30.01.2015 Aufrufe

Rems-Murr-Liberal 04/1993 - FDP Kreisverband Rems-Murr

Rems-Murr-Liberal 04/1993 - FDP Kreisverband Rems-Murr

Rems-Murr-Liberal 04/1993 - FDP Kreisverband Rems-Murr

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

FFFDas Mitgliedermagazin der <strong>FDP</strong> und der Jungen <strong>Liberal</strong>en im <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-Kreis<br />

<strong>FDP</strong>-Aktuell:<br />

Heiße Diskussion um<br />

Regionalkreis (S. 4)<br />

Roland Kohn beim<br />

OV <strong>Rems</strong>halden (S. 10)<br />

„<strong>Liberal</strong>er Besa“<br />

(S.6)<br />

REMS-MURR<br />

LIBERAL<br />

Julis-Aktuell:<br />

Ralph Lange aus NRW<br />

neuer Bundesvorsitzender<br />

der Julis (S. 3)<br />

Julis im Kreis kämpfen für<br />

Wieslauftalbahn (S. 8)<br />

Nr. 2 /2. Jahrgang April <strong>1993</strong><br />

20JAHRE<br />

F.D.P.-KREISVERBAND<br />

REMS-MURR<br />

IN DIESER AUSGABE<br />

Kreisvorsitzender Ulrich Theurer zu<br />

20 Jahre F.D.P.-<strong>Kreisverband</strong><br />

<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong> 1<br />

Staatsministerin Ursula Seiler-Albring<br />

über Deutsche Humanitäre Hilfe<br />

im ehemaligen Jugoslawien 3<br />

Bericht vom Bundeskongreß<br />

der Jungen <strong>Liberal</strong>en 3<br />

F.W. Kiel, MdL lud liberale<br />

Kommunalpolitiker ein 4<br />

Schwaikheimer <strong>FDP</strong>-Ortsverband<br />

feierte wieder Lichtmeß 6<br />

Junge <strong>Liberal</strong>e des <strong>Kreisverband</strong>es<br />

kämpfen für eine moderne<br />

Wieslauftalbahn 8<br />

Ausspracheabend im <strong>FDP</strong>-Ortsverband<br />

<strong>Rems</strong>halden mit dem Landesvorsitzenden<br />

Roland Kohn, MdB 10<br />

Letzte Rede von Kurt Vollmer als<br />

Landtagsabgeordneter beim 80.<br />

Geburtstag von Adolf Walcher 11<br />

Terminkalender<br />

von April bis August <strong>1993</strong> 12<br />

Impressum auf Seite 2<br />

Ein Anlaß zur Besinnung<br />

Von Ulrich Theurer<br />

Am 3. Februar 1973 wurde im Gasthof<br />

Hirsch in Grunbach die Satzung des<br />

künftigen F.D.P.-<strong>Kreisverband</strong>es<br />

<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong> beschlossen, wobei sich eine<br />

linksliberale Minderheit und die altliberale<br />

Mehrheit heftige Gefechte lieferte. Die<br />

Jungdemokraten waren auch im <strong>Rems</strong>-<br />

<strong>Murr</strong>-Kreis auf dem Vormarsch, beflügelt<br />

durch die Freiburger Thesen und das Wahlergebnis<br />

von Ende 1972.<br />

Auf Landesebene sorgte die Kreis- und<br />

Gemeindereform für große Unruhe. Gegen<br />

den Widerstand der F.D.P./DVP wurde die<br />

Neueinteilung der Verwaltungslandschaft<br />

durchgesetzt, wobei die dabei entstandenen<br />

Wunden noch nicht überall vernarbt sind.<br />

So war die Bevölkerung im Altkreis Backnang<br />

über die Aufteilung ihrer Einheit sehr<br />

unglücklich, die Folgen sind bis in die politischen<br />

Gliederungen hinein und auch noch<br />

in der F.D.P. zu spüren.<br />

Insgesamt befand sich sowohl die Republik<br />

wie auch die F.D.P. in einer Aufbruchstimmung.<br />

Durch die Ostpolitik, dann die<br />

Überwindung der Ölkrise und eine arbeitnehmerfreundliche<br />

Gesellschaftspolitik<br />

wurden große Erwartungen geweckt.<br />

Einer der letzten Horte der<br />

Altliberalen<br />

Für den jungen <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-<strong>Kreisverband</strong><br />

war die Situation nicht einfach, da er<br />

als einer der letzten Horte der Altliberalen<br />

betrachtet wurde. Dies erleichterte die<br />

Arbeit der Kreisvorsitzenden Kurt Vollmer<br />

und Prof. Dr. Fritz Weller nicht und erst die<br />

frühen 80er Jahre brachten ein steigendes<br />

Ansehen der <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-<strong>Liberal</strong>en, nicht<br />

zuletzt durch den Einsatz des Landtagsabgeordneten<br />

Kurt Vollmer und der Bundestagsabgeordneten<br />

Ursula-Seiler-Albring.<br />

Inerhalb des <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-Kreises waren,<br />

was die <strong>Liberal</strong>en angeht, recht verschiede-<br />

ne Entwicklungen festzustellen. Bei Wahlen<br />

konnten auf Gemeinde-, Kreis-, Landesund<br />

Bundesebene oft ganz erstaunliche<br />

Erfolge verbucht werden, die mit Recht von<br />

der liberalen Hochburg <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong> sprechen<br />

ließen, die Mitgliederentwicklung<br />

verschlechterte sich bis Ende der 70er<br />

Jahre, stieg dann steil an und fällt zur Zeit<br />

kontinuierlich, so daß der Stand von 1979<br />

erreicht, vielleicht sogar unterschritten ist.<br />

Trotz beträchtlicher Fluktuation gibt es<br />

einen großen, harten Kern langjähriger<br />

Mitglieder. Dies bedeutet aber auch eine<br />

stetige Verschiebung des durchschnittlichen<br />

Alters der Mitglieder, da zu wenig<br />

junge Leute eintreten. Anfang der 80er<br />

Jahre drifteten die Jungdemokraten in<br />

Scharen zu den Grünen ab und innerhalb<br />

der F.D.P. gründeten sich die Jungen <strong>Liberal</strong>en.<br />

Gerade in unserem Kreis waren die<br />

Julis sehr erfolgreich.<br />

Junge <strong>Liberal</strong>e sind<br />

Hoffnungsträger der F.D.P.<br />

Ihre Repräsentanten setzten sich oft<br />

genug auf Bezirks- und Landesebene<br />

durch. Sie waren und sind wichtige Hoffungsträger<br />

der F.D.P. - regional und landesweit.<br />

Was den <strong>Liberal</strong>en - auch an <strong>Rems</strong> und<br />

<strong>Murr</strong> - großen Kummer macht, ist die<br />

abnehmende Wählerschicht bei Landtagswahlen.<br />

Zum Glück konnte unsere Bastion<br />

im Wahlkreis Waiblingen gehalten werden,<br />

es schmerzt jedoch ungemein, daß<br />

1992 ausgerechnet im <strong>Rems</strong>tal außer der<br />

CDU die Republikaner zum Zuge kamen.<br />

Wir sollten indessen in einer sich ständig<br />

verändernden politischen Landschaft den<br />

Mut nicht verlieren.<br />

Neue Perspektiven zeichnen sich ab.<br />

Nach einer endlosen Reihe von Pannen vor<br />

allem auf Bundesebene - die Parteiaustritte


2<br />

REMS-MURR-LIBERAL Nr. 2<br />

AKTUELL<br />

20 JAHRE<br />

F.D.P.-<strong>Kreisverband</strong><br />

REMS-MURR<br />

FFFDas Mitgliedermagazin der <strong>FDP</strong> und der Jungen <strong>Liberal</strong>en im <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-Kreis<br />

<strong>FDP</strong>-Aktuell:<br />

Heiße Diskussion um<br />

Regionalkreis (S. 4)<br />

Roland Kohn beim<br />

OV <strong>Rems</strong>halden (S. 10)<br />

„<strong>Liberal</strong>er Besa“ (S.6)<br />

REMS-MURR<br />

LIBERAL<br />

Impressum<br />

Julis-Aktuell:<br />

Ralph Lange aus NRW<br />

neuer Bundesvorsitzender<br />

der Julis (S. 3)<br />

Julis im Kreis kämpfen für<br />

Wieslauftalbahn (S. 8)<br />

Nr. 2 /2. Jahrgang April <strong>1993</strong><br />

Ei A l ß B i<br />

<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-<strong>Liberal</strong><br />

