Leseprobe PDF - Deutscher Theater-Verlag
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Das Bühnenspiel - 363<br />
... Kein Wunder, dass der Inspektor und sein Assistent<br />
Heinz Tautkus<br />
den -Fall- nicht lösen können - sie haben nicht mit der<br />
Das Toupet<br />
Phantasie und Durchtriebenheit der Schüler gerechnet!<br />
Eine Kriminalkomödie aus dem Schul-Alltag<br />
Spieltyp: Schulstück<br />
ISBN 3-7695-0719-3<br />
Spielraum: Möglichst Bühne mit Vorhang<br />
Bestimmungen über das Aufführungsrecht<br />
Darsteller: 7m 7w<br />
Das Recht zur einmaligen Aufführung dieses Stückes Spieldauer: Ca. 60 Minuten<br />
wird durch den Kauf der vom <strong>Verlag</strong> vorgeschriebenen Aufführungsrecht: Bezug von 12 Textbüchern<br />
Bücher erworben. Für jede Wiederholung bzw. weitere Personen<br />
Aufführung des Stückes muss eine vom <strong>Verlag</strong><br />
Inspektor<br />
festgesetzte Gebühr vor der Aufführung an den Böhring-Meierstädt, genannt "Schulze", Assessor<br />
Deutschen <strong>Theater</strong>verlag, Pf 20 02 63, D-69459<br />
Schülerinnen:<br />
Weinheim/Bergstraße gezahlt werden, der dann die Eva<br />
Aufführungsgenehmigung erteilt.<br />
Luise<br />
Für jede Aufführung in Räumen mit mehr als 300 Plätzen Nicole<br />
ist außer dem Kaufpreis für die vorgeschriebenen Anne<br />
Rollenbücher eine Tantieme an den <strong>Verlag</strong> zu<br />
Ina<br />
entrichten.<br />
Schüler:<br />
Diese Bestimmungen gelten auch für<br />
Volksmund<br />
Wohltätigkeitsveranstaltungen und Aufführungen in Felix<br />
geschlossenen Kreisen ohne Einnahmen.<br />
Psycho<br />
Unerlaubte Aufführungen, unerlaubtes Abschreiben, Hans<br />
Vervielfältigen oder Verleihen der Rollen müssen als Frau Eva Herrmann, Lehrerin<br />
Verstoß gegen das Urheberrecht verfolgt werden. Den Herr Walter Bichler-Neuhaus, Lehrer<br />
Bühnen gegenüber als Handschrift gedruckt.<br />
Putzfrau<br />
Alle Rechte, auch die der Übersetzung, Verfilmung,<br />
Rundfunk- und Fernsehübertragung, sind vorbehalten.<br />
1. Szene<br />
Das Recht zur Aufführung erteilt ausschließlich der (Inspektor mit Pfeife und sein Assessor, beide mit Hut<br />
Deutsche <strong>Theater</strong>verlag, Pf 20 02 63, D-69459<br />
und Trenchcoat bekleidet, treten schlendernd vor dem<br />
Weinheim/Bergstraße.<br />
Vorhang auf)<br />
Für die einmalige Aufführung dieses Stückes ist der Kauf INSPEKTOR:<br />
von 12 Textbüchern vorgeschrieben. Zusätzliche<br />
Tja, mein lieber Böhring-Meierstädt, hier hat sich ein<br />
Textbücher können zum Katalogpreis nachbezogen merkwürdiger Fall abgespielt. Kurz bevor sie an unsere<br />
werden.<br />
Dienststelle versetzt wurden. Genau hier. Sie sehen ja<br />
Kurzinformation<br />
selbst: Vorstadtmilieu, ländliche Strukturen, mit einem<br />
Einleuchtend ist das Motiv von Felix, dem Mathe-Lehrer Wort: Provinz.<br />
das Toupet zu klauen. Denn der kann ohne Toupet nicht (Der Assessor befindet sich immer einen halben Schritt<br />
zur Mathe-Arbeit erscheinen, und die Versetzung wäre hinter dem Inspektor und beugt sich beim Sprechen<br />
damit gerettet. Nicht ganz so kreativ ist Evas Idee - sie liebedienerisch nach vorne)<br />
will Herrn Bichler-Neuhaus einen Liebesbrief schreiben, ASSESSOR:<br />
um sich -einzuschleimen-. Doch auch andere<br />
Ein merkwürdiger Fall, Herr Inspektor?<br />
Mitschüler/innen haben berechtigte Interessen zu<br />
INSPEKTOR:<br />
vertreten. So geraten mehrere Briefe/e-mails an den In der Tat. Wissen Sie, warum ich darauf komme, lieber<br />
falschen Empfänger, das Toupet taucht in der<br />
Böhring-Meierstädt?<br />
Handtasche der Lehrerin Frau Herrmann auf, der zu Tode ASSESSOR:<br />
erschrockenen Putzfrau fällt ein Mann aus dem Schrank Nein, Herr Inspektor.<br />
1
INSPEKTOR:<br />
Prima, prima. Also wie gesagt, dieser Opfer-Mensch, das<br />
Das Opfer in diesem Fall war auch so ein Doppelnamen- war auch einer mit Doppelnamen. Bichler-Neuhaus hieß<br />
Fritze.<br />
der. Einfacher Realschullehrer für Mathematik und<br />
ASSESSOR:<br />
Physik. Also überhaupt nichts Besonderes, - aber<br />
Was verstehen Herr Inspektor unter Doppelnamen-Fritze Doppelnamen. Albern, - sehr albern! Finden Sie nicht<br />
speziell?<br />
auch, Schulze?<br />
INSPEKTOR:<br />
ASSESSOR:<br />
Na, so einen wie Sie, Herr Böhring-Meierstädt!<br />
Gewiss, Herr Inspek- äh Chef!<br />
Finden Sie das nicht etwas albern, mit welchem Namen INSPEKTOR:<br />
