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Technische Eingriffe im Wassereinzugsgebiet der Welse (05.05.2010

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<strong>Technische</strong> <strong>Eingriffe</strong> in den Landschaftswasserhaushalt <strong>im</strong> <strong>Wassereinzugsgebiet</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Welse</strong> – ein knapper historischer Abriss<br />

Lars Fischer, Büro für Landschaftskommunikation<br />

„Die heutigen Fließgewässer folgen den vom Schmelzwasser [<strong>der</strong> Gletscher, L.F.]<br />

vorgezeichneten Abflussbahnen (Urstromtäler, San<strong>der</strong>), teils haben sie sich durch<br />

Moränen und fluvioglaziales Akkumulationsmaterial ihren Weg gebahnt… Mit dem Ende<br />

des Dauerfrostbodens und <strong>der</strong> Toteisblöcke zerfiel das System <strong>der</strong> Fließgewässer<br />

teilweise in ein zerstückeltes Netz. In den vom Toteis eingenommenen Hohlräumen<br />

bildeten sich Seen, die die Abflussbahnen unterbrachen o<strong>der</strong> durch ihre tiefe Lage an<br />

sich zogen. In Gebieten mit stark durchlässigem Boden versiegten die Wasserläufe.<br />

Größere Komplexe ohne oberirdischen Abfluss bildeten sich heraus, sogenannte<br />

Binnenentwässerungsgebiete. Flüsse verlegten ihren Lauf, erodierten <strong>im</strong> Allgemeinen<br />

noch einmal o<strong>der</strong> mehrmals kräftig, verringerten letztlich ihre Abflussmengen und<br />

tendierten <strong>im</strong> Lauf <strong>der</strong> dem Spätglazial folgenden Warmzeit, dem Holozän, zur<br />

Ausbildung eines hierarchisch aufgebauten Flusssystems, das aber gegenwärtig noch<br />

nicht erreicht ist und in seiner natürlichen Entwicklung durch den Eingriff des Menschen<br />

unterbrochen wurde.“ DRIESCHER 2003<br />

Büro für Landschaftskommunikation<br />

1


Die folgende tabellarische Übersicht zeichnet grob die grundlegenden technischen<br />

<strong>Eingriffe</strong> in den Landschaftswasserhaushalt <strong>im</strong> <strong>Wassereinzugsgebiet</strong> <strong>der</strong> <strong>Welse</strong> nach<br />

und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit <strong>der</strong> einzelnen Maßnahmen, die <strong>im</strong><br />

Verlauf <strong>der</strong> Zeit in diesem Gebiet unternommen wurden, um die Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Landnutzung den Interessen <strong>der</strong> Nutzer anzupassen. Das Ziel ist es, einen strukturellen<br />

Überblick prägen<strong>der</strong> <strong>Eingriffe</strong> zu geben und nicht, die lokalen Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong><br />

Umsetzung eingehend zu beschreiben. Wo lokale Beispiele gegeben werden, etwa die<br />

besandeten Moordammkulturen bei Wendemark, einzelne Mühlen etc. stehen sie für<br />

einen allgemein bedeutsamen Aspekt.<br />

Zeitraum Maßnahme<br />

um 1200<br />

Zeit deutscher<br />

Dorfgründungen<br />

Büro für Landschaftskommunikation<br />

Die <strong>Welse</strong> hat ihren Oberlauf (Quellgebiet) in den Zuflüssen zum<br />

Glambecker See. Die <strong>Welse</strong> ist einer <strong>der</strong> wichtigsten westlichen<br />

Zuflüsse <strong>der</strong> Unteren O<strong>der</strong> und heute vor allem ein wichtiges<br />

ökologisches Bindeglied zwischen den Naturräumen des<br />

Biosphärenreservats Schorfheide-Chorin und dem O<strong>der</strong>tal.<br />

Die Länge <strong>der</strong> <strong>Welse</strong> beträgt 58 km.<br />

Die Größe des Einzugsgebietes liegt bei 808 km².<br />

Noch heute sichtbare Verbindung des Gr<strong>im</strong>nitzsees über den<br />

Dovinsee und den Mellnsee zur <strong>Welse</strong>; DRIESCHER stellt sich die<br />

Frage, ob dieser Abfluss ein natürlicher Zustand ist o<strong>der</strong> lange vor<br />

dem 18. Jahrhun<strong>der</strong>t künstlich hergestellt wurde. Für sie ist beides<br />

denkbar: dass eine natürliche Anzapfung diese Form geschaffen hat,<br />

o<strong>der</strong> dass ein Graben durchstochen wurde und das abströmende<br />

Wasser sich adäquate morphologische Formen bildete.<br />

Vorortstudien bei denen deutliche Aushubspuren und zwei<br />

verschiedene Abflussniveaus von DRIESCHER erkannt wurden<br />

belegen, dass <strong>der</strong> Gr<strong>im</strong>nitzsee um 1000 nicht <strong>der</strong> Quellsee <strong>der</strong><br />

<strong>Welse</strong> und zu Beginn <strong>der</strong> historischen Zeit ein Abfluss zur <strong>Welse</strong><br />

nicht vorhanden war. Sollte <strong>der</strong> dann entstandene Abfluss des<br />

Gr<strong>im</strong>nitzsees künstlich sein, ließen sich nach DRIESCHER dafür<br />

zwei Gründe denken: 1) Man wollte einem Wasserspiegelanstieg<br />

entgegenwirken. In diesem Fall müsste man den Eingriff etwa in das<br />

16. Jh. verlegen. 2) Man wollte einer Mühle das große<br />

Wasserreservoir des Gr<strong>im</strong>nitzsees erschließen. Trifft letzteres zu,<br />

kann <strong>der</strong> Durchstich bereits während <strong>der</strong> ersten deutschen<br />

Dorfgründung vorgenommen worden sein.<br />

Allerdings findet sich bei ENDERS folgen<strong>der</strong> Hinweis: 1609<br />

beschwerte sich <strong>der</strong> Müller in Vierraden über den Müller in<br />

Joach<strong>im</strong>sthal: Einst sei die <strong>Welse</strong> aus dem Gr<strong>im</strong>nitzsee geflossen,<br />

den Abfluss habe aber <strong>der</strong> neue Müller zu seinen Gunsten<br />

zugedämmt, so dass nun <strong>der</strong> <strong>Welse</strong>strom zuwachse.<br />

1250 Die <strong>Welse</strong> wird 1250 erstmals urkundlich als „Wilsna“ erwähnt.<br />

(Abtretungsurkunde „Landiner Vertrag“, in <strong>der</strong> Herzog Barn<strong>im</strong> von<br />

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Büro für Landschaftskommunikation<br />

Pommern das Land Wolgast dem Markgrafen Johannes von<br />

Brandenburg für das Uckerland abtritt und die Flüsse <strong>Welse</strong>, Randow<br />

und Löcknitz als Grenzen aufgenommen werden.)<br />

Burgwälle bei Passow und Stendell sicherten die Übergänge über die<br />

<strong>Welse</strong>. Nahe <strong>der</strong> <strong>Welse</strong>mündung in die O<strong>der</strong> befand sich <strong>der</strong><br />

Wichtige O<strong>der</strong>paß Schwedt.<br />

In <strong>der</strong> Urkunde zum Landiner Vertrag wir die Randow als künstlich<br />

geschaffen beschrieben. Nach DE LA PIERRE<br />

„durch Grabung einer Wasserinne, dem Land- o<strong>der</strong> Grenzgraben<br />

(jetzt Randow genannt) wurde eine Verbindung nach Süden zur<br />

<strong>Welse</strong> geschaffen… Wenn man in einem Randowtorfstich in <strong>der</strong><br />

Gegend von Gramzow mehrere Anker, Schiffsbalken und<br />

Mastbäume, sowie das Gerippe eines großen Fisches ausgegraben<br />

hat, so wird damit die Schiffbarkeit <strong>der</strong> Randow bzw. <strong>der</strong> Löcknitza<br />

begründet.“<br />

1267 Vier Mühlen zwischen Wolletz und Görlsdorf an <strong>der</strong> <strong>Welse</strong><br />

bekannt. Markgraf Johann II. bestätigt die Besitzungen des Klosters<br />

Mariensee (ab 1273 Kloster Chorin). Darunter befanden sich auch<br />

die Mühlen an <strong>der</strong> <strong>Welse</strong>, welche von <strong>der</strong> Familie v. Greiffenberg an<br />

das Kloster übertragenen worden waren.<br />

Zur Heiliggeistmühle (später Blumberger Mühle): Anlage von<br />

Fischteichen bereits um diese Zeit, in denen die Zisterziensermönche<br />

Fische als begehrte Fastenspeise gezüchtet haben.<br />

Im 18. und 19. Jahrhun<strong>der</strong>t arbeitete hier eine Wassermahl und eine<br />

