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Wissensspeicher Bergbautechnologie (1974) - WordPress.com

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<strong>Wissensspeicher</strong> <strong>Bergbautechnologie</strong><br />

Von Dipl.-Ing. Horst Roschlau und Dipl.-Ing. Wolfram Heintze Mit 341 Bildern und 96 Tabellen<br />

VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie Leipzig<br />

„Als berufsbildende Literatur für verbindlich erklärt“<br />

Stellvertreter des Generaldirektors der SDAG Wismut Karl-Marx-Stadt 15. 4. <strong>1974</strong><br />

Herausgeber:<br />

SDAG Wismut, Karl-Marx-Stadt<br />

Bei der Begutachtung des <strong>Wissensspeicher</strong>s wirkten mit: Berging. Josef Gsik, VEB Mansfeld Kombinat Wilhelm Pieck<br />

Oberlehrer Hans-Joachim Haberkorn, SDAG Wismut Dipl.-Ing. Günter Kohlweyer, VEB Kombinat Kali Dipl.-Ing. Bernhard<br />

Konietzky, SDAG Wismut Berging. Herbert Schmidt, VEB Kombinat Kali Bering. Rolf Taubert, SDAG Wismut<br />

1. Auflage<br />

©VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig VLN 152-915/1/75<br />

LSV 3152/3162<br />

Printed in the German Democratic Republic<br />

Satz und Druck: Fachbuchdruck Naumburg (Saale) IV-26-14 Bestell-Nr.: 541 000 3<br />

Links<br />

Grube Brunndöbra<br />

Logos Bergbau<br />

Arbeitsmittel unter Tage<br />

Videos Grube Brunndöbra<br />

Animationen Bergbau<br />

1


Vorwort<br />

Bei der Erfüllung der vom VIII. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands gestellten Hauptaufgabe leisten die<br />

Bergleute der Deutschen Demokratischen Republik einen wichtigen Beitrag.<br />

In den Bergwerken unserer Republik wird mit moderner Technik und nach neuen Technologien produziert.<br />

Die enge Zusammenarbeit in der sozialistischen Staatengemeinschaft auf allen Gebieten ist ein Garant für deren<br />

Weiterentwicklung.<br />

Die Meisterung der modernen Technik und Technologie bedingt ständig steigende Anforderungen an das Wissen<br />

und Können und an das sozialistische Bewusstsein aller Bergleute. Im Ausbildungsberuf<br />

» Facharbeiter für <strong>Bergbautechnologie</strong>»<br />

werden dem Lernenden die neuesten politischen und fachlichen Kenntnisse vermittelt, die der Bergmann zur Ausübung seiner<br />

verantwortungsvollen, interessanten Arbeit benötigt.<br />

Der vorliegende <strong>Wissensspeicher</strong> „<strong>Bergbautechnologie</strong>“ dient der weiteren Vervollständigung der speziellen berufsbildenden<br />

Literatur für diesen Beruf, zu der bisher die Literaturreihe<br />

» <strong>Bergbautechnologie</strong> «, das Lehrbuch<br />

»Geologisches Grundwissen « und eine Reihe von Arbeitsblättern gehören.<br />

Er enthält den für den »Facharbeiter für <strong>Bergbautechnologie</strong>« erforderlichen Wissensstoff in zusammengefasster<br />

Form. Eine Vielzahl von Bildern und Tabellen erhöht die Anschaulichkeit.<br />

Der <strong>Wissensspeicher</strong> <strong>Bergbautechnologie</strong> Ist nicht nur ein Nachschlagewerk für den in der Ausbildung befindlichen Lehrling,<br />

sondern er Ist gleichermaßen ein wertvolles Handbuch für die Weiterbildung der Facharbeiter und Meister.<br />

Das Lehrbuch wurde in enger Gemeinschaftsarbeit zwischen der SDAG Wismut, des VEB Mansfeld-Kombinat »Wilhelm<br />

Pieck« und des VEB Kombinat Kali in relativ kurzer Zeit erarbeitet Diesem Kollektiv sowie dem VEB Deutscher Verlag für<br />

Grundstoffindustrie danken wir für die termingerechte Fertigstellung in guter Qualität.<br />

Lernenden und Lehrenden wünschen wir bei der Arbeit mit dem <strong>Wissensspeicher</strong><br />

»<strong>Bergbautechnologie</strong>« recht viel Erfolg.<br />

Raabe<br />

Stellvertreter des Generaldirektors der SDAG Wismut<br />

Bringmann<br />

Direktor für Kader und Bildung<br />

des VEB Mansfeld-Kombinat „W. Pieck“<br />

Rosenbaum<br />

Direktor für Kader und Bildung<br />

des VEB Kombinat Kali<br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Wissensspeicher</strong> <strong>Bergbautechnologie</strong> ................................................................................................................................................. 1<br />

Links ................................................................................................................................................................................................... 1<br />

Vorwort ............................................................................................................................................................................................... 2<br />

Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................................................................................... 3<br />

1. Auf-und Untersuchen von Lagerstätten ...................................................................................................................................... 6<br />

1.1. Einführende-Begriffserläuterungen – Übersicht ................................................................................................................ 6<br />

1.2. Grundlagen ........................................................................................................................................................................ 6<br />

1.2.1. Anzeichen für Lagerstätten ........................................................................................................................................... 6<br />

1.2.2. Aufschlüsse ................................................................................................................................................................... 7<br />

1.2.3 Geologische Kartierung .............................................................................................................................................. 10<br />

1.2.4. Bemusterung ............................................................................................................................................................... 11<br />

1.2.5. Untersuchungsmethoden ............................................................................................................................................. 12<br />

1.3. Erkundungsprozess .......................................................................................................................................................... 16<br />

1.3.1. Geologische Suche und Erkundung ............................................................................................................................ 16<br />

1.3.2. Grubengeologie ........................................................................................................................................................... 17<br />

1.4. Auswertung ..................................................................................................................................................................... 17<br />

2. Gewinnung ................................................................................................................................................................................ 18<br />

2.1. Gewinnung mit dem Abbauhammer ................................................................................................................................ 19<br />

2.2. Bohr und Sprengarbeit ..................................................................................................................................................... 19<br />

2.2.1. Bohrverfahren ............................................................................................................................................................. 19<br />

2.2.2. Bohrgeräte ................................................................................................................................................................... 22<br />

2.2.3. Bohrwagen ...................................................................................................................................................................... 33<br />

2.2.4. Maschinelle Hilfseinrichtungen ....................................................................................................................................... 38<br />

2.2.5. Sprengarbeiten ................................................................................................................................................................ 41<br />

2.3 Maschinelle Gewinnung ................................................................................................................................................... 59<br />

2.3.1. Maschinelle Gewinnung im Abbau ................................................................................................................................. 59<br />

2.3.2. Maschinelle Gewinnung im Horizontalvortrieb ........................................................................................................... 59<br />

2.3.3. Maschinelle Gewinnung in vertikalen und geneigten Grubenbauen ............................................................................ 62<br />

2.4 Sonstige Gewinnungsverfahren ........................................................................................................................................ 65<br />

2.4.1. Lösen von Salzen ............................................................................................................................................................. 65<br />

2.4.2. Laugung von Erzen ......................................................................................................................................................... 65<br />

3 Grundlagen der Gebirgsmechanik ............................................................................................................................................. 66<br />

3.1. Grundbegriffe und Aufgaben der Gebirgsmechanik .............................................................................................................. 66<br />

3.2 Spannungszustände im Gebirge....................................................................................................................................... 67<br />

3.2.1. Primärer Spannungszustand ............................................................................................................................................ 67<br />

3.2.2. Sekundärer Spannungszustand ........................................................................................................................................ 69<br />

3.3 Geomechanische Materialeigenschaften ....................................................................................................................... 71<br />

3.4 Praktische Bedeutung der Gebirgsmechanik für den Bergbau ........................................................................................ 74<br />

3.5 Arbeitsmethoden der Gebirgsmechanik .......................................................................................................................... 75<br />

4. Grubenausbau ........................................................................................................................................................................... 78<br />

4.1. Aufgaben, allgemeine Definitionen und Einteilungen ...................................................................................................... 78<br />

4.2. Ausbaustoffe .................................................................................................................................................................... 81<br />

4.3. Stützausbau ...................................................................................................................................................................... 85<br />

4.4. Ankerausbau .................................................................................................................................................................... 90<br />

3


4.5. Spritzbetonausbau ........................................................................................................................................................... 94<br />

4.6. Schachtausbau ................................................................................................................................................................. 96<br />

5. Grubenbewetterung ................................................................................................................................................................... 99<br />

5.1 Begriffsbestimmungen – allgemeine Grundlagen ........................................................................................................... 99<br />

5.1.1. Aufgaben der Grubenbewetterung................................................................................................................................... 99<br />

5.1.2. Wetterbedarf .................................................................................................................................................................... 99<br />

5.1.3. Einige physikalische Eigenschaften der Wetter ............................................................................................................. 100<br />

5.2. Durchführung der Grubenbewetterung .......................................................................................................................... 103<br />

5.2.1. Grubenlüfter .................................................................................................................................................................. 104<br />

5.2.2. Bewetterungssysteme .................................................................................................................................................... 108<br />

5.2.3. Wetterströme und ihre Berechnung .............................................................................................................................. 109<br />

5.2.4. Überwachung der Wetterführung .............................................................................................................................. 115<br />

5.2.5. Grubenklima ............................................................................................................................................................. 121<br />

5.2.6. Verteilung der Wetter ................................................................................................................................................ 124<br />

5.2.7. Sonderbewetterung........................................................................................................................................................ 126<br />

5.3. Selbstretter ..................................................................................................................................................................... 127<br />

6. Grubenrettungswesen .............................................................................................................................................................. 128<br />

6.1. Organisation .................................................................................................................................................................. 128<br />

6.2. Anforderungen an Grubenwehrmitglieder ..................................................................................................................... 128<br />

6.3. Ausrüstungen ................................................................................................................................................................. 129<br />

7. Verhüten und Bekämpfen von Grubenbränden ....................................................................................................................... 131<br />

7.1. Arten von Grubenbränden ............................................................................................................................................. 131<br />

7.2. Vorbeugender Brandschutz ........................................................................................................................................... 131<br />

7.3. Verhalten bei Grubenbränden ........................................................................................................................................ 134<br />

7.4. Brandbekämpfung ......................................................................................................................................................... 134<br />

8. Bergmännische Wasserwirtschaft ........................................................................................................................................... 135<br />

8.1. Aufgaben und Bedeutung .............................................................................................................................................. 135<br />

8.2. Herkunft von Grubenwässer .......................................................................................................................................... 136<br />

8.3. Maßnahmen zum Verhüten hydraulischer Gefahren ..................................................................................................... 137<br />

8.4. Wasserhaltungsanlagen ................................................................................................................................................. 139<br />

8.4.1. Theoretische Grundlagen .......................................................................................................................................... 139<br />

Sonderpumpen ........................................................................................................................................................................ 144<br />

Rohrleitungen, Absperrorgane ................................................................................................................................................ 145<br />

9. Laden und Fördern .................................................................................................................................................................. 146<br />

9.1. Allgemeines über Ladearbeiten ..................................................................................................................................... 146<br />

9.2. Lademaschinen .............................................................................................................................................................. 146<br />

9.2.1. Grundlegende Bauelemente .......................................................................................................................................... 146<br />

9.2.2. Aufbau, Arbeitsweise, Vorteile und Kenndaten ausgewählter Lademaschinen ........................................................ 149<br />

9.3. Kennziffern zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit von Lademaschinen .................................................................... 157<br />

9.4. Organisationsformen bei den Ladearbeiten – Einsatzbereiche von Lademaschinen ..................................................... 158<br />

9.5. Allgemeines über Förderarbeiten .................................................................................................................................. 163<br />

9.6. Maschinen und Einrichtungen der Förderung ............................................................................................................... 165<br />

9.6.1 Stetigförderer ............................................................................................................................................................ 165<br />

9.6.2. Pendelförderer ........................................................................................................................................................... 169<br />

9.7. Förderleistungen ............................................................................................................................................................ 191<br />

10. Aus- und Vorrichtung ........................................................................................................................................................ 192<br />

4


10.1. Ausrichtung von der Tagesoberfläche ........................................................................................................................... 192<br />

10.2. Aus- und Vorrichtung in der Sohlenebene .................................................................................................................... 200<br />

10.3. Aus- und Vorrichtung zwischen den Sohlen ................................................................................................................. 202<br />

11. Abbau ................................................................................................................................................................................. 205<br />

11.1. Auswahl eines Abbausystems ....................................................................................................................................... 205<br />

11.2. Einige Grundbegriffe ..................................................................................................................................................... 206<br />

11.3. Abbauverfahren ............................................................................................................................................................. 207<br />

11.4. Technologien der untertägigen Laugung ....................................................................................................................... 218<br />

11.5. Technologien des Lösens .............................................................................................................................................. 219<br />

11.6. Versatz ........................................................................................................................................................................... 221<br />

12. Aufbereitung ...................................................................................................................................................................... 223<br />

12.1. Bedeutung der Aufbereitung und Kennzeichnung des Aufbereitungserfolgs................................................................ 223<br />

12.2. Verfahrensgruppen ........................................................................................................................................................ 224<br />

12.2.1. Zerkleinern............................................................................................................................................................ 225<br />

12.2.2. Klassieren ............................................................................................................................................................. 228<br />

12.2.3. Anreichern ............................................................................................................................................................ 230<br />

12.2.4. Ergänzende Verfahren .......................................................................................................................................... 234<br />

13. Gesundheits- und Arbeitsschutz ........................................................................................................................................ 235<br />

13.1. Gesundheits- und Arbeitsschutz-humanitäres Grundanliegen des sozialistischen Staates ............................................ 235<br />

13.2. Rechtliche Grundlagen des Gesundheits- und Arbeitsschutzes ..................................................................................... 237<br />

13.3. Organe des Gesundheits- und Arbeitsschutzes sowie des Brandschutzes ..................................................................... 238<br />

13.4. Verhüten von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten .................................................................................................. 238<br />

13.5. Verhalten bei Arbeitsunfällen ........................................................................................................................................ 240<br />

13.6. Arbeitshygiene............................................................................................................................................................... 240<br />

13.6.1. Staubbekämpfung ................................................................................................................................................. 240<br />

13.6.2. Lärm-und Schwingungsabwehr ............................................................................................................................ 245<br />

13.6.3. Strahlenschutz ............................................................................................................................................................. 247<br />

13.6.4. Beleuchtung und Farbgebung ..................................................................................................................................... 247<br />

Übersicht der verwendeten Formelzeichen und Symbole ............................................................................................................... 249<br />

Quellenhinweise .............................................................................................................................................................................. 253<br />

5


1. Auf-und Untersuchen von Lagerstätten<br />

1.1. Einführende-Begriffserläuterungen – Übersicht<br />

Zielstellung aller Arbeiten im Rahmen des Auf-und Untersuchens von Lagerstätten: Rohstoffvorräte aufzufinden, damit sie für die<br />

Volkswirtschaft planmäßig und rationell genutzt werden können.<br />

Diese grundsätzliche Zielstellung zu erfüllen, erfordert eine enge Zusammenarbeit verschiedener Spezialisten, so z. B. Geologen,<br />

Geophysiker, Bergleute, Bohrtechniker u. a.. Gegenstand der Auf-und Untersuchungsarbeiten ist der Erkundungsprozess, dieser<br />

muss durch eine richtige Anwendung und den Einsatz der Grundlagen sowie der Auswertung der Ergebnisse gesichert sein.<br />

1.2. Grundlagen<br />

1.2.1. Anzeichen für Lagerstätten<br />

In allen Etappen der Suche, Erkundung und Nutzung sind Kenntnisse über die Grundlagen anzuwenden, um eine Prüfung und<br />

Kontrolle der geologischen Körper vorzunehmen. Lagerstätten und Mineralvorkommen sind natürliche Mineralkonzentrationen in<br />

der Erdrinde, die sich an bestimmten Stellen bilden können und hinsichtlich ihrer Form, ihrer Lage und ihres Inhaltes starken<br />

Schwankungen unterworfen sind.<br />

Faktoren, welche<br />

die Bildungsmöglichkeiten von Mineralkonzentrationen an einer bestimmten Stelle anzeigen und<br />

die Mineralkonzentrationen selbst anzeigen.<br />

6


Indikatoren<br />

1.2.2. Aufschlüsse<br />

Einteilung der geologischen Aufschlüsse:<br />

Bergmännische Aufschlüsse<br />

Die bergmännischen Aufschlüsse sind kostenaufwendig und oft mit erheblichem technischem Aufwand verbunden,<br />

besonders bei größeren Teufen.<br />

Vorteile:<br />

‣ geschaffene Hohlräume können befahren werden<br />

‣ ausreichend Probenmaterial<br />

‣ genauere Lokalisierung<br />

‣ beliebige Fortsetzung der Aufschluss arbeiten je nach Erfordernissen<br />

Während Schürfgräben, Schürfschächte und Schürfstolln als bergmännische Aufschlussarbeiten meist bei geringer Bedeckung<br />

und geeignetem Relief vorwiegend zur Suche und Erkundung angewendet werden, haben Aus- und Vorrichtungsgrubenbaue<br />

und Abbaue vor allem zur geologischen Informationsgewinnung während der Aufschlussarbeiten und der Gewinnung von<br />

Bodenschätzen Bedeutung. Durch systematisch betriebene bergmännische Aufschlussarbeiten werden vor allem untersucht:<br />

7


Aus- und Vorrichtungsbaue sowie Abbaue in Art und Form entsprechend den spezifischen Lagerstättenbedingungen<br />

‣ Art und Mächtigkeit des Deckgebirges<br />

‣ Ausdehnung und Mächtigkeit der Lagerstätte, ihr Einfallen und Streichen, ihre Lage im Gebirge und ihre Teufe<br />

‣ Verteilung der nutzbaren Komponenten<br />

‣ technische Störungen<br />

‣ hydrogeologische Verhältnisse in der Lagerstätte und im Nebengestein<br />

Aufschluss durch Bohrungen<br />

Bohrungen sind bei der Suche und Erkundung geologischer Körper von besonderer Bedeutung, insbesondere wenn diese durch<br />

ein mächtiges Deckgebirge überlagert werden.<br />

Bohrungen werden sowohl von über Tage aus als auch von unter Tage aus angesetzt. Sie ermöglichen unmittelbare<br />

geophysikalische Messungen am Gestein (Bohrlochgeophysik) und gestatten eine genaue Kartierung der durchteuften Schichten.<br />

Seiger- und Schrägbohrung<br />

Netzförmiges Abbohren einer Lagerstätte<br />

An Hand der Ergebnisse geologischer Voruntersuchungen werden Ansatzpunkt und Netzdichte der Bohrungen ermittelt. Die<br />

Ergebnisse der Seigerbohrungen können durch Schrägbohrungen ergänzt werden.<br />

Eine Bohrlochablenkung ist eine beabsichtigte Abweichung des Bohrloches von seiner bisherigen Richtung. Sie wird durch das<br />

Setzen von Keilen bewirkt.<br />

Fächerbohrung durch mehrmaliges Ablenken eines Bohrlochs<br />

8


Damit kann aus einem Bohrloch heraus ein Fächer gebohrt und somit ein geologischer Körper an mehreren Stellen untersucht<br />

werden.<br />

Die Auswahl geeigneter Bohrverfahren wird von vielen technischen, geologischen und ökonomischen Faktoren beeinflusst.<br />

Das Rotary-Bohrverfahren unter Anwendung einer Spülungszirkulation gehört zu den verbreitetsten Bohrverfahren bei<br />

geologischen Aufschlussarbeiten.<br />

Je nach Bewegungsablauf einer im Bohrloch zirkulierenden Bohrspülung (meist Wasser oder Tonsuspensionen) wird zwischen<br />

Normalspülung (Linksspülung) und der Umkehrspülung (Rechtsspülung) unterschieden.<br />

Bei Normalspülung wird die Spülflüssigkeit in das hohle Gestänge gepumpt und nach dem Austritt am Bohrwerkzeug, beladen<br />

mit dem erbohrten Gesteinsteilchen, im Ringraum zwischen Bohrgestänge und Bohrlochwandung gefördert.<br />

Bohrverfahren<br />

9


Prinzipielle Darstellung<br />

der Normalspülung<br />

der Umkehrspülung im Bohrloch<br />

Die wichtigsten Aufgaben der zirkulierenden Bohrspülung:<br />

‣ Bohrgutaustrag und Fixierung bei Stillstand des Bohrwerkzeugs<br />

‣ Kühlung des Bohrwerkzeugs<br />

‣ Stützung der Bohrlochwandung<br />

‣ Erzielung eines Flüssigkeitsdruckes als Lagerstättengegendruck (bei Erdöl- und Erdgasbohrungen)<br />

Durch den Einsatz eines flexiblen Bohrgestänges (einem Bohrschlauch) und eines dazu geeigneten Bohrlochsohlenmotors<br />

(Turbinenbohren) zeichnen sich beim herkömmlichen Bohren neue Entwicklungen ab.<br />

Moderne und bewährte Bohrverfahren werden noch wesentlich Leistungssteigerungen erfahren, unkonventionelle Arbeitsweisen<br />

bei der Zerstörung der Gesteine (z. B. Erosionsbohren) stehen erst am Anfang ihrer Entwicklung.<br />

1.2.3 Geologische Kartierung<br />

Die geologische Kartierung beinhaltet die Erfassung und Auswertung aller geologischen Informationen, die durch die<br />

Aufschlussarbeiten gesammelt werden. Grundlage des geologischen Kartenwerkes bilden die geologischen Messtischblätter mit<br />

den dazugehörigen Erläuterungen in Berichtsform.<br />

10


Prinzip einer Bohranlage mit flexiblem Bohrgestänge (Bohrschlauch)<br />

Erfasst werden vor allem:<br />

‣ Verbreitung stratigraphischer Horizonte<br />

‣ Verlauf wichtiger tektonischer Linien<br />

‣ Verbreitung von petrographischen bzw. fazialen Einzelheiten<br />

1.2.4. Bemusterung<br />

Durch die Bemusterung werden die Zusammensetzung und die Eigenschaften eines mineralischen Rohstoffes untersucht und<br />

die Abgrenzung von Rohstofforten ermöglicht. Sie stellt eine notwendige Ergänzung der geologischen Kartierung dar.<br />

Die Bemusterung umfasst die Arbeitsgänge<br />

‣ Probennahme<br />

‣ Probenvorbereitung<br />

‣ Probenuntersuchung<br />

‣ Kontrolle<br />

Moderne Verfahren der Bemusterung ermöglichen die Bestimmung einzelner Parameter direkt am anstehenden Gestein unter<br />

Wegfall der Arbeitsgänge Probennahme und Probenvorbereitung. Diese Verfahren werden im Gegensatz zu den Laborverfahren<br />

als Feldverfahren bezeichnet.<br />

11


Bemusterung fester mineralischer Rohstoffe<br />

1.2.5. Untersuchungsmethoden<br />

Es werden geologische, geochemische und geophysikalische Methoden unterschieden. Art und Form des zu untersuchenden<br />

geologischen Körpers als Gesamtheit sowie die Erkundungsetappe entscheiden über die Anwendung einer Methode oder über<br />

deren sinnvolle Kombination. Dur die Untersuchungs- bzw. Erkundungsmethoden sind neben Art und Form vor allem Größe und<br />

Lage, Zusammensetzung, Alter und Genese (Entstehung) einer Mineralkonzentration zu bestimmen.<br />

Während die geochemische und geophysikalischen Methoden vorwiegend qualitative Aussagen bringen, kann man über<br />

geologische Methoden zu quantifizierten Aussagen kommen.<br />

Geologische Methoden sind direkte Verfahrene. Sie untersuchen mit Mitteln der Bemusterung und Kartierung die<br />

<strong>Bergbautechnologie</strong>.<br />

Einflussfaktoren auf die Größe des Messeffektes geophysikalischer Methoden<br />

12


Gesetzmäßigkeiten, die zur Bildung von Mineralkonzentrationen führen.<br />

Mit geochemischen Methoden werden die Gesetzmäßigkeiten untersucht, nach denen die chemischen Elemente in der Erde<br />

verteilt sind. Die Auswertung der Untersuchungsergebnisse lässt Schlüsse auf das Vorhandensein von Lagerstätten zu.<br />

Geophysikalische Methoden nutzen unterschiedliche physikalische Eigenschaften der Gesteine wie<br />

‣ Dichte<br />

‣ elektrische Leitfähigkeit<br />

‣ Schallgeschwindigkeit<br />

‣ Magnetisierbarkeit<br />

‣ Wärmeleitfähigkeit u. a.<br />

Jeder geologische Körper wird von einem physikalischen Feld umgeben, das umso intensiver ist, je deutlicher sich<br />

Prinzip der Gravimetrie<br />

Messen der elektrischen Leitfähigkeit<br />

a) Eigenpotentialfeld eines Erzkörpers;<br />

b) Messung des spezifischen Bodenwiderstands<br />

13


Prinzip der magnetischen Messung<br />

a) Prinzip der magnetischen Feldwaage<br />

b) Messbeispiel<br />

Messen der Schallgeschwindigkeiten (Ausbreitung seismischer Wellen)<br />

die physikalischen Eigenschaften des geologischen Körpers von denen seiner Umgebung abzeichnen. Das physikalische Feld ist<br />

messbar, aus den Messergebnissen kann auf den geologischen Körper geschlossen werden. Die Größe des Messwertes<br />

(Feldstörung oder Anomalie) wird außerdem von der Mächtigkeit und der Masse des geologischen Körpers und vom Abstand<br />

der Einlagerung zum Punkt der Messung bestimmt.<br />

In Abhängigkeit davon, welches physikalische Feld man untersuchen will, bedient man sich verschiedener Methoden:<br />

‣ der Gravimetrie (Dichtmessung)<br />

‣ der Elektrik (Messen der elektrischen Leitfähigkeit)<br />

‣ der Seismik (Messen der Schallgeschwindigkeit)<br />

‣ der Thermometrie (Messen der Wärmeleitfähigkeit)<br />

‣ der Radiometrie (Messen der Radioaktivität)<br />

14


Tabelle 1.1. Übersicht über physikalische Methoden<br />

Geophysikalische Bohrlochmessung<br />

Bei der geophysikalischen Bohrlochmessung werden die oben genannten Methoden zur Beprobung eines Bohrloches<br />

einzeln oder in Kombination angewendet, charakteristisch für Bohrlochmessungen sind:<br />

der spezielle Messgerätebedarf (Sonden)<br />

der Einflussbereich eines Messpunktes durch vollkommene Gesteinsummantelung<br />

der hohe apparative Aufwand (fahrbare Bohrlochmessstationen)<br />

die Ergänzung der Messausstattung für technische Messungen (Winkel- und Kalibermessung)<br />

Damit lässt sich aus einem Bohrloch eine Vielzahl von Informationen gewinnen und maschinell auswerten.<br />

Ratiometrische Bohrlochsonde<br />

Geophysikalische Bohrlochmessungen sind effektive Feldverfahren.<br />

15


1.3. Erkundungsprozess<br />

Der Erkundungsprozess besteht aus<br />

‣ Suche und Erkundung von Lagerstätten<br />

‣ Grubengeologie<br />

Ziel der Suche und Erkundung: in kurzer Zeit mit möglichst geringem Aufwand ein Maximum an nutzbaren Vorräten<br />

nachzuweisen<br />

Ziel der Grubengeologie: geologische Grundlagen für eine rationelle Lagerstättennutzung zu schaffen.<br />

Tabelle 1. 2. Erkundungsetappen, -objekte und –aufgaben<br />

1.3.1. Geologische Suche und Erkundung<br />

Erkundungsablauf<br />

Erkundungssystematik<br />

Der Erkundungsablauf legt die Arbeitsschritte vom Ausgangspunkt der Erkundung bis zur eingehenden Erkundung fest.<br />

Die Einhaltung einer bestimmten Erkundungssystematik ist notwendig, um die in jeder Etappe gestellten Aufgaben eindeutig und<br />

mit geringstem Aufwand zu lösen und die folgerichtige Ergänzung der Arbeiten in den anschließenden Erkundungsetappen zu<br />

sichern. Die geologische Informationsgewinnung trägt betont statistischen Charakter, da die Summe der Einzelinformationen aus<br />

den Aufschlüssen eine Stichprobe darstellt, aus der auf die Eigenschaften der gesamten Lagerstätten geschlossen wird.<br />

Wichtige Festlegungen der Erkundungssystematik in Abhängigkeit von geologischen Gesetzmäßigkeiten und den Anforderungen<br />

an die Erkundung sind:<br />

‣ Art und Anzahl der Aufschlüsse<br />

‣ räumliche Verteilung der Aufschlusspunkte<br />

16


Die Festlegung der einzusetzenden Untersuchungsmethoden erfolgt nach:<br />

‣ den zu untersuchenden geologischen Parametern und der Art der Lagerstätte<br />

‣ den Genauigkeitsanforderungen entsprechend der Aufgabenstellung.<br />

1.3.2. Grubengeologie<br />

Art und Anzahl, räumliche Verteilung der Aufschlüsse sowie<br />

<br />

Auswahl der Untersuchungsmethoden sind Festlegungen der Erkundungssystematik<br />

Die Lagerstättenerkundung findet in den betriebsgeologischen Arbeiten ihre logische Fortsetzung. Ziele dabei sind:<br />

‣ Planung und Steuerung des Lagerstättenaufschlusses sowie des Abbaues<br />

‣ Planung und Sicherung der vorgesehenen Produktion sowohl mengen- als auch qualitätsmäßig<br />

‣ Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Erhöhung der Grubensicherheit Gewährleistung des Lagerstättenschutzes<br />

Dazu ist es notwendig,<br />

‣ die bergmännisch geschaffenen Aufschlüsse geologisch zu kontrollieren und zu dokumentieren<br />

‣ das geologische Grubenrisswerk zu ergänzen<br />

‣ durch operative geologische Arbeiten die bergmännischen Arbeiten direkt zu beeinflussen<br />

‣ die Steuerung und die Kontrolle der Gewinnung der Lagerstätte durch Qualitäts- und Quantitätsparameter zu<br />

bestimmen.<br />

1.4. Auswertung<br />

Klassifikation der Lagerstättenvorräte fester mineralischer Rohstoffe der DDR<br />

Berechnung und Klassifikation der Vorräte<br />

Die Vorratsrechnung hat die Aufgabe, die erkundeten Rohstoffsorten mengenmäßig zu erfassen und qualitätsmäßig zu<br />

charakterisieren sowie die abbau- und verarbeitungstechnische Eignung nachzuweisen.<br />

Entsprechend des Grades der bergmännischen Aufschlussratsklassifizierungen prognostische und nachgewiesene Vorräte des<br />

Lagerstätteninhaltes charakterisiert. Dabei sind vorgegebene Einteilungskriterien für die Erfassung in Vorratsgruppen und<br />

Vorratsklassen verbindlich.<br />

Die Vorratsgruppen (Bilanz- und Außerbilanzvorräte) werden nach dem Untersuchungsgrad in Vorratsklassen (A, B, C1, C2, a, b,<br />

c1, c2) gegliedert, wobei die Vorratsklasse A den höchsten, die Vorratsklasse C2 den niedrigsten Untersuchungsgrad aufweist.<br />

Bilanzvorräte: nachgewiesene Vorräte, die den Anforderungen an einen ökonomischen Abbau genügen. Sie sind Gegenstad des<br />

Abbaus.<br />

Außerbilanzvorräte: nachgewiesene Vorräte, die nicht den Anforderungen eines ökonomischen Abbaues genügen. Sie sind<br />

Gegenstand der Forschungsarbeiten.<br />

Konditionen sind geologische Größen, die aus ökonomischen Kennziffern des Bergbau- und Aufbereitungsprozesses abgeleitet<br />

werden. Sie charakterisieren die Mindestanforderungen zur Einteilung in die Kategorien der Vorratsgruppen.<br />

17


Gruppen von Konditionen:<br />

‣ Mindestanforderungen an die Qualität des Lagerstättendurchschnitts (durchschnittlicher Metallgehalt, K2O-Gehalt<br />

u. a.)<br />

‣ Mindestanforderungen an die Qualität der bilanzwürdigen Rohstoffe (minimaler<br />

Metallgehalt, Mindestmächtigkeit u. a.)<br />

‣ Mindestforderungen an die Vorratsmenge<br />

maximal zulässige Grenze für schädliche Beimengungen<br />

Bewertung einer Lagerstätte<br />

Die Bewertung einer Lagerstätte wird von lagerstättenspezifischen Faktoren und durch äußere Einflussgrößen bestimmt, mit<br />

Ausnahme der geologischen Faktoren sind diese zeitlichen Veränderungen unterworfen.<br />

Tabelle 1. 3. Bewertungsfaktoren einer Lagerstätte<br />

Produktionsplanung<br />

Durch Optimierung der Bewertungsfaktoren entsprechend der Zielfunktion werden Vorrats- und Nutzungskonfigurationen<br />

ermittelt, wie z. B. günstige Nutzungsstrategie, Betriebsgröße, Dimensionierung der Hauptparameter. Diese Kenngrößen werden<br />

in Bewertungsformeln zur langfristigen Bergbauplanung herangezogen. Aus ihnen werden Einzelheiten für kurzfristige Pläne<br />

unter Beachtung der geologischen Parameter des unmittelbaren Abbaubereiches abgeleitet.<br />

Außerdem sind noch operative geologische Arbeiten zur Realisierung der im Plan gestellten Ziele erforderlich.<br />

2. Gewinnung<br />

Herauslösen von anstehendem Gestein bzw. von Wertstoffen aus dem Gebirgsverband durch technische Mittel<br />

Gewinnungsarten:<br />

Gewinnung mit dem Abbauhammer<br />

Gewinnung durch Bohr- und Sprengarbeit<br />

maschinelle Gewinnung (teil- bzw. vollmaschinell)<br />

sonstige Verfahren<br />

Einflussfaktoren auf die Gewinnung<br />

18


Gewinnbarkeit<br />

Charakteristik des Gesteins- bzw. Gebirgs-Verhaltens unter den Bedingungen der Gewinnung. Die Gewinnbarkeit des Gesteins<br />

bestimmt die Art der Gewinnung, z. B. durch<br />

- Bohren - Schälen<br />

- Sprengen - Laugen<br />

- Schrämen -Lösen<br />

- Hobeln<br />

2.1. Gewinnung mit dem Abbauhammer<br />

Der Abbauhammer ist im Erzbergbau bei einer Reihe von Nebenarbeiten und bei der Gewinnung (vereinzelt) in Anwendung.<br />

Arbeitsweise:<br />

Der Kolben wird mit großer Wucht gegen das Spitzeisen geschleudert. Rückprall und Rückhub bewirken, dass der Kolben in die<br />

Ausgangsstellung bewegt wird. Die Umsteuerung der Druckluft erfolgt unter Ausnutzung von Druckdifferenzen.<br />

Zur Verbesserung der arbeitshygienischen Bedingungen dienen<br />

ein mit Federn versehener Griff zur Verringerung der Vibrationseinwirkungen<br />

die teilweise eingebaute Sprühvorrichtung zum Niederschalgen des Staubes<br />

Graphische Darstellung:<br />

1 Spitzeisen; 2 Haltekappen; 3 Einsteckende des Spitzeisens; 4 Haltefeder; 5 Kolbenschaft; 6 Schlagkolben;<br />

7 Gehäuse; 8 Steuerung; 9 Handgriff mit Kipphebel; 10 Drucklufteinlaß; 11 Luftaustritt<br />

2.2. Bohr und Sprengarbeit<br />

Die Bohr- und Sprengarbeiten sind gegenwärtig sowohl im Erz- als auch im Kalibergbau vorherrschend.<br />

Ziel: Mit relativ geringem Bohrmeteraufwand und optimalem Sprengmitteleinsatz zu hohem volkswirtschaftlichen Nutzen.<br />

2.2.1. Bohrverfahren<br />

Die Bohrverfahren werden nach der Art des vorwiegenden Einwirkens des Bohrwerkzeugs auf das Gestein unterschieden.<br />

Bohrbarkeit: Charakteristik des Gesteinsverhaltens unter den Bedingungen des Bohrens<br />

Bohrgeschwindigkeit: In der Zeiteinheit während des eigentlichen Bohrvorgangs hergestellte Bohrlochlänge<br />

Welches Verfahren im jeweiligen Fall angewendet wird, ist von der Bohrbarkeit des Gesteins abhängig. Diese wird beeinflusst<br />

von:<br />

‣ Härte und Festigkeit des Gesteins<br />

‣ Abrasivität des Gesteins<br />

‣ Klüftigkeit des Gebirges<br />

19


Die Bohrgeschwindigkeit ist von folgenden Faktoren abhängig:<br />

‣ Bohrbarkeit des Gesteins<br />

‣ Leistung der Bohrmaschine<br />

‣ Bohrlochdurchmesser und –länge<br />

‣ Form und Werkstoff der Bohrkopfschneide<br />

‣ Umfangsgeschwindigkeit des Bohrkopfes (drehendes bzw. drehschlagendes Bohren)<br />

‣ Andruck der Bohrkopfschneide (abhängig von der Vorschubkraft FA und der Berührungsfläche<br />

zwischen Bohrkopfschneide und Bohrlochsohle ABS)<br />

‣ Druckluftdruck<br />

‣ Spülwasserdruck<br />

Andruck:<br />

Bohrgeschwindigkeit in Abhängigkeit von der<br />

(nach Hahn);<br />

Spanntiefe in Abhängigkeit vom Andruck Bohrkopfschneidendurchmesser<br />

20


Tabelle 2.1. Bohrverfahren<br />

21


2.2.2. Bohrgeräte<br />

2.2.2.1. Drehbohrmaschinen<br />

Handbohrmaschinen kommen nur noch in relativ weichen Gesteinen geringer Abrasivität zur Anwendung. Drehbohrmaschinen<br />

mit Spannsäulen sind teilweise im Erzbergbau und in ständig geringer werdendem Maße im Kalibergbau eingesetzt.<br />

Säulendrehbohrmaschine<br />

1 Kupplungshebel; 2 Handgriff; 3 Verschlussdeckel;<br />

4 Schaltknopf; 5 Bohrkopf<br />

Drehbohrmaschine mit Spannsäule<br />

1 Spannsäule; 2 Tragarm; 3 Motor; 4 Bohrkopfspindel;<br />

5 Bohrspindel; 6 Spindelgetriebe; 7 Vorschubgetriebe;<br />

8 Schalthebel; 9 Spindelschutzrohr; 10 Energiezuführung<br />

Wirkungsweise<br />

Vorschub:<br />

Vom Motorritzel wird das Drehmoment über die Vorlegeräder a, b, c, d, e, f über ein Mitnehmerrohr auf die Bohrspindel<br />

übertragen. Mit gleicher Drehzahl wird über die Vorschubwelle das Räderpaar g, h und damit die Spindelmutter angetrieben. Aus<br />

den unterschiedlichen Drehzahlen von Bohrspindel und Vorschubmutter ergibt sich der Vorschub.<br />

22


Rücklauf:<br />

Bei Betätigung der Reibkupplung werden die Vorschubwelle und die Räderfolge bis zur Spindelmutter durch Kupplung mit dem<br />

Gehäuse stillgesetzt. Dadurch läuft die Spindel mit relativ großer Geschwindigkeit zurück.<br />

Wirkprinzip einer elektromechanischen Säulendrehmaschine 1 Spindelmutter; 2 Vorschubwelle; 3 Mitnehmerrohr;<br />

4 Vorschubspindel; 5 Reibkupplung<br />

Spannsäulen dienen<br />

zur Aufnahme des Gewichts und zur Führung der Bohrmaschine<br />

zur Aufnahme des erzeugten Drehmoments<br />

als Widerlager für die Vorschubkraft (bis etwa 800kp)<br />

In Zunehmendem Maße werden Bohrwagen als Bohrgeräteträger eingesetzt. (Vorschubkräfte bis 6000kp).<br />

Bohrgeschwindikeit beim drehenden Bohren:<br />

n Sch<br />

s<br />

n<br />

Anzahl der Schneidenflügel<br />

Spanntiefe<br />

Drehzahl des Bohrers<br />

Umfanggeschwindigkeit des Bohrkopfes:<br />

d B Durchmesser des Bohrkopfes<br />

Tabelle 2.2. Technische Daten von Drehbohrmaschinen<br />

23


Tabelle 2.3. Optimale Schnittgeschwindigkeiten beim drehenden Bohren<br />

2.2.2.2. Schlagbohrmaschinen<br />

Schlagbohrmaschinen sind die am häufigsten verwendeten Maschinen zum Herstellen von Sprenglöchern in mittelharten bis sehr<br />

harten Gesteinen<br />

Arbeitsweise (s. Schnittdarstellung)<br />

Schematisierte Darstellung des schlagenden Bohrens (Gr-Griff)<br />

Bohrstützengeführte Schlagbohrmaschine<br />

Die Druckluft wird mit Hilfe einer Steuereinrichtung abwechselnd auf die beiden Kolbenseiten geleitet und der Kolben in<br />

schneller Folge hin- und her bewegt. Entweder durch die Kolbenbewegung oder durch eine gesonderte Drehvorrichtung (vor<br />

allem bei einigen Lafettenbohr-maschinen) wird bewirkt, dass die Bohrkopfschneide bei jedem Einzelschlag auf einer anderen<br />

Stelle der Bohrlochsohle auftrifft.<br />

24


Die Steuervorrichtung ist entweder als<br />

Plattensteuerung<br />

Kippplattensteuerung<br />

Rohrschiebersteuerung<br />

Kugelsteuerung ausgebildet.<br />

Kinetische Energie des Einzelschlags:<br />

m K<br />

v E<br />

A w<br />

p w<br />

K<br />

n z<br />

ɳ ges<br />

Masse des Kolbens<br />

theoretische Endgeschwindigkeit des Kolbens<br />

wirksame Kolbenfläche<br />

wirksamer Druckluftdruck<br />

Kolbenhub<br />

Schlagzahl<br />

Gesamtwirkungsgrad<br />

Leistung beim schlagenden Bohren:<br />

P W kin n z ɳ ges<br />

kW Nm s -1 –<br />

Der Einsatz von Schlagbohrmaschinen erfordert Maßnahmen der Lärmbekämpfung. Durch Geräuschdämpfer wird eine Senkung<br />

der Lautstärke um etwa 8 dB (AI) erreicht.<br />

Der Anwendungsbereich der bohrstützengeführten Bohr maschinen wird ständig weiter eingeschränkt.<br />

Gründe:<br />

Vermeiden des direkten Kontakts des Menschen mit der Bohrmaschine (Verhindern von Vibrationsschäden)<br />

ständige Zunahme der Mechanisierung und Automatisierung.<br />

Zur Schmierung der Bohrmaschinen sind selbsttätige Leitungsöler im Einsatz (in jeder Schicht auffüllen!)<br />

Schalldruckpegel beim schlagenden Bohren: 115 bis 120 dB (AI)<br />

25


Schnitt durch die Schlagbohrmaschine<br />

1 Haltebügel; 2 Bohrerhülse; 3 Vordergehäuse; 4 Gesperre; 5 Zwischengehäuse; 6 Zylinder;<br />

7 Schallkammer; 8 Kolben; 9 Deckel mit Einlassventil; 10 Griff; 11 Steuerung; 12 Stützgabel;<br />

13 Sperrklinke; 14 Sperrklinkenfeder; 15 Sperrklinkenbolzen<br />

Tabelle 2.4. Technische Daten von Schlagbohrmaschinen<br />

Lafetten geführte Schlagbohrmaschine<br />

26


Spülungsarten<br />

Zum Abführen des Bohrkleins wird Nassspülung (Wasser, teilweise mit benetzungsfördernden Zusatzmitteln) verwendet.<br />

Optimaler Spüldruck: etwa 4 at (Überdruck)<br />

Das Zuführen des Wassers in das Hohlgestänge erfolgt mittels Spülkopf oder bei der Zentralspülung durch Spülröhrchen.<br />

Bohrstützen und Bohrsäulen<br />

Beim Bohren horizontaler, geneigter und ansteigender Bohrlöcher gehört zur bohrstützengeführten Bohrmaschine eine Bohrstütze.<br />

Je kleiner der Stützwinkel α, umso größer ist die erzielbare Vorschubkraft FA.<br />

Bohrstütze<br />

1 Einsteckbolzen;<br />

2 Druckluftanschluß;<br />

3 Ventithebel;<br />

4 Rastenventil ;<br />

5 Teleskopzylinder;<br />

6 Traggriff;<br />

7 Fußstützen<br />

Stützenregelventil mit<br />

Umsteuer -und Entlüftungsschieber<br />

Kräfte im System Bohrmaschine – Bohrstütze<br />

F G Gewicht (Bohrstütze 1,<br />

Bohrmaschine 2, Bohrstange 3);<br />

F A - Vorschubkraft;<br />

F S - Ausschubkraft der Bohrstütze,<br />

α- Stützwinkel<br />

27


Vorteile beim Einsatz von Bohrgeräteträgern:<br />

‣ Verhindern von Vibrationseinwirkungen auf den Menschen<br />

‣ Vermeiden von Verletzungen beim Anbohren und Umsetzen, bei Gestängebrüchen, durch Steinfall aus der Ortsbrust<br />

‣ profilgerechtes Bohren<br />

‣ exaktes Einhalten der Bohrrichtung, Vorgabe und Bohrlochlänge<br />

‣ Abbohren der Bohrlöcher in einem Zuge<br />

‣ gleichmäßiger, optimaler Andruck<br />

‣ maschinelles Ziehen der Bohrstangen<br />

Teleskopbohrmaschine<br />

1 Hutmutter; 2 Spannschrauben; 3 Bohrmaschine mit Zentralspülung, 4 Druckknopf für die Entlüftung der Stütze; 5 Drehgriff für<br />

die Andruckregelung; 6 Anlasshebel für Vorschub, Spülung und Bohrmaschine; 7 Teleskopbohrstütze<br />

28


2.2.2.3. Drehschlagbohrmaschinen<br />

Die Hauptteile einer Drehschlagbohrmaschine haben folgende Funktionen:<br />

Der Bohrmotor versetzt die Bohrstange in Drehung<br />

das Schlaggerät bewirkt die Schlagenergie<br />

der Vorschubmotor bewegt die Drehschlagbohrmaschine auf der Lafette und bewirkt den Andruck (bei modernen<br />

Drehschlagbohrmaschinen hydraulischer Vorschub)<br />

Die Drehzahl ist regelbar und wird in Abhängigkeit von der Gesteinsfestigkeit eingestellt (je fester das Gestein, umso niedriger die<br />

Drehzahl.<br />

Tabelle 2.5. Kennwerte von Drehschlagbohrmaschinen<br />

29


Auffallend sind der geringe Verschleiß der Bohrstangen und Bohrköpfe sowie hohe Bohrgeschwindigkeit im Vergleich zum<br />

schlagenden Bohren:<br />

FA-v-Diagramm für Bohrmaschinen<br />

1 leichte Lafetten geführte Bohrmaschine m ≈ 34 kg); 2 mittelschwere bohrstützengeführte Bohrmaschine (m ≈ 25 kg)<br />

Schematisierte Darstellung einer Drehschlagbohrmaschine<br />

2.2.2.4.Bohrstangen und Bohrköpfe<br />

Bohrstangen<br />

Die Bohrstange (das Bohrgestänge) überträgt die Vorschubkraft und das von der Bohrmaschine abgegebene Drehmoment auf den<br />