Sie über den Asphalt latschen? Böhring-Meierstädt! Begonnen hat jene merkwürdige Geschichte genau hier.<br />
Entweder Böhring oder Meierstädt. Eins von beiden. Das ASSESSOR:<br />
sollte doch genügen!<br />
Jawohl Chef, wie Sie so richtig sagten, hier in der<br />
ASSESSOR:<br />
Provinz.<br />
Wenn Herr Inspektor meinen.<br />
INSPEKTOR:<br />
INSPEKTOR:<br />
Ich mag sie nicht!<br />
Ja, ich meine! - Sind Sie etwa von Adel?<br />
(Assessor bleibt stehen, Inspektor ebenfalls)<br />
ASSESSOR:<br />
ASSESSOR:<br />
Nein, Herr Inspektor.<br />
Das täte mir unendlich leid, wenn ich Ihnen unerträglich<br />
INSPEKTOR:<br />
wäre, Chef.<br />
Haben Sie ein riesiges Vermögen?<br />
INSPEKTOR:<br />
ASSESSOR:<br />
Ich mein' nicht Sie, Schulze. Ich mag die Provinz nicht!<br />
Nein, Herr Inspektor.<br />
ASSESSOR:<br />
INSPEKTOR:<br />
Das beruhigt mich sehr, Chef.<br />
Na also! Wissen Sie was?<br />
(schaut kopfschüttelnd ins Publikum)<br />
ASSESSOR:<br />
INSPEKTOR:<br />
Nein, Herr Inspektor.<br />
Und die Leute in der Provinz mag ich auch nicht.<br />
INSPEKTOR:<br />
Ich sage Ihnen Schulze: Ein sehr gemischtes Publikum!<br />
Wir vereinfachen das Ganze. Sie sagen nicht immer Herr Und dann diese Schüler! Sind alle sehr verstockt. Am<br />
Inspektor zu mir, sondern kurz und schlicht Chef. Und schlimmsten sind aber die Lehrer. Wollen alles besser<br />
Sie verkürze ich auch etwas.<br />
wissen, - haben aber keine Ahnung!<br />
ASSESSOR:<br />
ASSESSOR:<br />
Mich verkürzen?<br />
Wie Sie meinen, Chef. Aber wie war das mit diesem<br />
INSPEKTOR:<br />
merkwürdigen Fall, Chef?<br />
Ja, ich sag' Schulze zu Ihnen, dann brauch' ich nicht so (Vorhang auf)<br />
lange an Ihrem Namen herumquatschen und muss mich INSPEKTOR:<br />
zudem nicht umgewöhnen. Ihr Vorgänger hieß nämlich Sehen Sie den kleinen Park zwischen Rathaus und<br />
auch Schulze.<br />
Schule? Typischer Szenetreff!<br />
ASSESSOR:<br />
Vor einem halben Jahr saßen da zwei Schülerinnen auf<br />
Aber Herr Inspektor, ich - - -<br />
der Parkbank: Eva und Luise hießen die. Später kamen<br />
INSPEKTOR:<br />
weitere Schüler hinzu.<br />
Nichts da! Keine Einwände, so wird's gemacht - Schulze! Übrigens sprachen sie sich teilweise mit seltsamen<br />
ASSESSOR:<br />
Namen an. Zu einem sagten sie "Psycho", und dann gab<br />
Ja, Herr Inspektor. Verzeihen Sie, Herr Inspektor, ich es noch einen komischen Kauz, der "Volksmund"<br />
meinte natürlich: Ja Chef!<br />
genannt wurde. Stellen Sie sich vor: Volksmund als<br />
(Inspektor und Assessor machen kehrt)<br />
Spitzname!<br />
INSPEKTOR:<br />
Aber der Reihe nach, Schulze - passen Sie auf!<br />
2
(Inspektor und Assessor ab)<br />
EVA:<br />
2. Szene<br />
Eva! Schon meinen Namen finde ich zum Kotzen! Eine<br />
(Szenetreff im Park nahe der Schule; Eva, sehr blond und Blondine, die auch noch Eva heißt! Ich bin der Fleisch<br />
attraktiv, und Luise sitzen auf einer Parkbank mit dem gewordene Männerwitz!<br />
Rücken zum Publikum; Eva wirft Kieselsteinchen gegen (Sie steht auf)<br />
das Bühnenbild; Luise, durchsichtige weiße Bluse,<br />
LUISE:<br />
darunter sichtbar ein schwarzer BH, liest in einem<br />
Was soll das? Über m i c h machen die Jungs Witze, weil<br />
Schulbuch. Eva steht auf und wendet sich dem Publikum ich flach wie ein Brett bin! Während du, - du bist<br />
zu)<br />
unglaublich attraktiv!<br />
EVA:<br />
EVA:<br />
Vielleicht stimmt es wirklich.<br />
Das nützt mir bei Bichler-Neuhaus nichts!<br />
(Luise dreht sich sitzend um)<br />
LUISE:<br />
LUISE:<br />
Und kreativ bist du auch!<br />
Was?<br />
EVA:<br />
EVA:<br />
Das bringt mir bei Bichler-Neuhaus auch nichts!<br />
Dass Blondinen blöd sind.<br />
LUISE:<br />
LUISE:<br />
Wer weiß? - Für jedes Problem gibt es eine Lösung!<br />
Quatsch!<br />
EVA:<br />
EVA:<br />
Lehrer sind doch eigentlich dazu da, Probleme zu lösen -<br />
Ich glaub' schon.<br />
LUISE:<br />
LUISE:<br />
- die man ohne sie gar nicht hätte. Ich weiß!<br />
Und warum?<br />
EVA:<br />
EVA:<br />
Das macht's ja so kompliziert: Ich habe Probleme mit<br />
Weil ich nichts schnalle! Nichts! Ich bin einfach blöd! Mathe u n d mit Bichler-Neuhaus. Kann es dafür<br />
LUISE:<br />
überhaupt eine Lösung geben? Hast du eine, Luise? Sag!<br />
Seit wann?<br />
LUISE:<br />
EVA:<br />
D u bist doch die Kreative! Ich bin nur `ne Lernamsel!<br />
(nachdenklich)<br />
Eine graue, talentlose Strebermaus!<br />
Immer schon. - Dumm geboren und nichts dazu gelernt. EVA:<br />
LUISE:<br />
Die bald den Realschulabschluss hat und dann aufs<br />
