16 ELEKTROCHEMIE 2: EINZELNE IONEN 16.1 Grenzleitfähigkeit der
16 ELEKTROCHEMIE 2: EINZELNE IONEN 16.1 Grenzleitfähigkeit der
16 ELEKTROCHEMIE 2: EINZELNE IONEN 16.1 Grenzleitfähigkeit der
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-1-<br />
<strong>16</strong> <strong>ELEKTROCHEMIE</strong> 2: <strong>EINZELNE</strong> <strong>IONEN</strong><br />
<strong>16</strong>.1 <strong>Grenzleitfähigkeit</strong> <strong>der</strong> Ionen<br />
Kohlrausch hat bei seinen Bestimmungen <strong>der</strong> <strong>Grenzleitfähigkeit</strong>en Λ0 gewisse Gesetzmäßigkeiten<br />
beobachtet. Demnach trägt jedes Ion mit einem bestimmten Wert zur<br />
<strong>Grenzleitfähigkeit</strong> bei, unabhängig vom jeweiligen Gegenion. Daraus formulierte er ein<br />
Additivitätsgesetz <strong>der</strong> <strong>Grenzleitfähigkeit</strong>en:<br />
+ −<br />
0 0 0<br />
Λ = Λ + Λ<br />
Die <strong>Grenzleitfähigkeit</strong> des Salzes ist gleich <strong>der</strong> Summe aus den <strong>Grenzleitfähigkeit</strong>en<br />
+ −<br />
des Kations Λ 0 und <strong>der</strong> des Anions Λ 0 . In <strong>der</strong> folgenden Tabelle ist das Gesetz anhand<br />
von experimentell ermittelten Werten überprüft. T=25°C, wäßrige Lösung.<br />
Λ0<br />
Ω -1 mol -1 cm<br />
+ +<br />
K Na<br />
0 0<br />
Λ − Λ<br />
2<br />
Λ0<br />
Ω -1 mol -1 cm 2<br />
KCl 149,86 KCl 149,86<br />
NaCl 126,46 23,4 KNO3 144,96 4,9<br />
KI 150,4 LiCl 115,25<br />
NaI 127,0 23,4 LiNO3 111,0 4,3<br />
KOH 271 NH4Cl 149,9<br />
NaOH 247,8 23,2 NH4NO3 145,3 4,6<br />
PCIII-<strong>16</strong>.DOC MASKOS/BUTT 23.06.2009<br />
0 0 3<br />
Cl<br />
−<br />
−<br />
NO<br />
Λ − Λ<br />
Das Additivitätsgesetz <strong>der</strong> <strong>Grenzleitfähigkeit</strong>en kann man ausnutzen, um die <strong>Grenzleitfähigkeit</strong><br />
schwacher Elektrolyte zu bestimmen. Beispiel: CH3COOH.<br />
− +<br />
CH COOH<br />
0<br />
CH COO<br />
0<br />
H<br />
0<br />
CH3COO = Λ0 Na<br />
+ Λ0 Na<br />
− Λ0 Cl<br />
+ Λ0 Cl<br />
− Λ0 H<br />
+ Λ0<br />
CH3COONa HCl NaCl<br />
= Λ0 + Λ0 −Λ0<br />
3 3<br />
Λ = Λ + Λ<br />
− + + − − +<br />
Aus den <strong>Grenzleitfähigkeit</strong>en von CH3COONa, HCl und NaCl kann man also die <strong>Grenzleitfähigkeit</strong><br />
von CH3COOH berechnen.<br />
Das Additivitätsgesetz <strong>der</strong> <strong>Grenzleitfähigkeit</strong>en vereinfacht auch das Tabellieren von<br />
<strong>Grenzleitfähigkeit</strong>en. Man braucht nur die Werte <strong>der</strong> Ionen, nicht aber die aller möglichen<br />
Salze zu notieren. In <strong>der</strong> folgenden Tabelle sind die <strong>Grenzleitfähigkeit</strong>en und die<br />
Ionenbeweglichkeiten (wird weiter unten eingeführt) verschiedener An- und Kationen<br />
bei 25°C in Wasser aufgelistet.<br />
Kation Λ0<br />
Ω -1 mol -1 cm 2<br />
u<br />
cm 2 s -1 V -1<br />
Anion Λ0<br />
Ω -1 mol -1 cm 2<br />
u<br />
cm 2 s -1 V -1<br />
H + 349,6 36,23×10 -4 OH - 199,1 20,64×10 -4
Li + 38,7 4,01 F - 55,4 5,70<br />
Na + 50,1 5,19 Cl - 76,4 7,91<br />
K + 73,5 7,62 Br - 78,1 8,09<br />
Rb + 77,8 7,92 I - 76,8 7,96<br />
Cs + 77,2 NO3 - 71,5 7,40<br />
NH4 + 73,5 5,19 CO3 2- 138,6 7,46<br />
Ba 2+ 127,2 SO4 2- <strong>16</strong>0,0 8,29<br />
Ca 2+ 119,0 6,17 CH3COO - 40,9 4,24<br />
Mg 2+ 106,0<br />
Beispiel: Wie groß sind die <strong>Grenzleitfähigkeit</strong>en von CsBr und CaCl2?<br />
CsBr: 155,3 Ω -1 mol -1 cm 2 . CaCl2: (119,0+2×76,4)Ω -1 mol -1 cm 2 =271,8 Ω -1 mol -1 cm 2<br />
<strong>16</strong>.2 Ionenbeweglichkeit<br />
-2-<br />
