkeit der Gewissensbisse, der<br />

Reue, der Trauer, weil ihr trügerischer Schein ihn hebt und zu veredeln und<br />

verschönern trachtet; gleichzeitig enthebt er ihn der Lösung der wirklichen<br />

Lebensprobleme. Aber selbst, um besser die Griffe ansetzen zu können, bringt<br />

der Nervöse diese Umbildung von Charakterzügen zustande. So wenn er in der<br />

Furcht vor dem<br />

aber bleibt das Gewissen eine "fiktive Instanz", die Adler besonders im<br />

Zusammenhang mit der Fehlentwicklung sieht. Kurz gesagt, die wichtigen<br />

45 Baumhauer, Otto: Das Vor-Urteil des Gewissens, 1970, S. 82<br />

76 Adler, Alfred: Grausamkeit - Gewissen - Perversion..., 1966, S. 4<br />

45 Baumhauer, Otto: Das Vor-Urteil des Gewissens, 1970, S. 82<br />

76 Adler, Alfred: Grausamkeit - Gewissen - Perversion..., 1966, S. 4<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 93<br />

der menschlichen Existenz, Orientierungshilfe in der Unsicherheit der<br />

Geschehnisse und Voraussetzung des Zweifels. Weil der Mensch ein<br />

Gemeinschaftswesen ist, wird dabei das als gut bestimmt, was menschliches<br />

Leben in der Gemeinschaft ermöglicht und erleichtert, als böse gilt bei Adler,<br />

was das Leben in der Gemeinschaft unmöglich macht, was gegen die<br />

Mitmenschlichkeit verstößt. 3.4. Erich Fromm: Gewissen als Mahnruf des<br />

Menschen an sich selbst 3.4.1. Vorbemerkung Erich Fromm 1 , ein Vertreter der<br />

sogenannten Neopsychoanalyse, wirft den Psychoanalytikern vor, zwar das<br />

Wissen vom Menschen bereichert zu haben, aber keinerlei Erkenntnisse über<br />

die Lebensgesetze des Menschen geliefert zu haben. Ein Grund dafür liegt nach<br />

seiner Ansicht in der aus theoretischer wie therapeutischer Sicht unzulässigen<br />

Trennung von Psychologie und Philosophie bzw. Ethik. Menschliches Handeln<br />

ist nach Fromm bestimmt von Werturteilen, von deren Gültigkeit Glück und<br />

geistige Gesundheit abhängen. Sie immer nur als das<br />

1) "Der Lebensstil wird verschiedentlich gleichgesetzt mit dem Ich, der einem Menschen<br />

eigenen Persönlichkeit, der Einheit der Persönlichkeit, der individuellen Form der<br />

schöpferischen Aktivität, der Methode, Problemen ins Auge zu sehen, der Meinung von sich<br />

selbst und den Lebensproblemen, der ganzen Einstellung zum Leben und anderen" (<br />

Ansbacher,Heinz L. (Hrsg.): Alfred Adlers Individualpsychologie. München 1972. S.175)<br />

2) Jacoby,Henry: a.a.O. S. 40.<br />

3) Adler,Alfred: Grausamkeit - Gewissen - Perversion und Neurose. In: Petrilowitsch, Nikolaus (<br />

Hrsg.): Das Gewissen als Problem. Darmstadt 1966. S. 59-64. hier: S.63.<br />

1) ebd. S. 63.<br />

2) "Durch die Imagination eines übertriebenen Gewissens und übertriebener Schuldgefühle wird<br />

der männliche Protest von der geradlinigen Aggression abgedrängt und auf konstruierte<br />

Bahnen der Weichherzigkeit gelenkt" (ebd. S. 62.<br />

3) ebd. S. 63.<br />

1) vgl. zum folgenden: Fromm,Erich: Psychoanalyse und Ethik. Frankfurt, Berlin, Wien 1978.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Aspekte des Gewissens sind: Sicherungstendenz der menschlichen Existenz,<br />

Orientierungshilfe in der Unsicherheit des Geschehens und Voraussetzung des<br />

Zweifels. Weil der Mensch ein Gemeinschaftswesen ist, ist gut, was<br />

menschliches Leben in der Gemeinschaft ermöglicht und erleichtert; böse, was<br />

das Leben in der Gemeinschaft unmöglich macht. 6. Determinismus Freuds<br />

biologisch orientiertes System beinhaltet einen mechanistischen und<br />

reduktionistischen Positivismus; er suchte nach objektiven Ursachen in der<br />

Vergangenheit und in realen Ereignissen, wobei die<br />

Kritik der Freudschen Libido-Theorie wandten sich die Neopsychoanalytiker<br />

verstärkt sozialen und zeitbedingten Problemen zu, wobei die<br />

psychoanalytische Terminologie großzügig gehandhabt wurde. 55 Fromm<br />

definiert das Gewissen als "Mahnruf des Menschen an sich selbst" und<br />

unterscheidet ähnlich wie Money-Kyrle das autoritäre vom humanistischen<br />

Gewissen: (a) Das autoritäre Gewissen entspricht in etwa der<br />

Gewissensdefinition Freuds, wobei Fromm freilich (autoritäres) Gewissen<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 34<br />

62 Klier, Gerhard: Gewissensfreiheit und Psychologie. ..., 1977, S. 55<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 95<br />

Sicht sieht Fromm in der Rückkehr der Psychologie zur humanistischen Ethik.<br />

Deren Gültigkeit will er beweisen, indem er zeigt, daß das Wissen vom Wesen<br />

des Menschen nicht zu ethischem Relativismus führt, sondern zu der<br />

Überzeugung, "daß die Normen einer sittlichen Lebensführung in der<br />

menschlichen Natur selbst begründet sind. Ethische Normen beruhen auf<br />

Eigenschaften, die dem Menschen inhärent sind" 2<br />

Im Rahmen dieser<br />

Beweisführung äußert sich Fromm auch ausführlich zum Gewissen. Dabei<br />

unterscheidet er im Anschluß an seine Trennung von autoritärer und<br />

humanistischer Ethik 3 ein autoritäres von einem humanistischen Gewissen. 3.4.<br />

2. Das autoritäre Gewissen Dem Freudschen<br />

2) ebd. S. 20.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

sondern ein psychisches"'3. Leider mußte X. M. dann ins psychiatrische<br />

Krankenhaus gehen. In diesem tragischen Fall sieht man deutlich, daß die<br />

Normen einer sittlichen Lebensführung nicht so " in der menschlichen Natur<br />

selbst begründet" sind, wie Fromm meint, daß also der Mensch durch seinen<br />

Lebens- 7! Der Untersuchungsbefund mit dem Persönlichkeitstest nach R. B.<br />

Cattell ist folgender: Faktoren: A 4; B 2; C 1; E 5; F 4; G 6; H 2; I 5;<br />

L--9; M 5; N 1; O 10; Qi 4; Q" 7; QJ 2; Q* 10; Introvertierte<br />

Einstellung M = 39. Die<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

110<br />

3) In der autoritären Ethik stellt eine Autorität Gebote und Normen der Lebensführung auf und<br />

bestimmt, was gut und böse ist. In der humanistischen Ethik dagegen ist der Mensch zugleich<br />

Normgeber und Adressat der Normen. Autoritäre und humanistische Ethik unterscheiden sich<br />

durch ein formales und ein materiales Kriterium: Formal streitet die autoritäre Ethik dem<br />

Menschen die Fähigkeit zur Unterscheidung von gut und böse ab. Normgeber ist immer eine<br />

Autorität, die das Individuum transzendiert. Inhaltlich wird in der autoritären Ethik die Frage<br />

nach gut und böse vom Standpunkt des Nutzens für die Autorität beantwortet (vgl. dazu: ebd.<br />

S. 21-27).<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 75<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 95<br />

zum Gewissen. Dabei unterscheidet er im Anschluß an seine Trennung von<br />

autoritärer und humanistischer Ethik 3<br />

ein autoritäres von einem<br />

humanistischen Gewissen. 3.4.2. Das autoritäre Gewissen Dem Freudschen<br />

Über-Ich entspricht bei Fromm das autoritäre Gewissen. Es " ist die Stimme<br />

einer nach Innen verlegten äußeren Autorität, also der Eltern, des Staates oder<br />

was immer in einer bestimmten Kultur als Autorität gelten mag" 4 . Die<br />

Vorschriften des autoritären Gewissens werden nicht durch eigene Werturteile<br />

bestimmt, sondern nur durch die Forderungen und Tabus der Autorität. So ist<br />

das gute autoritäre Gewissen gleichzusetzen mit dem Gehorsam gegenüber der<br />

Autorität, während im<br />

3) In der autoritären Ethik stellt eine Autorität Gebote und Normen der Lebensführung auf und<br />

bestimmt, was gut und böse ist. In der humanistischen Ethik dagegen ist der Mensch zugleich<br />

Normgeber und Adressat der Normen. Autoritäre und humanistische Ethik unterscheiden sich<br />

durch ein formales und ein materiales Kriterium: Formal streitet die autoritäre Ethik dem<br />

Menschen die Fähigkeit zur Unterscheidung von gut und böse ab. Normgeber ist immer eine<br />

Autorität, die das Individuum transzendiert. Inhaltlich wird in der autoritären Ethik die Frage<br />

nach gut und böse vom Standpunkt des Nutzens für die Autorität beantwortet (vgl. dazu: ebd.<br />

S. 21-27).<br />

4) ebd. S. 158.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Lohn und Strafe lernt das Kind eine neue Regelhaftigkeit kennen, an die es<br />

sich zu halten hat, obwohl sie ihm oft widerstreitet"50. "Das autoritäre Gewissen<br />

ist die Stimme einer nach Innen verlegten äußeren Autorität, also der Eltern,<br />

des Staates oder was immer in einer bestimmten Kultur als Autorität gelten mag" 51<br />

. Der junge Mensch hat in den Reifejahren sein "Gewissen" noch nicht<br />

gefunden, er ringt mit dem Über-Ich. Die Gebote und Verbote des<br />

Elternhauses haben<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 66<br />

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111<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 96<br />

autoritäre) schlechte Gewissen zur Vorbedingung des 'guten' Gewissens wird,<br />

während das gute Gewissen, falls man ein solches hätte, ein Schuldgefühl<br />

auslösen müßte" 1 . Fromm stimmt mit Freud darin überein, daß die Verlegung<br />

der Autorität nach innen " ein bestimmtes Maß an Sadismus und<br />

Zerstörungstrieb" des Individuums gegenüber sich selbst zur Folge hat. Der<br />

Mensch unterwirft sich nicht nur der Autorität, sondern übernimmt selbst deren<br />

Rolle und behandelt sich dann mit der Strenge und Unerbittlichkeit der<br />

Autorität. Fromm stellt fest, " daß das autoritäre Gewissen von einem<br />

Zerstörungstrieb genährt wird, der sich gegen das eigene Ich richtet" 2 . Von<br />

besonderem Interesse sind für uns die Aspekte des autoritären Gewissens, die<br />

Fromm im Eltern-Kind-Verhältnis beobachtet: Viele Patienten sind überhaupt<br />

nicht in der Lage, ihre Eltern zu kritisieren. Andere fühlen sich schuldig und<br />

verängstigt, wenn sie an<br />

1) ebd. S. 165.<br />

2) ebd. S. 165.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

letzte Folgerung ist für das Verständnis des psychologischen Mechanismus des<br />

autoritären Gewissens äußerst wichtig. Der in seiner Produktivität mehr oder<br />

weniger gehemmte autoritäre Charakter entwickelt ein bestimmtes Maß an<br />

Sadismus und Zerstörungstrieb. Diese zerstörerischen Energien werden<br />

entladen, indem man die Rolle der Autorität übernimmt und sich selbst als<br />

Sklaven beherrscht. In seiner Analyse des Über-Ich gab<br />

seinen früheren Schriften tat), der Ursprung des Aggressionstriebes sei in einem<br />

unbefriedigten Triebleben zu suchen, oder - wie er später annahm - im ><br />

Todestrieb


Textstelle (Prüfdokument) S. 98<br />

Kampf um die Freiheit erfolgreicher als für andere, aber" nur wenige können<br />

sich vollständig durchsetzen." 1<br />

3.4.3. Das humanistische Gewissen Vom<br />

autoritären Gewissen, das möglicherweise nur eine Vorstufe in der<br />

Gewissensentwicklung ist, unterscheidet Fromm das humanistische Gewissen<br />

. " Es ist die eigene Stimme, die in jedem Menschen spricht und die von keinen<br />

äußeren Strafen und Belohnungen abhängig ist." Das humanistische Gewissen<br />

ist die Reaktion unserer Gesamtpersönlichkeit auf deren richtiges oder falsches<br />

Funktionieren, wobei die Reaktion nicht auf Einzelfunktionen erfolgt, sondern "<br />

auf alle Fähigkeiten, die unsere menschliche und individuelle Existenz<br />

ausmachen". Es meint die Kenntnis über uns selbst; eine Kenntnis, die sich<br />

nicht allein auf den Geist bezieht, sondern den Charakter einer "<br />

gefühlsbetonten Qualität" als Reaktion der Gesamtpersönlichkeit hat. So ruft<br />

das humanistische Gewissen ein Gefühl<br />

1) ebd. S. 172.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

dienen."11 "B. Humanistisches Gewissen Das humanistische Gewissen ist<br />

nicht die nach innen verlegte Stimme der Autorität, der wir gefallen wollen und<br />

der zu mißfallen wir fürchten; es ist die eigene Stimme, die in jedem Menschen<br />

spricht und die von keinen äußeren Strafen und Belohnungen abhängt. Worin<br />

besteht das Wesen dieser Stimme? Weshalb hören wir sie, und weshalb können<br />

wir gegen sie taub werden? Das humanistische Gewissen ist die Reaktion<br />

unserer Gesamtpersönlichkeit auf deren richtiges oder gestörtes Funktionieren;<br />

keine Reaktion auf das Funktionieren dieser oder jener Fähigkeit, sondern auf<br />

alle Fähigkeiten, die unsere menschliche und individuelle Existenz ausmachen.<br />

Das Gewissen beurteilt, ob wir als menschliche Wesen funktionieren. Gewissen<br />

ist (wie die Wortwurzel con-scientia anzeigt) die Kenntnis über uns selbst, die<br />

Kenntnis über<br />

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56 Stadter, Ernst: Psychoanalyse und Gewissen, 1970, S. 74<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 98<br />

Gefühl der Zustimmung und Richtigkeit hervor bei Handlungen, Gedanken und<br />

Gefühlen, die ein "richtiges Funktionieren" im Sinne der Entfaltung der<br />

Gesamtpersönlichkeit fördern. Im umgekehrten Fall tritt ein Gefühl des<br />

Unbehagens und der inneren Unruhe auf. " Gewissen ist also die Re-Aktion<br />

unseres Selbst auf uns selbst" 2 . Es ist die " Stimme unseres wahren Ich", die uns<br />

mahnt, " zu dem zu werden, was wir nach unseren Möglichkeiten sein könnten."<br />

Gleichzeitig ist es auch "Ausdruck unserer entscheidenden moralischen<br />

Erfahrung im Leben." 1<br />

In ihm zeigen sich unsere Lebensziele und Prinzipien.<br />

Als "Hüter des wahren menschlichen Selbst-Interesses" 2 , als " Stimme unserer<br />

liebenden Besorgtheit um uns selbst" 3<br />

ist das Gewissen umso lebendiger, je<br />

engagierter und produktiver tätig der Mensch lebt. Seine Stimme wird umso<br />

vernehmbarer, je mehr sich der Mensch vom Getöse der ihn umgebenden<br />

Meinungen und Gedanken loslösen und wirklich auf<br />

2) ebd. S. 173.<br />

1) ebd. S. 174.<br />

2) ebd. S. 175.<br />

3) ebd. S. 174.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

rufen Handlungen, Gedanken und Gefühle, die für unsere<br />

Gesamtpersönlichkeit schädlich sind, ein Gefühl der inneren Unruhe und des<br />

Unbehagens hervor. Das charakterisiert das "schlechte Gewissen


Textstelle (Prüfdokument) S. 100<br />

eine erste Entwicklungsstufe des Gewissens, auf der eine Autorität die Gebote<br />

gegeben hat, die in einer späteren Entwicklungsstufe aus<br />

Verantwortungsbewußtsein vor sich selbst vom Menschen anerkannt worden<br />

sind. 3.5. Gewissen und Individuation bei e.G.Jung 3.5.1. Vorbemerkung<br />

Bereits in seinem ersten großen Werk " Wandlung und Symbole der Libido"<br />

setzt sich C.G.Jung 1912 vor allem durch sein Verständnis der Libido als<br />

psychischer Energie schlechthin deutlich von seinem Lehrer Freud ab. Später<br />

schließt er in seine Kritik auch Freuds Über-Ich-Begriff ein. Damit ist nach<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Gewissen in diesem Lichte eine neue Interpretation findet. 1. Die analytische<br />

Psychologie C. G. Jungs Noch weiter als A. Adler entfernte sich C. G. Jung<br />

von S. Freud. Das zeigte sich schon in seinem ersten großen Werk " Wandlung<br />

und Symbol der Libido" von 1912, in dem er sich deutlich von Freud absetzte.<br />

Jung verjjtehlAunter Libido die spezifische psychische Energie schlechthin, die<br />

mancherlei Formen annehmen kann.<br />

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63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 37<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 100<br />

durch sein Verständnis der Libido als psychischer Energie schlechthin deutlich<br />

von seinem Lehrer Freud ab. Später schließt er in seine Kritik auch Freuds Über-<br />

Ich-Begriff ein. Damit ist nach Jung nichts weiter gemeint, als der vom<br />

Bewußtsein erworbene Bestand an traditionellem Brauchtum, der sogenannte<br />

Sittenkodex. Neu sei bei Freud nur, daß er die im Einzelfall oft unbewußten<br />

Motive der Moraltradition aufgezeigt habe. 2<br />

Demgegenüber versteht Jung<br />

unter Gewissen eine der Psyche angeborene, strukturelle Eigenschaft im Rahmen<br />

des Individuationsprozesses, die sich auch<br />

2) Jung,Carl Gustav: Das Gewissen in psychologischer Sicht. In: Petrilowitsch, Nikolaus (Hrsg.):<br />

Das Gewissen als Problem. Darmstadt 1966. S. 38-58. hier: S. 41.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

haben, dem Uber-Ich eine besondere Bedeutung zu verleihen. Das FREUDsche<br />

Uber-Ich ist nun nicht ein natürlicher und vererbter Strukturteil der Psyche,<br />

sondern vielmehr der vom Bewußtsein erworbene Bestand an traditionellem<br />

Brauchtum, der sogenannte Sittenkodex, wie er sich zum Beispiel im Dekalog<br />

verkörpert hat. Das Uber-Ich ist ein patriarchales Überkommnis, das als<br />

solches eine bewußte Erwerbung und einen ebenso<br />

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78 o.V.,: Das Gewissen. Zürich 1958 (Studien ..., 1958, S. 188<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 101<br />

als einem Prozeß der Individuation, sowie Rolle und Funktion des Archetypus<br />

Gewissen in diesem Prozeß erarbeitet werden. 3.5.2. Menschliche<br />

Entwicklung als Prozeß der Individuation Die Reifung des Menschen erfolgt<br />

nach Jung im Rahmen der Individuation, worunter " allgemein der Vorgang der<br />

Bildung und Besonderung von Einzelwesen, speziell die Entwicklung des<br />

psychologischen Individuums als eines vom Allgemeinen, von der<br />

Kollektivpsychologie unterschiedenen Wesens" verstanden wird. 1<br />

Der<br />

Individuationsprozeß kann verlaufen als natürlicher, ohne Teilnahme bewußter<br />

Auseinandersetzung, gleichsam autonom verlaufender und als bewußt erlebter<br />

und aktiv gestalteter Prozeß. 2<br />

Sein Ziel ist die individuierte Persönlichkeit, die<br />

ihren Mittelpunkt erreicht hat, den<br />

1) ebd. S. 41.<br />

2) ebd. S. 25.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

gebraucht für den ganzen Reifungsweg des Menschen den Begriff<br />

Individuation. Die Individuation ist mit der Entwicklung der Persönlichkeit und<br />

mit Selbstverwirklichung verknüpft 81 . "Die Individuation ist allgemein der<br />

Vorgang der Bildung und Besonderung von Einzelwesen, speziell die<br />

Entwicklung des psychologischen Individuums als eines vom Allgemeinen, von<br />

der Kollektivpsychologie unterschiedenen Wesens. Die Individuation ist daher<br />

ein Differenzierungsprozeß, der die Entwicklung der individuellen<br />

Persönlichkeit zum Ziel hat"82. Die Individuation ist kein Ziel für sich selbst,<br />

sondern ein<br />

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63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 38<br />

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bewußt erlebter und aktiv gestalteter Prozeß. 2<br />

Sein Ziel ist die individuierte<br />

Persönlichkeit, die ihren Mittelpunkt erreicht hat, den Jung als den Archetypus<br />

des "Selbst" bezeichnet. 3<br />

Dieses Selbst betrachtet Jung dialektisch: es versucht<br />

in jeder Beziehung " die Thesis der reinen, unbewußten Natur und die<br />

Antithesis des Ichs in der Synthesis bewußter Natur zu vereinigen." 4<br />

Der<br />

Individuationsprozeß stellt keine gerade Linie dar. Er ist vielmehr ein<br />

stufenweiser, dessen Vorgänge und Phasen sich in zwei große Abschnitte<br />

gliedern lassen: in die der ersten und die der zweiten Lebenshälfte. Während<br />

ersterer geprägt<br />

2) ebd. S. 25.<br />

3) Jung,Carl Gustav: Die Beziehungen zwischen dem Ich und dem Unbewußten. Zürich 41945.<br />

S. 175 und 203.<br />

4) Adler,Alfred: Zur analytischen Psychologie. Zürich 1952. S. 147.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

durch das Aufzeigen der Möglichkeit eines opus contra naturam zu ergänzen<br />

und zu vertiefen, ihn gleichsam zu "veredeln". In der trefflichen Formulierung<br />

von G. Adler ausgedrückt: ". . . die Thesis der reinen, unbewußten Natur und<br />

die Antithesis des Ichs in der Synthesis bewußter Natur zu vereinigen !." Es<br />

handelt sich dabei um eine speziell auf das Wesen des abendländischen<br />

Menschen ausgerichtete Vertiefung der Persönlichkeit, wie sie auch in anderen<br />

Kulturgebieten durch entsprechende<br />

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118<br />

79 Jacobi, Jolande: Der Weg zur Individuation, 1971, S. 28<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 101<br />

ein stufenweiser, dessen Vorgänge und Phasen sich in zwei große Abschnitte<br />

gliedern lassen: in die der ersten und die der zweiten Lebenshälfte. Während<br />

ersterer geprägt ist vom Naturzweck, steht letzterer unter dem Vorzeichen des<br />

Kulturzwecks. " Während die erste Hälfte des Lebens von Natur aus durch<br />

Expansion und durch Anpassung an die Realität bestimmt wird, liegt die<br />

Restriktion bzw. Reduktion auf das Wesentliche, die Anpassung an die innere<br />

Realität in der Bestimmung der zweiten." 1<br />

Der erste Abschnitt der<br />

Individuation läßt sich als "Initiation in das Erwachsensein" oder als eine "<br />

Initiation in die äußere Wirklichkeit" bezeichnen. 2<br />

In der Begegnung mit der<br />

Umwelt muß das Ich zu einem festen Kern zusammenwachsen. Entscheidend<br />

ist dabei jener Ausschnitt des Ich, den Jung die Persona nennt und deren<br />

Aufgabe darin besteht, eine relativ gleichmäßige,<br />

1) Jacobi,Jolande: a.a.O. S. 34.<br />

2) ebd. S. 42.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

dem die relativ größte Zahl der sind. Ein Ziel, das sich - wenn überhaupt -<br />

meist erst am späten Lebensabend erfüllen läßt. * Etwas verallgemeinernd kann<br />

man sagen: Während die erste Hälfte des Lebens von Natur aus durch<br />

Expansion und durch Anpassung an die Realität bestimmt wird, liegt die<br />

Restriktion bzw. die Reduktion auf das Wesentliche, die Anpassung an die<br />

innere Realität in der Bestimmung der zweiten. Denn "der Mensch hat<br />

zweierlei Zwecke", Diese Begriffe wurden von Charlotte Bühler geprägt. heißt<br />

es bei Jung, "der erste ist der Naturzweck, die Erzeugung<br />

Der Ablauf der ersten Lebenshälfte hat seine eigene Form und seine eigenen<br />

Gesetze, die man als eine "Initiation in das Erwachsensein" oder auch als eine "<br />

Initiation in die äußere Wirklichkeit" bezeichnen könnte. Er bedeutet den<br />

ersten Abschnitt des Weges der Individuation. Der hinter beiden Abschnitten<br />

wirksame Faktor ist das Selbst, jene bewußtseinstranszendente, zentrale<br />

Instanz der<br />

PlagiatService<br />

Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

119<br />

79 Jacobi, Jolande: Der Weg zur Individuation, 1971, S. 34<br />

79 Jacobi, Jolande: Der Weg zur Individuation, 1971, S. 42<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 102<br />

zusammenwachsen. Entscheidend ist dabei jener Ausschnitt des Ich, den Jung<br />

die Persona nennt und deren Aufgabe darin besteht, eine relativ gleichmäßige,<br />

den jeweiligen Ansprüchen der Zivilisation angepaßte Fassade zu bilden. Die<br />

Persona entsteht aus einer " erfolgreichen Verbindung des Ichideals, d.h. dessen,<br />

was man sich als Ideal vorstellt, mit dem, was als Ideal der jeweiligen<br />

Umgebung gilt und von einem erwartet wird." 3<br />

Jung meint mit Persona also<br />

nicht das, was jemand eigentlich ist, sondern wofür er sich hält und wofür<br />

andere ihn halten. Ohne ausgebildete Persona wirkt der Mensch unsicher und<br />

ist mit seinen Launen und Stimmungen der Umwelt preisgegeben.<br />

Andererseits muß er sich davor hüten, mit seiner Persona identisch zu werden<br />

und damit in seine eigene Maske gefangen zu sein. 4<br />

Als Folge der durch die<br />

Umwelt einseitig gebotenen Entwicklung des Bewußtseins entsteht in der<br />

3) ebd. S. 49.<br />

4) ebd. S. 49.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

hinter" ihr vorhandenen Eigenschaften der Seele ihrer Lebendigkeit zu<br />

berauben. Die Persona läßt sich nur bis zu einem gewissen Grade wählen. Sie<br />

entsteht aus einer erfolgreichen Verbindung des Ichideals, d. h. dessen, was man<br />

sich als Ideal vorstellt, mit dem, was als Ideal der jeweiligen Umgebung gilt und<br />

von einem erwartet wird. Kann sie einem dieser beiden Faktoren nicht gerecht<br />

werden, so vermag sie nicht richtig zu funktionieren und erhält oft einen<br />

unnatürlichen, neurotischen Aspekt. Entwicklung und<br />

man sich bei so einem Menschen halten soll. Jung schreibt, daß man ohne<br />

Übertreibung auch sagen könnte: Die Persona sei das, was einer eigentlich<br />

nicht ist, sondern wofür er sich hält und wofür die anderen Leute ihn halten.<br />

Fehlt also die Persona, so trägt man kein schützendes "Gesicht", sondern ist mit<br />

all seinen Launen und Stimmungen der Umwelt preisgegeben wie ein Kind.<br />

Da sich die Persona - wenn sie eine "gut sitzende" ist - der vorherrschenden<br />

Einstellungs- und Funktionsweise des Individuums bedient, wächst und festigt<br />

sie<br />

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12.01.2014<br />

120<br />

79 Jacobi, Jolande: Der Weg zur Individuation, 1971, S. 49<br />

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8% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 102<br />

sich davor hüten, mit seiner Persona identisch zu werden und damit in seine<br />

eigene Maske gefangen zu sein. 4<br />

Als Folge der durch die Umwelt einseitig<br />

gebotenen Entwicklung des Bewußtseins entsteht in der ersten Lebenshälfte<br />

auch " der Schatten als die im Ichaufbau vernachlässigte, abgelehnte Summe<br />

gleichgeschlechtlicher Eigenschaften." 5<br />

Dieser Schatten wächst gleichsam als<br />

der Spiegel des Ich und setzt sich aus verdrängten, wenig oder gar nicht<br />

gelebten psychischen Zügen des Menschen zusammen, die aus moralischen,<br />

sozialen, erzieherischen oder sonstigen Gründen aus dem Leben<br />

ausgeschlossen wurden. Neben diesem " persönlichen Schatten" gibt es nach<br />

Jung auch einen "kollektiven Schatten", in dem das allgemeine Böse, d.h. das<br />

im scharfen Gegensatz zum Zeitgeist stehende enthalten ist. Das Ich und sein<br />

Schatten bilden als Gegensatzpaar eine Ganzheit, der eine "heilende Kraft"<br />

zugeschrieben wird. Von daher hat auch das Bewußtmachen des Schattens<br />

4) ebd. S. 49.<br />

5) ebd. S. 50.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

aber den Vorteil einer im Existenzkampf unerläßlichen Durchschlagskraft. In<br />

der ersten Lebenshälfte entsteht als Folge der durch die Umwelt gebotenen<br />

einseitigen Entwicklung des Bewußtseins auch der Schatten als die im<br />

Ichaufbau vernachlässigte, abgelehnte Summe gleichgeschlechtlicher<br />

Eigenschaften. Der Schatten wächst parallel mit dem Ich, gleichsam als dessen<br />

"Spiegelbild", und setzt sich zusammen aus den teils verdrängten, te.ls wenig<br />

oder gar nicht gelebten psychischen Zügen des Menschen, die von Anfang an<br />

aus moralischen, sozialen, etherischen oder sonstigen Gründen'weitgehend vom<br />

Mitleben ausgeschlossen wurden und darum der Verdrängung bzw.<br />

Abspaltung anheimfielen. Dementsprechend kann<br />

als dessen "Spiegelbild", und setzt sich zusammen aus den teils verdrängten,<br />

teils wenig oder gar nicht gelebten psychischen Zügen des Menschen, die von<br />

Anfang an aus moralischen, sozialen, erzieherischen oder sonstigen Gründen<br />

weitgehend vom Mitleben ausgeschlossen wurden [... ] Außer einem "<br />

persönlichen Schatten" gibt es nach Jung auch einen "kollektiven Schatten", in<br />

dem das allgemein Böse enthalten ist [...]. Darin<br />

weitgehend vom Mitleben ausgeschlossen wurden und darum der Verdrängung<br />

bzw. Abspaltung anheimfielen. Dementsprechend kann der Schatten durch<br />

positive oder negative Qualitäten charakterisiert sein. Außer einem "<br />

persönlichen Schatten" gibt es nach jung auch einen "kollektiven Schatten", in<br />

dem das allgemein Böse enthalten ist (wie z.B. in der Figur des Mephisto). Dann<br />

finden nicht die zur persönlichen Lebensgeschichte des Individuums<br />

gehörenden Inhalte ihren " Ausdruck, sondern solche,<br />

79 Jacobi, Jolande: Der Weg zur Individuation, 1971, S. 50<br />

80 Dokumentation mutmaßlicher Plagiate..., 1979, S. 0<br />

79 Jacobi, Jolande: Der Weg zur Individuation, 1971, S. 50<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 103<br />

das im scharfen Gegensatz zum Zeitgeist stehende enthalten ist. Das Ich und<br />

sein Schatten bilden als Gegensatzpaar eine Ganzheit, der eine "heilende Kraft"<br />

zugeschrieben wird. Von daher hat auch das Bewußtmachen des Schattens<br />

therapeutische Wirkung, indem dadurch die angestrebte Ganzheit des Menschen<br />

ermöglicht wird. 1<br />

Der erste Abschnitt des Individuationsprozesses, der mit der<br />

"Auskristallisierung des Ich" seinen Abschluß findet, soll nach Jung nur dann "<br />

künstlich" gefördert werden, wenn besondere therapeutische oder<br />

schicksalsmäßige Gründe dafür vorliegen. Dazu gehören z.B. eine psychische<br />

Unentwickeltheit, besondere Lebensangst, Neurosen oder auch schwierige<br />

Lebenslagen, zu deren Bewältigung dem Heranwachsenden<br />

1) ebd. S. 52.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

daß das Bewußtmachen des Schattens, das Erschließen seiner Eigenschaften<br />

sowie das Bewußthalten bzw. die Integrierung seiner Inhalte stets mit einer<br />

therapeutischen Wirkung ve, bunden ist, indem dadurch die angestrebte<br />

Ganzheit des Menschen ermöglicht wird. Mit dem Begriff "Integrierung" ist<br />

angedeutet, daß es um mehr geht als um bloßes Wissen über bestimmte<br />

Schatteneigenschaften. Zum Beispiel sollte ein Alkoholiker, um geheilt<br />

daher unange- " C. G. Jung, Aion, S. 55. paßt sein wird. Dies ist nicht weiter<br />

verwunderlich, da er sozusagen stets in der "Verbannung" lebt. Im ersten<br />

Abschnitt des Lebensweges, der mit der Auskristallisierung des Ich seinen<br />

eigentlichen Abschluß findet, soll nach Jung zu einer Hilfe im Sinne der "<br />

künstlich" geförderten Individuaeine psychische Unentwickeltheit, eine<br />

besondere Lebensangst, eine Neurose oder auch eine<br />

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12.01.2014<br />

122<br />

79 Jacobi, Jolande: Der Weg zur Individuation, 1971, S. 52<br />

79 Jacobi, Jolande: Der Weg zur Individuation, 1971, S. 53<br />

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1<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 103<br />

auch schwierige Lebenslagen, zu deren Bewältigung dem Heranwachsenden<br />

die nötigen Erfahrungen fehlen. 2<br />

Der zweite Abschnitt des<br />

Individuationsprozesses setzt da an, wo das gefestigte Ich in einer Rückwendung<br />

auf seinen Ursprung und Schöpfer neue Lebenskraft gewinnt. " Nachdem es<br />

sich vom unbewußten Bereich des Selbst weit wegentwickelt hat, muß das Ich<br />

die Beziehung zu ihm wieder herstellen, sich neu mit ihm verbinden, damit es<br />

nicht wurzellos bleibt und unlebendig wird." 3<br />

So kann man diesen Teil des<br />

Individuationsprozesses auch als "das Herauswachsen des Ich aus dem Selbst<br />

und als eine neue Verwurzelung in ihm" 4<br />

ansehen. Die Wende vom ersten zum<br />

zweiten Abschnitt des Individuationsprozesses variiert von Individuum zu<br />

Individuum und läßt sich somit nicht auf eine bestimmte Zeitspanne festlegen.<br />

Aus dem Ergebnis des Individuationsprozesses - einer Synthese aller<br />

Teilaspekte der bewußten und unbewußten Psyche - geht das Wissen des<br />

Menschen um sein Ausgeliefertsein an eine irrationale Macht hervor. Nach<br />

christlichem Verständnis ist damit<br />

12% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

gleichsam zurückwendet, um aus der Berührung mit seinem Ursprung, dem<br />

schöpferischen seelischen Hintergrund, neue Lebenskraft zu gewinnen und<br />

sich diesmal wissend in ihm zu verankern. Nachdem es sich vom unbewußten<br />

Bereich des Selbst weit wegentwickelt hat, muß das Ich die Beziehung zu ihm<br />

wieder herstellen, sich neu mit ihm verbinden, damit es nicht wurzellos bleibt<br />

und unlebendig wird. Denn "das Ziel der psychischen Entwicklung ist das<br />

Selbst. Es gibt keine lineare Entwicklung, es gibt nur eine Zircumambulation<br />

des Selbst. Eine einsinnige Entwicklung gibt<br />

Eine einsinnige Entwicklung gibt es höchstens am Anfang; später ist alles<br />

Hinweis auf die Mitte 5 ." In diesem Sinne kann man den Individuationsprozeß<br />

auch als ein Herauswachsen des Ich aus dem Selbst und als eine neue<br />

Verwurzelung in ihm betrachten. Diese entscheidende Wendung, die<br />

normalerweise mit dem Übergang von der ersten zur zweiten Lebenshälfte<br />

beginnt, läßt sich nicht auf ein bestimmtes Jahr oder eine<br />

Stufe (zumeist in vier, acht oder zwölf Stufen) bis zur Herstellung des "Steins<br />

der Weisen" fort, der - wiederum in psychologischer Sprache ausgedrückt - das<br />

Selbst symbolisiert. Die "Wende" vom ersten zum zweiten Abschnitt der<br />

Individuation läßt sich zwischen der dritten und vierten "Stufe" des<br />

Wandlungsvorganges lokalisieren. Dort findet nach der "Zerstückelung" der<br />

prima materia in vier Teile, die<br />

das Bewußtseinsfeld noch zu wenig breit, um dem besonderen Dynamismus<br />

weiterer archetypischer Bilder und Figuren zu begegnen. \ ICH UND SELBST<br />

Der Individuationsprozeß erstrebt die Erreichung einer Synthese aller<br />

Teilaspekte der bewußten und unbewußten Psyche. Er scheint auf eine letztlich<br />

unerkennbare, transzendente "Mitte" der Persönlichkeit hinzuweisen, die - um<br />

im Symbolbild zu sprechen - paradoxerweise zugleich auch ihre Peripherie<br />

umschreibt und von "<br />

unterzogen hat, geht eine Haltung hervor, die man mit Recht als "religiös" im<br />

weitesten Sinne bezeichnen darf. Denn dieser "Prozeß" führt ihn zu einem<br />

Wissen um sein Ausgeliefertsein an eine irrationale Macht, die sein<br />

Bewußtsein überragt und die er demütig anzunehmen hat. Dieser "Macht"<br />

79 Jacobi, Jolande: Der Weg zur Individuation, 1971, S. 54<br />

79 Jacobi, Jolande: Der Weg zur Individuation, 1971, S. 92<br />

79 Jacobi, Jolande: Der Weg zur Individuation, 1971, S. 62<br />

79 Jacobi, Jolande: Der Weg zur Individuation, 1971, S. 125<br />

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12.01.2014<br />

123<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 104<br />

Gott als Person von transzendenter und metaphysischer Natur gemeint. Einem "<br />

autochthonen religiösen Urdrang" entspricht das Glaubenkönnen des Menschen<br />

als Urfunktion von Geburt an. Sie stellt nach Jung eine angeborene<br />

Notwendigkeit der menschlichen Seele dar, die nicht ohne schwere Schädigung<br />

der psychischen Gesundheit übergangen werden kann. So entspricht das<br />

Ergebnis des Individuationsprozesses dem Bewußtmachen und der<br />

Verarbeitung dieser Urfunktion. Jung sieht die Ursache jeder Neurose in einer<br />

Störung dieser religiösen Urfunktion der Seele. Bei ihrer Hemmung oder<br />

Unterbindung sucht<br />

2) ebd. S. 53.<br />

3) ebd. S. 54.<br />

4) ebd. S. 54.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

verlieh er seit jeher die verschledensten Namen: Vom Christen wird sie "Gott"<br />

genannt,<br />

verschledensten Namen: Vom Christen wird sie "Gott" genannt, nach dessen<br />

Bild der Mensch - wie es in der Bibel steht' - geschaffen wurde. Er stellt sich<br />

diesen " Gott" als Person von transzendenter und metaphysischer Natur vor.<br />

Indem er sich seiner Abhängigkeit von Ihm bewußt wird, erkennt er aber auch<br />

das irdische Maß, auf das er zugeschnitten ist, und vermag sich<br />

als Urfunktion dem Menschen von Geburt her mitgegeben2 Sein spezielles<br />

Ausgerichtetsein auf Gott entspricht für Jung einem autochthonen religiösen<br />

Urdrang, einer angeborenen Notwendigkeit der Seele, die nicht ohne schwere<br />

Schädigung der psychischen Gesundheit übergangen oder verletzt werden kann<br />

. In seiner Auffassung ist jede Neurose im Grunde genommen Ausdruck einer<br />

Störung der "religiösen Funktion" der Seele, die er als ihre<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

124<br />

79 Jacobi, Jolande: Der Weg zur Individuation, 1971, S. 125<br />

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13% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 105<br />

Psyche. Wie Freud, so versucht auch Jung sie in einem Modell zu<br />

verdeutlichen, das kurz dargestellt werden soll: Jung unterteilt die Psyche als<br />

Gesamtheit aller psychischen Vorgänge in Bewußtsein und Unbewußtes. Mit<br />

Bewußtsein meint er die der Aussenwelt zugewandte Seite der Psyche, d.h.<br />

Funktionen und Tätigkeiten, die die Beziehung psychischer Inhalte zum Ich<br />

unterhalten. Zu diesen Funktionen zählen die reflektierend-urteilenden des<br />

Denkens und Fühlens und die stärker irrational wertenden Funktionen des<br />

Empfindens und Intuierens. Das Unbewußte besteht aus persönlichem und<br />

kollektivem Unbewußtem. Zu ersterem zählt Jung vor allem die "sogenannten<br />

gefühlsbetonten Komplexe, die die persönliche Intimität des seelischen Lebens<br />

ausmachen" 1 , also all das Verdrängte, Vergessene, unterschwellig<br />

Wahrgenommene, Gedachte und Gefühlte, das in enger Beziehung zu den<br />

Erlebnissen des Individuums steht. 2<br />

Demgegenüber sind im kollektiven<br />

Unbewußten " Inhalte und Verhaltensweisen, welche überall und in allen<br />

Individuen cum grano salis dieselben sind", enthalten. 3<br />

Es ist eine in jedem<br />

Menschen vorhandene, allgemein seelische Grundlage überpersönlicher Natur.<br />

Die Inhalte sind völlig undifferenziert und stellen den Niederschlag dessen dar,<br />

was typische Reaktionsweisen der Menschheit seit den Uranfängen sind, in<br />

allgemein<br />

1) Baumhauer,Otto: Das Vor-Urteil des Gewissens. Limburg 1970. S. 49/50.<br />

2) Jung,Carl Gustav: Psychologische Typen. Zürich 1960. S. 690.<br />

3) Baumhauer,Otto: a.a.O. S. 49.<br />

14% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Kosmos in einem Modell - nicht in einem System! - anschaulich zu machen.<br />

So unterscheidet er zunächst einmal zwischen Bewußtsein und Unbewußtem.<br />

Das Bewußtsein bildet für Jung die der Außenwelt zugewandte Seite der<br />

Psyche. Es entsteht aus einer "älteren unbewußten Psyche ... Die Einheit und<br />

Kontinuität des Bewußtseins ist nämsie könnte wieder verlorengehen." Sein<br />

Zentrum besitzt das lieh eine so<br />

Typenlehre entwickelt hat, und zwar geschieden in zwei Gegensatzpaare: Die "<br />

reflektierend"-urteilenden Funktionen des Denkens und Fühlens, die einander<br />

ebenso gegenüberstehen wie die stärker irrationalen, wertenden Funktionen des<br />

Empfindens und Intuierens. Das Ich schafft sich selbst wieder eine Außenseite,<br />

schafft sich der Außenwelt gegenüber eine Maske, die Jung mit dem Begriff<br />

für die Maske des antiken Schauspielers<br />

versteht. Vgl. C. G. Jung, Die Beziehung zwischen Ich und dem Unbewußten,<br />

Darmstadt 1928, S. 64. Dem Bewußtsein steht gegenüber das Unbewußte. Das<br />

persönliche Unbewußte enthält Vergessenes, Verdrängtes aller Art, das in<br />

enger Beziehung zu den Erlebnissen dieses Individuums steht, a. a. O., S. 687.<br />

Die verdrängten Inhalte bilden einen negativen Aspekt 37 81 81 Vgl. (C. G.<br />

Jung), Erinnerungen, Träume und Gedanken, (Hrsg. A. Jatle), Zürich 1963,<br />

S. 412. 88 C. G. Jung, Psychologische Typen, Ölten - Freiburg 1971, S. 477.<br />

88 Vgl. C. G.<br />

sogenannte kollektive Unbewußte. Ich habe den Ausdruck >kollektiv< gewählt,<br />

weil dieses Unbewußte nicht individueller, sondern allgemeiner Natur ist, d. h.<br />

es hat im Gegensatz zur persönlichen Psyche Inhalte und Verhaltensweisen,<br />

welche überall und in allen Individuen cum grano salis dieselben sind. Es ist,<br />

mit anderen Worten, in allen Menschen sich selbst identisch und bildet damit<br />

eine in jedermann vorhandene, allgemeine seelische Grundlage<br />

überpersönlicher Natur ... Die Inhalte<br />

45 Baumhauer, Otto: Das Vor-Urteil des Gewissens, 1970, S. 48<br />

45 Baumhauer, Otto: Das Vor-Urteil des Gewissens, 1970, S. 49<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 2<br />

45 Baumhauer, Otto: Das Vor-Urteil des Gewissens, 1970, S. 49<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 106<br />

Gefahr, Kampf, Übermacht, Beziehungen der Geschlechter der Kinder und<br />

Eltern zueinander, väterliche und mütterliche Haltungen zu Liebe, Haß, Geburt<br />

und Tod. 1<br />

Jung nennt diese Archetypen von jeher vorhandene "pattern of<br />

behavior". Er meint damit Motive, die in Mythen und Märchen, Träumen und<br />

Delirien mit besonders bildhaftem Gefühlston immer wieder erscheinen. Es<br />

sind schwer interpretierbare Zeichen, die die Herkunft und psychische<br />

Mächtigkeit des kollektiven Unbewußten manifestieren. Die Archetypen sind<br />

die Grundlage alles individuell Seelischen. Der Mensch wird von ihnen nicht<br />

überfallen, sondern vollzieht selbst das archetypische Geschehen als sein je<br />

eigenes. 2<br />

In diesem kollektiven Unbewußten liegt nach Jung der Ort der<br />

1) Jacobi,Jolande: a.a.O. S. 18.<br />

2) Spengler,Ernst: Das Gewissen bei Freud und Jung. Zürich 1964. S. 42f.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

in diesem Zusammenhang? Jung bezeichnet ihn als ein von jeher vorhandenes "<br />

pattern of behaviour" mit erheblicher Dynamik, das biologisch indifferent ist.<br />

Es sind Motive gemeint, die in Mythen und Märchen, Träumen und Delirien<br />

mit besonders bildhaftem Gefühlston immer wieder aufscheinen. Sie<br />

entstammen der überindividuellen Domäne, dem "kollektiven Unbewussten".<br />

Sie sind schwer interpretier bare Zeichen, welche die Herkunft und psychische<br />

Mächtigkeit des kollektiven Unbewussten manifestieren. Weil das kollektive<br />

Unbewusste dem Bewusstsein transzendent ist, dringt es von sich aus, nach<br />

eigener subjektiver Dynamik.durch die archetypischen Gestalten, in das<br />

Bewusstsein und<br />

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126<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 282<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 106<br />

wird von ihnen nicht überfallen, sondern vollzieht selbst das archetypische<br />

Geschehen als sein je eigenes. 2<br />

In diesem kollektiven Unbewußten liegt nach<br />

Jung der Ort der Erfahrbarkeit des Numinosen und ist damit auch das Gewissen<br />

anzusiedeln. " Es ist 'Gottes Stimme', die sich der subjektiven Absicht oft in<br />

schneidendem Gegensatz in den Weg stellt und gegebenenfalls eine höchst<br />

unwillkommene Entscheidung erzwingt." 3<br />

Von daher liefert das Gewissen<br />

einen Spezialfall von "Wissen um oder eine Gewißheit über den emotionalen<br />

Wert jener Vorstellungen (...), welche wir von den Motiven unseres Handelns<br />

haben." 4<br />

Zum Gewissen gehört der elementare Willensakt bzw. ein nicht<br />

bewußt begründeter Antrieb des Handelns und ein Urteil des vernünftigen<br />

Gefühls, d.h. ein Werturteil, das neben objektivem sachlichem Charakter auch<br />

die subjektive Bezugnahme erkennen läßt. 5<br />

Somit gehören<br />

2) Spengler,Ernst: Das Gewissen bei Freud und Jung. Zürich 1964. S. 42f.<br />

3) Jung,Carl Gustav: Das Gewissen in psychologischer Sicht. S. 48.<br />

4) ebd. S. 38.<br />

5) ebd. S. 38.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

dem Begriff Vox-Dei gleichsam unbewusst gesagt werde, dass das Gewissen<br />

ein autonomer psychischer Faktor sei, "worin alle Aussagen, die es nicht<br />

direkt leugnen, Ubereinstimmen ... Es ist 'Gottes Stimme', die sich der<br />

subjektiven Absicht oft in schneidendem Gegensatz in den Weg stellt und<br />

gegebenenfalls eine höchst unwillkommene Entscheidung erzwingt ... Das<br />

Gewissen bedeutet eine Forderung, die sich gegenüber dem Subjekt entweder<br />

überhaupt durchsetzt oder dann wenigstens erhebliche Schwierigkeiten bereitet. 1<br />

Das "falsche" Gewissen hat nach Jung<br />

gelegentlich einfach als "vererbte instinktive Verhaltensweisen". Wir erinnern<br />

uns: Für Jung ist Gewissen ein Spezialfall von Wissen oder Bewußtsein, und<br />

zwar "ein Wissen um oder Gewißheit über den emotionalen Wert jener<br />

Vorstellungen ..., welche wir von den Motiven unseres Handelns haben". Das<br />

heißt, das Gewissen besteht zum einen "aus einem Urteil des vernünftigen<br />

Gefühls", zum andern "aus einem elementaren Willensakt oder aus einem<br />

bewußt nicht begründeten<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 281<br />

45 Baumhauer, Otto: Das Vor-Urteil des Gewissens, 1970, S. 52<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 107<br />

Gewissen. Während im moralischen Gewissen Forderungen des Sittenkodex'<br />

zum Ausdruck kommen, er somit dem Freudschen Über-Ich enspricht,<br />

bezeichnet das ethische Gewissen eine unmittelbare Funktion des Selbst. Darin<br />

wird der Mensch gegenüber archetypischen Konstellationen aufgefordert, aus<br />

freier Entscheidung Stellung zu nehmen und so seine Individuation zu<br />

vollziehen, bzw. seiner unvertretbaren Bestimmung zu entsprechen. Das<br />

moralische Gewissen meldet sich bei menschlichem Verhalten pro und contra<br />

die Sitte, während das ethische Gewissen im Fall prinzipieller Zweifel<br />

zwischen zwei möglichen moralischen Verhaltensweisen, bei<br />

Pflichtenkollision, in Funktion tritt. Zusammenfassend lassen sich im Gewissen<br />

bei C.G.Jung also zwei Tatbestände feststellen: " einerseits die Erinnerung an<br />

und die Ermahnung durch die Sitte und andererseits die Pflichtenkollision und<br />

ihre Lösung durch die Schöpfung eines dritten Standpunktes. Ersterer ist der<br />

moralische und letzterer der ethische Aspekt des Gewissensaktes." 3 3.6. Viktor<br />

E. Frankl: Gewissen als intuitive Fähigkeit, Sinn zu erkennen 3.6.1.<br />

Vorbemerkung Im Gegensatz zu Freud nimmt Frankl an, daß die Ursache für<br />

Neurosen nicht in unbefriedigten Trieben liegt, sondern im vergeblichen<br />

Ringen des Menschen um Sinn. 1<br />

3) ebd. S. 58.<br />

1) Frankl wirft Freud vor, menschliche Sinnorientiertheit als Triebdeterminiertheit zu verkennen<br />

und des Menschen Verantwortlichkeit wegen dieser fälschlich angenommenen<br />

Determiniertheit zu leugnen (vgl.: Das Menschenbild in der Seelenheilkunde. Stuttgart 1959.<br />

S. 100/101.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Ich, es ist ein "moralischer" Gewissensspruch. Die "ethische" Form des<br />

Gewissens ist eine unmittelbare Funktion des Selbst, das den Menschen<br />

gegenüber bestimmten archetypischen Konstellationen auffordert, aus freier<br />

Entscheidung Stellung zu nehmen und so seine Individuation zu vollziehen,<br />

seiner unvertretbaren Bestimmung zu entsprechen 88 . Was Jung am komplexen<br />

Phänomen des Gewissens besonders interessierte, war eben diese emotionale<br />

moralische Reaktion im Unbewußten, der Archetypus des<br />

zu gelten. Diese Qualifikation verdient es erst, wenn es reflektiert, das heißt<br />

einer bewußten Auseinandersetzung unterzogen wird. Dies ist nur dann<br />

möglich, wenn sich ein prinzipieller Zweifel zwischen zwei möglichen<br />

moralischen Verhaltensweisen, also in einer Pflichtkollision, erhebt. Eine<br />

derartige Situation kann nämlich nur dadurch gelöst werden, daß eine bis dahin<br />

unreflektierte moralische Reaktion zugunsten einer anderen unterdrückt<br />

und sich darum dem Ich als überlegen erweist. Der Begriff und die<br />

Erscheinung des Gewissens enthalten also, wenn aus psychologischer Sicht<br />

betrachtet, zwei verschiedene Tatbestände: einerseits die Erinnerung an und die<br />

Ermahnung durch die Sitte und andererseits die Pflichtenkollision und ihre<br />

Lösung durch die Schöpfung eines dritten Standpunktes. Ersterer ist der<br />

moralische und letzterer der ethische Aspekt des Gewissensaktes." 61 .. , " nH<br />

Eine eindrückliche Illustrierung dessen, was mit "moraliscncrn" wj* "<br />

ethischem"82 Gewissen im Sinne Jungs gemeint ist, hegt in Sp"M B" "<br />

Prometheus und Epimetheus" vor. Jung hat<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 39<br />

81 Jung, Carl Gustav: Das Gewissen in psychologischer Sicht, 1966, S. 0<br />

57 Spengler, Ernst: Das Gewissen bei Freud und Jung. Mi..., 1964, S. 50<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 108<br />

weltoffen und übersteigt die kreatürliche Gegebenheit durch Sinnverleihung und<br />

Verantwortung. 5<br />

Die Existentlale des Menschseins sind Geistigkeit, Freiheit<br />

und Verantwortung, d.h. der Mensch ist nicht per se durch Triebe determiniert<br />

und nicht Produkt von Vererbung und Umwelt. " Er ist ein Wesen, das immer<br />

entscheidet, was es ist. Ein Wesen, das in sich gleichermaßen eine Möglichkeit<br />

birgt, auf das Niveau eines Tieres herabzusinken oder sich zu einem<br />

heiligmäßigen Leben aufzuschwingen." 1<br />

Der Mensch ist letztlich weder vom<br />

Willen zur Lust noch zur Macht, sondern vom Willen zum Sinn durchdrungen.<br />

Menschliche Triebe sind immer schon personifiziert, d.h. alle Triebhaftigkeit<br />

ist beim Menschen immer schon von einer geistigen Stellungnahme<br />

5) Nowak,Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute in tiefenpsychologischer und<br />

theologischer Sicht. S. 44.<br />

1) Frankl,Viktor E.: Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn. S. 99.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Schmerz und durchglüht vom Leid, wurde er eingeschmolzen auf das<br />

Wesentliche in ihm, auf das Menschliche. Was also ist der Mensch? So fragen<br />

wir nochmals. - Er ist ein Wesen, das immer entscheidet, was es ist. Ein Wesen,<br />

das in sich gleichermaßen die Möglichkeit birgt, auf das Niveau eines Tieres<br />

herabzusinken oder sich zu einem heiligmäßigen Leben aufzuschwingen. Der<br />

Mensch ist jenes Wesen, das immerhin die Gaskammern erfunden hat; aber er<br />

ist zugleich auch jenes Wesen, das in eben diese Gaskammern<br />

hineingeschritten ist<br />

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82 Frankl, Viktor E.: Der Mensch vor der Frage nach dem S..., 1979, S. 68<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 109<br />

zur Macht, sondern vom Willen zum Sinn durchdrungen. Menschliche Triebe<br />

sind immer schon personifiziert, d.h. alle Triebhaftigkeit ist beim Menschen<br />

immer schon von einer geistigen Stellungnahme überformt. 2<br />

Ziel des Menschen<br />

ist es, Sinn zu finden und anderem menschlichen Sein in Form eines Du zu<br />

begegnen und es zu lieben. " Beides, Erfüllung und Begegnung, gibt dem<br />

Menschen einen Grund zum Glück und zur Lust." 3 " Menschsein weist immer<br />

schon über sich hinaus und die Transzendenz ihrer selbst ist die Essenz<br />

menschlicher Entwicklung." So sind die Suche nach Sinn und die Bindung an<br />

Werte aus der Selbsttranszendenz menschlicher Existenz zu verstehen, daraus,<br />

daß der Mensch unmittelbar auf Gott bezogen ist und seine Entwicklung von<br />

daher entelechial bedingt ist. Der Mensch ist nach Frankl das Wesen, das "<br />

letztlich und eigentlich auf der Suche nach Sinn ist. 4<br />

3.6.3. Das Gewissen als<br />

Sinnorgan Auf der Suche nach Sinn wird der Mensch geleitet vom Gewissen,<br />

das als Sinnorgan zu den spezifisch menschlichen Phänomenen gehört. 5<br />

Frankl definiert es " als die intuitive Fähigkeit, den einmaligen und<br />

einzigartigen Sinn, der in jeder Situation verborgen ist, aufzuspüren." 1<br />

Das<br />

Gewissen reicht in eine unbewußte Tiefe, wurzelt in einem unbewußten Grund.<br />

Es ist praelogisch im Sinne eines praemoralischen Wertverständnisses, das<br />

aller expliziten Moral vorausgeht. Frankl nennt es auch irrational, weil es in<br />

seiner unmittelbaren<br />

2) ders.: Grundriß der Existenzanalyse und Logotherapie. In: ders. u.a. (Hrsg.): Handbuch der<br />

Neurosenlehre und Psychotherapie. Bd. III. S. 683.<br />

3) ders.: Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn. S. 101.<br />

4) ebd. S. 100.<br />

5) ders.: Der Wille zum Sinn. Bern,Stuttgart,Wien 1978. S. 26.<br />

1) Frankl,Viktor E.: Ärztliche Seelsorge. Wien 1966. S. 56.<br />

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Textstelle (Originalquellen)<br />

Wille zum Sinn. Und auf Grund eben dieses seines Willens zum Sinn ist der<br />

Mensch darauf aus, Sinn zu finden und zu erfüllen, aber auch anderem<br />

menschlichen Sein in Form eines Du zu begegnen, es zu lieben. Beides,<br />

Erfüllung und Begegnung, gibt dem Menschen einen Grund zum Glück und zur<br />

Lust. Beim Neurotiker aber wird dieses primäre Streben gleichsam abgebogen<br />

in ein direktes Streben nach Glück, in den Willen zur Lust. Anstatt daß die Lust<br />

das<br />

sei es eben ein Sinn, den er erfüllt, oder anderes menschliches Sein, dem er<br />

begegnet. So oder so: Menschsein weist immer schon über sich selbst hinaus,<br />

und die Transzendenz ihrer selbst ist die Essenz menschlicher Existenz. Ist es<br />

also nicht so, daß der Mensch eigentlich und ursprünglich darnach strebt,<br />

glücklich zu sein? Hat denn nicht selbst Kant zugegeben, daß dies<br />

trotzdem jedem Standort nur eine richtige Perspektive: "Es gibt demnach<br />

eineabAsolute Richtigkeit nicht trotz, sondern gerade wegen perspektivischer<br />

Realität"'1. Wert und Sinn sind also nur aus der Selbsttranszendenz<br />

menschlicher Existenz zu verstehen. Deshalb kann auch der Arzt nicht dem<br />

Leben des Patienten einen Sinn geben, denn Sinn kann man überhaupt nicht<br />

geben, " Vgl. L. Binswanger, Henrik Ibsen und<br />

auf der Suche nach Sinn* Der Titel umreißt mehr als ein Thema: er umfaßt<br />

eine Definition, zumindest eine Interpretation des Menschen. Eben als eines<br />

Wesens, das letztlich und eigentlich auf der Suche nach Sinn ist. Der Mensch<br />

ist immer schon ausgerichtet und hingeordnet auf etwas, das nicht wieder er<br />

selbst ist, sei es eben<br />

eine Manifestation der menschlichen Fähigkeit zur 115 Vgl. a. a. O., S. 683. A.<br />

a. O., S. 682. 117 A. a. O., S. 686. Selbstdistanzierung ist, während sich durch<br />

die Liebe menschliche Fähig- keit zur Selbsttranszendenz manifestiert"111.<br />

Frankl definiert schließlich das Gewissen " als die intuitive Fähigkeit, den<br />

einmaligen und einzigartigen Sinn, der in jeder Situation verborgen ist,<br />

aufzuspüren. Mit einem Wort, das Gewissen ist ein Sinn-Organ"111. Mit Recht<br />

82 Frankl, Viktor E.: Der Mensch vor der Frage nach dem S..., 1979, S. 100<br />

82 Frankl, Viktor E.: Der Mensch vor der Frage nach dem S..., 1979, S. 99<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 92<br />

82 Frankl, Viktor E.: Der Mensch vor der Frage nach dem S..., 1979, S. 99<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 46<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 110<br />

Sein-Sollendes, also nichts Wirkliches, sondern ein erst zu Verwirklichendes.<br />

Zur Realisierung der im Gewissen erschlossenen zu-sollenden Möglichkeiten<br />

bedarf es der geistigen Antizipation, die nach Frankl in einem Akt der Schau<br />

durch Intuition geschieht. " So erweist sich das Gewissen als eine wesentlich<br />

intuitive Funktion: Um das zu Realisierende zu antizipieren, muß das Gewissen<br />

es zuvor intuieren; und in diesem Sinne ist das Gewissen, ist das Ethos<br />

tatsächlich irrational und nur nachträglich rationalisierbar." 3<br />

Das Gewissen in<br />

der Existenzanalyse Frankls hat nichts zu tun mit dem Über-Ich Freuds. So wie<br />

sich Liebe genetisch nicht aus dem Es ableiten läßt, so kann nach Frankl das<br />

Gewissen nicht auf das Über-Ich reduziert werden. Das Gewissen kommt<br />

überall da nicht zu Wort,<br />

3) ebd. S. 67.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

irgendwie antizipiert wird. Dieses Antizipieren, diese geistige Vorwegnahme<br />

erfolgt nun in dem, was man Intuition nennt: die geistige Vorwegnahme<br />

geschieht in einem Akte der Schau. So erweist sich das Gewissen als eine<br />

wesentlich intuitive Funktion: um das zu Realisierende zu antizipieren, muß das<br />

Gewissen es zuvor intuieren; und in diesem Sinne ist das Gewissen, ist das<br />

Ethos tatsächlich irrational und nur nachträglich rationalisierbar. Kennen wir<br />

aber nicht ein Analogon - ist nicht auch der Eros ebenso irrational, ebenso<br />

intuitiv? Tatsächlich intuiert auch die Liebe; auch sie erschaut nämlich ein<br />

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58 Bally, Gustav: Die Psychologie Sigmund Freuds, 1959, S. 675<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 110<br />

Ich Freuds. So wie sich Liebe genetisch nicht aus dem Es ableiten läßt, so kann<br />

nach Frankl das Gewissen nicht auf das Über-Ich reduziert werden. Das<br />

Gewissen kommt überall da nicht zu Wort, wo Furcht vor Strafe, Hoffnung auf<br />

Lohn oder der Wunsch, dem Über-Ich zu gefallen, menschliches Entscheiden<br />

und Handeln bestimmen. 4<br />

Liebe und Gewissen sind spezifisch humane<br />

Prinzipien in der Weise, " daß das Gewissen eine Manifestation der<br />

menschlichen Fähigkeit zu Selbstdistanzierung ist, während sich durch die<br />

Liebe menschliche Fähigkeit zur Selbsttranszendenz manifestiert." 1<br />

Man<br />

könnte geneigt sein, die intuitive Erschließung individueller<br />

Wertmöglichkeiten durch das Gewissen als instinktiv zu betrachten und danach<br />

das Gewissen im Gegensatz zur praktischen Vernunft als ethischen Instinkt zu<br />

verstehen. Frankl stellt demgegenüber fest, daß der Instinkt immer auf<br />

Allgemeines zielt und wesentlich schematisch ist, d.h. das Tier reagiert gemäß<br />

seiner Instinkte auf bestimmte Merk- und Wirkmale immer nur nach einem<br />

festen Schema, das<br />

4) ebd. S. 61.<br />

1) Frankl,Viktor E.: Der Pluralismus der Wissenschaften und die Einheit des Menschen. In:<br />

Petrilowitsch, Nikolaus (Hrs.): Die Sinnfrage in der Psychotherapie. Darmstadt 1972. S. 494.<br />

18% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

läßt. Ist es doch von einer Art Erwartungsangst diktiert, nämlich der<br />

ängstlichen Erwartung von Strafe. Das Gewissen hat mit dergleichen Ängsten<br />

nichts zu tun. Solange Furcht vor Strafe, Hoffnung auf Lohn oder der Wunsch,<br />

dem Über-Ich zu gefallen, menschliches Verhalten bestimmen, ist ja das<br />

Gewissen noch gar nicht zu Worte gekommen. Lorenz war vorsichtig genug,<br />

um von "moralanalogem Verhalten bei Tieren" zu sprechen. Anders<br />

das Uber-Ich ebensowenig reduzieren, wie sich die Liebe genetisch vom Es<br />

ableiten läßt. Liebe und Gewissen sind ebenfalls spezifisch humane Phänomene,<br />

und zwar so, " daß das Gewissen eine Manifestation der menschlichen<br />

Fähigkeit zur 115 Vgl. a. a. O., S. 683. A. a. O., S. 682. 117 A. a. O., S. 686.<br />

Selbstdistanzierung ist, während sich durch die Liebe menschliche Fähig- keit<br />

zur Selbsttranszendenz manifestiert"111. Frankl definiert schließlich das<br />

Gewissen "als die intuitive Fähigkeit, den einmaligen und einzigartigen Sinn,<br />

der in jeder Situation verborgen ist,<br />

Gewissen solche konkreten, individuellen Wertmöglichkeiten intuitiv<br />

erschließt, wäre man nun geneigt dazu, den Weg, auf dem es das bewerkstelligt,<br />

als instinktiven zu bezeichnen und demzufolge das Gewissen, im Gegensatz<br />

zur "praktischen Vernunft", als ethischen Instinkt anzusprechen. Nur zeigte<br />

sich dann alsbald bei näherem Zusehen, daß dieser ethische Instinkt in einem<br />

nicht unwesentlichen Gegensatz steht zu dem, was man als Instinkt<br />

82 Frankl, Viktor E.: Der Mensch vor der Frage nach dem S..., 1979, S. 64<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 45<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 46<br />

82 Frankl, Viktor E.: Der Mensch vor der Frage nach dem S..., 1979, S. 67<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 111<br />

daß der Instinkt immer auf Allgemeines zielt und wesentlich schematisch ist, d.<br />

h. das Tier reagiert gemäß seiner Instinkte auf bestimmte Merk- und Wirkmale<br />

immer nur nach einem festen Schema, das für alle in gleicher Weise gilt. Der<br />

vitale Instinkt vernachlässigt das Individuelle. 2<br />

Ganz anders funktioniert nach<br />

dem beschriebenen Verständnis Frankls das Gewissen: Es gibt dem Menschen<br />

Antwort auf konkrete Lebensfragen, indem es "das Eine, das not tut" erschließt,<br />

womit " jene einmalige und einzigartige Möglichkeit einer konkreten Person in<br />

einer konkreten Situation" gemeint ist. 3<br />

Das Gewissen erschließt somit<br />

individuelles Sein-Sollendes, das aufgrund seiner Individualität von keinem<br />

generellen und allgemein formulierten Gesetz gefaßt werden kann. Im Aufweis<br />

von zu verwirklichendem Sollen in einer konkreten Situation erschließt das<br />

2) "Die Wirksamkeit dieses Instinktschemas steht und fällt also damit, daß es nur allgemein gilt,<br />

daß es nur nach dem Gesetz der allgemeinen Zahl gilt, während es im Einzelfall nicht nur<br />

versagt, sondern das Einzelwesen geradezu dazu verführt, unter gewissen Umständen zwar<br />

durchaus instinktgemäß, aber gerade darum ausgesprochen zweckwidrig 'unvernünftig' sich<br />

zu verhalten. Dasselbe instinktive Reaktionsschema, das etwa der Majorität der Ameisen, dem<br />

ganzen Ameisenstaat, das Leben erhält oder rettet, kann die einzelne Ameise unter<br />

Umständen um ihr Leben bringen" (ders.: Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn. S. 68.).<br />

3) ebd. S. 67.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

das Leben erhält oder rettet, kann die einzelne Ameise unter Umständen um ihr<br />

Leben bringen. Das wird, vom Instinkt aus gesehen, eben in Kauf genommen:<br />

Der vitale Instinkt vernachlässigt das Individuelle. Ganz anders, ja im<br />

Gegensatz dazu wird nun die Wirksamkeit des ethischen Instinkts gerade<br />

dadurch gewährleistet, daß er eben nicht auf Allgemeines, sondern immer nur<br />

auf Individuelles<br />

Aufgabe des Gewissens nämlich darin, dem Menschen "das Eine, was not tut",<br />

zu erschließen. "Dieses Eine aber ist ein jeweils Einziges. Es geht dabei um<br />

jene einmalige und einzigartige Möglichkeit einer konkreten Person in ihrer<br />

konkreten Situation." Es geht beim Gewissen also um keine allgemein<br />

formulierten moralischen Gesetze, sondern "um etwas absolut Individuelles,<br />

um ein individuelles >Sein-sollen


Textstelle (Prüfdokument) S. 112<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

bemüht sich um eine möglichst gesamtheitliche Erfassung des Menschen, Bios, Psyche und Person, Freiburg - München 1957, S. 313 335. Die<br />

deren oberste Gesetzmäßigkeit die progressive Personalisation ist. 1 3.7.2. progressive Personalisation hat weder mit dem totalen Narzißmus des Todes (<br />

Menschliche Entwicklung als Prozeß der Personalisation Personalisation nach Freud) noch mit der Individuation (Jung), noch sogar mit der<br />

Caruso ist weder gleichsetzbar mit der Individuation bei CG.Jung noch mit der<br />

Vergesellschaftung des Ichs in der Psychologie Adlers. Personwerden bedeutet<br />

Vergesellschaftung des Ichs in der Psychologie Adlers zu tun. Das<br />

Wesentliche der nämlichen Entwicklung ist nicht das Individuumwerden,<br />

nicht Individuumwerden. Das Ziel der Personalisation ist nicht ein Maximum sondern das Personwerden, und das Ziel der > Personalisation ist keineswegs<br />

an Individuation, sondern deren Optimum. " Die überoptimale Steigerung der ein Maximum an Individuation, sondern deren Optimum. ~A Die überoptimale<br />

Individuation würde Isolation bedeuten. Die Personalisation hingegen, als Steigerung der Individuation würde Isolation bedeuten. Die Personalisation<br />

Optimum der Realisation zwischen Individuellem und Gemeinschaftlichen, hingegen, als Optimum der Realisation zwischen Individuellem und<br />

geht letztlich nicht 'auf Kosten' der Spezies, sondern stellt deren eigentliche, Gemeinschaftlichem, geht letztlich nicht "auf Kosten" der Spezies, sondern<br />

bestmögliche Entfaltung dar." 2<br />

Insofern ist Person-Werdung "typisch-human stellt deren eigentliche, bestmögliche Entfaltung dar ( in diesem Sinne ist "<br />

". Sie vollzieht sich dialektisch, " denn die Widersprüche zwischen der<br />

Person werden" auch "typisch-human" werden); I. A. Caruso, a.a.O., S. 417 418.<br />

Determination des Leibes und der Freiheit des Geistes bilden eine<br />

Die progressive Personalisation ist charakterisiert durch a) Symbolisation, denn<br />

Persönlichkeit." 1<br />

Da Sinn und Aufgabe menschlichen Daseins nach Caruso an jede Entwicklungsstufe hat ihre Integration, in<br />

eine absolute und transzendente Ordnung von Werten gebunden ist, gehört zur<br />

Die psychologische Orientierung Carusos konzentriert sich auf den Übergang<br />

Person-Werdung die Reifung auf diese transzendente Ordnung hin.<br />

aus dem Zustand des Unbewußten zum Bewußtsein. Die Entwicklung des<br />

Entwicklung meint, " durch Widerspruch und unzählige Versuche überzugehen<br />

Menschen kann man bloß dialektisch verstehen, denn die Widersprüche<br />

zu höheren, differenzierteren Formen." 2<br />

Der ontogenetische Prozeß der<br />

Personalisation zielt darauf, daß die Person im Laufe ihrer Entwicklung<br />

weniger determiniert und weniger heteronom wird. Man muß den Menschen<br />

auf jeder Stufe der Entwicklung als Person verstehen, gleichzeitig besteht aber<br />

die Aufgabe des Menschen darin, immer mehr Person zu werden, denn " die<br />

Person ist nicht die Summe eines abstrakten Individuums und einer ebenso<br />

abstrakten statischen Umwelt, sondern die Person ist ein sich wahrscheinlich<br />

quantenhaft ausdehnendes einheitliches Wirkfeld." 3<br />

Caruso bezeichnet die<br />

Person schließlich als " ein inkommunikables Gestaltungsprinzip, das sowohl<br />

ein Optimum an Individuation innerhalb der Spezies als auch an Beziehungen<br />

zum Du, zu sich selbst, zur Welt darstellt." 4<br />

Ein stets Bewußtwerden der<br />

Entfremdung von Natur und Welt bildet den Weg der Befreiung, der<br />

Personalisation. Insofern ist dieser Prozeß ein dialektischer: "<br />

zwischen der Determination des Leibes und der Freiheit des Geistes bilden eine<br />

Persönlichkeit. Die Entwicklung bedeutet " durch Widerspruch und unzählige<br />

Versuche überzugehen zu höheren, differenzierteren Formen"'19. Sogar das<br />

Leben kann man nicht anders verstehen, als nur in dialektischer Sicht, und zwar<br />

als Strukturisation, Organisation, Vitalisation, Hominisation und<br />

Personalisation'30. 128<br />

A. a. o., s. 11. 12' Vgl. a a. O., S. 13. Caruso erfaßt<br />

mit der Zeit weniger determiniert und weniger heteronom ist. Den Menschen<br />

muß man auf jeder Stufe der Evolution als Person verstehen, aber seine<br />

Aufgabe ist, immer mehr Person zu werden, denn " die Person ist nicht die<br />

Summe eines abstrakten Individuums und einer ebenso abstrakten statischen<br />

Umwelt, sondern die Person ist ein sich wahrscheinlich quantenhaft<br />

ausdehnendes einheitliches Wirkfeld"131. Schließlich bezeichnet Caruso die<br />

Person als " ein inkommunikables Gestaltungsprinzip, das sowohl ein Optimum<br />

an Individuation innerhalb der Spezies als auch an Beziehungen zum Du, zu<br />

sich selbst, zur Welt darstellt"132. Der Mensch ist in sich widerspruchsvoll, er<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 2<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 47<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 48<br />

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11% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 113<br />

Die Person steht im Brennpunkt dieser zwei Polarisierungen, die<br />

Gleichgewicht suchen, indem sie sich widersprechen und dadurch die<br />

Dialektik der Personalisation ermöglichen." 5 3.7.3. Das personale Gewissen<br />

als angeborener auslösender Mechanismus für Wertbezüge Caruso beschreibt<br />

das Gewissen als gelebte, wenn auch manchmal nicht bewußte Sicherheit einer<br />

Transzendenz und als eine Qualität des Menschseins. 1<br />

Es ist ein auf<br />

Weltoffenheit hin rezeptorisch angelegtes angeborenes Schema. In der<br />

symbolischen Gestalt des Über-Ich wird die Gewissensfunktion geprägt und<br />

eingelebt, d.h. das Über-Ich scheint für Caruso "Verteidigungsmechanis mus<br />

auf dem Wege zum Gewissen, ist " die provisorische faktische Repräsentanz<br />

des Gewissens, das in der progressiven Personalisation dialektisch überwunden<br />

werden muß". 2<br />

Die Über-Ich Lehre wertet Caruso als ernst zu nehmende<br />

Zeiterscheinung, die den Subjektivismus seiner Zeit und das "Janusgesicht<br />

jeglichen Subjektivismus" zeigt. 3<br />

Sie besagt zum einen, daß die eigene<br />

individuelle Intention das eigene individuelle Motiv<br />

1) vgl. dazu vor allem: Caruso,Igor A. (und Mitarbeiter): Bios,Psyche und Person. Freiburg 1957.<br />

2) Nowak,Antoni J.: a.a.O. S. 47. Anm. 128. Darin bezieht sich Nowak auf Caruso,Igor A. : a.a.O.<br />

S. 417-418.<br />

1) ebd. S. 47.<br />

2) Caruso,Igor A.: Der Vorstoß ins Weltall als psychologisches Problem. In: Der Psychologe. 11 (<br />

1960). Heft 12. S. 466.<br />

3) ders.: Person und Symbol. In: Jahrbuch für Psychologie und Psychotherapie. 2/3 (1955). S. 124.<br />

4) ders.(und Mitarbeiter): Bios,Psyche und Person. S. 420.<br />

5) ders.: Soziale Aspekte der Psychoanalyse. Stuttgart 1962. S. 56.<br />

1) ders.: Tiefenpsychologie und Angst. In: Anima.3 (1953). S. 247.<br />

2) Nowak,Antoni J.: a.a.O. S. 50/51.<br />

3) Caruso,Igor A.: Person und Gewissen. In: Jahrbuch für Psychologie und Psychotherapie. 2 (<br />

1954). Heft 4. S. 341-353. hier: S. 344.<br />

14% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ist von der Natur und von der Welt, die er noch nicht vermenschlicht hat,<br />

entfremdet; er hat ein<br />

der Welt, die er noch nicht vermenschlicht hat, entfremdet; er hat ein stetes<br />

Bewußtwerden der Entfremdung, die zugleich ein Weg der Befreiung, der<br />

Personalisation, ist. " Die Person steht im Brennpunkt dieser zwei<br />

Polarisierungen, die Gleichgewicht suchen, indem sie sich widersprechen und<br />

dadurch die Dialektik der Personalisation ermöglichen"133. Die neue Richtung<br />

in der Tiefenpsychologie, die Caruso begründet hat, können wir als "Phase der<br />

Synthese" bezeichnen, oder besser, als "personale Analyse"134. lsl I. A. Caruso,<br />

Person<br />

und also gewertet wird"138. Freud hat das Gewissen (Uber-Ich) als<br />

Verbotsinstanz verstanden, die von außen eingeprägt worden ist; für Caruso ist<br />

das Gewissen die gelebte, wenn auch manchmal nicht bewußte Sicherheit einer<br />

Transzendenz und eine Qualität des Menschseins140. Das Über-Ich scheint<br />

deshalb als ein Verteidigungsmechanismus auf dem Wege zum Gewissen. Im<br />

Über-Ich-Verhalten sieht Caruso also lediglich<br />

also das (zerfallende) Schema gerade im Überschreiten der jeweiligen<br />

faktischen Entwicklungsgrenzen aus. Jede Fixierung an eine geschlossene<br />

Umwelt ist eine Entäußerung, Entfremdung." "Die Gewissensfunktion wird<br />

der symbolischen Gestalt des Über-Ich geprägt und eingelernt. Bei dem<br />

Menschen ist es paradoxerweise ein Charakteristikum des angeborenen<br />

auslösenden Schemas, daß die das Schema modifizierende Lernfähigkeit<br />

praktisch unbegrenzt offen ist (<br />

die Weltoffenheit hin rezeptorisch angelegtes angeborenes Schema. Die<br />

Gewissensfunktion wird in der symbolischen Gestalt des Uber-Ich geprägt und<br />

eingelernt. Schließlich ist das Uber-Ich die provisorische faktische<br />

Repräsentanz des "Gewissens, das in der progressiven Personalisation<br />

dialektisch überwunden werden muß. Das Gewissen ist also kein Erbe des Uber-<br />

Ich, sondern im Gegenteil, es ist ein angeborener auslösender Mechanismus,<br />

der sich durch verschiedene Stufen entwickelt, wie<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 48<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 50<br />

34 Dienelt, Karl: Anthropologie des Jugendalters, 1974, S. 92<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 51<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 115<br />

32% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Es ist doch ein existentieller Wunsch des Menschen, frei zu sein von Zwang,<br />

sich frei von Angst und Unterdrückung zu fühlen und in großem Ausmaß über<br />

das eigene Leben und seine Gestaltung bestimmen zu können. Dast ist der<br />

existentielle Drang zur Selbstbestimmung, die zugleich eine Stufe zum<br />

personalen Gewissen darstellt. Eine nicht-dirigierende Aktivität von<br />

Erwachsenen wird hier notwendig und<br />

Auseinandersetzung mit der von Eltern und Gesellschaft repräsentierten<br />

Wertwelt. Ihr Ziel ist es, das Über-Ich zu überwinden und zur<br />

Selbstbestimmung zu finden. Der existenzielle Drang des Menschen zu<br />

Freiheit und Selbstbestimmung zu kommen und über das eigene Leben und<br />

seine Gestaltung bestimmen zu können, entspricht einer Stufe zum personalen<br />

Gewissen. " Eine normale, gesunde Persönlichkeitsentwicklung ist dadurch<br />

gekennzeichnet, daß allmählich an die Stelle des in der Kindheit anerzogenen<br />

Über-Ichs das tritt, was wir mit Caruso als "personales Gewissen" bezeichnen." 2<br />

Dieses personale Gewissen ist nicht statisch, sondern dynamisch in der Weise,<br />

als es ermöglicht, gegebene Möglichkeiten zu prüfen, sich auseinanderzusetzen<br />

, ohne Zwang und Ängstlichkeit Verantwortung auf sich zu nehmen, " denn<br />

Moral im Werden ist doppeldeutig, ambivalent; verwirklichte Moral ist<br />

höchste Ordnung in Freiheit." 3<br />

Gewissensbildung meint bei Caruso immer ein<br />

pädagogisches Bezugssystem. Sie ereignet sich in einem Interaktionsprozeß<br />

zwischen Kind und Eltern bzw. im mitmenschlichen Bezugssystem, in dem die<br />

angeborene Befähigung zur Wertbindung entfaltet wird. 4<br />

3.8. Auswertung Der<br />

Name "Tiefenpsychologie" wurde<br />

Aggressivität, Kindchenschema und ähnliches. Zum Funktionieren der Schemen<br />

nimmt nur die Person Stellung, jedoch wiederum nicht idealistisch, sondern<br />

durch die Vermittlung des geprägten Uber-Ichs""4. Eine normale, gesunde<br />

Persönlichkeitsentwicklung ist dadurch gekennzeichnet, daß allmählich an die<br />

Stelle des in der Kindheit anerzogenen Uber-Ichs das tritt, was wir mit Caruso<br />

als "personales Gewissen" bezeichnen. 144 Aus einem Brief I. A. Carusos (mit<br />

seiner Zustimmung zitiert), Wien, 14. November 1967, IAC/LW, geschrieben<br />

an den Verfasser. II. Teil Zur Psychogenese des Gewissens Es gibt<br />

spezifische menschliche<br />

ist elastisch im Sinne einer gegebenen Möglichkeit, zu prüfen, sich<br />

auseinanderzusetzen, hat nichts mit einem Zwang zu tun, ist nicht ängstlich, ist<br />

reif geworden, die Verantwortung auf sich zu nehmen, denn "Moral im Werden<br />

ist doppeldeutig, ambivalent, verwirklichte Moral ist höchste Ordnung in<br />

Freiheit"55. a) Selbstbestimmung Wenn wir von einem personalen Gewissen<br />

sprechen, dann denken wir nicht an die Strenge und an den Zwang des Uber-<br />

Ichs, sondern an den<br />

religiöse Inhalte. Man "ererbt" funktional was wir "Gewissen" nennen. Anders<br />

wäre es nicht denkbar, daß so große Unterschiede im Gewissensverhalten<br />

auftreten. "Gewissensbildung" betont I. A. Caruso "ereigne sich in einem<br />

Interaktionsprozeß zwischen Kind und Eltern bzw. immer in einem "<br />

mitmenschlichen Bezugssystem"4. Damit stellt sich Gewissensbildung als<br />

pädagogisches Bezugssystem dar. 1. Lustprinzip und Realitätsprinzip Freud<br />

hat in allen Phasen seines Werkes das Lustprinzip<br />

Erlösungslehre. Obwohl die Tiefenpsychologie die Religion ernstnimmt, so<br />

kann sie doch weder Religion ersetzen noch Seelsorge vertreten2. 1.<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 70<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 51<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 69<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 53<br />

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von Freud geschaffen 1 , um den Unterschied zwischen der damals<br />

herrschenden akademischen Bewußtseinspsychologie und seiner Psychologie<br />

herauszustellen. Während Freud diesen Begriff als Synonym für "<br />

Psychoanalyse" benutzt, wird im allgemeinen Sprachgebrauch - ausgehend von<br />

der Begriffsverwendung der Bewußtseinspsychologen - unter "<br />

Tiefenpsychologie" das Gesamt aller psychologischen Schulen inklusive der<br />

Psychoanalyse verstanden, die mit dem Begriff des Unbewußten operieren. 2<br />

So<br />

bilden den Ausgangspunkt unserer Auswertung die in der Tiefenpsychologie<br />

beachteten und analysierten unbewußten psychischen Erlebnisse und Vorgänge<br />

in ihrer Bedeutung für die psychische Gesundheit des Menschen<br />

2) Nowak,Antoni J.: a.a.O. S. 51.<br />

3) Caruso,Igor A.: Schema,Gewissen und Neurose. In: Frankl,Viktor u.a. (Hrsg.): Handbuch der<br />

Neurosenlehre und Psychotherapie. München 1959. Band II. S. 727-732. hier: S. 730.<br />

4) Nowak,Antoni J.: a.a.O. S. 53 (nach: Caruso,Igor A.: Über Gewissensbildung.<br />

Vorlesungsskriptum. WS 1969. S.7).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Tiefenpsychologie und Psychoanalyse Der Name "Tiefenpsychologie" wurde<br />

zuerst von Freud geschaffen3, um den Unterschied zwischen seiner<br />

Psychologie und der herrschenden akademischen Bewußtseinspsychologie zu<br />

begründen. Er gebrauchte das Wort strikt als Synonym von "Psychoanalyse" 4<br />

. Im Sprachgebrauch der Bewußtseinspsychologen, die die Ablehnung der<br />

Bewußtseinspsychologie durch Freud unwillkürlich introjiziert haben, bedeutet<br />

das Wort " Tiefenpsychologie" das Gesamt aller psychologischen Schulen,<br />

inklusive der Psychoanalyse, die mit dem Begriff des Unbewußten operiert.<br />

Dieser Sprachgebrauch ist sozusagen allgemein und weist auf die<br />

psychologische Systematik mit Einbeziehung der unbewußten Motivationen<br />

des Verhaltens<br />

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137<br />

1) vgl. dazu: Freud,Sigmund: Das Interesse an der Psychoanalyse. G.W. VIII. S. 398: "Man darf<br />

es wohl aussprechen, daß das psychoanalytische Studium der Träume den ersten Einblick in<br />

eine bisher nicht geahnte Tiefenpsychologie eröffnet hat."<br />

2) Den Unterschied zwischen Psychoanalyse und Tiefenpsychologie beschreibt Nowak wie folgt:<br />

Mit Psychoanalyse sei "in erster Linie eine Methode der seelischen Heilbehandlung<br />

dargestellt, eine Analyse der Tiefenseele nach verdrängten unbewußten Inhalten, die das<br />

bewußte Denken und Handeln stören. ... Das Wort 'Tiefenpsychologie' unterstreicht mehr den<br />

allgemein theoretischen und systematischen Aspekt der Disziplin" (Nowak,Antoni J.: a.a.O. S.<br />

14).<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 12<br />

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uns von Bedeutung sind hierbei jene Fallbeispiele, die die Reaktionen des<br />

kindlichen Gewissens betreffen. Zulliger stellt heraus, daß das Kind zur<br />

Gewissensbildung eines Partners bedarf. Diese Bindung - meist die zwischen<br />

dem Kind und seinen Eltern - ist entweder auf Liebe oder auf Angst gegründet,<br />

meist sind beide Faktoren gepaart. So schildert er das Beispiel eines<br />

zweieinhalbjährigen Jungen, der vor einem Kirschbaum steht und gerne von<br />

den reifen Früchten essen möchte. " Er sagt aber zu sich selber: 'Nicht nehmen,<br />

hat Mutti nicht gern, wird traurig', und er trollt von dannen." Eine Gleichaltrige<br />

klopft sich in ähnlicher Situation strafend auf ihr Händchen und sagt: "' Mutti<br />

gibt Schläge, Mädi' - das heißt Mädchen - 'darf nicht nehmen'." 1<br />

Bei beiden<br />

Kindern kommen Gewissensregungen zum Ausdruck. Während dem Jungen<br />

sein Gewissen etwas verbietet, weil er seine Mutter nicht enttäuschen möchte,<br />

nach Zulliger sein Verhalten somit ein Ausfluß seiner Liebe zur Mutter ist,<br />

entspricht beim<br />

1) Zulliger,Hans: Psychoanalyse und die Entwicklung und Erziehung des Gewissens (1957). In:<br />

Cremerius,Johannes (Hrsg.): Psychoanalyse und Erziehungspraxis. Frankfurt 1917. S. 166-184.<br />

hier: S. 172.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

der Mensch eines Partners. Das Gewissen, sagten wir, sei eine<br />

sozialpsychologische Erscheinung oder Funktion, und der Mensch müsse an<br />

einen Partner gebunden "7t sein. Die Bindung ist entweder auf Liebe oder auf<br />

Angst gegründet, in den meisten Fällen wohl auf beide Faktoren. Ein etwa<br />

zweieinhalb] ähriges Büblein steht allein vor dem Spalierkirschbaum im Garten.<br />

Die Früchte sind schon rot,<br />

steht allein vor dem Spalierkirschbaum im Garten. Die Früchte sind schon rot,<br />

und man sieht dem Kleinen an, daß es ihn gelüstet, davon zu pflücken. Er sagt<br />

aber zu sich selber: "Nicht nehmen, hat Mutti nicht gern, wird traurig", und er<br />

trollt sich von dannen. - Eine ungefähr Gleichaltrige in ähnlicher Situation<br />

klopft sich strafend auf das begehrliche Händchen und äußert: " Mutti gibt<br />

Schläge, Mädi" - das heißt Mädchen - "darf nicht nehmen." Beide Kinder gaben<br />

Gewissensregungen Ausdruck. Der Knabe widersteht einer Regung, die ihm<br />

das Gewissen darum verbietet, weil die Mutter einen Wunsch ausgesprochen<br />

hat; der Knabe<br />

83 Zulliger, Hans: Psychoanalyse und die Entwicklung u..., 1957, S. 72<br />

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1) ebd. S. 172.<br />

2) ebd. S. 173.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Gewissen fast ausschließlich auf Strafangst baut, können wir in der<br />

Kinderstube sogar nicht selten ein Phänome h obachten, das der Projektion und<br />

dem Sündenbock-Prinzip entspricht * Eine Mutter hat ihr Söhnchen<br />

hauptsächlich mit harten Strafen dressiert und gewissenhaft machen wollen.<br />

Eines Tages geht sie zu einer Besorgung aus und läßt den ungefähr<br />

Dreijährigen zu Hause allein. Als sie zurückkommt, sieht sie das<br />

Kanarienvögelchen tot auf dem Stubenboden liegen. Blaß vor Schrecken errät<br />

sie, der Kleine habe es umgebracht, und sie stellt ihn zur Rede. Mit empörtem<br />

Gesichtchen meldet er: "Mani" so heißt das Vögelchen "hat Zucker genascht;<br />

das darf man nicht, Zucker naschen. Ich habe Mani bestraft. Wirklich, die<br />

Zuckerdose auf dem Stubentisch war geleert, aber es war gewiß nicht das<br />

Vögelchen sondern der Kleine selber gewesen, der hinter die Dose geraten<br />

dem Verlust der mütterlichen Liebe. Im andern Fall, in dem das kindliche<br />

Gewissen aus Strafangst reagiert, beobachtet Zulliger häufig eine Projektion<br />

der Schuld nach dem Sündenbock-Prinzip. Eines seiner zahlreichen Beispiele<br />

hierfür ist folgende Geschichte: " Eine Mutter hat ihr Söhnchen hauptsächlich<br />

mit harten Strafen dressiert und gewissenhaft machen wollen. Eines Tages geht<br />

sie zu einer Besorgung aus und läßt den ungefähr Dreijährigen zu Haus allein.<br />

Als sie zurückkommt, sieht sie das Kanarienvögelchen tot auf dem<br />

Stubenboden liegen. Blaß vor Schrecken errät sie, der Kleine habe es<br />

umgebracht, und sie stellt ihn zur Rede. Mit empörtem Gesichtchen meldet er: '<br />

Mani' - so heißt das Vögelchen - 'hat Zucker genascht; das darf man nicht,<br />

Zucker naschen. Ich habe Mani bestraft'." 1<br />

Tatsächlich hat der Kleine von der<br />

Zuckerdose genascht. Danach regt sich bei ihm das schlechte Gewissen mit der<br />

Angst vor Strafe. Diese Gewissensangst veranlasst ihn, " der sich noch völlig<br />

im Alter des magisch-animalischen und totemistischen Denkens und<br />

Auffassens befand", die eigene Schuld auf den Kanarienvogel zu projizieren<br />

und ihn für die projizierte Tat mit dem Tod zu bestrafen. " Damit war für den<br />

Knaben die Sache abgetan, in Ordnung." 2<br />

Unbewußte Kräfte bei<br />

Gewissensäußerungen wirken auch da, wo ein Kind eine begangene Straftat<br />

bagatellisiert und durch eine weniger strafwürdige ersetzt, wie in dem<br />

folgenden Beispiel: Die zweijährige Margret läuft zu ihrem Vater und zeigt ihm<br />

ihr Porzellanpüpphen, an dem die Nase abgeschlagen ist und erklärt ihm: "'<br />

Margret hat Püppchen Nase abgeschlagen'." Der Vater wundert sich darüber,<br />

da die Nase der Puppe schon seit langem weggeschlagen ist und beruhigt das<br />

Kind mit dem Hinweis, daß die Nase schon weggewesen sei, als die die Puppe<br />

von ihrer älteren<br />

Versuchung nicht widerstehen konnte. Nachträglich hatte sich bei *7* ihm dann<br />

das Gewissen geregt. Jetzt begann ein etwas komplizierter seelischer Vorgang.<br />

Die Gewissensangst veranlagte den Knaben, der sich noch völlig im Alter des<br />

magisch-animistischen und totemistischen Denkens und Auffassens befand, zur<br />

Projektion der Schuld, um sie von sich abzuwenden. Er verschob die Schuld<br />

auf den Vogel, und er bestrafte ihn dafür mit dem Tode. Damit war für den<br />

Knaben die Sache abgetan, in Ordnung. Der Vorfall erinnert uns an Bräuche<br />

bei den alttestamentlichen Israeliten. Um das Mißfallen und die Strafe Jehovas<br />

ihrer Sünden wegen von sich abzulenken, projizierten sie<br />

recht oder erlaubt und unerlaubt ist Wir sehen unbewußte Kräfte bei<br />

Gewissensäußerungen auch dann am Werk, wenn ein Kind eine begangene<br />

Straftat, eine gewissenswidrige Tat bagatellisiert und durch eine weniger<br />

strafwürdige ersetzt. Die zweijährige Margret kommt zum Vater gelaufen und<br />

weist ihm ihr altes Püppchen vor. "Nase ab", erklärte die Kleine mit klagendem<br />

Tone. Der Vater weiß,<br />

84 Zulliger, Hans: Psychoanalyse und die Entwicklung u..., 1957, S. 386<br />

83 Zulliger, Hans: Psychoanalyse und die Entwicklung u..., 1957, S. 73<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 119<br />

verneint das und erinnert sich an sein Gespräch mit Margret. Sie holen sie<br />

herbei und als das Kind die Kanne sieht, beginnt es zu weinen und verteidigt<br />

sich: "'Papa hat gesagt, macht nichts'." Das Kind hatte unbefugterweise mit der<br />

Teekanne gespielt und dabei den Ausguß erschlagen. Aus ihrer<br />

Straferwartungsangst rettet sie sich, indem sie an die Stelle der eigentlichen<br />

Straftat eine andere geringfügigere bzw. nicht begangene setzt und sich dann<br />

beim Vater die Absolution für eine eingebildet begangene Tat holt. 1<br />

Am<br />

genannten Beispiel läßt sich nach Zulliger auch zeigen, daß der Bekenntnis- und<br />

1) ebd. S. 175.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

die Kanne sieht, gerät die Kleine in Angst und beginnt zu heulen. "Papa hat<br />

gesagt, macht nichts", verteidigt sie sich. Wir erkennen: Die kleine Margret<br />

hatte unbefugterweise mit der Teekanne gespielt und den Ausguß<br />

abgeschlagen. Darum geriet sie in Gewissensnot; sie fürchtete, der<br />

Beschädigung wegen bestraft zu werden. Wie rettet sie sich aus ihrer<br />

Straferwartungsangst? Sie setzt<br />

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83 Zulliger, Hans: Psychoanalyse und die Entwicklung u..., 1957, S. 74<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 120<br />

erzieherisches Tun ziehen, so wirken These wie mögliche Konsequenzen<br />

aufgrund ihrer allgemeinen, fast landläufigen Akzeptanz fast banal. Das wird<br />

deutlich an den von Behncke zusammengefaßten Warnungen einer - in seinem<br />

Fall - von der Psychoanalyse getragenen Erziehungslehre: " a) Eine zu strenge<br />

Erziehung ist für das Kind gefährlich, weil sie die Angst des Kindes weckt und<br />

sein Über-Ich zu stark werden läßt, b) Werden die Triebe des Kindes durch<br />

Verführung gereizt, so besteht ebenfalls die Gefahr einer ungünstigen<br />

Entwicklung. Neurosen können auf diese Weise entstehen, c) Werden dem Kind<br />

notwendige Versagungen vorenthalten, verwöhnt man es, wird es 'laisser faire'<br />

erzogen, so wird es mit seinem Triebleben allein gelassen. Es steht in Gefahr,<br />

ein sehr schwaches oder ungebührlich starkes Überich, sowie ein nicht<br />

widerstandsfähiges Ich zu entwickeln. Später wird es mit den Versagungen in<br />

der Schule und im Beruf nicht fertig, wird ängstlich oder aggressiv und hat<br />

Schwierigkeiten, sich durchzusetzen." 1<br />

Aus solchen allgemein gehaltenen<br />

Sätzen wird ersichtlich, daß sich aus dem Faktum des Unbewußten ohne<br />

Heranziehung von Quelle und Grund für diese unbewußten Kräfte wenig<br />

schließen läßt für die erzieherische Arbeit, speziell die Gewissensbildung.<br />

Nimmt<br />

1) Behncke,Burghard: Psychoanalyse in der Erziehung. München 1972. S. 79/80.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Ansätze, die Psychoanalyse für die Erziehung fruchtbar zu machen, fallen<br />

relativ mager aus. So fasst B. Behncke die aus psychoanalytischer<br />

Erziehungslehre ausgesprochenen Warnungen etwa so zusammen: "a) Eine zu<br />

strenge Erziehung ist für das Kind gefährlich, weil sie die Angst des Kindes<br />

weckt und sein Ueber-Ich zu stark werden lässt. b) Werden die Triebe des<br />

Kindes durch Verführung gereizt, so besteht ebenfalls die Gefahr einer<br />

ungünstigen Entwicklung. Neurosen können auf diese Weise entstehen. c)<br />

Werden dem Kind notwendige Versagungen vorenthalten, verwöhnt man es,<br />

wird es 'laisser faire' erzogen, so wird es mit seinem Triebleben allein gelassen.<br />

Es steht in Gefahr, ein sehr schwaches oder ungebührlich starkes Ueber-Ich<br />

sowie ein nicht widerstandsfähiges Ich zu entwickeln. Später wird es mit den<br />

Versagungen in der Schule und im Beruf nicht fertig, wird ängstlich oder<br />

aggressiv und hat Schwierigkeiten, sich durchzusetzen." 1<br />

Innerhalb eines solch<br />

banalen Rahmens lassen sich viele Erziehungskonzepte anpreisen bzw.<br />

verwerfen: denn auf solche Konsequenzen könnte man auch stossen, wenn man<br />

anstelle des Freud1<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 268<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 121<br />

auf die spezifischen Thesen der einzelnen Autoren über das Gewissen, seine<br />

Entwicklung und daraus sich ergebende erzieherische Möglichkeiten. 1. Zur<br />

Genese des Menschen Nach Freuds Entwicklungsmodell strebt der Mensch von<br />

Geburt an bei allem, was er tut, nach Gewinnung von Lust und Vermeidung von<br />

Unlust. Zur Kultivierung bedarf es des Aufbaus eines Über-Ich, das im Dienst<br />

von Realitätsprinzip und Idealvorstellungen steht. Um den damit verbundenen<br />

Anforderungen gerecht zu werden, muß der einzelne schon in frühester<br />

Kindheit unbefriedigt bleibende Triebwünsche<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

unserer Brust verspüren."27 Lustprinzip und Realitätsprinzip Lustprinzip Das<br />

Lustprinzip beherrscht nach Freud sämtliche Funktionen des Seelenapparates.<br />

Jedes Individuum strebt im Grund bei allem, was es tut, nach Gewinnung von<br />

Lust und Vermeidung von Unlust. Die Steigerung der Erregungsquantität in der<br />

Psyche ruft unangenehme Empfindungen hervor, die Abfuhr der gestauten<br />

Triebenergie ist mit angenehmen Gefühlen verbunden.28 Sogar die sublimen<br />

Vollzüge<br />

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56 Stadter, Ernst: Psychoanalyse und Gewissen, 1970, S. 51<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 123<br />

vor Liebesverlust unterwirft sich das Kind diesem Einfluß und den damit<br />

verbundenen Wertsetzungen. Ähnlich argumentiert Adler, für den gut und böse<br />

gleichzusetzen sind mit dem, was in der Gemeinschaft als gut und böse<br />

empfunden wird. 1<br />

Freud und Adler versuchen, die zielgerichtete Dynamik des<br />

menschlichen Seelenlebens auf die Thematik einer einzigen Strebung zu<br />

bringen und in einem in naturwissenschaftlichen Denkmechanismen und<br />

Erklärungsschematismen gegründeten Monismus zu behandeln. 2<br />

Sie sprechen<br />

lediglich die Problematik einer kollektiven Moral an, die von den übrigen<br />

Autoren als Vorstufe zum individuellen Moralbewußtsein gewertet wird. CG.<br />

Jung<br />

1) "Die Macht der Gemeinschaft verdrängt das Werturteil des individuellen, personalen<br />

Gewissens. Der Mensch ist also "gut", wenn er anpassungsfähig ist. Ein System, in dem die<br />

Gemeinschaft über Gut und Böse entscheidet, kann schnell zum Totalitarismus führen" (Nowak,<br />

Antoni J. a.a.O. S. 86).<br />

2) ebd. S. 87.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

entscheidet, kann schnell zum Totalitarismus führen. 's E. Ringel,<br />

Tiefenpsychologie und Glaube, in: "Gott, Mensch, Universum" (Hrsg. J.<br />

Hüttenbügel), Graz - Wien - Köln 1974, S. 235 236. s* Vgl. A. Adler,<br />

Religion und Individualpsychologie, Leipzig 1933, S. 73. Freud und Adler<br />

versuchen, die zielgerichtete Dynamik des mensch- lichen Seelenlebens auf die<br />

Thematik einer einzigen Strebung zu bringen, in einem auf die Spitze<br />

getriebenen Monismus zu erklären, der seine Wurzeln in den<br />

Denkgewohnheiten und Erklärungsschematismen der Naturwissenschaft hat.<br />

Nach Ph. Lerschs Meinung hat<br />

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143<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 87<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 124<br />

den übrigen Autoren als Vorstufe zum individuellen Moralbewußtsein<br />

gewertet wird. CG. Jung kommt von daher zu einer Unterscheidung zwischen<br />

Moral und Ethik. Unter ersterer versteht er den von der Umwelt aufgestellten<br />

Sittenkodex, mit Ethik ist "jene existentielle Grundnatur, auf die hin die<br />

Schöpfungsordnung den Menschen ausgerichtet hat" gemeint. 1<br />

Da die<br />

Bestimmung von Gut und Böse sich nicht primär bezieht auf menschliches<br />

Verhalten gegenüber dem Sittenkodex, sondern vor allem die Bewältigung des<br />

Individuationsprozesses betrifft und damit auch die ursprüngliche religiöse<br />

Bestimmung des Menschen,<br />

1) Jacobi,Jolande: a.a.O. S. 138.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

erinnern, daß Jung in diesem Zusammenhang mit dem Worte "Moral" das<br />

bezeichnet, was von der Umwelt als Sittenkodex aufgestellt wurde und mit "<br />

Ethik" jene essentielle Grundnatur, auf die hin die Schöpfungsordnung den<br />

Menschen ausgerichtet hat1. Der Mensch ist in dieser Welt beiden Ordnungen<br />

verpflichtet und anheimgegeben. Da diese aber oft in unlösbare Konflikte<br />

miteinander geraten, muß er lernen, auch diese<br />

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144<br />

79 Jacobi, Jolande: Der Weg zur Individuation, 1971, S. 137<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 124<br />

Bewältigung des Individuationsprozesses betrifft und damit auch die<br />

ursprüngliche religiöse Bestimmung des Menschen, ist ihre Verallgemeinerung<br />

in schlechthin Gutes und Böses kaum möglich. 2<br />

Gut und Böse verlieren also<br />

ihren absoluten Charakter. Sie stellen Urteile dar. " Die Unvollkommenheit<br />

alles menschlichen Urteilens legt uns jedoch Zweifel nahe, ob unsere Meinung<br />

jeweils das Richtige trifft. Wir können auch einem Fehlurteil unterliegen." 3<br />

Will der Mensch ohne Selbstlüge und Selbsttäuschung leben, dann muß er das<br />

Böse als Faktum seines Lebens anerkennen. Der Mensch " muß ohne Schonung<br />

wissen, wieviel des Guten er vermag und welcher Schandtaten er fähig ist, und<br />

er muß sich hüten, das eine für wirklich und das andere für Illusion zu halten.<br />

Es ist beides wahr als Möglichkeit, und er wird weder dem einen noch dem<br />

anderen ganz entgehen." 1<br />

Konflikte zwischen dem allgemeinen Guten und<br />

Bösen, d.h. dem Sittenkodex der Umwelt als solchen bezeichneten und dem<br />

individuellen Guten und Bösen erwachsen bei Jung speziell aus der<br />

Auseinandersetzung zwischen den Inhalten des Bewußten und denen<br />

desjenigen<br />

2) "Das absolut Gute und das schlechthin Böse existieren wohl als abstrakte Begriffe. Sobald sie<br />

jedoch als psychologische Phänomene betrachtet werden, muß man stets davon ausgehen,<br />

welcher Mensch unter welchen Umständen etwas getan, gesagt oder gedacht hat. Ob etwas als<br />

böse und schuldhaft bezeichnet wird, ist zudem weitgehend von dem subjektiven Urteil<br />

abhängig, ebenso wie auch das Maß und die Schwere einer Schuld" (ebd. S.143f).<br />

3) Jung,Carl Gustav: Erinnerungen, Träume, Gedanken. Aufgezeichnet und herausgegeben von A.<br />

Jaff . Zürich 1962. S. 332.<br />

1) ebd. S. 333.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ein paradoxes Ganzes. Praktisch heißt das, daß Gut-Böse ihren absoluten<br />

Charakter verlieren und wir gezwungen sind, uns darauf zu besinnen, daß sie<br />

Urteile darstellen... Die Unvollkommenheit alles menschlichen Urteilens legt<br />

uns jedoch den Zweifel nahe, ob unsere Meinung jeweils das Richtige trifft. Wir<br />

können auch einem Fehlurteil unterliegen. Davon wird das ethische Problem<br />

nur insoferne betroffen, als wir uns in bezug auf die moralische Bewertung<br />

unsicher fühlen. Trotzdem müssen wir uns ethisch<br />

eine Antwort haben will auf das heute gestellte Problem des Bösen, der bedarf<br />

in erster Linie einer gründlichen Selbsterkenntnis, d. h. einer bestmöglichen<br />

Erkenntnis seiner Ganzheit. Er muß ohne Schonung wissen, wieviel des Guten<br />

er vermag und welcher Schandtaten er fähig ist, und er muß sich hüten, das<br />

eine für wirklich und das andere für Illusion zu halten. Es ist beides wahr als<br />

Möglichkeit, und er wird weder dem einen noch dem anderen ganz entgehen,<br />

wenn er - wie er es eigentlich von Hause ius müßte - ohne Selbstbelügung oder<br />

Selbsttäuschung leben will. Von einem derartigen Erkenntnisgrad ist man aber<br />

im allgemeinen<br />

79 Jacobi, Jolande: Der Weg zur Individuation, 1971, S. 146<br />

85 Jung, Carl Gustav: ERINNERUNGEN TRÄUME GEDANKEN (Auszug), 1962, S. 0<br />

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Textstelle (Originalquellen)<br />

der Bewußtmachung unbewußter vitaler Triebkräfte in ihrer Bedeutung für wie die Gegner jeglicher Autorität zwischen Autorität und autoritär<br />

menschliches Verhalten und auf die ebenfalls schon genannte Hilfe beim unterscheiden können. Die Autorität, ohne die sich das Gewissen einfach nicht<br />

Aufbau eines"gesunden Über-Ich". Als weitere erzieherische Aufgabe nennt er bilden kann; die Autorität, auf die das Kind mit seinen Wunschregungen<br />

die Schaffung von Institutionen, an die das Kind mit seinen Wunschregungen stoßen und gegen die es auch ein gewisses Maß an unbefriedigter Aggression<br />

stoßen und gegen die es auch ein gewisses Maß an unbefriedigter Aggression entwickeln muß: diese Autorität ist das glaubhafte Bemühen der Eltern und<br />

entwickeln muß. 2<br />

Da das unbewußte Moralgewissen inhaltlich abhängt von dem, dann der Gesellschaft, für sinnvoll, richtig, menschen- würdig gehaltene<br />

was in der jeweiligen Gesellschaft an Idealen gilt, müssen solche<br />

Entscheidungen zu leben; ist das Bemühen, Kinder<br />

Wertforderungen dem Heranwachsenden vermittelt werden. Schließlich bedarf<br />

es der Institutionen, die sittliche Normen vertreten und solcher, die<br />

2) ebd. S. 39-41.<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

146<br />

45 Baumhauer, Otto: Das Vor-Urteil des Gewissens, 1970, S. 41<br />

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13% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 128<br />

und Gesellschaftsverständnis entspringt als demjenigen, das Freuds Theorie<br />

zugrundeliegt. 1<br />

Die Schwierigkeit einer pädagogischen Auswertung der<br />

Freudschen Gedanken zum Gewissen bereiten - will man über die genannten<br />

Bewußtmachungsmechanismen hinausgehen - Schwierigkeiten, insofern dem<br />

Freudschen Denken die Formel voransteht, " dass mit dem Erkennen eines<br />

psychischen Faktums bzw. eines psychotischen Phänomens und seiner<br />

Entstehung auch schon der Lernweg zur Heilung, also der therapeutische Weg,<br />

gegeben sei." 2<br />

Indem Erikson das Gewissen als Ausdruck und Garant des<br />

Gefühls des "Sich-auf-sich-selber-verlassen-Könnens" bezeichnet, rückt in den<br />

Mittelpunkt erzieherischer Bemühungen in seinem Modell die Hilfe zur<br />

Identitätsfindung. Unverzichtbare Voraussetzung dazu ist ein doppelseitiges<br />

Vertrauen: dasjenige in die eigene Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit und<br />

dasjenige in die der anderen. Beide<br />

1) vgl. dazu: Oser,Fritz: Das Gewissen lernen. S.272-273.<br />

2) ebd. S. 268.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

viel mehr, als allgemein angenommen wird, mit der Phänomenologie des<br />

Gewissens und mit der Anamnese beschäftigt hat, und irgendwie liegt seinem<br />

Denken die Formel zugrunde, dass mit dem Erkennen eines psychischen<br />

Faktums bzw. eines psychotischen Phänomens und seiner Entstehung auch<br />

schon der Lernweg zur Heilung, also der therapeutische Weg, gegeben sei.<br />

Dieser beschränkt sich dann weitgehend auf Introspektion, Uebertragung und<br />

Suggestion, alles Prozesse, die so subtil sind, dass sie für die intentionalen<br />

Lernprozesse in Familie und<br />

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12.01.2014<br />

147<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 268<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 129<br />

Lebenssicherung bezeichnet. Es wirkt als Regulator in dem Spannungsfeld<br />

zwischen Minderwertigkeitsgefühl und daraus erwachsenem Machtstreben des<br />

Menschen und seiner Gemeinschaftsbezogenheit. Zu seiner Entfaltung muß<br />

nach Adler in der Erziehung vor allem Wert darauf gelegt werden, für die<br />

Kinder keinen Reiz zu schaffen, mehr sein zu wollen als andere. Privilegien und<br />