Das Mitgliedermagazin der <strong>FDP</strong><br />

und der Jungen <strong>Liberal</strong>en im<br />

<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-Kreis<br />

Herausgeber:<br />

F.D.P/DVP <strong>Kreisverband</strong><br />

<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong><br />

Redaktion: Joachim Kießling<br />

Goetz Kümmerle<br />

Redaktionsanschrift:<br />

Joachim Kießling, Bühlgärten 15<br />

7052 Schwaikheim<br />

Telefon (0 71 95) 5 76 40<br />

Telefax (0 71 95) 5 75 40<br />

Goetz Kümmerle, Zeisigweg 17/1<br />

7050 Waiblingen<br />

Telefon und Fax (0 71 51) 8 34 45<br />

Kreisvorsitzender <strong>FDP</strong>:<br />

Ulrich Theurer<br />

Alte Steige 42, 7060 Schorndorf<br />

Telefon (0 71 81) 6 59 08<br />

erfolgen fast durchweg auf Grund bundespolitischer<br />

Verärgerung - und nach einer<br />

glücklosen Amtszeit des derzeitigen Bundesvorsitzenden<br />

könnten unsere Chancen,<br />

von der Bevölkerung wieder ernst genommen<br />

zu werden, steigen. Dazu bedarf es folgender<br />

Voraussetzungen:<br />

- auf Bundesebene muß statt abstoßender<br />

Schienbeintreterei, Intriganz und Postenjägerei<br />

eine gute, vernünftige Teamarbeit<br />

einsetzen.<br />

- auf Landesebene muß und kann die dritte<br />

Oppositionsfraktion die Chancen gegenüber<br />

einer sich blockierenden Großen<br />

Koalition nützen; der Landesverband muß<br />

sich weiter stabilisieren und programmatisch<br />

profilieren; die Basis ist gelegt<br />

- auf Kreisebene müssen die Mandats- und<br />

Funktionsträger positive Entwicklungen<br />

bewußt machen und versuchen, mehr Mitglieder<br />

zu aktivieren und neue zu gewinnen.<br />

Viele Mitglieder in unserem <strong>Kreisverband</strong><br />

haben auf all den genannten Ebenen<br />

viel getan und große Verdienste erworben.<br />

Ich möchte Ihnen und Euch allen an dieser<br />

Stelle für die geleistete Arbeit von Herzen<br />

danken und ebenso herzlich bitten, im<br />

schweren Wahljahr 1994 mit beizutragen,<br />

daß liberales Gedankengut weiter und stärker<br />

politisch vertreten werden kann. Bevor<br />

ich diesen Beitrag schrieb, sind mir viele<br />

mündliche und schriftliche Äußerungen<br />

zum Thema „<strong>Liberal</strong>ismus und Wertvorstellungen“<br />

durch den Kopf gegangen. Um<br />

die Zeitlosigkeit von Werten zu demonstrieren<br />

möchte ich mit Ihnen ganz weit<br />

zurückgehen und einen berühmten Althistoriker<br />

zitieren:<br />

„In einem Zeitalter, in dem die Masse<br />

keine Ideale mehr kannte, hat er als Erzieher<br />

und Erwecker zur Wahrheit gelehrt.<br />

Wissen um das Wesen der Tugend und ihre<br />

praktische Betätigung, Einsicht und Handeln<br />

flossen für ihn in eins zusammen.<br />

Leben und Lehre bildeten bei ihm eine<br />

untrennbare Einheit.“<br />

„Er“ war Sokrates. Nicht „nur“ Philosoph,<br />

sondern auch Soldat und Inhaber<br />

politischer Ämter, wobei er ohne persönliche<br />

Rücksichten Gesetz und Gerechtigkeit<br />

verpflichtet war. Was ihn auszeichnete, war<br />

Glaubwürdigkeit bis zum Ende.<br />

Julis führen Eurpaseminar durch<br />

Die Jungen <strong>Liberal</strong>en <strong>Rems</strong> und der LAK<br />

Europa, Außen- und Sicherheitspolitik veranstalten<br />

am 19./20. Juni 93 in Rudersberg-<br />

Schlechtbach ein Europaseminar. (Siehe<br />

auch unter Termine.) Infos bei Goetz Kümmerle<br />

(Tel. 0 71 51/8 34 45)<br />

Eugen Haag und Willy Gseller<br />

<strong>FDP</strong>-Ehrenmitglieder in Schwaikheim<br />

Auf dem letzten Mitglieder-Treff des<br />

Ortsverbandes wurde der Bäckermeister<br />

Eugen Haag und „Charlotteneck-“Wirt<br />

Willy Gseller zu Ehrenmitgliedern ernannt.<br />

Kurt Fleger , Heinrich Meßmer und Karl<br />

Vollmer bekamen für ihre langjährige<br />

Tätigkeit als Dank eine Anerkennung vom<br />

Ortsvorsitzenden Kurt Vollmer überreicht.<br />

Kreisvorsitzender Junge <strong>Liberal</strong>e:<br />

Stephan Kaliss<br />

Hungerbühlstr. 47, 7060 Schorndorf<br />

Tel.efon (0 71 81) 6 62 17<br />

Kreisgeschäftsstelle <strong>FDP</strong>:<br />

Kirchgasse 23, 7060 Schorndorf<br />

Telefon (0 71 81) 55 08<br />

Telefax (0 71 81) 6 49 51<br />

Geschäftszeiten:<br />

Mo, Mi, Do 8.00-11.30 Uhr<br />

Di. 15.-18.00 Uhr<br />

Bankverbindung des <strong>Kreisverband</strong>es:<br />

Kreissparkasse Waiblingen<br />

(BLZ 602 500 10)<br />

Konto Nr. 124 003<br />

Druck: Top-Service GmbH, Stuttgart<br />

Papier wurde umweltfreundlich aus<br />

100% Recyclingpapier hergestellt.<br />

OV Waiblingen sponsert diese Ausgabe<br />

Dem Ortsvorsitzenden Gerd Itzrodt und<br />

Anneliese Malle vom Ortsverband Waiblingen<br />

gilt als den Vertretern des OV Waiblingen<br />

unser herzlicher Dank für die<br />

Unsterstützung dieser Ausgabe von<br />

„<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-<strong>Liberal</strong>“. Das RML-Team.<br />