Warum ist <strong>der</strong> Strom in einer Elektrolytlösung überhaupt proportional zur Spannung?<br />
Die Ionenkonzentration än<strong>der</strong>t sich nicht. Es muß also die Geschwindigkeit, mit <strong>der</strong> sich<br />
die Ionen bewegen, proportional mit dem angelegten Feld wachsen. Dazu folgende<br />
Überlegung. Legt man an eine Elektrolytlösung ein elektrisches Feld <strong>der</strong> Feldstärke � E ,<br />
so wirkt auf ein Ion die elektrische Kraft<br />
� �<br />
Fel ZeE =<br />
Wären die Ionen frei beweglich, dann würde ihre Beschleunigung gemäß dem Newtonschen<br />
Gesetz kontinuierlich zunehmen. Dem wirkt die Reibungskraft entgegen. Für die<br />
Reibungskraft verwendet man einen Ausdruck von Stokes a <strong>der</strong> für Kugeln gilt. Die Reibungskraft<br />
einer Kugel mit dem Radius r die sich mit <strong>der</strong> Geschwindigkeit v in einem<br />
Medium mit <strong>der</strong> Viskosität η bewegt beträgt<br />
� �<br />
FRe ibung = 6πη rv<br />
� �<br />
Im Gleichgewicht ist die Geschwindigkeit konstant und es gilt FRe ibung = Fel<br />
. Daraus<br />
folgt<br />
� Ze �<br />
v<br />
r E = ⋅<br />
6πη<br />
für die Driftgeschwindigkeit <strong>der</strong> Ionen. Die Geschwindigkeit sollte also tatsächlich proportional<br />
zur angelegten Feldstärke sein. Das wird durch das Experiment weitgehend<br />
bestätigt.<br />
Diese Proportionalität erlaubt es, die Ionenbeweglichkeit einzuführen. Allgemein definiert<br />
man die Ionenbeweglichkeit u (ionic mobility) über<br />
� �<br />
+ +<br />
� �<br />
− −<br />
v = u ⋅ E und v = u ⋅ E<br />
Einfacher geschrieben:<br />
+ + − −<br />
v = u E , v = u E<br />
a George Gabriel Stokes, 1819-1903, brit. Mathematiker und Physiker.<br />
PCIII-<strong>16</strong>.DOC MASKOS/BUTT 23.06.2009
-3-<br />
Mit dem Stokeschen Ansatz ist die Ionenbeweglichkeit<br />
u<br />
Ze<br />
=<br />
6πη r<br />
Beispiel: Die Ionenbeweglichkeit von Na + in Wasser ist 5,19×10 -4 cm 2 s -1 V -1 . Bei einer<br />
Feldstärke von 1 V/cm bewegt sich Na + mit<br />
−4 cm / s V<br />
−4<br />
cm μ m<br />
v = u⋅ E = 519 , × 10 ⋅ 1 = 519 , × 10 = 519 ,<br />
V / cm cm<br />
s s<br />
Die Herleitung <strong>der</strong> Ionenbeweglichkeit mit Hilfe des Stokeschen Reibungsgesetzes ist<br />
nur ein einfaches Modell. Man kann damit eine wichtige Größe, den Ionenradius, abschätzen:<br />
r<br />
Ze<br />
=<br />
6πη u<br />
Mit η=8,91×10 -4 kg m -1 s -1 erhält man bei 298 K die in <strong>der</strong> folgenden Tabelle aufgeführten<br />
Werte.<br />
Ionenbeweglichkeit<br />
m 2 s -1 V -1<br />
Ionenradius aus<br />
Leitf.<br />
Å<br />
PCIII-<strong>16</strong>.DOC MASKOS/BUTT 23.06.2009<br />
Ionenradius Kristall<br />
Å<br />
Li + 4,01×10 -8 2,4 0,60<br />
Na + 5,19 1,8 1,02<br />
K + 7,62 1,3 1,38<br />
Rb + 7,92 1,2 1,49<br />
Cl - 7,91 1,2 1,81<br />
I - 7,96 1,2 2,20<br />
CH3COO - 4,24 2,2 -<br />
Ca 2+ 6,17 3,1 1,00<br />
H + 36,23 0,3 -<br />
OH - 20,64 0,5 -<br />
Ionenradien, die mit Hilfe von Leitfähigkeitsmessungen bestimmt wurden, stimmen größenordnungsmäßig<br />
mit Ionenradien aus Kristallen überein. Hydroxyl- und Hydroniumion<br />
fallen aus dem Schema raus. Wie später diskutiert wird, unterscheidet sich bei ihnen<br />
<strong>der</strong> Leitmechanismus von dem <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Ionen.<br />
Wie hängen molare <strong>Grenzleitfähigkeit</strong> und Ionenbeweglichkeit zusammen? Dazu betrachten<br />
wir wie<strong>der</strong> den folgenden Aufbau:
A<br />
-4-<br />
U I<br />