Sonderstellungen innerhalb der Familie, sowie vor allem von Familien oftmals<br />

geförderter Gruppenegoismus, müssen vermieden werden. Das für das Kind<br />

wichtigste Erlebnis, einen verläßlichen Menschen zu haben, ein Du zu<br />

erkennen und zu empfinden,<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

eine ganze Reihe von Folgerungen für die Erziehung, die zum einen darauf<br />

hinaus laufen, auf Privilegien und Sonderstellung - besonders in der Familie -<br />

zu verzichten, um für die Kinder keinen Reiz zu schaffen, mehr sein zu wollen<br />

als andere; und jenen Gruppenegoismus abzubauen - er wird in vielen Familien<br />

geradezu gezüchtet -, der dem Kind die Meinung einimpft, man sei besser als<br />

andere, sei etwas Besonderes.<br />

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12.01.2014<br />

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45 Baumhauer, Otto: Das Vor-Urteil des Gewissens, 1970, S. 83<br />

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7% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 130<br />

des ethischen Gewissens aus Jungs Konzeption erzieherisch relevante Schlüsse<br />

ziehen: Sein Ausgangspunkt ist die von Baumhauer gemachte Feststellung, daß<br />

die Quelle des Gewissens bei Jung der Archetypus des Gewissens - also eine<br />

vererbte instinktive Verhaltensweise - sei. "' Was... kann man an einem solchen<br />

Gewissen eigentlich bilden...? Um es kurz zu machen: Gewissen als solches<br />

läßt sich nicht bilden, wenn wir von der Jung'sehen Gewissensauffassung<br />

ausgehen. Was sich bilden läßt, ist nur die Gesamtpersönlichkeit; und die<br />

Bildung der Gesamtpersönlichkeit im Ergebnis ist dann auch<br />

Gewissensbildung'." 1<br />

Baumhauers Schlußfolgerung lehnt Oser ab und setzt<br />

dagegen folgende Möglichkeiten erzieherischen Wirkens in Bezug auf das<br />

ethische Gewissen: 1. Als eigener innerer Archetypus kann das Gewissen<br />

mittels durch Lernprozesse erfolgender Sensibilisierung entdeckt werden. Es<br />

müssen "quasi<br />

1) Baumhauer,Otto: a.a.O. S.59/60.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

könne. Nun aber nochmals zurück zu unserer Hauptfrage. 0. Baumhauer sagt: "<br />

Die Quelle des Gewissens ist für Jung der Archetypus des Gewissens, eine '<br />

vererbte instinktive Verhaltensweise' ... Was ... kann man an einem solchen<br />

Gewissen eigentlich bilden ...? Um es kurz zu machen: Gewissen als solches<br />

lässt sich nicht bilden, wenn wir von der Jung'sehen Gewissensauffassung<br />

ausgehen. Was sich bilden lässt, ist nur die Gesamtpersönlichkeit; und die<br />

Bildung der Gesamtpersönlichkeit ist im Ergebnis dann auch<br />

Gewissensbildung." 1<br />

Meint Jung nun tatsächlich, dass diese "vererbte<br />

instinktive Verhaltensweise" nichts mit dem Lernprozess zu tun habe? Auf den<br />

ersten<br />

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12.01.2014<br />

149<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 295<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 131<br />

auf das ethische Gewissen: 1. Als eigener innerer Archetypus kann das<br />

Gewissen mittels durch Lernprozesse erfolgender Sensibilisierung entdeckt<br />

werden. Es müssen "quasi eidetische Fähigkeiten" geübt werden, sich selbst<br />

zugleich auf dem Hintergrund sozialer Bestimmungen als auch auf dem<br />

Hintergrund der individuellen Bestimmung zu sehen. 2. Die Intuition als über<br />

das Unbewußte laufende Wahrnehmung kann geschult werden durch: - "<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

des Ich bedarf eines Lernprozesses, einer Sensibilisierung. Es müssen quasi<br />

eidetische Fähigkeiten (Qualifikationen) geübt werden, sich selber zugleich auf<br />

dem Vordergrund der sozialen Beziehungen und auf dem Hintergrund der "<br />

individuellen Bestimmung" zu sehen. Jung sagt zwar, dass den Menschen ein<br />

bestimmtes Grundmuster angeboren sei, das ihn spezifisch menschlich mache.<br />

Aber er sagt auch: "Wir sind uns dieser Tatsache<br />

Gruppendynamische Uebungen und Sensitivity-Training. Hier wird der eigene<br />

Erachtens vier sehr wirkungsvolle Möglichkeiten, die zum Teil in dieser Arbeit<br />

persönliche Anspruch aus dem Unbewußten positiv den sozialen Normen<br />

schon erwähnt worden sind, auf die ich zum Teil noch zu sprechen kommen<br />

gegenübergestellt und der Konflikt, die sog. Pflichtenkollision, durchgetragen. -<br />

werde: - Gruppendynamische Uebungen und Sensitivity-Training. Hier wird<br />

Betont emotiver Unterricht. Hier werden durch erlebnishafte<br />

der eigene persönliche Anspruch aus dem Unbewussten positiv den sozialen<br />

Verarbeitungsformen wie Soziodrama, musikalische Improvisation, kreatives<br />

Normen gegenübergestellt und der Konflikt, die sog. Pflichtenkollision,<br />

Sprach- und Gebetsverhalten, Tanz, Meditation etc. die 'innere' Sprache, d.h.<br />

durchgetragen. - Betont emotiver Unterricht. Hier werden durch erlebnishafte<br />

die Intuition des Menschen aktiv in Bewegung gesetzt und so sekundär geübt. -<br />

Verarbeitungsformen wie Soziodrama, musikalische Improvisation, kreatives<br />

Schülermitbestimmung im Unterricht und damit Garantie des Einbringens von<br />

Sprach- und Gebetsverhalten, Tanz, Meditation etc. die "innere Sprache", d.h.<br />

Schülerinteressen. Bedürfnisse werden so dem allgemeinen Normenkodex<br />

die Intuition des Menschen aktiv in Bewegung gesetzt und so sekundär geübt. -<br />

entgegengestellt. In die Bedürfnisse fliessen möglicherweise archetypische<br />

Schülermitbestimmung im Unterricht und damit Garantie des Einbringens von<br />

Grundfunktionen des Einzelnen mit ein. - Allgemeine Sensibilisierung oder<br />

Schülerinteressen. Bedürfnisse werden so dem allgemeinen Normenkodex<br />

Kräfteschulung bzw. Schulung eidetischer Fähigkeiten wie: Dankbarkeit zum<br />

entgegengestellt. In die Bedürfnisse fliessen möglicherweise archetypische<br />

Ausdruck bringen, Freude zeigen lernen, bitten, loben, staunen lernen,<br />

Grundfunktionen des Einzelnen mit ein. 5<br />

- Allgemeine Sensibilisierung oder<br />

Kooperationsfähigkeit, Solidarität lernen etc. Dafür gibt es spezielle Programme.<br />

" 1 Osers Vorschläge müssen auf dem Hintergrund seines Versuches, Wege des<br />

Lernens von Gewissen zu beschreiben, gesehen werden. In diesem Fall<br />

beziehen sich die von ihm vorgeschlagenen Lernprozesse auf die Erschließung<br />

des ethischen Gewissens. Für ein<br />

1) Oser,Fritz: a.a.O. S. 297.<br />

Kräfteschulung bzw. Schulung eidetischer Fähigkeiten wie: Dankbarkeit zum<br />

Ausdruck bringen, Freude zeigen lernen, bitten, loben, staunen lernen,<br />

Kooperationsfähigkeit, Solidarität lernen etc. Dafür gibt es spezielle Programme. 6<br />

Neben diesen vier Möglichkeiten indirekter Beeinflussung gibt es die direkte<br />

Auseinandersetzung im Sinne der Analyse von Fallstudien mit Schülern. Hier c)<br />

Es geschieht eine Art vorwegnehmende<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 296<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 297<br />

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150<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 133<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

seinem letzten Bezugspunkt - zu Gott. Bei Caruso ist mit Gewissen die gelebte das Gewissen verbunden ist, eine besondere Rolle in den Veröffentlichungen I.<br />

Sicherheit einer Transzendenz gemeint. Der Mensch ist immer schon auf eine A. Carusos". Das Spezifikum des menschlichen Schemas liegt darin, daß der<br />

transzendente Wertordnung gerichtet. In der Hinordnung darauf überschreitet Mensch seine eigene Natur überschreitet, er ist das einzige Wesen, das seine<br />

er seine eigene Natur. Er ist das einzige Wesen, das seine Grenze kennt, " die Grenzen kennt, " die Grenze aber ist der Ort, da sich eine Immanenz mit einer<br />

Grenze aber ist der Ort, da sich eine Immanenz mit einer Transzendenz<br />

begegnet." 1<br />

In der Auseinandersetzung mit der von Eltern und Gesellschaft<br />

repräsentierten Wertewelt soll das Kind das Ober-Ich überwinden und zur<br />

verantwortlichen Auslösung der angeborenen Wertmechanismen kommen. Das<br />

personale Gewissen erweist sich in der personalen Analyse<br />

1) Caruso,Igor A.: Schema,Gewissen und Neurose. S. 728.<br />

Transzendenz begegnet"''. Ob es im Menschen ein archetypisches Schema gibt,<br />

das zur Transzendenz tendiert, ist psychologisch gesehen nicht zu beantworten.<br />

Caruso betont, wenn sich der Mensch von<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

151<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 94<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 133<br />

der von Eltern und Gesellschaft repräsentierten Wertewelt soll das Kind das<br />

Ober-Ich überwinden und zur verantwortlichen Auslösung der angeborenen<br />

Wertmechanismen kommen. Das personale Gewissen erweist sich in der<br />

personalen Analyse Carusos auf der obersten Stufe seiner Entwicklung als<br />

Selbstverwirklichung der Person, die fähig ist zur Übernahme von<br />

Verantwortung und ihre Entscheidungen auf Grund der Einsicht in eine<br />

objektiv gültige Ordnung fällt. 2<br />

Da das Gewissen nach Caruso geprägt werden<br />

muß, um konkret funktionstüchtig zu werden, dieses angeborene<br />

2) Nowak,Antoni J.: a.a.O. S. 99.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Kompetenz liegt. '8 IV. Teil Zur Theologie des Gewissens Das pjAngnaleA<br />

JAwjsgen erweist sich im Lichte der Tiefenpsychologie, vor allem aber der<br />

personalen Analyse, auf der "letzten" Stufe seiner Entwicklung als<br />

Selbstverwirklichung der Person, welche imstande ist, die Verantwortung zu<br />

übernehmen! * Die reife *Pqrsön]iriifofü,t "R lhre Entscheidung nicht nach<br />

inneren oder äußeren Zwängen, sondern auf Grund ihrer Einsicht in<br />

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12.01.2014<br />

152<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 99<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 134<br />

Übernahme von Verantwortung und ihre Entscheidungen auf Grund der<br />

Einsicht in eine objektiv gültige Ordnung fällt. 2<br />

Da das Gewissen nach Caruso<br />

geprägt werden muß, um konkret funktionstüchtig zu werden, dieses<br />

angeborene Wertschema in seiner Potenz " unbegrenzt offen (und gerade daher<br />

unbegrenzt prägsam)" ist 1 , scheint sich inhaltlich diese "objektiv gültige<br />

Ordnung", an deren Spitze Gott steht, auf das Faktum des Sollens, nicht aber<br />

auf konkrete Einzelnormen zu beziehen. 2<br />

Gewissensbildung meint nach Caruso<br />

ein pädagogisches Bezugssystem. In der Interaktion<br />

2) Nowak,Antoni J.: a.a.O. S. 99.<br />

1) Caruso,Igor A.: Werden und "Entwerden" im Handeln. In: Wiesenhütter, E. (Hrsg.): Werden<br />

und Handeln. Stuttgart 1963.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Verantwortung sich selbst gegenüber gibt (A. Wegeler, ebenda, I.e.). Das<br />

angeborene Wertschema des Menschen braucht Prägungen, um konkret<br />

funktionstüchtig zu sein, es ist aber in der Potenz unbegrenzt offen (und gerade<br />

daher unbegrenzt prägsam). Wenn auch manche neuere Forschungen über<br />

eineiige Zwillinge und die Schizophrenie die dominante Bedeutung des<br />

Erbfaktors und dadurch die hypothetische Existenz eines "konfliktfreien",<br />

statischen Grundbereiches<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

153<br />

2) Die Annahme von der Transzendenzverwiesenheit des Menschen und die damit verbundene<br />

These von der Hinordnung auf eine objektiv gültige Wertordnung übersteigt die mit den<br />

Mitteln der Psychologie mögliche wissenschaftliche Faßbarkeit. So bleiben denn auch Fragen<br />

nach Inhalten und Ausprägungen der objektiv gültigen Werteordnung und Kriterien des<br />

personalen Gewissens für gut und böse, die eine inhaltliche Analyse der Werteordnung<br />

voraussetzen, unbeantwortet.<br />

86 von Wiesenhütter, Eckart: Werden und Handeln, 1962, S. 223<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 135<br />

Entwicklung des moralischen Urteils beim Kind 1<br />

sind auf dem Hintergrund<br />

seines Interesses an der Klärung des Anpassungsverhaltens und der<br />

Entwicklung biologischer Strukturen zu sehen. Piaget überträgt Eiqenarten der<br />

biologischen Evalution auf die Entwicklung des Individuums: - die beständige<br />

Anpassung alter Strukturen an neue Funktionen und die Entwicklung neuer<br />

Strukturen in alten Funktionen unter veränderten Umständen. - Während neue<br />

Strukturveränderungen eintreten zur Entwicklung neuer Forderungen, bleibt die<br />

Kontinuität mit der Vergangenheit gewahrt. - Die Entwicklung der einzelnen<br />

Anpassungsmeachanismen erfolgt nicht in Isolation, sondern ergibt ein<br />

kohärentes Muster. " Wenn auch jede Art an ihre Umgebung angepaßt ist, so ist<br />

doch die spezifische Natur der Anpassung nicht eine Funktion der Natur allein,<br />

sondern des gesamten Systems." 2<br />

Somit bleibt die Totalität des biologischen<br />

Lebens an seine Umgebung angepaßt. Auf menschliches Verhalten angewandt,<br />

versucht Piaget die Strukturen jedes Altersniveaus zu identifizieren, um zu<br />

zeigen, wie sie sich an Erfordernisse der Umwelt anpassen und aneinander, und<br />

wie sie sich den Umweltanforderungen entsprechend verändern. Die Frage nach<br />

Gesetzmäßigkeiten und Stadien der Entwicklung des moralischen Urteils beim<br />

Kind versucht Piaget am Beispiel eines Kinderspiels - des Murmelspiels - zu<br />

erläutern. Dazu befragt er ca. hundert Kinder aus Genf und Neuchätel nach<br />

einem festen Schema, das in Zusammenhang mit dem Murmelspiel steht. Der<br />

Frager bittet das<br />

1) Piaget,Jean: Das moralische Urteil beim Kinde. Ölten und Freiburg 1976.<br />

2) Baldwin,Alfred L.: Theorien primärer Sozialisationsprozesse. Weinheim und Basel 1974. Band<br />

1. S. 211.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

eines komplexen, sich gegenseitig regulierenden Systems im Gleichgewicht.<br />

Piaget überträgt drei Eigenarten der biologischen Evolution auf seine Theorie<br />

der Entwicklung des Individuums. Das eine ist die beständige Anpassung alter<br />

Strukturen an neue Funktionen und die Entwicklung neuer Strukturen in alten<br />

Funktionen unter veränderten Umständen. Die Entwicklung wird fest auf dem<br />

aufgebaut, was bereits existiert, und zeigt eine Kontinuität mit der<br />

Vergangenheit; zur selben Zeit verändern sich die Strukturen, um<br />

entwickeln sich diese Anpassungsmechanismen nicht in der Isolation. Alle<br />

formen ein kohärentes Muster, so daß die Totalität des biologischen Lebens an<br />

seine Umgebung angepaßt bleibt. Wenn auch jede Art an ihre Umgebung<br />

angepaßt ist, so ist doch die spezifische Natur der Anpassung nicht eine<br />

Funktion der Natur allein, sondern des gesamten Systems. In der Biologie wird<br />

diese Art von dynamischem Equilibrium der Flora und Fauna erklärt, ohne daß<br />

das Prinzip der Naturwissenschaften verletzt wird, daß eine teleologische<br />

verändern sich die Strukturen, um neue Forderungen zu erfüllen. Zweitens<br />

entwickeln sich diese Anpassungsmechanismen nicht in der Isolation. Alle<br />

formen ein kohärentes Muster, so daß die Totalität des biologischen Lebens an<br />

seine Umgebung angepaßt bleibt. Wenn auch jede Art an ihre Umgebung<br />

angepaßt ist, so ist doch die spezifische Natur der Anpassung nicht eine<br />

Funktion der Natur allein, sondern<br />

teleologische Anpassung auf Mechanismen beruhen muß, die nach kausalen<br />

Gesetzen operieren. Piaget wendet diesen biologischen Gesichtspunkt auf seine<br />

Theorie des menschlichen Verhaltens an. Er versucht, die Strukturen jedes<br />

Altersniveaus zu identifizieren, um zu zeigen, wie sie sich an Erfordernisse der<br />

Umwelt anpassen und aneinander, und wie sie wiederum verändern, was die<br />

Umwelt verlangt. Wenn z. B. das Kind geht, dann kann es Ziele gebaut ist, daß<br />

sie Gehen erforderlich macht. Darüber hinaus sind Gehen<br />

begegnet im Prozeß eines umfassenden Lernens 16<br />

vor ahem an der Stehe, wo<br />

Verstehen und Zustimmen zur Werteinsicht konvergieren. Hier liegt die<br />

relative Bedeutung der Darstellung der "Entwicklung des moralischen Urteils<br />

beim Kind". 2. Kognitive Einseitigkeit verbietet sich schon deshalb, weil "<br />

87 Baldwin, Alfred L.: Theorien primärer Sozialisationspro..., 1974, S. 211<br />

72 Stachel, Günter: ethisch handeln lernen, 1978, S. 122<br />

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12.01.2014<br />

154<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 136<br />

Mannschaftsspiel mit streng kodifizierten Spielregeln handelt. 4.2.<br />

Untersuchungen zu Praxis und Bewußtsein der Regeln beim Spiel Die<br />

Erarbeitung des Verständnisses kindlicher Moral mit Hilfe von Kenntnissen<br />

kindlichen Regelbewußtseins und -Verhaltens folgt aus Piagets Definition der<br />

Moral: " Jede Moral ist ein System von Regeln, und das Wesen jeder<br />

Sittlichkeit besteht in der Achtung, welche das Individuum für diese Regeln<br />

empfindet." 2<br />

In seine Untersuchung nimmt Piaget zwei Gruppen von<br />

Erscheinungen auf: - die Praxis der Regeln, d.h. die Art und Weise, wie das<br />

Kind mit den Regeln tatsächlich umgeht 3 und - das Bewußtsein der Regeln, d.<br />

h. die Art und Weise der Verpflichtung der Regeln bzw. Entscheidungen im<br />

Sinne von Heteronomie und Autonomie. Seine Beobachtungen und Interviews<br />

zur Praxis der Regeln führen zur Unterscheidung von vier Stadien: 1. Das<br />

motorische oder individuelle Stadium, in dem das Kind nach<br />

2) ebd. S. 7.<br />

3) Zu den möglichen Variationen der Regeln beim Murmelspiel vgl.: ebd. S. 10 - 18.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

den Reichtum dieser Regeln ersehen. Will man daher zum Verständnis der<br />

kindlichen Moral gelangen, so ist es angebracht, mit der Analyse derartiger<br />

Tatsachen zu beginnen. Jede Moral ist ein System von Regeln, und das Wesen<br />

jeder Sittlichkeit besteht in der Achtung, welche das Individuum für diese<br />

Regeln empfindet. Die Analyse Kants, die Soziologie Dürkheims oder die<br />

individualistische Psychologie Bovets stimmen in diesem Punkt überein. Die<br />

Abweichungen in den Lehren treten erst da in<br />

gerne wieder spielen. Wir wollen zusammen spielen. Du lehrst mich die Regeln,<br />

und ich spiele mit dir." 2<br />

Bei der Durchführung dieses Interviews stiess Piaget<br />

auf zwei Gruppen von Erscheinungen, aa) auf die Praxis der Regeln bzw. auf<br />

die Art und Weise, wie die Kinder mit den Regeln tatsächlich umgehen, bb) auf<br />

das Bewusstsein der Regeln, d.h. auf die Art, wie verpflichtend die<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

155<br />

88 Piaget, Jean: Das moralische Urteil beim Kinde, 1954, S. 1<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 2<br />

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5% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 138<br />

Augen des Kindes keine Änderungen zu. 3. Im Stadium der Zusammenarbeit<br />

gilt die Regel als auf gegenseitigem Übereinkommen beruhendes Gesetz mit<br />

bindendverpflichtendem Charakter. Sie kann bei allgemeiner Übereinkunft und<br />

Abstimmung verändert werden. Von daher unterscheidet Piaget drei Typen von<br />

Regeln: 1. Die motorische Regel, die der vorsprachlichen motorischen<br />

Intelligenz entspricht und von jeder sozialen Beziehung unabhängig ist.<br />

Anfangs fällt sie mit der Gewohnheit zusammen, d.h. " sie ergibt sich aus einem<br />

Gefühl der Wiederholung, das mit der Ritualisierung der motorischen<br />

Anpassungs-Schemata entsteht." 1 2. Die zwingende Regel, die dem<br />

präsozialen bzw. parasozialen Stadium entspricht und als unumstößlich gilt. "<br />

Die Regel ist wie geheiligt, als ob eine göttliche Autorität dahinterstünde." 1<br />

Das<br />

Regelbewußtsein des Kindes ist heteronom, es denkt in dieser Phase<br />

synkretisch und ist ganz auf sich bezogen. 3. Die rationale Regel, die von<br />

autonomem Regelbewußtsein zeugt. Je mehr das Kind sich seines Ichs bewußt<br />

wird<br />

1) Oser,Fritz: Das Gewissen lernen. S. 319. "Am Ausgangspunkt dieser Verhaltensweisen steht<br />

ein Bedürfnis nach Übung. ... Das Kind beginnt, indem es die ihm überlassenen Murmeln in<br />

dieses oder jenes ihm bereits bekannte Assimilationsschema einfügt. ... Dann akkomodiert es<br />

diese Schemata dem Gegenstand. ...Diese Mischung von Assimilation an die früheren<br />

Schemata und Anpassung an gegenwärtige Bindungen definiert die motorische Intelligenz"<br />

(ebd. S. 93f).<br />

1) Oser,Fritz: a.a.O. S. 319.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Beachtung man verpflichtet ist, wenn man ehrlich sein will, das man jedoch<br />

umgestalten darf, wenn das allgemeine Einverständnis da ist. Er umschreibt in<br />

der Folge drei Typen von Regeln: - Die motorische Regel: Sie entspricht der<br />

vorsprachlichen motorischen Intelligenz, ist von jeder sozialen Beziehung<br />

relativ unabhängig. In ihren Anfängen fällt sie mit der Gewohnheit zusammen,<br />

d.h. sie ergibt sich<br />

das Vorhandensein von drei Typen von Regeln zu unterscheiden, bei denen<br />

sich die Frage der genauen Bestimmung ihrer Beziehungen stellen wird: die<br />

motorische Regel, welche der vorsprachlichen motorischen Intelligenz<br />

entspricht, und von jeder sozialen Beziehung verhältnismäßig unabhängig ist<br />

, die auf einseitige Achtung begründete Zwangs-Regel und die auf Grund<br />

gegenseitiger Achtung gegründete Vernunft-Regel. Betrachten wir<br />

nacheinander diese drei Typen<br />

der Folge drei Typen von Regeln: - Die motorische Regel: Sie entspricht der<br />

vorsprachlichen motorischen Intelligenz, ist von jeder sozialen Beziehung<br />

relativ unabhängig. In ihren Anfängen fällt sie mit der Gewohnheit zusammen,<br />

d.h. sie ergibt sich aus einem Gefühl der Wiederholung, das mit der<br />

Ritualisierung der motorischen Anpassungs-Schemata entsteht. - Die<br />

zwingende Regel: Sie entspricht dem sogenannten präsozialen bzw.<br />

parasozialen Stadium. Die Regel ist wie geheiligt, als ob eine göttliche<br />

Autorität dahinterstünde. Das Regelbewusstsein ist deshalb heteronom. Das<br />

Kind denkt synkretisch und ist egozentrisch d.h. absolut auf sich bezogen. - Die<br />

rationale Reqel: Hier tritt die Zusammenarbeit auf den<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 319<br />

88 Piaget, Jean: Das moralische Urteil beim Kinde, 1954, S. 92<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 319<br />

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12.01.2014<br />

156<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 139<br />

rationale Regel, die von autonomem Regelbewußtsein zeugt. Je mehr das Kind<br />

sich seines Ichs bewußt wird und als Gleichgestellter handeln und diskutieren<br />

kann, um so mehr wächst seine Fähigkeit zur Zusammenarbeit. Im Mittelpunkt<br />

stehen nun wechselseitige Übereinstimmung und Beschluss, individueller<br />

Vorschlag und entsprechender Konsens. 2<br />

Die Entwicklung des<br />

Regelverständnisses von der motorischen über die zwingende zur rationalen<br />

Regel zeichnet nach Piaget gleichzeitig den Weg von der Heteronomie zur<br />

Autonomie durch den Übergang von der einseitigen Achtung des Kindes vor<br />

einer<br />

2) ebd. S. 319.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Regelbewusstsein ist deshalb heteronom. Das Kind denkt synkretisch und ist<br />

egozentrisch d.h. absolut auf sich bezogen. - Die rationale Reqel: Hier tritt die<br />

Zusammenarbeit auf den Plan. Wechselseitige Uebereinstimmung und<br />

Beschluss, individueller Vorschlag und entsprechender Konsens stehen im<br />

Mittelpunkt. Alles Mystisch-Mächtige geht zu Gunsten des Ausgleichs von<br />

sozialem und motorischem Ich verloren. Das Regelbewusstsein ist autonom<br />

geworden. Piaget hat auch<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

157<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 319<br />

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6% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 139<br />

von der einseitigen Achtung des Kindes vor einer hinter den Regeln stehenden<br />

Autorität hin zur gegenseitigen Achtung der Spieler untereinander. Obgleich<br />

einseitige und gegenseitige Achtung qualitativ verschieden sind, entwickelt<br />

sich Letztere aus der einseitigen Achtung. "Es gibt gegenseitige Achtung nur<br />

auf Gebieten, die die Individuen selbst als moralisch betrachten." 3<br />

Gegenseitige Achtung gründet auf Bewunderung für Menschen bzw. Gruppen,<br />

die selbst die moralischen Regeln befolgen. 4.3. Untersuchungen zum<br />

moralischen Realismus Mit der Analyse von Regelverhalten und -bewußtsein<br />

ist nicht geklärt, wodurch das Kind zur Unterscheidung von<br />

3) Piaget,Jean: a.a.O. S. 105.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

für die gegenseitige Achtung) Bewunderung für eine Persönlichkeit, gerade<br />

insofern als diese sich den Regeln unterordnet. Daher gibt es eine gegenseitige<br />

Achtung nur auf den Gebieten, die die Individuen selbst als moralisch<br />

betrachten. Sodann ist, sobald eine Zusammenarbeit besteht (und das auf allen,<br />

sowohl moralischen als intellektuellen Gebieten), die Methode von ihren<br />

Ergebnissen, mit anderen Worten, nach dem<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

158<br />

88 Piaget, Jean: Das moralische Urteil beim Kinde, 1954, S. 104<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 140<br />

nicht geklärt, wodurch das Kind zur Unterscheidung von Gutem und Bösem<br />

kommt, zur Entwicklung eines Pflichtbewußtseins und eines autonomen<br />

Bewußtseins des idealen Guten. Danach fragt Piaget im Rahmen seiner<br />

Untersuchungen zum moralischen Realismus. Damit bezeichnet er die Neigung<br />

des Kindes, " die Pflichten und die sich auf sie beziehenden Werte als für sich,<br />

unabhängig vom Bewußtsein existierend und sich gleichsam obligatorisch<br />

aufzwingend, zu betrachten, welches auch immer die Umstände sein mögen, in<br />

denen das Individuum sich befindet." 1<br />

Charakteristische Merkmale des<br />

moralischen Realismus sind: - Die Pflicht ist heteronom. Gut ist die Handlung,<br />

die vom Gehorsam der Regel gegenüber zeugt. " Das Gute wird demnach<br />

ausschließlich durch den Gehorsam definiert." 2 - Bedingt durch den Zwang der<br />

Erwachsenen wird die Regel wörtlich und nicht dem Geiste nach befolgt. - Im<br />

moralischen Realismus tritt ein zweifaches Verständnis von Verantwortung<br />

zutage: Die objektive Verantwortlichkeit, bei der das bis zu siebenjährige Kind<br />

Handlungen ausschließlich bewertet im Vergleich des materiellen Ergebnisses<br />

mit der äußerlichen Übereinstimmung mit der Regel.<br />

1) Piaget,Jean: a.a.O. S. 121.<br />

2) ebd. S. 121.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

kindliche Situation durch den moralischen Zwang" der Erwachsenen bestimmt.<br />

Dieser bedeute für das Kind Heteronomie sowie eine Einstellung, die Piaget "<br />

moralischen Realismus" nennt. Hierunter versteht er die Neigung des Kindes .,<br />

die Pflichten und die sich auf sie beziehenden Werte als für sich, unabhängig<br />

vom Bewußtsein existierend und sich gleichsam obligatorisch aufzwingend, zu<br />

betrachten"51". Danach läßt<br />

der Erwachsenen resultiert, ebenso ergibt sich der moralische Realismus aus<br />

dem Zusammenwirken dieser beiden Faktoren. Wir werden als MORALISCHEN<br />

REALISMUS die Neipung des Kindes bezeichnen, die Pflichten und die sich<br />

auf sie beziehenden Werte als für sich, unabhängig vom Bewußtsein<br />

existierend und sich gleichsam obligatorisch aufzwingend, zu betrachten,<br />

welches auch immer die Umstände sein mögen, in denen das Individuum sich<br />

befindet. Der moralische Realismus enthält daher mindestens drei<br />

Charakterzüge. Erstens ist für den moralischen Realismus die Pflicht hetero-nom.<br />

Jede Handlung ist gut, welche vom Gehorsam<br />

wird als solche in fertiger Form von außen her ins Bewußtsein getragen.<br />

Außerdem wird sie als durch den Erwachsenen offenbart und von ihm<br />

aufgezwungen betrachtet. Das | Gute wird demnach ausschließlich durch den<br />

Gehorsam definiert. / Zweitens muß für den moralischen Realismus die Regel<br />

wörtlich und nicht dem Geiste nach befolgt werden. Diese Eigenschaft ist<br />

eine Folge der vorherigen. Indessen kann man sich auch eine Moral der<br />

Heteronomie vorstellen, die auf dem Geist der Regeln und<br />

62 Klier, Gerhard: Gewissensfreiheit und Psychologie. ..., 1977, S. 102<br />

88 Piaget, Jean: Das moralische Urteil beim Kinde, 1954, S. 120<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 141<br />

sind immer dieselben: Eine Verhaltensabweichung geschieht absichtlich bzw.<br />

durch Übertretung einer Norm (Regel), das anderemal unabsichtlich. 4<br />

Die<br />

Interpretation der Reaktionen der Kinder auf diese Geschichten führt Piaget zu<br />

folgenden zusätzlichen Resultaten: 1 . Der moralische Realismus entsteht aus<br />

dem Zusammentreffen des Zwangs der Eltern mit dem intellektuellen<br />

Egozentrismus des kindlichen Denkens. Dieser äußert sich in der<br />

Schwierigkeit, die Wahrheit zu sagen; das Kind verändert die Wahrheit<br />

aufgrund seiner Bedürfnisse. Das realistische Denken des Kindes hat zur Folge,<br />

daß es auf moralische" Gebiet weniger die verborgene Absicht, denn das<br />

äußerliche und sichtbare Element einer Handlung betont. Die Verdinglichung<br />

abstrakter Gesetzmäßigkeiten führt zudem zu einer einseitig<br />

4) vgl. zu den Geschichten: Piaget,Jean: a.a.O. S. 134/135.<br />

1) ebd. S. 222.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

und sie heimlich gegessen." 1<br />

wiederum durch hermeneutische Analyse und<br />

Interpretation der Ergebnisse aufgrund eines hypothetischen Grundrasters<br />

kommt Piaget zu folgenden Resultaten: - Der "Moralische Realismus" entstehe<br />

aus dem Zusammentreffen des Zwangs der Eltern mit dem Intellektuellen<br />

Egozentrismus des kindlichen Denkens. Dieser Egozentrismus äussere sich in<br />

der Schwierigkeit, die Wahrheit zu sagen (Pseudolüge: das Kind verändert die<br />

Wahrheit aufgrund seiner Bedürfnisse). Da das Kind auf allen Gebieten sehr<br />

realistisch denke, sei es natürlich, dass es auch auf moralischem Gebiet mehr<br />

das äusserliche und sichtbare Element<br />

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47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 323<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 141<br />

objektive Verantwortung werden verstärkt durch eine betont autoritär<br />

ausgerichtete Erziehung. In ihr kann das Kind keine innere Beziehung zur<br />

Regel ausbilden, da sie immer als äußerer Zwang und darin meist<br />

unverständlich auftritt. 3. Aus der Erkenntnis, " daß die Wahrhaftigkeit für die<br />

Beziehungen gegenseitiger Sympathie und Achtung notwendig ist" 1, erwirbt<br />

das Kind mit zunehmendem Alter ein autonomes Regelverhalten. " Wenn das<br />

Bewußtsein ein Ideal als notwendig erachtet, das von jedem äußeren Druck<br />

unabhängig ist" 2 , dann scheint nach Piaget eine moralische Autonomie<br />

erreicht zu sein. 4. Die subjektive Verantwortung ist das Ergebnis einer<br />

Erziehung, in der Regeln dem Kind nicht kategorisch aufgezwungen werden,<br />

sondern im Sinne von Zusammenarbeit und gegenseitiger Achtung<br />

2) ebd. S. 222.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

könne sich keine innere Beziehung zu Ihr herausbilden. - Mit dem<br />

zunehmenden Alter erwerbe sich das Kind ein autonomes Regel verhalten, das<br />

in der Entdeckung gründe, " dass die Wahrhaftigkeit für die Beziehungen<br />

gegenseitiger Sympathie und Achtung notwendig ist". Eine moralische<br />

Autonomie scheine dann erreicht zu sein, " wenn das Bewusstsein ein Ideal als<br />

notwendig erachtet, das von jedem äusseren Druck unabhängig ist". 2 - Die<br />

subjektive Verantwortung sei das direkte Ergebnis einer aufgeklärten<br />

Erziehung, die dem Kind die Regeln nicht 1n kategorischer Weise aufzwingen<br />

wolle, sondern sie im Sinne der<br />

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12.01.2014<br />

161<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 323<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 141<br />

Erziehung, in der Regeln dem Kind nicht kategorisch aufgezwungen werden,<br />

sondern im Sinne von Zusammenarbeit und gegenseitiger Achtung erklärt<br />

werden. 3<br />

Von diesen Untersuchungen her unterscheidet Piaget eine zweifache<br />

Moral, die er auf zwei Bildungsprozesse zurückführt: " Der erste dieser<br />

Prozesse ist der moralische Zwang des Erwachsenen, welcher zur Heteronomie<br />

und folglich zum moralischen Realismus führt. Der zweite ist die<br />

Zusammenarbeit, welche zur Autonomie führt." 1<br />

Die Entwicklung des<br />

Bewußtseins des Guten vollzieht sich nicht nur in der gegenseitigen Achtung<br />

und Zusammenarbeit der Kinder untereinander, sondern ist auch davon<br />

abhängig, ob zwischen Kind und Erwachsenem eine Beziehung der<br />

gegenseitigen Achtung und<br />

3) vgl. zum Vorangegangenen: Oser,Fritz: a.a.O. S. 323.<br />

1) ebd. S. 220/221.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

zu erklären und veranschaulichen suche. Es gibt also grundsätzlich eine<br />

zweifache Moral, welche nach Piaget auf zwei Bildungsprozesse zurückgeht,<br />

nicht aber scharf abgrenzbare Stadien bildet. " Der erste dieser Prozesse ist der<br />

moralische Zwang des Erwachsenen, welcher zur Heteronomie und folglich zum<br />

moralischen Realismus führt. Der zweite ist die Zusammenarbeit, welche zur<br />

Autonomie führt. Zwischen beiden kann man ein Stadium der Verinnerlichung<br />

und Verallgemeinerung der Regeln und Weisungen unterscheiden." 1<br />

Solange<br />

noch eine Regel besteht, die sich von aussen aufzwingt<br />

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162<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 323<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 142<br />

gegenseitigen Achtung und Zusammenarbeit der Kinder untereinander,<br />

sondern ist auch davon abhängig, ob zwischen Kind und Erwachsenem eine<br />

Beziehung der gegenseitigen Achtung und Sympathie aufgebaut ist. Die<br />

Autonomie des Gewissens ist solange nicht erreicht, wie eine Regel besteht, die<br />

sich von aussen aufzwingt, ohne " notwendiges Ergebnis des Bewußtseins<br />

selbst" zu sein. 4.4. Untersuchungen zum Gerechtigkeitsbegriff Während<br />

Merkmale der durch Zwang und Heteronomie gekennzeichneten Moral durch<br />

die Analyse des Regelbewußtseins und -Verhaltens aufgezeigt werden konnten,<br />

läßt sich die auf gegenseitige Achtung und Autonomie bestehende Moral sehr<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

zweite ist die Zusammenarbeit, welche zur Autonomie führt. Zwischen beiden<br />

kann man ein Stadium der Verinnerlichung und Verallgemeinerung der Regeln<br />

und Weisungen unterscheiden." 1<br />

Solange noch eine Regel besteht, die sich von<br />

aussen aufzwingt ohne " notwendiges Ergebnis des Bewusstseins selbst", ist die<br />

Autonomie des Gewissens nicht erreicht. d) Untersuchungen zum<br />

Gerechtigkeitsbegriff Bei den weiteren Untersuchungen Piagets zum<br />

Gerechtigkeitsbegriff möchten wir nur einige Resultate festhalten: Er<br />

unterscheidet<br />

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47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 324<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 142<br />

durch die Analyse des Regelbewußtseins und -Verhaltens aufgezeigt werden<br />

konnten, läßt sich die auf gegenseitige Achtung und Autonomie bestehende<br />

Moral sehr viel schwerer klären, da man kaum in die inneren Bewegungen des<br />

Gewissens eindringen kann. " Die gefühlsmäßige Seite der Zusammenarbeit und<br />

der Gegenseitigkeit" entzieht sich nach Piaget der Befragung. Von daher rückt<br />

nun ein Begriff in den Mittelpunkt, der als rationalster unter den moralischen<br />

Begriffen gilt, der sich aus der Zusammenarbeit unmittelbar ergibt und der<br />

einer psychologischen Analyse<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

bis 12 jährigen Kinder betrachtet. Jetzt müssen wir weitergehen und in das<br />

Gewissen des Kindes selbst eindringen. Hier werden jedoch die Dinge<br />

komplizierter. Wenn sich indessen die gefühlsmäßige Seite der<br />

Zusammenarbeit und der Gegenseitigkeit der Befragung entzieht, gibt es<br />

immerhin einen Begriff, zweifellos den rationalsten unter den moralischen<br />

Begriffen, der sich unmittelbar aus der Zusammenarbeit zu ergeben scheint und<br />

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88 Piaget, Jean: Das moralische Urteil beim Kinde, 1954, S. 222<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 142<br />

Von daher rückt nun ein Begriff in den Mittelpunkt, der als rationalster unter<br />

den moralischen Begriffen gilt, der sich aus der Zusammenarbeit unmittelbar<br />

ergibt und der einer psychologischen Analyse zugänglich ist: der<br />

Gerechtigkeitsbegriff. 2 Piaget erklärt, " daß das Gerechtigkeitsgefühl, wenn es<br />

auch durch Vorschriften und das praktische Beispiel der Erwachsenen<br />

verstärkt werden kann, zum guten Teil unabhängig von diesen Einflüssen ist<br />

und zu seiner Entwicklung nur der gegenseitigen Achtung und Solidarität der<br />

Kinder untereinander bedarf." 3<br />

Wieder werden den Kindern Geschichten<br />

vorgelegt und aus ihren "Bestrafungsanregungen" Schlüsse gezogen. Dabei<br />

stellt Piaget zwei Begriffe von Gerechtigkeit fest: die vergeltende und die<br />

austeilende Gerechtigkeit. Zur vergeltenden Gerechtigkeit lassen sich zwei<br />

Typen von strafen<br />

2) ebd. S. 223.<br />

3) ebd. S. 223/224.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ohne zu große Schwierigkeiten unternommen werden kann: der<br />

Gerechtigkeitsbegriff. Wir werden uns daher hauptsächlich mit ihm befassen.<br />

Die Schlußfolgerung, zu welcher wir gelangen werden, ist, daß das<br />

Gerechtigkeitsgefühl, wenn es auch durch Vorschriften und das praktische<br />

Beispiel des Erwachsenen verstärkt werden kann, zum guten Teil unabhängig<br />

von diesen Einflüssen ist und / zu seiner Entwicklung nur der gegenseitigen<br />

Achtung und Solidarität der Kinder untereinander bedarf. Häufig drängen sich<br />

die Begriffe von Recht und Unrecht dem kindlichen Bewußtsein trotz und<br />

nicht durch den Erwachsenen auf. Im Gegensatz zu einer solchen, zuerst<br />

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12.01.2014<br />

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88 Piaget, Jean: Das moralische Urteil beim Kinde, 1954, S. 222<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 143<br />

vergeltende und die austeilende Gerechtigkeit. Zur vergeltenden Gerechtigkeit<br />

lassen sich zwei Typen von strafen unterscheiden: - Bei auf Zwang beruhenden<br />

Beziehungen im Rahmen einer heteronomen Moral und reinen Pflicht<br />

entscheiden sich die Kinder für Sühne-Strafen. Zwischen dem Inhalt der Strafe<br />

und der bestraften Handlung selbst gibt es keine Beziehung. Die Sühne wird<br />

als moralisch notwendig und als pädagogisch nützliche Vorbeugungsmaßnahme<br />

gegen Rückfälle angesehen. Einfluß auf die Verteidigung der Sühne-Strafen<br />

nehmen dabei vor allem das individuelle Rachebedürfnis und die einseitige<br />

Achtung vor der Autorität der Erwachsenen. - Auf Gegenseitigkeit beruhende<br />

Strafen entsprechen der Moral der Autonomie und Zusammenarbeit. Sie<br />

erscheinen insofern als begründet, als zwischen dem jeweiligen Schweregrad<br />

von Vergehen und Strafe eine inhaltliche Beziehung besteht. Solche<br />

Strafformen entstehen als Folge der Anerkennung der Gleichheits- und<br />

Gerechtigkeitsbeziehungen der Kinder untereinander. Die austeilende<br />

Gerechtigkeit setzt die Idee der Gleichheit voraus. Hier gilt eine Verteilung<br />

dann als ungerecht, wenn<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

zwischen zwei Typen von vergeltender Gerechtigkeit: - Die Sühne-Strafen<br />

entsprächen den auf Zwang beruhenden Beziehungen, der Heteronomie-Moral<br />

und reinen Pflicht. Es bestehe keine Beziehung zwischen dem Inhalt der Strafe<br />

und der Natur der bestraften Handlung. Die Sühne wird als moralisch absolut<br />

notwendig und als pädagogisch nützliche Vorbeugungsmassnahme gegen<br />

Rückfälle angesehen. Der Begriff der Sühne ergebe sich aus der Verbindung<br />

zweier Einflüsse: dem individuellen Rachebedürfnis und der einseitigen<br />

Achtung vor der Autorität der Erwachsenen. - Die auf Gegenseitigkeit<br />

beruhenden Strafen entsprächen der Moral der Autonomie und<br />

Zusammenarbeit. Sie erscheinen " begründet", d.h. es bestehe ausser dem<br />

Verhältnis zwischen dem jeweiligen Schweregrad von Vergehen und Strafe<br />

noch eine inhaltliche Beziehung. Diese Strafformen entständen als Folge des<br />

allmählichen, entwicklungsbedingten Zurücktretens der einseitigen Achtung<br />

vor dem Erwachsenen zugunsten der Gleichheits- und<br />

Gegenseitigkeitsbeziehungen der<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 143<br />

als ungerecht, wenn sie einen auf Kosten der anderen begünstigt. Ausserdem<br />

setzt das jüngere Kind voraus, daß ein beliebiger Fehler automatisch eine<br />

Strafe nach sich zieht. Es glaubt an eine den Dingen immanente Gerechtigkeit,<br />

die "von der Übertragung der unter dem Einfluß des Zwangs der Erwachsenen<br />

erworbenen Gefühle auf die Dinge" herrührt. 1<br />

Insgesamt nimmt Piaget drei<br />

Entwicklungsstadien von der vergeltenden zur ausgleichenden Gerechtigkeit<br />

an: 1. In der Phase der einseitigen Achtung (bis zum 7./8. Lebensjahr) wird die<br />

Gerechtigkeit bestimmt durch die Autorität der Erwachsenen und deren<br />

Gesetze. Die<br />

1) ebd. S. 295.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Fehler automatisch seine Strafe nach sich zieht. Der Glaube an die den Dingen<br />

immanente Gerechtigkeit rühre "von einer Uebertragung der unter dem<br />

Einfluss des Zwanges der Erwachsenen erworbenen Gefühle auf die Dinge her"<br />

, 3 und nehme allmählich als Folge der wachsenden Autonomie und konkreten<br />

Erfahrung ab. Es sei möglich, ein deutliches Entwicklungsgesetz zu erkennen<br />

und drei grosse Etappen<br />

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für vergeltende Gerechtigkeit, so werden dann mildernde Umstände anerkannt.<br />

Entscheidet es sich für austeilende Gerechtigkeit, so berücksichtigt das Kind<br />

Altersverhältnisse, frühere Gefälligkeiten und besondere Umstände, sieht also<br />

die strafbare Handlung in einem umfassenderen Kontext. 1<br />

Insofern die<br />

Entwicklung der Gerechtigkeit die Autonomie voraussetzt, kann die Autorität<br />

als solche nicht Quelle der Gerechtigkeit sein. " Die Autorität des Erwachsenen,<br />

selbst wenn sie der Gerechtigkeit entspricht, hat demnach die Wirkung, das<br />

abzuschwächen, was das Wesen der Gerechtigkeit selbst ausmacht." 2<br />

Solange<br />

das Kind unter der Autorität des Erwachsenen steht, verwechselt es<br />

Gerechtigkeit und Gesetz, wobei unter Gesetz das verstanden wird, was der<br />

Erwachsene vorschreibt. Andererseits erklärt Piaget die Autorität als<br />

möglicherweise notwendiges Moment in der<br />

1) ebd. S. 356-359.<br />

2) ebd. S. 361/362.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ist. In diesem Punkt scheinen uns die Ergebnisse unserer Analysen<br />

entscheidend zu sein: die Autorität als solche kann nicht die Quelle der<br />

Gerechtigkeit bilden, da die Entwicklung der Gerechtigkeit die Autonomie<br />

voraussetzt. Natürlich bedeutet dies nicht, daß der Erwachsene bei der<br />

Entwicklung der Gerechtigkeit, selbst der austeilenden, nicht beteiligt ist. In dem<br />

Maße, wo er ein Gegenseitigkeitsverhältnis<br />

von der Gerechtigkeit vorausgesetzten völligen Autonomie. In der Tat kann die<br />

Gerechtigkeit, da sie / auf Gleichheit und Gegenseitigkeit beruht, nur bei freier<br />

Zu- I Stimmung auftreten. Die Autorität des Erwachsenen, selbst wenn sie der<br />

Gerechtigkeit entspricht, hat demnach die Wirkung, das abzuschwächen, was<br />

das Wesen der Gerechtigkeit / t selbst ausmacht. Daher die Reaktionen der<br />

Kleinen, die Gerechtigkeit und Gesetz verwechseln, wobei sie unter Gesetz das<br />

verstehen, was der Erwachsene vorschreibt. Daß das Rechte mit der<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 145<br />

Entwicklung des Kindes. Dabei darf sie aber nur Zwischenstadium sein auf dem<br />

Wege zu von gegenseitiger Achtung und Zusammenarbeit zwischen Kindern<br />

und Erwachsenen geprägter Autonomie. Von einer Autonomie des Gewissens<br />

kann nach Piaget gesprochen werden, wenn das Kind entdeckt, " daß die<br />

Wahrhaftigkeit für die Beziehungen gegenseitiger Sympathie und Achtung<br />

notwendig ist." 1<br />

Somit wird die Gegenseitigkeit zu einem entscheidenden<br />

Faktor der Autonomie. Die ethische Notwendigkeit, ein von äußerem Druck<br />

unabhängiges Ideal zu begründen, ergibt sich nach Piaget, wenn in einer<br />

sozialen Beziehung die gegenseitige Achtung so stark geworden ist, daß der<br />

einzelne das Bedürfnis hat, " den anderen so zu behandeln, wie er selbst<br />

behandelt werden möchte." 2<br />

4.5. Auswertung Piaget thematisiert seine<br />

Untersuchung als solche zur Entwicklung des moralischen Urteils beim Kind<br />

und benutzt den Begriff des Gewissens, insofern er die erreichten Stadien im<br />

moralischen Urteil als solche des Gewissens bezeichnet. Tatsächlich aber<br />

beschäftigt er sich weder mit der Gesamtentwicklung kindlicher Moral noch<br />

mit der des Gewissens, sondern<br />

1) ebd. S. 222.<br />

2) ebd. S. 222.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Regel sich immer noch von außen aufzwinge und noch nicht als notwendiges<br />

Ergebnis einer Reflexion erscheine. (3) Die eigentliche Autonomie des<br />

Gewissens ist nach Piaget erreicht, wenn das Kind entdeckt, " daß die<br />

Wahrhaftigkeit für die Beziehungen gegenseitiger Sympathie und Achtung<br />

notwendig ist" 521 . Insofern sieht Piaget die Gegenseitigkeit als "Faktor der<br />

Autonomie" an. Dies folge daraus, daß der einzelne für sich nur die Anomie<br />

kenne. Die ethische Notwendigkeit, ein von äußerem Druck unabhängiges<br />

Ideal zu begründen, ergebe sich erst, wenn in einer sozialen Beziehung die<br />

gegenseitige Achtung so stark geworden sei, daß das Individuum das<br />

Bedürfnis hat, " den anderen so zu behandeln, wie es selbst behandelt sein<br />

möchte" 522 . 3. Kritik Mit dieser letzten Aussage führt Piaget ein<br />

philosophisches Postulat, den kategorischen Imperativ Kants 523 , als Variable<br />

zur Beschreibung der kognitiven<br />

und dennoch man selber bleibt. Sehr viele sind von so viel Freiheit überfordert." 66<br />

5 Moratoädaeoeischer Intellektualismus und kritisch-emanzipatorische<br />

Konzeote des ethischen Lernens. Die Theorie der " Entwicklung des<br />

moralischen Urteils beim Kind" und ihre Auswirkungen. Ein ganzheitliches<br />

Konzept ethischen Lernens. Günter Stachel 5.1 Moralpädagogischer<br />

Intellektualismus Der moralische Intellektualismus ist eine alte und verbreitete<br />

Form westlichen Denkens Wie ist es<br />

62 Klier, Gerhard: Gewissensfreiheit und Psychologie. ..., 1977, S. 103<br />

72 Stachel, Günter: ethisch handeln lernen, 1978, S. 61<br />

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17% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 146<br />

sondern mit formalen Veränderungen im moralischen Urteil des Kindes. H.J.<br />

Huijts 3<br />

wirft Piaget vor, die emotionalen Komponenten im Lernprozeß zu<br />

unterschätzen. In seiner Psychologie sei die höchste Stufe des Murmelspiels das<br />

Stadium der Kodifizierung der Regeln. " Das Kind ist dann auf einer Ebene<br />

gelandet, auf der es wegen der Regeln spielt, die Regeln machen aber nie das<br />

Spiel aus. Sie begleiten es höchstens und sind Aktualisierungen des Spiels."<br />

Huijts meint, das Kind spiele bereits, bevor es Spielregeln kenne: " Zuerst ahmt<br />

es das Spiel nach, dann sind die Regeln heilig. Später entwirft es bewußt<br />

Regeln, oder es übernimmt sie. Dann tritt die Intellektualisierung des Spiels ein.<br />

" Solche Intellektualisierung sei aber nie erschöpfend, wenn das Spiel noch<br />

Spiel bleiben soll. " Die Regelabsprache bleibt in die emotionale<br />

Verbundenheit eingebettet. Beim Murmelspiel geht es ganz sicher um die<br />

Murmeln, die man gewinnen oder verlieren kann, und nur in zweiter Linie um<br />

die Regeln." In analoger Weise kritisiert Huijts auch Piagets Moralverständnis,<br />

dessen "höchste Stufe die intellektuelle Anerkennung der Normen auf Grund<br />

wechselseitiger Verabredung" ist. Piaget übersehe, daß das sittliche Urteil<br />

stark von persönlichen Bindungen, von historischen und individuellen<br />

Wachstumschancen und moralischen Empfindungen abhängig sei. "<br />

5% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Piaget unterschätzt die emotionalen Komponenten im Lehrprozeß. In seiner<br />

Psychologie rückt das Murmelspiel deutlich in den Vordergrund. Die höchste<br />

Entwicklungsstufe ist das Stadium der Kodifizierung. Das Kind ist dann auf<br />

einer Ebene gelandet, auf der es wegen der Regel spielt. Die Regeln machen<br />

aber nie das Spiel aus, sie begleiten es höchstens und sind Aktualisierungen des<br />

Spiels. Das Kind spielt bereits, bevor es Spielregeln kennt. Zuerst ahmt es das<br />

Spiel nach, dann sind die Regeln heilig. Später entwirft es bewußt Regeln, oder<br />

es übernimmt sie. Dann tritt die Intellektualisierung des Spiels ein. Aber diese<br />

ist nie erschöpfend, wenn das Spiel noch Spiel bleiben soll. Mit anderen Worten:<br />

Die Regelabsprache ist in die emotionale Verbundenheit eingebettet. Beim<br />

Murmelspiel<br />

dann sind die Regeln heilig. Später entwirft es bewusst Regeln, oder es<br />

Ubernimmt sie. Dann tritt die Intellektual1s1erung des Spiels ein. Aber dies Ist<br />

nie erschöpfend, wenn das Spiel noch Spiel bleiben soll. Mit anderen Worten:<br />

Die Regelsprache ist in die emotionale Verbundenheit eingebettet. Beim<br />

Murmelspiel geht es ganz sicher um die Murmeln, die man gewinnen oder<br />

verlieren<br />

Dann tritt die Intellektualisierung des Spiels ein. Aber diese ist nie erschöpfend,<br />

wenn das Spiel noch Spiel bleiben soll. Mit anderen Worten: Die<br />

Regelabsprache ist in die emotionale Verbundenheit eingebettet. Beim<br />

Murmelspiel geht es ganz sicher um die Murmeln, die man gewinnen oder<br />

verlieren kann, und nur in zweiter Linie um die Regeln. Eine analoge Frage<br />

stellt sich auf dem Gebiet der Mo-ralität. Auch hier ist die höchste Stufe die<br />

intellektuelle Anerkennungder Normen auf Grund wechselseitiger<br />

Verabredung.<br />

die man gewinnen oder verlieren kann, und nur 1n zweiter Linie um die Regeln.<br />

" 2 Dasselbe meint Huljts auch 1n Bezug auf die Moralität im Sinne der<br />

Intellektuellen " Anerkennung der Normen auf Grund wechselseitiger<br />

Verabredung". Das sittliche Urteil hänge in weit grösserem Masse von<br />

Bindungen ab, von Motivationen, von der emotionalen Sozialität. Die Frage der<br />

Einverleibung der moralischen Regeln sei<br />

43 Huijts, Joseph Hubertus: Gewissensbildung, 1969, S. 158<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 326<br />

43 Huijts, Joseph Hubertus: Gewissensbildung, 1969, S. 158<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 326<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

170<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 146<br />

Natürlich findet das Kind moralische Regeln vor, aber deren Einverleibung ist<br />

nicht nur eine Frage des logischen Denkstils unter Vermeidung von Zweifel,<br />

Konflikt und Verschiebung in moralischen Auffassungen." 1<br />

Huijts setzt mit<br />

seiner Kritik vor allem da an, wo es um Anlage und Auswertung der<br />

Untersuchungen Piagets geht. Wir unterstreichen diese kritischen Anmerkungen,<br />

meinen aber, daß dieses Vorgehen und Werten Piagets von seinem<br />

Ausgangspunkt<br />

3) Huijts,Joseph Hubertus: Gewissensbildung. Köln 1969.<br />

1) sämtliche Zitate: ebd. S. 159.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

aber stark von persönlichen Bindungen abhängig, von historischen und<br />

individuellen Wachstumschancen, von "den moralischen Führungen und<br />

Empfindungen", die Piaget ausdrücklich aus seiner Untersuchung heraushalten<br />

wollte [278, S. IX]. Natürlich findet das Kind moralische Regeln vor, aber<br />

deren Einverleibung ist nicht nur eine Frage des logischen Denkstils unter<br />

Vermeidung von Zweifel, Konflikt und Verschiebung in moralischen<br />

Auffassungen [36]. Piagets Psychologie ist funktionalistisch. Dagegen ist an<br />

sich nichts einzuwenden Beschreibende und axiologische Ordnung werden<br />

dann aber leicht verwechselt, und allmählich läßt man parallel laufen:<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

171<br />

43 Huijts, Joseph Hubertus: Gewissensbildung, 1969, S. 158<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 147<br />

vorneherein auf Formalien, womit er allerdings dem Titel seines Buches nur<br />

schwer gerecht wird. Theodor Wilhelm 1<br />

hat darauf hingewiesen, daß der Kern<br />

von Humanität in der menschlichen Fähigkeit liege, Gesetzlichkeiten zu<br />

durchbrechen. Bloße Anpassungsvorgänge können als verpaßte Gelegenheiten<br />

des rechten Gebrauchs der Freiheit gesehen werden. Sittliches Verhalten kann<br />

demnach gerade nicht primär in der Beachtung bestehender Regeln liegen,<br />

findet darin vor allem nicht seine besondere Auszeichnung, sondern<br />

möglicherweise im Bruch mit solchen Regeln, soweit sie bestimmten<br />

Vorstellungen von<br />

1) Wilhelm,Theodor: Sozialisation und soziale Erziehung. In: Wurzbacher,Gerhard (Hrsg.):<br />

Sozialisation und Personalisation. S. 120-163.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

selbständigen Stellungnahme wird auch von Th. Wilhelm betont, der geradezu<br />

den "Kern der Humanität" in der menschlichen Fähigkeit sieht,<br />

Gesetzlichkeiten zu durchbrechen; Anpassungsvorgänge sind dann als<br />

verpaßte Gelegenheiten des rechten Gebrauchs der Freiheit zu sehen. "Insofern<br />

es die Erziehung mit der lebendigen Totalität des Individuums zu tun hat,<br />

bewegen sieh die pädagogischen Überlegungen immer auch auf dieser, der<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

172<br />

39 Speck, Josef: Die anthropologische Fundierung erz..., 1968, S. 58<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 147<br />

auf bestehende Regelsysteme und deren Entsprechung. Dies kann bei ihm als<br />

konstanter Tatbestand gewertet werden; veränderbar sind hingegen die Gründe<br />

und Motive, aus denen heraus den Regeln entsprochen wird. Und hier taucht<br />

das pädagogisch bedeutsame " Problem des Übergangs von der heteronomen<br />

Moral des Kleinkindes zu der möglichen autonomen und freien Moral des<br />

Erwachsenen" 2<br />

auf. Piaget nimmt an, daß die Entwicklung des moralischen<br />

Urteils parallel laufe zu der kognitiver Prozesse. Von sozialem Einfluß spricht<br />

er primär in Zusammenhang mit sanktionierten Gesetzen, Heteronomie und<br />

daraus erwachsenem Pflichtgefühl. Damit unterschätzt er -<br />

2) Roth,Heinrich: Pädagogische Anthropologie. Band II. Hannover 11-1971. S. 560.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

sollen."2 84) Was Piaget aber mit Recht besonders interessiert hat, blieb, wie<br />

Roth richtig sagt, bis heute die "Crux aller moralischen Entwicklungs- und<br />

Erziehungsprobleme", nämlich: das Problem des Übergangs von der<br />

heteronomen Moral des Kleinkindes zu der möglichen autonomen und freien<br />

Moral des Erwachsenen. Da ist es nun bemerkenswert, daß Piaget die<br />

Entwicklung des moralischen Bewußtseins, wie schon erwähnt, parallel zu der<br />

kognitiven als Folge von nicht umkehrbaren Reifesequenzen<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

173<br />

34 Dienelt, Karl: Anthropologie des Jugendalters, 1974, S. 94<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 150<br />

menschlichen Verhaltens ist für ihn insofern von Interesse, als darin das<br />

Erleben des Menschen zum Ausdruck kommt. "Das Insgesamt aller Erlebnisse"<br />

bezeichnet er als den Gegenstand der Psychologie. Im "Aufbau der Person" 1<br />

will Lersch die verschiedenartigen Inhalte und Vollzüge menschlichen<br />

Erlebens und Verhaltens so darstellen, daß sie " als Glieder eines Ganzen<br />

sichtbar und verständlich werden". Solches Rechenschaftgeben über das, was<br />

zum "ganzen Menschen" gehört, zählt er zu den unbedingt notwendigen<br />

Voraussetzungen erzieherischer Arbeit, soweit Erziehung nicht aufgehen soll<br />

in Wissensvermittlung und der Schulung von Fertigkeiten. Wo ernsthaft das<br />

Ziel verfolgt<br />

1) Lersch,Philipp: Aufbau der Person. München 1970.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

stehen. Nun wäre wenig gewonnen, wollte ich nur einen Katalog, ein<br />

summatives Nebeneinander seelischer Vorgänge und Zustände aufstellen. Es<br />

wird vielmehr darauf ankommen, die sehr verschiedenartigen Inhalte und<br />

Vollzüge menschlichen Erlebens und Verhaltens so darzustellen, daß sie als<br />

Glieder eines Ganzen sichtbar und verständlich werden. Wir erleben ja auch<br />

uns selbst nicht als ein pluralistisches Vielerlei von Wahrnehmungen,<br />

Erinnerungen, Gedanken, Gefühlen, Strebungen und Handlungen im Sinne<br />

einer bloßen Und-Verbindung,<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

174<br />

89 Lersch, Phillip: Zum Personenverständnis in der Psyc..., 1966, S. 124<br />

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5% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 150<br />

des ganzen Menschen" zu praktizieren, wo man sich um die Förderung<br />

seelischer Reife und die Lenkung individueller Entwicklung "in die richtigen<br />

Bahnen" bemüht, da braucht man ein Gesamtbild vom Menschen, seiner<br />

Stellung in der Welt und seiner Verflochtenheit mit ihr. Im folgenden soll<br />

herausgearbeitet werden, welche Rolle das Gewissen in Lerschs "Aufbau der<br />

Person" einnimmt. 5.2. Der Aufbau der Person Aus der Erfahrung, daß unsere<br />

Wahrnehmungen, Erinnerungen, Gedanken, Strebungen und Handlungen nicht<br />

einfach nebeneinander bestehen, sondern<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Worten: jede Psychologie bleibt vordergründig, sofern es ihr nicht gelingt,<br />

hinter den mannigfaltigen Tatsachen der Erfahrung ein Gesamtbild des<br />

Menschen, seiner Stellung in der Welt und seiner Verflochtenheit mit ihr<br />

sichtbar werden zu lassen. Wenn nun gesagt wurde, es sei Aufgabe und Ziel<br />

unserer Darstellung, die mannigfachen Formen zur Kenntnis zu bringen und<br />

verständlich zu<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

175<br />

90 Lersch, Phillip: Aufbau der Person, 11. Aufl., 1970, S. 74<br />

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3% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 151<br />

einnimmt. 5.2. Der Aufbau der Person Aus der Erfahrung, daß unsere<br />

Wahrnehmungen, Erinnerungen, Gedanken, Strebungen und Handlungen nicht<br />

einfach nebeneinander bestehen, sondern integriert sind in das, was wir unser<br />

Selbst nennen, und dieses Selbst immer zugleich in einem ganzheitlichen<br />

Zusammenhang mit der Welt steht, betrachtet Lersch das seelische Leben in<br />

einem doppelten Ganzheitsbezug: in seinem intramundanen, innerweltlichen,<br />

der als kommunikative Verflechtung mit der Welt horizontal verläuft und in<br />

seinem intrapersonalen, der als Einheit in sich selbst vertikal geschichtet ist. 1<br />

Wenn Lersch von einem "intramundanen Ganzheitsbezug" spricht, dann meint<br />

er damit, daß seelisches Leben immer ein Dialog zwischen Mensch und Welt 2<br />

ist, der bei näherer Betrachtung vierfach gegliedert ist: - Damit der Dialog<br />

zustande kommt, muß der Mensch der Umwelt innewerden und sich in ihr<br />

orientieren können. Das leistet er, indem er durch seine Sinnesorgane<br />

wahrnimmt, im Gedächtnis<br />

1) Lersch,Philipp: Zum Personverständnis in der Psychologie. In: Speck,Josef (Hrsg): Das<br />

Personverständnis in der Pädagogik und ihren Nachbarwissenschaften. S. 125-141. hier: S. 126.<br />

2) "Der Mensch ist das, was er ist, immer nur durch die Art, wie er die Welt erlebt und wie er sich<br />

zur Welt verhält. Erleben und Verhalten ... sind recht eigentlich ein Dialog zwischen Mensch<br />

und Welt" (ebd. S. 125).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

wenn wir von der menschlichen Person sprechen. Seelisches Leben ist aber<br />

nicht nur in sich ein Ganzes, dessen Glieder integrativ zusammenhängen. Es<br />

steht zugleich auch in einem ganzheitlichen Zusammenhang mit der Welt. Der<br />

Mensch ist das, was er ist, immer nur durch die Art, wie er die Welt erlebt und<br />

wie er sich zur Welt verhält. Erleben<br />

ihn aufgehoben in der Einheit seiner Person. Damit ist die Grundkonzeption<br />

einer anthropologisch, das heißt auf die Gewinnung eines Menschenbildes<br />

gerichteten Psychologie angedeutet. Sie betrachtet das seelische Leben in einem<br />

doppelten Ganzheitsbezug: zum einen in seinem intramundanen,<br />

innerweltlichen, der als kommunikative Verflechtung mit der Welt horizontal<br />

verläuft; und zum anderen in seinem intrapersonalen Ganzheitsbezug, der als<br />

Einheit in sich selbst vertikal geschichtet ist. Ich will nun versuchen, die beiden<br />

Dimensionen, in denen sich das menschliche Seelenleben vollzieht, zu<br />

skizzieren, wobei Sie es mir nachsehen wollen, wenn ich unter<br />

Der Funktionskreis des Erlebens Mit der Rede vom intramundanen,<br />

innerweltlichen, horizontal gerichteten Ganzheitsbezug ist wie gesagt die<br />

Tatsache gemeint, daß seelisches Leben immer ein Geschehen, ein Dialog<br />

zwischen Mensch und Welt ist. Einer näheren Betrachtung erweist sich dieser<br />

Dialog als vierfach gegliedert. Damit er überhaupt zustande kommt, bedarf der<br />

Mensch der Fähigkeit, der Umwelt inne zu werden<br />

89 Lersch, Phillip: Zum Personenverständnis in der Psyc..., 1966, S. 124<br />

89 Lersch, Phillip: Zum Personenverständnis in der Psyc..., 1966, S. 125<br />

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12.01.2014<br />

176<br />

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29% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 151<br />

All das, was der Mensch in dieser Welt erlebt, die Art, wie sich ihm die Welt<br />

erschließt, ist beeinflußt von seinen Trieben und Strebungen. Sie sind letztlich<br />

entscheidend dafür, welche Bedeutung einzelnen Wahrnehmungen gegeben<br />

wird. - Drittes Glied im Dialog zwischen Mensch und Welt sind die<br />

Gefühlsregungen (Freude, Trauer, Schreck, Aufregung...), in denen den<br />

Menschen die Bedeutung der Wahrnehmungen bewußt werden. - Die Antwort<br />

des Menschen in seinem Dialog mit der Welt ist die Handlung. In ihr findet "<br />

das kommunikative Kreisgeschehen zwischen Mensch und Welt" seinen<br />

vorläufigen Abschluß, wenn Triebe und Strebungen aus der Spannung von<br />

Bedürfnissen kommen und die Handlung darauf zielt, diese Spannung zur<br />

Lösung zu bringen. 1<br />

Das beschriebene kommunikative Kreisgeschehen ist<br />

eingebettet in " bestimmte das Erleben durchtönende Gesamtbefindlichkeiten<br />

des Zumuteseins", die Lersch "stationäre Gestimmtheiten" nennt. 2<br />

Sie<br />

erschließen sich, wenn man das menschliche Seelenleben intrapersonal, im<br />

Aspekt des geschichteten Aufbaus betrachtet: Die unterste psychologische<br />

Schicht bilden das Lebens- und Selbstgefühl, unter deren Wirkung wir immer<br />

schon an die Welt herantreten. Arten des Lebensgefühls sind Stimmungen wie<br />

Heiterkeit, Schwermut, Angst. Mit Selbstgefühl ist die Einschätzung eigener<br />

Möglichkeiten des Wertes und Wirkens in der Welt gemeint. Beide -<br />

Selbstgefühl und Stimmungen - bestimmen die Art, wie wir der Welt<br />

gegenübertreten und in ihr<br />

1) ebd. S. 126/127.<br />

2) ebd. S. 128.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Ärger, Freude und Trauer, als Mitleid und Liebe, als Neid, Eifersucht und Haß,<br />

als Hoffnung und Enttäuschung, als Resignation und Verzweiflung. Die<br />

Gefühlsregungen sind ein drittes Glied im Dialog zwischen Mensch und Welt,<br />

eine dritte Gruppe von Vorgängen, die in den Gesamtvollzug des seelischen<br />

Lebens eingegliedert sind. Mit der Dynamik der Triebe und Strebungen und der<br />

ihnen korrespondierenden<br />

letztes Glied im kommunikativen Bezug zwischen Mensch und Welt gekoppelt.<br />

Es ist das Insgesamt dessen, was wir als Handlung bezeichnen. Die Handlung<br />

ist die eigentliche Antwort des Menschen in seinem Dialog mit der Welt. In ihr<br />

gelangt das kommunikative Kreisgeschehen zwischen Mensch und Welt zu<br />

einem vorläufigen Abschluß. Kommen Triebe und Strebungen aus der<br />

Spannung von Bedürfnissen, so zielt die Handlung darauf ab, diese Spannung<br />

zur Lösung zu bringen. Die aufgewiesenen Grundvollzüge des seelischen<br />

Lebens Weltinnewerden und Weltorientierung, Triebe und Strebungen,<br />

Gefühlsregungen<br />

Abb.l Ergänzend ist zu sagen, daß dieses viergliedrige Kreisgeschehen des<br />

psychischen Lebens eingebettet ist in etwas, das selbst nicht mehr Prozeß ist,<br />

eingebettet nämlich in bestimmte das Erleben durchtönende<br />

Gesamtbefindlichkeiten des Zumuteseins, die ich als stationäre Gestimmtheiten<br />

bezeichne und auf die gleich zurückzukommen ist, wenn wir uns jetzt dem<br />

zweiten der beiden eingangs genannten Ganzheitsbezüge zuwenden, in<br />

Lebensgefühl und Selbstgefühl gleichsam den Hintergrund und Untergrund<br />

bilden, in den die wechselnden seelischen Prozesse eingebettet sind und unter<br />

deren Wirkung wir je und je schon an die Welt herantreten. Arten des<br />

Lebensgefühls sind die Stimmungen, die wir als Heiterkeit, Schwermut,<br />

Verdrossenheit oder Angst kennen. Wenn vom ganzen Menschen die Rede ist,<br />

dann sind es nicht zuletzt die Varianten<br />

89 Lersch, Phillip: Zum Personenverständnis in der Psyc..., 1966, S. 126<br />

89 Lersch, Phillip: Zum Personenverständnis in der Psyc..., 1966, S. 127<br />

89 Lersch, Phillip: Zum Personenverständnis in der Psyc..., 1966, S. 128<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

177<br />

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17% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 153<br />

Aufregung, Wut, Vertrauen und Furcht; dem Egoismus, Machtstreben und<br />

Geltungsdrang zugehörig: Zufriedenheit, Unzufriedenheit, Neid, Triumph und<br />

Niederlage; zum Vergeltungsdrang gehörend: Genugtuung, Schadenfreude,<br />

Dankbarkeit; dem Eigenwertstreben zugeordnet: Minderwertigkeitsgefühl,<br />

Scham, Selbstachtung, Selbstverachtung, Reue; - den Gefühlsregungen, die aus<br />

der Thematik des Über-sich-hinaus-seins zu verstehen sind, wozu Lersch die<br />

mitmenschlichen Gefühlsregungen (Miteinandersein, Füreinandersein) ebenso<br />

zählt, wie die der schaffenden und wissenden, der liebenden und<br />

verpflichtenden und enthebenden Teilhabe. Schließlich gehören dazu das Gemüt<br />

und das Gewissen, die im<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

gemeint, mit der der Mensch sich auf die Welt nicht als Gegenspielerin des<br />

Individuums, sondern als Horizont jener Werte entworfen fühlt, um die es in<br />

der Thematik des über-sich-hinaus-seins geht, der Werte des Sinnes also, aus<br />

denen das eigene Dasein Sinn und Gehalt empfängt. Weltgefühl ist eine Durchstimmtheit<br />

des Gemütes, mit der wir<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

178<br />

90 Lersch, Phillip: Aufbau der Person, 11. Aufl., 1970, S. 338<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 154<br />

in Zukunft erwartet, mit dem, was wahrscheinlich und kalkulierbar und dem,<br />

was unvorhersehbar und unbestimmt bleibt. 1<br />

Die beschriebenen stationären<br />

Gestimmtheiten des Lebens- und Selbstgefühls, die Strebungen und<br />

Gefühlsregungen siedelt Lersch im sogenannten "endothymen Grund" an: " sie<br />

alle tauchen auf aus einer für das bewußte Ich nicht mehr kontrollierbaren<br />

Tiefe eines seelischen Grundes." 2<br />

Gemeinsam ist ihnen, daß sie den Menschen<br />

überkommen, ihn ergreifen, nicht aber von ihm hingenommen werden. Indem<br />

der Mensch die einen hemmt und unterdrückt, andere zur vollen Auswirkung<br />

kommen läßt, nimmt er dazu Stellung. Durch<br />

1) vgl. dazu: Lersch,Philipp: Aufbau der Person. S. 226 - 293.<br />

2) ders.: Zum Personverständnis in der Psychologie. S. 135.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Lebensgefühls und des Selbstgefühls und die Prozesse der Strebungen und<br />

Gefühlsregungen. Vergleicht man sie miteinander, dann zeigen sie bei aller<br />

Verschiedenheit doch einen gemeinsamen Grundzug: sie alle tauchen auf aus<br />

einer für das bewußte Ich nicht mehr kontrollierbaren Tiefe eines seelischen<br />

Grundes. Ich nenne diesen Bereich den "endothymen Grund" (griech. evöov =<br />

drinnen, innen; ftvuos = Mut, Gemüt, Zumutesein). Stationäre Gestimmtheiten,<br />

Strebungen und Gefühlsregungen sind endothyme Erlebnisse, Erlebnisse des<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

179<br />

89 Lersch, Phillip: Zum Personenverständnis in der Psyc..., 1966, S. 134<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 154<br />

der biologischen Mangelhaftigkeit des Menschen und dem daraus<br />

resultierenden Zwang, eine lebensdienliche Umwelt zu schaffen. Dazu bedarf<br />

der Mensch der Gabe des Denkens und der sprachgebundenen Intelligenz. - Zum<br />

anderen aus der Tatsache, daß der Mensch nicht wie das Tier eingefügt ist in<br />

das Geschehen der Natur und seine Ordnungen, sondern sich im Laufe der<br />

Geschichte eine zweite Welt oder Kultur aufgebaut hat, die ihre eigenen<br />

Forderungen an den Menschen stellt und ihm ein ungehemmtes Sichausleben<br />

verbietet. Dazu bedarf der Mensch der Funktion des Willens. Während die<br />

endothymen Erlebnisse - in Anlehnung an die Terminologie Sigmund Freuds -<br />

das Merkmal der Eshaftigkeit tragen, wird im " Denken und Wollen das Ich als<br />

identischer Ausgangspunkt und Initiator erlebt." 1<br />

Die Schicht des endothymen<br />

Grundes und die des personellen Oberbaus machen " erst in ihrem<br />

wechselseitigen Zusammenwirken und in ihrer funktionalen Integration das<br />

Ganze der menschlichen Person aus." Seine Impulse und inhaltliche Thematik<br />

erhält das seelische Leben aus den endothymen Erlebnissen, die dem<br />

menschlichen Dasein " Schwung und inhaltliche Fülle, Tiefe, Fähigkeit, Licht<br />

und Dunkel" verleihen. Im Denken wird die Welt im Widerschein der<br />

endothymen Erlebnisse erhellt, geordnet und gegliedert. " Sache des Willens ist<br />

es, die endothyme Dynamik nicht ungehemmt und unkontrolliert geschehen zu<br />

lassen, sondern verantwortlich zu leiten und sinnvoll zu gestalten.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

teilhaftig werde, als die er sich selbst, frei von Instinkt, durch eigene Vernunft<br />

verschafft hat."JKant spricht hier die anthropologische Grunderfahrung aus, daß<br />

der Mensch nicht wie das Tier in seinem Verhalten instinkt- und triebgebunden<br />

ist und in einer ihm relativ starr zugeordneten Umwelt lebt, sondern daß er in<br />

seinem Verhalten gleichsam weltoffen ist;<br />

Rechts, in den Schöpfungen der Technik, der Kunst, der Moral und der<br />

Religion eine zweite Welt der Kultur aufgebaut, die ihre eigenen Ordnungen<br />

hat, ihre Forderungen an den Menschen stellt und ihm ein ungehemmtes<br />

Sichausleben verbietet. Eben dies ist es, wozu er der Funktion des Willens<br />

bedarf. Als Glied im seelischen Aufbau des Menschen gesehen stellen Denken<br />

und Wollen eine den<br />

Menschen gesehen stellen Denken und Wollen eine den endothymen Impulsen<br />

übergeordnete Schicht dar. Die endothymen Erlebnisse haben wie erwähnt<br />

pathischen Charakter. Sie tragen wie wir in Anlehnung an die Terminologie<br />

Sigmund Freuds sagen können das Merkmal der Eshaftigkeit an sich. In den<br />

endothymen Erlebnissen geschieht etwas in uns und mit uns, es vollzieht sich<br />

etwas an uns. Im Unterschied hiervon wird in Denken und Wollen das Ich als<br />

identischer Ausgangspunkt und Initiator erlebt. Wir erfahren uns im<br />

Engagement des Willens, in Selbstbeherrschung, im Sichzusammennehmen und<br />

Sichkonzentrieren, aber auch in der wülensmäßigen Überwindung äußerer<br />

Widerstände nicht als pathisch getrieben,<br />

die höhere des personellen Oberbaus gegenüberzustellen. Die Termini tiefer und<br />

höher sind dabei aber keineswegs im Sinne einer Wertordnung zu verstehen;<br />

denn beide Schichten machen erst in ihrem wechselseitigen Zusammenwirken<br />

und in ihrer funktionalen Integration das Ganze der menschlichen Person aus.<br />

Das, was dem menschlichen Dasein Schwung und inhaltliche Fülle, Tiefe,<br />

Farbigkeit, Licht und Dunkel verleiht, sind immer die endothymen Erlebnisse.<br />

Aus ihnen empfängt das seelische Leben seine Impulse und seine inhaltliche<br />

Thematik. Sache des Denkens ist es, die Welt im Widerschein der endothymen<br />

Erlebnisse begrifflich zu erhellen, zu ordnen und zu gliedern. Sache des<br />

Willens ist es, die endothyme Dynamik nicht ungehemmt und unkontrolliert<br />

91 Schwartländer, Johannes: Der Mensch ist Person. Kants Lehre ..., 1968, S. 55<br />

89 Lersch, Phillip: Zum Personenverständnis in der Psyc..., 1966, S. 135<br />

89 Lersch, Phillip: Zum Personenverständnis in der Psyc..., 1966, S. 136<br />

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26% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 155<br />

Das variable Verhältnis zwischen den beiden genannten Schichten nennt<br />

Lersch die "Tektonik der Person". Variabel ist dieses Verhältnis, insofern beim<br />

Menschen je nach Situation mal endothyme Impulse und ein andermal<br />

rationale Überlegungen und zielgerichteter Wille<br />

1) ebd. S. 137. "Wir erfahren uns im Engagement des Willens, in Selbstbeherrschung, im<br />

Sichzusammenehmen und Sichkonzentrieren, aber auch in der willensmäßigen Überwindung<br />

äußerer Widerstände nicht als pathisch getrieben, sondern als aktiv steuernd, nicht als bewegt,<br />

sondern als bewegend" (ebd. S. 137)<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

geschehen zu lassen, sondern verantwortlich zu leiten und sinnvoll zu gestalten.<br />

In Anlehnung an das bekannte Wort von Kant, daß Anschauungen ohne<br />

Begriffe blind, Begriffe ohne Anschauungen aber leer sind, könnte man sagen,<br />

daß auch endothyme<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

181<br />

89 Lersch, Phillip: Zum Personenverständnis in der Psyc..., 1966, S. 136<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 156<br />

der Gefühlsregungen Stationäre Gestimmtheiten 5.3. Gemüt und Gewissen Aus<br />

den bisher dargelegten Gedanken Lerschs sind die zu Gemüt und Gewissen<br />

ausgespart geblieben. Angedeutet wurde bereits, daß Lersch Gemüt und<br />

Gewissen zu den Gefühlsregungen zählt, die aus der Thematik des Über-sichhinaus-Seins<br />

verstanden werden. Mit Gemüt ist hierbei der Bereich jener<br />

Ergriffenheit des Fühlens gemeint, bei dem wesentlich eine wertfühlende<br />

Teilnahme an Menschen, Wesen und Dingen und ein Verbundensein mit ihnen<br />

im Sinne eines gegenseitigen Zusammengehörens erlebt wird. Gemüt haben "<br />

heißt die Mitwelt und Umwelt in sich widerklingen ... und unmittelbar werden<br />

lassen zur eigenen Innerlichkeit als einem Horizont des Seienden, der in sich<br />

seinen Sinn und Wert trägt und aus dessen Sein und Sinn das eigene Dasein<br />

Fülle und Sinn empfängt." 1<br />

Im Gemüt fühlt der Mensch sich über sich hinaus<br />

gerufen zur Teilnahme an Sinnwerten. Der Mensch erscheint hier auch als<br />

Geistwesen, das über sich hinaus fragen kann und teilhat an den Sinnwerten.<br />

Mit Gewissen meint<br />

1) ebd. S. 241.<br />

11% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

gemeint, mit der der Mensch sich auf die Welt nicht als Gegenspielerin des<br />

Individuums, sondern als Horizont jener Werte entworfen fühlt, um die es in<br />

der Thematik des über-sich-hinaus-seins geht, der Werte des Sinnes also, aus<br />

denen das eigene Dasein Sinn und Gehalt empfängt. Weltgefühl ist eine Durchstimmtheit<br />

des Gemütes, mit der wir<br />

Der Begriff des Gemütes erweitert sich damit also über die Gefühlsregungen<br />

der mitmenschUchen Teilhabe hinaus und meint den Bereich jener<br />

Ergriffenheiten des Fühlens, bei denen wesentlich eine wertfühlende<br />

Teilnahme an Menschen, Wesen und Dingen und ein Verbundensein mit ihnen,<br />

ein gegenseitiges Zusammengehören erlebt wird. Gemüt haben in diesem<br />

Sinne verstanden - heißt die Mitwelt und Umwelt in sich widerIdingen und<br />

aufleuchten, sie unmittelbar werden lassen zur eigenen Innerlichkeit als einen<br />

Horizont des Seienden, der in sich seinen Sinn und Wert ""ägt und aus<br />

des Über-sich-hinaus-seins mit besonderen Namen belegt, nämlich mit dem des<br />

Gemütes und dem des Gewissens. Gemüt haben bedeutet, die Umwelt und<br />

Mitwelt unmittelbar werden lassen zur eigenen Innerlichkeit als ein Seiendes,<br />

das in sich seinen Wert trägt und aus dessen Gültigkeit das eigene Dasein Sinn<br />

und Fülle empfängt. Gemüt ist die Fähigkeit zu Bindungen<br />

Gemüt haben in diesem Sinne verstanden - heißt die Mitwelt und Umwelt in<br />

sich widerIdingen und aufleuchten, sie unmittelbar werden lassen zur eigenen<br />

Innerlichkeit als einen Horizont des Seienden, der in sich seinen Sinn und Wert<br />

"" ägt und aus dessen Sein und Sinn das eigene Dasein Fülle und Sinn<br />

empfängt109 Und dies gilt nicht nur für die Gefühlsregungen der<br />

mitmenschlichen und der liebenden Teilhabe, sondern auch für die der<br />

schaffenden, der wissenden und der enthebenden<br />

90 Lersch, Phillip: Aufbau der Person, 11. Aufl., 1970, S. 338<br />

90 Lersch, Phillip: Aufbau der Person, 11. Aufl., 1970, S. 280<br />

89 Lersch, Phillip: Zum Personenverständnis in der Psyc..., 1966, S. 132<br />

90 Lersch, Phillip: Aufbau der Person, 11. Aufl., 1970, S. 280<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 157<br />

fühlt der Mensch sich über sich hinaus gerufen zur Teilnahme an Sinnwerten.<br />

Der Mensch erscheint hier auch als Geistwesen, das über sich hinaus fragen<br />

kann und teilhat an den Sinnwerten. Mit Gewissen meint Lersch dann die<br />

Bindungen des Über-sich-hinaus-Seins. Die im Gemüt sich erweisenden<br />

Fähigkeiten rufen ein Gefühl der Verantwortung hervor für die im Gemüt<br />

erlebten individuellen Werte: " dieses Gefühl ist verankert in dem, was wir das<br />

Gewissen nennen." 2<br />

Im Gewissen werden die im Gemüt verankerten Werte auf<br />

das Handeln bezogen. Ein Sich-verbunden-fühlen im Sinne der Ergriffenheit<br />

im Gemüt wird zur Bindung im Sich-verantwortlich-fühlen. Der Mensch spürt<br />

das Gewissen immer<br />

2) ebd. S. 243.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Gemüt, wie Ph. Lersch (240) bemerkt, "mit einem Hof schillernder,<br />

definitorisch schwer faßbarer Bedeutungen umgeben ist", sieht er doch darin<br />

den Träger des Gewissens. Dort werden die Bindungen des über-sich-hinausseins<br />

auf unser Handeln bezogen und das Gefühl der Verantwortung für<br />

überindividuelle Werte erlebt. Gewissen regt sich immer dann, "wenn wir uns<br />

dessen bewußt werden, etwas<br />

Fähigkeit zu Bindungen des Uber-sich-hinaus-seins erweist, so entspringt<br />

diesen Bindungen immer ein Gefühl der Verantwortung für die im Gemüt<br />

erlebten überindividuellen Werte. Dieses Gefühl ist verankert in dem, was wir<br />

das Gewissen nennen. Im Gewissen wird das, was wir in den Regungen des<br />

Gemüts an Bindungen erleben, auf unser Handeln bezogen. Denn wie alle<br />

Gefühlsregungen, so enthalten auch<br />

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12.01.2014<br />

183<br />

92 Stelzenberger, Johannes: Das Gewissen. Besinnliches zur Klar..., 1961, S. 5<br />

90 Lersch, Phillip: Aufbau der Person, 11. Aufl., 1970, S. 282<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 157<br />

Handeln bezogen. Ein Sich-verbunden-fühlen im Sinne der Ergriffenheit im<br />

Gemüt wird zur Bindung im Sich-verantwortlich-fühlen. Der Mensch spürt das<br />

Gewissen immer da, wo er sich bewußt wird, daß er in seinem Tun und Lassen<br />

den Bindungen und Verpflichtungen nicht entspricht, bzw. nicht entsprechen<br />

will. 3<br />

Das Gewissen ist nach Lersch gerichtet auf die Sinnwerte der Welt, zu<br />

denen der Mensch im Gemüt in Bindung steht und auf das eigene geistigpersonale<br />

Selbst. " Und in den Regungen des Gewissens wird offenbar, daß ihm<br />

sein Dasein nicht nur, wie der Pflanze, gegeben ist als ein Sachverhalt des<br />

Lebens, daß er auch nicht nur zu besorgen hat in der Fristung seines Daseins<br />

wie das Tier, sondern daß es ihm recht eigentlich aufgegeben und er dazu<br />

bestimmt ist, die Sinnverwirklichung der Welt mitzuvollziehen." 1 5.4.<br />

Auswertung Während Piaget das Gesamt emotionaler Erlebnisse des Menschen<br />

als möglichen Einflußfaktor auf das moralische Bewußtsein und als Triebfeder<br />

seines Entscheidens und Handelns auch in moralischer Hinsicht ausserhalb<br />

seiner empirisch orientierten Betrachtung läßt, wählt Lersch<br />

3) "In den Regungen des Gewissens wird die Erfüllung oder Nichterfüllung der in den<br />

Gemütsregungen erfahrenen Verbindlichkeiten und Bindungen endothym erlebt" (ebd. S. 243).<br />

1) ebd. S. 245.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

unterbleibt, ob also die Welt ihren Sinn erfüllt oder verfehlt und verleugnet.<br />

Immer schlägt uns das Gewissen, sobald wir uns dessen bewußt werden, in<br />

unserem Tun und Lassen den Bindungen und Verpflichtungen nicht<br />

entsprochen zu haben oder nicht entsprechen zu wollen, die in den Regungen<br />

des im weitesten Sinne verstandenen Gemütes erlebt werden. Dieses<br />

Bewußtsein kann freilich verschiedene<br />

der Welt und die darin gelegene Verpflichtung melden, nur eine Seite des<br />

Gewissens aufgezeigt. Tatsächlich hat das Gewissen ein Janusgesicht. Es sieht<br />

nicht nur hin auf die Sinnwerte der Welt, zu denen wir durch das Gemüt in<br />

Bindung stehen. Die Intimität der Gewissensregungen deutet an, daß es sich in<br />

ihnen immer auch handelt um uns selbst, und<br />

durchzusetzen hat, sondern daß er wesentlich auch geistiges Wesen ist, das<br />

über sich hinaus zu fragen und in die Teilhabe an Sinnwerten zu gelangen<br />

vermag. Und in den Regungen des Gewissens wird offenbar, daß ihm sein<br />

Dasein nicht nur, wie der Pflanze, gegeben ist als ein Sachverhalt des Lebens,<br />

daß er es auch nicht nur zu besorgen hat in der Fristung seines Daseins wie das<br />

Tier, sondern daß es ihm recht eigentlich aufgegeben und er dazu bestimmt ist,<br />

die Sinnverwirklichung der Welt mitzuvollziehen. D) Die Schicksalsgefühle<br />

Wir haben uns nunmehr noch einmal zurückzubesinnen auf die bisher<br />

getroffene Aufgliederung der Gefühlsregungen in solche des lebendigen<br />

Daseins, des individuellen Selbstseins<br />

90 Lersch, Phillip: Aufbau der Person, 11. Aufl., 1970, S. 283<br />

90 Lersch, Phillip: Aufbau der Person, 11. Aufl., 1970, S. 284<br />

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12% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 158<br />

möglichen Einflußfaktor auf das moralische Bewußtsein und als Triebfeder<br />

seines Entscheidens und Handelns auch in moralischer Hinsicht ausserhalb<br />

seiner empirisch orientierten Betrachtung läßt, wählt Lersch genau dieses<br />

Erlebnispotential des Menschen als Ausgangspunkt. Seine Unterscheidung von<br />

Gemüt und Gewissen als Kernschichten der Persönlichkeit, in der die tiefsten<br />

psychischen Regungen ihre Wurzeln haben, 2 geht auf Felix Krueger 3 zurück<br />

und wird im Bereich der Strukturpsychologie auch von Albert Wellek 4 , August<br />

Vetter 5 und Nikolaus Petrilowitsch 6 vertreten. Nach Lersch sind die<br />

Stimmungen<br />

2) Petrilowitsch,Nikolaus: Der Strukturbegriff in der Psychologie und Psychopathologie. In: ders.<br />

(Hrsg.): Das Gewissen als Problem. S. 233-268. hier: S. 255.<br />

3) Krueger,Felix: Der Begriff des absolut Wertvollen als Grundbegriff der Moralphilosophie.<br />

Leibzig 1898. ders.: Lehre von dem Ganzen. Bern 1948.<br />

4) Wellek, Albert: Die Polarität im Aufbau des Charakters. Bern 1965.<br />

5) Vetter,August: Wirklichkeit des Menschlichen. München 1960.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

enthält u. a. folgende Beiträge: pädagogische Handeln (20: Gewissen als<br />

Begriffliches Bezugssystem im Motivationsbewußtsein). 129-143: E.<br />

Bornemann. Persönlichkeitsbildung (135: Im 2. Lebensjahr sind _<br />

Gewissensregungen des Kindes festzustellen). 330-354: A. Gaupp.<br />

Psychologische Probleme der Familienerziehung (335: Gemüt und Gewissen<br />

als Kernschichten der Persönlichkeit. 341: Bildung des Gewissens). 455-469:<br />

K. Eyierth, Schwere Erziehbarkeit, ihre Ursachen und Formen L465:<br />

mangelhafte Gewissensbildung). 502-520: R. Rudert - R. Stein,<br />

Erziehungsberatung. (510: "Das Gewissen hat seine Wurzeln im<br />

frühkindlichen innigen Kontakt von<br />

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12.01.2014<br />

185<br />

6) In dem genannten Sammelband von Petrilowitsch "Das Gewissen als Problem" sind neben<br />

seinem erwähnten Aufsatz weitere Beiträge u.a. von Felix Krueger (Seelische Struktur, 1948),<br />

Albert Wellek (Polaritäten der 'Kernschicht', 1965) August Vetter (Die Person in<br />

strukturpsychologischer Sicht, 1960) als Ausschnitte aus den erwähnten Büchern der Autoren<br />

abgedruckt.<br />

93 Stelzenberger, Johannes: Syneidesis, conscientia, Gewissen. ..., 1963, S. 189<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 159<br />

und wird im Bereich der Strukturpsychologie auch von Albert Wellek 4 , August<br />

Vetter 5 und Nikolaus Petrilowitsch 6 vertreten. Nach Lersch sind die<br />

Stimmungen tragender Untergrund menschlichen Daseins und bilden den<br />

Ansatz zur ersten Weltorientierung und ethischen Stellungnahme. 1 " Dieser<br />

typische Untergrund bindet den Menschen auf undurchdachte und unmittelbare<br />

Weise an sich selbst und seine Welt. Die Stimmungen sind die ersten Formen<br />

des intimen Mitseins, sie bestimmen den 'Wert-Grund der Seele'." 2<br />

Menschliches Denken und zielbewußtes Handeln erfolgt erst auf der Grundlage<br />

endothymer Erlebnisse. Im Gemüt wird der Mensch ergriffen von Mit- und<br />

Umwelt und fühlt sich im Gewissen gebunden und verantwortlich für die<br />

Sinnwerte der Welt.<br />

4) Wellek, Albert: Die Polarität im Aufbau des Charakters. Bern 1965.<br />

5) Vetter,August: Wirklichkeit des Menschlichen. München 1960.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

einer Stimmung, je mehr es die Züge eines "All-gefühls" annimmt. "In der<br />

Stimmung wird somit die vorprädikative, vorintentionale Einheit von Subjekt<br />

und Objekt Erlebnis." Dieser typische Untergrund bindet den Menschen auf<br />

undurchdachte und unmittelbare Weise an sich selbst und seine Welt. Die<br />

Stimmungen sind die ersten Formen des intimen Mitseins, sie bestimmen den "<br />

Wert-Grund der Seele". Die intentionalenAktewachsen gleichsam aus der<br />

Gesamtheit der Stimmungen empor und verwachsen wieder damit. Im Leben<br />

ist also nicht nur von Bedeutung, was uns widerfährt, sondern<br />

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12.01.2014<br />

186<br />

6) In dem genannten Sammelband von Petrilowitsch "Das Gewissen als Problem" sind neben<br />

seinem erwähnten Aufsatz weitere Beiträge u.a. von Felix Krueger (Seelische Struktur, 1948),<br />

Albert Wellek (Polaritäten der 'Kernschicht', 1965) August Vetter (Die Person in<br />

strukturpsychologischer Sicht, 1960) als Ausschnitte aus den erwähnten Büchern der Autoren<br />

abgedruckt.<br />

1) Huijts,Joseph Hubertus: Gewissensbildung. S. 55.<br />

2) ebd. S. 56.<br />

43 Huijts, Joseph Hubertus: Gewissensbildung, 1969, S. 55<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 160<br />

Anteil an und Hilfe zu dieser Entwicklung leisten will, muß er die "<br />

Stimmungssphäre" in ihrer Bedeutung für das moralische Wachsen - und damit<br />

als den tragenden Untergrund - einbeziehen in die Gestaltung der Umwelt des<br />

Kindes. Dies gilt in verstärktem Maße für das kleine Kind, " das in seiner<br />

Hilflosigkeit von dem abhängig ist, was sein Lebensmilieu anzubieten hat". 2 6.<br />

Kant: Das Gewissen als Richter der Vernunft 6.1. Vorbemerkung Kant wird<br />

vielfach als der Philosoph der Aufklärung bezeichnet. Er selbst betrachtet sein<br />

eigenes Zeitalter nicht als ein schon aufgeklärtes, sondern als eine Zeit, die zur<br />

Aufklärung<br />

2) Langeveld,Martinus Jan: Studien zur Anthropologie des Kindes. Tübingen 1956. zitiert nach:<br />

Huijts,Joseph Hubertus: a.a.O. S. 57.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

die Bedeutung der Sphäre für das moralische Wachsen unterstrichen. Es<br />

gedeiht mehr in einer Sphäre der Geborgenheit als in der der Frostigkeit und<br />

Trostlosigkeit [46]. Das gilt in verstärktem Maße für das kleine Kind, das in<br />

seiner Hilflosigkeit von dem abhängig ist, was sein Lebensmilieu anzubieten<br />

hat [218]. In der Gefühlsatmosphäre des Heims wird die erste moralische<br />

Abschätzung der Welt bestimmt. Bei der Erziehung verwenden wir - bewußt<br />

oder unbewußt -Stimmungund Sphäre, um unsere<br />

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12.01.2014<br />

187<br />

43 Huijts, Joseph Hubertus: Gewissensbildung, 1969, S. 56<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 161<br />

des Ausgangs des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit<br />

verringert werden. 1<br />

Aufklärung bei Kant meint die im Freiheitsdrang des<br />

Menschen und seiner Erfahrung unbedingten Sollens begründete, jedem neu<br />

gestellte Aufgabe, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, sich zu sich<br />

selbst zu befreien und seiner selbst mächtig zu werden. 2<br />

In Kants Ethik taucht<br />

der Begriff Gewissen relativ selten auf. Ein Gewissensmodell expressis verbis<br />

legt er nicht vor. Seinen Ansatz deshalb in dieser Arbeit nicht zu beschreiben<br />

hieße, eine kopernikanische Wende im Verständnis des Verhältnisses<br />

1) Kant,Immanuel: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? (1784). In:<br />

Akademieausgabe Band 8 Berlin 1912. S. 33-42.<br />

2) Schwartländer,Johannes: Der Mensch ist Person. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1968. S.7/8.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

sociale erweist. Er braucht für sein Selbst-werden die Erfahrung, in der er sich<br />

selbst mit den Augen des Anderen sieht. Um sich zu entdecken, sich zu sich<br />

selbst zu befreien und zu der ihm zugedachten Statur heranzuwachsen, braucht<br />

er den gläubig-teilnehmend auf ihn gerichteten Blick eines Gefährten, und er<br />

braucht dessen sorgenvoll-forschenden Blick, um<br />

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12.01.2014<br />

188<br />

94 Kuhn, Helmut: BEGEGNUNG MIT DEM SEIN, 1953, S. 149<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 161<br />

zu formulierenden pädagogisch relevanten Gewissensverständnis liefert. 6.2.<br />

Der Mensch als Zweck an sich selbst Nach der Auffassung des 18.<br />

Jahrhunderts ist der Mensch Teil der Natur. Er hat sich ihren Gesetzen zu<br />

unterwerfen und soll sich so " handelnd in die ruhende Harmonie und<br />

Vollkommenheit des Alls" 3<br />

einfügen. Dagegen wendet sich Kant: er deutet das<br />

Sein der Natur nicht nur als die Weise ihrer Erscheinung für uns, sondern mißt<br />

darüberhinaus die Natur am Maßstab der Vernunft und erklärt sie für<br />

mangelhaft, da sich in ihr das Schicksal des Menschen nicht erfüllt. 1<br />

Indem er<br />

abkehrt hin zur Autonomie des Subjekts 3<br />

, vollzieht er die "anthropologische Wende". Im Vordergrund seines Denkens<br />

steht fortan nicht mehr die Frage nach dem Sein der Natur und dem, was sie vom<br />

Menschen als Teil ihrer Ordnung verlangt, sondern die Frage nach dem<br />

Menschen selbst, nach der Selbstbegründung seiner Erkenntnis und der<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

der Schulphilosophie von G. W. Leibniz und Chr. Wolff) abgekehrt und immer<br />

mehr der Autonomie des Subjekts zugewandt hat 4 . Nicht mehr die Forderung,<br />

daß sich der Mensch handelnd in die ruhende Harmonie und Vollkommenheit<br />

des Alls einfügt, sondern die Frage nach der Selbstbegründung der Erkenntnis<br />

und die Selbstbindung des Willens bilden fortan den Ausgangspunkt seines<br />

Denkens. Dazu gewinnt für Kant die<br />

Mensch ein Teil der Natur ist und sich ihren Gesetzen unterwerfen sollte,<br />

wandte sich Kant, indem er die Ordnung umkehrte und das Sein der Natur als<br />

sich von der Autonomie der Natur 2 die Weise ihrer Erscheinung für uns deutete. Sodann ging er selbst über dieses<br />

Kopernikanische Wagnis noch hinaus, indem er die Natur am Maßstab der<br />

Vernunft zu messen unternahm und sie für mangelhaft erklärte, da sich in ihr<br />

das Schicksal des Menschen nicht erfüllt. Das Praktische - die Frage, was der<br />

Mensch sein soll und wie er seine Existenz verändern soll - gewinnt in seiner<br />

Selbstbindung des Willens. 1<br />

Das gegenüber dem bisherigen Denken der<br />

Auffassung das Ubergewicht über das Sein<br />

Aufklärung Neue besteht bei Kant darin, daß der Mensch selbst Grund seines<br />

Fragens wird, er sich im ursprünglichen<br />

Selbstbindung des Subjekts an das Gesetz vernünftiger Selbstbestimmung. 1.<br />

Immanuel Kant Kant gilt zu Recht als Begründer dieses Denkansatzes. Er<br />

3) (Fußnote fehlt)<br />

selbst hat die "anthropologische Wende" vollzogen, indem er sich von der "<br />

1) Beck,Lewis White: Kants "Kritik der praktischen Vernunft". München 1974. S. 124.<br />

Autonomie der Natur" ( im Sinne der Schulphilosophie von G. W. Leibniz und<br />

Chr. Wolff) abgekehrt und immer mehr der Autonomie des Subjekts zugewandt<br />

hat 4 . Nicht mehr die Forderung, daß sich<br />

2) Beim Kant der 50er Jahre dominiert noch der Objektivismus der Aufklärung: "Im Gegensatz zum<br />

Gedanken einer autonomen Naturgeschichte fehlt der Gedanke einer theoretischen oder<br />

praktischen Autonomie des Menschen im Sinn der kritischen Hauptschriften nach 1781 trotz<br />

ihres Aufklärungshintergrundes dieser frühen Philosophie, die Gesetzmäßigkeit des<br />

Gegenstandsbereichs wird nicht in ihrer Relation zum Menschen verstanden, sondern im<br />

Blick auf ihren naturhaften Seinsgrund gedeutet, die Freiheit des Menschen nicht als<br />

autonome Distanz zur Weltgesetzlichkeit und absolute Selbstbestimmung der Vernunft,<br />

sondern als Moment einer kosmischen Ordnung bestimmt" (Forschner, Maximilian: Gesetz und<br />

Freiheit. Zum Problem der Autonomie bei I. Kant. München 1974. S. 33).<br />

3) Die Schriften der frühen 60er Jahre ("Der einzig mögliche Beweisgrund..." 1762 und "<br />

Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze..." 1762/63) zeigen bereits Kants Wandel:<br />

"Entscheidend ist zunächst der Wandel des Begriffs der Vollkommenheit und im Gefolge<br />

davon eine Neuformulierung des Gedankens der Verbindlichkeit wie des notwendigen<br />

Zweckes, demzufolge eine Handlung als sittlich gut qualifiziert werden kann. Die Wandlung<br />

Kants läßt sich als anthropologische Wende oder besser als Wende zur Subjektivität<br />

bezeichnen, da nunmehr Vollkommenheit, Ordnung, Verbindlichkeit, das Gute etc.<br />

wesentlich vom Erkennen und Willen eines Subjektes her konzipiert werden" (ebd. S. 64).<br />

1) Böckle,Franz : a.a.O. S. 52.<br />

Wenn die menschl. Vernunft urteilen will, welches Verhalten für den Menschen<br />

sittl. richtig ist, muß sie eine Ahnung von dem haben, was der Mensch ist.<br />

Die Frage nach dem Sein, der /Natur des Menschen spielt für die natürl.<br />

Erkenntnis des richtigen sittl. Verhaltens eine wesentl. Rolle. Das "natürl." s.<br />

G. hat seinen Namen nicht nur desh., weil es auf<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 51<br />

96 Beck, Lewis W.: Kants Kritik der praktischen Vernun..., 1978, S. 123<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 51<br />

97 Hörmann, Karl: Artikel Gewissen, in: Hörmann (1976), 1976, S. 672<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 163<br />

und der Selbstbindung des Willens. 1<br />

Das gegenüber dem bisherigen Denken<br />

der Aufklärung Neue besteht bei Kant darin, daß der Mensch selbst Grund<br />

seines Fragens wird, er sich im ursprünglichen Sinn als frag-würdig betrachtet<br />

und die Möglichkeit der Beantwortung allein im Menschen gesehen wird. " Der<br />

Mensch kann und darf sie ... nur in seiner Vernunft und durch seine Vernunft<br />

suchen. Ja, seine Vernunft ist wesenhaft die Ermöglichung jenes Fragens und<br />

Antwortgebens, eine Ermöglichung jedoch, deren positiver Sinn letztlich nur<br />

zur Gegebenheit kommt in der sittlichen Freiheit und damit um ihre eigentliche<br />

Realität nur weiß im Bewußtsein seiner unbedingten Pflicht." 2<br />

Die Fragen des<br />

Menschen nach sich selbst faßt Kant in die berühmten drei Grundfragen, die<br />

der kritischen Philosophie zu Hauptaufgaben werden: " Alles Interesse meiner<br />

Vernunft (das spekulative sowohl, als das praktische) vereinigt sich in<br />

folgenden Fragen: 1. Was kann ich wissen? 2. Was soll ich tun? 3 . Was darf<br />

ich hoffen?"|3 Mit ihnen versucht er, das Auszeichnende und zugleich das<br />

Fragwürdige des menschlichen Seins zu bestimmen: Die erste Frage weist zum<br />

einen auf die menschliche Fähigkeit, wissen zu können, deutet aber zum<br />

anderen auch die Möglichkeit<br />

1) Böckle,Franz : a.a.O. S. 52.<br />

2) Schwartländer,Johannes: a.a.O. S. 15.<br />

3) Kant,Immanuel: Kritik der reinen Vernunft. Hamburg 1976. S. 728.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

daß einmal der Mensch selbst jetzt Grund des Fragens wird, daß der Mensch<br />

sich selbst im ursprünglichen Sinn fragwürdig geworden ist. Und daß zum<br />

andern die Möglichkeit der Beantwortung allein im Menschen gesehen, wird. -<br />

Das erstere meint die wahrlich alte, nun aber ganz neu und wesenhaft erfahrene<br />

Urtatsache, daß der Mensch vernünftig ist, daß Vernunft der Charakter des<br />

Menschen<br />

Die Antwort auf die Frage nach dem Menschen kann nicht - nach Kant nicht<br />

mehr - einfach autoritär gegeben werden. Der Mensch kann und darf sie<br />

vielmehr nur in seiner Vernunft und durch seine Vernunft suchen. Ja seine<br />

Vernunft ist wesenhaft die Ermöglichung jenes Fragens und Antwortgebens,<br />

eine Ermöglichung jedoch, deren positiver Sinn letztlich nur zur Ge- gebenheit<br />

kommt in der sittlichen Einsicht, so wie der Mensch um den positiven Sinn<br />

seiner Freiheit, und damit um ihre eigentliche Realität, nur weiß im<br />

Bewußtsein seiner unbedingten Pflicht. Eben dadurch wird es jetzt zur Aufgabe<br />

der Philosophie, vor allem die Vernunft in ihrem Wesen, ihrem Sinn und ihrem<br />

ganzen Vermögen zu untersuchen; d. h. es<br />

die wesenhafte Unbedingtheit der Vernunft im praktischen Gebrauch, d. i. der<br />

sittlichen Vernunft, aufzudecken. Die Hauptaufgaben der kritischen Philosophie<br />

hat Kant in den bekannten drei Grundfragen zusammengefaßt: " Alles<br />

Interesse meiner Vernunft (das spekulative sowohl, als das praktische)<br />

vereinigt sich in folgenden drei Fragen? J) Was kann ich wissen? 2. Was soll<br />

ich tun?,'! Was darf ich hoffen?" (Kr, III, 540). Diese drei Fragen weisen in<br />

ganz verschiedene Richtungen und eröffnen somit die Weite dieses<br />

philosophischen Frageraumes. Dennoch fassen sie die Möglichkeiten des<br />

menschlichen<br />

91 Schwartländer, Johannes: Der Mensch ist Person. Kants Lehre ..., 1968, S. 14<br />

91 Schwartländer, Johannes: Der Mensch ist Person. Kants Lehre ..., 1968, S. 15<br />

91 Schwartländer, Johannes: Der Mensch ist Person. Kants Lehre ..., 1968, S. 16<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 164<br />

Verkehrung von Hoffnung in falsch berechnende Erwartung. 1<br />

Alle drei Fragen<br />

bleiben letztlich rückbezogen auf die eine Frage: Was ist der Mensch? Sie ist<br />

nicht die Frage des Menschen nach dem Menschen als einem Seienden<br />

überhaupt, " sondern es geht um den Menschen in seiner Selbstbetroffenheit." 2<br />

Bei Beantwortung genannter Frage erhält für Kant die Unterscheidung von<br />

Natur und Vernunft, bzw. empirischem und intelligiblem Subjekt<br />

Schlüsselfunktion. Das empirische Subjekt, d.h. der Mensch als Naturwesen ist<br />

zunächst bestimmt von seinen Bedürfnissen und Trieben, davon, nach Glück<br />

und Wohlbefinden zu streben. Kant anerkennt somit das Faktum, daß der<br />

1) Schwartländer,Johannes: a.a.O. S. 16/17.<br />

2) "Die Frage: Was ist der Mensch? hat immer auch die Bedeutung: Wer ist der Mensch? Ja: Was<br />

und wer bin ich?" (ebd. S. 18).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ich hoffen? In all diesen Fragen ist also nicht die Rede von dem Menschen als<br />

einem Seienden überhaupt, also einer Gegebenheit gleich und neben anderen;<br />

sondern es geht um den Menschen in seiner jeweiligen Selbstbetroffegkeit.<br />

Damit verweist Kant noch einmal auf den Sinn des Philosophieren nach seinem<br />

Weltbegriff, wonach philosophische Erkenntnis des Menschen wesentlich eine<br />

Selbstbesinnung des Menschen<br />

Vollkommenheit des Alls einfügt, sondern die Frage nach der<br />

Selbstbegründung der Erkenntnis und die Selbstbindung des Willens bilden<br />

fortan den Ausgangspunkt seines Denkens. Dazu gewinnt für Kant die<br />

Unterscheidung von Natur und Vernunft5, von empirischem und intelligiblem<br />

Subjekt tragende Bedeutung. Der Mensch verwirklicht beides. Er ist<br />

gewissermaßen Natur und Vernunft zugleich. Er ist ein "Stück Sinnenwelt" und<br />

dadurch<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

191<br />

91 Schwartländer, Johannes: Der Mensch ist Person. Kants Lehre ..., 1968, S. 17<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 52<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 164<br />

Bedürfnissen und Trieben, davon, nach Glück und Wohlbefinden zu streben.<br />

Kant anerkennt somit das Faktum, daß der Mensch in seinem natürlichen<br />

Dasein und Verhalten, d.h. als Teil des Mechanismus der Natur nach<br />

Glückseligkeit strebt. Die Glückseligkeit ist eine "Absicht, die man sicher und<br />

a priori bei jedem Menschen voraussetzen kann, weil sie zu seinem Wesen<br />

gehört. 3<br />

Jedes vernünftige, aber endliche Wesen verlangt danach, glücklich zu<br />

sein, womit dieses Verlangen nach Kant zu einem unvermeidlichen<br />

Bestimmungsgrund des Begehrungsvermögens wird. 4<br />

Schon als Naturwesen<br />

ermöglicht seine Vernunft dem Menschen, " aus einem Aggregat von<br />

zweckmäßig gebildeten Dingen ... ein System der Zwecke" zu machen. 1<br />

Es ist<br />

das einzige Wesen, das sich selbst willkürlich Zwecke zu setzen vermag. 2<br />

Diese Art von Freiheit nennt Kant die "freie Willkür" oder auch "praktische<br />