Wasserschneidemühle, 1855 mit zwei Mahlgängen, einem<br />

Grützgang, einem Graupengang und einer Schneidemühle mit einer<br />

Säge.<br />

Die <strong>Welse</strong> gewährte gute Staumöglichkeiten und war deshalb in<br />

Zeiten <strong>der</strong> Agrarkonjunktur <strong>im</strong> hohen Mittelalter ein intensiv genutzter<br />

Mühlenstandort.<br />

1472 Erstnennung einer Mühlstätte zu Passow. Passow liegt in <strong>der</strong><br />

Nähe des Mündungsbereiches von Randow und <strong>Welse</strong>.<br />

Die Entwicklung des Mühlenstandortes Passow wird hier als Beispiel<br />

für die an<strong>der</strong>en Standorte an <strong>der</strong> <strong>Welse</strong> ausführlicher beschrieben.<br />

1486 die Mühle zu Passow<br />

1536 Mühle, Krug, Burgwall, Zoll, alte Dorfstätte<br />

1680 Die Wassermühle zu Passow als ganz wüst liegend<br />

beschrieben, keine Mühle mehr vorhanden<br />

1685 Die Wassermühlenstelle in Passow wird als eingängige Mühle<br />

wie<strong>der</strong> in Betrieb genommen<br />

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Büro für Landschaftskommunikation<br />

1855 Mühle an <strong>der</strong> <strong>Welse</strong> mit einem Wassergetriebenen Mahlgang,<br />

einer Schneidemühle mit einer Säge und drei durch<br />

Dampfmaschinen betriebenen Mahlgänge. Die Wasserkraft <strong>der</strong><br />

<strong>Welse</strong> reichte für einen bedarfsgerechten Mühlenbetrieb nicht mehr<br />

aus<br />

1860 Auf einem Lageplan zum Dorf Passow ist die Mühle als ein<br />

größerer Komplex (Dampfgetreidemühle, Wassergetreidemühle,<br />

Wassersägemühle samt Nebengebäuden, wie einer Bäckerei)<br />

verzeichnet. Der Standort liegt zwischen Schmidtgraben und <strong>Welse</strong><br />

und es konnten somit zwei Mühlrä<strong>der</strong> betrieben werden.<br />

Der Schäfer- o<strong>der</strong> Schmidgaben wurde später begradigt, nördlich <strong>der</strong><br />

Mühle gekappt und geradlinig in die <strong>Welse</strong> geführt.<br />

1956 VEB (K) Mühlenkombinat Passow<br />

1967 Komplexmelioration <strong>der</strong> <strong>Welse</strong>, die <strong>Welse</strong> wird verlegt.<br />

Getreideanlieferung hinten an <strong>der</strong> Mühle angebaut, das wurde<br />

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Büro für Landschaftskommunikation<br />

möglich, weil die <strong>Welse</strong> verlegt wurde und das alte Bett <strong>der</strong> <strong>Welse</strong><br />

zugeschüttet wurde. Dadurch konnte eine Auffahrt geschaffen<br />

werden.<br />

1992 Einstellung des Mühlenbetriebes, alle Maschinen wurden in den<br />

darauf folgenden Jahren ausgebaut, die Mühle wird an eine<br />

Privatperson verkauft<br />

2007 Abriss des Wohnhauses an <strong>der</strong> Mühle<br />

1515 Erwähnung einer Bergwerkskonzession für die Welsower Berge<br />

um „nach allerei Metallen zu suchen“.<br />

1604 Anschluss des wahrscheinlich bis dahin wahrscheinlich<br />

abflusslosen Gr<strong>im</strong>nitzsees an das <strong>Wassereinzugsgebiet</strong> <strong>der</strong><br />

Finow durch einen Grabenbau zum Großen Lubowsee und einen<br />

Durchstich zum Werbellinsee. Es wird ein Gefälle von 22 m<br />

überwunden.<br />

Es ist anzunehmen, dass <strong>der</strong> Durchstich mit <strong>der</strong> Gründung von<br />

Joach<strong>im</strong>sthal 1604 in Verbindung steht, die Wasserkraftgewinnung<br />

drängte sich hier förmlich auf. Mauerreste erinnern noch an die<br />

Mühlen, die wohl als Sägemühlen <strong>der</strong> Holznutzung aus den<br />

kurfürstlichen Forsten dienten und über den Werbellinsee in<br />

Verbindung mit <strong>der</strong> Anlage des ersten Finowkanals und des<br />

Nettelgrabens ab 1608 verschifft wurden.<br />

1662 - 1698 Erste bekannte Meliorationstätigkeiten <strong>im</strong> Randow-<strong>Welse</strong>-Bruch,<br />

auf Veranlassung durch den schwedischen König Gustav Adolf<br />

wurden erste Eindeichungen vorgenommen und die Schiffbarkeit <strong>der</strong><br />

Randow verbessert.<br />

Die Moormeliorationen zwischen 1650 und 1786 dienten <strong>der</strong> Hebung<br />

<strong>der</strong> Wirtschaftskraft des Landes. Die bislang unbewirtschafteten<br />

Moore wurden zu Staatsland erklärt, entwässert und in<br />

landwirtschaftliche Nutzung genommen.<br />

1717 Der Pächter des Amtes Gramzow regt den Ausbau <strong>der</strong> Randow<br />

an. Sein Schreiben enthält die Grundzüge aller weiteren<br />

Meliorationen.<br />

1720 Mit dem Stockholmer Frieden von 1720 fiel Vorpommern südlich <strong>der</strong><br />

Peene an Preußen und das Randow-<strong>Welse</strong>-Tal hörte auf,<br />

Grenzgebiet zu sein. Damit konnten auch hier Moormeliorationen<br />

durchgeführt werden. Bei <strong>der</strong> Meliorationsplanung für die<br />

pommersche Seite konnte man sich auf die schwedischen Matrikelkarten<br />

von 1692/98 stützen.<br />

Das Amt Löcknitz beantragt die Melioration und Schiffbarmachung<br />

<strong>der</strong> Randow.<br />

1726 - 1737 Weitere Meliorationsmaßnahmen <strong>im</strong> Randow-<strong>Welse</strong>-Bruch um<br />

landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen. Die Trockenlegung begann<br />

mit dem Ausbau <strong>der</strong> Randow, des Mittel- und des Wiesengrabens.<br />

Die Randow wurde schiffbar ausgebaut, auf 5,70 m Breite und 1,70<br />

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Büro für Landschaftskommunikation<br />

m Tiefe. Ein Netz von Zu- und Abgangsgräben entstand und 1738<br />

wurde erste Graben- und Schauordnung für Pflege <strong>der</strong> Anlagen<br />

erlassen.<br />

Ursprünglich waren das Randow- und <strong>Welse</strong>-Bruch<br />

Durchströmungsmoore mit hohen Verdunstungsraten und einem<br />

starken unterirdischen Abfluss. Bis zum Anfang des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

wies die Region kaum landwirtschaftliche Nutzung auf. Die ab 1720<br />

auf Antrag des Amtes Löcknitz erfolgenden Entwässerungs- und<br />

Eindeichungsmaßnahmen sowie die Schiffbarmachung schufen ein<br />

Mosaik verschiedener Feuchtestufen und Bewirtschaftungsformen<br />

und damit eine Vielfalt an Biotopen und Arten.<br />

Dem Ausbau <strong>der</strong> Randow und <strong>der</strong> Anlage <strong>der</strong> Binnengräben folgte<br />

die Gründung des Domänenvorwerkes Wendemark <strong>im</strong> Jahre 1736.<br />

1738 Die Randow-Schauordnung und die verbesserte Randow-<br />

Schauordnung von 1776 sollten den ordnungsgemäßen Zustand <strong>der</strong><br />

Vorfluter und Gräben garantieren.<br />

Die Anlage von Grenzgräben zwischen den Ortschaften wird<br />

befohlen.<br />

1747 - 50 Erweiterung des <strong>Wassereinzugsgebiet</strong>es <strong>der</strong> <strong>Welse</strong> <strong>im</strong> Oberlauf<br />

durch den Anschluss <strong>der</strong> Friedrichswal<strong>der</strong> Seen <strong>im</strong><br />

Zusammenhang mit <strong>der</strong> Gründung des Kolonistendorfes<br />

Friedrichswalde.<br />

Die Friedrichswal<strong>der</strong> Seen (Krummer See, Großer und Kleiner<br />