Bohrkopf.<br />

Vollbohrstangen mit Schneckenprofil<br />

(Flügel-, Rhomben-, Schwert- oder Schwertlinsenprofil) werden im Kali- und Steinsalzbergbau in Zusammenhang mit dem<br />

drehenden Bohren (trockenes Abfördern des Bohrkleins) angewendet. In einigen Fällen sind sie auch beim drehenden bzw.<br />

schlagenden Bohren im Erzbergbau (nicht Silikose gefährliche Gesteine) zu finden.<br />

Ein besonders gutes Transportvermögen hat das Schwertprofil. Zum Bohren mit Säulendrehmaschinen werden Bohrgestänge<br />

benutzt, die aus mehreren Bohrstangen bestehen.<br />

30


Bohrstangen für drehendes Bohren<br />

a) Schwertprofilstange mit zylindrischem Einsteckende und konischer<br />

Bohrschneidenaufnahme<br />

b) Nasenzapfen und Schwertprofil-Aufsatzgestänge<br />

Bohrstangen für das schlagende und drehschlagende Bohren<br />

a) Bohrstange für Spülkopfspülung, b) Bohrstange für Zentralspülung, c) Monoblocbohrstange für Spülkopfspülung<br />

1 Schlagfläche; 2 Einsteckende; 3 Spülkopfsitz; 4 Wassereintritt; 5 Bund; 6 Bohrstangenkegel; 7 Bohrkopf; l1 Länge des<br />

Einsteckendes; l2 Länge des Spülkopfsitzes; l3 Nennlänge der Bohrstange; l4 Gesamtlänge der Bohrstange<br />

Hohlbohrstangen mit Sechskantprofil werden beim schlagenden, drehenden und drehschlagenden Bohren im Erzbergbau<br />

eingesetzt.<br />

Monoblocbohrstangen haben angeschmiedete Stahlschneiden und darin eingelötete Hartmetallplatten (Anwendung vorwiegend<br />

beim Abteufen)<br />

Bohrköpfe<br />

Auf den Stangenkonus normaler Holbohrstangen wird der Bohrkopf aufgesetzt. Der als Hartmetall eingesetzte Werkstoff ist<br />

eine Sinterlegierung aus Wolframkarbid und Kobalt (3 bis 15%). Wolframkarbid ist der Träger der Verschleißfestigkeit.<br />

Kobalt macht das Hartmetall zäh und elastisch.<br />

Die Formen der Bohrköpfe sind entsprechend des Bohrverfahrens und der verschiedenen Gesteinsarten gestaltet.<br />

Bohrköpfe rechtzeitig nachschleifen!<br />

‣ hohe Bohrgeschwindigkeit<br />

‣ Verringerung des Feinstaubanteils<br />

‣ Schonung des Bohrgezähes.<br />

a) Eigenschaften des Hartmetalls<br />

31


Einsatzbereiche des Hartmetalls<br />

Für das drehende Bohren im Kalibergbau werden z. B. Bohrköpfe mit Dachschneiden (für Anhydrit<br />

u. a.) und mit Schlitzschneiden (für die verschiedensten Salzgesteine) hergestellt. Beim schlagenden<br />

Bohren kommen zum Einsatz:<br />

Meißelbohrköpfe für homogenes Gestein<br />

Kreuzbohrköpfe für klüftiges Gestein<br />

Kugelkalottenbohrköpfe mit Stiftbesatz für hartes Gestein(selbstschärfend!)<br />

Bei der Entwicklung von Bohrköpfen für das drehende Bohren wurde die drehende und schlagende Arbeitsweise beachtet.<br />

Während die Grundform des Schlagbohrkopfes erhalten geblieben ist, ähnelt die Schneidenausbildung den Bohrköpfen für<br />

drehendes Bohren im Gestein.<br />

Bohrköpfe für das drehende Bohren<br />

1 Hartmetall; 2 Spülwasseraustritt<br />

b) Schlagbohrköpfe<br />

1 Hartmetalleinsatz; 2 Spülwasseraustritt;<br />

c) Drehschlagbohrkopf 1Hartmetalleinsatz; 2 Spülwasseraustritt<br />

32


Bohrgeräteträger Übersicht<br />

Allgemein gilt:<br />

Bei. konstanter . Vorschubkraft verringert sich mit dem Grad der Abnutzung der Bohrkopfschneide der Andruck.<br />

Deshalb nur Bohrköpfe mit qualitätsgerechtern Anschliff verwenden!<br />

2.2.3. Bohrwagen<br />

Bohrwagen. gewährleisten eine absolute Trennung des Menschen von der Bohrmaschine und gleichzeitig hohe Bohrleistungen.<br />

Dem gleichen Ziel dienen Bohrgeräteträger, die z. B. an der Firste aufgehängt sind und zum Bohren an der Lademaschine<br />

montiert werden.<br />

Teilweise besteht auch eine ständige Verbindung der Lafetten mit der Lademaschine (Bohr- Lademaschinen). Konstruktive<br />

Gestaltung der Bohrwagen und Dimensionierung der einzelnen Elemente sind vom Bohrverfahren sowie von technologischen<br />

Bedingungen abhängig. Sie werden vorwiegend als Lafettenbohrwagen gefertigt.<br />

Die wichtigsten Baugruppen sind:<br />

Antrieb (Pneuma-, elektro- oder dieselhydraulisch)<br />

Fahrwerk (gleislos oder gleisgebunden)<br />

Bohreinrichtung<br />

Bedienstand<br />

Die Bohreinheiten sind unabhängig voneinander verstellbar, dadurch wird eine gute Anpassung an Unebenheiten der Ortsbrust<br />

ermöglicht.<br />

Die Steuerung aller Funktionen des Bohrwagens durch Druckknöpfe oder Steuerhebel erfordert nur geringe physische Leistungen<br />

des Bedienenden.<br />

Bohrwagen müssen dem Leistungsstand der Lademaschinen, der Fördermittel sowie der sonstigen Arbeiten entsprechen, weil nur<br />

dann hohe Gesamtleistungen in Vortrieb und Abbau erreicht werden können.<br />

Selbstfahrende Bohrwagen ermöglichen einen optimalen Einsatz auf mehreren Betriebspunkten.<br />

33


Einschätzung der Bohrwagenarbeit<br />

Die Gesamtbohrarbeit T ges setzt sich aus der Zeit für Vorbereitungs- und Abschlussarbeiten T 1 , der reinen Bohrzeit je Abschlag T 2<br />

der Zeit für Hilfsoperationen T 3 (Anbohren, Ziehen des Bohrers, Einrichten auf den Ansatzpunkt des nächsten Bohrlochs,<br />

Auswechseln des Bohrwerkzeugs) und Ausfallzeiten T 4 zusammen. Auf einem Bohrwagen sind meist mehrere Bormaschinen<br />

(Anzahl der Bohrmaschinen n BM , Koeffizient für den gleichzeitigen Betrieb der Maschinen k BM ) angeordnet. Für das Bohren von<br />

Freibohrlöchern werden im Kalibergbau Großlochbohrwagen eingesetzt. Zu beachten ist, dass mit dem Grosslochbohrgestänge<br />

nur parallel zur Längsachse des Bohrwagens gebohrt werden kann.<br />

Ankerbohrwagen ermöglichen das Bohren der Ankerbohrlöcher sowie das Einführen und hydraulische Setzen der Anker.<br />

Gesamtbohrzeit für einen Abschlag:<br />

Reine Bohrzeit je Abschlag:<br />

Koeffizient der Schichtauslastung eines Bohrwagens:<br />

Bohr-Lade-Maschine<br />

34


Gleisgebundene Bohrwagen (Erzbergbau)<br />

Gummibereifter Bohrwagen (Erzbergbau)<br />

35


Mögliche Bohrrichtungen mit dem gummibereiften Bohrwagen<br />

Raupenbohrwagen<br />

Sprenglochbohrwagen (Kalibergbau)<br />

1 Chassis; 2 Starrachse mit<br />

Vorderrädern; 3 Lenkachse mit<br />

Hinterrädern; 4 Pumpenaggregat; 5<br />

Schalt- und Verteilergetriebe; 6<br />

Fahrplatz; 7 Hydraulikölbehälter; 8<br />

Dieselmotor; 9 Elektroschaltschrank;<br />

10 Kraftstofftank; 11 Bohr Arm<br />

36


Mögliche Bewegungsrichtungen von Bohrarmen und -lafetten<br />

Großloch-Drehbohrlafette<br />

1 Hydraulikmotor;<br />

2 Bohrgetriebe;<br />

3 Vierkantwelle,<br />

4 Bohrkatze;<br />

5 Bohrstange; 6 hinterer Ausgleichshebel;<br />

7 Stangenkopf; 8 vorderer Ausgleichshebel; 9 Vorschubzylinder;<br />

10 Lafetten Kopf<br />

Ankerbohrwagen<br />

37


Setzen und Verschrauben der Anker<br />

Entwicklungsrichtungen der Bohrwagenproduktion<br />

Auslastungsgrad des Bohrwagens bezogen auf die Hauptarbeit<br />

( )<br />

‣ maximale Auslastung des Baukastensystems<br />

‣ große abbohrbare Flächen<br />

‣ Anwendung von Bohreinheiten mit automatischer Einhaltung der Bohrrichtung bei allen parallel verlaufenden<br />

Bohrlöcher (vorteilhaft für Schonendes Sprengen)<br />

‣ Fernsteuerung aller Funktionen des Bohrwagens (Verringerung des Arbeitsaufwands, Verbesserung der<br />

arbeitshygienischen Bedingungen)<br />

‣ selbstfahrende, gleislose Bohrwagen<br />

‣ Einsatz hochleistungsfähiger Lafetten Bohrmaschinen<br />

‣ Programmsteuerung der Bohrarbeiten (Einhaltung des Bohrschemas mit hoher Präzision)<br />

2.2.4. Maschinelle Hilfseinrichtungen<br />

Bohrgeräteträger (in Kombination mit Kabinengreifern) sichern beim Abteufen von Schächten<br />

die vollständige Trennung des Menschen von der Bohrmaschine (Fernsteuerung)<br />

eine hohe Genauigkeit der Bohrarbeiten<br />

große Vorschubkräfte<br />

große Bohrgeschwindigkeiten durch die Verwendung hochleistungsfähiger<br />

Drehschlagbohrmaschinen<br />

große Abschlaglängen ( > 4m)<br />

38


Bohrgeräteträger beim Abteufen<br />

Verschiedene Arten von mechanischen Bühnen erleichtern und beschleunigen das Auffahren von vertikalen und geneigten<br />

Überhauen. Ihr wirtschaftlicher Einsatz ist bei etwa 20 bis 30m Auffahrungslänge gegeben.<br />

Muss nach jedem Abschlag Ausbau eingebraucht werden, bewährt sich die Anwendung von mechanischen Aufbruchbühnen, die<br />

wechselseitig als Arbeitsbühne und als Sprengbühne genutzt werden können.<br />

In ausbaulosen Überhauen (in festem Gestein) werden ebenfalls Aufbruchbühnen eingesetzt. Eine im Stoß verankerte Leitschiene<br />

(Zahnstange) ermöglicht das Verfahren der Aufbruchbühne vor dem Sprengen auf die Grundstrecke.<br />

Die Anwendung des Hängekorbs setzt das vorherige Verbinden zweier Sohlen durch ein Bohrloch voraus. In diesem wird das<br />

Stahlseil zum Anhängen des Korbs verlegt. Der Hängekorb ist mit Antriebsmotor, Aufwickeltrommel für Schläuche und einem<br />

Haspel zum Aufwickeln des Drahtseils versehen.<br />

39


Mechanische Aufbruchbühne<br />

Aufbruchbühne für ausbaulose Hochbrüche<br />

40


Hängekorb<br />

2.2.5. Sprengarbeiten<br />

2.2.5.1. Grundlagen<br />

Gesetzliche Grundlagen<br />

Gesetz über den Verkehr mit Sprengmitteln (vom 30.08.1956)<br />

Anordnung Nr. 1 zum Sprengmittelgesetz (vom 11.11.1966)<br />

ASAO 611/2 (vom 29.09.1972)<br />

ABAO 120/2 (vom 05.10.1973)<br />

betriebliche Arbeitsschutzinstruktionen und –Anweisungen<br />

Tabelle 2.6. Chemische und physikalische Grundbegriffe der Sprengtechnik<br />

Begriff<br />

Sprengung<br />

Sprengstoff<br />

Handhabungssicherheit<br />

Deflagration<br />

Erläuterung<br />

Gewaltsames, plötzliches Zerteilen oder Abtrennen fester Materie durch die<br />

Wirkung von Sprengstoffen<br />

Zum Sprengen geeigneter Explosivstoff<br />

Empfindlichkeit eines Sprengstoffes gegen physikalische und<br />

chemische Einwirkungen<br />

Chemische Umsetzung von Pulversprengstoffen, Einleitung durch<br />

Flammenzündung, relativ geringe<br />

Umsetzgeschwindigkeit (


Tabelle 2.7. Kennwerte von Sprengstoffen<br />

Begriff<br />

Erläuterungen<br />

Auf Grund thermodynamischer Gesetze ermittelte Kennwerte<br />

Schwadenvolumen<br />

Spezifisches Volumen der bei der Umsetzung von Sprengstoff entstehenden Sprengschwaden in 1 kg -1<br />

(bezogen auf Normalbedingungen)<br />

Sauerstoffbilanz<br />

Masse Sauerstoff je 100g Sprengstoff, die für eine ideale Umsetzung<br />

theoretisch zuviel vorhanden ist (positive Sauerstoffbilanz), fehlt (negative Sauerstoffbilanz) oder<br />

ausreicht (ausgeglichene Sauerstoffbilanz). Angaben in %<br />

Explosionstemperatur<br />

Theoretisch ermittelte Temperatur der Sprengschwaden im Augenblick<br />

der Umsetzung (Annahme: konstantes Volumen)<br />

Explosionswärme Bei der Explosion eines Sprengstoffes frei werdende Energie in Mpm kg -1<br />

Spezifische Energie<br />

Druck in Mpm kg -1 , den die Sprengschwaden von 1 kg Sprengstoff in<br />

einem Raum von 1 l ausüben (Annahme: Normaldruck, Normaltemperatur)<br />

Energieniveau Produkt aus spezifischer Energie des Sprengstoffs und dessen Dichte. Angabe in Mpm l -1<br />

Durch Prüfverfahren ermittelte Kennwerte<br />

Relative Sprengkraft<br />

Im ballistischen Mörser ermittelter Vergleichswert zur Sprenggelatine,<br />

Angabe in %<br />

Bleiblockausbauchung<br />

Vergleichsmaß für die Arbeitsfähigkeit der Sprengschwaden. Messen der in einem Bleiblock<br />

verursachten Ausbauchung. Angabe in cm 3<br />

Detonationsgeschwindigkeit<br />

Umsetzungsgeschwindikeit eines brisanten Sprengstoffs. Sie ist von den Sprengstoffeigenschaften und<br />

den Detonationsbedingungen abhängig. Angabe in ms -1<br />

Schlagempfindlichkeit<br />

Übertragungsweite<br />

Maß für die Empfindlichkeit eines Sprengstoffs gegen Schlag oder Stoß.<br />

Angabe in kpm<br />

Vergleichsmaß für die Übertragung der Detonation von einer<br />

Sprengstoffpatrone zu einer anderen. Angabe in cm (in starkem Maß vom Einschluss abhängig!)<br />

Durch praktische Versuche ermittelte Kennwerte<br />

Sprengstoffdichte Verhältnis der Masse des Sprengstoffs zu seinem Volumen. Angabe in g cm -3<br />

Ladedichte Verhältnis der eingebachten Sprengstoffmasse zum Laderaumvolumen. Angabe in g cm -3<br />

Füllungsgrad<br />

Verhältnis des Volumens des Sprengstoffs zum Volumen des Laderaums<br />

Sprengstoffaufwand Spezifischer Sprengstoffverbrauch in eng begrenztem Gebiet. Angabe in kg m -3 bzw. kgt -1<br />

Grenzvorgabe<br />

Vergleichsmaß für das Arbeitsvermögen eines Sprengstoffes in einem<br />

bestimmten Gebirge.<br />

Vorgabe in m, die von einer bestimmten Ladungsmenge gerade noch geworfen wird, ohne dass das<br />

gelöste Gestein zertrümmert wird.<br />

42


Tabelle 2.8. Einige allgemeine sprengtechnische Begriffe<br />

Begriff<br />

Vorgabe<br />

Längenvorgabe<br />

Volumenvorgabe<br />

Laden<br />

Ladungsarten<br />

Schlagpatrone<br />

Besetzen<br />

Versager<br />

Auskocher<br />

Erläuterung<br />

Der von einer Sprengladung zu lösende Gebirgsteil<br />

Kürzeste Entfernung von einem Punkt der Ladesäule zur nächsten freien Fläche<br />

Von einer Sprengladung zu werfende Gesteinsmenge<br />

Anfertigen der Schlagpatrone, Einbringen von Sprengmitteln in Bohrlöcher oder andere Hohlräume<br />

sowie das Anbringen von Ladungen<br />

Einteilung bezüglich Lage und Verteilung des Sprengstoffs (gestreckte Ladung, geballte Ladung,<br />

Hohlraumladung, Ladung mit Zwischenbesatz)<br />

Mit einem sprenkräftigen Zündmittel versehene Sprengstoffpatrone<br />

(beim Einbringen der Schlagpatrone beachten: Sprengkapselboden in Richtung der größeren Ladung)<br />

Verdämmen der Ladung<br />

Sprengladungen, die nach dem Zünden nicht oder nur unvollständig detoniert sind (Beseitigung nur<br />

durch Sprengberechtigte!)<br />

Gezündete Sprengladung, deren Sprengstoff nicht detoniert, sondern sich langsam, unter Bildung von<br />

überwiegend toxischen Gasen, umsetzt (CO, NO 2 )<br />

Ausbläser<br />

Gezündete Sprengladung, deren hochgespannte Gase aus dem<br />

Bohrloch entweichen, ohne die Vorgabe zu werfen. Detonationsstoß ist erfolgt!<br />

Bohrlochbrücke(-brille) Bohrlochrest mit zwei Öffnungen<br />

Bohrlochspur<br />

Die nach dem Sprengen am Gestein sichtbare Spur des Bohrlochverlaufs<br />

Abschlagwirkungsgrad Verhältnis der Abschlaglänge zur Bohrlochlänge<br />

Schüttungskoeffizient<br />

Verhältnis zwischen dem Volumen des Haufwerks und dem Volumen des Gesteins im festen Verband<br />

2.2.5.2. Sprengmittel<br />

Zu den Sprengmitteln zählt man alle Verbindungen und Gemische, die sich durch Wärmeeinwirkung, Schlag, Stoß, Reibung<br />

oder ähnliche Einwirkungen unter Bildung von Gasen und Abgasen einer bedeutenden Wärmemenge ohne Zufuhr von<br />

Luftsauerstoff explosionsartig umsetzen. Sprengstoffe sind zum Sprengen geeignete Explosionsstoffe.<br />

Forderung an Bergbausprengstoffe<br />

handhabungssicher, trotzdem ausreichende Empfindlichkeit (Sensibilität)<br />

hohes Arbeitsvermögen<br />

keine giftigen Nachschwaden<br />

wirtschaftliche Anwendungsmöglichkeiten<br />

lagerbeständig<br />

43


ANO Ammonium-Nitrat +Organische Substanz<br />

Wettersprengstoffe genügen neben den genannten Forderungen außerdem bestimmten Anforderungen zum Vermeiden von<br />

Schlagwetter- und Kohlenstabexplosionen. In ständig zunehmendem Maß werden ANO-Sprengstoffe (Gemisch aus Ammonium-<br />

Nitrat und Dieselöl) angewendet. Sie bringen im Vergleich zu patronierten Sprengstoffen viele Vorteile:<br />

‣ bessere Ausnutzung des Laderaumvolumens<br />

‣ Ladearbeiten werden ausschließlich mechanisiert durchgeführt<br />

‣ relativ niedrige Sprengkosten<br />

‣ keine Kopfschmerzen durch Nitroglykolausdünstungen<br />

‣ Verringerung der Gesteinsstaubentwicklung Nachteilig<br />

ist, dass ANO-Sprengstoffe<br />

einen Detonationserreger benötigen<br />

nur bei festem Einschluss detonieren<br />

relativ wasserempfindlich sind<br />

Beim Einblasen von ANO-Sprengstoffen müssen Sicherheitsvorkehrungen gegen das Auftreten elektrischer Aufladungen<br />

berücksichtigt werden (bei relativen Luftfeuchtigkeit < 70%).<br />

Zündmittel<br />

Zum Einleiten der Explosion eines Sprengstoffs werden Zündmittel benötigt. Die Verfahren der Zündung sind:<br />

‣ Leitfeuerzündung<br />

‣ elektrische Zündung<br />

‣ Sprengschnurzündung<br />

Im Bergbau wird fast ausschließlich die elektrische Zündung angewendet. der Zündsatz bringt bei<br />

Zündschnurzündern die Zündschnur<br />

Momentzündern die Sprengkapsel<br />

Kurzzeitzündern (Halb-, Viertel- und Millisekundenzünder) den Verzögerungssatz zur Entzündung<br />

Zündschnur<br />

Aufbau eines Brückenzünders<br />

1 Zünddrähte; 2 Polträger; 3 Isolierung; 4 Glühbrücke; 5 innerer Zündsatz; 6 äußerer Zündsatz<br />

44


Tabelle 2.9. Verschiedene Arten von Sprengzündern<br />

Zünderart Zeitstufen Verzögerungszeit in ms 23<br />

MSZ (DeM) 0-----18 23<br />

19---21 30<br />

MSZ (DeR) 0-----4 40<br />

5-----10 80<br />

VSZ (DeD) 0-----12 250<br />

HSZ (DeD) 0-----12 500<br />

MSZ Millisekundenzünder<br />

VSZ Viertelsekundenzünder<br />

HSZ Halbsekundenzünder<br />

Schnitt durch einen Kurzzeitzünder<br />

1 Zündsatz;<br />

2 Isolierschlauch;<br />

3 Verzögerungssatz;<br />

4 Zünder Drähte;<br />

5 Verschluss Stopfen;<br />

6 Glühbrücke;<br />

7 Stahlhülse;<br />

8 Aufladung;<br />

Hauptladung<br />

Tabelle 2.10. Zünder der Kaliserie<br />

45


Neben den normalempfindlichen Brückenzündern A für Sprengarbeiten unter normalen Bedingungen gibt es noch Spezialzünder.<br />

Einige davon sind:<br />

Unterwasserzünder für hohe Wasserdrücke<br />

unempfindliche Brückenzünder mit hohen Schutzwerten gegen Streuströme<br />

antistatische Zünder mit erhöhter Sicherheit gegen Zündung durch elektronische Entladung Forderung:<br />

Toleranz der Brückenwiderstände<br />

≦±0,25 Ω (normalempfindliche<br />

Brückenzünder A)<br />

Sprengschnüre<br />

Sprengschnüre sind mit einem Sprengstoff hoher Detonationsgeschwindigkeit (phlegmatisiertes Nitropenta) gefüllt. Ihre<br />

Detonationsgeschwindigkeit beträgt über 6000 ms -1 .<br />

Schnitt durch eine Sprengschnur<br />

2.2.5.3. Sprengzubehör<br />

Sprengschnüre sind Hilfsmittel zur Durchführung von Sprengarbeiten. Dazu gehören<br />

‣ Zündleitung<br />

‣ Zündkreisprüfer<br />

‣ Streustrommeßgerät<br />

‣ Zündmaschinen<br />

‣ Zündmaschinenprüfgeräte<br />

‣ Zündschalter<br />

‣ Zündkästen<br />

‣ Sprengstoffladegeräte<br />

‣ Sprengkapselwürgegeräte<br />

Widerstand der Zündleitung:<br />

x Leitfähigkeit (x=bei Eisen 7,5 und bei Kupfer 56m mm -2 Ω -1 )<br />

l Länge der Zündleitung (Hin- und Rückleitung)<br />

A ZL Querschnitt der Zündleitung<br />

46


Tabelle 2.11. Einige in der DDR hergestellte Zündmaschinen<br />

Type<br />

Grenzwiderstand<br />

in Ω<br />

Spannung<br />

in V<br />

Energieinhalt<br />

in Ws<br />

Bemerkungen<br />

M 504 510 1100 4,9 –<br />

M 524 510 1100 4,9 Momentauslösung<br />

M 514 1010 1600 12,8 –<br />

2.2.5.4. Elektrische Zündung<br />

Bei der elektrischen Zündung wird Elektroenergie in Wärmeenergie umgewandelt und dadurch ein Zündsatz entflammt, der<br />

entweder unmittelbar (Momentzünder) oder über einen Verzögerungssatz (Verzögerungszünder) eine Sprengkapsel zur Detonation<br />

bringt.<br />

Vorteile gegenüber der Zündschnurzündung:<br />

sichere Zündung zum gewünschten Zeitpunkt a der Deckung<br />

Kontrollmöglichkeiten vor dem Zünden<br />

gleichzeitiges Zünden einer größeren Anzahl von Sprengladungen<br />

Verbesserung der Sprengwirkung durch gegenseitiges Einwirken der Wirkzonen der Explosion (MS-<br />

Zündung)<br />

Sprengarbeiten über Tage<br />

Sprengarbeiten in Tagesschächten<br />

Sprengarbeiten in untertägigen Arbeitsorten, wenn mit der Auswirkung atmosphärischer Entladungen zu<br />

rechnen ist<br />

relativ kurze Wartezeiten<br />

relativ geringe Gasschwadenmengen (im Vergleich zur Zündschnur- bzw.<br />

Sprengschnurzündung)<br />

Bei heraufziehenden Gewittern und während eines Gewitters ist die Vorbereitung und Durchführung der elektrischen Zündung<br />

nicht zulässig!<br />

47


Schaltungsarten<br />

Bei allen Schaltungsarten benötigt die Glühbrücke des elektrischen Zünders eine gewisse Energie zum Aufheizen, um den<br />

Zündsatz zur Entzündung zu bringen.<br />

Vom Zündstrom aufgenommene Energie:<br />

I<br />

R<br />

t<br />

Stromstärke in A<br />

Widerstand in Ω<br />

Zeit in s<br />

Gesamtwiderstand bei der Reihenschaltung:<br />

R ZL<br />

R Z<br />

n ZR<br />

Widerstand der Zündleitung<br />

Widerstand eines Zünders<br />

Anzahl der Zünder<br />

Erforderliche Stromstärke bei der Reihenschaltung:<br />

Gesamtwiderstand bei der Parallelschaltung:<br />

In der Zündleitung fließender Strom:<br />

U Z<br />

Zündspannung<br />

Erforderliche Stromstärke bei der Gruppenparallelschaltung:<br />

Gesamtwiderstand bei der Gruppenparallelschaltung:<br />

Reihenschaltung<br />

48


Die Reihenschaltung ist die einfachste Schaltungsart. Ein Draht eines beliebigen Zünders wird mit einem Draht des nächsten<br />

Zünders verbunden (usw.).<br />

Die freibleibenden Drähte de ersten und des letzten Zünders werden an die Zündleitung angeschlossen.<br />

Alle Zünder erhalten den gleichen Strom. Die erforderliche Stromstärke beträgt (normalempfindliche Zünder) unabhängig von der<br />

Zünderzahl 1,0 A. Demzufolge können in Reihe geschaltete normalempfindliche Brückenzünder mit normalen<br />

dynamoelektrischen Speicherzündmaschinen gezündet werden.<br />

Bei der Parallelschaltung ist jeder Zünder unmittelbar mit der Zündleitung verbunden. Die Zündung erfolgt mit<br />

Hochleistungskondensatorzündmaschinen bzw. aus dem Stromnetz (zugelassener Zündschalter erforderlich!).<br />

Bei Nebenschluß-(Erdschluß-)gefahr ist sie die sicherste Schaltungsart. Der Gesamtwiderstand verringert sich mit wachsender<br />

Zünderzahl, und die erforderliche Zündstromstärke erhöht sich mit der‚ Anzahl der Zünder n ZP . In jedem Fall muss noch<br />

rechnerisch überprüft werden, welcher Strom tatsächlich in der Zündleitung fließt.<br />

Forderung: IZL ≥ Ierf<br />

Bei Gruppenparallelschaltung wird die gesamte Zünderzahl in n GR gleiche Gruppen aufgeteilt. Innerhalb der Gruppen werden die<br />

Zünder in Reihe und die Gruppen parallel geschaltet. Bei gleichen Gruppenwiderständen (immer anstrebend!) werden der<br />

Gesamtwiderstand und die erforderliche Stromstärke nach vereinfachten Formeln berechnet.<br />

Auch hier gilt die Forderung:<br />

IZL ≥ I erf<br />

Zündquellen s. Parallelschaltung<br />

Parallelschaltung<br />

Gruppenparallelschaltung<br />

49


2.2.5.5. Zündschnurzündung<br />

Diese Zündungsart wird nur noch in Ausnahmefällen angewendet, z. B. dort, wo die elektrische Zündung nicht zugelassen ist.<br />

Alle Zündschnüre werden zunächst auf gleiche Längen geschnitten und an jede eine Sprengkapsel angewürgt. Nach dem Laden<br />

werden die Zündschnüre meist unterschiedlich lang geschnitten, um die Explosion der Sprengladungen in vorgesehener<br />

Reihenfolge zu gewährleisten. Einzelne Zündschnüre bzw. Zündstellen können mit dem Streichholz, mehrere werden mit dem<br />

Zündlicht gezündet.<br />

Achtung! Zündschnurzündung ist in schlagwettergefährdeten Gruben nicht gestattet!<br />

Anwendung eines Sammelzünders<br />

1 Zündschnüre; 2 Papphülse; Schwarzpulversatz<br />

2.2.5.6. Sprengschnurzündung<br />

Mit der Sprengschnurzündung kann eine beliebige Zahl von Sprengladungen gezündet werden (Zündung der Sprengschnur durch<br />

Initialimpuls)<br />

2.2.5.7. Millisekundenzündung<br />

Die Millisekundenzündung kann erreicht werden durch<br />

• MS-Zünder<br />

• Sprengschnur in Verbindung mit MS-Verzögerern Verbinden von Sprengschnüren<br />

50


Aufgaben des Bergmanns ist es, die Vorteile der MS-Zündung zu nutzen und ihre Nachteile möglichst zu vermeiden.<br />

Vorteile im Vergleich zu anderen Zündungsarten:<br />

bessere Nutzung des Arbeitsvermögens des Sprengstoffs<br />

genaueste Einhaltung der Verzögerungszeiten<br />

relativ geringe Beanspruchung des stehenbleibenden Gebirges<br />

relativ große Abschlaglängen<br />

Vermeiden des Abschlagens von Ladungen (weniger Patronen im Haufwerk und in Bohrlochresten)<br />

relativ kleinstückiges Haufwerk<br />

größere Wurfweite des Haufwerks (nur in bestimmten Fällen von Vorteil)<br />

verbesserte Schlagwettersicherheit<br />

Zusätzliche Zerkleinerung des Haufwerks durch Zusammenprallen<br />

2.2.5.8. Bohr- und Sprengschemata<br />

Um durch die Bohr- und Sprengarbeiten zu optimalen Ergebnissen in der Gewinnung zu gelangen, müssen einige Faktoren<br />

beachtet werden:<br />

Gesteins- und Gebirgseigenschaften (Bohrbarkeit, Sprengbarkeit, Stückigkeit)<br />

Auffahrungsquerschnitt<br />

Größe und Anordnung der Laderäume<br />

Arbeitsvermögen des Sprengstoffs<br />

Eigenschaften des Zündmittels<br />

Beanspruchung des stehenbleibenden Gebirges<br />

Besatz (teilweise)<br />

arbeitsorganisatorische Fragen (Anzahl der Abschläge je Schicht bzw. je Tag, Laden, Fördern, Bewettern)<br />

Bohrmeteraufwand in Abhängigkeit vom Querschnitt<br />

Unter Berücksichtigung dieser Einfluss Faktoren werden festgelegt:<br />

‣ Einbruchsart<br />

‣ Bohrchema<br />

‣ Art und Menge des Sprengstoffs<br />

‣ Art und Reihenfolge der Zündung<br />

51


Spezifischer Sprengstoffverbrauch in Abhängigkeit vom Querschnitt<br />

Einbruchsarten<br />

Der Einbruch ist der wichtigste Teil eines Bohr- und Sprengchemas. Er soll zusätzliche freie Flächen schaffen und die<br />

Verspannung des Gebirges verringern. Es werden unterschieden:<br />

konische Einbrüche<br />

zylindrische Einbrüche<br />

Bei konischen Einbrüchen ist die Abschlaglänge vom Querschnitt des Vortriebsortes abhängig. Sie sind durch schräg zur<br />

Vortriebsrichtung angeordnete Bohrlöcher gekennzeichnet. Zu ihnen gehören:<br />

‣ Kegeleinbruch<br />

‣ Keileinbruch<br />

‣ Fächereinbruch (First-, Sohl- und Stoßlöseneinbruch)<br />

Kegeleinbruch<br />

Keileinbruch (Zahlen entsprechen Zeitstufen bzw. Reihenfolge des Zünders – gilt für alle Einbrüche und Bohrschemata)<br />

52


Fächereinbruch<br />

Zylindrische Einbrüche gewinnen ständig mehr an Bedeutung, denn sie ermöglichen<br />

günstige Anwendungsmöglichkeiten für Bohrgeräteträger der verschiedensten Art<br />

große Abschlaglängen (unabhängig von Auffahrungsquerschnitt)<br />

Alle Bohrlöcher verlaufen parallel zur Vortriebsrichtung (abgesehen von den Kranzlöchern, die stets leicht nach außen gerichtet<br />

sind). Das Bohrschema braucht bei Schwankungen der Abschlaglänge in gewissen Grenzen nicht geändert zu werden.<br />

Gegenwärtig werden im Erz- und Kalibergbau folgende zylindrische Einbrüche vorwiegend angewendet:<br />

‣ Stufeneinbruch<br />

‣ Einbruch auf Freibohrloch<br />

Beim Stufeneinbruch muss stets darauf geachtet werden, dass sich die Sprengstoffladesäulen der kurzen und langen Bohrlöcher<br />

nicht überschneiden, da der den kurzen Bohrlöchern gegenüberliegende freibleibende Teil der langen Bohrlöcher diesen als<br />

Einbruchsraum dient. Mit dem Einbruch auf Freibohrloch sind sehr große Abschlaglängen erzielbar. Dabei werden um ein oder<br />

mehrere Großbohrlöcher (75 bis 500mm Durchmesser) Sprengbohrlöcher angeordnet. Je größer der Durchmesser des<br />

Freibohrloches (teilweise mehrere), umso geringer ist die Verspannung, die von den Ladungen des Einbruchs überwunden werden<br />

muss.<br />

Stufeneinbruch<br />

Einbruch auf Freibohrloch<br />

Beziehungen zwischen Durchmesser des Freibohrloches und Abschlaglänge<br />

53


Bohr und Sprengpläne im Vortrieb und im Abbau<br />

Mit dem Einsatz der verschiedensten Bohrgeräteträger und der vorwiegenden Anwendung von zylindrischen Einbrüchen setzt<br />

sich mehr und mehr eine Schematisierung der Bohr- und Sprengarbeiten durch, die eine Erhöhung der Abschlaglängen zur<br />

Folge hat.<br />

Die größtmögliche Abschlaglänge ist jedoch nicht immer die optimale!<br />

Bohrschemata werden stets vom Einbruch zu den Kranzlöchern aufgestellt. In gleicher Reihenfolge wird die<br />

Zündfolge der einzelnen Sprengladungen vorgesehen.<br />

Mit Formeln können im Untertage-Bergbau nur Näherungswerte für die erforderlichen Sprengbohrlöcher und die benötigten<br />

Sprengstoffmengen ermittelt werden.<br />

Der spezifische Sprengstoffverbrauch im Abbau ist meist niedriger als bei Vortriebsarbeiten, weil in vielen Fällen das Gestein<br />

durch gebirgsmechanische Einwirkungen eine geringere Festigkeit erlangt hat und außerdem mit zunehmendem<br />

Auffahrungsquerschnitt die Verspannung des Gebirges geringer wird. Beim Bohren der Sprenglöcher ist zu beachten:<br />

‣ Einhaltung der vorgesehenen Vorgabe, Bohrlochrichtung und- länge<br />

‣ auch das Bohrlochtiefste darf sich nicht außerhalb der geplanten Kontur befinden<br />

Anzahl der Sprenglöcher bei Vortriebsarbeiten:<br />

Erforderliche Lademenge für einen Abschlag:<br />

Kegeleinbruch in der Schachtteufe<br />

54


Sohleneinbruch (Kupferbergbau)<br />

Fächereinbruch im Überhauenvortrieb<br />

Einbruch auf Freibohrloch (Erzbergbau)<br />

55


Einbruch auf Freibohrloch (Kalibergbau)<br />

Stufeneinbruch (Erzbergbau)<br />

Firstrücken im Kalibergbau<br />

Reihenweise Anordnung der Sprenglöcher<br />

56


Bohrschema im Geradstrebbau (Kupferschieferbergbau)<br />

2.2.5.9. Schonendes Sprengen<br />

Es werden unterschieden:<br />

Abscherverfahren<br />

Abkerbverfahren (abwechselnd Spreng- und Freibohrlöcher-Anwendung in Ausnahmefällen)<br />

Vorspaltverfahren (Anwendung besonders über Tage) Ziel:<br />

Genaues Herauslösen des Gesteins an der geplanten Kontur unter relativ geringer Beanspruchung des stehenbleibenden Gebirges.<br />

Beanspruchung des stehenbleibenden Gebirges in Abhängigkeit vom Verhältnis Bohrlochdurchmesser – Ladungsdurchmesser<br />

Abkerbverfahren<br />

◦ diese Bohrlöcher werden nicht geladen<br />

• diese Bohrlöcher werden geladen<br />

57


Von besonderer Wichtigkeit ist es, das Energieniveau der Randladungen so niedrig wie möglich zu halten. Deshalb werden diese<br />

Ladungen nach Möglichkeit gestreckt (bei ANO-Sprengstoff nicht möglich!). Das Abscherverfahren erfordert den geringsten<br />

Aufwand und bringt gute Erfolge. Alle Profilbohrlöcher werden in gleichem Abstand (abhängig von Gesteins- und<br />

Gebirgseigenschaften, Bohrloch- bzw. Ladungsdurchmesser und Anordnung der Ladung im Bohrloch) und mit gleichem<br />

Durchmesser gebohrt. Alle Bohrlöcher werden geladen und in einem Zündgang abgetan. Die Ladungen des Kranzes erhalten eine<br />

Zeitstufe (MS-Zündung nutzen!).<br />

Der zeitliche Abstand zwischen der Detonation der Ladungen der Helfer und des Kranzes sollte mindestens drei Zeitstufen (etwa<br />

70ms) betragen.<br />

Abstand zwischen den Sprengbohrlöchern im Kranz: 0,45 bis 0,60 m<br />

Abscherverfahren<br />

Prinzip des Abscherverfahrens<br />

1 Sprengbohrloch; 2 Spannungswellen; 3 Resultierende der Spannungswellen;<br />

4 Bruchlinie; 5 Spannungszone<br />

Verringerung des Überprofils<br />

Reduzierung der Gebirgszerklüftung um bergmännische Hohlräume auf ein Minimum<br />

Senkung des Ausbauaufwands<br />

Verringerung der Unfallgefahr durch Steinfall<br />

Verringerung des Wetterwiderstands<br />

58


2.3 Maschinelle Gewinnung<br />

Walzenschrämmaschine<br />

Das Gestein wird durch unmittelbares Einwirken von Werkzeugen gelöst. Die maschinelle Gewinnung ermöglicht eine<br />

kontinuierliche Gewinnung ohne technologisch begründete Stillstands Zeiten.<br />

Gewinnen des Gesteins und Laden des Haufwerks werden durch die gleiche Maschine übernommen.<br />

Arbeitsprinzipien der maschinellen Gewinnung:<br />

‣ Spanen<br />

‣ Brechen<br />

‣ Spalten<br />

‣ Schleifen<br />

‣ Kerben<br />

‣ Drücken<br />

Es wird ein möglichst grobstückiges Haufwerk angestrebt, um die erforderliche Formänderungsarbeit gering zu halten. Nach dem<br />

Einsatzort werden unterschieden:<br />

maschinelle Gewinnung Abbau<br />

maschinelle Gewinnung im Horzizontalvortrieb<br />

maschinelle Gewinnung im Vortrieb geneigter bzw. vertikaler Grubenbaue<br />

2.3.1. Maschinelle Gewinnung im Abbau<br />

Im Abbau der verschiedenen Bergbauzweige der DDR kommen zum Einsatz:<br />

Schrämmaschinen (Kettenschrämmaschinen, Walzenschrämlader u. a.)<br />

Hobel<br />

Schälschrapper (Vereinigung der Eigenschaften des Hobels und des Schrappers)<br />

2.3.2. Maschinelle Gewinnung im Horizontalvortrieb<br />

Im Horizontalvortrieb eingesetzte Vortriebsmaschinen arbeiten entweder nach dem Teilschnitt- oder nach dem<br />

Vollschnittverfahren.<br />

Teilschnittmaschinen benötigen nur etwa 20 bis 40% der Vorschubkraft von Vollschnittmaschinen, da sie den Gesamtquerschnitt<br />

in Abschnitten nacheinander hereingewinnen.<br />

59


Schematische Darstellung der Gesteinsbearbeitung<br />

Streckenvortriebsmaschine (Teilschnittmaschine)<br />

Streckenvortriebsmaschine (Vollschnittmaschine)<br />

1 Bohrkopf; 2 Traverse; 3 vordere Verspannung; 4 Vorschubzylinder; 5 hintere Verspannung;<br />

6 Verteilergetriebe; 7 Planetengetriebe; 8 Turbokupplung; 9 Antriebsmotoren; 10 Fahrerstand mit Hydraulik- und<br />

Elektrosteuerstand, Steuerpult und Justiervorrichtung<br />

60


Tabelle 2.12. Prinzipielle Unterschiede zwischen Voll- und Teilschnittmaschinen<br />

Arbeitsprinzip<br />

Arbeitsweise des Bohrkopfes<br />

Vollschnittmaschine<br />

Bohrwerkzeuge umlaufend,<br />

Maschine bewegt<br />

Gleichzeitige Bearbeitung der<br />

gesamten Ortsbrust mit<br />

rotierendem Bohrkopf<br />

Teilschnittmaschine<br />

Bohrwerkzeuge umlaufend<br />

und bewegt, Maschine steht<br />

Am Ausleger angebrachter<br />

Bohrkopf bearbeitet jeweils nur<br />

einen Teil der Ortsbrust<br />

Vorwiegen angewendete<br />

Bohrwerkzeuge<br />

Hartmetall- meißel,<br />

Diskenrollen,<br />

Rollenbohrer<br />

Hartmetallmeißel<br />

Hartmetallmeißel<br />

Form der aufgefahrenen Querschnitte<br />

Rollenbohrwerkzeuge<br />

Tabelle 2.13. Arbeitsweise und Einsatzgebiete von Streckenvortriebsmaschinen<br />

61


Anordnung der Bohrwerkzeuge auf dem Bohrkopf<br />

a) Kreissägen ähnliche Fräser beim Hinterschneidprinzip<br />

b) Rollenbohrer<br />

Vorteile der Streckenvortriebsmaschine sind:<br />

hohe Vortriebsleistungen<br />

geringes Überprofil<br />

schonendste Behandlung des stehenbleibenden Gebirges<br />

genaue Einhaltung der vorgegebenen Richtung (Nutzung der Lasertechnik)<br />

geringer Wetterwiderstand der aufgefahrenen Strecke<br />

Die hauptsächlichsten Gründe für den z. Z. noch geringen Einsatz von Streckenvortriebsmaschinen sind:<br />

‣ relativ hoher Montageaufwand<br />

‣ große erforderliche Kurvenradien<br />

‣ hohe Grundmittelkosten<br />

‣ Notwendigkeit spezieller Energiequellen.<br />

Hinterschneidprinzip<br />

2.3.3. Maschinelle Gewinnung in vertikalen und geneigten Grubenbauen<br />

Es werden eine Reihe von Maschinen eingesetzt, die zu einer wesentlichen Steigerung der Produktivität und Verbesserung der<br />

Wirtschaftlichkeit in diesen Technologien und zu einer entscheidenden Verringerung der physischen Belastung des Bergmanns<br />

geführt haben.<br />

Bohren von Schächten<br />

Die Schachtbohrtechnik hat in den letzten Jahren einen bedeutenden Aufschwung genommen. Beim Abbohren von Schächten<br />

kommen folgende Verfahren zur Anwendung:<br />

Honigmannverfahren<br />

Rotarybohrverfahren<br />

Saugbohrverfahren<br />

Mehrturbinenverfahren<br />

Kernbohrverfahren<br />

Abteufen mit Abteufmaschinen<br />

62


Bohren von Rollöchern, Überhauen und Blindschächten<br />

Sind zwei Sohlen vorhanden, dann ist es möglich, vertikale und geneigte Rollöcher, Überhauen und Blindschächte mechanisch<br />

mit Hilfe spezieller Großbohrlochmaschinen aufzufahren. In Abhängigkeit von Gesteinsfestigkeit und Abrasivität werden<br />

unterschiedliche Zerstörungsvorgänge genutzt.<br />

Im Kalibergbau fährt man Rollöcher teilweise mit Ringschrämmaschinen auf. Bei Anwendung dieser Maschinen wird zunächst<br />

zwischen zwei Sohlen ein Vorbohrloch gebohrt. In diesem wird das Antriebsteil für den ringförmigen Schrämarm eingesetzt<br />

und von der oberen Sohle durch einen Haspel gezogen. Der Bohrkern bricht beim Erreichen einer bestimmten Länge infolge<br />

seines Eigengewichts ab. Es ist möglich, in festen Gesteinen anstelle Schrämmeißeln Diskenrollen aufzusetzen.<br />

Ringschrämmaschine<br />

1 Seilwinde; 2 Kabelwinde; 3 Doppelumlenkrolle; 4 Zugseil; 5 Bohrkabel; 6 Bohrmotor; 7<br />

Bohrgetriebe; 8 Führungsendstück; 9 Schrämring; 10 Schrämmeißel; 11 Tragring;<br />

12 Kern; 13 Kernbrecher<br />

Rollenbohrmaschine SB U-3m<br />

Ebenfalls im Kalibergbau ist die sowjetische Bohrmaschine Sbm-3u im Einsatz, mit der Bohrlöcher bis 850mm Durchmesser (0<br />

bis 90°) gebohrt werden können.<br />

Im Erzbergbau sind zum Auffahren von Rollöchern und Überhaun elektrohydraulische Großbohrlochmaschinen eingesetzt, bei<br />

denen nach dem Bohren eines Zielbohrloches (etwa 200 mm Durchmesser) das Erweitern bis zum gewünschten Profil (bis etwa<br />

1,5 m Durchmesser) mit mehrstufigen, kegelförmigen Erweiterungsbohrkronen vorgenommen wird. In Abhängigkeit von der<br />

Maschinenbauweise kann die Erweiterungsbohrung ziehend von unten nach oben (stets freie Bohrlochsohle) oder in umgekehrter<br />

Richtung durchgeführt werden.<br />

63


Auffahren von Rollöchern mit elektrohydraulischer Großlochbohrmaschine<br />

Prinzip einer angetriebenen Schneidrolle<br />

Einige moderne Gesteinszerstörungsverfahren<br />

a) Erosionsbohren; b) Flammenstrahlbohren; c) Induktionsbohren; d) Plasmastrahlbohren;<br />

e) Gaslaserbohren<br />

64


Der Einsatz der Großbohrlochmaschinen ist auch in sehr festem Gestein möglich, wobei in Abhängigkeit von den<br />