Freiheit", die sich in der täglichen Erfahrung erschließt.<br />

3) Kant,Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Hamburg 1965. S. 36.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

nicht geleugnet oder in irgendeiner Weise abzuschwächen versucht, sondern<br />

ausdrücklich als unabweislich festgestellt. Die Glückseligkeit ist, wie er sagt,<br />

des Menschen "innigster Wunsch" (KU V, 516 A), sie ist eine "Absicht, die man<br />

sicher und a priori bei jedem Menschen voraussetzen kann, weil sie zu seinem<br />

Wesen gehört* ( GM IV, 273); kurz: "Glücklich zu sein, ist notwendig das<br />

Verlangen jedes vernünftigen, aber endlichen Wesens und also ein<br />

unvermeidlicher Bestimmungsgrund seines Begehrungsvermögens" (Kp V, 28).<br />

Das Faktum und<br />

rechtfertigen, die Natur überhaupt als ein teleologisches System zu bezeichnen.<br />

Dies ist nur möglich, sofern ein Wesen existiert, das in sich selbst das Vermögen<br />

hat, " aus einem Aggregat von zweckmäßig gebildeten Dingen durch seine<br />

Vernunft ein System der Zwecke" (KU V, 506) zu machen. Als ein solches<br />

Wesen kennen wir in der Welt nur den Menschen. Damit wird die<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

192<br />

4) Glück und Glückseligkeit stehen bei Kant im Gegensatz zur autonomen Sittlichkeit: Alles, was<br />

mit Glück und Wohlbefinden zusammenhängt, liegt nur beschränkt in der Macht<br />

1) Kant,Immanuel: Kritik der Urteilskraft, zitiert nach: Schwartländer,Johannes: a.a.O. S. 180.<br />

2) ebd. S. 180.<br />

91 Schwartländer, Johannes: Der Mensch ist Person. Kants Lehre ..., 1968, S. 25<br />

91 Schwartländer, Johannes: Der Mensch ist Person. Kants Lehre ..., 1968, S. 23<br />

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13% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 165<br />

Diese Art von Freiheit nennt Kant die "freie Willkür" oder auch "praktische<br />

Freiheit", die sich in der täglichen Erfahrung erschließt. Gleichzeitig hat der<br />

Mensch aber auch Anteil an der intelligiblen Welt, ist er Vernunftwesen. Die<br />

natürliche Lebenserfahrung führt an Grenzen, die deutlich machen, daß die<br />

eigentliche Bestimmung des Menschen nicht in seinem natürlichen Dasein und<br />

dessen Zielen liegen kann. Die überall sich meldende Frage: Was soll ich tun?<br />

gründet in der Würde des Menschen. " Was sich auf die allgemeinen<br />

menschlichen Neigungen und Bedürfnisse bezieht, hat einen Marktpreis; ... das<br />

aber, was die Bedingung ausmacht, unter der allein etwas Zweck an sich selbst<br />

sein kann, hat nicht bloß einen relativen Wert, d.i. einen Preis, sondern einen<br />

inneren Wert, d.i. Würde." 3<br />

Der Vernunft des Menschen wird die Forderung<br />

zu unbedingtem Gutsein gegeben. Darin vermittelt sie dem Menschen die<br />

Unbedingtheit seines Daseins, nicht im Sinne einer nur vorgefundenen<br />

Gegebenheit, sondern als Notwendigkeit einer absoluten Selbstverwirklichung<br />

. " Der Mensch hat nicht Vernunft und ist deshalb auch moralisch, sondern weil<br />

er moralisch ist, ist er vernünftig; d.h. der Mensch ist im ursprünglichen Sinne<br />

vernünftig, weil und sofern er sittliches Wesen ist, denn nur wegen seiner<br />

sittlichen freien Selbstbestimmung, der Bestimmung seines Willens durch<br />

Vernunft, ist er würdig, Vernunftwesen genannt zu werden." 4<br />

18% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

gegeben, kann sie selbst zur moralischen Aufgabe werden. ZWEITER TEIL<br />

Sittliche Freiheit das Wesen des Menschen Von der sittlichen Grunderfahrung -<br />

Vernunft als Ursprung Die nur natürliche Lebenserfahrung führt an Grenzen,<br />

die deutlich machen, daß die eigentliche Bestimmung des Menschen nicht in<br />

seinem natürlichen Dasein und dessen Zielsetzungen allein liegen kann. Die<br />

sich in allem natürlichen Verhalten meldende Frage: was soll ich tun? gründet<br />

in einem tieferen Wesen des Menschen. Es handelt sich hier auch nicht um<br />

eine theoretische Frage und entsprechend nicht um eine theoretisch einsichtige<br />

Antwort, sondern um<br />

aufgegeben. Zweck in digsem_Sinne kann nur der Mensch-sein. und zwar als<br />

Subjekt des moralischen Geützes. An ihn ergeht die Forderung zur<br />

Unbedingtheit, nämlich "" " Was sich auf die allgemeinen menschlichen<br />

Neigungen und Bedürfnisse bezieht, hat einen Marktpreis; das, was auch ohne<br />

ein Bedürfnis vorauszusetzen, einem gewissen Geschmacke, d. i. einem<br />

Wohlgefallen am bloßen zwecklosen Spiel unserer Gemütskräfte, gemäß ist,<br />

einen Af f ektionspreis" (GM IV, 293). - In der<br />

Preis erhaben ist, mithin kein Äquivalent verstattet, das hat eine Würde. Was<br />

sich auf die allgemeinen menschlichen Neigungen und Bedürfnisse bezieht, hat<br />

einen Marktpreis; ... das ... was die Bedingung ausmacht, unter der allein etwas<br />

Zweck an sich selbst sein kann, hat nicht bloß einen relativen Wert, d. i. einen<br />

Preis, sondern einen inneren Wert, d. i. Würde ... Geschicklichkeit und Fleiß<br />

im Arbeiten haben einen Marktpreis;... dagegen Treue im Versprechen,<br />

Wohlwollen aus Grundsätzen (nicht aus Instinkt) haben einen inneren Wert." 6<br />

Die Würde des<br />

Vernunft, in Die Gegenwart der Griechen im neueren Denken, Tübingen 1960.<br />

Es ist das Ereignis, durch das der Mensch der Unbedingtheit seines Daseins<br />

inne wird; dies nicht im Sinne einer nur vorgefundenen Gegebenheit, so wie<br />

die Dinge und Lebewesen der Natur, auch seine eigene natürliche Existenz,<br />

vorgefunden werden, sondern als die Notwendigkeit einer absoluten<br />

Selbstverwirklichung. Zugespitzt können wir sagen: Der Mensch hat nicht<br />

Vernunft und ist deshalb auch moralisch, sondern weil er moralisch ist, ist er<br />

91 Schwartländer, Johannes: Der Mensch ist Person. Kants Lehre ..., 1968, S. 122<br />

91 Schwartländer, Johannes: Der Mensch ist Person. Kants Lehre ..., 1968, S. 181<br />

98 Preuß, Ulrich K.: Die Internalisier..., 1979, S. 263<br />

91 Schwartländer, Johannes: Der Mensch ist Person. Kants Lehre ..., 1968, S. 124<br />

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12.01.2014<br />

193<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 165<br />

des Menschen. Hier muß er erfahren, daß er in dem Bereich, in dem er am<br />

unabhängigsten sein möchte, er am meisten dem Zufall und Abhängigkeiten<br />

ausgeliefert ist (Schwartländer, Johannes: a.a.O. S. 27). Die eigentliche Würde<br />

des Vernunftwesens liegt<br />

3) Kant,Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Hamburg 1965. S. 58.<br />

4) Schwartländer,Johannes: a.a.O. S. 124.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

vernünftig; d. h. der Mensch ist im ursprünglichen Sinne vernünftig, weil und<br />

sofern er .sittliches Wesen ist, denn nur wegen seiner sittlichen freien<br />

Selbstbestimmung, der Bestimmung seines Willens durch Vernunft, ist er<br />

würdig, Vernunftwesen genannt zu werden. Diese Würde kommt ihm nicht<br />

schon zu durch den theoretisch-technischen Gebrauch seines Verstandes".<br />

Dieses Faktum der reinen Vernunft ist als solches unableitbar, unabweislich und<br />

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12.01.2014<br />

194<br />

91 Schwartländer, Johannes: Der Mensch ist Person. Kants Lehre ..., 1968, S. 124<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 166<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

unter dem Anspruch absoluter Verbindlichkeit. Seine moralische<br />

Grunderfahrung ist die Erfahrung unbedingten Sollens, die nur von der<br />

Darum erhebt sich die Frage, ob und wie menschliches Wollen, Streben und<br />

Handeln allein durch Vernunft bestimmbar sei. Dies ist nach Kants<br />

Vernunft adäquat bewußt gemacht werden kann. 1<br />

Menschliches Wollen, Überzeugung nur möglich, wenn der Wille in Identität mit der Vernunft sich<br />

Streben und Handeln ist dann allein von der Vernunft bestimmbar, " wenn der<br />

Wille in Identität mit der Vernunft sich selbst unabhängig von allen<br />

selbst unabhängig von allen Gegenständen des Wollens das Gesetz gibt. In<br />

dieser von Zwecken freien Selbstbestimmung des Willens durch das<br />

Gegenständen des Wollens das Gesetz gibt." 2<br />

Die sittliche Autonomie des allgemeine Gesetz der Vernunft sieht Kant die sittliche Autonomie. Autonomie<br />

intelligiblen Subjekts liegt in der Selbstbindung an das eigene Gesetz der besagt demnach keine Willkür individueller Subjektivität, sondern die<br />

Vernunft. 3 Darin ist der Mensch Person 4<br />

aus aller Naturbestimmung<br />

Selbstbindung an das eigene Gesetz der Vernunft. " Das kantische Problem der<br />

herausgehoben, daß er unter dem unbedingten Anspruch des Sollens steht und " Autonomie als Gesetzgebung der Vernunft bezüglich des Begehrens betrifft<br />

Autonomie als transzendentale Idee der Freiheit" umfaßt. " Sie ist Bestimmung also nicht die Wahlmöglichkeit des Menschen bezüglich verschiedener<br />

des transzendentalen (intelligiblen) Subjekts und bindet ihn an eine Ordnung, Begehrungsobjekte, betrifft auch nicht<br />

die nur der Verstand zu denken vermag." 1 6.3. Die Imperative Die<br />

sieht Kant den Menschen herausgehoben aus aller Naturbestimmung. Die<br />

Zugehörigkeit des Menschen zur natürlichen (empirischen) und zur<br />

Autonomie als transzendentale Idee der Freiheit hebt ihn über sich selbst (als<br />

intelligiblen (transzendentalen) Welt führt in den ethischen Untersuchungen<br />

Teil der Sinnenwelt) hinaus. Sie ist Bestimmung des transzendentalen (<br />

Kants über die objektiven Regeln des menschlichen Handelns zur<br />

intelligiblen) Subjekts und bindet ihn an eine Ordnung, die nur der Verstand zu<br />

Unterscheidung von hypothetischen Imperativen und dem kategorischen<br />

denken vermag. Dem theoretischen Vernunftgeindessen daß die<br />

1) "Das Bewußtsein der unbedingten Verbindlichkeit ist ein Faktum, aber kein empirisches, transzendentale Freiheit eine Unabhängigkeit dieser Vernunft selbst ... von<br />

sondern ein Faktum der Vernunft, und zwar 'das einzige Faktum der reinen Vernunft'" (<br />

allen bestimmenden Ursachen der Sinnenwelt fordert, und so fern dem<br />

Schwartländer,Johannes: a.a.O. S. 123).<br />

Naturgesetze, mithin<br />

2) Böckle,Franz: a.a.O. S. 53.<br />

3) "Das kantische Problem der Autonomie als Gesetzgebung der Vernunft bezüglich des<br />

Begehrens betrifft also nicht die Wahlmöglichkeit des Menschen bezüglich verschiedener<br />

Begehrungsobjekte, betrifft auch nicht die vernunftgeleitete Ablehnung bzw. Bevorzugung<br />

bestimmter Handlungsziele mit Rücksicht auf ihre Durchführbarkeit, Nützlichkeit und<br />

Schädlichkeit... betrifft schließlich nicht 'praktische' Handlungsanweisungen zur<br />

Realisierung eines Ziels..., das kantische Problem der Autonomie im praktischen Sinn betrifft<br />

lediglich die Möglichkeit eines Willens, bzw. einer reinen praktischen Vernunft" (Forschner,<br />

Maximilian: a.a.O. S. 195).<br />

4) "Die Wesen, deren Dasein zwar nicht auf unserem Willen, sondern der Natur beruht, haben<br />

dennoch, wenn sie vernunftlose Wesen sind, nur einen relativen Wert, als Mittel, und heißen<br />

daher Sachen, dagegen vernünftige Wesen Personen genannt werden, weil ihre Natur sie schon<br />

als Zwecke an sich selbst, d.i. als etwas, das nicht bloß als Mittel gebraucht werden darf,<br />

auszeichnet, mithin sofern alle Willkür eingeschränkt (und ein Gegenstand der Achtung ist).<br />

Dies sind also nicht bloß subjektive Zwecke, deren Existenz als Wirkung unserer Handlung für<br />

uns einen Wert hat: sondern objektive Zwecke, d.i. Dinge, deren Dasein an sich selbst Zweck<br />

ist, und zwar ein solcher, an dessen Statt kein anderer Zweck gesetzt werden kann, dem sie<br />

bloß als Mittel zu Diensten stehen sollten, weil ohne dieses übera ......<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 53<br />

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1) Böckle, Franz: a.a.O. S. 53.<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 167<br />

intelligiblen (transzendentalen) Welt führt in den ethischen Untersuchungen<br />

Kants über die objektiven Regeln des menschlichen Handelns zur<br />

Unterscheidung von hypothetischen Imperativen und dem kategorischen<br />

Imperativ. 2<br />

Imperative drücken generell ein Sollen in Bezug auf Handlungen<br />

aus, d.h. " sie sagen, daß etwas zu tun oder zu unterlassen gut sein würde." 3<br />

Hierbei trennt Kant das Gute vom Angenehmen: Während das Angenehme aus<br />

"bloß subjektiven Ursachen" den Willen beeinflußt und nur für dieses oder<br />

jenes gilt, aber "nicht als Prinzip der Vernunft" für jedermann gelten kann, wird<br />

das praktisch Gute durch die Vorstellungen der Vernunft vermittelt. Es<br />

bestimmt den Willen " mithin nicht aus subjektiven Ursachen, sondern objektiv<br />

d.i. aus Gründen, die für jedes vernünftige Wesen als ein solches gültig sind." 4<br />

Imperative gebieten nach Kant entweder hypothetisch oder kategorisch. " Jene<br />

stellen die praktische Notwendigkeit einer möglichen Handlung als Mittel zu<br />

etwas anderem, was man will (oder doch möglich ist, daß man es wolle), zu<br />

gelangen vor. Der kategorische Imperativ würde der sein, welcher eine<br />

Handlung als für sich selbst, ohne Beziehung auf einen anderen Zweck, als<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Imperativ Kants ethische Untersuchungen richten sich vor allem auf die<br />

objektiven Regeln des menschlichen Handelns, das sind die Imperative. Alle<br />

Imperative drücken ein Sollen aus, d. h. " sie sagen, daß etwas zu tun oder zu<br />

unterlassen gut sein würde, allein sie sagen es einem Willen, der nicht immer<br />

darum etwas tut, weil ihm vorgestellt wird, daß es zu tun gut sei" (GM IV, 270)<br />

. Die Vorstellung<br />

nicht immer darum etwas tut, weil ihm vorgestellt wird, daß es zu tun gut sei.<br />

Praktisch gut ist aber, was vermittelst der Vorstellungen der Vernunft, mithin<br />

nicht aus subjektiven Ursachen, sondern objektiv, d.i. aus Gründen, die für<br />

jedes vernünftige Wesen, als ein solches, gültig sind, den Willen bestimmt. Es<br />

wird vom Angenehmen unterschieden, als demjenigen, was nur vermittelst der<br />

Empfindung aus bloß subjektiven Ursachen, die nur für dieses oder jenes<br />

Verhältnis objektiver Gesetze des Wollens überhaupt zu der subjektiven<br />

Unvollkommenheit des Willens dieses oder jenes vernünftigen Wesens, z.B.<br />

des menschlichen Willens, auszudrücken. Alle Imperativen nun gebieten<br />

objektiv-notwendig vorstellte." 1 Die hypothetischen Imperative setzen jeweils entweder hypothetisch, oder kategorisch. Jene stellen die praktische<br />

eine Absicht voraus, zu deren Verwirklichung sie dann geeignete Handlungen Notwendigkeit einer möglichen Handlung als Mittel, zu etwas anderem, was<br />

angeben. Das von ihnen ausgedrückte Sollen bezieht sich also auf die zu man will (oder doch möglich ist, daß man es wolle), zu gelangen, vor. Der<br />

ergreifenden Notwendigkeiten in bezug auf einen gesetzten Zweck.<br />

kategorische Imperativ würde der sein, welcher eine Handlung als für sich<br />

2) vgl. zum folgenden: Schwartländer,Johannes: a.a.O. S.144ff<br />

selbst, ohne Beziehung auf einen andern Zweck, als objektiv-notwendig<br />

vorstellte. Weil jedes praktische Gesetz eine mögliche Handlung als gut und<br />

3) Kant,Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. S. 3<br />

darum, für ein durch Vernunft praktisch bestimmbares Subjekt, als<br />

4) ebd. S. 33.<br />

glich ist, dass man es wolle), zu gelangen vor. Der kategorische Imperativ w<br />

rde der sein, welcher eine Handlung als f r sich selbst, ohne Beziehung auf<br />

1) ebd. S. 34.<br />

einen anderen Zweck, als objektiv-notwendig vorstellte" ( IV, 262). Im<br />

Unterschied von der Kritik der praktischen Vernunft" geht dann aber die<br />

Grundlegung" auf die hypothetischen Imperative ausf hrlicher ein, indem 1)<br />

Die Zitate beziehen sich<br />

91 Schwartländer, Johannes: Der Mensch ist Person. Kants Lehre ..., 1968, S. 144<br />

99 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1799, S. 48<br />

99 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1799, S. 49<br />

100 o.V.,: Kant-Studien. Philosophische Zeitsc..., 1900, S.<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 168<br />

zu ergreifenden Notwendigkeiten in bezug auf einen gesetzten Zweck. Das<br />

Handeln wird einmal bestimmt durch die der Vernunft vorgegebene, ausser ihr<br />

liegende Absicht und durch die Anweisungen der Vernunft zur<br />

Verwirklichung der Absicht, die sich " durch ihre Erkenntnis der Gesetzlichkeit<br />

der Zusammenhänge der Natur" ergeben. 2<br />

Problematisch wird ein<br />

hypothetischer Imperativ nach Kant genannt, wenn der Zweck, auf den sich die<br />

Handlung als Mittel bezieht, ein solcher ist, den jemand möglicherweise will.<br />

Gemeint sind beliebige Zwecke, die man auch solche<br />

2) Schwartländer,Johannes: a.a.O. S. 145.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

vielmehr durch die der Vernunft vorgegebene oder doch außer ihr liegende<br />

Absicht; die Vernunft selbst ist hier "theoretisch" und ermöglicht nur die<br />

Verwirklichung dieser Absicht durch ihre Erkenntnis der Gesetzlichkeit der<br />

Zusammenhänge der Natur. " Alles Praktische, was nach Naturgesetzen<br />

möglich sein soll (die eigentliche Beschäftigung der Kunst), hängt seiner<br />

Vorschrift nach gänzlich von der Theorie der Natur ab" (MS<br />

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91 Schwartländer, Johannes: Der Mensch ist Person. Kants Lehre ..., 1968, S. 145<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 169<br />

gebieten, "sondern als Mittel zu einer anderen Absicht." 4<br />

So wenig Kant also<br />

die auf Glückseligkeit gerichteten Ziele ablehnt, so sehr spricht er ihnen doch<br />

den Anspruch auf Unbedingtheit ab. Sie mögen zwar die Vernunft<br />

beanspruchen, " aber diese Forderung an die Vernunft wird von der Vernunft<br />

selbst als nur relativ angesehen, relativ nämlich auf unser natürliches Dasein." 1<br />

Die Tatsache, daß die Vernunft die Relativität dieser Ansprüche einsehen kann,<br />

ist möglich, da sie selbst unter einem unbedingten Anspruch steht. " Dieser<br />

unbedingte Anspruch an die Vernunft kann selbst nur ein vernünftiger sein, d.h.<br />

er muß sich verstehen als ein nur durch die Vernunft gegebener und zu<br />

vollziehender." 2<br />

Von daher kommt Kant zur Bestimmung des kategorischen<br />

Imperativs, der eine Handlung um ihrer selbst willen gebietet, als eine, die in<br />

sich, ohne Bezug auf einen weiteren Zweck, gut ist. Alle praktischen<br />

Prinzipien haben ihren<br />

4) ebd. S. 36.<br />

1) Schwartländer,Johannes: a.a.O. S. 146.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

bedingt, d. h. sie betreffen nicht den Menschen als ursprüngliches<br />

Vernunftwesen. Sie mögen - und als menschliche Zielsetzungen werden sie es<br />

auch tun - die Vernunft des Menschen beanspruchen, aber diese Forderung an<br />

die Vernunft wird von der Vernunft selbst als nur relativ eingesehen, relativ<br />

nämlich auf unser natürliches Dasein. Die Einsicht in die Relativität dieser<br />

Ansprüche ist der Vernunft aber nur dadurch möglich, daß sie selbst schon<br />

immer in einem unbedingten Anspruch steht; dies<br />

möglich, daß sie selbst schon immer in einem unbedingten Anspruch steht;<br />

dies ist die sittliche Grunderfahrung überhaupt, die unabweislich dem Menschen<br />

gegeben und aufgegeben ist. Dieser unbedingte Anspruch an die Vernunft kann<br />

selbst nur ein vernünftiger sein,~aTTi. er muß sich verstehen als ein nur durch<br />

die Vernunft gegebener und zu vollziehender. Dies aber heißt in der Sprache<br />

Kants: Das menschliche Wollen und Handeln wird nicht nur bestimmt durch<br />

hypothetische Imperative, sondern letztlich und eigentlich durch<br />

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12.01.2014<br />

198<br />

2) ebd. S. 146.<br />

91 Schwartländer, Johannes: Der Mensch ist Person. Kants Lehre ..., 1968, S. 146<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 170<br />

die unabhängig von empirischen Bedingungen, als reiner Wille, durch die<br />

bloße Form des Gesetzes als bestimmt gedacht werden kann und als<br />

Bestimmungsgrund der obersten Bedingung aller Maximen gelten kann, ist<br />

nach Kant dieser kategorische Imperativ: " Handle so, daß die Maxime deines<br />

Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten<br />

können." Es gilt als das Grundgesetz der reinen praktischen Vernunft, als<br />

einziges Faktum der reinen Vernunft, es ist " ein allgemeines Gesetz, welches<br />

wir das Sittengesetz nennen." 1<br />

Da die Menschen einen auch mit Bedürfnissen<br />

und sinnlichen Beweggründen affizierten Willen haben, hat dieses Sittengesetz<br />

die Form des Imperativs. Kategorisch gebietet er, weil er - dem unbedingten<br />

Sollensanspruch des intelligiblen Subjekts entsprechend - unbedingten, von<br />

allen<br />

1) Kant,Immanuel: a.a.O. S.36.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

aufs engste miteinander zusammenhängen: die rationale Ethik und die<br />

kollektive Ethik. Als moderner Begründer der rationalen Ethik ist Kant zu<br />

betrachten durch seinen kategorischen Imperativ: " Handle so, daß die Maxime<br />

deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung<br />

gelten könne." Er besteht in dem Versuch, das Gewissen durch Grundsätze der<br />

Vernunft zu ersetzen, und das Endergebnis dieses Versuchs ist das bekannte<br />

Wohlfahrtsprinzip, für möglichst<br />

Ebda. 407. 7 KpV 31. Hier tritt die Verwechselung von Gesetz und Imperativ<br />

zu Tage, aut die ich gelegentlich bereits hingewiesen habe. Kant hatte besser<br />

gesagt: "Sic gibt ein allgemeines Gesetz, welches wir das Sittengesetz nennen<br />

und das "ür alle Vernunftwesen gültig ist; für den Menschen ist es die<br />

Grundlage eine tut sprechenden kategorischen Imperativs." KrV A 550 = B 578.<br />

KpV 42. Im folgenden Satz heißt<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

199<br />

78 o.V.,: Das Gewissen. Zürich 1958 (Studien ..., 1958, S. 67<br />

101 Beck, Lewis W.: Kants " Kritik der praktischen Vern..., 1974, S. 285<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 170<br />

Sollensanspruch des intelligiblen Subjekts entsprechend - unbedingten, von<br />

allen empirischen Fakten unabhängigen Charakter hat. 2<br />

Als ein praktischer<br />

enthält der kategorische Imperativ zugleich den einzigen materialen Inhalt der<br />

kantischen Ethik, die Anerkennung der personalen Würde des Menschen: "<br />

Handle so, daß du die Menschheit, sowohl in deiner Person als in der Person<br />

eines jeden anderen, jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel<br />

brauchst." 3<br />

Sittlich ist menschliches Entscheiden und Handeln nach Kant nur<br />

dann zu nennen, wenn es in Beachtung des genannten Sittengesetzes erfolgt, d.<br />

h. unabhängig von materialen Inhalten die Maxime des eigenen Tuns zur<br />

allgemeinen Maxime werden kann. 6.4. Die Richterfunktionen des Gewissens<br />

Vor dem Hintergrund des beschriebenen Verständnisses vom Menschen als<br />

autonomem Subjekt<br />

2) ebd. S. 37/38.<br />

3) ders.: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. S. 52.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

den Menschen, der nicht von Natur aus den absoluten Wert von Vernunft zur<br />

Maxime seines Wollens macht, ergibt die zweite Formulierung des<br />

Sittengesetzes als Gebot: " Handle so, daß du die Menschheit, sowohl in deiner<br />

Person als in der Person eines jeden anderen, jederzeit zugleich als Zweck<br />

niemals bloß als Mittel brauchst" ( GMS IV, 429). ce) Eine dritte Betrachtung,<br />

die das Sein der Vernunft als Gesetzlidikeit r " i und den vernünftigen Willen<br />

als sich selbst wollenden Willen verbindet,


Textstelle (Prüfdokument) S. 171<br />

beschriebenen Verständnisses vom Menschen als autonomem Subjekt und<br />

Zweck an sich selbst und der Imperative, die menschliches, vernunftgeleitetes<br />

Handeln regulieren, sollen Kants Gedanken zum Gewissen betrachtet werden.<br />

In der Religionsschrift 1 bezeichnet Kant das Gewissen als " ein Bewußtsein,<br />

das für sich selbst Pflicht ist. ... Es ist ein moralischer Grundsatz, der keines<br />

Beweises bedarf: man soll nichts auf die Gefahr wagen, daß es unrecht sei." 2<br />

Die unbedingte Pflicht besteht also in dem Bewußtsein, daß mein Handeln<br />

recht sein soll. Das Urteil darüber, ob eine Handlung recht oder unrecht sei,<br />

schreibt Kant dem Verstand zu und erklärt, es sei nicht unbedingt nötig, über<br />

jegliches Handeln zu wissen, ob es rechtens sei. Dagegen müsse man von<br />

seinen eigenen Handlungen nicht nur wissen, ob sie recht seien, "sondern auch<br />

gewiß sein, daß sich nicht unrecht" seien. 3<br />

Diese Notwendigkeit, sich der<br />

Richtigkeit seiner Handlungen gewiß zu sein, bezeichnet Kant dann als ein<br />

Postulat des Gewissens. Es tritt der Meinung entgegen, " daß die bloße Meinung,<br />

eine Handlung könne wohl recht sein, schon hinreichend sei, sie zu<br />

unternehmen." 4<br />

Von daher kann das Gewissen nach Kant definiert werden als "<br />

Es ist nicht auf Objekte<br />

bezogen, sondern beurteilt das Subjekt und ist die Bedingung aller Pflicht<br />

überhaupt, 6<br />

die nicht erwerblich ist, sondern die jeder Mensch, als sittliches<br />

Wesen, in sich ursprünglich hat. 7<br />

Das Gewissen beurteilt<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

bezwungen werden muß. Die Gewissenserfahrung wird dann "der Herrschaft<br />

unserer Gedanken" unterworfen [299, S. 82]. Sie verwandelt sich zu einer<br />

Konfrontation mit der formalen Pflicht: "Das Gewissen ist ein Bewußtsein, das<br />

für sich selbst Pflicht ist" [192, S. 336]. Dieses Gewissenserlebnis wird<br />

mitbestimmt von der Gesellschaftsstruktur, in der der Mensch wurzelt. Riesman<br />

hat uns auf den Zusammenhang zwischen dieser Struktur und dem<br />

persönlichen Charakter<br />

innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft" spricht er über das Gewissen als<br />

Leitfaden in Glaubenssachen: "Das Gewissen ist ein Bewußtsein, das für sich<br />

selbst Pflicht ist... ein moralischer Grundsatz, der keines Beweises bedarf: man<br />

soll nichts auf die Gefahr wagen, daß es unrecht sei... Das Bewußtsein also, daß<br />

eine Handlung, die ich unternehmen will, recht sei, ist unbedingt Pflicht." 1<br />

Nicht das Urteil darüber, ob eine Handlung richtig oder falsch<br />

das etwas gänzlich anderes ist als der kalte, fremde und seiner Natur nach<br />

immer zu spät kommende Richter1. In dem feinen Ohre für die<br />

die sich selbst richtende moralische Urteilskraft." 5 Bewußtseinstatsachen ( ob eine Handlung recht oder unrecht sei) in der<br />

Fähigkeit und Übung, auf sie zu merken, nicht in den Akten der Beurteilung,<br />

besteht in erster Linie das, was man "Gewissen" nennt1 und<br />

meinen, sondern auch gewiß sein, daß sie nicht unrecht sei, und diese<br />

1) Kant,Immanuel: Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft. Hamburg 1966. Forderung ist ein Postulat des Gewissens, welchem der Probabilismus, d. i. der<br />

Grundsatz entgegengesetzt ist, daß die bloße Meinung, eine Handlung könne<br />

2) ebd. S. 209.<br />

wohl recht sein, schon hinreichend sei, sie zu unternehmen." Das Gewissen ist "<br />

3) ebd. S. 210.<br />

die sich selbst richtende moralische Urteilskraft". "Das Gewissen richtet nicht<br />

die Handlungen als Kasus, die unter dem Gesetz stehen; denn das tut<br />

4) ebd. S. 210.<br />

Vgl. II; 7, 1-15. 105 Vgl. zum Folgenden III; 13, 3. 5; 14,18 f.; 19, 8 f.; 10,1.<br />

5) ebd. S. 210.<br />

122 Vgl. Metaphysik der Sitten, Tugendlehre, A 38 f. 123 Vgl. Die Religion<br />

6) ders.: Metaphysik der Sitten. Hamburg 1966. S. 250.<br />

innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft, A 288. Ebenso bezeichnet Kant<br />

7) ebd. S. 242.<br />

hier das Gewissen als " die sich selbst richtende moralische Urteilskraft". 124<br />

Vgl. Metaphysik der Sitten A 35 ff. und KdpV A 129 f. 125 Vgl. Kant,<br />

Vorlesungen über die Metaphysik, Abschnitt 4. 126 Vgl. Die Religion<br />

innerhalb etc., A 287-295. 127 F. A. Schultz hat außer den kurzen "<br />

4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

43 Huijts, Joseph Hubertus: Gewissensbildung, 1969, S. 33<br />

103 Gründel, Johannes: Das Gewissen als 'norma normans' un..., 1967, S. 401<br />

104 Stoker, H.G.: Das Gewissen, 1925, S. 126<br />

105 Eisler, Rudolf: Kant-Lexikon. Nachschlagewerk zu Ka..., 1930, S.<br />

106 Mokrosch, Reinhold: Das religiöse Gewissen, 1979, S. 165<br />

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12.01.2014<br />

201<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 171<br />

die nicht erwerblich ist, sondern die jeder Mensch, als sittliches Wesen, in sich<br />

ursprünglich hat. 7<br />

Das Gewissen beurteilt und richtet die Vernunft danach, ob<br />

sie die eigenen Handlungen mit aller notwendigen Behutsamkeit beurteilt hat.<br />

Es "stellt den Menschen wider oder vor sich selbst zum Zeugen auf, daß dies<br />

geschehen oder nicht geschehen sei." 8<br />

Kant nimmt also zwei<br />

vernunftbestimmte Beurteilungsstufen an: die Urteile der ersten Stufe sind<br />

bezogen darauf, ob die Entscheidungen und Handlungen des Menschen "recht"<br />

oder "unrecht" sind. Die Urteile der zweiten Stufe - die Beurteilungen durch das<br />

7) ebd. S. 242.<br />

8) ders.: Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft. S. 210.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Regulativen" von 1735<br />

richtet die Vernunft sich selbst, ob sie auch wirklich jene Beurtheilung der<br />

Handlungen mit aller Behutsamkeit unternommen habe, und stellt den<br />

Menschen wider oder für sich selbst zum Zeugen auf, dass dies geschehen oder<br />

nicht geschehen sei". Und diesem inneren Gerichtshof schreibt Kant<br />

bekanntlich eine unbedingte Sicherheit zu, das irrende Gewissen erklärt er für<br />

ein Unding; denn man könne wohl in dem<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

202<br />

107 Gass, Wilhelm: Die Lehre vom Gewissen. Ein Beitrag..., 1869, S. 70<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 172<br />

Stufe - die Beurteilungen durch das Gewissen - stellen die "Gewißheit" derer<br />

der ersten Stufe fest. Sie sind auf den Menschen selbst bezogen, der sich darin<br />

über die Richtigkeit seines Tuns vergewissert. 1<br />

So erscheint das Gewissen als<br />

" das Bewußtsein eines inneren Gerichtshofes im Menschen" 2 , von dem sich<br />

jeder Mensch beobachtet, bedroht und überhaupt in Respekt gehalten fühlt, der<br />

seinem Wesen einverleibt ist. 3<br />

Das Gewissen ist eine "ursprüngliche<br />

intellektuelle und... moralische Anlage". Obgleich " sein Geschäfte ein<br />

Geschäft des Menschen mit sich selbst ist", zu dem sich der Mensch durch<br />

seine Vernunft genötigt sieht, so tritt es doch "auf das Geheiß einer anderen<br />

Person" in Funktion." - " Denn der Handel ist hier die Führung einer<br />

Rechtssache (causa) vor Gericht. Daß aber der durch sein Gewissen<br />

Angeklagte mit dem Richter als eine und dieselbe Person vorgestellt werde, ist<br />

eine ungereimte Vorstellungsart von einem Gerichtshofe; denn da würde ja der<br />

Ankläger jederzeit verlieren." 4<br />

Deshalb muß sich das Gewissen des Menschen<br />

bei allen Pflichten einen anderen Richter als es selbst denken. Dies mag "<br />

9% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

philosophie occidentale. 2 Bände, Paris 2l95 3)b) Die deutsche Philosophie des<br />

17. bis 20.Jh knüpft zunächst an die Überlieferung an (z.B. G.W.Leibniz und<br />

Ch.Wolff). Auch I.Kant faßt Gewissen als " das Bewußtsein eines inneren<br />

Gerichtshofes im Menschen" ( Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, §13).<br />

Neue Auffassungen bringt der deutsche Idealismus. J.G.Fichte sieht Gewissen<br />

als "das unmittelbare Bewußtsein unserer bestimmten Pflichten", für G. W.F.<br />

Hegel ist es<br />

spontaner Vorgang. Die beste Beschreibung dieses Vorganges gibt Kant in<br />

seiner "Metaphysik der Sitten": "Jeder Mensch hat Gewissen und findet sich<br />

durch einen inneren Richter beobachtet, bedroht und überhaupt in Respekt<br />

gehalten, und diese über die Gesetze in ihm wachende Gewalt ist nicht etwas,<br />

was er sich selbst (willkürlich) macht, sondern es ist seinem Wesen einverleibt.<br />

Es<br />

er doch nicht vermeiden. Diese ursprüngliche Intellektuelle und (well sie<br />

Pflichtvorstellung ist) moralische Anlage, Gewissen genannt, hat nun das<br />

Besondere In sich, daß, obzwar dieses sein Geschäfte ein Geschäft des<br />

Menschen mit sich selbst ist, dieser sich doch durch seine Vernunft genötigt<br />

sieht, es als auf das Geheiß einer anderen Person zu treiben... Diese andere mag<br />

nun eine wirkliche oder<br />

Geschäfte des Menschen mit sich selbst ist, dieser sich doch durch seine<br />

Vernunft genöthigt sieht, es als auf den Geheiß einer anderen Person zu treiben.<br />

Denn der Handel ist hier die Führung einer Rechtssache (causa) vor Gericht.<br />

Daß aber der durch sein Gewissen Angeklagte mit dem Richter als eine und<br />

dieselbe Person vorgestellt werde, ist eine ungereimte Vorstellungsart von<br />

einem Gerichtshofe; denn da würde ja der Ankläger jederzeit verlieren." Hier<br />

geht es nicht mehr um die Antinomie von Ankläger und Verteidiger in einer<br />

Person, die sich in einer der Vernunft eigentümlichen Dialektik (die "casus<br />

sich genötigt sieht, es als auf das Geheiß einer anderen Person zu treiben. Denn<br />

der Handel ist hier Führung einer Rechtssache vor Gericht... Also wird sich das<br />

Gewissen des Menschen bei allen Pflichten einen anderen ( als den Menschen<br />

überhaupt) d. h. einen anderen als sich selbst zum Richter seiner Handlungen<br />

108 Stelzenberger, Johannes: Gewissen, in: Handbuch theologische..., 1962, S. 0<br />

109 Roth, Heinrich: Zur pädagogischen Psychologie des G..., 1957, S. 3<br />

1 Dittert, Kurt: Alternativen. Das Gewissen - fragwü..., 1970, S. 7<br />

110 Meyer, Rudolf: Vernunft und Gewissen, in: Humanitä..., 1964, S. 240<br />

109 Roth, Heinrich: Zur pädagogischen Psychologie des G..., 1957, S. 243<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 173<br />

eine wirkliche oder bloß idealische Person sein, welche die Vernunft sich<br />

selbst schafft." 1<br />

Da nun das Gewissen über sämtliche freie Handlungen urteilt,<br />

muß diese Person alle Gewalt haben und dieses "über alles machthabende<br />

moralische Wesen" 2 ist nach Kant Gott: " so wird das Gewissen als subjektives<br />

Prinzip einer vor Gott seiner Taten wegen zu leistenden Verantwortung<br />

gedacht werden müssen." 3<br />

Die Idee von der Existenz Gottes wird hierbei dem<br />

Menschen nicht " objektiv durch theoretische, sondern bloß subjektiv durch<br />

praktische, sich selbst verpflichtende Vernunft, ihr angemessen zu handeln,<br />

gegeben" 4 , wie überhaupt der Begriff der Religion dem Menschen nur ein<br />

Prinzip zur Beurteilung aller seiner Pflichten als göttlicher Gebote vermittelt. 5<br />

Vor der Entschließung zu einer Tat denkt sich der Mensch das "warnende<br />

Gewissen" in einer<br />

1) Nessler,Gerhard: Einige Bemerkungen zu dem Satze: 'Das Gewissen kann nicht irren'. In:<br />

Zeitschrift für philosophische Forschung 27 (1973). S. 445-449. hier: S. 446.<br />

2) Kant,Immanuel: Metaphysik der Sitten. S. 289.<br />

3) "Es folgt ihm wie ein Schatten, wenn er zu entfliehen gedenkt. Er kann sich zwar durch Lüste<br />

und Zerstreuungen betäuben oder in den Schlaf bringen, aber nicht vermeiden, dann und wann<br />

zu sich selbst zu kommen oder zu erwachen, wo er alsbald die furchtbare Stimme desselben<br />

vernimmt" (ebd. S. 290).<br />

4) ebd. S. 290.<br />

1) ebd. S. 290.<br />

2) ebd. S. 291.<br />

3) ebd. S. 291.<br />

4) ebd. S. 292.<br />

5) ebd. S. 292.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

denken müssen, wenn es nicht mit sidi spihtr im WirWsnnirli ircVien "ill Diese<br />

sich selbst ist, dieser sich doch durch seine Vernunft genötigt sieht, es als auf<br />

das Geheiß einer anderen Person zu treiben... Diese andere mag nun eine<br />

wirkliche oder bloß idealische Person sein, welche die Vernunft sich selbst<br />

schafft. Eine solche idealische Person (der autorisierte Gewissensrichter) muß<br />

ein Herzenskündiger sein; denn der Gerichtshof ist im Inneren des Menschen<br />

aufgeschlagen; - zugleich muß er aber auch<br />

nicht (was doch zum Richteramt notwendig gehört) seinen Gesetzen den ihnen<br />

angemessenen Effekt verschaffen könnte, ein solches über alles machthabende<br />

moralische Wesen aber Gott heißt: so wird das Gewissen als subjektives<br />

Prinzip einer vor Gott seiner Taten wegen zu leistenden Verantwortung<br />

gedacht werden müssen; ja es wird der letztere Begriff (wenngleich nur auf<br />

dunkle Art) In jenem moralischen Selbstbewußtsein jederzeit enthalten sein.<br />

Entnommen aus: Immanuel Kant, Metaphysik der Sitten.<br />

Mensch im Gewissen nicht dazu verpflichtet, das höchste fordernde Wesen "<br />

außer sich als wirklich anzunehmen".25 Denn die Idee dieses höchsten Wesens<br />

ist ihm ja "nicht objektiv durch theoretische, sondern bloß subjektiv durch<br />

praktische, sich selbst verpflichtende Vernunft, ihr angemessen zu handeln,<br />

gegeben".- § 2. GEWISSEN ALS RUF ZUM EIGENSTEN SEINKÖNNEN ? Da<br />

auch Heidegger die "Grenzziehung" Kants bis zur letzten Konsequenz<br />

durchführt, entfällt für ihn nicht nur die objektive Verbindlichkeit<br />

1 Dittert, Kurt: Alternativen. Das Gewissen - fragwü..., 1970, S. 7<br />

1 Dittert, Kurt: Alternativen. Das Gewissen - fragwü..., 1970, S. 8<br />

23 Hollenbach, Johannes Michael: Sein und Gewissen, 1954, S. 315<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 173<br />

die Frage nach dem irrenden Gewissen ein. Er bezeichnet das irrende Gewissen<br />

als ein "Unding" 7 , weil zwar ein objektives Urteil über das, was Pflicht sei oder<br />

nicht, ein irrendes sein könne, nicht aber das subjektive: " ob ich es mit meiner<br />

praktischen (hier richtenden) Vernunft zum Behuf jenes Urteils verglichen habe,<br />

kann ich nicht irren, weil ich alsdann praktisch gar nicht geurteilt haben würde;<br />

in welchem Fall weder Irrtum noch Wahrheit statthat." 1<br />

Vom Menschen kann<br />

nach Kant nicht mehr erwartet werden, als daß er sich bewußt nach seinem<br />

Gewissen richtet. Er muß seinen Verstand aufklären über das, was Pflicht ist<br />

oder nicht, " wenn es aber zur Tat kommt oder gekommen ist, so spricht das<br />

Gewissen unwillkürlich und unvermeidlich." 2<br />

Es kann dem Menschen nicht<br />

zur Pflicht gemacht werden, nach seinem Gewissen zu handeln, "weil es sonst<br />

noch ein zweites Gewissen geben müßte, um sich des Akts des ersteren bewußt<br />

zu werden. 3 Wohl aber besteht die Pflicht, "<br />

13% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ist ein "irrendes Gewissen" ein Unding. "Denn in dem objektiven Urteil, ob<br />

etwas Pflicht sei oder nicht, kann man wohl bisweilen irren; aber im<br />

subjektiven, ob ich es mit meiner praktischen (hier richtenden) Vernunft zum<br />

Behuf jenes Urteils verglichen habe, kann ich nicht irren, weil ich alsdann<br />

praktisch gar nicht geurteilt haben würde; in diesem Falle hat weder Irrtum<br />

noch Wahrheit statt. Gewissenlosigkeit ist nicht Mangel des Gewissens,<br />

sondern Hang, sich an dessen Urteil nicht zu kehren." Man muß<br />

hier also richtenden - Vernunft zum Zwecke jenes Urteils verglichen habe, kann<br />

ich nicht irren, weil ich dann praktisch gar nicht geurteilt haben würde; in<br />

welchem Fall weder Irrtum noch Wahrheit statt hat. Der hier vorliegende<br />

Gedanke einer Unfehlbarkeit des Gewissens ist ohne weitere Umsicht im Text<br />

nicht zu verstehen. Es liegt jedenfalls nahe, den Urteilsspruch<br />

in diesem Falle hat weder Irrtum noch Wahrheit statt. Gewissenlosigkeit ist<br />

nicht Mangel des Gewissens, sondern Hang, sich an dessen Urteil nicht zu<br />

kehren." Man muß seinen Verstand aufklären über das, was Pflicht ist oder<br />

nicht, wenn aber die Tat geschehen ist, spricht das Gewissen unwillkürlich und<br />

"unvermeidlich". "Nach Gewissen zu handeln kann also selbst nicht Pflicht<br />

sein, weil es sonst noch<br />

die raffiniertesten Ausflüchte des Verstandes sich dem Urteil des Gewissens<br />

nicht entziehen kann, falls sein Verstand vorher etwas als Pflicht erkannt hat.<br />

Wenn es darum " zur Tat kommt oder gekommen ist, so spricht das Gewissen<br />

unwillkürlich und unvermeidlich. "21 Darum betont Kant mit Recht, daß es<br />

keine Pflicht gibt, ein Gewissen zu haben, sondern das Gewissen hat man.<br />

Dieser verfügende und fordernde Charakter des<br />

könne nicht irren ? Was ist das aber für ein seltsamer Richter, dessen Stimme<br />

jederzeit überhört werden kann ? Wenn es schon nicht Pflicht sein kann, nach<br />

Gewissen zu handeln - "weil es sonst noch ein zweites Gewissen geben müßte,<br />

um sich des Acts des ersteren bewußt zu werden" - wie kann es dann Pflicht<br />

sein, "sein Gewissen zu cultivieren, die Aufmerksamkeit auf die Stimme des<br />

inneren Richters zu<br />

104 Stoker, H.G.: Das Gewissen, 1925, S. 52<br />

110 Meyer, Rudolf: Vernunft und Gewissen, in: Humanitä..., 1964, S. 226<br />

104 Stoker, H.G.: Das Gewissen, 1925, S. 52<br />

23 Hollenbach, Johannes Michael: Sein und Gewissen, 1954, S. 314<br />

110 Meyer, Rudolf: Vernunft und Gewissen, in: Humanitä..., 1964, S. 226<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 174<br />

sein Gewissen zu kultivieren, die Aufmerksamkeit auf die Stimme des inneren<br />

Richters zu schärfen und alle Mittel anzuwenden ... um ihm Gehör zu<br />

verschaffen." 4<br />

Kant erläutert seine Ansicht zum irrenden Gewissen am<br />

Beispiel des Ketzerrichters: Seine Entscheidung, jemanden wegen seines<br />

Glaubens bzw. Unglaubens zu töten, ist nach Kant nicht Ausdruck eines<br />

irrenden Gewissens, sondern Folge von Gewissenlosigkeit. 5<br />

Der Ketzerrichter<br />

7) ebd. S. 243.<br />

1) ebd. S. 243.<br />

2) ebd. S. 243.<br />

3) ebd. S. 243.<br />

4) ebd. S. 243.<br />

5) ders.: Die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft. S. 210.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Pflicht ist oder nicht, aufzuklären; wenn es aber zur Tat kommt, gekommen ist,<br />

so spricht das Gewissen unwillkürlich und unvermeidlich. Die Pflicht ist hier<br />

nur, " sein Gewissen zu kultivieren", die Aufmerksamkeit auf die "Stimme des<br />

inneren Richters" zu schärfen und alle Mittel anzuwenden ... um ihm Gehör zu<br />

verschaffen, MST Einl. XII b (III 242 f.). Die innere Zurechnung einer Tat als<br />

eines unter dem Gesetz stehenden Falles gehört zur Urteilskraft, welche<br />

rechtskräftig urteilt, worauf dann der Schluß der<br />

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105 Eisler, Rudolf: Kant-Lexikon. Nachschlagewerk zu Ka..., 1930, S.<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 175<br />

Ketzerrichter seine Vernunft durch sein von diesem obersten Prinzip<br />

bestimmten Gewissen prüfen lassen, so wäre ihm von daher Klarheit über sein<br />

Tun verschafft worden. In der Autonomie des intelligiblen Subjekts bleibt dem<br />

Menschen nach Kant " die objektive sittliche Ordnung keine fremde, äußerliche<br />

Forderung, sondern sie wird vom Willen wegen ihrer sachlichen Gültigkeit als<br />

eigenes verpflichtendes Gesetz angenommen." 1<br />

Indem der Mensch sich aus<br />

freiem Willen dem Gesetz unterwirft, wird er teilhaftig an der allgemeinen<br />

Gesetzgebung. 2<br />

Als "ein vernünftiges Wesen" gehört der Mensch "als Glied<br />

zum Reich der Zwecke, wenn er darin zwar allgemein gesetzgebend, aber auch<br />

diesen Gesetzen selbst unterworfen ist" 3 , d.h. das autonome Subjekt wird in der<br />

Unterwerfung unter das Sittengesetz zum verantwortlichen Mitträger der<br />

sittlichen Weltordnung. 4 Das heißt dann auch, daß " der Mensch sowohl sich<br />

selbst als anderen Zweck" ist, "und es ist nicht genug, daß er weder sich selbst<br />

noch andere bloß als Mittel zu brauchen befugt ist ( dabei er doch gegen sie<br />

auch indifferent sein kann), sondern den Menschen überhaupt sich zum Zwecke<br />

zu machen, ist an sich selbst des Menschen Pflicht." 5 6.5. Auswertung Als eine<br />

ursprüngliche Anlage in jedem Menschen, die die Vernunft danach richtet, ob<br />

sie in der Beurteilung der eigenen Handlungen "behutsam" vorgeht und deren<br />

Urteil unwillkürlich und unvermeidlich fällt - so kennzeichnet Kant das<br />

Gewissen.<br />

1) Welzel.Hans: Vom irrenden Gewissen. In: Blühdorn, Jürgen (Hrsg.): Das Gewissen in der<br />

Diskussion. Darmstadt 1976. S. 384-406. hier: S. 393.<br />

2) "Der Wille wird also nicht lediglich dem Gesetze unterworfen, sondern so unterworfen, daß er<br />

auch als selbstge setzgebend und eben um deswillen allererst dem Gesetze (davon er selbst<br />

sich als Urheber betrachten kann) unter worfen angesehen werden muß" (Kant,Immanuel:<br />

Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. S. 54).<br />

3) ebd. S. 57.<br />

4) Welzel,Hans: a.a.O. S. 393.<br />

5) Kant,Immanuel: Metaphysik der Sitten. S. 237.<br />

1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

sittliche "Ordnung der Dinge" " 31 Kritik der praktischen Vernunft (Philosoph.<br />

Bibliothek, Meiner) S.90. voraus, an die der Wille des Einzelnen gebunden ist.<br />

Aber in der Autonomie bleibt die objektive sittliche Ordnung keine fremde,<br />

äußerliche Forderung, sondern sie wird vom Willen wegen ihrer sachlichen<br />

Gültigkeit als eigenes verpflichtendes Gesetz aufgenommen. Autonomie ist<br />

Freiheit in der Bindung; sie ist "die freie Unterwerfung des Willens unter das<br />

Gesetz" ", weil der Wille es in seiner sachlichen Richtigkeit<br />

haben, ein Reich der Zwecke (freilich nur ein Ideal) heißen kann. Es gehört<br />

aber ein vernünftiges Wesen als Glied zum Reiche der Zwecke, wenn es darin<br />

zwar allgemein gesetzgebend, aber auch diesen Gesetzen selbst unterworfen ist.<br />

Es gehört dazu als Oberhaupt, wenn es als gesetzgebend keinem Willen eines<br />

andern unterworfen ist. Das vernünftige Wesen muß sich jederzeit als<br />

gesetzgebend in einem<br />

über den Menschen als Selbstzweck: "Handle nach einer Maxime der Zwecke,<br />

die zu haben für jedermann ein allgemeines Gesetz sein kann. - Nach diesem<br />

Prinzip ist der Mensch sowohl sich selbst als anderen Zweck und es ist nicht<br />

genug, daß er weder sich selbst noch andere bloß als Mittel zu brauchen befugt<br />

ist ..., sondern den Menschen überhaupt sich zum Zwecke zu machen, ist an<br />

sich selbst des Menschen Pflicht." Kant hat natürlich nicht geleugnet, daß der<br />

Erfüllung dieser<br />

sowohl sich selbst als anderen Zweck, und es ist nicht genug, da er weder sich<br />

selbst noch andere blo als Mittel zu brauchen befugt ist ( dabei er doch, gegen<br />

sie auch indifferent sein kann), sondern den Menschen berhaupt sich zum<br />

Zwecke zu machen, ist an sich selbst des Menschen Pflicht". Der Begriff des<br />

Menschen also ist es, deutlicher die rationale Idee der<br />

als anderen Zweck und es ist nicht genug, daß er weder sich selbst noch andere<br />

bloß als Mittel zu brauchen befugt ist ..., sondern den Menschen überhaupt sich<br />

zum Zwecke zu machen, ist an sich selbst des Menschen Pflicht." Kant hat<br />

natürlich nicht geleugnet, daß der Erfüllung dieser Pflicht der "empirische<br />

Charakter" des Menschen entgegensteht. In diesem "empirischen Charakter"<br />

spukt, so sagt Roth, wieder<br />

111 Welzel, Hans: Vom irrenden Gewissen. Eine rechtsp..., 1949, S. 393<br />

99 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1799, S. 82<br />

34 Dienelt, Karl: Anthropologie des Jugendalters, 1974, S. 107<br />

112 o.V.,: Kant-Studien. Philosophische Zeitsc..., 1921, S.<br />

34 Dienelt, Karl: Anthropologie des Jugendalters, 1974, S. 107<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 176<br />

entgegengehalten, daß die Allgemeinheit als Kriterium für die allgemeine<br />

Gesetzgebung, wie es im kategorischen Imperativ gefordert wird, nicht primär<br />

Gültigkeit für alle Menschen besage, sondern dies erst sekundäre Folge sei.<br />

Zunächst einmal müsse die Universalität " in sich selbst ihren bestimmenden<br />

Grund tragen." 2<br />

Dafür ist nach Kant Kriterium der Satz des Widerspruchs, d.h.<br />

" eine Handlung ist sittlich, oder es müßte eigentlich heißen, eine Handlung<br />

zeugt für die Sittlichkeit der zugehörigen Maxime als Ausdruck einer sittlichen<br />

Persönlichkeit, wenn sie sich selbst nicht widerspricht." 3<br />

Kant erläutert das am<br />

Beispiel der Lüge: Er lehnt sie nicht deshalb ab, weil sich kein Zusammenleben<br />

denken ließe, bei dem jeder lügen könnte, sondern darum, weil " im lügenden<br />

Sagen das Gesagte dem Sinn des Sagens widerspricht." 4<br />

So auch im Fall des<br />

Nichthaltens eines Versprechens. Es geht nicht um die Handlung als solche,<br />

sondern um die damit verbundene Maxime: dem Sinn des Versprechens würde<br />

mit dem Richteinhalten widersprochen und "es würde ... eigentlich gar kein<br />

Versprechen geben, weil es vergeblich wäre, meinen Willen in Ansehung<br />

meiner künftigen Handlungen anderen vorzugeben, die diesem Vorgeben doch<br />

nicht glauben ... würden; mithin meine Maxime, sobald sie zum allgemeinen<br />

Gesetze gemacht würde, sich selbst zerstören müsse." 1<br />

Hinzu kommt ein<br />

weiterer Aspekt, der deutlich wurde in unserer Darlegung der von Kant<br />

beschriebenen Imperative: Kant kommt es nie auf die Handlungen als solche<br />

an. Sittlich ist von daher nur jenes Handeln zu nennen,<br />

2) ebd. S. 28.<br />

3) ebd. S. 28.<br />

4) ebd. S. 28.<br />

1) Kant,Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. S. 21/22.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

contra gegenüber gilt es festzustellen, daß Allgemeinheit als universalitas<br />

nicht besagt Gültigkeit für alle Menschen das ist erst eine sekundäre Folge.<br />

Vielmehr muß die Universalität in sich selbst ihren bestimmenden Grund<br />

tragen; das Kriterium dafür ist nach Kant der Satz des Widerspruches 10 ), der<br />

aber gerade hier im rechten Sinne verstanden werden muß, soll nicht daraus<br />

wieder der Vorwurf der Intellektualisierung des Moralischen resultieren: eine<br />

Handlung ist sittlich, oder es müßte eigentlich heißen, eine Handlung zeugt für<br />

die Sittlichkeit der zugehörigen Maxime als Ausdruck einer sittlichen<br />

Persönlichkeit, wenn sie sich selbst nicht widerspricht. Nehmen wir ein<br />

Beispiel: die Lüge oder das Nichthalten von Versprechungen: nicht darum geht<br />

es hier, ob sich ein Zusammenleben ausdenken ließe, bei dem jeder<br />

ja entsprechend einstellen könne, d. h. wo keiner damit rechne, daß der andere<br />

ihm die "Wahrheit" sage. Darum geht es hier auf keinen Fall, vielmehr darum,<br />

daß im lügenden Sagen das Gesagte dem Sinn des Sagens widerspricht. Es ist<br />

genau das gleiche beim Nichthalten von Versprechen bzw. um das Nichthalten-<br />

Wollen es geht ja nicht um die Handlung als solche, sondern um die<br />

entsprechende Maxime. Auch hier würde eine solche Maxime dem "Sinn" des<br />

Versprechens widersprechen und somit das Versprechen als solches aufheben, "<br />

mithin meine Maxime, sobald sie<br />

werde ich bald inne, daß ich zwar die Lüge, aber ein allgemeines Gesetz zu<br />

lügen gar nicht wollen könne; denn nach einem solchen würde es eigentlich gar<br />

kein Versprechen geben, weil es vergeblich wäre, meinen Willen in Ansehung<br />

meiner künftigen Handlungen andern vorzugeben, die diesem Vorgeben doch<br />

nicht glauben, oder, wenn sie es übereilter Weise täten, mich doch mit gleicher<br />

Münze bezahlen würden, mithin meine Maxime, so bald sie zum allgemeinen<br />

Gesetze gemacht würde,<br />

als solche, sondern um die entsprechende Maxime. Auch hier würde eine<br />

solche Maxime dem "Sinn" des Versprechens widersprechen und somit das<br />

Versprechen als solches aufheben, " mithin meine Maxime, sobald sie zum<br />

allgemeinen Gesetze gemacht würde, sich selbst zerstören müsse" "). Daraus<br />

ergibt sich dann auch das Wesen des kategorischen Imperativs, "jener<br />

113 Diemer, Alwin: Zum Problem des Materialen in der E..., 1954, S. 27<br />

99 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1799, S. 30<br />

113 Diemer, Alwin: Zum Problem des Materialen in der E..., 1954, S. 27<br />

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208<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 177<br />

solche an. Sittlich ist von daher nur jenes Handeln zu nennen, daß von<br />

empirischen Bestimmungen unabhängig geschieht. Entscheidend ist aber für<br />

jede sittliche Handlung, für eine solche also, deren Maxime zum allgemeinen<br />

Gesetz werden kann, " daß das vernünftige Wesen als Zweck seiner Natur nach,<br />

mithin als Zweck an sich selbst ... zur einschränkenden Bedingung aller bloß<br />

relativen und willkürlichen Zwecke dienen müsse." 2<br />

Dies ist der einzige und<br />

gleichzeitig entscheidende materiale Inhalt des kategorischen Imperativs: " Die<br />

Schönheit und Würde der menschlichen Natur" 3 , den absoluten Wert des<br />

Menschen als Person anzuerkennen. 4<br />

Beide Aspekte, der Satz des<br />

Widerspruchs als Kriterium der Universalität der allgemeinen Gesetzgebung<br />

und die Achtung menschlicher Personalität lassen den Vorwurf des "leeren<br />

Formalismus" der kantischen Ethik<br />

2) ebd. S. 60.<br />

3) ders.: Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen (1764). S. 217. In: Ges.<br />

Schriften. Akademieausgabe Band II. Berlin 1905.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

daß die Maximen so müssen gewählt werden, als ob sie wie allgemeine<br />

Naturgesetze gelten sollten; 2) eine Maxime, nämlich einen Zweck, und da<br />

sagt die Formel: daß das vernünftige Wesen, als Zweck seiner Natur nach,<br />

mithin als Zweck an sich selbst, jeder Maxime zur einschränkenden Bedingung<br />

aller bloß relativen und willkürlichen Zwecke dienen müsse; 3) eine<br />

vollständige Bestimmung aller Maximen durch jene Formel, nämlich: daß alle<br />

Maximen aus eigener Gesetzgebung zu einem möglichen Reiche der Zwecke,<br />

als einem<br />

vormalige Erklärung des moralisehen Gefühls. Eine Ableitung der<br />

Nächstenliebe aus der sich selbst über- "*Z d, *. Sa*. und der Gefälligkeit<br />

abdecken, nicht aber das moralische Gefühl für die Schönheit und Würde der<br />

menschlichen Natur als Grund einer allgemeinen Wohlgewogenheit und<br />

Achtung. Die Formalisierung dieses Grundsatzes hatte sich in den .Träumen"<br />

als Gefühl expliziert, das die Abhängigkeit des privaten Willens<br />

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12.01.2014<br />

209<br />

4) Forschner,Maximilian: a.a.O. S. 87.<br />

99 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1799, S. 87<br />

102 Forschner, Maximilian: Gesetz und Freiheit. Zum Problem de..., 1974, S. 111<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 178<br />

Kant von allen Wirkungen des Handelns absehen will, stellt sich diese Frage<br />

bei ihm so nicht und kann von daher aus seinem Denkmodell darauf auch keine<br />

Anwort erwartet werden. Unzureichend bleibt ebenso die Frage nach " dem<br />

Grund der Bedingungen endlicher Erkenntnis und dem Grund des<br />

Sollenscharakters noumenalen Seins für den Menschen." 1<br />

Gewissen erscheint<br />

bei Kant als ein "Faktum per se" 2 , auf dessen Anlage, Beurteilungskriterien bzw.<br />

Inhalt und Tätigwerden der Mensch keinen Einfluß hat, d.h. auch erzieherisch<br />

kein Einfluß genommen werden kann. Dem Erzieher ergibt sich aus Kants<br />

1) ebd. S. 261.<br />

2) Oser,Fritz: das Gewissen lernen. S. 78.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

seine vorgegebene erkenntnismäßige Angewiesenheit auf Erfahrung und seine<br />

vernünftige Praxis als kategorisch geforderte Aufgabe, in Richtung einer<br />

apriorisch harmonisierenden Vernunftwirklichkeit überstieg. Auf die Frage nach<br />

dem Grund der Bedingungen endlicher Erkenntnis und dem Grund des<br />

Sollenscharakters noumenalen Seins für den Menschen vermag er keine<br />

metaphysisch zureichende Antwort mehr zu geben. Die Sesetzlichkeit selbst<br />

im theoretischen und praktischen Sinn, so notwendig sie dem menschlichen<br />

Erkennen und Handeln<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

210<br />

102 Forschner, Maximilian: Gesetz und Freiheit. Zum Problem de..., 1974, S. 260<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 178<br />

die Stimme seines "inneren Gerichtshofes" und ihn damit vor<br />

Gewissenlosigkeit im kantischen Sinne schützt. Fritz Oser nimmt an, daß Kants<br />

Modell für lerntheoretische Überlegungen zum Gewissen insofern wertvoll sei,<br />

als darin ethische Funktionen Berücksichtigung finden, " die situativ, d.h.<br />

handelnd ins Feld der Entscheidung geraten und/oder pro- und reaktiv sich<br />

durch ihr verdecktes Vorhandensein zu Worte melden." 3<br />

Dabei stellt sich<br />

allerdings die von Oser nicht behandelte Frage, inwieweit solche Funktionen<br />

unabhängig von ethischen Werten gesehen werden können, vor allem aber, ob<br />

nicht jeder Versuch der lerntheoretischen Vermittlung solcher Funktionen<br />

wider die Kantischen<br />

3) ebd. S. 78.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

besser schulisch realisierbar zu sein als die der Empiristen, weil sie den<br />

Abstraktionsbegriff formal und zugleich auch apriorisch festlegen. Gewissen<br />

lernen meint doch Funktionen lernen, die situativ d.h. handelnd ins Feld der<br />

Entscheidung geraten und/oder pro- und reaktiv sich durch ihr verdecktes<br />

Vorhandensein zu Worte melden. Zwar spricht Kant selten von Gewissen als "<br />

Mittelding zwischen Gott und Mensch" und er spricht auch von einem "<br />

wundersamen Vermögen in uns", das sich immer<br />

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12.01.2014<br />

211<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 77<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 179<br />

selbst zu sein. Anstelle des Ich-selbst ergreift ein unbestimmt bleibendes Manselbst<br />

die Seinsmöglichkeiten des Daseins. Um das "wahllose<br />

Mitgenommenwerden von Niemand, wodurch sich das Dasein in die<br />

Uneigentlichkeit verstrickt", rückgängig zu machen, muß das Dasein aus der<br />

Verfallenheit an das Man zu sich selbst zurückgeholt werden. Dieses<br />

Zurückholen aus dem Man, eine "existenzielle Modifikation des Man-selbst zum<br />

eigensten Selbstsein" geschieht, indem das Dasein die Wahl zum Selbstsein<br />

nachholt. 1<br />

Damit taucht unweigerlich die Frage auf, woher das Dasein um die<br />

Wahl der eigensten Möglichkeit weiß. "Das Dasein bedarf der Bezeugung<br />

eines Selbstseinkönnens, das es der Möglichkeit nach je schon ist" 2<br />

Das, was<br />

dieses eigentliche Selbstseinkönnen bezeugt, ist nach Heidegger in der<br />

Alltagssprache bekannt als "Stimme des Gewissens". Die Mannigfaltigkeit der<br />

Meinungen über Entstehen, Faktum und Wirken des Gewissens wertet<br />

Heidegger als Beweis für die Ursprünglichkeit<br />

1) Heidegger,Martin: Sein und Zeit. S. 268.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

des Man verfallen ist. Insofern erscheint dieser Gewisscnsbegriff ontologisch<br />

gesehen zunächst weiter zu sein als der ethische, denn er beinhaltet ja jene<br />

allgemeinste Funktion, die das Dasein aus der Verfallenheit an das Man<br />

zurückruft auf sein eigenstes Selbstscinkönncn. Während sich das Gewissen bei<br />

Heidegger auf die existenzialen Modi der "Eigentlichkeit" und "<br />

Uneigentlichkeit" bezieht, umfaßt das ethische Gewissen die<br />

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12.01.2014<br />

212<br />

2) ebd. S. 268.<br />

114 Frankl, Viktor E.: Handbuch der Neurosenlehre und psyc..., 1959, S. 714<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 181<br />

die Möglichkeit versetzt, "sein Da zu sein". 1<br />

Sein Da zu sein ist für das Dasein<br />

nicht selbstverständlich, weil es in der Uneigentlichkeit durch das Hinhören auf<br />

das zweideutige Gerede des Man sich selbst überhört. Um das Dasein aus der<br />

Verlorenheit an das Man und damit aus dem Sich-überhören durch sich selbst<br />

wieder zu sich selbst zu bringen, dazu muß das Hinhören an das Man<br />

unterbrochen werden. Dieser Bruch wird möglich, indem das Gewissen das<br />

Dasein unmittelbar anruft.<br />

1) ebd. S. 270.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Sympathie zu den Nationalsozialisten gemacht hat, seine Darlegungen gerade<br />

davon wegführen, dass totalitäre Systeme das Gewissen im Sinne der völligen<br />

Internalisierung der Staatsnorm manipulieren können. Das Dasein aus der<br />

Verlorenheit an das Man zurückholen, heisst immer, auf sich selber gestellt zu<br />

sein. Allerdings könnte man einwenden, dass gerade deshalb die Wirklichkeit<br />

nicht gesehen wird. Aber das wäre eine<br />

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12.01.2014<br />

213<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 315<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 181<br />

durch sich selbst wieder zu sich selbst zu bringen, dazu muß das Hinhören an<br />

das Man unterbrochen werden. Dieser Bruch wird möglich, indem das<br />

Gewissen das Dasein unmittelbar anruft. Dieser Ruf ist unzweideutig und<br />

lärmlos. " Das Man-selbst des besorgenden Mitseins mit Anderen wird vom Ruf<br />

getroffen" 1<br />

und aufgerufen auf sein eigenstes Selbst. Dabei wird das auf<br />

öffentliches Ansehen angelegte Man übergangen und so in die<br />

Bedeutungslosigkeit gestoßen. Im Anruf wird das Selbst vom Man entledigt, es<br />

kann sich dahinter nicht mehr<br />

1) ebd. S. 272.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Dasein der Ferne, es ruft in die Ferne, um sich zurückzuholen. "Der Ruf trifft<br />

das Dasein in diesem alltäglich-durchschnittlich besorgenden Sich-immerschon-verstehen.<br />

Das Man-selbst des besorgenden Mitseins mit anderen wird<br />

vom Ruf getroffen." 3<br />

Weil der Ruf das öffentliche Dasein umgeht, geht er auch<br />

am Man vorbei, lässt dieses bedeutungslos zusammenfallen. Was aber gerufen<br />

wird, ist eigentlich nichts oder<br />

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12.01.2014<br />

214<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 307<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 181<br />

auf öffentliches Ansehen angelegte Man übergangen und so in die<br />

Bedeutungslosigkeit gestoßen. Im Anruf wird das Selbst vom Man entledigt, es<br />

kann sich dahinter nicht mehr verstecken, sondern wird zu sich selbst gebracht.<br />

Der Gewissensruf " gibt keine Auskunft über Weltereignisse, hat nichts zu<br />

erzählen". Er ruft dem Dasein nichts zu, sondern ruft es auf zum eigensten<br />

Seinkönnen und ruft es damit vor in seine eigensten Möglichkeiten. " Das<br />

Gewissen redet einzig und ständig im Modus des Schweigens". Es entbehrt<br />

jeglicher Verlautbarung. Obgleich es auf jede wörtliche Formulierung<br />

verzichtet, bleibt es nicht unbestimmt und unverständlich. " So verliert es nicht<br />

nur nichts an Vernehmlichkeit, sondern zwingt das an- und aufgerufene Dasein<br />

in die Verschwiegenheit seiner selbst" 2 . Der Ruf des Gewissens ist<br />

unverwechselbar. Entsprechend den Verstehensmöglichkeiten des Daseins mag<br />

er wohl verschiedene Auslegungen erfahren; was er erschließt, bleibt aber<br />

trotzdem eindeutig. Täuschungen entstehen nicht durch den Ruf, bedingt etwa<br />

durch ein Sichverrufen<br />

2) ebd. S. 273.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Was und Wozu ruft das Gewissen?1'4 Wie ruft das Gewissen? "Im Modus des<br />

Schweigens!" Denn es ruft "streng genommen - nichts! Der Ruf sagt nichts aus,<br />

gibt keine Auskunft über Weltereignisse, hat nichts zu erzählen". Wie sollte<br />

Heidegger auch anders antworten, denn mit jeder Konkretion hätte er den<br />

Gewissensruf in den Bereich des Ontischen und Empirischen gerückt. Er<br />

möchte ihn<br />

Dasein umgeht, geht er auch am Man vorbei, lässt dieses bedeutungslos<br />

zusammenfallen. Was aber gerufen wird, ist eigentlich nichts oder zum<br />

eigenen Selbstseinkönnen hin. Deswegen: " Das Gewissen redet einzig und<br />

ständig im Modus des Schweigens." 4<br />

Es ist aber nicht eine geheimnisvolle<br />

Stimme, sondern etwas Eindeutiges, das verschieden interpretiert oder aber<br />

missverstanden werden kann, weil die Art des Hörens umgebogen, vom<br />

nichts zu erzählen. Am wenigsten strebt er danach, im angerufenen Selbst ein "<br />

Selbstgespräch- zu eröffnen... Das Gewissen redet einzig und ständig im Modus<br />

des Schweigens. So verliert es nicht nur nichts an Vernehmlichkeit, sondern<br />

zwingt das an- und aufgerufene Dasein in die Verschwiegenheit seiner selbst",<br />

und zwar mit eigentlich unwider-sprechlicher Eindeutigkeit; zu Täuschungen<br />

kommt es erst aufgrund der Flucht in ein "verhandelndes Selbstgespräch." 4<br />

Andererseits gibt es doch nicht bloß<br />

106 Mokrosch, Reinhold: Das religiöse Gewissen, 1979, S. 81<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 307<br />

41 Splett, Jörg: Der Mensch ist Person. Zur christli..., 1978, S. 44<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 181<br />

Daseins mag er wohl verschiedene Auslegungen erfahren; was er erschließt,<br />

bleibt aber trotzdem eindeutig. Täuschungen entstehen nicht durch den Ruf,<br />

bedingt etwa durch ein Sichverrufen des Rufes, sondern durch die Art, wie er<br />

gehört wird - "dadurch, daß er, statt eigentlich verstanden zu werden, vom Manselbst<br />

in ein verhandelndes Selbstgespräch gezogen und in seiner<br />

Erschließungstendenz verkehrt wird" 1 . Am Ende eines ersten Schrittes in<br />

seiner Analyse beschreibt Heidegger den Ruf, den man als Gewissen<br />

kennzeichnet - als "Anruf des Man-selbst in seinem Selbst" und darin - als "<br />

Aufruf des Selbst zu seinem Selbstseinkönnen" und - damit als ein "Vorrufen<br />

des Daseins auf seine Möglichkeiten" 2 . Zur Analyse des Gewissensrufes<br />

gehört die Frage danach, wer der Rufer sei. Er bleibt unbestimmt und gibt<br />

keine Möglichkeit, ihn "für ein 'weltlich' orientiertes Daseinsverständnis<br />

vertraut zu machen". 3<br />

Damit kommt zum Ausdruck, daß er im Aufrufen ganz<br />

aufgeht, nur als solcher gehört werden und nicht beredet werden will. " Das<br />

Dasein ruft im Gewissen sich selbst" und doch erscheint der Ruf fremd, sind<br />

Rufer und Angerufener nicht identisch. Der Ruf wird weder von mir<br />

willentlich vollzogen, noch kommt er von einem Anderen, der mit mir in der<br />

Welt ist. " Der Ruf kommt aus mir und doch über mich" 4 . Leitfaden für die<br />

Interpretation des rufenden "Es" kann nach Heidegger nur die existenziale<br />

Verfassung des Daseins sein, insofern der Ruf ein Phänomen allein dieses<br />

Seienden ist. Im Unterschied zu tatsächlich Vorhandenem existiert das Dasein<br />

immer<br />

1) ebd. S. 274.<br />

2) ebd. S. 274.<br />

3) ebd. S. 274.<br />

4) ebd. S. 275.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

entstehen nicht durch ein "SichVerrufen" des Rufes, sondern erst aus der Art,<br />

wie der Ruf gehört wird. Statt ihn eigentlich zu verstehen, kann der Ruf vom<br />

Man-Selbst in ein verhandelndes Selbstgespräch gezogen und in seiner<br />

Erschließungstendenz verkehrt werden. Der Ruf des Gewissens kann nicht<br />

geplant werden. Er kommt "aus mir und doch über mich". Der Rufer ist das im<br />

Grunde seiner Unheimlichkeit<br />

Philosophie per se zuständig zur Bestimmung des in Art. 41 GG verwendeten<br />

Gewissensbegriffs ist, ist festzuhalten, daß sich "Philosophie" und Daseins auf<br />

aus der Verlorenheit des Man." 275: " Das Dasein ruft im Gewissen sich selbst."<br />

Zur Krit. vgl. Hupperschwiller 1970, 24; Ek. Stein 1971, "Ideologie" der<br />

Gewissensinterpretation i. S. des Grundgesetzes nur aus diesem selbst ergeben<br />

können. Hier hat auch das bereits erwähnte Argument Bäumlins82<br />

vollzogen "3 wird. | Darum erscheint der Ruf dem Menschen wie die Stimme<br />

eines Anderen: ",Es' ruft, widererwarten und gar Widerwillen. Andererseits<br />

kommt der Ruf zweifellos nicht von einem Anderen, der mit mir in der Welt ist.<br />

Der J Ruf kommt aus mir und doch über mich. "4 Diese Fremdheit des<br />

Gewissensrufes ist für Heidegger bedingt in der "Sorge"-Struktur des "Daseins"<br />

, wobei Dasein der Wesensbereich ist, in dem der Mensch steht. Da<br />

114 Frankl, Viktor E.: Handbuch der Neurosenlehre und psyc..., 1959, S. 699<br />

62 Klier, Gerhard: Gewissensfreiheit und Psychologie. ..., 1977, S. 33<br />

23 Hollenbach, Johannes Michael: Sein und Gewissen, 1954, S. 16<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 183<br />

immer schon Sorge um sein eigenstes Seinkönnen. In der Alltäglichkeit des Man<br />

verwirkt es sein eigenstes Selbstseinkönnen, bleibt es in der Uneigentlichkeit.<br />

An dieser Stelle wird die These vom Dasein als Rufer und Angerufener<br />

deutlicher: " Das Gewissen offenbart sich als Ruf der Sorge" 1 : Rufer ist das<br />

Dasein, das sich in der Unheimlichkeit befindet und im Ruf sich um sein<br />

eigenstes Seinkönnen sorgt. 2<br />

Da das alltägliche Man-selbst sich verliert an die<br />

besorgte, vielfältige Welt, das Dasein darin sich<br />

1) ebd. S. 277.<br />

2) "Es ist das Dasein in seine Unheimlichkeit, das ursprüngliche geworfene In-der-Welt-sein als<br />

Un-zuhause, das nackte 'Daß' im Nichts der Welt" (ebd. S. 276/277).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

nun aber die "Grundart des In-der-Welt-Seins", nämlich "Angst" vor dem "<br />

Entwurf seiner selbst auf sein eigenstes Seinkönnen hin", - d. h. "Sorge".<br />

Deshalb interpretiert er: " Das Gewissen offenbart sich als Ruf der Sorge: Der<br />

Rufer ist das Dasein, sich ängstigend in der Geworfenheit ... um sein<br />

Seinkönnen". Das unbestimmte und unheimliche Dasein in der Sorge um sein<br />

Seinkönnen - das<br />

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12.01.2014<br />

217<br />

106 Mokrosch, Reinhold: Das religiöse Gewissen, 1979, S. 82<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 183<br />

ihm das Phänomen der Schuld nicht aufgezwungen werden kann, sondern ein<br />

Verständnis der Schuld im Dasein bereits vorgezeichnet sein muß. 3<br />

Vom<br />

landläufigen Schuldverständnis herleitend, bestimmt Heidegger in einem<br />

ersten Schritt den formalen Begriff des Schuldigseins im Sinne des<br />

Schuldiggewordenseins am Andern als " Grundsein für einen Mangel im Dasein<br />

des Andern, so zwar, daß dieses Grundsein selbst sich aus seinem Wofür als "<br />

mangelhaft" bestimmt. Diese Mangelhaftigkeit ist das Ungenügen gegenüber<br />

einer Forderung, die an das existierende Mitsein mit Anderen ergeht." 1<br />

Dann<br />

muß - so folgert Heidegger - die Idee der Schuld " abgelöst werden von dem<br />

Bezug auf ein Sollen und Gesetz, wogegen sich verfehlend jemand Schuld auf<br />

sich lädt." 2<br />

Sonst wird nämlich die Schuld als Mangel, " als Fehlen von etwas,<br />

was sein soll und kann" betrachtet. 3<br />

Da aber Fehlen Nichtvorhandensein<br />

besagt und Nichtvorhandensein eines Gesollten eine Selbstbestimmung von<br />

Vorhandenem ist, so kann sich ein solches Schuldverständnis nicht auf die<br />

Existenz beziehen, die in ihrem Seinscharakter von allem Vorhandenen<br />

verschieden bleibt.<br />

3) ebd. S. 281<br />

1) ebd. S. 282.<br />

2) ebd. S. 283.<br />

3) ebd. S. 281.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

wenn man des anderen Existenz in irgendeiner Weise gefährdet, etwa indem<br />

man Zuspruch und Trost versagt, wenn ihrer der andere bedarf. Heidegger<br />

bestimmt das Schuldigsein im Sinne des "Schuldiggewordenseins am andern"<br />

als " Grundsein für einen Mangel im Dasein eines anderen". In all diesen<br />

Bedeutungen von "Schuld" nun sieht Heidegger Verdeckungen des "<br />

eigentlichen" Schuldphänomens, das nur aus der Seinsart des Daseins selbst zu<br />

erhellen<br />

der Mensch ist zuerst das, was er zu sein geplant hat" (Sartre""). Der objektive<br />

Ansatz der Kantischen Ethik wird aufgelöst: "Die Idee der Schuld muß<br />

abgelöst werden von dem Bezug auf ein Sollen und Gesetz, wogegen sich<br />

verfehlend jemand Schuld auf sich lädt" ( Heidegger-). Es gibt keinen " .<br />

positiven' Gehalt im Gerufenen aus der Erwartung einer jeweilig brauchbaren<br />

Angabe verfügbarer und berechenbarer sicherer Möglichkeiten des Handelns",<br />

wie es die<br />

Bezug auf ein Sollen und Gesetz, wogegen sich verfehlend jemand Schuld auf<br />

sich lädt. Denn auch hier wird die Schuld notwendig noch als Mangel bestimmt,<br />

als Fehlen von etwas, was sein soll und kann. Fehlen besagt aber<br />

Nichtvorhandensein. Mangel als Nichtvorhandensein eines Gesollten ist eine<br />

Seinsbestimmung des Vorhandenen. In diesem Sinne kann an der Existenz<br />

wesenhaft nichts mangeln, nicht<br />

115 Neuhäusler, Anton: Phänomenlogie des Gewissens, 1968, S. 90<br />

111 Welzel, Hans: Vom irrenden Gewissen. Eine rechtsp..., 1949, S. 401<br />

23 Hollenbach, Johannes Michael: Sein und Gewissen, 1954, S. 17<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 184<br />

von "Schuld" und "schuldig" gehört nach Heidegger gleichwohl der Charakter<br />

des Nicht. So klärt er den "Nicht-Charakter dieses Nicht" 4<br />

existenzial auf und<br />

drückt gleichzeitig aus, was sich im Schuldbegriff als "Schuld haben an"<br />

verbirgt: "Die formal existenziale Idee des 'schuldig' bestimmen wir daher also:<br />

Grundsein für ein durch ein Nicht bestimmtes Sein - das heißt Grundsein einer<br />

Nichtigkeit" 5 , d.h. die Idee des "schuldig" wird als Seinsart des Daseins und<br />

nicht als Mangel an Beachtung eines Gesetzes gewertet. Von daher resultiert<br />

das Schuldigsein des Menschen nicht erst aus einer Verschuldung, " sondern<br />

umgekehrt: diese wird erst möglich 'auf Grund' eines ursprünglichen<br />

Schuldigseins." 6<br />

Diesen Schuldbegriff begründet Heidegger wie folgt: " Das<br />

Sein des Daseins ist die Sorge" 7 . Sie umfasst Geworfenheit, Existenz und<br />

Verfallen. Als Geworfenes bleibt das Dasein in seinem Grundsein, d.h. von<br />

seinem Wesen her, immer hinter seinen eigenen Möglichkeiten zurück. Es kann<br />

nicht hinter seinen Grund zurück, es wird des eigenen Seins von Grund nie<br />

mächtig, da es nicht aus ihm entspringt. Das Nicht gehört somit zum "<br />

existenzialen Sinn der Geworfenheit", es konstituiert die Geworfenheit als Sein<br />

des Daseins. "Selbst seiend ist das Dasein das geworfene Seiende als Selbst.<br />

Nicht durch es selbst, sondern an es selbst entlassen aus dem Grunde, um als<br />

dieser zu sein." 1<br />

Als sein existierender Grund versteht das Dasein sich aus<br />

seinen Möglichkeiten. Es steht immer in der einen oder anderen Möglichkeit<br />

und schließt damit andere aus, worin sich gleichzeitig das Freisein des Daseins<br />

ausspricht. Zu dieser<br />

4) ebd. S. 283.<br />

5) ebd. S. 283.<br />

6) ebd. S. 284.<br />

7) ebd. S. 284.<br />

1) ebd. S. 284/285.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

mehr als die Modi des besorgenden Mitseins, wie "Schuldenhaben" oder "<br />

schuld sein" oder "sich schuldig machen" etc. Es bedeutet inbezug auf das oben<br />

erwähnte Gewissen " Grundsein für ein durch ein Nicht bestimmtes Sein das<br />

heisst Grundsein einer Nichtigkeit". 4<br />

Dies ist nicht "Nichterfüllung einer<br />

Forderung", es ist viel mehr: "Das Schuldigsein resultiert nicht erst aus einer<br />

Verschuldung, sondern umgekehrt: diese wird erst möglich 'auf Grund' eines<br />

ursprünglichen Schuldigseins." 5<br />

Wie begründet Heidegger diesen<br />

Schuldbegriff? Es geht ihm darum, zu zeigen, dass das Dasein ein Geworfenes<br />

ist, das grund-seiend (d.h. von seinem Wesen her) immer<br />

Punkt nach der direkten oder indirekten "Zuhandenheit" der Umwelt orientiert (<br />

52 ff.). Auf diesem Wege gelangt Heidegger zu einer anderen Hauptthese: Das<br />

innerste Wesen des menschlichen Daseins ( das Sein des Daseins") ist "die<br />

Sorge" ( vgl. besonders 180 ff.). Aber das In-der-Welt-Sein bedeutet auch und<br />

damit sind wir bei der Frage, die uns in diesem Zusammenhang am meisten<br />

interessiert<br />

auf Grund' eines ursprünglichen Schuldigseins." 5<br />

Wie begründet Heidegger<br />

diesen Schuldbegriff? Es geht ihm darum, zu zeigen, dass das Dasein ein<br />

Geworfenes ist, das grund-seiend (d.h. von seinem Wesen her) immer hinter<br />

seinen eigenen Möglichkeiten zurückbleibt. "Das Dasein ist nicht insofern<br />

selbst der Grund seines Seins, als dieser aus eigenem Entwurf erst entspringt,<br />

wohl aber ist es als Selbstsein das<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 308<br />

116 Cullberg, John: Das Du und die Wirklichkeit. Zum on..., 1933, S.<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 308<br />

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7% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 185<br />

von Schuld ohne jede Wertung verstanden wissen. Das vor jedem Entschluß<br />

und Entwurf bestehende "schuldig-sein" des Menschen ist bei ihm vielmehr<br />

Voraussetzung und Bedingung für eine Entscheidung von gut und böse als<br />

moralische Kategorien. Darin, das das Dasein im Grunde seines Seins immer<br />

schon schuldig ist,liegt eine ontologische Bedingung dafür, " daß das Dasein<br />

faktisch existierend schuldig werden kann." 1<br />

Für die Annahme solchen<br />

ursprünglichen Schuldigseins spricht für Heidegger die Frage, ob von Schuld<br />

nur gesprochen werden kann, wenn sie "da" ist, d.h. bewußt ist oder ob sich<br />

nicht gerade in der "schlafenden" Schuld, in solcher,<br />

1) ebd. S. 286.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

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durch den Anruf aus dem Verfallen in das Man (Schon-sein-bei der besorgten<br />

11357<br />

Welt). Der Ruf des Gewissens, d. h. dieses selbst, hat seine ontologische<br />

Möglichkeit darin, daß das Dasein im Grunde seines Seins Sorge ist. "252 § 5. 12.01.2014<br />

ANGST - SORGE - ZEITLICHKEIT ODER LOGISCH DENKENDES GESCHÖPF IN 220<br />

DER ZEIT ? Weil "das Dasein im Grunde seines Seins Sorge ist",253 ist es "<br />

im Grunde<br />

ZEIT ? Weil "das Dasein im Grunde seines Seins Sorge ist",253 ist es "im<br />

Grunde seines Seins schuldig, welches Schuldigsein allererst die ontologische<br />

Bedingung dafür gibt, daß das Dasein faktisch existierend schuldig werden<br />

kann."254 Die "traditionelle Ethik" würde den gemeinten Sachverhalt etwa so<br />

formulieren: weil der Mensch im Grunde seines Seins ein knechthaftes<br />

Geschöpf ist, schuldet er dem Schöpfer<br />

23 Hollenbach, Johannes Michael: Sein und Gewissen, 1954, S. 126<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 186<br />

schuldig-sein" zu verstehen. Es holt das Seiende aus der Uneigentlichkeit in die<br />

Eigentlichkeit und damit in sein ursprüngliches "schuldig-sein". Das Gewissen<br />

ruft das Dasein in die unverstellte Nichtigkeit als der Möglichkeit eigenen<br />

Seinkönnens. " Der vorrufende Rückruf des Gewissens gibt dem Dasein zu<br />

verstehen, daß es - nichtiger Grund seines nichtigen Entwurfs in der<br />

Möglichkeit seines Seins stehend - aus der Verlorenheit in das Man sich zu ihm<br />

selbst zurückholen soll, das heißt 2<br />

schuldig ist. " Im Hören des Anrufs entwirft<br />

das Dasein sich auf "das eigenste eigentliche Schuldigseinkönnen" 3 , wird<br />

seiner eigensten Existenzmöglichkeiten hörig und hat sich selbst gewählt. "Mit<br />

dieser Wahl ermöglicht sich das Dasein sein eigenstes Schuldigsein, das dem<br />

Man-selbst verschlossen bleibt." 4<br />

Das Man-selbst wird auf das eigenste<br />

Schuldigsein des Selbst angerufen. Hierbei wird nicht das Gewissen gewählt,<br />

sondern die Wahl liegt im Verstehen des Rufes. "Gewählt wird das Gewissenhaben<br />

als Freisein für das eigenste Schuldigsein." 5<br />

Den Anruf verstehen heißt<br />

für Heidegger Gewissen-haben wollen. Da er dies nicht gleichsetzt mit dem<br />

Wollen eines "guten Gewissens", steht es weder im Zusammenhang mit<br />

faktischer Schuld noch mit einer Befreiung aus wesenhafter Schuld. " Das<br />

Gewissen-haben wollen ist vielmehr die ursprünglichste existenzielle<br />

Voraussetzung für die Möglichkeit des faktischen Schuldigwerdens."|1 Die<br />

einzige existenzielle Möglichkeit, "gut" zu sein, besteht dann in der Annahme<br />

von Gewissenlosigkeit in jedem faktischen Handeln, insofern sie faktische<br />

moralische Verschuldung nicht verhindert und immer schon auf "dem<br />

nichtigen Grunde eines nichtigen Entwerfens je schon im Mitsein mit Andern<br />

an ihnen schuldig geworden ist." 2<br />

Alle alltäglichen Gewissensauslegungen, mit<br />

denen Heidegger seine ontologische Analyse vergleicht, treffen das Phänomen<br />

nicht ganz. Seine Analyse legt die ontologischen Verwurzelungen frei. In ihr<br />

wird deutlich, daß allen Gewissensinterpretationen ein ursprüngliches schuldigsein<br />

zugrunde liegt. 3 7.4.<br />

2) ebd. S. 287.<br />

3) ebd. S. 287.<br />

4) ebd. S. 288.<br />

5) ebd. S. 288.<br />

2) ebd. S. 288.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ist; und dieses Nichtigsein führt zur Sorge, ist an sich aber dunkel. Mit<br />

Nichtigkeit meint Heidegger nicht Privation und Negation, sondern wiederum<br />

ursprüngliches Schuldigsein. Und " der vorrufende Rückruf des Gewissens gibt<br />

dem Dasein zu verstehen, dass es - nichtiger Grund seines nichtigen Entwurfs<br />

in der Möglichkeit seines Seins stehend - aus der Verlorenheit in das Man sich<br />

zu ihm selbst zurückholen soll, das heisst schuldig ist." 1<br />

Es kommt also zu<br />

einer Gewissensinterpretation, die nicht besagt, es sei notwendig, die<br />

Verfehlungen einzusehen und man habe sich durch Unterlassungen schuldig<br />

gemacht. Vielmehr geht<br />

zunächst schon immer in der Verfallenheit an das Man ist daß es sich seine<br />

Eigenthchkeit als Freisein für das eigenste Schuldigsein ermöghcht. Zu diesem<br />

eigensten Schuldigsein, das dem Man-selbst verschlossen bleibt, wird das<br />

Dasein aufgerufen im Gewissen. Das ursprüngliche Schuldigsein des Daseins<br />

ist ja der Boden für ein durch ein Nicht bestimmtes Sein, insofern das Nicht<br />

gutes" Gewissen haben wollen, noch die Pflege des Rufs mit dem eigenen Ich.<br />

Vielmehr ist einzig "Bereitschaft für das Angerufenwerden" notwendig. Das<br />

führt zur Aussage: " Das Gewissen-haben-wollen ist vielmehr die ursprüngliche<br />

existentielle Voraussetzung für die Möglichkeit des faktischen<br />

Schuldigwerdens. Rufverstehend lässt das Dasein das eigenste Salbst aus<br />

seinem gewählten Seinkönnen in sich handeln." 2<br />

Schuld ist also von Anfang<br />

an da, bevor gleichsam die moralische<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 309<br />

23 Hollenbach, Johannes Michael: Sein und Gewissen, 1954, S. 316<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 309<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 187<br />

3) ebd. S. 289-295.<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 187<br />

alltäglichen Gewissensauslegungen, mit denen Heidegger seine ontologische<br />

Analyse vergleicht, treffen das Phänomen nicht ganz. Seine Analyse legt die<br />

ontologischen Verwurzelungen frei. In ihr wird deutlich, daß allen<br />

Gewissensinterpretationen ein ursprüngliches schuldig-sein zugrunde liegt. 3 7.<br />

4. Auswertung " Die Gefahr des Menschen besteht nicht darin, daß er Verrat<br />

begeht wie Petrus, Königsmord wie Macbeth, oder daß er sich lieblos verhält<br />

wie wir alle oft; sondern vielmehr darin, daß er sich an sein System klammert,<br />

welches ihm als Gehäuse dient, daß er sich in einem Gebäude von Dogmen vor<br />

der Wahrheit versteckt, daß er sich einen Begriffspanzer anlegt - mit einem<br />

Wort, daß er 'unecht' wird, ein Opfer der Entfremdung." 4 - In diesen Sätzen<br />

Helmut Kuhns wird eine wesentliche Voraussetzung der Heideggerschen<br />

Gewissensauslegung deutlich: Nicht mehr die Differenz von gut und böse ist<br />

entscheidend für die Deutung l) ebd. S. 288. des Gewissens, sondern die<br />

Annahme, daß der Mensch ständig unter der Differenz von "eigentlichem<br />

Selbstsein" und "Verfallenheit an das Man" lebt. Das Gewissen als Ruf des<br />

Daseins zum eigentlichen Selbstsein hat nun bei Heidegger - und darin<br />

unterscheidet es sich im Grundsatz vom Kantischen Gewissensbegriff - nicht<br />

die Funktion der Vergewisserung über sich und sein Tun, sondern<br />

3) ebd. S. 289-295.<br />

4) Kuhn,Helmut: Die ontologische Bedeutung des Gewissens. In: Hochland. 62 (1970). Heft 5. S.<br />

400-416. hier: S. 415.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

auftritt, als das Heraufdämmern einer neuen Seinssprache, das ist bei den Die<br />

Voraussetzung der "existentialistischen " Gewissensauslegung läßt sich in drei<br />

Sätzen aussprechen. Der erste Satz: Die Gefahr des Menschen besteht nicht<br />

darin, daß er Verrat begeht wie Petrus, Königsmord wie Macbeth, oder daß er<br />

sich lieblos verhält wie wir alle oft; sondern vielmehr darin, daß er sich an ein<br />

System klammert, welches ihm als Gehäuse dient, daß er sich in einem Gebäude<br />

von Dogmen vor der Wahrheit versteckt, daß er sich einen Begriffspanzer<br />

anlegt - mit einem Wort, daß er "unecht" wird, ein Opfer der Entfremdung. Und<br />

all dem wird entgegengestellt die verzweifelte Echtheit, die bedenkenlose<br />

Entschlossenheit zum Selbstsein oder auch, mit futuristischer Wendung, zu der<br />

von aller Repression befreiten Neuen<br />

Trennung der Gegensätze ist gleichbedeutend mit schärferer Diskrimination,<br />

und diese stellt die conditio sine qua non jeder Erweiterung und Intensivierung<br />

des Bewußtseins dar." 88<br />

.".,_" A Der Gegensatz von Gut und Böse ist<br />

entscheidend für jede Ethik unc somit auch für das Gewissen. Wir wollen<br />

daher auch zu diesem Thema /ungs Gedanken beiziehen - "Die Idee von Gut<br />

und Böse ist. . .<br />

117 Kuhn, Helmut: Die ontologische Bedeutung des Gewi..., 1970, S. 415<br />

57 Spengler, Ernst: Das Gewissen bei Freud und Jung. Mi..., 1964, S. 58<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 189<br />

auf andere Seinsformen beinhalten. Zum anderen wird vor allem auf die<br />

ständige Gefahr des Menschen, sich selbst zu verlieren, aufmerksam gemacht.<br />

Es stellt sich die Frage, ob man vom Verfallensein an das Man sprechen muß, "<br />

um zu verstehen, wie die öffentliche Meinung das Gewissens des einzelnen '<br />

auslöschen' kann?" 1<br />

In der Umschreibung all dessen, was Heidegger als<br />

Anzeichen für die Verfallenheit an das Man wertet, stellen sich sicher Zweifel<br />

ein an seiner radikalen Ansicht, " sowohl das feige und falsche<br />

Zufriedenseinwollen, wie das Vor-Gott-bestehen-wollen" 2<br />

dazu zu rechnen,<br />

also jeglichen Versuch des Einklangs eigenen Tuns mit ausserhalb des<br />

einzelnen liegenden, von ihm anerkannten Maßstäben und Autoritäten negativ<br />

zu werten. Damit scheint Heidegger die Eingebundenheit und Verwiesenheit<br />

des einzelnen in und<br />

1) Hollenbach,Johannes M.: Sein und Gewissen. Baden-Baden 1954. S.323.<br />

2) ebd. S. 324.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ruhiges Gewissen", wenn man sich den Normen und Ordnungen, die für alle<br />

gelten, unterwirft. Bedarf es wirklich eines Verfallenseins an das Man als<br />

gleichursprünglichen Existenzials, um zu verstehen, wie die öffentliche<br />

Meinung das Gewissen des einzelnen "auslöschen" kann? Schon das Gewissen<br />

selbst weiß 71. SZ 295 72. SZ 295/296 21" 324 SINNERFÜLLUNQ VON SEIN<br />

UND GEWISSEN ja zu unterscheiden, wann ich aus Feigheit "mit<br />

heule" und so gegen mein Gewissen handle, und wann ich aus Überzeugung<br />

mich nach jenen Normen richte, die tatsächlich für ahe gelten. Heidegger aber<br />

deutet sowohl das feige und falsche Zufriedenseinwollen wie das Vor-Gottbestehen-wollen<br />

in Verfallenheit an das Man um. Wer jetzt im Sinne dieser<br />

Philosophie nach festen Normen handelt, der müßte eigenthch ein schlechtes<br />

Gewissen haben, weil er<br />

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12.01.2014<br />

224<br />

23 Hollenbach, Johannes Michael: Sein und Gewissen, 1954, S. 322<br />

23 Hollenbach, Johannes Michael: Sein und Gewissen, 1954, S. 323<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 197<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Handeln der autonomen Person aus Selbsteinsicht und Selbstkompetenz. Bei<br />

solchem Entscheiden und Handeln tritt das Phänomen Gewissen in den<br />

kam es zu dieser "Anlage"? Wie hat sich diese Gewissenspedanterie festgenagt?<br />

Vordergrund. 8.3. Das Gewissen als Seimograph selbstkompetenten Handelns<br />

Ein intaktes Gewissen, so wird von vornherein klar, ist nicht einfach eine "<br />

und Träger humaner Prinzipien Heinrich Roth beschreibt das Gewissen "als ein<br />

Eigenschaft-, sondern ein lebendiges seelisches Organ, das im Spannungsfeld<br />

lebendiges seelisches Organ, das im Spannungsfeld des Gleichgewichts der<br />

des Gleichgewichts der Kräfte und Fähigkeiten einer Person steht. Wenden wir<br />

Kräfte und Fähigkeiten einer Person steht" 2 . In Anwendung des von Aristoteles<br />

das von Aristoteles entdeckte und neuerdings von N. Hartmann fortentwickelte<br />

entdeckten und von N. Hartmann fortentwickelten "Wertequadrates" auf das<br />

"Wertequadrat" auf das Gewissen an, so ergibt sich folgendes Bild: Zur<br />

Gewissen kommt er zu folgendem Bild 1 : intaktes Gewissen<br />

pädagogischen Psychologie des Gewissens und der Gewissenserziehung 231<br />

Gewissenhaftigkeit - Weitherzigkeit (als verstehende Güte auch sich selbst<br />

intaktes Gewissen Gewissenhaftigkeit Weitherzigkeit (als verstehende<br />

gegenüber) Übergewissenhaftigkeit (skrupelhaft) - Gewissenlosigkeit (<br />

Güte auch sich selbst gegenüber Übergewissenhaftigkeit (skrupelhaft)<br />

Skrupellosigkeit) Danach ist das intakte Gewissen die "rechte Mitte" zwischen<br />

Gewissenlosigkeit (Skrupellosigkeit) Das intakte Gewissen wäre dann die<br />

Gewissenhaftigkeit, die zur Übergewissenhaftigkeit entarten kann und<br />

rechte Mitte zwischen Gewissenhaftigkeit, die zur Übergewissenhaftigkeit<br />

Weitherzigkeit sich selbst gegenüber, die zur Gewissenlosigkeit führen kann.<br />

entarten kann, und Weitherzigkeit *, die zur Gewissenlosigkeit entarten kann.<br />

Vom intakten Gewissen wird erwartet, daß es seismographisch empfindlich und<br />

Es bleibt nur intakt, wenn es in diesem Spannungsfeld möglicher<br />

spontan in bezug auf das Entscheiden und Handeln des einzelnen reagiert auf<br />

Verhaltensweisen nicht absolut gesetzt wird, sondern in der Spannung zu<br />

dem Hintergrund eines gesunden seelischen Gleichgewichts. Es soll<br />

individuelles Verhalten produktiv auf die höchstmögliche Form individueller fühlte er sich von einem verpflichtenden Anspruch gerufen, noch trieb ihn eine<br />

Handlungsmöglichkeiten beziehen und an ihr messen und den einzelnen zum Stimme zur Umkehr, Reue, Buße. Von einem gesunden Gewissen erwarten wir,<br />

rechten Verhalten oder zur Wiedergutmachung seines Versagens vor einer Norm daß es 1. auf dem Hintergrund eines gesunden seelischen Gleichgewichts (<br />

antreiben. 2 Alles Reden über das siehe Wertequadrat) 2. mein Verhalten produktiv auf die höchstmögliche Form<br />

meiner Handlungsmöglichkeiten bezieht und an ihr mißt, 3. mich zur<br />

2) ders.: Zum Problem der Gewissensbildung und Gewissenserziehung. In: ders.: Jugend und<br />

Schule zwischen Reform und Restauration. Hannover 1965. S.241-279. hier: S. 243. Wiedergutmachung meines Versagens vor dieser Norm heftig<br />

1) ebd. S. 243.<br />

2) ebd. S. 244.<br />

109 Roth, Heinrich: Zur pädagogischen Psychologie des G..., 1957, S. 2<br />

109 Roth, Heinrich: Zur pädagogischen Psychologie des G..., 1957, S. 3<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 198<br />

und Gewissen. Gemeinsam ist ihnen: ein unmittelbares Agieren und Reagieren,<br />

das ohne bewußtes Zutun erfolgt. "Es sind 'Stimmen', die sich von selbst melden<br />

." Sie kommen "aus der Tiefe der Person" aus dem Bereich des Unbewußten. "<br />

Wir können sie nicht willkürlich wollen, sondern sie haben uns, überkommen<br />

uns, überwältigen uns. " Schließlich sind beide häufig mit leiblichen Vorgängen<br />

wie Herzklopfen, Erröten u.a. verbunden. 1<br />

Unterschiedlich sind beide in dem,<br />

worauf sie sich beziehen: Während die Gefühle auf die vitalen<br />

Triebbedürfnisse des Menschen bezogen sind, sie rein subjektives Innewerden<br />

der Erfüllung oder Nichterfüllung unserer Bedürfnisse, Antriebe oder<br />

Interessen darstellen, zeigt das Gewissen die Erfüllung oder Nichterfüllung<br />

objektiver sittlicher Verpflichtungenan. 2<br />

Diese sittlichen Verpflichtungen sind<br />

nach Roth solche Forderungen und Ansprüche, wie sie im Gebot der<br />

Nächstenliebe und in den Ideen der Gerechtigkeit, Ordnung, Freiheit und<br />

anderer moralischer Ideen der Menschheit an den einzelnen herantreten. Die<br />

Entwicklung des Gewissens hat nach Roth zwei Wurzeln: Zum einen spiegelt<br />

sich im Gewissen des Kindes die Wertewelt seiner Erzieher wider. Das<br />

Gewissen reagiert auf den Umgang des Kindes mit Geboten und Verboten<br />

seiner Erzieher. Darüberhinaus sucht Roth aber vor allem eine Wurzel für die<br />

Entfaltung des Gewissens, woraus verständlich wird, wieso einerseits eine<br />

Übertragung des elterlichen Gewissens auf das Kind möglich ist und<br />

andererseits im Kind doch die Tendenz zu einem selbständigen Gewissen<br />

erwacht, das sich auch gegen Autoritäten entscheiden kann. Eine solche Wurzel<br />

liegt nach Roth in der normenproduzierenden Seite des menschlichen Wesens 3<br />

. Der Ursprung menschlicher Normenproduktion liegt dabei in dauernden<br />

Vorwegentwürfen von Handlungen. Der Mensch steht latent im<br />

Spannungsgefälle zwischen seinen Entwürfen und seinen Taten. Jeder Entwurf,<br />

den er auf Zukunft hin entwickelt, wirkt sich auf sein Handeln normativ aus.<br />

Das Gewissen erscheint hierbei als "das Erlebnis der Diskrepanz zwischen<br />

Entwurf und Tat" 1 , bzw. als das Gefühl der Antinomie des individuellen<br />

Lebens und der imperativen und in diesem Fall selbstproduzierten Norm. 2 8.4.<br />

Auswertung Heinrich Roth verbindet in seinem Konzept die Erkenntnis<br />

menschlicher Lernbedürftigkeit und daraus erwachsender, in allen Bereichen<br />

der Entwicklung notwendiger Lernprozesse mit dem Bekenntnis zum Menschen<br />

als autonomer, sittlicher<br />

1) ders.: Zur pädagogischen Psychologie des Gewissens und der Gewissenserziehung. In:<br />

Jahrbuch für Psychologie und Psychotherapie. 4 (1956). Heft 3/4. S. 229-248. hier: S.233.<br />

19% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

die sich von selbst melden. 2. Beide kommen aus der Tiefe unserer Person, dem<br />

Es, aus dem Bereich der schwer-zugänglichen unterbewußten und unbewußten<br />

seelischen Vorgänge. Wir können sie nicht willkürlich wollen, sondern sie<br />

haben uns, überkommen uns, überwältigen uns. 3. Beide sind oft mit leiblichen<br />

Vorgängen verknüpft wie Herzklopfen, Erröten, Schweißausbruch,<br />

motorischer Unruhe und dergleichen. Der Unterschied liegt in der Bezogenheit<br />

beider. Die Gefühle sind<br />

Kruegers (15). Das Gewissen zeigt uns nicht die Erfüllung oder Nichterfüllung<br />

unserer subjektiven Triebbedürfnisse an, sondern unserer objektiven sittlichen<br />

Verpflichtungen an, d. h. die , Erfüllung oder Nichterfüllung solcher<br />

Forderungen und Ansprüche, wie sie im Gebot der Nächstenliebe, in der<br />

Forderung nach Gerechtigkeit, Ordnung, Freiheit und anderem an uns<br />

herantreten Gewissen wäre demnach sozusagen ein für das Anzeigen der<br />

Erfüllung oder Nichterfüllung geistiger<br />

Bedürfnisse und ihre Gleichgewichtsnormen, beziehbar sind. Wir suchen vor<br />

allem eine Wurzel für das Entstehen und die Entfaltung des Gewissens, die<br />

sowohl verständlich macht, wieso eine Übertragung des elterlichen Gewissens<br />

auf das Kind überhaupt möglich ist und wieso doch andererseits im Kind eine<br />

Tendenz erwacht, ein selbständiges Gewissen zu entwickeln, das sich auch<br />

gegen die "Autoritäten" zu entscheiden<br />

des Ichs umfassende Idealbild allerdings auf die Antizipation einzelner<br />

Handlungen zurückgeführt werden kann, wie dies Roth (1957, 241 f.) unter<br />

Berufung und Sganzini meint, und damit das Gewissen als das Erlebnis der<br />

Diskrepanz zwischen Entwurf und Tat bezeichnet werden kann, soll hier nicht<br />

weiter untersucht werden. Bezogen auf die bereits introzipierten heteronomen<br />

Normen sind alle Lösungsformen möglich. Dank positiver Erfahrungen und<br />

eigener<br />

hinter sich zurück ist. Er wäre das Wesen, das sich dauernd - auch vor sich<br />

selbst - verantworten muß. Und G ewissen wäre dann, wie Häberlin einmal<br />

formuliert, " das Gefühl der Antinomie des individuellen Lebens und - der<br />

imperativen Norm", in diesem Fall: der dauernd von uns selbst produzierten<br />

109 Roth, Heinrich: Zur pädagogischen Psychologie des G..., 1957, S. 2<br />

109 Roth, Heinrich: Zur pädagogischen Psychologie des G..., 1957, S. 241<br />

35 Hupperschwiller, Lutz: Gewissen und Gewissensbildung in ju..., 1970, S. 62<br />

109 Roth, Heinrich: Zur pädagogischen Psychologie des G..., 1957, S. 242<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 204<br />

2) ebd. S. 233.<br />

3) Roth verweist hierzu auf den Schweizer Pädagogen und Psychologen Carlo Sganzini:<br />

Ursprung und Wirklichkeit. Stuttgart 1951.<br />

1) Roth,Heinrich: Zum Problem der Gewissensbildung und Gewissenserziehung. S. 268.<br />

2) ebd. S. 269.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

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12.01.2014<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 204<br />

kopernikanische Wende" in der Pädagogik: das individuelle Du des Kindes ist<br />

nun Bezugspunkt aller pädagogischen Verantwortung. Unvollständig bleibt<br />

aber noch die Erklärung dieses Du. Nohl sucht es allein aus der eigenen<br />

schöpferischen Lebenswelt des Kindes zu verstehen und zu entwickeln, " nicht<br />

zugleich ... in seiner Auseinandersetzung mit dem 'Andern' der<br />

Erwachsenenwelt" 1 . Diese häufig vernachlässigte Einbeziehung der objektiven<br />

Welt in die Entwicklung des individuellen Du, die vor allem in der<br />

Reformpädagogik herausgestellte Antinomie zwischen subjektiven<br />

Bedürfnissen und objektiven Anforderungen versucht Derbolav zu überwinden,<br />

indem er den Bildungsprozeß<br />

1) Derbolav,Josef: Problem und Aufgabe einer pädagogischen Anthropologie. In: ders.:<br />

Systematische Perspektiven der Pädagogik. Heidelberg 1971. S. 22-51. hier: S. 22.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

pädagogischen Verantwortung aufgewiesen und damit eine entscheidende<br />

Voraussetzung des pädagogischen Denkens freigelegt. Er sucht dieses Du des<br />

Kindes aber noch aus dessen eigener schöpferischer Lebenswelt zu verstehen<br />

und zu entwickeln, nicht zugleich und auf dieses "zugleich" kommt alles an,<br />

ein " nebeneinander" bleibt hier notgedrungen ein "gegeneinander" - in seiner<br />

Auseinandersetzung mit dem "Andern" der Erwachsenenwelt zu "begreifen".<br />

Flitner bemüht sich daher, den Sinn der pädagogischen Verantwortung<br />

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12.01.2014<br />

228<br />

118 Derbolav, Josef: Systematische Perspektiv der Pädagogik, 1971, S. 27<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 204<br />

individuellen Du, die vor allem in der Reformpädagogik herausgestellte<br />

Antinomie zwischen subjektiven Bedürfnissen und objektiven Anforderungen<br />

versucht Derbolav zu überwinden, indem er den Bildungsprozeß als dialektisch<br />

strukturiert beschreibt. Darin wird das "Andere" als die Gesamtheit der Naturund<br />