Präßnicksee und Rother See – <strong>im</strong> Mittelalter alle zusammen als<br />

„Prüßnick“ o<strong>der</strong> „vir Prutzenick“ bezeichnet laut Urkunde von 1505<br />

samt Fischereirechten zu Ringenwalde gehörend) waren ursprünglich<br />

abflusslos. Seit 1747-50 wurden sie mit einem Abfluss versehen, um<br />

Wiesen und Weiden vor zu hohen Wasserständen zu schützen. Es<br />

gab laut Stotzmannscher Karte (1796) keine Verbindungen zwischen<br />

diesen Seen und hinüber zum Mellnsee, solche Verbindungen sind<br />

erst auf dem Urmeßtischblatt 1847 verzeichnet. Spätestens seit<br />

dieser Zeit umklammern Gräben aus dem Krummen See und dem<br />

Großen Präßnicksee die Kienbogen Posse (auf <strong>der</strong> TK 25 als<br />

Kienposenposse bezeichnet) nahe Parlow und vereinigen sich<br />

südlich. Der Abflussgraben durchfließt ein Waldgebiet und ist hier bis<br />

3 m tief eingeschnitten. Diese Strecke ist erst vor wenigen Jahren<br />

(um 1970) geräumt, begradigt und vertieft worden. Dabei musste lt.<br />

Auskunft des Meliorationsmeisters Jaensch <strong>der</strong> Waldboden (Mergel)<br />

gesprengt werden, da ihm mit normalen Geräten nicht beizukommen<br />

war. Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ist dieser Grabenabschnitt<br />

durch das Waldgebiet künstlich hergestellt.<br />

1759 Untersuchung <strong>der</strong> großen Torflager bei Pinnow für eine<br />

wirtschaftliche Nutzung als Brennstoff.<br />

Torfstechereien werden vorwiegend <strong>im</strong> <strong>Welse</strong>-Bruch aufgeschlossen<br />

(Biesenbrow, Schönermark, Frauenhagen, Greiffenberg)<br />

Durch den Abbau verschmutz das Sernitzwasser, dass nun we<strong>der</strong><br />

zum Waschen noch Trinken taugt (SCHMIDT 1947).<br />

6


1770er Jahre<br />

und 1782/83<br />

Büro für Landschaftskommunikation<br />

Aus <strong>der</strong> häuslichen Nutzung wurde bald eine Industrie.<br />

1843 werden <strong>im</strong> Torfstich Kranichbruch 1 Mio. Torfstücke gestochen.<br />

Mit dem Aufkommen <strong>der</strong> Braunkohle wird das Torfstechen<br />

aufgegeben.<br />

Bau des „Landinschen Abzugsgrabens“, <strong>der</strong> zwischen<br />

Biesenbrow und Grünow in die <strong>Welse</strong> fließt, und damit Anschluss des<br />

Binnenentwässerungsgebietes Landin – Pinnow – Flemsdorf mit<br />

seinen Seen an die <strong>Welse</strong>.<br />

Der Haussee bei Pinnow und <strong>der</strong> Haussee zwischen Hohen- und<br />

Nie<strong>der</strong>landin wurden 1782/83 abgelassen. Ob die fast völlige<br />

Beseitigung <strong>der</strong> Seen von vornherein geplant war, o<strong>der</strong> ob die<br />

Niveaudifferenz von ca. 26 m zwischen den Seen und <strong>der</strong> <strong>Welse</strong> zum<br />

„Auslaufen“ <strong>der</strong> Seen führte, ist offen.<br />

Der Landgewinn lag bei 730 Morgen (knapp 4,5 km² bei 1<br />

kurbrandenburgischer Morgen = 5680 m²).<br />

Ausführungen von v. SCHMELING-DIRINGSHOFEN bezüglich des<br />

ehemaligen Haussees von Nie<strong>der</strong>landin: „Der Haussee selbst war<br />

theils See, theils Sumpf und umgab Nie<strong>der</strong>landin <strong>im</strong> Norden, Westen<br />

und Süden, während sich <strong>der</strong> Zugang <strong>im</strong> Osten befand. Übrigens<br />

muss <strong>der</strong> natürliche Abfluss in <strong>der</strong> Urzeit größer und regelmäßiger<br />

gewesen sein; denn hätte <strong>der</strong> See die Höhe gehabt, die er <strong>im</strong> 18.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t hatte, so hätte <strong>der</strong> Hof von Nie<strong>der</strong>landin nicht erbaut<br />

werden können. Das steigende Wasser zwang die Besitzer von<br />

Nie<strong>der</strong>landin, vor dem Hause zu pflastern und später auf dieses<br />

Pflaster noch hoch Sand zu fahren und noch einmal zu pflastern.<br />

Beide Pflaster wurden in den 1850er Jahren, als <strong>der</strong> Rasen vorm<br />

Haus angelegt und die Linden gepflanzt wurden, gefunden. Unterm<br />

Weg liegen die beiden Pflaster noch. Im letzten Viertel des 18.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts war <strong>der</strong> See so groß, dass an <strong>der</strong> Hinterfront <strong>der</strong> ersten<br />

Tagelöhnerhäuser die Kähne angelegt waren. Den Grund dieser<br />

Vergrößerung des Haussees finden wir in den Prozessen schon <strong>im</strong><br />

17. Jahrhun<strong>der</strong>t, welche die Besitzer von Nie<strong>der</strong>landin gegen die von<br />

Hohenlandin anstrengten. Ein Blick auf die Gegend <strong>der</strong><br />

Hohenlandinschen Schmiede zeigt uns den Grund. Die Dorfstraße ist<br />

hier ein künstlicher Damm, den die Hohenlandiner zu ihrer<br />

Kommunikation herstellten und dadurch das Wasser stauten. Es geht<br />

aus den Prozessen genau hervor, dass Hohenlandin in diesem<br />

Damm eine Rönne halten sollte, welche den Abfluss des Wassers<br />

gestattete. Die Best<strong>im</strong>mungen über diese Rönne scheinen aber so<br />

unklar gewesen zu sein, wie über die Höhe des rechtlichen<br />

Wasserstandes gar keine festen Best<strong>im</strong>mungen existiert zu haben<br />

scheinen, dass Hohenlandin über ein Jahrhun<strong>der</strong>t fast ungestraft<br />

Nie<strong>der</strong>landin <strong>im</strong>mer weiter unter Wasser setzte, bis die große<br />

Ablassung und Regulierung <strong>der</strong> Wasser in den 1770er Jahren unterm<br />

Hofjägermeister von Diringshofen in Passow in Nie<strong>der</strong>landin diesen<br />

Überstand beseitigte.“<br />

1773 Regulierung <strong>der</strong> Randow von Eggesin bis Wollin abgeschlossen.<br />

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Büro für Landschaftskommunikation<br />

Zwischen <strong>Welse</strong> und Schmoelln nur notdürftig aufgegraben, da sich<br />

<strong>der</strong> Markkraf von Schwedt gegen eine Regulierung <strong>der</strong> <strong>Welse</strong> richtet.<br />

1786 Vertiefung des Dievenitzgrabens um 9 Fuß (ca.1,80m) und<br />

Absenkung des Mündsees vor den Toren Angermündes um 3 Fuß<br />

(ca. 90 cm).<br />

Seit Ende des 30-jährigen Krieges <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> Klagen über die<br />

Vorflut des Mündsees durch den Dievenitzgraben zur <strong>Welse</strong>. Durch<br />

mangelnde Reinigung ist die Vorflut bei Hochwasser nicht gesichert,<br />

zum Nachteil <strong>der</strong> Landwirtschaft.<br />

1789 wird die Mühle in Görlsdorf, die kurz vor <strong>der</strong> Einmündung des<br />

Dievenitzgrabens in die <strong>Welse</strong> ein Wehr errichtet hatte, abgerissen,<br />

um die Vorflut zu sichern.<br />

Mit Seespiegelsenkung fielen in Angermünde zeitweise die Brunnen<br />

trocken, um die Wasserentnahme aus dem See zu gewährleisten,<br />

wurde ein Bollwerk samt Prahm (Waschstelle) errichtet.<br />

1930 wurde erneut <strong>der</strong> Graben um 80 cm vertieft, was den<br />

Uferstreifen des Sees verbreiterte. 1935 bis 1938 Anlage einer<br />

Seepromenade durch Bodenaufschüttung.<br />

um 1790 Beginn <strong>der</strong> Entwässerung <strong>der</strong> Sernitznie<strong>der</strong>ung bei Peetzig. Die<br />

Nie<strong>der</strong>ung ist <strong>der</strong> Quellbereich <strong>der</strong> Sernitz, <strong>der</strong> Bach mündet bei<br />