Durch den finanziellen Engpaß des<br />

<strong>Kreisverband</strong>es ist das Mitgliedsblatt<br />

beinahe nach der ersten Ausgabe wieder<br />

eingestellt worden Doch der OV Waiblingen<br />

rettete unser Blatt und sponserte<br />

diese Ausgabe. Auch für die nächste Ausgabe<br />

brauchen wir wieder einen Sponsor!<br />

Außerdem beschloß der Kreisvorstand ab<br />

dieser Ausgabe auch Anzeigen abzudrucken.<br />

In dieser Ausgabe finden Sie zwei<br />

Anzeigen von der Fa. Knödler aus Welzheim<br />

und der Fa. Bacher aus Schorndorf.<br />

Ohne diese Anzeigen wäre es nicht möglich<br />

diese umfangreiche Ausgabe mit Bildern<br />

zu veröffentlichen. Wenn Sie beim nächsten<br />

mal auch eine Anzeige aufgeben<br />

möchten, dann können Sie bei Joachim<br />

Kießling die Anzeigenpreisliste anfordern.<br />

Joachim Kießling und Goetz Kümmerle


BUNDESPOLITIK<br />

REMS-MURR-LIBERAL Nr. 2<br />

3<br />

Deutsche Humanitäre Hilfe für die Opfer des Konflikts<br />

im ehemaligen Jugoslawien<br />

Von Staatsministerin Ursula Seiler-Albring, MdB<br />

Ein besonders trostloses Kapitel europäischer<br />

Geschichte wird zur Zeit auf dem<br />

Balkan, auf dem Gebiet des ehemaligen<br />

Jugoslawien geschrieben. Die politischen<br />

Instrumente, die der Europäischen<br />

Gemeinschaft oder den Vereinten Nationen<br />

zur Verfügung stehen bzw. die bis jetzt eingesetzt<br />

wurden, haben sich als unwirksam<br />

erwiesen, diesen schrecklichen Ausbruch<br />

von Aggression und Barbarei zu stoppen.<br />

Die Bundesregierung steckt in einem<br />

zusätzlichen Dilemma: Solange der Antrag<br />

der Koalitionsfraktionen, die Verfassung<br />

einschlägig zu ändern, nicht angenommen<br />

worden ist, wird eine Teilnahme an Aktionen<br />

im Rahmen der Vereinten Nationen<br />

nicht möglich sein. Ob Soldaten der Bundeswehr<br />

an Blauhelmaktionen im ehemaligen<br />

Jugoslawien überhaupt teilnehmen<br />

sollten, muß vor dem historischen Hintergrund<br />

Gegenstand ernster Diskussionen<br />

sein.<br />

Dennoch versuchen die Bundesregierung<br />

und die Bundesländer im Rahmen des<br />

Möglichen die Not der Betroffenen zu lindern.<br />

Ich möchte Ihnen hier einen<br />

Überblick über unsere humanitäre Hilfe<br />

geben, um zu zeigen, daß mit Mitteln der<br />

deutschen Steuerzahler konkret und effizient<br />

geholfen wird.<br />

Aus Mitteln des Bundeshaushaltes sind<br />

bislang 371 Millionen DM für die Opfer<br />

des Konflikts im ehemaligen Jugoslawien<br />

zur Verfügung gestellt worden.<br />

Schwerpunkt unserer Hilfe: Flüchtlinge<br />

in Kroatien und notleidende Zivilbevölkerung<br />

in Bosnien-Herzegowina: daneben<br />

auch Hilfe an Flüchtlinge in Ungarn, Serbien<br />

und Slowenien (als Folge des Bürgerkriegs<br />

befinden sich derzeit insgesamt rd. 3<br />

Millionen Menschen auf der Flucht). Hilfe<br />

erfolgt vor allem bei der Schaffung von<br />

Notunterkünften, medizinischer Betreuung<br />

und Lebensmittelversorgung. Neben der<br />

Bundesregierung haben die Bundesländer<br />

mit einigen Mitteln erhebliche Hilfeleistungen<br />

erbracht, vor allem Maßnahmen im<br />

Bereich Nahrungsmittelhilfe und medizinische<br />

Versorgung.<br />

Bundeskongreß der Jungen <strong>Liberal</strong>en<br />

Vom 26. bis 28. Februar fand in Essen der<br />

6. Bundeskongreß der Jungen <strong>Liberal</strong>en<br />

statt. Zum neuen Bundesvorsitzenden<br />

wurde Ralph Lange aus NRW gewählt.<br />

Stellvertretende Vorsitzende wurden Oliver<br />

Stirböck (Hessen), Michael Kauch<br />

(NRW) und Frank Kaltenborn aus Halle.<br />

Michael Link aus Heilbronn wurde als<br />

Schatzmeister wiedergewählt. Heike Richter<br />

aus Weinheim wurde als Beisitzerin in<br />

den Bundesvorstand gewählt.<br />

Die Programmatik kam auf diesem<br />

Wahlkongreß naturgemäß etwas zu kurz, so<br />

daß lediglich ein größerer Antrag zum Solidarpakt<br />

und einem neuen Finanzkonzept<br />

sowie einige kleinere Anträge verabschiedet<br />

wurden.<br />

„Die Jungen <strong>Liberal</strong>en befürchten, daß<br />

sich die öffentlichen Haushalte mit ihrer<br />

unsoliden Haushaltspolitik in einen „Teufelskreislauf”<br />

zu begeben drohen. [...]<br />

Kurzfristig muß daher die Nettoneuverschuldung<br />

drastisch reduziert, müssen mittelfristig<br />

ausgeglichene Haushaltspläne<br />

wieder der Regelfall und langfristig die<br />

Staatsverschuldung zurückgeführt werden.<br />

... “, so die Kernaussage des Finanzkonzepts<br />

der Jungen <strong>Liberal</strong>en, das einen 10-<br />

Punkte-Katalog beinhaltet.<br />

Als Redner waren auf dem Bundeskongreß<br />

Heide Schmitt aus Österreich, Jürgen<br />

Möllemann MdB und Fritz Fliszar von der<br />

Friedrich-Naumann-Stiftung anwesend.<br />

Goetz Kümmerle<br />

Eine wichtige Rolle bei der Umsetzung<br />

der humanitären Hilfe spielt das Verbindungsbüro<br />

„Deutsche Humanitäre Hilfe“,<br />

das im Dezember 1991 durch das Auswärtige<br />

Amt in Zagreb eingerichtet wurde. Zu<br />

den Aufgaben dieses Büros, das von einem<br />

Beamten des Auswärtigen Amts geleitet<br />

wird und in dem die großen deutschen<br />

Hilfsorganisationen mit eigenen Mitarbeitern<br />

vertreten sind, gehört neben der Koordination<br />

der deutschen Hilfsmaßnahmen<br />

auch die Zusammenarbeit mit den vor Ort<br />

tätigen internationalen Organisationen und<br />

der kroatischen Regierung sowie die Unterhaltung<br />

eines eigenen Lagers, von dem aus<br />

Hilfsgüter an die Luftbrücke und an<br />

Selbstabholer abgegeben werden.<br />

Über die Luftbrücke transportierten 2<br />

Flugzeuge der Bundesluftwaffe bis Februar<br />

vor allen Dingen Lebensmittel, Hygieneartikel<br />

und Medikamente. Bis zum 6.2.93<br />

fanden 275 deutsche Flüge statt, mit denen<br />

rd. 3540 t Hilfsgüter nach Sarajevo und<br />

Split transportiert wurden. (Flugkosten insgesamt<br />

rd. 17,5 Mio DM).<br />

Die Bundesregierung unterstützt ein<br />

kroatisches Hilfsprojekt für mißhandelte<br />

Frauen in Varazdin mit dem Betrag von 200<br />

000 DM. Unterstützung wurde ebenfalls<br />

zugesagt für den Plan des Komitees Cap<br />

Anamur, „Häuser für Frauen in Not“ einzurichten.<br />

Für dieses Projekt liegt die Zusage<br />

der kroatischen Seite vor, die Schaffung<br />

zweier solcher Häuser zu unterstützen,<br />

nachdem sich der Bundeskanzler beim<br />

kroatischen Präsidenten dafür eingesetzt<br />

hatte.<br />

Auch wenn die humanitäre Hilfe prioritär<br />

vor Ort geleistet wird, wurden aufgrund<br />

von 2 Beschlüssen der Innenministerkonferenz<br />

10 000 Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina<br />

nach Deutschland gebracht, da<br />

eine Unterbringung vor Ort nicht mehr<br />

möglich war. Die Flüchtlinge wurden im<br />

Vorgriff auf die dringend gebotene europäische<br />

Kontingentlösung aufgenommen, die<br />

von den meisten europäischen Partnern bisher<br />

für 7 000 Ex-Gefangene und Familienmitglieder,<br />

wovon sich bereits 1 000 in<br />

Deutschland befinden. Von den insgesamt<br />

rund 596 000 Flüchtlingen aus dem ehemaligen<br />

Jugoslawien, die in andere Länder<br />

geflohen sind, befinden sich rd. 250 000 in<br />

Deutschland.<br />

Wenn Sie Interesse daran haben, dieses<br />

oder auch andere Themen bei einer Veranstaltung<br />

in Ihrem Ortsverband mit mir<br />

näher zu diskutieren, nehmen Sie bitte<br />

Kontakt mit Frau Blessing oder Frau<br />

Jenisch in den jeweiligen Büros zur Terminabsprache<br />

auf.<br />

Büro Bonn (02 28) 16 37 25, Büro<br />

Schorndorf (0 71 81) 55 08.


4<br />

REMS-MURR-LIBERAL Nr. 2<br />

AKTUELL<br />

F.W. Kiel, MdL lud liberale Kommunalpolitiker ein<br />

Regionalkreis führte zu einer heißen Diskussion<br />

Der ins Gespräch gebrachte „Nord-Ost-Ring“ stieß auf Ablehnung<br />

Unser Landtagsabgeordneter Friedrich-<br />

Wilhelm Kiel lud am Freitag, den 12.<br />

Februar <strong>1993</strong> liberale Kommunalpolitiker<br />

aus dem Wahlkreis zu einem Ausspracheabend<br />

nach Fellbach ins Feuerwehrgerätehaus<br />

ein<br />

„Welche Akzente sind in der Zukunft zu<br />

setzen“, fragte Friedrich-Wilhelm Kiel<br />

liberale Kommunalpolitiker, welche er zu<br />

einer offenen Aussprache am Freitag ins<br />

Fellbacher Feuerwehrgerätehaus<br />

eingeladen<br />

hatte.<br />

Die Frage, ob es<br />

eine neue Regionalstruktur<br />

in der Region<br />

Stuttgart geben soll,<br />

war das heiß diskutierte<br />

Thema des<br />

Abends. Die eingeladenen<br />

Gäste, darunter<br />

Freie Wähler, liberale<br />

Bürgermeister, Kreisund<br />

Gemeinderäte,<br />

Kandidaten und <strong>FDP</strong>-<br />

Mitglieder des Wahlkreises,<br />

waren sich<br />

mehrheitlich einig,<br />

daß die geplante<br />

Regionalstruktur, mit<br />

gewähltem Regionaltag,<br />

die Gemeinden<br />

um wesentliche Teile<br />

ihrer Selbstverwaltung<br />

bringen könnte.<br />

„Regionalkreis ist eine<br />

anonyme Sache“<br />

Der Fellbacher Stadtrat Ulrich Lenk sieht<br />

in der Schaffung einer weiteren, regionalen<br />

Verwaltungsebene eine „anonyme<br />

Sache“, weil die Verwaltung „zu weit weg<br />

vom Bürger“ sei. Der Landeshauptstadt<br />

Stuttgart gehe es nur wieder einmal um<br />

die“Geldbeschaffung“. Dies sei aber kein<br />

Grund für eine Strukturveränderung auf der<br />

kommunalen Seite.<br />

Der Weinstädter Oberbürgermeister Jürgen<br />

Hofer warnte, daß der Regionaltag ein<br />

„2. Landtag“ werde und der Kerner<br />

<strong>FDP</strong>/FW-Kreisrat Häfner sieht den Nachteil,<br />

daß die Kosten des Regionalkreises<br />

„der Steuerzahler aufbringen“ muß.<br />

F.W. Kiel, MdL gab zu bedenken, daß die<br />

Gefahr „eines tiefen Einschnitt in die Planungshoheit<br />

der Kommunen“ bestehe. Der<br />

vorgesehene Verband „Region Stuttgart“<br />

habe von sich aus Standorte für regional<br />

bedeutsame Industrie, Gewerbe, und<br />

Dienstleistungseinrichtungen festzulegen.<br />

Die Kommunen würden dann aufgefordert,<br />

die Beschlüsse aus dem Regionaltag auszuführen.<br />

Wenn sie die Beschlüsse nicht ausführen,<br />

dann soll der Verband, so Kiel, „den<br />

Vollzug zwangsweise selbst durchführen“.<br />

„Welche Akzente sind in Zukunft zu setzen“ fragte unser Landtagsabgeordneter Friedrich-Wilhelm<br />

