Rems-Murr-Liberal 04/1993 - FDP Kreisverband Rems-Murr
Rems-Murr-Liberal 04/1993 - FDP Kreisverband Rems-Murr
Rems-Murr-Liberal 04/1993 - FDP Kreisverband Rems-Murr
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FFFDas Mitgliedermagazin der <strong>FDP</strong> und der Jungen <strong>Liberal</strong>en im <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-Kreis<br />
<strong>FDP</strong>-Aktuell:<br />
Heiße Diskussion um<br />
Regionalkreis (S. 4)<br />
Roland Kohn beim<br />
OV <strong>Rems</strong>halden (S. 10)<br />
„<strong>Liberal</strong>er Besa“<br />
(S.6)<br />
REMS-MURR<br />
LIBERAL<br />
Julis-Aktuell:<br />
Ralph Lange aus NRW<br />
neuer Bundesvorsitzender<br />
der Julis (S. 3)<br />
Julis im Kreis kämpfen für<br />
Wieslauftalbahn (S. 8)<br />
Nr. 2 /2. Jahrgang April <strong>1993</strong><br />
20JAHRE<br />
F.D.P.-KREISVERBAND<br />
REMS-MURR<br />
IN DIESER AUSGABE<br />
Kreisvorsitzender Ulrich Theurer zu<br />
20 Jahre F.D.P.-<strong>Kreisverband</strong><br />
<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong> 1<br />
Staatsministerin Ursula Seiler-Albring<br />
über Deutsche Humanitäre Hilfe<br />
im ehemaligen Jugoslawien 3<br />
Bericht vom Bundeskongreß<br />
der Jungen <strong>Liberal</strong>en 3<br />
F.W. Kiel, MdL lud liberale<br />
Kommunalpolitiker ein 4<br />
Schwaikheimer <strong>FDP</strong>-Ortsverband<br />
feierte wieder Lichtmeß 6<br />
Junge <strong>Liberal</strong>e des <strong>Kreisverband</strong>es<br />
kämpfen für eine moderne<br />
Wieslauftalbahn 8<br />
Ausspracheabend im <strong>FDP</strong>-Ortsverband<br />
<strong>Rems</strong>halden mit dem Landesvorsitzenden<br />
Roland Kohn, MdB 10<br />
Letzte Rede von Kurt Vollmer als<br />
Landtagsabgeordneter beim 80.<br />
Geburtstag von Adolf Walcher 11<br />
Terminkalender<br />
von April bis August <strong>1993</strong> 12<br />
Impressum auf Seite 2<br />
Ein Anlaß zur Besinnung<br />
Von Ulrich Theurer<br />
Am 3. Februar 1973 wurde im Gasthof<br />
Hirsch in Grunbach die Satzung des<br />
künftigen F.D.P.-<strong>Kreisverband</strong>es<br />
<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong> beschlossen, wobei sich eine<br />
linksliberale Minderheit und die altliberale<br />
Mehrheit heftige Gefechte lieferte. Die<br />
Jungdemokraten waren auch im <strong>Rems</strong>-<br />
<strong>Murr</strong>-Kreis auf dem Vormarsch, beflügelt<br />
durch die Freiburger Thesen und das Wahlergebnis<br />
von Ende 1972.<br />
Auf Landesebene sorgte die Kreis- und<br />
Gemeindereform für große Unruhe. Gegen<br />
den Widerstand der F.D.P./DVP wurde die<br />
Neueinteilung der Verwaltungslandschaft<br />
durchgesetzt, wobei die dabei entstandenen<br />
Wunden noch nicht überall vernarbt sind.<br />
So war die Bevölkerung im Altkreis Backnang<br />
über die Aufteilung ihrer Einheit sehr<br />
unglücklich, die Folgen sind bis in die politischen<br />
Gliederungen hinein und auch noch<br />
in der F.D.P. zu spüren.<br />
Insgesamt befand sich sowohl die Republik<br />
wie auch die F.D.P. in einer Aufbruchstimmung.<br />
Durch die Ostpolitik, dann die<br />
Überwindung der Ölkrise und eine arbeitnehmerfreundliche<br />
Gesellschaftspolitik<br />