Greiffenberg in die <strong>Welse</strong>.<br />

Ziel <strong>der</strong> Entwässerung durch einzelne Gräben war die<br />

Gründlandnutzung.<br />

1841 - 1843 Bau <strong>der</strong> Eisenbahnlinie Angermünde – Stettin durch das Bruch<br />

ab 1830 Meliorationsarbeiten auf dem Uckermärkischen Hügelland bei<br />

Wilmersdorf / Steinhöfel.<br />

Bereits um diese Zeit sind die linienhaften Grundstrukturen des<br />

Entwässerungssystems erkennbar. Die gebietsweise hohe<br />

Konzentration von Söllen und Ackersenken erfor<strong>der</strong>t zur<br />

flächendeckenden Entwässerung ein weit verzweigtes<br />

Entwässerungsnetz. Das an die Landschaft und Nutzungsform<br />

angepasste Regulierungssystem bestand in <strong>der</strong> Regel aus<br />

Binnengräben.<br />

Die Entwässerung und die damit verbundene Nutzung vieler Moore<br />

werden häufig erst nach den Separationen (Gemeinheitsteilungen)<br />

vorgenommen. Eine Vielzahl <strong>der</strong> Entwässerungsgräben ist erst in<br />

den Karten um 1890 zu finden.<br />

1860 Es werden sowohl die Randow, <strong>der</strong> Wiesengraben längs des<br />

Talrandes und <strong>der</strong> Mittelgraben ausgebaut, die für die Wasserabfuhr<br />

ungünstigen spitzen Winkel <strong>im</strong> Bereich des Gutes Wendemark und<br />

es Bahndammes Berlin-Stettin werden beseitigt. Ein sehr kleiner Teil<br />

<strong>der</strong> Alten <strong>Welse</strong> wurde als Viehtränke erhalten.<br />

8


1864 Verband zur Melioration des südlichen Randow- und unteren<br />

<strong>Welse</strong>tales gegründet.<br />

Das Verbandsgebiet erstreckte sich von Schwaneberg bis Vierraden<br />

und hatte eine Gebietsgröße von 5.221 ha. Hinzu kam die<br />

Genossenschaft zur Melioration <strong>der</strong> Wiesen zwischen Biesenbrow<br />

und Passow mit einer Fläche von 586 ha. Zur Verbesserung <strong>der</strong><br />

Vorflutverhältnisse wurden die Flussbetten von Südlicher Randow<br />

und <strong>Welse</strong> verbreitert und vertieft und Arbeiten zur Binnenmelioration<br />

durchgeführt. Nunmehr konnte <strong>der</strong> für die landwirtschaftliche Nutzung<br />

des Moores erfor<strong>der</strong>liche Grundwasserstand von 0,5-1,0 m unter<br />

Geländeoberkante eingestellt werden.<br />

Büro für Landschaftskommunikation<br />

Erste Sanddeck-Moordammkulturen von 75 ha in <strong>der</strong> Gemarkung<br />

Stendell angelegt.<br />

1878 folgen 200 ha bei Schönow.<br />

Ein Bewässerungsprojekt über anzulegende Pol<strong>der</strong> durch<br />

Eindeichungen und Stauschleusen wurde 1864 <strong>im</strong> Randowbruch in<br />

Angriff genommen. Diese Arbeitsweise stellte in <strong>der</strong> Region etwas<br />

Ungewohntes dar. „Die rührigsten und unternehmendsten Landwirte<br />

waren für die Bewässerung. Nach Angaben des schon pensionierten<br />

Grabenwärters des Randow-<strong>Welse</strong>-Verbandes, Hense, betrug die<br />

Anzahl <strong>der</strong> Dämme 6, die Zahl <strong>der</strong> Stauschleusen 18. Somit waren<br />

sechs Stauabteilungen o<strong>der</strong> Pol<strong>der</strong> vorhanden, die zusammen …<br />

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Büro für Landschaftskommunikation<br />

10.800 Morgen, als 73 v.H. des ganzen Tales, einnahmen und …<br />

350.000.000 Kubikfuß Wasser erfor<strong>der</strong>ten. Das Anstauen konnte<br />

natürlich in <strong>der</strong> Regel nur soweit betrieben werden, daß die untere<br />

Hälfte o<strong>der</strong> die beiden unteren Drittel unter Wasser gesetzt wurden,<br />

während in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> nächstfolgenden nördlicheren Abteilung das<br />

Wasser mehrere Zoll unter <strong>der</strong> Oberfläche blieb. Bis in die neunziger<br />

Jahre hinein wurde das Überstauen pünktlich gehandhabt.“ (GLOATZ<br />

1931)<br />

1865 Verlandung des Mellnsees <strong>im</strong> Oberlauf <strong>der</strong> <strong>Welse</strong> nach dem das<br />

Dorf Mellin aufgegeben, verkauft, vom Eigentümer abgerissen und<br />

die Wiesen unter den Pflug genommen wurden.<br />

Nach SCHMIDT (1943/47) wurde <strong>der</strong> Wasserspiegel um 12 Fuß (ca.<br />

3,60 m) gesenkt und das Wasser dem Glambecker See zugeführt,<br />

dessen Wasserspiegel ebenfalls um 9 Fuß (ca. 2,70m) gesenkt<br />

worden war. Der Wasserüberschuss wurde durch einen neuen<br />

Abzugskanal dem Oberteich <strong>der</strong> Glambecker Mühle zugeführt und<br />

von dort über die alte Mühle zum Wolletzsee.<br />

1866/67 Entwässerung <strong>der</strong> Felchower Seewiesen durch einen<br />

Vorflutgraben zur <strong>Welse</strong><br />

1870 Pläne zum Havel-Ucker-Kanal wurden nicht realisiert<br />

1879 Uferdurchbruch <strong>der</strong> <strong>Welse</strong> an <strong>der</strong> Passower Mühle aufgrund<br />

mangeln<strong>der</strong> Instandhaltung <strong>der</strong> Befestigungen. Das Wasser muss<br />

vom Holzgraben aufgenommen werden, <strong>der</strong> dafür nicht ausgelegt ist<br />

und daher werden die Grundstücke am Graben unter Wasser<br />

gesetzt. Die Gemeinde hielt sich auf Grund <strong>der</strong> bekannten<br />

Verordnungen wohl zur Auskrautung und Räumung <strong>der</strong> <strong>Welse</strong>, nicht<br />

aber auch zur Befestigung <strong>der</strong> Ufer <strong>der</strong>selben, verpflichtet.<br />

ab 1890 Verstärkte Meliorationsarbeiten auf dem Uckermärkischen<br />

Hügelland bei Wilmersdorf / Steinhöfel.<br />

Die ab 1890 festzustellende und bis 1959 zunehmende Länge <strong>der</strong><br />

Fließgewässer ist <strong>im</strong> Wesentlichen auf die Neuanlage von<br />

Entwässerungsgräben für eine intensivere Nutzung <strong>der</strong> großen<br />

zusammenhängenden Grünlandflächen zurückzuführen. Durch<br />

technische Neuerungen <strong>im</strong> Maschinenbereich wird eine Erweiterung<br />

<strong>der</strong> Produktion möglich und bis dahin kaum genutzte Flächen<br />

konnten in die Bewirtschaftung einbezogen werden, darunter auch<br />

Moorflächen. Während des 1. Weltkrieges unterblieben alle<br />

Drainagearbeiten, erst seit 1920 setzte wie<strong>der</strong> eine rege<br />

Meliorationstätigkeit ein.<br />

1897 Einstellung des Mühlenbetriebs an <strong>der</strong> Blumberger Mühle und<br />

Aufbau einer größeren Fischzuchtanlage.<br />

Noch <strong>im</strong> gleichen Jahr ließ <strong>der</strong> in Görlsdorf lebende Graf Wilhelm<br />

Heinrich von Re<strong>der</strong>n ausgedehnte Erlenbruchwäl<strong>der</strong> roden und auf<br />

diesen Flächen neue Karpfenteiche anlegen. Aus dem<br />

10


Büro für Landschaftskommunikation<br />

Mühlengebäude entstand ein Fischbruthaus, das Sägewerk riss man<br />

ab. Das Wasser <strong>der</strong> <strong>Welse</strong> wurde aufgestaut. Es entstanden mehrere<br />

ablassbare Teiche für die Karpfen- und Schleienproduktion.<br />

1945 ging die Fischzuchtanlage in Volkseigentum über.<br />

1898 – 1902 Anlage von besandeten und unbesandeten Acker- bzw.<br />

Moordammkulturen auf den Moorflächen <strong>im</strong> Randow-Bruch bei<br />

Wendemark.<br />

Insgesamt wurden 400 Morgen (ca. 100 Hektar) Bei <strong>der</strong> Anlage einer<br />

besandeten Moorkultur bleibt die alte Grasnarbe unberührt bestehen.<br />

Die Besandung hat den Zweck, Bodenfrost zu verhin<strong>der</strong>n. Zunächst<br />

wurden die Vorflut und die Abzugsgräben gezogen. Das Graben<br />

wurde aufgehalten durch das Sprengen und Fortschaffen <strong>der</strong> großen<br />