Kiel die eingeladenen Kommunalpolitiker aus dem Wahlkreis.<br />

Unser Landtagsabgeordnete ist der Meinung,<br />

daß „wir nicht von vornherein eine<br />

andere Verwaltungsstruktur brauchen.“<br />

Wenn man erkennt, „daß gewisse Aufgaben<br />

nicht mehr sinnvoll zugeordnet sind“,<br />

dann sei zu Fragen, „in welcher Gebietskörperschaft“<br />

die Aufgabe besser zu lösen<br />

sei. Diese Aufgaben sind vor allem „Fragen<br />

von großtechnischen Anlagen“. Als Beispiel<br />

nannte Kiel die Müllverbrennungsanlagen.<br />

Der <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-Kreis sei für eine<br />

Müllverbrennungsanlage „zu klein“.<br />

Thermoselect-Anlage ist für<br />

den Kreis „genau richtig“<br />

Die aus Norditalien stammende Thermoselect-Anlage<br />

ist „für kleine Gebiete“,wie<br />

den Kreis, „genau richtig“. Dies hätte zur<br />

Folge, daß sich nicht mehr die Region<br />

damit zu befassen hätte. Wenn dann noch<br />

der ÖPNV und die Ausweisung von<br />

gemeindeübergreifende Siedlungsflächen<br />

durch Zweckverbände geregelt würden,<br />

könne die geplante neue Gebietskörperschaft<br />

entfallen, resümierte Kiel.<br />

Der liberale Fraktionsvorsitzende im<br />

Fellbacher Gemeinderat Dr. Müller warnte<br />

davor, daß die „Siedlungsentwicklung aus<br />

der Zuständigkeit“ der Gemeinden und<br />

Kommunen genommen<br />

würde. Die „Planungshoheit<br />

ist die originäre<br />

Aufgabe einer<br />

Gemeinde“ sagte Dr.<br />

Müller.<br />

Seine „Meinungsfindung“<br />

zum Thema<br />

Regionalkreis hat der<br />

Schwaikheimer Kreisund<br />

Gemeinderat Kurt<br />

Vollmer noch nicht<br />

abgeschlossen. Er<br />

fragt, ob es nicht doch<br />

sinnvoll wäre „Rahmen<br />

zu schaffen“,<br />

schließlich wäre das<br />

Gremium „parlamentarisch<br />

gewählt.“ Vollmer<br />

warf die Frage auf<br />

„ob dies nicht eine<br />

„Konstruktion“ sei,<br />

„die uns in einigen<br />

Dingen“ weiterbringen<br />

könnte.<br />

Ein weiteres „heißes Eisen“ war die<br />

Frage, ob der neu ins Gespräche gebrachte<br />

„Nord-Ost-Ring“ zwischen Fellbach und<br />

Kornwestheim gebaut werden solle.<br />

Nort-Ost-Ring zieht<br />

„Fernverkehr an“<br />

Der Fellbacher Baubürgermeister und<br />

Stadtplaner Dr. Rosenberger erklärte den<br />

anwesenden Kommunalpolitikern, daß er<br />

„keinen Grund“ sehe, wegen 15.000 Fahrzeugen<br />

eine 4-spurige Bundesfernstraße zu<br />

bauen. Laut einem Gutachten würde der<br />

„Nord-Ost-Ring“ 200 Millionen DM<br />

kosten. „Niemand in Stuttgart und Fellbach<br />

sei interessiert ins Schmidener Feld diese<br />

Straße reinzubauen“. Vielmehr, so Rosen-


AKTUELL<br />

REMS-MURR-LIBERAL Nr. 2<br />

5<br />

Stadtrat und Ortsvorsitzender von Fellbach<br />

Ulrich Lenk hält nicht viel von dem<br />

Regionalkreis. Er sieht die Schaffung einer<br />

neuen Verwaltungsebene als „Geldbeschaffung<br />

für Stuttgart“<br />

Baubürgermeister und Stadtplaner der<br />

Stadt Fellbach Dr. Rosenberger sieht im<br />

geplanten „Nord-Ost-Ring“ die Gefahr,<br />

daß diese Straße den „europäischen Fernverkehr<br />

anziehe“<br />

Der Fellbacher OB und Landtagsabgeordnete<br />

sieht in dem Bau immer neuer Straßen<br />

und Siedlungsgebiete die Gefahr, daß der<br />

Mensch sich in diesem Raum nicht mehr<br />

„wohl fühlen“ könnte.<br />

berger, müsse man für das Klima diese<br />

„Freifläche“ erhalten. Rosenberger gab zu<br />

Bedenken, daß diese neue Straße den<br />

europäischen Fernverkehr anziehen werde<br />

und damit die Luft in diesem Raum zusätzlich<br />

belasten würde.<br />

Kiel trat entschieden für eine gemeinsame,<br />

vernünftige Lösung in dieser Frage mit<br />

Waiblingen ein. Zunächst müsse man nach<br />

der vollen Inbetriebnahme der B 14 bis zur<br />

B 10 feststellen, wo noch örtliche Verkehrsengpässe<br />

aufträten. Erst dann ist eine weite-<br />

re Planung sinnvoll und „vor dem Steuerzahler<br />

zu verantworten.“ Möglich wäre zur<br />

Lösung etwaiger Probleme schließlich,<br />

statt einer neuen Straße für 200 Mio. DM<br />

den Engpaß in Neckarrems für nur 10 Mio.<br />

DM durch die Verbreiterung der vorhandenen<br />

Brücke zu beseitigen.<br />

In einem Szenario machte F.W. Kiel<br />

deutlich, daß „wenn wir alles mit Straßen<br />

und Gewerbe zugepflastert haben, sich hier<br />

kein Mensch mehr Wohl fühle“ und dann<br />

würden, so Kiels Befürchtung, viele diesem<br />

Raum den Rücken kehren.<br />

Bericht und Fotos:<br />

Joachim Kießling<br />

OB Dr. Ulrich Gauß beim traditionellen Stammtisch<br />

des <strong>FDP</strong>-Ortsverbandes Waiblingen<br />

Im Mittelpunkt des Abends stand die<br />

Diskussion über den Regionalkreis. OB Dr.<br />

Ulrich Gauß warnte vor einer übermäßigen<br />

Ausbreitung der Umlagefinanzierung, da<br />

sie nicht der direkten demokratischen Kontrolle<br />

durch den Bürger unterliege. Überhaupt<br />

wurde der Interessenkonflikt zwischen<br />

Graswurzeldemokratie und der<br />

womöglich effektiveren Zentralverwaltung<br />

deutlich. Der liberale Ansatz muß hier vor<br />

allem die Wahrung der Bürgernähe sein.<br />

Weitere Schwerpunkte der Diskussion<br />

bildeten die Müllverbrennungsanlage in<br />

Schwaikheim und die Verkehrspolitik,<br />

wobei die Jungen <strong>Liberal</strong>en sich verwundert<br />

zeigten über die Art der Behandlungen<br />

von Anträgen der Kreis-<strong>FDP</strong> und der JuLis<br />

zum Thema ÖPNV.<br />

Zu seiner Nachfolge als Oberbürgermeister<br />

von Waiblingen und liberalen Kandidaten<br />

wollte sich Dr. Ulrich Gauß noch nicht<br />

äußern.<br />

Diese Veranstaltung der Waiblinger <strong>FDP</strong><br />

setzte die Tradition der monatlichen<br />

Stammtische fordert, die sich reger Beliebtheit<br />

erfreuen. Goetz Kümmerle<br />

Engagiert diskutierte der Schwaikheimer<br />

Kreis- und Gemeinderat Kurt Vollmer mit<br />

den anwesenden Kommunalpolitikern.<br />

juli-Landesarbeitskreis für Bildungspolitik gegründet!<br />

Die Jungen <strong>Liberal</strong>en Baden-Württemberg<br />

haben einen Landesarbeitskreis Bildungspolitik<br />

gegründet, der von Jan Havlik<br />

aus Ulm geleitet wird.<br />

Die JuLis <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong> und Esslingen<br />

beteiligen sich mit ihrer Arbeitsgruppe Bildungspolitik<br />

an diesem Landesarbeitskreis.<br />

Ziel ist es, zum Landeskongreß im Herbst<br />

in Horb ein umfassendes bildungspolitisches<br />

Konzept auszuarbeiten.<br />

Wer Interesse hat, in dem LAK mitzuarbeiten<br />

kann sich bei dem stellv. Kreisvorsitzenden<br />

der JuLis Goetz Kümmerle, Zeisigweg<br />

17/1, 7050 Waiblingen, Tel.+Fax:<br />

07151/ 83445 anmelden.