Geisteswelt, in die das Kind hineingeboren wird und hineinlebt zur<br />

dialektischen Voraussetzung des Selbst, zum Horizont des "objektiven Geistes"<br />

erklärt. Das Kind muß diesen "objektiven Geist" in seiner natürlichen und<br />

geschichtlichen Erscheinungsform sachlich verstehen, ihn sinnhaft begreifen<br />

lernen und<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

beschreibt die dialektische Struktur der Bildungsbewegung mit der<br />

philosophischen Formel Hegels vom "Im-Andern-zu-sich-sel-ber-Kommen". 2<br />

Das "Andere" bezeichnet dabei das Insgesamt der Natur- und Geisteswelt, in<br />

die das menschliche Individuum hineingeboren wird, die ihm deshalb sowohl<br />

vor- als auch aufgegeben ist. Damit ist die völlige Inhaltsleere des<br />

Bildungsbegriffs der geisteswissenschaftlichen Pädagogik aber bereits<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 204<br />

des Selbst, zum Horizont des "objektiven Geistes" erklärt. Das Kind muß<br />

diesen "objektiven Geist" in seiner natürlichen und geschichtlichen<br />

Erscheinungsform sachlich verstehen, ihn sinnhaft begreifen lernen und sich in<br />

ihm zur verantwortlich handelnden Individualität emporarbeiten. Bildung stellt<br />

sich demnach dar als " die Vermittlung des 'Selbst' im oder über das 'Andere',<br />

wobei das Selbst dem Erzieher als das je bestimmte Du und Individuum, das<br />

Andere als die je bestimmten Objektivationen, Wissens- und Kulturbereiche<br />

gegeben bzw. aufgegeben sind" 2 . Derbolav faßt die Struktur der<br />

Bildungsbewegung kurz in die Hegelsche Formel: "Im-Andern-zu-sich-selberkommen".<br />

3<br />

Ihre Vollendung findet die Vermittlungsbewegung in der<br />

Erschließung der im Sachwissen untergegangenen Sinn- und Sollensgehalte,<br />

die wiederum als situationsspezifische Beweggründe des Handelns dem<br />

Individuum zur Bewährung aufgegeben sind. Entscheidend ist nicht mehr der<br />

wissende, sondern der handelnde Mensch, " genauer: das Gewissen selbst ist<br />

das Bezugssystem dieses Bildungsmodells" 4<br />

Im Vordergrund pädagogischer<br />

Verantwortung steht nicht mehr die Verteidigung des Kindesrechtes gegenüber<br />

Kulturansprüchen. Vielmehr erwächst aus der Erkenntnis, daß sich das<br />

individuelle Du des Kindes nur in der Auseinandersetzung mit den Gehalten,<br />

Forderungen und Ansprüchen der Kultur- und Normenwelt entwickeln kann<br />

die Notwendigkeit, das Kind über den Sachverstand zum Sinnbegreifen zu<br />

führen. 1<br />

In dem Maße, in dem der Heranwachsende sich den Ansprüchen der<br />

geistigen Welt erschließt und ihnen zu entsprechen lernt, "<br />

9% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

das vorgegebene "Andere" mit seiner Inhaltlichkeit ist ja "ebenso<br />

unvertauschbar ein bestimmtes Allgemeines, wie das individuelle, in der<br />

Erziehung angesprochene 'Du' ein bestimmtes Du ist." 3<br />

Bildung stellt sich<br />

demnach dar als " die Vermittlung des 'Selbst' im oder über das 'Andere', wobei<br />

das Selbst dem Erzieher als das je bestimmte Du und Individuum, das andere<br />

als die je bestimmten geistigen Objektivationen, Wissens- und Kulturbereiche<br />

gegeben beziehungsweise aufgegeben sind". 4<br />

Derbolav veranschaulicht dieses<br />

dialektische Bildungsmodell am Beispiel des Spracherwerbs. Die Sprache ist<br />

jedem Menschen vorgegeben, und<br />

Selbst" im oder über das "Andere", wobei das Selbst dem Erzieher als das je<br />

bestimmte Du und Individuum! das Andere als die je bestimmten geistigen<br />

Objektivationen, Wissens- und Kulturbereiche gegeben bzw. aufgegeben sind.<br />

Schön demonstrieren läßt sich dieses dialektische Verhältnis am<br />

Primärstadium aller Bildung, das zugleich exemplarisch für alle weiteren<br />

Bildungsstufen und -Vorgänge eintreten kann; am unmittelbaren Erwerb<br />

und je zur Bewährung aufgegeben sind. So verstanden umschreiben sie<br />

gewissermaßen den vermittelten Inhalt ihrer Verantwortung. - Entscheidend<br />

dabei ist: nicht mehr der wissende oder erlebniserweckte, sondern der<br />

handelnde Mensch, genauer: das Gewissen 13 selber ist das Bezugsystem<br />

dieses Bildungsmodells: wie sehr es jedes bloß funktionelle<br />

Bildungsverständnis hinter sich läßt, zeigt sich vor allem darin, daß ihm die<br />

alte<br />

Du sich gar nicht anders in seinen je persönlichen Möglichkeiten verwirklichen,<br />

gar nicht anders es selber werden kann als in der ebenso geführten wie<br />

eigenständigen Auseinandersetzung mit den Gehalten, Forderungen und<br />

Ansprüchen eben jener Kultur- und Normenwelt. Dem "pädagogischen Wohl"<br />

des Kindes (seiner zu verwirklichenden "Bestimmung" also) ist somit am<br />

besten gedient, ja kann überhaupt nicht anders<br />

Wissen um sie zum Vernehmen ihrer distinkten Ansprüche emporarbeitet. In<br />

119 Merkert, Rainald: Didaktik und Fachdidaktik Religion, 1979, S. 67<br />

118 Derbolav, Josef: Systematische Perspektiv der Pädagogik, 1971, S. 33<br />

118 Derbolav, Josef: Systematische Perspektiv der Pädagogik, 1971, S. 29<br />

118 Derbolav, Josef: Systematische Perspektiv der Pädagogik, 1971, S. 30<br />

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12.01.2014<br />

230<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 205<br />

tritt er seiner Welt vernünftig und verantwortlich gegenüber, setzt sich von ihr<br />

frei und verbindet sich ihr zugleich, gewinnt er sein persönliches Selbst und<br />

konstituiert sich als Individualität" 2 . 9.3. Wissen und Gewissen Im Rahmen<br />

seiner wissenschaftstheoretischen Grundlegung der Didaktik versucht Derbolav<br />

die Personalisation des Heranwachsenden in einem Reflexionsstufenmodell zu<br />

verdeutlichen: Danach kommt der Zögling zu sich selbst und damit nach<br />

Derbolav zu einem individuell<br />

2) ebd. S. 33.<br />

3) Derbolav,Josef: Versuch einer wissenschaftstheoretischen Grundlegung der Didaktik. In: ders.:<br />

Systematische Perspektiven der Pädagogik. Heidelberg 1971. S. 66-93. hier: S. 71.<br />

4) Derbolav,Josef: Problem und Aufgabe einer pädagogischen Anthropologie. S. 29.<br />

1) ebd. S. 30.<br />

2) Derbolav, Josef: Versuch einer wissenschaftstheoretischen Grundlegung der Didaktik. S. 71.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

der Art und dem Maße, wie er sich diesen Ansprüchen erschließt und ihnen<br />

entsprechen lernt, tritt er seiner Welt vernünftig und verantwortlich gegenüber,<br />

setzt er sich von ihr frei und verbindet sich ihr zugleich, gewinnt er sein<br />

persönliches Selbst und konstituiert sich als Individualität. Für unseren<br />

thematischen Zusammenhang muß hier festgehalten werden: in jenem<br />

Auseinandersetzungsprozeß, den wir als Bildung charakterisiert haben, geht die<br />

Erfahrung der Welt als Feld<br />

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118 Derbolav, Josef: Systematische Perspektiv der Pädagogik, 1971, S. 71<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 205<br />

nach Derbolav zu einem individuell strukturierten Gewissen im Vollzug dreier<br />

aufeinanderfolgender Stufen geistiger Aktivität: Auf der ersten Stufe ist die<br />

Beziehung zwischen Kind und Welt geprägt durch den unmittelbar-praktischen<br />

Umgang des Kindes mit den herrschenden Ordnungen von Sprache, Kultur,<br />

Sitte, Religion u.a.. In diesem Stadium noch unkritischen Vertrauens zu Eltern<br />

und Erziehern ist das Kind mit den es umgebenden Ordnungen gleichsam<br />

verflochten. Mit dem Was der Dinge erfährt es zugleich ihr Wozu und Wofür<br />

. Erziehung und Bildung<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

das heißt zu einem individuell strukturierten Gewissen. Auf der ersten Stufe der<br />

"Umgangserfahrung" ist der Heranwachsende unmittelbar-praktisch auf seine<br />

Welt und die in ihr herrschenden Ordnungen von Sprache, Kultur, Sitte,<br />

Religion bezogen, ist mit ihr verflochten und in sie "gleichsam hineingebunden"<br />

. Mit dem Was der Dinge erfährt er zugleich ihr Wozu und Wofür, Wissen und<br />

Gewissen<br />

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232<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 205<br />

Eltern und Erziehern ist das Kind mit den es umgebenden Ordnungen<br />

gleichsam verflochten. Mit dem Was der Dinge erfährt es zugleich ihr Wozu<br />

und Wofür. Erziehung und Bildung sind Momente der einen und "heilen"<br />

Bildungswirklichkeit. Wissen und Gewissen bilden noch eine ungeschiedene<br />

Einheit, insofern das Wissendwerden unmittelbar der Gewissenserschließung<br />

zugute kommt. 3<br />

Mit dem Erwachen des Verstandes zerbricht in der zweiten<br />

Stufe die Einheit von Wissen und Gewissen Erkennen und Handeln fallen<br />

auseinander, die Wirklichkeit wird zu erforschendes Objekt. Anstelle von "<br />

Wahrheit" tritt die Richtigkeit des Wissens. Der Anspruch der Wirklichkeit ist<br />

reduziert auf die empirische Erkenntnis. Geistige Auseinandersetzung richtet<br />

sich allein auf den Gewinn objektiver Erkenntnis. Im Vordergrund steht<br />

3) ebd. S. 69.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Kultur, Sitte, Religion bezogen, ist mit ihr verflochten und in sie "gleichsam<br />

hineingebunden". Mit dem Was der Dinge erfährt er zugleich ihr Wozu und<br />

Wofür, Wissen und Gewissen bilden noch eine ungeschiedene Einheit. Auf<br />

dieser Stufe bewegt sich der Mensch, solange er noch im unkritischen<br />

Vertrauen zu Eltern und Erziehern lebt, also noch nicht zu kritischem Denken<br />

erwacht<br />

Einheit von Wissen und Gewissen, und zwar zerbricht sie notwendigerweise.<br />

Der kritische Verstand erwacht und tritt in Distanz zur Welt, macht sie zu<br />

seinem Objekt. Erkennen und Handeln fallen auseinander, die Wirklichkeit,<br />

auch jene von Sitte und Religion, wird Gegenstand der Erforschung und damit<br />

der positiven Wissenschaft. Die "Wahrheit" wird durch die Richtigkeit des<br />

Wissens ersetzt, der "<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 206<br />

steht der Sachverstand, nach dem Wozu erworbenen Wissens wird nicht<br />

gefragt. 1<br />

Indem eine solch theoretische Haltung Einzug in die Schule hält,<br />

fallen Wissendwerden und Gewissenserschließung nicht nur auseinander,<br />

sondern treten bald in antinomischer Entgegensetzung auf, " die Erziehung lebt<br />

aus der persönlichen Zuwendung zum Kinde und seinem Gewissen, der<br />

Unterricht von der Hinwendung zur Sache und ihrer Erkenntnis, in deren<br />

Auftrag der Erzieher nunmehr zum Lehrer wird." 2<br />

Im dritten Reflexionsschritt<br />

muß die ursprüngliche Einheit von Sachbezug und pädagogischem Bezug, von<br />

Wissensvermittlung und Gewissenserschließung wiederhergestellt werden. Es<br />

gilt zu erkennen, daß die Umsetzung erworbenen Wissens nicht willkürlich<br />

erfolgen darf, sondern verantwortet werden muß, d.h.<br />

1) "Die Sollensbestimmungen, die ursprünglich zugleich mit den Gegebenheiten der<br />

Wirklichkeit erfahren und befolgt werden, kommen dem Sachverstand nicht mehr in den<br />

Blick" (Merkert, Rainald/Simon,Werner: Didaktik und Fachdidaktik Religion. S. 72.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

wurden, kommen dem Sachverstand nicht mehr in den Blick. Der Einzug<br />

dieser theoretischen Haltung in die Schule bedeutet, daß auch hier<br />

Wissendwerden und Gewissenserschließung auseinanderfallen: " Die<br />

Erziehung lebt aus der persönlichen Zuwendung zum Kinde und seinem<br />

Gewissen, der Unterricht von der Hinwendung zur Sache und ihrer Erkenntnis,<br />

in deren Auftrag der Erzieher nunmehr zum Lehrer wird." 15<br />

Da das Wissen nun<br />

aber einen nur instrumenteilen Charakter hat, also zu diesem oder jenem Zweck<br />

beliebig einsetzbar ist, das Gesetz seiner sittlichen Anwendung nicht<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

234<br />

2) Derbolav,Josef: a.a.O. S. 69. Bei zunehmender Komplizierung der Gesellschaft und<br />

Verwissenschaftlichung unseres Welt- und Lebensverhältnisses verstärkt sich der Aspekt von<br />

Wissen und Erkennen und besteht die Gefahr seiner Verselbständigung aus dem<br />

erzieherischen Bereich.<br />

119 Merkert, Rainald: Didaktik und Fachdidaktik Religion, 1979, S. 71<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 206<br />

Gewissen Sinn- und Sollensgehalte erschlossen werden, stellt sich die Frage<br />

nach Herkunft und Begründung solcher normativer Strukturen. Derbolav<br />

verweist hierzu auf die sogenannten Bildungskategorien als den in<br />

Wissenschaften und einzelnen Sachverhalten vorausgesetzten<br />

bereichsspezifischen Normstrukturen bzw. Sollensgehalten, die sich das Selbst<br />

im Bildungsgespräch erarbeitet. 3<br />

Das Gewissen ist danach der Resonanzboden<br />

für die Ansprüche dessen, was dem einzelnen in den verschiedenen<br />

Erfahrungsfeldern des Welthabens begegnet und zur Auseinandersetzung und<br />

Aufarbeitung zwingt. Ein gebildetes Gewissen meint die Aufgeschlossenheit<br />

für diese Ansprüche. Das Prinzip, in dem solche Erfahrungen organisiert sind,<br />

ist die Bildungskategorie. Dies bedeutet am Beispiel der Gerechtigkeit Sie ist<br />

weder eine objektive Qualität des positiven Rechts noch Anlage menschlichen<br />

Charakters, aber Bedingung für beides: für gerechtes Recht und gerechte<br />

Gesinnung, d.h. Gerechtigkeit ist die organisierende Kategorie aller<br />

Rechtserfahrung, Rechtserziehung und politischen Bildung. Sie ist das<br />

erkenntnisleitende Interesse, das nicht von Willkür geprägt ist, sondern als<br />

Anspruch im Sachbereich "Recht" erfahrbar ist. Derbolav hat in zweifacher<br />

Weise versucht, das Phänomen "Bildungskategorie" zu erklären: "<br />

21% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

wie aus dem rechten Wissen das rechte Gewissen erwächst es ist die Frage nach<br />

den "Bildungskategorien" als den "in den Sachgehalten vorausgesetzten<br />

bereichsspezifischen Normstrukturen oder Sollensgehalten, die sich das Selbst<br />

im Bildungsgespräch erarbeitet und in denen es sich zugleich in Gestalt eines<br />

bestimmten Verantwortungshorizontes individuell strukturiert"19. Etwas<br />

anderes akzentuierend wirken Begriffe wie "Mündigkeit" und "Reife", wobei<br />

dieser nicht<br />

als die Akkumulation jener sittlich-humanen Grundattitüden, die den<br />

Weltbezug des reifen Menschen konstituieren. Im Bereich der Didaktik aber ist<br />

Gewissen gewiß nichts anderes als der Resonanzboden für die Ansprüche<br />

dessen, was uns in den verschiedenen Erfahrungsfeldern unseres Wclthabens<br />

begegnet und zur Auseinandersetzung und Aufarbeitung zwingt. Das können<br />

Erfahrungen religiöser, ästhetischer, aber aud, moralischer und politischer<br />

Natur<br />

modifiziert. Gewissen - oder wie immer es umschrieben wird - ist "nichts<br />

anderes als der Resonanzboden für die Ansprüche dessen, was uns in den<br />

verschiedenen Erfahrungsfeldern unseres Welthabens begegnet und zur<br />

Auseinandersetzung und Aufarbeitung zwingt. Das können Erfahrungen<br />

religiöser, ästhetischer, aber auch moralischer und politischer Natur sein ... Ein<br />

gebildetes Gewissen heißt für mich soviel wie 'Erschlos-senheit für den Sinn<br />

gleichfalls der zwischenmenschlichen Kommunikation entnommen, nämlich<br />

der Sphäre des Rechts und des rechtlichen Handelns, das seine Begründung in<br />

der Kategorie der Gerechtigkeit erhält. Diese Kategorie ist weder eine<br />

objektive Qualität des positiven Rechts noch eine Anlage des menschlichen<br />

Charakters, und doch die Bedingung der Möglichkeit für beides: für ein<br />

gerechtes Recht und für eine gerechte Gesinnung. So verstanden ist<br />

menschlichen Charakters, und doch ist sie die Bedingung der Möglichkeit für<br />

beides: für ein gerechtes Recht und für eine gerechte Gesinnung. "So<br />

verstanden ist sie die organisierende Kategorie aller Rechtserfahrung,<br />

Rechtserziehung und politischer Bildung ... In ähnlicher Weise ließen sich die<br />

didaktischen Bezüge zu anderen Welt- und Erfahrungsbereichen<br />

28 Wehle, Gerhard: Person und Erziehung. Zur Stellung ..., 1966, S. 73<br />

118 Derbolav, Josef: Systematische Perspektiv der Pädagogik, 1971, S. 112<br />

119 Merkert, Rainald: Didaktik und Fachdidaktik Religion, 1979, S. 75<br />

118 Derbolav, Josef: Systematische Perspektiv der Pädagogik, 1971, S. 113<br />

119 Merkert, Rainald: Didaktik und Fachdidaktik Religion, 1979, S. 76<br />

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235<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 207<br />

Wenn ich früher die Bildungskategorien auf die normativen Voraussetzungen<br />

der Wissenschaftsaspekte bezogen habe - was dann dazu geführt hat, daß<br />

solche Voraussetzungen bei den Erkenntniswissenschaften überhaupt bestritten<br />

wurden -, so würde ich heute im Habermaschen Sprachgebrauch lieber von<br />

erkenntnisleitenden Interessen reden, die freilich nicht der Willkür des<br />

Erkenntniszugriffs entspringen, sondern von den spezifischen<br />

Erfahrungsansprüchen der Einzelaspekte her provoziert werden." 1<br />

Damit<br />

verlagert er jedoch nur das Problem von der Frage, was die normativen<br />

Voraussetzungen der Wissenschaftsaspekte seien hin zu dem nicht weniger<br />

schwierigen Problem, die erkenntnisleitenden Interessen, die als Ansprüche aus<br />

den jeweiligen Sachbereichen erfahrbar<br />

3) Merkert,Rainald/Simon,Werner: a.a.O. S.75.<br />

1) Derbolav,Josef: Systematische Perspektiven der Pädagogik. Heidelberg 1971. S. 113f.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

bildungskategorial interpretieren." In einer Hinsicht allerdings hat Derbolav<br />

seine Position modifiziert: " Wenn ich früher die Bildungskategorien auf die<br />

normativen Voraussetzungen der Wissenschaftsaspekte bezogen habe - was<br />

dann dazu geführt hat, daß solche Voraussetzungen bei den<br />

Erkenntniswissenschaften überhaupt bestritten wurden -, so würde ich heute im<br />

Habermasschen Sprachgebrauch lieber von erkenntnisleitenden Interessen<br />

reden, die freilich nicht der Willkür des Erkenntniszugriffs entspringen,<br />

sondern von den spezifischen Erfahrungsansprüchen der Einzelaspekte her<br />

provoziert werden." 25 2. Der Ertrag des Entwurfs Es liegt auf der Hand, daß<br />

dieser bildungstheoretische Entwurf nicht auf pädagogische<br />

Augenblicksinteressen hin konzipiert ist. Sosehr er auch für diese<br />

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12.01.2014<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 208<br />

ehemaligen Assistenten Franz Fischer, der sich um die Erarbeitung der<br />

Bildungskategorien bemüht hat, läßt vermuten, was damit -auf sehr abstrakter<br />

Ebene- gemeint sein könnte: Er geht davon aus, daß die Einzelwissenschaften<br />

Erkenntnisse verschiedener Wirklichkeitsbereiche vermitteln, " die für sich<br />

genommen noch keinen Bildungssinn erfüllen und die daher den Menschen in<br />

dem, was er tut und wird, nicht unmittelbar bestimmen können." 1<br />

Die in den<br />

Einzelwissenschaften wiedergegebenen Seinsverhalte sind keine<br />

Sollensverhalte, insofern sie nie die konkrete Situationen der sich der einzelne<br />

befindet, ganz fassen können, " sondern sie zwar stets 'meinen', sobald sie aber '<br />

sagen', sie stets nur in ihren Beziehungen zu anderen 'Situationsgegebenheiten'<br />

erkennbar machen können." 2<br />

So versucht Fischer nachzuweisen, daß der<br />

Bildungssinn einerseits in jeder Sinnvermittlung impliziert ist und "<br />

andererseits sich selbst erst aus deren Grenze als Sinn des Sinnes erschließt." 3<br />

Die Kategorien des Bildungssinnes wertet er als die Bedingungen der<br />

Möglichkeit der Bildung des Menschen zum Menschen, insofern sie ihm<br />

ermöglichen, "<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Wolfdietrich Schmied-Kowarzik XIII I HALBJAHRESBERICHTE AN DIE<br />

DEUTSCHE FORSCHUNGSGEMEINSCHAFT 1. Exposition zur Darstellung<br />

der Kategorien des Bildungssinnes im System der Wissenschaften Die<br />

Einzelwissenschaften vermitteln Erkenntnisse verschiedener<br />

Wirklichkeitsbereiche, die für sich genommen noch keinen Bildungssinn<br />

erfüllen und die daher den Menschen in dem, was er tut und wird, nicht<br />

unmittelbar bestimmen können. Das erklärt sich daraus, daß sich diese<br />

Erkenntnisse -von den analytischen Systemen bis zu denen der Theologie -<br />

durchwegs in Prädikationen formulieren, die das, was sie<br />

von jener ihrer irreduziblen Aussagen - zeigen, daß sie nie die konkrete<br />

Situation, in der sich der Einzelne findet, in ihrem ganzen Sinn zu erschließen<br />

vermögen, sondern sie zwar stets "meinen", sobald sie sie aber "sagen", sie<br />

stets nur aus ihren Beziehungen zu anderen "Situationsgegebenheiten"<br />

erkennbar machen können. Hieraus erklärt sich uns auch näher, inwiefern<br />

dieser kognitive Sinn es eigentlich nicht mit der Wirklichkeit in ihrer letzten<br />

Bedeutung zu tun hat, weshalb auch<br />

in unserem Beitrag zur Grundlegung der Erziehungstheorie geht, ist,<br />

nachzuweisen, daß der Bildungssinn - hier als motivbildender oder positiver<br />

Sinn entwickelt - einerseits bereits in aller prädikativen Sinnvermittlung<br />

impliziert ist und andererseits sich selbst erst aus deren Grenze als der Sinn<br />

ihres Sinnes erschließt. In dieser eigentümlichen Bezogenheit ermöglicht er dem<br />

Menschen, der als Reflektierender je in der Unmittelbarkeit des<br />

Daseinsvollzuges gebrochen ist, durch<br />

Sagen aufgehoben werden könnte, hat Fischer an sechs Bestimmungsmomenten<br />

philosophischer Wissenschaftstheorie aufgezeigt, die zugleich die<br />

grundlegenden Büdungskategorien sind, da sie die Bedingung der Möglichkeit<br />

der Bildung des Menschen zum Menschen entwickeln - insofern fällt hier für<br />

Fischer Philosophie und Bildungstheorie (Pädagogik) zusammen. ( 17 ) 1. Die "<br />

unvermittelte Wirklichkeit", die aller Vermittlung als sie ermöglichender Sinn<br />

vorausgesetzt ist. "Sie ist<br />

120 Fischer, Franz: Darstellung der Bildungskategorien ..., 1975, S. 3<br />

120 Fischer, Franz: Darstellung der Bildungskategorien ..., 1975, S. 177<br />

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5% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 208<br />

sich zu sich selbst, gemäß dem Sinn des Sinnes aller 'seiner' Seinsverhalte, zu<br />

bestimmen und darin handelnd 'er selbst' zu werden." 4<br />

Da sie Kategorien des<br />

Gewissens sind, haben sie nicht nur Reflexionsgehalt, sondern sind<br />

motivationsbestimmend. Fischer nennt nun sechs Bestimmungsmomente<br />

philosophischer Wissenschaftstheorie, die zugleich die grundlegenden<br />

Bildungskategorien sind: 5 1 . Die "unvermittelte Wirklichkeit", die als<br />

ermöglichender Sinn aller<br />

1) Fischer,Franz: Darstellung der Bildungskategorien im System der Wissenschaften. (Aus dem<br />

Nachlaß herausgegeben von Benner,Dietrich und Schmied-Kowarzik,Wolfdietrich.)<br />

Ratingen/Kastellaun 1975. S. 1.<br />

2) ebd. S. 1<br />

3) ebd. S. 4.<br />

4) ebd. S. 4.<br />

5) vgl. zum folgenden: ebd. S. 80-85.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

der Einzelpersönlichkeit begreift. Die Kategorien des Bildungssinnes sind<br />

somit insofern Bedingungen der Möglichkeit des Menschen als Menschen, als<br />

sie es sind, die es ihm ermöglichen, sich zu sich selbst, gemäß dem Sinn des<br />

Sinnes aller "seiner" Seinsverhalte, zu bestimmen und darin handelnd "er selbst"<br />

zu werden. Sofern diese Kategorien Kategorien des Gewissens sind, sind sie<br />

nun nicht bloß Reflexionsgehalte, sondern Motivationsbestimmungen und<br />

darin in unmittelbarer Sinngebung wirklich. Die Erziehungsreflexion aber hat<br />

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12.01.2014<br />

238<br />

1) ebd. S. 81.<br />

120 Fischer, Franz: Darstellung der Bildungskategorien ..., 1975, S. 3<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 209<br />

Kategorien des Gewissens sind, haben sie nicht nur Reflexionsgehalt, sondern<br />

sind motivationsbestimmend. Fischer nennt nun sechs Bestimmungsmomente<br />

philosophischer Wissenschaftstheorie, die zugleich die grundlegenden<br />

Bildungskategorien sind: 5 1 . Die "unvermittelte Wirklichkeit", die als<br />

ermöglichender Sinn aller Vermittlung vorausgestezt ist. " Sie ist als solche<br />

gemeint aber nicht gesagt und geht als Sinn von Sinn jeder Aussage oder<br />

Denkbewegung vorher." 1 2 . Das "Unmittelbar-Allgemeine" als Modus der "<br />

primären Aussagen der Gewißheit des Gegebenen". Gemeint sind solche<br />

Aussagen, die das Wirkliche unmittelbar meinen, aber nur allgemein als "Dies",<br />

"Hier" und "Jetzt" bezeichnen. Es bedarf der Vermittlungsbewegung des<br />

Denkens, um sie konkret zu begreifen. 3 . Das "Prädikativ-Allgemeine"<br />

wissenschaftlicher Aussagesysteme durch Auslegung der unmittelbarallgemeinen<br />

Aussagen des Gemeinten, wodurch das Wissen konstituiert wird.<br />

Das Unmittelbar-Gemeinte der primären Aussagen soll darin erklärt werden,<br />

indem die "Gegebenheiten nach dem in ihrem unmittelbarallgemeinenPrädikaten<br />

unvermittelt gebliebenen Gemeinten befragt und in<br />

ihrem Beziehungszusammenhang zu ihm bestimmt" 2 werden. Solche<br />

Aussagen ergeben noch keinen Bildungssinn. 4. Das "Positiv-Allgemeine", das<br />

dem Selbst den nicht sagbaren Sinn der Wirklichkeit als allgemeinen Anspruch<br />

und Beweggrund für sein Handeln erschließt. Dieser Anspruch der<br />

Wirklichkeit geht<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Menschen zum Menschen entwickeln - insofern fällt hier für Fischer<br />

Philosophie und Bildungstheorie (Pädagogik) zusammen. ( 17 ) 1. Die "<br />

unvermittelte Wirklichkeit", die aller Vermittlung als sie ermöglichender Sinn<br />

vorausgesetzt ist. " Sie ist als solche gemeint, aber nicht gesagt und geht als<br />

Sinn von ,Sinn' jeder Aussage oder Denkbewegung vorher". Als diese absolute<br />

Voraussetzung kann sie allerdings erst am Ende der sich selbst negativ<br />

begrenzenden Vermittlungsbewegung des "Sinnes von Sinn" erfaßt werden. 2.<br />

Das "Unmittelbar-Allgemeine" als Modus der " primären Aussagen der<br />

Gewißheit des Gegebenen", welches das Wirkliche unmittelbar meint, aber nur<br />

allgemein als "Dies", "Hier", "Jetzt" bezeichnet. Hegel hat in der "<br />

Phänomenologie des Geistes" mit Recht hervorgehoben, daß das.<br />

Allgemeinheit ermöglicht jedoch wissenschaftliche Ableitung. Die primären<br />

Aussagen sagen noch nicht, was sie meinen, für sich festgehalten haben sie<br />

tautologischen Charakter. 3. Das Prädikativ-Allgemeine Die Auslegung der<br />

unmittelbar-allgemeinen Aussagen des Gemeinten geschieht in einer dritten<br />

Stufe, die das Wissen konstituiert. Sie stellt die Beziehungen unter den<br />

Gegebenheiten nach dem jeweiligen Modus ihrer unmittelbaren Allgemeinheit,<br />

wie er<br />

könnte, sondern dadurch, daß es nun diese Gegebenheiten nach dem in ihren<br />

unmittelbar-allgemeinen * Siehe zu diesem Abschnitt ergänzend II, 2: "Zum<br />

horizontalen Schema der Bildungskategorie" Prädikaten unvermittelt<br />

gebliebenen Gemeinten befragt und in ihrem Beziehungszusammenhang zu ihm<br />

bestimmt. Von diesem her sind Vorhersagen auf diese Gegebenheiten (sofern<br />

sie sind, waren oder sein soll"- möglich. Diese hypothetische Struktur gilt für<br />

alle Wissenschaften, gleich sie<br />

werden. 4. Das "Positiv-Allgemeine", welches an den von den einzelnen<br />

Wissenschaften vorausgesetzten "Grundbegriffen", den von ihnen gemeinten,<br />

ab" nicht sagbaren Sinn der Wirklichkeit dem Selbst als allgemeinen Anspruch<br />

und Beweggrund für sein Handeln erschließt. Der in den wissenschaftlichen<br />

Aussagesystemen gemeinte Sinn ist die Erkenntnis der Wirklichkeit, ohne sie<br />

doch als solche sagen zu können; wo sich nun die Reflexion<br />

120 Fischer, Franz: Darstellung der Bildungskategorien ..., 1975, S. 177<br />

120 Fischer, Franz: Darstellung der Bildungskategorien ..., 1975, S. 80<br />

120 Fischer, Franz: Darstellung der Bildungskategorien ..., 1975, S. 178<br />

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12% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 209<br />

über das Gegebene und sein Wissen hinaus. So wird nicht die Wirklichkeit als<br />

solche vermittelt, sondern " das Gewissen ihrer Unvermitteltheit, das einerseits<br />

die Manipulation und die Reduzierung des prädikativen Horizontes verbietet<br />

und andererseits sich in positiven Beweggründen ihm gegenüber ausspricht." 3<br />

Aus den Modi der Gewissheit und des Wissens geht damit der Modus des<br />

Gewissens hervor. Das Positiv-Allgemeine erschließt den Bildungssinn der<br />

Wirklichkeit, " nämlich das Verhältnis des Selbst zum Anspruch des<br />

Wirklichen" und damit die Beweggründe des Gewissens. 5. Das "Unmittelbar-<br />

Konkrete" des Handelns, das den allgemeinen Anspruch in konkreten Mitteln<br />

einer Situation sagbar werden läßt. Im Schritt vom "Positiv-Allgemeinen" zum<br />

"Unmittelbar-Konkreten" kommt zu der Erschließung der Beweggründe des<br />

Handelns die der Motive. Darin vollzieht sich " die methodische Frage der<br />

Bildungsvermittlung", die sich auf das handelnde Antwortenkönnen des Selbst<br />

gegenüber dem Anspruch der Wirklichkeit in der konkreten Situation richtet. 6.<br />

Das "Positiv-Konkrete" des erzieherischen Handelns, in dem " der in dieser<br />

ganzen bildungstheoretischen Aufdeckung von Bildungskategorien gemeinte<br />

Sinn" thematisiert wird. 1<br />

Erst dann, wenn der Erzieher den Sinn dieser<br />

Strukturmomente " als Anspruch aus dem 'Sinn aus sich selber' erfährt, vermag<br />

er selber sie 'positiv-konkret' zu erfüllen, d.h. kann er ihren positiv-allgemeinen<br />

Sinn in konkreten Situationen 'bezeugen und zugleich dem Schüler den<br />

Glauben zuwenden, daß auch er in die Bewährung des Anspruchs berufen sei'." 2<br />

Die genannten Bildungskategorien will Fischer nicht als aufeinander folgende<br />

Stufen des Bildungsprozesses verstanden wissen, sondern als das Gefüge von<br />

Voraussetzungen,<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

der Gegebenheit der Wissenschaft als den Anspruch der Wirklichkeit in sie<br />

hinein eröffnet. a. Der Anspruch der Wirklichkeit als Aufgegebenheit Dieser<br />

Anspruch der Wirklichkeit geht also über das Gegebene und sein Wissen<br />

hinaus. Er vermittelt die Wirklichkeit noch nicht als solche, sondern nur das<br />

Gewissen ihrer Unvermitteltheit, das einerseits die Manipulation und die<br />

Reduzierung des prädikativen Horizontes verbietet und andererseits sich in<br />

positiven Beweggründen ihm gegenüber ausspricht. Damit geht aus den Modi<br />

der Gewissheit und des Wissens der Modus des Gewissens hervor. Da die<br />

Grundbegriffe qualitativ auf die Wirklichkeit verweisen, sind auch die<br />

Beweggründe inhaltlicher Struktur. Das Positiv-Allgemeine erschliesst den<br />

Bildungssinn der Wirklichkeit, nämlich das Verhältnis des Selbst zum<br />

Anspruch des Wirklichen ( Selbstverhältnis). Dieser Anspruch ist immer<br />

Aufgegebenheit des Gegebenen, zwar positiv und inhaltlich zugleich, aber -als<br />

Sinn des Sinnes der Grundbegriffe - allgemein. Hier bestimmt sich das<br />

noch nicht die Motive, die diese Beweggründe für konkrete Situationen meinen,<br />

und durch deren Vollbringen dann sich die Bewegung der Vermittlung der<br />

Unmittelbarkeit erst schließt". Im Schritt vom "Positiv-Allgemeinen" zum "<br />

Unmittelbar-Konkreten" vollzieht sich die methodische Frage der<br />

Bildungsvermittlung, sie richtet sich auf das handelnde "Antwortenkönnen" des<br />

Selbst gegenüber dem Anspruch der Wirklichkeit in der konkreten Situation.<br />

Obwohl im "Unmittelbar-Konkreten" die Bedingungen der Möglichkeit der<br />

Bildungsvermittlung bereits aufgezeigt sind, muß noch der in dieser ganzen<br />

bildungstheoretischen Aufdeckung von Bildungskategorien gemeinte Sinn im "<br />

Positiv-Konkreten" (6.) des erzieherischen Handelns thematisiert werden. Die<br />

Bildungstheorie hat in den Bildungskategorien nicht die konkrete Bewegung<br />

des Selbst zum "Unmittelbar-Konkreten" seines Vollbringens verfügbar,<br />

sondern erst dort, wo der Erzieher den Sinn dieser Strukturmomente als<br />

Anspruch aus dem "Sinn aus sich selber" erfährt, vermag er selber sie "positivkonkret"<br />

zu erfüllen, d. h. kann er ihren positiv-allgemeinen Sinn in konkreten<br />

Situationen "bezeugen und zugleich dem Schüler den Glauben zuwenden, daß<br />

auch er in die Bewährung des Anspruchs berufen sei. Hierin vollendet sich die<br />

Affinität der Bewegung der Bildungskategorien", Als entscheidender<br />

120 Fischer, Franz: Darstellung der Bildungskategorien ..., 1975, S. 82<br />

120 Fischer, Franz: Darstellung der Bildungskategorien ..., 1975, S. 178<br />

120 Fischer, Franz: Darstellung der Bildungskategorien ..., 1975, S. 179<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 210<br />

die alle gemeinsam die Bedingungen der Möglichkeit von Bildung<br />

konstituieren. Fischer selbst bezeichnet als "die crux des Unternehmens", daß<br />

das, was durch die Bestimmung von Voraussetzungen der Bildung geklärt<br />

werden soll, darin und als deren eigener Vollzug bereits vorausgesetzt ist.<br />

Sinngehalte und Sollensbestimmungen werden also nicht von aussen<br />

herangetragen, sondern erschließen sich aus<br />

5) vgl. zum folgenden: ebd. S. 80-85.<br />

1) ebd. S. 81.<br />

2) ebd. S. 82.<br />

3) ebd. S. 83.<br />

1) Schmied-Kowarzik,Wolfdietrich: Fischers Konzeption der Bildungskategorien in ihren<br />

Bezügen zur Bildungslehre von Litt und Derbolav. In: Fischer,Franz: a.a.O. S. 163-188. hier:<br />

S.180.<br />

2) ebd. S. 180<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Gesichtspunkt dieser büdungsphüosophischen Position von Fischer ist<br />

insbesondere gegenüber Derbolavs Konzeption der Büdungsbewegung<br />

festzuhalten,<br />

selber aufgefaßt werden, so als müßte die Bildung nacheinander die einzelnen<br />

Momente durchlaufen, sondern ausdrücklich deshalb "Bildungskategorien"<br />

heißen, weil sie das Gefüge von Voraussetzungen darstellen, die alle<br />

gemeinsam die Bedingungen der Möglichkeit von Bildung konstitutieren.<br />

Fischer sagt also nicht, daß auf eine Phase unmittelbar-allgemeinen Umgangs<br />

eine Phase prädikativ-allgemeiner Wissenschaftlichkeit und auf diese wiederum<br />

eine Phase positiv-allgemeiner<br />

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120 Fischer, Franz: Darstellung der Bildungskategorien ..., 1975, S. 179<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 210<br />

soll, darin und als deren eigener Vollzug bereits vorausgesetzt ist. Sinngehalte<br />

und Sollensbestimmungen werden also nicht von aussen herangetragen,<br />

sondern erschließen sich aus dem jeweiligen Sachbereich selbst. Das Gewissen<br />

ist in seiner Bildungstheorie dann der Ort, an dem der unmittelbare und<br />

unableitbare Sinn, der unserer Reflexion vorgegeben ist, gemäß seiner<br />

Unmittelbarkeit vermittelt wird, also der Ort, wo er nicht in unmittelbarer,<br />

allgemeiner Weise wiedergegeben, notwendig seiner ganzen Bedeutung nach<br />

unvermittelt bleibt, sondern sich der Kreis der Sinnbewegung schließt." 1<br />

Derbolav bezeichnet das Gewissen in einem neueren Ansatz über den Beitrag<br />

seines praxeologischen Modells 2 zur Lösung des Normenproblems als "<br />

Subjektivitätskorrelat nicht nur des spezifisch ethischen Beweggrundsystems<br />

der Nahbeziehungen der Menschen, sondern die Motivationsgrundlage alles<br />

irgendwie auf den Mitmenschen, die Gesellschaft, den Staat und die<br />

Menschheit hin bezogenen Handelns, sofern es über den technischen Aspekt<br />

hinaus praktische Ziele intendiert." 3<br />

Damit unterstreicht er sein Verständnis<br />

vom Gewissen als einem sämtliche, das menschliche Handeln herausfordernde<br />

Lebensbereiche umfassenden Phänomen. Als oberster pädagogischer<br />

Bezugspunkt bildet das Gewissen bei Fischer und Derbolav den Schnittpunkt<br />

zwischen Weltbewältigung und Selbstverwirklichung. Bildung<br />

1) Fischer,Franz: a.a.O. S. 3-4.<br />

2) vgl. die Darstellung der Praxeologie in: Derbolav,Josef: Pädagogik und Politik. Stuttgart 1975.<br />

3) Derbolav,Josef: Der Beitrag der Praxeologie zu einer Theorie der Normativität. In:<br />

Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Pädagogik. 55 (1979). Heft 4. S. 420-440. hier: S. 436.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

der Begriff des Gewissens, wie wir ihn in unserer Skizze andeutend entwickeln,<br />

keineswegs etwa auf jenen eines ethischen Gewissens eingeschränkt ist. Er<br />

bezeichnet vielmehr den Ort, an dem der unmittelbare und unableitbare Sinn,<br />

der unserer Reflexion vorgegeben ist, gemäß seiner Unmittelbarkeit vermittelt<br />

wird, also den Ort, wo er nicht, in unmittelbarer, allgemeiner Weise<br />

wiedergegeben, notwendig seiner ganzen Bedeutung nach unvermittelt bleibt,<br />

sondern sich der Kreis der Sinnbewegung schließt. Die Sinnbewegung würde<br />

dann, wenn der Sinn in seiner prädikativen Struktur, entgegen dem Sinn seines<br />

Sinnes, verabsolutiert würde, unvollendet bleiben. Worum es uns also in<br />

120 Fischer, Franz: Darstellung der Bildungskategorien ..., 1975, S. 2<br />

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27% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 211<br />

sein Verständnis vom Gewissen als einem sämtliche, das menschliche Handeln<br />

herausfordernde Lebensbereiche umfassenden Phänomen. Als oberster<br />

pädagogischer Bezugspunkt bildet das Gewissen bei Fischer und Derbolav den<br />

Schnittpunkt zwischen Weltbewältigung und Selbstverwirklichung. Bildung<br />

beinhaltet dann sowohl die Erfahrung der Welt als Feld qualifizierter<br />

Ansprüche, die theoretische Vergegenständlichung im Wissen wie die kritische<br />

Qualifizierung jener Ansprüche im Gewissen. Im Erwerb der sittlichpraktischen<br />

Maßstäbe und Beweggründe zur Bewältigung der ihm<br />

wissensmäßig aufgeschlossenen Lebenssituationen erfolgt der Aufstieg vom<br />

theoretischen Verstand zur praktischen Vernunft. Die Gewissensbildung<br />

erfolgt nach Derbolav in drei Dimensionen: Erstens "in Richtung einer<br />

Ausweitung bzw. Expansion der Gewissenshorizonte", womit er den Weg<br />

individueller Gewissensbildung meint, der "vom familialen über das Gruppen-,<br />

das Gesellschafts-, das Gewissen des Staates bis zu dem der<br />

Völkergemeinschaft und Menschheit weiterführt." 4<br />

Ein Weg, der allerdings<br />

vom Einzelgewissen nur partiell durchschritten wird. Zweitens erfolgt<br />

Gewissensbildung "in Richtung einer Konkretisierung der<br />

Gewissensansprüche auf immer bestimmtere Situationstypen" 1 . Diese<br />

Dimension der Konkretisierung des Gewissens erfolgt von den Ansprüchen der<br />

Sitte, Religion und allgemeiner Wertsysteme hin zu den Herausforderungen<br />

einer konkreten EinzelSituation. Die dritte Dimension bezieht sich schließlich<br />

auf den Fortschritt "von der Fremd- zur Selbstbestimmung der<br />

Gewissensentscheidungen" 2<br />

Damit ist die "Verselbstung des Gewissens"<br />

gemeint, die die Kernfrage erzieherischer Bemühungen aufwirft, wann und wie<br />

das Stadium der Heteronomie übergeführt werden kann in ein solches der<br />

Autonomie des Gewissens, "wo der Mensch seine Pflichten als<br />

Selbstverpflichtungen übernimmt und nicht bloß aus Furcht vor Sanktionen<br />

oder aus Gedankenlosigkeit ausübt." 3<br />

Ohne solche Selbstverpflichtung bleibt<br />

das Gewissen nach Derbolav "im Grunde 'außer sich selbst'" 4 ). 9.5.<br />

Auswertung Während bei Heinrich Roth das Gewissen bei der Erziehung zu<br />

selbstkompetentem Handeln als Träger humaner Prinzipien lediglich<br />

Teilfunktion übernimmt, hebt Derbolav es aus einem traditionell eng gefaßten<br />

und oftmals auf den moralischen Bereich der<br />

4) ebd. S. 436.<br />

1) ebd. S. 436.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

den Menschen gestellten Aufgabe in der Welt führt und somit die<br />

Selbstverwirklichung des Individuums ermöglicht. "In jenem<br />

Auseinandersetzungsprozeß, den wir als Bildung charakterisiert haben, geht die<br />

Erfahrung der Welt als Feld qualifizierter Ansprüche ihrer theoretischen<br />

Vergegenständlichung im Wissen ebenso notwendig voraus, wie diesem<br />

theoretischen Wissensausgriff der Rückgang ins Praktische, die kritische<br />

Qualifizierung jener Ansprüche im Gewissen folgen muß, wenn überhaupt von<br />

.Bildung' die Rede sein soll" (Systematische Perspektiven, 71). Diese<br />

dialektische Struktur der Bildung ist dem Heranwachsenden im Durchgang der<br />

Bewegung keineswegs<br />

Geist werden. Was ihn erst wirklich zur "Individualität" erhöht, ist nicht sein (<br />

abstrakt-allgemeiner) Wissenshon-*ont, sondern die (positiv-allgemeine)<br />

Strukturierung seines persönlichen Gewissens, d. h. der Erwerb der sittlichpraktischen<br />

Maßstäbe und Beweggründe zur Bewältigung der ihm<br />

wissensmäßig aufgeschlossenen Lebenssituationen. Mit anderen Worten: die<br />

Rückkehr in Handeln aus vermittelter Verantwortung, worin erst die<br />

Individualität überzeugend in Erscheinung tritt, setzt eine Wiederaneignung der<br />

in der Positivität<br />

darin als Vermittlungsbewegung dar, die im Ubersteigen der zweiten<br />

Reflexionsstufe deren praktische Voraussetzungen in der ersten kritisch<br />

aufklärt und sich verpflichtend zu eigen macht ". Diesen Aufstieg vom<br />

theoretischen "Verstand" zur praktischen "Vernunft", der zugleich die<br />

vermittelnde Aufdeckung der ersten in der zweiten Versuch einer<br />

wissenschaftstheoretischen Grundlegung der Didaktik 73 Reflexionsstufe<br />

vollzieht, nennen wir dialektisch, und nun wird auch<br />

120 Fischer, Franz: Darstellung der Bildungskategorien ..., 1975, S. 174<br />

118 Derbolav, Josef: Systematische Perspektiv der Pädagogik, 1971, S. 72<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 213<br />

2) ebd. S. 436.<br />

3) ebd. S. 437/438.<br />

4) ebd. S. 438.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 213<br />

der Einzelsituation, noch aus der Geschichte oder dem sozio-kulturellen Umfeld<br />

entnommen werden. Sinn und Sollen erschließen sich vielmehr aus den<br />

Sachgegebenheiten selbst. Sie sind immer schon in ihnen vorhanden. Damit<br />

unternimmt Derbolav den Versuch, "eine übergeschichtliche, ... Normativität<br />

mit deren geschichtlich und damit auch gesellschaftlich bedingter<br />

Konkretisierung zusammenzudenken" 2 . Es bleibt dabei ungeklärt, welche<br />

positiven Sollensansprüche Derbolav im einzelnen meint. Man könnte die<br />

Tatsache, daß er keine inhaltlichen Ansprüche nennt, als situationsbedingte<br />

Flexibilität betrachten, hätte nicht Derbolav selbst sehr deutlich darauf<br />

verwiesen, daß es<br />

2) ebd. S. 81.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

der Erziehung bewahren. Sein Entwurf ist, mit anderen Worten, der Versuch<br />

einer kritischen Umschrift dieses natürlichen Systems, das heißt der Versuch,<br />

eine übergeschichtliche, weil seinsfundierte Normativität mit deren<br />

geschichtlich und damit auch gesellschaftlich bedingter Konkretisierung<br />

zusammenzudenken, also eine Synthese dessen zu bewerkstelligen, was vom<br />

alten und vom modernen Denken jeweils richtig gesehen wird. Die zu<br />

erschließenden Sollensgehalte bilden deshalb für sein<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

245<br />

119 Merkert, Rainald: Didaktik und Fachdidaktik Religion, 1979, S. 80<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 215<br />

verstanden als die subjektive Möglichkeit sittlichen Erkennens und Handelns<br />

des Menschen, eine lange Traditionsgeschichte nachweisen. Einige Daten aus<br />

dieser Geschichte werden, gleichsam als Verstehenshorizont, unseren<br />

Überlegungen vorangestellt. Ein Blick auf die Heilige Schrift zeigt, daß im<br />

Alten Testament und in den Evangelien - obgleich dort kein terminus technicus<br />

dafür vorhanden ist- häufig Gewissenserlebnisse dargestellt werden: das<br />

schlechte Gewissen der Stammeltern nach dem Sündenfall ( Gen 3,7ff), Kains<br />

böses Gewissen (Gen 4,13), Beltschazzar gewahrt die schreibende Hand (Dan<br />

5,6), der Prophet Nathan weckt das Gewissen Davids (2 Sam 12, die<br />

Verzweiflung des Verräters (Mt 27,3), die Verleugnung des Petrus (Mk 14,66ff<br />

). In den Briefen des Apostels Paulus wird der stoische Begriff Syneidesis<br />

mehrfach verwendet. Das damit gemeinte Gewissen bindet die Heiden an das<br />

Gesetz Gottes, indem es sie anklagt, wenn sie gegen die Vernunft handeln (Rom<br />

bedeutet nach dem Gewissen zu handeln, dem<br />

Glauben gemäß zu handeln (Rom 14,23). Der Glaube erleuchtet das Gewissen,<br />

und das gute Gewissen schützt den Glauben (1 Tim 3,9). Schließlich erscheint<br />

bei 2 Kor 1,12 und 1 Tim 1,5 das vollkommene Gewissen als das vom Glauben<br />

Das Gewissen wird in den<br />

paulinischen Schriften also immer von Gott her verstanden, "bald entspricht es<br />

dem ins Herz geschriebenen Naturgesetz, bald dem sittlichen Urteil aus dem<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Gewissens, das wir darum etwas näher betrachten müssen. A. Das Wesen des<br />

Gewissens Wenn wir zunächst die Hl. Schrift über das Gewissen befragen, so<br />

finden wir im Alten Testament und in den Evangelien zwar keinen eigenen<br />

Ausdruck dafür, Gewissenserlebnisse aber werden häufig dar- 67 ü gestellt: das<br />

schlechte Gewissen der Stammeltern nach dem Sünden- fall ( Gen 3,7 ff); Kains<br />

böses Gewissen (Gen 4,10); Beltschazzar gewahrt die schreibende Hand (Dan<br />

5,6); Nathan und David (2 Sam 12); Verzweiflung des Verräters (Mt 27,3);<br />

Verleugnung des Petrus (Mk i4,66ff). In all diesen Beispielen ist es "der Geist",<br />

"die Seele", "das Innere", "das<br />

der stoische Fachausdruck "Syneidesis". Das Gewissen ist der Lehrmeister der<br />

Heiden, indem es sie an Gottes Gesetz bindet, wie es in der Schöpfung sichtbar<br />

2,14). Für den Gläubigen wird, indem es sie anklagt, wenn sie gegen die Vernunft handeln (Rom 2,14).<br />

Für den Gläubigen aber heißt nach dem Gewissen gleich viel wie aus dem<br />

Glauben handeln (Rom 14,23). Der Glaube erleuchtet das Gewissen, und das<br />

gute Gewissen schützt den Glauben (1 Tim 3,9). Das vollkommene Gewissen<br />

erleuchtete und von der Liebe beseelte Gewissen. 1 ist das vom Glauben erleuchtete und von der Liebe beseelte Gewissen (2 Kor<br />

1, 12; i Tim 1,5). Paulus gebraucht also den Ausdruck Gewissen in<br />

verschiedener Bedeutung:<br />

Glauben." 2<br />

Während die Kirchenväter die Syneidesis-Lehre des Paulus in<br />

eigenes Bild verwandelt, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, durch den Geist des<br />

vielfacher Bedeutung fortführen 1 , wird dann in der Scholastik, anknüpfend an<br />

Herrn" (2. Kor. 3, '. '7 f.). "Dies ist paradox die "Norm"<br />

Hieronymus, unterschieden zwischen Gewissensanlage (synteresis) und<br />

neutestamentlicherEtrfilc"37. "Das vollkommene Gewissen" schreibt B.<br />

Gewissensurteil (conscientia). Für diese Unterscheidung sind zwei<br />

Häring "ist das vom Glauben erleuchtete und von der Liebe beseelte Gewissen" 48<br />

Wendepunkte im mittelalterlichen<br />

. 3. Christus und das Gesetz Die Heilsbotschaft war schon durch die Predigt<br />

1) vgl. dazu: Böckle,Franz: Grundbegriffe der Moral. Aschaffenburg 1977. S. 68.<br />

Jesu als etwas unerhört Neues gekennzeichnet, als eine neue Lehre mit<br />

Stelzenberger,Johannes: Lehrbuch der Moraltheologie. Paderborn 1953. S. 90f.<br />

Vollmacht (Mk. ', 27) wird<br />

2) Böckle,Franz: a.a.O. S.68.<br />

1) Stelzenberger, Johannes: a.a.O. S. 92f.<br />

38% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

ist das vom Glauben erleuchtete und von der Liebe beseelte Gewissen (2 Kor 1,<br />

12; i Tim 1,5). Paulus gebraucht also den Ausdruck Gewissen in<br />

verschiedener Bedeutung: bald entspricht er dem ins Herz geschriebenen<br />

Naturgesetz, bald dem sittlichen Urteil aus dem Glauben. Immer aber wird das<br />

Gewissen religiös von Gott her verstanden. Auch die Tradition folgt praktisch<br />

121 Böckle, Franz: Grundbegriffe der Moral. Gewissen u..., 1966, S. 67<br />

121 Böckle, Franz: Grundbegriffe der Moral. Gewissen u..., 1966, S. 68<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 8<br />

121 Böckle, Franz: Grundbegriffe der Moral. Gewissen u..., 1966, S. 68<br />

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12.01.2014<br />

246<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 216<br />

Für diese Unterscheidung sind zwei Wendepunkte im mittelalterlichen<br />

Gewissensverständnis entscheidend: die vor der offiziellen Ketzerverfolgung<br />

von P. Abälard verfaßte Gewissenskonzeption und das nach dem Auftrag der<br />

Ketzerinquisition konzipierte Gewissensverständnis Alexander von Hales. Die<br />

erste Wende bahnt sich in der Frühscholastik, d.h. im späten 11. und 12.<br />

Jahrhundert an. Während die Theologen seit der Karolingerzeit das Gewissen<br />

als objektive, gesetzgebende Normeninstanz verstanden hatten und es in der<br />

Konsequenz zur Erstellung von Bußbüchern und Beichtspiegeln kam,<br />

interpretiert der Pariser Frühscholastiker P. Abälard (1079-1142) das Gewissen<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Ketzerverfolgung verfaßte Gewissenskonzeption P. Abälards und das nach dem<br />

Auftrag zur Ketzerinquisition konzipierte Gewissensverständnis Alexander von<br />

Haies. Ich möchte beide Wendepunkte kurz skizzieren. Der erste bahnte sich<br />

in der Frühscholastik, d. h. im späten 11. und im 12. Jahrhundert an: Hatten die<br />

Theologen seit der Karolingerzeit (8. und 9. Jahrhundert) das, Gewjssgnals<br />

bjektiue, gesetzgebende Normeninstanz verstanden und für die Erstellung von<br />

BußbucHern uncTBeichtspiegeln gleichermaßen<br />

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12.01.2014<br />

247<br />

106 Mokrosch, Reinhold: Das religiöse Gewissen, 1979, S. 15<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 216<br />

als subjektive Gesinnung und persönliche Überzeugung. Er nimmt an, daß das "<br />

natürliche Gesetz", worunter er das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe<br />

versteht, als objektives, allgemeinverpflichtendes im Gewissen eines jeden<br />

Menschen individuell spreche. Damit verlagert er die objektiven Normen und<br />

Gesetze, die bisher außerhalb des Menschen von einem überindividuellen<br />

Gewissen diktiert worden waren, in das individuelle Gewissen jedes Menschen.<br />

Die Verknüpfung von Subjektivität und Objektivität führt bei Abälard zu<br />

absurden Behauptungen, die einen harten Theologenstreit auslösen. So erklärt<br />

er, die Mörder Jesu wie die Steiniger des Stephanus hätten ihrem<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Gebot der Gottes- und Nächstenliebe),7 welches überzeitlich, objektiv und<br />

allgemein-verpflichtend sei, im Gewissen jedes einzelnen Menschen individuell<br />

und für sich spreche. Er verlegte also die objektiven Normen und Gesetze, die<br />

bisher außerhalb des Menschen von einem überindividuellen Gewissen diktiert<br />

worden waren, in den Menschen und dessen je individuelles Gewissen. Damit<br />

behielt das Gewissen zwar den Charakter einer normativen Instanz, die in jeder<br />

Lebenssituation dem einzelnen das Richtige<br />

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12.01.2014<br />

248<br />

106 Mokrosch, Reinhold: Das religiöse Gewissen, 1979, S. 15<br />

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9% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 216<br />

Verknüpfung von Subjektivität und Objektivität führt bei Abälard zu absurden<br />

Behauptungen, die einen harten Theologenstreit auslösen. So erklärt er, die<br />

Mörder Jesu wie die Steiniger des Stephanus hätten ihrem Gewissen gemäß<br />

gehandelt und folgert daraus, " da in ihrem Gewissen das natürliche Gesetz und<br />

durch dieses hindurch die Stimme Gottes gesprochen hätte, hätten sie weder<br />

gegen das natürliche Gesetz noch gegen Gott gesündigt." 2<br />

Nach Abälards<br />

Ansicht wäre ein Ketzer kein Ketzer, sondern ein Heiliger gewesen, weil er<br />

unbeugsam an seiner Gewissensüberzeugung festhält und damit an dem ihm<br />

darin vermittelten Willen Gottes. Die zweite Wende im mittelalterlichen<br />

Gewissensverständnis bahnt sich mit der Ketzerinquisation an, die den<br />

Abälardschen Ansatz als unhaltbar erscheinen läßt. " Es mußte theologisch<br />

nachgewiesen werden, daß jeder in seiner Gewissensüberzeugung irren, gegen<br />

Gott sündigen und gegen das natürliche Gesetz verstoßen könne - obwohl er in<br />

seinem Gewissen die Stimme Gottes und die des natürlichen Gesetzes höre." 1<br />

Damit, daß man ein Weisungsmonopol der katholischen Kirche gegenüber dem<br />

Gewissen des einzelnen annahm und gleichzeitig an dem von Abälard betonten<br />

personhaften, indvididuellen Charakter des Gewissens festhielt, tat sich ein<br />

weites Feld von Konfliktmöglichkeiten auf,<br />

2) Mokrosch,Reinhold: Das religiöse Gewissen. Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1979. S. 15.<br />

1) ebd. S. 16.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

rabiaten Theologenstreit auslösten: Die Mörder Jesu, so urteilte er, hätten<br />

genauso wie die Steiniger des Stephanus ihrem Gewissen entsprechend<br />

gehandelt. Und, so folgerte er weiter, da in ihrem Gewissen das natürliche<br />

Gesetz und durch dieses hindurch die Stimme Gottes gesprochen hätte, hätten<br />

sie weder gegen das natürliche Gesetz noch gegen Gott gesündigt. Ergo: Wer<br />

seiner innersten Überzeugung entsprechend handele, sündige nicht, "wer (aber)<br />

gegen sein Gewissen handelt, der sündigt".8 Diesen Satz nahm er auch für<br />

seine eigene<br />

in einer Zeit ausbreiten, in der es zwar sporadische, aber noch keine<br />

institutionalisierten Ketzerverfolgungen gab. Denn nach Abälard wäre ein<br />

Ketzer kein Ketzer, sondern eher ein Heiliger gewesen, weil er unbeugsam an<br />

seiner Gewissensüberzeugung festhalte. Diese Einschätzung änderte sich aber<br />

mit der Kxixexioauisilion. Mit dieser Art der Verfolgung Andersdenkender<br />

wurde die zweite Wende im mittelalterlichen Gewissensverständnis eingeläutet:<br />

Es_mußte theologisch nachgewiesen werden, daß jeder in seiner<br />

Gewissensüberzeugung irren, gegen Gott sündigen und gegen das natürliche<br />

Gesetz verstoßen könne, - obwohl er in seinem Gewissen die Stimme Gottes<br />

und die des natürlichen Gesetzes höre. Man hielt nämlich an Abälards<br />

Betonung des personhaften, individuellen Charakters des Gewissens fest,<br />

verteidigte aber zugleich das G ejismonopol der katholischen Kirche. Man<br />

hatte - besonders auf<br />

106 Mokrosch, Reinhold: Das religiöse Gewissen, 1979, S. 15<br />

106 Mokrosch, Reinhold: Das religiöse Gewissen, 1979, S. 16<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 217<br />

tat sich ein weites Feld von Konfliktmöglichkeiten auf, das bis heute nicht ganz<br />

bewältigt ist. Die IV. Lateransynode von 1215 demonstriert die kirchliche<br />

Gewissensautorität, indem sie genaue Beichtregeln", alphabetisch geordnete<br />

Gewissenslexika, umfangreiche Fegfeuerstrafregister und Eheprüfungsspiegel<br />

erläßt als Auflagen zur jährlichen Beichtpflicht, zum regelmäßigen Ablaß und<br />

zur kirchlichen Eheschließung. In den seit 1232 von der Kurie vorgenommenen<br />

inquisitorischen Maßnahmen gegen Gewissenabtrünnige beansprucht die<br />

katholische Kirche einerseits das Weisungsmonopol auf Wahrheit und gesteht<br />

den Gläubigen andererseits ein unfehlbares Gewissen zu, an das sie mit einer<br />

Fülle von Maßnahmen zur Gewissensselbstprüfung und Gewissenspflege<br />

appelliert. Die dadurch auftauchenden Widersprüche sind der auslösende Grund<br />

für die von Alexander von Haies (1170-1245) formulierte Unterscheidung von<br />

synteresis und conscientia. Unter synteresis 1 versteht er " das Unfehlbare,<br />

Wahrhaftige und Gute im Gewissen und nennt es das 'Urbewußtsein des<br />

Sittengesetzes'. Die conscientia dagegen hält er für fehlbar, wandelbar und zürn<br />

Bösen fähig und interpretiert sie im Sinne eines Situationsgewissens." 2<br />

Er<br />

schließt aus dieser Unterscheidung, daß jeder Mensch im Gewissen irren und<br />

von der katholischen Kirche als der Inhaberin des Wahren und Guten geführt<br />

werden könne, ja verpflichtet sei, sich von ihr führen zu lassen. Mit der Frage,<br />

ob synteresis und conscientia mehr willens- oder mehr vernunftorientiert seien,<br />

bilden sich im 13. Jahrhundert die Gewissensinterpretationen von Bonaventura<br />

und Thomas von Aquin<br />

1) Der Begriff "synteresis" meint die "syneidesis" und beruht auf einem Schreibfehler in einem<br />

Kommentar des Hl. Hieronymus (vgl. dazu u.a.: Waldmann,M.: Synteresis oder Syneidesis?<br />

Ein Beitrag zur Lehre vom Gewissen. In: ThQ 119 (1938). S. 332-371.<br />

2) Mokrosch,Reinhold: a.a.O. S. 19.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

versuchte nun, diesen Graben rechtspolitisch und theologisch unter dem<br />

vorrangigen Gesichtspunkt der Wahrung kirchlicher Gewissensautorität zu<br />

überbrücken: Die IV. Lateransynode von 1215 demonstrierte ihre Macht mit<br />

ihren Auflagen zur jährlichen Beichtpflicht, zum regelmäßigen Ablaß und zur<br />

kirchlichen Eheschließung nach genauesten Beichtregeln, alphabetisch gestern<br />

und Eheprüfungsspiegeln. Den überall aufkeimenden asketischen<br />

Sektenbewegungen der Waldenser, Katharer, Tertiarier, Beginen u. a.<br />

begegnete die Kurie ab 1232 mit der Inquisition. Und<br />

Gewissensgründen. In allen Fällen reagierte die Kirche auf die<br />

Gewissensabtrünnigen mit einer Art Doppelstrategie: Einerseits beanspruchte<br />

sie das GewissensmonopoTauf Wahjheft. Andererseits gestand,.sie jedem<br />

Gläubigen ein unfehlbares Gewissen zu" an. das sie rn.it einem reichhaltigen<br />

Angebot an Gewisjensselbstprüfung und Gewissenspflege appellieren konnte.*<br />

Rechtspolitisch Hatte sie das Kernproblem des 13. Jh., die >Häresie aus<br />

Gewissensgründens also gelöst. Aber<br />

jedes einzelnen-begrifflieh geklärt werden? Diese Frage wj r je Geburtsstunde<br />

der Synteresis.10 Alexander vonTJoTeT(i 170-1245) war der erste, der als<br />

Geburtshelfer beistand." Er verstand unter synteresis das Unfehlbare,<br />

Wahrhaftige und Gute im Gewissen und nannte es das "Urbewußtseln des<br />

Sittengesetzes". Die conscientia dagegen hielt er für fehlbar, wandelbar und zum<br />

Bösen fähig und interpretierte sie im Sinne eines Situationsgewissens.<br />

Nicht jeder Mensch sei von sich aus zum Wahren und Guten fähig, sondern<br />

könne im Gewissen irren; aber jeder Mensch könne von der katholischen Kirche<br />

, der Inhaberin des Wahren und Guten, geführt werden. Ja, er müsse sich in<br />

Gewissenssachen sogar von der Kirche leiten lassen, weil nicht er, sondern nur<br />

die Kirche über die Fülle an Geboten und<br />

106 Mokrosch, Reinhold: Das religiöse Gewissen, 1979, S. 16<br />

106 Mokrosch, Reinhold: Das religiöse Gewissen, 1979, S. 17<br />

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von ihr führen zu lassen. Mit der Frage, ob synteresis und conscientia mehr<br />

willens- oder mehr vernunftorientiert seien, bilden sich im 13. Jahrhundert die<br />

Gewissensinterpretationen von Bonaventura und Thomas von Aquin heraus.<br />

Bonaventuras Ausgangspunkt ist der von Trieben und Leidenschaften hin- und<br />

hergerissene Mensch. Als synteresis bezeichnet er " eine 'Leidenschaft und<br />

Stoßkraft des Willens' hin zum Guten" 3 . Als eine zum Guten gerichtete<br />

Leidenschaft leitet sie den Menschen zum Guten, drängt sie den Willen, das<br />

Wahre und Richtige zu tun. Bonaventura wertet die synteresis als Fähigkeit (<br />

potentia) des Willens, das Gute und Wahre<br />

3) ebd. S. 19.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

eine "Leidenschaft und Stoßkraft des Willens" hin zum Guten: Sie dränge den<br />

Willen, stets das Wahre und Richtige zu tun. Sie >leite und neige< den von<br />

Trieben und Leidenschaften hin- und hergerissenen Menschen, weil sie selbst<br />

ein "Trieb und eine Leidenschaft" - freilich zum Guten - sei. Sie treibe zwar<br />

auch die Vernunft, aber vorrangig sei sie für<br />

Nach scholastisch subtiler Methode ging er in seinem Sentenzenkommentar<br />

diesen Fragen ausführlich nach." Ich fasse nur die wesentlichsten Gedanken<br />

zusammen: Die synteresis ist für Bonaventura eine "Leidenschaft und<br />

Stoßkraft des Willens" hin zum Guten: Sie dränge den Willen, stets das Wahre<br />

und Richtige zu tun. Sie >leite und neige< den von Trieben und<br />

Leidenschaften hin- und hergerissenen Menschen, weil<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 218<br />

und Richtige zu tun. Bonaventura wertet die synteresis als Fähigkeit (potentia)<br />

des Willens, das Gute und Wahre zu wollen. Dann, wenn solche<br />

Willensfähigkeit und Gewissensselbstverantwortung dem Guten und damit dem<br />

Willen Gottes sehr unähnlich werden, " in solchen Fällen könne jeder Mensch<br />

sein Sündersein fühlen." 4<br />

Mit conscientia verbindet Bonaventura die "<br />

Fähigkeit des Intellekts" bzw. des "praktischen Erkenntnisvermögens" dazu,<br />

das praktische Verhalten des Menschen zu regulieren. Sie gibt dem Menschen<br />

Anweisungen zum Handeln. Obgleich aus der Vernunft wirkend, ist auch sie<br />

4) ebd. S. 19.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

denn, so betonte er, in solchen Fällen der "Behinderung" der synteresis könne<br />

diese doch zumindest noch ihre Unähnlichkeit mit dem Guten und Gott<br />

erkennen. Kurz: in solchen Fällen könne jeder Mensch sein Sündersein fühlen.<br />

Von einem Bevormundungsrecht der Kirche über die Gewissen ihrer<br />

Gläubigen konnte bei dieser Gewissenskonzeption keine Rede sein. Um so<br />

erstaunlicher war es, wenn Bonaventura - im<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 219<br />

verbindet Bonaventura die "Fähigkeit des Intellekts" bzw. des "praktischen<br />

Erkenntnisvermögens" dazu, das praktische Verhalten des Menschen zu<br />

regulieren. Sie gibt dem Menschen Anweisungen zum Handeln. Obgleich aus<br />

der Vernunft wirkend, ist auch sie nach Bonaventura " eine Direktive des<br />

Willens". " Als Fertigkeit sei sie 'hinsichtlich des Allgemeinen' angeboren (z.B.<br />

fühle jeder die allgemeine Forderung der Nächstenliebe), 'hinsichtlich des<br />

Speziellen aber erworben' (jeder müsse erst lernen, wer sein Nächster sei)." 1<br />

Während Bonaventura die synteresis für selbständig hält, ist die conscientia<br />

abhängig von vorgegebenen Einflüssen und Anweisungen, die sie verarbeiten<br />

muß. Mokrosch nennt das in Bonaventuras Konzeption beschriebene<br />

willensorientierte Gewissen " ein an der Norm des Wahren und Guten<br />

ausgerichtetes Willensprozeßgewissen." 2<br />

Die Willensfähigkeit des einzelnen<br />

lasse keine Fremdbestimmung zu, so daß man von einer "<br />

Gewissensunabhängigkeit und ethischen Gewissensverantwortung" sprechen<br />

könne. 3 Dem Menschen ist darin die " Gewissenserfahrung des guten und bösen<br />

Willens, der Gottesnähe und Gottesferne, des Gerecht- und Sünderseins"<br />

ermöglicht. 4<br />

Bonaventura verzichtet in seiner - vom Gedanken der<br />

selbstverantwortlichen Willensfähigkeit geprägten Gewissenskonzeption -<br />

nicht darauf, der Kirche Möglichkeiten der Kontrolle und Lenkung der<br />

synteresis zuzuschreiben. Ihren Einfluß auf die conscientia hingegen lehnt er<br />

ab. 5<br />

Thomas von<br />

1) ebd. S. 20.<br />

2) ebd. S. 21.<br />

3) ebd. S. 22.<br />

4) ebd. S. 22.<br />

5) ebd. S. 20.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Genauso wie die synteresis wirke sie zwar auch auf die Vernunft, aber<br />

insbesondere auf den Willen des Menschen ein. Sie sei, so formuliert er<br />

vorsichtig, " eine Direktive des Willens". Als Fertigkeit sei sie "hinsichtlich des<br />

Allgemeinen angeboren" (z. B. fühle jeder die allgemeine Forderung der<br />

Nächstenliebe), "hinsichtlich des Speziellen aber erworben" (jeder müsse erst<br />

lernen, wer sein Nächster sei). Insgesamt aber überwiege ihre Funktion als<br />

angeborene "natürliche Urteilsfertigkeit". Aufgrund dieser Interpretation hält er<br />

sie nun nicht wie die synteresis für selbständig, unabhängig und eigenständig,<br />

sondern als von vorgegebenen Einflüssen und Anweisungen, die sie<br />

weiterzuverarbeiten habe, abhängig. - Wäre also hier ein Einfluß kirchlicher<br />

Gewissensbildung und -kontrolle gerechtfertigt? Keineswegs! Der einzige<br />

Einfluß, so betont Bonaventura, der legitimerweise auf die conscientia<br />

einen Willensprozeß im Menschen wider. Dieser Prozeß orientiert sich nicht an<br />

Einzelnormen, sondern an der übergeordneten Norm des Wahren und Guten.<br />

Ich nenne es deshalb ein an der Norm des Wahren und Guten ausgerichtetes<br />

Willensprozeßgewissen. 2. Es appelliert an die Willensfähigkeit jedes<br />

einzelnen, die keine Fremdbestimmung zuläßt. Ich wage deshalb, von einer<br />

Gewissensunabhängigkeit und ethischen Gewissensverant- wortung zu reden.<br />

3. Es läßt<br />

reden. 3. Es läßt den Menschen sowohl seinen Willen zum Wahren und Guten<br />

als auch zum Unwahren und Bösen erfahren. Anders ausgedrückt: Es<br />

ermöglicht ihm die Gewissenserfahrung des guten und bösen Willens, der<br />

Gottesnähe und Gottesferne, des Gerecht- und des Sünderseins. Diese drei<br />

Elemente haben sich aber, wie gesagt, in der Franziskanerschule nicht<br />

durchsetzen können, weil Bonaventura der Kirche und nicht dem einzelnen das<br />

106 Mokrosch, Reinhold: Das religiöse Gewissen, 1979, S. 20<br />

106 Mokrosch, Reinhold: Das religiöse Gewissen, 1979, S. 21<br />

106 Mokrosch, Reinhold: Das religiöse Gewissen, 1979, S. 22<br />

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seine Geisthaftigkeit, die ihn über alles andere Lebende hebt, Ebenbild Gottes.<br />

Er nimmt teil an der Herrschaft Gottes und befindet sich in einer steten<br />

Bewegung zu Gott hin. Seine Teilhabe an der göttlichen Vorsehung liegt " in<br />

der natürlichen Neigung der praktischen Vernunft zu normsetzender Aktivität<br />

im Hinblick auf seine aufgebene Vollendung und Erfüllung. Diese Art von<br />

Teilnahme und nur diese bezeichnet Thomas als natürliches Sittengesetz (vgl. I-<br />

II 91,2)". 1<br />

Damit ist also weder eine Naturordnung gemeint, aus der Normen<br />

abgelesen werden können, noch eine Summe von vernünftigen<br />

Verhaltensregeln oder allgemeinen Rechtssätzen. Vielmehr handelt es sich beim<br />

natürlichen Sittengesetz " um jenes innere Gesetz, das den Menschen als<br />

sittliches Wesen zur Selbst- und Weltgestaltung beansprucht und ihn durch<br />

einfache Reflexion die wichtigsten der seiner Verantwortung unabdingbar<br />

aufgebenen Ziele (fundamentale Rechtsgüter) erkennen läßt." 2<br />

Die dem<br />

sittlichen Wesen angeborene und unverlierbare Fähigkeit, die ersten<br />

Grundsätze der Sittlichkeit zu erkennen, die in den obersten Grundsatz<br />

zusammengefaßt werden "bonum est faciendum, malum vitandum", nennt<br />

Thomas die synteresis. Sie beruht nicht - wie häufig dargestellt wird -<br />

ursprünglich in der Vernunft, sondern in der menschlichen<br />

Gottebenbildlichkeit. Die Vernunft ist nicht das Ursprungsprinzip der synteresis<br />

, sondern das den Willen bestimmende Prinzip. Die<br />

1) Böckle,Franz: Fundamentalmoral. S.90/91.<br />

2) ebd. S. 250.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Erfahrung zum Bewußtsein gekommen ist, erweist es sich als unmittelbar<br />

einsichtig. Die Teilnahme des Menschen an der göttlichen Vorsehung (am<br />

ewigen Gesetz) liegt daher spezifisch in der natürlichen Neigung der<br />

praktischen Vernunft zu normsetzender Aktivität im Hinblick auf seine<br />

aufgegebene Vollendung und Erfüllung. Diese Art von Teilnahme und nur<br />

diese bezeichnet Thomas als natürliches Sittengesetz (vgl. I-II 91,2). Daß der<br />

Mensch ein sich selbst aufgegebenes sittliches Wesen ist, führt Thomas<br />

selbstverständlich auch auf Gott zurück. In diesem So-Sein der Vernunftnatur,<br />

das Thomas<br />

ist aber nichts darüber ausgesagt, wie sie konkret zu verwirklichen oder zu<br />

bewahren seien. Mit anderen Worten, das natürliche Sittengesetz besteht weder<br />

in einer Naturordnung, aus der Normen abgelesen werden können, noch in<br />

einer Summe vernünftiger Verhaltensregeln oder allgemeiner Rechtssätze. Es<br />

handelt sich vielmehr um jenes innere Gesetz, das den Menschen als sittliches<br />

Wesen zur Selbst- und Weltgestaltung beansprucht und ihn durch einfache<br />

Reflexion die wichtigsten der seiner Verantwortung unabdingbar<br />

aufgegebenen Ziele (fundamentale Rechtsgüter) erkennen läßt. Die<br />

Ausgestaltung der Rechts- und Sittlichkeitsordnung bleibt Aufgabe<br />

interpretierenden und determinierenden Suchens und Denkens. Dabei läßt sich<br />

nicht verkennen,<br />

Vgl. hierzu schon H. Noldin, siehe oben S. 73; J. Mausbach (op. cit. 95) sieht<br />

in der Synteresis nur "die angeborene und unverlierbare Fähigkeit und<br />

Leichtigkeit (habitus) der praktischen Vernunft, die ersten Grundsätze der<br />

Sittlichkeit zu erkennen", während O. Schilling (op. cit. 153) einräumt, daß<br />

sich mit der Synteresis "ohne weiteres die entsprechenden natürlichen<br />

Hinneigungen verbinden." 88 Vgl. oben S. 75 ff. mit angeführter Literatur. "<br />

Erst im Jahre 1942<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 91<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 250<br />

122 Golser, Karl: GEWISSEN UND OBJEKTIVE SITTENORDNUNG, 1975, S. 199<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 220<br />

der Vernunft, sondern in der menschlichen Gottebenbildlichkeit. Die Vernunft<br />

ist nicht das Ursprungsprinzip der synteresis, sondern das den Willen<br />

bestimmende Prinzip. Die Betonung der Ratio gegenüber dem Willen in Thomas'<br />

Gewissenslehre liegt begründet darin, daß die Erkenntnis des Zieles bzw. des<br />

Guten und damit Erstrebenswerten dem Willen vorausgeht. Der Wille kann das<br />

Gute nicht begehren, wenn es nicht zuvor durch die Vernunft erfaßt worden ist.<br />

Die Vernunft erhält ihre bewegende Kraft durch den Willen, logisch aber geht<br />

sie dem Willen voraus. 3<br />

Eine andere Dimension der thomasischen Sittenlehre<br />

wird häufig übersehen, obgleich sie für die synteresis entscheidend ist: gemeint<br />

sind<br />

3) Bujo,Benezet: Moralautonomie und Normenfindung bei Thomas von Aquin. Paderborn,<br />

München,Wien,Zürich 1979. S. 196-198.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Vernunft (ratio practica) 14 . Nach der Gesamtlehre des Thomas ist dies damit<br />

zu begründen, daß der Wille insofern nicht in erster Linie in Betracht kommt,<br />

als die Erkenntnis des Zieles bzw. des Guten dem Wollen vorausgeht 15 . Das<br />

besagt: Das Gute als das Wahre gehört eher dem Bereich der Vernunft als dem<br />

des Willens an, zumindest soweit dieser das<br />

dem des Willens an, zumindest soweit dieser das Gute unter dem Aspekt des<br />

Erstrebenswerten in Anspruch nimmt. Der Wille könnte niemals das Gute<br />

begehren, wäre es nicht zuvor durch die Vernunft erfaßt worden 16 . Stellt man<br />

also Vernunft und Willen einander gegenüber, dann ist die Führung der<br />

Vernunft zuzuschreiben 17<br />

197 Sicherlich darf die Rolle der Vernunft nicht<br />

überbetont werden. Der<br />

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123 Bujo, Benezet: Moralautonomie und Normenfindung be..., 1979, S. 196<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 221<br />

dem Willen voraus. 3<br />

Eine andere Dimension der thomasischen Sittenlehre wird<br />

häufig übersehen, obgleich sie für die synteresis entscheidend ist: gemeint sind<br />

die triebhaften Kräfte im Menschen und ihre Bedeutung für das sittliche<br />

Handeln. Pfürtner 1<br />

hat in seinem umfangreichen Werk über die Trieblehre des<br />

Thomas dargelegt, daß auch die menschliche Triebsphäre Berührungspunkte<br />

mit dem Göttlichen haben kann, daß sie zur Vergöttlichung" fähig sei. " Der<br />

Mensch als Ganzes ist Subjekt des sittlichen Handelns, und als Ganzes wird er<br />

von seinem Schöpfergott auf- und angenommen und nicht nur als Träger der<br />

höheren Vermögen." 2<br />

Zur Ganzheitlichkeit des Menschen gehören nicht nur<br />

die Vernunft und der Wille, sondern ebenso seine Leiblichkeit und damit seine<br />

Triebsphäre. Thomas betont, daß der Mensch als Leib und Seele ein "ens<br />

naturale" 3<br />

bildet, das Triebleben im Dienst des Sittlichen steht<br />

3) Bujo,Benezet: Moralautonomie und Normenfindung bei Thomas von Aquin. Paderborn,<br />

München,Wien,Zürich 1979. S. 196-198.<br />

1) Pfürtner,Stephan H.: Triebleben und sittliche Vollendung nach Thomas von Aquin. Freiburg/<br />

Schw. 1958.<br />

2) Bujo,Benezet: a.a.O. S. 199.<br />

3) STh 1 q. 17a. 4.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

das Gute bei Thomas von Aquin, in: FZPhTh 8 (1971) 88-136; A. Zimmermann,<br />

Der Begriff der Freiheit nach Thomas von Aquin, in: L. Oeing-Hanhoff (Hrsg)<br />

Thomas von Aquin 1274/1974, München 1974, 125-159. 199 In seinem<br />

umfangreichen Werk über die Trieblehre des Thomas hat S. Pfürtner<br />

aufgezeigt, daß die thomanische Sittenlehre nicht nur die Vernunft und den<br />

Willen als entscheidend ansieht, auch wenn sie die wichtigen Momente sind,<br />

sondern<br />

Berührungspunkte mit dem Göttlichen haben kann, ja, daß sie überhaupt zur<br />

Vergöttlichung fähig ist (habeant proprias operationes!). Thomas will also<br />

keine Dichotomie- bzw. "Stockwerkmoral" aufbauen. Der Mensch als Ganzes<br />

ist Subjekt des sittlichen Handelns, und als Ganzes wird er von seinem<br />

Schöpfergott auf- und angenommen und nicht nur als Träger der höheren<br />

Vermögen. Zur Ganzheitlichkeit des Menschen gehören also um es nochmal<br />

zu sagen - nicht nur die Vernunft, sondern auch die niedrigeren Kräfte der<br />

Seele, und wie schon im Zusammenhang mit der Imago-<br />

123 Bujo, Benezet: Moralautonomie und Normenfindung be..., 1979, S. 199<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 222<br />

letztere von ersteren humanisiert werden. Aus der ursprünglichen Anlage zu<br />

normsetzendem Handeln resultierend vermag der Mensch in der synteresis die<br />

obersten Grundsätze sittlichen Handelns zu erkennen und baut sich der Habitus<br />

des sittlichen Wissens auf. " Der Begriff des sittlich Guten und die näheren<br />

Arten und Normen des Sittlichen entstehen ... in der Vernunft nur allmählich<br />

auf Grund der Erfahrung und der Erziehung." 1<br />

Im Urgewissen (der synteresis)<br />

erhalten die persönliche Wertetafel, d.h. das Bewußtsein von Werten und die<br />

sittlichen Grundhaltungen ihren verpflichtenden Charakter. " Es bildet sich der<br />

Gewissenshabitus, der für das eigentliche praktische Gewissensurteil die<br />

entscheidende Voraussetzung bildet." 2<br />

Dabei besteht die sittliche Erkenntnis<br />

nicht in der bloßen Aneignung von Gesetzeswissen und dem Aufnehmen von<br />

Tabus, sondern in der Entscheidung für das Gute. So wächst die Erkenntnis des<br />

"wahrhaft Guten", die geleitet ist vom<br />

1) Böckle,Franz: Grundbegriffe der Moral. S. 69.<br />

2) ebd. S. 69.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

im Heiligen Geist eine neue Kraft, die "uns in alle Wahrheit einführen soll". b.<br />

Das sittliche Wissen. Das Urgewissen ist dem Menschen als sittliche<br />

Grundlage angeboren; der Begriff des sittlich Guten und die näheren Arten und<br />

Normen des Sittlichen enstehen aber in der Vernunft nur allmählich auf Grund<br />

der Erfahrung und Erziehung; in der Kraft des Urgewissens erhalten sie dann<br />

den verpflichtenden Charakter. So bauen sich im Menschen auf dem<br />

Urgewissen immer mehr das sittliche Wissen, die persönliche Wertetafel (<br />

Wertbewußtsein) und die sittlichen Grundhaltungen auf: es bildet sich der<br />

Gewissenshabitus, der für das eigentliche praktische Gewissensurteil die<br />

entscheidende Voraussetzung bildet. Die richtige sittliche Erkenntnis vollzieht<br />

sich in einer steten gegenseitigen Beeinflussung von Erkenntnis und<br />

Entscheidung. Sittliche Erretisches Erkennen von Gut und Bös, ein Aufnehmen<br />

von<br />

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121 Böckle, Franz: Grundbegriffe der Moral. Gewissen u..., 1966, S. 69<br />

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wächst die Erkenntnis des "wahrhaft Guten", die geleitet ist vom Gebot der<br />

Liebe. 3<br />

Im praktischen Gewissensurteil - und dies nennt Thomas die<br />

conscientia - findet das sittliche Wissen Anwendung auf das persönliche<br />

Handeln. Die conscientia ist die " applicatio scientiae ad actum" ( Anwendung<br />

des Wissens auf den Akt) und so "quodammodo dictamen rationis" (<br />

gewissermaßen eine Vorschrift der Vernunft). 4<br />

Dabei lassen sich drei Phasen<br />

bzw. Formen der Gewissensfunktion, d.h. der Anwendung des sittlichen<br />

Wissens auf eine konkrete Entscheidungssituation feststellen: Die erste Form<br />

ist das vorausgehende Gewissen: " In der Form eines praktischen Urteils wird<br />

eine konkrete Handlungssituation an der sittlichen Werttafel gemessen. Normen<br />

werden konkretisiert, noch bestehende Zweifel und Unklarheiten soweit als<br />

möglich behoben. Gebieterisch meldet sich das sittliche Sollen und mahnt zur<br />

Werttreue." 1<br />

Die zweite Form ist die eigentliche Gewissensentscheidung, bei<br />

der der Mensch an einem geschaffenen Wert in Freiheit die konkrete<br />

Entscheidung für oder gegen das Gute fällt. Die dritte Form ist das<br />

nachfolgende Gewissen, das die getroffene Entscheidung bestätigt und billigt (<br />

gutes Gewissen) oder mißbilligt (schlechtes Gewissen). 2<br />

Da die thomasische<br />

Sittenlehre grundlegend in der aktuellen theologischen Diskussion um das<br />

Gewissen<br />

3) "Ausdrücklich betont der hl. Johannes: 'Wer keine Liebe hat, kennt Gott nicht, denn Gott ist die<br />

Liebe' (1 Joh. 4,8). Je mehr in uns die Liebe wächst, um so mehr wird sich uns Gott zeigen,um<br />

so mehr werden wir dann auch das sittlich Gute erkennen: 'Wer mich liebt, der wird vom<br />

Vater geliebt, und ich werde ihn lieben und mich ihm kundmachen' (Joh. 14,21)" (ebd. S. 70).<br />

4) STh I/II 19,5.<br />

1) ebd. S. 70.<br />

2) ebd. S. 70/71.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

des Handelns, die natürliche Prinzipien des Naturrechts sind), und dieser<br />

habitus existiert "in ratione" [14]. Dagegen ist die c. "proprie loquendo" nicht<br />

potentia, sondern actus [15]. Sie ist " applicatio scientiae ad actum" ( Anwendung<br />

des Wissens auf den Akt) und so "quodammodo dictamen rationis" (<br />

gewissermaßen eine Vorschrift der Vernunft) [16]. Zwischen beiden steht noch<br />

der"actus"der synderesis als solcher, der ein "remurmurare malo et inclinare ad<br />

bonum". ein Murren (wörtlich: ein Entgegenmurmeln) gegen das<br />

Entscheidungsakt kann man drei Phasen unterscheiden: Die erste Phase nennen<br />

wir das vorausgehende Gewissen. Dabei meldet sich die Gewissensanlage vor<br />

dem Forum der geistigen Überlegung: In der Form eines praktischen Urteils<br />

wird eine konkrete Handlungssituation an der sittlichen Werttafel gemessen.<br />

Normen werden konkretisiert, noch bestehende Zweifel und Unklarheiten<br />

soweit als möglich behoben. Gebieterisch meldet sich das sittliche Sollen und<br />

mahnt zur Werttreue. Es meldet sich auch die Stimme der Warnung vor dem<br />

Ausweichen, eine Mahnung gegen die Verdrängung der Gewissensregung. In<br />

diesem Stadium spielt die Klugheit eine<br />

der Klugheit folgt nun als die zweite Phase, die eigentliche<br />

Gewissensentscheidung. Der Mensch, der im innersten auf Gott, d. h. auf das<br />

Gute schlechthin, ausgerichtet ist, fällt an einem geschaffenen Wert in Freiheit<br />

die konkrete Entscheidung für oder gegen das absolut Gute und nimmt dafür<br />

die Verantwortung auf sich. Hier geht es letztlich nicht mehr um die Sache,<br />

sondern um die Person: "Ich entscheide mich!"<br />

42 Ritter, Joachim: Historisches Wörterbuch der Philoso..., 1974, S. 0<br />

121 Böckle, Franz: Grundbegriffe der Moral. Gewissen u..., 1966, S. 70<br />

121 Böckle, Franz: Grundbegriffe der Moral. Gewissen u..., 1966, S. 71<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 224<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

angegebenen Werken und den Veröffentlichungen von A. Auer: F. Böckle.<br />

Theonome Autonomie, in: Humanuni,Festschrift für R. Egenter, hg. v. J.<br />

Griindel u. a., Düsseldorf 1972,17-46; B. Stöckle, Grenzen der autonomen<br />

Moral, München 1974; B. Schüller, Zur Diskussion um das Proprium einer<br />

christlichen Ethik, in: Theologie und Philosophie 51 (1976) 321-343. 14 14 Vgl.<br />

A. Auer, Autonome Moral und christlicher Glaube 31. 26 15 15 Vgl. D. Mieth,<br />

Rechtfertigung und Gerechtigkeit, in: Gerechtigkeit (Herausforderung und<br />

Besinnung 1), Freiburg/Schweiz 1977,64-89. 16 16 Vgl. A. Auer,<br />

Werken und den Veröffentlichungen von A. Auer: F. Böckle.Theonome<br />

Autonomie, in: Humanuni,Festschrift für R. Egenter, hg. v. J. Griindel u. a.,<br />

Düsseldorf 1972,17-46; B. Stöckle, Grenzen der autonomen Moral, München<br />

1974; B. Schüller, Zur Diskussion um das Proprium einer christlichen Ethik,<br />

in: Theologie und Philosophie 51 (1976) 321-343. 14 14 Vgl. A. Auer, Autonome<br />

Moral und christlicher Glaube 31. 26 15 15 Vgl. D. Mieth, Rechtfertigung und<br />

Gerechtigkeit, in: Gerechtigkeit (Herausforderung und Besinnung 1), Freiburg/<br />

Schweiz 1977,64-89. 16 16 Vgl. A. Auer,<br />

ob und wenn ja, in welcher Weise Gewissen und christlicher Glaube, bzw.<br />

christliche Moral in Bezug zueinander stehen. Die aufzuweisende Beziehung<br />

ist dann Gegenstand der Überlegungen über Möglichkeiten und Erfordernisse<br />

einer Gewissenserziehung im christlichen Kontext. 10.2. Zur Diskussion um<br />

das Proprium einer christlichen Ethik Die aktuelle moraltheologische<br />

Diskussion um das Proprium einer christlichen Ethik ist bestimmt von der<br />

Streitfrage, ob es eine spezifisch christliche Moral hinsichtlich des material-<br />

inhaltlichen sittlichen Anspruchs gibt, bzw. geben kann. Man will wissen, ob<br />

aus der Lehre der Bibel oder der Tradition der Kirche exclusiv christliche,<br />

konkret sittliche Werte und Normen abgeleitet werden können, d.h. es im<br />

christlichen Ethos<br />

ein Blick geworfen auf die eigentliche Streitfrage innerhalb der<br />

Propriumsdiskussion. Die Präge: gibt es eine spezifisch christliche Moral bzw.<br />

Ethik? ist vor allem die Präge, ob es eine spezifisch christliche Moral<br />

hinsichtlich des material-inhaltliehen sittlichen Anspruchs gibt oder<br />

überhaupt geben könne, ob es also - den oben skizzierten spezifisch<br />

christlichen Begründungszusammenhang vorausgesetzt - spezifisch christliche,<br />

praxisnahe, konkrete, sittliche Normen (oder<br />

72 Stachel, Günter: ethisch handeln lernen, 1978, S. 1<br />

124 Halter, Hans: Taufe und Ethos. Eine Untersuchung ..., 1975, S. 17<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 224<br />

gibt, bzw. geben kann. Man will wissen, ob aus der Lehre der Bibel oder der<br />

Tradition der Kirche exclusiv christliche, konkret sittliche Werte und Normen<br />

abgeleitet werden können, d.h. es im christlichen Ethos solche Normen gibt,<br />

die nur dem Christen aufgrund seines Glaubens einsichtig sind und von daher<br />

auch nur für ihn Gültigkeit haben. 3<br />

In der Auseinandersetzung darüber haben<br />

sich zwei Modelle herauskristallisiert: das glaubensethische Modell und das<br />

Die Vertreter einer<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

erhoben, universale Botschaft für alle Menschen zu sein. Die Frage, ob es im<br />

Bereich der sittlichen Tugenden, also im zwischenmenschlichen Bereich,<br />

Gebote oder Verbote gebe, die nur dem Christen aufgrund seines Glaubens<br />

erkennbar und somit verpflichtend aufgegeben seien, ist kaum von praktischer<br />

Relevanz. Uns interessiert es nicht so sehr zu wissen, ob die vom Christentum<br />

für das<br />

Konzept einer autonomen<br />

Glaubensethik 2<br />

Moral im christlichen Kontext. 1<br />

gehen davon aus, daß christliche Sittlichkeit nicht autonom ist,<br />

Hilpert im "Wörterbuch christlicher Ethik"." Eine eingehende<br />

Auseinandersetzung überschreitet allerdings die hier gegebenen Möglichkeiten.<br />

Doch soll wenigstens der Haupteinwand erwähnt werden. K. Hilpert stellt<br />

infrage, ob das Konzept einer autonomen Moral im christlichen Kontext "<br />

sondern aus dem Glauben entwickelt werden muß. Soweit nicht explizit<br />

vorhanden, müssen danach konkrete ethische Normen durch Ableitung oder<br />

Anwendung von der christlichen Botschaft her entwickelt werden. Je nach<br />

Ausformung<br />

3) vgl. dazu: Halter,Hans: Taufe und Ethos. Paulinische Kriterien für das Proprium christlicher<br />

Moral. Freiburg, Basel,Wien 1977. Einleitung: S. 13-32. hier:S.17/18.<br />

überhaupt mit dem (seit Kant bzw. schon seit Descartes entwickelten)<br />

historischen Programm autonomer Moral< zusammengebracht werden bzw.,<br />

falls sie dieses konsequent rezipieren würde, ihre Identität<br />

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12.01.2014<br />

260<br />

1) vgl. dazu u.a.: Sauer,Joseph (Hrsg.): Normen im Konflikt. Freiburg,Basel,Wien 1977.<br />

2) vgl. dazu u.a.: Stöckle,Bernhard: Autonome Moral. In: Stimmen der Zeit. 98 (1973). S. 723 -<br />

736. ders.: Grenzen der autonomen Moral. München 1974. ders.(Hrsg.): Wörterbuch<br />

christlicher Ethik. Freiburg 1975. Ratzinger,Josef )Hrsg.): Prinzipien christlicher Moral.<br />

Einsiedeln 1976 (mit Beiträgen von Heinz Schürmann und Hans Urs von Balthasar).<br />

Scheffczyk,Leo: Die Theologie und das Ethos der Wissenschaften. In: Münchener<br />

Theologische Zeitschrift. 25 (1974). S.336-358.<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 234<br />

125 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Gla..., 1977, S. 65<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 225<br />

christlichen Sinnhorizontes" finden sie allgemeine Zustimmung. Strittig werden<br />

ihre Thesen dort, wo es um die Methoden der Normenfindung geht. Ein<br />

Beispiel für die Argumentation der Glaubensethiker ist die folgende Aussage<br />

von Hans Urs von Balthasar: " Die konkrete Existenz Christi - sein Leben,<br />

Leiden, Sterben und endgültig leiblich Auferstehen - hebt alle übrigen Systeme<br />

ethischer Normierung in sich auf; sittliches Handeln von Christen hat sich im<br />

letzten nur vor dieser Norm zu verantworten. Die in der Person Christi<br />

vollbrachte Synthese des gesamten Willens des Vaters ist eschatologisch und<br />

unüberbietbar, deshalb a priori universal normativ." 3<br />

So sehr darin Aspekte der<br />

kritischen und stimulierenden Wirkung der christlichen Botschaft im Prozeß<br />

sittlicher Bewußtseinsbildung deutlich werden, so wenig führen solche Aussagen<br />

weiter in der Suche nach konkret inhaltlichen Normen, die daraus abgeleitet<br />

werden<br />

3) Balthasar,Hans Urs von: Neun Sätze zur christlichen Ethik. In: Ratzinger,Josef (Hrsg.): a.a.O. S.<br />

67-93. hier: S.74.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

sie nicht nur eine Aussage über den Begründungszusammenhang darstellen,<br />

sondern eine bestimmte Meinung über Normenfindung insinuieren so etwa,<br />

wenn H. Urs von Balthasar schreibt: 64 Alfons Auer " Die konkrete Existenz<br />

Christi - sein Leben, Leiden, Sterben und endgültig leiblich Auferstehen - hebt<br />

alle übrigen Systeme ethischer Normierung in sich auf; sittliches Handeln von<br />

Christen hat sich im letzten nur vor dieser Norm zu verantworten ... Die in der<br />

Person Christi vollbrachte Synthese des gesamten Willens des Vaters ist<br />

eschatologisch und unüberbietbar, deshalb a priori universal normativ.""<br />

Solche Aussagen führen nicht weiter, wenn nicht konkret, d. h. an<br />

signifikanten Einzelbeispielen, gezeigt wird, wie man denn nun von Christi<br />

Leben, Leiden, Sterben und Auferstehen zu<br />

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12.01.2014<br />

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125 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Gla..., 1977, S. 65<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 226<br />

unser Interesse primär den Denkansätzen einer autonomen Moral im<br />

christlichen Kontext. Nach Alfons Auer, einem Hauptvertreter dieses Modells,<br />

beziehen sich die Anhänger einer relationalen Autonomie des Sittlichen auf<br />

einen "locus classicus der Theologie", auf Rom. 2,14: " Paulus sagt hier von den<br />

Heiden: Die das Gesetz nicht haben, 'sind sich selbst Gesetz - heautois eisin<br />

nomos' ... Nach Paulus entspricht die. 'relationale' Autonomie des Menschen<br />

und der weit ganz offensichtlich dem Willen Gottes. ... Der vom rufenden<br />

Schöpfer distanzierte Mensch ist und bleibt 'sich selbst Gesetz' (Rom. 2 ,14).<br />

Die Basis relationalen Selbstands bleibt erhalten."|2 So gehen die Vertreter<br />

einer relationalen Autonomie des Sittlichen davon aus, " daß das Sittliche eine<br />

Schöpfung des menschlichen Geistes ist" 3 . Es gehört zur Erfüllung des<br />

göttlichen Kulturauftrages (Gen. 1,28), der dem Menschen als originäre<br />

Aufgabe zugewiesen ist. Der Mensch erfährt sich immer von einem<br />

Sollensanspruch gefordert, den man an ihn stellt und den er selbst an andere<br />

stellt. Dieser Anspruch ist ein unbedingter, von dem niemand ausgeschlossen<br />

ist. Antwort auf diesen Anspruch<br />

2) ebd. S. 66.<br />

3) ders.: Autonome Moral und christlicher Glaube. Düsseldorf 1971. A. 160.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

geistig-kulturellen Prozeß zu exkommunizieren. Zum zweiten dürfte nicht<br />

unbekannt sein, daß wir uns auf einen locus classicus der Theologie, nämlich<br />

auf Rom 2,14 berufen können. Paulus sagt hier von den Heiden: Die das<br />

Gesetz nicht haben, "sind sich selbst Gesetz - heautois eisin nomos". Hier haben<br />

wir bereits den Begriff der Auto-nomie. Und man fragt sich, warum bei<br />

Darstellungen der Geschichte des Autonomie-Begriffs auf diese Stelle nie<br />

eingegangen wird." Nach Paulus entspricht die "relationale" Autonomie des<br />

Menschen<br />

Welt ganz offensichtlich dem Willen Gottes; nach Paulus behält auch der im<br />

Nein zur Klesis stehende und den Äonsmächten sich unterwerfende Mensch<br />

seine sittliche Autonomie. Der vom rufenden Schöpfer distanzierte Mensch ist<br />

und bleibt "sich selbst Gesetz" (Rom 2,14). Die Basis relationalen Selbstands<br />

bleibt erhalten. Von dieser fundamentalen These seiner Anthropologie her kann<br />

Paulus zu einer ethischen Verständigung und Kooperation mit Nicht-<br />

Glaubenden kommen; nur wenn er ihre sittliche Autonomie<br />

Frankfurt 1970. III. Einige Reflexionen über die Zuständigkeit des Lehramts<br />

und der Moraltheologie bei der Statuierung weltethischer Weisungen 1. Die<br />

Autonomie des Sittlichen Unsere bisherigen Überlegungen haben ergeben, daß<br />

das Sittliche, eine Schöpfung des menschlichen Geistes ist. Es gehört in den<br />

Bereich der "Wahrheit der Welt", deren Entfaltung im göttlichen Kulturauf-<br />

Träg (Gen 1.28) dem Menschen .als originäre Aufgabe zugewiesen ist. in der<br />

traditionellen Naturrechtslehre kommtd nnT auch TsTar zum Ausdruck, daß<br />

die ethische Ordnung wohl gänzlich vom Menschen aufgefunden und entfaltet<br />

werden kann. Von der<br />

125 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Gla..., 1977, S. 66<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 160<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 227<br />

einem Sollensanspruch gefordert, den man an ihn stellt und den er selbst an<br />

andere stellt. Dieser Anspruch ist ein unbedingter, von dem niemand<br />

ausgeschlossen ist. Antwort auf diesen Anspruch der Wirklichkeit ist das<br />

Sittliche. Es " zielt auf die optimale Entfaltung des Menschlichen in der<br />

konkreten Situation des Einzelnen, der Gesellschaft und der Menschheit im<br />

ganzen, auf das 'Gelingen des menschlichen Lebens' (G.Meyer)." 1<br />

Aus der<br />

Vernunftnatur des Menschen resultiert die Möglichkeit der rationalen<br />

Erkenntnis des Sittlichen. Der Mensch muß über sein In-der-Welt-sein<br />

nachdenken und seine eigenen guten und schlechten Erfahrungen, sowie Wege<br />

zu einer sinnvollen und fruchtbaren Existenz, die im Laufe der Geschichte<br />

gewonnen bzw. verfehlt wurden, überdenken und auswerten, wenn er zu einem<br />

sinnvollen Entwurf seines Daseins und seines Handelns kommen will. Mit<br />

ihrer Rationalität ist auch die Autonomie des Sittlichen gegeben. Diese These<br />

kann man theologisch verantworten, soweit man darauf verzichtet, "von allem<br />

Anfang an (auszugehen) und ausdrücklich die ontologischen Grundlagen des<br />

Sittlichen bis auf den tiefsten Grund in die Diskussion miteinbringen zu wollen.<br />

Nach theologischer Lehre kann der Mensch den Vollsinn seiner Existenz in<br />

der Welt und damit auch den Kern des Sittlichen<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

zur Maschine.") Wenn wir vom Sittlichen sprechen, meinen wir das Ja zu dem<br />

Anspruch, der von der Wirklichkeit her auf den Menschen zukommt. Das<br />

Sittliche zielt auf die optimale Entfaltung des Menschlichen in der konkreten<br />

Situation des einzelnen, der Gesellschaft und der Menschheit im ganzen, auf<br />

das "Gelingen des menschlichen Lebens" (G. Meyer). Wenn das richtig ist,<br />

wenn also das Sittliche auf optimal geglücktes Menschsein zielt, dann muß die<br />

ethische Aussage jedem Menschen verständlich gemacht werden können; sie<br />

sein nachdenken und seine guten und schlechn Erfahrungen in gründlicher<br />

Reflexion bedenken, wenn er zu nem sinnvollen Entwurf seines Daseins und<br />

seines Handelns körnen will. Aus der Vernunftnatur des Menschen resultiert<br />

die Rationatät des Sittlichen. Das Tier wird durch seine Instinkte angeleitet, is<br />

für sein Dasein Notwendige zu tun. Der Mensch kann den Sinn iner Existenz<br />

und<br />

der Mensch durch seine Vernunft. Jber die Bedeutung von Offenbarung und<br />

Glauben für das menschche Selbstverständnis wird später zu handeln sein.) Der<br />

" 2 Mensch muß jer sein In-der-Welt-sein nachdenken und seine guten und<br />

schlechn Erfahrungen in gründlicher Reflexion bedenken, wenn er zu nem<br />

sinnvollen Entwurf seines Daseins und seines Handelns körnen will. Aus der<br />

Vernunftnatur des Menschen resultiert die Rationatät des Sittlichen. Das Tier<br />

wird durch seine Instinkte angeleitet, is für sein Dasein Notwendige zu<br />

die Krise der Moral, in: eol. Quartalschrift 14' (1'6') 4 22. 2' nomie des<br />

Sittlichen sprechen. Man muß allerdings darauf verzichten von allem Anfang<br />

an und ausdrücklich die ontologischen Grundlager des Sittlichen bis auf den<br />

tiefsten Grund in die Diskussion miteinbringen zu wollen. Der eigentliche Sinn<br />

und der unmittelbare Gebrauchswert der Formel von der Autonomie der Moral<br />

liegt darin, sichtbai zu machen, "daß die (ontologischen) Grundlagen (der<br />

praktischer<br />

Entscheidungen noch nicht einschließen"23. Nach theologischer Lehre kann<br />

der Mensch zwar nicht ohne die wirksame Hilfe Gottes, aber sehi wohl ohne<br />

die ausdrückliche Erkenntnis Gottes den Vollsinn- seiner Existenz in der Welt<br />

und damit auch den entscheidenden-Xernu des Sittlichen verstehen. Aus der<br />

127 Auer, Alfons: Die Bedeutung des Christlichen bei ..., 1977, S. 33<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 29<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 30<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 227<br />

zwar nicht ohne die wirksame Hilfe Gottes, wohl aber ohne die ausdrückliche<br />

Erkenntnis Gottes erkennen. Schließlich zeichnet sich das Sittliche durch<br />

Realistik aus. Die konkrete geschichtliche Erfahrung zeigt, daß dort, wo<br />

ethische Vorstellungen gegen das eigentlich Menschliche verstoßen,<br />

Verwirrung und Zerstörung die<br />

1) ders.: Die Bedeutung des Christlichen bei der Normfindung. In: Sauer,Joseph (Hrsg.): a.a.O. S.<br />

29-54. hier: S. 33.<br />

2) ders.: Autonome Moral und christlicher Glaube. Düsseldorf 1971. S. 30.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Mitte seiner eigenen Existenz tritt ihn der unabdingbare Anspruch der ihm<br />

vorgegebenen Wirklichkeit entgegen. c) Realistik des Sittlichen Schließlich<br />

Ideale) in verschiedenen Tiefenbereichen angetroffen werden können von<br />

denen einige die radikalen metaphysischen und religiösen Entscheidungen noch<br />

nicht einschließen"23. Nach theologischer Lehre kann der Mensch zwar nicht<br />

ohne die wirksame Hilfe Gottes, aber sehi wohl ohne die ausdrückliche<br />

Erkenntnis Gottes den Vollsinn- seiner Existenz in der Welt und damit auch den<br />

entscheidenden-Xernu des Sittlichen verstehen. Aus<br />

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126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 30<br />

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Realistik aus. Die konkrete geschichtliche Erfahrung zeigt, daß dort, wo<br />

ethische Vorstellungen gegen das eigentlich Menschliche verstoßen,<br />

Verwirrung und Zerstörung die Folge sind. Das Funktionieren von Normen ist<br />

unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen menschlichen Zusammenlebens.<br />

"Normen und Strukturen sind richtig, wenn und solange es unter ihrer Geltung<br />

mit der Menschheit und ihrem Weg zu Freiheit und Liebe vorangeht. ...<br />

Menschsein ist das freie Gelingen auf konkreten, sich geschichtlich<br />

durchdeterminierenden Sachfeldern." 1<br />

An dieser Stelle taucht die Frage auf,<br />

worin das spezifisch Christliche einer Moral liegt, bzw. welchen Beitrag der<br />

Glaube an Gott und seine Offenbarung zum Sittlichen liefert? Damit hängt auch<br />

die Beweisführung darüber zusammen, wieso dieser Glaube nicht Heteronomie,<br />

sondern - indem sie "der Vernünftigkeit der Vernunft ihren transzendentalen<br />

Grund" 2<br />

erschließt - dem Menschen die Freiheit eröffnet. Alfons Auer faßt das<br />

christliche Spezifikum des Sittlichen wie folgt zusammen: " Das christliche<br />

Proprium des Sittlichen liegt nicht in konkreten weltethischen Weisungen, die<br />

aus dem Glaubensverständnis heraus entwickelt werden und zu denen der<br />

Christ - neben den autonom entwickelten weltethischen Weisungen - zusätzlich<br />

verpflichtet wird. Der Christ ist Mensch wie jeder andere auch, er hat kein<br />

eigenes Einmaleins und kein eigenes Alphabet, er hat auch keine eigenen<br />

naturalen Strukturen. Das Menschliche ist menschlich für die Heiden wie für<br />

die Christen. Aber der Christ steht aufgrund seines Glaubens in einem neuen<br />

Sinnhorizont." 3<br />

Diesen neuen Sinnhorizont und die sich aus ihm ergebenden<br />

Konsequenzen kann man zusammenfassend etwa so darstellen: 1. Durch seine<br />

Selbstvergegenwärtigung und rückhaltlose Solidarisierung mit den Menschen<br />

und ihrer Welt hat Gott<br />

11% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

das menschliche Dasein in seiner Identität, Sinnhaftigkeit und Werthaftigkeit<br />

gehindert wird und der Mensch eine sinnvolle und fruchtbare Existenz verfehlt.<br />

Insofern sind Normen und Strukturen richtig, "wenn und solange es unter ihrer<br />

Geltung mit der Menschheit auf ihrem Weg zur vollen Entfaltung ihrer Werte<br />

und Möglichkeiten vorangeht"11. Hier bestätigt sich die Autonomie des<br />

Sittlichen. Der Mensch soll nicht einfach ein Prinzip<br />

revolutionären Ziele in steigendem Maße Konkurrenz macht, und zwar bei all<br />

denen, bei denen die wichtigste Voraussetzung des politischen Chiliasmus,<br />

nämlich mangelnde säkulare Aufklärung, entfällt. An dieser Stelle taucht die<br />