Steine, die <strong>im</strong> Moor lagen. Der Aushub wurde planiert, zerkleinert,<br />

angewalzt und vollständig ausgetrocknet, um die Ausbildung einer<br />

Oxidschicht zu verhin<strong>der</strong>n, die zur Bodenverhärtung beiträgt. Der<br />

Grasdurchschlag wurde mit Schafen abgeweidet. Dann wurde eine<br />

13 cm hohe lehmige Sanddeckung aufgebracht. Es musste eine<br />

vorsichtige Beackerung erfolgen, um die Besandung nicht zu<br />

beschädigen. Angebaut wurden Feldfrüchte.<br />

Zur Melioration gehörten auch <strong>der</strong> Umbruch <strong>der</strong> Wiesen <strong>im</strong> Bruch<br />

und die Neueinsaat von Gras. Die Grasnarbe <strong>der</strong> alten Wiesen wurde<br />

sorgfältig umgepflügt, angewalzt und mit <strong>der</strong> Scheibenegge<br />

zerkleinert.<br />

Die Moordammkulturen waren gefragtes Exkursionsziel von<br />

Landwirten und Moorkundler.<br />

Die Anlage <strong>der</strong> Kulturen lag in den Händen von Kulturbaumeister<br />

Seewald aus Arnswalde.<br />

1901 Bau des Wasserwerks Angermünde<br />

Bis dahin Versorgung durch 22 öffentliche Brunnen mit Handpumpen<br />

und ca. 200 Hofbrunnen <strong>im</strong> Stadtgebiet.<br />

Gebaut wurden ein Wasserwerk mit Pumpenhaus am Ostrand <strong>der</strong><br />

Stadt und ein Wasserturm am Bahnhof.<br />

11


1908 Die Regulierung <strong>der</strong> <strong>Welse</strong> oberhalb von Passow wird<br />

begonnen.<br />

Starker Ausbau des Wiesengrabens von Wollin bis nach Wendemark<br />

(12,5 km), kleine Überfahrten verschwinden zugunsten von Brücken<br />

aus Stampfbeton.<br />

Der Mittelgraben wurde bis zur Grenze nach Gramzow-Lützlow<br />

verlängert.<br />

1910 Der Mühlbach <strong>der</strong> Gehegemühle am Wolletzsee versiegt, die<br />

Fischteiche fallen trocken, die Mühle wird nur mehr als Ausflugslokal<br />

genutzt.<br />

Bereits 1890 war die Mal- und Schneidemühle an <strong>der</strong> Westspitze des<br />

Wolletzsees abgerissen worden.<br />

1912 - 1916 Wiesenumbruch an <strong>der</strong> Randow<br />

„Man kann sagen, daß etwas 22 v.H. <strong>der</strong> gesamten südlichen<br />

Randowfläche in den Jahren 1912 bis 1916 – also <strong>im</strong>merhin bis in<br />

den Krieg hinein – umgepflügt worden sind. In <strong>der</strong> Gemeinde<br />

Gramzow wurden etwa 90 v.H. umgepflügt… Betrachtet man das<br />

Ganze, so ergibt sich trotzdem die Tatsache, daß nur an einigen<br />

Stellen umgebrochen wurde, das übrige Tal aber so blieb, wie es<br />

war.“ (GLOATZ 1931)<br />

1913 Die Regulierung <strong>der</strong> <strong>Welse</strong> und Randow ist abgeschlossen und<br />

Beginn <strong>der</strong> Meliorationsarbeiten auf den staatlichen Domänen <strong>im</strong><br />

Randow-<strong>Welse</strong>-Bruch.<br />

Laut Ministerialverfügung am 18. November d. J. beabsichtigt die<br />

Königliche Regierung infolge <strong>der</strong> nun fertig regulierten Randow und<br />

<strong>Welse</strong> bis zur Neuen Mühle die Wiesen <strong>der</strong> Domäne Schmölln,<br />

Gramzow, Grünow, Drense und Wendemark zu meliorisieren.<br />

Die Wendemarker Randow-Wiesen sollen mehr nutzbringend<br />

hergestellt werden, in Koppeln umgewandelt und jedem Viehzüchter<br />

durch Eintrieb von Vieh, natürlich gegen Entgelte, von Mitte Mai bis<br />

Mitte September zugänglich gemacht werden.<br />

Der zweite Abschnitt soll mit Motorpflügen umgepflügt werden, neu<br />

angesät und zu einem weit höheren Preis wie<strong>der</strong> verpachtet werden.<br />

Der dritte Abschnitt soll so bleiben wie er ist, unbenutzt.<br />

1922 Wassergesetz bzw. Polizeiverordnung für die Unterhaltung <strong>der</strong><br />

Wasserläufe II. und III. Ordnung. Die meisten Wasserläufe werden<br />

von Schauämtern überwacht.<br />

1927 Eröffnung des Strandbades am Wolletzsee<br />

Seit 1891 war <strong>der</strong> See stück für Stück für die Naherholung<br />

erschlossen worden. Das Standbad wird kontinuierlich ausgebaut.<br />

1933 Weitere Regulierung <strong>der</strong> <strong>Welse</strong> zwischen Biesenbrow und<br />

Passow auf 7 km Länge.<br />

Eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.<br />

In <strong>der</strong> Angermün<strong>der</strong> Zeitung heißt es: „Die Regulierung erstreckt sich<br />

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12


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von dem Biesenbrower Damm etwas über 7 km abwärts bis zur<br />

Passower Mühle. Diese Strecke liegt <strong>im</strong> Rückstau <strong>der</strong> Grünower und<br />

Passower Mühle. Der Wasserspiegel und teilweise sogar die<br />

<strong>Welse</strong>sohle liegen höher als die angrenzenden Wiesen, so dass<br />

infolge <strong>der</strong> mangelhaften Beschaffenheit <strong>der</strong> <strong>Welse</strong> und ihrer Ufer oft<br />

verheerende Überschwemmungen eintraten. Diese Mängel sollen<br />

durch die Regulierungsarbeiten beseitigt werden. Der <strong>Welse</strong>lauf wird<br />

auf <strong>der</strong> bezeichneten Strecke erheblich vertieft, verbreitert, begradigt<br />

und befestigt. Der neue <strong>Welse</strong>querschnitt erhält 6,0 Meter<br />

Sohlenbreite, zweifache Böschungen und eine Tiefe von 1,5 bis 1,7<br />

Meter. Die obere Breite <strong>der</strong> regulierten <strong>Welse</strong>strecke beträgt etwa<br />

12-13 Meter. Die auszuhebenden Erdmassen --- etwa 25-30000<br />

Kubikmeter--- werden auf beiden Ufern abgesetzt und zur<br />

Herstellung von starken Verwallungen verwandt .Die <strong>Welse</strong> wird in<br />

Fesseln geschlagen und kann nun nicht mehr wie bisher bei hohen<br />

Wasserständen <strong>im</strong> Rückstaugebiet <strong>der</strong> Mühlen aus ihren Ufern<br />

treten. Die Flächen des <strong>Welse</strong>tals in einer Größe von etwa 3000<br />

Morgen sind gegen Überschwemmungsschäden geschützt. Die<br />

Ausführungen <strong>der</strong> Regulierungsarbeiten werden daher von den rund<br />

120 Beteiligten lebhaft begrüßt. Diese Notstandsarbeit hat vor vielen<br />

an<strong>der</strong>en den großen Vorzug <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit“<br />

Während <strong>der</strong> Regulierungsarbeiten ist die <strong>Welse</strong> in dem in Frage<br />

kommenden Abschnitt durch Abteilung des Wassers nach den<br />

bei<strong>der</strong>seitigen Parallelgräben vollständig trocken gelegt. Auch die<br />

Grünower und Passower Mühle sind während <strong>der</strong> Bauzeit stillgelegt.<br />