6<br />

REMS-MURR-LIBERAL Nr. 2<br />

AUS DER PARTEI<br />

Schwaikheimer <strong>FDP</strong>-Ortsverband feierte wieder „Lichtmeß“<br />

„Bei Tag z’Nacht eß, spenn vergeß“<br />

Bereits zum zweiten mal luden der <strong>FDP</strong>-<br />

Ortsverband, die <strong>FDP</strong>/Freie Wähler-<br />

Gemeinderatsfraktion sowie die Jungen<br />

<strong>Liberal</strong>en am 1. Februar <strong>1993</strong> zur<br />

„Lichtmeß“ ein. Das traditionell bäuerliche<br />

Fest wird von der <strong>FDP</strong> am Vorabend der<br />

Lichtmeß aufgegriffen. Im August veranstaltet<br />

der <strong>FDP</strong>-Ortsverband ja bereits die<br />

traditionelle „Sichelhängetse“.<br />

Gefeiert wurde natürlich richtig zünftig<br />

in der Schwaikheimer Besenwirtschaft<br />

Maier. Eigene Schlachtung war angesagt.<br />

Schlachtplatte und in Schwaikheim ausgebauter<br />

Wein schmeckten den Gästen besonders<br />

gut. Viele Gäste kamen aus dem Kreisgebiet<br />

angereist, um in fröhlicher Runde zu<br />

feiern. „Das gibt’s bloß noch in Schwaikheim“,<br />

sagte ein Gast. Das besondere an der<br />

Lichtmeß ist, daß man mit dem Bürger rich-<br />

Die „Lichtmeß“ in Schwaikheim gehört schon wie die „Sichelhängetse“ zu den traditionellen<br />

Veranstaltungen in Schwaikheim. So hatte der Ortsvorsitzende Kurt Vollmer am<br />

1. Februar 93 wieder den „Besa voll“. Kurt Vollmer erzählte den Gästen über das bäuerliche<br />

Leben und ihre Bräuche. Aber auch Geschichten und Witze wurden erzählt.<br />

Geburt gefeiert. An diesem Tag beginnt<br />

dann nach dem Winter wieder das Leben<br />

auf den Bauernhöfen. Die Mägde und<br />

Knechte wurden neu eingestellt und es<br />

wurde wieder bei „Tag z’Nacht“ gegessen.<br />

Auch das Spinnen, welches an den langen<br />

Winterabenden die Frauen der Bauern in<br />

Friedrich-Wilhelm Kiel, MdL und seine<br />

Frau Gretel Kiel bei der Lichtmeß.<br />

tig in Kontakt kommt. Denn an einem<br />

„Stammtisch“ wird oft die Meinung des<br />

Bürgers deutlich. Diese freundliche<br />

Atmosphäre fand auch unser Landtagsabgeordneter<br />

Friedrich-Wilhelm Kiel toll, der<br />

mit seiner Frau nach Schwaikheim gekommen<br />

ist.<br />

Viele <strong>FDP</strong>-Mitglieder aus dem <strong>Kreisverband</strong><br />

sind gekommen, um diese gemütliche<br />

schwäbische „Besa-Feier“ mitzuerleben.<br />

Kreisschatzmeister Wolfhardt Warneck mit<br />

Frau, Kreisvorstandsmitglieder Günter<br />

Schulz aus <strong>Rems</strong>halden und Anneliese<br />

Malle aus Waiblingen. Natürlich waren<br />

auch viele Schwaikheimer bei der „Lichtmeß“,<br />

die dadurch auch zeigten, daß die<br />

<strong>FDP</strong> in Schwaikheim auch ihre politische<br />

Heimat ist. Nachdem das Vesper abgeschlossen<br />

war, erzählte Kurt Vollmer<br />

Geschichten und Anekdoten über die<br />

Lichtmeß und das bäuerliche Leben. Die<br />

Lichtmeß wird am 40. Tag nach Jesu<br />

„Prost!“ Kurt Vollmer hob das Glas und<br />

eröffnete das traditionelle „Lichtmeß-Vesper<br />

in der Besenwirtschaft.<br />

Kurt Vollmer und Friedrich-Wilhelm Kiel,<br />

MdL in lockerer Atmospäre.<br />

geselliger Runde beschäftigte, wurde „vergessa“.<br />

Nach den Erzählungen wurde dann noch<br />

kräftig gesungen und einige deftige Witze<br />

erzählt. Schade, daß diese Veranstaltung<br />

nur einmal im Jahr stattfindet, aber so freut<br />

man sich umsomehr auf das neue Jahr wieder<br />

zur Lichtmeß in Schwaikheim.<br />

Bericht und Fotos:<br />

Joachim Kießling


Waren Sie schon bei uns<br />

KNÖDLER<br />

FÜR HAUS • HOF + GARTEN<br />

So., 4. April Tag der offenen Tür<br />

Eisenhandlung<br />

Wir liefern Ihnen alles, was Sie in einer guten Eisenhandlung suchen:<br />

Eisen - Eisenwaren - Werkzeuge<br />

Moderne Bauelemente<br />

Maschinen + Zubehör<br />

Forstgeräte + Motorsägen<br />

Gartenbedarf + Freizeitmöbel<br />

Gewächs + Gartenhäuser<br />

Farben + Malerartikel<br />

Einladende Gartenmöbel-Ideen<br />

in formschönen Design<br />

Parkplätze vor dem Haus<br />

E. KNÖDLER - Welzheim - Industriestr. 4<br />

(früher Molkerei)- Telefon (0 71 82) 88 56<br />

Hier könnte auch Ihre Anzeige im „<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-<strong>Liberal</strong>“ stehen


REMS-MURR-LIBERAL Nr. 2<br />

8 JULIS IN AKTION<br />

Junge <strong>Liberal</strong>e kämpfen für attraktive Wieslauftalbahn<br />

Ab 1995 rollt der „Wieslauftal-Flitzer“<br />

Antrag der Julis ging in den <strong>FDP</strong>-Gremien „die Luft aus“<br />

Von Joachim Kießling<br />

Ab dem 1. Januar 1995 wird es soweit<br />

sein! Die neuen Dieseltriebwagen<br />

der privaten Betreibergesellschaft<br />

lassen ihre Motoren das erste Mal im<br />

Wieslauftal brummen. Nach dem heutigen<br />

Stand werden die Flitzer bis Rudersberg-<br />

Oberndorf rollen, ob das Signal in Richtung<br />

Welzheim auf Grün springen wird,<br />

steht noch in den Sternen.<br />

Die Jungen <strong>Liberal</strong>en im <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-<br />

Kreis waren bei den Weichenstellungen<br />

für die Umwandlung der Wieslauftalbahn<br />

in eine privat zu betreibende Nebenbahn,<br />

programmatisch mit dabei. So schlugen<br />

Sie in dem parteiübergreifenden „Schienenarbeitskreis<br />

<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>“ die Wieslauftalbahn<br />

als Arbeitsgebiet vor. Die<br />

Julis haben in 2 Anträgen beschlossen, die<br />

Wieslauftalbahn von Schorndorf bis nach<br />

Rudersberg-Oberndorf unter privater Trägerschaft<br />

weiter zu betreiben, wobei sich<br />

der Landkreis sowie die Gemeinden entlang<br />

der Strecke finanziell beteiligen sollen.<br />

Dieser Antrag vom April 1991 ist<br />

heute bereits im Kern so umgesetzt worden.<br />

Ende November 1992 wurde der<br />

Zweckverband Wieslauftalbahn gegründet,<br />

welcher ab 1. Januar 1995 den<br />

Betrieb übernehmen wird. Die Gemeinde<br />

Welzheim hat zu dem Zweckverband eine<br />

Beitrittsoption.<br />

Die Jungen <strong>Liberal</strong>en Goetz Kümmerle, Joachim Kießling und Karsten Mutzke im<br />