wurden große Erwartungen geweckt.<br />
Einer der letzten Horte der<br />
Altliberalen<br />
Für den jungen <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-<strong>Kreisverband</strong><br />
war die Situation nicht einfach, da er<br />
als einer der letzten Horte der Altliberalen<br />
betrachtet wurde. Dies erleichterte die<br />
Arbeit der Kreisvorsitzenden Kurt Vollmer<br />
und Prof. Dr. Fritz Weller nicht und erst die<br />
frühen 80er Jahre brachten ein steigendes<br />
Ansehen der <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-<strong>Liberal</strong>en, nicht<br />
zuletzt durch den Einsatz des Landtagsabgeordneten<br />
Kurt Vollmer und der Bundestagsabgeordneten<br />
Ursula-Seiler-Albring.<br />
Inerhalb des <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-Kreises waren,<br />
was die <strong>Liberal</strong>en angeht, recht verschiede-<br />
ne Entwicklungen festzustellen. Bei Wahlen<br />
konnten auf Gemeinde-, Kreis-, Landesund<br />
Bundesebene oft ganz erstaunliche<br />
Erfolge verbucht werden, die mit Recht von<br />
der liberalen Hochburg <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong> sprechen<br />
ließen, die Mitgliederentwicklung<br />
verschlechterte sich bis Ende der 70er<br />
Jahre, stieg dann steil an und fällt zur Zeit<br />
kontinuierlich, so daß der Stand von 1979<br />
erreicht, vielleicht sogar unterschritten ist.<br />
Trotz beträchtlicher Fluktuation gibt es<br />
einen großen, harten Kern langjähriger<br />
Mitglieder. Dies bedeutet aber auch eine<br />
stetige Verschiebung des durchschnittlichen<br />
Alters der Mitglieder, da zu wenig<br />
junge Leute eintreten. Anfang der 80er<br />
Jahre drifteten die Jungdemokraten in<br />
Scharen zu den Grünen ab und innerhalb<br />
der F.D.P. gründeten sich die Jungen <strong>Liberal</strong>en.<br />
Gerade in unserem Kreis waren die<br />
Julis sehr erfolgreich.<br />
Junge <strong>Liberal</strong>e sind<br />
Hoffnungsträger der F.D.P.<br />
Ihre Repräsentanten setzten sich oft<br />
genug auf Bezirks- und Landesebene<br />
durch. Sie waren und sind wichtige Hoffungsträger<br />
der F.D.P. - regional und landesweit.<br />
Was den <strong>Liberal</strong>en - auch an <strong>Rems</strong> und<br />
<strong>Murr</strong> - großen Kummer macht, ist die<br />
abnehmende Wählerschicht bei Landtagswahlen.<br />
Zum Glück konnte unsere Bastion<br />
im Wahlkreis Waiblingen gehalten werden,<br />
es schmerzt jedoch ungemein, daß<br />
1992 ausgerechnet im <strong>Rems</strong>tal außer der<br />
CDU die Republikaner zum Zuge kamen.<br />
Wir sollten indessen in einer sich ständig<br />
verändernden politischen Landschaft den<br />
Mut nicht verlieren.<br />
Neue Perspektiven zeichnen sich ab.<br />
Nach einer endlosen Reihe von Pannen vor<br />
allem auf Bundesebene - die Parteiaustritte
2<br />
REMS-MURR-LIBERAL Nr. 2<br />
AKTUELL<br />
20 JAHRE<br />
F.D.P.-<strong>Kreisverband</strong><br />
REMS-MURR<br />
FFFDas Mitgliedermagazin der <strong>FDP</strong> und der Jungen <strong>Liberal</strong>en im <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-Kreis<br />
<strong>FDP</strong>-Aktuell:<br />
Heiße Diskussion um<br />
Regionalkreis (S. 4)<br />