In einem bestimmten Zeitraum Δt treffen alle Kationen, die sich im Volumen A ⋅ t ⋅ v<br />
+<br />
Δ<br />
+ +<br />
befinden, auf die Kathode. Dort wird die Ladung A⋅Δ t⋅v ⋅c ⋅F⋅Z+ umgesetzt.<br />
Strom ist Ladung pro Zeit. Durch die Kationen wird also <strong>der</strong> Strom<br />
+<br />
I<br />
+ +<br />
= A⋅v ⋅c ⋅F⋅ Z getragen. Damit erhalten wir für die kationische Leitfähigkeit:<br />
+<br />
+ + +<br />
+ I<br />
G =<br />
U<br />
A⋅v =<br />
⋅c ⋅F⋅Z+ U<br />
Liegt ein Potential U an, so beträgt die Feldstärke E = U l.<br />
Einsetzen ergibt<br />
+ + +<br />
+ I A⋅v ⋅c ⋅F⋅Z+ G = =<br />
U E⋅l Durch Vergleich mit <strong>der</strong> Definition für die spezifische Leitfähigkeit ( G = κ A / l ) sieht<br />
man, dass<br />
+ +<br />
κ + v ⋅c ⋅F⋅Z+ =<br />
E<br />
Mit <strong>der</strong> Definition für die Beweglichkeit folgt die nützliche Beziehung:<br />
+ + +<br />
κ = u ⋅c ⋅F⋅Z +<br />
Die molare Leitfähigkeit ergibt sich damit zu<br />
+<br />
Λ + κ +<br />
= = u ⋅F ⋅Z<br />
+<br />
+<br />
c<br />
und die molare <strong>Grenzleitfähigkeit</strong><br />
+ +<br />
Λ 0 = u ( c→0) ⋅F ⋅Z<br />
<strong>16</strong>.3 Hittorfsche Überführungszahlen<br />
Die Hittorfschen Überführungszahlen (transport numbers) geben an, welcher Anteil<br />
eines Stroms durch Kationen und durch Anionen getragen wird. Genauer: t + gibt den<br />
Anteil des Gesamtstroms an, <strong>der</strong> durch die Bewegung <strong>der</strong> Kationen entsteht, t - gibt den<br />
Anteil des Stroms, <strong>der</strong> durch die Anionen getragen wird. Um die Überführungszahlen zu<br />
berechnen, gehen wir von einem Salz aus, welches folgen<strong>der</strong>maßen dissoziiert:<br />
Aν Bν → ν+ A + ν−B<br />
+ −<br />
Z + Z −<br />
+ −<br />
Der Anteil des kationischen Stroms beträgt<br />
PCIII-<strong>16</strong>.DOC MASKOS/BUTT 23.06.2009<br />
l<br />
+
+<br />
+ +<br />
-5-<br />
+ I<br />
A⋅v c F⋅Z+ v c Z<br />
t = + − =<br />
=<br />
+ +<br />
− −<br />
+ + − −<br />
I + I A⋅v c F⋅ Z+ + A⋅v c F⋅Z−v c Z+ + v c Z−<br />
Die Driftgeschwindigkeit <strong>der</strong> Ionen drücke ich durch ihre Beweglichkeit u = v / E aus.<br />
Die Feldstärke kürzt sich weg und man erhält<br />
t<br />
+<br />
+ +<br />
+<br />
+ +<br />
+<br />
− −<br />
−<br />
u c Z<br />
=<br />
u c Z + u c Z<br />
PCIII-<strong>16</strong>.DOC MASKOS/BUTT 23.06.2009<br />
+ + +<br />
Da das Salz insgesamt elektroneutral sein muss, gilt Z c = Z c . Kürzen:<br />
t<br />
+<br />
+<br />
u<br />
=<br />
u + u<br />
+ −<br />
+ +<br />
− −<br />
− u<br />
und t =<br />
u + u<br />
−<br />
+ −<br />
Wir stellen jetzt eine Beziehung her zwischen den molaren Ionenleitfähigkeiten und den<br />
Überführungszahlen. Es wird sich herausstellen, dass man dann die individuellen Leitfähigkeiten<br />
messen kann.<br />
Die molare Leitfähigkeit des Kations lässt sich schreiben als<br />
Daraus folgt<br />
Z + +<br />
Λ( A ) = FZ u<br />
+ +<br />
+<br />
u<br />
Z +<br />
= Λ( A + ) FZ+<br />
und<br />
−<br />
u<br />
Z −<br />
= Λ( B − ) FZ−<br />
Die Ausdrücke setze ich in die Gleichungen für die Überführungszahlen ein:<br />
Z<br />
+<br />
+ Λ(<br />
A + ) FZ+<br />
t = Z +<br />
Z −<br />
Λ( A + ) FZ+ + Λ(<br />
B − ) FZ−<br />
Λ(<br />
A + ) Z+<br />
= Z +<br />
Z −<br />
Λ( A + ) Z+ + Λ(<br />
B − ) Z−<br />
Jetzt kommt wie<strong>der</strong> die Elektroneutralitätsbedingung Z+ ν+ die Ladungszahlen:<br />
= Z−ν<br />
−.<br />
Damit ersetze ich<br />
Z<br />
+<br />
+ ν+<br />
Λ(<br />
A + )<br />
t = Z +<br />
Z −<br />
ν+ Λ( A + ) + ν−Λ(<br />
B − )<br />