Gesteinseigenschaften Rollen- oder Diskenmeißel verwendet werden. Die Vortriebsgeschwindigkeiten sind höher und die<br />

Gesamtkosten meist niedriger als beim Auffahren durch Bohr- und Sprengarbeiten.<br />

In ähnlicher Weise (größerer Durchmesser des Vohrbohrlochs, stärkeres Bohraggregat u. a.) werden Blindschächte abgebohrt.<br />

2.4 Sonstige Gewinnungsverfahren<br />

In den letzten Jahren wurden eine Reihe von Verfahren entwickelt, bei denen durch Gesteinszerstörung die Gewinnung vorbereitet<br />

wird oder das nutzbare Gut unmittelbar gewonnen werden kann.<br />

Einige moderne Gesteinszerstörungsverfahren:<br />

Flammenstrahlbohren<br />

Plasmastrahlbohren<br />

Bohren durch Einwirken von elektrischem Strom oder elektromagnetischen Wellen<br />

Gaslaserbohren<br />

Erosionsbohren<br />

Ein Teil dieser Verfahren befindet sich im Versuchsstadium. Das Erosionsverfahren scheint am ehesten industrielle Wirksamkeit<br />

zu erlangen (evtl. in Verbindung mit konventioneller Gesteinszerstörung.<br />

Weitere moderne Gewinnungsverfahren<br />

‣ Untertagevergasung von brennbarem Gestein<br />

‣ Lösen von Stein- und Kalisalzen<br />

‣ hydromechanische Gewinnung von Lockergesteinen<br />

‣ Erzlaugen<br />

2.4.1. Lösen von Salzen<br />

Bei diesem Verfahren werden Stein- und Kalisalze durch Lösen in der Lagerstätte aufgelöst. Das Lösen von Steinsalz ist<br />

bisher am weitesten verbreitet.<br />

Lösungsmittel:<br />

für Steinsalz: Wasser<br />

für Kalisalz: Löselauge bzw. heißes Wasser<br />

Technologische Varianten:<br />

Lösen in Kammern<br />

Lösen tief lagernder Salzlagerstätten über Bohrlöcher<br />

Das Lösen über Bohrlöcher ermöglicht<br />

die Gewinnung in großen Teufen<br />

eine „schachtlose“ Gewinnung<br />

eine hohe Wirtschaftlichkeit<br />

2.4.2. Laugung von Erzen<br />

In steigendem Maße werden Verfahren der physikalisch-chemischen und mikrobiologischen Gewinnung von Metallen und<br />

Nichtmetallen angewendet (vor allem aus Außerbilanzerzen). Hierbei werden die Wertstoffe als Ionen in ihren chemischen<br />

Verbindungen in die flüssige Phase überführt und aus diesen nach verschiedenen Methoden gewonnen.<br />

Die Laugung ist besonders ökonomisch, wenn die Laugungsreagenzien bei der Laugung selbst gebildet werden (z. B. beim<br />

Vorhandensein von Pyrit).<br />

Schwefel- und eisenoxydierende Bakterien beschleunigen den Laugungsprozeß. Aus Oxydationsvorgängen erhalten dies<br />

Bakterien ihre Lebensenergie.<br />

65


Günstige Bedingungen für die Entwicklung der Bakterien sind:<br />

Anwesenheit von WasserZutritt von Luftsauerstoff und damit von CO 2<br />

Vorhandensein anorganischer Ionen wie Mg 2+ , NH 4 + und PO 4<br />

3-<br />

optimale Temperatur (etwa 35°C)<br />

optimaler pH-Wert (1,2 bis 4)<br />

Angewandte Laugungstechnologien:<br />

Blocklaugen<br />

Laugung im Anstehenden (in situ)<br />

Haldenlauge<br />

Laugen alter Grubenbaue<br />

Laugen von Bergeversatz<br />

Tabelle 2.14. Technische Daten von Vollschnittmaschinen<br />

Bezeichnung<br />

Einheit<br />

Auffahrungsquerschnitt m 2 4 … 120<br />

Erforderliche Vorschubkraft Mp 60 … 700<br />

Erforderliches Drehmoment Mpm 3000 … 4200<br />

Betriebsspannung V 75 … 1200<br />

Antriebsleistung kW 75 … 1200<br />

Masse t 30 … 300<br />

Minimaler Kurvenradius m 30 … 40<br />

Vortriebsgeschwindigkeit mh -1 0,3 … 2,4<br />

Für wirtschaftlichen Einsatz<br />

erforderliche<br />

Mindeststreckenlänge<br />

m 3000 … 10000<br />

3 Grundlagen der Gebirgsmechanik<br />

Die Gebirgsmechanik als Teilgebiet der Geomechanik ist die Lehre von den Spannungen, Formänderungen oder Bewegungen und<br />

Zerstörungen im Gebirge bzw. der Wiederverfestigung von Bruchmassen einschließlich der Beherrschung dieser Vorgänge.<br />

3.1. Grundbegriffe und Aufgaben der Gebirgsmechanik<br />

66


Die Gebirgsmechanik ist das Bindeglied zwischen Geologie und Technik bzw. Technologie im Bergbau. Ihre Aufgabe besteht<br />

darin, Kennwerte zu ermitteln und für die speziellen Aufgaben im untertägigen Bergbau zu interpretieren. Es werden die Gesetze<br />

der Mechanik auf geologische Körper angewendet.<br />

Die Gebirgsmechanik untersucht:<br />

geologische Körper physikalisch-mechanische Seite<br />

innere oder äußere Kräfte sowie Spannungen statistische Seite<br />

Hohlräume (Einzelhohlräume, Hohlraumsysteme) geometrische Seite<br />

Geologische Körper können sein:<br />

Bruchstücke und planmäßig gewonnene Proben von Gesteinen<br />

große Gebirgsblöcke sowie das anstehende Gebirge selbst.<br />

Das Verformungs- und Festigkeitsverhalten der Gesteine ist<br />

vom gesteinsbildenden Material<br />

von der Vorgeschichte im Gebirgsverband abhängig.<br />

Das Spannungs- Verformungs- Verhalten wird in Kennlinien dargestellt.<br />

Eine richtige Einschätzung der gebirgsmechanischen Situationen ist bei folgenden Teilgebieten des Bergbaus von Bedeutung:<br />

‣ Auswirkungen des Bergbaus auf die Tagesoberfläche<br />

‣ Grubenausbau<br />

‣ Abbau und Versatz<br />

‣ hydrogeologische Probleme<br />

‣ Beurteilung von Gefahren durch natürliche Gase, Wässer und Laugen<br />

3.2 Spannungszustände im Gebirge<br />

Es werden unterschieden:<br />

primärer Spannungszustand<br />

sekundärer Spannungszustand<br />

3.2.1. Primärer Spannungszustand<br />

Der primäre Spannungszustand ist überall und von Natur aus im Gebirge vorhanden. Spannungen und Material befinden sich hier<br />

im Gleichgewicht.<br />

Es liegt ein dreiachsiger Spannungszustand vor, die Hauptspannung (σx, σy und σz) wirken senkrecht zueinander.<br />

Der primäre Spannungszustand wird beeinflusst von:<br />

dem Eigengewicht des Gebirges (Schwerkraft)<br />

den wirkenden tektonischen Kräften<br />

den mechanischen Eigenschaften und der Struktur des Gebirgsverbandes (Klüftung, Schichtung u.a.)<br />

Die Schwerkraft, d. h. das Gewicht der überlagernden Massen, ist von den angeführten Faktoren von besonderer Bedeutung. Sie<br />

wirkt stets in Richtung der σ z – Achse.<br />

Der vertikalen Spannung entspricht eine Vertikalzusammendrückung und eine horizontale<br />

67


Ausdehnung des Gesteins.<br />

Das Verhältnis σx: σy: σz ist in den einzelnen Fällen unterschiedlich. Es ist von vielfältigen Materialeigenschaften abhängig.<br />

Im elastischen, homogenen und isotropen Gebirge sind die entstehenden horizontalen Spannungen gleich.<br />

Die dimensionslose Größe λ gibt das Verhältnis der horizontalen zur vertikalen Spannung an und<br />

wird als Seitendruckziffer bezeichnet. Ihr Zahlenwert ist von den elastischen Eigenschaften der Gesteine abhängig. Auch aus der<br />

Poissonschen Zahl μ bzw. der Querdehnungszahl ν kann man auf die elastischen Eigenschaften eines Gesteins schließen.<br />

Dreiachsiger Spannungszustand<br />

Wirkung der Schwerkraft auf eine Schicht in der Teufe H<br />

Vertikale Spannung im Gebirge:<br />

Zunahme von σz mit zunehmender Teufe für tan ȹ= g • ϱ m<br />

Horizontalspannung im unverritzten Gebirge in Abhängigkeit von der Poissonschen Zahl<br />

68


Horizontale Spannungen im Gebirge:<br />

Poissonsche Zahl:<br />

Einige Werte der Poissonschen Zahl:<br />

Material<br />

Poissonsche<br />

Zahl<br />

μ<br />

Wasser 2<br />

Gestein 5---12<br />

Salzgestein 2,2<br />

Querdehnungszahl:<br />

Aus Versuchen ist bekannt, dass die Querdehnungszahl ν mit steigender Vertikalspannung abnimmt. Man muss also in größeren<br />

Teufen bei gleichem Gestein mit größeren Horizontalspannungen rechnen.<br />

3.2.2. Sekundärer Spannungszustand<br />

Durch das Auffahren untertägiger Hohlräume wird der primäre Spannungszustand gestört, und es erfolgt eine Umverteilung<br />

gebirgseigener Spannungen. Zusätzlich treten noch aufgezwungene Spannungen auf. Art und Umfang der Spannungen,<br />

Verschiebungen und Verformungen des Gebirges werden sowohl von Struktur und Eigenschaften als auch von Form und Ausmaß<br />

der bergmännischen Hohlräume bestimmt. Mit wachsender Entfernung vom Grubenraum nehmen die sekundären Spannungen bis<br />

auf den Wert der Primärspannungen ab.<br />

Die Größe des sekundären Spannungszustands ist abhängig von<br />

dem primären Spannungszustand<br />

der Abbaudynamik<br />

der Form des Hohlraumes<br />

der Größe und dem Abstand der Einzelhohlräume und Hohlraumsysteme.<br />

der Größe und der Form der Pfeiler<br />

der Art der Gewinnung<br />

69


Verlauf der σ z Spannungslinien vor dem Auffahren eines Grubenraumes<br />

Der Bereich um den Grubenbau, der Spannungsveränderungen und damit Verformungen unterliegt, wird beeinflusste Zone<br />

genannt. Die Größe der Verformungen richtet sich nach dem Verhältnis von auftretenden Spannungen zur Festigkeit des Gebirges.<br />

Tabelle 3.1. Auswirkungen der sekundären Spannungen<br />

Größe der sekundären<br />

Spannung<br />

<br />

<br />

Festigkeit des<br />

Gebirgsverbandes<br />

Festigkeit des<br />

Gebirgsverbands<br />

Auswirkungen<br />

Geringe elastische<br />

Verformungen. Kein oder<br />

nur schwacher Ausbau<br />

erforderlich<br />

Risse, Schalenbildung,<br />

Deformationen; stärkerer<br />

Ausbau erforderlich.<br />

Verlauf der σ z -Spannungslinien nach dem Auffahren einer Strecke<br />

Beeinflusste Zone um eine Strecke<br />

Es werden drei Teilzonen innerhalb der beeinflussten Zone unterschieden<br />

‣ Niederdruckzone (σ vorh < σ primär )<br />

‣ Hochdruckzone (σ vorh > σ primär )<br />

‣ Bereich der sich angleichenden Spannungswerte (σvorh bis σ primär )<br />

Das Ausmaß und die Art der auftretenden zusätzlichen Spannungen werden weitgehend von der Querschnittsform des<br />

Grubenbaues bestimmt.<br />

Das eine Strecke umgebende Gebirge wird sowohl auf Zug als auch auf Schub und Druck beansprucht<br />

70


Beispiele der Ausbildung beeinflusster Zonen<br />

a) Spannungen um eine Strecke im elastischen Gebirge ohne Ausbildung einer entspannten Zone (2 Hochdruckzone, 3 Bereich der<br />

sich angleichenden Spannungswerten )<br />

b) Spannungen um eine Strecke im inelastischen Gebirge (1<br />

Niederdruckzone, 2 Hochdruckzone, 3 Bereich der sich angleichenden Spannungswerte)<br />

3.3 Geomechanische Materialeigenschaften<br />

Die Eigenschaften und das Verhalten geologischer Körper ist entgegen technischen Körpern weit schwieriger zu ermitteln.<br />

Gesteine (kleine Ausschnitte aus dem Gebirgsverband) weisen andere Eigenschaften als das Gebirge auf.<br />

Beeinflusste Zone im Abbaubereich<br />

c)-Auswirkungen bei Versatzeinbringung und d)-beim Bruchbau<br />

Druck-(+) und Zugspannung(–) bei trapez-, tropfen- und ellipsenförmigem Querschnitt.<br />

71


Tabelle 3.2. Einfluss der Form des Streckenquerschnitts auf die Spannungsverteilung<br />

Querschnittsform Zugspannungen Druckspannungen<br />

Rechteck groß in Sohle und Firste groß in Stößen große<br />

Trapez groß in Sohle und Firste groß in Stößen<br />

Spannungskonzentration<br />

Bogen klein in Firste, groß in Sohle groß in Stößen<br />

in den Ecken<br />

Kreis klein in Sohle und Firste groß in Stößen<br />

Aufrechte Ellipse fast keine klein in Stößen<br />

Zwischen Gestein und Gebirge bestehen strukturelle Unterschiede, die durch das Auftreten von Trennflächen geprägt werden.<br />

Alle strukturellen Besonderheiten des Gebirges werden durch den Begriff Trennflächen charakterisiert. Sind dies tektonischen<br />

Ursprungs, so werden sie als tektonische Trennflächen bezeichnet – im Gegensatz zu stratigraphischen Schichtflächen.<br />

Gestein<br />

Gebirge<br />

Festigkeit<br />

σ<br />

groß<br />

klein<br />

Verformbarkeit<br />

Ɛ<br />

klein<br />

groß<br />

Beispiele für Trennflächen:<br />

Schicht-, Schieferungs-, Spalt-, Kluftflächen<br />

Festigkeit und Verformbarkeit der Gesteine wachsen erheblich, wenn sie allseitigen<br />

Spannungen unterworfen werden.<br />

Grundlagen für die Bestimmung der mechanischen Eigenschaften des Gebirgsverbandes sind die Erfassung und Auswertung aller<br />

Trennflächen. Von der Größe des so bestimmten Homogenitätsbereichs hängt die Übertragbarkeit von gesteinsmechanischen<br />

Laborergebnissen auf das Materialverhalten des Gebirges ab.<br />

Gesteine werden unterschieden durch<br />

chemische Zusammensetzung<br />

physikalische Eigenschaften<br />

Gefüge<br />

Für den Bergmann ist die Festigkeit der Gesteine z. B. für die Gewinnung und den Grubenausbau von besonderer<br />

Bedeutung.<br />

Die Biege-, Scher- und Zugfestigkeit des Gesteins ist gegenüber der Druckfestigkeit gering:<br />

Biegefestigkeit<br />

Schwerfestigkeit<br />

Zugfestigkeit<br />

4…30%<br />

3…15%<br />

0,5…5%<br />

Tabelle 3.3. Druckfestigkeit einiger Gesteine<br />

Gesteinsart Druckfestigkeit in kp cm -2<br />

Granit 1230 --- 2000<br />

Basalt 920 --- 4570<br />

Kalkstein 400 --- 1900<br />

Sandstein 300 --- 1850<br />

Lederschiefer 350 --- 500<br />

Kohle-Kieselschiefer 800 --- 1000<br />

Tonschiefer 30 --- 300<br />

Anhydrit 500 --- 550<br />

Steinsalz 310 --- 400<br />

Sylvinit 300 --- 350<br />

Hartsalz 280 --- 350<br />

72


Sehr großen Einfluss auf Festigkeit und Verformbarkeit der Gesteine hat die Feuchtigkeit. Feuchte Grubenwetter können<br />

hinsichtlich der Veränderung der Gesteinseigenschaften die gleiche Wirkung wie Wasser haben.<br />

Veränderungen der Gesteinseigenschaften durch Feuchtigkeit:<br />

Die Festigkeit des Gebirgsmassivs bezeichnet man auch als Verbandsfestigkeit, die beeinflusst wird von<br />

den Eigenschaften der einzelnen Gesteine der Mächtigkeit der einzelnen Gesteinsschichten, deren Anordnung und Anteil<br />

am Gesamtaufbau des Gebirges<br />

der Zahl, der Anordnung und Ausbildung von Trennflächen<br />

Abnahme der Festigkeit in %<br />

bei Sandstein 35 --- 50 ~25<br />

bei Schiefer 50 --- 70 ~50<br />

Zunahme der Verformbarkeit<br />

Spezifische geometrische Materialeigenschaften sind z. B. die Homogenität und die Kontinuität des geologischen Körpers, sein<br />

Tropieverhalten (Verhalten bei Beanspruchung), das Spannungs- Verformungs- Verhalten (vor und nach dem Bruch) sowie da<br />

Bruchverhalten.<br />

Das Gebirge ist grundsätzlich inhomogen oder auch heterogen, weil es verschiedene Bestandteile besitzt. Es ist außerdem<br />

normalerweise anisotrop, d. h., es verhält sich in verschiedenen Beanspruchungsrichtungen uneinheitlich. Schließlich ist der<br />

Gebirgsverband kein stetiger Körper, er ist vielmehr durch Trennflächen unterbrochen.<br />

Das Spannungs- Verformungs- Verhalten wird anschaulich durch Kennlinien dargestellt.<br />

Man unterscheidet geologische Körper mit elastischem und solche mit inelastischem Verhalten. Im Allgemeinen ist das Gebirge<br />

bis zu einer bestimmten Belastung (Grenzbelastung) zunächst elastisch und bei größerer Belastung inelastisch. Einige<br />

Gesteinsarten zeigen z. B. bei Druckversuchen im Labor ein elastisches Verhalten (z. B. Quarzit, Anhydrit), andere dagegen<br />

bereits bei relativ geringer Belastung en inelastisches Verhalten (z. B. Ton, Schieferton, Carnallitit).<br />

Spezifische geometrische Materialieneigenschaften<br />

homogen<br />

kontinuierlich<br />

diskontinuierlich<br />

isotrop<br />

anisotrop<br />

einheitliches Material<br />

stetiger Körper<br />

nicht stetiger Körper, da von Trennflächen durchsetzt<br />

Bei gleicher Belastung gleiche Verschiebung<br />

Unter gleicher Belastung in verschiedenen Richtungen ungleiche<br />

Verschiebung<br />

Spannungs- Verformungsverhalten vor dem Bruch<br />

Bruch (Festigkeit, Charakter, Intensität)<br />

Spannungs- Verformungs Verhalten nach dem Bruch<br />

Neben dem zeitlichen Ablauf, der Art der Belastung sind vollem Aussagen zur Charakterisierung der Gesteinsprobe<br />

(mineralogisch-petrographischer Aufbau, Dimension, Form Qualität) zur Auswertung einer aufgenommenen Kennlinie<br />

notwendig.<br />

73


Als Kriechen bezeichnet man zeitabhängige Verformungen, die auch dann ablaufen, wenn keine weitere Belastungssteigerung<br />

(σ0 = konst.) mehr stattfinden. Sie können im ungünstigsten Fall auch zum Bruch führen. Diese Vorgänge werden in einer<br />

Kriechkurve veranschaulicht. Je nach Verformungsgeschwindigkeit werden drei verschiedene Kriechstadien unterschieden.<br />

Im Bergbau interessiert im Gegensatz zur technischen Mechanik auch das Materialverhalten beim Bruch (z. B. Bewegung der<br />

Hangendmassen beim Bruchbau, Verhalten des gebrochenen Materials, Wiederverfestigung des Versatzguts).<br />

Vollständige Spannungs-Verformungs-Kennlinie von Gesteinen<br />

I elastischer Bereich; II inelastischer Bereich; III Entlastung nach dem Bruch; IV Wiederverfestigung<br />

Vollständige Kriechkurve bei konstanter Belastung (σ 0 = const)<br />

I erstes Kriechstadium e/t nimmt ab; II zweites<br />

Kriechstadium e/t konstant; III drittes<br />

Kriechstadium e/t nimmt zu<br />

3.4 Praktische Bedeutung der Gebirgsmechanik für den Bergbau<br />

Die Gebirgsmechanik hat eine unmittelbare und ausschlaggebende Bedeutung für den Bergbau. Der moderne Bergbau ist ohne<br />

Nutzung der wichtigsten Erkenntnisse der Gebirgsmechanik nicht möglich. Die Nichtbeachtung gebirgsmechanischer<br />

Einschätzungen oder eine falsche Beurteilung der zu erwartenden gebirgsmechanischen Vorgänge kann<br />

‣ Katastrophen (z. B. in Form von Gebirgsschlägen)<br />

‣ Unfälle durch Steinfall oder zu Bruch gehen von Grubenbauen<br />

‣ zusätzliche Kosten (z. B. bei Überdimensionierung des Ausbaus)<br />

zur Folge haben.<br />

Die praktische Bedeutung der Gebirgsmechanik besteht in der Lösung zahlreicher geomechanischer und<br />

geotechnischer Probleme in den verschiedenen Teilgebieten des Bergbaus.<br />

74


Tabelle 3.4. Beispiele zur praktischen Bedeutung der Gebirgsmechanik für den Bergbau<br />

Teilgebiet<br />

Aufgabenstellung der Gebirgsmechanik<br />

Aus- und Vorrichtung<br />

Art der Ausrichtung (Schächte, Stolln, Anlagen der Hauptsohlen, Sohlenabstände u. a.), Anordnung von<br />

Schächten, großen Grubenräumen<br />

und Strecken unter Berücksichtigung der geologischen Verhältnisse der Entwicklung des Abbaubetriebs,<br />

Lage der Hauptstrecken (z. B. in der Lagerstätte, im Nebengestein, im Liegenden oder Hangenden).<br />

Anordnung der Aus- und Vorrichtungsgrubenbaue im Verhältnis zum Abbau (z. B. Vor- und Rückbau).<br />

Wahl von Größe und Form des Querschnitts sowie des Ausbaus von Schächten, großen Grubenräumen und<br />

Strecken.<br />

Grubenausbau<br />

Wahl und Dimensionierung sowie Form des Grubenbaus unter Beachtung des Verwendungszwecks, der<br />

Abbauentwicklung, der notwendigen Nutzungsdauer u. a.<br />

Von der zu erwartenden gebirgsmechanischen Beanspruchung ist die Form<br />

des Grubenausbaus, die Materialwahl und das Verhalten gegenüber Gebirgsbewegungen (starrer,<br />

nachgiebiger, gelenkiger oder kombinierter Ausbau) abhängig.<br />

Abbau und Versatz<br />

Sicherung minimaler Abbauverluste, einer maximalen Sicherheit sowie Schaffung günstiger<br />

Voraussetzungen für die Mechanisierung und hohe<br />

Produktionsleistungen.<br />

Wahl des Abbauverfahrens (z. B. Abbauform, Beherrschung des Daches – Abbauverfahren mit Versatz<br />

oder Bruchbau). Dimensionierung des Abbaus (z. B. Breite von Pfeilern und Kammern beim Kammerbau,<br />

Abstand von Teilsohlen, Parameter zur Dimensionierung der eigentlichen Abbaufläche). Notwendiger<br />

Ausbau beim Abbau (z. B. Festlegung von Ausbauregeln, Sicherungsmaßnahmen an Abbau- und<br />

Schichtgrenzen). Aufeinanderfolge einzelner Abbaufelder u. a.<br />

Festlegung von Versatzpapametern (z. B. Versatzfestigkeit, maximale freie Fläche im Abbau, Verringerung<br />

der Bodenabsenkung und anderer Auswirkungen des Bergbaus an der Tagesoberfläche.<br />

Sonstige Aufgaben<br />

Einschätzung der vor allem beim Abbau entstehenden Gefahren durch natürliche Gase, Wässer oder<br />

Laugen sowie Wahl bzw. Entwicklung von Methoden zur Beherrschung dieser Gefahren.<br />

Erfassung von gesteinsmechanischen Kennziffern für die Gewinnungs-, Lade- und Fördertechnik.<br />

3.5 Arbeitsmethoden der Gebirgsmechanik<br />

Zur Erfassung gebirgsmechanischer Erscheinungen bedient man sich unterschiedlicher Methoden, welche oft gemeinsam zur<br />

Lösung einer bestimmten Aufgabe eingesetzt werden z. B.<br />

makroskopische Beobachtungen<br />

marktschreierische Feinmessungen<br />

Messen von Belastungen, Verformungen und Zerstörungen in Grubenbauen, am Grubenausbau und im<br />

Gebirge<br />

Untersuchung des Festigkeits- und Verformungsverhaltens der Gesteine im Labor und im Anstehenden<br />

Modellversuche im Labor<br />

mathematische Analysen<br />

Bei den praktischen Meßmethoden Meßverfahren werden direkte und indirekte Meßmethoden angewendet, um die außerordentlich<br />

komplizierten gebirgsmechanischen Vorgänge und Einflüsse in ihrer Größe zu erfassen.<br />

75


Moderne Arbeitsmethoden der Geomechanik<br />

praktische Meßverfahren<br />

gesteinsmechanische Untersuchungen<br />

geomechanische Modelltechnik<br />

analytische Methoden<br />

Tabelle 3.5. Praktische Meßverfahren in der Gebirgsmechanik<br />

Aufgaben der Messung Meßverfahren Messgeräte und Elemente<br />

Verformungs-, Senkungs- und<br />

Setzungsmessungen, Bestimmung von<br />

elektrisch<br />

Dehungsmeßstreifen, Induktivgeber,<br />

Potentiometer, kapazitive Geber<br />

Spannungszuständen und<br />

mechanisch<br />

Messuhr, Messstempel<br />

gebirgsmechanischen Kennziffern hydraulisch<br />

Schlauchwaage<br />

Zug- und Druckmessungen, Messung der<br />

Lastaufnahme, Bestimmung der<br />

Ausbaustützkräfte<br />

elektrisch<br />

Seitendehnungsmeßverfahren,<br />

Kraftmeßdosen auf induktiver und<br />

kapazitiver Basis sowie mit<br />

Dehungsmeßstreifen,<br />

Kohlenübergangswiderstände<br />

mechanisch<br />

Meßstempel, Meßdose<br />

Untersuchung der Bohrlochwandung auf<br />

Klüfte und Risse<br />

Bestimmung der dynamischen<br />

gebirgsmechanischen Parameter und der<br />

beeinflussten Zone<br />

Erkennen von Gasausbrüchen und<br />

Gebirgsschlägen<br />

hydraulisch<br />

optisch<br />

pneumatisch<br />

geophysikalisch<br />

geophysikalisch<br />

Druckpatronen, -kissen, -polster<br />

Stratoskop, Bohrlochkamera,<br />

Bohrlochfernsehsonden<br />

Druckmeßgerät<br />

Seismisches Fremdimpulsverfahren<br />

mit Energieanregung durch Sprengung,<br />

Hammerschlag und Vibration. Messung<br />

der Longitudinal-und<br />

Transversalgeschwindigkeit der<br />

elastischen Welle<br />

Seismische Eigenimpulsmethodeelastische<br />

Wellen werden durch<br />

Entstehung von Mikrorissen im Gebirge<br />

angeregt<br />

Außer diesen Meßverfahren gibt es noch Spezialverfahren, die auf Piezo-, Magneto- und Fotoelektrizität beruhen.<br />

Gesteinsmechanische Untersuchungen sind einfache und relativ billige geomechanische Materialprüfungen. die bei den<br />

Untersuchungen von Gesteinsproben ermittelten Zahlenwerte der Parameter sind jedoch in vielen Fällen nicht uneingeschränkt auf<br />

das reale Gebirge überprüfbar. Es werden vor allem Festigkeits-, Verformungs- und Bruchparameter ermittelt. Der Vorteil<br />

gesteinsmechanischer Laboruntersuchungen besteht vor allem darin, dass das Materialverhalten unter definierten Bedingungen<br />

(Kräfte, umgebendes Medium, Temperatur u. ä.) erforscht wird und repräsentive, nachprüfbare Ergebnisse vorliegen.<br />

Zustand der Abbauhohlräume in Salzlagerstätten vor und nach dem Eintreten eines Gebirgsschlages<br />

a-vor dem Gebirgsschlag<br />

b-unmittelbar nach dem Eintreten des Gebirgsschlages<br />

c-endgültiger Zustand des Bruchfeldes<br />

1 Abbaukammer; 2 Salzpfeiler; 3 Haufwerk, entstanden aus den zerstörten Salzpfeilern;<br />

4 Hebungserscheinungen der Liegendschichten; 5 endgültige Lage des Haufwerkes; 6 Absenkung der Hangendschichten<br />

76


Tabelle 3.6. Gesteinsmechanische Untersuchungen<br />

Geomechanische Modellversuche sind stark verkleinerte Nachbildungen des Gebirges, an denen man die Auswirkungen der<br />

komplizierten Bewegungs- und Verformungsvorgänge auf die bergmännischen Hohlräume untersucht. Mit Hilfe der<br />

Modeltechnik wird das Verhalten größerer Gebirgsbereiche unter definierten Bedingungen sichtbar gemacht. Die notwendige<br />

Vereinfachung der Modellversuche gegenüber dem realen Gebirge (Modellmaßstab, Kräfte und Festigkeit) gestattet nur die<br />

Übertragung grundsätzlicher Erkenntnisse auf das reale Gebirge. Die Zahlwerte sind nicht uneingeschränkt übertragbar.<br />

Tabelle 3.7. Geomechanische Modelle<br />

77


Man wendet gegenwärtig vor allem folgende Arten von geomechanischen Modellen an:<br />

spannungsoptische Modelle<br />

Modelle aus äquivalenten Materialien<br />

Modelle aus natürlichen Materialien<br />

Das Ziel analytischen Methoden besteht darin, die mit anderen Methoden gewonnenen Ergebnisse zu physikalisch –<br />

mechanischen Gesetzmäßigkeiten zusammenzufassen und durch mathematische Beziehungen auszudrücken, um allgemeingültige<br />

und reproduzierbare zahlenmäßige Schlussfolgerungen treffen zu können.<br />

4. Grubenausbau<br />

4.1. Aufgaben, allgemeine Definitionen und Einteilungen<br />

Der Grubenausbau (kurz: Ausbau) hat folgende Aufgaben:<br />

Schutz der Bergleute vor Steinfall<br />

Begrenzung der Verformung bzw. Bewegung des um bergmännische Hohlräume stehenbleibenden<br />

Gebirges<br />

Aufnahme eines Teiles der Last des in der Niederdruckzone gelösten Gebirges<br />

Offenhalten der Grubenräume zum Zwecke der Gewinnung, der Förderung, der Fahrung, des Materialtransports,<br />

der Wetterführung und der Wasserhaltung<br />

Vermeiden von Wasser- bzw. Gasaustritten aus dem Gebirge (in bestimmten Fällen)<br />

Tabelle 4.1. Allgemeine Begriffserläuterungen<br />

Begriff<br />

Ausbau<br />

Einbau<br />

Ausbauelement<br />

Einbauelement<br />

Ausbaueinheit (Bau)<br />

Einbaueinheit<br />

Ausbauart<br />

Ausbauregel<br />

Definition<br />

Sammelbegriff für alle Mittel, die zum Offenhalten und Sichern von Grubenbauen in diese oder in das<br />

umgebende Gestein eingebracht werden<br />

Im Lichten eines Grubenbaues eingebrachte Ein- bzw. Ausbauelemente oder Ein- bzw. Ausbaueinheiten, die<br />

nicht zum Ausbau gehören, sondern der Führung, Lenkung, Fahrung u. a. dienen (Rohrleitungen, Fahrten,<br />

Lutten Leitungen u. a.)<br />

Beim Ausbau verwendetes Einzelteil aus Holz, Metall, Beton u. a. (Stempel, Kappe u. a.)<br />

Beim Einbau verwendetes Einzelteil (Einstrich, Spurlatte u.a.)<br />

Aus mehreren Ausbauelementen zusammengesetzter selbständiger Teil des Ausbaus (Türstock, Geviert u. a.)<br />

Aus mehreren Ein- oder Ausbauelementen zusammengesetzter selbständiger Teil des Einbaus (Wettertür,<br />

Dammtor u.a.)<br />

Systematisches Aneinanderreihen gleichartiger Ausbaueinheiten, die meist durch Ausbauelemente<br />

miteinander verbunden sind.<br />

Vorschrift über berggerechte Ausführung der Ausbauart mit allen Einzelheiten<br />

einschließlich der zu verwendenden Werkstoffe und Abmessungen<br />

78


Tabelle 4.2. Ausbauelemente<br />

Ausbauelement Vorwiegende Beanspruchung Material<br />

Stempel<br />

Druck in Längsrichtung, bei Seitendruck zusätzlich auf<br />

Biegung (Türstock)<br />

Rundholz, Metall, Beton<br />

Kappe<br />

Biegung quer zur Längsrichtung<br />

Rund- oder Halbholz, Leichtmetall,<br />

Stahl, Beton<br />

Ausbaubogen Druck und Zug in radialer Richtung Stahl, Stahlbeton<br />

Unterzug (Sattel) Biegung quer zur Längsrichtung Halbholz<br />

Schalholz Biegung quer zur Längsrichtung Halbholz<br />

Quetschholz Druck quer zur Faser Weichholz<br />

Bolzen Druck in Längsrichtung, Knickung Rund- oder Halbholz, Stahl<br />

Spreize Druck in Längsrichtung, Knickung Rund- oder Halbholz<br />

Verzug<br />

Anker<br />

Biegung (gleichmäßige Belastung durch dichte,<br />

kleinstückige Hinterfüllung)<br />

Zug in Längsrichtung<br />

Rund- oder Halbholz, Bretter,<br />

Schwarten, Betonplatten,<br />

Baustahlgewebe, Maschendraht, Stahlblech<br />

Stahl, Drahtseil, Beton, Holz,<br />

Plexiglas, Plaste<br />

Tabelle 4.3. Einteilung des Grubenausbaus<br />

Unterscheidungsmerkmale<br />

Einsatzort<br />

Ausbaustoff<br />

Verhalten gegenüber gebirgsmechanischen<br />

Einwirkungen<br />

Beispiele<br />

Streckenausbau, Schachtausbau,<br />

Überhauenausbau, Ausbau im Abbau, Ausbau großer Grubenräume<br />

Holzausbau, Stahlausbau, Leichtmetallausbau, Mauerwerksausbau,<br />

Betonausbau, Kunstoffausbau<br />

starrer Ausbau, nachgiebiger Ausbau, gelenkiger Ausbau, nachgiebiggelenkiger<br />

Ausbau<br />

Art und Weise der Unterstützung des Hangenden<br />

Verbleib des Ausbaus im Grubenbau<br />

Zeitpunkt der vollen Lastaufnahme<br />

Art und Weise des Einbringens des Ausbaus<br />

Stützausbau, Ankerausbau, Spritzbetonausbau<br />

vorläufiger Ausbau, endgültiger Ausbau,<br />

verlorener Ausbau<br />

soforttragender Ausbau, frühtragender Ausbau, spättragender<br />

Ausbau<br />

Einbringen von Hand, teilmechanisiertes Einbringen,<br />

vollmechanisiertes Einbringen<br />

79


Tabelle 4.4. Verhalten des Grubenausbaus gegenüber Gebirgsbewegungen<br />

Die Auswahl des Grubenausbaues geschieht auf Grund von Erfahrungswerten, dabei werden die Ergebnisse gebirgsmechanischer<br />

und geologischer Untersuchungen genutzt. Berechnungen werden meist nur bei Einzelelementen durchgeführt.<br />

Die konstruktive Gestaltung des Ausbaus hängt ab von der<br />

‣ Festigkeit und dem Verformungsverhalten des Gesteins in der unmittelbaren Umgebung des Grubenraumes und im<br />

überlagernden Gebirge<br />

‣ Form und Größe des Hohlraums<br />

‣ erforderlichen Standdauer<br />

‣ durch den Abbau verursachten Gebirgsbewegung.<br />

80


4.2. Ausbaustoffe<br />

Für den Grubenausbau ist die Wahl der zweckmäßigen Ausbaustoffe von grundlegender Bedeutung.<br />

Entscheidend dafür sind:<br />

Anforderungen (gebirgsmechanisch, technisch u. a.) an den Ausbau<br />

Eigenschaften der Werkstoffe<br />

ökonomische Gesichtspunkte<br />

volkswirtschaftliche Überlegungen Wichtige<br />

Ausbaustoffe<br />

Holz<br />

Stahl<br />

Leichtmetalllegierung<br />

Mauerwerk<br />

Beton<br />

Kunststoff<br />

Als Grubenholz werden verwendet<br />

Kiefer (in der DDR vorwiegend)<br />

Fichte<br />

Tanne<br />

Lärche<br />

Eiche<br />

Buche<br />

Akazie<br />

Die Lebensdauer des Grubenholzes ist abhängig von Temperatur und Feuchtigkeit der Wetter sowie von der Zusammensetzung<br />

des Grubenwassers.<br />

Beim Nadelholz ist der Splint härter als der Kern (beim Laubholz umgekehrt).<br />

Die Druckfestigkeit des Holzes sinkt bei Belastung senkrecht zur Faserrichtung auf etwa der in der Tabelle angegebene<br />

Werte (s. Tab. 4,5)<br />

Tabelle 4.5. Festigkeitswerte von Grubenholz<br />

Holzart<br />

Druckfestigkeit<br />

(parallel zur Faser) σa in kp cm -2<br />

Biegefestigkeit<br />

σb in kp cm -2<br />

Kiefer 470 870<br />

Fichte 430 660<br />

Lärche 530 840<br />

Eiche 520 880<br />

Buche 530 1050<br />

Tragfähigkeit von Fichtenstempeln in Abhängigkeit von Durchmesser und Länge<br />

Lebensdauer des Ausbaus in (nicht imprägniert): 2,5 bis 5 Jahre<br />

81


Feuchtes Holz hat geringere Festigkeit, warnt nicht und fault schneller!<br />

Tränkverfahren:<br />

Trogtränkverfahren<br />

Vakuumdruckverfahren<br />

Holzschutzmittel:<br />

Salzlösungen, die Fluor und Zinksalze (teilweise Chromsalze) enthalten.<br />

Grubenausbaustahl besitzt nicht nur die höchsten Festigkeitswerte, sondern auch die größten Bruchdehnung der verschiedenen<br />

Ausbaustoffe.<br />

Stahl ist in der Lage, große bleibende Verformungen zu ertragen ohne spröde zu brechen.<br />

Grubenholz soll gesund, astrein, gerade gewachsen und lufttrocken sein. Die Festigkeit des Holzes wird stark von seinem<br />

Feuchtigkeitsgehalt, seiner Dichte, der Astfülle und dem Ausbau der Holzfaser beeinflusst.<br />

Bei einer Erhöhung des Feuchtigkeitsgehalts um 1% verringern sich Druck- und Biegefestigkeit um 4 bis 5% (Holz hat zwischen<br />

8 und 23% Wassergehalt).<br />

Durch Imprägnation gegen Fäulnis und Entzündbarkeit kann der Grubenholzverbrauch verringert werden. Die Bearbeitung des<br />

Holzes erfolgt vor dem Tränken.<br />

Grubenholz ist brandgefährdet und nur einmal vollwertig einzusetzen.<br />

Stahl ist jedes ohne weitere Nachbehandlung schmiedbare Eisen. Grubenausbaustähle haben Kohlenstoffgehalte von 0,15 bis<br />

0,35%. Sie können nach Verformungen gerichtet und wieder verwendet werden. Vorwiegend werden (niedrige Kosten!)<br />

unlegierte Stähle eingesetzt.<br />

Bei der Verwendung von Altschienen als Ausbaumaterial werden diese vor dem Gebrauch ausgeglüht. Bei ihnen ist mit einer<br />

Verringerung der ursprünglichen Festigkeit von 25 bis 30% zu rechnen.<br />

Beton ist eine Mischung aus Zement, Wasser, Zuschlagstoffe (Sand, Kies, Kleinschlag).<br />

Die Festigkeit des Betons wird beeinflusst von:<br />

Zementarten:<br />

den Eigenschaften der Einzelbestandteile<br />

dem Wasser-Zement-Faktor<br />

dem Mischungsverhältnis<br />

der Art des Einbringens<br />

der Standzeit Zementarten<br />

Portlandzement<br />

Hochofenzement (15 bis 70% PZ und Hochofenschlacke)<br />

Eisen-Portlandzement (70% PZ und 30% granulierte Hochofenschlacke)<br />

Magnesiazement (unempfindlich gegen Lösungen von KCl, MgSO 4 , MgCl 2 u. a.) Gebräuchliche Mischungsverhältnisse:<br />

1:2:4; 1:3:6; 1:4:8.<br />

Unterscheidung nach Technologie des Einbringens:<br />

Gußbeton<br />

Stampfbeton<br />

Spritzbeton<br />

vorgefertigte Betonfertigteile.<br />

Stampfbeton hat eine höhere Festigkeit als Gußbeton, da diese mit wachsendem Wasser-Zement- Faktor abnimmt. Als<br />

Anmachwasser sind alle natürlichen Wässer geeignet (im Kali- und Steinsalzbergbau Laugen!).<br />

Durch Zusätze zum Anmachwasser können bestimmte Eigenschaften des Betons erreicht werden. Wichtige Zusatzmittel sind:<br />

Dichtungsmittel<br />

Frostschutzmittel<br />

Bindezeitregler<br />

Betonverflüssiger<br />

Luftporenbildner<br />

So wird z. B. durch Zusatz von Wasserglas(wässrige Lösung von Alkalisilikat) das Erhärten des Betons beschleunigt (verringerte<br />

Festigkeit!).<br />

82


Güteklassen des Betons:<br />

B50 bis B 600 (Zahlenwert entspricht Druckfestigkeit nach 28 Tagen) Druckfestigkeiten:<br />

Betonfertigteile und Betonformsteine:<br />

450 bis 600 kpcm -2 -Unter Tage hergestellter Beton erreicht meist nur eine Druckfestigkeit von 200 bis 300 kpcm -2<br />

Durch Zugabe eines Zusatzmittels wird oft eine der Betoneigenschaften auf Kosten einer anderen verbessert.<br />

Druckfestigkeit von gerütteltem und gestampftem Beton sowie von Gußbeton<br />

Abnahme der Betondruckfestigkeit durch Gefügeporen<br />

Zunahme der Betondruckfestigkeit mit dem Alter<br />

83


Tabelle 4.6. Ausbaustoffe<br />

Werkstoff Vorteile Nachteile Anwendung<br />

Holz<br />

relativ hohe Festigkeit<br />

bei geringem Gewicht<br />

ausreichend hohe Elastizität;<br />

leichte Bearbeitung mit<br />

einfachen Werkzeugen;<br />

einfache<br />

Reparaturmöglichkeiten; im<br />

trockenen Zustand warnfähig;<br />

nachgiebig; relativ billig<br />

hohe Unterhaltungskosten;<br />

nur einmalige (vollwertige)<br />

Verwendung; geringe<br />

Lebensdauer (durch<br />

Imprägnieren zu verbessern);<br />

leichte Brennbarkeit; Einbau<br />

nicht (oder kaum)<br />

mechanisierbar; in<br />

bogenförmigen Grubenbauen<br />

schwer anpassbar<br />

vor allem im Erzbergbau;<br />

Einsatz vorwiegend als<br />

Stützausbau in Strecken,<br />

Überhauen und im Abbau;<br />

Grubenrundholz wird für<br />

Kappen, Stempel, Spreizen,<br />

Bolzen, Rahmenausbaue u.a.,<br />

Grubenschnittholz für Einbauten<br />

und spezielle Zwecke verwendet<br />

Stahl<br />

günstige<br />

Festigkeitseigenschaften und<br />

große Bruchdehnung,<br />

Brandsicherheit; geringer<br />

Raumbedarf; hohe<br />

Lebensdauer;<br />

Wiederverwendbarkeit<br />

z.B. nach Kaltrichten;<br />

nachgiebig und gelenkig durch<br />

spezielle<br />

Formgebung der Elemente;<br />

Beibehaltung der Tragfähigkeit<br />

trotz Deformation der Elemente<br />

relativ hohes Gewicht;<br />

Empfindlichkeit gegenüber<br />

aggressiven Wässern<br />

vielseitig; für den<br />

Streckenausbau teilweise mit<br />

speziellen Stahlprofilen; für den<br />

Einsatz im Abbau vor allem als<br />

Hydraulikstempel, Schildausbau<br />

u.a.; Ausbauelemente beim<br />

Ankerausbau (teilweise);<br />

Ausbauschüsse beim<br />

Schachtausbau, Bewehrung<br />

beim Spritzbetonausbau<br />

Leicht- metalllegierungen<br />

Leichter Transport und Einbau<br />

infolge geringen Gewichts; gute<br />

Festigkeitseigenschaften; lange<br />

Lebensdauer; Herstellung<br />

beliebig geformter<br />

Ausbauelemente möglich;<br />

Wiederverwendbarkeit<br />

geringe Kerbschlagfestigkeit;<br />

unzureichende<br />

Korrosionsbeständigkeit; hoher<br />

Materialpreis<br />

Leichtmetallkappen undstempel;<br />

Elemente beim<br />

Schildausbau und speziellen<br />

Verwendungszwecken<br />

Beton<br />

hohe Tragfähigkeit; lange<br />

Lebensdauer; Herstellung aus<br />

relativ billigen Grundstoffen;<br />

Untrennbarkeit; mechanisiert<br />

einbringbar; Schutz des<br />

Gebirges gegen Verwitterung;<br />

Verhindern von<br />

Wasserzuflüssen (in<br />

bestimmtem Maß)<br />

geringe Nachgiebigkeit<br />

umständliche Reparatur<br />

als Gußbeton (auch Ortsbetonoder<br />

Monolithbetonausbau);<br />

Beachte: Stampfbeton hat<br />

höhere Festigkeit als Gußbeton;<br />

als Spritzbeton (Ausbau in<br />

horizontalen Grubenbauen sowie<br />

in<br />

Kammern) in statisch<br />

beanspruchten, langlebigen<br />

Grubenbauen; Betonformsteine,<br />

Betonfertigteile für Stützausbau,<br />

Stahlbeton,<br />

Betonanker, zum Verfestigen<br />

und Abdichten (Injektion)<br />

Kunststoffe<br />

hohe Festigkeit; lange<br />

Lebensdauer; geringe Masse;<br />

gute Verformbarkeit; hohe<br />

Korrosionsbeständigkeit;<br />

Beständigkeit gegen Fäulnis;<br />

mechanisiert einbringbar<br />

hohe Materialkosten<br />

Befinden sich in Erprobung<br />

Ziel: Entwicklung eines<br />

spritzbaren Massenwerkstoffes,<br />

der sowohl statischen als auch<br />

dynamischen Beanspruchungen<br />

gewachsen ist<br />

84


4.3. Stützausbau<br />

Stützausbau (Ausbau in horizontalen, geneigten und vertikalen Grubenbauen)<br />

Tabelle 4.7. Beispiele für Stützausbau in Holz<br />

85


Türstockausbau<br />

In Grubenbauen mit rechteckigem oder trapezförmigen Querschnitt<br />

Kappen und Stempel sind Hauptelemente<br />

durch zusätzliche Ausbauelemente (Mittelstempel, Unterzug) u. a. Verstärkung<br />

durch Quetschhölzer, Anschärfen bzw. Anspitzen der Stempel Nachgiebigkeit<br />

Verzug, Verbolzung und Verspreizung je nach Erfordernissen<br />

vielfältigste und breiteste Anwendung als Bolzenschrot-oder Vollschrotzimmerung<br />