Frage auf, warum man denn die Partei mit allen Mankos einer ungerechten<br />

Distribution belasten muß und ob die Partei ihre bisher ohnehin nur zögernd<br />

wahrgenommene Distributionsverantwortung nicht<br />

oder die Gesellschaft? Die Frage kann nur beantwortet werden, wenn zunächst<br />

klargemacht wird, worin denn eigentlich das spezifisch Christliche einer Moral<br />

liegt. Unsere These heißt: Das christliche Proprium des Sittlichen liegt nicht in<br />

konkreten weltethischen Weisungen, die aus dem Glaubensverständnis heraus<br />

entwickelt werden und zu denen der Christ - neben den autonom entwickelten<br />

weltethischen Weisungen - zusätzlich verpflichtet wird. Der Christ ist Mensch<br />

wie jeder andere auch, er hat kein eigenes Einmaleins und kein eigenes<br />

Alphabet, er hat auch keine eigenen naturalen Strukturen. Das Menschliche ist<br />

menschlich für die Heiden wie für die Christen. Aber der Christ steht aufgrund<br />

seines Glaubens in einem neuen Sinnhorizont, und aus diesem Sinnhorizont<br />

ergeben sich neue Motivationen für sein Handeln in der Welt. Aus diesem<br />

Sinnhorizont entsteht auch ein Effekt, der sich im Prozeß<br />

und Welt endgültig in Liebe angenommen. Die Annahme geschah nicht durch<br />

eine innergöttliche Deklaration, sondern durch die Selbstvergegenw'drtigung<br />

Gottes in der Geschichte und seine rückhaltlose Solidarisierung mit den<br />

Menschen und ihrer Welt. Die Kategorie der Heilsgeschichte gehört zur<br />

unverzichtbaren Substanz des Christentums. Durch Menschwerdung, Tod und<br />

Auferstehung hat Gott den Menschen der heilvollen Gemeinschaft mit sich<br />

128 Küng, Hans: Christ sein (Auszug), 1974, S. 525<br />

129 Partei und System, Eine kritische E..., 1973, S. 241<br />

127 Auer, Alfons: Die Bedeutung des Christlichen bei ..., 1977, S. 38<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 165<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 228<br />

in Jesus Christus Menschheit und Welt endgültig in Liebe angenommen. Durch<br />

Menschwerdung, Tod und Auferstehung Jesu Christi läßt Gott den Menschen<br />

teilhaben an seiner heilvollen Gemeinschaft und verleiht ihm dadurch eine<br />

neue Seinswürde. 2. Danach kann der Mensch den letzten Sinn seiner Existenz<br />

nicht im Innerweltlichen<br />

1) ebd. S. 31.<br />

2) Böckle,Franz: Theonomie und Autonomie der Vernunft. In: Oelmüller,Willi: Fortschritt wohin?<br />

Düsseldorf 1972. S. 63-86. hier: S. 76.<br />

3) Auer,Alfons: Die Bedeutung des Christlichen bei der Normfindung. S. 38.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

teilhaft<br />

und dann hat sie auch eben gerade in einer säkularen Welt ihre besten<br />

Lebenschancen."5' - Was ist nun das christliche Proprium? a) Das christliche<br />

Proprium Gott hat in Jesus Christus Menschheit und Welt endgültig in Liebe<br />

angenommen. Die Annahme geschah nicht durch eine innergöttliche<br />

Deklaration, sondern durch die Selbstvergegenw'drtigung Gottes in der<br />

Geschichte und seine rückhaltlose Solidarisierung mit den Menschen und<br />

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Textstelle (Originalquellen)<br />

und Auferstehung Jesu Christi läßt Gott den Menschen teilhaben an seiner<br />

heilvollen Gemeinschaft und verleiht ihm dadurch eine neue Seinswürde. 2.<br />

Danach kann der Mensch den letzten Sinn seiner Existenz nicht im<br />

Menschwerdung, Tod und Auferstehung hat Gott den Menschen der heilvollen<br />

Gemeinschaft mit sich teilhaft gemacht und ihm dadurch eine neue Seinswürde<br />

geschenkt. Wenn der Mensch nur im Heil voll zu sich selbst kommen kann,<br />

Innerweltlichen finden, weil er nur im Heil voll zu sich selbst kommen kann. heißt dies zugleich, daß der letzte Sinn seiner Existenz nicht im<br />

Er findet ihn " nur in jener Bewegung zum Vater, die Jesus in Gang gebracht Innerweltlichen gefunden werden kann, sondern nur in jener Bewegung zum<br />

hat und in der die gesamte Menschheit in der noch ausstehenden Geschichte in Vater, die Jesus in Gang gebracht hat und in der die gesamte Menschheit in der<br />

die Nähe zu Gott gebracht werden soll." 1 3. Wenn in Jesus wirklich die Liebe noch ausstehenden Geschichte in die Nähe zu Gott eingebracht werden soll.<br />

Gottes als neue menschliche Existenzgrundlage in die Geschichte eingetreten Diese Kernaussage über das christliche Proprium ist durch die biblische<br />

ist, dann ist durch ihn die Kommunikation aller Menschen miteinander möglich. 2<br />

Christologie vielfach und vielfältig bezeugt. Ihre Grundformeln sind freilich<br />

4. Indem der Mensch in einer Grundentscheidung sein Dasein auf Christus bis in die<br />

richtet, wird er frei, von sich selbst wegzugehen " und in die Bewegung Christi<br />

den Dienst am anderen befähige. Aber dieser Jesus ist nicht mehr Mittler des<br />

auf die anderen hin einzutreten." 3 5. Durch die in Jesus Christus ermöglichte<br />

Heils, sondern nur noch ansteckendes Modell der Mitmenschlichkeit - ohne<br />

Teilnahme am Leben Gottes entsteht ein 'neuer Mensch' und eine 'neue<br />

jede transzendente Perspektive.61 Wenn in Jesus wirklich die Liebe Gottes als<br />

Schöpfung'. Die Fixierungen auf Selbstbehauptung werden aufgebrochen und '<br />

friedenswirksame Energien' in der Menschheit aktiviert."Das Bewußtsein um<br />

die Geborgenheit der Welt in Gottes Huld schafft die Basis für die freie und<br />

liebende Zuwendung zum Nächsten und zum Ganzen der menschlichen<br />

Gesellschaft." 4 6. Kein noch so radikales menschliches Engagement wird aus<br />

sich heraus die Vollendung der Welt bewirken. Vielmehr wird der Kyrios in<br />

einer noch ausstehenden Heilstat das Werk, das er in Christus eröffnet hat,<br />

vollenden und die jetzige Welt<br />

neue menschliche Existenzgrundlage in die Geschichte eingetreten ist, dann ist<br />

durch ihn die Kommunikation aller Menschen miteinander möglich. Wer in<br />

einer Grundentscheidung sein ganzes Dasein auf Christus ausrichtet, gewinnt<br />

jene Freiheit, die es ihm ermöglicht, von sich selbst wegzugehen und in die<br />

Bewegung Christi auf die anderen hin einzutreten. Es mag tatsächlich mit der<br />

existentialen und personalistischen Orientierung der neueren Theologie<br />

zusammenhängen, daß die christliche Liebe in die "Kategorien des Intimen, des<br />

Privaten, des A-<br />

nicht aus dem Glauben heraus programmiert werden. Das christliche<br />

Proprium wird vielmehr darin manifest, daß durch die in Jesus Christus<br />

eröffnete Teilnahme am Leben Gottes ein "neuer Mensch" und eine "neue<br />

Schöpfung" entstehen, daß die Fixierungen auf die Selbstbehauptung<br />

aufgebrochen und friedenswirksame Energien in der Menschheit aktiviert,<br />

werden. Das Bewußtsein um die Geborgenheit der Welt in Gottes Huld schafft<br />

die Basis für die freie und liebende Zuwendung zum Nächsten und zum Ganzen<br />

der menschlichen Gesellschaft. Die christliche Kernaussage, daß Gott in Jesus<br />

Christus die Welt ? endgültig angenommen hat, erfährt im<br />

eschatologischen Kerygma eine konstitutive Explikation: In einer noch<br />

ausstehenden Heilstat , wird der Kyrios das Werk, das er als Christus eröffnet<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 165<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 166<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 167<br />

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damit zu ihrer absoluten Erfüllung bringen. Die Geschichte erhält für den<br />

Menschen den Charakter der Entscheidungszeit, in der die absolute<br />

Offenbarung vorbereitet und entfaltet wird. 7. In dieser Zeit tritt die christliche<br />

Gemeinde dann in Funktion,<br />

1) ders.: Autonome Moral und christlicher Glaube. Düsseldorf 1971. S. 165.<br />

2) ebd. S. 166.<br />

3) ebd. S. 166.<br />

4) ebd. S. 167.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

hat, vollenden und die jetzige Welt zur Erfüllung bringen. Die dynamische<br />

Orientierung unserer Zeit auf Zukunft hin hat ein bisher nicht gekanntes<br />

Pathos und teilweise auch ein echtes Ethos der Zukünftigkeit<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 230<br />

der Entscheidungszeit, in der die absolute Offenbarung vorbereitet und<br />

entfaltet wird. 7. In dieser Zeit tritt die christliche Gemeinde dann in Funktion,<br />

wenn unter möglichen Zwecken Präferenzen und Prioritäten gesetzt werden<br />

müssen. Dabei orientiert sie sich " an den eschatologischen Verheißungen der<br />

Versöhnung, der Gerechtigkeit, der Freiheit und des Friedens." 1 8. Christus ist<br />

der Kyrios und Logos der Schöpfung. 'Gott als Sinn des Daseins' wird dann zur<br />

Leerformel, wenn er nicht zugleich der Anfang ist. " Ein Gott, der nicht Alpha<br />

ist, kann auch nicht Omega sein." 2<br />

Auf dem Fundament der Schöpfung<br />

entfaltet sich das gesamte Heilsgeschehen. Wahrheit, Ordnung und die<br />

geschichtliche Dynamik der Welt sind durch den Logos gestiftet und gehören<br />

nach der Schrift eindeutig zusammen. 9. Der Logos "hat der Welt die<br />

Möglichkeit sinnvoller und fruchtbarer menschlich-geschichtlicher Existenz<br />

vermittelt. Er hält diese Möglichkeit durch die ganze Geschichte hindurch<br />

offen. Er tut dies als transzendentale Ursache, er stellt die Welt frei in die<br />

Eigentlichkeit ihrer selbst, er läßt sie aus ihrer Immanenz heraus fortwährend<br />

sich erschaffen und näher zu sich selbst kommen. In ihren Anfang hinein<br />

erschafft er die Möglichkeit ihrer Fülle, die sie nunmehr aus sich selbst heraus<br />

entfaltet. Die in den einzelnen Bereichen der Welt aufzuspürenden<br />

Gesetzlichkeiten - wir nennen sie ihre Autonomie - sind durch den Logos<br />

vermittelte, aber selbstwirksame Stiftungen. Der Stifter interveniert nicht<br />

ständig in ihren Ablauf. Er läßt den Menschen in Freiheit walten und<br />

1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

christlichen Zukunftsgewissen kritisch-befreiend in jene gesellschaftlichpolitische<br />

Wirklichkeit hineinspricht, in der diese Planungsvorhaben<br />

programmiert werden"". Bei diesen Einsprüchen orientiert sich die Gemeinde<br />

der Gläubigen an den eschatologischen Verheißungen der Versöhnung, der<br />

Gerechtigkeit, der Freiheit und des Friedens. Aus diesem "Horizont einer<br />

universalen Humanisierung" (J. B. Metz) heraus lyitisiext sie alle Versuche,<br />

geschichtlich gewordene Zustände zu verabsolutieren bzw. bestimmte<br />

Zielvorstellungen künftiger Gesellschaftsgestaltung ideologisch als definitivoffene<br />

Zukunft der Menschen, Gott als Sinn des Daseins, das wird zur schönen,<br />

leeren Formel, wenn dieser Gott nicht zugleich als mächtiger Anfang gedacht<br />

wird. Ein Gott, der nicht Alpha ist, kann auch nicht Omega sein. Ohne<br />

Schöpfungslehre keine Eschatologie ... Der christliche Gottesbegriff wird<br />

verfälscht, wenn er auf das spezifisch Christliche reduzier! wird. Der Satz,<br />

daß Gott die Liebe ist, soll<br />

Ordnung und geschichtliche Dynamik der Welt sind durch das "Wort"<br />

entstanden. Durch sein "Wort" hat Gott der Welt die Möglichkeiten sinnvoller<br />

und fruchtbarer Geschichte ermittelt. Er hält diese Möglichkeit durch die ganze<br />

Geschichte hindurch offen. Er tut dies als transzendentale Ursache, d. h., er<br />

stellt die Welt frei in die Eigentlichkeit ihrer selbst, er läßt sie immer mehr zu<br />

sich selbst kommen, indem er sie aus ihren immanenten Kräften heraus<br />

fortwährend sich selbst erschaffen läßt. In ihren Anfang hinein hat er<br />

transzendentale Ursache, er stellt die Welt frei in die Eigentlich-, keit ihrer<br />

selbst, er läßt sie immer mehr zu sich selbst kommen, indem er sie aus ihrer<br />

Immanenz heraus fortwährend sich' erschaffena läßt. Jn Jfrim-Anfang a ihrer<br />

Theologie, Proph tie, Politik 494 f. " /. Groß, in: Mysterium Salutis II,<br />

437 f. . Fülle, die sie nunmehr aus sich selbst heraus entfaltet.77 Die in den<br />

einzelnen Bereichen der Welt aufzuspürenden Gesetzlichkeiten wir nennen sie<br />

ihre Autonomie - sind durch den Logos vermittelte, aber selbstwirksame<br />

Stiftungen Gottes. Der Stifter interveniert nicht : ständig in ihren Ablauf. Er<br />

läßt den Menschen in Freiheit walten und jAtut nichts, um ihn zur Marionette<br />

zu erniedrigen. Sein Wirken in der Welt ist nicht "eine Art metaphysisches<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 169<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 171<br />

127 Auer, Alfons: Die Bedeutung des Christlichen bei ..., 1977, S. 44<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 171<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 172<br />

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tut nichts, um ihn zur Marionette zu erniedrigen. ... Die transzendentale<br />

Ursächlichkeit des Schöpfers und die damit gegebene totale Abhängigkeit der<br />

Welt von seiner Schöpferkraft gefährden also in keiner Weise die Autonomie<br />

der Welt, sie begründen vielmehr ihre Möglichkeit." 3 10. Christos, Kyrios und<br />

Logos - dies sind die drei Würdenamen, mit denen sich das christliche Proprium<br />

umschreiben läßt. Die Welt - und dazu gehört auch das Sittliche als freie<br />

Schöpfung des menschlichen Geistes - steht in sich selbst. Dieses In-sichselbst-stehen<br />

ist aber nur möglich, wenn sie in Relation zum Christos, dem<br />

Kyrios und Logos - und damit zum göttlichen Urgrund aller Wirklichkeit -<br />

steht. Die Vertreter einer autonomen Moral im christlichen Kontext bejahen<br />

also die Autonomie des Sittlichen, weil sie in der Autonomie der Wirklichkeit<br />

impliziert ist. Sie lehnen eine absolute Autonomie ab, weil sie ihren<br />

Ermöglichungsgrund in bestimmten transzendentalen Relationen hat, die aber<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Subsidiaritätsprinzip" 78 , das sich neben den innerweltlichen<br />

durch das "Wort" vermittelte, aber selbstwirksame Stiftungen Gottes. Der<br />

Stifter interveniert nicht ständig in ihren Ablauf hinein. Er läßt den Menschen<br />

in Freiheit walten und tut nichts, um ihn zur Marionette zu erniedrigen. Gott ist<br />

nicht der Rivale des Menschen, er will ihn nicht aus seiner Herrschaftsstellung<br />

in der Welt verdrängen, er hat ihn selbst in diese Stellung<br />

der Welt ist nicht "eine Art metaphysisches Subsidiaritätsprinzip" 78 , das sich<br />

neben den innerweltlichen Kräften kategorial aktuiert (mögen auch bei vielen<br />

christlichen Betern andere Vorstellungen herrschen). Die transzendentale<br />

Ursächlichkeit des Schöpfers und die damit gegebene totale Abhängigkeit der<br />

Welt von seiner Schöpferkraft gefährden also in keiner Weise die Autonomie<br />

der Welt, sie begründen vielmehr ihre Möglichkeit. Gott ist nicht der Rivale des<br />

Menschen, er will ihn nicht aus seiner Herrschaftsstellung in der Welt<br />

verdrängen, im Gegenteil: er will, daß er sie<br />

daß sich das christliche Proprium mit den drei Würdenamen Christos, Kyrios<br />

und Logos umschreiben läßt. Die Welt zur Welt gehört auch das Sittliche als<br />

eine freie Schöpfung des menschlichen Geistes - steht in sich selbst, aber<br />

dieses In-sich-selbst- Stehen der Welt ist nur möglich, weil sie in Relation zum<br />

Christos, zum Kyrios und zum Logos und damit zum göttlichen Urgrund aller<br />

Wirklichkeit steht. Die Behauptung der Eigenständigkeit der Welt bringt noch<br />

nicht die volle Wahrheit zum Ausdruck. Diese Behauptung muß dahingehend<br />

integriert werden, daß die Welt in transzendente Relationen<br />

göttlicher, als die Dinge zu machen, ist es, zu machen, daß sie sich selber<br />

machen." b) Das christliche Proprium und die Autonomie des Sittlichen Wir<br />

bejahen die Autonomie des Sittlichen, weil sie in der Autonomie der<br />

Wirklichkeit impliziert ist. Wir bestreiten eine absolute Autonomie der Welt<br />

und des Sittlichen, weil diese Autonomie ihren Ermöglichungsgrund in<br />

bestimmten transzendenten Relationen hat, die freilich der Eigenwertigkeit und<br />

Aber es gibt keine absolute Autonomie der Welt und auch keine absolute<br />

Autonomie des Sittlichen, weil diese Autonomie wesenhaft in bestimmten<br />

127 Auer, Alfons: Die Bedeutung des Christlichen bei ..., 1977, S. 44<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 172<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 173<br />

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der Eigenwertigkeit und Eigengesetzlichkeit der Welt nicht abträglich sind. Nun<br />

ist die Beschreibung 'autonome Moral im christlichen Kontext' ein<br />

Sammelbegriff für mehrere Denkmodelle, die vor allem in der Beschreibung<br />

des Verhältnisses von autonomer Moral und ihrem Ermöglichungsgrund<br />

Unterschiede aufweisen. Ich möchte unter<br />

1) ebd. S. 169.<br />

2) ebd. S. 171.<br />

3) ebd. S. 172.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Relationen steht, die freilich der Eigenwertigkeit und Eigengesetzlichkeit der<br />

Welt nicht nur nicht abträglich sind, sondern sie erst recht begründen und<br />

erfüllen. Wir bejahen die Autonomie des Sittlichen, aber wir behaupten ihre<br />

wesenhafte Relationalität. Mit der<br />

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125 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Gla..., 1977, S. 63<br />

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der Marek sieht das Spezifikum christlicher Moral ausgeprägt auf der Ebene<br />

der Erkenntnis: Christliche Offenbarung verweist den Menschen auf das, was<br />

von Anfang der Welt an verborgen ist, die geschichtliche Gegenwärtigkeit<br />

Gottes in jedem Menschen. Die spezifische Form der Gegenwart Gottes in der<br />

Welt ist die Tatsache, daß menschliches Handeln intersubjektiv ist. Darum ist<br />

jedes intersubjektiv-menschliche Handeln Gottesgemeinschaft. " Es gibt keine<br />

Menschlichkeit, die nicht Gottes Antlitz zeigt, und es ist Gottes Antlitz, das für<br />

uns in aller Menschlichkeit sichtbar wird. ... Ethik kann nicht anders als<br />

christliche Ethik sein, nicht kraft der Natur oder Menschlichkeit, sondern kraft<br />

Gottes Menschwerdung und Selbstoffenbarung in Menschlichkeit." 1<br />

Jede<br />

menschliche Ethik ist somit faktisch christlich und wirklich christliche Ethik<br />

betreibt nur, wer konsequent die menschliche Autonomie erkennen und gelten<br />

läßt. Dies ist ein Aspekt der Menschwerdung Gottes. " Gott und Mensch sind<br />

keine Konkurrenten." Der Mensch besteht nicht trotz Gott, sondern dank Gott;<br />

er ist nicht frei, obgleich er Geschöpf Gottes ist, sondern gerade seine<br />

Geschöpflichkeit läßt ihn frei werden. " Die menschliche Autonomie tut Gott in<br />

keiner Weise Abbruch, sondern ist im Gegenteil göttliche Gabe. Die<br />

menschliche Tätigkeit, Intersubjektivität, Gutheit und Gutwilligkeit tasten<br />

Gottes Menschwerdung und Erlösung nicht an, sondern sind im Gegenteil<br />

deren durch Gott selbst gewirkte und getragene Gestalt." 2<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

sei hingewiesen auf die mannigfachen Versuche, das christliche Proprium in<br />

neuen, dem heutigen Verstehenshorizont angemessenen "Kurzformeln des<br />

Glaubens" zum Ausdruck zu bringen. Subjektivität ist aber die spezifische<br />

Form der Gegenwart Gottes in der Welt, darum ist jedes intersubjektivmenschliche<br />

Handeln Gottesgemeinschaft. Durch den wesentlichen und<br />

zentralen Inhalt der christlichen Offenbarung finden wir uns - so W. van der<br />

Marek "dorthin verwiesen, wo ausgesprochen und enthüllt wird, was von<br />

an der göttlichen Reichweite dieses Christus vorbeisehen. Außer ihm gibt es<br />

keine Menschlichkeit, und alles, was es an Menschlichkeit gibt, besteht in ihm.<br />

Anders ausgedrückt: Es gibt keine Menschlichkeit, die nicht Gottes Antlitz<br />

zeigt, und es ist Gottes Antlitz, das für uns in aller Menschlichkeit sichtbar wird.<br />

Schöpfung erweist sich als Menschwerdung - und Erlösung -, und deshalb ist<br />

die traditionelle Dogmatik so "christologisch". Natur erweist sich als Gnade (<br />

wir werden das später nodi näher aufzeigen) - und deshalb ist die traditionelle<br />

Moral so "christozentrisch". Ethik kann nicht anders als christliche Ethik sein,<br />

nicht kraft der Natur<br />

um zu sagen, daß die menschliche Ethik faktisch christlich ist und daß wir<br />

deshalb nur dann eine wirklich christliche Ethik betreiben, wenn wir<br />

fortwährend und konsequent die menschliche Autonomie erkennen und gelten<br />

lassen. Diese Autonomie - Schlüsselformel von "Schema 13" des II.<br />

Vatikanischen Konzils - ist eine wesentliche Voraussetzung der christlichen<br />

Ethik, und ohne sie ist eine christliche Ethik nicht möglich. Sie ist ein anderer<br />

Aspekt der Menschwerdung Gottes. Gott und Mensch sind keine Konkurrenten.<br />

Der Mensch besteht nicht trotz Gott, sondern dank Gott, und der Mensch wird<br />

durch die Tatsache, daß er Gottes Menschlichkeit Gestak gibt, nicht<br />

beeinträchtigt, im Gegenteil; wie könnte es anders sein, und was wäre<br />

nicht beeinträchtigt, im Gegenteil; wie könnte es anders sein, und was wäre der<br />

Mensch sonst? Der Mensch ist nicht trotz Gott, sondern dank Gott frei. Die<br />

menschliche Autonomie tut Gott in keiner Weise Abbruch, sondern ist im<br />

Gegenteil göttliche Gabe. Die menschliche Tätigkeit, Intersubjektivität,<br />

Gutheit und Gutwilligkeit tasten Gottes Menschwerdung und Erlösung nicht an,<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 174<br />

130 van der Marek, Wilhelm: Grundzüge einer christlichen Ethik, 1967, S. 19<br />

130 van der Marek, Wilhelm: Grundzüge einer christlichen Ethik, 1967, S. 20<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 232<br />

Kirchliche Verkündigung hat den Sinn aller innerweltlichen Aufgaben<br />

aufzuweisen, muß zeigen, daß sie göttliche Heilsaufgaben sind. Leitbegriff:<br />

Intentionalität Josef Fuchs sieht das Proprium christlicher Moral ausgeprägt auf<br />

der Ebene des Vollzugs in einer besonderen Motivation, die dem menschlichen<br />

Handeln einen tieferen und reicheren Sinn gibt. Christliche Intentionalität<br />

zeichnet sich aus durch die grundlegende Entschiedenheit des Glaubenden, die<br />

Liebe Gottes anzunehmen und zu erwidern. Zugrunde liegt die Einsicht, daß<br />

sich im Sittlichen kategoriale Werte (Gerechtigkeit,Treue,Keuschheit u.a.)<br />

realisieren und eben darin der Mensch sich als Person verwirklicht. Aus<br />

vollpersonaler Entschiedenheit für Christus tritt der Mensch in die Nachfolge<br />

Christi<br />

1) van der Marek,Wilhelm: Grundzüge einer christlichen Ethik. Düsseldorf 1967. S. 20/21.<br />

2) ebd. S. 21.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

sondern sind im Gegenteil deren durch Gott selbst gewirkte und getragene<br />

Gestalt. Es wäre ein fataler Irrtum, Gott mit der evolvierenden Menschheit zu<br />

identifizieren, aber wenn wir weiterhin von Gottes Transzendenz und Immanenz<br />

sprechen wollen, dann müssen<br />

eher in unthematisch-unreflexer (aber keineswegs geringerer) Bewußtheit<br />

realisiert werden. Näherhin wirkt sich die christliche Intentionalität für das<br />

konkrete sittliche Verhalten in christlichen Motivationen aus, die dem<br />

menschlichen Handeln einen "tieferen und reichen Sinn" geben. Allerdings<br />

sieht J. Fuchs im christlichen Sinnverständnis etwa der Entsagung oder der<br />

Jungfräulichkeit eine "inhaltliche" Bestimmung der Weisen unseres Verhaltens.<br />

Darüber könnte man<br />

sondern in der christlichen Intentionalität. Er hebt also mehr auf die Ebene des<br />

konkret-existentiellen Vollzugs ab. Er versteht unter christlicher Intentionalität<br />

die-"grundlegende christliche Entschiedenheit des Glaubenden, die Liebe<br />

Gottes anzunehmen und zu erwidern, als Glaubender und Liebender in der<br />

Nachfolge Christi die Verantwortung des Lebens in dieser Welt auf sich zu<br />

nehmen, also als einer, der in Glauben<br />

130 van der Marek, Wilhelm: Grundzüge einer christlichen Ethik, 1967, S. 20<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 176<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 175<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 233<br />

Gerechtigkeit,Treue,Keuschheit u.a.) realisieren und eben darin der Mensch<br />

sich als Person verwirklicht. Aus vollpersonaler Entschiedenheit für Christus<br />

tritt der Mensch in die Nachfolge Christi und nimmt bei der Gestaltung der<br />

Welt Verantwortung auf sich. Der Selbstvollzug der Person vor dem Absoluten<br />

verwirklicht sich in sittlichen Einzelhandlungen. 1<br />

Leitbegriff: Integrierung<br />

Alfons Auer sieht unter dem Begriff 'Integrierung' alle Dimensionen - die<br />

heilsgeschichtlich-vermittelte Wirklichkeit des neuen Seins, die Interpretation<br />

der Welt aus dem Glauben an diese neue Wirklichkeit und die daraus<br />

entwickelte Verifizierung im sittlichen Vollzug zusammengefaßt. Vergleicht<br />

man die Schriften Auers, so stellt man eine Entwicklung fest: In seinem 1960<br />

erschienen Buch "Weltoffener Christ" stellt er die Erkenntnis, Anerkennung<br />

1) Fuchs,Josef: Gibt es eine spezifisch christliche Moral? StdZ 95 (1970). S. 90-112.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

wie Gerechtigkeit, Treue, Keuschheit) realisiert werden, daß sich eben darin<br />

andererseits der Mensch selbst als Person aktuiert - als Person, d. h. letztlich in<br />

seiner Verwiesenheit auf Gott. Der Selbstvollzug der Person vor dem<br />

Absoluten verwirklicht sich konkret also in partikulären sittlichen<br />

Einzelhandlungen, wobei die kategorialen sittlichen Werte eher in thematischreflexer,<br />

die Person selbst eher in unthematisch-unreflexer (aber keineswegs<br />

geringerer)<br />

bei dieser Darstellung des christlichen Proprium hauptsächlich auf die<br />

Intentionalität und damit auf den Vollzuejdes sittlichen Handelns abgehoben<br />

ist.86 Weil unter dem drittenStichworf, äemTcler "Integrierttng", alle<br />

Dimensionen - die heilsgeschichtlich vermittelte Wirklichkeit des "neuen Seins"<br />

in Christus, die Interpretation der Welt aus dem Glauben 81 Gibt es eine<br />

spezifisch christliche Moral? 102; a. a. O. 108 heißt es einfach "der lebendige<br />

christliche Glaube". A*.y : : an diese Wirklichkeit und die ethisch-spirituelle<br />

Verifizierung im sittlichen<br />

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126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 176<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 234<br />

Umschreibung des Stichwortes 'Integrierung' mehr zu der 'Dynamik-These. Er<br />

sieht im Neuen Testament das spezifisch Christliche in der Begründung der<br />

gängigen sittlichen Weisungen und in ihrer Ausrichtung auf Christus hin. Das<br />

Engagement des Christen " in der autonomen Welt ist im Glauben gewußte<br />

Partnerschaft mit dem Schöpfergott in der Entfaltung der von ihm gestifteten<br />

Möglichkeiten" 1 . Das christliche Proprium des Sittlichen besteht " in der<br />

Integrierung des natürlich-sittlichen (autonomen) Handelns in den Vollzug<br />

seiner religiösen Verbundenheit mit Gott. ... Die autonom entwickelte<br />

Sittlichkeit wird zum BeWährungsfeld der Gottesliebe." 2<br />

In seinem Aufsatz "<br />

Die Autonomie des Sittlichen nach Thomas von Aquin", der 1977 erschienen<br />

ist, verzichtet Auer auf die Herausstellung der Sachgesetzlichkeiten. Bei<br />

Interpretation von Thomas von Aquin spricht er sogar davon, daß "die<br />

Autonomie des Sittlichen im Sinne von Selbstgesetzlichkeiten" 3<br />

zu sehen sei.<br />

Er stellt fest, daß Thomas die Autonomie des Sittlichen gegenüber der<br />

Naturordnung wahrt. Die Naturordnung selbst kann nicht Kriterium<br />

menschlichen Handelns sein. " Prinzip und Maß des Sittlichen ist vielmehr die<br />

praktische Vernunft des Menschen. Sie ist sich selbst Gesetz." 4<br />

Die Vernunft<br />

erkennt die in der Wirklichkeit<br />

6% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

weil aus seinem Glaubenswissen neue Motivationen erstehen, die ihn in eine<br />

Unentrinnbarkeit personaler Verantwortung stellen, wie sie der Nicht-<br />

Glaubende eben nicht kennt. Sein Engagement in der autonomen Welt ist im<br />

Glauben gewußte Partnerschaft mit dem Schöpfergott in der Entfaltung der von<br />

ihm gestifteten Möglichkeiten und im Widerstand gegen alle aus ihm selbst und<br />

seinen Mitmenschen hervorbrechenden Sperrungen gegen diese Entfaltung.<br />

Sein Engage- ment in der autonomen Welt ist im<br />

Heraufkunft der letzten Heilstat des wiederkommenden Herrn vorbehalten ist.<br />

Das christliche Proprium des Sittlichen liegt also nicht in neuen, nur dem<br />

Gläubigen zugänglichen Verhaltensnormen, sondern in der Integrierung des<br />

natürlich-sittlichen (autonomen) Handelns in den Vollzug seiner religiösen<br />

Verbundenheit mit Gott. In der Treue zur sittlichen Entfaltung seiner Person<br />

und seiner sozialen Beziehungen muß der Christ die Redlichkeit seines<br />

Glaubens an seine Verbundenheit mit Gott und die' Fruchtbarkeit einer<br />

Existenz aus dem damit eröffneten Sinnhorizont<br />

zitiert der Verfasser den Kommentar zum Galaterbrief von Gutjahr 21912 1 1<br />

Hier ist auf eine einseitige Betonung der ratio bei Thomas durch A. Auer<br />

hinzuweisen. Vgl. seinen Aufsatz: Die Autonomie des Sittlichen nach Thomas<br />

von Aquin 31-54. 2 2 Vgl. O. H. Pesch, Theologie der Rechtfertigung 950 Vgl<br />

bes Ders Existentielle und sapientiale Theologie. Hermeneutische Erwägungen<br />

zur systematisch-theologischen Konfrontation zwischen Luther und Thomas<br />

von Aquin in -<br />

und nur durch die Vernunft zum Wohl des Menschen verwirklicht werden. Sie<br />

ist das eigentlich ordnende, das letztlich normierende Prinzip.24 Wir stellen<br />

fest: Thomas wahrt die Autonomie des Sittlichen gegenüber der Naturordnung.<br />

Diese kann als solche nicht Kriterium menschlichen Handelns sein. Prinzip und<br />

Maß des Sittlichen ist vielmehr die praktische Vernunft des Menschen. Sie ist<br />

sich selbst Gesetz. Das ,secundum rationem vivere', das Leben und Handeln<br />

nach den aus der Erfahrung gewonnenen Einsichten der Vernunft, entfaltet das<br />

bonum humanum, läßt Menschsein glücken. Aber<br />

eine relationale: sie steht in realer Beziehung zum Finalitätsgefüge der Natur.<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 177<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971, S. 178<br />

123 Bujo, Benezet: Moralautonomie und Normenfindung be..., 1979, S. #P#Amour 69<br />

131 Walgenbach, Christoph: Die Autonomie des Sittlichen nach T..., 1977, S. 35<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 234<br />

wirksamen Intentionalitäten in ihrer Zuordnung auf erfülltes Menschsein. Die<br />

Autonomie des Sittlichen ist insofern eine relationale, " sie steht in realer<br />

Beziehung zum Finalitätsgefüge der Natur." 5<br />

Wollte man die Entwicklung der<br />

Argumentation Auers in eine Formel bringen, so könnte man sagen: Während<br />

er in seinen frühen Schriften den Begriff der Sachgesetzlichkeiten (und deren<br />

Auffinden) in den Vordergrund stellt, spricht er in<br />

1) Auer,Alfons: a.a.O. S. 177/178.<br />

2) ebd. S. 178.<br />

3) ders.: Die Autonomie des Sittlichen nach Thomas von Aquin. In: Christlich glauben und<br />

handeln. Düsseldorf 1977. S. 3-54. hier: S. 52.<br />

4) ebd. S. 36<br />

5) ebd. S. 36/37.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Die Vernunft lernt aus dem Umgang mit der Wirklichkeit, sie erkennt die in ihr<br />

wirksamen Intentionalitäten in ihrer Zuordnung auf erfülltes Menschsein. Die<br />

nachdrückliche Hervorhebung der praktischen Vernunft als des Organs der<br />

Entdeckung menschlicher Möglichkeiten und damit sittlicher Verbindlichkeiten 25<br />

läßt erkennen, wieviel Thomas an der Herausstellung der Autonomie<br />

Handeln nach den aus der Erfahrung gewonnenen Einsichten der Vernunft,<br />

entfaltet das bonum humanum, läßt Menschsein glücken. Aber die Autonomie<br />

des Sittlichen ist eine relationale: sie steht in realer Beziehung zum<br />

Finalitätsgefüge der Natur. Die Vernunft lernt aus dem Umgang mit der<br />

Wirklichkeit, sie erkennt die in ihr wirksamen Intentionalitäten in ihrer<br />

Zuordnung auf erfülltes Menschsein. Die nachdrückliche Hervorhebung<br />

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131 Walgenbach, Christoph: Die Autonomie des Sittlichen nach T..., 1977, S. 36<br />

131 Walgenbach, Christoph: Die Autonomie des Sittlichen nach T..., 1977, S. 35<br />

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9% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 235<br />

Anliegen zum Ausdruck, das schon früher in Formulierung und<br />

dazugehörenden Konsequenzen bei Franz Böckle auftaucht. Gemeint ist das<br />

Anliegen der Kommunikabilität sittlicher Weisungen. 1<br />

Leitbegriff:<br />

Kommunikabilität Böckle umschreibt das proprium christianum im strengen<br />

Sinn als den Glauben an Gottes Heilshandeln in Jesus Christus, das Grund und<br />

Ziel menschlichen Lebens ist. Dementsprechender Existenzvollzug erfolgt in<br />

Glaube, Hoffnung und Liebe. Sein und Handeln werden von daher und<br />

daraufhin gedeutet und vollzogen. Er meint, es müßte möglich sein, " die<br />

Konsequenzen für das zwischenmenschliche Verhalten, die sich aus dem<br />

Glauben an Gott und an die Macht seiner befreienden Liebe ergeben, allen<br />

Menschen erfahrbar zu machen." 1<br />

Wesentliche Voraussetzung von<br />

Kommunikabilität und Konsensbildung ist die Verstehbarkeit des sittlich<br />

Geforderten. " Sittlich handeln heißt verantwortlich handeln. Und dies erfordert<br />

ein Handeln aus Einsicht." Ein sittlicher Akt muß als solcher grundsätzlich<br />

einsehbar und verstehbar sein. Dies gilt in gleicher Weise für die Normen, die<br />

dem Menschen als Orientierung für sittliches Handeln gegeben werden. Dabei<br />

kann es genügen, sich von einer sachkompetenten Autorität, die über diese<br />

Einsicht verfügt, führen zu lassen. "<br />

19% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

der Kirche Theologie ist keine Privatwissenschaft. Theologie geschieht im Raum<br />

der Kirche; sie gehört zur wesentlichen Eunktion der Kirche. Weil die Kirche<br />

sich aus dem Glauben an Gottes Heilshandeln in Jesus Christus aufbaut, gehört<br />

das immer neue Durchdringen und Verstehen der Offenbarung Gottes in der<br />

Geschichte zu ihrem Selbstvollzug als Gemeinschaft gläubiger und im gleichen<br />

Glauben verbundener<br />

vom Christentum für das Zusammenleben der Menschen erhobenen sittlichen<br />

Normen originär oder gar exklusiv christlich sind; uns interessiert letztlich vor<br />

allem ihre Kommunikabilität. Wir meinen, es müßte möglich sein, die<br />

Konsequenzen für das zwischenmenschliche Verhalten, die sich aus unserem<br />

Glauben an Gott und an die Macht seiner befreienden Liebe ergeben, allen<br />

Menschen erfahrbar zu machen. Entscheidend ist darum auch nicht die Frage,<br />

welche und wie viele ethische Wahrheiten (Weltethos) das Christentum aus der<br />

Geistesgeschichte des Menschen rezipiert hat. Es gilt<br />

Ordnung geht es den Moraltheologen in ihrer Diskussion um das Proprium der<br />

christlichen Ethik. Kommunikation und Konsensbildung sind aber nur möglich<br />

unter der Voraussetzung der Verstehbarkeit des sittlich Geforderten: Sittlich<br />

handeln heißt verantwortlich handeln. Und dies fordert ein Handeln aus<br />

Einsicht. Mit dieser Forderung nach Einsicht ist nicht gemeint, daß der<br />

Handelnde in jedem Fall die Sachgründe für ein bestimmtes Tun<br />

Gehorsams reduzieren. Die in solchem Gehorsam vollzogene Tat wäre zwar<br />

indirekt im Gehorsamsakt sittlich verantwortet, formal könnte sie aber nicht als<br />

eigener sittlicher Akt gelten. Ein sittlicher Akt muß als solcher grundsätzlich<br />

einsehbar und verstehbar sein. Entsprechend müssen aber auch die Normen,<br />

durch die unser verantwortliches Verhalten zum Menschen und zur Welt direkt<br />

geregelt werden soll, grundsätzlich der vernünftigen menschlichen Einsicht<br />

daß der Handelnde in jedem Fall die Sachgründe für ein bestimmtes Tun<br />

durchschauen müsse, um überhaupt verantwortlich handeln zu können. Es kann<br />

genügen, daß er sich von einer sachkompetenten Autorität, die über diese<br />

Einsicht verfügt, führen läßt. Wenn aber ein Sachbezug überhaupt nicht positiv<br />

einsehbar wäre, oder wenn jemand überhaupt keine Einsicht hätte in das, was<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 321<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 234<br />

132 Böckle, Franz: Glaube und Handeln, 1976, S. 642<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 291<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 236<br />

Die Geltung einer sittlichen Norm als solcher (kann) nicht allein auf einen<br />

autoritativen Akt, auch nicht auf das bloße Faktum des Bezeugtseins in Schrift<br />

und Tradition zurückgeführt werden, ... die Norm muß in der Sache selbst<br />

einsichtig sein." 2<br />

In drei Thesen umschreibt Böckle den Einfluß des Glaubens<br />

auf die Sittlichkeit: 1. " Der Glaube an Gottes Heilstat in Jesus Christus gibt dem<br />

sittlichen Freiheitsvollzug den tragenden Grund und Sinn. ... 2. Der Glaube<br />

vertieft und sichert die für das konkrete Handeln bedeutsamen Einsichten. ... 3<br />

. Der Glaube verbietet uns die Verabsolutierung irgendeines geschaffenen<br />

Gutes."|3 zu 1: Eigentliches Motiv menschlichen Handelns ist nicht die Sorge<br />

und Angst um Lohn und Strafe, sondern die Dankbarkeit für bereits erfahrene<br />

Liebe. zu 2: Böckle unterscheidet<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

er sachlich tun soll, dann<br />

dem Menschen bestimmend zu sein, muß der Würdebegriff durch eindeutig und<br />

allgemein verständliche Wertprädikate wie z.B. "Person", "Leben", "leibliche<br />

Integrität" usw. interpretiert und operational gemacht werden. Die Geltung<br />

einer sittlichen Norm als solcher kann eben nicht allein auf einen autoritativen<br />

Akt, auch nicht auf das bloße Faktum des Bezeugtseins in Schrift und<br />

Tradition zurückgeführt werden, dje__Norm muß in der Sache selbst einsichtig<br />

sein. Ein theologischer Positivismus wäre in der Moraltheologie nicht mehr<br />

wert als der Rechtspositivismus in der<br />

sittlichen Norm als solcher nicht allein auf einen autoritativen Akt, auch nicht<br />

auf das bloße Faktum des Bezeugtseins in Schrift und Tradition zurückgeführt<br />

werden kann, die Norm muß in der Sache selbst einsichtig sein. Man muß sich<br />

daher fragen, was genauerhin gemeint ist, wenn man in der traditionellen<br />

Moraltheologie von "geoffenbarten sittlichen Forderungen" spricht. Keinesfalls<br />

sind damit - wenn wir<br />

der freilich den partikulären Normen des Verhaltens einen bestimmten<br />

Stellenwert gibt. Allgemein läßt sich der Einfluß des Glaubens auf die<br />

Sittlichkeit in drei Thesen verdeutlichen: 1. Der Glaube an Gottes Heilstat in<br />

Jesus Christus gibt dem sittlichen Freiheitsvollzug den tragenden Grund und<br />

Sinn. Die ständige Erinnerung an das, was Gott durch Jesus Christus am<br />

Menschen getan hat und immerfort tut, weist hin auf den tragenden Grund und<br />

das Leitmotiv des sittlichen Lebens der Christen. Gefordert wird eine<br />

grundlegende Entscheidung (Metanoia, Umkehr), die als "fundamentum et<br />

radix" (DS 1532) die ganze<br />

Existenz gibt dem ganzen Leben eine unterscheidende Richtung. Christliches<br />

Leben will verstanden werden als ein Leben aus der Fülle. Dankbarkeit für<br />

erfahrene Liebe und nicht Sorge und Angst um Lohn und Strafe bildet daher<br />

das eigentliche Motiv des Handelns. Die Grundentscheidung-man könnte vom<br />

geformten Glauben sprechen (fides formata) - soll als transzendental sittlicher<br />

Akt das ganze Leben<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 292<br />

132 Böckle, Franz: Glaube und Handeln, 1976, S. 642<br />

132 Böckle, Franz: Glaube und Handeln, 1976, S. 643<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 236<br />

zwischen 'sittlich relevanten Einsichten und sittlichen Urteilen'. Er behauptet,<br />

daß der Glaube nur auf der Ebene der Werteinsicht (= Erkenntnis und<br />

Einschätzung bestimmter Gegebenheiten, die für den Menschen und sein<br />

Verhalten bedeutsam sind) direkten Einfluß haben kann. Werteinsichten sollen<br />

beim Handeln beachtet werden, aus ihnen ergibt sich aber nicht unmittelbar<br />

eine konkrete Handlungsregel. " Darum ist das Wertfeststellungsurteil noch<br />

kein sittliches Urteil, wiewohl es für das sittliche Handeln bedeutsam ist." 1<br />

Der<br />

Glaube an einen Gott, der den Menschen aus Liebe geschaffen und ihn in Liebe<br />

angenommen hat, impliziert, daß jedem Menschen als Geschöpf Gottes ein<br />

personaler Wert zu eigen ist, der völlig unabhängig ist vom<br />

1) Eduard Hengstenberg thematisiert in einem jüngst gehaltenen Vortrag ebenfalls die<br />

Notwendigkeit der Kommunikabilität ethischer Normen. Er nimmt eine "universale Ethik" an, "<br />

deren Prinzipien, trotz aller Barrieren völkischer, sozialer, gesellschaftlicher,<br />

geschichtlicher und sprachlicher Art, allen Menschen einleuchtend gemacht werden können.<br />

Kurzformel dieser Ethik ist das universale Sinngebot." Daneben lehnt er eine spezifisch "<br />

christliche Ethik" ab. Zum sittlichen Sollen, das Universalanspruch erhebe, kommt nach<br />

Hengstenberg für den Christen hinzu das "offenbarungsherkünftige Sollen", ein Sollen, das<br />

nicht weiter hinterfragbar ist, "das müssen sie sich sagen lassen aus der Offenbarung". Beide<br />

bilden "beim Christen einen einheitlichen Gesamtlebensvollzug: das Leben aus dem<br />

offenbarungs ......<br />

1) Böckle, Franz: Glaube und Handeln. In: CONCILIUM. 12 (1976). Heft 12. S. 641-647. hier: S.<br />

641/642.<br />

2) ebd. S. 642.<br />

3) ebd. S. 643/644.<br />

1) ebd. S. 643.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Eigenstruktur. Darauf zielt die zweite These. 2. Der Glaube vertieft und sichert<br />

die für das konkrete Handeln bedeutsamen Einsichten. Wir greifen mit dieser<br />

These die Unterscheidung zwischen "sittlich relevanten Einsichten" und "<br />

sittlichen Urteilen" auf und behaupten, daß der Glaube .nur* auf die<br />

Werteinsichten einen direkten Einfluß haben kann. Auf die sittlichen Urteile, d.<br />

h. auf die Beurteilung, ob ein bestimmtes<br />

immer auf das Handeln. Sittlich werten ' kann man strenggenommen nur das<br />

Handeln des Menschen, den wertrealisierenden Akt. Bei der Werteinsicht<br />

handelt es sich um die Erkenntnis und Einschätzung bestimmter<br />

Gegebenheiten, die für den Menschen und sein Verhalten bedeutsam sind, die<br />

gewiß beim Handeln beachtet sein wollen, die aber aus sich unmittelbar noch<br />

keine konkrete Handlungsregel ergeben. Darum ist das Wertfeststellungsurteil<br />

noch kein sittliches Urteil,<br />

Gegebenheiten, die für den Menschen und sein Verhalten bedeutsam sind. Sie<br />

wollen beim Handeln beachtet werden; aber sie ergeben aus sich noch keine<br />

konkrete Handlungsregel. Darum ist das Wertfeststellungsurteil noch kein<br />

sittliches Urteil, wiewohl es für das sittliche Handeln bedeutsam ist. In diesem<br />

Sinne ist der jedem Menschen unabhängig von Geburt und Leistung<br />

zukommende Wert (die Menschenwürde als sogenannter Symbolwert) ein<br />

fundamentaler vorsittlicher Wert. Desgleichen sind<br />

132 Böckle, Franz: Glaube und Handeln, 1976, S. 643<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 23<br />

132 Böckle, Franz: Glaube und Handeln, 1976, S. 643<br />

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14% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 237<br />

anderer, von der Mitgliedschaft in irgendeinem denkbaren Sozialsystem und<br />

allen sonstigen denkbaren Bedingungen - die unverzichtbare, unbedingte Würde<br />

des Menschen. zu 3: Der Mensch ist vom unbedingten Wert des Sittlichen<br />

gefordert. Dieses absolute bonum kann er nur in den bona verwirklichen, " die<br />

als kontingente Güter und Werte eben relative Werte sind und als solche<br />

niemals a priori als der je größte Wert, der überhaupt nicht mit einem anderen<br />

konkurrieren könnte, ausgewiesen sind." 2<br />

Für den, der sittlich verantwortlich<br />

handeln will, sind die Grundwerte verpflichtende Werte. Dieser<br />

Verpflichtungscharakter läßt aber keine Verabsolutierung zu. Kein Grundwert<br />

kann aus jeder denkbaren Güterabwägung herausgehoben werden. " Das<br />

menschliche Leben, die körperliche Integrität, das Gut der Zeugung oder der<br />

natürliche Verlauf eines Sexualaktes bleiben auch und gerade im Licht des<br />

Glaubens begrenzte Werte. Sie erhalten einen bestimmten Stellenwert in der<br />

Präferenzordnung, aber sie bleiben im Bereich der Menschlichkeit, in der bis<br />

zum Ende das Gute immer nur in der Wahl zwischen vorläufigen Gütern zu<br />

suchen ist." 3<br />

Grundwerte helfen dem einzelnen bei seiner Orientierung zu<br />

sittlichem Handeln, sie entlasten ihn aber nicht von der Prüfung, ob und in<br />

wieweit allgemeine Vorschriften auf einen konkreten Fall zutreffen. Leitbegriff:<br />

Intelligibilität Bruno Schüller definiert das<br />

2) ebd. S. 644.<br />

3) ebd. S. 644.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

absoluten Grund des Sittlichen unbedingt gefordert, doch als kontingentes<br />

Wesen in einer kontingenten Welt kann er das ihn absolut anfordernde "bonum"<br />

immer nur an und in den "bona" verwirklichen, die als kontingente Güter oder<br />

Werte eben "relative" Werte sind und als solche niemals a priori als der je<br />

größte Wert, der überhaupt nicht mit einem höheren konkurrieren könnte,<br />

ausgewiesen<br />

Wesen in einer kontingenten Welt kann er das ihn absolut anfordernde bonum<br />

immer nur an und in den bona verwirklichen, die als kontingente Güter oder<br />

Werte eben relative Werte sind und als solche niemals a priori als der je größte<br />

Wert, der überhaupt nicht mit einem anderen konkurrieren könnte,<br />

ausgewiesen sind. Im Hinblick auf die Güter bleibt daher je nur die Frage nach<br />

dem vorzugswürdigeren Gut möglich, und das heißt, jede konkrete kategoriale<br />

Entscheidung muß - um<br />

Glauben her als unverzichtbar geltenden Werte hingewiesen. Aber mit der<br />

Betonung der Unverzichtbarkeit menschlicher Grundwerte werden diese nicht<br />

verabsolutiert und aus jeder denkbaren Güterabwägung herausgehoben. Das<br />

menschliche Leben, die körperliche Integrität, das Gut der Zeugung oder der<br />

natürliche Verlauf eines Sexualaktes bleiben auch und gerade im Lichte des<br />

Glaubens begrenzte Werte. Sie erhalten einen bestimmten Stellenwert in der<br />

Präferenzordnung, aber sie bleiben im Bereich der Menschlichkeit, in der bis<br />

zum Ende der Zeiten das Gute immer nur in der Wahl zwischen vorläufigen<br />

Gütern zu suchen ist. Es wird damit aber auch nicht die Möglichkeit allgemein<br />

verbindlicher<br />

absoluter Wert jeder denkbaren Güterabwägung entzogen. Das<br />

Dispositionsfeld wird zwar eingeschränkt, aber wir bleiben im Bereich der<br />

Menschlichkeit, in der bis zum Ende der Zeiten das Gute immer nur in der Wahl<br />

zwischen vorläufigen Gütern zu suchen ist. 3. Herausforderung zum<br />

christlichen Radikalismus Gilt aber die Bedingung vernünftiger Einsicht und<br />

Abwägung in das, was vom gläubigen Menschen verlangt wird, auch für die<br />

radikalen Forderungen<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 307<br />

132 Böckle, Franz: Glaube und Handeln, 1976, S. 644<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 300<br />

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12.01.2014<br />

280<br />

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2% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 238<br />

einzelnen bei seiner Orientierung zu sittlichem Handeln, sie entlasten ihn aber<br />

nicht von der Prüfung, ob und in wieweit allgemeine Vorschriften auf einen<br />

konkreten Fall zutreffen. Leitbegriff: Intelligibilität Bruno Schüller definiert<br />

das natürliche Sittengesetz als " die Gesamtheit der sittlichen Forderungen, die<br />

der Mensch durch seine Vernunft zu erkennen vermag." 1<br />

Sittliches Handeln<br />

wird daran gemessen, ob es der Natur des Menschen entspricht. Schüller stellt<br />

die Gleichung auf: " Sittlich gut = naturgemäß = vernunftgemäß; sittlich<br />

schlecht = naturwidrig = vernunftwidrig." 2<br />

Dem Christen wird durch den<br />

Glauben " die heilsgeschichtlich-konkrete Gestalt erschlossen, die Gott in<br />

Christus seinem Verhältnis zum Menschen gegeben hat. Darum verwirklicht<br />

der Christ sein Grundverhältnis zu Gott als sakramental vermittelte Hinwendung<br />

zu Gott in Christus durch Glaube, Hoffnung und Liebe." 3<br />

Aus diesem<br />

Grundverhältnis ergibt sich keine einzige sittliche Forderung, die ihrem Inhalt<br />

nach nicht grundsätzlich der Vernunft einsichtig ist. Der Mensch ist als Person<br />

ein Wert um seiner selbst willen, und darum verdient er, um seiner selbst<br />

willen als ein Selbstzweck geliebt zu werden. "<br />

9% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

er der Schöpfungsordnung angehört. Und genau sie sind es, die in ihrer<br />

Gesamtheit das natürliche Sittengesetz heißen. Man kann also definieren: Das<br />

natürliche Sittengesetz ist die Gesamtheit der sittlichen Forderungen, die der<br />

Mensch durch seine Vernunft zu erkennen vermag. Davon zu unterscheiden<br />

wären solche sittlichen Forderungen, die nur der Christ aufgrund seines<br />

Glaubens an Jesus Christus erfassen kann. Es liegt nahe, anzunehmen, daß<br />

solche<br />

und Böse. Sie könnte mithin auch antworten, die Verleumdung sei deshalb<br />

sittlich schlecht, weil sie der "rechten Vernunft" widerspreche. Es ergeben sich<br />

daraus folgende Gleichsetzungen: sittlich gut = naturgemäß = vernunftgemäß;<br />

sittlich schlecht = naturwidrig = vernunftwidrig. Wie die noch fortdauernde<br />

Diskussion über die sittliche Beurteilung der Empfängnisverhütung allen<br />

deutlich vor Augen geführt hat, ist es in höchstem Maße umstritten, in welchem<br />

und zum Nächsten auf geheimnisvolle Weise teilhaben an der Liebe, mit der<br />

Christus den Vater und die Menschen liebt. 5. Durch den Glauben ist dem<br />

Christen die heilsgeschichtlich-konkrete Gestalt erschlossen, die Gott in<br />

Christus seinem Verhältnis zum Menschen gegeben hat. Darum verwirklicht<br />

der Christ sein Grundverhältnis zu Gott als sakramental vermittelte Hinwendung<br />

zu Gott in Christus durch Glaube, Hoffnung und Liebe. Alle voraufgehenden<br />

Überlegungen haben uns zum Bewußtsein gebracht, daß auch der Christ, will<br />

er beurteilen, was der Wille Gottes ist, sich dazu aufgefordert findet, sich<br />

vielleicht irgendwo verborgen in unserer Argumentation? Sehen wir genauer<br />

zu! Den sittlichen Wert der Nächstenliebe als eines Wohlwollens haben wir<br />

damit begründet, daß der Mitmensch als Person ein Wert um seiner selbst<br />

willen sei und darum verdiene, geliebt zu werden. In dieser Aussage steckt<br />

eine Ungenauigkeit. Es müßte exakt heißen: als Person ist der Mensch ein Wert<br />

um seiner selbst willen, und darum verdient er es, um seiner selbst willen, als<br />

ein Selbstzweck, geliebt zu werden. Was soll diese Präzisierung? Auch ein Tier<br />

ist ein Wert in sich, aber offensichtlich nicht ein Wert um seiner selbst willen,<br />

wenigstens nicht im selben<br />

mit der Vernunft des Menschen. Solche Formulierungen mögen heutzutage<br />

133 Hertz, Anselm: Normfindung und Normerkenntnis in d..., 1971, S. 104<br />

133 Hertz, Anselm: Normfindung und Normerkenntnis in d..., 1971, S. 106<br />

133 Hertz, Anselm: Normfindung und Normerkenntnis in d..., 1971, S. 119<br />

133 Hertz, Anselm: Normfindung und Normerkenntnis in d..., 1971, S. 121<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 238<br />

Maßstab für Gut und Böse ist die rechte Liebe; rechte Liebe ist eine solche, die<br />

sich einzig und allein von der 'Liebens-würdigkeit' dessen bestimmen läßt, was<br />

sie liebt, die also Gott über alles liebt, den Nächsten um seiner selbst willen" 4<br />

. 10.3. Das Gewissen im Rahmen einer autonomen Moral im christlichen<br />

Kontext Die ausführliche Darstellung der verschiedenen Denkansätze zu einer<br />

autonomen Moral im christlichen Kontext, die von der großen Mehrheit der<br />

christlichen Ethiker vertreten wird, bildet die Grundlage unserer Überlegungen<br />

zu Verständnis, Rolle und Funktionen des Gewissens in der christlichen Ethik. 1<br />

In den Schriften zur autonomen Moral im christlichen Kontext findet<br />

1) Schüller,Bruno: Die Bedeutung des Sittengesetzes für den Christen. In: Teichtweier/Dreier (<br />

Hrsg.): Herausforderung und Kritik der Moraltheologie. Würzburg 1971. S. 105-130. hier: S.<br />

105.<br />

2) ebd. S. 107.<br />

3) ebd. S. 120.<br />

4) ebd. S. 124.<br />

1) Auf die glaubensethischen Ansätze gehen wir deshalb nicht weiter ein, weil die gemachten<br />

Ausführungen zum christlichen Sinnhorizont auch dort Zustimmung finden und - auf das<br />

Gewissen bezogen - eine Auseinandersetzung mit ihnen erst sinnvoll erscheint, wenn klar wird,<br />

welche konkreten Werte und Normen aus der Schrift und Tradition abgeleitet werden können.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

leicht fremdartig klingen. Sie lassen sich aber ohne weiteres in eine vielleicht<br />

mehr zusagende Sprache übersetzen. Maßstab für Gut und Böse ist die rechte<br />

Liebe; rechte Liebe ist eine solche, die sich einzig und allein von der "Liebenswürdigkeit"<br />

dessen bestimmen läßt, was sie liebt, die also Gott über alles liebt,<br />

den Nächsten um seiner selbst willen usf. Daraus läßt sich entnehmen, daß man<br />

bei der Suche nach dem jeweils sittlich Geforderten bei weitem die meiste Mühe<br />

darauf verwenden muß, nicht auf<br />

modelltypisch als normativ zu fassen ist. Das bedeutet, daß die normative<br />

Sittlichkeit vor allem in den Kategorien autonomer philosophischer Ethik zu<br />

behandeln ist. 12.22 Die Position einer autonomen Moral im christlichen<br />

Kontext Die Position einer autonomen Moral im christlichen Kontext hat im<br />

wesentlichen folgende Voraussetzungen ihrer Arbeit zu formulieren versucht: 7<br />

Die Erkenntnis-These: Die der Wirklichkeit innewohnende Wahrheit<br />

modelltypisch als normativ zu fassen ist. Das bedeutet, daß die normative<br />

Sittlichkeit vor allem in den Kategorien autonomer philosophischer Ethik zu<br />

behandeln ist. 12.22 Die Position einer autonomen Moral im christlichen<br />

Kontext Die Position einer autonomen Moral im christlichen Kontext hat im<br />

wesentlichen folgende Voraussetzungen ihrer Arbeit zu formulieren versucht: 7<br />

Die Erkenntnis-These: Die der Wirklichkeit innewohnende Wahrheit<br />

133 Hertz, Anselm: Normfindung und Normerkenntnis in d..., 1971, S. 123<br />

72 Stachel, Günter: ethisch handeln lernen, 1978, S. 189<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 240<br />

drückt sich darin aus, daß er in all seinem Entscheiden und Handeln unter dem<br />

aus seiner Gottesebenbildlichkeit resultierenden Anspruch zu normsetzendem<br />

Tun steht, der sich in dem ersten Grundsatz "bonum est faciendum, malum<br />

vitandum" ausspricht. " Wer Gott von ganzem Herzen und von ganzer Seele<br />

liebt, gehorcht dem Gesetz, doch mit der erfinderischen Freiheit, die zwischen<br />

dem Wesentlichen und dem, was nur nebensächlich, nur zeitbedingte und oft<br />

probende Anwendung ist, zu unterscheiden weiß." 1<br />

Dieser Gehorsam dem<br />

Gesetz, dem ersten Grundsatz des sittlichen Tuns gegenüber, die Teilhabe an<br />

der Vorsehung Gottes meint vor allem die Bindung an die allein freimachende<br />

absolute Freiheit Gottes: " Im Verständnis des Schöpfungsglaubens ist ja der<br />

unbedingte Sollensanspruch nichts anderes als die Abhängigkeit eines personalfreien<br />

Selbst, das in dieser seiner Freiheit total beansprucht ist, über sich in<br />

Freiheit zu verfügen." 2<br />

In dieser totalen Beanspruchung des Menschen durch<br />

die unendliche Freiheit Gottes, "gewinnt er als sittliches Wesen sich selbst in<br />

freier Selbstbestimmung. Jedes von uns selbst gesetzte endliche Ziel, dem wir<br />

uns mit Haut und Haar verschreiben, müßte unsere Freiheit einengen. Jedes<br />

verabsolutierte Ziel, mag es noch so wertvoll sein, zwingt uns, alles, was es<br />

sonst noch gibt, als Stufe oder Mittel zum Zweck zu verdinglichen." 3<br />

Die<br />

theologische Legitimation des Sollens weist auf, daß der Mensch " einen<br />

Vorbehalt gegen jede Verabsolutierung des Kategorialen" 4<br />

haben muß, wenn<br />

er sich dem Anspruch vollkommener Freiheit als einem von Gott ihm<br />

angebotenen und zugesagten Anspruch fügt, den er in seinem Gewissen erfährt.<br />

Er muß den unbedingten Anspruch in kontingenten Einzelakten vollziehen. "<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

hat das Gesetz keineswegs aufgehoben, sondern es auf seinen Ursprung<br />

zurückgeführt: auf den Willen Gottes. Das ganze Gesetz hängt am ersten und<br />

größten aller Gebote. Wer Gott von ganzem Herzen und von ganzer Seele liebt,<br />

gehorcht dem Gesetz, doch mit der erfinderischen Freiheit, die zwischen dem<br />

Wesentlichen und dem, was nur nebensächlich, nur zeitbedingte und oft<br />

probende Anwendung ist, zu unterscheiden weiß. Die Zustimmung Jesu zum<br />

Willen des Vaters ist so innig und erfolgt so unmittelbar, daß von seinem<br />

ganzen Verhalten eine persönliche Autorität ausgeht und er<br />

Selbstwahl miteinzuschließen. Menschliche Freiheit bedarf offenbar der Grenze,<br />

um sich zu sammeln und die Bestimmtheit zum Handeln zu erlangen. Dem<br />

entspricht vollends die geschöpfliche Freiheit. Im Verständnis des<br />

Schöpfungsglaubens ist ja der unbedingte Sollensanspruch nichts anderes als<br />

die Abhängigkeit eines personal-freien Selbst, das in dieser seiner Freiheit total<br />

beansprucht ist, über sich in Freiheit zu verfügen. Das Dasein unter dem<br />

Sollensanspruch erweist sich theologisch als die notwendige Verfassung des<br />

Menschen, der sich nicht sich selbst verdankt, sondern sich als Kreatur<br />

konstituiert<br />

Gewissens. Nur in dem Maße, in dem er sich diesem Grundanspruch (es ist der<br />

Anspruch vollkommener Freiheit!) fügt, gewinnt er als sittliches Wesen sich<br />

selber in freier Selbstbestimmung. Jedes von uns selbst gesetzte endliche Ziel,<br />

dem wir uns mit Haut und Haar verschreiben, müßte unsere Freiheit einengen.<br />

Jedes verabsolutierte Ziel, mag es noch so wertvoll sein, zwingt uns, alles, was<br />

es sonst noch gibt, als Stufe oder Mittel zum Zweck zu verdinglichen. Nur die<br />

Bindung an die freimachende Freiheit selbst kann endliche Freiheit nicht<br />

einengen, sondern zu sich potentielle Aseität. Fichte und Hegel weisen dem Ich<br />

aufgrund<br />

der theologischen Legitimation des Sollens im_ ganzen keine Absolutsetzung<br />

kategorialer sittlicher Urteile35. Diese Aussage über die unbedingte<br />

Beanspruchung im Ganzen des sittlichen Lebens enthält vielmehr einen<br />

Vorbehalt gegen jede Verabsolutierung des Kategorialen. Selbstverständlich<br />

wirkt sich die Annahme der Kontingenz im gläubigen Bekenntnis<br />

134 Vergote, Antoon: Gott unser Vater, 1977, S. 618<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 84<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 85<br />

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283<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 241<br />

Die Absolutheit in der Beanspruchung kommt aber nicht aus der<br />

Einzelhandlung, sondern aus der Beanspruchung des kontingenten Menschen<br />

durch den absoluten Gott." 1<br />

Daraus ergibt sich, daß konkrete Moralität immer<br />

auch konditionierte Moralität ist, d.h. das jeweils unbedingt anzustrebende<br />

bonum im Sinne des ersten handlungsleitenden Prinzips kann der Mensch als<br />

bedingtes Wesen in einer bedingten Welt immer nur in und an den bedingten<br />

bona verwirklichen. 2<br />

Die Bedingtheit jeglicher Güter wiederum hat zur Folge,<br />

daß sie sich unter bestimmten Umständen einander ausschließen und dann in<br />

einer konkreten Situation dem jeweils ethisch geboteneren<br />

1) Vergote,Antoon: Gott unser Vater. In: CONCILIUM. 13 (1977). Heft 12. S. 618-623. hier: S.<br />

619.<br />

2) Böckle,Franz: a.a.O. S. 84.<br />

3) ebd. S. 84.<br />

4) ebd. S. 85.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

menschlicher Kreatürlichkeit auch auf die Werturteile aus, doch sind dies eben<br />

Konsequenzen, die auch von<br />

humanistischen Atheismus, in: K. Rahner (Hrsg.), Ist Gott noch gefragt?, a.a.O.<br />

47f. " Der unbedingte Anspruch, den der Mensch in seiner Freiheit erfährt, muß<br />

in kontingenten Einzelakten vollzogen werden. Die Absolutheit in der<br />

Beanspruchung kommt aber nicht aus der Einzelhandlung, sondern aus der<br />

Beanspruchung des kontingenten Menschen durch den absoluten Gott. liehen<br />

Akt des Sich-Öffnens oder des Sich-Verschließens vor , Gott. Erst der Mensch<br />

, der in Übereinstimmung steht mit Maximen des Handelns, die er sich<br />

kontin- gelten, sondern durchgängig "ut in pluribus", als in der Regel, als<br />

zumeist, als in der Mehrzahl der Fälle gültig zu betrachten sind.6 Anders<br />

gewendet: als bedingtes Wesen in einer bedingten Welt kann der Mensch das<br />

jeweils unbedingt anzustrebende und zu tuende "bonum" - das "Gute" im Sinne<br />

des obersten handlungsleitenden Prinzips - immer nur an und in den "<br />

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12.01.2014<br />

284<br />

1) ebd. S. 85. Anm. 35.<br />

2) Korff,Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie. Frankfurt 1979. S. 18/19.<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 85<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 19<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 241<br />

Die Bedingtheit jeglicher Güter wiederum hat zur Folge, daß sie sich unter<br />

bestimmten Umständen einander ausschließen und dann in einer konkreten<br />

Situation dem jeweils ethisch geboteneren die Verwirklichungspriorität zu<br />

geben ist, entsprechend der allgemeinen Vorzugsregel: " Vor zwei miteinander<br />

konkurrierende, einander ausschließende Werte gestellt, hat der Mensch zu<br />

prüfen, welcher von beiden den Vorzug verdient und den handelnd zu<br />

verwirklichen." 3<br />

Reben die Konditionalität aller dem menschlichen Handeln<br />

vorgegebenen Güter und damit auch der auf die Verwirklichung des Guten<br />

gerichteten Verhaltensregeln 4<br />

kommt hinzu die Forderung nach Transparenz<br />

und Kommunikabilität der Normen, das heißt im einzelnen: Der<br />

3) Schüller,Bruno: Zur Problematik allgemein verbindlicher ethischer Grundsätze. In: Theologie<br />

und Philosophie. 45 (1970). S. 1-23. hier: S. 4.<br />

4) vgl. dazu: Böckle,Franz: Unfehlbare Normen? In: Küng,Hans (Hrsg.): Unfehlbar? Zürich,<br />

Einsiedeln, Köln 1973. S. 280-304. hier: S. 283.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Darum basieren alle ethischen Normen, die das zwischenmenschliche<br />

Verhalten betreffen', letztlich auf einem Vorzugsurteil. Sie sind reflex bewußt<br />

gemachte und dann formulierte Anwendungen der Vorzugsregel: " Vor zwei<br />

miteinander konkurrierende, einander ausschließende Werte gestellt, hat der<br />

Mensch zu prüfen, welcher von beiden den Vorzug verdient und den handelnd<br />

zu verwirklichen." > Es handelt sich also in der Sache - wenn auch nicht immer<br />

in der sprachlichen Formulierung - um hypothetische Imperative." Sie gebieten<br />

oder verbieten eine Handlung nicht<br />

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12.01.2014<br />

285<br />

136 Böckle, Franz: Unfehlbare Normen, 1973, S. 284<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 242<br />

trägt also nicht nur Gehorsamsverantwortung vor Normen, sondern ist<br />

aufgrund seiner Selbstaufgegebenheit auch zur Gestaltungsverantwortung für<br />

Normen aufgerufen. Der konditionierte Verbindlichkeitsstatus der Normen<br />

wird unter dem Anspruch der Offenbarung nicht aufgehoben, sondern bestätigt.<br />

Durch die " fundamentale Gleichsetzung des Guten mit dem Willen Gottes"<br />

steht der Mensch in dieser doppelten Verantwortung vor Gott. " Das konkrete<br />

Finden des Guten und dami: das konkrete Erfassen des Willens Gottes" wird<br />

dem Menschen nicht von Gott abgenommen, sondern wird " in seine<br />

wesenhafte und ureigene Kompetenz gelegt" 1<br />

Der Mensch ist "<br />

Ursprungsprinzip seiner eigenen Werke", ist "das Wesen der<br />

Selbstursächlichkeit" 2<br />

und trägt dadurch die alleinige Verantwortung für sein<br />

Tun, das gezeichnet ist von der Notwendigkeit ständiger Güterabwägungen und<br />

bewußter Wertentscheidungen. Die. Normen, nach denen er diese<br />

handlungsleitenden Abwägungen vornimmt, müssen transparent gemacht<br />

werden und das<br />

1) Korff,Wilhelm: a.a.O. S. 20.<br />

2) ebd. S. 21.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

der Offenbarung als der Selbstmitteilung und Selbsterschließung Gottes nicht<br />

aufgehoben. Was hier vielmehr geschieht, ist zunächst etwas ganz anderes und<br />

sehr viel entscheidenderes, nämlich die fundamentale Gleichsetzung des Guten<br />

mit dem Willen Gottes. Gott will das Gute und haßt das Böse. Von daher<br />

können jetzt die fundamentalen Güter des Menschen und die sie sichernden<br />

Ordnungsgestaltungen zugleich, wie dies<br />

sie diese zugleich als gottgewollte Bestimmung, als unmittelbaren und<br />

unbedingten Ausdruck des Willens Gottes zu erkennen geben. Darin ist aber<br />

doch jetzt zugleich festgehalten, daß das konkrete Finden des Guten und damit<br />

das konkrete Erfassen des Willens Gottes, dem Menschen keineswegs von Gott<br />

abgenommen wird, sondern in seine wesenhafte und ureigene Kompetenz<br />

gelegt bleibt. Ja diese Kompetenz erstreckt sich nach Thomas auch auf das<br />

Prüfen der Weisungen Gottes selbst. Thomas kennt nicht nur eine kritischentfaltende<br />

Funktion des "<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 20<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 242<br />

zu einem verantwortlichen, gewissenhaften Tun kommen? Dazu wird bereits in<br />

der Antike mit dem Begriff "Epikie" eine Lösung vorgezeichnet, die als<br />

Bestätigung des Gewissens Phänomens gewertet werden kann: Die klassische<br />

griechische Tradition versteht unter "epieikeia" " das nach Zumutbarkeit,<br />

Angemessenheit und Billigkeit verfahrende, am übergreifenden Gedanken der<br />

Gerechtigkeit ausgerichtete ' rechtschaffende' Verhalten des Menschen im<br />

Umgang mit positiven Gesetzesnormen." 1<br />

Während der "rechtschaffende"<br />

Umgang mit positiven Gesetzesnormen zunächst die bloße Beachtung dieser<br />

Regeln meint, gewinnt die Epikie bei zunehmender Differenzierung der<br />

gesellschaftlichen Lebenswirklichkeit die Funktion eines "spezifischen<br />

Korrektivs gegenüber der bloßen Legalgerechtigkeit" im Hinblick auf die<br />

Erfordernisse der spezifischen Einzelsituation. 2<br />

Piaton billigt dieses Recht,<br />

Gesetze " nach gerechtem Ermessen anzuwenden und dem Einzelfall<br />

zuzupassen" lediglich dem Staatsmann und dem Richter als dem Verwalter und<br />

Durchsetzer des Rechts zu. Erst Aristoteles leitet in seiner politisch-ethischen<br />

Konzeption eine entscheidende Wende ein, indem er " die Eignung, positive<br />

Gesetzesnormen nach Zumutbarkeit, Billigkeit und Angemessenheit auf die<br />

Situation anzuwenden" jedem " freien, von der Tugend der Gerechtigkeit<br />

bestimmten Bürger" zubilligt. 3<br />

Im Hinblick auf die, durch den Anspruch nach<br />

universaler Geltung notwendige, allgemeine und abstrakte Formulierung des<br />

Gesetzes erweist sich die Epikie im Blick auf die Erfordernisse einer konkreten<br />

Situation als von der Gerechtigkeit her<br />

1) ebd. S. 29.<br />

2) ebd. S. 29.<br />

3) ebd. S. 30.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

im Anspruch heutigen Fragens 1. Die Lehre von der Epikie. Epikie und<br />

Gewissensfreiheit. Die "personale" Vorzugsregel Unter Epikie (griech.:<br />

epieikeia, lat: aequitas) versteht die ethische Tradition das nach Zumutbarkeit,<br />

Angemessenheit und Billigkeit verfahrende, am übergreifenden Gedanken der<br />

Gerechtigkeit ausgerichtete " rechtschaffene" Verhalten des Menschen im<br />

Umgang mit positiven Gesetzesnormen. Als "rechtschaffen" im Umgang mit<br />

positiven Gesetzesnormen hat aber zunächst ein Verhalten zu gelten, das<br />

diesen Gesetzesnormen entspricht, und hierauf zielt denn auch der Begriff "<br />

festgelegt hat". Um also diese dem Gesetz eigentümliche Unbeweglichkeit,<br />

Realitätsferne und Situationsfremdheit auszugleichen, bedarf es bei seiner<br />

Anwendung der Epikie. Eben solche Fähigkeit, Ge- setze nach gerechtem<br />

Ermessen anzuwenden und dem Einzelfall zuzupassen, übersteigt nun aber<br />

nach Piaton wiederum zugleich das Vermögen der Menge, der dafür jede<br />

geistige und politische Kompetenz abgeht. Die Befähigung zur Epikie, zu<br />

gerechter<br />

dem Richter.20 Erst Aristoteles bringt hier, dem tatsächlichen Gang der<br />

geschichtlichen Entwicklung der Polis folgend, mit seiner politisch-ethischen<br />

Konzeption die entscheidende Wende. Er spricht die Eignung, positive<br />

Gesetzesnormen nach Zumutbarkeit, Billigkeit und Angemessenheit auf die<br />

Situation anzuwenden und das Recht darauf, einem jeden freien, von der<br />

Tugend der Gerechtigkeit bestimmten Bürger zu. Angesichts der Abstraktheit<br />

jedweder Gesetzesformulierung, die, weil im allgemeinen bleibend, auch immer<br />

nur "katholou"21, "im allgemeinen" gelten kann, erweist sich die Epikie im<br />

Hinblick<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 29<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 30<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 243<br />

Epikie im Blick auf die Erfordernisse einer konkreten Situation als von der<br />

Gerechtigkeit her bestimmtes notwendiges Gesetzeskorrektiv. Thomas von<br />

Aquin übernimmt diese Auffassung des Aristoteles und versteht die Epikie bei<br />

der Handhabung der Legalgerechtigkeit als " gleichsam eine höhere Regel für<br />

die menschlichen Akte." 4<br />

Bei Aristoteles und Thomas bezeichnet die Epikie<br />

eine notwendige und unentbehrliche sittliche Grundhaltung zur Verbesserung<br />

des Gesetzes, indem " der Mensch das im Hinblick auf die Einzelsituation<br />

jeweils gebotene optimale Gerechte zu finden vermag, ohne sich darin dem<br />

Vorwurf subjektiver Willkür und schlauer Gesetzesumgehung ausgesetzt zu<br />

sehen." 1<br />

Die Epikie-Lehre gewinnt bei Aristoteles ihre volle Legitimation im<br />

Kontext der Lehre von der Polis und damit dem Verständnis vom Menschen<br />

als "zoon politikon", bei Thomas hingegen im Bild vom Menschen als "imago<br />

Dei".<br />

4) STh II-II 120,2.<br />

1) Korff,Wilhelm: a.a.O. S. 31.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Thomas von Aquin diese Auffassung des Aristoteles übernimmt. Nach Thomas<br />

ist die Epikie maßgebend für die Handhabung der Legalgerechtigkeit (dirigitur<br />

secundum epicheiam), ja sie bedeutet " gleichsam eine höhere Regel für die<br />

menschlichen Akte" 23. Die durch Gesetze allein nicht durchrationalisierbare<br />

Vielfalt und Unübersehbarkeit der Handlungssituationen ruft die sittli- che<br />

Einzel Vernunft auf den Plan und eröffnet ihr darin den<br />

Thomas im Begriff der Epikie um die Herausarbeitung einer für menschliches<br />

Handeln in Gemeinschaft notwendigen und unentbehrlichen sittlichen<br />

Grundhaltung, um eine Tugend geht, kraft deren der Mensch das im Hinblick<br />

auf die Einzelsituation jeweils gebotene optimale Gerechte zu finden vermag,<br />

ohne sich darin dem Vorwurf subjektiver Willkür und schlauer<br />

Gesetzesumgehung ausgesetzt zu sehen. Epikie ist nach Aristoteles nicht "<br />

Verwässerung" (elattosis), sondern gerade "Verbesserung" (epanorthoma) des<br />

Gesetzes.25 Daß dem Menschen solche Reife im Umgang mit Normen<br />

überhaupt zugetraut werden<br />

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135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 30<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 31<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 244<br />

hingegen im Bild vom Menschen als "imago Dei". Die Schwierigkeit epikiegeprägter<br />

Selbstverantwortlichkeit im Umgang mit positiven Gesetzesnormen<br />

läßt die Frage nach ihrer möglichen Kontrollinstanz aufkommen, und so<br />

formuliert Suarez drei Anwendungsfälle für die Epikie: "1. wenn die<br />

Gesetzeserfüllung im konkreten Fall sittlich unerlaubt ist, 2. wenn sie sich für<br />

den einzelnen als unverhältnismäßig schwer, ja verderblich erweist, 3. wenn<br />

nach vernünftigem Ermessen der Gesetzgeber hier nicht verpflichten wollte." 2<br />

Im modernen Rechtsstaat wird die sittliche Grundhaltung der Epikie<br />

aufgenommen im Begriff der Gewissensfreiheit, " vom Recht selbst wesentlich<br />

vorausgesetzt, ja, sie wird als Grundrecht der Gewissensfreiheit zu seinem<br />

ausdrücklichen Inhalt gemacht, einzig begrenzt durch die sich aus ihr selbst<br />

ergebende Gegenseitigkeitsforderung: die Unantastbarkeit der menschlichen<br />

Person." 3<br />

Das vom Gedanken der Gerechtigkeit geleitete, nach<br />

Rechtschaffenheit, Billigkeit und Angemessenheit verfahrende Gewissen "<br />

stimuliert so eine ganz neue gesellschaftliche Handlungsdynamik." 4<br />

Die so<br />

verstandene Freiheit des Gewissens ist nicht Privileg "der normsetzenden und -<br />

verwaltenden Instanzen" 5 , sondern kommt jedem Staatsbürger zu und<br />

ermöglicht somit eine unmittelbare Gestaltungsverantwortung für Normen,<br />

indem der überkommene Weg der Rormenfindung "von oben" ausgeweitet<br />

wird auf die Normfindung "von unten". 1<br />

Dabei kann im Falle eines "von unten"<br />

2) ebd. S. 33.<br />

3) ebd. S. 34.<br />

4) ebd. S. 34.<br />

5) ebd. S. 34.<br />

1) "Wahlrecht, Petitionsrecht, Streikrecht, Demonstrationsrecht sind ihrerseits bereits<br />

institutionalisierte, und das heißt vom Recht selbst her legitimierte Formen des am eigenen und<br />

am öffentlichen Wohl vital interessierten, nach Billigkeit und Angemessenheit fragenden und<br />

verfahrenden Einzelgewissens" (ebd. S. 34).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

einer kasuistischen Interpretationsregel. Dieser Prozeß im Verständnis von<br />

Epikie ist spätestens mit Suärez abgeschlossen. Nach Suärez26 gibt es nurmehr<br />

drei Anwendungsfälle: 1. wenn die Gesetz zeserfüllung im konkreten Fall<br />

sittlich unerlaubt ist27, 2. wenn sie sich für den einzelnen als<br />

unverhältnismäßig schwer, ja verderblich erweist, 3. wenn nach vernünftigem<br />

Ermessen der Gesetzgeber hier nicht verpflichten wollte. Nun wird man in der<br />

Tat sagen müssen, daß mit wachsender Tendenz zur Entwicklung einer<br />

Gesetzgebung, die das Leben sowohl rechtlich als auch ethisch möglichst<br />

gerade auf deren Schutz und Sicherung. Insofern bleibt hier auch die sittliche<br />

Grundhaltung der Epikie, nunmehr aufge- nommen und weitergeführt im<br />

politischen Begriff der Gewissensfreiheit, vom Recht selbst wesentlich<br />

vorausgesetzt, ja sie wird alsGrundrecht der Gewissensfreiheit zu seinem<br />

ausdrücklichen Inhalt gemacht, einzig begrenzt durch die sich aus ihr selbst<br />

ergebende Gegenseitigkeitsforderung: die Unantastbarkeit der Würde der<br />

menschlichen Person. Das vom Gedanken der Gerechtigkeit bewegte, nach<br />

Rechtschaffenheit, Billigkeit und Angemessenheit verfahrende Gewissen<br />

stimuliert so eine ganz neue gesellschaftliche Handlungsdynamik. Es wird zum<br />

Impulsgeber und Richtmaß aller an den "öffentlichen Dingen" Beteiligten. Es<br />

bleibt nicht länger Privileg der normsetzenden und -verwaltenden Instanzen,<br />

der auf je<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 33<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 34<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 245<br />

somit eine unmittelbare Gestaltungsverantwortung für Normen, indem der<br />

überkommene Weg der Rormenfindung "von oben" ausgeweitet wird auf die<br />

Normfindung "von unten". 1<br />

Dabei kann im Falle eines "von unten" kommenden<br />

Verlangens nach Neulösung moralischer Probleme nicht von einer bloßen<br />

normativen Kraft des Faktischen gesprochen werden. 2<br />

"Zu<br />

Kormveränderungen kann in der Tat nur ein Verhalten führen, das mit<br />

Überzeugung und das heißt mit objektiv guten Gründen gelebt wird, selbst wenn<br />

sich diese im Nachhinein unter umfassenderen Gesichtspunkten als nicht<br />

zureichend erweisen sollten." 3<br />

So wirkt also normverändernd nach Korff nur<br />

die normative Kraft der faktisch gelebten Überzeugung. 4<br />

Die zitierte<br />

allgemeine Vorzugsregel erfährt im vom Epikieverständnis getragenen<br />

Freiheitsrecht des Gewissens eine erste grundlegende inhaltliche Bestimmung: "<br />

Das sittliche Gute der freien Eigenverantwortlichkeit, der Freiheit des<br />

Gewissens, ist im Konfliktfall sämtlichen übrigen Gütern, die ein Gesetz<br />

schützen will, vorzuziehen." 5<br />

Diese "personale" Vorzugsregel gebietet in ihrer<br />

Konsequenz genau das, was Kant in den kategorischen Imperativ faßt, daß<br />

nämlich der Mensch niemals als Mittel benutzt werden darf, sondern immer als<br />

"Zweck an sich selbst" respektiert werden muß. 1<br />

Daraus kann nach Korff<br />

gefolgert werden: " An niemandem dürfen Handlungen vollzogen werden,<br />

denen sein Gewissen nicht zustimmen würde (Beispiel: medizinische<br />

Therapieversuche ohne vorherigen 'informed consent' der Testperson). Niemand<br />

darf zu Handlungen gezwungen werden, die zu tun ihm sein Gewissen<br />

verbietet (Beispiel: Wehrdienstverweigerung aus Gewissensgründen) Niemand<br />

darf daran gehindert werden, gegen Handlungen und Unternehmungen<br />

aufzubegehren, die nach seiner Gewissensüberzeugung sittlich nicht vertretbar<br />

sind (Beispiel: 2<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Stellung der Frau; Scheidungsrecht; innerkirchlich: Problem der Zulassung<br />

wiederverheirateter Geschiedener zur Eucharistie), des vorehelichen Verkehrs (<br />

Kuppeleiparagraph), der Empfängnisverhütung, der Homosexualität und des<br />

Schwangerschaftsabbruchs. Hier undifferenziert von einer bloßen "normativen<br />

Kraft des Faktischen" zu sprechen, geht offenkundig an der Sache vorbei. Das<br />

faktische Abweichen von gegebenen Normen hat als solches noch nie<br />

normverändernd gewirkt, solange die Abweichenden im Grunde von der<br />

Richtigkeit der Norm überzeugt waren. Zu Normveränderungen kann in der Tat<br />

nur ein Verhalten führen, das mit Uberzeugung und das heißt mit objektiv<br />

guten Gründen gelebt wird, selbst wenn sich diese im Nachhinein unter<br />

umfassenderen Gesichtspunkten als nicht zureichend erweisen sollten. Eben<br />

dies aber muß letztlich auch bei jeder Normsetzung "von oben" als<br />

Möglichkeit in Rechnung gestellt werden. Fortschritt und Verfall im<br />

Normbildungsprozeß sind beidemal möglich<br />

vgl. Seite 18), nach der im Falle einer vorliegenden Güterkonkurrenz dem<br />

ethisch geboteneren Gut der Vorzug zu geben und Handlungspriorität<br />

einzuräumen ist, eine erste grundlegende inhaltantwortlichkeit, der Freiheit des<br />

Gewissens, ist im Konfliktfall liehe Spezifizierung: Das sittliche Gut der freien<br />

Eigenver- sämtlichen übrigen Gütern, die ein Gesetz schützen will,<br />

vorzuziehen. 28 Diese zweite, "personale" Vorzugsregel ist unmittelbar mit dem<br />

Anspruch der Unantastbarkeit der Würde der menschlichen Person gegeben.<br />

Sie gebietet in ihrer Konsequenz genau das, was Kant in den kategorischen<br />

Imperativ faßt, daß der Mensch "von keinem Menschen (weder von anderen<br />

noch sogar von sich selbst) bloß als Mittel" gebraucht werden darf, sondern<br />

jederzeit zugleich als "Zweck an<br />

darin bestehe seine Würde, "dadurch er sich über alle anderen Weltwesen, die<br />

nicht Menschen sind, und doch gebraucht werden können, mithin über alle<br />

Sachen erhebt"30. An niemandem dürfen Handlungen vollzogen werden, denen<br />

sein Gewissen nicht zustimmen würde (Beispiel: medizinische<br />

Therapieversuche ohne vorherigen "informed consent" der Testpersonen).<br />

Niemand darf zu Handlungen gezwungen werden, die zu tun ihm sein<br />

Gewissen verbietet (Beispiel: Wehrdienstverweigerung aus Gewissensgründen)<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 35<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 36<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 246<br />

Kernkraftgegner)." Überall da, wo es in wesentlichen Fragen zu einem<br />

unüberbrückbaren Widerstreit zwischen den an der sittlichen Urteilsfindung<br />

Beteiligten kommt, wo Überzeugung gegen Überzeugung steht, da müssen<br />

anerkannte Spielregeln angewandt werden, um den jeweiligen<br />

Entscheidungsprozeß zu einem Ende zu bringen. Dabei findet auch der<br />

Grundsatz "Gemeinwohl geht vor Eigenwohl" seine Grenze " an der<br />

selbstverantwortlichen Würde und Unantastbarkeit des Gewissens des<br />

einzelnen als Person und damit als 'Zweck an sich selbst'." 3<br />

Wo immer im<br />

Prozeß sittlicher Urteilsbildung eine Entscheidung gesucht wird, die an den<br />

Kriterien der Angemessenheit, Billigkeit und Zumutbarkeit gemessen werden<br />

soll, da gewinnt die Lehre von den "Circumstantiae" eine besondere Rolle, d.h.<br />

es muß gefragt<br />

1) "Wahlrecht, Petitionsrecht, Streikrecht, Demonstrationsrecht sind ihrerseits bereits<br />

institutionalisierte, und das heißt vom Recht selbst her legitimierte Formen des am eigenen und<br />

am öffentlichen Wohl vital interessierten, nach Billigkeit und Angemessenheit fragenden und<br />

verfahrenden Einzelgewissens" (ebd. S. 34).<br />

2) "So zum Beispiel im Bezug auf die ethische Bewertung und rechtliche Behandlung der Ehe und<br />

ihrer Ordnungen (Stellung der Frau; Scheidungsrecht; innerkirchlich: Problem der Zulassung<br />

wiederverheirateter Geschiedener zur Eucharistie), des vorehelichen Verkehrs (<br />

Kuppeleiparagraph) der Empfängnisverhütung, der Homosexualität und des<br />

Schwangerschaftsabbruchs. Hier undifferenziert von einer bloßen 'normativen Kraft des<br />

Faktischen' zu sprechen, geht offenkundig an der Sache vorbei" (ebd. S. 35).<br />

3) ebd. S. 35.<br />

4) vgl. dazu auch: Korff,Wilhelm: Norm und Sittlichkeit. Mainz 1973. S. 136-139.<br />

5) Korff,Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie. S. 36. Bezug auf Schüller,Bruno: Die<br />

Begründung sittlicher Urteile Düsseldorf 11973. S. 43.<br />

1) vgl. dazu das Kapitel über Kants Gewissensverständnis in dieser Arbeit.<br />

2) Korff,Wilhelm: a.a.O. S. 36.<br />

3) ebd. S. 37.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

. Niemand darf daran gehindert werden, gegen Handlungen und<br />

Unternehmungen aufzubegehren, die nach seiner Gewissensüberzeugung<br />

sittlich nicht vertretbar sind (Beispiel: Kernkraftwerkgegner). Gerade an den<br />

hier genannten Beispielen wird nun freilich auch deutlich, daß solche durch das<br />

Recht garantierte Gewissensfreiheit keineswegs risikolos und die Handhabung<br />

der<br />

neu auf ihre eigene Tragfähigkeit und Vernunft hin befragen lassen. Dies tritt<br />

überall dort hervor, wo es in wesentlichen, das Einzelwohl oder das<br />

Gemeinwohl betreffenden Fragen zu einem unüberbrückbaren Widerstreit<br />

zwischen den an der sittlichen Urteilsfindung Beteiligten kommt, wo also<br />

Überzeugung gegen Überzeugung steht. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich nun<br />

um eine Kollision z~ ' sehen den Überzeugungen der Mitglieder von<br />

gesetzgebenden Körperschaften, zwischen<br />

zur jeweiligen normativen Regelung von Einzelproblemen immer wieder in<br />

Anwendung gebrachte qualitative Prinzip gesamtgesellschaftlicher<br />

Interessengewichtung: Gemeinwohl geht vor Eigenwohl! Auch dieses Prinzip<br />

findet seine Grenze an der selbstverantwortlichen Würde und Unantastbarkeit<br />

des Gewissens des einzelnen als Person und damit als "Zweck an sich selbst".<br />

Letztlich bleibt also, will man überhaupt zu allseits verbindlichen<br />

Übereinstimmungen gelangen und dies ist nicht ohne die Chance ständiger<br />

gegenseitiger Korrektur möglich - immer wieder nur<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 36<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 37<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 246<br />

Prozeß sittlicher Urteilsbildung eine Entscheidung gesucht wird, die an den<br />

Kriterien der Angemessenheit, Billigkeit und Zumutbarkeit gemessen werden<br />

soll, da gewinnt die Lehre von den "Circumstantiae" eine besondere Rolle, d.h.<br />

es muß gefragt werden nach den jeweiligen person-, sach- und<br />

situationsspezifischen Bedingungen und Konsequenzen. Ihre Einzelaspekte<br />

wurden in der Tradition in den Merkvers gefaßt: " quis, quid, ubi, quibus<br />

auxiliis, cur, quomodo, quando." 4<br />

Um zu einem gerechten Urteil zu kommen,<br />

genügt also nicht die Berufung auf den jeweils geltenden Rechtsmaßstab,<br />

sondern müssen die jeweiligen spezifischen Handlungsumstände<br />

berücksichtigt werden. " Erst hierdurch gewinnt es seine person-, sach- und<br />

situationsspezifische Angemessenheit, Zugepaßtheit und Plausibilität." 1<br />

Diese<br />

Verpflichtung gilt nicht nur für die Beurteilung der Handlungen eines anderen,<br />

sondern gleichermaßen für die des eigenen Entscheidens und Handelns. Auch<br />

hier muß das Spektrum der "sittlich relevanten Handlungsbedingungen und<br />

Konsequenzen" berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang ist nun die<br />

von Bruno Schüller vorgenommene Unterscheidung zwischen "sittlich gut" und<br />

"sittlich richtig", bzw. "sittlich schlecht" und "sittlich falsch" hilfreich. Ein<br />

Handeln des Menschen nach der eigenen Gewissensüberzeugung ist wohl<br />

sittlich gut, muß aber noch nicht sittlich richtig sein. 2<br />

Die Argumente, die für<br />

ein solches Tun angeführt werden,<br />

4) ebd. S. 38.<br />

1) ebd. S. 38.<br />

2) ebd. S. 39.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Die Lehre von den "Umständen": Der sittlich gute Wille und die sittlich<br />

richtige Tat Nach den "Umständen" einer Handlung fragen, bedeutet nach der<br />

Vielfalt ihrer jeweiligen person-, sach- und situationsspezifischen Bedingungen<br />

und Konsequenzen fragen. Wer ist es, der handelt? Um was geht es? Wo<br />

liegen die Beweggründe? Was sind die Folgen ? Welche Mittel wurden<br />

eingesetzt bzw. sind einzusetzen,<br />

funktions- und strukturbezogene Bedingungen, Einsichtskraft, Intelligenz,<br />

Charakter, Temperament, Stimmung.) Die Tradition faßt hier wesentliche, wenn<br />

auch nicht alle Aspekte der Handlungsumstände in den Merkvers zusammen:<br />

quis, quid, ubi, quibus auxiliis, cur, quomodo, quando. Die Bedeutung der<br />

Circumstantiae-Lehre für den forensischen Bereich liegt auf der Hand. Um<br />

eine Handlung gerecht zu beurteilen und darin zugleich auch dem Handelnden<br />

den der jeweils geltenden sozialethischen Erwartungsnorm zu rekurrieren. Zur<br />

Gerechtigkeit des Urteils gehört vielmehr ebenso wesenhaft auch das In-<br />

Rechnung-stellen der je besonderen Handlungsumstände. Erst hierdurch<br />

gewinnt es seine person-, sachund situationsspezifische Angemessenheit,<br />

Zugepaßtheit und Plausibilität. Doch geht die Bedeutung der Circumstantiae-<br />

Lehre über diese besondere juridische Form des Zumessens und Zurech- nens<br />

normativer Ansprüche<br />

den hier immer zu fordernden "guten Willen" hinaus auch seiner<br />

Sachvernunftsseite nach sittlich stimmig sein. In diesem Zusammenhang<br />

erweist sich die von Bruno Schüller eingeführte Unterscheidung zwischen "<br />

sittlich gut" und "sittlich richtig" beziehungsweise zwischen "sittlich schlecht"<br />

und "sittlich falsch" als außerordentlich hilfreich. Wo immer der Mensch<br />

seiner Überzeugung, seinem Gewissen folgt, handelt er sittlich gut. Das<br />

bedeutet<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 38<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 39<br />

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8% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 247<br />

und "sittlich falsch" hilfreich. Ein Handeln des Menschen nach der eigenen<br />

Gewissensüberzeugung ist wohl sittlich gut, muß aber noch nicht sittlich<br />

richtig sein. 2<br />

Die Argumente, die für ein solches Tun angeführt werden, müssen<br />

nach Kant " eine freie und öffentliche Prüfung aushalten können". Wo in der<br />

Entscheidung für ein Handeln zur Sicherung eines Gutes wesentliche andere,<br />

davon mitberührte Güter unberücksichtigt bleiben, da kann ein solches Tun<br />

dieser geforderten Prüfung nicht standhalten, d.h.: " Jede falsche Einschätzung<br />

der Umstände einer Handlung macht diese Handlung zwar nicht sittlich<br />

schlecht, wohl aber sittlich falsch. Sie bedarf der Korrektur." 3<br />

Sowohl die auf<br />

den Schutz und die Sicherung eines Gutes gerichtete Handlung, wie die das<br />

Verhalten regelnden Normen müssen somit den Umständen einer<br />

Handlungssituation Rechnung tragen. Aus den gemachten Ausführungen ergibt<br />

sich, daß das Gewissen<br />

2) ebd. S. 39.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Gesamtinventur der hierbei ins Spiel kommenden Bedingungen und<br />

Konsequenzen erbringen kann. Seine letztlich auch hier wiederum auf<br />

Güterabwägung beruhenden Argumente müssen - mit Kant zu sprechen - eine "<br />

freie und öffentliche Prüfung aushalten können"33. Wo immer sonach eine<br />

Handlungsdirektive, die der Wahrung und Sicherung eines Gutes dienen will,<br />

kraft der durch sie gesetzten Umstände wesentliche andere von ihr mitberührte<br />

andere von ihr mitberührte Güter unberücksichtigt läßt, kann sie solcher<br />

Prüfung nicht standhalten und bleibt den Beweis ihrer sittlichen Vernunft<br />

schuldig. Oder anders gewen- det: Jede falsche Einschätzung der Umstände<br />

einer Handlung macht diese Handlung zwar nicht sittlich schlecht, wohl aber<br />

sittlich falsch. Sie bedarf der Korrektur. Damit aber wird jetzt noch ein<br />

weiteres deutlich. Nicht nur die auf das Erreichen eines Gutes zielende<br />

Handlung, sondern auch die sie jeweils regelnde und<br />

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3) "Wer bestimmte Handlungsweisen für sittlich unerlaubt hält, gehe es nun um das Essen von<br />

Schweinefleisch, um Organtransplantation, Todesstrafe oder Zinsnehmen, um das Problem des<br />

Wehrdienstes oder um die Errichtung von Kernkraftwerken, handelt ohne Zweifel sittlich gut,<br />

sofern er darin seiner Überzeugung folgt. Ob solche Einstellung nun aber zugleich auch<br />

sittlich richtig ist, hängt demgegenüber einzig und allein von der Kraft der jeweiligen<br />

Sachargumente ab, die er hierfür, gleichsam im Zuge einer möglichen Gesamtinventur der<br />

hierbei ins Spiel kommenden Bedingungen und Konsequenzen erbringen kann" (ebd. S. 39).<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 39<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 40<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 248<br />

auf den Schutz und die Sicherung eines Gutes gerichtete Handlung, wie die das<br />

Verhalten regelnden Normen müssen somit den Umständen einer<br />

Handlungssituation Rechnung tragen. Aus den gemachten Ausführungen ergibt<br />

sich, daß das Gewissen im Rahmen einer autonomen Moral im christlichen<br />

Kontext die personkonstituierende - weil die Freiheit und Verantwortlichkeit<br />

der Person entsprechende und sie wirksam machende - sittliche Grundhaltung<br />

ist, wie das auch persongerechtwerdende - weil ihr Recht auf<br />

Selbstbestimmung entsprechende - Instrument ist. In der Freiheit des<br />

Gewissens findet die<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

modelltypisch als normativ zu fassen ist. Das bedeutet, daß die normative<br />

Sittlichkeit vor allem in den Kategorien autonomer philosophischer Ethik zu<br />

behandeln ist. 12.22 Die Position einer autonomen Moral im christlichen<br />

Kontext Die Position einer autonomen Moral im christlichen Kontext hat im<br />

wesentlichen folgende Voraussetzungen ihrer Arbeit zu formulieren versucht: 7<br />

Die Erkenntnis-These: Die der Wirklichkeit innewohnende Wahrheit<br />

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72 Stachel, Günter: ethisch handeln lernen, 1978, S. 189<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 248<br />

und sieht sich der Mensch dem unausweichlichen und unbedingten sittlichen<br />

Anspruch zu einem unter dem doppelten Liebesgebot stehenden und auf Gott<br />

bezogenen Entscheiden und Handeln bei der Gestaltung der Welt gegenüber.<br />

Entsprechend wird in der Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von<br />

heute (Gaudium et spes) formuliert: " Im Innern seines Gewissens entdeckt der<br />

Mensch ein Gesetz, das er sich nicht selbst gibt, sondern dem er gehorchen muß<br />

und dessen Stimme ihn immer zur Liebe und zum Tun des Guten und zur<br />

Unterlassung des Bösen anruft und, wo nötig, in den Ohren des Herzens tönt:<br />

Tu dies, meide jenes. Denn der Mensch hat ein Gesetz, das von Gott seinem<br />

Herzen eingeschrieben ist, dem zu gehorchen eben seine Würde ist und gemäß<br />

dem er gerichtet werden wird. Das Gewissen ist die verborgenste Mitte und das<br />

Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem<br />

seinem Innersten zu hören ist. Im Gewissen erkennt man in wunderbarer Weise<br />

jenes Gesetz, das in der Liebe zu Gott und dem Nächsten seine Erfüllung hat.<br />

Durch die Treue zum Gewissen sind die Christen mit den übrigen Menschen<br />

verbunden im Suchen nach der Wahrheit und zur wahrheitsgemäßen Lösung<br />

all der vielen moralischen Probleme, die im Leben der Einzelnen wie im<br />

gesellschaftlichen Zusammenleben entstehen." 1 10.4. Auswertung Als<br />

Ergebnis unserer Darlegungen läßt sich über das christliche Gewissen ein<br />

dreifaches feststellen: 1. Es macht dem Menschen das von Gott kommende<br />

Angebot vollkommenen Freigesetztseins bewußt und motiviert - durch seinen<br />

Bezug auf Gott als das<br />

1) Rahner,Karl/Vorgrimmler,Herbert: Kleines Konzilskompendium. Freiburg,Basel,Wien 1979.<br />

S. 462.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

zu wenig darum bemüht, nach dem Wahren und Guten zu suchen, und das<br />

Gewissen durch Gewöhnung an die Sünde allmählich fast blind wird.<br />

Entnommen aus: Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute "<br />

Gaudium et spes", Artikel 16. Zlt. nach: Lexikon für Theologie und Kirche. Das<br />

zweite Vatikanische Konzil, Bd. III, Verlag Herder, Freiburg I. Br. 1968, S. 329.<br />

HOLLANDISCHER KATECHISMUS Jeder Mensch, religiös oder nicht, weiß,<br />

Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung. Hrsg. von Eberhard Bethge, Chr.<br />

Kaiser Verlag, München, Neuausgabe 1970, S. 13 f. in Auszügen. ZWEITES<br />

VATIKANISCHES KONZIL Die Bedeutung des Gewissens für den Menschen*<br />

Im Innern seines Gewissens entdeckt der Mensch ein Gesetz, das er sich nicht<br />

selbst gibt, sondern dem er gehorchen muß und dessen Stimme ihn immer zur<br />

Liebe und zum Tun des Guten und zur Unterlassung des Bösen anruft und. wo<br />

nötig, in den Ohren des Herzens tönt: Tu dies, meide jenes. Denn der Mensch<br />

hat ein Gesetz, das von Gott seinem Herzen eingeschrieben ist, dem zu<br />

gehorchen eben seine Würde ist und gemäß dem er gerichtet werden wird. Das<br />

Gewissen ist die verborgenste Mitte und das Heiligtum im Menschen, wo er<br />

allein Ist mit Gott, dessen Stimme In diesem seinem Innersten zu hören ist. Im<br />

Gewissen erkennt man in wunderbarer Weise jenes Gesetz, das in der Liebe zu.<br />

Gott und dem Nächsten seine Erfüllung hat. Durch die Treue zum Gewissen<br />

sind die Christen mit den übrigen Menschen verbunden im Suchen nach der<br />

Wahrheit und zur wahrheitsgemäßen Lösung all der vielen moralischen<br />

Probleme, die im Leben der einzelnen wie im gesellschaftlichen<br />

Zusammenleben entstehen. Je mehr also das rechte Gewissen sich durchsetzt,<br />

desto mehr lassen die Personen und Gruppen von der blinden Willkür ab und<br />

suchen sich nach den<br />

1 Dittert, Kurt: Alternativen. Das Gewissen - fragwü..., 1970, S. 16<br />

1 Dittert, Kurt: Alternativen. Das Gewissen - fragwü..., 1970, S. 15<br />

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6% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 249<br />

von Gott kommende Angebot vollkommenen Freigesetztseins bewußt und<br />

motiviert - durch seinen Bezug auf Gott als das schlechthinnige bonum - den<br />

Menschen in besonderer Weise dazu, seine individuelle Verantwortung<br />

wahrzunehmen. 2. Es sensibilisiert den Menschen, Spannungen und Konflikte "<br />

durch Durchdringung der Schöpfung und seiner Verantwortung für dieselbe<br />

lösen zu können" 1 . 3. Es führt den in die Freiheit und Verantwortung gesetzten<br />

Menschen zur Frage nach Gott und wird ihm "zur Quelle für sein gesamtes<br />

sozial-ethisches Verhalten" 2 . Dementsprechend liegt der erzieherische Beitrag<br />

zur Entfaltung eines solchen Gewissens nicht in der Errichtung einer<br />

moralischen Normeninstanz, sondern in der Weckung einer besonderen<br />

Lebensart, die getragen ist von dem Gefühl tiefer Dankbarkeit für Gottes<br />

Angebot<br />

1) Mokrosch,Reinhold: a.a.O. S.105.<br />

2) ebd. S. 105.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Religiöses "Schlechtes Gewissen"). Treibt es den Menschen zu der Erfahrung,<br />

daß er von seinen Spannungen und Konflikten nur durch externe Worte und<br />

Ereignisse und nur durch Durchdringung der Schöpfung und seiner<br />

Verantwortung für dieselbe befreit werden könne, so schlägt es um in das<br />

Bewußtsein einer transmoralisch-nichtnormativen Freiheit und Identität (<br />

Religiöses "Gutes Gewissen* ), das den so befreiten Menschen zum<br />

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106 Mokrosch, Reinhold: Das religiöse Gewissen, 1979, S. 105<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 249<br />

moralischen Normeninstanz, sondern in der Weckung einer besonderen<br />

Lebensart, die getragen ist von dem Gefühl tiefer Dankbarkeit für Gottes<br />

Angebot an den Menschen, ihm Vater zu sein. Christliche Gewissensbildung<br />

besteht dann nach Böckle/Pohier darin, " Lust zu machen, auf eine bestimmte<br />

Weise zu handeln und zu lieben, weil wir als Glieder der Kirche entdecken, daß<br />

Gott der Vater, der Sohn und der Heilige Geist auf eine bestimmte Weise lebt,<br />

und daß er Lust macht, an seinem Leben teilzunehmen und auch andere<br />

genauso daran teilnehmen zu lassen, wie er Lust hat, uns zu Menschen zu<br />

machen, die anderen Anteil an diesem Leben geben. 3<br />

Gemeint sind damit<br />

Prozesse des Bewußtwerdens und der Motivation in mehrfacher Hinsicht: 1.<br />

Der Mensch muß seine Geschöpflichkeit und damit seine Totalabhängigkeit vom<br />

Schöpfer erkennen. Daraus erwächst für all sein Tun der erste Grundsatz der<br />

Sittlichkeit "bonum est faciendum, malum vitandum" als unausweichlicher und<br />

unbedingter Anspruch. Dieser Sollensanspruch weist dem Erzieher in seinem<br />

Tun einen letzten Bezugspunkt für sein eigenes Handeln und stellt bei seinen<br />

erzieherischen Bemühungen im allgemeinen, wie der erzieherischen Hilfe zur<br />

Gewissensentfaltung des<br />

3) Böckle,Franz/Pohier,Jacques: a.a.O. S. 617.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Ziel gesetzt hatten, schon erreicht, wenn wir einen kleinen Beitrag leisten<br />

könnten zur Beantwortung der Frage, was die wesentliche Aufgabe der<br />

christlichen Gewissensbildung sein müsse: Lust zu machen, auf eine<br />

bestimmte Weise zu leben, zu handeln und zu lieben, weil wir als Glieder der<br />

Kirche entdecken, daß Gott der Vater, der Sohn und der Heilige Geist auf eine<br />

bestimmte Weise lebt, und daß er Lust macht, an seinem Leben teilzunehmen<br />

und auch andere genauso daran teilnehmen zu lassen, wie er Lust hat, uns zu<br />

Menschen zu machen, die anderen Anteil an diesem<br />

137 Böckle, Franz: Hat die christliche Gewissensbildun..., 1977, S. 616<br />

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43% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 251<br />

vor der unantastbaren Würde des anderen entwickeln, als Voraussetzungen<br />

einer auch von anderen anzuerkennenden Gewissensentscheidung. 5. Damit<br />

stellt sich auch in der Erziehung die Frage nach dem anzustrebenden<br />

Verhältnis von Autorität und Autonomie. Die Autorität ist aus der Interaktion<br />

in der Erziehung kaum wegzudenken. Sie befindet sich nicht im Gegensatz zur<br />

Autonomie. Vielmehr stehen beide gemeinsam in einer Interaktion, die aus<br />

sich ethischen Charakter hat, weil sie zu den Bedingungen der Möglichkeit<br />

sittlichen Gelingens gehört. Neben die Gestaltungsverantwortung für<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Lehramtes. Die Frage lautet nun: was bleibt von der Autorität, wenn man ein<br />

autonomes Konzept ethischen Lernens auch im Kontext religiöser Erziehung<br />

vertritt? Da Autorität aus der Interaktion in der Erziehung kaum wegzudenken<br />

ist, wenn immer Erziehung von einer Interaktion mit unterschiedlicher<br />

Sachkompetenz und unterschiedlichen Stufen im Prozeß der Personwerdung<br />

geprägt ist, kann es sich nur um die<br />

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72 Stachel, Günter: ethisch handeln lernen, 1978, S. 13<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 251<br />

stehen beide gemeinsam in einer Interaktion, die aus sich ethischen Charakter<br />

hat, weil sie zu den Bedingungen der Möglichkeit sittlichen Gelingens gehört.<br />

Neben die Gestaltungsverantwortung für Formen tritt so immer auch die<br />

Gehorsamsverantwortung vor Formen. " Wessen Freiheit nie vor Normen und<br />

Ansprüche gestellt wurde, wer in lückenloser Permissivität nie dazu gebracht<br />

wird, eine Verantwortung zu übernehmen oder eine Entscheidung zu fällen,<br />

verfällt in die Selbstgefälligkeit in Form der Willkür und wird zum Spielball<br />

seiner wechselnden Neigungen. Wessen Freiheit hingegen stets durch Normen<br />

und Ansprüche ersetzt wurde, wer in lückenloser Repression nie dazu gebracht<br />

wurde, sich selbst zu orientieren und zu verantworten, der wird zur Kreatur und<br />

reagiert nach der Hackordnung." 1<br />

So gehört zur erzieherischen Hilfe bei der<br />

Gewissensbildung immer auch "die autoritative Interaktion", um ein Maß zu<br />

finden zwischen notwendigem Konformismus (Gehorsamsverantwortung) und<br />

Kreativität (Gestaltungsverantwortung). 2<br />

sein eigentliches und umfassendes<br />

Ziel. ... Die Kirche muß diesen theonomen Anspruch verteidigen gegen jeden<br />

Versuch, den Sollensanspruch ideologisch zu deuten und damit Kontingente<br />

Werte zu verabsolutieren. ... Konkrete sittliche Handlungsnormen können<br />

durch die Glaubenseinsicht eine inhaltliche Bestätigung sowie eine vertiefte<br />