Im Nenner steht die molare Leitfähigkeit des Elektrolyt, denn<br />
Also<br />
Λ( Aν Bν ) = Fν Z u + Fν Z u = ν Λ( A + ) + ν Λ(<br />
A − )<br />
t<br />
+ −<br />
Z<br />
ν Λ(<br />
A + )<br />
=<br />
Λ(<br />
A B )<br />
+ +<br />
ν ν<br />
+<br />
+ −<br />
+ + +<br />
− − −<br />
Z −<br />
− ν−<br />
Λ(<br />
B − )<br />
und t =<br />
Λ(<br />
Aν Bν<br />
)<br />
+<br />
+ −<br />
Z<br />
+<br />
Z +<br />
Z −<br />
−<br />
<strong>16</strong>.3.1 Messung <strong>der</strong> Überführungszahlen und damit <strong>der</strong> Ionenleitfähigkeit<br />
Zunächst vergegenwärtigen wir uns die Vorgänge bei <strong>der</strong> Elektrolyse. Dazu teilen wir,<br />
zumindest in Gedanken, die elektrochemische Zelle in einen Kathodenraum, das ist <strong>der</strong><br />
Raum unmittelbar um die Kathode herum, einen Anodenraum und einen Mittelraum.<br />
Der Mittelraum ist dadurch gekennzeichnet, dass die Ionenkonzentrationen sich nicht<br />
än<strong>der</strong>n. Die Situation ist in <strong>der</strong> folgenden Abbildung skizziert. Angenommen wir lassen<br />
einen elektrochemischen Strom fließen. Pro Zeit sollen an <strong>der</strong> Kathode 5 positive Ionen<br />
umgesetzt werden. Sie nehmen Elektronen aus <strong>der</strong> Elektrode auf, werden neutralisiert
-6-<br />
und verbleiben z.B. als feste Ablagerung o<strong>der</strong> steigen als Gas auf. Da <strong>der</strong> Stromkreis<br />
außen geschlossen sein soll, müssen gleichzeitig an <strong>der</strong> Anode 5 negative Ionen ihre<br />
Elektronen an die Anode abgeben.<br />
In <strong>der</strong> Abbildung habe ich angenommen, dass sich die Kationen viermal schneller bewegen<br />
als die Anionen. Also t + = 08 , , t − = 02 , . Aus dem Mittelraum fließen folglich<br />
vier Kationen in den Kathodenraum, aus dem Anodenraum wird dieser Verlust ausgeglichen.<br />
Dagegen gelangt nur ein Anion in den Anodenraum. Vier Fünftel des Stroms<br />
werden also durch die Kationen getragen, ein Fünftel durch die Anionen. Insgesamt<br />
gehen im Anodenraum 4 Kat- und 4 Anionen verloren, d.h. 4 Moleküle. Im Kathodenraum<br />
verschwindet nur ein Molekül. Aus <strong>der</strong> Menge abgeschiedenen Materials kann<br />
man die individuellen Überführungszahlen bestimmen.<br />
Kathode Anode<br />
Kathodenraum Mittelraum Anodenraum<br />
Beispiel: HCl als Elektrolyt. In <strong>der</strong> folgenden Darstellung ist ein Umsatz von 1 mol zugrunde<br />
gelegt.<br />
½ mol H2<br />
entweicht<br />
Kathode<br />
H + +e - →½H2<br />
t + mol H +<br />
t - mol Cl -<br />
PCIII-<strong>16</strong>.DOC MASKOS/BUTT 23.06.2009<br />
Elektrolyt<br />
½ mol Cl2<br />
entweicht<br />
Anode<br />
Cl - →e - +½Cl2<br />
Ablaufhahn<br />
Die Stoffbilanz im Anoden und Kathodenraum sieht folgen<strong>der</strong>maßen aus:<br />
Kathodenraum: Anodenraum:<br />
-t - mol Cl - +t - mol Cl - durch Ionenwan<strong>der</strong>ung<br />
+t + mol H + -t + mol H + durch Ionenwan<strong>der</strong>ung<br />
-1 mol H + -1 mol Cl - entweicht als Gas
Im Kathodenraum „verschwinden“ ( )<br />
mol HCl.<br />
Im Anodenraum „verschwinden“ ( )<br />
-7-<br />
+ −<br />
1− t = t mol H + und t - mol Cl - , insgesamt also t -<br />
− +<br />
1− t = t mol Cl - und t + mol H + , insgesamt also t +<br />
mol HCl.<br />
Aus <strong>der</strong> Menge des an den beiden Elektroden frei werdenden HCls kann man folglich<br />
die Übergangszahlen bestimmen!<br />
Beispiel: Bei <strong>der</strong> Reaktion mit HCl mißt man eine Abnahme <strong>der</strong> HCl Konzentration im<br />