Bahnhof Rudersberg. Der Verein zur Erhaltung der Wieslauftalbahn führte anläßlich<br />

der Schowo Sonderfahrten im 1-h-Takt durch.<br />

Aktion auf der Schorndorfer<br />

Woche 1992<br />

Zur Schorndorfer Woche im Sommer<br />

1992 legten die Julis einen 2. Antrag zur<br />

Zukunft der Wieslauftalbahn vor. An den<br />

Haltestellen der Strecke soll eine moderne<br />

Bedienungsinfrastruktur entstehen. Informationsbildschirme<br />

zeigen die nächsten<br />

Züge und deren Anschlüsse an. An den<br />

Haltepunkten sollen geeignete P+R-Plätze<br />

zur Verfügung gestellt werden. Außerdem<br />

sollen neue Haltepunkte an wichtigen<br />

Wohn-, Schul- und Industriegebieten neu<br />

installiert werden. In Schorndorf soll der<br />

Fahrplan mit der S- und der Regionalschnellbahn<br />

verknüpft werden.<br />

Straße“ in Rudersberg-Schlechtbach. Die<br />

Julis drehten zur Einführung des Themas<br />

Wieslauftalbahn einen 15-minütigen<br />

Videofilm. (juli-TV). Dieser Film verdeutlicht<br />

die Schwierigkeiten auf der<br />

Strecke. Der Film ist bei Dieter Schorr<br />

oder Joachim Kießling auf System VHS<br />

ausleihbar.<br />

Von den Mitgliedern des Vereins zur<br />

Erhaltung der Wieslauftalbahn wurde uns<br />

Dieser Antrag wurde durch eine Flugblatt-Aktion<br />

in die Triebwagen während<br />

der Schorndorfer Woche gelegt. Mitglieder<br />

des Vereins zur Erhaltung der Wieslauftalbahn<br />

freuten sich über das Engagement<br />

der Jungen <strong>Liberal</strong>en.<br />

Engagement zeigten die Julis auch im<br />

Rahmen eines Seminars „Schiene statt<br />

Schaltertür am Bahnhof Miedelsbach:<br />

Die Fahrkarten verkauft heute eine Automat.


JULIS IN AKTION<br />

REMS-MURR-LIBERAL Nr. 2<br />

9<br />

die Frage gestellt: „Was für eine Position<br />

hat die <strong>FDP</strong>“<br />

Was für eine Position hat die<br />

Kreis-<strong>FDP</strong><br />

Auf diese Frage konnten wir peinlicherweise<br />

keine konkrete Aussage machen.<br />

Denn unser Antrag ist in den Parteigremien<br />

„untergegngen.“ Der <strong>Kreisverband</strong> der<br />

Julis hat auf dem Kreisparteitag im<br />

Dezember 1991 den Antrag „Schienenkonzept<br />

der 90er Jahre für den <strong>Rems</strong>-<br />

<strong>Murr</strong>-Kreis“ in Backnang den <strong>FDP</strong>-Mitgliedern<br />

vorgelegt. Der Antrag wurde an<br />

die Kreistagsfraktion verwiesen. Beim<br />

Kreishauptausschuß der <strong>FDP</strong> 1991 in<br />

Schorndorf, welcher aber keine Beschlüsse<br />

fassen darf, war man sich aber zuvor<br />

schon einig, daß die Strecke bis Rudersberg-Oberndorf<br />

mindestens erhalten bleiben<br />

solle und „soweit vertretbar bis nach<br />

Welzheim wiedereröffnet werden soll.“<br />

Der Landesverband der <strong>FDP</strong> hat eine<br />

endeutigere Aussage unter These 8 des<br />

vom Landeshauptausschusses im Juni<br />

1991 beschlossenen Papiers „Für eine<br />

umweltgerechte Verkehrspolitik“ gefaßt.<br />

Dort heißt es, daß als „Modellvorhaben“<br />

Hier beim Grauhaldenhof ist seit der Rutschung<br />

im April 1988 der Zugverkehr<br />

nicht mehr möglich.<br />

Dampflokaktion der Marktstadt Schorndorf zur Unterstützung der Wieslauftalbahn.<br />

Die Aktion mit der Dampflok der Baureihe 50 fand so großes Interesse, daß im Laufe<br />

des Jahres 1992 das „Schnauferle“ gleich mehrmals durch das Wieslauftal dampfte.<br />

Eine gute PR-Aktion! Auf dem Bahnhof Rudersberg fand anläßlich der ersten Fahrten<br />

der Dampflok ein großes Fest statt.<br />

für eine private oder in kommunaler Trägerschaft<br />

zu betreibende Nebenbahn „sich<br />

u.a. ... die Wieslauftalbahn (Schorndorf-<br />

Rudersberg-Welzheim)“ anbietet.<br />

Die Probleme mit der Bergstrecke<br />

nach Welzheim<br />

Warum gibt es so viele Schwierigkeiten<br />

beim Ausbau bis nach Welzheim Entscheidende<br />

Punkte sind, daß der Abschnitt<br />

Rudersberg-Welzheim durch eine fast<br />

unbesiedelte Landschaft führt. Probleme<br />

bereitet auch, daß der Oberbau uralt ist.<br />

Wir haben Schienen beim Grauhaldenhof<br />

gesehen, auf welchen das Jahr 1871 als<br />

Gußzeit geschrieben stand. Beim Grauhaldenhof<br />

ereignete sich im April 1988<br />

eine Erdrutschung, welchen den Bahnkörper<br />

an einer Stelle durchhängen ließ.<br />

(Siehe Bild links).<br />

Seitdem fährt kein Zug mehr. Der Personenverkehr<br />

wurde bereits am 1. Juni<br />

1980 eingestellt. Ein weiteres Problem ist,<br />

daß die Strecke nach Welzheim einen<br />

Höhenunterschied von 230 m und eine<br />

Steigung von 25 ‰ aufweist. Die Bundesbahn<br />

spricht daher von ein „Steigungsstrecke“.<br />

Die Geislinger Steige weist eine<br />

Steigung von 23 ‰ auf! Bei der Inbetriebnahme<br />

der Strecke im Jahre 1911<br />

wurde die Meisterleistung der Bahningenieure<br />

gewürdigt, welche mit dem 160 m-<br />

langen Viadukt an der Laufenmühle seinen<br />

Höhepunkt besitzt. Für viele Heimatund<br />

Eisenbahnfreunde ist die „Bergbahn“<br />

der Württembergischen Staatseisenbahn<br />

ein Besuchs- und ein Fotoaufenthalt wert.<br />

Für den Weiterbetrieb der Strecke sind<br />

aber nur finanzielle Aspekte entscheidend.<br />

So krazt die Gemeinde Welzheim<br />

aus jedem Fördertopf die zustehenden<br />

Gelder raus. Trotz des großen Engagements<br />

des Welzheimer Bürgermeisters<br />

Hermann Holzner ist es bisher nicht<br />

gelungen, die benötigten 3,3 Mio. DM an<br />

Investitionskosten zu sichern. Umweltschützer<br />

kritisieren, daß die volkswirtschaftlichen<br />

Kosten der Bahnstrecke überhaupt<br />

keine Rolle spielen.<br />

Bei einem Gesprächkreis im Rahmen<br />

der Landtagswahl 92 hat ein Bürger in<br />

Rudersberg vorgeschlagen, daß aus der<br />

Strecke lieber ein Radweg entstehen solle.<br />

Aber hier ist Vorsicht geboten, denn durch<br />

die Steilstrecke sind auf dem schmalen<br />

Radweg durch „Rennrad-Raser“ Unfälle<br />

vorprogrammiert. Besser wär das „Bähnle“,<br />

daß die Räder auf den Welzheimer<br />

Wald mitnimmt (Rail &<br />

Ride) statt (Park & Ride).<br />

Photos:<br />

Joachim Kießling,<br />

Schwaikheim<br />

Freie Fahrt für eine<br />

moderne Wieslauftalbahn!


10<br />

REMS-MURR-LIBERAL Nr. 2<br />

AUS DER PARTEI<br />

Ausspracheabend im <strong>FDP</strong>-Ortsverband <strong>Rems</strong>halden mit dem Landesvorsitzenden Roland Kohn, MdB<br />