Na na.<br />
Wirtschaftsgymnasium gehen wird, während ich sitzen<br />
EVA:<br />
bleiben werde.<br />
(sprudelnd)<br />
LUISE:<br />
Doch, doch! Ich checke bei Bichler-Neuhaus in Mathe Du musst doch nur von der Sechs wegkommen. Das<br />
überhaupt nichts. Ich schaffe nicht mal eine lächerliche kann doch nicht so schwer sein!<br />
Fünf, und mit `ner Sechs bin ich durch die Prüfung EVA:<br />
gefallen! Aus und vorbei! Das gibt d i e Katastrophe! Mit Lernen kann ich es nicht schaffen. Das ist sicher! -<br />
LUISE:<br />
LUISE:<br />
Du hast halt zuwenig gelernt!<br />
Dann schleim' dich halt ein!<br />
EVA:<br />
EVA:<br />
(heftig)<br />
Bei Bichler-Neuhaus einschleimen? - Soll ich ihm<br />
Daaaarauf habe ich gewartet! Du hast immer schnell `ne schmeicheln, - wie gut ihm sein Toupet steht?<br />
Erklärung zur Hand. Ob sie stimmt oder nicht!<br />
LUISE:<br />
LUISE:<br />
(lacht)<br />
Dreh doch nicht gleich hohl! Ich meine nur, dass du Nein, nein! Toupetträger sind sehr unsicher, haben kein<br />
nicht blöd bist! Zudem hast du andere Vorzüge, Eva! Selbstbewusstsein und sind darum äußerst empfindlich!<br />
3
Schleimen wäre wahrscheinlich auch zu wenig.<br />
LUISE:<br />
EVA:<br />
(attackiert Psycho. Psycho flieht, Luise stürzt ihm<br />
Soll ich ihn vielleicht anbaggern, Luise?<br />
schreiend hinterher, beide ab)<br />
LUISE:<br />
Du blöder Kerl! Ich mach' dich alle! Du dummes<br />
Anbaggern? Ja, - warum nicht? Bagger ihn an, dann Jauchemaul!<br />
kriegst du vielleicht eine brauchbare mündliche Note! Bleib stehen! Ich bring' dich um! Ich bring' dich um!<br />
EVA:<br />
EVA:<br />
Das schaff' ich nicht, Luise! Wenn ich ihn nur sehe, dreht (ruft)<br />
sich mir der Magen um. Der läuft doch rum wie ein Luise, warte doch auf mich!<br />
Totengräber mit Schnupfen! - Da geht meine erotische (Sie greift sich Luises und ihre eigene Schultasche und<br />
Ausstrahlung automatisch auf Null zurück!<br />
geht ab, nachdenklich)<br />
LUISE:<br />
- - - ein Liebesbrief, ein Liebesbrief an Bichler-Neuhaus -<br />
Hmmm. Und wenn du ihm schreibst?<br />
eine scharfe Anmache für diese Kellerassel? Würg-würg,<br />
EVA:<br />
Du meinst so eine Art Liebesbrief?<br />
pfui Teufel! Aber ich mach's!<br />
LUISE:<br />
(Volksmund tritt an einem Lutscher lutschend auf und<br />
Genau! Schreib ihm einen flammenden Liebesbrief! setzt sich auf die Rückenlehne der Parkbank)<br />
So `ne richtig scharfe Anmache!<br />
4. Szene<br />
3. Szene<br />
(Felix tritt, nach hinten schauend, den Kopf schüttelnd,<br />
(Psycho, klein und frech, tritt auf)<br />
auf)<br />
PSYCHO:<br />
FELIX:<br />
Hallo, ihr zwei!<br />
Lauter Verrückte, lauter Verrückte! Eine Schule voller<br />
EVA:<br />
Idioten!<br />
(abwesend)<br />
VOLKSMUND:<br />
Grüß dich, Psycho!<br />
Führst du Selbstgespräche, Felix?<br />
LUISE:<br />
FELIX:<br />
Hallo, Psycho!<br />
(verdutzt)<br />
PSYCHO:<br />
Was? Was? Ach du bist's, Volksmund! Grüß dich!<br />
Eva, wie schaust du denn drein? Wie `ne Honigmelone VOLKSMUND:<br />
mit Hagelschaden!<br />
Was ist mit der Schule?<br />
LUISE:<br />
(wirft die Schultasche vor die Parkbank und zeigt nach<br />
Eva hat ein Problem.<br />
links)<br />
(Psycho mustert Luise - nachdenklich)<br />
FELIX:<br />
PSYCHO:<br />
Eine Klapsmühle ist die Schule - eine staatlich<br />
Ein Problem? - Ich hab da übrigens auch ein Problem. anerkannte Klapsmühle!<br />
LUISE:<br />
Da drüben lässt sich gerade Psycho von Luise verprügeln<br />
Was für eins?<br />
und lacht auch noch dabei!<br />
PSYCHO:<br />
VOLKSMUND:<br />
Luise, sag mal: Würdest du Schuhe tragen, wenn du Psycho ist dümmer als die Haare, die er auf den Zähnen<br />
keine Füße hättest?<br />
hat!<br />
LUISE:<br />
FELIX:<br />
Nein, natürlich nicht!<br />
(kopfschüttelnd)<br />
PSYCHO:<br />
Volksmund, Volksmund! Es kann noch so früh am<br />
Warum, um Himmelswillen, - w a r u m trägst du dann Morgen sein, und du hast schon wieder einen dummen<br />
einen BH?<br />
Spruch parat!<br />
VOLKSMUND:<br />
4
Wenn man im Glashaus sitzt, dann kann man was Übertreib nicht, Volksmund! Ist ja auch egal! Viel<br />
erzählen.<br />
wichtiger ist diese dämliche Prüfung. Ich befürchte, dass<br />
(schaut auf die Uhr)<br />
ich demnächst anfangen muss zu arbeiten.<br />
FELIX:<br />
VOLKSMUND:<br />
Hör auf! Gleich ist es acht Uhr, und ich bin immer noch Arbeit ist aller Laster Anfang!<br />
nicht wach.<br />
FELIX:<br />
VOLKSMUND:<br />