Kathodenraum von 1 M auf 0,911 M. An <strong>der</strong> Anode nimmt die Konzentration von 1 M<br />
auf 0,590 M ab. Die Räume haben die gleiche Form, und damit das gleiche Volumen.<br />
Wie groß sind die Übergangszahlen?<br />
t<br />
t<br />
+ =<br />
− =<br />
Δc<br />
Δc + Δc<br />
Anodenraum<br />
Anodenraum Kathodenraum<br />
Δc<br />
Δc + Δc<br />
Kathodenraum<br />
Anodenraum Kathodenraum<br />
0, 410<br />
=<br />
= 0, 822<br />
0, 410 + 0, 089<br />
0, 089<br />
=<br />
= 0, 178<br />
0, 410 + 0, 089<br />
Hittorfsche Überführungszahlen in wässriger Lösung bei RT (298 K) sind in <strong>der</strong> folgenden<br />
Tabelle angegeben.<br />
t + t - t + t -<br />
HCl 0,821 0,179 CaCl2 0,438 0,562<br />
LiCl 0,337 0,663 LaCl3 0,477 0,523<br />
NaCl 0,401 0,599 KOH 0,274 0,726<br />
KCl 0,496 0,504 K2SO4 0,477 0,523<br />
<strong>16</strong>.3.2 Beweglichkeit <strong>der</strong> Hydronium und Hydroxylionen<br />
Wir hatten bereits gesehen, dass H3O + und OH - eine 5-10 mal höhere Beweglichkeit<br />
haben als an<strong>der</strong>e monovalente Ionen. Das ist ein Hinweis darauf, dass ein an<strong>der</strong>er Leitungsmechanismus<br />
vorliegt. Dieser Verdacht wird zusätzlich durch die Beobachtung<br />
verstärkt, dass Eis leitfähiger ist als reines Wasser.<br />
Die Bewegung eines Protons stellt man sich etwa wie folgt vor: Das Proton am Hydroniumion<br />
drückt ein Proton weiter rechts zum nächsten Wassermolekül. Es bewegt sich<br />
aber nicht selbst, son<strong>der</strong>n destabilisiert nur das an<strong>der</strong>e Proton. Diese wie<strong>der</strong>um tunnelt<br />
zum nächsten Molekül und „schiebt“ wie<strong>der</strong> ein an<strong>der</strong>es Proton weiter.<br />
PCIII-<strong>16</strong>.DOC MASKOS/BUTT 23.06.2009
H<br />
O<br />
H H<br />
H<br />
O<br />
H H<br />
H<br />
O<br />
H H<br />
H<br />
H<br />
H<br />
O<br />
O<br />
O<br />
H<br />
H<br />
H<br />
-8-<br />
H<br />
O<br />
H<br />
O<br />
H<br />
O<br />
Im Eis ist <strong>der</strong> limitierende Prozeß das Tunneln des Protons. Im Wasser kommt hinzu,<br />
dass sich die Wassermoleküle zuerst richtig orientieren müssen, damit das Proton von<br />
einem Molekül zum nächsten tunneln kann.<br />
<strong>16</strong>.4 Thermodynamik von Ionen in Lösung<br />
<strong>16</strong>.4.1 Solvatations- und Lösungsenthalpien<br />
Gibt man ein Salz in Lösung und dissoziiert das Salz in Ionen, dann ist damit bei T, P<br />
konstant ein Wärmefluß verbunden. Dieser Wärmefluß entspricht <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Lösungsenthalpie. Lösungsenthalpien bei 25°C sind in kJ/mol in <strong>der</strong> Tabelle angegeben.<br />
F - Cl - Br - I -<br />
H + -48,5 -72,8 -83,5 -80,4<br />
Li + +4,2 -35,1 -47,1 -61,7<br />
Na + +2,5 +4,3 +0,4 -5,2<br />
K + -15,1 +17,2 +19,8 +21,8<br />
Bei einigen Salzen wird Wärme frei, z.B. bei HBr, bei an<strong>der</strong>en entzieht die Lösung <strong>der</strong><br />
Umgebung Wärme, z.B. bei LiF.<br />
Die Solvatationsenthalpie bezieht sich auf den Vorgang bei dem freie Ionen aus <strong>der</strong><br />
Gasphase in Lösung gehen. Bei einer Lösung in Wasser spricht man von <strong>der</strong> Hydratisierungsenthalpie.<br />
Hydratisierungsenthalpien für Salze sind wesentlich größer als die<br />
Lösungsenthalpien und sind vergleichbar mit den Gitterenthalpien.<br />
H<br />
H<br />
H<br />
O<br />
H<br />
O<br />
H<br />
O<br />
H<br />
PCIII-<strong>16</strong>.DOC MASKOS/BUTT 23.06.2009<br />
H<br />
H<br />
H<br />
H<br />
O<br />
H<br />
O<br />
H<br />
O<br />
H<br />
H<br />
H
-9-<br />