Roland Kohn beim<br />
OV <strong>Rems</strong>halden (S. 10)<br />
„<strong>Liberal</strong>er Besa“ (S.6)<br />
REMS-MURR<br />
LIBERAL<br />
Impressum<br />
Julis-Aktuell:<br />
Ralph Lange aus NRW<br />
neuer Bundesvorsitzender<br />
der Julis (S. 3)<br />
Julis im Kreis kämpfen für<br />
Wieslauftalbahn (S. 8)<br />
Nr. 2 /2. Jahrgang April <strong>1993</strong><br />
Ei A l ß B i<br />
<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-<strong>Liberal</strong><br />
Das Mitgliedermagazin der <strong>FDP</strong><br />
und der Jungen <strong>Liberal</strong>en im<br />
<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-Kreis<br />
Herausgeber:<br />
F.D.P/DVP <strong>Kreisverband</strong><br />
<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong><br />
Redaktion: Joachim Kießling<br />
Goetz Kümmerle<br />
Redaktionsanschrift:<br />
Joachim Kießling, Bühlgärten 15<br />
7052 Schwaikheim<br />
Telefon (0 71 95) 5 76 40<br />
Telefax (0 71 95) 5 75 40<br />
Goetz Kümmerle, Zeisigweg 17/1<br />
7050 Waiblingen<br />
Telefon und Fax (0 71 51) 8 34 45<br />
Kreisvorsitzender <strong>FDP</strong>:<br />
Ulrich Theurer<br />
Alte Steige 42, 7060 Schorndorf<br />
Telefon (0 71 81) 6 59 08<br />
erfolgen fast durchweg auf Grund bundespolitischer<br />
Verärgerung - und nach einer<br />
glücklosen Amtszeit des derzeitigen Bundesvorsitzenden<br />
könnten unsere Chancen,<br />
von der Bevölkerung wieder ernst genommen<br />
zu werden, steigen. Dazu bedarf es folgender<br />
Voraussetzungen:<br />
- auf Bundesebene muß statt abstoßender<br />
Schienbeintreterei, Intriganz und Postenjägerei<br />
eine gute, vernünftige Teamarbeit<br />
einsetzen.<br />
- auf Landesebene muß und kann die dritte<br />
Oppositionsfraktion die Chancen gegenüber<br />
einer sich blockierenden Großen<br />
Koalition nützen; der Landesverband muß<br />
sich weiter stabilisieren und programmatisch<br />
profilieren; die Basis ist gelegt<br />
- auf Kreisebene müssen die Mandats- und<br />
Funktionsträger positive Entwicklungen<br />
bewußt machen und versuchen, mehr Mitglieder<br />
zu aktivieren und neue zu gewinnen.<br />
Viele Mitglieder in unserem <strong>Kreisverband</strong><br />
haben auf all den genannten Ebenen<br />
viel getan und große Verdienste erworben.<br />
Ich möchte Ihnen und Euch allen an dieser<br />
Stelle für die geleistete Arbeit von Herzen<br />
danken und ebenso herzlich bitten, im<br />
schweren Wahljahr 1994 mit beizutragen,<br />
daß liberales Gedankengut weiter und stärker<br />
politisch vertreten werden kann. Bevor<br />
ich diesen Beitrag schrieb, sind mir viele<br />
mündliche und schriftliche Äußerungen<br />
zum Thema „<strong>Liberal</strong>ismus und Wertvorstellungen“<br />
durch den Kopf gegangen. Um<br />
die Zeitlosigkeit von Werten zu demonstrieren<br />
möchte ich mit Ihnen ganz weit<br />
zurückgehen und einen berühmten Althistoriker<br />
zitieren:<br />
„In einem Zeitalter, in dem die Masse<br />
keine Ideale mehr kannte, hat er als Erzieher<br />
und Erwecker zur Wahrheit gelehrt.<br />
Wissen um das Wesen der Tugend und ihre<br />
praktische Betätigung, Einsicht und Handeln<br />
flossen für ihn in eins zusammen.<br />