Begründung erfahren. ... Weiter bleibt zu beachten, daß durch eine<br />

lehramtliche Bestätigung und Verkündigung als solche sittliche Normen keinen<br />

Absolutheitscharakter erhalten, d.h. daß sie deswegen nicht zu ausnahmslos und<br />

unter allen Umständen gültigen Normen werden" ( ebd. S.330). Dies bedeutet<br />

in der Konsequenz, daß ein treu zu seiner Kirche stehender Katholik in seine<br />

gewissenhafte Prüfung die objektiven Normen des kirchlichen Lehramtes<br />

miteinbeziehen muß, er aber doch zu einer von der lehramtlichen Entscheidung<br />

abweichenden Auffassung kommen kann, die er dann auch vertreten und<br />

praktizieren darf. Böckle stellt dies am Beispiel der Verhandlungen der<br />

gemeinsamen<br />

41% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

daher die Voraussetzung für eine Autonomie im Sinne verantwortlicher und<br />

nicht willkürlicher Selbstverwirklichung. Dies ist ein Phänomen, das man auch<br />

als "gestellte Freiheit" kennzeichnen könnte. Wessen Freiheit nie vor Normen<br />

und Ansprüche gestellt wurde, wer in lückenloser Permissivität nie dazu<br />

gebracht wird, eine Ver- antwortung zu übernehmen oder eine Entscheidung<br />

zu fällen, verfällt an die Selbstverfügung in Form der Willkür und wird zum<br />

Spielball seiner wechselnden Neigungen. Wessen Freiheit hingegen stets durch<br />

Normen und Ansprüche ersetzt wurde, wer in lückenloser Repression nie dazu<br />

gebracht wurde, sich selbst zu orientieren und zu verantworten, der wird zur<br />

Kreatur und reagiert nach der Hackordnung. Die autoritative Interaktion ist<br />

daher das Konzept, "autonome" Moralpädagogik zu ermöglichen, und damit<br />

das Maß zwischen Konformismus und Kreativität zu finden. Zwischen<br />

Konformismus und Kreativität -<br />

Gnade und Rechtfertigung fraglos zum klassischen Lehrbereich der Kirche. -<br />

Mit diesem Ziel ist auch die theonome Beanspruchung des Menschen im<br />

Selbstvollzug seiner Freiheit glaubensmäßig gesichert. Die Kirche muß diesen<br />

theonomen Anspruch verteidigen gegen jeden Versuch, den Sollensanspruch<br />

ideologisch zu deuten und damit kontingente Werte zu verabsolutieren. Sie muß<br />

sich aber selbst bewußt sein, daß die theonome Legitimierung des Sollens die<br />

kreatürliche Vernunft nicht verändert oder beengt, sondern als kreatürlich<br />

freisetzt. - Konkrete sittliche Handlungsnormen können durch die<br />

Glaubenseinsicht eine inhaltliche Bestätigung sowie eine vertiefte Begründung<br />

erfahren (z. B. das Verfügungsrecht über den Menschen, die eheliche<br />

Treuebindung usw.). Das Lehramt hat sie dementsprechend in ihrer Geltung zu<br />

sichern. Glaubenseinsichten über den Menschen sind dabei besonders wichtig.<br />

Auch sie können aber nur<br />

mit einem allgemeinen Prinzip begnügen, das uns den rechten Umgang mit<br />

einer lehramtlichen Äußerung lehrt. Darin liegt wohl die nicht zu<br />

unterschätzende Bedeutung dieses EntscheidsljAuch ein treu zu seiner Kirche<br />

stehender Katholik kann zu einer von der lehramtlichen Entscheidung<br />

abweichenden Auffassung kommen; er darf diese Meinung vertreten und<br />

persönlich oder z. B. als Arzt seinen Patienten gegenüber auch praktizieren.<br />

72 Stachel, Günter: ethisch handeln lernen, 1978, S. 19<br />

72 Stachel, Günter: ethisch handeln lernen, 1978, S. 20<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 330<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 328<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 253<br />

Synode der Bistümer in der Bunddesrepublik Deutschland zur Frage nach der<br />

Methode der Empfängnisverhütung dar, bei der man sich auf folgende<br />

Formulierung geeinigt hat: " Das Urteil über die Methode der<br />

Empfängnisregelung muß in die gewissenhafte Prüfung die objektiven Normen<br />

miteinbeziehen, die das Lehramt der Kirche vorlegt" ( ebd. S. 328). Diese<br />

Auffassung bedeutet keinerlei Infragestellung kirchlicher Autorität. überall da,<br />

wo die Kirche überzeugende, der Sache angemessene und der realen Situation<br />

und übernatürlichen Bestimmung des Menschen gerechtwerdende Argumente<br />

hat, da gewinnt sie moralische Autorität. Dies wird besonders deutlich in der<br />

Art und Weise, wie sie zu Fragen der sozialen Gerechtigkeit und Problemen der<br />

Friedenspolitik Stellung bezogen hat. Thesen zu einem pädagogischen Begriff<br />

des Gewissens und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung Vorbemerkung<br />

Die vorangegangene Vorstellung einschlägiger<br />

1) Stachel,Günter/Mieth,Dietmar: Ethisch handeln lernen. Zürich 1978. S. 19/20.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Wenn das Lehramt und die Theologie glauben, aus anderen Quellen<br />

zu einem von der Norm abweichenden Urteil kommen könne. Dieser<br />

Möglichkeit zu abweichendem Urteil und Verhalten glaubte die<br />

Sachkommission gerecht zu werden mit der Formulierung:(" Das Urteil über die<br />

Methode der Empfängnisregelung muß in die gewissenhafte Prüfung die<br />

objektiven Normen miteinbeziehen, die das Lehramt der Kirche vorlegt."\<br />

Alles hängt an dem Wort "miteinbeziehen". Dieser Begriff läßt einem<br />

abweichenden Urteil ganz anderen Raum als die Aussage, die Entscheidung<br />

müsse nach den objektiven Normen<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

300<br />

2) Das Verhältnis von Autorität und Autonomie gewinnt in den Problemen um das Verhältnis von<br />

individuellem Gewissen und dem Lehramt der katholischen Kirche eine im Laufe der<br />

Kirchengeschichte stets aktuell gebliebene Thematisierung, die wir kurz aufgreifen möchten:<br />

Es steht zunächst ausser Frage, daß der katholische Christ an Verlautbarungen des Lehramtes<br />

nicht vorbeisehen kann. Es ist aber gleichermaßen fraglos, daß der spezifische Anspruch des<br />

Lehramtes nicht dazu führen kann, das individuelle Gewissen, d.h. die selbst zu<br />

verantwortende Entscheidung des einzelnen unmöglich'zu machen. Für das verantwortliche<br />

sittliche Handeln eines mündigen Menschen gilt in erster Linie das Gewicht der Sachgründe.<br />

"Auch wenn man sich auf die Glaubensvernunft beruft, muß man mit sittlich-normativen<br />

Aussage ......<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 328<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 254<br />

anderer Disziplinen nicht per se widerlegt sind. 1<br />

Hinzu kommt, daß sich das<br />

Gewissen unabhängig von der Vielfalt der fachspezifischen Perspektiven an<br />

sich als ein äußerst komplexes Phänomen zeigt, das die Möglichkeit der<br />

Vieldeutigkeit offen läßt, " ja, es trägt in seiner Verborgenheit und<br />

Rätselhaftigkeit wesentlich dazu bei, es in vielfacher Weise zu verstehen." 1<br />

Die<br />

bearbeiteten Gewissenstheorien machen uns - neben der Vielfalt der<br />

Erscheinungs- und Erklärungsweisen des Gewissens - noch auf eine zweite,<br />

pädagogisch wichtige Besonderheit aufmerksam: einerseits erweist sich nach<br />

den einschlägigen Befunden das Gewissen als ein den Menschen<br />

1) Wenn Niklas Luhmann etwa aus juristisch-sozialwissenschaftlicher Sicht die Analyse von<br />

Gewissensfunktionen mit den Mitteln der empirischen Sozialwissenschaften für relevant hält,<br />

so hat er damit noch nicht alle Erklärungen über metaphysische Begründungen des<br />

Gewissens ad absurdum geführt.<br />

1) Kümmel,Friedrich: Zum Problem des Gewissens. In: Blühdorn,Jürgen (Hrsg.): Das Gewissen<br />

in der Diskussion. S. 441-460. hier: S. 441.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

weit gespannte Skala. Kaum ein Begriff divergiert so stark in seinen<br />

Auslegungen und Bewertungen. Das Phänomen des Gewissens selbst läßt die<br />

Möglichkeit solcher Vieldeutigkeit offen, ja es trägt in seiner Verborgenheit<br />

und Rätselhaftigkeit wesentlich dazu bei, es in vielfacher Weise zu verstehen<br />

und auch mißzuverstehen. So offenkundig das Faktum des Gewissensrufes ist,<br />

so befindet er doch über mich, ohne sich selbst in seinem Woher auszulegen<br />

und seinen<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

301<br />

138 Kümmel, Friedrich: ZUM PROBLEM DES GEWISSENS, in: Blüh..., 1976, S. 0<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 258<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

und Relation und eine solche zwischen Potentialität und Realität. Darauf soll in Menschen Personalität zukommt. Hierbei gilt: 1. Personalität ist dem Menschen<br />

zwei Schritten eingegangen werden: 1. Mit dem Satz "der Mensch ist Person" existenziell gegeben. Personalität ist dem Menschen vom Anfang seines<br />

ist vor allem gemeint: Personalität ist dem Menschen von Anfang an gegeben. Existierens und damit seines Lebens zu eigen. Person wird der Mensch nicht<br />

Person wird der Mensch nicht erst zu einem bestimmten Zeitpunkt seiner erst zu einem bestimmten Zeitpunkt seiner Entwicklung. " Schon das Kind im<br />

Entwicklung. Es gibt kein mehr oder weniger Personsein. " Person-Sein ist Mutterleib ist Person" (Henz, 1971, S. 104). 2. Personalität ist dem Menschen<br />

etwas Begründendes und Bleibendes." 1 Der Mensch muß nicht erst<br />

unveränderlich gegeben. So wie der Mensch vom Anfang seiner Existenz<br />

Bedingungen erfüllen, aufgrund derer ihm Personalität zuerkannt wird. Person ist, gibt<br />

Vielmehr kommt sie jedem unterschiedslos zu. 2<br />

In solchermaßen substantiell<br />

unveränderlich gegeben. So wie der Mensch vom Anfang seiner Existenz<br />

verstandener Personalität 3<br />

gründet die Selbständigkeit des Menschen: Person<br />

Person ist, gibt es auch kein mehr oder weniger Person-Sein im Laufe seiner<br />

steht in sich selbst, kann<br />

Entwicklung. " Person-Sein ist etwas Begründendes und Bleibendes" ( Arnold,<br />

1) Arnold,Wilhelm: Person,Charakter,Persönlichkeit. Göttingen 1969. S. 42.<br />

1969, S. 42). Was sich im Laufe der Entwicklung ändert, ist nicht das Person-<br />

Sein, sondern die Individualität des Menschen. 3. Personalität kommt dem<br />

2) vgl. dazu: Schröder,Hartwig: Wertorientierter Unterricht. München 1978. S. 14ff.<br />

Menschen unterschiedslos zu. So<br />

3) Eines der frühesten Zeugnisse für ein auf die Substanz bezogenes Personverständnis ist die<br />

berühmte Defintion des römischen Gelehrten Boethius (480-525): "persona est naturae<br />

rationalis individua substantia."<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

302<br />

64 Schröder, Hartwig: Wertorientierter Unterricht, 1978, S. 14<br />

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6% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 259<br />

Er ist dann ein Einzelwesen, das das Grundwort Ich-Es spricht. Diese geläufige<br />

Haltung ist aber nach Buber nicht die wesenhaft menschliche. Sie kommt erst<br />

da zum Ausdruck, wo er das Grundwort Ich-Du ausspricht, jenes Grundwort,<br />

das die Welt der Beziehung stiftet. 3<br />

Im Ereignis der Begegnung, in der "<br />

Gegenseitigkeit" 4 , im Dialog erscheint des Menschen Menschlichkeit. Buber<br />

setzt diese Menschlichkeit gleich mit Personalität: " Das Ich des Grundwortes<br />

Ich-Du erscheint als Person. ... Person erscheint, indem sie zu anderen in<br />

Beziehung tritt." 5<br />

Ein Blick auf die Geschichte des Personbegriffs zeigt, daß<br />

die Grundmerkmale der Substantialität und Relationalität seltener beide dem<br />

Begriff zugerechnet werden, sondern oft in krassem Gegensatz auftreten. 1<br />

Wenn<br />

dies auch aus heutiger Sicht unzulänglich ist,<br />

3) ebd. S. 10.<br />

4) ebd. S. 19.<br />

5) ebd. S. 65.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

so häufig er sie einnehmen mag, sie ist nicht die wesenhaft menschliche<br />

Haltung. Diese tritt erst dann zutage, wenn er das "Grundwort .. . Ich- Du" 264<br />

spricht, jenes Grundwort, das die "Welt der Beziehung stiftet"266. Der Mensch<br />

ist menschlich erst im "Begegnungsereignis"269, in der "Gegenseitigkeit" 267,<br />

im "Dialog", welche Menschlichkeit dann auch von BUBER ausdrücklich mit<br />

der Personalität des ,M EBNER, Fragmente,<br />

Todesjahr 1931 geschrieben worden. 1,0 MARTIN BUBER: Ich und Du, um<br />

ein Nachwort erweiterte Neuausgabe, Heidelberg 1958, S. 9. Ml Ebd. S. 57. ,M<br />

Ebd. w Ebd. S. 9. m Ebd. w Ebd. S. 11. ,M Ebd. S. 50, 51. 1,7 Ebd. S. 19.<br />

Menschen ineinsgesetzt wird: " Das Ich des Grundwortes Ich-Du erscheint als<br />

Person ... Person erscheint, indem sie zu anderen Personen in Beziehung tritt"<br />

288. Wie bei BARTH und EBNER ergibt sich also auch hier ein rein<br />

dynamischer Personbegriff, Person ist nur als Werden, Geschehen, Ereignis<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

303<br />

1) vgl. dazu: Nosbüsch,Johannes: Das Personproblem in der gegenwärtigen Philosophie. In:<br />

Gerner,Berthold (Hrsg.): a.a.O. S. 33-88. Dort wird ein Überblick über das Verständnis des<br />

Personbegriffs gegeben mit Ausrichtung auf die Unterscheidung einer "mehr statischen und<br />

einer mehr dynamischen Betrachtung der Person. ... Im ersten Fall ist der Mensch Person, im<br />

letzteren wird er erst Person" (ebd. S. 35).<br />

139 Gerner, Berthold: Personale Erziehung . Darmstadt 196..., 1965, S. 83<br />

139 Gerner, Berthold: Personale Erziehung . Darmstadt 196..., 1965, S. 84<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 261<br />

des Einzigartigkeit verliert und zum Allgemeinen wird. Die Unmöglichkeit der<br />

Faßbarkeit dessen, was die Person ausmacht, beschreibt Bernhard Welte 2 :<br />

Letztlich könne immer nur das "Ich als Begriffenes", nie aber das "Ich als<br />

Begreifendes" formuliert werden. " Es bleibt die Differenz zwischen dem<br />

Gedachten und dem Denkenden. Und so wird das Ich als Denkendes, als der<br />

Ursprung, aus dem sich alles Denken immerfort erhebt, niemals zum Objekt,<br />

und kann dies auch nicht werden." 3<br />

Sowie menschliche Personalität als latente<br />

Realität dem Erzieher die Grenzen seiner Möglichkeiten weist, ihn zur<br />

Zurückhaltung mahnt, so sehr fordert sie ihn auch heraus angesichts der<br />

Tatsache, daß der Heranwachsende ein Recht auf Entfaltung seines<br />

2) vgl. dazu: Welte,Bernhard: Zum Begriff der Person. In: ders.: Zeit und Geheimnis. Freiburg,<br />

Basel, Wien 1975. S. 41-52.<br />

3) ebd. S. 42.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

dies gar nicht: denn was immer ich in dieser Sache denken mag, das Denkende<br />

als Denkendes bleibt hinter jedem möglichen Gedachten meiner über mich<br />

selbst. Es bleibt die Differenz zwischen dem Gedachten und dem Denkenden.<br />

Und so wird das Ich als Denkendes, als der Ursprung, aus dem sich alles<br />

Denken immerfort erhebt, niemals zum Objekt, und es kann dies nicht werden -<br />

ebensowenig zum Objekt meiner selbst wie zum Objekte anderen und fremden<br />

Denkens. Wiederum kommen wir in den Bereich des innersten<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

304<br />

140 Welte, Bernhard: Zum Begriff der Person, 1975, S. 1<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 262<br />

Entfaltung seiner Personalität gegeben wird. 1) Es handelt sich hier um eine<br />

primär philosophischtheologische Frage, deren Beantwortung eine sehr<br />

ausführliche Genese des Person-Begriffs nötig macht. These 2: Zur Entfaltung<br />

menschlicher Personalität gehören eigenverantwortliche Wertentscheidungen<br />

und Güterabwägungen. " Personalität meint das Stehen des Ich vor dem<br />

Gesollten." 1<br />

In diesem Satz von Alfred Petzelt kommt eine Grunderfahrung des<br />

Menschen zum Ausdruck: die Erkenntnis, unter Ansprüchen zu stehen, sein<br />

Wissen darum, etwas zu sollen. Sie drückt sich aus in seinen Fragen: "Was soll<br />

ich tun?" und "Wie soll ich sein?" Beide Fragen können als Einheit betrachtet<br />

werden. Im Laufe der Menschheitsgeschichte immer wieder gestellt, sind sie -<br />

aus der Erfahrung permanenten Sollens resultierend - Ausdruck menschlichen<br />

Strebens nach Scheidung von Gutem und Bösem, Richtigem und Falschem,<br />

Sittlichem<br />

1) Petzelt,Alfred: Personalität. In: Gerner,Berthold (Hrsg.): a.a.O. S. 162-178. hier: S. 163.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Einheit. Persönlichkeit "ist" weder bloß, noch "wird" sie. Sie "ist" im Vollzug,<br />

ist zu jeder Zeit von neuem vollzogen, sie muß immer wieder vollzogen werden.<br />

Personalität meint das Stehen des Ich vor dem Gesollten. Der Vollzug geht<br />

nicht um das Stehen des Ich, sondern um das gültige Sich-Stellen. Uber das<br />

Stehen selbst hat das Ich keine Entscheidung mehr.<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

305<br />

141 Petzelt, Alfred: Personalität, 1965, S. 163<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 263<br />

sei. Bei solchem Erklären und Begründen eigenen Tuns kommt folgender<br />

Aspekt hinzu: Menschliche Vernunft will sich grundsätzlich nicht gegen sich<br />

selbst verhalten. Sie arbeitet nach dem Kontradiktionsprinzip, d.h. für den<br />

Bereich des Handelns: Ich kann nicht ein bestimmtes Tun unter Heranziehung<br />

ein und derselben Gründe zugleich als gut und zugleich als schlecht<br />

bezeichnen. 1<br />

Von daher formuliert Thomas von Aquin den allgemeinsten<br />

Grundsatz der handlungsbezogenen praktischen Vernunft: das Gute ist zu tun,<br />

das Böse ist zu meiden. Bei Bestimmung dessen, was als gut und was als böse<br />

anzusehen ist, zeigen sich dann aber erhebliche Schwierigkeiten: Der Mensch<br />

steht im Widerstreit der Interessen, Bedürfnisse und Güter. Er muß abwägen<br />

und sein Abwägen begründen.<br />

1) vgl. dazu: Korff,Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie. Frankfurt 1919. S. 12f.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Der Mensch kann nicht ein und denselben Sachverhalt unter Heranziehung ein<br />

und derselben Gründe zugleich als wahr und als falsch bezeichnen. Und er kann<br />

ebensowenig ein bestimmtes Tun unter Heranziehung ein und derselben Gründe<br />

als sittlich gut und zugleich als sittlich schlecht, als böse bezeichnen. Die<br />

Vernunft will also auch im Tun Ubereinstimmung mit sich selbst erfahren, mit<br />

den<br />

andere Motivationen mitbestimmt. Bleibt auch bei ihnen das Tun vornehmlich<br />

bestimmt durch eine egoistische oder primär narzißtische Haltung, wird von<br />

ihnen die Leerformel des Urgewissens " das Gute ist zu tun, das Böse ist zu<br />

meiden" einfachhin inhaltlich gleichgesetzt mit dem Erstreben von vitaler Lust<br />

oder mit der Erfüllung von Triebbedürfnissen und mit dem Meiden von<br />

Triebverzicht oder Versagung, so wird<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

306<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 12<br />

142 Gründel, Johannes: Entfaltung des kindlichen Gewissens, 1973, S. 35<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 263<br />

Bestimmung dessen, was als gut und was als böse anzusehen ist, zeigen sich<br />

dann aber erhebliche Schwierigkeiten: Der Mensch steht im Widerstreit der<br />

Interessen, Bedürfnisse und Güter. Er muß abwägen und sein Abwägen<br />

begründen. Dabei gehört zu den grundlegenden Einsichten der<br />

Moralphilosophie die These, daß aus der bloßen Beschreibung von Fakten noch<br />

keine Schlüsse über Gesolltes abgeleitet und begründet werden können. Wohl<br />

aber lassen sich im zwischenmenschlichen Bereich überall Sollensansprüche<br />

feststellen,und es ist diese Vielfalt normativer<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

welche Verbindlichkeit solchen Ansprüchen eigen sei und woher ihnen diese<br />

Verbindlichkeit zukomme. Es ist die Frage nach dem Grund der im Sollen<br />

vermittelten Verpflichtung. Es gehört zu den grundlegenden Einsichten der<br />

Moralphilosophie, daß eine Verpflichtung als solche (formal betrachtet: "daß<br />

ich soll" und nicht "was ich soll") nicht aus der bloßen Beschreibung von Fakten<br />

erschlossen werden kann.<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

307<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 34<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 264<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Traditionen, Institutionen und sonstigen Bindungen zunehmend neuen<br />

Reglementierungen unterworfen zu sein. Kants Aufforderung, den Menschen<br />

aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit hinauszuführen, ist längst zum<br />

Guardini versuchte kurz nach dem letzten Krieg die Gegenwart als das "Ende<br />

der Neuzeit" (1950) zu charakterisieren. Der Mensch in der Konzeption der<br />

Neuzeit war das " aus den mittelalterlichen Bindungen gelöste" (1950, 72)<br />

das " aus den mittelalterlichen Bindungen gelöste" 1 autonome Subjekt, das sich die ihre innere Gestalt am Stoff der Welt entfaltete und so das eigene Dasein<br />

Programm geworden. In der Konzeption der Neuzeit erscheint der Mensch als autonome Subjekt, das sich seine Freiheiten erkämpft hatte, die Persönlichkeit,<br />

seine Freiheiten erkämpft hat. War die ständische Gesellschaft des Mittelalters verwirklichte. Auf diese Weise konnte seinerzeit vielleicht eine<br />

bestimmt durch ein festes, von allen akzeptiertes Wertesystem und überlieferte<br />

Lebensordnungen, so stehen in der neuzeitlichen, offenen, pluralistischen<br />

Gesellschaft mehrere Werte- und Normenhierarchien nebeneinander, haben<br />

sich die Menschen<br />

1) Guardini,Romano: Das Ende der Neuzeit. Basel 1950. S.72.<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

308<br />

143 Kerstiens, Ludwig: Erziehungsziele neu befragt, 1977, S. 119<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 265<br />

noch zu bewältigen. Normative Aussenlenkung erfolgt nicht mehr durch Sitte,<br />

sondern durch Mode, bei der lediglich die Tatsache ihrer Neuheit Grund zur<br />

Orientierung liefert. 2<br />

Die vielfältigen anonymen Apparaturen und Mächte der<br />

modernen pluralistischen Gesellschaften nehmen "den Einzelnen mehr und<br />

mehr das Gefühl und auch die objektiven Möglichkeiten, aufgrund eigener<br />

sachlicher Überzeugungen und Gewissensentscheidungen zu handeln". 1<br />

Reglementierende Eingriffe im Mesobereich 2<br />

grenzen die Freiheit des<br />

einzelnen immer mehr ein. Das wachsende Gefühl der Ohnmacht gegenüber<br />

der Verplanung jeglicher Lebensbereiche lähmt die Fähigkeit zu mutiger<br />

Entscheidung und zu von persönlicher Überzeugung getragenem Handeln.<br />

2) Die Begriffe "Sitte" und "Mode" werden hier im Sinne Max Webers gebraucht. Er bezeichnet<br />

dasjenige als "Brauch", was die "tatsächlich bestehende Chance einer Regelmäßigkeit der<br />

Einstellung sozialen Handelns" hat, wobei die Chance ihres Bestehens innerhalb eines<br />

Kreises von Menschen lediglich durch tatsächliche Übung gegeben ist. Zwei Arten von "<br />

Brauch" sind die "Sitte" und die "Mode". Sie unterscheiden sich in der Ursache ihrer Geltung:<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

drei Modellfälle: das Gruppenproblem, das Problem des Funktionärs und das<br />

Problem der anonymen Freiheitsberaubung. Die moderne pluralistische<br />

Gesellschaft mit ihren vielfach anonymen Apparaturen hat dem einzelnen mehr<br />

und mehr das Gefühl und vielfach auch die objektive Möglichkeit genommen,<br />

daß er als einzelner auf Grund eigener sachlicher Überzeugungen und<br />

Gewissensentscheidungen zu handeln vermöge. Das, was man stark<br />

vergröbernd und damit auch verzerrend als das "Massenschicksal" unserer Zeit<br />

zu bezeichnen pflegt, zwingt den einzelnen, weithin "mitzuschwimmen" und<br />

konformistisch<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

309<br />

1) Thielicke,Helmut: Gefährdung der Freiheit durch die Freiheit. In: Böse,Georg (Hrsg.): Unsere<br />

Freiheit morgen. Düsseldorf,Köln 1963. S. 53-61. hier: S. 55.<br />

2) Gemeint ist der gesamte Bereich der Infrastruktur wie z.B. Bildungs-,Verkehrs-, Bau- und<br />

Gesundheitswesen.<br />

144 Thielicke, Helmut: Gefährdung der Freiheit durch die F..., 1963, S. 55<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 265<br />

die in der hochtechnisierten Gesellschaft in mancherlei Hinsicht notwendigen<br />

Reglementierungen den einzelnen zum reinen "Funktionsträger in der Gruppe"<br />

degradieren, dessen Freiheitsraum sich nur noch auf den Mikrobereich 3<br />

erstreckt. So fordert der evangelische Theologe Thielicke, der Raum der durch<br />

die Gruppe nicht mehr zu determinierenden Gewissensfreiheit müsse im<br />

einzelnen bestimmt werden, weil " der gewissensgebundene, in seiner<br />

Personalität intakte Mensch auch für die Gruppe ein wertvolleres Glied (sei),<br />

als das bloß funktionierende Molekül im Kollektiv". 4<br />

während die Sitte<br />

aufgrund "langer Eingelebtheit" Geltung hat, ist bei der Mode die "Tatsache der<br />

Neuheit" Grund zur Durchsetzung (vgl.: Weber,Max: Gesammelte Aufsätze zur<br />

Wissenschaftstheorie. Hrsg. Johannes Winckelmann. Tübingen 1973. S. 570f).<br />

These 4: In der aktuell-zeitgeschichtlichen<br />

3) Gemeint ist der Intimbereich von Ehe, Familie und Sexualität. Er wird heute vielfach als die<br />

einzige Möglichkeit eigenen Entscheidens angesehen und erhält damit Ventilfunktion.<br />

4) Thielicke,Helmut: a.a.O. S. 56.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

wo sich für ihn auch angesichts der sonst anzuerkennenden Gruppe die Grenze<br />

seiner Gruppensolidarität ergeben muß und wo für ihn der Status confessionis<br />

entsteht. Dieser Raum der durch die Gruppe nicht mehr zu determinierenden<br />

Gewissensfreiheit ist im einzelnen zu bestimmen. Von den Parteien und den<br />

sonstigen Gruppen des sozialen und wirtschaftlichen Lebens (zum Beispiel<br />

Unternehmerverbänden und Gewerkschaften) ist zu fordern,<br />

und Gewerkschaften) ist zu fordern, daß sie diesen Spielraum der<br />

Gewissensfreiheit respektieren, auch wenn für sie momentane Nachteile<br />

dadurch entstehen. Auf lange Sicht gesehen ist der gewissensgebundene, in<br />

seiner Personalität intakte Mensch auch für die Gruppe ein wertvolleres und<br />

potenteres Glied als das bloß funktionierende Molekül im Kollektiv. Unter dem<br />

"Funktionär" als Typus (nicht als Berufsbezeichnung) verstehen wir den bloßen<br />

Ausführer. Sein Ethos bezieht sich nicht darauf, daß er den Gegenstand seines<br />

Auftrages<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

310<br />

144 Thielicke, Helmut: Gefährdung der Freiheit durch die F..., 1963, S. 56<br />

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5% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 266<br />

ist, scheint der Kampf des Menschen um ein überleben in Menschlichkeit nicht<br />

einfacher, sondern viel komplizierter geworden zu sein. 1<br />

Kühnste Phantasien<br />

früherer Futurologen werden durch die Fortschritte der modernen<br />

Wissenschaften weit übertroffen. Der Mensch zieht immer mehr Welt in<br />

seinen Bereich und verwandelt sie. Er verwendet sich schließlich selber. 2<br />

Gleichzeitig erweist sich der Glaube, technische Evolution führe automatisch<br />

zu mehr Humanität als Irrtum, zeigt der technische Fortschritt seine<br />

Ambivalenz: " ein Fortschritt, der, wenn er so weitergeht, die echte<br />

Menschlichkeit zugleich entwickelt und zerstört." 1<br />

Der Mensch scheint<br />

erkennen zu müssen, " daß wir uns nicht am Anfang einer fortwährend sich<br />

beschleunigenden Entwicklung befinden, sondern mitten in einer einzigartigen<br />

Übergangskrise, vergleichbar der Pubertät im Leben des Menschen, einer Krise,<br />

in der wir den Sprung von einer noch unentwickelten wissenschaftlichtechnischen<br />

Stufe zu einer vollentwickelten Gesellschaft zu machen haben." 2<br />

Der Mensch begegnet dem Unheimlichen und Unbezwingbaren nicht mehr so<br />

sehr in der Natur als vielmehr in sich selbst und seinen Leistungen. Er muß<br />

sich vor der widersprüchliche] Lage hüten, einer Wirklichkeit, die er selbst<br />

1) Ein Blick auf 50.000 Jahre Menschheitsgeschichte, in der wir bei einem Durchschnittsalter von<br />

62 Jahren im 800. Lebensalter stehen, zeigt, wie rasant technische Entwicklungen in wenigen<br />

Lebensaltern fortgeschritten sind: rund 650 Lebensalter lebten die Menschen in Höhlen; seit<br />

70 Lebensaltern gibt es Kommunikation zwischen den Menschen durch das geschriebene Wort<br />

und seit erst 6 für die Masse der Menschen das gedruckte Wort" seit 4 Lebensaltern kennen<br />

Menschen exakte Zeitmessung und seit 2 elektrischen Strom. Die meisten der für uns heute<br />

selbstverständlich gewordenen Gebrauchsgüter sind erst im Laufe unseres 800. Lebensalters<br />

entwickelt worden (vgl. dazu: Töffler,A.: The future shock. New York 1970. Kapitel 1. zitiert<br />

nach: Küng,Hans: Christ sein. München 1974. S. 30.).<br />

2) Rausch,Jürgen: Über das Menschenmögliche. In: Böse,Georg (Hrsg.): a.a.O. S. 17-36. hier: S.<br />

25.<br />

1) Küng,Hans: a.a.O. S. 31.<br />

2) Platt,John R.: Programme für den Fortschritt. München 1971. S. 215.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

die Grenze unserer Selbstorganisation und der Über das Menschenmögliche mit<br />

ihr verbundenen Weltorganisation finden? Der Mensch zieht theoretisch,<br />

technisch und organisatorisch, also objektivierend und materialisierend, immer<br />

mehr Welt in seinen Bereich und verwandelt sie dabei. Ja, er wendet dieses<br />

Verfahren der Objektivierung im Denken und Handeln auf sich selber an. Er<br />

verwendet sich selber. Bis zu welcher Grenze entspricht<br />

Manches geht zweifellos auf Kosten von Kurzschlüssen und Mißbräuchen.<br />

Alles zusammen aber hängt doch offensichtlich an diesem so sehr<br />

herbeigesehnten, herbeigeplanten, herbeigearbeiteten ambivalenten Fortschritt<br />

selbst: ein Fortschritt, der, wenn er so weitergeht, die echte Menschlichkeit<br />

zugleich entwickelt und zerstört. Die früher so positiven Kategorien des "<br />

Wachstums", der "Vermehrung", "Progression", "Größe", des "Sozialprodukts"<br />

und der "Steigerungsraten" sind ins Zwielicht geraten. Denn sie drücken nun<br />

ein<br />

auf statische Formen hin, die ohne allzuviel zusätzlichen Strukturwandel<br />

weitere technische Entwicklungen verkraften können. Z14 Meiner Ansicht nach<br />

ist es Zeit, eine andersartige Vorstellung zu akzeptieren: daß wir uns nicht am<br />

Anfang einer fortwährend sich beschleunigenden Entwicklung befinden,<br />

sondern mitten in einer einzigartigen Übergangskrise, vergleichbar der<br />

Pubertät im Leben des Menschen, einer Krise, in der wir den Sprung von einer<br />

noch unentwickelten wissenschaftlich-technischen Stufe zu einer<br />

vollentwickelten Gesellschaft zu machen haben. Wer weiß, vielleicht haben wir<br />

den schlimmsten Teil dieser Krise bereits hinter uns, zumindest in Ländern wie<br />

den USA. Die Verlangsamung des Wachstums und die<br />

145 Rausch, Jürgen: Über das Menschenmögliche, 1963, S. 24<br />

128 Küng, Hans: Christ sein (Auszug), 1974, S. 31<br />

146 Platt, John R.: Programme für den Fortschritt, 1971, S. 214<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

311<br />

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9% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 271<br />

2) ebd. S. 444.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

These 2: Der Begriff "Gewissen" entzieht sich aufgrund der<br />

Vieldimensionalität seiner Phänomenwirklichkeit einer erschöpfenden<br />

rationalen Bestimmung im Sinne einer Wesensdefinition. Aus dem<br />

Vorhergesagten wird die enge Verflochtenheit des Phänomens "Gewissen" mit<br />

der Personalität des Menschen deutlich. " Das Gewissen ist integriert in das<br />

jeweilige Ganze des Menschseins in seiner historischen und sozialen Situation." 2<br />

Es kann aus diesem Ganzen nicht herausgelöst werden. Jede Aussage über das<br />

Gewissen muß sich an der ganzen Breite des gelebten Lebens orientieren und "<br />

darf weder seine empirischen Bedingungen übersehen noch an den höchsten<br />

Möglichkeiten menschlichen Gewissen-Haben(s) vorbeigehen." 1<br />

Diese<br />

Aussagen über die Stellung des Gewissens im Gesamt des Menschen und<br />

seinen Wirkungskreis lassen unweigerlich die Frage aufkommen, wie dann<br />

dieses Phänomen begrifflich erfaßt und umgrenzt werden kann. Die<br />

Erfolglosigkeit so vieler Definitionsversuche ist<br />

Falle aber gilt, daß die Meinung darüber, was das Gewissen sei, wesentlich die<br />

Haltung zu ihm bestimmt und dadurch auch seine Wirksamkeit ermöglicht oder<br />

behindert. Das Gewissen ist integriert in das jeweilige Ganze des Menschseins<br />

in seiner historischen und sozialen Situation. Jede Aussage über das Gewissen<br />

muß sich deshalb an der ganzen Breite des gelebten Lebens orientieren und<br />

darf weder seine empirischen Bedingungen übersehen noch an den höchsten<br />

Möglichkeiten menschlichen Gewissen- Habens vorübergehen. Sie wird sich<br />

dabei von allen entlarvenden Theorien unterscheiden, die das Gewissen für "<br />

nichts anderes als . . ." auszugeben versuchen. Hier wird es nur darum<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

312<br />

1) ebd. S.<br />

138 Kümmel, Friedrich: ZUM PROBLEM DES GEWISSENS, in: Blüh..., 1976, S. 0<br />

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8% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 272<br />

sehr vermitteln sie vielfach den Eindruck, am Wesentlichen vorbei zu gehen,<br />

bzw. etwas als wesntlich zu deklarieren, was aus anderer Perspektive<br />

akzidentellen Charakter hat. Diese Beobachtung verweist auf die<br />

grundsätzliche Problematik sogenannter Wesensdefinitionen. Dabei gilt als<br />

Kriterium für die Gültigkeit einer Definition das "Wesen" einer Sache. Im<br />

Vorgang des Definierens soll " der gesamte Vorstellungsinhalt mit seinen<br />

Einzelmerkmalen", bezeichnet als Definiens, übertragen werden auf ein Wort<br />

, das Definiendum. Die Qualität der Definition hängt davon ab, inwieweit die<br />

als Definiens bezeichneten Vorstellungsinhalte möglichst vollständig und<br />

eindeutig erfaßt sind. Gültigkeit kann die Wesensdefinition dann für<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Kriterium, nach dem die Gültigkeit solcher definitorischer Festsetzungen zu<br />

beurteilen ist? Bei der Beantwortung dieser Frage gehen die Auffassungen weit<br />

auseinander. Eine erste Auffassung sieht als Kriterium für die Gültigkeit einer<br />

Definition das "Wesen" einer Sache selbst. Eine Definition ist erst dann gültig,<br />

wenn das "Wesen" der Sache im Begriff voll zum Ausdruck kommt. Die in<br />

diesem Sinne festgelegten Definitionen sind "<br />

Satz: "Zur Universität Regensburg gehören im SS 1972 1796 Jugendliche<br />

männlichen Geschlechts mit Abschluß einer Höheren Schule und z. Z.<br />

Universitätsbesucher " Damit ist schon beschrieben, was bei einem<br />

Definitionsvorgang geschieht: der gesamte Vorstellungsinhalt mit seinen<br />

Einzelmerkmalen, bezeichnet als "Definiens", wird übertragen * auf ein Wort<br />

bezeichnet als das "Definiendum". Diesen Vorgang kann man auch' in Form<br />

einer Gleichung darstellen: auf der linken<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

313<br />

147 Prim, Rolf: Grundlagen einer kritisch-rationale..., 1973, S. 35<br />

147 Prim, Rolf: Grundlagen einer kritisch-rationale..., 1973, S. 33<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 273<br />

Bestimmung dessen, was "Wesen" sei, ist oft hingewiesen worden. 4<br />

Im Fall<br />

des Gewissens kommt im Rahmen unserer Annahmen als zusätzliche<br />

Schwierigkeit hinzu die genannte Verknüpfung von Person und Gewissen in<br />

der Weise, daß im Gewissen " das Ganze der personalen Verantwortung auf dem<br />

Spiel steht." 1<br />

Die besondere Art von Wissen im Gewissen ist auf die eigene<br />

Person im Fall der persönlichen Herausforderung im Anruf des Sollens<br />

bezogen. So wenig sich das, was Person umfassen kann, in einer<br />

erschöpfenden, rationalen Definition<br />

4) vgl. dazu u.a.: Opp,K.D.: Methodologie der Sozialwissenschaften. Reinbek b. Hamburg 1970.<br />

1) Mieth,Dietmar: Funktionen des Gewissens und Probleme der Gewissensbildung. In: Stachel/<br />

Mieth: Ethisch handeln lernen. Zürich 1978. S. 202-216. hier: S. 216.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Diskreditierungen befreit werden. 13. 24<br />

Gewissensakte Als Gewissensakt wird<br />

vieles bezeichnet, was höchstens durch Analogieschluß diesen Namen verdient.<br />

Jedenfalls läßt sich vom Gewissensakt nur dann reden, I wenn das Ganze der<br />

personalen Verantwortung auf dem Spiel steht. Der Gewissensakt ist ein<br />

Totalakt des menschlichen Selbst. Dieser Totalakt kann aktualgenetisch in<br />

seinem Ablauf betrachtet werden,24 aber auch in seiner synthetischen Einheit,<br />

in der<br />

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12.01.2014<br />

314<br />

72 Stachel, Günter: ethisch handeln lernen, 1978, S. 216<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 275<br />

für unser Nachdenken über Gewissensinhalte und erzieherische Hilfen bei der<br />

Gewissensbildung. These 1: "Schlagartig" und intuitiv diagnostiziert das<br />

Gewissen Gutes und Böses im Denken, Entscheiden und Handeln des<br />

einzelnen. 1<br />

Der Mensch steht mit seinem Tun immer unter der Differenz von<br />

Gut und Böse. Er soll das Gute tun und das Böse meiden. So sehr der Mensch<br />

auch Böses plant oder vollbringt, so sehr lebt er in dem Bewußtsein, daß Gutes<br />

getan werden muß. Wer Böses plant oder tut, versucht entweder, sich selbst und<br />

anderen klar zu machen, daß dies nicht böse sei, sondern aus irgendwelchen<br />

Erwägungen heraus das von irgendwem als böse<br />

1) vgl. dazu: Mieth,Dietmar: Funktionen des Gewissens und Probleme der Gewissensbildung. In:<br />

Stachel/Mieth: a.a.O. hier: S. 205/206.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

aufgegebenes und sich selbst zugelastetes Wesen sieht sich der Mensch kraft<br />

seiner Vernunft durch eben diese ihm eigene Vernunft in Verantwortung<br />

genommen. Sein Tun steht unter der Differenz von Gut und Böse. Diese<br />

Differenz ist für menschliches Handeln ebenso konstitutiv wie für<br />

menschliches Erkennen die Differenz von Wahr und Falsch. Die Vernunft will<br />

sich nicht gegen sich<br />

er seine wirkliche Lage kennen und sich von Täuschungen und Wahnbildern<br />

frei machen. Er kann nicht einfach bloß das tun, wozu er Lust hat, sondern er<br />

soll das Gute tun und das Böse bändigen. Er befindet sich nie in Sicherheit,<br />

sondern immer in Gefahr; Versuchung, Schuld und Verzweiflung bleiben ihm<br />

stets nahe. Neben der Einsicht in seine Lage<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

315<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 12<br />

9 Brezinka, Wolfgang: ERZIEHUNG ALS LEBENSHILFE, 8. Aufl., 1971, S. 297<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 276<br />

anderen klar zu machen, daß dies nicht böse sei, sondern aus irgendwelchen<br />

Erwägungen heraus das von irgendwem als böse Empfundene gut ist oder aber<br />

er anerkennt es als böse und sich als dadurch schuldig geworden. " Niemand<br />

aber vermag das Böse als Böses einfach stehen zu lassen." 1 " Gutes" und "Böses"<br />

erscheint in solchem Zusammenhang zunächst als rein formale Bestimmung,<br />

denn es bleibt offen, was gut und was böse ist. Bekanntlich beginnen die<br />

Schwierigkeiten nicht in der Formulierung allgemeiner formaler ethischer<br />

Prinzipien, sondern<br />

1) Scherer,Georg: Gewissen, Norm und Situation in philosophischer Sicht. In: Maas/Scherer/<br />

Teichtweier: Gesetz und Gewissen. Essen-Werden 1967. S. 7-49. hier: S. 21/22.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Böses ist. Er versucht das Böse zum Guten zu machen. Oder aber er anerkennt<br />

, dah er schuldig geworden ist, der Bekehrung und der Vergebung bedarf.<br />

Niemand aber vermag das Böse als Böses einfach stehen zu lassen. Wie die<br />

absolute Skepsis gegenüber der Wahrheit nur durch diese selbst möglich ist, so<br />

auch das Wollen des Bösen nur durch das Gute.Wer behauptet,<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

316<br />

148 Maas, Alfons: Gesetz und Gewissen, 1967, S. 0<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 277<br />

mit im Vollzug befindlichem Tun (gleichzeitiges gutes Gewissen) oder mit auf<br />

Zukunft hin Geplantem (vorausschauendes gutes Gewissen). Stelzenberger<br />

weist darauf hin, daß nicht jegliches Bewußtsein guten Tuns als Erleben des<br />

guten Gewissens gewertet werden kann. " Sonst wäre ja jede Erinnerung an<br />

eine gute Tat schon ein Erlebnis des Gewissens." 1<br />

Von zahlreichen Autoren ist<br />

die "Gutheit dieses sogenannten guten Gewissens" scharf angegriffen worden.<br />

So hat z.B. Albert Schweitzer in seinem Buch "Kultur und Ethik" das gute<br />

Gewissen als eine "Erfindung des Teufels" bezeichnet im Zusammenhang mit<br />

der Klage über die Abstumpfung des Verantwortungsgefühls und die damit<br />

leicht sich verbindende 2<br />

Selbstzufriedenheit. Tatsächlich mag die Rede vom<br />

guten Gewissen manches Mal Ergebnis mangelnder Sensibilität für das<br />

Geforderte sein. 3<br />

Es darf aber auch nicht übersehen werden, daß schwerlich<br />

feststellbar ist, wann jemand aus mangelndem Gespür für das Rechte sich auf<br />

ein gutes Gewissen beruft und wann nicht. Ungeachtet der Gefahr<br />

oberflächlicher oder negativer Verwendung wird vom guten Gewissen vor<br />

allem im Fall<br />

1) Stelzenberger,Johannes: Das Gewissen. Paderborn 1961. S. 47.<br />

2) nach: Reiner,Hans: Die Funktionen des Gewissens. In: Blühdorn,Jürgen (Hrsg.): Das<br />

Gewissen in der Diskussion. S. 285-316. hier: S. 293.<br />

3) So spricht Reiner davon, daß vor allem bei Cicero mit "conscientia" gelegentlich in "<br />

geradezu anrüchiger Weise gesteuertes Selbstbewußtsein" gemeint ist (ebd. S. 293).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Gewissens ist. Sich darüber klar zu sein, daß man etwas getan hat, was in<br />

Ordnung war, bedeutet noch nicht den Sachverhalt, den 47 letzteres Wort<br />

einschließt. Sonst wäre ja jede Erinnerung an eine gute Tat schon ein Erlebnis<br />

des Gewissens. Hier ist wieder ein Zaun, der unseren Begriff stärker als üblich<br />

abgrenzen sollte. Gutes Gewissen liegt nur vor, wenn der Mensch vorher in<br />

einer Konfliktsituation<br />

dieses Verdammungsurteil richtig zu verstehen, muß man den Zusammenhang<br />

beachten, in dem Schweitzer es ausgesprochen hat. Schweitzer wendet sich<br />

nämlich dabei gegen die Abstumpfung unseres Verantwortungsgefühls und die<br />

damit leicht sich verbindende Selbstzufriedenheit. Tatsächlich steht, wo vom<br />

guten Gewissen gesprochen wird, nicht selten eine Selbstzufriedenheit im<br />

Hintergrund, die recht bedenklich ist. Diese Bedenklichkeit und<br />

Fragwürdigkeit des guten Gewissens zeigt<br />

für die Wettbewerbsstellung relevanten Kriterien wie Gesamt umsatz,<br />

J ' Marktanteile, Finanzkraft, Verflechtungen, Marktzutrittsschranken etc.<br />

durch eine Gesamtbetrachtung zu ermitteln sind. Bei der<br />

wettbewerbsrechtlichen Beurteilung von Gemeinschaftsunternehmen darf<br />

aber auch nicht übersehen werden, daß diese Zusammenschlußform<br />

ein Mittel zur Lösung von Zukunftsaufgaben darstellen kann, die ein<br />

Unternehmen allein nicht zu bewältigen vermag. Dies gilt insbesondere<br />

für Gemeinschaftsunternehmen die zum<br />

92 Stelzenberger, Johannes: Das Gewissen. Besinnliches zur Klar..., 1961, S. 47<br />

149 Reiner, Hans: Die Funktionen des Gewissens, 1976, S. 293<br />

150 Das Konzentrationskontrolle in Groß..., 1974, S. 107<br />

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12.01.2014<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 278<br />

Gewissen beruft und wann nicht. Ungeachtet der Gefahr oberflächlicher oder<br />

negativer Verwendung wird vom guten Gewissen vor allem im Fall der<br />

Reaktion des einzelnen auf erfolgte Vorwürfe gesprochen. Ein Beispiel dafür<br />

aus dem biblischen Bereich ist der Anfang des 23. Kapitels der<br />

Apostelgeschichte: Paulus erklärt, er sei mit gutem Gewissen vor Gott<br />

gewandelt. Damit verteidigt er sich gegen die an ihn gerichteten Anklagen der<br />

Juden, er habe gegen das Gesetz gelehrt und durch Einführung von Heiden in<br />

den Tempel diesen entweiht. Der Mensch befindet sich also in einer<br />

Konfliktsituation. Er wird angefochten. Dem guten Gewissen fällt dabei<br />

aufgrund der ihm zugesprochenen Diagnosefähigkeit von Gut und Böse die<br />

Rolle zu, " gegenüber einer Anklage als Zeuge der Unschuld" zu fungieren und<br />

aufgrund dessen von der Anklage freizusprechen. 1<br />

Am deutlichsten wird die<br />

Berechtigung dieser Rolle des Gewissens da, wo ein ganz konkreter Vorwurf<br />

eines Verbrechens erhoben wird und der Angeschuldigte keine sicheren<br />

äußeren Beweismittel in der Hand hat, um diese Beschuldigung zu widerlegen.<br />

Dem fälschlich Beschuldigten bleibt in solchem Fall nur übrig, sich vor sich<br />

selbst und vor der Mitwelt auf das Zeugnis seines guten Gewissens zu berufen.<br />

Wenn auch eine solche Berufung auf das eigene gute Gewissen nach außen hin<br />

wenig beweiskräftig ist, so wird man kaum bestreiten können, daß das gute<br />

Gewissen hier eine sittliche Berechtigung hat. 2<br />

2. Die Erfahrung des<br />

schlechten oder bösen Gewissens als Folge diagnostizierten schlechten Tuns<br />

wird vom einzelnen als beunruhigendes und ihn<br />

1) ebd. S. 294.<br />

2) ebd. S. 294.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ganz andere Bedeutung haben, und sie hat solche andere Bedeutung<br />

wenigstens zum Teil sowohl bei Cicero als auch im Neuen Testament. Eine<br />

solche Stelle des N. T. ist der Anfang des 23. Kapitels der Apostelgeschichte,<br />

wo der Apostel Paulus erklärt, er sei mit gutem Gewissen 18 De re publica VI,<br />

8. Ähnlich Seneca, ep. 59, 16: Virtutum conscientia. 18 Erectus ... maximi ac<br />

pulcherrimi facti sui conscientia. 1. Philip-pica 9. vor Gott gewandelt. Wenn<br />

man<br />

einer Rede zur Verteidigung gegen bestimmte Anklagen, die von den Juden<br />

gegen ihn erhoben worden waren: Er war angeklagt, gegen das Gesetz gelehrt<br />

zu haben und durch Einführung von Heiden in den Tempel diesen entweiht zu<br />

haben. Das zeigt uns eine Situation, in der das gute Gewissen offenbar eine<br />

nicht unberechtigte Funktion hat: Es ist die Situation einer Anklage, die<br />

einer Anklage, die nicht wie beim schlechten Gewissen aus diesem selbst<br />

stammt, sondern die von außen kommt! Das gute Gewissen ist also das<br />

Gewissen, das gegenüber einer Anklage als Zeuge der Unschuld fungiert und<br />

aufgrund dessen von der Anklage freispricht. Der klarste Fall der Berechtigung<br />

solcher Funktion des guten Gewissens ist der, daß einerseits ein ganz konkreter<br />

ganz konkreter Vorwurf eines ganz bestimmten Vergehens oder Verbrechens<br />

erhoben wird (etwa der Vorwurf eines bestimmten Diebstahls oder eines<br />

bestimmten Mordes); wobei aber der so Angeschuldigte keine sicheren<br />

äußeren Beweismittel in der Hand hat, um diese Beschuldigung zu widerlegen "<br />

. Dann bleibt dem so fälschlich Beschuldigten noch übrig, sich vor sich selbst<br />

und vor der Mitwelt auf das Zeugnis seines guten Gewissens zu berufen.<br />

Dieses Zeugnis kann dann bestätigen, daß er diese ihm vorgeworfene Tat eben<br />

nicht begangen hat! Zwar ist nun solche Berufung auf das eigene gute<br />

Gewissen nach außen hin wenig beweiskräftig. Aber es wird wohl niemand<br />

bestreiten können, daß in solchen Fällen das gute Gewissen doch eine sittliche<br />

Berechtigung und eine berechtigte Funktion hat. Auch A. Schweitzer<br />

149 Reiner, Hans: Die Funktionen des Gewissens, 1976, S. 293<br />

149 Reiner, Hans: Die Funktionen des Gewissens, 1976, S. 294<br />

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33% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 279<br />

Die Erfahrung des schlechten oder bösen Gewissens als Folge diagnostizierten<br />

schlechten Tuns wird vom einzelnen als beunruhigendes und ihn gleichsam<br />

überfallendes Erleben empfunden. Phänomenologisch ist das damit<br />

verbundene Schuldgefühl "die hervorstechendste Form inneren Erlebens". Das "<br />

peinigende Empfinden nach einem Handeln gegen die eigene Überzeugung und<br />

die verbindlich gehaltenen Wertnormen" 1<br />

wirkt intensiver als die Befriedigung<br />

über als richtig und gut diagnostiziertes Handeln. Die Stimme des Gewissens<br />

läßt den einzelnen aufhorchen. " Wenn sie ihn mitten in seinem Befangensein<br />

in die weltlichen Geschäfte überfällt, ruft sie ihn auf, von dem wegzuhören, was<br />

ihn gerade in Anspruch nimmt. Sie reißt den Menschen heraus aus der<br />

Verflochtenheit in die Welt und bringt ihn, selbst mitten im Getriebe des<br />

Alltags, in die Einsamkeit, in der er mit sich selbst allein ist." 2 Die Rede vom "<br />

Schlagen des Gewissens" verdeutlicht das Gefühl unmittelbaren<br />

Getroffenseins vom Schuldgefühl wie von einem Schlag. Die nachhaltige<br />

Wirkung des schlechten Gewissens hat wohl auch dazu geführt, das Erleiden<br />

von Schuld als die Erscheinung<br />

1) Stelzenberger,Johannes: a.a.O. S. 41.<br />

2) Weischedel,Wilhelm: Wesen und Ursprung des Gewissens. In: ders.: Wirklichkeit und<br />

Wirklichkeiten. Berlin 1960. S. 211-219. hier: S. 212/213.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

spielt in diesem inneren Erleben das nachfolgende tadelnde oder schlechte<br />

Gewissen die führende Rolle. Phänomenologisch ist das Schuldgefühl die<br />

hervorstechendste Form von inneren Erlebnissen. Das peinigende Empfinden<br />

nach einem Handeln gegen die eigene Überzeugung und die verbindlich<br />

gehaltenen Wertnormen ist sehr stark. Es wirkt intensiver als die Befriedigung<br />

über sog. gutes Handeln und wühlt tiefer und nachhaltiger auf. Vielfach wird<br />

Bewußtsein schlechter Taten und<br />

Stimme erreicht und auf die Gefahr aufmerksam macht, in der er schwebt, so<br />

bringt auch die Stimme des Gewissens den, den sie trifft, zum Aufhorchen.<br />

Wenn sie ihn mitten in seinem Befangensein in die weltlichen Geschäfte<br />

überfällt, ruft sie ihn auf, von dem wegzuhören, was ihn gerade in Anspruch<br />

nimmt. Sie reißt den Menschen heraus aus der Verflochtenheit in die Welt und<br />

bringt ihn, selbst mitten im Getriebe des Alltags, in die Einsamkeit, in der er<br />

mit sich selber allein ist. Da aber kann er nicht gelassen bei sich selber<br />

verweilen. Der Ruf des Gewissens versetzt ihn vielmehr in eine merkwürdige<br />

Unruhe, die<br />

93 Stelzenberger, Johannes: Syneidesis, conscientia, Gewissen. ..., 1963, S. 32<br />

151 Weischedel, Wilhelm: Wirklichkeit und Wirklichkeiten. Au..., 1960, S. 212<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 280<br />

behauptet B. Snell, in vorchristlicher Zeit werde nur vom schlechten Gewissen,<br />

nie aber vom Gewissen als etwas Gutem oder Erstrebenswerten gesprochen. 3<br />

Andere Autoren wie W. Gaß, Albrecht Ritschl, Max Scheler, H.G. Stoker,<br />

Dietrich v. Hildebrand 4 und andere meinen, daß " das echte Gewissen<br />

eigentlich nur dort vorhanden ist, wo ein personales Verhältnis zum Bösen<br />

positiv oder negativ gegeben sei. Der Kern des Gewissens sei das<br />

Schulderlebnis." 1<br />

Die im täglichen Leben gemachte Erfahrung, daß sich ein<br />

schlechtes Gewissen stärker und über längere Zeiträume hinweg bemerkbar<br />

macht als ein gutes und Gewissensqualen das Leben eines Menschen<br />

entscheidend prägen können, hat in Gestalten wie der Lady Macbeth bei<br />

Shakespeare, Boris Gudonows bei Puschkin und Raskolnikoffs bei<br />

Dostojewski Eingang in die Weltliteratur<br />

3) vgl. dazu: Stelzenberger,Johannes: a.a.O. S. 41.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

schlechte Gewissen vorkommt und daß niemals das Gewissen als etwas Gutes<br />

und Erstrebenswertes genannt wird" ". In neuester Zeit vertreten W Gass. A.<br />

Ritsehl, M. Scheier, H. G. Stoker, D. v. Hildebrand u. a., daß das echte<br />

Gewissen eigentlich nur dort vorhanden ist, wo ein personales Verhältnis zum<br />

Bösen positiv oder negativ gegeben sei. Der Kern des Gewissens sei das<br />

Schulderlebnis9'. Demgegenüber ist zunächst geschichtlich festzustellen, daß<br />

sich syneidesis, syneid s und conscientia ebenso auf positive, wertige, gute<br />

Verhaltungsweisen einer Person beziehen können wie auf Böses, Unwertiges,<br />

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12.01.2014<br />

320<br />

4) Gaß,W.: Die Lehre vom Gewissen. Berlin 1869. S. 89. Ritsehl,Albrecht: Über das Gewissen.<br />

Bonn 1876. S. 13. Scheler,Max: Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik.<br />

Bern 1954. S. 335. Stoker,H.G.: Das Gewissen. Bonn 1925. S.79ff, 98f, 126-133 und 144ff.<br />

Hildebrand,D.v.: Sittlichkeit und ethische Werterkenntnis. In: Jahrbuch für Philosophie und<br />

phänomenologische Forschung 5. 1922. S.463-602. (sämtliche Angaben aus: Stelzenberger,<br />

Johannes: a.a.O. S. 41/42<br />

1) Stelzenberger,Johannes: a.a.O. S. 41.<br />

93 Stelzenberger, Johannes: Syneidesis, conscientia, Gewissen. ..., 1963, S. 32<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 280<br />

eines Menschen entscheidend prägen können, hat in Gestalten wie der Lady<br />

Macbeth bei Shakespeare, Boris Gudonows bei Puschkin und Raskolnikoffs<br />

bei Dostojewski Eingang in die Weltliteratur gefunden. Die tragische Titelfigur<br />

aus "Schuld und Sühne" erträgt nach dem Mord an der alten Wucherin seine<br />

Gewissensqualen nicht und bekennt seine Schuld. Raskolnikoff versucht, das<br />

Verbrechen durch schwierige Umstände in seinem Leben oder im Leben seiner<br />

Angehörigen, durch die Theorie, daß der Starke das Recht auf Verbrechen hat<br />

und durch Überlegungen von der niedrigen und schädlichen Tätigkeit der Alten<br />

zu rechtfertigen. Alle Rechtfertigungsversuche aber mißlingen. Schon sein<br />

Nachdenken über das "Recht", einen Anschlag auf das Leben eines Menschen<br />

zu machen, sein ständiges Schwanken, zeugen von dem qualvollen Kampf mit<br />

dem eigenen Gewissen, dem er schließlich nicht mehr widerstehen kann.<br />

Ausdruck schwerster Gewissensqualen ist auch der Monolog Boris Godunows<br />

. 2 Aus dem biblischen Bereich zeigt sich vor allem Judas Iskarioth als ein an<br />

seinen schweren Gewissensvorwürfen verzweifelter Mensch, der<br />

2) "Ich fühl es, ach: nichts mag beruhigen uns Inmitten vieler Kümmernis der Erde; Nichts, gar<br />

nichts ... wenn nicht einzig das Gewissen - Denn ist es rein, so wird es triumphieren, Ob auch<br />

Verleumdung oder Bosheit drohe; Doch wenn auf ihm auch nur ein Flecken ist, Ein einziger,<br />

und sei es rein zufällig. Dann steht es schlimm: wie eine Pestilenz Verzehrt's die Seele, Gift<br />

durchströmt den Busen, Der Vorwurf pocht im Ohr mit Hammerschlägen, Ein Übelsein<br />

bedrängt, im Kopfe schwindelt's Und vor den Augen Knaben blutbeströmt ... Man möchte<br />

fliehn ... weiß nicht wohin ... entsetzlich!... Unselig ist, wen das Gewissen quält." (Puschkin,<br />

Alexander: Boris Godunow. In: Ausgewählte Werke. Bd. 3. S. 30/31. zitiert nach:<br />

Schischkin,A.F.: Das Gewissen. In: Blühdorn,Jürgen(Hrsg.): Das Gewissen in der Disk ......<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Gewissensqualen in der Gestalt der Lady Macbeth (Shakespeare), Manfreds (<br />

Byron), Boris Godunows (Puschkin) und Raskolnikows (Dostojewski) wider.<br />

So konnte der Held aus >Schuld und Sühne< nach dem Mord an der alten<br />

Wucherin seine Gewissensqualen nicht ertragen und bekannte seine Schuld. Er<br />

konnte sein Verbrechen weder durch schwierige Umstände in seinem Leben<br />

oder im Leben seiner Angehörigen noch durch die Theorie, daß der Starke das<br />

Recht auf Verbrechen habe, oder durch Überlegungen von der niedrigen und<br />

schädlichen Tätigkeit der Alten rechtfertigen. Alle Überlegungen<br />

Raskolnikows über das "Recht", einen Anschlag auf das Leben eines Menschen<br />

zu machen, sein Schwanken, zeugen von dem qualvollen Kampf mit dem<br />

eigenen Gewissen, mit den von Kindheit an gewohnten moralischen<br />

Forderungen. Sehr stark ist der Ausdruck der Gewissenqualen im Monolog<br />

Boris Godunows: "Ich fühl es, ach: nichts mag<br />

152 Schischkin, Alexander F.: Das Gewissen, in: Blühdorn, J. (Hrs..., 1976, S. 346<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 282<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

stehen. Was immer er auch denkt, tut oder sei - alles vollzieht sich vor dem<br />

Hintergrund und im Bewußtsein von Zu-Sollendem. Böckle bezeichnet die<br />

Existenz vielfältiger Sollensansprüche als empirisch gesicherten und<br />

Umgangsformen, sittliche Gebote und Verbote und eine Fülle menschlicher<br />

Vorschriften prägen unseren Alltag. Ebenso selbstverständlich stützen wir uns<br />

auf gesellschaftliche Institutionen oder beanspruchen sie. Das Gesamt an<br />

generellen Tatbestand. 1 Handlungswirklichkeit als " Gesamt an kulturellen, kulturellen, ökonomischen, rechtlichen, politischen und religiösen Strukturen<br />

ökonomischen, rechtlichen, politischen und religiösen Strukturen mitsamt mitsamt unseren personalen Beziehungen, in die unser Verhalten eingebunden<br />

unserer personalen Beziehungen, in die unser Verhalten eingebunden ist" wird ist, bezeichnen wir mit dem Ausdruck "Handlungswirklichkeit". Mit<br />

als "jene Dimension des Wirklichen" gesehen, die immer schon durch den Handlungswirklichkeit soll demnach jene Dimension des Wirklichen gemeint<br />

Willen des Menschen geprägt ist und prägend auf ihn zurückweist. 2<br />

sein, die stets schon durch den Willen des Menschen geprägt ist und prägend<br />

Handlungswirklichkeit als konkret gegebene erweist sich einerseits " als auf ihn zurückweist. Diese Dimension, also Handlungswirklichkeit bildet -<br />

Handlungsmuster, von dem her sich sittliches Sein-Können formuliert und allgemein gesagt - den Gegenstand der Sozialwissenschaften. Sie sind damit<br />

aktualisiert" und bleibt andererseits auch "Handlungsentwurf, der im<br />

objektiv abgegrenzt gegenüber den Naturwissenschaften. Diese beschäftigen<br />

Horizont dessen, was sein soll, je neu erhärtet bzw. erbracht werden muß". 3<br />

sich mit der physischen<br />

Kulturanthropologische und soziologische Forschungen bestätigen, daß diese<br />

Willen des Menschen in Beziehung steht, zugleich sittliche Wirklichkeit.<br />

normative Prägung menschlichen Zusammenlebens offensichtlich, "ein<br />

Zwischen Sozialität und Moralität besteht eine grundlegende Interdependenz.<br />

notwendiges strukturelles Merkmal menschlicher Praxis" ist. 4<br />

Der Mensch als<br />

Die Handlungswirklichkeit - als konkret vorgegebene - erweist sich einerseits<br />

sich selbst überantwortetes Wesen ist nicht durch Instinkte festgelegt. Er muß<br />

als Handlungsmuster, von dem her sich sittliches Sein-Können formuliert und<br />

sein Leben führen meint, er muß zu sich selbst Stellung nehmen und sein Leben<br />

aktualisiert. Andererseits bleibt dieselbe Wirklichkeit - als je zu leistende - auch<br />

gestalten. Sein Handeln steht nicht nur unter der Differenz von Gut und Böse,<br />

Handlungsenm-ur/, der im Horizont dessen, was sein soll, je neu erhärtet bzw.<br />

sondern bewegt sich auch immer im Spielraum von Möglichkeit und<br />

erbracht werden muß. Während das Soziale als vorgegebenes<br />

Wirklichkeit. Beide Erfahrungen stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang.<br />

Handlungsmuster den Ansatz für die empirisch-analytische Soziologie bietet,<br />

Wenn mit dem vom Gewissen in einer konkreten Situation diagnostizierten "<br />

eröffnet sich im Begriff des Sozialen als zu leistendem Entwurf die (<br />

Guten" und "Bösen" kein naturrechtlich Abgeleitetes gemeint<br />

1) Böckle,Franz: Fundamentalmoral. S. 30.<br />

Verhalten garantieren. Die philosophische Anthropologie sieht die Grundlage<br />

für dieses Bedürfnis zum einen in der Tatsache, daß der Mensch ein zur "<br />

2) ebd. S. 31.<br />

Lebensführung" genötigtes Wesen ist, d. h., er muß zu sich selbst Stellung<br />

3) ebd. S. 38/39.<br />

nehmen und sein Leben gestalten 4 . Er ist durch seine Instinkte nicht festgelegt,<br />

sondern bewegt sich mit seinem Handeln in einem Spielraum von Möglichkeit<br />

4) ebd. S. 31.<br />

und Wirklichkeit. Das hebt ihn heraus aus<br />

aufgegebenes und sich selbst zugelastetes Wesen sieht sich der Mensch kraft<br />

seiner Vernunft durch eben diese ihm eigene Vernunft in Verantwortung<br />

genommen. Sein Tun steht unter der Differenz von Gut und Böse. Diese<br />

Differenz ist für menschliches Handeln ebenso konstitutiv wie für<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 31<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 38<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 31<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 12<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 283<br />

Reaktion darauf. Dann beinhaltet die Diagnose des Gewissens näherhin das<br />

Bewußtmachen dieser Differenz von Getanem und Gesolltem, indem es den<br />

Menschen hinweist auf die an ihn gestellten Ansprüche und Auskunft gibt über<br />

seine Antwort darauf. " Gewissen ist das Bewußtsein einer Wirklichkeit, die ich<br />

nicht selbst bin, der ich mich aber verpflichtet weiß. ... Gewissen ist das<br />

Bewußtsein meiner selbst, aber nun nicht als eines isolierten Wesens, sondern<br />

immer schon in bezug auf eine Wirklichkeit, die mir zugeordnet ist und an der<br />

ich verantwortlich teilhabe. Beides zusammengenommen besagt, daß das<br />

Gewissen mein eigenes Handeln auf eine Wirklichkeit bezieht, der ich<br />

verpflichtet bin und entsprechen soll." 1<br />

Das Gewissen funktioniert so als<br />

Anwalt und Vermittler der Wirklichkeit, indem es dem Menschen "das<br />

Wirklichsein des Wirklichen" und damit seinen Anspruch bewußt macht. " Wo<br />

die Wirklichkeit im Gewissen begegnet, hört sie auf, unverbindlich zu sein." 2<br />

Die Erfahrung des Gewissens ist hierbei die der Relationalität, insofern dem<br />

Menschen das Gegenüber von Person und Welt deutlich wird. Sein Personsein<br />

erscheint als "Geöffnetsein zur Zwiesprache mit der Welt". 3<br />

In der Sensibilität<br />

des Gewissens wird der Mensch frei für diesen Dialog, in dem sich seine<br />

Personalität entfaltet. Die " wesenhafte Außengewandtheit des Menschen, in der<br />

seine Innerlichkeit nicht übergangen, vielmehr notwendig vorausgesetzt und<br />

allererst erfüllt ist", manifestiert sich im Gewissen. 4<br />

Der Mensch wird darin<br />

frei für die Wirklichkeit, frei von der Sorge um sich selbst und damit fähig für<br />

die Sorge um den anderen und um die ihn umgebende und ihn<br />

1) Kümmel,Friedrich: Zum Problem des Gewissens. S. 450.<br />

2) ebd. S. 452.<br />

3) Bärenz,Reinhold: Das Gewissen. Würzburg 1978. S. 53.<br />

4) Kümmel,Friedrich: a.a.O. S. 452.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

zu reden. Aus der Feststellung, daß alle Wirklichkeit und jeder Bereich des<br />

menschlichen Lebens zur Sache des Gewissens werden kann, ergeben sich zwei<br />

korrelative Aussagen: Gewissen ist das Bewußtsein einer Wirklichkeit, die ich<br />

nicht selbst bin, der ich mich aber verpflichtet weiß. Dazu gehört ein zweiter<br />

Satz: Gewissen ist das Bewußtsein meiner selbst, aber nun nicht als eines<br />

isolierten"Wesens, sondern immer schon in bezug auf eine Wirklichkeit, die<br />

mir zugeordnet ist und an der ich verantwortlich teilhabe. Beides<br />

zusammengenommen besagt, daß das Gewissen mein eigenes Handeln auf eine<br />

Wirklichkeit bezieht, der ich verpflichtet bin und entsprechen soll. Im.<br />

Gewissen erfahre ich mich eingeordnet in eine mir vorgängige Wirklichkeit<br />

außer mir, die ich zwar in'Tcilen negieren, von<br />

auch Vermittler1 der Wirklichkeit. Ich meine dies so, daß das Wirklichsein des<br />

Wirtlichen und damit sein Anspruch dem Menschen erst durch das Gewissen<br />

nahegebracht wird. Wo die Wirklichkeit im Gewissen begegnet, hört sie auf,<br />

unverbindlich zu sein. Und ebenso umgekehrt: Wo das Gewissen einer<br />

Wirklichkeit verstummt, da entschwindet auch die Wirklichkeit selbst. Der<br />

jeden Anspruch von sich weisende Mensch entzieht nicht nur<br />

schuldig wird, bindet es ihn nicht zurück in diese Schuld, sondern fordert ihn<br />

auf, das gestörte Verhältnis wieder herzustellen. Es manifestiert sich in ihm die<br />

wesenhafte Außengewandtheit des Menschen, in der seine Innerlichkeit nicht<br />

übergangen, vielmehr notwendig vorausgesetzt und allererst erfüllt ist. Dieses<br />

Freisein des Menschen von sich selbst und für den anderen Menschen wie für<br />

alle Wirklichkeit ist im "reinen" Gewissen ermöglicht, einem Gewissen, das der<br />

138 Kümmel, Friedrich: ZUM PROBLEM DES GEWISSENS, in: Blüh..., 1976, S. 0<br />

138 Kümmel, Friedrich: ZUM PROBLEM DES GEWISSENS, in: Blüh..., 1976, S. 2<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 284<br />

frei von der Sorge um sich selbst und damit fähig für die Sorge um den<br />

anderen und um die ihn umgebende und ihn umgebende und ihn fordernde Welt.<br />

Sein Gewissen wird zum Gewissen für andere. " Eine persönliche Integrität ist<br />

ihm nicht möglich ohne die Integrität der ganzen Wirklichkeit, in der die<br />

Person steht." 1<br />

So erfährt der Mensch im Gewissenserlebnis die ihm<br />

zueignende intersubjektive Beziehung, es läßt ihn das ethisch Gute als<br />

Zusammen-füreinander-verantwortlich-sein erleben. 2<br />

Er spürt, "sich<br />

unvertretbar entscheiden zu müssen", dem an ihn gestellten Anspruch gerecht<br />

zu werden. Genügt er ihm nicht, so fühlt er sich schuldig. 3<br />

Der angedeutete<br />

Zusammenhang der Diagnose von Gutem und Bösem und das Bewußtmachen<br />

von Sein und Sollen durch das<br />

1) Kümmel,Friedrich: a.a.O. S. 452.<br />

2) Huijts,Joseph H.: Gewissensbildung. Köln 1969. S. 30.<br />

3) Kuhn,Helmut: Begegnung mit dem Sein. In: Blühdorn,Jürgen: a.a.O. S. 166.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

zum Gewissen für andere zu werden. Die Unruhe dieses Gewissens liegt<br />

jenseits des in bezug auf das eigene Tun und Lassen guten oder schlechten<br />

Gewissens. Eine persönliche Integrität ist ihm nicht möglich ohne die Integrität<br />

der ganzen Wirklichkeit, in der die Person steht. Es gibt für dieses Gewissen<br />

keinen Rückzug in die private Existenz. Dies bedeutet nicht, daß ein solches<br />

Gewissen sich zum Maßstab der Wirklichkeit machen könnte.<br />

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138 Kümmel, Friedrich: ZUM PROBLEM DES GEWISSENS, in: Blüh..., 1976, S. 2<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 285<br />

und es begründen zu können, sondern vor allem das Bestreben des einzelnen,<br />

zu sich selbst zu finden und bei sich selbst zu bleiben. So ist damit ein<br />

doppelseitiger Anspruch gemeint in Form wechselseitiger Beziehung, die "<br />

sowohl ein dauerndes inneres Sich-selbst-Gleichsein wie ein dauerndes<br />

Teilhaben an bestimmten gruppenspezifischen Charakterzügen umfaßt." 1<br />

Niklas Luhmann hat in seiner Gewissenstheorie die ständige Gefährdung der<br />

Identität herausgearbeitet und dem Gewissen Funktionen der<br />

Identitätssicherung zugesprochen. Um diese Funktionen präziser beschreiben<br />

zu können, werden wir anhand einiger Gedanken von George Herbert Mead<br />

1) Erikson,Erik H.: Identität und Lebenszyklus. Frankfurt 1977. S. 124.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Hentig) als Bildungsziel postuliert. In der modernen Literatur wird sie als<br />

menschl. Grundproblem eigens thematisiert (M. Frisch). 1. Begriff: Nach<br />

Erikson ist I. ein dauerndes inneres Sich-selbsl- Gleichsein wie ein dauerndes<br />

Teilhaben an bestimmten gruppenspezif. Charakterzügen, sie beinhaltet somit<br />

eine wechselseitige Beziehung von Individuumskern u. Gruppenzugehörigkeit.<br />

I. wird als Gefühl empfunden, man selbst zu sein, sich selbst zu verwirklichen,<br />

in innerer<br />

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153 Wörterbuch christlicher Ethik, Frei..., 1975, S. 4<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 288<br />

und anderen als mit sich selbst identische Persönlichkeit bestehen können, so<br />

muß er über sein Tun eine gewisse Kontrolle haben. Dies gilt vor allem für<br />

Extremsituationen, die Habermas einbezieht, wenn er Ich-Identität beschreibt<br />

als " jene eigentümliche Fähigkeit sprach- und handlungsfähiger Subjekte, auch<br />

noch in tiefgreifenden Veränderungen der Persönlichkeitsstruktur, mit denen<br />

sie auf widersprüchliche Situationen antwortet, mit sich identisch zu bleiben." 1<br />

Dieses Gefühl des mit-sich-identisch-Bleibens steht in Beziehung zu der Sicht,<br />

die andere vom einzelnen haben: "Allerdings müssen die Merkmale der<br />

Selbstidentifikation intersubjektiv anerkannt sein, wenn sie die Identität einer<br />

Person sollen begründen können. Das Sich-Unterscheiden von anderen muß von<br />

diesen anderen anerkannt sein. Die durch Selbstidentifikation erzeugte und<br />

durchgehaltende symbolische Einheit der Person beruht ihrerseits auf der<br />

Zugehörigkeit zur symbolischen Realität einer Gruppe. Eine die individuellen<br />

Lebensgeschichten übergreifende Identität der Gruppe ist deshalb Bedingung<br />

für die Identität des einzelnen." 2<br />

Hegel konstruiert so die Stufe des<br />

Selbstbewußtseins als diejenige, " auf der der einzelne sich reflexiv auf sich<br />

beziehen kann, weil er mit einem anderen Ich so in Kommunikation tritt, daß<br />

beide einander reziprok als Ich erkennen und anerkennen können." 1<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

einzubringen versucht. III. TEIL: ICH-IDENTITÄT UND LIEBE IM<br />

ENTFREMDETEN DASEIN I KAPITEL 6 Die Identitätsproblematik Jürgen<br />

Habermas führt folgende grundlegende These ein: "Die gelungene Ich-Identität<br />

bedeutet jene eigentümliche Fähigkeit sprach- und handlungsfähiger Subjekte,<br />

auch noch in tiefgreifenden Veränderungen der Persönlichkeitsstruktur, mit<br />

denen sie auf widersprüchliche Situationen antworret, mit sich identisch zu<br />

bleiben. Allerdings müssen die Merkmale der Selbstidentifikation<br />

intersubjektiv anerkannt sein, wenn sie die Identität einer Person sollen<br />

begründen können. Das<br />

Ich-Identität bedeutet jene eigentümliche Fähigkeit sprach- und<br />

handlungsfähiger Sub-' jekte, auch noch in tiefgreifenden Veränderungen der<br />

Persönlichkeitsstruktur, mit denen sie auf wider- \ spruchliche Situationen<br />

antwortet, mit sich identisch \ zu bleiben. Allerdings müssen die Merkmale der<br />

Selbstidentifikation intersubjektiv anerkannt sein, ' wenn sie die Identität einer<br />

Person sollen begründen können. Das Sich-Unterscheiden von anderen muß von<br />

diesen anderen anerkannt sein. Die durch Selbstidentifikation erzeugte und<br />

durchgehaltene symbolische Einheit der Person beruht ihrerseits auf der<br />

Zugehörigkeit zur symbolischen Realität einer Gruppe, auf der Möglichkeit<br />

einer Lokalisierung in der Welt dieser Gruppe. Eine die individuellen<br />

Lebensgeschichten übergreifende Identität der Gruppe ist deshalb Bedingung<br />

für die Identität der<br />

durchgehaltene symbolische Einheit der Person beruht ihrerseits auf der<br />

Zugehörigkeit zur symbolischen Realität einer Gruppe, auf der Möglichkeit<br />

einer Lokalisierung in der Welt dieser Gruppe. Eine die individuellen<br />

Lebensgeschichten übergreifende Identität der Gruppe Ist deshalb Bedingung<br />

für die Identität des einzelnen." (53,27f.)" Mit der Frage nach der Identität<br />

eröffnet sich für jede pädagogische Anthropologie ein zentraler Denkbereich.<br />

Unter Identität wird von mir verstanden, die Einheit der menschlichen<br />

der Stabilität der Verhaltenserwartungen, die sich über die Ich-Ideale auch in<br />

der Person selbst festsetzen. In Hegais Konstruktion ist dies die Stufe des<br />

Selbstbewußtseins, auf der der einzelne sich reflexiv auf sich beziehen kann,<br />

4 Gamm, Hans Jochen: Umgang mit sich selbst, 1977, S. 93<br />

154 Habermas, Jürgen: Zwei Reden Aus Anlaß der Verleihung..., 1974, S. 26<br />

4 Gamm, Hans Jochen: Umgang mit sich selbst, 1977, S. 93<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 289<br />

Dies wird deutlich in der Entwicklung des Heranwachsenden: Indem das Kind<br />

lernt, sich von seiner Umgebung abzugrenzen, gewinnt es eine "natürliche"<br />

Identität, zu der im Laufe der Zeit durch Übernahme verschiedenster Rollen -<br />

je nach Gruppenzugehörigkeit - eine Art von "Rollenidentität" 2<br />

hinzukommt.<br />

Gerade mit solcher Übernahme ganz unterschiedlicher Rollen erwächst die<br />

Aufgabe, Kontinuität in der eigenen Identität zu erreichen und zu erhalten, d.h.<br />

in diesem Zusammenhang<br />

1) Habermas,Jürgen: Können komplexe Gesellschaften eine vernünftige Identität ausbilden? in:<br />

ders./D.Henrich: Zwei Reden. Frankfurt 1974. S. 27.<br />

2) ebd. S. 27/28.<br />

1) ebd. S. 28/29. "Es ist ein Selbstbewußtsein für ein anderes Selbstbewußtsein zunächst<br />

unmittelbar als ein anderes für ein anderes. Ich schaue in ihm als Ich mich selbst an, aber auch<br />

darin ein unmittelbares daseiendes, als Ich absolut gegen mich selbständiges anderes Objekt"<br />

(Hegel: Enzyklopädie § 430. zitiert nach: ebd. S. 29).<br />

2) ebd. S. 28.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

weil er mit einem anderen Ich so in Kommunikation tritt, daß beide einander<br />

reziprok als Ich erkennen und anerkennen können: " Es ist ein<br />

Selbstbewußtsein für ein anderes Selbstbewußtsein zunächst unmittelbar als ein<br />

anderes für ein anderes. Ich schaue in ihm als Ich mich selbst an,<br />

Gruppe. Eine die individuellen Lebensgeschichten übergreifende Identität der<br />

Gruppe ist deshalb Bedingung für die Identität der einzelnen. Das zeigt sich<br />

deutlich an der Entwicklung des Heranwachsenden". Indem das Kind lernt,<br />

seinen Leib von der noch nicht nach physischen und sozialen Objekten<br />

unterschiedlichen Umgebung abzugrenzen, gewinnt es eine, wie wir sagen<br />

können, "natürliche" Identität, die sich<br />

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12.01.2014<br />

327<br />

154 Habermas, Jürgen: Zwei Reden Aus Anlaß der Verleihung..., 1974, S. 27<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 289<br />

Potentialitäten, die dem Ich mit den jeweiligen Rollen gegeben sind, muß<br />

ausgerichtet sein auf die gezogenen "Grenzen der Persönlichkeit", um so Ich-<br />

Identität erhalten zu können. Dem Gewissen als identitätssichernder Instanz<br />

fällt die Aufgabe zu, " Kontinuität in der Selbstauffassung und den<br />

Rollenbeziehungen" 3<br />

zu erreichen und zu erhalten. In der Erfahrung des<br />

Gewissens liegt die Erfahrung der Einheit des Selbst bzw. einer bedrohten oder<br />

gestörten Einheit mit der Gefahr der persönlichen Zerrissenheit. Dabei wirkt<br />

das Gewissen in zweifacher<br />

3) Luhmann,Niklas: a.a.O. S. 281.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

als unverzichtbaren Persönlichkeitswert behandelt sehen möchte. Die<br />

Gewissensfreiheit hat nur den Sinn, die Einzelperson und ihre vielfältigen<br />

Rollenbeziehungen gegen Gewissenskrisen zu schützen. Die Erhaltung der<br />

Kontinuität in der Selbstauffassung und den Rollenbeziehungen, die<br />

eigentliche Funktion des Gewissens, geht der Gewissensfreiheit vor und wird<br />

zum Maßstab für die Beurteilung der Konflikte zwischen Recht und Gewissen.<br />

Es ist nicht<br />

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12.01.2014<br />

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50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 281<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 290<br />

zeigt.und wer sie darin ist. Wenn Ich-Identität bedroht ist in dem, was der<br />

einzelne getan hat, tut oder plant, so kann er sich in der Erfahrung des<br />

Gewissens selbst fraglich werden. Das Gewissen " rüttelt an den Stützen meines<br />

Selbstbewußtseins. Sonst bestätige ich mit jeder Tat, jedem Gedanken, wenn<br />

auch ohne reflektierende Absichtlichkeit, mich selbst als den, der sich ... aus<br />

seiner Vergangenheit her kennt." 1<br />

Als angesichts vielfältiger Potentialitäten des<br />

Ich durch Weisung, Mahnung und Kontrolle identitätssichernd, gewinnt das<br />

Gewissen die Rolle einer Instanz, die den einzelnen in die Schranken seines<br />

persönlichen Ich weist und ihn schützt vor der Versuchung, Möglichkeiten zu<br />

ergreifen und zu nutzen, die seine Identität bedrohen. These 4: Das Gewissen<br />

hat regulierende Funktion bei Art und Grad der Anpassung des einzelnen<br />

1) Kuhn,Helmut: Begegnung mit dem Sein. Tübingen 1954. S. 38.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

seiner sozusagen offiziell anerkannten Geschichte bezeugt. Aber so<br />

unerwünscht es auch ist das aus der Vergangenheit hereindrohende Ich gibt<br />

keine Ruhe, drängt sich beharrlich hervor, rüttelt an den Stützen meines<br />

Selbstbewußtseins. Sonst bestätige ich mit jeder Tat, jedem Gedanken, wenn<br />

auch ohne reflektierende Absichtlichkeit, mich selbst als den, der sich ( mit<br />

allen seinen Schwächen, natürlich weiß ich über sie mehr oder minder genau<br />

Bescheid) aus seiner Vergangenheit her kennt. Den Kern aber dieses<br />

Bewußtseins bildet,<br />

angeeigneten Vergangenheitshorizont ein störendes Moment ein . . . Sonst<br />

bestätige ich mit jeder Tat, jedem Gedanken, wenn auch ohne reflektierende<br />

Absichtlichkeit, mich selbst als den, der sich . . . aus seiner Vergangenheit her<br />

kennt. Den Kern aber dieses Bewußtseins bildet, bei aller Vorsicht der<br />

Selbsteinschätzung, jene Selbsthinnahme, ohne die niemand existieren kann.<br />

Nun ist durch den Einspruch der .Stimme'<br />

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12.01.2014<br />

329<br />

94 Kuhn, Helmut: BEGEGNUNG MIT DEM SEIN, 1953, S. 37<br />

122 Golser, Karl: GEWISSEN UND OBJEKTIVE SITTENORDNUNG, 1975, S. 152<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 292<br />

Anpassung nur ein Zustand unreflektierten dahinfließenden Wahrnehmens und<br />

Handelns gemeint sein 1 , nicht aber die mit der Integration in bestehende<br />

Gruppen verbundene Anpassung, die für den Menschen als soziales Wesen<br />

lebensnotwendig ist. 2 Wenn das Gewissen als " Regulativ einer selbständigen<br />

Sittlichkeit, der inhaltliche Werte, Normen und Ordnungen vorgegeben sind" 3<br />

, bezeichnet wird, dann kommt darin die beschriebene Ambivalenz zum<br />

Ausdruck: der einzelne wächst in ein System sozio-kulureller Normen hinein.<br />

Ein "im Geist der Brüderlichkeit miteinander wirken" 4<br />

setzt voraus, daß er<br />

diesen Systemen sozialer Regeln gegenüber Achtung empfindet und sich ihnen<br />

anpasst. Da solcher "Geist der Brüderlichkeit" seinen Ausdruck immer in<br />

verbesserungsbedürftigen und weiterentwickelbaren Werte- und<br />

Normensystemen findet, darf die Anpassung nicht<br />

1) Hammel,Walter: a.a.O. S. 86.<br />

2) Dies wirft unwillkürlich das Problem des Übergangs von einem Zustand der Heteronomie in<br />

einen der Autonomie auf, der uns im Zusammenhang mit der Entwicklung des Gewissens noch<br />

beschäftigen wird.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Kant-Studien 62 (1 ), * Vgl. Georg Kerschensteiner: Theorie der Bildung.<br />

Leipzig 1926, 440 ff. durch das Gewissen geschieht nicht derart, daß neue<br />

Normen geschaffen werden. Vielmehr wirkt das Gewissen als Regulativ einer<br />

selbständigen Sittlichkeit, der inhaltliche Bestimmungen durch sittliche Werte,<br />

Normen und Ordnungen vorgegeben sind. Obgleich das Gewissen unableitbar<br />

und unmittelbar wirkt, stellt sich diese Wirkung jedoch keineswegs<br />

naturgetrieben ein. Die<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

330<br />

3) Hammel,Walter: a.a.O. S. 74.<br />

4) Allgemeine Menschenrechtserklärung. Artikel 1.<br />

5 Hammel, Walter: Aspekte sittlicher Erziehung, 1976, S. 73<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 295<br />

in die Zielsetzungen für künftige Möglichkeiten des Lebens. 2<br />

Die Erfahrung<br />

lehrt, daß menschliches Sein nicht in der Ansammlung von Materiellem und<br />

Geistigem aufgeht. Von daher reicht ein Katalog von Zielen, ihren Erwerb<br />

betreffend, nicht aus. " Nur in dem Maße, in dem wir uns preisgeben an die Welt<br />

und an die Aufgaben und Forderungen, die von ihr her einstrahlen in unser<br />

Leben, nur in dem Maße, in dem es uns um die Welt da draußen und die<br />

Gegenstände geht, nicht aber um uns selbst und um unsere eigensten<br />

Bedürfnisse, nur in dem Maße, in dem wir Aufgaben und Forderungen erfüllen,<br />

Sinn erfüllen und Werte verwirklichen,erfüllen und verwirklichen wir auch uns<br />

selbst. ... Menschsein heißt, immer schon über sich hinaus und auf etwas<br />

gerichtet sein, das nicht wieder es selbst ist, auf etwas oder jemanden, auf<br />

einen Sinn, den es erfüllt, oder auf anderes menschliches Sein, dem es liebend<br />

begegnet." 3<br />

Für den schulischen Bereich erarbeiten Christoph und Tobias<br />

Rülcker, von gleicher Fragestellung für die moralische Erziehung ausgehend,<br />

eine Konzeption für eine demokratische Ethik 1 : Die Schule kann sich - nach<br />

Rülckers Konzept - von dem Anspruch des Schülers,<br />

2) ebd. S. 205.<br />

3) Frankl,Viktor E.: Der Mensch auf der Suche nach Sinn, zitiert nach: ebd. S. 152.<br />

1) Rülcker,Christoph/Rülcker,Tobias: Soziale Normen und schulische Erziehung. Heidelberg 1978.<br />

speziell die Seiten: 101-159.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Akte des Menschen eine solche Wirkung haben oder mindestens haben können.<br />

Frankl gibt selbst eine Antwort , die mir den Leidenerfahrungen unserer Zeit<br />

zu entsprechen scheint: " Nur in dem Maße, in dem wir uns preisgeben an die<br />

Welt und an die Aufgaben und Forderungen, die von ihr her einstrahlen in<br />

unser Leben, nur in dem Maße, in dem es uns um die Welt da draußen und die<br />

Gegenstände geht, nicht aber um uns selbst oder um unsere eigenen<br />

Bedürfnisse, nur in dem Maße, in dem wir Aufgaben und Forderungen erfüllen,<br />

Sinn erfüllen und Werte verwirklichen, erfüllen und verwirklichen wir auch<br />

uns selbst. . . Menschsein heißt, immer schon über sich selbst hinaus und auf<br />

etwas gerichtet sein, das nicht wieder es selbst ist, auf etwas oder jemanden, auf<br />

einen Sinn, den es erfüllt, oder auf anderes menschliches Sein, dem es liebend<br />

begegnet" (ebda). In diesen Sätzen sind viele Teilgedanken zusammengefaßt,<br />

die es einzeln zu durchdenken gilt. Wir können dabei die Anregungen des<br />

letzten Kapitels aufnehmen. Menschliches<br />

143 Kerstiens, Ludwig: Erziehungsziele neu befragt, 1977, S. 152<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 296<br />

die moralische Erziehung ausgehend, eine Konzeption für eine demokratische<br />

Ethik 1 : Die Schule kann sich - nach Rülckers Konzept - von dem Anspruch des<br />

Schülers, zu erfahren, was gut und böse, rechtes und unrechtes Handeln ist,<br />

nicht dispensieren mit dem Hinweis auf den Pluralismus der Gesellschaft. Sie<br />

kann - als Konsequenz eben dieses Pluralismus' - keinen einheitlichen Werteund<br />

Normenkatalog vermitteln, muß aber andererseits, in Ausübung ihrer<br />

Aufgabe, den Heranwachsenden zum Leben in der in umgebenden<br />

Gesellschaft zu befähigen, Wert auf die Vermittlung<br />

1) Rülcker,Christoph/Rülcker,Tobias: Soziale Normen und schulische Erziehung. Heidelberg 1978.<br />

speziell die Seiten: 101-159.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

nicht in jeder Hinsicht befriedigend sein, aber immerhin, er hat eine Auskunft,<br />

auf der er weiterbauen kann. Die Schule kann sich von der Antwort nicht mit<br />

dem Hinweis auf den Pluralismus der Gesellschaft dispensieren und sich dem<br />

Schüler wie ein Bazar präsentieren, wenn sie andererseits bestimmte<br />

Regelungen mit massiven Sanktionen durchsetzt. Es ist ferner auch eine ganz<br />

berechtigte<br />

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155 Rülcker, Christoph: Soziale Normen und schulische Erzie..., 1978, S. 100<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 296<br />

in den bearbeiteten Gewissenstheorien gesagt wird, richtet sich unser Blick auf<br />

solche Orientierungen, die man durch die Art ihrer Institutionalisierung als<br />

allgemein akzeptiert werten kann. Dazu gehören: 1. die in der allgemeinen<br />

Menschenrechtserklärung verankerten Grundrechte. Johannes Schwartländer<br />

nennt fünf Grundbereiche, auf die sich die erklärten Menschenrechte<br />

zurückbinden lassen: - den Bereich der Lebenserhaltung, eingeschlossen das<br />

Grundverhältnis des Menschen zur Natur, in den Rechten auf Leben,<br />

Selbstverwirklichung, eigene Arbeit, soziale Sicherheit, Erholung u.s.w.; - den<br />

Bereich der Kultur und Zivilisation in den Rechten auf Bildung, Hygiene,<br />

Lebensqualität, soziale Anerkennung, eigene Sprache u.s.w.; - den Bereich der<br />

eigentlich politischen Menschenrechte in den Rechten auf freie<br />

Meinungsäußerung, Versammlungsfreiheit, Diskriminierungsverbot u.s.w.; -<br />

den Bereich der personalen<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

sagen: erforderlich wäre als Rahmenbedingung sittlichen Sein- Könnens in der<br />

Kirche die ethische Selbstbindung der hierarchischen Gewalten, aber davon<br />

sind wir leider noch etwas entfernt. J. Schwartländer nennt fünf Grundbereiche,<br />

auf die sich die erklärten Menschenrechte zurückbinden lassen und die im<br />

Sinne der "Ursprünglichkeit" nicht aufeinander zurückgeführt werden können:<br />

den Bereich der Lebenserhaltung, eingeschlossen das Grundverhältnis des<br />

Menschen zur Natur, z.B.: Recht auf Leben, Selbstverwirklichung, eigene<br />

Arbeit, soziale Sicherheit, Erholung usw.; den Bereich der Kultur und<br />

Zivilisation, z. B. Recht auf Büdung, Hygiene, Lebensqualität, soziale<br />

Anerkennung, eigene Sprache usw.; den Bereich der eigentlich politischen<br />

Mitwirkungsrechte, z.B. freie Meinungsäußerung,<br />

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72 Stachel, Günter: ethisch handeln lernen, 1978, S. 200<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 297<br />

Bildung, Hygiene, Lebensqualität, soziale Anerkennung, eigene Sprache u.s.w.;<br />

- den Bereich der eigentlich politischen Menschenrechte in den Rechten auf<br />

freie Meinungsäußerung, Versammlungsfreiheit, Diskriminierungsverbot u.s.w.<br />

; - den Bereich der personalen Lebensgemeinschaften Ehe und Familie im<br />

Elternrecht, Kindesrecht, Altersrecht, Krankenrecht; - schließlich den Bereich<br />

des Glaubens und der Weltanschauung in den Rechten auf Glaubensfreiheit,<br />

Bekenntnisfreiheit, Religionsausübung und religiöser Unterweisung. 1<br />

Ausdruck allgemeiner Übereinstimmung ist auf nationaler Ebene das Bonner<br />

Grundgesetz. 2<br />

Ausgehend von der unantastbaren Würde des Menschen, die zu<br />

schützen "Verpflichtung aller staatlichen Gewalt" 3 ist, sind in den Artikeln 1-<br />

19 die Grundrechte katalogisiert. In beiden Dokumenten haben historische<br />

Erfahrungen der Menschheit, speziell die von Kerstiens genannten<br />

Leiderfahrungen Eingang gefunden. Menschenrechtserklärung und<br />

Grundgesetz drücken die feste Entschlossenheit aus, ein Überleben des<br />

1) Schwartländer,Johannes: Die Menschenrechte und die Notwendigkeit einer praktischen<br />

Weltorientierung. In: Kohlenberger,H./Lütterfels,W. (Hrsg.): Von der Notwendigkeit der<br />

Philosophie in der Gegenwart. München 1976. S. 166-189. S. 182ff.<br />

2) Bonner Grundgesetz vom 23.5.1949 in der Fassung vom 18.3.1971. In: Hildebrandt,Horst (Hrsg.<br />

): Die deutschen Verfassungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Paderborn 1971.<br />

3) GG Art. l. Abs.l.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Bereich der eigentlich politischen Mitwirkungsrechte, z.B. freie<br />

Meinungsäußerung, Versammlungsfreiheit, Diskriminierungsverbot usw.; den<br />

Bereich der personalen Lebensgemeinschaften: vor ahem Ehe und Familie,z.B.<br />

Elternrecht, Kindesrecht, Altersrecht, Krankenrecht usw.; den Bereich des<br />

Glaubens und der Weltanschauung, z. B. das Recht auf Glaubensfreiheit,<br />

Bekenntnisfreiheit, Religionsausübung, religiöse Unterweisung usw. Die<br />

Einteüung in Grundbereiche soh hier die Vieldimensionalität des einen<br />

Menschenrechts auf Rechtsgarantie seines Lebens zum<br />

immer und wie artikuliert immer Menschenrechte auftreten, sie erheben den<br />

Anspruch auf unbedingte Gültigkeit, und diese normative Gültigkeit findet<br />

ihren Ausdruck in der allgemeinen Formulierung von der unantastbaren Würde<br />

des Menschen. Diese ist daher der praktisch verbindliche - Ausdruck des<br />

allgemeinsten Konsenses darüber, daß dem menschlichen Dasein, in seiner<br />

Einzelheit und in seinen ihm wesentlichen Wirklichkeitsverhältnissen, ein<br />

72 Stachel, Günter: ethisch handeln lernen, 1978, S. 200<br />

156 Schwartländer, Johannes: DIE MENSCHENRECHTE UND DIE NOTWENDI..., 1976, S. 8<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 299<br />

sich in jeder autoritativen Gesinnung gegen das Gewissen regt. Dies ist<br />

beispielhaft in dem Hitler-Zitat in unserer Einführung zum Ausdruck gekommen.<br />

Argumentation und Widerstand aus dem Gewissen heraus erfolgen nicht im<br />

Namen anderer Autoritäten, sondern im Namen "der Wahrheit" und "des<br />

Rechts". Beim voll entwickelten Gewissen kann eine äußere Autorität nicht<br />

Rechtsgrund sein. " Die für uns mit dem Begriff des Gewissens unlösbar<br />

verbundene Freiheit muß jedem autoritativen Streben tief verdächtig sein, führt<br />

zu ihrer Verurteilung als anarchisches Prinzip bzw. zur Forderung nach<br />

Unterwerfung unter die Autorität, die das nun manipulierbar gewordene<br />

Gewissen für ihre eigenen Zwecke mißbraucht." 2<br />

Unabhängig von Fällen des<br />

Gewissenswiderstandes gegen gesellschaftliche Moralvorstellungen ist die<br />

Identität von Gewissen und sozio-kulturellen Normen unwahrscheinlich<br />

angesichts der Vielfalt und Unterschiedlichkeit praktizierter und geltender<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Verlust jeder moralischen Dignität beruht. Daß ein starkes Gewissen gegen die<br />

Forderungen irgendwelcher Mächte nie aufsteht im Namen anderer Autoritäten<br />

gleicher Art und gleichen Ranges, sondern im Namen "der" Wahrheit und "des"<br />

Rechtes, daß es gerade darin seine Reinheit bezeugt und für seine Gewißheit<br />

in den Tod zu gehen bereit ist, all dies weist darauf hin, daß<br />

jeder autoritären Gesinnung sich regende tiefe Mißtrauen gegenüber dem<br />

Gewissen, das sich der Autorität nicht blind unterwirft und auch dort frei ist,<br />

wo es anerkennt. Die für uns mit dem Begriff des Gewissens unlösbar<br />

verbundene Freiheit muß jedem autoritativen Streben tief verdächtig sein und<br />

führt zu ihrer Verurteilung als anarchisches Prinzip bzw. zur Forderung der<br />

Unterwerfung unter die Autorität, die das nun manipulierbar gewordene<br />

Gewissen für ihre eigenen Zwecke mißbraucht. Demgegenüber wird jede<br />

freiheitliche Gesellschaft ihren Prüfstein in der Achtung der letzten Freiheit und<br />

Normen in einer offenen, pluralistischen Gesellschaft. Hofstätter hat die<br />

Verantwortlichkeit des Menschen im Gewissen haben und darüber hinaus auch<br />

Bestandteile einer Gesellschaftsordnung in ein Spektrum aufgegliedert, das<br />

die<br />

dies deutlich macht. Darin unterscheidet er unumstößliche<br />

Selbstverständlichkeiten, konventionelle Sitten und Gebräuche, Moden, stark normieren, es gibt ein Berufsethos und andere soziale<br />

individuelle Freizügigkeit und tabuiertes Verhalten. Am stärksten internalisiert Unterdeterminanten, die mehr oder weniger Einfluß auf die Entscheidungen und<br />

und damit möglicherweise auch zum Gewissensinhalt werden die tabuierten Werthaltungen des Individuums gewinnen. Hofstätter 1<br />

versucht die<br />

Verhaltensweisen, die negativen Aspekte der unumstößlichen<br />

Bestandteile einer Gesellschaftsordnung in ein Spektrum aufzugliedern:<br />

Selbstverständlichkeiten 1 , d.h. die Vielzahl der Sitten, Gebräuche, Moden und unumstößliche Selbstverständlichkeiten konventionelle Sitten und Gebräuche<br />

sonstigen Regeln kann Eingang finden in Moden individuelle Freizügigkeit tabuiertes Verhalten : a) kriminell b)<br />

2) Kümmel,Friedrich: Zum Problem des Gewissens. S. 443/444.<br />

krankhaft Die einzelnen Bereiche dieses Spektrums haben auf unterschiedliche<br />

Weise Bezug zu dem, was sich im Gewissen niederschlägt. Am stärksten<br />

werden die<br />

1) Häfner,Heinz: Das Gewissen in tiefenpsychologischer Sicht. In: Hörgl,Charlotte/Rauh,Fritz (<br />

Hrsg.): Grenzfragen des Glaubens. Einsiedeln (Zürich,Köln) 1967. S. 113-151. hier: S. 146.<br />

138 Kümmel, Friedrich: ZUM PROBLEM DES GEWISSENS, in: Blüh..., 1976, S. 0<br />

71 Häfner, Heinz: Das Gewissen aus tiefenpsychologisc..., 1967, S. 145<br />

71 Häfner, Heinz: Das Gewissen aus tiefenpsychologisc..., 1967, S. 146<br />

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12% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 300<br />

Eingang finden in das Gewissen, dann aber nicht als einzig angebotene und<br />

verbindliche, sondern im Rahmen von Entscheidungen des einzelnen für<br />

bestimmte Zielsetzungen und Handlungsentwürfe und damit gegen andere<br />

Möglichkeiten. Von daher ist das Gewissen " eine echte synthetische Leistung<br />

des Ich, das die Bausteine zweifellos aus vielfältigen Quellen der umgebenden<br />

Kultur entnommen hat. Da es eine einheitliche Kultur nicht gibt und die<br />

Gesellschaftsordnung jeweils nur durch vorherrschende Wertorientierungen<br />

gekennzeichnet ist, denen Gegenpositionen und Abweichungen<br />

gegenüberstehen, vermag sich auch im Ich-Ideal ein Wertsystem zu entwickeln,<br />

das keineswegs mit den dominierenden Normen der umgebenden Kultur<br />

identisch ist." 2<br />

Man kann so von einer relativen Autonomie des Gewissens und<br />

seiner Inhalte sprechen. Autonomie insoweit, als das Gewissen das Individuum<br />

instand setzt, " in unterschiedlichem Umfang das Handeln und die<br />

Wertorientierung seiner Umgebung und sogar der Kultur, in der es lebt, zu<br />

bewerten." 3<br />

Relativ ist diese Gewissensautonomie, insofern aus der<br />

unbestrittenen Wechselwirkung zwischen Individuum und Gesellschaft dem<br />

Gewissen in epochaler Wertverwirklichung und Orientierungen für situative<br />

Wertverwirklichung ein Rahmen gegeben ist und seine Selbständigkeit dort<br />

eine Grenze findet, wo<br />

2) ebd. S. 149.<br />

3) ebd. S. 149.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

der Person bestimmt ist, von der es seine Abkunft nahm. Das Gewissen ist auf<br />

solche Weise nicht nur eine einfache Internalisierung sozialer Tatbestände,<br />

sondern auch eine echte synthetische Leistung des Ich, das die Bausteine<br />

zweifellos aus vielfältigen Quellen der umgebenden Kultur entnommen hat. Da<br />

es eine einheitliche Kultur nicht gibt und die Gesellschaftsordnung jeweils nur<br />

durch vorherrschende Wertorientierungen gekennzeichnet ist, denen<br />

Gegenpositionen und Abweichungen gegenüberstehen, vermag sich auch im<br />

Ich-Ideal ein Wertsystem zu entwickeln, das keineswegs mit den<br />

dominierenden Normen der umgebenden Kultur identisch ist. Man mag mit<br />

Recht hier Allports Begriff der funktionellen Autonomie der Motive zur<br />

Erklärung dieses Vorgangs bemühen. So weit reicht die Erklärungsmöghchkeit<br />

mit den Mitteln<br />

das normale Gewissen, soweit man es nach psychologischen Begriffen<br />

definiert, gegenüber den Normen der Kultur auch eine relative Autonomie<br />

besitzt. Es setzt das Individuum instand, in unterschiedlichem Umfang das<br />

Handeln und die Wertorientierung seiner Umgebung und sogar der Kultur, in<br />

der es lebt, zu bewerten. Diese relative Autonomie hat zweifellos dort enge<br />

Grenzen, wo es um die Selbstverständlichkeiten und die absoluten Tabus<br />

derjenigen Gesellschaftsordnung geht, in der das Individuum selbst<br />

71 Häfner, Heinz: Das Gewissen aus tiefenpsychologisc..., 1967, S. 149<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 301<br />

es eine feste Lebensordnung nicht gibt, schwerlich ein Gewissen ausgebildet<br />

werden kann, obwohl gerade da der einzelne stärker als in<br />

traditionsbestimmten Gesellschaften auf sein Gewissen verwiesen wird. 2<br />

Aus<br />

transkulturellen Untersuchungen kann entnommen werden, daß es eine<br />

eindeutige Korrelation zwischen pathologischen Schuldgefühlen, der<br />

Häufigkeit von Depressionen und der Häufigkeit von Selbstmord einerseits und<br />

bestimmten kulturellen Systemen andererseits gibt; Sehr repressive Kulturen,<br />

die einen hohen Sozialisationsdruck ausüben, haben auch hohe Zahlen von<br />

Depression und Selbstmord und zeigen außerordentlich häufig pathologische<br />

Schuldgefühle bei den zugehörigen Individuen. Zu dieser Gruppe werden die<br />

meisten mittel- und nordeuropäischen Länder gezählt. Dagegen sind in<br />

Kulturen, bei denen die Erziehung sehr liebevoll geschieht und<br />

Strafandrohungen selten sind, die Anteile an Depression, pathologischen<br />

Schuldgefühlen und Suicidfällen sehr viel geringer. Zu<br />

2) Es stellt sich auch die Frage, ob sich bei einer Identität von Gewissen und sozio-kulturellen<br />

Normen der Begriff "Gewissen" durchhalten könnte. Wenn eine Gewissensentscheidung<br />

identisch ist mit normgerechtem Verhalten, dann gibt es schwerlich einen Grund, sprachlich<br />

beide Termini zu verwenden.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Wertsystemen einer Kultur, der besonderen Form der Kindererziehung und dem<br />

vorherrschenden "Volkscharakter" Zusammenhänge bestehen. In den<br />

transkulturellen Untersuchungen konnten diese Ergebnisse insofern bestätigt<br />

werden, als eine eindeutige Korrelation zwischen pathologischen<br />

Schuldgefühlen, der Häufigkeit von Depressionen und der Häufigkeit von<br />

Selbstmord einerseits und bestimmten kulturellen Systemen anderseits<br />

eindeutig nachzuweisen war. Sehr repressive Kulturen, die einen hohen<br />

Sozialisationsdruck ausüben, haben auch hohe Zahlen von Depression und<br />

Selbstmord und zeigen außerordentlich häufig pathologische Schuldgefühle bei<br />

den zugehörigen Individuen. Zu dieser Gruppe gehören die meisten mittel- und<br />

nordeuropäischen Länder. Dagegen haben gewährende Kulturen, bei denen die<br />

Erziehung sehr hebevoll geschieht und Strafdrohungen selten sind, einen um<br />

ein<br />

71 Häfner, Heinz: Das Gewissen aus tiefenpsychologisc..., 1967, S. 147<br />

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25% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 306<br />

Dualunion" zwischen Mutter und Kind. Adolf Portmann spricht in Anbetracht<br />

der Hilflosigkeit des Säuglings vom ersten Lebensjahr als dem "sozialen<br />

Mutterschoß". In dieser Zeit besitzt der Säugling eine "prinzipielle<br />

Aktionsbereitschaft", die sich als 'Wartezustand' darstellt: " sie kann nur in<br />

Aktion umgesetzt werden durch Aktion anderer Menschen. Die besondere<br />

Pflege dieses 'sekundären Nesthockers' muß also in Aktionen bestehen, die, auf<br />

seine Aktionsbereitschaft treffend, zu 'Interaktionen' werden, ihn zu eigenen<br />

Aktionen bringen und damit erst 'zu sich', 'zu der Welt' kommen lassen." 1<br />

Das<br />

Medium, in dem solche grundlegenden Interaktionen stattfinden, muß "<br />

angesichts der auf Differenzierung hin angelegten Undifferenziertheit" einfach<br />

strukturiert sein und besondere Beeinflußungsmöglichkeiten haben. Als ein<br />

derartiges Medium gilt die Mutter-Kind-Beziehung. 2<br />

Die Angewiesenheit des<br />

Neugeborenen auf eine solche stabile Beziehung zu einer Bezugsperson ist<br />

verschieden benannt worden, so z.B. als "physiologische<br />

1) Ciaessens,Dieter: Familie und Wertsystem. Berlin 1972. S. 84.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

deshalb "Nesthocker" ist, weil er einer besonderen Art von Pflege bedarf, um<br />

seine bereitliegende "Menschlichkeit" zu realisieren. Seine prinzipielle<br />

Aktionsbereitschaft stellt sich als Wartezustand dar, sie kann nur in Aktion<br />

umgesetzt werden durch Aktion und zwar durch Aktion anderer Menschen. Die<br />

besondere Pflege dieses "sekundären Nesthockers" muß also in Aktionen<br />

bestehen, die, auf seine Aktionsbereitschaft treffend, zu "Interaktionen" werden,<br />

ihn zu eigenen Aktionen bringen und damit erst "zu sich", "zu der Welt"<br />

kommen lassen. Logisch müssen Anzahl und Intensität der nötigen<br />

katalysatorischen Aktionen der Aktionsbereitschaft, Sinnesoffenheit und<br />

Differenziertheit des Säuglings und später Kleinkindes entsprechen.<br />

Angesichts der auf Differenzierung hin angelegten Undifferenziertheit der<br />

wartenden kleinen menschlichen "Persönlichkeit" kann deduziert werden, daß<br />

das Medium, das die Realisierung der notwendigen Interaktionen ermöglichen<br />

soll, besondere Eigenschaften aufweisen muß. Es muß<br />

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12.01.2014<br />

338<br />

2) ebd. S. 84.<br />

157 Claessens, Dieter: Familie und Wertsystem. Eine Studie..., 1972, S. 0<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 307<br />

physiologische Korrespondenz" 3 , "emotionale Symbiose" 4 , oder "symbiotischparasitäre<br />

