Kompletten Anwenderbericht lesen. - Nemetschek - Allplan
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Wasserturm Budapest, Ungarn<br />
Balázs Schneider und Zsolt Rákosi<br />
Perfekte Asymmetrie<br />
Zu den anschaulichsten Beispielen für komplexe, in 3D geplante Bauwerke zählt ohne Frage der neue Budapester<br />
Wasserturm. Dieses Gebäude mit seiner unkonventionellen Optik stellt nicht nur ein wichtiges Element im Wasserversorgungsnetz<br />
der ungarischen Hauptstadt dar. Es ist zugleich ein Wahrzeichen des Versorgungsunternehmens<br />
und des Budapester Stadtteils, in dem er steht.
Der neue Wasserturm von Budapest steht im südlichen Teil der<br />
ungarischen Hauptstadt. Dieser Stadtteil namens Budafok wird<br />
geprägt durch stetige Bauaktivitäten: immer mehr Menschen<br />
ziehen hierher, und vielerorts werden neue Erschließungsprojekte<br />
aus der Taufe gehoben. Mit dem Anwachsen der<br />
Einwohnerzahl entwickelte sich allerdings die Wasserversorgung<br />
zum ernsten Problem. Da dieser Teil der Stadt auf einem Hochplateau<br />
gelegen ist, entschied man sich für einen neuen Wasserturm<br />
mit einem Fassungsvermögen von 3000 Kubikmetern.<br />
Er garantiert den Bewohnern von Budafok und Umgebung<br />
mittlerweile eine störungsfreie Wasserversorgung. Das Plateau<br />
von Budafok ist zudem ein Naturschutzgebiet. Ein Umstand,<br />
der bei der Planung und Durchführung des Baus berücksichtigt<br />
werden musste.<br />
Elegante Konstruktion wird zum Symbol<br />
Fővárosi Vízművek, die Wasserwerke von Budapest, begannen<br />
ihr Projekt 2002 mit einer offenen, landesweiten Ausschreibung.<br />
Als Gewinner ging das Büro Narthex Kft. hervor, das von den<br />
Chefarchitekten Tamás Perényi und József Kolossa geleitet wird.<br />
Die Jury bezeichnete ihre Arbeit als elegante Konstruktion, die –<br />
ungeachtet ihrer enormen Größe und technischen Funktion –<br />
einen luftigen, unvergleichlichen Anblick bietet und alles mitbringt,<br />
um das neue Symbol des Wasserversorgers zu werden.<br />
Seine besondere Optik verdankt der Turm der asymmetrischen<br />
Bauform. Während der Schaft des Turms eine klassische<br />
symmetrische Struktur aufweist, liegt die Schale (oder der<br />
„Kopf“) seitlich versetzt auf. Aus diesem Grund hat der Turm vier<br />
hervorspringende Kragträger. Sie wirken auf den Betrachter wie<br />
zwei symbolische Hände, die eine klassisch geformte, perfekt<br />
proportionierte Schale halten. Eine Konstruktion, die sich auf<br />
ideale Weise in die Landschaft einfügt.<br />
Daten und Fakten<br />
Die Bauarbeiten, ausgeführt von der 31. Allgemeinen Bau- und<br />
Gleitschalungs-GmbH (31. ÁÉCS Kft.), begannen im zweiten<br />
Halbjahr 2003 und wurden Ende 2007 fertig gestellt. Die Konstruktion<br />
besteht aus 3500 Kubikmeter Beton sowie 700 Tonnen<br />
Bewehrungsstahl. Als Fundament dient ein zylindrischer Stahlbetonkörper<br />
mit einem Durchmesser von 19 Metern. Der Schaft<br />
hat einen hufeisenförmigen Grundriss, einen maximalen<br />
Durchmesser von neun Metern und ist 24 Meter hoch. Die<br />
Gesamthöhe des Wasserturms beträgt 42 Meter.<br />
Die Gesamtkosten dieses Bauprojektes betrugen rund 5,6<br />
Millionen Euro. Das liegt zwar nicht über den durchschnittlichen<br />
Kosten vergleichbarer Gebäude weltweit, ist aber mehr als<br />
zunächst veranschlagt. Eine der Ursachen war die mehrmonatige<br />
Unterbrechung der Bauarbeiten nach der Fertigstellung des<br />
Schafts, während der das Gerüst stehen bleiben musste.<br />
Experten gesucht – und gefunden<br />