Ionen in <strong>der</strong> Gasphase<br />
Gitterenthalpie Hydratisierungsenthalpie<br />
Ionen im Salz<br />
Lösungsenthalpie<br />
Ionen in Wasser<br />
Man muss etwas mit den Vorzeichen aufpassen. Während die Gitterenthalpie den<br />
Übergang in die Gasphase beschreibt, geht es bei <strong>der</strong> Solvatation aus <strong>der</strong> Gasphase<br />
raus. Hydratisierungsenthalpien, d.h. ΔH für die Lösung gasförmiger Ionenpaare in<br />
Wasser, bei 25°C sind in <strong>der</strong> folgenden Tabelle in kJ/mol angegeben.<br />
F - Cl - Br - I -<br />
H + -1597 -1469 -1455 -1397<br />
Li + -1047 -897 - -<br />
Na + -929 -784 -752 -710<br />
K + -844 -700 -668 -627<br />
Beispiel: Wie groß ist die Gitterenthalpie von NaCl?<br />
Gitterenthalpie=Lösungsenthalpie-Hydratisierungsenthalpie=(4,3+784)kJ/mol<br />
Wie es Solvatationsenthalpien und Lösungsenthalpien gibt, kann man auch die entsprechenden<br />
Entropien, Energien und freien Enthalpien bestimmen. Dabei hat man<br />
wie<strong>der</strong> das Problem, dass sich kalorimetrische Messungen nur mit Salzen, also elektroneutralen<br />
Ionenpaaren durchführen lassen. Es wäre viel praktischer (z.B. beim Erstellen<br />
von Tabellen), wenn man individuellen Ionen die thermodynamischen Größen zuordnen<br />
könnte. Man hat daher willkürlich für ein Ion bestimmte Werte festgelegt. Für<br />
alle an<strong>der</strong>en Ionen ergeben sich dann die thermodynamischen Größen aus Messungen.<br />
Als Ion wurde H + gewählt. Es erhält willkürlich die Standard-Hydratisierungs-<br />
0<br />
enthalpie ΔHHyd 0<br />
= 0 und entsprechend ΔSHyd 0<br />
= 0 und ΔGHyd PCIII-<strong>16</strong>.DOC MASKOS/BUTT 23.06.2009<br />
= 0.<br />
Man kann zwar die Hydratisierungsenthalpie von H + nicht messen, man kann den Wert<br />
aber mehr o<strong>der</strong> weniger plausibel berechnen. Es gibt verschiedene Theorien, mit <strong>der</strong>en<br />
Hilfe man den Wert berechnen kann. Das allgemein akzeptierte Ergebnis für die Reaktion<br />
H + (Gasf.) → H + (hydratisiert) ist:<br />
0<br />
ΔHHyd 0<br />
ΔSHyd 0<br />
ΔGHyd =− 1090, 8 kJ mol -1<br />
=− 1318 , kJ K -1 mol -1<br />
=− 1051, 4 kJ mol -1<br />
In <strong>der</strong> folgenden Tabelle sind diese Standardgrößen für individuelle Ionen bei 25°C<br />
eingetragen. Angegeben sind für die Hydratisierungsenthalpie die relativen und die<br />
absoluten Werte, für die Entropie und freie Enthalpie nur die absoluten Werte.
0<br />
Hyd<br />
ΔH ( rel.)<br />
0<br />
Hyd<br />
-10-<br />
ΔH ( abs.)<br />
0<br />
Hyd<br />
ΔG ( abs.)<br />
kJ mol -1<br />
kJ mol -1<br />
kJ mol -1<br />
J K -1 mol -1<br />
H + 0 -1090,8 -1051,4 -131,8<br />
Li + 576 -515 -472 -122<br />
Na + 685 -406 -372 -111<br />
K + 770 -321 -300 -75<br />
Rb + 791 -300 -277 -63<br />
Cs + 814 -277 -245 -60<br />
Ag + 6<strong>16</strong> -475 -441 -1<strong>16</strong><br />
Mg 2+ 262 -1920 -1829 -313<br />
Ca 2+ 589 -1593 -15<strong>16</strong> -124<br />
Al 3+ -1418 -4690 -4501 -532<br />
F - -1597 -506 -473 -132<br />
Cl - -1469 -378 -356 -75<br />
Br - -1455 -364 -342 -60<br />
I - -1397 -306 -295 -37<br />
OH - -1552 -461 - -<br />
PCIII-<strong>16</strong>.DOC MASKOS/BUTT 23.06.2009<br />
0<br />
Hyd<br />
ΔS ( abs.)<br />
Beispiel: Berechnen Sie die Hydratisierungsenthalpien für Li + , I - und Ca 2+ aus den relativen<br />
Werten in <strong>der</strong> Tabelle.<br />
Die Hydratisierungsenthalpie für 1:1 Salze ist unabhängig davon, ob man absolute o<strong>der</strong><br />
0 0 0<br />
relative Werte verwendet. ΔHSalz = ΔHKation + ΔHAnion.<br />