Deine Sprüche bringen mich keinen Fatz weiter!<br />
Morgenstund' ist ungesund.<br />
VOLKSMUND:<br />
FELIX:<br />
Das sind Volksweisheiten, Felix, in denen `ne Menge<br />
Du sagst es! Mir fehlt ein langer, erholsamer Schlaf! Wahrheit drinsteckt!<br />
VOLKSMUND:<br />
FELIX:<br />
Lieber fünf Stunden Schule als überhaupt keinen Schlaf! So? Und wann fängst d u an zu lernen, du Klugscheißer?<br />
FELIX:<br />
VOLKSMUND:<br />
So? Ich weiß nicht - - -<br />
"Müßiggang hat Gold im Mund"! - Die Welt wurde nicht<br />
VOLKSMUND:<br />
von Strebern und Akademikern nach vorn gebracht.<br />
(deklamierend)<br />
Schon Einstein sagte: "Kreativität ist wichtiger als<br />
Doch, doch!<br />
Wissen"!<br />
W a s ist Unterricht? -Wenn alle schlafen und einer nur FELIX:<br />
spricht!<br />
Was d u nicht sagst!<br />
FELIX:<br />
VOLKSMUND:<br />
(sprudelt)<br />
Man muss die Kraft aufbringen, w a r t e n zu können,<br />
Schlafen bringt mich nicht weiter! Bis jetzt steh' ich in bis einem die geniale Idee zufliegt.<br />
Mathe mit viel Dusel auf `ner 4,4. Und morgen schreibt FELIX:<br />
Bichler-Neuhaus die letzte Mathe-Arbeit, und dann Sooo willst du von deiner Mathe-Fünf wegkommen?<br />
rutsche ich auf die Fünf ab.<br />
VOLKSMUND:<br />
VOLKSMUND:<br />
"Man muss nur daran glauben, dann wird es gelingen!"<br />
Und wenn schon!<br />
Du kennst ja den Satz vom Grafen Zeppelin.<br />
(Felix packt Volksmund am Hemd und schreit ihm ins FELIX:<br />
Gesicht)<br />
Zeppelin hatte es aber entschieden leichter! Der musste<br />
FELIX:<br />
nicht gegen Bichler-Neuhaus ankämpfen!<br />
Aber die Prüfung, Volksmund? In vier Wochen haben wir VOLKSMUND:<br />
die Abschluss-Prüfung! Und ich werde dann in Mathe Das Problem Bichler-Neuhaus kann man nicht<br />
mit `ner 5 angemeldet!<br />
bekämpfen, das muss man aussitzen! Da kann man von<br />
(Volksmund dreht sein Gesicht zur Seite und vertreibt der Politik viel lernen!<br />
mit heftigen Handbewegungen den fauligen Atem von Am schönsten ist es nichts zu tun, um dann vom<br />
Felix)<br />
Nichtstun auszuruhn!<br />
VOLKSMUND:<br />
Dort kommt übrigens Psycho!<br />
Puuuh! Morgenstund' hat Geruch im Mund!<br />
(Psycho tritt, zerzaust und sehr abgerissen, aus einer<br />
(Felix hält die Hand vor seinen Mund und riecht prüfend Cola-Dose trinkend, auf)<br />
seinen eigenen Atem)<br />
5. Szene<br />
FELIX:<br />
(Psycho setzt die Dose ab)<br />
Mundgeruch, - ich?<br />
PSYCHO:<br />
(Volksmund schüttelt sich)<br />
Hallo, ihr zwei!<br />
VOLKSMUND:<br />
VOLKSMUND:<br />
Riech' ich dein Aroma, fall ich gleich ins Koma!<br />
Und Psycho, - wie stehen die Akazien?<br />
FELIX:<br />
(Psycho trinkt sein Cola aus und wirft die Dose hinter<br />
5
sich, wo sie an einem Baumstamm liegen bleibt)<br />
PSYCHO:<br />
Schlecht, ganz schlecht! Die Weiber machen mich noch<br />
alle!<br />
VOLKSMUND:<br />
Der Abfall fällt nicht weit vom Stamm.<br />
PSYCHO:<br />
(zu Felix)<br />
Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?<br />
(Felix setzt sich auf die Parkbanklehne)<br />
FELIX:<br />
Ich sollte dringend mal lernen.<br />
PSYCHO:<br />
Das liegt nun aber gar nicht im Trend!<br />
VOLKSMUND:<br />
Meine Worte!<br />
PSYCHO:<br />
Dennoch -<br />
VOLKSMUND:<br />
Was?<br />
PSYCHO:<br />
(geheimnisvoll)<br />
So unglaublich es klingt, es soll da und dort doch<br />
Schüler geben, die tatsächlich lernen. Gestern hab ich<br />
das selbst erlebt! -<br />
VOLKSMUND:<br />
Nein!<br />
PSYCHO:<br />
Doch!<br />
VOLKSMUND:<br />
Erzähle! Wer war das?<br />
PSYCHO:<br />
Hans!<br />
(Felix springt auf und schreit)<br />
FELIX:<br />
Aaaaaaaaaaaah! - Ich will von dem Kerl nichts hören!<br />
Nichts Gutes und nichts Schlechtes! Gar nichts!<br />
Verstehst du? Gar nichts! Ich habe von diesem Subjekt<br />
die Nase gestrichen voll!<br />
VOLKSMUND:<br />
Was lange gärt, wird endlich Wut.<br />
PSYCHO:<br />
Na hör mal, Felix, ihr wart doch immer die besten<br />
Freunde, du und Hans - - -<br />
(Felix schüttelt Psycho und schreit)<br />
FELIX:<br />
Was hab ich gesagt, was hab ich gesagt? Ich will den<br />
Namen von diesem Lumpen nicht mehr hören! Nie<br />
mehr! Hast du mich verstanden?<br />
PSYCHO:<br />
Is' ja gut, is' ja gut! Lass mich los!<br />
(Eva tritt flott auf)<br />
6. Szene<br />
EVA:<br />
(schreit)<br />
P s y c h o , - du bist der ultimative Armleuchter!<br />
D e r ultimative Armleuchter!<br />
(Psycho flüchtet auf die Parkbank)<br />
PSYCHO:<br />
Hör mal zu, Blondi - - -<br />