Beziehung" 5<br />

zwischen Mutter und Kind. Wir übernehmen den von<br />

E. Kutter geprägten und auch von A. Nowak verwendeten Begriff "Dualunion"<br />

zwischen Mutter und Kind. 6 Wenn Theodor Litt vom Menschen sagt: " Er ist<br />

wie kein anderes Wesen aufgeschlossen für die Welt und die Welt erschließt<br />

sich ihm wie keinem anderen Wesen" 7 , dann kann man - auf die Stufe der<br />

Dualunion bezogen - davon ausgehen, daß hier die Mutter die Vermittlerrolle<br />

im gegenseitigen Aufschluß zwischen dem Kind und der Welt einnimmt. Die<br />

Mutter ist des Kindes Welt und öffnet<br />

3) Spitz,Ren : Nein und Ja. Die Ursprünge der menschlichen Kommunikation. Stuttgart 1960.<br />

4) Benedek.Th.: Über das Wesen der Mutter-Kind-Begegnung. In: Psyche. 13 (1959/60). S. 428.<br />

5) Mahler,M.S.: On Child Psychosis and Schizophrenis. Autistic and Symbiotic Infantile<br />

Psychosis. In: The Psychoanalytic Study of the Child. 7 (1952. S.286.<br />

6) Kutter,E.: Die Krankheitslehre der Psychoanalyse. (Hrsg.: W. Loch, S. Kirzl). Stuttgart 1967.<br />

S. 166f. Nowak,Antoni J.: a.a.O. S. 56.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

im Reich des Lebendigen, Wiesbaden 1948, S. 26 i*5 ist die "andere Seite"<br />

seines Mangels an fertig bereitstehenden Leistungsformen zur Bewältigung<br />

seines Daseins. Man kann mit Litt zusammenfassend sagen: " Er ist wie kein<br />

anderes Wesen aufgeschlossen für die Welt, und die Welt erschließt sich ihm<br />

wie keinem anderen Wesen." (23) 3. Die Erziehungsbedürftigkeit des Menschen<br />

im Aufbau des menschlichen Soziallebens und Sozialverhaltens Was wir<br />

bislang über den Menschen ausgesagt haben, das zeigt sich noch einmal und<br />

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12.01.2014<br />

339<br />

7) Litt,Theodor: Die Sonderstellung des Menschen im Bereich des Lebendigen. Wiesbaden 1948.<br />

S. 31.<br />

19 Roth, Heinrich: Pädagogische Anthropologie, Band I,..., 1976, S. 1<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 307<br />

davon ausgehen, daß hier die Mutter die Vermittlerrolle im gegenseitigen<br />

Aufschluß zwischen dem Kind und der Welt einnimmt. Die Mutter ist des<br />

Kindes Welt und öffnet ihm gleichzeitig Wege, zur Welt zu kommen. Die<br />

Mutter " transponiert 'Umwelt' in das Kind und vermittelt ihm dadurch die<br />

Chance zur Entfaltung seiner eigenen 'Gegenkräfte'." 1<br />

Das neugeborene Kind<br />

erhält damit die Chance, das Gefühl eigener Unbehilflichkeit durch die Kraft<br />

der Mutter zu überwinden. Wenn Mutter und Kind auf der Stufe der Dualunion<br />

eine geschlossene Sphäre bilden, die Mutter für das Kind die Welt bedeutet,<br />

dann schließt das ein, daß die Einstellung der Mutter zum Leben Einfluß auf<br />

das Kind nimmt, seine Grundeinstellung zum Leben und damit auch zu den<br />

sich stellenden Sollensansprüchen davon geprägt ist. So ist diese Phase von<br />

grundlegender Bedeutung für die Entfaltung des Gewissens, die gekoppelt ist<br />

an die Liebe und das Vertrauen der Mutter zum Kind. Es gehört zum<br />

Lebensdrang des Kindes, in Harmonie mit der Mutter zu leben und so ist sein<br />

Verhalten<br />

1) Ciaessens,Dieter: a.a.O. S. 87.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

die Person, die die Bedürfnisse des Kindes befriedigt, also die Mutter oder ihre<br />

Vertreterin" 10 . Die Mutter wirkt also als Vermittlerin in einem doppelten Sinne:<br />

sie transponiert "Umwelt" in das Kind und vermittelt ihm dadurch die Chance<br />

zur Entfaltung seiner eigenen "Gegenkräfte". Die Analyse der zwischen<br />

Säugling und Mutter als "Sub-System der Familie", wie Parsons es nennen<br />

würde sich entwickelnden, im wesentlichen den Säugling (aber auch<br />

wir werden jetzt essen", "wir müssen uns baden" usw. Die Bedeutung einer<br />

ungestörten Dualunion für die Entwicklung des Ichs ist inzwischen nicht mehr<br />

kontrovers. Wenn die Mutter für das Kind die Welt bedeutet, dann muß ihre<br />

Haltung, so wie sie das Kind erfährt, auf es einen großen Einfluß haben. Ihre<br />

eigene Einstellung zu ihrem Leben und zu ihrem Kind,<br />

157 Claessens, Dieter: Familie und Wertsystem. Eine Studie..., 1972, S. 0<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 56<br />

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5% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 308<br />

ethischen Norm" für das Kind. In seiner physiologisch bedingten Schwäche<br />

empfindet es die Mutter als das schlechthin Gute. Es wird innerlich unsicher,<br />

wenn es etwas tut, womit es eine Störung der Harmonie hervorruft. Griesl<br />

spricht von einem vormoralischen Prinzip, an das sich das Kind unbewußt hält.<br />

Danach ist böse das, was die Mutter dem Kind abgeneigt erscheinen läßt, gut<br />

ist, was sie zugeneigt werden läßt. Von daher ist diese Vorstufe der<br />

Gewissensbildung eigentlich noch eine prämoralische Phase, in der man noch<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

dabei innerlich unsicher. Ein solches Erlebnis gibt dem Kind keine Freude,<br />

denn es ist ein Konflikt zwischen ihm und der Mutter entstanden. G. Griesl<br />

spricht hier von einem vormoralischen Prinzip, an das sich das Kind unbewußt<br />

hält: " Böse ist, was die Mutter böse (= feindlich) macht; gut ist, was sie gütig (=<br />

geneigt) macht"10. _Wenn wir also die ersten Anfänge der Bildung des<br />

Gewissens<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

341<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 57<br />

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6% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 309<br />

auf die Gebote und Verbote der Mutter. Die Entscheidungsbereitschaft des<br />

Kleinstkindes kommt noch nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf Befehl des<br />

Erziehers und durch Einübung fester Gewöhnung. 1<br />

Die an das Kind gestellten<br />

Forderungen und Gewöhnungsbildungen beziehen sich auf vielfältige<br />

Verhaltensforderungen, die nicht unbedingt von sittlicher Werthaftigkeit sein<br />

müssen. Oftmals wird die Mutter z.B. Weisungen geben, die das Kind vor<br />

drohenden Gefahren schützen sollen, bzw. positive Verhaltensreaktionen durch<br />

Gebote anzuregen versuchen. So wird auf dieser Stufe bis zum ca. 3.<br />

Lebensjahr vom "frühkindlichen Gewöhnungsgewissen" gesprochen. 2<br />

Gewissensqualität wird hier also dem Regulativ zugesprochen, das dem<br />

Kleinstkind dazu verhilft. Normen zu befolgen, die von seiner unmittelbaren<br />

Umwelt, primär von<br />

1) Hollenbach,Johannes M.: Handbuch der Elternbildung. Köln 2966. Band 1. S. 418.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Gewöhnungsgewissens. Auf dieser Entwicklungsstufe spielen<br />

Gewöhnungsbildungen, die der Gestaltung des Lebens dienen, eine<br />

entscheidende Rolle. Die Weisungen erfolgen in Form von Geboten oder<br />

Verboten und beziehen sich auf vielfältige Verhaltensforderungen, die nicht<br />

unbedingt von sittlicher Werthaftigkeit sein müssen. So wird jede Mutter ihr<br />

Kind vor drohenden Gefahren durch verbindliche Weisungen zu bewahren<br />

suchen (.Finger weg vom Feuer', .Nicht auf die Straße laufen' u. a.) bzw.<br />

positive Verhaltensreaktionen durch Gebote anzuregen versuchen (, Laß Kinder<br />

mitspielen', ,Räum dein Spielzeug weg' u. a.). Durch die Setzung solcher<br />

Verhaltensforderungen wird dem Kind in einer eindeutigen Weise vor allem,<br />

wenn diese Forderungen mit<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

342<br />

2) vgl. dazu u.a.: Betz,Felicitas: a.a.O. S. 110. Cloer,Ernst: a.a.O. S. 654. Hollenbach,Johannes M.:<br />

Der Mensch als Entwurf. Frankfurt 1957. S. 346. Maas,A.: Gewissen und Schuld in<br />

psychologischer Sicht. In: Maas,Scherer,Teichtweier: Gesetz und Gewissen. Essen 1967. S. 50-<br />

91. hier: S. 56/57.<br />

148 Maas, Alfons: Gesetz und Gewissen, 1967, S. 0<br />

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1<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 309<br />

Regulativ zugesprochen, das dem Kleinstkind dazu verhilft. Normen zu<br />

befolgen, die von seiner unmittelbaren Umwelt, primär von den Eltern gesetzt<br />

werden. Die kindlichen Entscheidungen werden allerdings in dieser Phase noch<br />

nicht einer Norm wegen getroffen, sondern allein aufgrund einer personalen,<br />

dem Kind bewußten Instanzbeziehung. 3<br />

So ist es - nach Betz - Kindern unter<br />

drei Jahren auch nicht möglich, Gebote und Verbote der Mutter zu beachten,<br />

wenn sie nicht anwesend ist. " Ihre Gebote und Verbote sind so sehr an ihre<br />

Person gebunden, daß sie gleichsam mit ihr fortgehen." 4<br />

Die Tatsache, daß auf<br />

der ersten sittlichen Reifestufe bis zum 3. Lebensjahr Erwachsene durch ihr<br />

konkrete Gegenwart die lebendige Norm und die Harmonie zwischen Kind und<br />

Mutter bzw. Eltern das Ziel kindlichen Handelns sind, läßt deutlich<br />

3) Hupperschwiller,Lutz: Gewissen und Gewissensbildung in jugendkriminologischer Sicht. (Band<br />

II von: Familie und Jugendkriminalität). Stuttgart 1970. S. 52.<br />

4) Betz,Felicitas: a.a.O. S. 106.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Verhalten gesprochen. Die ersten kindlichen Entscheidungen werden in dieser<br />

Phase noch nicht, wie wir das später in immer stärkerem Umfang finden, nach<br />

einer bestimmten Norm, sondern allein aufgrund einer personalen, dem Kind<br />

bewußten Instanzbeziehung getroffen. Nur über diese ist ihm in diesem<br />

Stadium bewußt normadäquates Verhalten möglich. Fehlt es an einer solchen<br />

Beziehung, d. h. konkret an einem Mutter-Kind-Verhältnis,<br />

Beispiel auch wichtig zu wissen, daß Kinder unter drei Jahren nicht imstande<br />

sind, die Gebote der Mutter zu beachten, wenn diese selbst nicht anwesend ist<br />

. Ihre Gebote und Verbote sind so sehr an ihre Person gebunden, daß sie<br />

gleichsam mit ihr fortgehen. 1 Vgl. dazu J. M. Hollenbach, Der Mensch als<br />

Entwurf, Frankfurt 1957, S. 182 f. 2 Vgl. dazu M. Oraison, Zwang oder Liebe,<br />

Salzburg 1963, S. 63 f. Über Entwicklungsstufen des Gewissens in der<br />

Kindheit 107 Eine andere, vielleicht<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

343<br />

35 Hupperschwiller, Lutz: Gewissen und Gewissensbildung in ju..., 1970, S. 52<br />

158 Betz, Felicitas: Über Entwicklungsstufen des Gewisse..., 1965, S. 3<br />

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6% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 310<br />

und kann zur Bildung eigener und willkürlicher Ersatzregeln führen. 1<br />

So liegt<br />

eine wesentliche Aufgabe des Erziehers auf der Stufe des<br />

Gewöhnungsgewissens in der von Konsequenz und Eindeutigkeit geprägten<br />

Setzung von Verhaltensanforderungen. Durch diese Erfahrung wird verhindert,<br />

daß dem Kind die Welt als eine willkürliche erscheint. Mit Erikson gehen wir<br />

davon aus, daß in dieser Phase eine weitere entscheidende erzieherische<br />

Aufgabe in der Ermöglichung eines für die weitere Entwicklung des Gewissens<br />

unabdingbaren Ur-Vertrauens liegt. Eines Vertrauens in die eigene Fähigkeit<br />

und die Bereitschaft der unmittelbaren Umwelt zu<br />

1) Betz merkt an, daß die sogenannten "Verbrechergesetze" wahrscheinlich als so entstandene<br />

Ersatzregeln zu verstehen sind (ebd. S.107).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

in der Welt eine bestimmte Verhaltensordnung gibt. Sie zu befolgen bedeutet<br />

geliebt und gelobt zu werden ihr zuwiderzuhandeln bringt Liebesverlust und<br />

unlustbetonte Strafreaktionen. Diese Erfahrung verhindert, daß dem Kind 76<br />

die Welt als eine willkürliche erscheint, in der es tun und lassen kann, je nach<br />

Laune und Lust. Wesentlich für die Ausprägung dieser ersten primitiven<br />

Gewissensreaktion ist die Eindeutigkeit und Konsequenz,<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

344<br />

148 Maas, Alfons: Gesetz und Gewissen, 1967, S. 0<br />

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5% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 311<br />

Vorbild zu sein, fördert die notwendige Identifikation des Kindes mit Normen<br />

und Werten auf der Stufe des Identifikationsgewissens. Etwa im dritten<br />

Lebensjahr tritt die Gewissensbildung insofern in eine.neue Phase, als das Kind<br />

nun die Sein-Sollen-Differenz 1<br />

auch in Abwesenheit der Mutter, bzw. der<br />

Erzieher erlebt. Die Gewissensregungen sind nicht mehr allein begründet durch<br />

die Gewöhnung der Affekte an die wohlwollenden oder mißbilligenden<br />

Äußerungen der anwesenden Mutter, sondern durch das Wissen um die von der<br />

Mutter vorgebene und vorgelebte Norm. 2<br />

Das so entstehende Normwissen<br />

beschränkt sich auf dieser Stufe immer noch auf solche von außen<br />

herangetragene Normen. Indem aber solche Gebote und<br />

1) Hupperschwiller,Lutz: a.a.O. S. 53.<br />

2) Hollenbach,Johannes M.: Der Mensch als Entwurf. S. 83.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Gewissens Die Entwicklungsstufe, von der an von einem heteronomen<br />

Gewissen gesprochen werden kann, ist errreicht, sobald wir, zunächst einmal<br />

rein äußerlich gesehen, das Erleben einer Sein-Sollen-Differenz auch in<br />

Abwesenheit der Mutter, also auch dann konstatieren können, wenn keine<br />

unmittelbaren Nachteile aus einer Nichtbefolgung zu gewärtigen sind. Den<br />

Grund für diesen Fortschritt finden wir in einer beginnenden<br />

nur wieder zur Ruhe bringt, wenn man tut, was die nun abwesenden Eltern<br />

geboten oder verboten haben. Damit ist aber ein großer Schritt vollzogen. Nicht<br />

die Gewöhnung der Affekte an die wohlwollenden oder mißbilligenden<br />

Äußerungen der anwesenden Mutter allein begründen die Gewissensregung,<br />

sondern das Wissen um die autoritativ von der Mutter gegebene und<br />

vorgelebte Norm. Da diese Art der Gewissenshaltung bis etwa ins<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

345<br />

35 Hupperschwiller, Lutz: Gewissen und Gewissensbildung in ju..., 1970, S. 53<br />

17 Hollenbach, Johannes Michael: Der Mensch als Entwurf, 1956, S. 182<br />

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11% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 311<br />

Kern heute noch gültige und grundlegende Deutung der<br />

Normenverinnerlichung beim Kind ist die Über-Ich Theorie Freuds. Sie besagt<br />

in diesem Zusammenhang, daß die Verlegung äußerer elterlicher Kontrolle in<br />

das Über-Ich eine Identifizierung bedeutet, d.h. " eine Angleichung eines Ichs<br />

an ein fremdes, in deren Folge dies erste Ich sich in bestimmten Hinsichten so<br />

benimmt wie das andere, es nachahmt, gewissermaßen in sich aufnimmt." 1<br />

Für<br />

diesen Identifizierungsvorgang, der als wesentlichster Mechanismus der<br />

Übernahme von Werten, Normen und Orientierungsweisen im Laufe der<br />

Entwicklung gesehen werden kann, gibt es unterschiedliche Motive. Nach<br />

Freud gehört dazu, daß das Kind bei Überwindung des Ödipus-Komplexes aus<br />

Angst vor drohendem Liebesentzug durch den Vater oder die Mutter deren<br />

1) Freud,Sigmund: Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. In: Ges.W.<br />

Band XV. London 1949. S. 69.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Über-Ich - wir hatten es bereits oben (vgl. S. 3) als eine nach innen verlegte<br />

äußere Instanz bezeichnet, deren eine Funktion das Gewissen ist - ist eine<br />

Identifizierung, d. h. " eine Angleichung eines Ichs an ein fremdes, in deren<br />

Folge dies erste Ich sich in bestimmten Hinsichten so benimmt wie das andere,<br />

es nachahmt, gewissermaßen in sich aufnimmt" ( Freud 1949, XV; 69). Es<br />

handelt sich um einen seelischen Akt der Einfühlung, der Aufnahme und der<br />

totalen emotionellen Bindung, die ihren Grund in einer triebhaft affektiven<br />

Zuwendung<br />

in dieser neben der schon früher feststellbaren Imitation, der insgesamt jedoch<br />

geringeres Gewicht zukommt, da ihr kein Verzicht zugrunde liegt, den<br />

wesentlichsten Mechanismus der Internalisierung, der Übernahme von Werten,<br />

Normen und Orientierungsweisen zu sehen (Stendenbach 1963, 21; Rudolph<br />

1959, 59). Wie wir heute feststellen können, erfolgt diese Identifizierung aus<br />

den unterschiedlichsten Motiven, von denen eines das von Freud genannte ist:<br />

bei<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

346<br />

35 Hupperschwiller, Lutz: Gewissen und Gewissensbildung in ju..., 1970, S. 54<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 312<br />

vom Ödipuskomplex kann man generell davon ausgehen, daß es zu<br />

angstmotivierter Identifikation dann kommt, wenn die Erzieher autoritär in die<br />

Persönlichkeit eingreifen. 3<br />

Neben der Normenintrojektion aus Angst vor den<br />

Erziehern ist eine andere Motivgruppe feststellbar, " deren Häufigkeit soweit<br />

ersichtlich umgekehrt proportional zu autoritären Erziehungsformen steht" 4 .<br />

Gemeint ist die Vielzahl der Fälle, in denen das Kind die Werte und Normen<br />

seiner Eltern verinnerlicht, weil es mit ihnen gefühlsmäßig in positiver Weise<br />

verbunden ist und den Wunsch hat, in Harmonie mit ihnen<br />

3) Freud,Anna: Das Ich und die Abwehrmechanismen. London 1946. S. 125ff.<br />

4) Hupperschwiller,Lutz: a.a.O. S. 54.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

vgl. A.Freud 1946, 125 ff.). Identifizierung aus Angst repräsentiert jedoch nur<br />

die eine Motivgruppe. Daneben steht eine mit ihren Motiven konträr<br />

ausgerichtete Gruppe: in einer Vielzahl von Fällen, deren Häufigkeit soweit<br />

ersichtlich umgekehrt proportional zu autoritären Erziehungsformen steht,<br />

introzipiert das Kind die Normen und Werte der Eltern nicht aus Angst,<br />

sondern aus dem positiven angstfreien Antrieb heraus, in Übereinstimmung mit<br />

ihnen zu leben 55 (<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

347<br />

35 Hupperschwiller, Lutz: Gewissen und Gewissensbildung in ju..., 1970, S. 54<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 312<br />

Eltern verinnerlicht, weil es mit ihnen gefühlsmäßig in positiver Weise<br />

verbunden ist und den Wunsch hat, in Harmonie mit ihnen zu leben. 5<br />

Die<br />

Eltern sind dem Kind Vorbild und lassen in ihm den Wunsch aufkommen, das<br />

zu können und zu dürfen, was sie tun 6 bzw. so zu sein, wie die Eltern. 7 Nach<br />

Maas sind in dieser Phase nicht primär einzelne Verbote und Gebote, sondern<br />

die sittliche Grundhaltung eines geliebten Menschen für das Gewissen<br />

verbindlich. 1<br />

So kann man in dieser Altersstufe, die bis ins zehnte Lebensjahr<br />

reicht, vom Identifikationsgewissen als einer personbezogenen<br />

Gewissensgestalt sprechen. 2<br />

Zieht man die dargelegten Erkenntnisse Piagets<br />

zur Entwicklung des moralischen Urteils 3<br />

hinzu, so wird die für diese Phase<br />

der Gewissensentwicklung charakteristische<br />

5) Roth,Heinrich: Zur pädagogischen Psychologie des Gewissens und der Gewissensbildung. S.<br />

291. Zulliger,Hans: Gespräche über Erziehung. Bern/Stuttgart 1960. S. 72. Hapke,Eduard:<br />

Über die Natur des Gewissens. In Praxis der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie. 11 (<br />

1962). S. 115.<br />

6) Caruso,Igor A.: Bios,Psyche,Person. S. 321.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

sondern aus dem positiven angstfreien Antrieb heraus, in Übereinstimmung mit<br />

ihnen zu leben 55 (Roth 1957, 241; Zulliger 1960, 72; Hapke 1962, 115f.), um<br />

so zu sein wie sie (Zulliger 1960, 67), um all das zu können und zu dürfen, was<br />

diese tun 'vgl. auch Caruso 1957, 321). Wir finden hier erste Formen eines am<br />

kindlich idealisierten Elternbild ausgerichteten Ich-Ideals, das wir vom Überich<br />

zu trennen haben,<br />

auf (.Identifikation durch Introjektion'). Hier sind es nicht mehr nur die<br />

ausdrücklichen und konkreten Gebote und Verbote, die für das Gewissen des<br />

Kindes verbindlich werden, sondern die sittliche Grundhaltung eines geliebten<br />

Menschen; sein lebendiges Vorbild wird in seiner Ganzheit als verbindlich und<br />

maßgebend erlebt. Meist sind für das Kind die Personen von Mutter und 57<br />

Vater auf dieser<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

348<br />

7) Zulliger,Hans: a.a.O. S. 67.<br />

1) Maas.A.: a.a.O. S. 57.<br />

2) ebd. S. 57.<br />

3) vgl. dazu im zweiten Teil dieser Arbeit das Kapitel 4.<br />

35 Hupperschwiller, Lutz: Gewissen und Gewissensbildung in ju..., 1970, S. 55<br />

148 Maas, Alfons: Gesetz und Gewissen, 1967, S. 0<br />

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13% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 313<br />

ist nicht primär auf die Regel selbst gerichtet, sondern auf diejenigen, von<br />

denen die Regeln aufgestellt werden. Dies sind bis zum Schuleintritt vor allem<br />

die Eltern, so daß man davon ausgehen kann, daß das Kind in<br />

Konfliktsituationen die Stimme des Gewissens zunächst als die Stimme der<br />

Eltern, evtl. auch als die der Erzieher im Kindergarten erlebt. Das Kind<br />

anerkennt auf dieser Entwicklungsstufe noch vorbehaltlos und unkritisch die<br />

erzieherische und sittliche Autorität der Menschen, die es liebt. War auf der<br />

Stufe des Gewöhnungsgewissens die eindeutige Setzung von<br />

Verhaltensforderungen und die elterliche Bereitschaft zu einem harmonischen<br />

Verhältnis zum Kind zwecks Ermöglichung eines grundlegenden Vertrauens<br />

ausschlaggebend, so sollte die<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

und maßgebend erlebt. Meist sind für das Kind die Personen von Mutter und<br />

57 Vater auf dieser Stufe der Gewissensenfwicklung bestimmend. Das Kind<br />

erfährt daher auch in Konfliktsituationen die Stimme des Gewissens zunächst<br />

noch als die Stimme von Vater und Mutter oder anderer entsprechender<br />

Erziehungsautoritäten. Noch aber vermag sich das Kind kein selbständiges<br />

Urteil über die Richtigkeif oder<br />

sich das Kind kein selbständiges Urteil über die Richtigkeif oder Falschheit,<br />

über den Wert oder Unwert seiner Vorbilder und wertmäßigen Leitbilder zu<br />

machen. Es anerkennt noch vorbehaltlos und unkritisch die erzieherische und<br />

sittliche Autorität des Menschen, den es liebt oder fürchtet. Das Gewissen ist<br />

daher noch unkritisch an Autoritäten gebunden, denen es blindlings vertraut und<br />

deren Werturteil es übernimmt (<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

349<br />

148 Maas, Alfons: Gesetz und Gewissen, 1967, S. 0<br />

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8% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 314<br />

oder ob, bedingt durch die Freiwilligkeit, der eigene Wunsch nach positiver<br />

Bejahung der Normen vorliegt. Im letzteren Fall übernimmt das Kind die Norm<br />

der Mutter, des Vaters oder anderer ihm vertrauenswürdiger<br />

Erzieherpersönlichkeiten aus eigenem Antrieb, " nicht die Gesellschaft,<br />

vertreten durch die Eltern, handelt, sondern der einzelne, unterstützt durch<br />

seine, die Gesellschaft vertretenden Eltern." 1<br />

Die unterschiedlichen Motive<br />

haben schließlich auch bei der Reaktion des Kinde auf selbst verschuldete<br />

Störungen der Harmonie verschiedene Folgen: im Fall eines autoritären<br />

heteronomen Gewissens treten Angstgefühle auf, die Reaktion des Kindes wird<br />

überwiegend bestimmt<br />

1) Hupperschwiller,Lutz: a.a.O. S. 55.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

eine Norm der Mutter, des Vaters oder im späteren Entwicklungsstadium die<br />

Norm einer anderen "vorbildlichen" Erzieherpersönlichkeit ist. Wir finden hier<br />

die ersten Ansätze der Personalisation: nicht die Gesellschaft, vertreten durch<br />

die Eltern, handelt, sondern der einzelne, unterstützt durch seine, die<br />

Gesellschaft vertretenden Eltern. Ist das Ergebnis in beiden Fällen ein<br />

heteronomes Gewissen, so doch nur im ersten Fall eines, das man "autoritär"<br />

nennen könnte, ein Unterschied, der in<br />

PlagiatService<br />

Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

350<br />

35 Hupperschwiller, Lutz: Gewissen und Gewissensbildung in ju..., 1970, S. 55<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 315<br />

vom heteronomen zum autonomen Gewissen. Etwa um das zehnte bis elfte<br />

Lebensjahr beginnt sich beim Kind die totale Identifikation mit Vorbildern und<br />

deren Wertsystemen zu lösen. Es stellt fest, daß die Eltern und sonstigen<br />

Erzieher nicht so vollkommen und allmächtig sind, wie bisher angenommen."<br />

Das Kind erfährt nun, daß sie die Forderungen, die sie stellen, selbst nicht<br />

durchweg erfüllen, dies oft nicht einmal versuchen und daß ihre Forderungen<br />

zudem oft widersprüchlich sind." 1<br />

Mit zunehmender Selbständigkeit und<br />

Sicherheit bewegt es sich ausserhalb der Familie. "Seine<br />

Orinetierungsfunktionen sind so gereift, daß es vom konkreten zum abstrakten<br />

Denken gelangt, fähig wird, logische Schlüsse zu ziehen, Situationen damit<br />

unter neuen Aspekten erfaßt und anstelle des mechanischen ein sinnvolllogisches<br />

Gedächtnis entwickelt." 2<br />

Das kindliche, rein heteronome Norm- und<br />

Wertverständnis wird erschüttert durch die Erkenntnis, daß die als eindeutig<br />

und allgemeingültig betrachteten Normen und erworbenen Wertungen nicht<br />

immer die Differenziertheit einer Einzelsituation erfassen. Die damit<br />

beginnende Infragestellung bisheriger<br />

1) Roth,Heinrich: Zur pädagogischen Psychologie des Gewissens und der Gewissensbildung. S.<br />

244.<br />

2) Hupperschwiller,Lutz: a.a.O. S. 60.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Momente wird die für die Bildung eines autonomen Gewissens wohl<br />

schwerwiegendste und folgenreichste kindliche Entdeckung ermöglicht: die<br />

Feststellung, daß die Eltern wie auch andere Autoritätspersonen nicht so<br />

vollkommen und allmächtig sind, wie sie das Kind sich vorstellte und wie sie<br />

selbst direkt oder indirekt zu sein vorgaben (vgl. Zulliger 1956, 45). Das Kind<br />

erfaßt nun, daß sie die Forderungen, die sie stellen, selbst nicht durchweg<br />

erfüllen, dies oft nicht einmal versuchen und daß ihre Forderungen zudem oft<br />

widersprüchlich sind ( vgl. Roth 1957, 244). Es erkennt, daß das Leben selbst<br />

differenzierter und problematischer ist, als es zunächst angenommen hat, daß<br />

es von den erworbenen Wertungen her nicht<br />

auch außerhalb der Familie zu bewegen und infolge zunehmender<br />

Selbständigkeit und Sicherheit aus ihr herauszuwachsen. Seine<br />

Orientierungsfunktionen sind so gereift, daß es vom kon-' kreten zum<br />

abstrakten Denken gelangt, fähig wird, logische Schlüsse zu I ziehen,<br />

Situationen damit unter neuen Aspekten erfaßt und anstelle des mechanischen<br />

ein sinnvoll-logisches Gedächtnis entwickelt. Insbesondere durch die<br />

erstgenannten Momente wird die für die Bildung eines autonomen Gewissens<br />

wohl schwerwiegendste und folgenreichste kindliche Entdeckung ermöglicht:<br />

die Feststellung, daß die Eltern<br />

35 Hupperschwiller, Lutz: Gewissen und Gewissensbildung in ju..., 1970, S. 60<br />

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12.01.2014<br />

351<br />

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21% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 316<br />

Infragestellung bisheriger Werte macht es nötig, dem Kind zusätzliche und<br />

neue Wege eigenständigen Wertens aufzuzeigen. Dies entspricht einem<br />

beginnenden Streben des Heranwachsenden nach Unabhängigkeit von den<br />

Erziehern, das im Laufe der Zeit noch unterstützt wird durch das Einsetzen<br />

neuer Strebungen, insbesondere des Geschlechtstriebes, " der gerade bei<br />

männlichen Jugendlichen eine Durchbrechung heteronomer Normen vielfach<br />

gebieterischer verlangt als das bisherige kindliche Begehren." 3<br />

Die Suche des<br />

Jugendlichen nach neuen Wegen und Normen zur Bewältigung seines Lebens<br />

ist zunächst noch nicht auf abstrakte Werte gerichtet, sondern weiterhin auf<br />

Personen. " Er sucht sich neue Vorbilder, neue Instanzen, die seinen ersten, noch<br />

tastenden, autonomen Wertvorstellungen am nächsten kommen, mit denen er<br />

sich nun nach wenigstens teilweiser Ablösung von den Eltern aufs neue<br />

identifizieren kann." 1<br />

Sobald es ihm gelingt, die eigene Person aus ihrer<br />

Mittelpunktstellung herauszurücken, wird er fähig zu ersten autonomen und und<br />

- im Vergleich zu bisherigen -abstrakterem Norm- und Werteverständnis. Man<br />

spricht in dieser Phase vom "Kulturgewissen" 2 , vom "kritischen<br />

Belehrungsgewissen" 3 oder vom "selbstkritischen Verantwortungsgewissen" 4<br />

, kann es im allgemeinsten Sinn<br />

3) ebd. S. 60.<br />

1) ebd. S. 61.<br />

2) Pongratz,Ludwig: Psychologie menschlicher Konflikte. Phänomenologie und Theorie.<br />

Göttingen 1961. S. 181.<br />

3) Cloer,Ernst: Gewissen und Gewissensbildung, in: Katechetische Blätter. 94 (1969). Heft 11. S.<br />

650-661. hier: S. 654.<br />

4) Hollenbach,Johannes M.: Der Mensch als Entwurf. S. 196.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

vorantreibt. Eine Auseinandersetzung mit den bisher als unantastbar erachteten<br />

Normen wird dadurch nahegelegt. Sie wird noch begünstigt durch das<br />

Ausbrechen einer Reihe neuer Triebe bzw. durch das Einsetzen neuer<br />

Strebungen, insbesondere des Geschlechtstriebes, der gerade beim männlichen<br />

Jugendlichen eine Durchbrechung heteronomer Normen vielfach<br />

gebieterischer verlangt als das bisherige kindliche Begehren. Die<br />

Auseinandersetzung mit ihm oder ähnlich wirksamen Strebungen erweist sich<br />

in einer Vielzahl von Fällen als Kern autonomer Gewissensbildung (vgl.<br />

Remplein 1967, 443ff.). Auf der Suche nach<br />

Werte, sondern weiterhin an Personen, nun allerdings an solche, die ihm<br />

vollkommener zu sein scheinen als Ellern, Lehrer oder andere Personen aus der<br />

engeren Umgebung. Er sucht sich neue Vorbilder, neue Instanzen, die seinen<br />

ersten, noch tastenden autonomen Wertvorstellungen am nächsten kommen, mit<br />

denen er sich nun nach wenigstens teilweiser Ablösung von den Eltern aufs<br />

neue identifizieren kann. Aufgrund seines Wankelmutes, seiner<br />

Unentschlossenheit werden diese Vorbilder anfangs noch häufig gewechselt.<br />

Die Begeisterung für das eine oder andere schlägt leicht in das Gegenteil um<br />

dieser Phase über genügend Einflußmöglichkeiten verfügen, ist dieser<br />

Übergangszustand jedoch relativ schnell zu überwinden, vermag der<br />

Jugendliche gegen Ende der Pubertät, sobald er fähig wird, die eigene Person<br />

aus ihrer Mittelpunktstellung herauszurücken, ein erstes autonomes, nun<br />

abstrakteres Norm- und Wertsystem zu errichten. Pongratz (1961, 181) spricht<br />

nun von einem das >Strukturgewissen< ablösenden >Kulturgewissen


Textstelle (Prüfdokument) S. 319<br />

Abwägung der Konsequenzen einzelner Ziele. 4. Der Heranwachsende soll<br />

ermutigt werden, nachzudenken über das, was er an bestimmten Werten<br />

schätzt. 5. Er muß Gelegenheit haben, das von ihm Gewählte öffentlich<br />

bestätigen zu können. 6. Er soll bestärkt werden, in Übereinstimmung mit dem<br />

Gewählten zu handeln. 7. Schließlich soll der Erzieher dem Jugendlichen<br />

helfen, sich wiederholende Verhaltensweisen zu untersuchen. 3<br />

Im Mittelpunkt<br />

aller Methoden der Wertklärung steht nach Auffassung der Autoren die "<br />

klärende Entgegnung". 1<br />

Damit scheint uns eine zentrale erzieherische<br />

Hilfestellung zur Gewissensbildung<br />

3) ebd. S. 55-56.<br />

1) ebd. S. 69-103.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

das sie so schätzen und woran sie so hängen. 5. Ihnen Gelegenheit zu geben,<br />

das von ihnen Gewählte öffentlich bestätigen zu können. 6. Sie darin zu<br />

bestärken, in Übereinstimmung mit dem Gewählten zu handeln und danach zu<br />

leben. 7. Ihnen zu helfen, wiederholte Verhaltensweisen oder<br />

Verhaltensstrukturen in ihrem Leben zu untersuchen. Auf diese Art und Weise<br />

unterstützt der Erwachsene den<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

353<br />

159 Raths, Louis E.: Werte und Ziele, 1976, S. 54<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 322<br />

so gegebenenfalls neue Wege zur konkreten Verwirklichung findet. Darin<br />

findet dann auch die von Sganzini betonte "normenproduzierende Seite" des<br />

Menschen 1<br />

ihren besonderen Ausdruck. Zusammenfassend kann man<br />

feststellen, daß in dem Maß, in dem im Jugendalter neben die heteronomen<br />

Normen selbstüberprüfte Normen treten, bzw. erstere nach kritischer<br />

persönlicher Überprüfung ersetzt oder aber gutgeheißen und als autonome<br />

Normen zur Grundlage des Entscheidens und Handelns werden, man von einem<br />

autonomen, bzw. personalen Gewissen sprechen kann und damit von einer<br />

geglückten<br />

1) Sganzini,Carlo: Ursprung und Wirklichkeit. Bonn, Stuttgart 1951. zitiert nach: Roth,Heinrich:<br />

a.a.O. S. 241f.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

wir infolge seiner inhaltlichen Fremdbestimmung das heteronome nennen. Es<br />

spiegelt in seinem Inhalt den Prozeß der Sozialisation und Enkulturation wider.<br />

In dem Maß, in dem neben die heteronomen Normen selbstüberprüfte Normen<br />

treten, erstere ersetzt bzw. - und das ist die Regel - nach kritischer persönlicher<br />

Überprüfung gutgeheißen und damit nun als autonome Normen beibehalten<br />

werden, sprechen wir von einem<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

354<br />

35 Hupperschwiller, Lutz: Gewissen und Gewissensbildung in ju..., 1970, S. 64<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 324<br />

Diese Gefährdungen nehmen in dem Maße zu, in dem der einzelne sich, wie<br />

heute vielfach festgestellt, in einem dichten Netz von Reglementierungen fühlt,<br />

das selbständiges und eigenverantwortliches Entscheiden und Handeln kaum<br />

noch zuläßt. Damit wird " die Erfahrung eigenen Könnens, eigener Kraft,<br />

eigener Kompetenz, die jedes gute Leben trägt, die Erfahrung der Freiheit" 1<br />

mehr und mehr genommen. Zwangsläufig schwindet dann auch das<br />

Bewußtsein personaler Kompetenz, d.h. das Gefühl, sich selbst aufgegeben zu<br />

sein, zuständig zu sein und sich zuständig zu verhalten. " Jeder Mensch ist als<br />

Person zuständig; das Verbindliche der Kompetenz ist die Verwirklichung des<br />

menschenwürdigen Lebens; der Einsatz der Kompetenz muß tätig, wirksam<br />

sein. ... Personale Kompetenz heißt also: das menschliche Leben aus dem<br />

Urgrund erfassen und in seiner Unvergleichlichkeit verwirklichen." 2<br />

So stellt<br />

sich heutige Gewissenserziehung- besonders dringend durch das Faktum<br />

ständig wachsender Reglementierung - vor allem dar als die Hilfe zur<br />

Entfaltung der dem Menschen von Natur her gegebenen Möglichkeit und<br />

Notwendigkeit zu individueller Wertbindung und<br />

1) Spaemann,Robert: Rousseaus "Emile": Traktat über Erziehung oder Träume eines Visionärs?<br />

In: Zeitschrift für Pädagogik. 24 (1978). Heft 6. S. 823 - 834. hier: S. 827.<br />

2) Diederich,Honoratus: Kompetenz des Gewissens. Freiburg 1968. S. 281 und 283.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Autoren verteidigt, die der Meinung waren, die moderne Gesellschaft könne<br />

sich unbeschränktes Bedürfniswachstum leisten Nun im Emile" wird diese<br />

Maxime zu einer pädagogischen Anthropologie ausgebaut: die Erfahrung<br />

eigenen Könnens, eigener Kraft, eigener Kompetenz ist die Grunderfahrung,<br />

die jedes gute Leben trägt, die Erfahrung der Freiheit. Es gibt zwei<br />

Entwicklungsstadien, in denen der Mensch von Natur schwach ist und wo dei<br />

Erzieher kunstvoll versuchen muß, die Verwandlung von<br />

an, die Erfahrungen seiner Zuständigkeit zu sammeln, beziehungsweise seine<br />

Zuständigkeit auf Grund seiner Erfahrung zu verteidigen. Sie lassen sich im<br />

wesentlichen um drei Aussagen gruppieren: jeder Mensch ist als Person<br />

zuständig; das Verbindliche der Kompetenz ist die Verwirklichung des menwtÄ<br />

SpetöL: rntden" tr"" SiAen Bedeutung gründet Kompetenz im Personalen.<br />

Kompetenz gehört zum Personsein, weil die Person nicht als sittliche Person<br />

ansprechbar wäre, wenn ihr<br />

ve ittel Mitgift gleich; niemand bedarf eines Zugeständnisses seiner<br />

Zuständigkeit von Seiten eines anderen; er selbst muß das Verständnis<br />

entwickeln; dazu soll ihm verholfen werden. Personale Kompetenz heißt also:<br />

das menschliche Leben aus dem Urgrund erfassen und in seiner<br />

Unvergleichlichkeit verErgänzend seien zwei Anmerkungen hinzugefügt.<br />

Zunächst kehrt die Erinnerung an die individuelle Kompetenz wieder. Sie hat<br />

als Vorzug, als Auszeichnung einer Persönlichkeit gegolten. Sie entsprach<br />

160 Spaemann, Robert: Rousseaus Emile : Traktat über Erzi..., 1978, S. 827<br />

161 Diederich, Honoratus: Kompetenz des Gewissens, 1968, S. 280<br />

161 Diederich, Honoratus: Kompetenz des Gewissens, 1968, S. 282<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 325<br />

sich einen Weg zu bahnen durch die vielfältigen Versuche der<br />

Fremdbestimmung hindurch, um gleichsam seiner Natur gerecht zu werden, für<br />

sich und sein Tun zuständig zu sein. In dieser Situation gewinnt Rousseaus<br />

Frage besondere Aktualität: " Wie kann ein Mensch seine Kräfte, seine<br />

Fähigkeiten und seine Sensibilität voll entfalten und das kulturelle Niveau des<br />

eigenen Zeitalters sich aneignen, ohne der Entfremdung anheimzufallen, d.h.<br />

ohne den Schwerpunkt in sich selbst zu verlieren, den der Naturmensch besaß?" 1<br />

Er sucht nach einer Pädagogik, die die Bedingungen der Autarkie in jedem<br />

Entwicklungsstadium aufrecht erhält und fördert und setzt als Ziel der<br />

sittlichen Erziehung " die Verankerung des Handelns in einer Überzeugung, die<br />

von der Existenz des Handelnden unzertrennlich ist und 'Gewissen' heißt." 2<br />

Rousseau lehnt die animalisch-naturhafte Selbstliebe des Hominiden ebenso ab<br />

wie den Patriotismus, d.h. die Selbstidentifikation des Citoyen mit einem<br />

Kollektiv-Ich und den gesellschaftlich vermittelten Egoismus des Bourgeois.<br />

Im "Emile" entwirft er die vierte und noch einzig offenbleibende Möglichkeit<br />

eines Menschen, der seine Autarkie, seinen absoluten Schwerpunkt in sich im<br />

Gewissen zurückgewinnt. 3 "<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Der Hominide war mangels entsprechender Differenzierung auch nicht der<br />

intensiven Glückserfahrung eines modernen Menschen fähig. Die Aufgabe des "<br />

Emile" kann daher auch so formuliert werden: Wie kann ein Mensch seine<br />

Kräfte, seine Fähigkeiten und seine Sensibilität voll entfalten und das<br />

kulturelle Niveau des eigenen Zeitalters sich aneignen, ohne der Entfremdung<br />

anheimzufallen, d.h. ohne den Schwerpunkt in sich selbst zu verlieren, den der<br />

Naturmensch besaß? Mit anderen Worten, wie kann die Reproduktion des<br />

Sündenfalls verhindert werden, wie kann der "Mensch der Natur" zur<br />

Entfaltung seines Potentials gelangen, ohne dabei zum "<br />

mehr gangbar. Was bleibt ist eine Pädagogik, die ihr Augenmerk unausgesetzt<br />

auf die Erhaltung des Gleichgewichts bzw. auf gewisse Überbrückungshilfen<br />

bei seiner Störung richtet, eine Pädagogik, die die Bedingungen der Autarkie<br />

in jedem Entwicklungsstadium aufrecht erhält und fördert: minimale<br />

Bedürfnisweckung, maximale Kraftentfaltung. Daß jedes überflüssige<br />

Bedürfnis eine Kette des Menschen ist, diese sokratische, kynische, stoische<br />

und epikuräische Maxime hatte Rousseau schon in der<br />

und entfremden es seiner eigenen Erfahrungswirklichkeit. Es ist für immer das<br />

Verdienst Rousseaus, diesen fundamentalen pädagogischen Gesichtspunkt<br />

entwickelt zu haben. 2. Ziel der sittlichen Erziehung ist die Verankerung des<br />

Handelns in einer Überzeugung, die von der Existenz des Handelnden<br />

unzertrennlich ist und "Gewissen" heißt. Wir haben Rousseaus Theorie von<br />

drei Weisen des Verhältnisses des Menschen zu sich selbst kennen gelernt: Es<br />

gibt die animalisch-naturhafte Selbstliebe des Hominiden, den Patriotismus, d.<br />

h. die Selbstidentifikation des Citoyen mit einem Kollektiv-Ich, und den<br />

gesellschaftlich vermittelten Egoismus des Bourgeois, der beides sein will,<br />

Mensch und Bürger, und so keines von beiden ist. Im "Emile" wird eine vierte<br />

Möglichkeit, die einzig noch offenbleibende, entworfen. Emile<br />

Gerechtigkeit der Seele ist, so nimmt Emile die "Volonte g n rale", den<br />

allgemeinen Willen, in die Innerlichkeit zurück als Gewissen" Im Gewissen<br />

gewinnt der moderne Mensch seine Autarkie, seinen absoluten Schwerpunkt in<br />

sich zurück. Er wird auf der Höhe des zivilisatorischen Niveaus der Epoche<br />

160 Spaemann, Robert: Rousseaus Emile : Traktat über Erzi..., 1978, S. 827<br />

160 Spaemann, Robert: Rousseaus Emile : Traktat über Erzi..., 1978, S. 828<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 325<br />

Im Gewissen weitet sich der Raum der Identifikation ins Universale, ins<br />

Menschheitliche und Kosmische. Aber Menschheit und Kosmos sind, so<br />

betont Rousseau, keine realen Kollektive, die das Individuum integrieren<br />

können. Es sind Abstraktionen, die ihre Wirklichkeit nur gewinnen im<br />

individuellen Gewissen. In ihm kehrt das Individuum ganz in die<br />

Selbstgenügsamkeit zurück." 4<br />

So erklärt Rousseau im Glaubensbekenntnis des<br />

savoyischen Vikars, er halte es für nicht unmöglich, daß das Gewissen,<br />

unabhängig von der Vernunft, als Folge der Natur gesehen werden könne. Im<br />

Labyrinth der menschlichen Meinungen erweise sich<br />

1) ebd. S. 827.<br />

2) ebd. S. 828.<br />

3) ebd. S. 828.<br />

4) ebd. S. 829.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

wieder zum natürlichen Menschen", zum "Wilden in den Städten". Im<br />

Patriotismus hatte der denaturierte Mensch seinen Existenzgrund in ein<br />

partikulares Kollektiv-Ich verlagert. Im Gewissen weitet sich der Raum der<br />

Identifikation ins Universale, ins Menschheitliche und Kosmische. Aber<br />

Menschheit und Kosmos sind, so betont Rousseau, keine realen Kollektive, die<br />

das Individuum integrieren könnten. Es sind Abstraktionen, die ihre<br />

Wirklichkeit nur gewinnen im individuellen Gewissen. In ihm kehrt das<br />

Subjekt ganz in die Selbstgenügsamkeit zurück. Die moralische Motivation, das<br />

Streben nach der Ruhe eines guten Gewissens, ist die höchste Form der<br />

Selbstliebe, so wie<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

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160 Spaemann, Robert: Rousseaus Emile : Traktat über Erzi..., 1978, S. 829<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 327<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

freiheitsberaubendes Hindernis darstellt, sondern grundlegende<br />

Orientierungsfunktion erhält. Eduard Spranger hat in seinem Aufsatz über die<br />

Ii selbst kontrollierende wissende Selbst, das wir das wache Gewissen nennen<br />

Lenkbarkeit des modernen Kulturprozesses 2<br />

eindringlich darauf hingewiesen,<br />

und das auf mehr als Irdisches bezogen ist. Fehlt dieses Zentrum, so enl steht<br />

daß der Mensch das Gewissen brauche als sich selbst kontrollierendes und<br />

ein Massenmensch, sei es auch in Funktionen und Stellungen, die viel Macht<br />

wissendes Sein. "Fehlt dieses Zentrum, so entsteht der Massenmensch, sei es<br />

verleihen. Es entsteht der "systemgebundene Mensel.",


Textstelle (Prüfdokument) S. 327<br />

dem Beitrag zur Gewissensentfaltung liegt darin, in dem Heranwachsenden die<br />

Bereitschaft dafür wachsen zu lassen, die mit dem Gewissen verbundene<br />

Möglichkeit selbständigen Handelns und die Notwendigkeit zur individuellen<br />

Verantwortungsübernahme anzunehmen. Das Gewissen als eine Wirklichkeit<br />

" deren Anspruch man frei anerkennen oder auch abweisen kann" 2 , macht es<br />

schließlich nötig, in der Erziehungswirklichkeit Anregung zu geben zur<br />

Bejahung dieser menschlichen Wirklichkeit und Raum zu geben zur<br />

Inanspruchnahme des individuellen Gewissens als der wesentlichen<br />

Möglichkeit zur Aktualisierung von Personalität. These 2: Zur<br />

Gewissenserziehung<br />

2) Kümmel,Friedrich: Zum Problem des Gewissens. In: a.a.O. hier: S. 449.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ein waches Gewissen der Gewalt widerstand oder durch seine Initiative<br />

weltweite Bewegungen auszulösen imstande war. Man wird also das Gewissen<br />

als eine Wirklichkeit nehmen müssen, deren Anspruch man frei anerkennen<br />

oder auch abweisen kann. Der positiven Freiheit im Gewissen entspricht eine<br />

negative Freiheit gegen das Gewisseji, deren beider Können sehr<br />

verschiedenartig ist. Wie alle freien Verhältnisse kann man die<br />

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12.01.2014<br />

359<br />

138 Kümmel, Friedrich: ZUM PROBLEM DES GEWISSENS, in: Blüh..., 1976, S. 0<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 329<br />

der sensorischen Offenheit der Wahrnehmung der Wirklichkeit und ihrer<br />

werthaften Aspekte, - sei es in der gemütsbezogenen verbindlichen Erfahrung<br />

der Werte, - sei es in der aktiven wissensbestimmten Verwirklichung solcher<br />

Wertverbindlichkeiten." 1<br />

Die Gewissensentscheidung ist dann als eine<br />

rationale Selbstsetzung der Person im sittlichen Verhalten ein Akt des<br />

eigenständigen Individuums, das sich nicht mehr vorbehaltlos in das soziale<br />

Geschehen einlässt. 2<br />

Die Person soll sich dabei ihrer individuellen<br />

Verantwortung für die Verwirklichung des Humanuni bewußt sein und ihr Tun<br />

an dieser<br />

1) Maas,A.: Gewissen und Schuld in psychologischer Sicht. In: Maas,A./Scherer,G./<br />

Teichtweier,G.: Gesetz und Gewissen. S. 50-91. hier: S. 53.<br />

2) Frey,Karl: Anthropologie und individuelle Gewissensentfaltung. In: Menschenbild und<br />

Menschenführung. Freiburg/Schweiz 1967. S. 96-111. hier: S. 97.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Besinnung auf die menschlichen Wesenseigenschaften. Wir möchten hier<br />

vorwiegend die anthropologische Determination der Gewissensregung, welche<br />

mit der "Gewissensentscheidung" * nicht identisch ist, behandeln. Die<br />

Gewissensentscheidung als rationale Selbstsetzung der Person im sittlichen<br />

Verhalten ist mehr ein Akt des eigenständigen Individuums. Sie ist bewußter<br />

mit den Wertungen der Gesellschaft verknüpft und in diesem Sinne weniger<br />

vorbehaltlos in das soziale<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

360<br />

163 Frey, Karl: Menschenbild und Menschenführung, 1967, S. 96<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 331<br />

im besonderen, und soll die Argumentation im Hinblick auf ihre<br />

Anwendbarkeit auf die Aufgabe der Gewissenserziehung hier noch einmal<br />

aufgegriffen werden: In seinen Reden über Erziehung beschreibt Buber die<br />

Erziehung "von Menschen durch Menschen" als " Auslese der wirkenden Welt<br />

durch eine Person und in ihr" 1 , d.h. der Erzieher sammelt nicht nur, wählt<br />

nicht allein aus der Welt das für die Personwerdung des Heranwachsenden<br />

Nötige, sondern stellt selbst diese wirkende Welt dar. Er verhilft dem in jedem<br />

Menschen verankerten Urhebertrieb zur Entfaltung<br />

1) Buber,Martin: Über das Erzieherische. In: ders.: Reden über Erziehung. Heidelberg 1969. S. 38.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

der Zögling zum Aufbau seines Wesens braucht, soll der Erzieher aus der Welt<br />

lesen und in sich ziehen. Erziehung von Menschen durch Menschen bedeu- j<br />

tet Auslese der wirkenden "Welt durch eine Person i und in ihr. Der Erzieher<br />

sammelt die aufbauenden Kräfte der Welt ein. In sich selber, in seinem<br />

welterfüllten Selbst scheidet er, lehnt ab und bestätigt. Die aufbauenden Kräfte -<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

361<br />

164 Buber, Martin: Reden über Erziehung, 1962, S. 44<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 332<br />

soll den Heranwachsenden bei dessen Versuchen eigenverantwortlichen Tuns<br />

vor einer Vereinsamung schützen, in dem er sich mit ihm verbunden weiß.<br />

Solche Verbundenheit entspricht nach Buber einem Trieb im Menschen. Sie ist<br />

der Gegenpol zum Zwang. " Zwang in der Erziehung, das ist das Nichtverbundensein,<br />

das ist Geducktheit und Aufgelehntheit; Verbundenheit in der<br />

Erziehung, nun, das ist eben die Verbundenheit, das ist Aufgeschlossen- und<br />

Einbezogensein." 1<br />

So treten Erzieher und Zögling in ein dialogisches<br />

Verhältnis. Buber spricht davon, daß ein solches Verhältnis in höherem oder<br />

geringerem Maß "vom Element der Umfassung" bestimmt ist. Damit ist "die<br />

volle Gegenwärtigkeit des Unterworfenen, des Begehrten, des Partners, nicht<br />

mit der Phantasie, sondern mit der Aktualität des Wesens" gemeint. 2<br />

Der<br />

Zögling begibt sich somit in diesem Verhältnis in die Obhut des Erziehers. Im<br />

wirklichen Dialog als dem eigentlichen Ort der Erziehung versucht der<br />

Erzieher nicht, dem anderen Wesensfremdes aufzuoktroyieren, sondern das<br />

Wesen des anderen aus der Potentialität in die Aktualität zu überführen. 3<br />

Auf<br />

Seiten des Heranwachsenden ist das Umgriffenwerden im dialogischen<br />

Verhältnis die eigentliche Ermöglichung der Ich-werdung. 4<br />

Auf unseren<br />

Gegenstand hin formuliert erweist sich das dialogische Verhältnis als der im<br />

vorangegangenen geforderte "Schutzraum", in dem der<br />

1) ebd. S. 23.<br />

2) ebd. S. 31.<br />

3) Buber,Martin: Elemente des Zwischenmenschlichen. In: Das dialogische Prinzip. Heidelberg<br />

1973. S. 271-298. hier: S. 287.<br />

4) Bock,Irmgard: Kommunikation und Erziehung. Darmstadt 1978. S. 325.<br />

8% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

werden, muß man freilich erst unabhängig geworden sein, aber die<br />

Unabhängigkeit ist ein Steg und kein Wohnraum. Freiheit ist das vibrierende<br />

Zünglein, der fruchtbare Nullpunkt. Zwang in der Erziehung, das ist das<br />

Nichtverbundensein, das ist Geducktheit und Aufgelehntheit; Verbundenheit in<br />

der Erziehung, nun, das ist eben die Verbundenheit, das ist Aufgeschlossen- und<br />

Einbezogensein Freiheit in der Erziehung, das ist Verbundenwerdenkönnen.<br />

Sie ist nicht zu entbehren und in sich nicht zu verwenden; ohne sie gerät es<br />

nicht, dabei auch<br />

Täter nicht mehr erträglich ist. Erst die Mächtigkeit, die umfaßt, ist Führung;<br />

erst der Eros, der umfaßt, ist Liebe. Umfassung, das ist die volle<br />

Gegenwärtigung des Unterworfenen, des Begehrten, des "Partners", nicht mit<br />

der Phantasie, sondern mit der Aktualität des Wesens. Es wäre verkehrt, das was<br />

hier gemeint ist mit dem geläufigen, aber wenig sagenden Terminus der "<br />

Einfühlung" zusammenbringen zu wollen. Einfühlung bedeutet, wenn irgend<br />

etwas,<br />

während durch die Propaganda dem anderen etwas ihm letztlich<br />

Wesensfremdes aufoktroyiert wird, soll im Dialog, der nach Buber seinen<br />

eigentlichen Ort in der Erziehung hat," das Wesen des anderen aus der<br />

Potentialität in die Aktualität überführt werden. Damit ist der echte Dialog<br />

angesprochen, von dem Buber den der "Notdurft der sachlichen Verständigung"<br />

92<br />

und den "dialogisch verkleideten Monolog" " unterscheidet. Unter welchem<br />

164 Buber, Martin: Reden über Erziehung, 1962, S. 24<br />

164 Buber, Martin: Reden über Erziehung, 1962, S. 25<br />

164 Buber, Martin: Reden über Erziehung, 1962, S. 35<br />

165 Bock, Irmgard: KOMMUNIKATION UND ERZIEHUNG. Grundz..., 1978, S. 46<br />

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12.01.2014<br />

362<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 333<br />

Normen einzuüben. Diesen Gedanken trägt Buber u.a. dadurch Rechnung, daß<br />

er keinen äußeren, absolut gültigen Sittenkodex annimmt, sondern die<br />

Situation selbst zum Ausgangspunkt wählt. 1<br />

Von daher ist Erziehung nach<br />

Buber "wesentlich Charaktererziehung", bei der der Erzieher " den<br />

Zusammenhang zwischen der Wesenseinheit dieses Einzelnen und der Folge<br />

seiner Handlungen und Haltungen" im Auge hat und so immer den ganzen<br />

Menschen in seiner gegenwärtigen Tatsächlichkeit wie seinen Möglichkeiten<br />

nach einbeziehen muß. 2<br />

Es ist bereits mehrfach festgestellt worden, daß zwar<br />

in so verstandener, auf die Entfaltung des Gewissens<br />

1) Friedman,Maurice S.: Die Grundlagen von Martin Bubers Ethik. In: Schilpp,Paul Arthur/<br />

Friedmann, Maurice S.: Martin Buber. Stuttgart o.J. (1963). S. 153 - 179. hier: S. 159.<br />

2) Buber,Martin: Über Charaktererziehung. In: Reden über Erziehung, hier: S.53.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Potenz kann man einen Menschen nur entweder als Persönlichkeit fassen, d. h.<br />

als diese einmalige geistleibliche Gestalt mitsamt den in ihr ruhenden Kräften,<br />

oder als Charakter, d.h. als den Zusammenhang zwischen der Wesenseinheit<br />

dieses Einzelnen und der Folge seiner Handlungen und Haltungen. Zwischen<br />

diesen beiden Arten, den Zögling in seiner Ganzheit zu fassen, besteht ein<br />

grundsätzlicher Unterschied. Persönlichkeit ist etwas, was im wesentlichen<br />

außerhalb der Einwirkung des<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

363<br />

164 Buber, Martin: Reden über Erziehung, 1962, S. 61<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 334<br />

bedarf, um dem hohen Anspruch der Gewissenhaftigkeit gerecht werden zu<br />

können, in den Jugendjahren diesen Bezug zu Personen, die ihm immer wieder<br />

die ständige Notwendigkeit zur Aktualisierung seiner Personalität im<br />

eigenverantwortlichen Tun vor Augen führen." Der Erzieher braucht kein<br />

sittliches Genie zu sein, um Charaktere zu erziehen; aber er muß ein ganzer<br />

lebendiger Mensch sein, der sich seinen Mitmenschen unmittelbar mitteilt.<br />

Seine Lebendigkeit strahlt auf sie aus und beeinflußt sie gerade dann am<br />

stärksten und reinsten, wenn er gar nicht daran denkt, sie beeinflussen zu<br />

wollen." 1<br />

Wo durch den Verlust fragloser, tradierter Ordnungen die personale<br />

Entscheidung des einzelnen an Bedeutung zunimmt, da wächst in gleichem<br />

Maße auch die Notwendigkeit, geltende Werte dadurch zum Tragen zu bringen,<br />

daß man sie überzeugend und verantwortungsbewußt vorlebt. 2<br />

In diesem<br />

Sinne sprechen wir auch vom Vorbild: Es macht deutlich, wie " Haltung und<br />

Tat konkret und in ganzer Lebensfülle vom Kern der Persönlichkeit ausgehen<br />

und geformt werden." 3<br />

Als Erzieher Vorbild zu sein meint dann auch, das<br />

ursprüngliche Identifikationsverhältnis im Laufe der Erziehung abzubauen,<br />

sich selbst nicht als absolute Norm darzustellen und sich in das dialogische<br />

Verhältnis mit dem Heranwachsenden ganz einzubringen. " Diese Vorbilder<br />

stellen für den Zögling die personale Verwirklichung sittlicher Werte und<br />

damit Richtpunkte für sein führungsbedürftiges und ratsuchendes Gewissen dar.<br />

Die Erziehung zur Gewissenhaftigkeit als konstitutiver Bestandteil der<br />

Personalisation ist eine schwerlich bis ins letzte plan- und kalkulierbare. Sie muß<br />

immer damit rechnen, "wirkungsarm" zu bleiben 1<br />

und kann gegen diese Gefahr<br />

nur die Überzeugungskraft und<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

entzieht ihm die Unmittelbarkeit, die seine Kraft ist|Xuf die Ganzheit des<br />

Zöglings wirkt nur die Ganzheit des Erziehers wahrhaft ein, seine ganze<br />

unwillkürliche Existenz Der-Erzieher braucht kein sittliches Genie zu sein, um<br />

Charaktere zu erziehen; aber er muß ein ganzer lebendiger Mensch sein, der<br />

sich seinen Mitmenschen unmittelbar mitteilt: seine Lebendigkeit strahlt auf<br />

sie aus und beeinflußt sie gerade dann am stärksten und reinsten, wenn er gar<br />

nicht daran denkt, sie beeinflussen zu wollen. Das griechische Wort Charakter<br />

bedeutet Ein-prägung. Die besondere Verbindung zwischen Sein und<br />

Erscheinen des Menschen, der besondere Zusammenhang zwischen seiner<br />

Wesenseinheit und der Folge<br />

dazu auch Pestalozzis Stanser Brief und dessen Interpretation durch W. Klafki,<br />

Weinheim 1959 Entscheidung angewiesen ist, kommt es darauf an, die<br />

geltende Wertordnung in der erzieherischen Begegnung dadurch zum Tragen<br />

zu bringen, daß man sie überzeugend und verantwortungsbewußt vorlebt. Wir<br />

haben gesehen, wie in der frühen Kindheit die Autorität der Eltern für absolut<br />

gehalten wird und in der Folgezeit die Autorität der Eltern und<br />

autoritativ und durch einzelne Verhaltensweisen, die Person ist dabei<br />

gleichsam nur als Vollzieher mitgegeben. Das Vorbild repräsentiert dagegen<br />

" 4 die Gesamtperson als solche, macht deutlich, wie Haltung und Tat konkret und<br />

in ganzer Lebensfülle vom Kern der Persönlichkeit ausgehen und geformt<br />

werden Während das Beispiel sich auf ein bestimmtes Tun oder Verhalten<br />

bezieht, zielt das Vorbild auf das innerste Sein der vorbildlichen Gestalt, auf<br />

1) ebd. S. 55.<br />

die Seinsgüte der<br />

2) Wehle,Gerhard: Die Bedeutung des Vorbildes in der Erziehung der Gegenwart. In: Der expliziten Sinne möglich, denn alle früheren Formen werden wir stärker den<br />

katholische Erzieher. 16 (1963). Heft 5. S. 230-243. hier: S. 238.<br />

Bereichen des Nachmachens, Nachahmens und Nacheiferns, die übrigens auch<br />

3) ebd. S. 231.<br />

weiterhin bedeutsam bleiben, zurechnen müssen. Diese Vorbilder stellen für<br />

den Zögling die personale Verwirklichung sittlicher Werte und damit<br />

4) ebd. S. 239.<br />

Richtpunkte für sein führungsbedürftiges und ratsuchendes Gewissen dar. In<br />

1) Stachel,Günter/Mieth, Dietmar: Ethisch handeln lernen. S. 86.<br />

diese Bilder gemeisterten Lebens kommt nun ein starker dynamischer Zug<br />

nämlich die Vergegenwärtigung des Ringens um persönliche Vollendung und<br />

164 Buber, Martin: Reden über Erziehung, 1962, S. 65<br />

166 Wehle, Gerhard: Die Bedeutung des Vorbildes in der ..., 1963, S. 237<br />

166 Wehle, Gerhard: Die Bedeutung des Vorbildes in der ..., 1963, S. 230<br />

166 Wehle, Gerhard: Die Bedeutung des Vorbildes in der ..., 1963, S. 238<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

364<br />

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41% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 25<br />

3) Kant weist auf den Zusammenhang von Instinktreduktion und<br />

vernunftgeleitetem Handeln hin in seiner Schrift " Idee zu einer allgemeinen<br />

Geschichte in weltbürgerlicher Sicht": Die Natur hat dem Menschen "Vernunft<br />

und darauf sich gründende Freiheit des Willens" gegeben. Der Mensch soll "<br />

nicht durch Instinkt geleitet" werden, sondern alles aus sich selbst<br />

herausbringen" (vgl. Bd. VIII der Akademieausgabe. Berlin 1912. S.19). Nach<br />

Gehlen hat die philosophische Anthropologie seit Herders Gedanken keinen<br />

Schritt vorwärts gemacht. Er greift Herdersche Gedanken auf in seinem Buch:<br />

Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt. Frankfurt 10 1974.<br />

vgl. speziell die Seiten 73-85.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

diese Einsicht in einer dem geringeren Fachwissen seiner Zeit entsprechenden<br />

Vagheit doch im wesentlichen entschieden erfaßt hat. Aber auch Kant hatte<br />

1784 in der kleinen Schrift " Idee zu einer allgemeinen Geschichte in<br />

weltbürgerlicher Absicht" eine ähnliche Intuition. Die Natur, sagt er dort, tut<br />

nichts überflüssig, und indem sie dem Menschen Vernunft und "Freiheit des<br />

Willens" gab, verweigerte sie<br />

dem Menschen Vernunft und Freiheit des Willens gab, sollte er "nicht durch<br />

Instinkt geleitet, oder durch anerschaffene Kenntnis versorgt und unterrichtet<br />

sein,- er sollte vielmehr alles aus sich selbst herausbringen". Vgl. Bd. VIII der<br />

Akademie-Ausgabe, Berlin 1912, S. 19. Pestalozzi betrachtet den Menschen in<br />

dreifacher Hinsicht: als Werk der Natur, als Werk der Gesellschaft und als Werk<br />

seiner selbst. Seine Natur<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

365<br />

167 Gehlen, Arnold: 2. Ablehnung des Stufenschemas (Aus..., 1962, S. 34<br />

9 Brezinka, Wolfgang: ERZIEHUNG ALS LEBENSHILFE, 8. Aufl., 1971, S. 347<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 26<br />

1) Uexkülls bekanntestes Beispiel ist das Zeckenweibchen, das, auf der ......<br />

Spitze eines Astes sitzend, warmblütigen Tieren auflauert. Es hat lediglich drei<br />

Sinne: Lichtsinh, Geruchssinn und Temperatursinn. Mit Hilfe des Lichtsinnes<br />

findet es den Weg auf den Ast. Das blinde und taube Zeckenweibchen bemerkt<br />

die Annäherung eines Tieres am Geruch der Buttersäure, die alle Säugetiere<br />

ausströmen. Es läßt sich bei diesem Signal auf das Haarkleid des Tieres fallen<br />

und findet durch seinen Temperatursinn die wärmste Stelle des Hautgewebes,<br />

in die es sich einbohrt und sich voll Blut saugt. Nach dieser ersten und<br />

gleichzeitig letzten Mahlzeit läßt sich das Zeckenweibchen zu Boden fallen,<br />

legt seine Eier ab und stirbt, (vgl. dazu: Uexküll,Jakob von: a.a.O. S. 6f)<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

aller Säugetiere vorkommt. Hat die Zecke sich auf das Haarkleid fallen lassen,<br />

so zeigt die Empfindung der Wärme den Weg zur Haut, in die sie sich einbohrt<br />

und sich voll Blut saugt. Die Zecke ist augenlos, aber ihre lichtempfindliche<br />

Oberfläche genügt zur Orientierung in der Pflanzenwelt. In ähnlicher Weise<br />

werden die Umwelten der Muscheln, Seesterne, Seeigel, Seerosen,<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

366<br />

12 Buythendijk, Frederik J. J.: Mensch und Tier. Ein Beitrag zur ve..., 1958, S. 39<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 29<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

2) Damit verwendet er ein Wort, " das wohl den Begriff 'Vernunft' mitumfaßt, das "Leben" ist. Schon die Griechen behaupteten ein solches Prinzip und<br />

aber neben dem Ideendenken auch eine bestimmte Art der 'Anschauung' ... nannten es "Vernunft 1 ". Wir wollen lieber ein umfassenderes Wort für jenes X<br />

ferner eine bestimmte Klasse volitiver und emotionaler Akte wie Güte, Liebe, gebrauchen, ein Wort, das wohl den Begriff "Vernunft" mitumfaßt, aber neben<br />

Reue, Ehrfurcht, geistige Verwunderung, Seligkeit und Verzweiflung, die freie dem "Ideendenken" auch eine bestimmte Art der "Anschauung", die von<br />

Entscheidung mitumfaßt" ( Scheler, Max: Die Stellung des Menschen im Urphänomenen oder Wesensgehalten, ferner eine bestimmte Klasse volitiver<br />

Kosmos. Bern 8 1975. S.38).<br />

und emotionaler Akte wie Güte, Liebe, Reue, Ehrfurcht, geistige Verwunderung,<br />

Seligkeit und Verzweiflung, die freie Entscheidung mitumfaßt : das Wort "<br />

Geist". Das Aktzentrum aber, in dem Geist innerhalb endlicher Seinssphären<br />

erscheint, bezeichnen wir als "Person", in scharfem Unterschied<br />

Jacques: Emil oder Über die Erziehung, übers, v. H. Denhardt, Leipzig (<br />

Reclamjun.) 1910 (zwei Bände). Schaller, Klaus: Die Krise der humanistischen<br />

Pädagogik und der kirchliche Unterricht, Heidelberg 1961. Schein, Max: Die<br />

Stellung des Menschen im Kosmos, München 1949 (erstmals 1927). Schelsky,<br />

Helmut: Anpassung oder Widerstand? Soziologische Bedenken zur<br />

Schulreform, Heidelberg 19612. - - : Die skeptische Generation. Eine<br />

Soziologie der deutschen lugend, Düsseldorf-Köln 1957. 325 Scheuerl, Hans:<br />

Die<br />

168 Scheler, Max: DIE STELLUNG DES MENSCHEN IM KOSMOS..., 1975, S. 37<br />

169 Bartels, Klaus: Die Pädagogik Herman Nohls in ihrem..., 1968, S. 324<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 31<br />

3) Karl Rahner bezeichnet die Momente des "Sich-zu-sich-selber-verhalten-<br />

Könnens" und des "Mit-sich-selber-zu-tun-Habens des Menschen als " eine<br />

Wirklichkeit, die die Subjekthaftigkeit des Menschen im Unterschied zur<br />

Sachhaftigkeit eben dieses Menschen ausmacht" (Grundkurs des Glaubens.<br />

Freiburg 1976. S.41.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

sich-selber-zu-tun-Haben des Menschen ist einerseits kein Moment an ihm<br />

neben anderen Elementen und kann es nicht sein, ist aber darum dennoch eine<br />

Wirklichkeit, die die Subjekthaftigkeit des Menschen im Unterschied zur<br />

Sachhaftigkeit eben dieses Menschen - die es auch gibt - ausmacht. Personsein<br />

bedeutet so Selbstbesitz eines Subjekts als solchen in einem wissenden und<br />

freien Bezogensein auf das Ganze. Diese Bezogenheit ist<br />

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12.01.2014<br />

368<br />

170 Rahner, Karl: GRUNDKURS DES GLAUBENS, 6. Aufl. (R..., 1976, S. 40<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 32<br />

3) Heidegger weist darauf hin, daß der Terminus 'Existenz' nicht<br />

gleichzusetzen ist mit der ontologischen Bedeutung des überlieferten Begriffes<br />

'existentia', der soviel bedeutet wie Vorhandensein. Vorhandensein ist nach<br />

Heidegger eine Seinsart, die dem Seienden vom Charakter des Daseins<br />

wesensmäßig nicht zukommt. Daher benutzt er zur Klarstellung für den Titel '<br />

existentia' nur den Begriff Vorhandensein.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Seienden die Bezeichnung Existenz wählen, dieser Titel nicht die ontologische<br />

Bedeutung des überlieferten Terminus existentia hat und haben kann;<br />

existentia besagt ontologisch soviel wie Vorhandensein, eine Seinsart, die dem<br />

Seienden vom Charakter des Daseins wesensmäßig nicht zukommt. Eine<br />

Verwirrung wird dadurch vermieden, daß wir für den Titel existentia immer den<br />

interpretierenden Ausdruck Vorhandenheit gebrauchen und Existenz als<br />

Seinsbestimmung allein dem Dasein zuweisen. Z25-32 2.<br />

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12.01.2014<br />

369<br />

22 Heidegger, Martin: Sein und Zeit (Auszüge), 1976, S. 61<br />

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6% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 33<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

4) " Im Sichrichten auf ... und Erfassen geht das Dasein nicht etwa erst aus Der Ausdruck "bin" hängt zusammen mit "bei"; "ich bin" besagt wiederum: ich<br />

seiner Intimsphäre hinaus, in die es zunächst verkapselt ist, sondern es ist wohne, halte mich auf bei ... der Welt, als dem so und so Vertrauten. 62 Z12-<br />

seiner primären Seinsart nach immer schon 'draußen', bei einem begegnenden 16 Im Sichrichten auf ... und Erfassen geht das Dasein nicht etwa erst aus<br />

Seienden der je schon entdeckten Welt" ( ebd. S. 62.<br />

seiner Innensphäre hinaus, in die es zunächst verkapselt ist, sondern es ist<br />

seiner primären Seinsart nach immer schon "draußen" bei einem begegnenden<br />

Seienden der je schon entdeckten Welt. 64 Z23-25 " Welt" ist ontologisch keine<br />

Bestimmung des Seienden, das wesenhaft das Dasein nicht ist, sondern ein<br />

Charakter des Daseins selbst. Z12 Wird so "Welt" nicht etwas "Subjektives"?<br />

Z14-16<br />

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12.01.2014<br />

370<br />

22 Heidegger, Martin: Sein und Zeit (Auszüge), 1976, S. 63<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 33<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

5) " Welt (ist) ontologisch keine Bestimmung des Seienden, das wesenhaft das in die es zunächst verkapselt ist, sondern es ist seiner primären Seinsart nach<br />

Dasein nicht ist, sondern ein Charakter des Daseins selbst" ( ebd. S. 64). immer schon "draußen" bei einem begegnenden Seienden der je schon<br />

entdeckten Welt. 64 Z23-25 " Welt" ist ontologisch keine Bestimmung des<br />

Seienden, das wesenhaft das Dasein nicht ist, sondern ein Charakter des<br />

Daseins selbst. Z12 Wird so "Welt" nicht etwas "Subjektives"? Z14-16 Und<br />

wenn die Frage nach der "Welt" gestellt wird, welche Welt ist gemeint? Weder<br />

diese noch jene, sondern die<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

371<br />

22 Heidegger, Martin: Sein und Zeit (Auszüge), 1976, S. 64<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 34<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) " Wenn die Frage nach der 'Welt' gestellt wird, welche Welt ist gemeint? ist ontologisch keine Bestimmung des Seienden, das wesenhaft das Dasein<br />

Weder diese noch jene, sondern die Weltlichkeit von Welt überhaupt" ( ebd. S. nicht ist, sondern ein Charakter des Daseins selbst. Z12 Wird so "Welt" nicht<br />

64).<br />

etwas "Subjektives"? Z14-16 Und wenn die Frage nach der "Welt" gestellt wird,<br />

welche Welt ist gemeint? Weder diese noch jene, sondern die Weltlichkeit von<br />

Welt überhaupt. 65 Z6 [...] "<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

372<br />

22 Heidegger, Martin: Sein und Zeit (Auszüge), 1976, S. 64<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 34<br />

4) "Das Selbst des alltäglichen Daseins ist das Man-selbst, das wir von dem<br />

eigentlichen, das heißt eigens ergriffenen Selbst unterscheiden" (Heidegger,<br />

Martin: a.a.O. S. 129.)<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

der Gemeinschaft ist; sondern umgekehrt, wo aus dem eigenständigen Fürsichsein<br />

ein Mitteinander-wirken aus einsichtiger Selbstentscheidung erwächst.<br />

Daraus ergibt sich folgerichtig die Sicht auf das "Man-selbst, das wir von dem<br />

eigentlichen, d. h. eigens ergriffenen Selbst unterscheiden"77. Im Mitsein mit<br />

anderen geht nach Heidegger das Dasein zunächst auf in der besorgten Welt und<br />

ist so "zugleich im Mitsein<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

373<br />

23 Hollenbach, Johannes Michael: Sein und Gewissen, 1954, S. 234<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 35<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

2) Der Mensch " besteht aus einer Reihe von Unspezialisiertheiten, die unter Haut der Warmblüter für die Parasiten, und so in unzähligen, je besonderen<br />

entwicklungsbiologischem Gesichtspunkt als Primitivismen erscheinen: sein Fällen. Der Mensch dagegen hat, morphologisch gesehen, so gut wie keine<br />

Gebiß z.B. hat eine primitive Lückenlosigkeit und eine Unbestimmtheit der Spezialisierungen. Er besteht aus einer Reihe von Unspezialisiertheiten, die<br />

Struktur, die es weder zu einem Pflanzenfresser noch zu einem<br />

unter entwicklungsbiologischem Gesichtspunkt als Primitivismen erscheinen:<br />

Fleischfressergebiß, d.h. Raubtiergebiß machen. Gegenüber den Großaffen, die sein Gebiß z. B. hat eine primitive Lückenlosigkeit und eine Unbestimmtheit<br />

hochspezialisierte Baumtiere mit unterentwickelten Armen für Hangelkletterei der Struktur, die es weder zu einem Pflanzenfresser- noch zu einem<br />

sind, die Kletterfuß, Haarkleid und gewaltigen Eckzahn haben, ist der Mensch Fleischfressergebiß, d. h. Raubtiergebiß machen. Gegenüber den Großaffen,<br />

als Naturwesen hoffnungslos unangepaßt" (ebd.S 34).<br />

die hochspezialisierte Baumtiere mit überentwickelten Armen für<br />

Hangelkletterei sind, die Kletterfuß, Haarkleid und gewaltigen Eckzahn haben,<br />

ist der Mensch als Naturwesen gesehen hoffnungslos unangepaßt. Er ist von<br />

einer einzigartigen, im ersten Teil näher zu durchforschenden biologischen<br />

Mittellosigkeit, und er vergütet diesen Mangel allein durch seine<br />

Arbeitsfähigkeit<br />

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12.01.2014<br />

374<br />

10 Gehlen, Arnold: Der Mensch. Seine Natur und seine S..., 1974, S. 34<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 36<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) " Der Grundgedanke ist der, daß die sämtlichen 'Mängel' der menschlichen Leistungen, welchem Nachweis der ganze zweite und dritte Teil dieser Schrift<br />

Konstitution, welche unter natürlichen, sozusagen tierischen Bedingungen eine gewidmet ist. Wir beginnen hier schon, die vielfältigen Zusammenhänge, die<br />

höchste Belastung seiner Lebensfähigkeit darstellen, vom Menschen selbsttätig sich daran knüpfen, auseinanderzusetzen. Der Grundgedanke ist der, daß die<br />

und handelnd gerade zu Mitteln seiner Existenz gemacht werden, worin die sämtlichen "Mängel" der menschlichen Konstitution, welche unter natürlichen,<br />

Bestimmung des Menschen zur Handlung und seine unvergleichliche<br />

sozusagen tierischen Bedingungen eine höchste Belastung seiner<br />

Sonderstellung zuletzt beruhen" ( ebd. S. 37).<br />

Lebensfähigkeit darstellen, vom Menschen selbsttätig und handelnd gerade zu<br />

Mitteln seiner Existenz gemacht werden, worin die Bestimmung des Menschen<br />

zur Handlung und seine unvergleichliche Sonderstellung zuletzt beruhen. Die<br />

Akte, in denen der Mensch die Aufgabe, sein Leben möglich zu machen,<br />

durchsetzt, sind daher immer von zwei Seiten zu sehen: es sind produktive<br />

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12.01.2014<br />

375<br />

10 Gehlen, Arnold: Der Mensch. Seine Natur und seine S..., 1974, S. 37<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 36<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

2) " Kultur soll uns sein: der Inbegriff der vom Menschen tätig bewältigten, hat Jagdtechniken, Waffen, Feuer, Geräte. Ebenso treten wir der bekannten<br />

veränderten und verwerteten Naturbedingungen, einschließlich der bedingteren, Unterscheidung von Kultur und Zivilisation nicht bei, die außerdem in den<br />

entlasteten Fertigkeiten und Künste, die auf jener Basis erst möglich werden" ( wenigsten Kultursprachen formulierbar wäre. Kultur soll uns sein: der<br />

ebd. S. 39).<br />

Inbegriff der vom Menschen tätig, arbeitend bewältigten, veränderten und<br />

verwerteten Naturbedingungen, einschließlich der bedingteren, entlasteten<br />

Fertigkeiten und Künste, die auf jener Basis erst möglich werden. Steht dies<br />

fest, so seh"n wir hier eine der wichtigsten Seiten des erwähnten Prinzips: die "<br />

Weltoffenheit", die untierische Ausgesetztheit gegenüber einer organisch gar<br />

nicht<br />

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12.01.2014<br />

376<br />

10 Gehlen, Arnold: Der Mensch. Seine Natur und seine S..., 1974, S. 39<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 37<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) " Zerschlägt man die Institutionen eines Volkes, dann wird die ganze Institutionen wirken wie Stützpfeiler und wie Außenhalte, deren<br />

elementare Unsicherheit, die Ausartungsbereitschaft und Chaotik im Menschen Veränderlichkeit zwar die gesamte menschliche Geschichte und<br />

freigesetzt" ( Gehlen, Arnold: Anthropologische Forschung. Frankfurt '1972. S. Kulturgeschichte zeigt. Aber von größter Wichtigkeit ist da ein<br />

24).<br />

Allmählichkeitspostulat. Zerschlägt man die Institutionen eines Volkes, dann<br />

wird die ganze elementare Unsicherheit, die Ausartungsbereitschaft und<br />

Chaotik im Menschen freigesetzt. Wir alle haben das mehrfach beobachtet, und<br />

auch die verdeckte, aber nicht weniger unheimliche Analogie zu den<br />

Verfallserscheinungen der Naturvölker, wenn die europäische Zivilisation mit<br />

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12.01.2014<br />

377<br />

24 Gehlen, Arnold: Anthropologische Forschung, 1977, S. 23<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 37<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

3) " In ihr vollendet sich die Richtung auf Entlastung vom Druck des Hier und aus der der anderen zu handeln. Zusammenfassend: die Sprache führt und<br />

Jetzt, von der Reaktion auf das zufällig Vorhandene. In ihr gipfeln die<br />

schließt die gesamte Aufbauordnung des menschlichen Sinnes- und<br />

Erfahrungsprozesse der Kommunikation, wird die Weltoffenheit zureichend und Bewegungslebens in deren unvergleichbarer Sonderstruktur zusammen. In ihr<br />

produktiv bewältigt und eine Unendlichkeit von Handlungsentwürfen und vollendet sich die Richtung auf Entlastung vom Druck des Hier und Jetzt, von<br />

Plänen möglich" ( ebd. S. 20.).<br />

der Reaktion auf das zufällig Vorhandene. In ihr gipfeln die<br />

Erfahrungsprozesse der Kommunikation, wird die Weltoffenheit zureichend und<br />

produktiv bewältigt und eine Unendlichkeit von Handlungsentwürfen und<br />

Plänen möglich. In ihr schließt sich alle Verständigung zwischen Menschen in<br />

der Gleichrichtung auf gemeinsame Tätigkeit, gemeinsame Welt und<br />

gemeinsame Zukunft. 6. Handlung und Antriebe Die Befreiung, zur<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

378<br />

10 Gehlen, Arnold: Der Mensch. Seine Natur und seine S..., 1974, S. 50<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 37<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

4) " Die bloß ausbrechenden zufälligen Triebhandlungen im 'Jetzt' müssen sind. Einsichtig hängen hiermit zwei BesonderheiterTcIeTmenschTichen<br />

grundsätzlich gehemmt werden können, wenn Dauerinteressen<br />

Antriebslebens zusammen: die Hemmbarkeit und die Verschiebbarkeit der<br />

lebensnotwendig sind" ( ebd. S. 52).<br />

Bedürfnisse und Interessen. Beide sind wieder nur möglich bei Bewußtheit<br />

derselben. Die bloß ausbrechenden zufälligen Triebhandlungen im "Jetzt"<br />

müssen grundsätzlich gehemmt werden können, wenn Dauerinteressen<br />

lebensnotwendig sind: sie wachsen nur auf den unterdrückten<br />

Jetztbewältigungen. Ohne die Hemmung des beim Kinde ja lebhaften<br />

punktuellen Zerstörungstriebes gäbe es z. B. nie ein sachliches<br />

Eigenschaftsinteresse an den<br />

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12.01.2014<br />

379<br />

10 Gehlen, Arnold: Der Mensch. Seine Natur und seine S..., 1974, S. 52<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 38<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) " Der 'Handlungskreis', d.h. die Zusammenarbeit der Handlung, der<br />

wollen zunächst aber die erwähnte Unabhängigkeit der Handlungen von den<br />

Wahrnehmung, des Denkens usw. ... ( kann) seine Motive und Ziele aus sich Antrieben oder die Fähigkeit, beide "auszuhängen" und den Hiatus freizulegen,<br />

selbst entwickeln" ( ebd. S. 54).<br />

noch nach mehreren Seiten verdeutlichen. Der "Handlungskreis", d. h. die<br />

Zusammenarbeit der Handlung, der Wahrnehmung, des Denkens usw. an einem<br />

zu verändernden Sachverhalt kann, da entlastet, weitgehend auf sich selbst<br />

gestellt werden und seine Motive und Ziele aus sich selbst entwickeln. Er ist<br />

genötigt, dem Gesetz und dem Antwortverhalten der Tatsachen zu folgen, sich<br />

darauf einzulassen, ihnen nachzugehen und sie auszubauen. Diese Sachlichkeit<br />

des Verhaltens innerhalb<br />

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12.01.2014<br />

380<br />

10 Gehlen, Arnold: Der Mensch. Seine Natur und seine S..., 1974, S. 54<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 41<br />

1) Nach Theodor Litt liegt in Nohls Theorie vom pädagogischen ...... erfüllt.<br />

Dabei werde leicht vergessen, daß sich Erziehung nicht im luftleeren Raum<br />

abspiele. Jeder pädagogische Bezug sei nur denkbar und realisierbar in einer<br />

konkreten geschichtlichen Situation, sei determiniert von gesellschaftlichen,<br />

ökonomischen und kulturellen Bedingungen. Wolfgang Klafki hat in seiner<br />

Stellungnahme gleichzeitig eine Weiterführung des Nohlschen Konzeptes<br />

vorgelegt: Im Rahmen der von ihm intendierten Erziehung zur Verantwortung<br />

ist der pädagogische Bezug ein für bestimmte Altersstufen geeignetes Medium<br />

der Erziehung, das aber ergänzt werden muß durch andere Formen der<br />

Begegnung des jungen Menschen mit der Welt ( vgl. dazu: Bartels,Klaus: Die<br />

Pädagogik Herman Nohls. Weinheim 1968. S. 196). Wolfgang Brezinka<br />

kritisiert in seinem Buch "Erziehung als Lebenshilfe" zwar die Theorie Nohls.<br />

Doch bezieht sich seine Kritik weniger auf den Inhalt als auf den Stellenwert.<br />

Denn bei Lektüre des genannten Buches von Brezinka stellt man fest, daß auch<br />

er das Vertrauen des Zöglings zum Erzieher als unersetzliche Voraussetzung<br />

für eine erfolgreiche Erziehung ansieht (vgl.: Brezinka,Wolfgang: Erziehung<br />

als Lebenshilfe, besonders: S. 250f).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Spannungszusammenhang" verstanden wird, wird ersichdich, daß er nicht das<br />

einzige - für alle Altersstufen hinreichende - Medium der Erziehung (zur<br />

Verantwortung) sein kann, sondern daß er polar ergänzt werden muß durch<br />

andere Formen der Begegnung des jungen.Menschen mit der Welt. In der<br />

Forderung Klafkis, daß die derart erworbenen Erfahrungen des<br />

Heranwachsenden dann im pädagogischen Bezug strenger Reflexion zu<br />

unterziehen seien, und daß es die Aufgabe<br />

169 Bartels, Klaus: Die Pädagogik Herman Nohls in ihrem..., 1968, S. 194<br />

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12.01.2014<br />

381<br />

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7% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 42<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) In Wilhelm Flitners "Allgemeine(r) Pädagogik" nimmt der pädagogische weist W. Himer auf die Bedeutung des pädagogischen Bezuges als einer<br />

Bezug die erste Stelle im Gefüge der pädagogischen Kategorien ein. Im grundlegenden Kategorie der Erziehungswissenschaft hin. In dem "Gefüge der<br />

Bereich der soziologischen Pädagogik hat M. Keilhacker das Verhältnis von pädagogischen Kategorien", das er selbst entwirft, nimmt der pädagogische<br />

Mutter und Kind als die Urform der Erziehung bezeichnet. Hier werde "die Bezug die erste Stelle ein.986) "Wir unterscheiden nicht nur den Erzieher und<br />

intensivste Verdichtung menschlicher Erziehung" angelegt (Bartels, Klaus: a.a. den Zögling als den Handelnden und das Objekt seiner Tätigkeit, sondern<br />

O. S. 189.). Vom medizinisch-anthropologischen Standpunkt haben vor allem gehen davon aus, daß beide in<br />

Ren Spitz (vgl. ders.: Vom Säugling zum Kleinkind. Stuttgart 1967) und A.<br />

Auf der Grenze zwischen Allgemeiner Pädagogik und Pädagogischer<br />

Nitschke (vgl. ders.: Angst und Vertrauen. In: Sammlung. 7 (1952) S. 175-180)<br />

Soziologie liegt die schon erwähnte Arbeit des Psychologen und Pädagogen M.<br />

darauf hingewiesen, daß der Zugang zur Welt, zu den Menschen und Dingen<br />

abhängig sei von der Liebe und dem Vertrauen des Kindes zu einer festen<br />

Bezugsperson. In der modernen Begabungstheorie spielt das persönliche<br />

pädagogische Verhältnis im Prozeß des Begabens eine besondere Rolle (vgl.<br />

dazu: Roth,Heinrich: Pädagogische Psychologie des Lehrens und Lernens.<br />

Hannover 14 1973 und ders.: Jugend und Schule zwischen Reform und<br />

Restauration. Hannover 2 1965).<br />

Keilhacker über die wichtigsten "Erziehungsformen", innerhalb derer " das<br />

Verhältnis von Mutter und Kind als Urform der Erziehung" eine zentrale<br />

Stellung einnimmt. Keilhacker geht davon aus, daß es bestimmte "<br />

Verdichtungszentren der Erziehung gibt, die das besondere Interesse der<br />

Erziehungswissenschaft verdienen."<br />

das Säuglings- und Kleinkindesalter diese "liebende Bindung" und das in ihr<br />

erwachsende Vertrauen des Kindes die unerläßliche Bedingung dafür sind, daß<br />

das Kind überhaupt "den Zugang zur Welt, zu den Menschen und zu den<br />

Dingen" findet. 996) d) in der Sozialpädagogik Die von Nohl, Hertmann, Bondy,<br />

Dehn, Francke u.a. vertretene Auffassung, daß der pädagogische Bezug in der<br />

Sozialpädagogik erhöhte Bedeutung<br />

169 Bartels, Klaus: Die Pädagogik Herman Nohls in ihrem..., 1968, S. 187<br />

169 Bartels, Klaus: Die Pädagogik Herman Nohls in ihrem..., 1968, S. 188<br />

171 Heid, Helmut: Pädagogische Konsequenzen sozialkul..., 1967, S.<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

382<br />

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11% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 44<br />

1) Ein so verstandener Erziehungsbegriff ist aus der Bindung an das<br />

Generationenverhältnis lösbar und auf Lernhilfen allgemein anwendbar. In<br />

modernen, hochtechnisierten Gesellschaften wird der für traditionsgeleitete<br />

Gesellschaften konstitutive Lernvorsprung der älteren gegenüber der jungen<br />

Generation relativiert aufgrund des raschen Wandels kultureller<br />

Lebensbedingungen und -formen. Damit werden Hilfen bei der<br />

Auseinandersetzung mit Kultur auch für Erwachsene immer wichtiger.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

sogenannten Erwachsenen gegeben werden müssen, weil dort der permanente,<br />

rasche Wandel J) der kulturellen Lebensbedingungen und -formen das Lernen<br />

zu einer lebenslang- J liehen Daueraufgabe macht und der für<br />

traditionsgeleitete Gesellschaften konstitutive Lernvorsprung der älteren<br />

gegenüber der jüngeren Generation relativiert / wird wie das<br />

Generationsverhältnis selbst'. _J In dieser Begriffsbestimmung erscheint die<br />

Erziehung als eine soziale Funktion des Lernens der Kultur, die unter einer<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

383<br />

27 Weber, Erich: Der Erziehungs- und Bildungsbegriff..., 1972, S. 125<br />

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5% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 47<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

3) In diesem Zusammenhang sei kurz hingewiesen auf die Rollentheorie von aber nur dann gewährleistet ist, wenn sich jeder einzelne so verhält, daß sein<br />

Parsons: Er fragt danach, wie menschliches Verhalten zu sozialem Verhalten Verhalten für jeden anderen berechenbar ist, kann die Frage dahingehend<br />

wird, d.h. wie erreicht werden kann, daß das Verhalten aller Individuen einer präzisiert werden, wie menschliches Verhalten zu sozialem Verhalten wird, d.h.<br />

Gesellschaft mehr oder weniger gleichförmig ausgestaltet ist. Parsons nimmt so geformt wird, daß es bei allen Individuen in einer gegebenen Kultur oder<br />

nun ein allgemeines Handlungssystem an, das vier Subsysteme enthält: das Gesellschaft mehr oder weniger gleichförmig ausgestaltet ist. Zum näheren<br />

personale, das soziale, das kulturelle und die Organismussysteme. Soll soziales Verständnis seiner theoretischen Konstruktion müssen zunächst die beiden<br />

Handeln stabil bleiben, so müssen diese vier Subsysteme und damit auch das zentralen Begriffe der Parsonsschen Soziologie geklärt werden: System und<br />

gesamte Handlungssystem gesichert sein. Dazu müssen vier Bedingungen Rolle. 3.2. Schlüsselbegriffe der Parsonsschen Soziologie 3.2.1. Der<br />

erfüllt werden: "1. Es muß eine Zuordnung von Gütern, Personal,<br />

wir das Organismussystem im folgenden vernachlässigen. Damit soziales<br />

Möglichkeiten und Macht vorgenommen worden sein. 2. Diese Zuordnungen<br />

Handeln sichergestellt ist, d.h., damit das allgemeine Handlungssystem stabil<br />

müssen,durch ein von allen anerkanntes Wertsystem legitimiert sein. 3. Die<br />

bleibt, müssen nach Parsons die folgenden Bedingungen gegeben sein: 1. Es<br />

aufgestellten Normen müssen durch ein System sozialer Kontrolle<br />

muß eine Zuordnung von Gütern, Personal, Möglichkeiten und Macht<br />

durchgesetzt werden. 4. Jene Mitglieder eines sozialen Systems, die die Normen<br />

vorgenommen worden sein. 2. Diese Zuordnungen müssen durch ein von allen<br />

(Erwartungen,Rollen) noch nicht gelernt haben, also die Kinder, müssen durch<br />

anerkanntes Wertsystem legitimiert sein. 3. Die aufgestellten Normen müssen<br />

Sozialisation die Normen lernen, d.h. die normativen Erwartungen, die in<br />

durch ein System sozialer Kontrolle durchgesetzt werden. I 4. Jene Mitglieder<br />

Rollen eingehen, verinnerlichen" ( Helbig,Ludwig: Sozialisation. Frankfurt,<br />

eines sozialen Systems, die die Normen (Erwartungen, Rollen) noch nicht<br />

Berlin,München 1979. S. 40/41.).<br />

gelernt haben, also die Kinder, müssen durch) Sozialisation die Normen lernen,<br />

d.h., die normativen Erwartungen, die in Rollen eingehen, verinnerlichen. Was<br />

Parsons mit den ersten drei Bedingungen meint, erläutert Fend an einem<br />

fiktiven Beispiel: Angenommen, es treffen sich auf einer Insel einige Männer,<br />

um Gold<br />

69 Helbig, Ludwig: Sozialisation Eine Einführung, 1979, S. 35<br />

69 Helbig, Ludwig: Sozialisation Eine Einführung, 1979, S. 39<br />

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12.01.2014<br />

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7% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 56<br />

4) Stelzenberger weist auf einen interessanten sprachlichen Zusammenhang hin:<br />

der Terminus "syneidesis" ist wie die lateinische Übersetzung "conscientia"<br />

und die deutsche Lehnübersetzung "Gewissen" ein Kompositum. Syn bedeutet<br />

ebenso wie das lateinische cum ( bzw. con) und das deutsche Ge soviel wie "mit"<br />

. Von daher sei die Grundbedeutung von syn-eidesis, con-scientia und Gewissen<br />

also "Mit-wissen" (ders.: Handbuch der Moraltheologie. Paderborn 1953.<br />

S.91. Diese Gleichsetzung hält Huijts für etymologisch nicht haltbar: Wohl sei<br />

bekannt, daß die Präpositionen syn, con und ge in vielen Zusammenhängen "<br />

zusammen mit" bedeuten. Es könne aber etymologisch nicht festgestellt werden,<br />

ob der Mitwisser Gott, ......<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

im ersten vorchristlichen Jahrhundert auftauchende (wohl aus der stoischen<br />

Popularphilosophie stammende) terminus syneidesis ist ebenso wie dessen<br />

lateinische Übersetzung conscientia und die Verdeutschung Ge-wissen ein<br />

Kompositum. Syn bedeutet ebenso wie das lateinische cum und das deutsche<br />

ge soviel wie "mit". Die Grundbedeutung ist also "Mitwissen" (nicht von<br />

anderen Menschen oder von Gott!), d. i. geistiges Bewußtsein, einigendes<br />

Wissen oder Verstehen von Wahrnehmungen, Selbstbewußtsein. Bei Philon v.<br />

Al. (t nach 40 n.<br />

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12.01.2014<br />

385<br />

172 Stelzenberger, Johannes: LEHRBUCH DER MORALTHEOLOGIE. Die Si..., 1953, S. 90<br />

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8% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 56<br />

4) Stelzenberger weist auf einen interessanten sprachlichen Zusammenhang hin:<br />

der ...... con) und das deutsche Ge soviel wie "mit". Von daher sei die<br />

Grundbedeutung von syn-eidesis, con-scientia und Ge-wissen also "Mit-wissen"<br />

(ders.: Handbuch der Moraltheologie. Paderborn 1953. S.91. Diese<br />

Gleichsetzung hält Huijts für etymologisch nicht haltbar: Wohl sei bekannt, daß<br />

die Präpositionen syn, con und ge in vielen Zusammenhängen "zusammen mit"<br />

bedeuten. Es könne aber etymologisch nicht festgestellt werden, ob der<br />

Mitwisser Gott, oder ein anderer Augenzeuge ist oder " ob ich selbst es bin" (<br />

Huijts,Joseph Hubertus: a.a.0. S.26/27).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

oder eine Verstärkung des verbum simplex bedeuten. Aber auch hier ist<br />

etymologisch nicht feststellbar, ob der Mitwisser Gott oder der andere als<br />

Augenzeuge ist, oder ob ich selbst es bin. Wenn man das dennoch versucht,<br />

sucht man in der Etymologie Beweise für bestimmte theoretische Einsichten,<br />

die dort nicht zu finden sind. So hat man auch<br />

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12.01.2014<br />

386<br />

43 Huijts, Joseph Hubertus: Gewissensbildung, 1969, S. 26<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 62<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) vgl. zum folgenden: Luhmann,Niklas: Das Phänomen des Gewissens und Problem lautet, 5280 Z1-4 Und entsprechend findet man den Sinn der<br />

die normative Selbstbestimmung der Persönlichkeit. In: Böckle,Franz/ Gewissensfreiheit dann nicht mehr darin, daß sie die Gewissensorientierung<br />

Böckenförde,Ernst-Wolfgang: Naturrecht in der Kritik. Mainz 1973. S. 223- ermöglicht, sondern darin, daß sie sie erspart. Luhmann, Niklas: Das<br />

243. Luhmann,Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen. In: Archiv des Phänomen des Gewissens und die normative Selbstbestimmung der<br />

öffentlichen Rechts. 90 (1965). S.257-286.<br />

Persönlichkeit. In: Böckle, Franz/Böckenförde, Ernst-Wolfgang: Naturrecht in<br />

der Kritik. Mainz 1973 S223 Z10-12 Die klassische >Logologie< des<br />

Gewissens hatte vor allem theologische und moralphilosophische<br />

Bezugsinteressen. S223 Z24-25 [...] , deren Stellenwert in einem religiösen<br />

oder theologischen, moralischen oder moralphilosophischen<br />

Argumentationskontext [...] . S227 Z22-24 [...] das Werterepertoire einer<br />

normalen Persönlichkeit ist so groß, daß für normale Verhaltensweisen immer<br />

Rechtfertigungen<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

387<br />

173 verschiedene, verschiedene: Untersuchung Plagiat Schavan (2012), 1980, S. 0<br />

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18% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 63<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) " Ego erwartet ein Verhalten von Alter, über das dieser als alter Ego<br />

Erwartungen des anderen erwarten können, um seine Verhaltenswahlen<br />

entscheidet nach Maßgabe von Erwartungen, die er in Bezug auf Ego als sein verstehen und voraussehen zu können. Alle Interaktion wird deshalb durch<br />

Alter hegt; vielleicht auch nach Maßgabe von Erwartungen, von denen er reflexive Bewußtseinsperspektiven, durch Erwartung von Erwartungen<br />

erwartet, daß Ego sie als sein alter Ego in bezug auf ihn als Alter hegt" ( ebd. S. gesteuert. Ego erwartet ein Verhalten von Alter, über das dieser als alter Ego<br />

225) .<br />

entscheidet nach Maßgabe von Erwartungen, die er in bezug auf Ego als sein<br />

Alter hegt; vielleicht auch nach Maßgabe von Erwartungen, von denen er<br />

erwartet, daß Ego sie als sein alter Ego in bezug auf ihn als Alter hegt. In<br />

Interaktionen sieht sich deshalb jeder Partner notwendig in einer<br />

Doppelstellung als Ego und als Alter.8 Genetisch gesehen setzt die volle<br />

Ausbildung einer solchen Struktur<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

388<br />

48 Böckle, Franz: Naturrecht in der Kritik, 1973, S. 225<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 65<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

3) Luhmann wählt als Beispiele-wenn einem Gelehrten Plagiate nachgewiesen Versehen vermeiden; Takt der Mitmenschen hilft über ihre Folgen hinweg.<br />

werden, ein Offizier Angst zeigt, ein Ehegatte untreu wird" ( ebd. S.265). Schwerer wiegt es, wenn ein Handeln ganze Rollenbereiche diskreditiert und<br />

für die Persönlichkeit unzugänglich macht - wenn einem Gelehrten Plagiate<br />

nachgewiesen werden, ein Offizier Angst zeigt, ein Ehegatte untreu wird. Hier<br />

hilft zumeist nur ein sehr weitgehender Wechsel der Umwelt zu neuen<br />

Möglichkeiten der Selbstdarstellung. Nicht selten ist ein Rückzug in Würde-<br />

Asyle wie die<br />

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12.01.2014<br />

389<br />

50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 265<br />

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7% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 66<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

3) Luhmann bezeichnet es von daher als Illusion, vom Gewissen im Namen Berufung auf ihr Gewissen der armen Frau aus der Nachbarschaft das Brot zum<br />

natürlicher Sittlichkeit Widerstand gegen eine falsch laufende soziale<br />

halben Preis verkaufen. Deshalb ist es eine Illusion - vielleicht eine gern<br />

Maschinerie zu fordern. Deren Korrektur sei Sacheder Planung und des gepflegte Illusion -, vom Gewissen im Namen natürlicher Sittlichkeit<br />

überlegten Einbaus von Lernfähigkeit in soziale Systeme (vgl. ders.: Das Widerstand gegen eine falsch laufende soziale Maschinerie zu erwarten. Deren<br />

Phänomen des Gewissens... S. 233).<br />

Korrektur wäre eine Sache der Planung, vielleicht des überlegten Einbaus von<br />

Lernfähigkeiten in soziale Systeme. Eben weil die Anerkennung des<br />

individuellen Gewissens die<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

390<br />

48 Böckle, Franz: Naturrecht in der Kritik, 1973, S. 233<br />

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8% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 68<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) " Die als Differenzierung des sozialen Systems geforderte Rollentrennung obwohl es institutionelle Puffer, etwa die Arbeitslosenversicherung, gibt und<br />

findet in der Konkretheit des Menschen ihre Schranke, und deshalb ist der obwohl in der Theorie Eigentum nichts mit Liebe zu tun hat und Glaube nichts<br />

Mensch nicht in der Lage, aus bestimmten Rollen aufgrund von<br />

mit Sport. Die als Differenzierung des sozialen Systems geforderte<br />

Gewissensentscheidungen auszusteigen, ohne andere Rollenzusammenhänge Rollentrennung findet in der Konkretheit des Menschen ihre Schranke, und<br />

in unverantwortlicher Weise zu stören" ( ebd. S. 272.<br />

deshalb ist der Mensch auch nicht in der Lage, aus bestimmten Rollen auf<br />

Grund von Gewissensentscheidungen oder sonstigen persönlichen Idiosynkra- .<br />

sien einfach auszusteigen, ohne andere Rollenzusammenhänge in<br />

unverantwortlicher Weise zu stören. Wir finden hier in der sozialen<br />

Rollendifferenzierung das Korrelat zu dem Problem, mit dem wir unsere<br />

Untersuchung begannen: der Differenzierung der Weisen, zu bindenden<br />

Entscheidungen<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

391<br />

50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 272<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 69<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) " Sie werden der Gewissensprüfung keineswegs entzogen; denn das<br />

der Einverseelung formuliert haben. er nicht wählen kann, als "unpersönlich"<br />

Gewissen erfaßt alles Verhalten ohne Ausnahme. Aber sie drängen sich nicht darzustellen. Sie werden ihm dann nicht auf sein Wesen angerechnet,<br />

zum Gewissen vor, zumindest wird es sozial nicht zugemutet, das Gewissen mit verpflichten seine künftige Selbstdarstellung nicht. Sie werden der<br />

ihnen zu befassen" ( ebd. S. 275).<br />

Gewissensprüfung keineswegs entzogen; denn das Gewissen erfaßt alles<br />

Verhalten ohne Ausnahme. Aber sie drängen sich nicht zum Gewissen vor,<br />

zumindest wird es sozial nicht zugemutet, das Gewissen mit ihnen zu befassen.<br />

Unpersönlich ist einmal das technisch komplex vermittelte Wirken, das heute<br />

die Bühne des großen Wirkens beherrscht 28 ; sodann das formal organisierte<br />

Handeln in Beruf und Wirtschaft.<br />

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12.01.2014<br />

392<br />

50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965, S. 275<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 74<br />

1) Freuds Deutungen erfahren im Laufe seines langen Wirkens Veränderungen<br />

...... und damit der Entwicklung seines Werkes verzichtet. Vielmehr ziehen wir<br />

zur Beschäftigung mit seiner Theorie über das Gewissen seine späteren Thesen<br />

heran, an denen er bis zu seinem Lebensende festhielt und die er selbst als<br />

Ergebnis langjähriger praktischer Erfahrungen und darauf aufbauender<br />

Theoriebildung bezeichnete. Eine besondere Rolle spielen dabei seine 1920<br />

erschienene spekulative Schrift "Jenseits des Lustprinzips", in der er seine<br />

Triebtheorie neu fundiert und die drei Jahre später erschienene Schrift " Das Ich<br />

und das Es", in der er seine Ichpsychologie vollendet.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

diese Auffassung der psychischen Vorgänge ihren Anfang nimmt, ist der 1914<br />

erschienene Aufsatz "Zur Einführung des Narzißmus", ihre Vollendung aber<br />

erhält sie in der 1923 erschienenen Schrift " Das Ich und das Es". In späteren<br />

Schriften, vor allem in der 1933 erschienenen "Neuen Folge der Vorlesungen<br />

zur Einführung in die Psychoanalyse" erscheinen wesentliche Ergänzungen. Die<br />

"tonische Energie" (Breuer) Wenn<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

393<br />

58 Bally, Gustav: Die Psychologie Sigmund Freuds, 1959, S. 40<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 75<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) Katastrophale Folgen entstehen, wenn die Legierung der beiden Triebanteile wenigstens partiell zu hindern. Die Widersprüchlichkeit menschlichen<br />

zerfällt und die positive Kraft die negative nicht mehr binden kann. Dieser Verhaltens tritt im Erscheinungsbild der Haßliebe hervor. Das plötzliche<br />

Sachverhalt wird am Beispiel des Triebmörders deutlich: Die seelischen Umkippen von einem Gegensatz zum anderen ist da augenscheinlich.<br />

Komponenten fallen auseinander, Liebesgenuß und Mordimpuls treten Katastrophale Folgen entstehen, wenn die Legierung der beiden Triebanteile<br />

gleichermaßen, aber getrennt voneinander auf.<br />

zerfällt, wenn sie sich >entmischen< und die positive Kraft die negative nicht<br />

mehr zu >binden< vermag. Diesen Sachverhalt demonstriert der Triebmörder.<br />

Die seelisehen Komponenten fallen auseinander, so daß Liebesgenuß und<br />

Mordimpuls gleichermaßen, aber isoliert<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

394<br />

56 Stadter, Ernst: Psychoanalyse und Gewissen, 1970, S. 47<br />

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9% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 78<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) Freud übernimmt den Begriff "Es" von Georg Groddeck, der " wohl dem gesehen, Differenzierungen von ihm sind. Der Ausdruck "das Es" wird in Das<br />

Beispiel Nietzsches gefolgt (ist), bei dem dieser grammatikalische Ausdruck Ich und das Es (19*3) eingeführt. Freud übernimmt ihn von Georg Groddeck (<br />

für das Unpersönliche und sozusagen Naturnotwendige in unserem Wesen ß), der "... selbst wohl dem Beispiel Nietzsches gefolgt (ist), bei dem dieser<br />

durchaus gebrauchlich ist" (ebd. S. 251).<br />

grammatikalische Ausdruck für das Unpersönliche und sozusagen<br />

Naturnotwendige in unserem Wesen durchaus gebräuchlich ist" (ia). Freud ist<br />

von dem Ausdruck "das Es< gefesselt, weil er den von Grod-deck entwickelten<br />

Gedanken veranschaulicht, wonach "... das, was wir unser<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

395<br />

54 Laplanche, Jean: Das Vokabular der Psychoanalyse, 1...., 1973, S. 147<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 81<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) " Beim kleinen Kind kann es niemals etwas anderes sein, aber auch bei Zustand "schlechtes Gewissen", aber eigentlich verdient er diesenNamen nicht,<br />

vielen Erwachsenen ändert sich nicht mehr daran, als daß an Stelle des Vaters denn auf dieser Stufe ist das Schuldbewußtsein offenbar nur Angst vor dem<br />

oder beider Eltern die größere menschliche Gemeinschaft tritt. Darum<br />

Liebesverlust, "soziale" Angst. Beim kleinen Kind kann es niemals etwas<br />

gestatten sie sich regelmäßig, das Böse, das ihnen Annehmlichkeiten verspricht, anderes sein, aber auch bei vielen Erwachsenen ändert sich nicht mehr daran,<br />

auszuführen, wenn sie nur sicher sind, daß die Autorität nichts davon erfährt als daß an Stelle des Vaters oder beider Eltern die größere menschliche<br />

oder ihnen nichts anhaben kann, und ihre Angst gilt allein der Entdeckung. Mit Gemeinschaft tritt. Darum gestatten sie sich regelmäßig, das Böse, das ihnen<br />

diesem Zustand hat die Gesellschaft unserer Tage im allgemeinen zu rechnen" ( Annehmlichkeiten verspricht, auszuführen, wenn sie nur sicher sind, daß die<br />

ebd. S. 484).<br />

Autorität nichts davon erfährt oder ihnen nichts anhaben kann, und ihre Angst<br />

gilt allein der Entdeckung.1) Mit diesem Zustand hat die Gesellschaft unserer<br />