1945 Zerstörung von Meliorationsanlagen durch Flutung des Randow-<br />

<strong>Welse</strong>-Bruchs zum Ende des 2. Weltkrieges.<br />

1946 Die Rekonstruktion <strong>der</strong> Vorfluter <strong>im</strong> Randow-<strong>Welse</strong>-Bruch wird<br />

mit partiellen Neumeliorationen gekoppelt.<br />

Die kriegsbedingten Vernachlässigungen <strong>der</strong> Wasserläufe<br />

schränkten zunehmend die Gründlandnutzung ein (zu hohe<br />

Wasserstände, Ausuferungen <strong>im</strong> Winter als Folge mangeln<strong>der</strong> Vorflut<br />

führten zur Versauerung und teilweisen Versumpfung).<br />

Der <strong>Welse</strong>stau bei Neue Mühle verschärfte die Probleme <strong>der</strong> Vorflut.<br />

Das Problem sollte schon in <strong>der</strong> Vorkriegszeit durch zwei<br />

Parallelgräben (Holzgraben rechts und Fauler Graben links) als<br />

Seitenentwässerung gelöst werden – es bleib aber nur eine<br />

Notlösung.<br />

Aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Landwirte sollte mit <strong>der</strong> Beseitigung aller<br />

Mühlenstaue die Vorflut gesichert werden, so steht es nach LUTZE<br />

(2003) in den Planungsunterlagen zur Komplexmelioration von 1969.<br />

ab 1950 Intensive Drainierung des Entwässerungssystems auf dem<br />

Uckermärkischen Hügelland.<br />

Luftbil<strong>der</strong> zeigen, dass bereits 1959 bis auf wenige Ausnahmen das<br />

offene Entwässerungssystem zwischen den Kleinarealen (Sölle,<br />

Ackersenken) auf den Ackerschlägen verschwunden war. Grund<br />

13


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dafür war die fortschreitende Intensivierung <strong>der</strong> Landwirtschaft.<br />

Durch neue Bewirtschaftungsmethoden und zunehmende<br />

Technisierung wurden nicht nur die offenen Gräben, son<strong>der</strong>n selbst<br />

die natürlichen Senkenareale zu `störenden´ Strukturen<br />

(Befahrbarkeit, Unterhaltung, Wildkrautausbreitung) auf den<br />

Agrarflächen. Um größere zusammenhängende Schläge zu schaffen,<br />

erfolgte eine schrittweise Verrohrung <strong>der</strong> Gräben… Seit den 80er<br />

Jahren ging die Neudrainierung erheblich zurück; die Tätigkeiten<br />

konzentrierten sich in hohem Maße auf Ersatzinvestitionen.<br />

Das offene Graben- und Vorflutsystem in den größeren<br />

Grünlandbereichen blieb dagegen weitgehend erhalten bzw. wurde<br />

noch ausgebaut.<br />

Mit dem weiteren Ausbau und neuen Technologien <strong>der</strong><br />

Entwässerungssysteme in den großen Grünlandbereichen nach 1959<br />

(größere Dichte bzw. Vertiefung <strong>der</strong> Gräben, Anlage von<br />

Drainagesystemen) verschwand in zunehmendem Maße die Nutzung<br />

<strong>der</strong> `kleinen Grünlandareale´. Folge <strong>der</strong> Nutzungsauflassung dieser<br />

Areale und damit einhergehend <strong>der</strong> vernachlässigten Unterhaltung<br />

von Entwässerungsanlagen waren nachweislich sowohl die Zunahme<br />

<strong>der</strong> Moor- und Sumpfflächen einschließlich einer starken Zunahme<br />

des Feldgehölzanteils durch natürliche Sukzession als auch in<br />

einzelnen Gebieten die Wie<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Neuentstehung von Klein- und<br />

Kleinstgewässern.<br />

1950er Jahre Durch Kiesabbau bei Passow entsteht <strong>der</strong> Baggerpfuhl. Für den<br />

Bau des Eisenbahndamms von Passow über Stendell nach Schwedt<br />

für <strong>im</strong> Bruch Kies abgebaut. Ab 1959 wird <strong>der</strong> entstandene<br />

Baggerpfuhl zur Naherholung genutzt.<br />

1956 Begradigung <strong>der</strong> <strong>Welse</strong> oberhalb von Vierraden. Ein Grund war<br />

auch, dass die vielen Flusswindungen bei Schneeschmelze und<br />

Starkregen das Wasser nicht zügig zur O<strong>der</strong> abführen können und es<br />

zu Überschwemmungen und Schäden für die Landwirtschaft kommt.<br />

1960 - 1966 Entenzucht auf dem nordwestlichen Bereich des Haussees bei<br />

Schönow in <strong>der</strong> Casekower Rinne, die dort in das Randow-Bruch<br />

ausläuft. Absperrung einer Hälfte des Sees zu Produktionszwecken.<br />

1966 Erste Studie zur Komplexmelioration des Randow-<strong>Welse</strong>-Bruchs<br />

durch den Rat des Bezirkes Frankfurt/O<strong>der</strong><br />

1967-69 Ausbau <strong>der</strong> Fischzuchtanlage Blumberger Teiche an <strong>der</strong><br />

Blumberger Mühle.<br />

Es wurden neue Teiche gebaggert und die heutige Zahl von 21<br />

Teichen und insgesamt 140 ha Teichfläche erreicht. Hier wurden nur<br />

Satzfische gezogen. Von hier aus wurden die Teichwirtschaften bei<br />

Biesenbrow und bei Stolpe, die Speisefische aufzogen, und die<br />

umliegenden Seen mit Satzfischen beliefert.<br />

Die Wasserqualität <strong>im</strong> weiteren Verlauf <strong>der</strong> <strong>Welse</strong> leidet unter den<br />

Nährstoffeinträgen <strong>der</strong> Fischzucht.<br />

14


1970er Jahre Intensivierung <strong>der</strong> Entwässerung <strong>der</strong> Sernitznie<strong>der</strong>ung, dennoch<br />

Nutzungsaufgabe Ende <strong>der</strong> 70er Jahre, denn aufgrund <strong>der</strong><br />

Zerglie<strong>der</strong>ung durch das dichte Grabennetz und nass gebliebene<br />

Teilflächen war eine kostengünstige Intensivnutzung nicht mehr<br />

möglich.<br />

Die Entwässerungsgräben blieben offen und die Torfzehrung hielt<br />

daher an.<br />

1971 - 1976 Komplexmelioration des Randow-<strong>Welse</strong>-Bruchs auf einer Fläche<br />

von 6.927 ha, unterglie<strong>der</strong>t in 6 Teilkomplexe (TK I – VI).<br />

TK I – Mittlere <strong>Welse</strong> (1390 ha)<br />

TK II – Südliche Randow (3110 ha)<br />

TK III – Mittlere <strong>Welse</strong> / Schmidtgraben (1017 ha)<br />

TK IV – Obere <strong>Welse</strong> (250 ha)<br />

TK V - Sernitz (922 Ha)<br />

TK VI – Untere <strong>Welse</strong> (238 ha)<br />

Büro für Landschaftskommunikation<br />

Damit erfolgte eine Grünlan<strong>der</strong>neuerung von 3.290 ha. Ziel waren 3<br />

bis 5 Grasschnitte <strong>im</strong> Jahr mit eingeschobener<br />

Ackerzwischennutzung.<br />

Ausbau <strong>der</strong> zentralen Vorflut und <strong>der</strong> Binnenvorflut auf 53 km und<br />

103 km (u.a. durch Begradigung <strong>der</strong> Ufer, Tieferlegung <strong>der</strong><br />

Grabensohlen, Entwässerung <strong>der</strong> umliegenden Flächen durch<br />

Drainage), Grundwasserabsenkung bis 9 dm unter<br />

Geländeoberkante. „In <strong>der</strong> Folge vermulmte <strong>der</strong> Oberboden, wurde<br />

puffig (Einzelkornstruktur), während <strong>der</strong> Unterboden verdichtete und<br />

Klumpen bildete. Dadurch vermin<strong>der</strong>te sich die horizontale<br />

Wasserzügigkeit und <strong>der</strong> kapillare Wasseraufstieg wurde geringer. Im<br />

umgekehrten Fall können Starknie<strong>der</strong>schläge nicht versickern und es<br />

bilden sich Pfützen auf <strong>der</strong> Oberfläche (Tagwasservernässung). Der<br />