Vorpfändung mit Schienen<br />

1 Halterahmen: 2 Kappen; 3 Kopfschutzschienen; 4 Holzkeile; 5 vorgepfändete Kappe;<br />

6 Firstenverzug; 7 Bolzen; 8 Bohlen<br />

86


Tabelle 4.8. Beispiele für Stützausbau in Stahl<br />

87


Rundbogenausbau<br />

Ausbau im horizontalen Vortrieb, Anpassung an unterschiedliche gebirgsmechanische Bedingungen<br />

starre oder nachgiebige Gestaltung<br />

speziell geformte I-Stahl- oder Rinnenprofile (zwei oder drei Bogenteile werden durch vielfältige<br />

Verbindungselemente verbunden (symmetrische oder unsymmetrische Bögen<br />

als Verzug oder gegenseitige Verbolzung wird meist Rundholz verwendet<br />

geschlossener Ringausbau möglich (starre Rundbogen in Strecken ohne Abbaueinwirkung, nachgiebiger Rundbogen<br />

in Strecken mit dynamischer Beanspruchung<br />

Verbindungen werden je nach den zu erwartenden Hauptwirkungsrichtungen angefordert<br />

Reibungs- und Hydraulikstempel<br />

88


Tabelle 4.9. Beispiele für Stützausbau in Mauerung<br />

Ausbauart<br />

Scheibenund<br />

Gewölbemauerung<br />

Anwendung – Ausführung<br />

In geringem Umfang zum Ausbau von Füllorten, Kammern, Schächten und<br />

Strecken beim Auftreten aggressiver Wässer. Die wichtigsten Mauerverbände: Läufer-, Binder-, Blockund<br />

Kreuzverband. Scheibenmauern werden meist mit Stahlkappen kombiniert. Gewölbe werden mit<br />

Hilfe von Lehren hergestellt, die Gewölbeform wird den Beanspruchungen angepasst. Bedingt<br />

nachgiebige Gestaltung durch Quetschholzeinlagen.<br />

Scheiben und Gewölbemauerung<br />

a) Scheibenmauer mit Stahlkappe b)Gewölbemauern<br />

89


Tabelle 4.10. Beispiele für Stützausbau in Beton<br />

Ausbauart<br />

Beton- Stahlprofil- Fertigteilausbau<br />

Anwendung – Ausführung<br />

In statisch beanspruchten, langlebigen Grubenbauen. Die<br />

schweren Einzelelemente verlangen mechanisiertes Einbringen<br />

Betonformsteinausbau<br />

Zum Ausbau großer Grubenräume (statische und dynamische Belastung).<br />

Nachgiebigkeit wird durch Holzzwischenlagen erzielt. Einbringen der Formsteine<br />

erfolgt mechanisiert. Gewölbe wird mit Hilfe von Lehren hergestellt. Ausbau ist sehr<br />

kostenintensiv, deshalb nur bedingter Einsatz<br />

4.4. Ankerausbau<br />

Aufgaben des Ankerausbaus:<br />

Die Schichten in der Umgebung bergmännischer Hohlräume so zu verstärken, dass sie in die Lage versetzt werden, die durch die<br />

Schaffung der Hohlräume hervorgerufenen Spannungen aufzunehmen ohne zerstört zu werden.<br />

Wirkungsmöglichkeiten:<br />

Aufhängen wenig widerstandsfähiger Schichten an festen Gebirgsschichten (Annageln)<br />

Verhindern von Gleitbewegungen auf den Schichtflächen<br />

Verbolzen einzelner, nicht tragfähiger Schichten zu einem kompakten Schichtpaket.<br />

Anheften der Dachgesteine an die sich außerhalb der Reichweite der Gewölbewirkung befindenden Gesteine<br />

Gebirgsverstärkung bzw. Verbesserung der Gesteins- oder Gebirgsparameter durch Ankerung<br />

Verankern der Firste durch Ausbildung eines Stahlbetonbalkens.<br />

Durch das Verbolzen mehrerer Schichten werden das Widerstandsmoment, die Biegefestigkeit sowie die Tragfähigkeit erhöht. Der<br />

sog. Bretterversuch verdeutlicht dieses Prinzip, das auch mathematisch bewiesen werden kann.<br />

Widerstandsmoment einer zweiseitig eingespannten Schicht:<br />

90


Wirkungsmöglichkeiten des Ankerausbaus<br />

Bretterversuch – Gedankenmodell zum Ankerprinzip<br />

Widerstandsmoment für n Schichten gleicher Mächtigkeit:<br />

Widerstandsmoment eines Schichtpakets:<br />

Für unsere Betrachtungen kann die Breite b=1 gesetzt werden.<br />

Biegesteifigkeit:<br />

E Elastizitätsmodul der Schicht<br />

91


Trägheitsmoment einer Schicht:<br />

Biegefestigkeit einer Schicht:<br />

Biegefestigkeit eines Schichtpakets aus n Schichten gleicher Mächtigkeit<br />

Verhältnis der Summe der Tragfähigkeit F 1 der Einzelschichten zur Tragfähigkeit F ges des Schichtpakets:<br />

oder<br />

Nach dem Prinzip des Verankerns unterscheidet man:<br />

Anker mit Kopfelementen<br />

Anker, die auf ihrer gesamten Länge im Bohrloch befestigt sind<br />

Beim Ankerausbau auftretende Kräfte:<br />

Setzkraft, mit der der Anker in das Spreizelement gezogen wird<br />

Haftkraft, die aufgebracht werden muss, um den Widerstand des gesetzten Ankers gegen das Herausziehen aus dem<br />

Bohrloch zu überwinden<br />

Spannkraft, mit der der im Gebirge befestigte Anker vorgespannt wird<br />

Fließkraft, bei der der Anker über seine Streckgrenze beansprucht wird<br />

Bruchkraft, bei der der Anker zu Bruch geht<br />

92


Ankerkennlinien<br />

Bei der Auswahl der Anker sind zu bewerten:<br />

Art der Anker<br />

Länge der Anker<br />

Tragkraft der Anker<br />

Abstand der Anker<br />

Vorspannung der Anker (Spannkraft)<br />

Ausführungsweise (Technologie) der Verankerung<br />

Bei Einbringen des Ankerausbaus ist zu beachten:<br />

Der Ankerausbau ist nicht universell anwendbar. Deshalb sind vor dem Einsatz Versuche über die Parameter<br />

Ankertyp, Ankerdichte und Anordnung notwendig.<br />

Ansatzpunkte und Richtung der Bohrlöcher sind möglichst so zu wählen, dass die Ankerung rechtwinklig zur<br />

Schicht verläuft.<br />

Die Anker können durch Unterzüge aus Flacheisen u. a. verbunden werden.<br />

Der Einsatz von Verzug aus Maschendraht oder Kunstoffnetzen ist bei relativ kurzbrüchigem<br />

Gebirge notwendig<br />

Hydraulisch arbeitendes Ankersetzgerät (Prinzip)<br />

Tabelle 4.11. Vor- und Nachteile des Ankerausbau<br />

Vorteile<br />

Nachteile<br />

Geringer Materialverbrauch; niedrige Einbaukosten;<br />

Einbringen kann mittels Ankersetzgeräten bzw. Ankerbohrwagen<br />

mechanisiert werden, relativ großer freier Querschnitt; geringer<br />

Wetterwiderstand absolut brandsicher<br />

schwierige Kontrolle über den Zustand<br />

des Ausbaus Gebirge muss gewisse Mindestfestigkeit<br />

aufweisen gebräches, stark rissiges Gebirge oder tonige<br />

Gesteine kommen für Ankerausbau nicht in Betracht<br />

93


Ankerausbau mit einzementierten Drahtseilen (sog. Nähen der Firste)<br />

4.5. Spritzbetonausbau<br />

Spitzbeton ist ein Gemisch aus<br />

Zement<br />

Zuschlagstoffen<br />

Wasser<br />

Spritzbeton wird mit Hilfe von Druckluft auf die Stöße und Firste der Grubenbaue aufgespritzt. Dort erstarrt und erhärtet das<br />

Gemisch.<br />

Einfacher Spritzbetonausbau<br />

Spritzbetonausbau ist relativ starr, sei Einsatz erfolgt vorwiegend in statisch beanspruchtem Gebirge. Durch das Einbringen des<br />

Spritzbetons im laufenden Vortrieb (unmittelbar nach dem Auffahren) wird eine weitere Auflockerung des Gebirges bzw. ein<br />

Ablösen von kleinen Gesteinsplatten verhindert sowie durch Hermetisierung des Gebirges die Einwirkung von<br />

Verwitterungserscheinungen vermieden.<br />

Die Wirkung des Spritzbetonausbaus ist nicht nur auf die Verfestigung der Konturen der Grubenbaue begrenzt. Spritzbeton führt<br />

an natürlichen Bruchflächen des Gebirges (Klüfte, Spalten, Grenzflächen) zur Erhöhung der Reibung. Es entsteht ein<br />

Verbundsystem<br />

Gebirge – Ausbau, dessen Wirkung viel größer ist, als aus dem Materialaufwand geschlossen werden kann. Die Wucht des<br />

Aufpralls bewirkt eine gute Verdichtung des Betons.<br />

Durch Baustahlgewebe oder Stahlseileinlagen wird die Standfestigkeit wesentlich verbessert. Die breite Anwendung der Methode<br />

des schonenden Sprengens ist eine wesentliche Voraussetzung für eine künftig noch stärkere Anwendung des Spritzbetonausbaus.<br />

94


Das Einbringen des Spritzbetonausbaus erfolgt mit Hilfe einer Spritzbetonmaschine. Zement wird mit lagerfeuchten, natürlich<br />

gekörnten Sanden und Kiesen zu sogenannten Trockengemisch vorher fertig gemischt. Spritzdicken: 3 bis 10cm (ein- bzw.<br />

mehrschichtig);<br />

Druckfestigkeit: 250 bis 600 kp cm -2 ; Zug- und Biegefestigkeit: 30 bis 150 kp cm -2<br />

Vor dem Einbringen des Spritzbtons Stöße und Firste bereisen und abspritzen!<br />

Schema einer Spritzbetonmaschine<br />

Das dem Spritzgerät zugegebene Trockengemisch gelangt mittels einer Förderschnecke bzw. durch eine Luftschleuse in eine<br />

Abblaskammer, von welcher eine allseitig geschlossene, druckfeste Schlauchleitung zur Einbringungsstelle führt. Einer am Ende<br />

der Förderleitung angeordneten Spritzdüse wird über eine regelbare Zuleitung Wasser (bei Schnellbindern Wasser – Laugen –<br />

Gemisch) mit Überdruck zugeleitet.<br />

Verstaubte Gesteins- oder Betonflächen verhindern gutes Haften. Horizontaler Transport in der Förderleitung mehrere hundert<br />

Meter, in vertikalen Grubenbauen bis 80m.<br />

W/Z Werte des Spritzbetons:<br />

0,3 bis 0,5; max. W/Z Wert ~ 0,9. Mit zunehmendem W/Z-Wert sinken die Druckfestigkeit und der Rückprallanteil.<br />

Rückprallverluste: 10 bis 30%.<br />

Beim Auftragen des Spritzbetons beachten:<br />

saubere Auftragsflächen (Staub und Verschmutzung durch Abspritzen beseitigen)<br />

kreisende Bewegungen der Spritzdüse<br />

Abstand zwischen Spritzdüse und Auftragsfläche etwa 1m<br />

Auftragen etwa rechtwinklig zur Auftragsfläche<br />

Die wichtigsten Vorteile des Spritzbetonausbaus:<br />

dichter Anschluss an das Gebirge<br />

Schaffung eines Verbundsystems Gebirge – Ausbau und damit Erhöhung der Tragfähigkeit<br />

Verringern der Auflockerung des Gebirges um den Hohlraum<br />

größtmögliche Nutzung des aufgefahrenen Querschnitts (minimale Querschnitte)<br />

optimale Querschnittsform der Grubenbaue<br />

Vermeiden von Steinfall<br />

geringe Wetterwiederstände<br />

Verhindern des Einwirkens von Verwitterungserscheinungen<br />

Mechanisierung (Möglichkeit zur Automatisierung) der Ausbauarten<br />

absolute Brandsicherheit<br />

geringe Unterhaltskosten. Nachteilig ist die bedingte Anwendbarkeit.<br />

Kontrolle der Wasserzugabe bei der Erzeugung von Spritzbeton nur bedingt möglich Zu wenig Wasser: hohe Staubentwicklung;<br />

schlechte Abbindung des Betons; hohe Rückprallverluste<br />

Zu viel Wasser: Beton haftet schlecht; Spritzgut fließt am Stoß herunter<br />

95


Einbringen des Spritzbetonausbaus<br />

Kombination Spritzbeton – Ankerausbau<br />

Die Vorteile des Anker und Spritzbetonausbaus werden durch Kombination beider Ausbauarten genutzt. Damit wird ihr<br />

Anwendungsgebiet stark erweitert. Der Ankerausbau erhöht die Verbandsfestigkeit und vermindert die Verformungen. Der<br />

Spritzbetonausbau vermindert das Abplatzen von Gesteinsschalen, die Verwitterung des Gebirges und die Korrosion der Anker.<br />

4.6. Schachtausbau<br />

Wegen der Langlebigkeit eines Schachtes und der komplizierten und kostenaufwendigen Reparaturarbeiten kommt dem<br />

Schachtausbau besondere Bedeutung zu. Beim Schachtausbau werden vorwiegend verschiedene Arten des Stützausbaus<br />

angewendet. Ankerausbau und auch Spritzbetonausbau tragen in Verbindung mit dem Stützausbau wesentlich zur Verringerung<br />

der erforderlichen Wandstärke bei.<br />

Wird der Schachtquerschnitt (Rollenquerschnitt u. a.) im Felsgestein durch moderne Bohrverfahren gewonnen, ist der alleinige<br />

Einsatz von Spritzbetonausbau oder Anker – Spritzbetonausbau zweckmäßig.<br />

Zu den wichtigsten Aufgaben des Schachtausbaus gehören:<br />

Widerstand gegen Druckerscheinungen und Begrenzung der Verformungen des Gebirges<br />

Sicherung gegen Nachfall von Gesteinsschalen<br />

Verhindern der Eindringens von Wasser und Salzlösungen in den Schacht und Schutz der Schachtstöße im Salz und in<br />

tonhaltigen Schichten gegen Wetterfeuchtigkeit<br />

Aufnahme der Schachteinbauten wie z. B. Einstriche, Bühnenträger, Kabel- und Rohrleitungsträger.<br />

Die Eignung verschiedener Ausbauarten ist vom Gebirgsverhalten abhängig.<br />

Starrer Ausbau wird bevorzugt – sind Abbaueinflüsse und Bewegungen des Gebirges unvermeidbar, wird bedingt nachgiebig<br />

ausgebaut.<br />

96


Übersicht über die wichtigsten Schachtausbauarten<br />

1 Hinterfüllung 6 Anker 11 Netz<br />

2 Stahlblechmantel 7 Stahlblechring 12 Ankerplatte<br />

3 Zwischenbeton 8 U-Profilstahl 13 Ankerbolzen<br />

4 Stahlbeton 9 Gußeisentübbing<br />

5 Bitumen 10 Doppeltübbing<br />

97


Tabelle 4.12. Schachtausbau in Abhängigkeit vom Gebirgsverhalten<br />

Gebirge<br />

Verhalten<br />

Beispiele<br />

Ausbau<br />

Ausbauart<br />

Beispiele<br />

nicht standfest,<br />

wasserführend<br />

Schwimmsande<br />

starr, wasserdicht<br />

Stahlblechmantel (zweischichtig) mit<br />

Hinterfüllungsbeton und Beton- oder<br />

Bitumenzwischenfüllung (bei Gebirgsbewegungen<br />

geeignet)<br />

Tübbing (komplizierte Abdichtung und<br />

Reparatur)<br />

fest, nur im<br />

elastischen<br />

Bereich<br />

beansprucht<br />

fester Sandstein,<br />

Quarzite,<br />

Eruptivgesteine,<br />

harter Kalkstein<br />

starr, mit hoher<br />

Festigkeit, geringe<br />

Wandstärke<br />

Klinkermauerwerk, Monolithbeton (vorwiegende<br />

Verwendung, da mechanisierte Einbringung<br />

möglich)<br />

mild, gering plastisch<br />

Tonmergel,<br />

Tonschiefer<br />

Ausbau mit hoher<br />

Beanspruchung<br />

Mauerwerk aus Hüttensteinen, Steinen geringer<br />

Festigkeit, aber hoher Bruchstauchung, geriffelten<br />

Hartbranntsteinen (geringe Anwendung)<br />

weich, teilweise<br />

plastisch<br />

milde Tonschiefer,<br />

Tone und Lehme<br />

nachgiebiger Ausbau aus<br />

einem nachgiebigen und<br />

einem tragenden<br />

Ausbauzylinder<br />

Mauerwerk aus Betonformsteinen, Klinker mit<br />

Hohllochziegeln, Schlacke oder Waschbergen<br />

(geringe Anwendung)<br />

Zuführung des Betongemisches bei modernen Schachtteufverfahren<br />

Monolithbeton erfährt wegen der Mechanisierbarkeit beim Einbringen hinter Gleitschaltung vor allem in Verbindung mit<br />

modernen Schachtabteufverfahren weite Verbreitung.<br />

Die Nachteile dieses Verfahrens<br />

relativ geringe Festigkeit des Betons (bis etwa 250 kp cm -2 )<br />

beträchtliche Porosität<br />

zahlreiche Trennfugen<br />

werden reduziert durch Bitumenzwischenschichten sowie eine Verbesserung der Betonqualität durch geeignete Zusätze.<br />

98


5. Grubenbewetterung<br />

Mit Wetter werden alle unter Tage vorkommenden Gase und Gasgemische bezeichnet. Unter Bewetterung versteht der Bergmann<br />

die Versorgung eines Grubengebäudes oder Grubenbaues mit Wettern.<br />

5.1 Begriffsbestimmungen – allgemeine Grundlagen<br />

Einteilung nach der chemischen Zusammensetzung:<br />

Frische Wetter entsprechen in ihrer Zusammensetzung annähernd der atmosphärischen Luft. Frische Wetter:<br />

20,8 Vol.-% O 2<br />

78,1 Vol.-% N 2<br />

0,03 bis 0,04 Vol.-CO 2<br />

≈ 1 Vol.-% Edelgas und Wasserdampf<br />

Matte Wetter sind Wetter, bei denen der Sauerstoffgehalt unter dem geforderten Wert von<br />

≥ 20% O2 liegt. Sie entstehen durch Sauerstoffverbrauch oder – verdrängung. Matte Wetter sind schlecht für die Atmung geeignet,<br />

aber nicht giftig. Teilweise werden sie auch als stickige Wetter bezeichnet.<br />

Giftige Wetter enthalten giftige Gase in höheren Konzentrationen, als es die arbeitshygienischen Normen zulassen. Explosible<br />

oder schlagende Wetter enthalten ein oder mehrere explosible Gase (Aufnahme brennbarer Bestandteile wie CH4, C2H6, H2, CO).<br />

Weitere Wetterarten und ihre Definition:<br />

Abwetter sind Wetter, die bereits einen oder auch mehrere Orte bestrichen haben. Sie sind deshalb oft durch gas- und<br />

staubförmige Veränderungen gekennzeichnet.<br />

Mischwetter sind Gemische aus Ab- und Frischwettern.<br />

Staubwetter haben Staubgehalte, die die zulässigen Werte übersteigen.<br />

Brandwetter entstehen bei Grubenbränden.<br />

MAK-Werte<br />

MAKD-Wert: Maximal zulässige Arbeitsplatzkonzentration (Dauerkonzentration) gesundheitsschädlicher Stoffe, ermittelt als<br />

Durchschnittskonzentration während einer Zeitdauer von 8¾ h<br />

MAKK-Wert: Maximal zulässige Arbeitsplatzkonzentration (Kurzzeitkonzentration) gesundheitsschädlicher Stoffe, ermittelt als<br />

Durchschnittskonzentration während einer Zeitdauer von 30 Minuten.<br />

5.1.1. Aufgaben der Grubenbewetterung<br />

Die Grubenbewetterung hat wichtige Aufgaben zu erfüllen<br />

Zuführen der erforderlichen Atemluft für die in der Grube befindlichen Menschen<br />

Deckung des Sauerstoffbedarfs für Verbrennungsmotoren<br />

Verdünnen und Fortführen giftiger oder explosibler Wetter<br />

Fortführen und Verdünnen belästigender Stäube<br />

Erzielen eines günstigen Grubenklimas Luftverbrauch des Menschen:<br />

in Ruhe: 5 bis 7l min -1<br />

bei schwerer Arbeit: bis 40l min -1<br />

5.1.2. Wetterbedarf<br />

Faktoren zum Bestimmen der erforderlichen Wettermengen:<br />

Anzahl der Werktätigen in der Grube (Wetterabteilung)<br />

Sprengstoffverbrauch<br />

Abgase der Verbrennungsmotoren Staubbildung<br />

strahlenhygienische Gesichtspunkte (0,3 ms -1 in belegten Grubenbauen-gilt nicht für Querschnitte ˃20m 2 )<br />

99


5.1.3. Einige physikalische Eigenschaften der Wetter<br />

Druck<br />

Bei Wetterstillstand wirkt nur der statische Druck. Bei Wetterbewegung ergibt sich der Gesamtdruck aus der Summe des<br />

statischen und des dynamischen Druckes. Der statische Druck pst (barometrischer Druck) wird mit dem Aneroid- oder<br />

Quecksilberbarometer gemessen.<br />

Gesamtdruck:<br />

Tabelle 5.1. In den Grubenwettern vorkommende schädliche, unatembare oder giftige Gase<br />

100


Bei blasender Bewetterung ist er größer und bei saugender Bewetterung kleiner als der<br />

Ruhedruck.<br />

Widerstände im Grubengebäude bewirken Druckverluste.<br />

Der dynamische Druck pdyn ist von der Geschwindigkeit vw und der Dichte ϱw der Wetter abhängig. Statischer und dynamischer<br />

Druck stehen immer in Wechselbeziehung.<br />

Dynamischer Druck:<br />

p dyn ϱ w v w<br />

kp m -2 kg m -3 ms -1<br />

Druckverhältnisse im Grubengebäude<br />

101


Tabelle 5.2. Druckeinheiten<br />

Temperatur<br />

Die Wettertemperatur wird von folgenden Komponenten beeinflusst:<br />

Tagestemperatur (jahreszeitliche Temperaturschwankungen)<br />

Gebirgswärme<br />

Kompressionswärme<br />

Wasserdampfgehalt<br />

Oxydationsprozesse<br />

sonstige Einfluss Faktoren (Schachtwetterheizungen, Motoren, elektrische Ausrüstungen u. a.)<br />

Es wird zwischen Trocken- und Feuchttemperatur unterschieden. Beide Temperaturen werden gleichzeitig mit dem Psychrometer<br />

gemessen.<br />

Absolute Temperatur: T in K; t in °C<br />

T<br />

t<br />

K °C<br />

Dichte<br />

Die Dichte der Wetter ist von Druck, Temperatur und Luftfeuchtigkeit abhängig. Sie beträgt bei 0°C und 760 Torr ϱw=1,293 kg m -<br />

3 . Bei Abweichungen von den Normalbedingungen wird sie formelmäßig bestimmt bzw. aus Diagrammen entnommen.<br />

Bei besonderen Bedingungen (Gasausbrüche, Gasabsaugung, genaue Bestimmung von Widerstandsbeiwerten u.a.) werden in der<br />

Grube hinzukommende Gase berücksichtigt. Gaskonstante für Luft (0°C; 760 Torr) beträgt Rf = 29,27 kp m kg -1 K -1 (bei<br />

Abweichungen von den Normalbedingungen Werte Diagramm entnehmen).<br />

Dichte der Luft:<br />

102


Diagramm der Wetterdichte (bei ȹ=70%)<br />

Feuchte<br />

Die in den Wettern enthaltene Wasserdampfmenge in g kg -1 wird als Feuchte bezeichnet. Es wird unterschieden zwischen<br />

vorhandener absoluter Feuchte ƒabs<br />

bei Sättigung des Wasserdampfes möglicher maximaler Feuchte ƒmax<br />

relative Feuchte ȹ<br />

Gaskonstante der Luft (Ablesebeispiel: t = 19°C; ȹ = 80% Rf = 29,47 kpm kg -1 )<br />

Relative Luftfeuchtigkeit:<br />

5.2. Durchführung der Grubenbewetterung<br />

Ursache der Wetterbewegung: Druckunterschiede<br />

Zum Bewettern des Grubengebäudes ist ein ununterbrochen fließender Wetterstrom notwendig. Möglichkeiten zum Erzeugen der<br />

Wetterbewegung:<br />

natürliche Bewetterung<br />

künstliche Bewetterung (fas ausschließlich angewendet)<br />

Natürliche Wetterbewegung entsteht infolge natürlicher Druckunterschiede der Wetter.<br />

Künstliche Wetterbewegung wird durch Grubenlüfter (vorwiegend elektrisch angetrieben) erzeugt.<br />

103


Natürlicher Wetterstrom<br />

5.2.1. Grubenlüfter<br />

Grubenlüfter arbeiten saugend (Unterdruck) oder blasend (Überdruck). Nach der Bauart werden unterschieden:<br />

Radiallüfter<br />

Radiallüfter (Schleuderlüfter)<br />

Axiallüfter (Schraubenlüfter)<br />

Die Wetter strömen axial in das Laufrad ein, strömen infolge der Fliehkraft im Schaufelradkanal radial zum Umfang des<br />

Schaufelrads und werden dort abgeschleudert. Im Lüfter wird die zugeführte mechanische Energie in Druck- und<br />

Geschwindigkeitsenergie umgewandelt. Im Diffusor erfolgt eine weitere Drucksteigerung. Radiallüfter werden heute mehr und<br />

mehr durch Axiallüfter verdrängt.<br />

Axiallüfter<br />

Die Wetter werden axial angesaugt und ohne Richtungsänderung weiter gedrückt. Ein Axiallüfter besteht aus einem<br />

mehrflügeligen Laufrad und einem dahinter angeordneten Leitrad.<br />

Der Antriebsmotor ist stromlinienförmig verkleidet und befindet sich im Strömungsquerschnitt. Bei den Axiallüftern werden<br />

unterschieden.<br />

Überdrucklüfter (Erzeugung des statischen Druckes im Laufrad)<br />

Gleichdrucklüfter (Erzeugung des statischen Druckes im Diffusor)<br />

Axiallüfter (Gleichdrucklüfter)<br />

104


Leistungsverhalten und Betriebskenngrößen<br />

Die Wettermenge, die ein Lüfter liefert, ist abhängig von den Kenngrößen<br />

aufgenommene Leistung<br />

Drehzahl<br />

erzeugter Druckunterschied<br />

Wetterwiderstand<br />

Tabelle 5.3. Durch Grubenlüfter geförderte Wettermengen (Volumenströme)<br />

Die Förderhöhe H L eines Lüfters wird durch Addition der statischen Förderhöhe H St und der dynamischen Förderhöhe H dyn<br />

ermittelt.<br />

Förderhöhe eines Lüfters:<br />

Erzeugter Druckunterschied:<br />

<br />

pges g ϱw HL<br />

kp m -2 ms -2 kg m -3 m<br />

Nutzleistung eines Lüfters:<br />

<br />

P N pges V<br />

kW kp m -2 m 3 s -1<br />

Kupplungsleistung eines Lüfters:<br />

105


Elektrischer Leistungsbedarf:<br />

Druckunterschied:<br />

<br />

p D Druck im Druckstutzen p s Druck im Saugstutzen<br />

Während die absoluten statischen Drücke mit dem Aneroid- oder Quecksilberbarometer<br />

gemessen werden, können an Differenzdruckmessern unmittelbar statische Druckunterschiede abgelesen werden.<br />

Dynamischer Druckunterschied:<br />

( )<br />

<br />

v D ;v s<br />

kp m -2 kp m -3 ms -1<br />

Aus dem Kennliniendiagramm eines Lüfters kann der Volumenstrom V in Abhängigkeit vom erzeugten Druckunterschied<br />

abgelesen werden. Es wird durch gleichzeitiges Messen von Volumenstrom und Druckunterschied ermittelt.<br />

Kennliniendiagramm eines Lüfters (Ablesebeispiel: p = 125 kpm -2 V 120 m 3 s -1 )<br />

Zu jeder Drehzahl eines Lüfters gehört eine gesonderte Kennlinie.<br />

Mit Hilfe des Druckunterschieds und des Volumenstroms wird die Nutzleistung eines Lüfters ermittelt.<br />

Bei der Berechnung von Kupplungsleistung und elektrischem Leistungsbedarf sind die<br />

Wirkungsgrade des Lüfters η L bzw. des Motors η M zu berücksichtigen. Unter Verwendung der statischen Druckdifferenz pdyn<br />

kann ebenfalls der vom Lüfter erzeugte gesamte Druckunterschied berechnet werden.<br />

Regelungsmöglichkeiten der Lüfter<br />

Drosselung durch Einbau eines zusätzlichen Widerstands (sehr energieaufwendig)<br />

Drehzahlregelung erfordert regelbaren Antriebsmotor (sehr wirtschaftlich)<br />

106


Mit Hilfe der Affinitätsgesetze wird das Verhalten des Lüfters bei der Drehregelung ermittelt. Anwendung der Drehzahlregelung:<br />

bei Hauptgrubenlüftern und Druckluftlüftern.<br />

Aerodynamische Regelung (Drallregelung) kann durch Verstellen des Laufrads (auch während des Betriebes) oder durch<br />

Verstellen des Leitrads vorgenommen werden.<br />

Affinitätsgesetze:<br />

V 1 ; V 2<br />

n 1 ; n 2<br />

p 1 ; p 2<br />

P 1 ; P 2<br />

Volumenströme<br />

Drehzahlregelung<br />

Druckunterschiede<br />

Leistung<br />

Drosselregelung:<br />

Diese Regelung wird vorwiegend bei Hauptgrubenlüftern angewendet.<br />

Zusammenarbeit von Lüftern<br />

Drehzahlregelung<br />

Durch Hintereinanderschalten von Lüftern erhöhen sich die erzeugten Lüfterdrücke (Addition) bei konstantem Volumenstrom und<br />

durch Parallelschalten die Wettermengen.<br />

107


Kennliniendiagramm von parallel und hintereinander geschalteter Lüfter<br />

5.2.2. Bewetterungssysteme<br />

Hinsichtlich der Anordnung der ein- und ausziehenden Schächte wird unterteilt in<br />

rückläufig<br />

grenzläufig<br />

mittelläufige Wetterführung.<br />

Außerdem werden unterschieden:<br />

Aufwärtsbewetterung (Führung der Wetter aufwärts durch die zu bewetternden Grubenbaue)<br />

Abwärtsbewetterung (Führung der Wetter abwärts durch die zu bewetternden Grubenbaue).<br />

108


Regulierung des Wettermengenstromes durch Drosseltüren<br />

5.2.3. Wetterströme und ihre Berechnung<br />

Die durch einen Grubenbau (Luttenleitung) strömende Wettermenge wird wesentlich durch den Wetterwiderstand R w beeinflusst.<br />

Zu seiner Berechnung werden der Volumenstrom V und der Druckunterschied p benötigt.<br />

Oft wird der Wetterwiderstand auf 100m Länge bezogen (R 100 ).<br />

Ein Wetterweg hat den Widerstand von einem Weisbach (1Wb), wenn er bei einem Druckunterschied von 1kp m -2 einen<br />

Volumenstrom von 1 m 3 s -1 hindurchlässt.<br />

Widerstandsgesetz der Wetterführung:<br />

RW p V<br />

1kp s 2 m -8 kp m -2 m 2 s -1<br />

1 kp s 2 m -8 = 1Wb = 1000mWb<br />

Spezifischer Wetterwiderstand auf 100m Wetterweg bezogen:<br />

R 100 l p V<br />

kp s 2 m -8 m kp m -2 m 3 s -1<br />

l Länge des Wetterwegs<br />

Zur Beurteilung des Wetterwiderstands eines ganzen Grubenfeldes wird die äquivalente (gleichwertige) Grubenweite A äqu<br />

verwendet. Das ist ein gedachter Querschnitt einer kreisförmigen Öffnung in einer unendlich dünnen Wand, die einem<br />

Grubenlüfter den gleichen Widerstand entgegensetzt wie das Grubengebäude (Maßstab der Bewetterungsfähigkeit).<br />

109


Der Druckabfall p wird beeinflusst von<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Widerstandswert λ<br />

äquivalente Länge l äqu<br />

Wetterdichte ϱ w<br />

Durchmesser des Wetterquerschnitts d w<br />

Äquivalente Grubenweite:<br />

√<br />

A äqu V p<br />

m 2 m 3 s -1 kp m -2<br />

Bei nichtkreisförmigen Querschnitten wird anstelle dw der äquivalente (gleichwertige) Durchmesser d äqu eingesetzt.<br />

Hierbei sind<br />

A w<br />

U w<br />

Wetterquerschnitt<br />

Umfang des Wetterquerschnitts<br />

Druckabfall (turbulente Strömung)<br />

p λ l äqu v w ϱ w d w<br />

kp m -2 – m ms -1 kg m -3 m<br />

Der Widerstandsbeiwert λ ist von der relativen Wandrauhigkeit des Wetterquerschnitts und von der Reynold’schen Zahl Re<br />

abhängig (bei Re > nur von der relativen Rauhigkeit).<br />

Werte aus der Literatur können immer nur grobe Näherungswerte sein.<br />

Die äquivalente Länge l äqu ergibt sich aus der Summe der geradlinigen Längen l L und der Länge, die zusätzlich für Krümmungen,<br />

Abzweigungen und plötzliche Querschnittsänderungen (zusätzliche Widerstände) ermittelt wird.<br />

Der zweite Summand ist oft sehr geringfügig und kann dann vernachlässigt werden.<br />

Mit Wetternetz wird die Gesamtheit aller zu bewetternden Grubenbaue bezeichnet.<br />

Äquivalenter Durchmesser:<br />

d äqu ; U w A<br />

m m 2<br />

Äquivalente Länge:<br />

∑<br />

110


Tabelle 5.4. Einige Widerstandswerte<br />

Widerstand<br />

Schacht (Kreisquerschnitt) in<br />

Abhängigkeit von der<br />

Querschnittsgestaltung<br />

Strecke ohne Ausbau<br />

Stecke mit Ausbau (Mauerung,<br />

Ortsbeton, Betonformsteine)<br />

Strecke mit Ausbau (Türstock,<br />

Stahlbogen)<br />

Stahlblechluttenleitung (verzinkt, nicht<br />

verrostet)<br />

400mm Durchmesser<br />

Widerstandsbeiwert λ<br />

0,02.......041<br />

0,024….0,235<br />

0,014….0,049<br />

0,037….0,164<br />

0,019<br />

500mm Durchmesser 0,018<br />

600mm Durchmesser 0,017<br />

Widerstandskennlinien von Luttenleitungen (500m Länge)<br />

Druckverluste von Lutten bei 400mm Durchmesser und 100m Länge<br />

1 Tuchlutte; 2 ungünstige Blechlutte; 3 Plastelutte; 4 günstige Blechlutte<br />

111


Tabelle 5.5. Einige Werte für die Widerstandszahl Ɛ<br />

Allgemeine Gesetzmäßigkeiten<br />

An jedem Knotenpunkt ist die Summe der abfließenden gleich der Summe der zufließenden Wetter.<br />

Bilden mehrere Wetterwege einen geschlossenen Stromkreis, so ist die Summe der Druckunterschiede in jeder<br />

Umfahrungsrichtung gleich Null.<br />

Auf Grund der Ähnlichkeit mit den Gesetzten der E-Technik (Ohm’sches Gesetz, Kirchhoffsche Gesetzte) werden komplizierte<br />

Wetternetze mit elektrischen bzw. elektronischen Wetternetzmodellen unter Nutzung der Digital- und Analogrechentechnik<br />

berechnet.<br />

Knotenpunktgesetz:<br />

∑<br />

Gesetz des Druckgefälles:<br />

∑<br />

Knotenpunkt<br />

112


Prinzipieller Aufbau eines Wettermodells<br />

Hintereinanderschaltung von Wetterwiderständen<br />

Der Gesamtwiderstand Rw ges bei der Hintereinanderschaltung von Wetterwegen ergibt sich aus der Addition der<br />

Einzelwiderstände Rw 1 bis Rw n .<br />

Gesamtwiderstand bei Hintereinanderschaltung<br />

113


Bei der Parallelschaltung von Wetterwiderständen ist der Gesamtwiderstand kleiner als der kleinste Einzelwiderstand.<br />

Gesamtwiderstand bei Parallelschaltung:<br />

√ √ √ √<br />

Parallelschaltung von 2 Wetterwegen:<br />

(√ √ )<br />

Sehr kleine Widerstände zwischen zwei Knotenpunkten werden bei der Berechnung von Wetternetzen vernachlässigt und diese<br />

beiden Knotenpunkte vereinigt. Sehr große Widerstände werden ∞ gesetzt und der entsprechende Wetterweg vernachlässigt.<br />

Wetternetze können schrittweise durch widerstandsgetreue Netzumwandlung berechnet werden.<br />

Reihenfolge des Vorgehens:<br />

Darstellung des Wetternetzes<br />

Parallelschaltung von Wetterwiderständen<br />

Beziehung zwischen Wettermenge und –widerstand (Parallelschaltung)<br />

√<br />

√<br />

114


5.2.4. Überwachung der Wetterführung<br />

Die ständige Überwachung der Wetterführung ist für eine einwandfreie Grubenbewetterung von großer Bedeutung.<br />

Wettermengenermittlung<br />

Die Messung findet in Wettermeßstellen statt. Das sind Abschnitte in Grubenbauen mit gleichbleibendem Querschnitt A w zur<br />

Messung der Wettergeschwindigkeit v w . Mit Anemometer werden mittlere Geschwindigkeiten ermittelt.<br />

Wettermenge (Volumenstrom):<br />

Tabelle 5.6. Meßbereiche der Geschwindigkeitsmeßgeräte<br />

Meßgerät Meßbereich in m min -1<br />

Flügelradanemometer<br />

12….600<br />

Schalenkreuzanemometer 30…1200<br />

Luga-Messer<br />

3…600<br />

18…600<br />

Bei Lugamessern wird der gewünschte Meßbereich durch Aufstecken einer entsprechenden Düse auf die Luftaustrittöffnung des<br />

Gerätes eingestellt. Sie zeigen die Wettergeschwindigkeit augenblicklich an, deshalb ist hierbei eine Netzmessung erforderlich.<br />

An schwer zugänglichen Stellen (Lutten, Lüfterkanäle u. a.) werden zum Messen des dynamischen Druckes pdyn Staurohre<br />

benutzt und die Wettergeschwindigkeit vw formelmäßig bestimmt. Für überschlägliche Schätzungen der Wettergeschwindigkeit<br />

können auch Rauchröhrchen verwendet werden.<br />

Wettergeschwindigkeit:<br />

√<br />

v w p dyn ϱ w<br />

ms -1 kp m -2 kg m -3<br />

ϱ w<br />

Wetterdichte<br />

Messung der Wettergeschwindigkeit<br />

115


Geräte zum Messen der Wettergeschwindigkeit<br />

Prandtlsches Staurohr<br />

Druckmessung<br />

Bei der Druckmessung werden unterschieden:<br />

Barometer für die absolute statische Druckmessung<br />

U-Rohre für die Messung von Druckunterschieden.<br />

Bei der Ermittlung des Druckunterschieds sind neben dem Ablesen der Meßfadenlänge n f die Gerätekonstante ϰ und Dichte der<br />

Sperrflüssigkeit ϱ sp zu beachten.<br />

Ermittlung des Druckunterschieds mit dem Mikromanometer:<br />

p n f ϰ g ϱ sp<br />

kp m -2 m – ms -2 kg m -3<br />

116


Tabelle 5.7. Einige im Bergbau eingesetzte Messgeräte zur Messung des absoluten statischen Druckes<br />

Bezeichnung<br />

Aneroidbarometer<br />

(Grubenbarometer)<br />

Barolux<br />

Meßgenauigkeit in Torr<br />

0,2…0,5<br />

0,05…0,1<br />

Mikrobarometer 0,01<br />

Mikrobarograf 0,5<br />

Tabelle 5.8. Einige im Bergbau eingesetzte Meßgeräte zur Messung des Differenzdrucks<br />

Bezeichnung<br />

U-<br />

Rohrmanometer<br />

Meßgenauigkeit<br />

in mm WS<br />

≈1<br />

Bemerkung<br />

gefärbtes Wasser als<br />

Sperrflüssigkeit<br />

Mikrometer 0,1 Schrägrohrmanometer<br />

Minimeter 0,01 Schrägrohrmanometer<br />

U-Rohrmanometermessung in einem Luttenstrang<br />

Prinzip des Mikromanometers; p 1 > p 2 ; ϱ sp Dichte der Sperrflüssigkeit<br />

Schlauchmessung<br />

Die Messung von Differenzdrücken wird vorwiegend als Schlauchmessung (bis 300m) durchgeführt. In Schächten findet meist<br />

die Absolutmessung mittels zweier Barographen Anwendung (gleichzeitige Messung). Dabei werden außerdem die Höhenlage<br />

sowie der Anteil der dynamischen Druckdifferenz ermittelt.<br />

117


Qualitätsprüfung der Wetter<br />

Matte Wetter werden mit der Benzinwetterlampe festgestellt. Vor der Messung wird die Flamme auf 1cm Höhe zurückgeschraubt.<br />

Wird sie kleiner oder verlischt sie plötzlich, ist das Ort sofort zu verlassen, abzusperren und zu bewettern.<br />

Bei einem O 2 -Gehalt von ≤ 17,5% verlischt die Flamme.<br />

CH 4 -Gehalte werde mit dem Grubengasinterferometer (Gasi), oft auch durch zentrale Überwachungs- und Warneinrichtungen,<br />

gemessen (im VEB Mansfeld Kombinat „Wilhelm Pieck“ werden CH 4 -Gehalte mit der Benzinwetterlampe festgestellt). Das<br />

Messprinzip des Gasi beruht auf der unterschiedlichen Lichtberechnung von frischen Wettern und CH4-haltigen Wettern. Ist CH 4<br />

in der angesaugten Luft vorhanden, verschiebt sich der Interferenzstreifen, und der Gehalt ist an der Messskala unmittelbar in<br />

Prozent ablesbar (jeweils dunkelster Streifen).<br />

Grubengasinterferometer Gasi<br />

a) optisches Schema<br />

b) Gasführung (Schema)<br />

c) Gasi (komplett<br />

1 Kondensator; 2 Jaminplatte; 3 Meßkammer; 4 Vergleichskammer; 5 Umlenkprisma; 6 90°-Prisma; 7 Okular; 10 Handpumpe;<br />

11 Umstellhahn; 12 Natronkalk; 13 Blaugel; 14 Meßkammer; 15 Vergleichskammer; 16 Druckausgleichsspirale;<br />

17 Dreikantschraube; 18 Ikularschutzdeckel; 19 Verschlußdeckel (Blaugel); 21 Fenster für Blaugel; 22 Daumenschlaufe;<br />

23 Handpumpe<br />

Mit dem Grubengasinterferometer Gas können auch CO 2 Gehalte ermittelt werden.<br />

CO 2 -, CO-, H 2 S-, SO 2 -Gehalte sowie Gehalte an nitrosen Gasen werden mit speziellen Prüfröhrchen in Verbindung mit dem<br />

Gasspürgerät gemessen.<br />

Prüfröhrchen bestehen aus Glas und sind mit einer Vorreinigungsmasse (zur Bindung störender Fremdstoffe) und einer<br />

Reaktionsmasse gefüllt.<br />

Der Reaktionsteil ist mit einer Skala versehen (Markierungsringe), an der nach dem Durchströmen einer bestimmten Wettermenge<br />

(Hubzahl beachten!) die vorhandene Gaskonzentration abgelesen wird.<br />

118


Tabelle 5.9. Hubzahl des Gasspürgerätes bei verschiedenen Prüfröhrchen (VEB Laborchemie Apolda)<br />

Bezeichnung des Gases<br />

CO<br />

CO 2<br />

SO 2<br />

H 2 S<br />

NO 2<br />

Anzahl der Hübe<br />

1Hub + 7 Hübe = 8 Hübe<br />

1Hub + 4 Hübe = 5 Hübe<br />

1Hub + 9 Hübe = 10 Hübe<br />

1Hub + 9 Hübe = 10 Hübe<br />

5 Hübe Gesamtvolumen<br />

119


Handhabung des Gasspürgerätes<br />

Dichtheit des Gerätes überprüfen<br />

beide Enden des Prüfröhrchens in der Abbrechöse der Balgpmpe abbrechen (Kopf abwenden)<br />

Röhrchen in den Balgpumpenkopf einsetzen (Pfeil in Richtung Gerät)<br />

Balg einmal zusammendrücken und warten, bis die Kette am Balg wieder gespannt ist<br />

Bei Färbung der Reaktionsschicht Anzeige ablesen<br />

zeigt sich noch keine (oder schwache) Verfärbung, restliche Hübe bis zum Erreichen der vorgeschriebenen Hubzahl<br />

ausführen.<br />

Umrechnung von mg in ppm:<br />

ppm<br />

M<br />

parts per million (Teile je Millionen Teile)<br />

Konzentration in mg m -3<br />

relative Molmasse des Gases<br />

Zeigt die Reaktionsschicht eine Verfärbung über dem MAK-Wert, ist das Ort sofort zu verlassen, abzusperren und zu bewettern<br />

(wettertechnisch nachgeschaltet Betriebspunkte beachten!). Durch Gasvollanalysen erhält man genaueste Angaben über die<br />

Zusammensetzung der Wetter. Dazu werden Wetterproben mit einem Gassammelrohr entnommen.<br />

120


Beim gleichzeitigen Auftreten mehrerer Schadstoffkomponenten C addieren sich die Auswirkungen der einzelnen Schadstoffe.<br />

Für diesen Fall gilt der Summen-MAK-Wert (∑ MAK).<br />

Summen-MAK-Wert<br />

∑<br />

5.2.5. Grubenklima<br />

Ziel von Klimatisierungsmaßnahmen:<br />

Schaffung gesetzlich geforderter Arbeitsbedingungen zur Erhaltung der Gesundheit der Bergleute.<br />

Bestimmend für die klimatischen Verhältnisse in einem Bergwerk sind:<br />

Temperatur<br />

Feuchtigkeitsgehalt<br />

Geschwindigkeit der Grubenwetter<br />

Unter Grubenklima versteht man den Gesamteinfluss der Trockentemperatur, de Sättigungsgrades und der Geschwindigkeit der<br />

Wetter sowie des Luftdruckes und der Wärmestrahlung auf Personen, technische Einrichtungen und Aggregate.<br />

Eine gute Möglichkeit zur Beurteilung des Grubenklimas ist die Auswertung mit Hilfe des i, ϰ-Diagramms.<br />

Nachdem die Trocken- und Feuchttemperatur mit dem Psychrometer gemessen worden sind, können im i, ϰ-Diagramm folgende<br />