Verwenden wir für HI statt 0<br />
kJ/mol für H + eine um 1091 kJ/mol geringere Hydratisierungsenthalpie, muss die Hydratisierungsenthalpie<br />
von I - um 1091 kJ/mol erhöht werden. Also<br />
0 − 0 −<br />
Hyd Hyd<br />
ΔH( abs., I ) = ΔH(<br />
rel., I ) + 1090, 8 kJ/mol<br />
Für Kationen wird die Hydratisierungsenthalpie wie beim H + verringert:<br />
0 + 0<br />
+<br />
Hyd Hyd<br />
ΔH( abs., Li ) = ΔH(<br />
rel., Li ) − 1090, 8 kJ/mol<br />
Um die absolute Hydratisierungsenthalpie von Ca 2+ zu erhalten, kann man sich überlegen,<br />
was beispielsweise bei einem Salz wie CaI2 geschieht. Da wir die Hydratisierungsenthalpie<br />
um 2×1090,8 kJ/mol für die beiden I - Ionen erhöht haben, müssen wir<br />
entsprechend den Wert für Ca 2+ verringern. Also<br />
0 2+ 0 2+<br />
Hyd Hyd<br />
ΔH( abs., Ca ) = ΔH(<br />
rel., Ca ) − 2 × 1090, 8 kJ/mol<br />
Bemerkungen:<br />
• Die Hydratisierungsenthalpien nehmen in <strong>der</strong> Reihenfolge Li + , Na + , K + , Rb + , Cs + und<br />
F - , Cl - , Br - , I - ab. Entsprechend nimmt <strong>der</strong> Ionenradius, den man in Kristallen mißt,<br />
zu. Eine Erklärung folgt.<br />
• Die Entropie nimmt bei <strong>der</strong> Hydratation von Ionen ab, die Ordnung steigt. Grund: Die<br />
Ionen ordnen die Wassermoleküle um sich herum. Augenfällig ist dies bei <strong>der</strong>
-11-<br />
Elektrostriktion. b Darunter versteht man den Effekt, dass sich beim Zugeben von<br />
Salz das Volumen <strong>der</strong> Lösung verringert.<br />
<strong>16</strong>.4.2 Die Born-Energie eines Ions<br />
Ein Modell, die Solvatationsenthalpien zu erklären, stammt von Max Born (1882-1970).<br />
Er überlegte, welche Arbeit verrichtet werden muß, um ein Ion <strong>der</strong> Ladung ZIe mit dem<br />
Radius r aus dem Vakuum (o<strong>der</strong> praktisch Gas) in ein Kontinuum mit einer bestimmten<br />
Dielektrizitätskonstanten zu bringen. Im Vakuum ist die Selbstladungsenergie des Ions<br />
2<br />
( Ze I )<br />
8πε r<br />
0<br />
Im Dielektrikum beträgt die Selbstladungsenergie<br />
2<br />
( Ze I )<br />
8πεε0r<br />
Die notwendige Arbeit ist die Differenz aus den beiden Werten. Sie entspricht <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Enthalpie und damit <strong>der</strong> Solvatationsenthalpie. Pro mol ergibt sich:<br />
0 N A( ZIe) ⎛ 1 ⎞<br />
ΔHSolv<br />
= ⋅⎜−1⎟ 8πε<br />
0r<br />
⎝ε<br />
⎠<br />
Diese Gleichung kann man verwenden, um die Hydratisierungsenthalpien zu berechnen.<br />
Die Ionenradien werden dazu aus mittleren Abständen in Kristallen bestimmt. In<br />
<strong>der</strong> folgende Tabelle sind berechnete (ε=78) und gemessene absolute Hydratisierungsenthalpien<br />
miteinan<strong>der</strong> verglichen.<br />
Ionenradius<br />
Å<br />
PCIII-<strong>16</strong>.DOC MASKOS/BUTT 23.06.2009<br />
2<br />
0<br />
ΔHHyd gemessen<br />
kJ mol -1<br />
0<br />
ΔHHyd berechnet<br />
kJ mol -1<br />
Li + 0,60 -515 -1143<br />
Na + 1,02 -406 -672<br />
K + 1,38 -321 -497<br />
Rb + 1,49 -300 -460<br />
Cs + 1,70 -277 -404<br />
Mg 2+ 0,72 -1920 -3811<br />
Ca 2+ 1,00 -1593 -2744<br />
Al 3+ 0,53 -4690 -1<strong>16</strong>49<br />
La 3+ 1,15 -3300 -5369<br />
F - 1,36 -506 -504<br />
Cl - 1,81 -378 -379<br />
Br - 1,95 -364 -352<br />
I - 2,<strong>16</strong> -306 -318<br />
Die einfache Theorie erklärt die gemessenen Werte überraschend gut:<br />
b<br />
Allgemein versteht man unter „Elektrostriktion“ die Volumenän<strong>der</strong>ung eines Materials beim Anlegen eines<br />
elektrischen Feldes.