Kohn: „Die <strong>FDP</strong> muß den Mut haben und den<br />

Menschen reinen Wein einschenken“<br />

Ihrem Ärger Luft gemacht haben am 8.<br />

Februar <strong>1993</strong> die Mitglieder im Ortsverband<br />

<strong>Rems</strong>halden. Zu diesem Ausspracheabend<br />

wurde der Landesvorsitzende<br />

Roland Kohn eingeladen. Dies war der<br />

erste Termin, welchen die <strong>Rems</strong>haldener<br />

durchführten um mit den Verantwortlichen<br />

im Land ins Gespräch zu kommen<br />

. Verärgert waren die <strong>Rems</strong>haldener über<br />

personalpolitische Auseinandersetzungen<br />

in der Landespartei. Der Ortsvorsitzende<br />

Erhard Mutzke konnte 20 Mitglieder im<br />

„Grunbacher Hof“ begrüßen. Der Landesvorsitzende<br />

nahm in der Diskussion „kein<br />

Blatt vor den Mund“ und zeigte den Mitgliedern<br />

die notwendigen Kurskorrekturen<br />

auf. So „muß die <strong>FDP</strong> wieder in die Mitte<br />

gehen“, forderte Kohn. <strong>Liberal</strong> sein „ist<br />

mehr“. So müsse die <strong>FDP</strong> wieder in den<br />

Bereichen Bürgerrechte, Rechtsstaat,<br />

Umweltschutz, Bürgerrechte, Ökologie<br />

und Frauen besser vertreten sein. Vor allem<br />

müsse „die <strong>FDP</strong> den Mut haben den Men-<br />

schen wieder reinen Wein einzuschenken“,<br />

so Kohn.<br />

Beunruhigt äußerte sich Kohn über die<br />

„abnehmende Bereitschaft der Bürger sich<br />

generell zu engagieren.“ Die Fortuna in<br />

Heddesheim finde zum Beispiel keinen<br />

Vorsitzenden mehr. Kritisch sieht Kohn<br />

auch, daß sich das „politische System und<br />

die Gesellschaft“ zu sehr um die „Abwicklung<br />

der Tagespolitik“ kümmere.<br />

Günter Schulz: „Die Herren<br />

heben ab“<br />

Engagiert diskutierten die <strong>Rems</strong>haldener<br />

Mitglieder mit Roland Kohn. Günter<br />

Schulz ärgerte sich, daß „die Herren, die<br />

ein Amt haben, abheben.“ Frau Kid kritisierte,<br />

daß man auf Entscheidungen keinen<br />

Einfluß mehr habe. Harald Mutzke gab zu<br />

bedenken, daß 5 Tage nach dem Parteitag<br />

sich niemand mehr für die beschlossenen<br />

Engagiert diskutierte der Landesvorsitzende<br />

Roland Kohn, MdB mit den Mitgliedern<br />

im Ortsverband <strong>Rems</strong>halden.<br />

Ziele interessiere. Dr. Siegfried Auernhammer<br />

forderte von den Politikern, daß sie<br />

mehr auf die Basis und den Bürger hören<br />

sollen.<br />

Nach dem zweiten Bier<br />

kommt der Frust hoch<br />

Ernste Gesichter machten Roland Kohn, MdB, Erhard Mutzke und Ulrich Theurer beim<br />

Ausspracheabend der <strong>FDP</strong> in <strong>Rems</strong>halden am 8. Februar <strong>1993</strong>. Es ging um die Zunkuft<br />

der <strong>FDP</strong> in Bund und Land. Der Landesvorsitzende Roland Kohn, MdB nahm zu allen<br />

Fragen der Mitglieder Stellung. Dabei nahm er kein Blatt vor den Mund und zeigte die<br />

Marschrichtung für die Zukunft auf.<br />

Die „wahren Meinungen hören Sie hier<br />

am Stammtisch. Nach dem zweiten Bier<br />

kommt der Frust hoch“ ,sagte Auernhammer<br />

zu Kohn.<br />

Die Diskussion zeigte, daß der Unmut<br />

über die Führung in Land und Bund an der<br />

Basis sehr groß ist. Jedoch war der Ausspracheabend<br />

wichtig, da viele Punkte von<br />

Roland Kohn konkrekt angesprochen wurden.<br />

Roland Kohn konnte auch die Hintergründe<br />

für manches Fehlverhalten einiger<br />

Politiker aufzeigen. Die Mitglieder in<br />

<strong>Rems</strong>halden hielten diesen Abend für sehr<br />

gelungen und sie waren mit Roland Kohn<br />

und seinen Äußerungen zufrieden.<br />

Trotzdem möchten die Mitglieder auch<br />

noch zwei Landespolitiker einladen: den<br />

Fraktionsvorsitzenden der <strong>FDP</strong>/DVP Dr.<br />

Walter Döring und den Fellbacher Oberbürgermeister<br />

und <strong>FDP</strong>-Landtagsabgeordneten<br />

Friedrich-Wilhelm Kiel. Erst nach<br />

diesem Abend möchten die <strong>Rems</strong>haldener<br />

entscheiden, welche Konsequenzen aus<br />

den Gesprächen gezogen werden können.<br />

Bericht und Fotos:<br />

Joachim Kießling


FORUM<br />

REMS-MURR-LIBERAL Nr. 2<br />

11<br />

Rede von Kurt Vollmer, MdL zu Adolf Walchers 80. Geburtstag am 29. Mai 1992<br />