Werte abgelesen werden:<br />

relative Luftfeuchtigkeit ȹ in %<br />

Enthalpie (Wärmeinhalt) i in kcal kg -1<br />

Wasserdampfgehalt ϰ in g kg -1<br />

Aspirationspsychrometer<br />

Möglichkeit zur Verbesserung des Grubenklimas:<br />

Erhöhen der Wettermenge<br />

Verkürzen der Wettermenge<br />

Verbessern der Sonderbewetterung<br />

Befeuchten der Wetter durch Sprühdüsen (Nachteil: Erhöhung der Luftfeuchtigkeit)<br />

Abdichten abgeworfener Grubenbaue und nasser Streckenstöße<br />

Abdecken der Wasserseigen<br />

Beseitigen von Wasseransammlungen<br />

Senkung der Trockentemperatur beim Befeuchten: bei 1g/kg Reinluft um 2,5°C<br />

121


Wird durch diese Maßnahmen kein ausreichender Erfolg mehr erzielt, werden die Wetter gekühlt. Unter Berücksichtigung der<br />

Wettergeschwindigkeit wird in der DDR in den unterschiedlichen Klimabereichen die Arbeitszeit verkürzt.<br />

Die Zumutbarkeit des Grubenklimas wird nicht nur von den Klimawerten, sondern auch von der Schwere der Arbeit bestimmt.<br />

i, ϰ-Diagramm<br />

Ablesebeispiel: Trockentemperatur t tr =17°C; Feuchttemperatur t f = 14°C relative Feuchte ȹ = 70%)<br />

Der größte Teil der Arbeitsorte unserer Gruben liegt im Klimabereich I.<br />

Wetterkühlung<br />

Zur Kühlung der Wetter dienen Grubenwetterkühler.<br />

Kältemaschinenanlage (Prinzip)<br />

122


In Abhängigkeit vom Kältemittel werden Kaltluft- und Kaltdampfkühlmaschinen unterschieden.<br />

Vorwiegend werden Kaltdampfkühlmaschinen verwendet (Kältemittel: fluorisierte Chlorkohlenwasserstoffe – Frigedone).<br />

Weiterhin werden unterschieden:<br />

direkte Kühlung (Übertragung der Wetterwärme im Verdampfer auf das umlaufende Kältemittel)<br />

indirekte Kühlung (Aufnahme der Wärme am Verbrauchsort und Übergabe im Verdampfer an das Kältemittel).<br />

Im Bergbau der DDR sind sowohl fahrbare, direkte Vor-Ort-Kühlanlagen als auch stionäre Kühlanlagen mit Kühlleistungen als<br />

auch stationäre Kühlanlagen mit Kühlleistungen von mehreren Millionen kcal h -1 eingesetzt. Bei großen Wettermengen (z. B. im<br />

Kalibergbau) kommen Wetterkühlkabinen zur Anwendung.<br />

123


Tabelle 5.10. Kennwerte von in der DDR eingesetzten Grubenwetterkühlern (Vor-Ort_Kühlanlagen)<br />

Bezeichnung Einheit WK 120 WK 120/S<br />

Kälteleistung kcal h-1 1000000 110000<br />

Vedampfungstemperatur °C +5 +5<br />

Verflüssigungstemperatur °C +40 +40<br />

Wetterdurchsatz m3 min-1 150 300<br />

Kühlwasserverbrauch m3 h-1 7 (+20°C) 7 (+20°C)<br />

Energieanschluß kW 40 40<br />

Masse kg 3100 2900<br />

5.2.6. Verteilung der Wetter<br />

Die durch den einzelnen Schacht strömenden Wetter verteilen sich im Grubenfeld auf Teilströme, deren Anteile vom Widerstand<br />

der Wetterwege bestimmt werden.<br />

Die Wetterverteilung kann außerdem beeinflusst werden durch<br />

Einsatz von Zusatzlüftern<br />

Vergrößerung der Gesamtwettermenge durch Erhöhung der Leistung des Hauptgrubenlüfters<br />

Drosselung zu starker Teilströme<br />

Durch eine Trennung in Wetterabteilungen wird eine gegenseitige Beeinflussung der Teilwetterströme ausgeschlossen. Für die<br />

Überwachung der Wetterführung werden Wetterrisse angelegt.<br />

Wetterstammbäume sind Schemata der Wetterverteilung. Sie erhalten für jeden Teilwetterstrom die strömende Wettermenge und<br />

die daraus resultierende maximale Belegungsstärke.<br />

Aus Wetterriß ersichtlich:<br />

Wetterriß<br />

Weg der Wetterströme<br />

Mengen der Wetterströme (Frischwetter, Abwetter)<br />

Einrichtung zur Erzeugung der Wetterbewegung, Lenkung, Leitung und Überwachung der Wetter<br />

1 einziehender Schacht; 2 Hauptquerschlag; 3 Blindschacht;<br />

4 Feldstrecke; 5 Querschlag; 6 Abbaustrecke;<br />

7 Abbau; 8 ausziehender Schacht<br />

Wetterleiteinrichtungen dienen<br />

dem Festlegen eines den betreffenden Erfordernissen entsprechenden Wetterweges<br />

dem Regeln der Stärke einzelner Wetterströme oder<br />

dem vollständigen bzw. teilweisen Abschluss abgeworfener Grubenbaue.<br />

124


Mechanisches Schließen einer Wettertür<br />

Zu ihnen gehören<br />

Wetterdämme zum Abdichten abgeworfener Grubenbaue<br />

Wetterscheider zum Trennen zweier Wetterströme mit entgegengesetzter Richtung in einem Grubenbau<br />

Wettertüren zur Führung und Teilung des Wetterstromes (Steuerung des Öffnungsmechanismus über Ventile,<br />

Schienenkontakte oder Fotozellen)<br />

Wetterschleusen zur Senkung der Wetterverluste bzw. zur Trennung zweier Wetterströme mit großer Druckdifferenz<br />

(mehrere hintereinander eingebaute Wettertüren)<br />

Drosseltüren zum Regeln des Wetterstroms mit verstellbaren Öffnungen in Wettertüren<br />

Wettergardinen zur provisorischen Wetterregulierung<br />

Wetterbrücken zum Trennen zweier Wetterströme ohne deren Minderung (wird erreicht durch Grubenbau oder<br />

Einbaueinheit)<br />

Wetterwiderstände von Wettertüren:<br />

Holztür<br />

Stahlblechtür in<br />

Mauerung<br />

Spezialwettertüre<br />

0,4…1Wb<br />

15…36Wb<br />

> 80Wb<br />

Wettertüren dürfen nicht verstellt werden und müssen ständig geschlossen sein!<br />

125


Wetterbrücke<br />

Wettertür<br />

5.2.7. Sonderbewetterung<br />

Alle Grubenbaue, die nicht durchschlägig sind, werden mit Luttenleitungen und Lüftern sonderbewettert (saugend oder blasend).<br />

Eine Lutte ist ein Rohr aus einem geeigneten Werkstoff (Stahlblech, Plaste, gummiertes Tuch, Presspappe). Nach der Art der<br />

Verbindung werden Steck-, Flansch- und Patentlutten unterschieden.<br />

Sonderbewetterung<br />

Die aus einer beliebigen Anzahl von Lutten zusammengesetzte Leitung wird als Luttenleitung (Luttentour) bezeichnet. Sie wird<br />

mit fortschreitendem Vortrieb nachgezogen.<br />

Luttenlüfter sind in Luttenleitungen eingebaute Elektro- oder Druckluftlüfter (teilweise mehrere hintereinander geschaltete<br />

Lüfter).<br />

Saugende Sonderbewetterung mit Vor-Ort-Kühlung und Wetterzwischenkühlung<br />

1 Lüfter; 2 Saugleitung; 3 Wetterkühler (Zwischenkühler); 4 Wetterkühler (Vor-Ort-Kühler); 5 Frischwetterleitung<br />

126


CO-Filterselbstretter<br />

Luttenlüfter dürfen nicht unmittelbar am Ansaugende der Luttenleitung und nicht unmittelbar hinter Krümmern bzw.<br />

Übergangsstücken angeordnet werden.<br />

Zur Lärmbekämpfung sind viele Luttenlüfter sowie die den Lüftern unmittelbar vor- und nachgeschalteten Lutten schalldämpfend<br />

gestaltet (Kapselung des Lüfters, Absorptionsmaterial, Perforierung).<br />

Undichte Luttenleitungen verursachen Wetterverluste und evtl. Wetterkurzschlüsse!<br />

5.3. Selbstretter<br />

In der DDR sind alle unter Tage beschäftigten Bergleute mit Selbstrettern ausgerüstet. Überwiegend handelt es sich dabei um<br />

CO- Filterselbstretter.<br />

Hierbei wird das CO mit Hilfe eines Katalysators (Hopcalit) in CO 2 umgewandelt. Die Atemluft muss mehr als 19% Sauerstoff<br />

enthalten. Der CO-Filterselbstretter besitzt eine Gebrauchsdauer von einer Stunde und ist nur als Fluchtgerät zu verwenden.<br />

Isolierende Selbstretter sind von der Umgebungsluft unabhängig. Bei ihnen wird durch chemische Reaktionen bzw. mit geführten<br />

Sauerstoffvorrat (Druckgasflasche) die Atemluft garantiert.<br />

Sowohl CO-Filter-, als auch isolierende Selbstretter werden bei der Benutzung heiß (Verbrennung von CO zu CO 2 ). Durch<br />

regelmäßige Belehrungen werden alle Bergleute mit der Handhabung der im jeweiligen Bergwerk eingesetzten Selbstretter<br />

vertraut gemacht.<br />

Isolierender Selbstretter<br />

1 Alkalipatrone; 2 Anlass Vorrichtung; 3 Atembeutel; 4 Überdruckventil; 5 Atemschlauch; 6 Mundstück; 7 Nasenklemme;<br />

8 Gehäuse; 9 Deckel; 10 Bänder; 11 Riemen; 12 Trägerriemen<br />

127


6. Grubenrettungswesen<br />

Aufgaben des Grubenrettungswesens ist es, ständig Rettungswerke vorbeugend zu organisieren und auftretene Havarien schnell<br />

zu beseitigen.<br />

Die DDR verfügt übe ein Grubenrettungswesen, das gut organisiert ist und über moderne Geräte verfügt.<br />

6.1. Organisation<br />

Die Zentralstelle für das Grubenrettungs- und Gasschutzwesen in Leipzig (Einrichtung der Obersten Bergbehörde beim<br />

Ministerrat der DDR) hat Aufgaben der Organisation des Grubenrettungs- und Gasschutzwesens, der Aus- und Weiterbildung<br />

(Oberführer und Gerätewarte), der Kontrolle der Einsatzbereitschaft, der Überprüfung der Atemschutzgeräte, der Anleitung der<br />

Wehren beim Einsatz, der Vorbereitung von Rettungsbohrungen und der ständigen Verbesserung der Ausrüstungen der Wehren<br />

zu realisieren. Sie pflegt dabei gute Verbindungen zu den entsprechenden Einrichtungen anderer sozialistischer Staaten –<br />

besonders zur Sowjetunion.<br />

N unmittelbarer Nähe eines Bergbaubetriebs ist eine Grubenrettungsstelle eingerichtet.<br />

Gesetzliche Grundlage:<br />

Anordnung über das Grubenrettungswesen im Bergbau (vom 22.07.1970)<br />

Grubenrettungsstelle<br />

Die Grubenrettungswehr muss aus mindestens 20 Wehrmitgliedern bestehen. Zu ihr gehören:<br />

‣ 1 Oberführer und mindestens<br />

‣ 1 stellvertretender Oberführer<br />

‣ 3 Gerätewarte<br />

‣ 15 Wehrmänner.<br />

Zur Grubenwehr gehören Kollegen aus allen im Bergbau vorkommenden Berufen.<br />

Eine Gruppe besteht aus einem Gruppenführer und vier Wehrmänner.<br />

Alle Wehrmitglieder nehmen an ständigen theoretischen und praktischen Weiterbildungsmaßnahmen teil.<br />

Das schnelle und schlagkräftige Eingreifen der Grubenwehr setzt ein gut funktionierendes Alarmsystem voraus.<br />

6.2. Anforderungen an Grubenwehrmitglieder<br />

Die teilweise komplizierten Aufgaben im Grubenrettungswesen können nur von Menschen bewältigt werden, die sich durch<br />

folgende Eigenschaften auszeichnen:<br />

hohes politisches Bewusstsein<br />

vorbildliche Einsatzbereitschaft<br />

ausgeprägtes Kollektivverhalten<br />

einwandfreier Gesundheitszustand<br />

Gewandtheit und Ausdauer<br />

umfassendes Wissen und Könne auf allen Gebieten des Bergbaus und des Grubenrettungswesens.<br />

128


6.3. Ausrüstungen<br />

Grubenrettungsstellen und Grubenwehren sind so augerüstet, dass alle Arten von Havarien rasch und erfolgreich bekämpft werden<br />

können. Durch Gerätewarte werden die Rettungsgeräte und andere Ausrüstungsgegenstände regelmäßig gepflegt und auf ihre<br />

Funktionsfähigkeit überprüft.<br />

Atemschutzgeräte zählen zu den wichtigsten Ausrüstungsgegenständen der Grubenwehr.<br />

Kreislaufatmung<br />

1 Ausatemschlauch; 2 Ausatemteil des Ventilkastens mit Ausatemventil; 3 Alkalipatrone; 4 Atembeutel; 5 Einatemteil des<br />

Ventilkastens mit Einatemteil des Ventilkastens mit Einatemventil (Einatemventilkasten); 5a Einatemventil; 6 Einatemschlauch<br />

Regenerationsgeräte (Kreislaufgeräte) isolieren den Träger von der Umgebungsluft. Die Ausatemluft wird regeneriert, indem das<br />

in ihr enthaltene CO 2 chemisch gebunden und dem Kreislauf ständig Sauerstoff aus einer<br />

Sauerstoffflasche (Inhalt:2l; Druck: 150 bis 200 kp cm -2 ) zugegeben wird. Meist erfolgt eine Doppeldosierung des Sauerstoffs:<br />

konstant 1,2 bis 1,7 l min -1<br />

bei erhöhtem Sauerstoffbedarf zusätzliche Mengen durch den Lungenautomat<br />

Kreislaufatemgerät<br />

129


Mund-zu-Mund-Beatmungsgeräte<br />

Zur Erfüllung ihrer verantwortungsvollen Aufgaben benötigen die Grubenwehren eine Reihe weiterer moderner technischer<br />

Ausrüstungen; dazu gehören: Spezialfahrzeuge, Großbohrgeräte für Such-, Versorgungs- und Rettungsbohrungen, Gasspürgeräte,<br />

Pulmotoren, Reanimotoren, Mundbeatmungsgeräte, Inhalationsgeräte, Abseilgarnituren, Brandbekämpfungsgeräte,<br />

Nachrichtenübertragungsmittel, Taucherausrüstungen, Spezialbohrer und Hebezeuge.<br />

Schema einer Rettungsbohrung<br />

130


7. Verhüten und Bekämpfen von Grubenbränden<br />

Grubenbrände sind eine Gefahr für Leben und Gesundheit der Bergleute, sie können zu großen volkswirtschaftlichen Verlusten<br />

führen. Deshalb werden alle Möglichkeiten genutzt, Brände zu verhüten.<br />

7.1. Arten von Grubenbränden<br />

Bedingungen für das Entstehen eines Brandes:<br />

brennbarer Stoff<br />

Entzündungstemperatur<br />

Sauerstoff<br />

Unterscheidung der Grubenbrände<br />

nach dem Entstehungsort (Schachtbrand, Streckenbrand u. a.)<br />

nach der Erscheinungsform (offener Brand, verdeckter Brand)<br />

nach der Entstehungsart (exogener Brand, endogener Brand)<br />

Exogener Brand: Ursache außerhalb des brennbaren Stoffs.<br />

Ursachen für exogene Brände:<br />

Schweiß- und Schneidarbeiten<br />

brennbare Flüssigkeiten (Hydrauliköl, Dieselöl u. a.)<br />

Reibung an Gurtbandanlagen u. a.<br />

schadhafte elektrische Anlagen<br />

Rauchen und offenes Licht<br />

Sprengarbeiten und Explosionen<br />

Endogener Brand: brennbares Material = Zündquelle<br />

Ursachen für endogene Brände:<br />

exotherme Reaktionen von zur Selbstentzündung neigenden Stoffen (Kohle, sulfidische Erze)<br />

Erste Erkennungsmerkmale:<br />

zunehmender CO-Gehalt<br />

Schwitzstellen am Gebirge<br />

Brandgeruch<br />

7.2. Vorbeugender Brandschutz<br />

Eine Vielzahl technischer, technologischer und organisatorischer Maßnahmen gewährleisten eine hohe Sicherheit gegen das<br />

Auftreten bzw. Ausbreiten von Grubenbränden.<br />

Technische Maßnahmen<br />

Bau der Fördergerüste (-türme) aus nichtbrennbaren Stoffen<br />

feuersicherer Ausbau von Schächten, Werkstätten, Maschinen- und Elektroräumen<br />

Anbringen von stählernen Brandklappen und Berieselungsanlagen (teilweise selbsttätig) in Schächten<br />

Sicherung besonders betriebswichtiger Anlagen durch Brandschutzzonen (nichtbrennbarer Ausbau, Brandabschnitte<br />

durch Einbau in Brandschutztüren u.a.)<br />

Einrichtung von Löschkammern bzw. Bereitstellung von Löschzügen (Havariezügen)<br />

Auffahren von Kammern zum Aufbewahren brennbarer Flüssigkeiten, technischer Gase, brennbarer Medien wie Reifen<br />

u.a.)<br />

Bereithalten von Feuerlöschgeräten und anderen Brandschutzmitteln (Handfeuerlöscher, C_Anschlüsse,<br />

Feuerlöschgerätetafeln u. a.)<br />

Bereithalten von Abdichtungsmaterialien<br />

Herstellen von Löschanschlüssen in unmittelbarer Nähe von brandgefährdeten Räumen und Betriebsmitteln<br />

Anbringen von automatisch oder halbautomatisch arbeitenden Löschanlagen, Bordlöschanlagen.<br />

Einrichtung von Warn- und Meldeeinrichtungen mit Fernübertragung (kontinuierliche CO-Überwachung der Wetter)<br />

131


Materialien zum Abdichten von Grubenbauen:<br />

Latex<br />

Bitumen-Latex<br />

Styropur<br />

Isoschaum<br />

Kaolinpaste<br />

Lehm<br />

Trägermaterialien:<br />

Jutegewebe<br />

feinmaschiges Drahtgeflecht<br />

Silikatfaserwolle<br />

Plastefolie (gelocht)<br />

Holz<br />

Achtung!<br />

Nur solche Handfeuerlöscher verwenden, die für den vorgesehenen Verwendungszweck geeignet sind (Naßlöscher,<br />

Schaumlöscher, Trockenlöscher, CO 2 -Schneelöscher). Auf dem Handfeuerlöscher angegebene Hinweise für die Inbetriebnahme<br />

beachten!<br />

Technologische Maßnahmen<br />

Auswahl geeigneter Abbauverfahren<br />

Vermeiden von Schleichwettern (sicherer Abschluss abgeworfener Grubenbaue)<br />

Bitumen-Latex-Spritzgerät<br />

Organisatorische Maßnahmen<br />

Tabelle 7.1. Brandklassen<br />

Brandklasse<br />

A<br />

B<br />

C<br />

D<br />

E<br />

Art der brennbaren Stoffe<br />

brennbare feste Stoffe, flammen- und glutbildend (Holz, Papier, Stroh,<br />

Textilien, Kohle u.a. )<br />

brennbare flüssige Stoffe, flammenbildend (Benzin, Öle, Fette, Lacke,<br />

Äther, Alkohol, Stearin, Paraffin)<br />

brennbare gasförmige Stoffe, flammenbildend (Methan, Propan,<br />

Wasserstoff, Azetylen, Stadtgas u. a.)<br />

brennbare Leichtmetalle (Aluminium, Magnesium und ihre<br />

Legierungen, ausgenommen Alkalimetalle)<br />

Brände der Klassen A…D an elektrischen Anlagen<br />

132


Tabelle 7.2. Unter Tage einsetzbare Handfeuerlöscher<br />

133


In jedem Betrieb ist ein Brandschutzinspektor eingesetzt. Er überwacht notwendige Brandschutzmaßnahmen und –einrichtungen<br />

im Auftrag des Betriebsdirektors. Die aktive Mitarbeit eines jeden Betriebsangehörigen ist für einen erfolgreichen Brandschutz<br />

von großer Bedeutung (z. B. als Brandschutzhelfer).<br />

Der Feuerlöschriß des Bergbaubetriebs ist Bestandteil der Einsatzdokumente im Havariefall. Er wird ständig auf den neuesten<br />

Stand gebracht.<br />

7.3. Verhalten bei Grubenbränden<br />

Jeder Werktätige hat die Pflicht, beim Feststellen eines Grubenbrandes<br />

die Brandbekämpfung aufzunehmen<br />

den Brand zu melden<br />

in Gefahr befindliche Werktätige zu warnen<br />

(Reihenfolge ist von der speziellen Situation abhängig.)<br />

Besteht keine Aussicht, den Brand in kurzer Zeit selbst zu löschen, dann ist sofort telefonisch der Dispatcher des Betriebs zu<br />

verständigen. Diesem ist mitzuteilen:<br />

Wer meldet den Brand?<br />

Wo brennt es?<br />

Was brennt?<br />

Sind Menschen in Gefahr?<br />

Wo ist der eigene Standort?<br />

Während der Dispatcher die weiteren Maßnahmen auf der Grundlage der betrieblichen Einsatzdokumente einleitet, verlässt die<br />

Grubenbelegschaft auf vorher festgelegten Fluchtwegen den Gefahrenbereich.<br />

7.4. Brandbekämpfung<br />

Offene Brände<br />

Die Bekämpfung eines Brandes erfolgt stets von der Frischwetterseite aus.<br />

Handfeuerlöscher sind nur im Stadium der Brandentstehung zum Löschen geeignet (Verwendungszweck beachten!).<br />

Die weitere Bekämpfung geschieht mit Löschwasser aus vorhandenen Entnahmestellen.<br />

In besonders gefährdeten Räumen werden Brände mit automatisierten Löschanlagen bekämpft.<br />

Zur Brandbekämpfung aus relativ großer Entfernung sind geeignet:<br />

‣ Schwerschaum<br />

‣ Mittelschaum<br />

‣ Expansionsschaum<br />

Hierbei handelt es sich vorwiegend um Schaumbildner-Wassergemische.<br />

Löschen des Brandes durch Entzug einer seiner Bedingungen!<br />

134


In Räumen mit elektrischen Anlagen Kohlensäureschneelöscher oder Trockenlöscher verwenden!<br />

Verschäumungsgrade:<br />

Schwerschaum 1:8 bis 1:12<br />

Mittelschaum 1:300 bis 1:500<br />

Expansionsschaum 1:1000<br />

Tabelle 7.3. Brandbekämpfung<br />

brennende Materialien<br />

Holz<br />

brennbare Flüssigkeiten<br />

Gas (Azetylengasflaschen, Propangasflaschen, Methanbläser<br />

u. a.)<br />

unter Spannung stehende elektrische Anlagen bzw.<br />

Arbeitsmaschinen<br />

Bekämpfungsmaßnahmen<br />

alle verfügbaren Löschmittel- vor allem Wasser, Parallel zu<br />

den Löscharbeiten Abdämmung vorbereiten.<br />

Schaumlöscher oder Trockenlöscher. Bei größeren Bränden<br />

Einsatz von Schaumgeneratoren<br />

Trockenlöscher<br />

Bereich des Brandes (brennende Flasche u. a.) mit<br />

Sprühstrahlkühlen<br />

Kohlensäureschneelöscher oder Trockenlöscher. Elektrische<br />

Anlagen stromlos machen.<br />

Tabelle 7.4. Brände bei Abwärts- und Aufwärtsbewetterung<br />

Bewetterungsrichtung<br />

Abwärtsbewetterung<br />

Aufwärtsbewetterung<br />

Verdeckte Brände<br />

mögliche Auswirkungen bei Bränden in<br />

Grubenbauen<br />

Der Brandauftrieb wirkt dem<br />

Druckgefälle der Wetter entgegen,<br />

dadurch kann es im Brandort zur<br />

Wetterumkehr kommen<br />

Durch den Brandauftrieb wird da<br />

Druckgefälle der Wetter erhöht, dadurch<br />

kann es zur Wetterumkehr in parallelen<br />

Wetterwegen kommen<br />

Maßnahmen zum Verhindern der<br />

Wetterumkehr<br />

Drosselung der zum Brandwetterweg<br />

parallelen Wetterwege<br />

Drosselung des Brandwetterweges<br />

Bei örtlich begrenzten Bränden besteht die Möglichkeit, den Brandherd auszukratzen. Größere Brände werden<br />

isoliert und erstickt<br />

unter Wasser gesetzt (Vorsicht! Nach dem Sümpfen besteht in zur Selbstentzündung neigenden Gebieten erhöhte<br />

Brandgefahr!) oder<br />

verschlämmt.<br />

8. Bergmännische Wasserwirtschaft<br />

Sie umfasst Maßnahmen zum Fernhalten, Erfassen, Sammeln, Klären und Heben von Grubenwässern und Laugen.<br />

Im Erzbergbau kann es kaum vermieden werden, dass Wässer dem Grubengebäude zufließen. Dagegen ist es im Kali- und<br />

Steinsalzbergbau für den Bestand eines Bergwerks von größter Bedeutung, Wasserzuflüsse zu vermeiden.<br />

8.1. Aufgaben und Bedeutung<br />

Wasserlösung<br />

Maßnahmen zum Fernhalten bzw. Ableiten von Wässern<br />

Wasserhaltung<br />

Grubenbaue und Einrichtungen, die dem Sammeln und Ableiten des Grubenwassers dienen.<br />

135


8.2. Herkunft von Grubenwässer<br />

Wasserkreislauf (Zahlenangaben bedeuten jährliche Wassermengen)<br />

Tabelle 8.1. Herkunft der Wässer<br />

Begriff<br />

Juventiles Wasser<br />

Vadoses Wasser<br />

Erläuterung<br />

Wasser, das vorwiegend durch Kondensation vulkanischer Dämpfe entstanden ist und bisher<br />

noch nicht am Kreislauf des Wassers teilgenommen hat (geringer Anteil am Gesamtumfang)<br />

Wasser, das am Kreislauf des Wassers teilnimmt und ständig durch Niederschläge ergänzt<br />

wird<br />

Das Sickerwasser dringt in den Boden ein. Ein Teil davon wird als Haftwasser festgehalten. Ist der Boden gesättigt, vereinigt sich<br />

das Sickerwasser mit dem Haftwasser. Das Grundwasser füllt alle Hohlräume im Boden zusammenhängend aus. Es unterliegt nur<br />

dem hydrostatischen Druck. Seine Fließgeschwindigkeit ist abhängig von<br />

der Durchlässigkeit der Gesteine<br />

der Lagerung der Schichten<br />

dem tektonischen Aufbau des Gebirges<br />

Fließgeschwindigkeit des Grundwassers:<br />

grobe Sande: Kiese, Schotter: 2,5 bis 8 md -1 (Meter je Tag<br />

feine Sande: 5 bis 6 ma -1 (Meter je Jahr)<br />

Erscheinungsform des Bodenwassers<br />

136


Tabelle 8.2. Wasseraufnahmefähigkeit und Wasserleitvermögen<br />

Wasserstauer<br />

Wasserleiter<br />

Beispiele Wasseraufnahmefähigkeit Wasserleitvermögen<br />

kristalline Gesteine,<br />

gering<br />

gering<br />

Tonschiefer, Magmatite<br />

Lehm, Ton, Torf, Braunkohle groß nicht<br />

Löß, Kreide groß gering<br />

Sand, Kies, Schotter groß groß<br />

Gebirgsstörungen wirken oft als Wasserzubringer.<br />

Achtung! Vorsicht beim Anfahren von Störungszonen!<br />

Bei Grundwasserstockwerken befinden sich mehrere durchlässige und undurchlässige Schichten übereinander.<br />

Standwässer sind Ansammlungen von Grubenwässern in abgeworfenen Grubenbauen, Tiefbohrlöchern oder in<br />

Gebirgshohlräumen (meist ohne Zuflüsse).<br />

Tageswässer stammen aus unmittelbarem Zulauf durch Tagesöffnungen.<br />

Drainagewässer entstehen in Abbauräumen, in die Spülversatz eingebracht wurde.<br />

Im Kali- und Steinsalzbergbau werden alle Zuflüsse aus dem Salinar Laugen genannt, da sie mit Salzen angereichert sind.<br />

Arten von Laugen:<br />

Restlaugen (meist gesättigt und daher ungefährlich)<br />

Betriebslaugen (Spüllaugen, Wetterlaugen, Tropflaugen, (werden nach über Tage gehoben und unschädlich gemacht)<br />

Einflußfaktoren auf die Größe der Wasserzuflüsse:<br />

Art des Abbauverfahrens<br />

geologisch-tektonischer Aufbau des Gebirges<br />

Wassermengen an der Tagesoberfläche<br />

Standwässer im Gebirge<br />

örtlich-physikalisch-geographische Verhältnisse<br />

8.3. Maßnahmen zum Verhüten hydraulischer Gefahren<br />

In allen Bergbauzweigen werden den hydrogeologischen Fragen große Aufmerksamkeit geschenkt.<br />

Besondere Bedeutung hat das Verhüten hydrologischer Gefahren für den Kali- und Steinsalzbergbau, weil hier Wasserzuflüsse<br />

meist zum Ersaufen der Gruben führen. Folgende Maßnahmen sind deshalb unbedingt durchzuführen:<br />

hochwassersicheres Anlegen von Tagesöffnungen<br />

Einbringen von wasserdichtem Ausbau in Schächten des Kali- und Steinsalzbergbaus<br />

Anwendung von Sonderverfahren beim Durchteufen stark wasserführender Schichten (Gefrierverfahren,<br />

Injektionsverfahren, Zementtierverfahren)<br />

regelmäßige Kontrolle der dem Grubengebäude zufließenden Wasser (Menge, Dichte; Temperatur, pH-Wert, Gasgehalt)<br />

Ableiten von Grubenwässern über Wasserseigen zu den Wasserhaltungsanlagen<br />

Setzen von Dammtoren oder Wasserdämmen (endgültige Abdämmung), wenn die Gefahr eines Wasser- bzw.<br />

Laugeneinbruchs besteht<br />

Einleiten besonderer Vorsichtsmaßnahmen beim Annähern von Grubenbauen an Standwässer (ständiges Vorbohren<br />

zusätzlicher Einbau leistungsstarker Pumpen, Überprüfen des Zustands der Einrichtung zum Ableiten der Grubenwässer)<br />

Feststellen größerer Wasser- und Laugensammlungen mit geophysikalischen Mitteln (Seismik, Geoelektrik u.a. )<br />

Ableiten von Standwässern über genügend lange Bohrlöcher mit Hilfe einzementierter Standrohre mit Schiebern (Abfluß<br />

der Leitungsfähigkeit der Wasserhaltung anpassen!)<br />

pH-Wert:<br />

Negativer dekadischer Logarithmus der Wasserstoffionenkonzentration<br />

einer Flüssigkeit (pH-Wert < 7 sauer = 7 neutral, > 7 basisch)<br />

Dammtor<br />

137


Herstellen eines Wasserdammes<br />

Wahl geeigneter Abbauverfahren (günstig: Abbauverfahren mit Versatz, weil sie das Zerreißen der Hangendschichten<br />

weitgehend vermeiden)<br />

138


8.4. Wasserhaltungsanlagen<br />

Zu den Wasserhaltungsanlagen gehören Wasserhaltungsräume, Wasserhaltungsmaschinen (Pumpen) und Rohrleitungen<br />

einschließlich ihrer Absperrvorrichtungen.<br />

Wasserhaltungsanlage<br />

1 Wassergraben; 2 Druckleitung; 3 Pumpenraum; 4 Sumpfstreckensystem; 5 Schachtsumpf; 6 Saugleitung<br />

8.4.1. Theoretische Grundlagen<br />

Tabelle 8.3. Einige Grundbegriffe<br />

Begriff Erläuterung Einheit<br />

Förderstrom V<br />

tatsächlich in der Zeiteinheit geförderter<br />

Flüssigkeitsstrom<br />

m 3 s -1<br />

Förderhöhe H<br />

Energiezuwachs je jg Förderflüssigkeit<br />

zwischen Saug- und Druckstutzen<br />

m (auch kpm kg -1 bzw. Nm kg -1 )<br />

Nennförderhöhe H n<br />

Förderhöhe, für die die Pumpe bei<br />

Nenndrehzahl, Nenndrehzahl,<br />

Nennvolumen oder Nennstrom und<br />

m<br />

Nennviskosität ausgelegt<br />

Geodätische Förderhöhe H geo<br />

Höhenunterschied zwischen saug- und<br />

druckseitigem Flüssigkeitsspiegel<br />

m<br />

Statische Förderhöhe H ast<br />

Energieunterschied zwischen beliebigen<br />

Punkten im Saug- und<br />

m<br />

Druckwasserspiegel bei V=0<br />

Verlusthöhe H V<br />

Besteht die Förderflüssigkeit aus reinem Wasser von 4°C, dann entspricht die Förderhöhe H der manometrischen Förderhöhe H man<br />

in mmWS.<br />

Förderstrom:<br />

Förderhöhe:<br />

139


Förderdruck:<br />

p<br />

kpcm -2<br />

H man<br />

mWS<br />

Nutzleistung einer Pumpenanlage<br />

P N V H ϱ g<br />

kW m 3 s -1 m kg m -3 ms -2<br />

Kupplungsleistung<br />

Wirkungsgrad η ges ≈ 5…<br />

Kreiselpumpe<br />

Es werden fast ausschließlich Kreiselpumpen eingesetzt.<br />

Haupteile einer Kreiselpumpe sind<br />

Gehäuse<br />

Laufrad<br />

Leitvorrichtung<br />

Nach der Förderhöhe werden unterschieden:<br />

Niederdruckpumpen (H ≤ 60m)<br />

Mitteldruckpumpen (H ≤ 100m)<br />

Hochdruckpumpen (H > 100m)<br />

Einteilung nach der Anzahl der Stufen:<br />

Kreiselpumpe<br />

einstufige Kreiselpumpen<br />

mehrstufige Kreiselpumpen (max. 12 Stufen)<br />

1 Druckstutzen; 2 Leiteinrichtung; 3 Laufrad; 4 Saugstutzen; 5 Gehäuse<br />

140


Pumpenanalage<br />

1 Druck- oder Steigleitung; 2 Absperrorgan (Schieber oder Ventil); 3 Rückschlagklappe;<br />

4 Kreiselpumpe; 5 Antriebsmotor; 6 Krümmer; 7 Saugleitung; 8 Saugkorb<br />

Mehrstufige Kreiselpumpe<br />

1 Stopfbüchse; 2 Leitschaufeln; 3 Lager; 4 Kupplung; 5 Schaufelrad<br />

Wirkungsweise einer Kreiselpumpe<br />

Das Laufrad dreht sich in einem spiralförmigen Pumpengehäuse mit relativ großer Geschwindigkeit; die Förderflüssigkeit wird<br />

infolge der Fliehkraft tangential nach außen geschleudert und durch den schneckenförmigen Druckstutzen in die Druckleitung<br />

gepresst. Durch die konische Erweiterung des Druckstutzens wird die Geschwindigkeitsenergie in Druckenergie umgewandelt<br />

(Geschwindigkeit sinkt – Druck steigt).<br />

Im Inneren des Laufrads entsteht ein Unterdruck, der das Ansaugen der Förderflüssigkeit durch das Saugrohr bewirkt.<br />

Inbetriebnahme<br />

Kreiselpumpe einschließlich Saugleitung mit Wasser füllen (Entlüftungshähne öffnen bis Wasser herausfließt)<br />

Bei geschlossenem Schieber Pumpenmotor anlassen<br />

Wenn der erforderliche Druck vorhanden ist, Schieber öffnen<br />

Fördert die Pumpe nicht, zunächst Schieber schließen und dann den Motor abstellen<br />

141


In automatisierten Pumpenstationen geschieht die Inbetriebnahme selbsttätig in Abhängigkeit vom Stand des Wassers im<br />

Pumpensumpf.<br />

Das Verhalten der Kreiselpumpe in Abhängigkeit von Förderhöhe, Fördermenge, und Drehzahl wird im Kennliniendiagramm<br />

dargestellt.<br />

Kennliniendiagramm<br />

Regelmöglichkeiten von Kreiselpumpen:<br />

Drehzahlregelung (bei Antriebsmotoren mit regelbarer Drehzahl)<br />

Drosselregelung (energieaufwendig)<br />

Durch Hintereinanderschalten zweier oder mehrerer Pumpen werden die Förderhöhen der Einzelpumpen addiert (V=konst.).<br />

Bei mehrstufigen Kreiselpumpen (bis 12 Stufen) liegt eine Hintereinanderschaltung der einzelnen Stufen vor. Durch<br />

Parallelschalten von Pumpen erhöht sich der Förderstrom V um einen bestimmten Betrag (von V 1 , 2 bis V 1+2 ). Dieser Betrag ist<br />

vom Rohrleitungswiderstand abhängig.<br />

Verhalten bei Drehzahlregelung (Affinitätsgesetze):<br />

( )<br />

Im Interesse eines hohen Wirkungsgrads nur Pumpen gleicher Leistung hintereinander oder parallel schalten!<br />

Hintereinanderschaltung von zwei Kreiselpumpen<br />

142


Die Kennlinie parallel geschalteter Pumpen erhält man, indem die Förderströme der Kennlinie einer Pumpe in den jeweiligen<br />

Höhen addiert. Die folgenden Pumpen arbeiten ebenfalls nach dem Prinzip der Kreiselpumpen:<br />

Wasserjäger Stöpselpumpe<br />

Unterwassermotorenpumpe<br />

Sie benötigen jedoch keine Saugleitung.<br />

Parallelschaltung von zwei Kreiselpumpen<br />

Wasserjäger<br />

1 Druckluftzufuhr; 2 zur Druckwasserleitung; 3 Gehäuse; 4 Turbinenrad; 5 Welle (stehend); 6 Pumpenrad; 7 Saugkorb<br />

Unterwassermotorpumpe<br />

143


Söffelpumpe<br />

Vakuumpumpen sind von einfacher Bauart und bedürfen keinerlei Schmierung und Wartung.<br />

Sonderpumpen<br />

Druckluft wird einem Strahlsauger zugeführt und im Pumpenkessel ein Unterdruck erzeugt. Dadurch strömt Wasser in den Kessel.<br />

Nach dem Schließen des mit dem Schwimmerhebel verbundenen Luftauslaßventils tritt die Druckluft in den Kessel und drückt<br />

das Wasser durch das Steigrohr in die Druckleitung. Diese Pumpe arbeitet selbsttätig.<br />

Vakuumpumpe<br />

1 Ventil; 2 Strahlsauger; 3 Luftaustritt; 4 Kessel; 5 Schmutzwasseraustritt; 8 Schwimmer<br />

Förderhöhe: bei 4at etwa 35m<br />

Förderstrom: 10m 3 h -1<br />

Strahlpumen werden mit Druckwasser oder Druckluft betrieben.<br />

Bei Inbetriebnahme wird in der Saugleitung ein Unterdruck erzeugt und Wasser angesaugt.<br />

Wasserstrahlpumpe<br />

1 Treibdüse; 2 Mischraum; 3 Fangdüse; 4 Mischraum<br />

144


Mammutpumpe<br />

Mammutpumen werden beim Sümpfen abgesoffener Schächte verwendet. Sie haben keinerlei bewegliche Teile.<br />

Wirkungsweise der Mammutpumpe<br />

Die Dichte des Wasser-Luft Gemisches im Steigrohr ist geringer als die Dichte des das Förderrohr umgebenden Wassers. Dadurch<br />

wird das Wasser-Luft-Gemisch im Steigrohr (Prinzip der kommunizierenden Röhren) gefördert.<br />

Rohrleitungen, Absperrorgane<br />

Rohrleitungen bestehen aus nahtlos gewalzten Stahlrohren (teilweise augekleidet) oder Plasterohren. 6 bis 10m lange Einzelrohre<br />

werden zu Rohrtourten verbunden. Die Rohrreibunswiderstände werden beeinflußt durch<br />

den Zustand der Rohrrinnenwand<br />

die Länge der Rohrleitung l<br />

die Geschwindigkeit der Förderflüssigkeit v<br />

die Art der Strömung<br />

die Tätigkeit der Förderflüssigkeit<br />

Krümmungen und Absperrorgane sowie Querschnittsänderungen erhöhen die Rohrleitungswiderstände. In Grobrechnungen<br />

werden dafür 5 bis 8% aufgeschlagen.<br />

Bei Wasser als Fördermedium werden Geschwindigkeiten in der Rohrleitung zwischen v = 1 bis 2 ms -1 gewählt, als<br />

Widerstandsbeiwert für Wasser wird allgemein λ = 0,03 verwendet.<br />

Rohrreibungsverluste:<br />

H V λ l1 v g d<br />

m – m ms -1 ms -2 m<br />

Fördermenge:<br />

V d v<br />

m 3 s -1 – m ms -1<br />

λ<br />

g<br />

d<br />

Widerstandsbeiwert<br />

Erdbeschleunigung<br />

Durchmesser der Rohrleitung<br />

145


9. Laden und Fördern<br />

Das Laden des Haufwerks zählt zu den wichtigsten bergmännischen Prozessen, es verbindet die Hauptprozesse Gewinnung und<br />

Förderung. Der Ladevorgang ist heute vorwiegend mechanisiert.<br />

9.1. Allgemeines über Ladearbeiten<br />

Eine Lademaschine ist eine selbstfahrende, mit Druckluft, Elektroenergie oder Dieselkraftstoff betriebene Maschine, die das<br />

Haufwerk aufnimmt und dem Fördermittel übergibt. Das Haufwerk wird durch das Ladeelement selbst (Wurfschaufellader,<br />

Seitenkipplader u. a.) oder durch ein an der Lademaschine angebrachtes Zwischenfördermittel (z. B. beim Frässcheibenlader,<br />

Hummerscherenlader) zum Fördermittel transportiert. Dabei ist meist Hubarbeit zu leisten. Fahr- und Bunkerlader übernehmen<br />

das Aufnehmen, Bunkern und den Transport des Haufwerks.<br />

9.2. Lademaschinen<br />

9.2.1. Grundlegende Bauelemente<br />

Grundlegende Bauelemente einer Lademaschine sind:<br />

146


Lademaschinen Übersicht<br />

Arten, Vor- und Nachteile von Fahrwerken<br />

Fahrwerk Vorteile Nachteile<br />

Schienenfahrwerk<br />

Raupenfahrwerk<br />

hohe Fahr- und Transportgeschwindigkeit;<br />

Transport mit Grubenlokomotiven auch über<br />

große Entfernung schnell möglich; einfache<br />

Wartung; Einsatz als Zugmittel bei<br />

Rangierarbeiten möglich<br />

große Steigfähigkeit; nicht an das Gleis<br />

gebunden; große Wendigkeit; Beweglichkeit<br />

und Belastbarkeit; Wegfall der Gleisanlagen<br />

und der Gleisunterhaltung<br />

an Gleisnetz gebunden; Einsatz in stark geneigten und<br />

ansteigenden Strecken; nicht bzw. nur mit Hilfshaspel<br />

möglich; Randhaufwerk wird beim Laden nicht<br />

vollständig erfasst<br />

geringe Fahrgeschwindigkeit; Mehrortbetrieb nur bei<br />

begrenztem Ortsabstand möglich<br />

Fahrwerk mit<br />

Gummibereifung<br />

hohe Fahrgeschwindigkeit; große Wendigkeit<br />

und Beweglichkeit<br />

großer Verschleiß der Bereifung; ebene Sohle<br />

erforderlich<br />

147


Fördereinrichtungen<br />

Transport im Ladeelement oder Zwischentransport durch<br />

kurze Kettenkratzförderer oder<br />

Gummigurtföderer<br />

Bei Schaufelladern und Hubgreifern wird das Haufwerk ausschließlich im Ladeorgan zum Fördermittel transportiert. Kratzlader<br />

transportieren das Fördergut ebenfalls im Ladeelement über eine geneigte Ladebühne dem nachfolgenden Fördermittel zu.<br />

Lademaschinen mit Seitengreifern oder auch einige Schaufellader nehmen nur das Haufwerk auf. Zum Überwinden der<br />

erforderlichen Hubhöhe und der Weiterführung des Haufwerkes zum eigentlichen Fördermittel werden kurze Kettenkratz- oder<br />

Gummigurtförderer verwendet.<br />

Antriebs und Steuerelemente<br />

Die Antriebselemente der Lademaschinen sind Fahrmotoren (bei größeren Ladern auch zwei), bei Wurfschaufelladern<br />

Hubmotoren. Sie werden durch Druckluft-, Diesel- oder Elektromotoren angetrieben. Die Kraftübertragung vom Motor auf die<br />

Radsätze geschieht durch ein Fahrgetriebe. Das Manövrieren der Lademaschine für das Vor- und Rückwärtsfahren erfolgt durch<br />

eine Kupplung (Wendelkupplung).<br />

Die Steuerelemente der Lademaschine übernehmen die Steuerung des Bewegungsablaufs des Laders selbst (z. B. über Fahrmotor)<br />

sowie die Steuerung des Bewegungsablaufs des Ladeelements (z. B. über Hubmotor).<br />

Ladeelemente<br />

Beispiele von Ladeelementen<br />

148


Anordnung und Funktion der Steuerhebel eines Wurfschaufelladers<br />

Bedienungshebel für Richtung Funktion<br />

Fahrmotor 1 Ausschwenken nach rechts<br />

2 Ausschwenken nach links<br />

3 Vorwärtsfahren<br />

4 Rückwärtsfahren<br />

Wurfmotor 5 Stativ zum Schwenken frei machen<br />

6 keine Funktion<br />

7 Heben der Schaufel – Wurf<br />

8 Senken der Schaufel<br />

Wurfschaufellader werden vorwiegend im gleisgebundenen horizontalen Streckenvortrieb eingesetzt. Der Antrieb erfolgt meist<br />

durch Druckluft-(kolben-)-motoren, seltener durch elektrohydraulische Motoren.<br />