(Eva hält sich die Ohren zu, sehr laut)<br />
EVA:<br />
Von dir will ich nichts hören! Gar nichts!<br />
(Psycho zeigt auf Eva)<br />
PSYCHO:<br />
Was ist das, wenn sich eine Blondine die Ohren zuhält?<br />
FELIX:<br />
- keine Ahnung!<br />
PSYCHO:<br />
Hohlraumversiegelung!<br />
VOLKSMUND:<br />
Achtung, Bichler-Neuhaus kommt!<br />
(Bichler-Neuhaus tritt auf. Alle vier schauen extrem nach<br />
links und verfolgen mit den Köpfen den Lehrer Bichler-<br />
Neuhaus, bis sie in die Mitte des Saales blicken. Dann<br />
grüßen sie mit devoten Verbeugungen und<br />
übertriebener Höflichkeit)<br />
PSYCHO, FELIX:<br />
Guten Morgen, Herr Bichler-Neuhaus!<br />
(Die Blickrichtung wandert nach rechts)<br />
EVA:<br />
Einen wunderschönen guten Morgen, Herr Bichler-<br />
Neuhaus!<br />
VOLKSMUND:<br />
Wünsche wohl geruht zu haben, Herr Bichler-Neuhaus!<br />
BICHLER-NEUHAUS:<br />
(knapp)<br />
Morgen!<br />
(Er ist vorbeigegangen und außer Hörweite)<br />
EVA:<br />
6
Lieber blond als Lehrer!<br />
FELIX:<br />
Eisenfresser!<br />
VOLKSMUND:<br />
Ein Mann von sehr mäßiger Beliebtheit!<br />
FELIX:<br />
Und solch ein Höhlenmensch entscheidet über unsere<br />
Zukunft! Der Mann muss weg!<br />
EVA:<br />
Habt ihr bemerkt, er hat sein Sonntags-Toupet auf!<br />
FELIX:<br />
Und die Sonntagskrawatte, - die ohne die Eiflecken!<br />
PSYCHO:<br />
Bichler-Neuhaus hat zwar zwei Krawatten, diese blaue<br />
da, und dann die mit dem verkleckerten Ei. Er hat aber<br />
nur ein Toupet! Sonntags päppelt er es etwas mit<br />
Wässerchen und Tinkturen auf. Das Toupet sieht dann<br />
aus wie neu.<br />
FELIX:<br />
(nachdenklich)<br />
Wirklich? Er hat nur ein Toupet?<br />
PSYCHO:<br />
Das ist absolut sicher. Meine Tante Erna wohnt direkt<br />
neben ihm und putzt ihm einmal in der Woche die<br />
Wohnung. Und deswegen weiß ich es definitiv: Er hat<br />
exakt zwei Krawatten und ein Toupet.<br />
FELIX:<br />
- - - ein Toupet, - da müsste sich doch was machen<br />
lassen.<br />
EVA:<br />
Genau!<br />
FELIX:<br />
(eifrig)<br />
Ohne Toupet würde er doch nie zur Schule kommen.<br />
EVA:<br />
Genau!<br />
FELIX:<br />
Und morgen schreiben wir die letzte Mathe-Arbeit.<br />
EVA:<br />
Genau!<br />
FELIX:<br />
Und danach kann er keine mehr schreiben, weil<br />
übermorgen die Anmeldenoten für die Prüfung<br />
abgegeben werden müssen.<br />
EVA:<br />
Genau!<br />
PSYCHO:<br />
Und was bedeutet das?<br />
VOLKSMUND:<br />
Wir werden sehen, sprach der Blinde.<br />
FELIX:<br />
Wie kommt denn eigentlich das liebe Tantchen in die<br />
Bude von Bichler-Neuhaus?<br />
PSYCHO:<br />
Sie hat einen Wohnungsschlüssel.<br />
FELIX:<br />
Und weißt du, wo sie den Schlüssel aufbewahrt?<br />
PSYCHO:<br />
Klaro!<br />
FELIX:<br />
Und du würdest ihn eventuell unbemerkt für ein kleines<br />
Stündchen ausleihen können?<br />
PSYCHO:<br />
Aaaah, jetzt kapier' ich, was ihr vorhabt! Na klar, kein<br />
Problem! Allerdings müsstet ihr meine Bemühungen<br />
finanziell unterstützen! Sagen wir mal mit zehn Euro.<br />
Einverstanden?<br />
EVA:<br />
Du geldgieriger, hässlicher Zwerg!<br />
VOLKSMUND:<br />
Geld alleine macht nicht unglücklich.<br />
FELIX:<br />
Zehn Euro? Das ist es mir wert!<br />
VOLKSMUND:<br />
Der Scheck heiligt die Mittel.<br />
PSYCHO:<br />
Wegen des Schlüssels würde ich kein Geld verlangen,<br />
den brauchen wir auch gar nicht.<br />
FELIX:<br />
Und warum nicht?<br />
PSYCHO:<br />
Bichler-Neuhaus hat einen Schlafzimmer-Balkon. Dort<br />
hängt er seine Perücke nachts auf. Zum Durchlüften!<br />
Und meine Tante hat nebendran ihren Balkon! Versteht<br />
ihr?<br />
FELIX:<br />
Du meinst, ihr Balkon ist so nah nebendran, dass man<br />
eventuell mit einer Stange - - -<br />
PSYCHO:<br />
So ist es! Und die zehn Euro brauche ich, um meine<br />
Tante abzulenken, damit ich auf ihren<br />
Schlafzimmerbalkon komme. Ich kauf' ihr ein Puzzle, da<br />
7
stürzt sie sich gleich drauf und vergisst alles um sich<br />
herum.<br />
FELIX:<br />
Daaas ist es! Damit fällt die Mathe-Arbeit aus! Wir<br />
brauchen nichts zu lernen, und meine Vier ist gerettet!<br />
Psycho, sooo machen wir das!<br />
(alle ab)<br />
VOLKSMUND:<br />
Man soll das Kind in den Brunnen werfen, solange es<br />
noch heiß ist.<br />
(Vorhang zu)<br />
Bichler-Neuhaus dann machen?<br />
ASSESSOR:<br />
Er wird sich - vielleicht einen Hut aufsetzen oder eine<br />
Mütze oder -<br />
INSPEKTOR:<br />
einen Turban. - Das ist doch Quatsch, Schulze. Die<br />