Am 29. Mai 1992 hielt Kurt Vollmer<br />

seine letzte Rede als Landtagsabgeordnerter<br />

beim 80. Geburtstag von Adolf Walcher.<br />

Adolf Walcher war Bürgermeister in Kaisersbach<br />

und ein Freund von Reinhold<br />

Maier. Nun die Rede im Original:<br />

Ich überschreibe mein Grußwort mit:<br />

Noch mehr als Sachverstand ist im öffentlichen<br />

Leben Mut erstes Gebot!<br />

Bei der Vorbereitung auf dieses<br />

Grußwort zu Ihrem Ehrentag, lieber Herr<br />

Walcher, war es mir wichtig, - „von dem<br />

Bürgermeister kleiner Gemeinde“ im<br />

Welzheimer Wald zu reden, wie es der erste<br />

Ministerpräsident der Nachkriegszeit, der<br />

gerade hier auch heute noch geschätzte Dr.<br />

Reinhold Maier, ausdrückte.<br />

Es muß ja schon seine guten Gründe<br />

gehabt haben, wenn Dr. Reinhold Maier<br />

Sie, lieber Herr Walcher, immer wieder<br />

besuchte, wohl wissen wollte, was die<br />

Leute erwarten, erhoffen, wo sie ihre<br />

besonderen Sorgen haben.<br />

Die „Graswurzeldemokratie“ zu praktizieren<br />

ist nämlich gar nicht so einfach. Das<br />

muß man nicht nur wollen, daß muß man<br />

auch können. Da gehört auch das Umfeld<br />

dazu.<br />

Hierzu braucht man die Männer und<br />

Frauen, die angesehen sind in ihrem<br />

Bereich, die selbst großes Vertrauen erworben<br />

haben. Von denen nimmt man auch das<br />

kritische Wort an, das so oft nötige kritische<br />

Wort.<br />

Aber, dazu gehört der gut überdachte<br />

Mut! Dazu gehören die gut überdachten<br />

Worte! Bei Adolf Walcher finden wir beides!<br />

Bei ihm finden wir auch den Mut zum<br />

Bekenntnis zur eigenen Vergangenheit.<br />

Alle Achtung! Noch mehr solche Persönlichkeiten<br />

in unserer Zeit, manches geradezu<br />

aktuelle Problem könnte leichter angegangen<br />

werden.<br />

Diese Männer und Frauen haben eine<br />

wichtige „Brückenschlagsfunktion“. Oft<br />

wird nur über sie der Zugang zu vielem<br />

Wichtigen ermöglicht. Dr. Reinhold Maier<br />

wußte, was er gerade an Ihnen, lieber Herr<br />

Walcher, hatte. Er gab sich, so meine ich,<br />

auch alle Mühe, sich Ihr Vertrauen zu erhalten,<br />

es immer wieder aufs neue zu erringen.<br />

Etliche von Ihnen kennen die Geschichte<br />

von der Bundesratssitzung in Bonn, die auf<br />

Drängen von Dr. Reinhold Maier so rechtzeitig<br />

abgeschlossen sein mußte, daß er, der<br />

Ministerpräsident abends noch pünktlich<br />

nach Ebni, dem Kaisersbacher Teilort, zu<br />

Vorbild Adolf Walcher<br />

einer dort wohlvorbereiteten Versammlung<br />

kommen konnte.<br />

Der Bremer Bürgermeister Kaisen wollte<br />

wissen, wie groß denn die Stadt Ebni sei,<br />

daß er dort unbedingt sein müsse, er habe<br />

diesen Namen noch nie gehört. Auf die<br />

Auskunft hin, so etwa 200 Einwohner, war<br />

Kaisen doch recht erstaunt und fragte spontan,<br />

ja haben Sie denn das nötig, nach diesem<br />

vollen Sitzungstag noch unbedingt in<br />

einen so kleinen Ort zu einer Versammlung<br />

zu fahren. Dr. Maier antwortete schlicht<br />

und bündig: „Ja, das habe ich nötig.“<br />

Hätte Dr. Maier dem Bremer Bürgermeister<br />

noch mehr gesagt, dann hätte er ihm<br />

klargemacht, daß er wohl keine Vorstellung<br />

davon hat, welch großen Anteil die Einwohner<br />

dieses Raumes an seiner Arbeit<br />

nehmen und zu ihm kommen und ihn hören<br />

und sprechen wollen.<br />

Und dann hätte er auch sagen müssen,<br />

daß er sich auf gar keinen Fall leisten kann,<br />

den Bürgermeister dieser Ortschaft in Mißstimmung<br />

zu bringen.<br />

Ich spreche von Adolf Walcher, dem Bürgermeister<br />

einer Gemeinde, die schon<br />

immer ihre besonderen Sorgen und Nöte<br />

hatte. Einer der Gemeinden, deren Bürgermeister<br />

immer nur deshalb die örtlichen<br />

Angelegenheiten weiterbrachten, weil sie<br />

weitaus mehr taten, als auch eine noch so<br />

sorgfältige Ausbildung und die ihnen zugestandene<br />

Besoldung erwarten ließen.<br />

So wurde ich auf den Jubilar aufmerksam.<br />

So habe ich mir den schwäbischen<br />

Bürgermeister einer kleineren Gemeinde<br />

vorgestellt. So hat sich ein Bild entwickelt,<br />

das heute noch Orientierung und Maßstab<br />

ist.<br />

Also im Hause Vollmer galt schon immer<br />

der „Tannenzapfen-Schultes“ außerordentlich<br />

viel. Und das ist heute noch so.<br />

Für mich war es daher eine ganz große<br />

Freude, als der erste Ausflug des Schwaikheimer<br />

Gemeinderats, an dem ich als einer<br />

der seinerzeit jüngsten Gemeinderäte im<br />

Lande teilnahm, zu Ihnen führte. Der<br />

gelungenen Wasservorsorgung galt unser<br />

besonderes Interesse. Da sah ich Sie nun<br />

ganz bewußt.<br />

Mein Bild stimmt. Was Sie uns sagten<br />

und wie Sie es sagten, war plausibel. Was<br />

Sie uns bei der Rundfahrt vermittelten, war<br />

nicht immer so, wie es hochoffizielle Stellen<br />

darstellten - aber eben deshalb so überzeugend.<br />

Es kam das herüber, nach dem - so habe<br />

ich manchmal den Eindruck, wenn ich an<br />

die Begriffe „Glaubwürdigkeit und Glaubhaftigkeit<br />

der Politiker“ denke - sich viele<br />

sehen. Bei Adolf Walcher fand ich beides!<br />

Damals, bei dieser Fahrt des Schwaikheimer<br />

Gemeinderats zur Gemeinde Kaisersbach<br />

und zu ihrem Schultes, wurde es mir<br />

endgültig klar, so möchte ich einmal werden,<br />

an diesem Mann kannst du dich orientieren.<br />

Ich „adoptierte“ innerlich den Tannenzapfenschultes.<br />

Adolf Walcher wurde zu<br />

meinem „kommunalpolitischen Ziehvater“.<br />

Er wurde eine der Persönlichkeiten, an<br />

denen ich mich immer mehr orientierte. Er<br />

wurde mir noch mehr Vorbild.<br />

Zugegeben, wie es sich bei ordentlichen<br />

Leuten gehört, es war nicht zuletzt auch<br />

meine Frau, die aus mir „einen Menschen<br />

machte“.<br />

Sie aber, lieber und sehr verehrter Herr<br />

Walcher sind es, den ich im politischen<br />

Bereich immer an erster Stelle nenne.<br />

Meine Beziehung zu Ihnen wurde noch verfestigt,<br />

als Sie und ich zur gleichen Zeit in<br />

den Kreistag gewählt wurden.<br />

Noch mehr hatte ich Gelegenheit, Sie zu<br />

beobachten, aus Ihrem Handeln, aus Ihren<br />

Abwägen, bevor Sie sich festlegten, zu lernen.<br />

Wichtige Handlungsweisen, die Dr.<br />

Reinhold Maier mir vermittelte, fand ich<br />

auch bei Ihnen vor. Sie praktizierten sie.<br />

Anläßlich ihres Ausscheidens aus dem<br />

Kreistag - nach 14 Jahren aktiver Mitarbeit<br />

- schrieb ich Ihnen am 21. November 1979,<br />

damals als Kreistagsfraktionsvorsitzender,<br />

u. a.:<br />

„Manch gute Erinnerung ist dabei<br />

zurückgeholt worden, gemeinsam Gelungenes,<br />

gemeinsam Erstrebtes und auch<br />

gemeinsam Getragenes, nicht Gelungenes“...<br />

„Gerade das letztere scheint mit ein<br />

wesentliches Merkmal unserer Fraktion<br />

gewesen zu sein: Wenn einmal etwas schief<br />

ging, man war dann nicht allein.“<br />

Auch heute, lieber Herr Walcher, an diesem,<br />

Ihrem hohen Ehrentag habe ich vielfachen<br />

Anlaß, Ihnen ganz herzlich zu danken.<br />

Mit diesem Dank überbringe ich herzliche<br />

Grüße von meiner Frau, die sich meiner<br />

Bindung zu Ihnen voll und ganz angeschlossen<br />

hat. Wir beide wünschen Ihnen<br />

zu Ihrem 80. Geburtstag, daß sie noch lange<br />

zusammen mit ihrer Frau eine schöne Zeit<br />

verbringen können. Frau Walcher, Sie wissen,<br />

daß die Vollmers Sie sehr schätzen; - ja,<br />

wir mögen Sie schlichtweg.<br />

Mit diesem Strauß überbringe ich auch<br />

die Grüße meiner Abgeordnetenkollegen,<br />

von Rainer Brechtken - er wird bald noch<br />

mehr sein -, von der Staatsministerin und<br />

MdB Ursula Seiler-Albring - sie ist schon<br />

mehr -, vom Kollegen F.W. Kiel, sowie von<br />

Prof. Dr. Fritz Weller, Prof. Horst Stuhlmann<br />

und von allen Freunden aus der<br />

Kreistagsfraktion.


Terminkalender<br />

Der neue Terminkalender enthält alle mir gemeldeten Veranstaltungen und<br />

Termine von Bundes-, Landes-, Bezirks-, Kreis- und Ortsverbänden. Bitte<br />

melden Sie mir Ihre Termine frühzeitig an die angegebene Adresse.<br />

F.D.P/DVP<br />

<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong><br />

Junge <strong>Liberal</strong>e<br />

APRIL <strong>1993</strong><br />

5. (Mo.) Junge <strong>Liberal</strong>e 19.30 Uhr Kreisvorstandssitzung<br />

20. (Di.) <strong>FDP</strong>- 19.30 Uhr Ausspracheabend mit Walter Döring, MdL, Frakti<br />

OV <strong>Rems</strong>halden<br />

onsvorsitzender der <strong>FDP</strong>/DVP-Landtagsfraktion.<br />

Im Gasthof „Hirsch“ in Grunbach.<br />

21. (Mi.) <strong>FDP</strong>- 19.00 Uhr Fragestunde zu pol. Themen, anschl.<br />

OV Schwaikheim 20.30 Uhr Hauptversammlung , beides im „Charlotteneck“<br />

23. (Fr.) Junge <strong>Liberal</strong>e 19.30 Uhr Hauptversammlung der Julis <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong> in<br />

Backnang<br />

26. (Mo.) <strong>FDP</strong> und Julis 19.30 Uhr Öffentliche Podiumsdiskussion über die<br />

Stuttgart<br />

zukünftige Energiepolitik mit S. Rettich, Leitender<br />

Direktor der Stadtwerke Rottweil und Prof. Dr.<br />

Hasenkopf, TWS, Haus der Wirtschaft.<br />

28. (Mi.) <strong>FDP</strong>- 18.00 Uhr Kreisvorstandssitzung zum Thema<br />

Kreisvorstand<br />

Regionalkreis Stuttgart, im „Grünen Baum“ in<br />

Fellbach-Schmiden<br />

MAI <strong>1993</strong><br />

8. (Sa.) <strong>FDP</strong>- 16.00 Uhr Kreisparteitag<br />

<strong>Kreisverband</strong><br />

20 Jahre <strong>FDP</strong>-<strong>Kreisverband</strong> <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong><br />

im „Hirsch“ in <strong>Rems</strong>halden-Grunbach<br />

JUNI <strong>1993</strong><br />

2. (Mi.) F.W. Kiel, MdL Ortsbegehung in Schwaikheim.<br />

Infos bei Heike Rodewald<br />

8. (Di.) <strong>FDP</strong>- 19.30 Uhr Kreisvorstandssitzung<br />

Kreisvorstand<br />

19./20. Junge <strong>Liberal</strong>e 10.00 Uhr Europaseminar der Jungen <strong>Liberal</strong>en <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong><br />

mit Ursula Seiler-Albring, MdB (Sa. gegen<br />

14 Uhr) und Ernst Burgbacher, Vorsitzender des<br />

LFA Europa (So. 13.30 Uhr) sowie<br />

Georgios Chatzimarkakis in der Sonne in<br />

Rudersberg-Schlechtbach.<br />

30. (Mi.) F.W. Kiel, MdL 19.30 Uhr 2. Halbjahresbericht von F.W. Kiel, MdL<br />

AUGUST <strong>1993</strong><br />

im Winnender Kronenkeller (Spagh. Haus)<br />

13./14. <strong>FDP</strong>- Sichelhängetse<br />

OV Schwaikheim<br />

25. (Mi.) <strong>FDP</strong>- 19.30 Uhr Kreisvorstandssitzung<br />

Kreisvorstand<br />

Das nächste „<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-<strong>Liberal</strong>“ erscheint am 1. September <strong>1993</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!