9.2.2. Aufbau, Arbeitsweise, Vorteile und Kenndaten ausgewählter Lademaschinen<br />

Wurfschaufellader<br />

Arbeitsdiagramm eines Wurfschaufelladers<br />

149


Wurfschaufellader (Vorderansicht)<br />

Aufbau Arbeitsweise Vorteile<br />

Fahrgestell mit Fahrmotor<br />

drehbar gelagertem Oberteil mit<br />

Hubmotor<br />

Wiege oder Wippe mit<br />

Ladeschaufel<br />

Laschenkette oder<br />

Hydraulikzylinder für die<br />

Bewegungsübertragung<br />

automatische<br />

Geradziehvorrichtung am<br />

Schwenkteil<br />

Kupplungseinrichtung für<br />

Förderwagen<br />

Trittbrett für Bedienungsmann<br />

Steuereinrichtung<br />

schwunghaftes Eindrücken der<br />

Schaufel in das Haufwerk<br />

bewirkt durch Vor-und<br />

Zurückfahren des Laders<br />

Anheben und Füllen der<br />

Schaufel, dabei ruckartiges<br />

Nachfahren des Laders zur<br />

Erhöhung des Füllungsgrads<br />

Entleeren der Schaufel durch<br />

„Über-Kopf-Werfen“<br />

bei seitlicher Haufwerks<br />

Aufnahme (Aus-und)<br />

Einschwenken der Schaufel<br />

(automatisch) in<br />

Abwurfrichtung<br />

geschlossene, kurze Bauart,<br />

geringer Raumbedarf, große<br />

Ortsbeweglichkeit<br />

unterschiedliche Größen<br />

ermöglichen den Einsatz in<br />

allen Querschnitten<br />

in großen Querschnitten zwei<br />

Geräte gleichzeitig oder mit<br />

anderen Maschinen kombiniert<br />

einsetzbar<br />

einsetzbar zum Bewegen von<br />

Förderwagen und Transport von<br />

Ausbauelementen<br />

durch Anbau-oder Zusatzgeräte<br />

für Hilfsarbeiten (z. B.<br />

Wasserseigenherstellung,<br />

Heben von Ausbauelementen<br />

verwendbar)<br />

150


Wurfschaufllader (Seitenansicht)<br />

Technische Daten einiger Wurfschaufellader<br />

Bezeichnung Einheit PML 63 LWS 160 PPN-1S<br />

Installierte Leistung kW 19,0 30 24<br />

-Hubleistung kW 9,5 15 12<br />

-Fahrleistung kW 9,5 15 12<br />

Schaufelinhalt m 3 0,17 0,20 0,20<br />

Nettoladeleistung m 3 h -1 35 60 60<br />

Masse kg 3300 3300 3500<br />

Druckluftverbrauch m 3 min -1 10 8,4 10<br />

erforderliche Höhe m 2,00 2,40 2,20<br />

Schwenkbereich m 2,00 2,40 2,20<br />

Bei stillstehendem Fördermittel beim Laden, z. B. Füllen in Großraumförderwagen, werden Wurfschaufellader mit bunkerfähigem<br />

Auslegeband eingesetzt. Es entwickelten sich die Varianten der Kipplader und der Kurzhubschaufellader.<br />

Seitenkipplader<br />

Seitenkipplader sind sehr manövrierfähig, haben eine geringe Bau- und Arbeitshöhe sowie ein gutes Steigvermögen. die meist mit<br />

Raupenfahrwerk ausgerüsteten Lader werden im Streckenvortrieb, aber auch im Abbau – häufig in Verbindung mit<br />

Kettenkratzförderern – eingesetzt.<br />

Arbeitsweise eines Seitenkippladers beim Abkippen auf einen Kettenkratzerförderer<br />

151


Aufbau Arbeitsweise Vorteile<br />

Raupenfahrwerk<br />

(Pendelrahmen) mit<br />

Antriebsmotoren<br />

Schwinge und Schaufel<br />

Hydraulikanlage bestehend aus<br />

Antriebsmotor mit<br />

Hydraulikpumpe sowie Hubund<br />

Kippzylinder<br />

Steuereinrichtung für<br />

Druckluftantrieb und<br />

hydraulische<br />

Schaufelbetätigung<br />

Aufnahme des Haufwerks durch<br />

hineinfahren der Schaufel<br />

während des Vorfahrens des<br />

Laders<br />

Fahren mit gefüllter und<br />

angehobener Schaufel zum<br />

Fördermittel<br />

Entleeren durch seitliches<br />

Kippen der Schaufel<br />

kurze Ladezeit, großer<br />

Schaufelinhalt<br />

unbegrenzter Arbeitsbereich am<br />

Einsatzort<br />

hohes Steigvermögen<br />

unabhängig vom<br />

Auffahrungsquerschnitt<br />

Verwendung als Arbeitsbühne<br />

(z. B. beim Ausbauen) und als<br />

Transportgerät<br />

Tabelle 9.2. Technische Daten von Seitenkippladern<br />

Bezeichnung<br />

Einheit<br />

Leistung<br />

-Fahrmotoren kW 6…35<br />

-Hubmotor kW 6…25<br />

Schaufelinhalt m 3 0,3…1,2<br />

Nettoladeleistung m 3 h -1 25…80<br />

Masse kg 2000…9000<br />

Druckverbrauch m 3 h -1 10…20<br />

erforderliche Höhe m 1,6…2,7<br />

Fahrgeschwindigkeit ms -1 1,0…0,7<br />

Aufbau und Arbeitsweise eines hydraulisch arbeitenden Seitenkippladers<br />

a) Seitenansicht<br />

b) Vorderansicht<br />

1 Kippzylinder; 2 Hubzylinder; 3 Fahrsitz; 4 Hauptteil; 5 Schaufel in Kippstellung; 6 Arretierung; 7 Raupenfahrwerk;<br />

8 Schaufel<br />

152


Bagger<br />

Aufbau Arbeitsweise Vorteile<br />

Unterwagen mit<br />

Raupenfahrwerk und<br />

elektrischem Antrieb<br />

Drehwerk<br />

schwenkbares Baggerhaus mit<br />

Antriebsmotoren, Windwerk,<br />

Fahrerkabine, und<br />

Bedieneinrichtung<br />

Ausleger<br />

Löffel mit Stiel und<br />

Vorschubwerk<br />

Einschwenken des gesenkten<br />

Löffels an den Arbeisstoß<br />

Vorschieben des Löffels durch<br />

Zahnstange und Vorschubwinde<br />

Schwenken des Baggers in<br />

Füllstellung<br />

Entleeren des Baggerlöffels in<br />

das Fördermittel durch Öffnen<br />

der Klappe<br />

Rückschwenken des Baggers<br />

bei gleichzeitigem Senken und<br />

Schließen der Klappe<br />

sehr hohe Ladeleistung durch<br />

großen Löffelinhalt<br />

für hohe Abbauräume, hohe<br />

Böschungen, große<br />

Haufwerksmengen sowie für<br />

gleislose Fahrzeuge sehr gut<br />

geeignet<br />

durch große Reißkraft auch für<br />

grobstückiges Haufwerk<br />

geeignet<br />

Tabelle 9.3. Technische Daten eines unter Tage eingesetzten Löffelbaggers (UB 80)<br />

Bezeichnung<br />

Einheit<br />

Schaufelinhalt m 3 1,0<br />

Fahrgeschwindigkeit ms -1 0,42…0,53<br />

Reißkraft kp 12000<br />

Bodendruck kpcm -2 0,78<br />

Ladespiel min -1 3<br />

Motorleistung kW 75<br />

Masse kg 30400<br />

Ladeleistung m 3 h -1 120<br />

Aufbau und Hauptteile eines Löffelbaggers<br />

Schwenkbares Baggerhaus mit Antriebsmotoren und Bedienungseinrichtungen; 2 Drehwerk; 3 Raupenfahrwerk; 4 Ausleger;<br />

5 Löffel mit Stiel und Vorschubwerk<br />

153


Schrapper<br />

Schrapper werden im Streckenvortrieb als Schrapplader (Ladebühne und Haspel in einer gemeinsamen Konstruktion angeordnet)<br />

und im Abbau als Schrappanlagen eingesetzt. Letztere sind nicht nur Lademaschinen, sondern gleichzeitig auch Fördermittel.<br />

Prinzipieller Aufbau eines Schrappladers<br />

1 Umlenkrolle; 2 Leerseil; 3 Schrapperkasten; 4 Vollseil; 5 Ladebühne<br />

Aufbau Arbeitsweise Vorteile<br />

Schrapphaspel (Ein-, Zweioder<br />

Dreitrommelhaspel) mit E-<br />

Motor, Kupplung, Getriebe,<br />

Steuerung, Rahmen,<br />

Trommelschutz und<br />

Seilführung<br />

Ladebühne als<br />

Beladeeinrichtung (entfällt<br />

beim Födern in Förderrollen<br />

oder als Zubringerschrapper)<br />

Schrappkasten<br />

Zugseile<br />

Seilführungs- und Endrollen<br />

Signalanlage<br />

Aufnahme des Haufwerks beim<br />

Vollzug durch den<br />

Schrapperkasten<br />

Überwindung des Förderwegs<br />

Entleerung des<br />

Schrapperkastens über<br />

Ladeschurren- oder<br />

Rollenöffnung<br />

Rückfahrt de Schrappkastens<br />

über das Haufwerk beim<br />

Leerzug zur Ortsbrust<br />

robuste, unempfindliche<br />

Bauweise, wenig störanfällig<br />

annähernd gleiche Ladeleistung<br />

trotz unterschiedlichen<br />

Haufwerksanfall<br />

in ansteigenden und<br />

einfallenden Grubenräumen<br />

einsetzbar<br />

einfache Bedienung (Hand-,<br />

Fern- und automatische<br />

Steuerung möglich)<br />

Tabelle 9.4. Technische Daten von Schrappern und Schrappladern<br />

Bezeichnung Einheit Schrapplader Schrappförderer<br />

10 LS 17 LS 30 LS 55 LS 100 LS S4000/1 S6300<br />

mittlere Zugkraft kp 700…2000 1000 1600 2800 4500 8000 3800 6300<br />

mittlere<br />

Seilgeschwindigkeit<br />

ms -1 0,8…1,2 1,08 1,12 1,20 1,32 1,32 2,0 1,8<br />

Motorleistung kW 20…40 10 17 30 55 100 75 125<br />

durchschnittlicher<br />

Förderweg<br />

m 5…10 je nach betrieblicher Situation<br />

Schrappkasten m 3 0,4…1,2 je nach betrieblicher Situation<br />

Ladeleistung m 3 h -1 20…50 je nach betrieblicher Situation<br />

154


Hubgreifer<br />

Hubgreifer (auch Polypgreifer genannt) übernehmen beim Abteufen von Schächten das Laden des Haufwerks. Ihre Bedienung<br />

erfolgt bei kleinen Greifern von Hand und bei größeren modernen Kabinengreiferanlagen vom Bedienungsstand aus. Der<br />

Hubgreifer ist Bestandteil einer Greiferanlage. Zu ihr gehören ferner das Greiferseil, die Greiferwinde und der Bedienungsstand.<br />

Kabinengreifer KS-2 u/40<br />

1 Laufkatze; 2 Führerkabine; 3 Laufkatzengetriebe; 4 oberer Rahmen; 5 Schwenkwagen; 6 Zentralgehänge;<br />

7 Laufkatzenwagen; 8 Greifer; 9 Druckluftleitung<br />

Aufbau Arbeitsweise Vorteile<br />

Greifer mit Seilaufhängung,<br />

Arbeitszylinder und<br />

Greiferschalen und Hubwinde<br />

bei Greifanlagen ferner<br />

Laufkatze, Drehgestell und<br />

Motorflaschenzug an zentraler<br />

Aufhängung<br />

Druckluftsystem<br />

Bedienungsstand<br />

Senken der geöffneten<br />

Greiferglocke auf das Haufwerk<br />

Greifen des Haufwerks durch<br />

Schließen der Glocke<br />

Heben und Fahren des Greifers<br />

über den Kübel<br />

Entleeren durch Öffnen der<br />

Greiferschalen<br />

erlaubt wirtschaftlich und<br />

leistungsmäßig günstigste<br />

Ladearbeit beim Schachtteufen<br />

durch Kabinengreiferanlagen<br />

weitgehendster Wegfall der<br />

Bedienung von der<br />

Schachtsohle und notwendiger<br />

Handarbeit (Festmachen der<br />

Sohle)<br />

Größen der Greifer variabel,<br />

ebenso Anpassung der<br />

Ladeleistung an Förderleistung<br />

je Querschnitt und Teufe,<br />

teilweise mehrere gleichzeitig<br />

eingesetzte Greifer<br />

155


Tabelle 9.5. Technische Daten von Hubgreifern<br />

Bezeichnung Einheit Btsch-1 Kabinengreifer KS 2u-40<br />

Ladespieldauer s 40,6 32…35<br />

Greiferinhalt m 3 0,11 0,65 (0,85)<br />

Ladeleistung – 1 Greifer m 3 h -1 10,0 78…96<br />

Ladeleistung – 2 Greifer m 3 h -1 18,0 126…168<br />

Masse des Geräts kg 600 9800<br />

Durchmesser des Greifers, offen m 1,3 2,5<br />

Durchmesser des Greifers, geschlossen m 1,0 1,6<br />

Hummerscherenlader und Frässcheibenlader<br />

Hummerscherenlader und Frässcheibenlader sind im Streckenvortrieb und Abbau aller Bergbauzweige eingesetzt. Beide Lader<br />

gehören zur Gruppe der „Seitengreifer“ und unterschieden sich in der Ausbildung ihrer Ladeelemente. Die Fördergutaufgabe<br />

erfolgt kontinuierlich, der Vorschub des Laders durch Raupenfahrwerk, Hub-, Senk- und Schwenkbewegungen werden<br />

hydraulisch ausgeführt.<br />

Ladeelement des Frässcheibenladers<br />

1 Ladescheibe; 2 Ablenk- (oder Abstreif)-trommel<br />

Aufbau Arbeitsweise Vorteile<br />

Raupenfahrwerk (teilweise<br />

Schienenfahrwerk)<br />

Ladeschaufel mit<br />

Kratzkettenförderer und -<br />

ausleger<br />

Ladeelement (Hummerschere<br />

mit Exzenterscheibe oder<br />

Frässcheibe mit Ablenk- oder<br />

Abstreiftrommel<br />

Eindrücken der Ladeschaufel in<br />

das Haufwerk<br />

seitliche Zufuhr des Haufwerks<br />

durch Ladeelemente<br />

Übergabe des Haufwerks auf<br />

Fördereinrichtungen des Laders<br />

(meist Kratzkettenband)<br />

robuste, leistungsfähige<br />

Ladegeräte für beliebigen<br />

Haufwerksanfall<br />

stoßfreies, kontinuierliches<br />

Laden<br />

156


Sowjetischer Hummerscherenlader UP-3<br />

1 Raupenfahrwerk; 2 Ladeschaufel; 3 Hummerschere; 4 Exzenterscheibe; 5 Hubzylinder; 6 Schwenkzylinder; 7 Steuereinrichtung<br />

8 Ausleger; 9 Sprühvorrichtung; 10 Scheinwerfer; 11 Kratzerförderer<br />

Tabelle 9.6. Technische Daten von Hummerscheren- und Frässcheibenladern<br />

Bezeichung Einheit Hummerscherenlader Frässcheibenlader<br />

Masse kg 4000…14000 16000…19000<br />

Leistung der E-Motoren kW 15…60 60…85<br />

Fahrgeschwindigkeit mmin -1 8…16 5…42<br />

maximale Vorschubkraft Mp 6…8 10…12<br />

Höhe der Lademaschine m 1,1…2,0 1,0…2,2<br />

Ladeleistung m 3 h -1 80…180 100…125<br />

9.3. Kennziffern zur Beurteilung der Leistungsfähigkeit von Lademaschinen<br />

Die Kennziffern dienen dem Leistungsvergleich einzelner Lademaschinentypen unter bestimmten Einsatzbedingungen.<br />

Die wesentlichsten Vergleichskennziffern sind:<br />

Nettoladeleistung<br />

Bruttoladeleistung<br />

spezifische Arbeit<br />

Leistungsmasse<br />

Ausnutzungsgrad<br />

P LNetto<br />

P L Brutto<br />

w spez<br />

m P<br />

η LM<br />

Die Nettoladeleistung P L Netto charakterisiert das Leistungsvermögen der Lademaschine bei ununterbrochenem Einsatz<br />

(Nettoladezeit t L Netto ).<br />

Bei Vergleichen von Schaufel- und Kratzladern errechnet man die Nettoladeleistung aus dem Produkt der Einzellademenge V E ,<br />

die das Ladeelement bei einem einzelnen Ladespiel erfasst, und der Anzahl der Ladespiele n z in der Zeiteinheit.<br />

Nettoladeleistung<br />

Die Bruttoladeleistung hat für die Praxis größere Bedeutung, weil in der Bruttoladezeit t Brutto die Nettoladezeit, die Nebenzeiten<br />

und die Störzeiten für einen Ladevorgang, z. B. für einen ganzen Abschlag, Berücksichtigung finden.<br />

157


Bruttoladeleistung:<br />

Einen realen Vergleichswert für Lademaschinen bietet die Kennziffer der spezifischen Arbeit w spez . Sie ist der Quotient aus der<br />

installierten Gesamtleistung P inst einer Maschine und der Nettoladeleistung.<br />

Spezifische Arbeit:<br />

wirtschaftliches Laden gewährleistet bei 0,40 ≤ w spez ≤ 0,60<br />

Aus der Kenngröße Leistungsmasse m P ist ersichtlich, welche spezifische Leistung zur Bewegung der Masse einer Lademaschine<br />

m LM aufgewendet wird.<br />

Leistungsmasse:<br />

P F Fahrleistung<br />

Der Ausnutzungsgrad η LM einer Lademaschine gibt Auskunft über die Betriebsverhältnisse. Er ist der Quotient aus der<br />

Nettoladezeit und der Schicht- oder Zykluszeit t s bzw. t Zykl .<br />

Ausnutzungsgrad:<br />

( )<br />

9.4. Organisationsformen bei den Ladearbeiten – Einsatzbereiche von Lademaschinen<br />

Zwischen den einzelnen bergmännischen Arbeitsvorgängen und der Ladearbeit bestehen enge Zusammenhänge, die bei der<br />

Planung und Organisation der Ladearbeit zu beachten sind.<br />

Ladeprozess:<br />

Betriebsorganisation • Ausbruchsraum • Zustand der Fahrbahn • Beschaffenheit und Lage des Haufwerks<br />

Typ der Lademaschine • Antriebsart • Fahrwerk • Fördereinrichtung • nachgeschaltete Förderanlage<br />

Qualifikation und Fertigkeiten des Lademaschinisten<br />

158


Forderungen an Lademaschinen<br />

hohe Ladeleistung<br />

preisgünstig<br />

robust und funktionssicher<br />

leicht bedienbar<br />

geringe Wartung<br />

schnell in andere Arbeitsorte umsetzbar<br />

optimale Leistungsmasse<br />

Von wesentlichem Einfluss auf die Leistung einer Lademaschine ist die Beschaffenheit des Haufwerks. Die Ladbarkeit des<br />

Haufwerks charakterisiert den Schwierigkeitsgrad, mit dem sich das Haufwerk laden lässt und welche Kräfte dabei von der<br />

Lademaschine aufzubringen sind. Der Gewinnungsprozess soll ein auf den Ladertyp abgestimmtes ladegerechtes Haufwerk (meist<br />

gleichmäßige, mittlere Körnung mit großer Auflockerung) liefern.<br />

In Abhängigkeit vom Ladertyp werden unterschieden:<br />

Vorschubkräfte<br />

Reißkräfte<br />

Zugkräfte<br />

Hubkräfte<br />

Grabkräfte<br />

159


Tabelle 9.7. Berechnung von der Lademaschine aufzubringenden Kräfte<br />

160


Schema für die Ableitung des Steigungswiderstands<br />

a) Wurfschaufellader als einfaches statisches Problem<br />

S L Schwerpunkt des Laders (ohne Schaufel); S S Schwerpunkt der Schaufel; Z GS Gewicht der beladenen Schaufel; F GL Gewicht des<br />

Laders (ohne Schaufel); A, B Auflagerkräfte; h L Höhe des Schwerpunktes des Laders; h S Höhe des Schwerpunktes der gefüllten<br />

Schaufel; 1 Abstand der Auflager; l 1 maximale Auslage bezüglich des Auflagers A;<br />

Schema zur Berechnung der Reißkraft<br />

b) Schema zur Berechnung der Reißkraft an Frässcheiben – F R Kraft am Umfang der Frässcheibe; r Radius der Frässcheibe;<br />

Winkel<br />

c) Schema zur Berechnung der Reißkraft an Greifer Armen – r Abstand des Exzenterpunktes vom Scheibenmittelpunkt; R<br />

senkrechter Abstand der Greiferspitze angreifenden Kraft F R zum Mittelpunkt der Scheibe<br />

161


Einfluss des Förderweges auf den Füllungsgrad des Schrapperkastens<br />

nach erreichter Füllung konstant; b Füllungsgrad steigt infolge Aufnahme weiteren Haufwerks; e Füllungsgrad sinkt durch<br />

Verlieren von Haufwerk<br />

Schema zur Berechnung der Grabkraft an Greiferschalen<br />

r, R Hebelarme<br />

162


Einsatzbereiche einiger Lademaschinen<br />

Bei geneigten Auffahrungen sind Lade- und Fahrmanöver der einzelnen Ladertypen von deren konstruktiven Besonderheiten<br />

abhängig. Damit im Zusammenhang stehen die verschiedenen Organisationsformen der bergmännischen Arbeiten.<br />

Beim Einsatz von Förderwagen ist der Wagenwechsel von großer Bedeutung.<br />

Durch geschickte Anordnung und Auswahl der verschiedenen Einrichtungen für den Wagenwechsel ist dabei ein möglichst<br />

kontinuierliches Laden und Fördern anzustreben. Andere Möglichkeiten der Abförderung bieten sich durch Zwischenladegeräte<br />

und Zwischenbunkerung, Bunkerzüge, Gleispendelwagen und darauf abgestimmte Lade- und Fördergeräte an.<br />

Beim Laden im Abbau wird grundsätzlich unterschieden zwischen der Ladearbeit in engen und niedrigen Abbauen und der in<br />

Abbauräumen mit weiten Querschnitten.<br />

Schrapper, Wurfschaufellader oder Seitenkipplader werden im ersten, leistungsfähige kontinuierlich ladende Seitengreifer oder<br />

Bagger kommen im zweiten Abbautyp wegen des großen Haufwerksanfall bevorzugt zum Einsatz. Bei diesen haben sich auch im<br />

verstärkten Maß, bedingt durch den Mehrorteinsatz, Fahrlader als Lade-Fördergeräte bewährt.<br />

9.5. Allgemeines über Förderarbeiten<br />

Die Grubenförderung umfasst alle Einrichtungen, Anlagen und organisatorischen Maßnahmen, die den Transport des gewonnenen<br />

Gutes, des Versatzes, der Mechanismen und der Grubenbelegschaft betreffen.<br />

Die untertägige Förderung ist charakterisiert durch:<br />

beengte Raumverhältnisse (spezielle Anforderungen an die Fördermittel)<br />

vorgegebenen Streckenverlauf (Richtung, Steigung, Sohlen).<br />

Nutzung eines Fördermittels für mehrere Förderaufgaben<br />

weitgehende Beeinflussung durch den Gewinnungs- und Ladeprozess, die Bewetterung und das Einbringen von Ausbau.<br />

Entsprechend der Räume, in denen die Förderung vor sich geht, unterteilt man die Grubenförderung in Abbau-, Zwischen-,<br />

Stecken- und Schachtförderung.<br />

163


Stetigförderung:<br />

kontinuierlicher Förderfluss in gleiche Förderrichtung<br />

optimale Nutzung der Fördermittel<br />

Pendelförderung<br />

diskontinuierlicher Förderfluss<br />

Auf Grund des vielseitigen Einsatzes einzelner Maschinen und Einrichtungen der Förderung ist es üblich, eine Einteilung nach<br />

dem Fördervorgang vorzunehmen. Danach wird zwischen Stetig Förderung und Pendelförderung unterschieden.<br />

Für die Wahl und die Dimensionierung eines Fördermittels sind eine Reihe von Faktoren von Bedeutung.<br />

164


Tabelle 9.8. Zuordnung der Maschinen und Einrichtungen der Förderung entsprechend dem<br />

Förderverfahren/Fördervorgang<br />

9.6. Maschinen und Einrichtungen der Förderung<br />

Von besonderer Bedeutung für die Förderung des gewonnenen Gutes sind aus der Gruppe der Stetigförderer die Stromförderer zu<br />

nennen, hier vor allem die Gurtbandförderer und die Kettenkratzerförderer.<br />

9.6.1 Stetigförderer<br />

Gurtbandförderer<br />

Gurtbandförderer sind vorrangig als stationäre Streckenfördermittel in zentralisierten Betriebsabteilungen eingesetzt. Einige<br />

Sonderarten befinden sich auch im Abbau (z. B. Untergurtförderer). Transportabel sind Teleskopbänder, die in Verbindung mit<br />

Lade- und Gewinnungsmaschinen zum Einsatz kommen. In der Zwischenförderung werden tragseilverspannte Girlandenbänder<br />

bevorzugt. Seltener kommen Bänder in der Hauptförderung von unter Tage nach über Tage zur Anwendung. Andere<br />

Unterscheidungsmerkmale der Gurtbandförderer sind Fördergurtart und –muldung sowie spezielle konstruktive Merkmale.<br />

Schema des Gurtbandförderers<br />

1 Spanntrommel (Umlenktrommel); 2 Tragrollen (im Obergurt); 3 Gurt; 4 Antriebstrommel; 5 Spannvorrichtung; 6 Gerüst;<br />

7 Tragrollen (im Untergurt)<br />

Vergrößerung des Umschlagwinkels<br />

durch Ablenktrommel<br />

Tabelle 9.9. Arten von Gurtbandförderern<br />

165


Aufbau der Gurtbandförderer<br />

Gurtbandförderer zeichnen sich durch einfachen Aufbau aus. Ihre Hauptteile sind:<br />

Bandgerüst<br />

Antriebs-, Spann- und Umlenktrommeln<br />

obere und untere Bandtragrollen<br />

Fördergurt<br />

Antrieb und Zusatzeinrichtungen (z. B. Abstreifer, Schutz- und Signaleinrichtungen)<br />

Antrieb der Gurtbandförderer<br />

Die Mitnahme des Gurtbandes erfolgt durch Reibungsschluss, nur bei Stahlgurtbändern finden wir einen kraftschlüssigen Antrieb.<br />

Die erforderliche Antriebsleistung P G eines Gurtbandförderers ergibt sich aus der Bandgeschwindigkeit<br />

Gesamtbewegungswiderstand F W ges.<br />

und dem<br />

Erforderliche Antriebsleistung:<br />

P G<br />

F W ges<br />

kW kp ms -1<br />

Die einzelnen Bewegungswiderstände F W1 bis F Wn sind schwer erfassbar, sie beeinflussen sich gegenseitig und werden deshalb<br />

meist durch den Gesamtbewegungswiderstand berücksichtigt.<br />

Dieser resultiert aus:<br />

Trommel- und Tragrollenreibung<br />

Widerstand der Gurtband- und Trommelreiniger<br />

Biegen und Walken des Gurtes<br />

Reibung des Fördergurtes u. a.<br />

Der maximale Gurtbandzug F T bestimmt Gurtbandlänge, - ort und – ausführung sowie –einlagen. Er charakterisiert die Belastung<br />

des Bandes.<br />

Antriebsleistung großer Bandanlagen: 50…200kW<br />

Bandgeschwindigkeiten: 0,5…3,20 ms -1<br />

Maximaler Gurtbandzug:<br />

( )<br />

F T<br />

P G<br />

kp kW m s-1 – rad<br />

166


Werte für<br />

sind in Tabellen zusammengestellt.<br />

Tabelle 9.10. Reibwerte<br />

Antriebsformen untertägiger Bandanlagen<br />

1 Eintrommelantrieb mit direktem Abwurf<br />

2 Eintrommelantrieb mit Abwurfausleger<br />

3 Zweitrommelantrieb mit direktem Abwurf<br />

4 Zweitrommelantrieb mit Eintrommelumkehrantrieb<br />

Beim tragseilverspannten Girlandenband wird an zwei verspannten Tragseilen eine entsprechende Anzahl<br />

Girlandentragrollenstationen montiert. Höhere Standzeiten, Anpassung der Muldung an die Fördermenge und Fördergurtschonung<br />

sind die Vorteile des relativ elastischen Gurtbandförderers im Vergleich zur sonst üblichen Ausführung.<br />

Trogbandförderer bestehen aus stählernen Trogblechen mit gemuldetem Querschnitt. Diese sind schuppenartig angeordnet und<br />

werden durch ein- oder zwei Zugketten miteinander verbunden. Laufrollen an ortsfesten Traggerüsten ermöglichen die<br />

Beherrschung großer Bandanlagen.<br />

167


Trogbandförderer<br />

Vorteile der Trogbandförderer<br />

Kurvengängigkeit<br />

Einsatz in Mulden und bei Unebenheiten<br />

Transport in beiden Richtungen<br />

Fördervermögen bis 40° Steigung und 35° Neigung.<br />

Sie eignen sich gut zur Dosierung beim Füllen bzw. Entleeren von Bunkern, sind robust ausgeführt und haben kraftschlüssigen<br />

Antrieb.<br />

Ihre Nachteile: – großes Eigengewicht; – Lärmbelästigung (vor allem im Leerlauf)<br />

Kettenkratzförderer<br />

Einsatzgebiete und Arten<br />

Kettenkratzförderer werden eingesetzt<br />

in strebartigen Abbauen (hier häufig auch als Trag- und Lauforgan für Gewinnungsmaschinen)<br />

Als Zwischenfördermittel bei Großgeräteeinsatz und nachfolgender Abförderung durch Gurtbandförderer<br />

bei einer Vielzahl von Lademaschinen zum Überwinden der Hubhöhe<br />

als Transporteinrichtung innerhalb spezieller Fördermittel (Bunkerzüge, Gleispendelwagen u. a.)<br />

Es wird zwischen<br />

unterschieden<br />

Kettenkratzerförderer mit Rinne und<br />

Kettenkratzerförderer ohne Rinne<br />

Kettenkratzförderer mit Rinne<br />

1 Umlenkstern; 2 Kette; 3 Quersteg; 4 Rinne; 5 Antriebsstern; 6 Aufsatzblech<br />

168


Tabelle 9.11. Technische Daten der Kratzerförderer<br />

Aufbau und Arbeitsweise der Kettenkratzerförderer<br />

Bei der normalen Ausführung mit Rinne aus Stahlblech mit meist rechteckigem Querschnitt laufen die mit Querstegen<br />

verbundenen Ketten über Antrieb- und Umlenkstern um. Im oberen erfolgt die Rückführung der Kette. Die übertragbare Kraft des<br />

kraftschlüssigen Antriebs hängt von der Belastbarkeit der Laschen- oder Rundgliederketten ab (1 bis 3 Ketten).<br />

Kettenkratzförderer ohne Rinne<br />

1 Antriebsstern; 2 Kette; 3 Quersteg; 4 Tragrollen; 5 Umlenkrollen<br />

Beim rinnenlosen Kettenkratzerförderer erfolgt der Haufwerktransport unmittelbar auf der Sohle, die Rückführung der Kette über<br />

Tragrollen an der Firste. Einfache Bauweise, leichter Transport und einfache Montage stehen einer relativ hohen Antriebsleistung<br />

entgegen. Sie werden in der Zwischenförderung oder im Abbau bei sehr abrasiven Gesteinen (z. B. Sandstein) angewendet.<br />

9.6.2. Pendelförderer<br />

Gleisgebundene Förderer<br />

Zu den gleisgebundenen Förderern gehören:<br />

Lokomotiven als Zugmittel<br />

Förderwagen als eigentlich Transporteinheiten<br />

169


Grubenlokomotiven<br />

Arten und Einsatzbedingungen der Grubenlokomotiven<br />

Einsatz von Adhäsionsloks:<br />

bis 1% Steigung ohne Einschränkung<br />

bei 2 bis 3,5 % Steigung verringerte – Wagenzahl, höhere Dienstmassen<br />

Aufbau der Elektrolokomotiven<br />

Elektrolokomotiven für den Einsatz unter Tage besitzen eine gedrungene Bauweise, aber eine große Dienstmasse. Dies wird durch<br />

einen schweren, kastenförmigen Rahmen erreicht. Die beiden Achsen sind beiderseits über Lager und Federn mit dem Rahmen<br />

verbunden. Die Radpaare beider Achsen werden bei kleineren Elektrolokomotiven von je einem Motor über ein einfaches<br />

Zahnradvorgelege angetrieben. Schwere Bauarten sind zusätzlich noch mit einem Getriebe ausgerüstet.<br />

Die erforderliche Zugkraft am Haken F Herf (Zughakenkraft der Lok) entspricht der Größe des Zugwiderstands. Sie ist gleich oder<br />

kleiner als die maximal übertragbare Zugkraft am Haken F Hmax .<br />

Erforderliche Zugkraft am Haken:<br />

170


Arten von Elektrolokomotiven<br />

171


Tabelle 9.12. Technische Daten von Elektroloks<br />

Tabelle 9.13. Berechnung der Leistungsdaten von Grubenloks<br />

Die erforderliche Antriebsleistung der Lok ist von der aufzuwendenden Zugkraft F L und von der Geschwindigkeit abhängig.<br />

Von der Lok aufzuwendende Zugkraft:<br />

( )( ± )<br />

F WL<br />

F GL<br />

Fahrwiderstand der Lok<br />

Gewicht der Lok<br />

Erforderliche Antriebsleistung der Lok:<br />

P erf F GL η<br />

kW kp ms -1 –<br />

172


Leistungsberechnung einer Zugeinheit<br />

Um einen Förderwagen mit dem Bruttogewicht FGW zu bewegen, muss der Fahrwiderstand F W überwunden werden. Im<br />

Reibungsbeiwert werden Lagerreibung, Rollwiderstände, sowie der Gleiszustand berücksichtigt. Bei ansteigender<br />

(einfallender) Bahn muss das Steigungsverhältnis s berücksichtigt werden.<br />

( )<br />

Fahrwiderstand eines Förderwagens auf gerader söhliger Bahn:<br />

Fahrwiderstand eines Förderwagens auf gerader ansteigender (einfallender) Bahn:<br />

( ± )<br />

Ansteigende Bahn: s positiv<br />

Einfallende Bahn s negativ<br />

Die Reibungsbeiwerte für Förderwagen mit Wälzlagern betragen:<br />

≈<br />

Die Haftreibung<br />

wird beim Übergang aus der Ruhe in Bewegung berücksichtigt.<br />

≈ 5<br />

Mit steigender Geschwindigkeit wird<br />

kleiner.<br />

Der Zugwiderstand FWZ ist der Widerstand, der der Kraft entgegenwirkt, welche die Wagen eines Zuges in Bewegung setzt bzw.<br />

hält.<br />

Die Zugkraft am Haken F H ist die Kraft, die die Lok zum Überwinden des Zugwiderstands zur Verfügung hat.<br />

Zugwiderstand bei gleichförmiger Fahrt:<br />

( ± )<br />

Zugwiderstand beim Anfahren:<br />

( ± )<br />

a<br />

n<br />

Beschleunigung<br />

Anzahl der Förderwagen<br />

Förderwagen – gleisgebundene Transporteinheit<br />

Als Transporteinheit sind bei der gleisgebundenen Förderung Förderwagen für Haufwerks-, Material- und Mannschaftstransport<br />

eingesetzt. Bei der Haufwerksförderung wird hinsichtlich des Förderwwagenfassungsvermögens unterschieden zwischen<br />

Kleinförderwagen 5<br />

Mittelförderwagen 5 5<br />

Großförderwagen 5<br />

Die Wagengröße ist vorrangig abhängig von der Größe des Streckenquerschnitts, den Kurvenradien, der Fördergestellgröße, den<br />

Forderaufgaben.<br />

Die Entwicklung führt zu Großförderwagen, zu Förderwagen mit spezieller Haufwerksentladung und Spezialtransportwagen.<br />

173


Arten und Aufgaben der Förderwagen<br />

Bei der Förderung mit Sondertypen von Förderwagen oder mit verbundenen, gleisgebundenen Fördereinheiten werden höchste<br />

Förderleistungen erreicht. Spezifische Einsatzbedingungen engen deren breiteren Einsatz ein.<br />

Förderwagen<br />

Beispiele von Förderwagen für den Haufwerktransport<br />

Für den Haufwerktransport kommen meist Standardförderwagen mit festem Wagenkasten zum Einsatz. Für Materialtransport<br />

werden Spezialausführungen je nach Materialart verwendet.<br />

Immer mehr werden unter Tage gleislose Fördergeräte eingesetzt. Ihre Vorteile gegenüber der gleisgebundenen Fördertechnologie<br />

sind:<br />

große Anpassungsfähigkeit in Bezug auf Fördereinrichtung, Förderweglänge und Fördermenge<br />

Leistungsfähigkeit der Geräte<br />

ihr flexibler Einsatz (z. B. leichtes Umsetzen bei Mehrortbetrieb)<br />

Nachteilig wirken sich aus:<br />

• relativ hohe Betriebskosten<br />

• Störanfälligkeit einzelner Gerätetypen<br />

• arbeitshygienische Belastung (Lärm, Staub, Wärme, Erschütterung, Abgase – letzteres insbesondere bei Geräten mit<br />

Dieselantrieb)<br />

Es wird unterschieden zwischen<br />

Fahrzeugen mit Be- und Entladevorrichtungen (Fahrlader)<br />

Fahrzeugen, die nur Fördern und Entladen (Transportfahrzeuge) und<br />

Sonderfahrzeugen für Material- und Personentransport.<br />

Wirtschaftlicher Einsatz<br />

Förderentfernungen je<br />

Förderspiel in m<br />

Fördermenge je Schicht<br />

in t<br />

Fahrlader<br />

50…400 400…1500<br />

200…600 500…1500<br />

Transportfahrzeuge ohne<br />

Beladeeinrichtung<br />

174


Fahrlader<br />

Die wichtigsten Vertreter dieser Gruppe sind<br />

Tiefschaufellader (im Kalibergbau eingesetzt)<br />

Bunkerlader (für den Einsatz im Erzbergbau)<br />

Tiefschaufellader<br />

Der Tiefschaufellader ist ein dieselbetriebenes und luftbereiftes Fahrzeug. Antriebs- und Arbeitsteil sind auf getrennten Rahmen<br />

mit je einer Achse angeordnet. Beide Teile sind durch ein Knickgelenk verbunden. Die Lenkung des Fahrzeuges erfolgt durch<br />

hydraulische Lenkzylinder. Die Knickgelenksteuerung ermöglicht, geringe Kurvenradien zu durchfahren. Der Tiefschaufellader<br />

kann mit am Ladeteil montierter Schaufel das Haufwerk aufnehmen, in der Ladeschaufel transportieren und abkippen. Die<br />

Schaufel wird hydraulisch über Hub- und Kippzylinder betätigt.<br />

Aufbau und Antrieb des Tiefschaufelladers<br />

Lenkprinzip eines Tiefschaufelladers<br />

1 Schaufel; 2 Vorderwagen; 3 Lenkzylinder; 4 Knickgelenk; 5 Motorteil<br />

175


Weitere Vorteile dieses Fronschaufelladers sind<br />

relative Unempfindlichkeit gegen Stoßbelastung und Fahrbahnunebenheiten<br />

tiefliegender Schwerpunkt – dadurch geringes Fahrzeugleergewicht und geringe Bauhöhe<br />

gutes Totallast/Nutzlast-Verhältnis und damit relativ kleine Antriebsleistungen<br />

Tabelle 9.14. Technische Daten des Tiefschaufelladers<br />

Bunkerlader<br />

Bunkerlader sind druckluftbetriebene Lade- und Fördergeräte für den Abbau im Erzbergbau. Sie zeichnen sich durch geringe<br />

Abmessungen und vielseitige Einsatzmöglichkeiten aus.<br />

Arbeitsweise des Bunkerladers<br />

176


Laden und Fördern mit dem Bunkerlader im Abbau<br />

Bunkerlader sind luftbereifte Fahrzeuge mit Allradantrieb.<br />

Hauptteile des Bunkerladers:<br />

Ladeeinrichtung (Schaufel, Hubkette, Hubmotor)<br />

Transporteinheit (aufklappbarer Bunker, Hydraulikzylinder mit Teleskopkolben).<br />

Antriebs-und Steuerteil (Fahrwerk mit Antriebsmotoren, Hebel für das Steuern der Schaufelbewegung, das Kippen des<br />

Bunkers und für das Steuern der Fahrmotoren).<br />

Arbeitsweise des Bunkerladers<br />

Der Bunkerlader fährt mit gesenkter Schaufel in das Haufwerk. Die Schaufel wird durch leichte vibrierende Bewegungen gefüllt,<br />

angehoben und durch „Über-Kopf-Werfen“ in den Bunker entleert. Dieser Vorgang wird 8-bis 10mal wiederholt, bis der Bunker<br />

gefüllt ist. Durch Rückwärtsfahrt wird die Förderstrecke überwunden und der Bunker durch Abkippen entleert. Das Haufwerk<br />

wird meist in Rollen gekippt oder anderen Fördermitteln übergeben.<br />

Vorderansicht<br />

1 Schaufel; 2 Hubkette, 3 Kettentrommel; 4 Schaufelgelenk; 5 Schutzgitter; 6 Bunker; 7 Hebel für das Steuern der Fahrmotoren; 8<br />

Hebel für die Schaufelbewegungen und das Kippen des Bunkers; 9 Trittbrett; 10 Antriebsräder<br />

177


Rücksicht<br />

Schaufel und Bunkerbewegung<br />

Bewegungsmöglichkeiten der Schaufel und des Bunkers in Abhängigkeit von der Stellung der Bedienhebel<br />

Fahrwerkssteuerung des Bunkerladers<br />

1 nach rechts schwenken; 2 nach links schwenken; 3 Geradeausfahrt vorwärts, 4 Geradeausfahrt rückwärts<br />

Die Bedienung des Bunkerladers erfolgt durch den auf dem Trittbrett mitfahrenden Maschinisten (teilweise auch Fernbedienung).<br />

Die für den Antrieb der Hub-, Kipp- und Fahrmotoren benötigte Druckluft wird durch einen entlang der Förderstrecke ausgelegten<br />

Schlauch zugeführt.<br />

178


Beim Einsatz des Bunkerladers entstehen im Vergleich zum Schrapperbetrieb folgende Vorteile:<br />

Laden, Transportieren und Abkippen durch einen Mann<br />

Verminderung der Rüstzeit<br />

Möglichkeit des Einsatzes in mehreren Orten<br />

Mechanisierung der gesamten Ladearbeit<br />

Einsatz auch in kurvenreichen Strecken möglich<br />

Verminderung der Erzverdünnung<br />

sauberes Laden<br />

Nachteilig sind die Ganzkörpervibrationen, die erhöhte Störanfälligkeit und mögliche Gefährdung des Maschinisten. Durch<br />

Fernbedienung lassen sich diese Nachteile vermeiden. Mit vibrationsgedämpften Trittbrettern lässt sich das Einwirken von<br />

Vibration vermindern.<br />

Tabelle 9.15. Technische Daten von in der DDR eingesetzten Bunkerladern<br />

Bezeichnung<br />

Einheit<br />

Schaufelinhalt m 3 0,125….0,5<br />

Bunkerinhalt m 3 1,0…..2,2<br />

Leistung der Fahrmotoren kW (PS) 3,7 (5)….5,2 (7)<br />

Leistung des Hubmotors kW (PS) 5,2 (7)….7,3 (10)<br />

Fahrgeschwindigkeit kmh -1 3,6<br />

Steigfähigkeit ° (Grad) 12<br />

Masse kg 2750…6500<br />

freie Kipphöhe m 2,5…2,9<br />

breite der Fahrstrecke m 3,0<br />

Fahrzeuge ohne Beladeeinrichtung<br />

Im Einsatz unter Tage haben sich Kipplaster mit nach hinten oder seitlich abkippbarer Mulde sowie Bodenentleerer oder<br />

Schiebekastenlaster bewährt. Einfache Konstruktionen, geringe Bauhöhen, hohe Tragfähigkeiten, große Wendigkeit und kurze<br />

Kipp- bzw. Entleerzeiten zeichnen diese Fahrzeuge aus.<br />

Eine oft verwendete Fahrzeugart ist der Kipplaster mit nach hinten abkippbarer Mulde. Antriebs- und Arbeitsteil sind gelenkig<br />

miteinander verbunden. Die Transportmulde wird beim Entleeren mittels Hydraulikzylinder nach hinten gekippt. Leistungsfähige<br />

Dieselmotoren mit günstigen Abgascharakteristika ermöglichen die Überwindung größerer Steigungen. Die Fahrzeuge sind mit<br />

Drehmomentenwandler, Schaltgetriebe mit automatischer Kupplung und Planetengetriebe in der Kraftübertragung ausgerüstet.<br />

Hauptteile eines Kipplasters<br />

1 kippbare Mulde; 2 Fahrersitz; 3 Dieselmotor; 4 Kippgelenk; 5 Hinterräder; 6 hinteres Rahmenteil; 7 Spezialgelenk;<br />

8 Vorderräder; 9 vorderes Rahmenteil<br />

179


Schematische Darstellung der Hydraulikanlage eines Kipplasters (K-162)<br />

1 Tank mit Filter; 2 Hydraulikpumpe; 3 Lenk- und Kippventil; 4 Verteilerklotz; 5 Lenkzylinder; 6 Kippzylinder; 7 Magnetfilter<br />

Kippbewegung und Wendemanöver eines Kipplasters<br />

Tabelle 9.16. Technische Daten des Kippladers K-162<br />

Bezeichnung<br />

Einheit<br />

Fassungsvermögen m 3 7…14<br />

Nutzmasse t 21<br />

Leermasse t 14<br />

Wendekreis-Durchmesser m 18<br />

maximale Steigfähigkeit % 14,5<br />

maximale Fahrgeschwindigkeit kmh -1 36<br />

Motorleistung kW 119<br />

Bauhöhe m 2…2,25<br />

180


Schachfördermaschinen und –anlagen<br />

Hauptteile einer Schachtförderanlage:<br />

Fördermaschine<br />

Förderturm oder Fördergerüst<br />

Förderseil<br />

Fördergurtträger (Fördergestell oder Fördergefäß)<br />

Steuer-, Regel-, Überwachungs- und Sicherheitseinrichtungen<br />

besondere Einrichtung an der Hängebank, im Füllort und im Schacht<br />

Hauptteile einer Schachtförderanlage am Beispiel einer Skip-Förderanlage<br />

181


Tabelle 9.17. Vergleich zwischen Gefäß- und Gestellförderung<br />

182


Fördermaschinen<br />

In Abhängigkeit von der Gestaltung der Förderseilträger werden unterschieden:<br />

Treibscheibenfördermaschinen<br />

Trommelfördermaschinen<br />

Sonderbauarten<br />

Einteilung der Fördermaschinen<br />

1 Seilscheibe; 2 Oberseil; 3 Fördergutträger; 4 Unterseil; 5 Seilbucht; 6 Ablenkscheibe; 7 Flachseil<br />

Bei Treibscheibenfördermaschinen ist die Größe der maximal übertragbaren Kraft auf das Förderseil abhängig von der<br />

Reibungsziffer und dem Umschlingwinkel . Die Mitnahme des Seiles erfolgt ohne Seilrutsch, wenn das Verhältnis von<br />

Seilzug F S1 zu Seilzug F S2 kleiner als der Wert ist bzw. diesen im Grenzfall erreicht (e=2,71828).<br />

F S1 ,F S2<br />

e<br />

kp – – rad<br />

≈<br />

rad<br />

180 3,142 1,875<br />

184 3,210 1,901<br />

188 3,281 1,926<br />

200 3,491 2,010<br />

≈<br />

183


Seilrutsch kann bei sprunghaftem Anfahren und plötzlicher, starker Bremsverzögerung auftreten. Geringe Lastunterschiede<br />

zwischen Voll- und Leerseil sind Bedingung für eine störungsarme Treibscheibenförderung, deshalb sind Unterseile notwendig.<br />

Der Standort der Treibscheibenfördermaschine richtet sich vor allem nach dem Platzbedarf der Anlage und der Art der<br />

Seilaufhängung (Ein- oder Mehrseilfördermaschinen).<br />

Mehrseilfördermaschinen sind im Förderturm angeordnet. Bei den Trommelfördermaschinen werden die beiden Seile auf den<br />