Schüler haben mehr drauf in der Analyse des gemeinen<br />
Toupetträgers. Bichler-Neuhaus wird sich natürlich<br />
solange krank melden, bis er für Ersatz gesorgt hat.<br />
ASSESSOR:<br />
- Gewiss Chef! Natürlich! Mir lag es auf den Lippen!<br />
INSPEKTOR:<br />
Na gut! Sehen Sie noch andere Ansätze für einen<br />
7. Szene<br />
weitergehenden Kriminalfall?<br />
(Inspektor und Assessor treten auf)<br />
ASSESSOR:<br />
INSPEKTOR:<br />
Im Moment nicht, - nein. Nicht dass ich wüsste, Chef!<br />
So, Schulze erfassen Sie das kriminelle Potential, das hier INSPEKTOR:<br />
grundgelegt ist?<br />
Und der Liebesbrief, Schulze? Der Liebesbrief?<br />
ASSESSOR:<br />
ASSESSOR:<br />
Sicher Chef, gewiss!<br />
Natürlich, Chef! Natürlich! Mir lag es auf den Lippen!<br />
INSPEKTOR:<br />
INSPEKTOR:<br />
Und?<br />
Was?<br />
ASSESSOR:<br />
ASSESSOR:<br />
Tja, es geht wohl um ein Eigentumsdelikt. Um den Der Liebesbrief, Chef!<br />
Diebstahl eines zum Zwecke des Lüftens auf einen<br />
INSPEKTOR:<br />
Schlafzimmerbalkon vorübergehend verbrachten<br />
Und, - was ist mit dem Liebesbrief?<br />
Toupets.<br />
(Beide kehren langsam um)<br />
INSPEKTOR:<br />
ASSESSOR:<br />
- vorübergehend verbrachten Toupets - .<br />
Der ist der Ansatz für einen weitergehenden Kriminalfall,<br />
Mehr erkennen Sie nicht?<br />
Chef!<br />
ASSESSOR:<br />
INSPEKTOR:<br />
Im Moment nicht, - nein. Nicht dass ich wüsste, Chef! Warum? Warum, Schulze?<br />
INSPEKTOR:<br />
ASSESSOR:<br />
Wenig beeindruckend, Schulze! Haben Sie denn nicht Da muss ich erstmals passen, Chef! Da fällt mir nichts<br />
aufgepasst?<br />
ein!- Nicht dass ich wüsste!<br />
ASSESSOR:<br />
INSPEKTOR:<br />
Ich hing an Ihren Lippen, Chef! Doch ich fürchte, dass - Schulze, als Kriminalist sind Sie nicht unbedingt ein<br />
INSPEKTOR:<br />
Kracher!<br />
Na gut! Dann ganz langsam zum Mitdenken:<br />
ASSESSOR:<br />
Nehmen wir an, dieser Psycho klaut das Toupet. Wie Das würde ich sehr bedauern, Chef!<br />
wird dann Bichler-Neuhaus reagieren?<br />
INSPEKTOR:<br />
ASSESSOR:<br />
Sehen Sie, Schulze! Da gibt es doch diesen<br />
Er wird seinen Balkon absuchen, ob vielleicht der<br />
Doppelnamen-Lehrer, der unter großer<br />
nächtliche Wind - - -<br />
Selbstunsicherheit leidet. Leidet, Schulze! Seine Seele ist<br />
INSPEKTOR:<br />
wund! Dann bekommt er einen Liebesbrief, zu einem<br />
Die Perücke ist weg, Schulze. Endgültig weg! Was wird Zeitpunkt, der -<br />
8
ASSESSOR:<br />
- Barhäuptigkeit?<br />
(Inspektor klopft sich an die Brust)<br />
INSPEKTOR:<br />
Wenn Sie mit Barhäuptigkeit "Glatze" meinen, - richtig!<br />
Das ergibt eine seelische Gemengelage, Schulze, die ist<br />
wie Dynamit! Wie Dynamit!<br />
Dann haben wir aber noch mehr seelisch Verwundete.<br />
Diese Luise, die ohne - - -<br />
ASSESSOR:<br />
Hähähähähähä ...<br />
INSPEKTOR:<br />
Lachen Sie nicht so blöd, Schulze. Das ist doch albern!<br />
ASSESSOR:<br />
Entschuldigen Sie bitte, Chef! Ja natürlich, - Luise, - sie<br />
hat ja diesem Psycho angedroht, ihn umzubringen!<br />
INSPEKTOR:<br />
Wir wollen nicht gleich übertreiben, Schulze! - Aber<br />
immerhin!<br />
ASSESSOR:<br />
Und dieser Psycho ist doch auch ein ganz schönes<br />
Früchtchen! Von dem kann man vielleicht auch noch<br />
etwas befürchten!<br />
INSPEKTOR:<br />
Brav, Schulze! Und dann gibt es noch einen möglichen<br />
Konfliktherd zwischen -<br />
ASSESSOR:<br />
(eifrig)<br />
- zwischen Felix und jenem Hans, dem er so zürnte?<br />
INSPEKTOR:<br />
- so zürnte, ja.<br />
Schulze, das wird ja mit Ihnen vielleicht doch noch!<br />
ASSESSOR:<br />
Verbindlichsten Dank, Chef!<br />
INSPEKTOR:<br />
Also: Am selben Tag, in der großen Pause, trafen sich in<br />
der Tat der ominöse Hans und dieser sogenannte Psycho<br />
in dem kleinen Park und -<br />
ASSESSOR:<br />
- und ? Ich bin ja so gespannt, Chef!<br />
(beide ab)<br />
INSPEKTOR:<br />
Na dann weiter mit der Geschichte!<br />
8. Szene<br />
(Vorhang auf)<br />
(Hans und Psycho treten kurz hintereinander auf)<br />
PSYCHO:<br />
Heee Hans, gut, dass ich dich treffe!<br />
(Hans dreht sich um)<br />
HANS:<br />
Komm doch mal wieder, wenn du keine Zeit hast!<br />
PSYCHO:<br />
Warum denn?<br />
HANS:<br />
Ich brauche Ruhe!<br />
PSYCHO:<br />
Ruhe?<br />
HANS:<br />
Der Pausenlärm auf dem Schulhof geht mir so auf die<br />
Socken! Einsamkeit und Ruhe, Psycho! Das sind die<br />
eigentlichen Luxusgüter unserer Zeit!<br />
PSYCHO:<br />
Ich brauch' action.<br />