-12-<br />
• Für Anionen gibt es eine quantitative Übereinstimmung.<br />
• Für monovalente Kationen erklärt die Born-Energie die Abnahme <strong>der</strong> Hydratisierungsenthalpie<br />
mit zunehmendem Ionenradius.<br />
• Der Unterschied zwischen mono-, di- und trivalenten Ionen wird qualitativ erklärt.<br />
Für Kationen, insbeson<strong>der</strong>e für di- und trivalente Kationen, sind die berechneten Hydratisierungsenthalpien<br />
etwa doppelt so groß, wie die gemessenen Werte. An diesem<br />
Punkt reicht die einfache Kontinuumstheorie nicht mehr aus, die experimentellen Resultate<br />
zu erklären.<br />
Beispiel: Zellmembranen. Biologische Membranen sind extrem gute elektrische Isolatoren.<br />
Das müssen sie auch, denn für eine Zelle ist es lebenswichtig, dass über <strong>der</strong> Zellmembran<br />
eine elektrische Spannung von typischerweise 60 mV (innen negativ) anliegt.<br />
Das gelingt dadurch, dass die Zellmembran innen aus Kohlenwasserstoff mit ε≈2 besteht.<br />
Jedes Ion, welches die Membran durchdringt, muss durch die Kohlenwasserstoffregion.<br />
Die Born-Energie, die notwendig ist, ein monovalentes Ion mit dem Radius 1 Å aus dem<br />
Wasser ins Lipid zu bringen, beträgt<br />
2<br />
NAe ⎛ 1 1<br />
⋅⎜− 8πε0r<br />
⎜<br />
⎝ ε ε<br />
Lipid Wasser<br />
⎞<br />
⎟ = 693 kJ/mol<br />
⎠<br />
Das ist viel mehr als die thermische Energie von RT = 25 , kJ/mol. Es wird also praktisch<br />
kein Ion in die Lipidphase kommen und damit möglicherweise durch die Membran<br />
gelangen.<br />
<strong>16</strong>.4.3 Die Hydratation <strong>der</strong> Ionen<br />
Um ein Ion herum werden Flüssigkeitsmoleküle durch die starke Monopol-Diplol-Kraft<br />
ausgerichtet. Im Wasser führt das dazu, dass jedes Ion einige Wassermoleküle relativ<br />
stark gebunden hat. Sie bilden eine Hydrathülle um das Ion. Bewegt sich das Ion, dann<br />
zieht es seine Hydrathülle mit. In <strong>der</strong> folgenden Tabelle sind die Radien <strong>der</strong> hydrierten<br />
Ionen, die Hydratationszahl (d.h. die mittlere Zahl von Wassermolekülen, die durch das<br />
Ionen gebunden werden) und die mittlere Lebensdauer von Wassermolekülen in <strong>der</strong><br />
Hydrathülle aufgelistet.<br />
Radius mit Hydrathülle<br />
Å<br />
Hydratationszahl<br />
(±1)<br />
PCIII-<strong>16</strong>.DOC MASKOS/BUTT 23.06.2009<br />
Lebensdauer<br />
sec<br />
H3O + 2,8 3 -<br />
Li + 3,8 5-6 10 -9 -10 -8<br />
Na + 3,6 4-5 10 -9<br />
K + 3,3 3-4 10 -9<br />
Cs + 3,3 1-2 10 -10 -10 -9
-13-<br />
Mg 2+ 4,3 6 10 -6 -10 -5<br />
Ca 2+ 4,1 6 10 -8<br />
Al 3+ 4,8 6 0,1-1<br />
OH - 3,0 3 -<br />
F - 3,5 2 -<br />
Cl - 3,3 1 -<br />
Br - 3,3 1 -<br />
I - 3,3 0 -<br />
Je kleiner <strong>der</strong> Ionenradius (aus Kristall), desto stärker binden die Ionen Wassermoleküle.<br />
Das erklärt<br />
• die starke Hydratisierung von Kationen im Vergleich zu Anionen<br />
• die Abnahme <strong>der</strong> Hydratisierung in <strong>der</strong> Reihe Li + , Na + , K + , Cs + .<br />
Multivalente Ionen sind stärker hydratisiert und die Lebensdauern <strong>der</strong> einzelnen Moleküle<br />
sind länger als bei monovalenten Ionen.<br />
<strong>16</strong>.4.4 Hydrophober Effekt, Hydratation zweiter Art<br />
Löst man unpolare Moleküle wie Kohlenwasserstoffe in Wasser (was nur in einem geringen<br />
Maße gelingt) o<strong>der</strong> Gase (typische Konzentrationen im Wasser bei NTP liegen<br />
bei 1 mM), dann bilden die Wassermoleküle eine Art Käfig um die gelösten Moleküle.<br />
Mit den Molekülen können sie keine H-Brücken eingehen. Also richten sie sich so aus,<br />
dass sie mit den an<strong>der</strong>en Wassermolekülen möglichst viele H-Brücken bilden. Dabei<br />
nimmt die Ordnung des Wassers zu. Der Prozeß verringert die Entropie.<br />
Eine Folge ist, dass sich Kohlenwasserstoffe und an<strong>der</strong>e größere unpolare Moleküle<br />
zusammenlagern, um möglichst wenig Kontaktfläche mit dem Wasser zu haben. Man<br />
spricht vom hydrophoben Effekt. Um Kohlenwasserstoffe aus einer Ölphase in Wasser<br />
zu lösen, sind folgende freie Enthalpien notwendig:<br />
ΔG = 8,8 kJ/mol pro Metyl (CH3)<br />
ΔG = 3,1 kJ/mol pro Metylen (-CH2-)<br />
Diese Zahlen entsprechen den freien Lösungsenthalpien für die Lösung in Wasser.<br />
Beispiel: Schätzen Sie die freien Lösungsenthalpien von Ethan und Oktan ab.<br />
0<br />
Hyd<br />
Ethan: ΔG = 2⋅ 88 , kJ / mol= 17, 6kJ<br />
/ mol<br />
0<br />
Hyd<br />
Oktan: ΔG = ( 2⋅ 88 , + 6⋅ 31 , ) kJ / mol= 362 , kJ / mol<br />
Der hydrophobe Effekt ist von großer Bedeutung. Beispiele:<br />
• Stabilität biologischer Membranen, Proteinfaltung<br />
• Mizellbildung<br />
• Wirkung von Waschmitteln<br />
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