Mit der außerordentlich anspruchsvollen Planung der Statik wurde<br />
die Mélyépterv Consulting Engineering Kft. unter der Leitung<br />
von József Thoma und László Mérei beauftragt. Der 2008 verstorbene<br />
Thoma zählte zu den weltweit führenden Kapazitäten<br />
auf dem Gebiet der Wasserturm-Planung. Er war an mehreren<br />
Dutzend Planungsprojekten für Wassertürme in Europa und weltweit<br />
beteiligt. Darüber hinaus besaß er Patente für verschiedene<br />
technische Lösungen rund um den Bau von Wassertürmen.<br />
Die Planung der Stahlbewehrung wurde von Mélyépterv CE<br />
an Kokopelli Kft. ausgelagert. Dort stellte man fest, dass es<br />
nicht möglich ist, eine solche Planung mit einem 2D-System<br />
angemessen auszuarbeiten. Die Planung der Bewehrung für den<br />
Schaft und die Schale stellte keine besondere Herausforderung<br />
dar, da diese beiden Bauelemente symmetrisch ausgeführt<br />
waren. Der komplizierte Teil der Aufgabe bestand darin, diese<br />
beiden Elemente mit den Kragträgern zu verbinden. Bei Kokopelli<br />
Kft. beschloss man daher, zwei Spezialisten für 3D-Planung<br />
mit der Software <strong>Allplan</strong> ins Boot zu holen: Zsolt Rákosi und<br />
Balázs Schneider. Beide haben in der Vergangenheit bereits als<br />
Experten und Kundenberater für <strong>Nemetschek</strong> Ungarn gearbeitet.<br />
Zsolt Rákosi erklärt: „Unsere Aufgabe war es, ein 3D-Modell<br />
aufzubauen, das den statischen und technischen Anforderungen<br />
genügte. Außerdem hatten wir die Hintergrundinformation, dass<br />
die Budapester Wasserwerke ihren stillgelegten, hundert Jahre
alten Wasserturm auf der Margareteninsel verkauft hatten. Sie<br />
wollten also ein neues Symbol für ihr Unternehmen. Einige meinten,<br />
hier handle es sich nicht bloß um ein Gebäude, sondern um<br />
eine Statue. Ich finde, das trifft es sehr gut.“<br />
Rákosi und Schneider hatten die Aufgabe, ein 3D-Modell des Abschnitts<br />
oberhalb des Schafts anzufertigen. Dazu überarbeiteten<br />
sie den technischen Ablauf des Bauprozesses. Nach dem ursprünglichen<br />
Plan sollte die Schale als einteilige Konstruktion am<br />
Boden gebaut und anschließend an ihren Platz gehoben werden.<br />
Aufgrund der Ergebnisse des 3D-Modells entschied man sich<br />
jedoch, die Schale in Form von vorgefertigten Segmenten erst in<br />
der Höhe zusammenzusetzen.<br />
„Angesichts einer wachsenden Nachfrage an unkonventionellen<br />
Gebäuden, ist es mittlerweise unmöglich, geeignete Pläne ohne<br />
3D-Modelle zu erstellen. Ich denke, das ist eine Erkenntnis, die<br />
wir und alle Ingenieure aus diesem Projekt ziehen können, die<br />
heute erfolgreich sein wollen“, so Schneider.<br />
Im Rahmen des neuen Modells haben die Experten die Schnittstellen<br />
zwischen dem Schaft und der Schale neu geplant. Sie<br />
mussten nicht nur geeignete Stellen in der Bewehrung finden,<br />
was angesichts der unterschiedlichen Durchmesser der Bewehrungsstahlstäbe<br />
von 20 bis 36 Millimetern an sich schon schwierig<br />
genug war. Die Bewehrungspläne mussten auch so erstellt<br />
werden, dass sie für Bauingenieure und Arbeiter gleichermaßen<br />
verständlich und umsetzbar sind. Das Ergebnis war keine übliche<br />
Betonbewehrung, sondern eine spezielle Stahlkonstruktion,<br />
die vor Ort montiert werden musste. Ohne eine moderne und<br />
ausgereifte 3D-Software wie <strong>Allplan</strong> wäre diese Planung schlicht<br />
unmöglich gewesen.<br />
© <strong>Nemetschek</strong> <strong>Allplan</strong> GmbH, Munich, Germany, www.allplan.com