HANS:<br />
Du bist halt jung und dumm.<br />
PSYCHO:<br />
Zwei Jährchen jünger als du, was ist das schon! -<br />
HANS:<br />
`ne ganze Menge in diesem Alter! Du steckst noch in<br />
der Pubertät.<br />
PSYCHO:<br />
Als Achtklässler mische ich aber den Laden in eurer 10a<br />
ganz schön auf!<br />
HANS:<br />
So? Na wenn schon, das interessiert mich nicht.<br />
PSYCHO:<br />
Dich betrifft das aber ebenfalls. Ihr habt ja in Mathe den<br />
Bichler-Neuhaus.<br />
HANS:<br />
Und?<br />
PSYCHO:<br />
Der wird morgen nicht zum Unterricht erscheinen.<br />
HANS:<br />
Der wird, der wird, mein Gutester, weil er auf den<br />
letzten Drücker noch `ne Arbeit schreiben muss.<br />
PSYCHO:<br />
Eben! Deswegen wird er verhindert sein.<br />
HANS:<br />
So?<br />
PSYCHO:<br />
Willst du wissen, wie wir das machen?<br />
9
HANS:<br />
ANNE:<br />
Nein!<br />
Wer will denn so `ne Alte mit solchen Macken!<br />
PSYCHO:<br />
INA:<br />
Es war die Idee von Felix, und ich - - -<br />
Ich glaub', s i e will nicht.<br />
(Hans packt Psycho am Hemdkragen und schüttelt ihn) NICOLE:<br />
HANS:<br />
Und warum nicht?<br />
(schreit)<br />
INA:<br />
Halt die Fresse! Ich will den Namen dieses Idioten nie Weil sie Feministin ist! Sie ekelt sich aus Prinzip vor den<br />
mehr hören!<br />
Männern!<br />
Hast du mich verstanden, Giftzwerg? - Nie mehr!<br />
NICOLE:<br />
Wenn du nur noch ein einziges Mal in meiner<br />
Schön blöd!<br />
Gegenwart diesen - - -<br />
ANNE:<br />
(Hans lässt Psycho los)<br />
Das könnte mir nicht passieren.<br />
PSYCHO:<br />
NICOLE:<br />
Schon gut, schon gut! Hör endlich auf mit der<br />
Männer sind d i e Erfüllung! Wenn ich da an Felix denke<br />
Schüttelei!<br />
-<br />
HANS:<br />
INA:<br />
Troll dich, Zwerg! Du hast mir die Laune verdorben! Sie behauptet sogar, dass, wenn Gott `ne Frau wäre, es<br />
(Psycho ab)<br />
auf der Welt viel besser zugehen würde.<br />
PSYCHO:<br />
NICOLE:<br />
Blödmann!<br />
Die hat ja keine Ahnung von uns Frauen!<br />
ANNE:<br />
9. Szene<br />
Hihihihihihi!<br />
INA:<br />
(Hans zieht aus seiner Gesäßtasche ein Reclamheftchen, Warum lachst du?<br />
setzt sich auf die Parkbank und liest. Nicole, Anne, und ANNE:<br />
Ina treten beschwingt auf)<br />
Eine Frau, die die Männer sooo hasst, die heißt auch<br />
NICOLE:<br />
noch: Eva Herrmann. Versteht ihr? - "Herr" "Mann", -<br />
So eine eingebildete Gans!<br />
einen herrlicheren männlichen Namen gibt's ja gar nicht!<br />
ANNE:<br />
(Alle drei lachen herzlich)<br />
Eingebildet, überheblich und etepetete!<br />
INA:<br />
INA:<br />
Der liebe Gott hat alles doch sehr schön eingerichtet.<br />
Ich möchte nur wissen, auf was d i e sich etwas<br />
NICOLE:<br />
einbildet!<br />
Die muss unter ihrem Familennamen ja leiden wie`s Tier.<br />
NICOLE:<br />
ANNE:<br />
(künstlich geziert)<br />
Das gönn' ich ihr!<br />
Haaach, naürlich auf ihre Schönheit!<br />
INA:<br />
ANNE:<br />
Ich würd' ihr noch viel mehr gönnen! Zum Beispiel einen<br />
Mit der ist es auch bald vorbei! Die geht ja schon auf 50 richtigen Kotzbrocken zum Mann!<br />
zu.<br />
NICOLE:<br />
INA:<br />
So einen wie Bichler-Neuhaus!<br />
(schüttelt sich)<br />
(Alle drei brechen in unbändiges Gelächter aus)<br />
So alt ist die schon?<br />
ANNE:<br />
Grusel, grusel!<br />
Wäre das schön, wenn wir die beiden verkuppeln<br />
NICOLE:<br />
könnten!<br />
50? Und hat noch keinen Mann?<br />
INA:<br />
10
Schade, dass man so `ne Idee nicht verwirklichen kann!<br />
NICOLE:<br />
Ja, schade - - -<br />
- aber warum denn eigentlich nicht? Man könnte es<br />
doch zumindest versuchen!<br />
ANNE:<br />
Wie soll das gehen?<br />
INA:<br />
Das klappt doch nie!<br />
(Sie setzt sich auf die Bühnenrampe, die anderen<br />
Mädchen knieen neben ihr)<br />
NICOLE:<br />
Nein, nein, warte mal! Wir haben doch die e-mail<br />
Adresse von der Herrmann, und der Bichler-Neuhaus hat<br />
sein laptop im Lehrerzimmer stehen, und wenn<br />
nachmittags geputzt wird, kommt man locker ins<br />
Lehrerzimmer -<br />
ANNE:<br />
Still, - da kommt der Herrmann ihr Schätzchen!<br />
(Luise tritt mit Eimer und Zange auf)<br />
10. Szene<br />
(Ina dreht sich um)<br />
INA:<br />
Die Luise?<br />
Aaah - Luise! Grüß dich! Was machst du hier?<br />
(Luise hebt mit der Zange verstreute Papierchen auf)<br />
LUISE:<br />
Wir haben jetzt Hofaufräumdienst.<br />
ANNE:<br />
Ja hat`s denn schon geklingelt?<br />
LUISE:<br />
Vor fünf Minuten.<br />
ANNE:<br />