Leben und Lehre bildeten bei ihm eine<br />
untrennbare Einheit.“<br />
„Er“ war Sokrates. Nicht „nur“ Philosoph,<br />
sondern auch Soldat und Inhaber<br />
politischer Ämter, wobei er ohne persönliche<br />
Rücksichten Gesetz und Gerechtigkeit<br />
verpflichtet war. Was ihn auszeichnete, war<br />
Glaubwürdigkeit bis zum Ende.<br />
Julis führen Eurpaseminar durch<br />
Die Jungen <strong>Liberal</strong>en <strong>Rems</strong> und der LAK<br />
Europa, Außen- und Sicherheitspolitik veranstalten<br />
am 19./20. Juni 93 in Rudersberg-<br />
Schlechtbach ein Europaseminar. (Siehe<br />
auch unter Termine.) Infos bei Goetz Kümmerle<br />
(Tel. 0 71 51/8 34 45)<br />
Eugen Haag und Willy Gseller<br />
<strong>FDP</strong>-Ehrenmitglieder in Schwaikheim<br />
Auf dem letzten Mitglieder-Treff des<br />
Ortsverbandes wurde der Bäckermeister<br />
Eugen Haag und „Charlotteneck-“Wirt<br />
Willy Gseller zu Ehrenmitgliedern ernannt.<br />
Kurt Fleger , Heinrich Meßmer und Karl<br />
Vollmer bekamen für ihre langjährige<br />
Tätigkeit als Dank eine Anerkennung vom<br />
Ortsvorsitzenden Kurt Vollmer überreicht.<br />
Kreisvorsitzender Junge <strong>Liberal</strong>e:<br />
Stephan Kaliss<br />
Hungerbühlstr. 47, 7060 Schorndorf<br />
Tel.efon (0 71 81) 6 62 17<br />
Kreisgeschäftsstelle <strong>FDP</strong>:<br />
Kirchgasse 23, 7060 Schorndorf<br />
Telefon (0 71 81) 55 08<br />
Telefax (0 71 81) 6 49 51<br />
Geschäftszeiten:<br />
Mo, Mi, Do 8.00-11.30 Uhr<br />
Di. 15.-18.00 Uhr<br />
Bankverbindung des <strong>Kreisverband</strong>es:<br />
Kreissparkasse Waiblingen<br />
(BLZ 602 500 10)<br />
Konto Nr. 124 003<br />
Druck: Top-Service GmbH, Stuttgart<br />
Papier wurde umweltfreundlich aus<br />
100% Recyclingpapier hergestellt.<br />
OV Waiblingen sponsert diese Ausgabe<br />
Dem Ortsvorsitzenden Gerd Itzrodt und<br />
Anneliese Malle vom Ortsverband Waiblingen<br />
gilt als den Vertretern des OV Waiblingen<br />
unser herzlicher Dank für die<br />
Unsterstützung dieser Ausgabe von<br />
„<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-<strong>Liberal</strong>“. Das RML-Team.<br />
Durch den finanziellen Engpaß des<br />
<strong>Kreisverband</strong>es ist das Mitgliedsblatt<br />
beinahe nach der ersten Ausgabe wieder<br />
eingestellt worden Doch der OV Waiblingen<br />
rettete unser Blatt und sponserte<br />
diese Ausgabe. Auch für die nächste Ausgabe<br />
brauchen wir wieder einen Sponsor!<br />
Außerdem beschloß der Kreisvorstand ab<br />
dieser Ausgabe auch Anzeigen abzudrucken.<br />
In dieser Ausgabe finden Sie zwei<br />
Anzeigen von der Fa. Knödler aus Welzheim<br />
und der Fa. Bacher aus Schorndorf.<br />
Ohne diese Anzeigen wäre es nicht möglich<br />
diese umfangreiche Ausgabe mit Bildern<br />
zu veröffentlichen. Wenn Sie beim nächsten<br />
mal auch eine Anzeige aufgeben<br />
möchten, dann können Sie bei Joachim<br />
Kießling die Anzeigenpreisliste anfordern.<br />
Joachim Kießling und Goetz Kümmerle
BUNDESPOLITIK<br />
REMS-MURR-LIBERAL Nr. 2<br />
3<br />
Deutsche Humanitäre Hilfe für die Opfer des Konflikts<br />
im ehemaligen Jugoslawien<br />
Von Staatsministerin Ursula Seiler-Albring, MdB<br />