Tage im allgemeinen zu rechnen. Eine große Änderung tritt erst ein, wenn die<br />

Autorität durch die Aufrichtung eines Über-Ichs verinnerlicht wird. Damit<br />

werden die Gewissensphänomene auf eine neue Stufe<br />

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12.01.2014<br />

396<br />

53 Freud, Sigmund: Gesammelte Werke 1920-1939. Schrift..., 1939, S.<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 82<br />

2) Neben der beschriebenen ontogenetisehen Gewissenstheorie gibt Freud auch<br />

eine phylogenetische Begründung des Gewissens, die allerdings nur<br />

historischen Wert hat. Dazu konstruiert er die Geschichte vom Mord am Vater<br />

der Urhorde: Der Vater soll ursprünglich den Besitz aller Frauen beansprucht<br />

haben. Aus Haß, der durch dauernden Triebverzicht immer wieder neu<br />

verstärkt wurde, töteten die Söhne den Vater. Diese Tat hatte nicht den<br />

unbewußt erwarteten Erfolg, weil keiner sich an die Stelle des Vaters setzen<br />

konnte. Freud meint nun, nach der Verwirklichung der Haßbestrebungen sei es<br />

zum Wiederauftauchen der unbefriedigten Zärt ......<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

beim Menschen. Aus einer Ära aktiver ethnologischer Forschung heraus, die<br />

mit den Namen frazer, levy-brühl, fro BENIUS, BAcHOFEN und anderen<br />

verbunden ist, konstruierte FREUD die Geschichte vom Mord am Vater der<br />

Urhorde. Ursprünglich soll der Vater den Besitz aller Frauen beansprucht haben<br />

. Die Söhne schritten aus ihrem vom Triebverzicht gespeisten Haß zum<br />

Vatermord. Doch hatte diese Tat<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

397<br />

66 Frankl, Viktor E.: Das Gewissen in der Neurose. In: Fr..., 1959, S. 41<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 82<br />

2) Neben der beschriebenen ontogenetisehen Gewissenstheorie gibt Freud auch<br />

eine phylogenetische Begründung des Gewissens, die allerdings nur<br />

historischen Wert hat. Dazu konstruiert er die Geschichte vom Mord am Vater<br />

der Urhorde: Der Vater soll ursprünglich den Besitz aller Frauen beansprucht<br />

haben. Aus Haß, der durch dauernden Triebverzicht immer wieder neu<br />

verstärkt wurde, töteten die Söhne den Vater. Diese Tat hatte nicht den<br />

unbewußt erwarteten Erfolg, weil keiner sich an die Stelle des Vaters setzen<br />

konnte. Freud meint nun, nach der Verwirklichung der Haßbestrebungen sei es<br />

zum Wiederauftauchen der unbefriedigten Zärtlichkeitsregungen gegenüber dem<br />

ermordeten Vater gekommen. Trauer, Reue und Sehnsucht hatten<br />

Schuldgefühle als Urform der Gewissensregung zur Folge. So soll aus dem<br />

Ambivalenzkonflikt der Söhne das erste sittliche Gebot " Du sollst nicht töten"<br />

entstanden sein. Die Entwicklung weiterer Gebote ist nach Freud auf den<br />

fortschreitenden Verzicht der Triebbefriedigung unter dem Druck der Realität<br />

zu verstehen (vgl. dazu; Totem und Tabu. In: Ges. Werke. Band IX. London<br />

1968. S. 171ff).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

beansprucht haben. Die Söhne schritten aus ihrem vom Triebverzicht<br />

gespeisten Haß zum Vatermord. Doch hatte diese Tat nicht den unbewußt<br />

erwarteten Erfolg, denn keiner konnte sich an die Stelle des Vaters setzen.<br />

Schon NIETZScHE hatte gesehen, daß eine letztlich mißlungene oder<br />

unbefriedigende Tat eine besonders günstige Voraussetzung für<br />

Gewissensbisse ist. FREUD meint, nach der Verwirklichung der<br />

Haßstrebungen<br />

Nietzsche hatte gesehen, daß eine letztlich mißlungene oder unbefriedigende<br />

Tat eine besonders günstige Voraussetzung für Gewissensbisse ist. Freud meint,<br />

nach der Verwirklichung der Haßstreb ungen sei es zum Wiederauftauchen der<br />

unbefriedigten Zärtlichkeitsregungen gegenüber dem ermordeten Vater<br />

gekommen, was Trauer und Reue zur Folge gehabt habe. So soll aus dem Ambivalcnzkonflikt<br />

der Söhne - ähnlich der Auffassung Darwins - das erste sittliche<br />

Gebot "Du<br />

nach der Verwirklichung der Haßstrebungen sei es zum Wicdcrauftauchcn der<br />

unbefriedigten Zärtlichkeitsregungen gegenüber dem ermordeten Vater<br />

gekommen, was Trauer und Reue zur Folge gehabt habe. So soll aus dem<br />

Ambivalenzkonflikt der Söhne ähnlich der Auffassung darwins das erste<br />

sittliche Gebot " Du sollst nicht töten" hervorgegangen sein. Die weitere<br />

Entwicklung der Sittlichkeit stellt sich FREUD als einen fortschreitenden<br />

Verzicht auf Triebbefriedigung unter dem Druck der Realität vor. In der<br />

gegenwärtigen<br />

66 Frankl, Viktor E.: Das Gewissen in der Neurose. In: Fr..., 1959, S. 41<br />

114 Frankl, Viktor E.: Handbuch der Neurosenlehre und psyc..., 1959, S. 701<br />

66 Frankl, Viktor E.: Das Gewissen in der Neurose. In: Fr..., 1959, S. 42<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

398<br />

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15% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 92<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) " Der Lebensstil wird verschiedentlich gleichgesetzt mit dem Ich, der einem und der Welt, wie auch seinen einzigartigen Weg, in seiner besonderen<br />

Menschen eigenen Persönlichkeit, der Einheit der Persönlichkeit, der<br />

Situation nach seinem Ziel zu streben. Der Begriff "Lebensstil" hat also einen<br />

individuellen Form der schöpferischen Aktivität, der Methode, Problemen ins dynamischen Inhalt. " Der Lebensstil wird verschiedentlich gleichgesetzt mit<br />

Auge zu sehen, der Meinung von sich selbst und den Lebensproblemen, der dem Ich, der einem Menschen eigenen Persönlichkeit, der Einheit der<br />

ganzen Einstellung zum Leben und anderen" ( Ansbacher,Heinz L. (Hrsg.): Persönlichkeit, der individuellen Form der schöpferischen Aktivität, der<br />

Alfred Adlers Individualpsychologie. München 1972. S.175)<br />

Methode, Problemen ins Auge zu sehen, der Meinung von sich selbst und den<br />

Lebensproblemen, der ganzen Einstellung zum Leben, und anderen"52. Eine<br />

besondere Rolle spielt das Gemeinschaftsgefühl. Adler legt seinen Standpunkt<br />

folgendermaßen dar: "Die Individualpsychologie steht auf dem Standpunkt der<br />

völligen Einheit des Individuums, das sie<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

399<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 32<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 93<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

2) " Durch die Imagination eines übertriebenen Gewissens und übertriebener heraus, die er mit seinem aggressiven Verhalten erlitten hat, durch die<br />

Schuldgefühle wird der männliche Protest von der geradlinigen Aggression Errichtung dieser fiktiven Instanz besser "an die allgemeinen Leitbilder der<br />

abgedrängt und auf konstruierte Bahnen der Weichherzigkeit gelenkt" ( ebd. S. Moral herangebracht werden" kann: " Durch die Imagination eines<br />

62.<br />

übertriebenen Gewissens und übertriebener Schuldgefühle wird der männliche<br />

Protest von der geradlinigen Aggression abgedrängt und auf konstruierte<br />

Bahnen der Weichherzigkeit gelenkt." Zum andern beim Nervösen: ihn lockt<br />

immer "die Unfruchtbarkeit der Gewissensbisse, der Reue, der Trauer, weil ihr<br />

trügerischer Schein ihn hebt und zu veredeln und<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

400<br />

45 Baumhauer, Otto: Das Vor-Urteil des Gewissens, 1970, S. 82<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 95<br />

3) In der autoritären Ethik stellt eine Autorität Gebote und Normen der<br />

Lebensführung auf und bestimmt, was gut und böse ist. In der humanistischen<br />

Ethik dagegen ist der Mensch zugleich Normgeber und Adressat der Normen.<br />

Autoritäre und humanistische Ethik unterscheiden sich durch ein formales und<br />

ein materiales Kriterium: Formal streitet die autoritäre Ethik dem Menschen die<br />

Fähigkeit zur Unterscheidung von gut und böse ab. Normgeber ist immer eine<br />

Autorität, die das Individuum transzendiert. Inhaltlich wird in der autoritären<br />

Ethik die Frage nach gut und böse vom Standpunkt des Nutzens für die<br />

Autorität beantwortet (vgl. dazu: ebd. S. 21-27).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ist der Mensch zugleich Normgeber und Gegenstand der Normen [...]. [Seite<br />

23, Z. 11-23] Autoritäre Ethik unterscheidet sich von humanistischer Ethik<br />

durch zwei Kriterien, ein formales und ein materiales. Formal streitet die<br />

autoritäre Ethik dem Menschen die Fähigkeit ab, zu wissen, was gut und was<br />

böse ist. Der Normgeber ist stets eine Autorität, die das Individuum<br />

transzendiert. [... ] Materialiter (oder inhaltlich) beantwortet die autoritäre<br />

Wissenschaft vom menschlichen Handeln unter der formalen Differenz von Gut<br />

und Böse 1. Die Differenz von Gut und Böse als Grund allen ethischen Fragens<br />

Die Fähigkeit zur Unterscheidung von Gut und Böse ist nicht etwas an den<br />

Menschen von außen Herangetragenes, sondern ist der Vernunftnatur des<br />

Menschen ursprünglich und wesenhaft eigen. Das allgemeinste Kriterium aller<br />

menschlichen Vernunft<br />

ab, zu wissen, was gut und was böse ist. Der Normgeber ist stets eine Autorität,<br />

die das Individuum transzendiert. [... ] Materialiter (oder inhaltlich)<br />

beantwortet die autoritäre Ethik die Frage nach Gut und Böse primär vom<br />

Standpunkt des Nutzens für die Autorität [...]. Jacobi 1971 Seite 42, Z. 19-21] [.<br />

.. ] muß das Ich in seiner Begegnung mit der Umwelt zuerst zu einem festen<br />

Kern zusammenwachsen[FN 31]. [Seite 48, Z. 38-39] Unter Persona versteht<br />

Jung jenen<br />

80 Dokumentation mutmaßlicher Plagiate..., 1979, S. 0<br />

174 Korff, Wilhelm: Theologische Ethik. Eine Einführung, 1975, S. 18<br />

80 Dokumentation mutmaßlicher Plagiate..., 1979, S. 0<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

401<br />

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15% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 111<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

2) " Die Wirksamkeit dieses Instinktschemas steht und fällt also damit, daß es die Tiere auf bestimmte Merk- und "Wirkmale" je ihrer Umwelt immer nur<br />

nur allgemein gilt, daß es nur nach dem Gesetz der allgemeinen Zahl gilt, nach einem starren Schema, das ein für allemal und für alle Individuen<br />

während es im Einzelfall nicht nur versagt, sondern das Einzelwesen geradezu feststeht. Die Wirksamkeit dieses Instinktschemas steht und fällt also damit,<br />

dazu verführt, unter gewissen Umständen zwar durchaus instinktgemäß, aber daß es nur allgemein gilt, daß es nur nach dem Gesetz der großen Zahl gilt,<br />

gerade darum ausgesprochen zweckwidrig 'unvernünftig' sich zu verhalten. während es im Einzelfall nicht nur versagt, sondern das Einzelwesen geradezu<br />

Dasselbe instinktive Reaktionsschema, das etwa der Majorität der Ameisen, dazu verführt, unter gewissen Umständen zwar durchaus instinktgemäß, aber<br />

dem ganzen Ameisenstaat, das Leben erhält oder rettet, kann die einzelne gerade darum ausgesprochen zweckwidrig, "unvernünftig" sich zu verhalten.<br />

Ameise unter Umständen um ihr Leben bringen" ( ders.: Der Mensch vor der Dasselbe instinktive Reaktionsschema, das etwa der Majorität der Ameisen, dem<br />

Frage nach dem Sinn. S. 68.).<br />

ganzen Ameisenstaat, das Leben erhält oder rettet, kann die einzelne Ameise<br />

unter Umständen um ihr Leben bringen. Das wird, vom Instinkt aus gesehen,<br />

eben in Kauf genommen: Der vitale Instinkt vernachlässigt das Individuelle.<br />

Ganz anders, ja im Gegensatz dazu wird nun die<br />

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12.01.2014<br />

402<br />

82 Frankl, Viktor E.: Der Mensch vor der Frage nach dem S..., 1979, S. 67<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 116<br />

1) vgl. dazu: Freud,Sigmund: Das Interesse an der Psychoanalyse. G.W. VIII.<br />

S. 398: "Man darf es wohl aussprechen, daß das psychoanalytische Studium der<br />

Träume den ersten Einblick in eine bisher nicht geahnte Tiefenpsychologie<br />

eröffnet hat."<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Revisionen der Freudschen Doktrin ein 5 . Nur in diesem Sprachgebrauch wird<br />

der 'Vgl. I. A. Caruso, Bios, Psyche und Person, Freiburg 1957, S. 3: ders.,<br />

Psychoanalyse pour la personne, Paris 1962, S. 29) 32. s "Man darf es wohl<br />

aussprechen, daß das psychoanalytische Studium der Träume den ersten<br />

Einblick in eine bisher nicht geahnte Tiefenpsychologie eröffnet hat", S. Freud,<br />

Das Interesse an der Psychoanalyse, G. W. VIII, S. 398. angebliche<br />

Unterschied zwischen "Tiefenpsychologie" und "Psychoana- lyse" deutlich.<br />

Nach Meinung Carusos sind an diesem Sprachgebrauch vor allem die "<br />

orthodoxen"<br />

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12.01.2014<br />

403<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 12<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 116<br />

2) Den Unterschied zwischen Psychoanalyse und Tiefenpsychologie beschreibt<br />

Nowak wie folgt: Mit Psychoanalyse sei " in erster Linie eine Methode der<br />

seelischen Heilbehandlung dargestellt, eine Analyse der Tiefenseele nach<br />

verdrängten unbewußten Inhalten, die das bewußte Denken und Handeln<br />

stören. ... Das Wort 'Tiefenpsychologie' unterstreicht mehr den allgemein<br />

theoretischen und systematischen Aspekt der Disziplin" ( Nowak,Antoni J.: a.a.<br />

O. S. 14).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

für Tiefenpsychologie, Rundschreiben 8, vom 1. Oktober 1963 bis März 1964. '<br />

S. Freud, Selbstdarstellung, G. W. XIV, S. 65. Vgl. Ders., Neue Folge der<br />

Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse, G. W. S. 154; ders., Die<br />

Frage der Laienanalyse, G. W. XIV, S. 223. in erster Linie eine Methode der<br />

seelischen Heilbehandlung darstellt, eine Analyse der Tiefenseele nach<br />

verdrängten unbewußten Inhalten, die das bewußte Denken und Handeln<br />

stören. Kurz gesagt, der Kern der Psychoanalyse liegt in der Methode und der<br />

Technik der seelischen Heilbehandlung. Psychoanalyse ist keine Philosophie,<br />

sondern nur eine Technik des Vorgehens, eine Haltung des Beraters dem<br />

Ratsuchenden gegenüber. Das Wort Tiefenpsychologie unterstreicht mehr<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

404<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 14<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 121<br />

1) Otto Baumhauer, der versucht hat, aus dem Freudschen Entwicklungsmodell<br />

Ableitungen für die Erziehung vorzunehmen, hat hierbei auf die Bedeutung der<br />

Sexualerziehung hingewiesen: " Wir müssen so erziehen, daß das Kind, der<br />

junge Mensch, seine eigene Sexualität zunächst, dann aber Sexualität<br />

überhaupt nicht als etwas Böses, Häßliches, Unreines empfindet, sondern sie<br />

als Ausdruck der ihm mitgegebenen Liebeskraft und Liebesfähigkeit erfahren<br />

lernt" (Baumhauer,Otto: a.a.O. S. 36).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Aggression als menschliche Grundtriebe, an die der Mensch unentrinnbar<br />

gebunden ist, erkannt werden und dass der Mensch zunächst einmal sich selbst<br />

mit diesen Grundtrieben annimmt." (35) 3. " Wir müssen so erziehen, dass das<br />

Kind, der junge Mensch seine eigene Sexualität zunächst, dann aber Sexualität<br />

überhaupt nicht als etwas Böses, Hässliches, Unreines empfindet, sondern sie<br />

als Ausdruck der ihm mitgegebenen Liebeskraft und Liebesfähigkeit erfassen<br />

lernt, und er muss begreifen - ohne dass die Sexualität als solche abgewertet<br />

würde -, dass dieser Liebestrieb sich nicht in der Sexualität erschöpft, sondern<br />

noch<br />

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12.01.2014<br />

405<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 269<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 123<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) " Die Macht der Gemeinschaft verdrängt das Werturteil des individuellen, In einer solchen Werthierarchie ist das gut, was das Leben in der Gemeinschaft<br />

personalen Gewissens. Der Mensch ist also "gut", wenn er anpassungsfähig ist. ermöglicht und böse das, was das Leben in der Gemeinschaft unmöglich macht.<br />

Ein System, in dem die Gemeinschaft über Gut und Böse entscheidet, kann Die Macht der Gemeinschaft verdrängt das Werturteil des individuellen,<br />

schnell zum Totalitarismus führen" ( Nowak,Antoni J. a.a.O. S. 86).<br />

personalen Gewissens. Der Mensch ist also "gut", wenn er anpassungsfähig ist.<br />

Ein System, in dem die Gemeinschaft über Gut und Böse entscheidet, kann<br />

schnell zum Totalitarismus führen. 's E. Ringel, Tiefenpsychologie und Glaube,<br />

in: "Gott, Mensch, Universum" (Hrsg. J. Hüttenbügel), Graz - Wien - Köln<br />

1974, S. 235 236. s* Vgl. A. Adler, Religion und Individualpsychologie,<br />

Leipzig 1933, S. 73. Freud und Adler versuchen, die zielgerichtete<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

406<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute..., 1978, S. 86<br />

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1<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 124<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

2) " Das absolut Gute und das schlechthin Böse existieren wohl als abstrakte mais il est avantageux de lui repr senter l'un et l'autre1"." Worte, die sich genau<br />

Begriffe. Sobald sie jedoch als psychologische Phänomene betrachtet werden, m,t den Tatsachen decken, die Jung in seiner praktischen Arbeit begegnet sind.<br />

muß man stets davon ausgehen, welcher Mensch unter welchen Umständen Das absolut Gute und das schlechthin Böse existieren wohl als abstrakte<br />

etwas getan, gesagt oder gedacht hat. Ob etwas als böse und schuldhaft Begriffe. Sobald sie jedoch als psychologische Phänomene betrachtet werden,<br />

bezeichnet wird, ist zudem weitgehend von dem subjektiven Urteil abhängig, muß man stets davon ausgehen, welcher Mensch 14 Z. B. in seinem Buch Aion,<br />

ebenso wie auch das Maß und die Schwere einer Schuld" ( ebd. S.143f). in V. White, Gott und das Unbewußte, Vorwort; in Antwort auf Hiob; in<br />

Versuch einer psychologischen Deutung des Trinitätsdogmas, Ges. Werke Bd.<br />

11;<br />

in Versuch einer psychologischen Deutung des Trinitätsdogmas, Ges. Werke<br />

Bd. 11; in Mysterium Coniunctionis, Ges. Werke Bd. 14/1, und weiteren<br />

Werken. unter welchen physischen, sozialen und psychologischen Umständen<br />

etwas getan, gesagt oder gedacht hat. Ob etwas als böse und schuldhaft<br />

bezeichnet wird, ist zudem weitgehend von einem subjektiven Urteil abhängig,<br />

ebenso wie auch das Maß und die Schwere einer Schuld. Überlegen wir uns z.<br />

B. das Fünfte Gebot: "Du sollst nicht töten "." Töten ist zweifellos Sünde, aber<br />

auch sie kann von verschiedenen Gesichtspunkten aus beurteilt werden. Es<br />

79 Jacobi, Jolande: Der Weg zur Individuation, 1971, S. 143<br />

79 Jacobi, Jolande: Der Weg zur Individuation, 1971, S. 144<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

407<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 127<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

4) " Was sich da meldet - Recht auf Gewissensfreiheit, Kritik, Forderung Instanzen des Ueber-Ichs offenbar nicht mehr individualpsychologisch<br />

idealer Verhältnisse - ist nicht das Über-Ich, sondern das sind<br />

funktionieren, sondern mich selbst gleichsam verschonen und sich dafür gegen<br />

Ersatzreaktionen darauf, daß dieses Über-Ich weithin verkümmert ist" ( ebd. S. die andern, die Gesellschaft, die Institutionen richten." ..." Was sich da meldet -<br />

47).<br />

Recht auf Gewissensfreiheit, Kritik, Forderung idealer Verhältnisse - ist nicht<br />

das Ueber-Ich, sondern das sind Ersatzreaktionen darauf, dass dieses Ueber-Ich<br />

weithin verkümmert ist." (46/47) Das wären die fünfzehn wichtigsten<br />

Forderungen, die Baumhauer aus der Darstellung des Freud'schen<br />

Gewissensrhodells ableitet. Ich möchte dazu einige Bemerkungen anfügen: Aus<br />

dieser Fülle<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

408<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 271<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 136<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) "... somit haben wir es mit Tatsachen zu tun, die, wenn auch nicht zu den werden, auf die Gestaltung der Spielregeln einen I unleugbaren Einfluß aus. Im<br />

elementarsten, so doch zu den spontansten und einflußreichsten gehören" ( Falle der Spiele ist jedoch die Einwirkung der Erwachsenen zumindest auf ein<br />

Piaget,Jean:a.a.0.S.8<br />

Minimum beschränkt: somit haben wir es mit Tatsachen zu tun, die, wenn auch<br />

nicht zu den elementarsten, so doch zu den spontansten und aufschlußreichsten<br />

gehören. Vor allem ist es leicht, beim Studium der Spielregeln zwei Gruppen<br />

von Erscheinungen gleichzeitig zu beobachten: i. Die Praxis der Regeln, d. h.<br />

die Art, wie<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

409<br />

88 Piaget, Jean: Das moralische Urteil beim Kinde, 1954, S. 7<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 137<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) " Einerseits empfindet das Kind in hohem Grad das Bedürfnis, wie die halten, um zu sehen, wer die anderen besiegen wird. Seine Ziele sind andere<br />

anderen zu spielen ... Auf der anderen Seite aber denkt das Kind ... einzig daran,<br />

seine Erfahrungen für sich zu verwerten; sein Vergnügen besteht noch<br />

lediglich in der Ausbildung seiner Geschicklichkeit und dem Gelingen dessen,<br />

und im übrigen zweifacher Art; ein doppeltes Verhalten, welches den<br />

Egozentrismus definiert. Einerseits empfindet das Kind in hohem Grad das<br />

Bedürfnis, wie die anderen zu spielen und vornehmlich wie die Großen, d. h.<br />

was es ausführen will. Seine Freude ist im wesentlichen ... motorisch und nicht sich als ein Glied der so ehrenwerten Brüderschaft, der korrekten<br />

sozial" (ebd. S. 38).<br />

Murmelspieler zu fühlen. Auf der andern Seite aber denkt das<br />

ist, daß sein Spiel "richtig" ist (in dieser Hinsicht entsteht seine Überzeugung<br />

ebenso leicht, wie wenn es sich darum handelt, irgendeine Handlung des<br />

Erwachsenen nachzuahmen), einzig daran, seine Erfahrungen für sich zu<br />

verwerten; sein Vergnügen besteht noch lediglich in der Ausbildung seiner<br />

Geschicklichkeit und dem Gelingen dessen, was es ausführen will. Seine<br />

Freude ist im wesentlichen wie im vorhergehenden Stadium motorisch und<br />

nicht sozial. Der wirkliche "Socius" des Spielers in diesem Stadium ist nicht<br />

der Partner aus Fleisch und Blut, sondern<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

410<br />

88 Piaget, Jean: Das moralische Urteil beim Kinde, 1954, S. 37<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 137<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

2) " Indem es gewinnen will, bemüht sich das Kind vor allem, mit seinen eine oder zwei Murmeln mehr als seine Gegner hinausbekommt, niemals eine<br />

Gegnern zu kämpfen, indem es die gemeinsamen Regeln beachtet. Damit hört große Bedeutung bei; der bloße Wettkampf bildet also nicht den einzigen<br />

die eigentliche Freude am Spiel auf, motorisch und egozentrisch zu sein, um Antrieb zum Spiel. Indem es gewinnen will, bemüht sich das Kind vor allem,<br />

sozial zu werden" ( ebd. S. 40).<br />

mit seinen Gegnern zu kämpfen, indem es die gemeinsamen Regeln beachtet.<br />

Damit hört die eigentliche Freude am Spiel auf motorisch und egozentrisch zu<br />

sein, um sozial zu werden. Die Handlungen einer Murmelpartie und die<br />

Murmelpartie selbst entsprechen nun den Worten eines Gesprächs: die<br />

gegenseitige Einschätzung der vorhandenen Kräfte führt dank der Beachtung<br />

der<br />

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12.01.2014<br />

411<br />

88 Piaget, Jean: Das moralische Urteil beim Kinde, 1954, S. 38<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 138<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) Oser,Fritz: Das Gewissen lernen. S. 319. " Am Ausgangspunkt dieser entsteht. Die anfänglichen Regeln des Murmelspiels (von oben herunterwerfen,<br />

Verhaltensweisen steht ein Bedürfnis nach Übung. ... Das Kind beginnt, indem die Murmeln aufeinandersetzen, eingraben usw.), die wir um das z. bis 3.<br />

es die ihm überlassenen Murmeln in dieses oder jenes ihm bereits bekannte Lebensjahr beobachtet haben, sind nichts anderes. Am Ausgangspunkt dieser<br />

Assimilationsschema einfügt. ... Dann akkomodiert es diese Schemata dem Verhaltensweisen steht ein Bedürfnis nach Übung, welches der besonderen<br />

Gegenstand. ...Diese Mischung von Assimilation an die früheren Schemata und Natur des gehandhabten Gegenstandes Rechnung trägt. Das Kind beginnt,<br />

Anpassung an gegenwärtige Bindungen definiert die motorische Intelligenz" ( indem es die ihm überlassenen Murmeln in dieses oder jenes ihm bereits<br />

ebd. S. 93f).<br />

bekannte Assimilationsschema einfügt: ein Nest machen, eingraben usw. Dann<br />

akkomodiert es diese Schemata dem Gegenstand: Verhindern des Fortrollens,<br />

indem es sie in ein Loch legt, von oben herunterwerfen usw. Diese Mischung<br />

von Assimilation an die früheren Schemata und<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

412<br />

88 Piaget, Jean: Das moralische Urteil beim Kinde, 1954, S. 92<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 151<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

2) " Der Mensch ist das, was er ist, immer nur durch die Art, wie er die Welt Seelisches Leben ist aber nicht nur in sich ein Ganzes, dessen Glieder<br />

erlebt und wie er sich zur Welt verhält. Erleben und Verhalten ... sind recht integrativ zusammenhängen. Es steht zugleich auch in einem ganzheitlichen<br />

eigentlich ein Dialog zwischen Mensch und Welt" ( ebd. S. 125).<br />

Zusammenhang mit der Welt. Der Mensch ist das, was er ist, immer nur durch<br />

die Art, wie er die Welt erlebt und wie er sich zur Welt verhält. Erleben und<br />

Verhalten bewegen sich immer im Kreisgeschehen der Kommunikation<br />

zwischen dem Individuum und der Welt, sie sind recht eigentlich ein Dialog<br />

zwischen Mensch und Welt. So steht also menschliches Leben und Erleben im<br />

Zeichen einer zweifachen<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

413<br />

89 Lersch, Phillip: Zum Personenverständnis in der Psyc..., 1966, S. 124<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 155<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) ebd. S. 137. " Wir erfahren uns im Engagement des Willens, in<br />

und mit uns, es vollzieht sich etwas an uns. Im Unterschied hiervon wird in<br />

Selbstbeherrschung, im Sichzusammenehmen und Sichkonzentrieren, aber auch Denken und Wollen das Ich als identischer Ausgangspunkt und Initiator erlebt.<br />

in der willensmäßigen Überwindung äußerer Widerstände nicht als pathisch Wir erfahren uns im Engagement des Willens, in Selbstbeherrschung, im<br />

getrieben, sondern als aktiv steuernd, nicht als bewegt, sondern als bewegend" ( Sichzusammennehmen und Sichkonzentrieren, aber auch in der<br />

ebd. S. 137)<br />

wülensmäßigen Überwindung äußerer Widerstände nicht als pathisch getrieben,<br />

sondern als aktiv steuernd, nicht als bewegt, sondern als bewegend. In<br />

ähnlicher Weise wird auch das Denken erlebt als Initiative des bewußten Ich,<br />

in der und durch die wir uns über die reine Pathik endothymen<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

414<br />

89 Lersch, Phillip: Zum Personenverständnis in der Psyc..., 1966, S. 136<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 157<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

3) " In den Regungen des Gewissens wird die Erfüllung oder Nichterfüllung der an Bindungen erleben, auf unser Handeln bezogen. Denn wie alle<br />

in den Gemütsregungen erfahrenen Verbindlichkeiten und Bindungen<br />

Gefühlsregungen, so enthalten auch die des Gemütes eine Antriebskomponente,<br />

endothym erlebt" ( ebd. S. 243).<br />

die im Handeln ihre Verwirklichung findet. In den Regungen des Gewissens<br />

wird die Erfüllung oder Nichterfüllung der in den Gemütsregungen erfahrenen<br />

Verbindlichkeiten und Bindungen endothym erlebt1" So haben wir das Recht,<br />

von sozialem Gewissen, von Wahrheits-, Leistungs- und Arbeitsgewissen zu<br />

reden. Es kann uns das Gewissen schlagen, wenn wir Imperative der<br />

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12.01.2014<br />

415<br />

90 Lersch, Phillip: Aufbau der Person, 11. Aufl., 1970, S. 282<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 158<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

6) In dem genannten Sammelband von Petrilowitsch " Das Gewissen als rKTTorster, Das Gewissen als freiheitliches Ordnungsprinzip (Würzburg 1962)<br />

Problem" sind neben seinem erwähnten Aufsatz weitere Beiträge u.a. von Felix 20; H. Remplein, Die seelische Entwicklung des Menschen im Kindes- und<br />

Krueger (Seelische Struktur, 1948), Albert Wellek (Polaritäten der '<br />

Jugendalter (München "1962). Über Einzelfragen informiert der Sammelband<br />

Kernschicht', 1965) August Vetter (Die Person in strukturpsychologischer von N. Petrilowitsch, Das Gewissen als Problem ( Darmstadt 1966). oder<br />

Sicht, 1960) als Ausschnitte aus den erwähnten Büchern der Autoren<br />

Fernsehen vermittelt der kindlichen Seele langanhaltende Eindrücke". ( Nach<br />

abgedruckt.<br />

und nach, am augenfälligsten ab der Vorpubertät, die beim Mädchen nach dem<br />

10. Lebensjahre, beim Jungen<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

416<br />

175 Vom Gesetz zum Gewissen. Das Verhäl..., 1968, S. 41<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 162<br />

2) Beim Kant der 50er Jahre dominiert noch der Objektivismus der Aufklärung:<br />

" Im Gegensatz zum Gedanken einer autonomen Naturgeschichte fehlt der<br />

Gedanke einer theoretischen oder praktischen Autonomie des Menschen im<br />

Sinn der kritischen Hauptschriften nach 1781 trotz ihres<br />

Aufklärungshintergrundes dieser frühen Philosophie, die Gesetzmäßigkeit des<br />

Gegenstandsbereichs wird nicht in ihrer Relation zum Menschen verstanden,<br />

sondern im Blick auf ihren naturhaften Seinsgrund gedeutet, die Freiheit des<br />

Menschen nicht als autonome Distanz zur Weltgesetzlichkeit und absolute<br />

Selbstbestimmung der Vernunft, sondern als Moment einer kosmischen<br />

Ordnung bestimmt" ( Forschner, Maximilian: Gesetz und Freiheit. Zum<br />

Problem der Autonomie bei I. Kant. München 1974. S. 33).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

ein Gott eben deswegen, weil die Natur auch selbst im Chaos nicht anders als<br />

regelmäßig und ordentlich verfahren kann." (Allgemeine Naturgeschichte und<br />

Theorie des Himmels, I, 228)1". Im Gegensatz zum Gedanken einer autonomen<br />

Naturgeschichte fehlt der Gedanke einer theoretischen oder praktischen<br />

Autonomie des Menschen im Sinn der kritischen Hauptschriften nach 1781<br />

trotz ihres Aufklärungshintergrundes dieser frühen Philosophie, die<br />

Gesetzmäßigkeit des Gegenstandsbereichs wird nicht in ihrer Relation zum<br />

Menschen verstanden, sondern im Blick auf ihren naturhaften Seinsgrund<br />

gedeutet, die Freiheit des Menschen nicht als autonome Distanz zur<br />

Weltgesetzlichkeit und absolute Selbstbestimmung der Vernunft, sondern als<br />

Moment einer kosmischen Ordnung bestimmt. Die Zuwendung zum Menschen<br />

in der Epoche der Aufklärung hatte ja allgemein noch keineswegs die Wende<br />

des wesentlich kosmologischen Denkens zur Folge, wie es die<br />

der Vorbestimmung durch die Grundwahl oder Grundbejahung der<br />

Entscheidungs-Freiheit" (M.Müller, a.a.O. 304). 48 _ J 1 1 Vgl. R.Pohlmann,<br />

Art. Autonomie, in: HWP I, 701-719, 701. 49 3 3 G. Rohrmoser, Art.<br />

Autonomie, in: HPhG (Studienausgabe) I, 155-170, 156. 50 4 4 Vgl. M.<br />

Forschner, Gesetz und Freiheit. Zum Problem der Autonomie bei 1. Kant,<br />

Epimeleia, Beiträge zur Philosophie, Bd. 24, München 1974. Während beim<br />

Kant der 50er Jahre der Objektivismus der Aufklärung dominiert, zeigen<br />

bereits die Schriften der frühen 60er Jahre ("<br />

102 Forschner, Maximilian: Gesetz und Freiheit. Zum Problem de..., 1974, S. 32<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 1<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

417<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 162<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

3) Die Schriften der frühen 60er Jahre ("Der einzig mögliche Beweisgrund..." Zum Problem der Autonomie bei 1. Kant, Epimeleia, Beiträge zur Philosophie,<br />

1762 und "Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze..." 1762/63) Bd. 24, München 1974. Während beim Kant der 50er Jahre der Objektivismus<br />

zeigen bereits Kants Wandel: " Entscheidend ist zunächst der Wandel des der Aufklärung dominiert, zeigen bereits die Schriften der frühen 60er Jahre ("<br />

Begriffs der Vollkommenheit und im Gefolge davon eine Neuformulierung des Der einzig mögliche Beweisgrund ..." 1762 sowie "Untersuchung über die<br />

Gedankens der Verbindlichkeit wie des notwendigen Zweckes, demzufolge Deutlichkeit der Grundsätze..." 1762/63) einen tiefgreifenden Einschnitt im<br />

eine Handlung als sittlich gut qualifiziert werden kann. Die Wandlung Kants moralphilosophischen Denken Kants. " Entscheidend ist zunächst der Wandel<br />

läßt sich als anthropologische Wende oder besser als Wende zur Subjektivität des Begriffs der Vollkommenheit und im Gefolge davon eine Neuformulierung<br />

bezeichnen, da nunmehr Vollkommenheit, Ordnung, Verbindlichkeit, das Gute des Gedankens der Verbindlichkeit wie des notwendigen Zweckes, demzufolge<br />

etc. wesentlich vom Erkennen und Willen eines Subjektes her konzipiert eine Handlung als sittlich gut qualifiziert werden kann. Diese Wandlung Kants<br />

werden" ( ebd. S. 64).<br />

läßt sich als anthropologische Wende oder besser als Wende zur Subjektivität<br />

bezeichnen, da nunmehr Vollkommenheit, Ordnung, Verbindlichkeit, das Gute<br />

etc. wesentlich vom Erkennen und Willen eines Subjektes her konzipiert<br />

werden" ( ebd. 64). 7 7 I.Kant, KrV, in: ders., Werke in zehn Bänden hrsg v W.<br />

Weischedel, IV, Darmstadt 1968, 675 (A 803 B 831). "Wir erkennen also die<br />

praktische Freiheit durch Erfahrung, als eine von den Naturursachen,<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

418<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 1<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 164<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

2) " Die Frage: Was ist der Mensch? hat immer auch die Bedeutung: Wer ist der ganze kritische Philosophie hinführen soll auf eine solche Selbstbesinnung.<br />

Mensch? Ja: Was und wer bin ich?" ( ebd. S. 18).<br />

Damit ist zugleich deutlich, in welchem Sinne Kant die allgemeine Frage stellt<br />

und zu beantworten sucht. Die Frage: Was ist der Mensch? hat immer auch die<br />

Bedeutung: Wer ist der Mensch? Ja: Was und wer bin ich? Bestimmung der<br />

Aufgabe Von dieser vorläufigen Kennzeichnung der Kantischen Philosophie<br />

ausgehend, umgreifen wir in einigen Thesen Richtung und Aufgabe der<br />

folgenden Darstellung: 1. Kant stellt sein<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

419<br />

91 Schwartländer, Johannes: Der Mensch ist Person. Kants Lehre ..., 1968, S. 18<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 166<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) " Das Bewußtsein der unbedingten Verbindlichkeit ist ein Faktum, aber kein es nimmt als Faktum der Vernunft einen Teil gerade desjenigen in sich auf, was<br />

empirisches, sondern ein Faktum der Vernunft, und zwar 'das einzige Faktum früher Kant selbst zu der Annahme eines moralischen Grundgefühls veranlaßt<br />

der reinen Vernunft'" ( Schwartländer,Johannes: a.a.O. S. 123).<br />

hatte ". Das Bewußtsein der unbedingten Verbindlichkeit ist ein Faktum, aber<br />

kein empirisches, sondern ein Faktum der Vernunft, und zwar "das einzige<br />

Faktum der reinen Vernunft" ( Kp V, 36). Empirisch faktisch ist unsere<br />

sinnliche Erfahrung. In dieser ist es wohl unser Verstand als das spontane,<br />

formgebende Vermögen, der die Erkenntnis zuwege bringt; doch<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

420<br />

91 Schwartländer, Johannes: Der Mensch ist Person. Kants Lehre ..., 1968, S. 123<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 166<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

3) " Das kantische Problem der Autonomie als Gesetzgebung der Vernunft allgemeine Gesetz der Vernunft sieht Kant die sittliche Autonomie. Autonomie<br />

bezüglich des Begehrens betrifft also nicht die Wahlmöglichkeit des Menschen besagt demnach keine Willkür individueller Subjektivität, sondern die<br />

bezüglich verschiedener Begehrungsobjekte, betrifft auch nicht die<br />

Selbstbindung an das eigene Gesetz der Vernunft. " Das kantische Problem der<br />

vernunftgeleitete Ablehnung bzw. Bevorzugung bestimmter Handlungsziele Autonomie als Gesetzgebung der Vernunft bezüglich des Begehrens betrifft<br />

mit Rücksicht auf ihre Durchführbarkeit, Nützlichkeit und Schädlichkeit... also nicht die Wahlmöglichkeit des Menschen bezüglich verschiedener<br />

betrifft schließlich nicht 'praktische' Handlungsanweisungen zur Realisierung Begehrungsobjekte, betrifft auch nicht die vernunftgeleitete Ablehnung bzw.<br />

eines Ziels..., das kantische Problem der Autonomie im praktischen Sinn Bevorzugung bestimmter Handlungsziele mit Rücksicht auf ihre<br />

betrifft lediglich die Möglichkeit eines Willens, bzw. einer reinen praktischen Durchführbarkeit, Nützlichkeit, Schädlichkeit..., betrifft schließlich nicht ><br />

Vernunft" ( Forschner,Maximilian: a.a.O. S. 195).<br />

praktische< Handlungsanweisungen zur Realisierung eines Ziels..., das<br />

kantische Problem der Autonomie im praktischen Sinn betrifft lediglich die<br />

Möglichkeit eines Willens, bzw. einer reinen praktischen Vernunft." 9<br />

In dieser<br />

Selbstgesetzgebung der Vernunft als Wille liegt das oberste Prinzip der<br />

Sittlichkeit. Damit sieht Kant den Menschen herausgehoben aus aller<br />

Naturbestimmung. Die Autonomie als<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

421<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 53<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 166<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

4) " Die Wesen, deren Dasein zwar nicht auf unserem Willen, sondern der Natur aber eine durchgängige Verknüpfung durch Apperzeption ist", bleiben und<br />

beruht, haben dennoch, wenn sie vernunftlose Wesen sind, nur einen relativen insofern ist dieser Begriff auch "zum praktischen Gebrauche nötig und<br />

Wert, als Mittel, und heißen daher Sachen, dagegen vernünftige Wesen hinreichend", KrV 1. A. tr. Dial. 2. B. 1. H. 3. Paralogismus (I 739 ff. Rc 442<br />

Personen genannt werden, weil ihre Natur sie schon als Zwecke an sich selbst, ff.). " Die Wesen, deren Dasein zwar nicht auf unserem Willen, sondern der<br />

d.i. als etwas, das nicht bloß als Mittel gebraucht werden darf, auszeichnet, Natur beruhthaben dennoch, wenn sie vernunftlose Wesen sind, nur einen<br />

mithin sofern alle Willkür eingeschränkt ( und ein Gegenstand der Achtung ist). relativen Wert, als Mittel, und heißen daher Sachen, dagegen vernünftige Wesen<br />

Dies sind also nicht bloß subjektive Zwecke, deren Existenz als Wirkung Personen genannt werden, weil ihre Natur sie schon als Zwecke an sich selbst,<br />

unserer Handlung für uns einen Wert hat: sondern objektive Zwecke, d.i. Dinge, d. i. als etwas, das nicht bloß als Mittel gebraucht werden darf, auszeichnet,<br />

deren Dasein an sich selbst Zweck ist, und zwar ein solcher, an dessen Statt mithin sofern alle Willkür einschränkt und ein Gegenstand der Achtung ist)."<br />

kein anderer Zweck gesetzt werden kann, dem sie bloß als Mittel zu Diensten Personen sind objektive Zwecke, Zwecke an sich; sie haben "inneren Wert",<br />

stehen sollten, weil ohne dieses überall gar nicht von absolutem Werte würde Würde, GMS 2. Abs. (III 53). "Ich, der ich denke<br />

angetroffen werden; wenn aber aller Wert bedingt, mithin zufällig wäre, so<br />

Natur sie schon als Zwecke an sich selbst, d.i. als etwas, das nicht bloß als<br />

könnte für die Vernunft überall kein oberstes praktisches Prinzip angetroffen<br />

Mittel gebraucht werden darf, auszeichnet, mithin so fern alle Willkür<br />

werden" ( Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. S. 51).<br />

einschränkt ( und ein Gegenstand der Achtung ist). Dies sind also nicht bloß<br />

subjektive Zwecke, deren Existenz, als Wirkung unserer Handlung, für uns<br />

einen Wert hat; sondern objektive Zwekke, d.i. Dinge, deren Dasein an sich<br />

selbst Zweck ist, und zwar einen solchen, an dessen Statt kein anderer Zweck<br />

gesetzt werden kann, dem sie bloß als Mittel zu Diensten stehen sollten, weil<br />

ohne dieses überall gar nichts von absolutem Werte würde angetroffen werden;<br />

wenn aber aller Wert bedingt, mithin zufällig wäre, so könnte für die Vernunft<br />

überall kein oberstes praktisches Prinzip angetroffen werden. Wenn es denn<br />

also ein oberstes praktisches Prinzip, und, in Ansehung des menschlichen<br />

Willens, einen kategorischen Imperativ geben soll, so muß es ein solches sein,<br />

105 Eisler, Rudolf: Kant-Lexikon. Nachschlagewerk zu Ka..., 1930, S.<br />

99 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1799, S. 73<br />

99 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1799, S. 74<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

422<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 168<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

3) " Weil man in der frühen Jugend nicht weiß, welche Zwecke uns im Leben für einen Giftmischer, um ihn sicher zu töten, sind in so fern von gleichem Wert,<br />

aufstoßen dürften, so suchen Eltern vornehmlich ihre Kinder recht vielerlei als eine jede dazu dient, ihre Absicht vollkommen zu bewirken. Weil man in<br />

lernen zu lassen und sorgen für die Geschicklichkeit im Gebrauch der Mittel zu der frühen Jugend nicht weiß, welche Zwecke uns im Leben aufstoßen dürften,<br />

allerlei beliebigen Zwecken, von deren keinem sie bestimmen können, ob er so suchen Eltern vornehmlich ihre Kinder recht vielerlei lernen zu lassen, und<br />

nicht etwa wirklich künftig eine Absicht ihres Zöglings werden könne, wovon sorgen für die Geschicklichkeit im Gebrauch der Mittel zu allerlei beliebigen<br />

es indessen doch möglich ist, daß er sie einmal haben möchte" ( Kant, Immanuel: Zwekken, von deren keinem sie bestimmen können, ob er nicht etwa wirklich<br />

a.a.O. S. 35/36).<br />

künftig eine Absicht ihres Zöglings werden könne, wovon es indessen doch<br />

möglich ist, daß er sie einmal haben möchte, und diese Sorgfalt ist so groß, daß<br />

sie darüber gemeiniglich verabsäumen, ihnen das Urteil über den Wert der<br />

Dinge, die sie sich etwa zu Zwecken<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

423<br />

99 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1799, S. 51<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 172<br />

3) "Es folgt ihm wie ein Schatten, wenn er zu entfliehen gedenkt. Er kann sich<br />

zwar durch Lüste und Zerstreuungen betäuben oder in den Schlaf bringen, aber<br />

nicht vermeiden, dann und wann zu sich selbst zu kommen oder zu erwachen,<br />

wo er alsbald die furchtbare Stimme desselben vernimmt" ( ebd. S. 290).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Gesetze in ihm wachende Gewalt ist nicht etwas, was er sich selbst (willkürlich)<br />

macht, sondern es Ist seinem Wesen einverleibt. Es folgt Ihm wie sein<br />

Schatten, wenn er zu entfliehen gedenkt. Er kann sich zwar durch Lüste und<br />

Zerstreuungen betäuben oder In Schlaf bringen, aber nicht vermeiden, dann und<br />

wann zu sich selbst zu kommen oder zu erwachen, wo er alsbald die furchtbare<br />

Stimme desselben vernimmt. Er kann es in seiner äußersten Verworfenheit<br />

allenfalls dahin bringen, sich daran gar nicht mehr zu kehren, aber sie zu hören,<br />

kann er doch nicht<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

424<br />

1 Dittert, Kurt: Alternativen. Das Gewissen - fragwü..., 1970, S. 7<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 175<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

2) " Der Wille wird also nicht lediglich dem Gesetze unterworfen, sondern so Wesens als eines allgemein gesetzgebenden Willens. Alle Maximen werden<br />

unterworfen, daß er auch als selbstge setzgebend und eben um deswillen nach diesem Prinzip verworfen, die mit der eigenen allgemeinen Gesetzgebung<br />

allererst dem Gesetze (davon er selbst sich als Urheber betrachten kann) unter des Willens nicht zusammen bestehen können. Der Wille wird also nicht<br />

worfen angesehen werden muß" (Kant,Immanuel: Grundlegung zur<br />

lediglich dem Gesetze unterworfen, sondern so unterworfen, daß er auch als<br />

Metaphysik der Sitten. S. 54).<br />

selbstgesetzgebend, und eben um deswillen allererst dem Gesetze (davon er<br />

selbst sich als Urheber betrachten kann) unterworfen, angesehen werden muß.<br />

Die Imperativen nach der vorigen Vorstellungsart, nämlich der allgemein einer<br />

Naturordnung ähnlichen Gesetzmäßigkeit der Handlungen, oder des<br />

allgemeinen Zwecksvorzuges vernünftiger Wesen<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

425<br />

99 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1799, S. 78<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 183<br />

2) "Es ist das Dasein in seine Unheimlichkeit, das ursprüngliche geworfene Inder-Welt-sein<br />

als Un-zuhause, das nackte 'Daß' im Nichts der Welt" ( ebd. S.<br />

276/277).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

es einfach als Nichts bezeichnen. Es geht um die Phänomenologie des Rufers. "<br />

Er ist das Dasein in seiner Unheimlichkeit, das ursprünglich geworfene In-der-<br />

Helt-sein als Un-zuhause, das nackte 'Das' im Nichts der Welt." 1<br />

In der<br />

Verlassenheit an es selbst ruft das Dasein als Gewissen in die Unheimlichkeit<br />

des In-der-Welt-seins. Es würde sich nur auf die<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

426<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976, S. 308<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 206<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) " Die Sollensbestimmungen, die ursprünglich zugleich mit den<br />

auf den Gewinn "objektiver Erkenntnis", auf Gewinn von Wissen, fragt aber<br />

Gegebenheiten der Wirklichkeit erfahren und befolgt werden, kommen dem nicht mehr nach dem Wozu dieses Wissens, erschöpft sich also im Streben nach<br />

Sachverstand nicht mehr in den Blick" ( Merkert, Rainald/Simon,Werner: "Sachverstand". Die Sollensbestimmungen, die ursprünglich zugleich mit den<br />

Didaktik und Fachdidaktik Religion. S. 72.<br />

Gegebenheiten der Wirklichkeit erfahren und befolgt wurden, kommen dem<br />

Sachverstand nicht mehr in den Blick. Der Einzug dieser theoretischen Haltung<br />

in die Schule bedeutet, daß auch hier Wissendwerden und<br />

Gewissenserschließung auseinanderfallen: "Die Erziehung lebt aus der<br />

persönlichen Zuwendung zum Kinde<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

427<br />

119 Merkert, Rainald: Didaktik und Fachdidaktik Religion, 1979, S. 71<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 218<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) Der Begriff "synteresis" meint die "syneidesis" und beruht auf einem das übernatürliche Gewissen an die Glaubenslehre der Kirche hält, kann es<br />

Schreibfehler in einem Kommentar des Hl. Hieronymus (vgl. dazu u.a.: nicht irren, da diese nicht irren kann. 6<br />

1) Dieser Ausdruck, später auch<br />

Waldmann,M.: Synteresis oder Syneidesis? Ein Beitrag zur Lehre vom synteresis, stammt aus einem Schreibfehler in einem Kommentar des Hl.<br />

Gewissen. In: ThQ 119 (1938). S. 332-371.<br />

Hieonymus (in 1. Ezekiel I c 1, 10), der das Wort syneideeis verunstaltete; vgl.<br />

Mausbach-Ermecke, S. 160. 2) Mausbach-Ermecke, S. 160. 3) Mausbach-<br />

Ermecke, S. 160. 4) Mausbach-Ermecke, S. 166. b) Auch in der evangelischen<br />

Ethik ist die überragende<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

428<br />

176 Beckstein, Günther: Der Gewissenstäter im Strafrecht un..., 1975, S. 79<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 221<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

4) "Sie sind nicht nur die Werkzeuge des Willens, sondern sind von sich aus Mit S. Pfürtner darf man also sagen, daß die sinnlichen Antriebskräfte in<br />

Handlungsprinzipien für die sittliche Leistung. Reduziert man ihren Beitrag auf thomanischer Sicht durch ihre Spontaneität die Grundvoraussetzung sittlicher<br />

eine einfache Gefügigkeit gegenüber dem Willen, beraubt man sie ihrer Reife bilden. "Sie sind nicht nur Werkzeuge des Willens, sondern sind von<br />

wertvollsten Möglichkeiten. Nicht antriebslose Sinnlichkeit, die bis zur sich aus Handlungsprinzipien für die sittliche Leistung. Reduziert man ihren<br />

Langeweile und Verödung ihrer eigenen Vitalität einexerziert ist, bildet das Beitrag auf eine einfache Gefügigkeit gegenüber dem Willen, beraubt man sie<br />

Ziel sittlicher Reife. Vielmehr geht es um einen echten Beitrag des<br />

ihrer wertvollsten Möglichkeiten. Nicht antriebslose Sinnlichkeit, die bis zur<br />

gemüthaften Untergrundes bei voller Gegenwärtigkeit des sittlichen<br />

Langeweile und Verödung ihrer eigenen Vitalität einexerziert ist, bildet das<br />

Bewußtseins 'von oben' " ( Pfürtner,Stephan H.: a.a.O. S. 255-256).<br />

Ziel sittlicher Reife. Vielmehr geht es um einen echten Beitrag des<br />

gemüthaften Untergrundes bei voller Gegenwärtigkeit des sittlichen<br />

Bewußtseins >von oben< "2S. Schon M. Wittmann 30 hatte Lehu 31<br />

entgegengehalten, daß Thomas das sittliche Verhalten nicht nur von der<br />

Vernunft her normiert sieht, sondern daß er es zugleich auf die<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

429<br />

123 Bujo, Benezet: Moralautonomie und Normenfindung be..., 1979, S. 200<br />

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33% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 222<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

3) " Ausdrücklich betont der hl. Johannes: 'Wer keine Liebe hat, kennt Gott ist nicht eine bloße Aneignung von Gesetzeswissen, ein theo- Nur in der<br />

nicht, denn Gott ist die Liebe' (1 Joh. 4,8). Je mehr in uns die Liebe wächst, um Entscheidung für das Gute wächst immer mehr auch die Erkenntnis des<br />

so mehr wird sich uns Gott zeigen,um so mehr werden wir dann auch das wahrhaft Guten. Ausdrücklich betont der hl. Johannes: "Wer keine Liebe hat,<br />

sittlich Gute erkennen: 'Wer mich liebt, der wird vom Vater geliebt, und ich kennt Gott nicht, denn Gott ist die Liebe" (i Joh 4,8). Je mehr in uns die Liebe<br />

werde ihn lieben und mich ihm kundmachen' (Joh. 14,21)" ( ebd. S. 70). wächst, um so mehr wird sich uns Gott zeigen, um so mehr werden wir dann<br />

auch das sittlich Gute erkennen: "Wer mich liebt, der wird vom Vater geliebt,<br />

und ich werde ihn lieben und mich ihm kundmachen" (Joh 14,21). Es ist ein<br />

Erkennen des Guten aus der innersten Verwandtschaft mit dem Guten. Weil wir<br />

von der ewigen Liebe zum Lieben geschaffen sind, werden wir<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

430<br />

121 Böckle, Franz: Grundbegriffe der Moral. Gewissen u..., 1966, S. 70<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 224<br />

4) Für unsere weitere Argumentation ist zwar das Luthersche<br />

Gewissensverständnis nicht unbedingt nötig, es soll aber wegen seiner<br />

besonderen historischen Bedeutung kurz erwähnt werden: Luther geht von<br />

einer Identität zwischen Glaube und Gewissen aus. " Das Gewissen gehört<br />

Christus und Christus dem Gewissen; die geheime Brautkammer des<br />

Bräutigams und der Braut taste niemand an" ( Weimarer Ausgabe 8,-610. zitiert<br />

nach: Mokrosch, Reinhold: a.a.O. S. 42). Gewissen ist somit identisch mit<br />

einer bestimmten Existenzweise des Menschen vor Gott. Es ist also weder ein<br />

Willensprozeß (Bonaventura) noch eine Vernunftinstanz (Thomas), sondern<br />

meint bei Luther das "Insein in Christus" (so Ernst Wolf). Bonhoeffer hat das<br />

Luthersche Gewissensverständnis umschrieben als "Ruf der menschlich ......<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

so sehr, daß er alles, was er über die Harmonie zwischen Christus und dem<br />

Glaubenden sagt, auch über Christus und das Gute Gewissen sagen kann: " Das<br />

Gewissen gehört Christus und Christus dem Gewissen; die geheime<br />

Brautkammer des Bräutigams und der Braut taste niemand an!"" " Ewige<br />

Freude", "geistlicher Friede", "evangelische Freiheit" und "Glaube" - diese vier<br />

Synonyma des Guten Gewissens sind Charakteristika des Guten Gewissens.<br />

Läßt sich diese Interpretation rezipieren? Sie<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

431<br />

106 Mokrosch, Reinhold: Das religiöse Gewissen, 1979, S. 42<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 224<br />

4) Für unsere weitere Argumentation ist zwar das Luthersche<br />

Gewissensverständnis ...... Glaube und Gewissen aus. "Das Gewissen gehört<br />

Christus und Christus dem Gewissen; die geheime Brautkammer des<br />

Bräutigams und der Braut taste niemand an" (Weimarer Ausgabe 8,-610. zitiert<br />

nach: Mokrosch, Reinhold: a.a.O. S. 42). Gewissen ist somit identisch mit<br />

einer bestimmten Existenzweise des Menschen vor Gott. Es ist also weder ein<br />

Willensprozeß (Bonaventura) noch eine Vernunftinstanz (Thomas), sondern<br />

meint bei Luther das "Insein in Christus" (so Ernst Wolf). Bonhoeffer hat das<br />

Luthersche Gewissensverständnis umschrieben als " Ruf der menschlichen<br />

Existenz zur Einheit mit sich selbst" und darin zur Einheit mit Christus. Dieser<br />

Ruf wird vom befreiten Gewissen als Ruf zur Gemeinschaft mit Christus<br />

richtig verstanden. Befreit sein muß dieses Gewissen dann von allen<br />

menschlichen und das heißt auch kirchlichen Gesetzen. Luther lehnt von daher<br />

die Kirche als Zwischeninstanz zwischen Gott und Gewissen ab (vgl. zum<br />

Gewissensverständnis Luthers: Mokrosch,Reinhold: a.a.O. S. 27 - 51.).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

im Sinne eines "nichtnormativen" und einem moralischen im Sinne eines "<br />

normativen" Gewissens rede. Dietrich Bonhoeffer hat eine einheitliche<br />

Definition vorgeschlagen. Er bezeichnet Luthers Gewissen als " Ruf der<br />

menschlichen Existenz zur Einheit mit sich seihst". Dieser Ruf, so betont er,<br />

werde vom natürlichen Gewissen zwar als Ruf zur Autonomie miß-, aber vom<br />

befreiten Gewissen als Ruf zur Gemeinschaft mit Christus richtig verstanden.<br />

85 - Diese Definition hat den Vorteil, daß sie die Identität des Menschen ins<br />

Zentrum stellt und eine externe Identität (Gemeinschaft mit Christus) von einer<br />

internen (Autonomie)<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

432<br />

106 Mokrosch, Reinhold: Das religiöse Gewissen, 1979, S. 50<br />

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6% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 235<br />

1) Eduard Hengstenberg thematisiert in einem jüngst gehaltenen Vortrag<br />

ebenfalls die Notwendigkeit der Kommunikabilität ethischer Normen. Er nimmt<br />

eine "universale Ethik" an, "deren Prinzipien, trotz aller Barrieren völkischer,<br />

sozialer, gesellschaftlicher, geschichtlicher und sprachlicher Art, allen<br />

Menschen einleuchtend gemacht werden können. Kurzformel dieser Ethik ist<br />

das universale Sinngebot." Daneben lehnt er eine spezifisch "christliche Ethik<br />

" ab. Zum sittlichen Sollen, das Universalanspruch erhebe, kommt nach<br />

Hengstenberg für den Christen hinzu das "offenbarungsherkünftige Sollen", ein<br />

Sollen, das nicht weiter hinterfragbar ist, " das müssen sie sich sagen lassen aus<br />

der Offenbarung". Beide bilden " beim Christen einen einheitlichen<br />

Gesamtlebensvollzug: das Leben aus dem offenbarungsherkünftigen Sollen<br />

inkarniert sich im Leben aus dem sittlichen Sollen" ( Hengstenberg, Eduard:<br />

Natürliche Ethik und Offenbarung. In: ibw Journal. 18 (1980). Heft 6. S. 81-84)<br />

.<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Ethik, dann hätten wir auch dazu beigetragen, ihm neue Fähigkeiten zum<br />

Glaubenkönnen zu eröffnen. Ich fasse zusammen: 1. Es gibt eine universale<br />

Ethik, deren Prinzipien grundsätzlich, trotz aller Barrieren völkischer, sozialer,<br />

gesellschaftlicher, geschichtlicher und sprachlicher Art, allen Menschen<br />

einleuchtend gemacht werden können. Kurzformel dieser Ethik ist das<br />

universale Sinngebot. 2<br />

Es gibt zwar keine spezifische "christliche Ethik",<br />

dafür aber etwas anders: ein Sollen, das aus der Heilsoffenbarung Gottes in<br />

Christus kommt. Dieses "offenbarungsherkünftige Sollen" ist<br />

in die Kirche als Leib Christis eingegliedert ist und daß in dieser Einheit zu<br />

zweien Christus gegenwärtig ist, das wissen sie nicht aus der Ethik, das müssen<br />

sie sich sagen lassen aus der Offenbarung. Und damit wissen sie auch, daß sie<br />

als Ehepartner unter einem offenbarungsherkünftigen Sollen stehen, das aus<br />

nichts Sittlichem abgeleitet werden kann. Aber dieses offenbarungsherkünftige<br />

Sollen<br />

und vor aller Vermischung mit dem bloß Moralischen zu bewahren. 3 . Bei<br />

aller Wahrung der gegenseitigen Autochthonie von offen-barungsherkünftigem<br />

Sollen und sittlichem Sollen bilden beide beim Christen einen einheitlichen<br />

Gesamtlebensvollzug: das Leben aus dem offenbarungsherkünftigen Sollen<br />

inkarniert sich im Leben aus dem sittlichen Sollen. Damit ist jeder Dualismus<br />

zwischen Offen barung und natürlicher Ethik verhindert, bei gleichzeitiger<br />

Betonung ihrer Unterschiedenheit. 4. Wir gewinnen neue Maßstäbe, Motive und<br />

Realisierungsmöglichkeiten für die<br />

177 Hengstenberg, Hans-Eduard: Natürliche Ethik und Offenbarung, 1980, S. 83<br />

177 Hengstenberg, Hans-Eduard: Natürliche Ethik und Offenbarung, 1980, S. 82<br />

177 Hengstenberg, Hans-Eduard: Natürliche Ethik und Offenbarung, 1980, S. 83<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

433<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 245<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) " Wahlrecht, Petitionsrecht, Streikrecht, Demonstrationsrecht sind ihrerseits ihrer "Definitionsvollmacht" in ihrem Einsatz auf "Angemessenheit der Mittel"<br />

bereits institutionalisierte, und das heißt vom Recht selbst her legitimierte verpflichteten polizeilichen Sicherheitsorgane, sondern es gewinnt darüber<br />

Formen des am eigenen und am öffentlichen Wohl vital interessierten, nach hinaus jetzt auch maßgebliche Bedeutung für die Normadressaten selbst.<br />

Billigkeit und Angemessenheit fragenden und verfahrenden Einzelgewissens" ( Wahlrecht, Petitionsrecht, Streikrecht, Demonstrationsrecht sind ihrerseits<br />

ebd. S. 34).<br />

bereits institutionalisierte, und das heißt vom Recht selbst her legitimierte<br />

Formen des am eigenen und am öffentlichen Wohl vital interessierten, nach<br />

Billigkeit und Angemessenheit fragenden und verfahrenden Einzelgewissens.<br />

Der einzelne Staatsbürger schaltet sich auf diese Weise in den öffentlichen<br />

Prozeß der sittlichen Urteilsfindung ein und übt so mittelbar, im Falle der<br />

Institution der<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

434<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 34<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 245<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

2) " So zum Beispiel im Bezug auf die ethische Bewertung und rechtliche die faktisch gelebte Überzeugung von Mehrheiten, aber auch die<br />

Behandlung der Ehe und ihrer Ordnungen (Stellung der Frau; Scheidungsrecht; benachteiligter Minderheiten gegen überkommene moralische Oktroyes und<br />

innerkirchlich: Problem der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur deren rechtliche Fassungen aufbegehrt und unaufhaltsam auf Neulösung drängt.<br />

Eucharistie), des vorehelichen Verkehrs (Kuppeleiparagraph) der<br />

So zum Beispiel im Bezug auf die ethische Bewertung und rechtliche<br />

Empfängnisverhütung, der Homosexualität und des Schwangerschaftsabbruchs. Behandlung der Ehe und ihrer Ordnungen (Stellung der Frau; Scheidungsrecht;<br />

Hier undifferenziert von einer bloßen 'normativen Kraft des Faktischen' zu innerkirchlich: Problem der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur<br />

sprechen, geht offenkundig an der Sache vorbei" ( ebd. S. 35).<br />

Eucharistie), des vorehelichen Verkehrs (Kuppeleiparagraph), der<br />

Empfängnisverhütung, der Homosexualität und des Schwangerschaftsabbruchs.<br />

Hier undifferenziert von einer bloßen "normativen Kraft des Faktischen" zu<br />

sprechen, geht offenkundig an der Sache vorbei. Das faktische Abweichen von<br />

gegebenen Normen hat als solches noch nie normverändernd gewirkt, solange<br />

die Abweichenden im Grunde von der Richtigkeit der Norm überzeugt waren.<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

435<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 35<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 248<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

3) " Wer bestimmte Handlungsweisen für sittlich unerlaubt hält, gehe es nun um seiner Überzeugung, seinem Gewissen folgt, handelt er sittlich gut. Das<br />

das Essen von Schweinefleisch, um Organtransplantation, Todesstrafe oder bedeutet jedoch nicht, daß er damit in jedem Falle zugleich auch schon sittlich<br />

Zinsnehmen, um das Problem des Wehrdienstes oder um die Errichtung von richtig handelt.32 Wer bestimmte Handlungsweisen für sittlich unerlaubt hält,<br />

Kernkraftwerken, handelt ohne Zweifel sittlich gut, sofern er darin seiner gehe es nun um das Essen von Schweinefleisch, um Organtransplantation,<br />

Überzeugung folgt. Ob solche Einstellung nun aber zugleich auch sittlich Todesstrafe oder Zinsnehmen, um das Problem des Wehrdienstes oder um die<br />

richtig ist, hängt demgegenüber einzig und allein von der Kraft der jeweiligen Errichtung von Kernkraftwerken, handelt ohne jeden Zweifel sittlich gut,<br />

Sachargumente ab, die er hierfür, gleichsam im Zuge einer möglichen<br />

sofern er darin seiner Überzeugung folgt. Ob solche Einstellung nun aber<br />

Gesamtinventur der hierbei ins Spiel kommenden Bedingungen und<br />

zugleich auch sittlich richtig ist, hängt demgegenüber einzig und allein von der<br />

Konsequenzen erbringen kann" ( ebd. S. 39).<br />

Kraft der jeweiligen Sachargumente ab, die er hierfür, gleichsam im Zuge einer<br />

möglichen Gesamtinventur der hierbei ins Spiel kommenden Bedingungen und<br />

Konsequenzen erbringen kann. Seine letztlich auch hier wiederum auf<br />

Güterabwägung beruhenden Argumente müssen - mit Kant zu sprechen - eine "<br />

freie und öffentliche Prüfung aushalten können"33. Wo immer sonach<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

436<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979, S. 39<br />

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<strong>0%</strong> Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 253<br />

2) Das Verhältnis von Autorität und Autonomie gewinnt in den ...... das<br />

Verhältnis von individuellem Gewissen und dem Lehramt der katholischen<br />

Kirche eine im Laufe der Kirchengeschichte stets aktuell gebliebene<br />

Thematisierung, die wir kurz aufgreifen möchten: Es steht zunächst ausser<br />

Frage, daß der katholische Christ an Verlautbarungen des Lehramtes nicht<br />

vorbeisehen kann. Es ist aber gleichermaßen fraglos, daß der spezifische<br />

Anspruch des Lehramtes nicht dazu führen kann, das individuelle Gewissen, d.<br />

h. die selbst zu verantwortende Entscheidung des einzelnen unmöglich'zu<br />

machen. Für das verantwortliche sittliche Handeln eines mündigen Menschen<br />

gilt in erster Linie das Gewicht der Sachgründe. " Auch wenn man sich auf die<br />

Glaubensvernunft beruft, muß man mit sittlich-normativen Aussagen<br />

vernünftig umgehen" ( Böckle,Franz: Fundamentalmoral. S. 327). Nach der<br />

übereinstimmenden Auffassung beider vatikanischer Konzilien bezieht sich die<br />

spezifische Lehrkompetenz der Kirche im Bereich der Moral auf die Anwendung<br />

des Glaubens auf das sittliche Leben. Von daher muß gefragt werden, " was aus<br />

der spezifischen Glaubenseinsicht für die sittliche Erkenntnis resultiere" und "<br />

welche Rückwirkungen möglicherweise der Fortschritt der Erkenntnis im<br />

Weltethos haben könnte für die Glaubensbotschaft" ( ebd. S. 329). Unter<br />

Auswertung dessen, was zur Eigenart des Sittlichen gesagt wurde, kann darauf<br />

nach Böckle geantwortet werden: " Der Glaube eröffnet dem transzendental<br />

sittlichen Akt<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

wie sich aus dem Kontext ergibt - mit der Weisung eine interpretative Aussage,<br />

also eine Lehrmeinung zu einer Sachfrage des Naturrechts gemeint ist. Hierbei<br />

muß sich das verantwortliche sittliche Handeln eines mündigen Menschen in<br />

erster Linie nach der Einsicht richten, und dafür zählt in erster Linie das<br />

Gewicht der Sachgründe. Man wird sich in solchen Fragen auch gerne einer<br />

kompetenten Führung anvertrauen, wenn man überzeugt ist, daß für die<br />

Autorität nur Sachgründe maßgebend sind. Auch wenn man sich auf die<br />

Glaubensvernunft beruft, muß man mit sittlich-normativen Aussagen<br />

vernünftig umgehen. Man hat ihre kategoriale Eigenstruktur in jedem Schritt<br />

zu beachten. Das natürliche Sittengesetz muß sich prinzipiell argumentativ<br />

aufweisen lassen. Man kann sieb vor den Menschen<br />

die\ Kirche in dem Maße moralische Autorität gewinnt, als sie sich einer<br />

offenen argumentativen Auseinandersetzung stellt. 1 C. Die spezifische<br />

Lehrkompetenz Nach der übereinstimmenden Lehre beider vatikanischen<br />

Konzilien 19<br />

bezieht sich die spezifische Lehrkompetenz der Kirche im Bereich<br />

der Moral auf die Anwendung des Glaubens auf das sittliche Leben. In "Lumen<br />

gentium" wird ausdrücklich gesagt, das Lehramt habe "fidem credendam et<br />

moribus applicandam praedicare" (Nr. 25). Daraus ergeben sich zwei ganz<br />

konkrete Fragen: zunächst und vornehmlich, was aus der spezifischen<br />

Glaubenseinsicht für die sittliche Erkenntnis resultiere; und dann mehr in<br />

obliquo, welche Rückwirkungen möglicherweise der Fortschritt der Erkenntnis<br />

im Weltethos haben könnte für die Glaubensbotschaft (s nete custodiendum et<br />

fideliter exponendum) 20 . Darauf kann man sachgerecht nur antworten, wennman<br />

die Eigenart des Sittlichen genau beachtet. Wir haben sie in § 22 dargelegt.<br />

Unter Beachtung<br />

des Sittlichen genau beachtet. Wir haben sie in § 22 dargelegt. Unter<br />

Beachtung der dort gewonnenen Einsichten ergibt sich für die "applicatio fidei"<br />

im Bereich der Moral: - Der Glaube eröffnet dem transzendental sittlichen Akt<br />

sein eigentliches und umfassendes Ziel. Der damit gegebene Heilsbezug gehört<br />

mit der Lehre von Gnade und Rechtfertigung fraglos zum klassischen<br />

Lehrbereich der Kirche. - Mit diesem<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 327<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 329<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977, S. 330<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

437<br />

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22% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 260<br />

1) vgl. dazu: Nosbüsch,Johannes: Das Personproblem in der gegenwärtigen<br />

Philosophie. In: Gerner,Berthold (Hrsg.): a.a.O. S. 33-88. Dort wird ein<br />

Überblick über das Verständnis des Personbegriffs gegeben mit Ausrichtung<br />

auf die Unterscheidung einer " mehr statischen und einer mehr dynamischen<br />

Betrachtung der Person. ... Im ersten Fall ist der Mensch Person, im letzteren<br />

wird er erst Person" ( ebd. S. 35).<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

verhältnismäßig unergiebig, da sie zu wenig Abstufungen und Ubergänge<br />

zuläßt. Sehr viel günstiger ist es, im Anschluß an einen Gedankengang von<br />

WALTHER BRÜNING zwischen einer mehr statischen und einer mehr<br />

dynamischen Betrachtung der Person zu unterscheiden 4 . Die verschiedenen<br />

Auffassungen über die Person sind dann zunächst einmal daraufhin zu<br />

untersuchen, ob und in welchem Maße sie das Personsein dem Menschen<br />

und in welchem Maße sie das Personsein dem Menschen immer schon mit- bzw.<br />

vorgegeben sein lassen, oder es ihm erst zur Aufgabe machen. Im ersteren Fall<br />

ist der Mensch Person, im letzteren wird er erst Person. Fällt die Entscheidung<br />

zugunsten der dynamischen Betrachtungsweise, dann kann nach zwei<br />

Richtungen hin weiterdifferenziert werden. Erstens kann man das Werden<br />

daraufhin prüfen, wieweit es unter<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

438<br />

139 Gerner, Berthold: Personale Erziehung . Darmstadt 196..., 1965, S. 35<br />

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1% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 265<br />

2) Die Begriffe "Sitte" und "Mode" werden hier im Sinne Max Webers<br />

gebraucht. Er bezeichnet dasjenige als "Brauch", was die " tatsächlich<br />

bestehende Chance einer Regelmäßigkeit der Einstellung sozialen Handelns"<br />

hat, wobei die Chance ihres Bestehens innerhalb eines Kreises von Menschen<br />

lediglich durch tatsächliche Übung gegeben ist. Zwei Arten von "Brauch" sind<br />

die "Sitte" und die "Mode". Sie unterscheiden sich in der Ursache ihrer Geltung:<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

von Handeln. Mit diesen Typen des Ablaufs von Handeln befaßt sich die<br />

Soziologie, im Gegensatz zur Geschichte als der kausalen Zurechnung<br />

wichtiger, d. h. schicksalhafter, Einzelzusammenhänge. Eine tatsächlich<br />

bestehende Chance einer Regelmäßigkeit der Einstellung sozialen Handelns<br />

soll heißen Brauch, wenn und soweit die Chance ihres Bestehens innerhalb<br />

eines Kreises von Menschen lediglich durch tatsächliche Uebung gel) Im<br />

übrigen vgl. Wirtschaft und Gesellschaft, I. Teil. Kapitel I § 9 und § 13. § 4-<br />

Typen sozialen Handelns: Brauch, Sitte. geben ist. Brauch soll heißen Sitte,<br />

wenn die tatsächliche Uebung<br />

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Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

439<br />

178 Weber, Max: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaf..., 1973, S. 570<br />

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7% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 266<br />

1) Ein Blick auf 50.000 Jahre Menschheitsgeschichte, in der wir bei einem<br />

Durchschnittsalter von 62 Jahren im 800. Lebensalter stehen, zeigt, wie rasant<br />

technische Entwicklungen in wenigen Lebensaltern fortgeschritten sind: rund<br />

650 Lebensalter lebten die Menschen in Höhlen; seit 70 Lebensaltern gibt es<br />

Kommunikation zwischen den Menschen durch das geschriebene Wort und<br />

seit erst 6 für die Masse der Menschen das gedruckte Wort" seit 4 Lebensaltern<br />

kennen Menschen exakte Zeitmessung und seit 2 elektrischen Strom. Die<br />

meisten der für uns heute selbstverständlich gewordenen Gebrauchsgüter sind<br />

erst im Laufe unseres 800. Lebensalters entwickelt worden (vgl. dazu: Töffler,<br />

A.: The future shock. New York 1970. Kapitel 1. zitiert ......<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

Blick auf 50000 Jahre Menschheitsgeschichte und einem Durchschnittsalter der<br />

Menschen von 62 Jahren jetzt im 800. Lebensalter stehen, von denen die<br />

Menschheit rund 650 in Höhlen verbracht hat: erst seit 70 Lebensaltern gibt es<br />

Kommunikation zwischen den Generationen durch das geschriebene Wort, erst<br />

seit 6 für Massen von Menschen das gedruckte Wort, erst seit 4 exakte<br />

Zeitmessung und erst seit 2 einen elektrischen Motor. Die<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

440<br />

128 Küng, Hans: Christ sein (Auszug), 1974, S. 30<br />

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4% Einzelplagiatswahrscheinlichkeit


Textstelle (Prüfdokument) S. 281<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

2) " Ich fühl es, ach: nichts mag beruhigen uns Inmitten vieler Kümmernis der qualvollen Kampf mit dem eigenen Gewissen, mit den von Kindheit an<br />

Erde; Nichts, gar nichts ... wenn nicht einzig das Gewissen - Denn ist es rein, gewohnten moralischen Forderungen. Sehr stark ist der Ausdruck der<br />

so wird es triumphieren, Ob auch Verleumdung oder Bosheit drohe; Doch wenn Gewissenqualen im Monolog Boris Godunows: " Ich fühl es, ach: nichts mag<br />

auf ihm auch nur ein Flecken ist, Ein einziger, und sei es rein zufällig. Dann beruhigen uns Inmitten vieler Kümmernis der Erde; Nichts, gar nichts . . . wenn<br />

steht es schlimm: wie eine Pestilenz Verzehrt's die Seele, Gift durchströmt den nicht einzig das Gewissen Denn ist es rein, so wird es triumphieren, Ob auch<br />

Busen, Der Vorwurf pocht im Ohr mit Hammerschlägen, Ein Übelsein Verleumdung oder Bosheit drohe; Doch wenn auf ihm auch nur ein Flecken ist,<br />

bedrängt, im Kopfe schwindelt's Und vor den Augen Knaben blutbeströmt ... Ein einziger, und sei es rein zufällig, Dann steht es schlimm: wie eine<br />

Man möchte fliehn ... weiß nicht wohin ... entsetzlich!... Unselig ist, wen das Pestilenz Verzehrt's die Seele, Gift durchströmt den Busen, Der Vorwurf pocht<br />

Gewissen quält." ( Puschkin,Alexander: Boris Godunow. In: Ausgewählte Werke. im Ohr mit Hammerschlägen, Ein Übelsein bedrängt, im Kopfe schwindelt's<br />

Bd. 3. S. 30/31. zitiert nach: Schischkin,A.F.: Das Gewissen. In: Blühdorn,<br />

Jürgen(Hrsg.): Das Gewissen in der Diskussion. S. 343-352. hier: S. 346.<br />

Und vor den Augen Knaben blutbeströmt . .. Man möchte fliehn . .. weiß nicht<br />

wohin . . . entsetzlich! . . . Unselig ist, wen das Gewissen quält." 5<br />

Wie die<br />

anderen Kategorien der Ethik ist der Begriff Gewissen nicht nur auf die<br />

Handlungen einzelner Personen, sondern auch auf die Handlungen ganzer<br />

Klassen und<br />

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11357<br />

12.01.2014<br />

441<br />

152 Schischkin, Alexander F.: Das Gewissen, in: Blühdorn, J. (Hrs..., 1976, S. 346<br />

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Textstelle (Prüfdokument) S. 289<br />

Textstelle (Originalquellen)<br />

1) ebd. S. 28/29. " Es ist ein Selbstbewußtsein für ein anderes Selbstbewußtsein reflexiv auf sich beziehen kann, weil er mit einem anderen Ich so in<br />

zunächst unmittelbar als ein anderes für ein anderes. Ich schaue in ihm als Ich Kommunikation tritt, daß beide einander reziprok als Ich erkennen und<br />

mich selbst an, aber auch darin ein unmittelbares daseiendes, als Ich absolut anerkennen können: " Es ist ein Selbstbewußtsein für ein anderes<br />

gegen mich selbständiges anderes Objekt" ( Hegel: Enzyklopädie § 430. zitiert Selbstbewußtsein zunächst unmittelbar als ein anderes für ein anderes. Ich<br />

nach: ebd. S. 29).<br />

schaue in ihm als Ich mich selbst an, aber auch darin ein unmittelbar<br />

daseiendes, als Ich absolut gegen mich selbständiges anderes Objekt." (<br />

Enzyklopädie § 430) Beiden Seiten gemeinsam ist das Wissen, daß sie sich<br />

jeweils im anderen anerkannt wissen; und dieses verallgemeinerte<br />

Selbstbewußtsein nennt Hegel Geist. Dieser Geist hat<br />

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12.01.2014<br />

442<br />

154 Habermas, Jürgen: Zwei Reden Aus Anlaß der Verleihung..., 1974, S. 27<br />

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Quellenverzeichnis<br />

1 Dittert, Kurt: Alternativen. Das Gewissen - fragwürdige Instanz, 1970<br />

2 Rauschning, Hermann: Gespräche mit Hitler. Zürich, Wien, New York, 1940<br />

3 Krautwig, Notker: Wesen und Aufgabe des Gewissens, Werl/Westf.: Dietrich Coelde Verlag (Mit beiden Augen gesehen, H. 8),<br />

1967<br />

4 Gamm, Hans Jochen: Umgang mit sich selbst, 1977<br />

5 Hammel, Walter: Aspekte sittlicher Erziehung, 1976<br />

6 Juros, Helmut: Gewissensbildung und Ethik, 1977<br />

7 Hirst, P.H.: Die Begründung der Erziehung durch die Vernunft (Auszug), 1972<br />

8 Platon,: Platon: Sämtliche Werke. Bd. 1, Berlin o.J. (Protagoras-Übersetzung von Franz Susemihl), 1856<br />

http://www.zeno.org/Philosophie/M/Platon/Protagoras<br />

9 Brezinka, Wolfgang: ERZIEHUNG ALS LEBENSHILFE, 8. Aufl., 1971<br />

10 Gehlen, Arnold: Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt, 10. Aufl., Frankfurt, 1974<br />

11 von Herder, Johann Gottfried: Abhandlung über den Ursprung der Sprache , 1772<br />

http://gutenberg.spiegel.de/buch/2013/1<br />

12 Buythendijk, Frederik J. J.: Mensch und Tier. Ein Beitrag zur vergleichenden Psychologie, 1958<br />

13 Plessner, Helmuth: Über das Welt-Umweltverhältnis des Menschen, 1950<br />

14 Katz, David: Mensch und Tier, ein psychologischer Vergleich, 1946<br />

15 Portmann, Adolf: DIE TYPISCHE ENTWICKLUNG HÖHERER SÄUGETIERE (Portmann 1956), 1956<br />

16 Portmann, Adolf: Zoologie und das neue Bild vom Menschen, 1956<br />

17 Hollenbach, Johannes Michael: Der Mensch als Entwurf, 1956<br />

18 Portmann, Adolf: (Biologie und Anthropologie) Portmann 1956, 1956<br />

19 Roth, Heinrich: Pädagogische Anthropologie, Band I, 4. Aufl., 1976<br />

20 o.V.,: ANTHROPOLOGISCHE UND GESELLSCHAFTLICHE VORAUSSETZUNGEN DER Erziehung, Materialien und Basistexte (2000), 1979<br />

https://www.tu-braunschweig.de/Medien-DB/hispaed/erziehung.pdf<br />

21 Biemel, Walter: Martin Heidegger, in: In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, 1973<br />

22 Heidegger, Martin: Sein und Zeit (Auszüge), 1976<br />

23 Hollenbach, Johannes Michael: Sein und Gewissen, 1954<br />

24 Gehlen, Arnold: Anthropologische Forschung, 1977<br />

25 Arendt, Hanna: Vita activa oder Vom tätigen Leben, 1960<br />

26 Süssmuth, Rita: Handbuch pädagogischer Grundbegriffe: ERZIEHUNGSBEDÜRFTIGKEIT (Süssmuth), 1970<br />

27 Weber, Erich: Der Erziehungs- und Bildungsbegriff im 20. Jahrhundert, 3. Aufl., Bad Heilbrunn, 1972<br />

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443<br />

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Quellenverzeichnis<br />

28 Wehle, Gerhard: Person und Erziehung. Zur Stellung des Personbegriffs im pädagogischen Denken der Gegenwart, 1966<br />

29 Flitner, Wilhelm: Allgemeine Pädagogik, 15. Aufl., 1997, 1975<br />

30 Loch, Werner: Enkulturation als anthropologischer Grundbegriff der Pädagogik, 1971<br />

31 Fend, Helmut: Sozialisierung und Erziehung. Eine Einführung in die Sozialisierungsforschung, 8. Aufl., 1976<br />

32 Klafki, Wolfgang: Erziehungswissenschaft. Eine Einführung (Auszug), 1977<br />

33 Wurzbacher, Gerhard: Sozialisation Enkulturation Personalisation, 1974<br />

34 Dienelt, Karl: Anthropologie des Jugendalters, 1974<br />

35 Hupperschwiller, Lutz: Gewissen und Gewissensbildung in jugendkriminologischer Sicht, 1970<br />

36 Walter, Heinz: Sozialisationsforschung, 1. Band, Stuttgart 1973, 1973<br />

37 Scharmann, Theodor: Die individuelle Entwicklung in der sozialen Wirklichkeit, 1972<br />

38 Scharmann, Theodor: Psychologische Beiträge zu einer Theorie der sozial-individualen Integration, 1974<br />

39 Speck, Josef: Die anthropologische Fundierung erzieherischen Handelns, 1968<br />

40 Langeveld, Martinus Jan: Kind und Jugendlicher in anthropoogischer Sicht, 3. Aufl., 1968<br />

41 Splett, Jörg: Der Mensch ist Person. Zur christlichen Rechtfertigung des Menschseins, 2. Aufl. (1986), 1978<br />

42 Ritter, Joachim: Historisches Wörterbuch der Philosophie, 3 Bände, Basel, 1974<br />

43 Huijts, Joseph Hubertus: Gewissensbildung, 1969<br />

44 Tröger, Walter: Erziehungsziele, 1974<br />

45 Baumhauer, Otto: Das Vor-Urteil des Gewissens, 1970<br />

46 von Monakow, Constantin: Die Syneidesis, das biologische Gewissen, 1966<br />

47 Oser, Fritz: Das Gewissen lernen, 1976<br />

Worte: 817 (von 76.287) = 2 %<br />

48 Böckle, Franz: Naturrecht in der Kritik, 1973<br />

49 Wulf, Christoph: Das politisch-sozialwissenschaftliche Curriculum. Eine Analyse der Curriculumentwicklung in den USA, 1973<br />

http://www.pedocs.de/volltexte/2010/1510/pdf/Das_politisch_sozialwissenschaftliche_Curriculum_D_A.pdf<br />

50 Luhmann, Niklas: Die Gewissensfreiheit und das Gewissen, 1965<br />

51 Blühdorn, Jürgen: Das Gewissen in der Diskussion, Darmstadt 1976 (Wege der Forschung. Bd.37) , 1976<br />

52 Blaß, Josef Leonhard: Modelle pädagogischer Theoriebildung, Band II (Auszug), 1978<br />

53 Freud, Sigmund: Gesammelte Werke 1920-1939. Schriften, Vorträge und Aufsätze zur Psychoanalyse, 1939<br />

http://www.textlog.de/freud-psychoanalyse-gesammelte-werke-1920-1939.html<br />

54 Laplanche, Jean: Das Vokabular der Psychoanalyse, 1. Band, 1973<br />

55 Laplanche, Jean: Das Vokabular der Psychoanalyse, 2. Band, 1973<br />

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Quellenverzeichnis<br />

56 Stadter, Ernst: Psychoanalyse und Gewissen, 1970<br />

57 Spengler, Ernst: Das Gewissen bei Freud und Jung. Mit einer philosophisch-anthropologischen Grundlegung, 1964<br />

58 Bally, Gustav: Die Psychologie Sigmund Freuds, 1959<br />

59 Freud, Sigmund: Das Ich und das Es, 1940<br />

http://www.irwish.de/PDF/Sigmund%20Freud%20-%20Das%20Ich%20und%20das%20Es.pdf?ie=UTF8&s=books&qid=1251348<br />

60 PSYCHOANALYSE UND PERSÖNLICHKEIT, 1956<br />

61 Bally, Gustav: Einführung in die Psychoanalyse Sigmund Freuds. Mit Originaltexten Freuds, 1961<br />

62 Klier, Gerhard: Gewissensfreiheit und Psychologie. Der Beitrag der Psychologie zur Normbereichsanalyse des Grundrechts der<br />

Gewissensfreiheit, 1977<br />

63 Nowak, Antoni J.: Gewissen und Gewissensbildung heute in tiefenpsychologischer und theologischer Sicht, Wien/Freiburg, 1978<br />

Worte: 839 (von 76.287) = 2 %<br />

64 Schröder, Hartwig: Wertorientierter Unterricht, 1978<br />

65 Kelsen, H.: Reine Rechtslehre, 2. Aufl., 1960<br />

66 Frankl, Viktor E.: Das Gewissen in der Neurose. In: Frankl, Viktor E. u.a. (Hrsg.): Handbuch der Neurosenlehre und Psychotherapie<br />

. Band I I . S.692-726, 1959<br />

67 Erikson, Erik H.: Identität und Lebenszyklus Drei Aufsätze, 6. Aufl. (1980), 1979<br />

68 Nipkow, Karl-Ernst: Gewissenserziehung als pädagogisches Problem, 1964<br />

69 Helbig, Ludwig: Sozialisation Eine Einführung, 1979<br />

70 Erikson, Erik H.: Kindheit und Gesellschaft, 1976<br />

71 Häfner, Heinz: Das Gewissen aus tiefenpsychologischer Sicht, 1967<br />

72 Stachel, Günter: ethisch handeln lernen, 1978<br />

73 Adler, Alfred: Menschenkenntnis. 5. Aufl. , 1947<br />

74 Jacoby, Henry: Alfred Adlers Individualpsychologie und dialektische Charakterkunde, 1974<br />

75 Nuttin, Joseph: Psychoanalyse und Persönlichkeit, 1955<br />

76 Adler, Alfred: Grausamkeit - Gewissen - Perversion und Neurose. In: Petrilowitsch (1966), 1966<br />

77 Fromm, Erich: Psychoanalyse und Ethik, Zürich 1954, S. 158 ff, 173f, 180. Zitiert nach: E. Stadter, Psychoanalyse und Gewissen,<br />

Stuttgart 1970, 1970<br />

http://www.anne-tucker.de/Phil-Eth-FROMM.pdf<br />

78 o.V.,: Das Gewissen. Zürich 1958 (Studien des C. G. Jung Instituts 7), 1958<br />

79 Jacobi, Jolande: Der Weg zur Individuation, 1971<br />

80 Dokumentation mutmaßlicher Plagiate in der Dissertation von Prof. Dr. Annette Schavan (2012), 1979<br />

http://s.sork.so/pdf/plagiatsdokumentation_schavan_020512.pdf<br />

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Quellenverzeichnis<br />

81 Jung, Carl Gustav: Das Gewissen in psychologischer Sicht, 1966<br />

82 Frankl, Viktor E.: Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn. Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk (Auszug), 1979<br />

83 Zulliger, Hans: Psychoanalyse und die Entwicklung und Erziehung des Gewissens, in: Cremerius, Johannes (Hrsg.): Psychoanalyse<br />

und Erziehungspraxis, S.166 - 184, 1957<br />

84 Zulliger, Hans: Psychoanalyse und die Entwicklung und die Erziehung des Gewissens. In: Freud in der Gegenwart. Frankfurt/M.<br />

1957, S. 379 bis 400., 1957<br />

85 Jung, Carl Gustav: ERINNERUNGEN TRÄUME GEDANKEN (Auszug), 1962<br />

86 von Wiesenhütter, Eckart: Werden und Handeln, 1962<br />

87 Baldwin, Alfred L.: Theorien primärer Sozialisationsprozesse Band 1, 1974<br />

88 Piaget, Jean: Das moralische Urteil beim Kinde, 1954<br />

89 Lersch, Phillip: Zum Personenverständnis in der Psychologie, 1966<br />

90 Lersch, Phillip: Aufbau der Person, 11. Aufl. , 1970<br />

91 Schwartländer, Johannes: Der Mensch ist Person. Kants Lehre vom Menschen, 1968<br />

92 Stelzenberger, Johannes: Das Gewissen. Besinnliches zur Klarstellung eines Begriffes, 1961<br />

http://pdf.edocr.com/71a1d065c646774b2011067e066b72ce93653307.pdf<br />

93 Stelzenberger, Johannes: Syneidesis, conscientia, Gewissen. Studie zum Bedeutungswandel eines moraltheologischen Begriffes,<br />

1963<br />

94 Kuhn, Helmut: BEGEGNUNG MIT DEM SEIN, 1953<br />

95 Böckle, Franz: Fundamentalmoral, 1977<br />

Worte: 845 (von 76.287) = 2 %<br />

96 Beck, Lewis W.: Kants Kritik der praktischen Vernunft . Ein Kommentar, 2. Aufl. 1985 (Auszug), 1978<br />

97 Hörmann, Karl: Artikel Gewissen, in: Hörmann (1976) , 1976<br />

98 Preuß, Ulrich K.: Die Internalisierung des Subjekts. Zur Kritik der Funktionsweise des subjektiven Rechts , 1979<br />

99 Kant, Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, 1799<br />

http://irwish.de/PDF/Immanuel%20Kant%20-%20Grundlegung%20zur%20Metaphysik%20der%20Sitten.pdf<br />

100 o.V.,: Kant-Studien. Philosophische Zeitschrift, 1900<br />

http://www.archive.org/stream/kantstudienphilo04kantuoft/kantstudienphilo04kantuoft_djvu.txt<br />

101 Beck, Lewis W.: Kants " Kritik der praktischen Vernunft" München 1974, 1974<br />

102 Forschner, Maximilian: Gesetz und Freiheit. Zum Problem der Autonomie bei I. Kant, 1974<br />

103 Gründel, Johannes: Das Gewissen als 'norma normans' und 'norma nor-mata'. In: Grenzfragen des Glaubens. Versuche christlicher<br />

Ortsbestimmung in unserer Zeit. Hrsg. v. Ch. Hörgl u. Fr. Rauh. Einsiedeln 1967, S. 389 422., 1967<br />

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Quellenverzeichnis<br />

104 Stoker, H.G.: Das Gewissen, 1925<br />

105 Eisler, Rudolf: Kant-Lexikon. Nachschlagewerk zu Kants sämtlichen Schriften, Briefen und handschriftlichen Nachlaß (Auszug),<br />

1930<br />

http://www.textlog.de/rudolf-eisler.html<br />

106 Mokrosch, Reinhold: Das religiöse Gewissen, 1979<br />

107 Gass, Wilhelm: Die Lehre vom Gewissen. Ein Beitrag zur Ethik, 1869<br />

108 Stelzenberger, Johannes: Gewissen, in: Handbuch theologische Grundbegriffe, 1962<br />

109 Roth, Heinrich: Zur pädagogischen Psychologie des Gewissens und der Gewissenserziehung, 1957<br />

110 Meyer, Rudolf: Vernunft und Gewissen, in: Humanität und politische Verantwortung, Festschrift Hans Barth (1964) Erlenbach-Zürich,<br />

S. 214 ff., 1964<br />

111 Welzel, Hans: Vom irrenden Gewissen. Eine rechtsphilosophische Studie, 1949<br />

112 o.V.,: Kant-Studien. Philosophische Zeitschrift, 1921<br />

http://www.archive.org/stream/kantstudienphilo2627kantuoft/kantstudienphilo2627kantuoft_djvu.txt<br />

113 Diemer, Alwin: Zum Problem des Materialen in der Ethik Kants, in: Kantstudien (Sonderdruck). Band 45. Heft 1-4. Köln 1953/54.<br />

S. 21-32., 1954<br />

114 Frankl, Viktor E.: Handbuch der Neurosenlehre und psychotherapie, 2. Band: Spezielle Neurosenprophylaxe (Auszug), 1959<br />

115 Neuhäusler, Anton: Phänomenlogie des Gewissens, 1968<br />

116 Cullberg, John: Das Du und die Wirklichkeit. Zum ontologischen Hintergrund der Gemeinschaftskategorie, Uppsala Universitetes<br />

rsskrift, 1933<br />

http://www.vordenker.de/ggphilosophy/j-cullberg_du-und-wirklichkeit.pdf<br />

117 Kuhn, Helmut: Die ontologische Bedeutung des Gewissens, 1970<br />

118 Derbolav, Josef: Systematische Perspektiv der Pädagogik, 1971<br />

119 Merkert, Rainald: Didaktik und Fachdidaktik Religion, 1979<br />

120 Fischer, Franz: Darstellung der Bildungskategorien im System der Wissenschaften, 1975<br />

121 Böckle, Franz: Grundbegriffe der Moral. Gewissen und Gewissensbildung, 8. Aufl., 1966<br />

122 Golser, Karl: GEWISSEN UND OBJEKTIVE SITTENORDNUNG, 1975<br />

123 Bujo, Benezet: Moralautonomie und Normenfindung bei Thomas von Aquin. Unter Einbeziehung der neutestamentlichen Kommentare,<br />

1979<br />

124 Halter, Hans: Taufe und Ethos. Eine Untersuchung zu den paulinischen Gemeindebriefen im Rahmen der moraltheologischen Propriumsdiskussion<br />

(Auszug), 1975<br />

125 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, in: Katechetische Blätter, 1977<br />

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Quellenverzeichnis<br />

126 Auer, Alfons: Autonome Moral und christlicher Glaube, 1971<br />

127 Auer, Alfons: Die Bedeutung des Christlichen bei der Normfindung, in: Sauer (1977), 1977<br />

128 Küng, Hans: Christ sein (Auszug), 1974<br />

129 Partei und System, Eine kritische Einführung in die Parteienforschung, 1973<br />

130 van der Marek, Wilhelm: Grundzüge einer christlichen Ethik, 1967<br />

131 Walgenbach, Christoph: Die Autonomie des Sittlichen nach Thomas von Thomas von Aquin, in: Christlich glauben und handeln,<br />

Düsseldorf, 1977<br />

132 Böckle, Franz: Glaube und Handeln, 1976<br />

133 Hertz, Anselm: Normfindung und Normerkenntnis in der Moraltheologie, in: Teichtweier/Dreier (1971), 1971<br />

134 Vergote, Antoon: Gott unser Vater, 1977<br />

135 Korff, Wilhelm: Kernenergie und Moraltheologie, 1979<br />

http://epub.ub.uni-muenchen.de/4535/1/4535.pdf<br />

136 Böckle, Franz: Unfehlbare Normen , 1973<br />

137 Böckle, Franz: Hat die christliche Gewissensbildung etwas unterscheidend Christliches , 1977<br />

138 Kümmel, Friedrich: ZUM PROBLEM DES GEWISSENS, in: Blühdorn, J. (Hrsg.): Das Gewissen in der Diskussion, Darmstadt 1976,<br />

1976<br />

139 Gerner, Berthold: Personale Erziehung . Darmstadt 1965. (Wege d e r Forschung Band 2 9 ) . , 1965<br />

140 Welte, Bernhard: Zum Begriff der Person, 1975<br />

141 Petzelt, Alfred: Personalität, 1965<br />

142 Gründel, Johannes: Entfaltung des kindlichen Gewissens, 1973<br />

http://epub.ub.uni-muenchen.de/10183/1/10183.pdf<br />

143 Kerstiens, Ludwig: Erziehungsziele neu befragt, 1977<br />

144 Thielicke, Helmut: Gefährdung der Freiheit durch die Freiheit , 1963<br />

145 Rausch, Jürgen: Über das Menschenmögliche, 1963<br />

146 Platt, John R.: Programme für den Fortschritt, 1971<br />

147 Prim, Rolf: Grundlagen einer kritisch-rationalen Sozialwissenschaft (Auszug), 1973<br />

148 Maas, Alfons: Gesetz und Gewissen, 1967<br />

149 Reiner, Hans: Die Funktionen des Gewissens, 1976<br />

150 Das Konzentrationskontrolle in Großbritannien, 1974<br />

151 Weischedel, Wilhelm: Wirklichkeit und Wirklichkeiten. Aufsätze und Vorräge, Berlin, 1960<br />

152 Schischkin, Alexander F.: Das Gewissen, in: Blühdorn, J. (Hrsg.): Das Gewissen in der Diskussion, Darmstadt 1976, 1976<br />

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Quellenverzeichnis<br />

153 Wörterbuch christlicher Ethik, Freiburg 1975, 1975<br />

154 Habermas, Jürgen: Zwei Reden Aus Anlaß der Verleihung des Hegel-Preises 1973 der Stadt Stuttgart an Jürgen Habermas am 19.<br />

Januar 1974, 1974<br />

155 Rülcker, Christoph: Soziale Normen und schulische Erziehung, 1978<br />

156 Schwartländer, Johannes: DIE MENSCHENRECHTE UND DIE NOTWENDIGKEIT EINER PRAKTISCHEN WELTORIENTIERUNG, 1976<br />

157 Claessens, Dieter: Familie und Wertsystem. Eine Studie zur zweiten, sozio-kulturellen Geburt des Menschen und der Belastbarkeit<br />

der Kernfamilie , 3. Aufl., 1972<br />

158 Betz, Felicitas: Über Entwicklungsstufen des Gewissens in der Kindheit, 1965<br />

159 Raths, Louis E.: Werte und Ziele, 1976<br />

160 Spaemann, Robert: Rousseaus Emile : Traktat über Erziehung oder Träume eines Visionärs Zum 200. Todestag von Jean-Jacques<br />

Rousseau, 1978<br />

161 Diederich, Honoratus: Kompetenz des Gewissens, 1968<br />

162 Spranger, Eduard: Ist der moderne Kulturprozeß noch lenkbar , 1969<br />

163 Frey, Karl: Menschenbild und Menschenführung, 1967<br />

164 Buber, Martin: Reden über Erziehung, 1962<br />

165 Bock, Irmgard: KOMMUNIKATION UND ERZIEHUNG. Grundzüge ihrer Beziehungen (Auszug), 1978<br />

166 Wehle, Gerhard: Die Bedeutung des Vorbildes in der Erziehung der Gegenwart, 1963<br />

167 Gehlen, Arnold: 2. Ablehnung des Stufenschemas (Auszug), 1962<br />

168 Scheler, Max: DIE STELLUNG DES MENSCHEN IM KOSMOS, 8. Aufl., 1975<br />

169 Bartels, Klaus: Die Pädagogik Herman Nohls in ihrem Verhältnis zum Werk Wilhelm Diltheys und zur heutigen Erziehungswissenschaft,<br />

1968<br />

170 Rahner, Karl: GRUNDKURS DES GLAUBENS, 6. Aufl. (Rahner, Auszug), 1976<br />

171 Heid, Helmut: Pädagogische Konsequenzen sozialkultureller Strukturwandlungen. Jahrbuch für Wirtschafts- und Sozialpädagogik,<br />

S. 191-265., 1967<br />

http://epub.uni-regensburg.de/25594/1/ubr12781_ocr.pdf<br />

172 Stelzenberger, Johannes: LEHRBUCH DER MORALTHEOLOGIE. Die Sittlichkeitslehre der Königsherrschaft Gottes (Auszug), 1953<br />

173 verschiedene, verschiedene: Untersuchung Plagiat Schavan (2012), 1980<br />

174 Korff, Wilhelm: Theologische Ethik. Eine Einführung, 1975<br />

175 Vom Gesetz zum Gewissen. Das Verhältnis von Gewissen und Gesetz und die Erneuerung der Kirche, 1968<br />

176 Beckstein, Günther: Der Gewissenstäter im Strafrecht und Strafprozeßrecht, 1975<br />

177 Hengstenberg, Hans-Eduard: Natürliche Ethik und Offenbarung, 1980<br />

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Quellenverzeichnis<br />

178 Weber, Max: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, (hrsg. von Johannes Winckelmann), Tübingen, 1973<br />

PlagiatService<br />

Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

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Glossar<br />

Ampel<br />

Anteil Fremdtexte (brutto)<br />

Entsprechend der Gesamtwahrscheinlichkeit wird ein Rating der Schwere durch die<br />

Ampelfarbe berechnet: grün (bis 19 %) = wenige Indizien unterhalb der<br />

Bagatellschwelle; gelb (20 bis 49 %) - deutliche Indizien enthalten, die eine<br />

Plagiatsbegutachtung durch den Prüfer notwendig machen; rot (ab 50 %) =<br />

Plagiate liegen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit vor, die eine<br />

Täuschungsabsicht dokumentieren. Bei publizierten Dissertationen sollte ein<br />

offizielles Verfahren zur Prüfung und/oder zum Entzug des Doktortitels eröffnet<br />

werden.<br />

Anteil aller durch die Software automatisch gefundenen Bestandteile aus anderen<br />

Texten am Prüftext (von mindestens 7 Wörtern) in Prozent und Anzahl der Wörter<br />

gemessen. Dabei wird noch keine Interpretation auf Plagiatsindizien oder<br />

korrekte Übernahmen (z.B. Zitat, Literaturquelle) vorgenommen.<br />

PlagiatService<br />

Prüfbericht<br />

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451<br />

Anzahl Fremdtext (netto)<br />

Bauernopfer<br />

Compilation<br />

Eigenplagiat<br />

Einzelplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Anteil aller durch die Software automatisch gefundenen und als Plagiatsindizien<br />

interpretierten Bestandteile aus anderen Texten am Prüftext (von mindestens 7<br />

Wörtern) in Prozent und Anzahl der Wörter gemessen.<br />

Fehlende Quellenangabe bei einer inhaltlichen Zitierung (Paraphrase), wobei die<br />

Originalquelle an anderer Stelle des Textes angegeben wird.<br />

Zusammensetzen des Textes als "Patchwork" aus verschiedenen nicht oder<br />

unzureichend zitierten Quellen.<br />

Übernahme eines eigenen Textes des Autors ohne oder mit unzureichender<br />

Kennzeichnung des Autors. Auch wenn hier nur eigene Texte und Gedanken<br />

übernommen werden, handelt es sich um eine Täuschung. Der Prüfer geht davon aus,<br />

dass es sich hier um neue Texte und Gedanken des Autors handelt.<br />

Grobe Berechnung der Wahrscheinlichkeit des Vorliegens eines Plagiates des<br />

einzelnen Treffers.<br />

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Gesamtplagiatswahrscheinlichkeit<br />

Berechnung der Wahrscheinlichkeit des Vorliegens von Plagiaten durch<br />

Verknüpfung der Indizienanzahl, des Netto-Fremdtextanteils und der Schwere der<br />

einzelnen Plagiatsindizien.


Glossar<br />

Ghostwritersuche<br />

Indizien<br />

Literaturanalyse<br />

Mischplagiat - eine Quelle<br />

Über den statistischen Vergleich der Texte (Stilometrie) wird eine<br />

Wahrscheinlichkeit berechnet, ob die Texte von demselben Autor stammen.<br />

Dieser Prüfbericht gibt nur die von der Software automatisch ermittelten<br />

Indizien auf eine bestimmte Plagiatsart wieder. Die Feststellung eines Plagiats<br />

kann nur durch den Gutachter erfolgen.<br />

Die im Prüftext enthaltenen Literatureinträge im Literaturverzeichnis werden<br />

analysiert: Wird die Quelle im Text zitiert? Handelt es sich um eine<br />

wissenschaftliche Quelle? Wie alt sind die Quellen?<br />

Der Text wird hierbei aus verschiedenen Versatzstücken einer einzigen Quelle<br />

zusammengesetzt, also gemischt.<br />

PlagiatService<br />

Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

452<br />

Mischplagiat - mehrere Quellen<br />

Phrase<br />

Plagiat<br />

Plagiatsanalyse<br />

Plagiatssuche<br />

Der Text wird hierbei aus verschiedenen Versatzstücken aus verschiedenen<br />

Quellen zusammengesetzt, also gemischt.<br />

Die übernommenen Textstellen stellen allgemeintypische oder fachspezifische<br />

Wortkombinationen der deutschen Sprache dar, die viele Autoren üblicherweise<br />

verwenden. Solche Übernahmen gelten nicht als Plagiate.<br />

Übernahme von Leistungen wie Ideen, Daten oder Texten von anderen - ohne<br />

vollständige oder ausreichende Angabe der Originalquelle.<br />

Gefundene gleiche Textstellen (= Treffer) werden durch die Software automatisch<br />

auf spezifische Plagiatsindizien analysiert.<br />

Mit Hilfe von Suchmaschinen wird im Internet, in der Nationalbibliothek und im<br />

eigenen Dokumentenbestand nach Originalquellen mit gleichen oder ähnlichen<br />

Textstellen gesucht. Diese Quellen werden alle vollständig Wort für Wort mit<br />

dem Prüftext verglichen. Plagiatsindizien werden für Textstellen ab 7 Wörtern<br />

berechnet.<br />

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Plagiatswahrscheinlichkeit<br />

Grobe Berechnung der Wahrscheinlichkeit des Vorliegens eines Plagiates auf der


Glossar<br />

Stilometrie<br />

Teilplagiat<br />

Basis der Plagiatsindizien. Die Ampel zeigt drei Ergebnisse an: grün - keine<br />

Wahrscheinlichkeit des Vorliegens eines Plagiates und somit keine weitere<br />

Überprüfung notwendig, gelb - mögliches Vorliegen eines Plagiates und somit<br />

eine weitere Überprüfung empfohlen, rot - hohe Wahrscheinlichkeit des<br />

Vorliegens eines Plagiates und somit weitere Überprüfung unbedingt notwendig.<br />

Texte werden dabei einzeln nach statistischen Kennzahlen (z.B. durchschnitliche<br />

Länge der Wörter, Häufigkeit bestimmter Wörter) analysiert. Sind diese<br />

Kennzahlen für zwei Texte ähnlich, liegt hier statistisch der gleiche "Stil"<br />

und somit mit hoher Sicherheit der selbe Autor vor.<br />

Ein Textbestandteil einer Quelle wurde vollständig ohne ausreichende Zitierung<br />

kopiert.<br />

PlagiatService<br />

Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

453<br />

Textanalyse<br />

Textvergleich<br />

Übersetzungsplagiat<br />

Verschleierung<br />

Der einzelne Text wird durch die Software automatisch für sich allein<br />

analysiert, z.B nach statistischen Kennzahlen, benutzter Literatur,<br />

Rechtschreibfehlern oder Bestandteilen. Je nach Stand der Softwareentwicklung<br />

sind die absoluten Ergebnisse (z.B. Erkennung von Abbildungen, Fußnoten,<br />

Tabellen, Zitaten) im einzelnen eingeschränkt aussagefähig. Aufgrund der immer<br />

für alle Texte durchgeführten Analysen sind die relativen Unterschiede zwischen<br />

den Spalten (z.B. Diplomarbeit vs. Dissertation) uneingeschränkt aussagefähig.<br />

Jeder Text wird mit anderen älteren Texten vollständig verglichen. Gefundene<br />

gleiche Texstellen werden in einem weiteren Schritt z.B. auf Plagiatsindizien<br />

hin untersucht.<br />

Nutzung eines fremdsprachigen Textes durch Übersetzung.<br />

Ein Text wird ohne eindeutige Kennzeichnung (i.d.R. durch Anführungszeichen)<br />

Wort für Wort übernommen, aber mit Angabe der Quelle in der Fußnote. Dadurch<br />

wird der Prüfer getäuscht, der von einer nur inhaltlichen Übernahme ausgehen<br />

muss.<br />

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Vollplagiat<br />

Der gesamte Text wird vollständig ohne Zitierung kopiert.


Glossar<br />

Zitat - wörtlich<br />

Zitat - wörtlich - Veränderung<br />

Zitat - wörtlich - Verdrehung<br />

Übernommener Text wird z.B. mit Anführungszeichen korrekt dargestellt. Dieses<br />

wörtliche Zitat darf keine Veränderungen, Ergänzungen oder Auslassungen<br />

enthalten. Fehlt für das Zitat nach der Plagiatssuche ein Nachweis in einer<br />

Originalquelle, so wird der Treffer als "Zitat-wörtlich-im Text" bezeichnet.<br />

Einzelne Wörter einer korrekt gekennzeichneten wörtlichen Übernahme werden<br />

verändert oder weggelassen, ohne dass der Sinn verändert wird. Z.B.: "<br />

Unternehmung" wird durch "Unternehmen" ersetzt.<br />

In dem korrekt gekennzeichneten übernommenen wörtlichen Text wird der Sinn<br />

durch Austauschung einzelner Wörter deutlich verändert. Beispiel: "<br />

überentwickelten" statt "unterentwickelten".<br />

PlagiatService<br />

Prüfbericht<br />

11357<br />

12.01.2014<br />

454<br />

<strong>ProfNet</strong><br />

Institut für Internet-Marketing

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