Trommeln, die auf einer gemeinsamen Welle sitzen, unter- bzw. oberschlägig aufgewickelt.<br />

Schematische Darstellung der Treibscheibenförderung<br />

1 Treibscheibe; 2 Förderseil (Oberseil); 3 Seilscheiben; 4 Fördergurtträger; 5 Unterseil; 6 Buchtholz<br />

Seilreibungskräfte<br />

Treibscheibenfutter (Schnitt am Umfang der Treibscheibe)<br />

Standort der Treibscheibenfördermaschine<br />

a) Flurfördermaschine<br />

1 Fördergerüst; 2 Streben; 3 Seilscheiben;<br />

4 Förderseil; 5 Treibscheibe; 6<br />

Maschinenhaus<br />

b) Turmfördermaschine<br />

1 Turm; 2 Treibscheibe; 3 Ablenkscheibe<br />

184


Bei gleicher Drehrichtung der Trommel erfolgt somit wechselweise das Heben bzw. das Senken der Fördergurtträger.<br />

Zur Schonung des Förderseils wird auf dem Trommelmantel ein Holzbelag mit eingedrehten Scilrillen befestigt.<br />

Trommelfördermaschinen werden ausschließlich als Flurfördermaschinen eingesetzt. Durch das Auf- und Abwickeln verändert<br />

sich ständig der Ablenkwinkel 5 erzielt und somit ein Überspringen der Scilrillen vermieden. Durch Anordnung einer<br />

„Lostrommel“ und einer feststehenden Trommel auf gemeinsamer Welle sind die Seillängen in kurzer Zeit zu verändern. Damit<br />

wird das doppeltrümige Fördern von verschiedenen Sohlen möglich.<br />

Schema der Trommelfördermaschine<br />

Trommel mit Scilrillen<br />

Schematische Darstellung des Ablenkwinkels bei Trommelfördermaschinen<br />

185


Tabelle 9.18. Vergleich der Treibscheiben- und Trommelfördermaschinen<br />

Treibscheibenfördermaschinen<br />

Trommelfördermaschinen<br />

Teufe<br />

Raumbedarf<br />

Masse<br />

Leistungsbedarf<br />

Seilaufhängung<br />

Standort<br />

doppeltrümige<br />

Förderung von<br />

mehreren Sohlen<br />

unabhängig von der Teufe einsetzbar,<br />

besonders vorteilhaft bei großen Teufen<br />

geringer Raumbedarf<br />

kleine Masse und kleines Fundament, da<br />

geringe Schwungmomente<br />

infolge geringer Schwungmomente relativ<br />

geringe Motorleistung erforderlich<br />

Ein und Mehrseilaufhängung; bei<br />

Mehrseilaufhängung größere Sicherheit,<br />

Erweiterung des möglichen Teufenbereichs<br />

und der Nutzlasten<br />

Flur- oder Turmfördermaschinen (-<br />

aufstellung) möglich<br />

effektiv nur Einsohlenbetrieb<br />

Seilaufnahmevermögen der Trommel<br />

begrenzt<br />

Trommel (5 bis 6m Durchmesser, 3 bis<br />

5m Breite) verlangen großes<br />

Maschinenhaus<br />

große Masse und große Fundamente<br />

große Motorleistung erforderlich<br />

nur Einzelseilaufhängung möglich<br />

Flurförderanlagen notwendig<br />

optimale Nutzung durch doppeltrümige<br />

Förderung bei mehreren<br />

Sohlenanschlägen möglich<br />

Fördergurtträger<br />

Fördergurtträger sind Fördergestelle und –gefäße (Skips), Förderkübel (bei Teufenarbeiten) und Container (für spezielle<br />

Materialtransporte wie lange Hölzer, Schienen u. a.). Die Verbindung Fördergutträger und Seil erfolgt durch Seileiband und<br />

Zwischengeschirr.<br />

Die Führung der Fördergutträger im Schacht übernehmen Spurlatten aus Holz oder Stahl sowie Seile. Letztere sind bei großen<br />

Teufen in Verbindung mit der Mehrseilaufhängung der Fördergutträger von Vorteil. Die Seilführung ermöglicht<br />

kurze Montagezeiten<br />

einen ruhigen Lauf der Fördergutträger<br />

optimale Nutzung des Wetterquerschnitts<br />

Überwachungs- und Sicherheitseinrichtungen<br />

Überwachungs- und Sicherheitseinrichtungen ermöglichen eine einwandfreien, sicheren Förderbetrieb. Sie verhindern Störungen<br />

bzw. schränken deren Auswirkungen ein, indem sie Anlagen und Einrichtungen funktionsunabhängig von menschlichen<br />

Einflüssen machen.<br />

186


Schema einer Vierseil-Förderanlage<br />

Besondere Vorkehrungen werden getroffen gegen<br />

Seilloswerden<br />

Übertreiben der Fördergutträger<br />

Abstürzen von Gegenständen n den Schacht<br />

vorzeitiges Anfahren der Fördermaschine<br />

187


Führungseinrichtungen<br />

1 Einstrich; Fördergutträger<br />

a) Holzspurlatten mit Führungsschuhen<br />

b) Holzspurlatten mit Rollenführung (gummibereift)<br />

c) Stahlspurlatten mit Führungsschuhen<br />

d) Seilführung<br />

e) Seilführung eines Kübels beim Schachtabteufen<br />

Weiter Maßnahmen zur Erzielung eines sicheren Förderablaufs sind:<br />

Ausrüstung der Fördermaschine mit mehreren voneinander unabhängigen Bremsen<br />

Überwachungsgeräte und der Sicherheitsstromkreis zur Auslösung der Fallbremse<br />

nachträgliche Steuerung und Regelung des Fahrablaufs<br />

zusammenfassende und übersichtliche Anordnung der Kontroll- und Überwachungseinrichtungen<br />

vorgeschriebene Funktionsproben und laufende Kontrollen der Einrichtungen sowie<br />

Festlegungen zur Seilbelastung, der Fahrgeschwindigkeiten, der Seilfahrtsdurchführung u. a.<br />

188


Tabelle 9.19. Maßnahmen zum Verbinden von Gefahren bei der Schachtförderung<br />

Sicherheitseinrichtungen im Schacht<br />

1 Seilscheiben; 2 Seilscheibenbühne; 3 Prellträger; 4 verdickte Spurlatten; 5 Fangstützen; 6 Spurlatten (normale Ausführung);<br />

7 Endausschalter; 8 freie Höhe (=freie Teufe); 9 Fördergutträger<br />

189


Einflußfaktoren auf Wahl und Dimensionierung der Schachtförderanlage:<br />

Tabelle 9.20. Berechnung der Förderleistungen<br />

190


9.7. Förderleistungen<br />

Die zu berechnenden Förderleistungen werden beeinflusst:<br />

vom Förderverfahren<br />

vom Förderweg (bei Pendelförderung)<br />

vom Fördergut<br />

von der betrieblichen Organisation der Förderung<br />

Leistungsfähige Großschachtanlagen erreichen eine Tageskapazität von etwa 20.000 t. Mehrseilaufhängung der Fördergutträger<br />

und Seilführungen in den Schächten erfüllen die Forderung nach betriebssicheren und wartungsarmen Anlagen.<br />

Die Automatisierung der Schachtförderung bringt durch die Gleichmäßigkeit des Förderablaufs eine Leistungssteigerung im<br />

Förderablauf von 10 bis 15%.<br />

191


10. Aus- und Vorrichtung<br />

Grubenbaue der Aus- und Vorrichtung haben die Aufgabe, die Lagerstätten zugänglich zu machen und Förderung, Fahrung,<br />

Transport und Wetterführung von und zu den Abbaubetriebspunkten zu gewährleisten sowie diese soweit vorzubereiten, dass dort<br />

die Gewinnung stattfinden kann.<br />

Nicht immer ist es möglich, Aus- und Vorrichtung klar zu unterscheiden. Deshalb wird meist der vorrangige Verwendungszweck<br />

als Unterscheidungsmerkmal gewählt. Art und Umfang der Aus- und Vorrichtung werden von einer Reihe von naturgegebenen,<br />

technisch- technologischen sowie ökonomischen Einflußfaktoren bestimmt.<br />

Ausrichtung:<br />

Sammelbergriff für alle Grubenbaue, durch die die Lagerstätte zugänglich gemacht und in Sohlen oder Bauabteilungen eingeteilt<br />

wird.<br />

Vorrichtung:<br />

Sammelbegriff für alle Grubenbaue, die zur Einteilung der Lagerstätten innerhalb der Bauabteilungen oder Sohlen entsprechend<br />

des gewählten Abbauverfahrens und der ersten Angriffspunkte für den Abbau dienen.<br />

Reihenfolge des Vorgehens bei der Ermittlung optimaler Varianten der Aus- und Vorrichtung:<br />

Untersuchung der vorliegenden Bedingungen<br />

Zusammenstellung aller für die jeweiligen Verhältnisse technisch möglichen Varianten<br />

technisch ökonomische Vergleiche<br />

Auswahl der optimalen Variante<br />

Ziel:<br />

mit minimalen Investitionskosten Aufschluss großer Vorräte<br />

Forderung an optimale Technologie:<br />

technisch realisierbar<br />

sicherheitstechnisch vertretbar<br />

ökonomisch akzeptierbar<br />

Dabei werden Methoden der Verfahrensforschung un der EDV genutzt.<br />

Es ist stets ein genügender Vorlauf der Aus- und Vorrichtungsarbeiten vor dem Abbau erforderlich.<br />

10.1. Ausrichtung von der Tagesoberfläche<br />

In gebirgigen Gegenden erfolgt auch heute noch die Ausrichtung von Lagerstätten durch Stölln. Der größte Teil der Lagerstätten<br />

der DDR liegt jedoch in solchen Teufen, die eine Ausrichtung durch Tagesschächte erfordern.<br />

Nach der Anordnung der Schächte im Grubenfeld werden unterschieden:<br />

Doppelschachtanlage: bis 200m Abstand voneinander<br />

Vorteile: Sicherheitspfeiler überlappen sich, schnelle Wetterverbindung, zentrale Tagesanlagen.<br />

Nachteile: rückläufige Wetterführung<br />

Zentraler Hauptförderschacht mit Außenschächten:<br />

neben Zentralschacht Außenschächte an der Grenze des Grubenfelds<br />

Vorteile: grenzläufige Wetterführung, Entlastung des Hauptförderschachtes<br />

Nachteile: dezentralisiertes Abteufen, bis zu Durchschlag Sonderbewetterung notwendig<br />

192


Tabelle 10.1. Zuordnung der Schachtarbeiten<br />

Von großer Bedeutung für die technisch-ökonomische Entwicklung einer Schachtanlage ist die Wahl des Schachtansatzpunktes.<br />

Sie wird von folgenden Bedingungen beeinflusst:<br />

Die Wahl des Schachtquerschnitts ist abhängig von<br />

Art, Anzahl und Leistung der Fördereinrichtungen<br />

Wettermenge<br />

sonstigen Einrichtungen (Energieversorgung, Rohrleitungen u. a.)<br />

Abteufen- und Unterhaltskosten<br />

geologische Bedingungen<br />

193


Schachtscheiben<br />

Vorwiegend wird die Kreisform gewählt (günstiges Verhältnis Umfang: nutzbarer Querschnitt, gleichmäßige Druckverteilung,<br />

wasserdichter Abschluss möglich, günstige Abteuftechnologien).<br />

194


Abteufverfahren<br />

Ausschlaggebend für die Auswahl des Abteufverfahrens sind<br />

‣ Art und Verhalten des zu druchteufenden Gebirges<br />

‣ die zu erwartenden Wasserzuflüsse<br />

‣ der gewählte Querschnitt<br />

‣ die vorhandene Technik<br />

‣ du zu erwartenden Kosten<br />

Tabelle 10.2. Einige Abteufverfahren<br />

Bezeichnung Anwendung Bemerkung<br />

Bergmännische Verfahren<br />

Gewöhnliches<br />

Abteufverfahren<br />

Gefrierverfahren<br />

Zentrierverfahren<br />

Ansteckverfahren<br />

Schachtbohren<br />

Honigmannverfahren<br />

Rotarybohrverfahren<br />

in festem Gebirge mit<br />

relativ geringen<br />

Wasserzuflüssen (bis etwa<br />

3m 3 min -1 )<br />

In standfestem und<br />

nichtstandfestem Gebirge<br />

mit stark wasserführenden<br />

Schichten<br />

In standfestem, stark<br />

wasserführendem,<br />

klüftigem Gebirge<br />

In wenig standfestem und<br />

schwimmendem Gebirge<br />

Prinzipiell in allen<br />

Gesteinsarten<br />

In nicht standfestem,<br />

wasserführendem Gebirge<br />

(teilweise auch in härteren<br />

Schichten)<br />

In standfestem und<br />

nichtstandfestem Gebirge<br />

Hereingewinnung durch Bohr- und Sprengarbeit, Ladearbeiten mittels<br />

Mehrschalengreifern ( ), Förderung und Fahrung in Förderkübeln<br />

( ), weitgehende Anwendung von Bohrgeräteträgern<br />

(Abschlaglängen 3…5m) und Kabinengreifern (Leistungssteigerung um<br />

das 2- bis 4 fache im Vergleich zu den von Hand gesteuerten<br />

Schalengreifern) Einteilung nach der Reihenfolge der Arbeitsgänge:<br />

-aufeinanderfolgende Methode<br />

-Parallelmethode<br />

Durchschnittliche Abteufleistungen: 40…75m je Monat<br />

Spitzenleistung (1969 UdSSR):<br />

401,3m je Monat (7m Durchmesser, moderne Technik)<br />

Niederbringen von Bohrlöchern um den äußeren Rand des abzuteufenden<br />

Schachtes, Zirkulation eines Kälteträgers (Chlorkalziumlauge;<br />

Magnesiumlauge, unterkühltes flüssiges Ammoniak u. a.), Bildung eines<br />

Frostzylinders um die zu teufende Schachtröhre (einige Monate),<br />

Abteufarbeiten (s. oben) unter Weiterführung der Gefrierarbeiten<br />

Nach Erreichen des festen Gebirges (Fertigstellung des wasserdichten<br />

Ausbaus!) Auftauen des Frostkörpers<br />

Abdichten von wasserführenden Klüften, Spalten und Rissen durch einoder<br />

mehrmaliges Einpressen von Zementmilch bzw. Bitumen (bis 100 at),<br />

danach normales Abteufen;<br />

Bohren der Zementierbohrlöcher entweder von über Tage oder von der<br />

Schachtsohle aus;<br />

Vorteile: Bleibende Abdichtung des Gebirges (im Kali- und<br />

Steinsalzbergbau nur bei Bitumeninjektion gewährleistet!)<br />

Nach Eintreiben von Abtriebpfählen bzw. Stahlspundbohlen in das<br />

Gebirge wird innerhalb dieses vorläufigen Ausbaus abgeteuft.<br />

Schachtbohrverfahren sind den bergmännischen Verfahren schon jetzt im<br />

nichtstandfesten, wasserführenden Gebirge überlegen. Sie gewinnen<br />

ständig an Bedeutung. Bei fast allen Verfahren wird mit Umkehrspülung<br />

gearbeitet (Flüssigkeits- oder Luftspülung)<br />

Drehend arbeitende Schachtbohrverfahren mit umlaufender<br />

Tondickspülung (Aufrechterhaltung der Stöße);<br />

Herstellung des Bohrschachtes in mehreren Bohrstufen; Bohrwerkzeuge:<br />

in lockeren Gebirge Messer mit Hartmetallaufschweißung, in hartem<br />

Gestein Rollenbohrer; erreichte Bohrtiefe: 800m<br />

Teilweise Verwendung überschwerer Tiefbohrausrüstungen;<br />

Bohrwerkzeuge: Rollenmeißel; Übertragung von Drehmomenten<br />

>20000kpm; erreichte Bohrtiefe: 1800m<br />

195


Saugrohrverfahren<br />

In Lockergesteinen und<br />

Geröll<br />

Relativ billiges Verfahren mit einfacher Wasserspülung; Umkehrspülung;<br />

Bohrwerkzeuge: in mehreren Stufen angeordnete Schneidmeißel;<br />

Besonders geeignet für geringe Teufen (bis 150m).<br />

Bezeichnung Anwendung Bemerkung<br />

Mehrturbinenverfahren<br />

Kernbohrverfahren<br />

Abteufen mit<br />

Abteufmaschinen<br />

In standfestem und<br />

nichtstandfestem Gestein<br />

in standfestem Gebirge<br />

In standfestem Gebirge<br />

Abteufen nach der Parallelmethode<br />

Drei bis sechs Bohrturbinen sind auf einer Kreisfläche starr verbunden, so<br />

dass beim Bohrvorgang die gesamte Bohrlochsohle bearbeitet werden<br />

kann; Turbinen werden über Verteilerkopf mit Spülung (Spüldruck bis<br />

125at) versorgt;<br />

Keine Übertragung des Drehmoments durch das Gestänge;<br />

Bohrwerkzeuge: Rollenmeißel; Große Bohrgeschwindigkeiten, relativ<br />

hoher Energieverbrauch; nur Normalspülung möglich. Drehzahl vom<br />

Bohrdruck abhängig; Anwendung vorwiegend in der UdSSR.<br />

Bohrwerkzeug: mit Schneidrollen bestückte Bohrkronen, die einen Kern<br />

von etwa 2,5 m Durchmesser bohrt. Bei einer Länge von etwa 5 m wird<br />

der Kern unterschnitten (bis 60cm) und gezogen.<br />

Für das Erweitern des Bohrlochs werden Bohrer verwendet, die das<br />

Gestein radial angreifen.<br />

Arbeitsweise analog einer Streckenvortriebmaschine. Antrieb befindet sich<br />

unmittelbar über dem Bohrkopf (Verspannung der Maschine im<br />

Bohrloch). Einbringen des Schachtausbaus oberhalb der Maschine; keine<br />

Totzeiten durch Ziehen und Einfahren des Bohrkopfes; Anwendung<br />

vorwiegend beim Abteufen von Blindschächten<br />

196


Moderne Technologie der Parallemethode mit Bohrgeräteträger und Kabinengreifer<br />

Moderne Technologie des Schachtabteufens (Parallelmethode)<br />

1 Betonleitung; 2 Arbeitsbühne; 3 Kabinengreiferanlage; 4 Rüsselleitung; 5 Betonverschalung; 6 Förderkübel; 7 Bohrgeräteträger<br />

197


Gefrierverfahren<br />

Grenzteufen beim Gefrierverfahren in Abhängigkeit von den Materialeigenschaften des Frostzylinders (nach Trupak)<br />

Zementierverfahren (Anordnung der Zementierlöcher)<br />

198


Honigmann-Schachtbohrverfahren<br />

1 Antrieb (Drehstrommotor); 2 Antriebsrad der Bohrstange; 3 quadratische Bohrstange; 4 Spülkopf; 5 Kugellagerkopf;<br />

6 30-Mp-Winde; 7 Bohrer (Schab- und Stoßmeißelbesetzung); 8 Korb für zentrische Führung des Bohrers;<br />

9 Drucklufteintritt in das Bohrgestänge; 10 Spülschlauch; 11 Klärbecken<br />

Mehrturbinen-Schachtbohrverfahren<br />

a) Seitenansicht (Prinzip)<br />

b) b Schema der Drehbewegung<br />

199


10.2. Aus- und Vorrichtung in der Sohlenebene<br />

Zur Ausrichtung in der Sohlenebene gehören Stecken und großräumige Auffahrungen (Füllörter, Skipräume, Maschinen- und<br />

Werkstatträume, Sprengmittellager u. a.)<br />

Eine Sohle ist ein festgelegter Horizont mit allen in ihm oder annähernd in ihm aufgefahrenen Grubenbauen. Dazu zählen auch die<br />

Grubenbaue bis zur nächsthöheren Sohle (außer Schächte und Flachen).<br />

Bei der Wahl des Sohlenabstands sind u. a. zu berücksichtigen:<br />

Mächtigkeit, Einfallen, Art und Beschaffenheit der Lagerstätte<br />

Abbauverfahren<br />

Auffahrungs- und Unterhaltungskosten für die Sohlen<br />

Kosten für Förderung und Wasserhaltung<br />

Die zunehmende Mechanisierung aller Bergarbeiten lässt die Vergrößerung der Sohlenabstände zu.<br />

Das Füllort ist ein Grubenbau im Schnittpunkt eines Schachtes mit einer Strecke.<br />

Aufgaben:<br />

‣ Beschickung der Schachtfördereinrichtung (unterscheiden in Füllörter für Gestell- und Gefäßförderung)<br />

‣ Puffer zwischen Strecken- und Schachtförderung<br />

‣ Umschlagpunkt für Materialtransporte u. a.<br />

Richtstrecken werden geradlinig im Generalstreichen der Lagerstätte aufgefahren.<br />

Querschläge werden quer zum Streichen der Lagerstätte aufgefahren. Sie unterteilen die Lagerstätte in Bauabteilungen.<br />

Richtstrecken und Querschläge<br />

Zur Vorrichtung in der Sohlenebene gehören<br />

Grund- oder Sohlenstrecken (streichende, im Niveau der Sohle aufgefahrene Strecken in der Lagerstätte) (außer<br />

Sangerhäuser Abbaugebiet)<br />

Gangstrecken (im Streichen eines Ganges aufgefahren)<br />

Haspelberge u. a.<br />

Gesenke<br />

Strecken (Abbaustecken, Bohrstrecken, Wetterstrecken, Versatzstrecken u. a.)<br />

Überhauen<br />

Rollöcher<br />

Im Kupferschieferbergbau des VEB Mansfeld Kombinat „Wilhelm Pieck“ gibt es keine Vorrichtung in der üblichen Art (außer<br />

Schälschrapperstrebbau). Hier werden die Vorrichtungsorte dem Abbau folgend aufgefahren.<br />

Vorrichtung durch streichende Strecke<br />

200


Herstellen von Ausrichtungs- und Vorrichtungsgrubenbauen<br />

Vor Beginn der Arbeiten werden festgelegt:<br />

technisch und wirtschaftlich geeignete Arbeitsmittel<br />

zweckmäßiger Arbeitsablauf (rhythmisch, arhythmisch)<br />

daraus resultierende erforderlichen Ortsbelegung<br />

Der Querschnitt ist abhängig von den Erfordernissen für Förderung, Fahrung, Transport, Bewetterung und Einbauten. Zu beachten<br />

sind auch die gebirgsmechanischen Eigenschaften.<br />

Querschnitt einer zweigleisigen Ausrichtungsstrecke (Erzbergbau)<br />

Querschnitt einer Förderstrecke (Kalibergbau)<br />

Zyklogramm eines Streckenvortiebes<br />

201


Die notwendigen Arbeitsgänge der Vortriebsarbeiten (Gewinnung durch Bohr- und Sprengarbeit) sind:<br />

Hohe Vortriebsleistungen werden erreicht, wenn nach exakten Ablaufplänen gearbeitet wird.<br />

Bohrarbeiten werden im Erzbergbau vorwiegend schlagend und im Kalibergbau ausschließlich drehend durchgeführt. In ständig<br />

zunehmendem Maße kommen Bohrgeräteträger zur Anwendung.<br />

Wegen vieler Vorteile werden vorzugsweise ANO-Sprengstoffe verwendet (mechanisches Einbringen).<br />

Lade- und Förderarbeiten sind ebenfalls mechanisiert.<br />

Horizontalvortrieb (Wurfschaufellader, Zwischenladegerät, Förderwagen)<br />

a) Seitenansicht<br />

b) Draufsicht<br />

10.3. Aus- und Vorrichtung zwischen den Sohlen<br />

In einigen Fällen genügt die Ausrichtung durch Hauptsohlen nicht, es sind dann zusätzlich Zwischensohlen, Blindschächte oder<br />

Flachen notwendig.<br />

Zwischensohlen unterteilen die Lagerstätte zwischen zwei Hauptsohlen in Bauabschnitte. Sie werden von Blindschächten (evtl.<br />

Flachen) aus angefahren.<br />

Zu den Vorrichtungsgrubenbauen zwischen den Sohlen gehören<br />

Aufhauen (Grubenbaue mit Streckenquerschnitt, die in geneigter Lagerstätte schwebend oder schräg von unten nach<br />

oben aufgefahren werden)<br />

Abhauen (Auffahrung von oben nach unten)<br />

Überhauen (Grubenbaue, die in steil einfallenden, in großen stock- oder linsenförmig und in mächtigen Lagerstätten<br />

schwebend, schräg oder vertikal von unten nach oben aufgefahren werden)<br />

Teilsohlen (sölige Grubenbaue von Streckenquerschnitt, die zwischen den Sohlen aufgefahren werden und der<br />

Vorrichtung und dem Abbau der Lagerstätte dienen)<br />

Rollöcher (seigere oder geneigte Grubenbaue oder Trümer eines solchen durch die Haufwerk oder Versatz unter Nutzung<br />

der Schwerkraft gefördert wird)<br />

202


Hummerscherenlader und Gleispendelwagen im Streckenvortrieb<br />

a) Beladevorgang<br />

b) Entladevorgang<br />

Schrägbühne beim Auffahren von Überhauen geringer Höhe<br />

203


Mechanische Schrägbühne mit Fahrkorb in einem Überhauen<br />

Technologie des Auffahrens von Überhauen mit mechanischer Aufbruchbühne in ausbaulosen Überhauen<br />

204


Auffahren einer Rolle durch Großlochbohrung<br />

11. Abbau<br />

Die bergmännische Tätigkeit hat das Ziel, den volkswirtschaftlich nutzbaren Lagerstätteninhalt durch Abbau zu gewinnen. Zu<br />

einem Abbausystem gehören:<br />

Abbauverfahren<br />

Abbautechnik<br />

Abbauform<br />

Beherrschung des Gebirges (Behandlung des Daches)<br />

Abbauführung<br />

Gewinnungstechnik<br />

Ladetechnik<br />

Fördertechnik<br />

Wettertechnik<br />

Ausbautechnik<br />

Versatztechnik<br />

Abbauorganisation<br />

Ortsbelegung (Einteilung nach Aufgaben und Qualifikation)<br />

planmäßiger Arbeitsablauf<br />

11.1. Auswahl eines Abbausystems<br />

Regel:<br />

Nicht Maschinen für ein gewähltes Abbauverfahren entwickeln, sondern das Abbauverfahren nach bereits bewährten Maschinen<br />

gestalten!<br />

Beachte:<br />

Standfestigkeit von Lagerstätte und Nebengestein ändern sich durch gebirgsmechanische Einwirkungen während des Abbaus.<br />

Es sind natürliche (geologische, hydrologische, geochemische, ergonomische, technisch-technologische, arbeitsorganisatorische<br />

und ökonomische Faktoren zu berücksichtigen.<br />

205


Ein hocheffektives Abbausystem wird gekennzeichnet durch<br />

Gewährleistung der technischen Sicherheit und der Forderungen des Gesundheits- und Arbeitsschutzes<br />

hohe Abbauleistung<br />

optimale Betriebskonzentration<br />

hohes Grubenausbringen bei geringer Verdünnung<br />

hohen Mechanisierungsgrad<br />

hohe Grundmittelintensität<br />

minimale Selbstkosten<br />

Lagerstätten können im Tagebau oder im Tiefbau abgebaut werden. Bei der Entscheidung zum Tagebau oder Tiefbau ist das<br />

Verhältnis der Mächtigkeit von Deckgebirge und Lagerstätte ein wichtiges Kriterium. Die Grenzteufe, ab der der Tiefbau<br />

wirtschaftlicher als der Tagebau ist, hat sich in den letzten Jahren weiter zugunsten des Tagebaus verschoben.<br />

Für jeden Fall der Entscheidung zum Tage- oder Tiefbau ist eine spezielle Wirtschaftlichkeitsrechnung auf der Grundlage<br />

umfangreicher geologischer, geophysikalischer, geochemischer und bergmännischer Such- und Erkundungsarbeiten notwendig.<br />

Anteil des Abbaus im Tagebau (Weltmaßstab):<br />

Erz etwa 65%<br />

Steine und Erden 100%<br />

Kohle etwa 35%<br />

Vorteile des Abbaus im Tagebau<br />

relativ geringe Gewinnungskosten<br />

Einsatz hochleisungsfähiger Großgeräte hohe Effektivität<br />

minimale Abbauverluste<br />

Kombinierter Abbau im Tage- und Tiefbau<br />

Nachteile des Abbaus im Tagebau<br />

Beanspruchung landwirtschaftlicher Nutzflächen<br />

Witterungseinflüsse<br />

11.2. Einige Grundbegriffe<br />

In der nachfolgenden Tabelle 11.1. sind die wichtigsten Grundbegriffe mit Erläuterungen und Schemata sowie die dazugehörigen<br />

Formeln enthalten. In den Formeln bedeuten:<br />

M gebaute Mächtigkeit Q st stehenbleibender Lagerstättenteil<br />

M L Lagermächtigkeit Q ges<br />

ursprünglich anstehender<br />

Gesamtlagerstättenteil<br />

b P<br />

Breite des Pfeilers<br />

b K<br />

Breite der Kammer<br />

l st Länge des Strebes ϱ E<br />

Dichte des Erzes<br />

206


11.3. Abbauverfahren<br />

Bei der Wahl des Abbauverfahrens wird angestrebt, dieses den gegebenen Lagerstättenbedingungen und den vorhandenen<br />

Mechanisierungsmöglichkeiten so anzupassen, dass Gesundheits- und Arbeitsschutz und Ökonomie gewährleistet sind. Wichtige<br />

Faktoren sind der Wert des zu gewinnenden Minerals bzw. auch dessen Konzentration. Beim Abbau von Kalisalzen und<br />

Steinsalzen muss die Empfindlichkeit der Werkstoffe gegen eindringendes Wasser berücksichtigt werden (Erhaltung der<br />

Standsicherheit des Deckgebirges).<br />

Einige Gerätekombinationen:<br />

Kalibergbau<br />

Kammerbau mit kurzen Pfeilern:<br />

Großlochbohrwagen<br />

Sprenglochbohrwagen<br />

Sprengstoffladefahrzeug<br />

Schaufellader<br />

Erzbergbau<br />

Teilsohlenbau mit Versatz:<br />

Bohrwagen<br />

Bunkerlader<br />

Geradestrebbau:<br />

1 Drehbohrmaschine auf Bohrgeräteträger<br />

1 Schrapper<br />

30 Hydraulikausbaueinheiten<br />

Tabelle 11.1. Grundbegriffe des Abbaues<br />

Begriff<br />

Erläuterung<br />

Dach<br />

Über dem Abbau befindliches festes<br />

oder loses Gestein. Teilweise<br />

künstliches Dach (selbsthärtender<br />

Versatz, Mattenhölzer, Drahtgewebe)<br />

207


Abbaurichtung<br />

Richtung des Fortschreitens des Abbaues –<br />

bezogen auf das Streichen derLagerstätten<br />

Verhiebsrichtung<br />

Richtung des Fortschreitens des in Angriff<br />

genommenen Abbaustoßes<br />

Abbau- und Vorrichtungen<br />

Abbaufortschritt<br />

Vorrücken des Abbaustoßes in<br />

Abbaurichtung in der Zeiteinheit<br />

Abbauführung<br />

Vorwärtsbauen<br />

Rückbau<br />

vorwiegend organisatorische Festlegungen<br />

beim Abbau einer Lagerstätte<br />

Bestandteile:<br />

Unterteilung der Lagerstätte in Baufelder<br />

oder –abteilungen, Fortschreiten des<br />

Abbaues innerhalb der Lagerstätten<br />

Führung des Abbaues vom Hauptschacht<br />

zur Baufeld- oder Grubenfeldgrenze.<br />

Vorteile: schnelle Aufnahme des Abbaues,<br />

relativ niedrige Betriebskosten in der ersten<br />

Phase.<br />

Nachteile: Notwendigkeit des Offenhaltens<br />

von Grubenbaue in bereits abgebauten<br />

Baufeldern, Gefahr von<br />

Wetterkurzschlüssen, ständig steigende<br />

Betriebskosten mit zunehmender<br />

Entfernung zum Schacht.<br />

Beginn des Abbaues nach Beendigung der<br />

Ausrichtung an der Baufeld- oder<br />

Grubenfeldgrenze<br />

Vorteile: Verringerung der<br />

Unterhaltungskosten durch teilweise<br />

Abwerfen von Aus- und<br />

Vorrichtungsgrubenbauen, zusätzlich<br />

umfangreiche geologische Erkundungen<br />

der Lagerstätten vor Aufnahme des<br />

Abbaues<br />

Nachteile: Hoher Zeitbedarf bis zum<br />

Erreichen der vollen Produktionshöhe<br />

Anbaubankverluste:<br />

Abbau-verfahren<br />

Art und Weise des Abbaues einer<br />

Lagerstätte<br />

V A<br />

( )<br />

M<br />

% m<br />

208


Abbauform<br />

Gestalt und planmäßige Anlage von<br />

Abbauen bzw. zum Abbau vorgesehener<br />

Lagerstättenteil<br />

Pfeiler<br />

Regelmäßiger Abschnitt, der von zwei<br />

oder mehr Strecken oder Kammern<br />

(teilweise vom Alten Mann) begrenzt<br />

wird (teilweise späterer Abbau<br />

Pfeilerverluste:<br />

Feste<br />

Endgültig stehenbleibender Abschnitt<br />

V P<br />

b;M<br />

% m<br />

Scheibe<br />

Söhliger oder bankebener<br />

Lagerstättenabschnitt von<br />

abbaugünstiger Höhe<br />

planmäßiger<br />

Abbauverlust<br />

Summe der bauwürdigen<br />

Lagerstättenteile eines Baufeldes oder<br />

einer Bauabteilung, die aus technischtechnologischen,<br />

ökonomischen oder<br />

sicherheitstechnischen Gründen<br />

planmäßig stehenbleiben müssen<br />

Planmäßiger Abbauverlust:<br />

Effektiver<br />

Abbauverlust<br />

Tatsächlich beim Abbau verlorengehende<br />

Lagerstättenteile<br />

V Plan<br />

Q st ; Q ges<br />

% m 3 ; t<br />

Grubenausbringen:<br />

Grubenausbringen<br />

Verhältnis des geförderten<br />

Lagerstätteninhaltes zum ursprünglich<br />

anstehenden bauwürdigen<br />

Lagerstättenvorrat<br />

G<br />

Q gef ; Q ges<br />

% m 3 ; t<br />

Verdünnung<br />

Verringerung des prozentualen Gehaltes<br />

des nutzbaren Lagerstätteninhaltes im<br />

Haufwerk durch taubes Gestein<br />

Abbauleistung im Strebbau:<br />

Abbauleistung<br />

Menge des Lagerstätteninhaltes, die in<br />

einem bestimmten Zeitabschnitt in einem<br />

Abbau gewonnen wird<br />

P A M l st<br />

m m<br />

Leistungsangaben:<br />

m 3 /M h; t/M h; m 3 /MS; t/MS<br />

209


Tabelle 11.2. Abbauformen<br />

Abbauform<br />

Erläuterung<br />

Weitungsbau<br />

Auffahren von Weitungen mit<br />

unterschiedlichen Formen und<br />

Größen. Diese werden durch<br />

unregelmäßige Pfeiler oder/und<br />

Schweben begrenzt.<br />

Kammerbau<br />

Unter- oder/und nebeneinander<br />

liegende Kammern von<br />

regelmäßiger Gestalt (meist<br />

rechteckige Grundfläche),<br />

Begrenzung durch regelmäßige<br />

Pfeiler und Schweben (Bild oben<br />

mit langen, Bild unten mit kurzen<br />

Pfeilern).<br />

Pfeilerbau<br />

Rückbau von durch Strecken oder<br />

Abbauräume umfahrenen<br />

nebeneinander liegenden<br />

Lagerstättenteilen (Pfeilern)<br />

Teilsohlenbau<br />

Abbau einer Lagerstätte durch<br />

söhlige oder bankebene<br />

Lagerstättenabschnitte<br />

abbaugünstiger Höhe<br />

Teilsohlenkammerbau mit Versatz<br />

210


Strebbau<br />

Fortlaufender Verhieb des<br />

Abbaustoßes als langgestreckter<br />

Abbauraum. Begrenzung des<br />

Streben durch Abbaustoß und<br />

Versatz bzw. Bruch<br />

Strebbau mit Versatz<br />

Firstenstoßbau<br />

Abbaurichtung stets schwebend<br />

(in Richtung Firste). Anwendung<br />

in steilstehenden Lagerstätten.<br />

Firstenstoßbau mit Versatz<br />

Srossenbau<br />

Abbaurichtung stets fallend,<br />

Anwendung (selten!) in steiler<br />

Lagerung<br />

Blockbau<br />

Abbau von großen, regelmäßig<br />

geformten (meist quaderförmigen)<br />

Blöcken<br />

Strossenbau<br />

211


Geradstrebbau<br />

Bogenstrebbau<br />

212


Schälschrapperstrebbau<br />

1 Antriebs- und Steuerstation; 2 Teppichförderer; 3 Auffahrtsblech; 4 Schrapperkasten; 5 Schrapperkette (Zugturm);<br />

7 Umkehrstation; 8 Andruckkette; 9 Stützkörper<br />

213


Tabelle 11.3. Unterschiedliche Arten der Behandlung des Daches<br />

Behandlung des<br />

Daches<br />

Beschreibung<br />

Abbau mit<br />

offenen<br />

Abbauraum<br />

Abbauräume bleiben ohne<br />

Versatz und planmäßigen<br />

Stützausbau. Meist bleiben<br />

Pfeiler stehen.<br />

Abbau mit<br />

planmäßiger<br />

Magazinierung<br />

im Abbauraum<br />

(Magazinbau)<br />

Durch teilweise<br />

Magazinierung werden<br />

Standflächen für<br />

Gewinnungsarbeiten<br />

geschaffen. Magaziniertes<br />

Haufwerk erfüllt die gleichen<br />

Aufgaben wie Versatz.<br />

Magazinbau<br />

Abbau mit<br />

planmäßigem<br />

Versatz<br />

(Versatzbau)<br />

Durch Einbringen von<br />

Versatz in den nicht mehr<br />

benötigten Abbauraum<br />

werden Gebirgsbewegungen<br />

eingeschränkt.<br />

Abbau mit<br />

bleibendem<br />

Ausbau<br />

Teilsohlenbau mit Versatz<br />

(abwärtsgeführt)<br />

Sicherung des<br />

Abbauraumes durch<br />

sofortiges Einbringen von<br />

bleibendem Ausbau (meist<br />

zusätzliches Einbringen von<br />

Versatz)<br />

Abbau mit<br />

planmäßigem<br />

Zubruchwerfen<br />

des Daches<br />

(Bruchbau)<br />

Abschnittsweises<br />

Zubruchwerfen des Daches,<br />

dadurch Verringern von<br />

Spannungen, Vermeiden<br />

von Hohlräumen im Alten<br />

Mann.<br />

Teilsohlenbau mit Versatz (aufwärtsgeführt)<br />

214


Tabelle 11.4. Einteilung der Abbauverfahren<br />

215


Strebausbau mit langen Bohrlöchern und Haufwerkspuffern<br />

Tabelle 11.5. Einige im Erz- und Kalibergbau der DDR angewandte Abbauverfahren<br />

Abbauverfahren Mechanisierung Abbauleistung Anwendung<br />

Erzbergbau<br />

Strebbau mit<br />

bogenförmigem<br />

Abbaustoß (mit<br />

Versatz)<br />

Huntestreb<br />

Abbauhämmer,<br />

Schlagbohrmaschine<br />

Zughaspel<br />

in allen Lagerstättenteilen des<br />

Kupferschieferbergbaus möglich, Verwurfbeträge<br />

bis etwa 2m, Sandsteinschwellungen bis zu einer<br />

Scheitelhöhe von etwa 2m.<br />

Schießerstreb<br />

Drehbohrmaschinen,<br />

Abbauhämmer,<br />

Zughaspel<br />

≈<br />

mechanisierter<br />

Bogenstreb<br />

Schlagbohrmaschine,<br />

Abbauhämmer, Plattenbänder<br />

oder Einschienenförderer<br />

≈<br />

in Lagerstättenteilen des Kupferschieferbergbaus<br />

5 , vorwiegend bei Vererzung der Lagen<br />

1 bis 5 (bei anderen Lagengültigkeiten nur, wenn<br />

wegen tektonischer Störung kein Geradstrebbau<br />

möglich ist (Verwurfsbeträge bis etwa 1,5m,<br />

Sandsteinschwellungen bis etwa 1m).<br />

Geradstrebbau<br />

(mit Versatz)<br />

Drehbohrmaschinen auf<br />

Bohrgeräteträgern, Schrapper,<br />

Hydraulikausbau<br />

≈<br />

in Lagerstättenteilen des Kupferschieferbergbaues<br />

, kein Abbau von Feldesteilen mit<br />

Lagengültigkeiten 1 bis 5, Verwurfsbeträge bis<br />

0,5m, Sandsteinschwellungen bis 1m).<br />

216


Schälschrapperstrebbau<br />

Strebbruchbau<br />

mit langen<br />

Bohrlöchern und<br />

Haufwerkspufferung<br />

Vollmechanisierung durch<br />

Schälschrapper und<br />

Teppichförderer<br />

Drehbohrmaschinen auf<br />

Bohrgeräteträgern<br />

Sprengstoffladegeräte<br />

Mehrgefäßschrapper<br />

5<br />

5<br />

in Lagerstättenteilen des Kupferschieferbergbaues<br />

mit regelmäßiger Ausbildung des<br />

Flözes, kein Abbau von Feldesteilen mit<br />

Lagengültigkeiten von 1 bis 6 (Abbau der Lagen 1<br />

bis5, wenn in der Lage 5 ein „Kupfersprung“<br />

vorhanden ist)<br />

in geringmächtigen, flözartigen Lagerstätten mit<br />

söhliger bis flacher, regelmäßiger Lagerung<br />

Kleinkammerbau<br />

mit Versatz<br />

Schlagbohrmaschinen auf<br />

Bohrgeräteträgern,<br />

Sprengstoffladegeräte, Schrapper<br />

(in der Vorrichtung Bunkerlader)<br />

in mächtigen Erzkörpern, Nebengestein mit<br />

ausreichender Verbandsfestigkeit<br />

Kammerpfeilerbau<br />

Schlagbohrmaschinen auf<br />

Bohrgeräteträgern,<br />

Sprengstoffladegeräte, Schrapper<br />

(kombiniert mit<br />

Umlaufschrappern oder<br />

Bunkerladern)<br />

in flözartigen Lagerstätten mit mittlerer Mächtigkeit<br />

Teilsohlenbruchbau<br />

Schlagbohrmaschinen auf<br />

Bohrgeräteträgern,<br />

Sprengstoffladegeräte, Schrapper<br />

oder Bunkerlader, pneumatische<br />

Rollenverschlüsse (mit<br />

Vibrationsauftrag bei plastischem<br />

Gebirge)<br />

5<br />

bei zum Nachbruch neigenden Deckgebirge, das<br />

zum Zubruchwerfen des Hangenden geeignet ist, bei<br />

mittelerer bis großer Mächtigkeit<br />

Teilsohlenbau<br />

mit Versatz<br />

Firstenstoßbau<br />

Laugung in<br />

Kammern<br />

Schlagbohrmaschinen auf<br />

Bohrgeräteträgern,<br />

Sprengstoffladegeräte, Schrapper<br />

oder Bunkerlader, pneumatische<br />

Rollenverschlüsse (mit<br />

Vibrationsauftrag bei plastischem<br />

Gebirge)<br />

Teleskopbohrmaschinen,<br />

bohrstützengeführte<br />

Schlagbohrmaschinen,<br />

Sprengstoffladegeräte, Schrapper,<br />

pneumatische Rollenverschlüsse<br />

Schlagbohrmaschinen auf<br />

Bohrgeräteträgern<br />

Sprengstoffladegeräte Schrapper<br />

(zum teilweisen Abfördern des<br />

Haufwerkes) Kreiselpumpen<br />

bei mittlerer bis großer Mächtigkeit bei<br />

unregelmäßigen Formen der Erzkörper (universelle<br />

Anwendbarkeit)<br />

in Gangerzlagerstätten<br />

in Lagerstätten mit mittlerer bis großer Mächtigkeit<br />

und schwacher Vererzung, die nicht<br />

wasserdurchlässig sind. Das Liegende ist<br />

undurchlässig<br />

Laugung im<br />

Anstehenden<br />

durch<br />

Bohrungen<br />

Großlochbohrmaschinen<br />

Kreiselpumpen<br />

in Lagerstätten mit mittlerer bis großer Mächtigkeit<br />

und schwacher Vererzung, die eine relativ gute<br />

Durchlässigkeit besitzen. Das Liegende ist<br />

undurchlässig.<br />

Kalibergbau<br />

Kammerbau mit<br />

langen Pfeilern<br />

Säulendrehbohrmaschinen,<br />

Sprengstoffladegeräte, Schrapper<br />

5 in Kalilagern großer Mächtigkeit<br />

217


Kammerbau mit<br />

kurzen Pfeilern<br />

Großbohrlochwagen,<br />

Sprenglochbohrwagen<br />

Sprengstoffladegeräte Fahrlader<br />

oder Frässcheibenlader in<br />

Verbindung mit<br />

Schwerlasttransportfahrzeugen,<br />

Brecheranlage<br />

in Kalilagern mittlerer bis großer Mächtigkeit<br />

Moderne Form des Scheibenbruchbaues<br />

Firstenstoßbau-moderne Variante<br />

Blocklaugung<br />

11.4. Technologien der untertägigen Laugung<br />

Die Laugung ist eine Methode, mit herkömmlichen Gewinnungsverfahren nicht mehr bauwürdige Lagerstättenteile wirtschaftlich<br />

zu gewinnen.<br />

Durch dieses moderne Verfahren werden die Arbeitsbedingungen der Bergleute verbessert und die Sicherheit der bergmännischen<br />

Arbeiten erhöht.<br />

Blocklaugung<br />

Entsprechend den geplanten Kammerparametern wird der Lagerstätteninhalt durch Bohr- und Sprengarbeit hereingewonnen und<br />

magaziniert. In bestimmten Fällen werden vorher die Kammerstrossen zum Vermeiden von Lösungsverlusten abgedichtet (z. B.<br />

durch Polyäthylenfolien). Das Laugenmedium gelangt über Rohrleitungen (Polyäthylen) und wird in periodischen Abständen auf<br />

das magazinierte Erz gesprüht.<br />

218


Der Übergang des Metalls in Lösung geschieht nach der Methode der kapillaren Laugung.<br />

Nach mehrmaligem Kreislauf erfolgt der Tramsport der metallhaltigen Lösung zum Aufbereitungswerk bzw. wird das Metall<br />

durch Sorption aus der Lösung gewonnen (synthetische Ionenaustauscher).<br />

Die gelaugten Bruchmassen verbleiben als Versatz im Abbau.<br />

Technisches Schema:<br />

Laugung im Anstehenden (in situ) durch Bohrungen<br />

In wasserdurchlässigen Lagerstätten mit undurchlässigem Liegendem könne die nutzbaren Komponenten unmittelbar aus dem<br />

Gebirge gelöst werden. Der Lagerstättenabschnitt wird hierzu durch Bohrungen von über oder unter Tage aus vorgerichtet, die<br />

Laugelösung über Einpressbohrlöcher eingepresst und die angereicherte Lösung über Austragbohrlöcher abgepumpt.<br />