Ein besonders trostloses Kapitel europäischer<br />
Geschichte wird zur Zeit auf dem<br />
Balkan, auf dem Gebiet des ehemaligen<br />
Jugoslawien geschrieben. Die politischen<br />
Instrumente, die der Europäischen<br />
Gemeinschaft oder den Vereinten Nationen<br />
zur Verfügung stehen bzw. die bis jetzt eingesetzt<br />
wurden, haben sich als unwirksam<br />
erwiesen, diesen schrecklichen Ausbruch<br />
von Aggression und Barbarei zu stoppen.<br />
Die Bundesregierung steckt in einem<br />
zusätzlichen Dilemma: Solange der Antrag<br />
der Koalitionsfraktionen, die Verfassung<br />
einschlägig zu ändern, nicht angenommen<br />
worden ist, wird eine Teilnahme an Aktionen<br />
im Rahmen der Vereinten Nationen<br />
nicht möglich sein. Ob Soldaten der Bundeswehr<br />
an Blauhelmaktionen im ehemaligen<br />
Jugoslawien überhaupt teilnehmen<br />
sollten, muß vor dem historischen Hintergrund<br />
Gegenstand ernster Diskussionen<br />
sein.<br />
Dennoch versuchen die Bundesregierung<br />
und die Bundesländer im Rahmen des<br />
Möglichen die Not der Betroffenen zu lindern.<br />
Ich möchte Ihnen hier einen<br />
Überblick über unsere humanitäre Hilfe<br />
geben, um zu zeigen, daß mit Mitteln der<br />
deutschen Steuerzahler konkret und effizient<br />
geholfen wird.<br />
Aus Mitteln des Bundeshaushaltes sind<br />
bislang 371 Millionen DM für die Opfer<br />
des Konflikts im ehemaligen Jugoslawien<br />
zur Verfügung gestellt worden.<br />
Schwerpunkt unserer Hilfe: Flüchtlinge<br />
in Kroatien und notleidende Zivilbevölkerung<br />
in Bosnien-Herzegowina: daneben<br />
auch Hilfe an Flüchtlinge in Ungarn, Serbien<br />
und Slowenien (als Folge des Bürgerkriegs<br />
befinden sich derzeit insgesamt rd. 3<br />
Millionen Menschen auf der Flucht). Hilfe<br />
erfolgt vor allem bei der Schaffung von<br />
Notunterkünften, medizinischer Betreuung<br />
und Lebensmittelversorgung. Neben der<br />
Bundesregierung haben die Bundesländer<br />
mit einigen Mitteln erhebliche Hilfeleistungen<br />
erbracht, vor allem Maßnahmen im<br />
Bereich Nahrungsmittelhilfe und medizinische<br />
Versorgung.<br />
Bundeskongreß der Jungen <strong>Liberal</strong>en<br />
Vom 26. bis 28. Februar fand in Essen der<br />
6. Bundeskongreß der Jungen <strong>Liberal</strong>en<br />
statt. Zum neuen Bundesvorsitzenden<br />
wurde Ralph Lange aus NRW gewählt.<br />
Stellvertretende Vorsitzende wurden Oliver<br />
Stirböck (Hessen), Michael Kauch<br />
(NRW) und Frank Kaltenborn aus Halle.<br />
Michael Link aus Heilbronn wurde als<br />
Schatzmeister wiedergewählt. Heike Richter<br />
aus Weinheim wurde als Beisitzerin in<br />
den Bundesvorstand gewählt.<br />
Die Programmatik kam auf diesem<br />
Wahlkongreß naturgemäß etwas zu kurz, so<br />
daß lediglich ein größerer Antrag zum Solidarpakt<br />
und einem neuen Finanzkonzept<br />
sowie einige kleinere Anträge verabschiedet<br />
wurden.<br />
„Die Jungen <strong>Liberal</strong>en befürchten, daß<br />
sich die öffentlichen Haushalte mit ihrer<br />
unsoliden Haushaltspolitik in einen „Teufelskreislauf”<br />
zu begeben drohen. [...]<br />
Kurzfristig muß daher die Nettoneuverschuldung<br />
drastisch reduziert, müssen mittelfristig<br />