Oh Gottogottogott!<br />
NICOLE:<br />
Jetzt wird`s eng! Nichts wie ab!<br />
(Anne, Ina und Nicole hurtig ab)<br />
(Hans steht auf, schaut auf die Uhr und will ebenfalls<br />
abgehen, aber Felix tritt auf. Die beiden bleiben<br />
regungslos stehen. Dann schauen sie um sich. Als Luise<br />
näher kommt, schreit Hans unvermittelt los)<br />
HANS:<br />
Geh mir aus dem Weg, du Mistkäfer!<br />
FELIX:<br />
11<br />
(schreit ebenfalls)<br />
Halt die Klappe, Trottel, und scher dich zum Teufel!<br />
HANS:<br />
Lieber eine Ewigkeit beim Teufel als eine Sekunde bei<br />
dir!<br />
(Hans ab)<br />
(Luise arbeitete sich von rechts nach links über die<br />
Bühne, begleitet dann Felix nach rechts)<br />
LUISE:<br />
(zu Felix)<br />
Ihr seid ja spinnefeind miteinander!<br />
FELIX:<br />
Lass mich in Ruhe! Ich will von dem Nasebohrer nichts<br />
hören und nichts wissen! Null und nichts!<br />
(Felix ab)<br />
(Psycho tritt auf. Nach einer Weile erblickt Psycho Luise)<br />
PSYCHO:<br />
(künstlich erregt)<br />
Um Himmels Willen, Luise! Pass auf! Tu das nicht!<br />
LUISE:<br />
Waaas?<br />
PSYCHO:<br />
Du latschst doch auf dem Gras herum!<br />
LUISE:<br />
Na und?<br />
PSYCHO:<br />
Halt dich fern von Wiesen und Weiden, dann kann man<br />
dich besser vom Vieh unterscheiden!<br />
LUISE:<br />
(mit bedrohlich leiser Stimme)<br />
So, jetzt ist Schluss! Jetzt passiert`s. Du willst es nicht<br />
anders!<br />
(Luise treibt mit erhobener Zange Psycho um die<br />
Parkbank herum. Kurz bevor der Vorhang geschlossen<br />
ist, wirft sie ihren Eimer nach Psycho)<br />
PSYCHO:<br />
(schmerzlich schreiend)<br />
Hilfe, eine Ziege greift mich an! - Aaaaaaaaaah!<br />
(Vorhang zu)
11. Szene<br />
Schulze! Reißen Sie sich gefälligst zusammen, Mann!<br />
ASSESSOR:<br />
Äh - Entschuldigen Sie bitte - so meinte ich das nicht,<br />
das ist mir ja furchtbar peinlich! - Darf ich fragen, wie es<br />
(Inspektor und Assessor treten auf)<br />
denn dazu kam, dass Sie zum - - - ?<br />
ASSESSOR:<br />
INSPEKTOR:<br />
Ich bin erschüttert, Chef! - Diese jungen Menschen - Ich zweifle allmählich, ob Sie die menschliche Reife für<br />
lauter Intriganten und Bösewichte! Die ganze Schule ist die Schilderung dieses Falles haben.<br />
ja das reinste Tollhaus!<br />
ASSESSOR:<br />
INSPEKTOR:<br />
Ich will mich mit aller Kraft bemühen - zu reifen, Chef!<br />
Das sehen Sie wieder mal falsch, Schulze!<br />
(geht weiter)<br />
ASSESSOR:<br />
INSPEKTOR:<br />
Gewiss, Chef! -<br />
Da haben Sie viel zu tun! Also weiter im Text. An jenem<br />
INSPEKTOR:<br />
Abend ruft gegen 23 Uhr der kleine Psycho den Felix an.<br />
Hier haben wir vergleichsweise noch die heile Welt! Das ASSESSOR:<br />
ist einer der wenigen Vorzüge der Provinz!<br />
Wegen der Vollzugsmeldung?<br />
ASSESSOR:<br />
INSPEKTOR:<br />
Gewiss, gewiss, Chef.<br />
Fast erraten, aber es war etwas schiefgelaufen! Und<br />
INSPEKTOR:<br />
dann gab es noch ein Telefonat zwischen Eva und Luise.<br />
An städtischen Schulen gibt's entschieden gravierendere - Schulze, wir merken uns also: zwei Telefonate! - Mit<br />
Probleme!<br />
merkwürdigen Botschaften!<br />
ASSESSOR:<br />
Das dachte ich mir auch, Chef! Entschieden<br />
(Inspektor und Assessor ab)<br />
gravierendere Proleme! Da ist das hier noch die heile<br />
Welt! Wie sie so richtig sagten, Chef!<br />
(er bleibt stehen)<br />
INSPEKTOR:<br />
(Vorhang auf)<br />
Schulze, - - - haben Sie eigentlich alle Tassen im<br />
12. Szene<br />
Schrank?<br />
(Mittelwand trennt Psycho und Felix, die miteinander<br />
ASSESSOR:<br />
telefonieren)<br />
Gewiss, Chef! - Das heißt, - natürlich nicht! Ich meine, - PSYCHO:<br />
ganz wie Sie meinen, Chef!<br />
Hallo Felix, bist du`s?<br />
(er geht weiter)<br />
FELIX:<br />
INSPEKTOR:<br />
Wer denn sonst? Sag schon! Hast du das Toupet?<br />
Um so erstaunlicher ist es ja, dass hier an dieser heilen PSYCHO:<br />
Provinzschule ein Kriminalfall entstehen konnte.<br />
Nein!<br />
ASSESSOR:<br />
FELIX:<br />
Um so erstaunlicher, gewiss!<br />
Und warum nicht, um Himmelswillen?<br />
INSPEKTOR:<br />
PSYCHO:<br />
Und ich wurde dabei zum Trottel. Ich ich wurde zum Es hing nicht auf dem Balkon!<br />
Trottel!<br />
FELIX:<br />
ASSESSOR:<br />
Waaaaas?<br />
Gewiss, Chef-Trottel! Wie Sie so richtig sagen, Sie<br />
PSYCHO:<br />
wurden zum Trottel!<br />
Keine Ahnung, was da los ist, es hängt sonst immer<br />
(bleibt stehen)<br />
dort!<br />
INSPEKTOR:<br />
FELIX:<br />
12