Moorsackungsbetrag nach <strong>der</strong> Komplexmelioration ist mit 30 cm<br />

anzusetzen. Die Schäden auf dem Moor sind irreversibel<br />

(unreparabel). Sie können jedoch gemil<strong>der</strong>t werden, wenn es gelingt,<br />

höhere Grundwasserstände einzustellen.“ (LEHRKAMP)<br />

Verkehrserschließung des Bruchs zum großen Teil durch<br />

Spurplattenwege.<br />

Die Randow wurde teilweise auf den Mittelgraben verlegt, <strong>der</strong> tiefer<br />

ausgebaggert wurde um den Wasserstand abzusenken.<br />

Die Gräben <strong>der</strong> besandeten Moorkulturen, die nur 25 m auseinan<strong>der</strong><br />

lagen und fast <strong>im</strong> rechten Winkel zur Fließrichtung <strong>der</strong> Hauptvorflut<br />

gezogen worden waren, wurden verfüllt und quer zu ihnen (in<br />

Fließrichtung) ein größerer Graben gezogen, um große Flächen<br />

bewirtschaften zu können.<br />

Nach <strong>der</strong> Absenkung <strong>der</strong> Wasserstände versiegten die Brunnen in<br />

Wendemark und <strong>der</strong> Ort wurde an die zentrale<br />

Trinkwasserversorgung angeschlossen.<br />

Das Binnengrabensystem wurde ausgebaut, die Nie<strong>der</strong>moorflächen<br />

für Saatgrasland umgebrochen und die Feldgehölze beseitigt. Die<br />

Meliorierung hatte eine Absenkung des Grundwasserspiegels, eine<br />

Erhöhung des Vorflutabflusses sowie eine Verringerung <strong>der</strong><br />

15


Büro für Landschaftskommunikation<br />

Verdunstung und des unterirdischen Abflusses zur Folge.<br />

Nach LUTZE sah die Komplexmelioration nicht nur den schnellen<br />

Abfluss von Wasser vor, son<strong>der</strong>n auch die Möglichkeit von<br />

Wasserrückhalt durch Grabenstau mittels diverser Wehre und 35<br />

Kulturstauen. Gestaut werden kann nur solange Wasser zu den<br />

Gräben fließt.)<br />

Das Untere O<strong>der</strong>tal, mit dem die Region <strong>im</strong> räumlichen Verbund<br />

steht, wurde damals nicht komplexmelioriert und ist heute<br />

Nationalpark. Auch in <strong>der</strong> Randow-<strong>Welse</strong>-Nie<strong>der</strong>ung blieben sehr<br />

wertvolle Bereiche an den Talrän<strong>der</strong>n (Naturschutzgebiete <strong>der</strong><br />

Nie<strong>der</strong>ungswäl<strong>der</strong> und Trockenrasen) erhalten bzw. etablierten sich<br />

in den semiaquatischen Bereichen <strong>der</strong> Entwässerungsgräben. Das<br />

entwässerte Nie<strong>der</strong>moor selber weist ein großes Potenzial für die<br />

Revitalisierung auf, da etwa ein Viertel <strong>der</strong> Flächen nie umgebrochen<br />

wurde, somit noch mit Diasporenvorräten von Zielarten zu rechnen ist<br />

und daher gute Chancen für eine Wie<strong>der</strong>ansiedlung ursprünglicher<br />

Pflanzengesellschaften bestehen.<br />

1971 Wasserrechtliche Genehmigung für das Wasserwerk Schönow<br />

mit einer max<strong>im</strong>alen täglichen Entnahme von 150 m³ Grundwasser<br />

aus den Grundwasserleitern an <strong>der</strong> Casekower Rinne.<br />

1974/75 Vertiefung von Ritter- und Feldgraben bei<br />

Steinhöfel/Wilmersdorf <strong>im</strong> Uckermärkischen Hügelland am<br />

östlichen Rand des <strong>Wassereinzugsgebiet</strong>es <strong>der</strong> <strong>Welse</strong>.<br />

Durch die Meliorationsmaßnahmen kam es zu einer deutlichen<br />

Absenkung des oberflächennahen Grundwassers. Seit <strong>der</strong> Vertiefung<br />

<strong>der</strong> Gräben <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Melioration fiel <strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong><br />

Brunnen trocken. Die hauseigenen Brunnen in Steinhöfel lieferten bei<br />

einer Tiefe von ca. 2,5 m früher, bis auf sehr trockene Sommer,<br />

ganzjährig Wasser.<br />

1980 Aufgabe des Ackerbaus auf den meliorierten Flächen des<br />

Randow-<strong>Welse</strong>-Bruchs und Umwandlung <strong>der</strong> Flächen in Grünland<br />

und Weideland, weil <strong>im</strong> langjährigen Durchschnitt keine höheren<br />

Pflanzenerträge über die Ackerzwischennutzung alle 3 bis 5 Jahre<br />

erzielt wurden.<br />

1980 – 1985 Aufgabe <strong>der</strong> Entenproduktion am Haussee bei Schönow<br />

1983 Bau Trinkwasserentnahmenbrunnen 1/83 bei Schönow<br />

1986 Ausbaggerung und Entschlammung des Haussees bei<br />

Schönow, es soll ein Badesee entstehen. Dabei wurde das westliche<br />

Feuchtgebiet des Haussees zu einem Spülfeld umfunktioniert, um<br />

das entnommene Seebodensubstrat zu lagern und später in eine<br />

Liegewiese umzuwandeln (heute ist das ehemalige Feuchtgebiet ein<br />

trockenes begehbares Areal)<br />

16


Büro für Landschaftskommunikation<br />

Einbringen von Sand auf den nördlichen Uferbereich um einen<br />

Strand zu schaffen.<br />

1988 Bau Trinkwasserentnahmebrunnen 1/88 bei Schönow<br />

1990 Beginn <strong>der</strong> auffälligen Wasserspiegelabsenkung des Haussees<br />

bei Schönow (laut Aussagen <strong>der</strong> Bevölkerung). Die Gründe sind<br />

bisher nicht eindeutig geklärt: natürliche Verlandungsprozesse, die<br />

Melioration des Randow-<strong>Welse</strong>-Bruchs, <strong>der</strong> Bau des Wasserwerks,<br />

diffuse Stoffeinträge (Bodenerosion, Straßenentwässerung etc.),<br />

schlechte Grundwasserneubildungsrate <strong>der</strong> Kiefernforste <strong>im</strong><br />

Einzugsgebiet spielen hier wohl zusammen.<br />

Bau Trinkwasserentnahmebrunnen 1/90 bei Schönow<br />

1993 – 1999 Untersuchungen zur Wie<strong>der</strong>vernässung des talfüllenden<br />

Quellmoores in <strong>der</strong> Sernitznie<strong>der</strong>ung bei Peetzig.<br />

Ziel des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens war die<br />

Revitalisierung des Moores durch ganzjährige Vernässung über den<br />

Bau von Stauwehren in Gräben, Grabenverfüllung,<br />

Bewässerungsquergräben, Querverwallungen,<br />

Grabenteilverfüllungen und Perforation des Torfkörpers.<br />

Die Forscher schätzen ein, dass die Revitalisierung (St<strong>im</strong>ulation<br />

erneuter Torfbildung als CO2-Senke) nur teilweise gelungen ist und<br />

die Grabenverfüllung die beste Vernässungswirksamkeit erbringt.<br />

1993 Bau Trinkwasserentnahmebrunnen 1/93 bei Schönow<br />

1994 Enteisungsanlage <strong>im</strong> Wasserwerk Schönow<br />

1994/95 Wie<strong>der</strong>anschluss von sechs Altarmen <strong>der</strong> <strong>Welse</strong> unterhalb von<br />

Görlsdorf bis Höhe Breitenteische Mühle durch den Wasser- und<br />

Bodenverband <strong>Welse</strong>.<br />

Die Maßnahmen wurden auf Anregung <strong>der</strong> Unteren<br />

Naturschutzbehörde des Landkreises Uckermark (Herr Bess) <strong>im</strong><br />

Rahmen von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen finanziert.<br />

Ende <strong>der</strong> 1990<br />

Jahre<br />

Einrichtung einer Versuchanlage (Teichkläranlage mit<br />

Überrieselung- und Überstaubereichen unter Nutzung von<br />

Schilfkulturen zur Sanierung des Nie<strong>der</strong>moors) in Biesenbrow.<br />

Dieses vom Wasser- und Bodenverband <strong>Welse</strong> angeschobene<br />

alternative Landnutzungsprojekt auf Nie<strong>der</strong>mooren <strong>im</strong><br />

Zusammenhang mit Schilfanbau und Reinigung ländlicher Abwässer<br />

konnte bisher nicht in die Praxis überführt werden.<br />

Hintergrund: Moore sind nicht nur Wasser-, son<strong>der</strong>n auch<br />

Nährstoffspeicher – und als solche müsste man sie auch wie<strong>der</strong><br />

nutzen, statt das geklärte Wasser direkt in die Vorflut zu leiten und<br />

die Nährstoffe so aus <strong>der</strong> Landschaft zu schaffen. Der Grundgedanke<br />

des Wasser und Bodenverbandes ging sogar noch weit darüber<br />

hinaus. Mit dem Einsatz verschiedener Schilfarten würde wie<strong>der</strong> eine<br />