ausgeglichene Haushaltspläne<br />
wieder der Regelfall und langfristig die<br />
Staatsverschuldung zurückgeführt werden.<br />
... “, so die Kernaussage des Finanzkonzepts<br />
der Jungen <strong>Liberal</strong>en, das einen 10-<br />
Punkte-Katalog beinhaltet.<br />
Als Redner waren auf dem Bundeskongreß<br />
Heide Schmitt aus Österreich, Jürgen<br />
Möllemann MdB und Fritz Fliszar von der<br />
Friedrich-Naumann-Stiftung anwesend.<br />
Goetz Kümmerle<br />
Eine wichtige Rolle bei der Umsetzung<br />
der humanitären Hilfe spielt das Verbindungsbüro<br />
„Deutsche Humanitäre Hilfe“,<br />
das im Dezember 1991 durch das Auswärtige<br />
Amt in Zagreb eingerichtet wurde. Zu<br />
den Aufgaben dieses Büros, das von einem<br />
Beamten des Auswärtigen Amts geleitet<br />
wird und in dem die großen deutschen<br />
Hilfsorganisationen mit eigenen Mitarbeitern<br />
vertreten sind, gehört neben der Koordination<br />
der deutschen Hilfsmaßnahmen<br />
auch die Zusammenarbeit mit den vor Ort<br />
tätigen internationalen Organisationen und<br />
der kroatischen Regierung sowie die Unterhaltung<br />
eines eigenen Lagers, von dem aus<br />
Hilfsgüter an die Luftbrücke und an<br />
Selbstabholer abgegeben werden.<br />
Über die Luftbrücke transportierten 2<br />
Flugzeuge der Bundesluftwaffe bis Februar<br />
vor allen Dingen Lebensmittel, Hygieneartikel<br />
und Medikamente. Bis zum 6.2.93<br />
fanden 275 deutsche Flüge statt, mit denen<br />
rd. 3540 t Hilfsgüter nach Sarajevo und<br />
Split transportiert wurden. (Flugkosten insgesamt<br />
rd. 17,5 Mio DM).<br />
Die Bundesregierung unterstützt ein<br />
kroatisches Hilfsprojekt für mißhandelte<br />
Frauen in Varazdin mit dem Betrag von 200<br />
000 DM. Unterstützung wurde ebenfalls<br />
zugesagt für den Plan des Komitees Cap<br />
Anamur, „Häuser für Frauen in Not“ einzurichten.<br />
Für dieses Projekt liegt die Zusage<br />
der kroatischen Seite vor, die Schaffung<br />
zweier solcher Häuser zu unterstützen,<br />
nachdem sich der Bundeskanzler beim<br />
kroatischen Präsidenten dafür eingesetzt<br />
hatte.<br />
Auch wenn die humanitäre Hilfe prioritär<br />
vor Ort geleistet wird, wurden aufgrund<br />
von 2 Beschlüssen der Innenministerkonferenz<br />
10 000 Flüchtlinge aus Bosnien-Herzegowina<br />
nach Deutschland gebracht, da<br />
eine Unterbringung vor Ort nicht mehr<br />
möglich war. Die Flüchtlinge wurden im<br />
Vorgriff auf die dringend gebotene europäische<br />
Kontingentlösung aufgenommen, die<br />
von den meisten europäischen Partnern bisher<br />
für 7 000 Ex-Gefangene und Familienmitglieder,<br />
wovon sich bereits 1 000 in<br />
Deutschland befinden. Von den insgesamt<br />
rund 596 000 Flüchtlingen aus dem ehemaligen<br />
Jugoslawien, die in andere Länder<br />
geflohen sind, befinden sich rd. 250 000 in<br />
Deutschland.<br />
Wenn Sie Interesse daran haben, dieses<br />
oder auch andere Themen bei einer Veranstaltung<br />
in Ihrem Ortsverband mit mir<br />
näher zu diskutieren, nehmen Sie bitte<br />
Kontakt mit Frau Blessing oder Frau<br />
Jenisch in den jeweiligen Büros zur Terminabsprache<br />
auf.<br />
Büro Bonn (02 28) 16 37 25, Büro<br />
Schorndorf (0 71 81) 55 08.