Laugen im Anstehenden durch Bohrung<br />

11.5. Technologien des Lösens<br />

Gewinnung von Steinsalz durch Lösen im Weltmaßstab:<br />

5<br />

Lösen in Kammern<br />

Das Lösen von Steinsalz erfolgt hierbei entweder durch Spritzverfahren oder nach dem Prinzip des Lösens bei ruhender Lösung<br />

am festen Stoß.<br />

Sowohl Steinsalz als auch Kalisalz (Sylvinit) können über Bohrlöcher gelöst und gefördert werden.<br />

219


Vorteile:<br />

Möglichkeit des Abbaus in großen Teufen<br />

Vereinigung von Salzgewinnung und –lösung in einem Prozess<br />

keine Untertage-Beschäftigten<br />

Mit dem Lösen von Kalisalzen (Sylvinit) wurde erst in den letzten Jahren begonnen.<br />

In großen Teufen ist es wirtschaftlicher als die konventionelle bergmännische Gewinnung.<br />

Lösen von Steinsalzen über Bohrlöcher<br />

Selektives Lösen von Kalisalz über Bohrlöcher<br />

220


Schematische Darstellung des Lösens von Kalisalz:<br />

11.6. Versatz<br />

Mit Versatz (Versetzen) bezeichnet man das Wiederausfüllen beim Abbau entstandener Hohlräume oder anderer abgeworfener<br />

Grubenbaue mit Versatzmaterial.<br />

Aufgaben:<br />

Stützen der beim Abbau freigelegten Dachschichten und Stöße<br />

Sichern des Abbauraums für die weitere Gewinnung<br />

Erhöhen der Grubensicherheit<br />

Verringern der Abbauverluste<br />

Verhüten von Bergschäden<br />

221


Tabelle 11.6. Einige Begriffe<br />

Begriff<br />

Versatzmaterial<br />

Ortseigene<br />

Versatzberge<br />

Versatzwirtschaft<br />

Erläuterung<br />

Versatzberge sowie für den Versatz geeignete<br />

Betriebsabfälle<br />

Versatzberge, die in dem Grubenbau, in dem sie<br />

anfallen, als Versatzmaterial verwendet werden<br />

Planmäßige Verteilung des Versatzmaterials im<br />

Grubengebäude einschließlich der Organisation,<br />

der Beschaffung und Förderung von<br />

Versatzmaterial sowie der Arbeit des Versetzens<br />

Füllungsgrad<br />

Verhältnis des Volumens des eingebrachten<br />

Versatzmaterials V Vers zum Volumen des<br />

versetzten Hohlraumes η vers V vers ; V Hohlr<br />

% m 3<br />

Tabelle 11.7. Versatzarten und –verfahren<br />

Begriff<br />

Vollversatz<br />

Teilversatz<br />

Rippenversatz<br />

Handversatz<br />

Mechanisierter<br />

Versatz<br />

Erläuterung<br />

Vesatzverfahren, bei dem der<br />

Hohlraum, erforderlichenfalls unter<br />

Aussparen von Strecken oder<br />

anderen Grubenbauen, mit<br />

Versatzmaterial nach Möglichkeit<br />

vollständig ausgefüllt wird<br />

Versatzverfahren, bei dem Teile des<br />

Hohlraumes planmäßig nicht wieder<br />

ausgefüllt werden<br />

Teilversatz in Form von Rippen mit<br />

regelmäßigen, nicht wieder<br />

ausgefüllten Zwischenräumen<br />

Vesatzverfahren, bei dem das<br />

Versetzen von Hand erfolgt<br />

Versatzverfahren, bei dem das<br />

Versetzen mit Hilfe von Maschinen<br />

erfolgt<br />

Erhärtender<br />

Versatz<br />

Mechanisierter Versatz, bei dem<br />

kleinstückiges Versatzmaterial<br />

durch Rohrleitungen in die zu<br />

versetzenden Hohlräume<br />

transportiert wird und dort erhärtet.<br />

Das Erhärten kann durch Zugabe<br />

von Bindemitteln (Betonversatz)<br />

oder durch Oxydationsprozesse<br />

geeigneter Materialien erfolgen.<br />

Blasversatz<br />

Mechanisierter Versatz, bei dem<br />

kleinstückiges Versatzmaterial in<br />

222


der Nähe des zu versetzenden<br />

Grubenbaues maschinell in einen<br />

Druckluftstrom eingeschleust wird<br />

(Blasversatzmaschine), der es in<br />

einer Rohrleitung in den Hohlraum<br />

fördert<br />

Schleuderversatz<br />

Mechanisierter Versatz, bei dem<br />

kleinstückiges Versatzmaterial einer<br />

maschinellen Versatzmaschine<br />

aufgegeben wird, die es<br />

beschleunigt und in den zu<br />

versetzenden Grubenbau schleudert<br />

Versatzzuführungschematische<br />

Darstellung<br />

Spülversatz<br />

Mechanisierter Spülversatz, bei dem<br />

kleinstückiges Versatzmaterial in<br />

Rohrleitungen mittels eines<br />

Flüssigkeitsstromes in den zu<br />

versetzenden Grubenbau gefördert<br />

und dort gefiltert wird<br />

12. Aufbereitung<br />

Die Aufbereitung ist die erste Verarbeitungsstufe mineralischer Rohstoffe. Nur in den seltensten Fällen ist es möglich, die<br />

Produkte des Bergbaus unmittelbar bis zum Endprodukt zu verarbeiten.<br />

12.1. Bedeutung der Aufbereitung und Kennzeichnung des<br />

Aufbereitungserfolgs<br />

Bergbaulich gewonnenes Gut<br />

Rohhaufwerk<br />

Aufgabegut ( )<br />

223


Aufbereitung<br />

Konzentrat<br />

(q c ;c w )<br />

q a ; q b ; q c Masse<br />

a w ; b w ; c w Wertstoffgehalt<br />

Mögliche technologische Zielstellungen der Aufbereitung:<br />

Endpunkt gleicher Körnung<br />

Anreichern der nutzbaren Komponente (Konzentrat)<br />

Trennen mehrerer nutzbarer Komponenten<br />

Die Aufbereitung gewinnt ständig mehr an Bedeutung, weil der Widerspruch zwischen dem verstärkten Abbau von ungünstig<br />

zusammengesetzten Lagerstätten und steigenden Qualitätsforderungen gelöst werden muss. Wesentliche Aufgaben ergeben sich<br />

auch für die Aufbereitung aus der im Komplexprogramm des RGW festgelegten gemeinsamen Nutzung armer, schwer zu<br />

verarbeitender bergbaulicher Rohstoffe.<br />

Dabei geht es um die Entwicklung kostengünstiger, dem neuesten Stand der Technik entsprechender Technologien zur rationellen<br />

Nutzung der Rohstoffe.<br />

In der Aufbereitung werden physikalische, physikalisch-chemische Verfahren angewendet.<br />

Die Anforderungen an die Aufbereitung werden ständig größer.<br />

Gründe dafür sind:<br />

Abbau wertstoffärmerer Lagerstätten<br />

Verdünnung des Rohhaufwerks infolge zunehmender Mechanisierung der Gewinnung<br />

wachsende Anforderungen der Verbraucher<br />

Aufbereitungsverfahren sind billiger als nachfolgende Verfahren<br />

Kennziffern des Aufbereitungserfolgs:<br />

‣ Masseausbringen v M in %<br />

‣ Wertstoffausbringen mw in %<br />

‣ Anreicherungsverhältnis i<br />

Masseausbringen:<br />

Berge; Abgänge<br />

(q b ;b w )<br />

Wertstoffausbringen:<br />

Anreicherungsverhältnis:<br />

12.2. Verfahrensgruppen<br />

Zerkleinern:<br />

Grob-, Mittel-, Feinzerkleinerung<br />

Klassieren:<br />

Sieb-, Stromklassierung<br />

224


physikalische Verfahren<br />

Elektrosortierung Magnetscheidung Floration Dichtesortierung<br />

chemische Verfahren<br />

Eisenerzöstung Löseverfahren Laugung Fällung Ionenaustausch Extraktion<br />

Ergänzende Verfahren:<br />

Trennen von Feststoff und Flüssigkeit, Staubabscheidung, Stückigmachen, Fördern und Bunkern, Probennahme.<br />

Die angegebenen Verfahrensgruppen entsprechen nicht in jedem Fall der Reihenfolge im technologischen Prozess der<br />

Aufbereitung.<br />

12.2.1. Zerkleinern<br />

Das Zerkleinern ist meist die erste Verfahrensstufe. Dabei werden<br />

die Mineralbestandteile aufgeschlossen<br />

die Oberflächen vergrößert und<br />

bestimmte Korngrößenbereiche hergestellt<br />

Beanspruchungsarten in Zerkleinerungsmaschinen<br />

Einteilung der Zerkleinerung:<br />

nach der Korngröße des zerkleinerten Materials in Grob-, Mittel- und Feinzerkleinerung<br />

nach der Härte des Zerkleinerungsgutes in Hart-, Mittel- und Weichzerkleinerung<br />

Zerkleinerungsgrad:<br />

Der Durchsatz der in der DDR befindlichen Zerkleinerungsanlagen beträgt jährlich etwa 1,2 Milliarden Tonnen. Dafür werden<br />

etwa 8% unserer gesamten Elektroenergieerzeugung benötigt. Der energetische Aufwand ist besonders bei der Feinzerkleinerung<br />

sehr groß. 75 bis 80% der gesamten Zerkleinerungskosten entfallen auf die Feinzerkleinerung.<br />

Tabelle 12.1. Übersicht über die Zerkleinerung<br />

d k mittlerer Korndurchmesser<br />

Index 1 vor dem Zerkleinern<br />

Index 2 nach dem Zerkleinern<br />

Zerkleinerungsstufe Grobzerkleinerung Mittelzerkleinerung Fein- (Feinst-) zerkleinerung<br />

Korngröße (nach der<br />

Zerkleinerung<br />

>50mm grober Schotter<br />

Zerkleinerungsgrad 5…6 5….15<br />

Zerkleinerungsmaschinen<br />

Backenbrecher<br />

Kegelbrecher<br />

Walzenbrecher<br />

Kaskadenmühle<br />

10mm feiner Schotter<br />

Schlagmühle<br />

Ringwalzenmühle<br />

Hammerbrecher<br />

Kaskadenmühle<br />

1mm (Pulver)<br />

0,05mm (Puder)<br />

10…50<br />

teilweise > 50<br />

Kugelmühle<br />

Stiftmühle<br />

Prallmühle<br />

Walzenmühle<br />

Kaskadenmühle<br />

225


Backenbrecher<br />

Kegelbrecher<br />

Kugelmühle<br />

Kugelbewegung in einer Kugelmühle<br />

226


Kaskadenmühle<br />

Prallbrecher<br />

Walzenbrecher<br />

227


Hammerbrecher<br />

12.2.2. Klassieren<br />

Die Klassierung dient dem Trennen von Körnerkollektiven in Korngrößenbereiche. Die zwei Möglichkeiten hierzu sind:<br />

Siebklassieren<br />

Stromklassieren<br />

Siebvorgang<br />

Schwingsieb-Trommelsieb<br />

a) Schwingsieb<br />

b) Trommelsieb<br />

228


Tabelle 12.2. Stromklassierung<br />

Medium Kraftfeld Beispiele<br />

Wasser<br />

Luft<br />

Mechanische Klassierer<br />

Schwerkraft<br />

Zentrifugalkraft<br />

Schwerkraft<br />

Schwerkraft und<br />

Zentrifugalkraft<br />

Spitzkasten<br />

Klassierkegel<br />

Rechenklassierer<br />

Kratzbandklassierer<br />

Schraubenklassierer<br />

Aufstromklassierer<br />

Zyklon<br />

Zentrifugalsichter<br />

Schwerkraftsichter<br />

Streuwindsichter<br />

a) Rechenklassierer (mit Rührwerk)<br />

b) Kratzbandklassierer<br />

c) Schraubenklassierer<br />

Klassierkegel<br />

Hydrozyklon<br />

229


Aufstromklassierer<br />

Trennmerkmale sind die geometrischen Abmessungen (Korngrößenklassen) oder die Sinkgeschwindigkeiten<br />

(Gleichfälligkeitsklassen) der Körner.<br />

Oftmals werden Klassierer mit Zerkleinerungsmaschinen im Kreislauf betrieben.<br />

12.2.3. Anreichern<br />

Zum Anreichern werden verschiedene Verfahren angewendet, die auf physikalischer oder chemischer Grundlage beruhen.<br />

Bei physikalischen Anreicherungsverfahren werden Unterschiede in den physikalischen Eigenschaften des Aufbereitungsgutes<br />

ausgenutzt.<br />

Dazu gehören u. a.:<br />

die Dichte (Dichtesortierung)<br />

das Verhalten im magnetischen Feld (magnetische Sortierung)<br />

das Verhalten im elektrischen Feld (elektrische Sortierung)<br />

die Grenzflächeneigenschaften (Flotation)<br />

Schwimm-Sink-Sortierung<br />

Die Dichtesortierung ermöglicht eine gute Trennschärfe zwischen 1 und 100mm (teilweise bis 0,03mm). Die wichtigsten<br />

Verfahren sind:<br />

‣ Schwimm-Sink-Sortierung<br />

‣ Sortieren in Setzmaschinen<br />

‣ Sortieren auf Herden und in Rinnen<br />

Kolbensetzmaschine<br />

a) Trennvorgang auf einer Setzmaschine<br />

b) Schema einer Kolbensetzmaschine<br />

230


Tabelle 12.3. Einige Scherstoffe für die Schwimm-Sink-Sortierung<br />

Schwerstoff<br />

Dichte des<br />

Schwerstoffes<br />

in g cm -3<br />

Ferrosilizium ≈ 3,2…3,8<br />

Galenit 7,4…7,6 3,3<br />

Magnetit 4,9…5,2 2,4<br />

Pyrit 5,0…5,2 2,4<br />

Baryt 4,3…4,7 2,0<br />

Quarzsand ≈ 1,4<br />

erzielbare Dichte<br />

der Trübe<br />

in g cm -3<br />

Tabelle 12.4. Verhalten einiger Minerale im Magnetfeld<br />

stark<br />

magnetisch<br />

Magnetit<br />

(Fe 3 O 4 )<br />

Ilmenit<br />

(FeTiO 3 )<br />

Magnetscheidung<br />

schwach<br />

magnetisch<br />

Siderit<br />

(FeCO 3 )<br />

Hämatit<br />

(Fe 2 O 3 )<br />

Manganit<br />

MnO 2 •Mn(OH) 2 )<br />

nicht<br />

magnetisch<br />

Kalkspat<br />

(CaCO 3 )<br />

Pyrit<br />

(FeS 2 )<br />

Quarz<br />

(SiO 2 )<br />

Die Trennung durch Magnetscheidung erfolgt fast ausschließlich in inhomogenen Feldern von Magnetsystemen.<br />

Es werden Schwachfeldscheider für starkmagnetisches Gut und Starkfeldscheider für schwachmagnetisches Gut unterschieden.<br />

Bei der elektrischen Sortierung werden die Mineralkörner vor dem Scheiden elektrisch aufgeladen.<br />

Nach dem Prinzip des Aufladens werden unterschieden:<br />

Elektroscheider<br />

elektrostatische Scheider (Reibaufladung, Kontaktpolarisation)<br />

Koronascheider<br />

a) Plattenscheider b) Walzenscheider c) Jalousiescheider<br />

231


Entsprechend den verschiedenen Bauarten werden<br />

Plattenscheider<br />

Walzenscheider<br />

Jalousienscheider<br />

verwendet.<br />

Die Flotation ist das wichtigste Verfahren für die Fein- und Feinstkornsortierung von Erzen, Nichterzen, Salzen und Steinkohle.<br />

Dabei werden an Phasengrenzflächen wirkende Kräfte ausgenutzt (Nutzung Benetzbarkeit).<br />

Flotation<br />

Flotation – Vorgang im Detail<br />

Arten der Flotation:<br />

Schaumflotation<br />

Agglomerationsflotation<br />

Ölflotation<br />

Herdflotation<br />

Ionenflotation<br />

Die verbreitetste Anwendung findet gegenwärtig die Schaumflotation. Dabei werden die Mineralkörner in feinverteilter Form in<br />

Wasser, dem verschiedene Reagenzien zugesetzt wurden (Sammler, Schäumer, Regler), suspendiert.<br />

Die Sammler machen bestimmte Mineralpartikeln wasserabweisend und verleihen ihnen eine starke Affinität zur Luft<br />

Beispiele: Erdöl, Kerosin, Xanthate, Xanthogenate, Amine, Seifen.<br />

Die Schäumer verringern die Oberflächenspannung des Wassers. Durch in den Flotationsappart eingeblasene Luft erzeugte<br />

Gasblasen tragen die auszutragende Komponenten an die Oberfläche.<br />

232


Die Regler sollen entweder verhindern, dass bestimmte Minerale flotiert werden (Drücker) oder dass diese Werkstoffe flotiert<br />

werden, nachdem andere nutzbare Komponenten abgetrennt wurden (Beleber, Verstärker).<br />

Beispiele: Natrium- und Kaliumcyanide, Zinksulfat, Kalk. Meist gelingt es nicht, innerhalb eines einfachen Flotationsvorgangs<br />

Endprodukte herzustellen. Deshalb sind mehrere Flotationsoperationen notwendig. Es werden unterschieden:<br />

Grundflotation (Ergebnis: Vorkonzentrat)<br />

Reinigungsflotation (Reinigung des Vorkonzentrats)<br />

Nachflotation (nochmalige Flotation der Abgänge der Grundflotation)<br />

Zu den chemischen Verfahren des Anreicherns mineralischer Rohstoffe zählen u. a.<br />

Verfahren des Röstens (thermische Dissoziation)<br />

Verfahren des Lösens (anschließende Kristallisation)<br />

Verfahren des Laugens (hydrometallurgische Aufbereitung – anschließendes Abscheiden des Werkstoffes z. B. durch<br />

Fällprozesse).<br />

Bei der Aufbereitung der Kali- und Steinsalze wrd das Rohhaufwerk zunächst auf eine Korngröße von wenigen mm Durchmesser<br />

zerkleinert (Grobzerkleinerung erfolgt unter Tage). Im weiteren Aufbereitungsprozess wird die gute Löslichkeit der Kali- und<br />

Steinsalze genutzt.<br />

Zur Durchführung der hydrometallurgischen Verfahren muss das Rohhaufwerk weitgehend aufgeschlossen werden. Unter<br />

Einwirkung von Wärme werden die Metallverbindungen durch Oxydationsmittel (Luft u. a.) in eine leicht lösliche Form<br />

überführt.<br />

Mit Hilfe von Schwefel und Eisen oxydierenden Bakterien kann dieser Prozess beschleunigt werden. Durch Sorption (mit Hilfe<br />

von Ionenaustauschern) wird weiter angereichert und der Wertstoff durch Zugabe von Reagenzien ausgefällt oder elektrolytisch<br />

abgeschieden.<br />

Vereinfachtes technologisches Schema eines Hartsalzverarbeitungsprozesses:<br />

233


Vereinfachtes technologisches Schema eines hydrometallurgischen Prozesses:<br />

Trommeldrehfilter<br />

12.2.4. Ergänzende Verfahren<br />

Die Trennung von Feststoffen und Flüssigkeiten geschieht durch Anwendung mechanischer (Abtropfen, Absetzen, Filtrieren,<br />

Zentrifugieren) oder thermischer (Verdunsten, Verdampfen) Verfahren.<br />

Zur Staubabscheidung werden in der Aufbereitung vor allem das Schwerkraftfeld (Prallscheider, Staubkammer), die<br />

Zentrifugalkräfte (Zyklone) und die Filtration genutzt.<br />

Filterpresse<br />

Zyklon<br />

234


Elektrofilter<br />

13. Gesundheits- und Arbeitsschutz<br />

Die Sorge um den Menschen ist oberster Grundsatz unseres sozialistischen Staates. Im Sozialismus besteht objektive<br />

Übereinstimmung zwischen den Grundinteressen eines jeden einzelnen und den Erfordernissen der gesamten Gesellschaft.<br />

13.1. Gesundheits- und Arbeitsschutz-humanitäres Grundanliegen des<br />

sozialistischen Staates<br />

Gesundheits- und Arbeitsschutz und sozialistische Produktion – untrennbare Einheit<br />

Tabelle 13.1. Klassencharakter des Gesundheitsschutzes<br />

Sozialismus<br />

gesamtstaatlicher Charakter auf<br />

gesetzlicher Grundlage<br />

Kapitalismus<br />

territorial gebundenes, sozial, religiös und mitunter<br />

rassenabhängiges staatliches Gesundheitswesen<br />

einheitliche Pflichtversicherung<br />

sozial abhängige, stark zersplitterte Versicherung<br />

umfangreiche staatliche Zuwendungen<br />

planmäßige Entwicklung und Kontrolle<br />

des Gesundheitswesens<br />

Gewährleistung des Rechts auf allseitige<br />

und umfassende Förderung und Pflege<br />

der Gesundheit, unabhängig von der<br />

sozialen Lage, mit dem Ziel der<br />

Ausschaltung aller schädigenden<br />

Einflüsse bis in hohe Alter<br />

Abnahme der staatlichen Zuwendungen und<br />

zunehmende Übertragung der Kosten auf die<br />

Versicherten<br />

keine umfassende Planung des Gesundheitsschutzes<br />

und ungenügend Kontrolle der durchgeführten<br />

Maßnahmen<br />

sozial und von den Interessen der Unternehmer<br />

abhängig gesundheitliche Betreuung mit dem Ziel, die<br />

Arbeitskraft maximal auszunutzen<br />

235


Zwischen dem betrieblichen Gesundheits- und Arbeitsschutz und dem Reproduktionsprozess bestehen vielfältige Beziehungen.<br />

Die sozialistischen Prinzipien des Gesundheits- und Arbeitsschutzes bilden die theoretische Grundlage für die praktische Arbeit<br />

auf diesem Gebiet:<br />

Das Prinzip der Einheit des Gesundheits- und Arbeitsschutzes mi der Forschung und Entwicklung, der Konstruktion und<br />

Entwicklung, der Konstruktion und Projektierung, der Planung und Organisation der sozialistischen Produktion<br />

Das Prinzip der Vermeidbarkeit der Krankheiten und Unfälle auf der Grundlage wissenschaftlich begründeter<br />

Krankheits- und Unfallgefahrenermittlung<br />

Forderungen und Ziele des Gesundheits- und Arbeitsschutzes können nur durch die aktive Mitarbeit aller Werktätigen voll<br />

verwirklicht werden!<br />

Sozialistische Arbeitswissenschaften<br />

Betrieblicher Gesundheits- und Arbeitsschutz und seine Beziehungen zum Reproduktionsprozess<br />

Das Prinzip der zwangsläufig sicheren und gefahrlosen Technik und Technologie, der arbeitshygienischen und<br />

arbeitserleichternden Optimalgestaltung der Arbeitsbedingungen<br />

Das Prinzip der Erziehung zur bewussten Disziplin im Gesundheits- und Arbeitsschutz und zur gesunden Lebensweise<br />

Das Prinzip der differenzierten politisch-rechtlichen Verantwortung der Staats- und Wirtschaftsfunktionäre und der<br />

Werktätigen ohne Leistungsfunktion im Gesundheits- und Arbeitsschutz<br />

Das Prinzip der politisch-moralischen Verantwortung aller Werktätigen und ihrer aktiven Mitgestaltung im Gesundheitsund<br />

Arbeitsschutz<br />

236


13.2. Rechtliche Grundlagen des Gesundheits- und Arbeitsschutzes<br />

Zu den Grundrechten der Bürger, die in der Verfassung der DDR enthalten sind, zählen auch der Schutz der Gesundheit und der<br />

Arbeitskraft (Artikel 35).<br />

Die sich daraus ergebenden grundsätzlichen Rechte und Pflichten sind im Gesetzbuch der Arbeit (GBA) enthalte. Die<br />

Arbeitsschutzverordnung (ASVO) regelt die Aufgaben der für den Gesundheits- und Arbeitsschutz verantwortlichen Leiter und<br />

für staatliche und gewerkschaftliche Kontrollorgane.<br />

Sie wird durch Arbeitsschutzanordnungen (ASAO) ergänzt. Dies enthalten nur Mindestforderungen. Deshalb erden in bestimmten<br />

Fällen durch den Betriebsleiter zusätzlichen Arbeitsschutzinstruktionen und betriebliche Anweisungen herausgegeben.<br />

DDR-, Fachbereichs-, Kombinats- und Werkstandards besitzen ebenfalls Gesetzescharakter. Besonderen Schutz genießt in der<br />

DDR die Arbeitskraft der Jugendlichen. die entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen sind u. a. enthalten<br />

im Gesetzbuch der Arbeit, §§138 bis 140<br />

in der ASAO 5 (GBI. I Nr. 44 vom 27. 9. 1973)<br />

Bei Arbeiten, wie Heben, Tragen und Bewegen von Lasten sind die folgenden maximal zulässigen aufzubringenden Kräfte zu<br />

beachten:<br />

Bei Einzelleistung<br />

15kp für männliche Jugendliche bis zu 16 Jahren<br />

25kp für männliche Jugendliche bis zu 18 Jahren<br />

bei wiederholten Leistungen<br />

5kp für Jugendliche bis zu 16 Jahren<br />

12kp für Jugendliche bis zu 18 Jahren<br />

Alle Arbeitsplätze, auf denen Lehrlinge arbeiten sollen, sind durch die zuständige Arbeitsschutzinspektion genehmigen zu lassen.<br />

Für die Durchführung der Unter-Tage-Ausbildung und eine Reihe anderer Tätigkeiten im Rahmen der Berufsausbildung ist die<br />

Zustimmung des Ministeriums für Gesundheitswesen erforderlich.<br />

237


13.3. Organe des Gesundheits- und Arbeitsschutzes sowie des Brandschutzes<br />

Die Kontrolle der Einhaltung der Festlegungen des Gesundheits- und Arbeitsschutzes sowie des Brandschutzes wird ausgeübt<br />

durch:<br />

staatliche und<br />

gewerkschaftliche Kontrollorgane<br />

sowie<br />

betriebliche Organe.<br />

Staatliche Kontrollorgane<br />

Oberste Bergbehörde der DDR<br />

mit Bergbehörden in Borna, Erfurt, Halle, Karl-Marx-Stadt, Senftenberg und Staßfurt<br />

Zuständigkeit: Überwachung der Bergbaubetriebe und der Betriebe des Industriezweiges Steine und Erden hinsichtlich<br />

technischer Sicherheit, Sicherheitstechnik und spezieller Fragen der Durchführung der Produktion<br />

Technische Überwachung mit einer Zentralinspektion und einer Reihe von Inspektionen<br />

Zuständigkeit: Zulassungs- und überwachungspflichtige Anlagen in allen Industriezweigen<br />

Ministerium für Gesundheitswesen (in ihm vor allem Hauptinspektion für Gesundheitsschutz in den Betrieben)<br />

Zuständigkeit: Fragen der Arbeitshygiene, der Arbeitsmedizin und des Betriebsgesundheitswesens<br />

Ministerium des Inneren<br />

(Hauptabteilung Feuerwehr)<br />

Zuständigkeit: Leitung des Brandschutzwesens in der DDR<br />

Gewerkschaftliche Kontrollorgane<br />

Abteilung Arbeitsschutz beim Bundesvorstand des FDGB<br />

Arbeitsschutzinspektionen bei der Bezirksvorständen des FDGB sowie bei den Zentralvorständen der IG Bergbau und<br />

der IS Wismut<br />

Kommission für Gesundheits- und Arbeitsschutz der BGL<br />

Arbeitsschutzobleute in den Gewerkschaftsgruppen<br />

Aufgaben der Arbeitsschutzinspektionen:<br />

‣ vorwiegende, helfende, erzieherische Kontrolltätigkeit<br />

‣ Kontrolle der Einbeziehung des Gesundheits- und Arbeitsschutzes in alle Planteile<br />

‣ Ermittlung der Ursachen von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten<br />

‣ Einschätzung des Standes des Gesundheits- und Arbeitsschutzes in den Betrieben<br />

Betriebliche Organe<br />

Sicherheitsinspektionen bzw. Abteilungen Gesundheit- und Arbeitsschutz<br />

13.4. Verhüten von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten<br />

Die marxistisch-leninistische Erkenntnistheorie lehrt, dass die Ursachen von Krankheiten und Unfällen erkennbar und demzufolge<br />

Krankheiten und Unfälle vermeidbar sind.<br />

Beim Schutz vor Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten werden unterschieden:<br />

Entwicklung und Einsatz technisch-technologischer Maßnahmen<br />

persönliche Anforderungen an den Menschen (Charakter, Fähigkeiten, Leistungsfähigkeit und –wille,<br />

Konzentrationsvermögen<br />

Arbeitsunfall:<br />

plötzliches, von außen einwirkendes, schädigendes Ereignis, das mit der Betriebstätigkeit im ursächlichen<br />

Zusammenhang steht und eine Körperschädigung oder Tod eines Werktätigen zur Folge hat.<br />

Arbeitsmittel müssen so projektiert, konstruiert und hergestellt werden und neue Arbeitsverfahren (Technologien) so entwickelt<br />

werden, dass sie gefährdungs- und erschwernisfrei sind (siehe ABAO 3/1).<br />

Berufskrankheit:<br />

Krankheit, die besonders regelmäßig unter den Angehörigen einer bestimmten Berufsgruppe auftritt und durch berufsbedingte<br />

Einflüsse hervorgerufen wird (in der Liste der Berufskrankheiten erfasst).<br />

238


Tabelle 13.2. Möglichkeiten zum Vermeiden von Gefährdungen<br />

Sind diese Forderungen technisch bzw. ökonomisch noch nicht zu realisieren, werden die Arbeitsmittel mit sicherheitstechnischen<br />

Mitteln versehen (möglichst konstruktiv mit den Arbeitsmitteln verbinden).<br />

Sicherheitstechnische Mittel<br />

‣ unbedingt wirkende<br />

‣ bedingt wirkende<br />

Wo es noch nicht gelungen ist, die Arbeitsmittel bzw. –verfahren gefährdungsfrei zu gestalten bzw. mit kollektiv wirkenden<br />

sicherheitstechnischen Mitteln zu versehen, werden Köperschutzmittel angewandt.<br />

Körperschutzmittel<br />

Arbeitsschutzbekleidung<br />

Schutzhelm<br />

Schutzhandschuhe<br />

Knieleder<br />

u.a.<br />

239


Arbeitsschutzmittel<br />

Schutzbrille<br />

Sicherheitsgurt<br />

CO-Selbstretter<br />

Gehörschutzmittel<br />

u.a.<br />

Alle Werktätigen müssen sich bei ihrer Arbeit arbeitsschutzgerecht verhalten, um Gefährdungen und gesundheitliche<br />

Schädigungen zu vermeiden. Dazu sind Überzeugung und innere Bereitschaft erforderlich!<br />

Forderung an jeden Werktätigen: Arbeitsschutzgerechtes Verhalten und Benutzen von Körperschutzmitteln!<br />

Schutzgüte:<br />

Gesamtheit der Güteeigenschaften von Arbeitsmitteln und –verfahren, die zur vollen Erfüllung der Anforderungen des<br />

Gesundheits- und Arbeitsschutzes und des Brandschutzes erforderlich sind.<br />

Gefahrlose Technik und Technologie – wirksamste Formen zur Verhinderung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten.<br />

13.5. Verhalten bei Arbeitsunfällen<br />

Jeder Arbeitsunfall ist sofort dem nächst erreichbaren leitenden Mitarbeiter (bzw. Dispatcher) mitzuteilen.<br />

Bei Arbeitsunfähigkeit von mehr als 3 Tagen (meldepflichtiger Unfall) ist die zuständige Arbeitsschutzinspektion durch den<br />

Betriebsleiter zu verständigen (Unfallmeldung).<br />

Arbeitsunfälle werden vom Leiter des entsprechenden Bereiches unter Beteiligung eines Arbeitsschutzobmannes untersucht.<br />

Schwere und tödliche Unfälle werden unter Beteiligung von Vertretern staatlicher und gewerkschaftlicher Kontrollorgane und<br />

betrieblicher Organe untersucht und erörtert.<br />

An der Unfallstelle darf bis zum Beginn der Untersuchung nichts verändert werden (außer Bergung Verletzter und evtl.<br />

Hilfeleistung).<br />

Bei der Ersten-Hilfe-Leistung ist umsichtig und konzentriert vorzugehen. Schlussfolgerungen für das Verhindern gleicher und<br />

ähnlicher Vorfälle können nur dann gezogen werden, wenn die Ursachen eines Unfalls eindeutig ermittelt wurden.<br />

Ursachenkomplex<br />

Arbeitsunfall<br />

Untersuchung des Arbeisunfalls<br />

Erkenntnisse<br />

Schlussfolgerungen für gleiche und ähnliche Ursachenkomplexe<br />

13.6. Arbeitshygiene<br />

Die Arbeitshygiene beschäftigt sich mit anhaltenden oder wiederkehrenden Einflüssen im Arbeitsmilieu, die sich schädlich auf die<br />

menschliche Gesundheit auswirken können (Staub, mechanische Schwingungen, Gase, Dämpfe, Strahlung, Klima , Licht, Farbe)<br />

13.6.1. Staubbekämpfung<br />

Für den Menschen ist silikogener Staub von Bedeutung, weil er zu einer Silikoseerkrankung führen kann. Die Silikose entsteht<br />

durch Einatmung und Ablagerung SiO 2 -haltiger Schwebestäube.<br />

Einfluss auf die Entwicklung einer Silikose haben:<br />

‣ Staubkonzentration<br />

‣ Korngröße<br />

‣ Art des Staubes<br />

‣ Einwirkungsdauer<br />

‣ persönliche Bereitschaft des Körpers für Erkrankungen<br />

240


Staub: Teilchen fester Stoffe von 1 bis 500 Größe<br />

Besondere gefährliche Stäube: SiO2-haltige mit einem Durchmesser von 5<br />

Wichtige Verfahren zur Messung der<br />

Staubkonzentration sind<br />

Konimetrie (nichttoxische Stäube)<br />

Gravimetrie (toxische und nichttoxische Stäube)<br />

Schematische Darstellung des Konimeters<br />

1 Verschluss; 2 Dichtfläche; 3 Staubfleck; 4 Objektscheibe; 5 Dichtungsring; 6 Kolben; 7 Kolbenstange<br />

Staubflecke des Konimeters mit Netzmikrometerabbildung<br />

241


Staubgefährdungsstufen<br />

Tabelle 13.3. Maximal zulässige Konzentrationen nichttoxischer Stäube an Arbeitsplätzen (MAK)<br />

Staubgruppe<br />

SiO 2 -Gehalt<br />

im Schwebestaub<br />

in %<br />

I 50 100<br />

IIa 20…50 250<br />

IIb 5…20 500<br />

III 5 800<br />

MAK-Wert<br />

in T cm -3<br />

Schematische Darstellung des Gravimeters<br />

Erkenntnisse konimetrischer Messung werden in Tcm -3 (Staubteilchen je cm 3 ) und Ergebnisse gravimetrischer Messungen in<br />

mgm -3 (Milligramm Staub je m 3 ) angegeben.<br />

Staubbekämpfung nach den neuesten Erkenntnissen von Wissenschaft und Technik ist das wirksamste Mittel, die Silikose zu<br />

verhindern.<br />

242


Wichtige gesetzliche Grundlagen der<br />

Staubbekämpfung<br />

ABAO3/1<br />

ASAO 622/2<br />

TGL 22310<br />

TGL 22311<br />

Staubtechnisch günstige Wettergeschwindigkeit:<br />

Von großer Wichtigkeit für die Staubbekämpfung ist eine zweckmäßige Wetterführung.<br />

Beachtet werden sollte:<br />

Staubbekämpfungsgeräte und -einrichtungen ständig benutzen, pflegen und warten<br />

an besonders gefährdeten Arbeitsplätzen Staubschutzmaske tragen<br />

Arbeitsbekleidung so oft wie möglich wechseln<br />

möglichst durch die Nase atmen<br />

durch vitamin- und kalorienreiche Kost sowie ausreichender Schlaf Abwehrbereitschaft des Körpers erhöhen<br />

Alkohol- und Nikotingenuss einschränken<br />

Festlegungen des Staubbekämpfungsdienstes und des Betriebsarztes einhalten<br />

regelmäßig zur Röntgenreihenuntersuchung gehen<br />

Schwebestaubkonzentration in Abhängigkeit<br />

vom spezifischen Sprengstoffverbrauch und<br />

Abschlaglänge<br />

243


Tabelle 13.4. Staubbekämpfung bei verschiedenen Arbeitsgängen<br />

Arbeitsgang<br />

Bohren<br />

Sprengen<br />

Wegfüllen des<br />

Haufwerks<br />

Fördern<br />

Staubbekämpfungsmaßnahmen<br />

Abspritzen der Stöße und Firsten vor Arbeitsaufnahme,<br />

Nassbohren, rechtzeitiger Bohrkopfwechsel, lange Abschläge,<br />

drehendes Bohren<br />

Abspritzen der Stöße und Firste vor dem Zünden,<br />

Flüssigkeitsbesatz, Luft-Wasser-Sprührohre, Einsteckdüsen<br />

für Lutten, ANO-Sprengstoff, Vermeiden von<br />

Auflegersprengungen<br />

Abspritzen der Stöße und Firste vor Arbeitsaufnahme,<br />

Durchfeuchten des Haufwerks, Schwenkberieselung,<br />

Schrapperbahnberieselung, Rollensprühanlage<br />

Förderwagenwaschanlagen, Abwaschen der Firste und Stöße<br />

der Hauptgrubenbaue, Feuchthalten (Salze, Laugensprühen)<br />

der Sohlen der Hauptgrubenbaue, Niederschlagzonen zur<br />

Wetterzwischenreinigung, Rollenberieselung (Sprühdüsen an<br />

Rollenverschlüssen und Kreiselwippern)<br />

Schwebestaubkonzentration in Abhängigkeit<br />

von Bohrlochlänge und Spülwasserverbrauch<br />

Regen- und Nebelzone bei blasender Streckenbewetterung<br />

Prinzip der Staubbekämpfung an Streckenvortriebsmaschinen<br />

244


13.6.2. Lärm-und Schwingungsabwehr<br />

Physische und psychische Verfassung sowie subjektive Einstellungen des Menschen sind entscheidend dafür, ob ein Geräusch als<br />

Lärm empfunden wird.<br />

Schädlich sind jedoch nicht nur Geräusche, die als störend empfunden werden.<br />

Lärm:<br />

Jede Art von Geräusch oder Schall, die eine gewollte Schallaufnahme oder die Stille stört, auch Schall, der zu<br />

Belästigungen oder Gesundheitsstörungen führt.<br />

Hörbereiche des Menschen:<br />

0dB (AI) (Wahrnehmungsschwelle)<br />

bis 130 dB (AI) (Schmerzschwelle)<br />

Wahrnehmbarer Frequenzbereich:<br />

AI-bewerteter Schalldruckpegel:<br />

Messgröße, die den Augenblickswert der Schallintensität und die Ohreigenschaften berücksichtigt. Sein Wert in dB (AI) stimmt<br />

näherungsweise mit der Lautstärke in Phon überein. Beim AI-bewerteten Schalldruckpegel wird der Gesamtschalldruckpegel<br />

entsprechend der Ohrempfindlichkeit des Menschen bewertet (A-Frequenzgang des Ohres; I-mechanisches Verhalten des Ohres)<br />

Aus dem zeitlichen Verlauf des Schalldruckpegels ergibt sich der äquivalente Dauerschallpegel.<br />

Dessen Höhe bestimmt den grad psychologischer bzw. physiologischer Veränderungen infolge Lärmeinwirkungen.<br />

Berufsbedingte Lärmschwerhörigkeit<br />

(Berufskrankheit) kann nach mehrjähriger Lärmbelastung bei äquivalenten Dauerschallpegeln von mehr als 90 dB (AI) auftreten.<br />

Jede Zunahme (Abnahme) des Schalldruckpegels um 10 dB (AI) entspricht einer Verdoppelung (Halbierung) der Lautheit.<br />

Die Lärmmessung erfolgt mit Schalldruckpegelmessern.<br />

KondensatorVorverstärkerFrequenzbewerterVerstärkerGleichrichterAnzeige<br />

Tabelle 13.5 Typische Geräusche bzw. Geräuschquellen, ihre Schalldruckpegel und relative Lautheit<br />

Geräusch bzw.<br />

Geräuschquelle<br />

Schalldruckpegel<br />

L<br />

in dB (AI)<br />

Umgangssprache 65 0,18<br />

„Trabant“-Innengeräusch 75 0,35<br />

Bezugswert 90 1<br />

Relative<br />

Lautheit C<br />

Schrapper 90…100 1 …2<br />

Kratzförderer 90…100 1 …2<br />

Elektrische Säulendrehbohrmaschine,<br />

Drehbohrwagen, Sprenlochbohrwagen<br />

90…95 1 …1,41<br />

Großlochbohrwagen 105…110 2,83…4<br />

Tiefschaufellader 100…105 2 …2,83<br />

Luttenventilator ungedämpft 95…105 1,41…2,83<br />

Luttenventilator gedämpft 85…95 0,71…1,41<br />

Wurfschaufellader 110…115 2 …5,66<br />

Abbauhammer 105…110 2,83…4<br />

Schlagbohrmaschine 115…120 5,66…8<br />

in einem Tanzlokal der 70er Jahre 100…115 2 …5,66<br />

245


Möglichkeiten der Lärmbekämpfung:<br />

Beseitigung der Schallquellen<br />

Verhindern bzw. Einschränken der Schallausbreitung<br />

individueller Gehörschutz<br />

Tabelle 13.6. Senkung des Schalldruckpegels durch individuellen Gehörschutz<br />

Gehörschutzmittel<br />

Gehörschutzwatte 10…15<br />

Hermetos-Gehörschutzkappen 25…30<br />

Senkung des<br />

Schalldruckpegels<br />

in dB (AI)<br />

Zum Einschränken der Schallausbreitung an Bergbaumaschinen (z. B. an Bohrmaschinen und Lademaschinen) werden<br />

Schalldämpfer angebracht. Diese wirken sich heute nur noch unwesentlich auf die Leistung der Maschine aus.<br />

Die Einhaltung der Lärmgrenzwerte durch technische Maßnahmen bereitet im Bergbau zum Teil noch erhebliche<br />

Schwierigkeiten. Des halb ist an einigen Arbeitsorten die Anwendung von individuellen Gehörschutzmitteln notwendig.<br />

Tabelle 13.7. Kategorien der Vibrationsbelastung und ihre wesentlichen Merkmale<br />

Belastungkategorie<br />

Vibrationseinteilung<br />

über<br />

Wesentliche<br />

Frequenzbereiche<br />

in Hz<br />

Beispiele belasteter Werktätiger<br />

Teilkörpervibration Hand-Arm-System 3…3000<br />

Arbeiter an druckluftbetriebenen Maschinen<br />

(Abbauhämmer, Bohrmaschinen) Straßenbau-,<br />

Sägewerkarbeiter<br />

Ganzkörpervibration Gesäß und/oder Füße 1…90<br />

Kraftfahrer, Bunkerladerfahrer, Fahrer von<br />

Großgeräten<br />

Vibrationen sind mechanische Schwingungen beliebiger spektraler Zusammensetzung und beliebigen zeitlichen Verlaufs.<br />

Die Vibrationsbelastung ist vor allem abhängig von der<br />

Schwingungsbeschleunigung und deren spektraler Verteilung<br />

Schwingungsrichtung<br />

Qualität des Kontaktes Mensch-Vibrationserreger<br />

Gesamtwirkungsdauer je Schicht<br />

In einigen Betrieben sind an gleislosen Fahrzeugen sogenannte „Stoßdämpfer“ angebracht, bei denen beim Überschreiten des<br />

eingestellten Grenzwertes (Einstellung in Abhängigkeit von Geschwindigkeit und Fahrbahnverhältnissen) eine rote Lampe<br />

aufleuchtet. Die Zeit des Aufleuchtens wird registriert.<br />

246


Tabelle 13.8. Möglichkeiten zum Vermeiden bzw. Verhindern von Vibrationsbelastungen<br />

Belastungsart<br />

Teilkörperbelastung<br />

Ganzkörperbelastung<br />

Schutzmaßnahmen<br />

Bohrwagen, Bohrsäulen<br />

vibrationsgedämpfte Bohrmaschinengriffe<br />

drehendes Bohren<br />

maschinelle Gewinnung<br />

nichtmechanische Gewinnungsverfahren<br />

glatte Fahrbahnen<br />

schwingungsisolierende Fahrersitze<br />

Fernsteuerung<br />

Das Vermeiden der Berufskrankheit „Preßluftwerkzeugschäden“ ist Ziel der ASAO 624/1, ASAO 5 und der TGL 22312.<br />

Besonderen Schutz genießen Jugendliche bis zu 21 Jahren.<br />

13.6.3. Strahlenschutz<br />

Die Strahlenbelastung des Bergmannes ist abhängig von Konzentration und Menge natürlicher radioaktiver Stoffe im Gebirge und<br />

von den angewandten Strahlenschutzmaßnahmen. Letztere reichen aus, um in jedem Bergwerk Bedingungen zu schaffen, die das<br />

Unterschreiten der gesetzlich vorgeschriebenen oberen Grenzwerte der Strahlenbelastung garantieren.<br />

Der Schutz vor einer unzulässigen Belastung durch Einatmen radonhaltiger Luft kann erfolgen durch<br />

Verhindern des Austritts von Radon aus dem Gebirge<br />

schnelles Abführen ausgetretenen Gase<br />

ständige Radonüberwachung einschließlich daraus abgeleiteter operativer Maßnahmen<br />

zweckmäßige Bewetterung<br />

(Bewetterungsart, -umfang)<br />

13.6.4. Beleuchtung und Farbgebung<br />

Ausreichende, zweckmäßige Beleuchtung ist bedeutungsvoll für das Leistungsvermögen, das Vermeiden von Arbeitsunfällen und<br />

die Erhaltung der Sehkraft. Arten der Beleuchtung in Produktionsstätten:<br />

Allgemeinbeleuchtung<br />

arbeitsplatzorientierte Beleuchtung<br />

Arbeitsplatzbeleuchtung<br />

Die Beleuchtungsstärke wird mit dem Luxmeter gemessen.<br />

Ungenügende bzw. ungünstige Beleuchtung erfordert erhöhte Aufmerksamkeit und führt zur Übermüdung (Senkung der<br />

Arbeitsproduktivität, Verminderung der Qualität. Erhöhung der Unfallgefahr). Von ähnlicher Bedeutung wie die Beleuchtung die<br />

Farbgebung.<br />

Tabelle 13.9. Farbwirkungen<br />

Farbe Distanzwirkung Temperaturwirkung<br />

Psychische<br />

Wirkung<br />

(Stimmung)<br />

blau Entfernung kalt beruhigend<br />

grün Entfernung sehr kalt sehr beruhigend<br />

rot Nähe warm<br />

orange sehr nahe sehr warm anregend<br />

gelb Nähe sehr warm anregend<br />

braun<br />

sehr nahe,<br />

einengend<br />

neutral<br />

violett sehr nahe kalt<br />

sehr aufreizend und<br />

beunruhigend<br />

anregend<br />

aggressiv,<br />

beunruhigend,<br />

entmutigend<br />

247


Einheit der Beleuchtungsstärke: Lux (lx)<br />

Leistung und Ermüdung in Abhängigkeit von der Beleuchtungsstärke<br />

Fehlerzahl in Abhängigkeit von der Beleuchtungsstärke<br />

248


Übersicht der verwendeten Formelzeichen und Symbole<br />

249


250


251


252


Quellenhinweise<br />

253


254

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