17


Ende 1990er<br />

Jahre<br />

Büro für Landschaftskommunikation<br />

moortypische Vegetation etabliert. Moore hätten zudem eine wichtige<br />

Funktion in <strong>der</strong> Schadstoffbindung. Mit Hilfe einer wissenschaftlichen<br />

Begleitforschung wollte man herausfinden, bis zu welchem Klärgrad<br />

das Abwasser für die Schilfkulturen genutzt werden könnte. „Unsere<br />

Wasserbilanz können wir mit so einer Abwasserbehandlung nicht<br />

entscheidend verbessern, aber aus dem kostspieligen<br />

Entsorgungsproblem würde auf einmal Wertschöpfung entstehen!“<br />

Denn Schilf wie<strong>der</strong>um sei ein exzellenter nachwachsen<strong>der</strong> Rohstoff.<br />

Bei geeigneten Wasserständen könne es von den Landwirten mit<br />

konservativer Technik geerntet werden, es wächst schnell und<br />

zuverlässig und sei bei <strong>der</strong> Kultivierung in Abwässern bereits bestens<br />

erprobt. Einstweilen ist die Entwicklung <strong>der</strong> Pilotanlage ins Stocken<br />

geraten – amtliche Umweltverträglichkeitsbedenken zwangen den<br />

Landkreis Uckermark schließlich dazu, seine Genehmigungen<br />

zurückzuziehen.<br />

Das ehemals funktionierende Be- und Entwässerungsreg<strong>im</strong>e<br />

kann <strong>im</strong> Randow-<strong>Welse</strong>-Bruch nicht mehr aufrechterhalten<br />

werden, nach LUTZE. „Während ehemals die LPG für die<br />

differenzierte Regulierung wie zeitweise Rückstau und Rückhalt<br />

zuständig waren, wird <strong>der</strong>zeit das Wasser nur noch abgeleitet, um<br />

schnell mit dem Weideauftrieb zu beginnen. Nicht selten fehlt dann<br />

schon <strong>im</strong> Mai das Wasser in <strong>der</strong> Landschaft.“<br />

Der Wasser- und Bodenverband <strong>Welse</strong> beginnt abschnittsweise die<br />

Vorflutbereiche <strong>der</strong> <strong>Welse</strong> zu renaturieren.<br />

2000 Bundesgerichtshof erschwert die Umwandlung alter Mühlen in<br />

Kleinwasserkraftanlagen (AZ: III ZR 154/00). Eine Umwandlung ist<br />

von bestehenden Wasser- und Staurechten nicht mehr gedeckt,<br />

wenn sich <strong>der</strong> Nutzungszweck än<strong>der</strong>t und dadurch belange Dritte<br />

nachteilig beeinflusst werden. Das wäre <strong>der</strong> Fall, wenn z.B. früher nur<br />

zeitweise nun aber dauerhaft gestaut würde.<br />

2001 Mit dem Bau des Schwedter Hafen mündet die <strong>Welse</strong> <strong>im</strong><br />

Hafenbecken <strong>der</strong> Stadt und nicht mehr in die Hohensaaten-<br />

Friedrichsthaler-Wasserstraße.<br />

Die <strong>Welse</strong> teilt sich vor Vierraden, die alte <strong>Welse</strong> schlängelt sich<br />

noch nördlich bis in die Wasserstaße.<br />

2007 Einbau von Stauwehren mit festem Unterschütz an verschieden<br />

Stellen <strong>im</strong> Randow-<strong>Welse</strong>-Bruch. Für eine ökologisch angepasste<br />

Grünlandbewirtschaftung hat <strong>der</strong> Wasser- und Bodenverband <strong>Welse</strong><br />

ein eigenes Stauwehrpatent entwickelt, ein großes GFK-Rohr, das<br />

mit einem festgestellten Unterschütz gegen zu niedrige Absenkung<br />

des Wasserstandes gesichert ist. „Wir stauen bis auf 40 cm unter<br />

Flur, vom tiefsten Punkt aus gesehen. Damit ist die Fläche befahrbar<br />

– mit Sohlschwellen würden wir zuviel verschenken. Und wenn das<br />

Grünland <strong>im</strong> Winter ungenutzt ist, kann ich die Fläche noch höher<br />

anstauen.<br />

18


Büro für Landschaftskommunikation<br />

Erneuerung des Gleisbettes <strong>der</strong> Bahnlinie, die bei Passow quer<br />

durch das Randow-<strong>Welse</strong>-Bruch führt.<br />

2009 Weitere Versuche zur vollen Wie<strong>der</strong>vernässung <strong>der</strong><br />

Sernitznie<strong>der</strong>ung durch den Einbau weiterer Stauwehre <strong>im</strong><br />

Grabensystem, um die Speicherung von Kohlendioxid CO2 zu<br />

verbessern.<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Staue soll erhöht werden, um den Wasserabfluss zu<br />

verzögern und auf längere Sicht zu verringern. So könnte die<br />

Wasserspeicherung in diesem Landschaftsraum unterstützt werden,<br />

dessen Grundwasserneubildungsrate gering ist.<br />

Seen <strong>im</strong> <strong>Welse</strong>gebiet in <strong>der</strong> Umgebung von Angermünde, die in<br />

jüngster Zeit verschwunden sind:<br />

� <strong>der</strong> Blade-See südlich Altkünkendorf, das Urmeßtischblatt von<br />

1826 kennt ihn noch als See,<br />

� <strong>der</strong> Kleine Kelpinsee bei Ringenwalde,<br />

� <strong>der</strong> Blaser-See bei Poratz war zu Beginn des 19. Jh. noch<br />

vorhanden, 1882 war er bereits zur Wiese geworden.<br />

� Mellnsee<br />

Bereits dieser knappe historische Abriss verdeutlicht, dass <strong>der</strong><br />

Landschaftswasserhaushalt <strong>im</strong> <strong>Welse</strong>einzugsgebiet keine feste Größe ist, son<strong>der</strong>n als<br />

ein interessegeleiteter Gestaltungsprozess aufgefasst werden muss. Auch wenn es<br />

längere Perioden gab, in denen für die Nutzer und Anwohner scheinbar stabile<br />

Verhältnisse herrschten, <strong>der</strong> Wandel ist die Normalität. Die Anpassung des<br />

Landschaftswasserhaushaltes an sich än<strong>der</strong>nde kl<strong>im</strong>atische Bedingungen ist zwar eine<br />

neue Aufgabe, jedoch nur die vorläufige Spitze einer lange Reihe gestalten<strong>der</strong> <strong>Eingriffe</strong>.<br />

19


Die <strong>Welse</strong>mühlen (soweit aus <strong>der</strong> ausgewerteten Literatur belegt bzw. dort erwähnt.)<br />

Es handelt sich bei den Wassermühlen um Mahl- wie Schneidemühlen mit<br />

unterschiedlicher Anzahl an Gängen. Ob sie unter- o<strong>der</strong> oberschächtig betrieben<br />

wurden, war <strong>der</strong> Literatur nicht zu entnehmen.)<br />

1265 Neue Mühle Vierraden, „auf dem Flusse gelegen“, vier Mahlgänge<br />

1269 Mühle Blumenhagen, ab 1874 Neue Mühle<br />

1287 Alte Mühle bei Altkünkendorf<br />

1306 Neue Guntherbergsche Mühle<br />

1375 Breitenteische Mühle bei Frauenhagen (auch Bredendicksche Mühle)<br />

1556 Glambecker Mühle<br />

1556 Hintermühle Biesenbrow<br />

1556 Vor<strong>der</strong>mühle Biesenbrow (auch Untermühle)<br />

1556 Blumberger Mühle<br />

1674 Bruchmühle bei Bruchhagen<br />

Heiliggeistmühle am Wolletzsee<br />

Krähenwinkelmühle am Wolletzsee<br />

Mühle Görlsdorf<br />

Ziethensche Mühle<br />

Passower Mühle<br />

Büro für Landschaftskommunikation<br />

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Büro für Landschaftskommunikation<br />

21


Quellen:<br />

Aspekte <strong>der</strong> Wasserkraftnutzung in Brandenburg. Positionspapier des Landesumweltamtes<br />

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Moore, Passow, unveröffentlichtes Manuskript.<br />

Internet:<br />

Alle Beiträge auf www.wasserundlandschaft.de<br />

Ausgewählte Beiträge auf www.eiszeitstrasse.de<br />

Büro für Landschaftskommunikation<br />

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