4<br />
REMS-MURR-LIBERAL Nr. 2<br />
AKTUELL<br />
F.W. Kiel, MdL lud liberale Kommunalpolitiker ein<br />
Regionalkreis führte zu einer heißen Diskussion<br />
Der ins Gespräch gebrachte „Nord-Ost-Ring“ stieß auf Ablehnung<br />
Unser Landtagsabgeordneter Friedrich-<br />
Wilhelm Kiel lud am Freitag, den 12.<br />
Februar <strong>1993</strong> liberale Kommunalpolitiker<br />
aus dem Wahlkreis zu einem Ausspracheabend<br />
nach Fellbach ins Feuerwehrgerätehaus<br />
ein<br />
„Welche Akzente sind in der Zukunft zu<br />
setzen“, fragte Friedrich-Wilhelm Kiel<br />
liberale Kommunalpolitiker, welche er zu<br />
einer offenen Aussprache am Freitag ins<br />
Fellbacher Feuerwehrgerätehaus<br />
eingeladen<br />
hatte.<br />
Die Frage, ob es<br />
eine neue Regionalstruktur<br />
in der Region<br />
Stuttgart geben soll,<br />
war das heiß diskutierte<br />
Thema des<br />
Abends. Die eingeladenen<br />
Gäste, darunter<br />
Freie Wähler, liberale<br />
Bürgermeister, Kreisund<br />
Gemeinderäte,<br />
Kandidaten und <strong>FDP</strong>-<br />
Mitglieder des Wahlkreises,<br />
waren sich<br />
mehrheitlich einig,<br />
daß die geplante<br />
Regionalstruktur, mit<br />
gewähltem Regionaltag,<br />
die Gemeinden<br />
um wesentliche Teile<br />
ihrer Selbstverwaltung<br />
bringen könnte.<br />
„Regionalkreis ist eine<br />
anonyme Sache“<br />
Der Fellbacher Stadtrat Ulrich Lenk sieht<br />
in der Schaffung einer weiteren, regionalen<br />
Verwaltungsebene eine „anonyme<br />
Sache“, weil die Verwaltung „zu weit weg<br />
vom Bürger“ sei. Der Landeshauptstadt<br />
Stuttgart gehe es nur wieder einmal um<br />
die“Geldbeschaffung“. Dies sei aber kein<br />
Grund für eine Strukturveränderung auf der<br />
kommunalen Seite.<br />
Der Weinstädter Oberbürgermeister Jürgen<br />
Hofer warnte, daß der Regionaltag ein<br />
„2. Landtag“ werde und der Kerner<br />
<strong>FDP</strong>/FW-Kreisrat Häfner sieht den Nachteil,<br />
daß die Kosten des Regionalkreises<br />
„der Steuerzahler aufbringen“ muß.<br />
F.W. Kiel, MdL gab zu bedenken, daß die<br />
Gefahr „eines tiefen Einschnitt in die Planungshoheit<br />
der Kommunen“ bestehe. Der<br />
vorgesehene Verband „Region Stuttgart“<br />
habe von sich aus Standorte für regional<br />
bedeutsame Industrie, Gewerbe, und<br />
Dienstleistungseinrichtungen festzulegen.<br />
Die Kommunen würden dann aufgefordert,<br />
die Beschlüsse aus dem Regionaltag auszuführen.<br />
Wenn sie die Beschlüsse nicht ausführen,<br />
dann soll der Verband, so Kiel, „den<br />
Vollzug zwangsweise selbst durchführen“.<br />
„Welche Akzente sind in Zukunft zu setzen“ fragte unser Landtagsabgeordneter Friedrich-Wilhelm<br />
Kiel die eingeladenen Kommunalpolitiker aus dem Wahlkreis.<br />
Unser Landtagsabgeordnete ist der Meinung,<br />
daß „wir nicht von vornherein eine<br />
andere Verwaltungsstruktur brauchen.“<br />
Wenn man erkennt, „daß gewisse Aufgaben<br />
nicht mehr sinnvoll zugeordnet sind“,<br />
dann sei zu Fragen, „in welcher Gebietskörperschaft“<br />
die Aufgabe besser zu lösen<br />
sei. Diese Aufgaben sind vor allem „Fragen<br />
von großtechnischen Anlagen“. Als Beispiel<br />
nannte Kiel die Müllverbrennungsanlagen.<br />
Der <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-Kreis sei für eine<br />
Müllverbrennungsanlage „zu klein“.<br />
Thermoselect-Anlage ist für<br />
den Kreis „genau richtig“<br />
Die aus Norditalien stammende Thermoselect-Anlage<br />
ist „für kleine Gebiete“,wie<br />
den Kreis, „genau richtig“. Dies hätte zur<br />
Folge, daß sich nicht mehr die Region<br />
damit zu befassen hätte. Wenn dann noch<br />
der ÖPNV und die Ausweisung von<br />
gemeindeübergreifende Siedlungsflächen<br />
durch Zweckverbände geregelt würden,<br />
könne die geplante neue Gebietskörperschaft<br />
entfallen, resümierte Kiel.<br />
Der liberale Fraktionsvorsitzende im<br />
Fellbacher Gemeinderat Dr. Müller warnte<br />
davor, daß die „Siedlungsentwicklung aus<br />
der Zuständigkeit“ der Gemeinden und<br />
Kommunen genommen<br />
würde. Die „Planungshoheit<br />
ist die originäre<br />
Aufgabe einer<br />
Gemeinde“ sagte Dr.<br />
Müller.<br />
Seine „Meinungsfindung“<br />
zum Thema<br />
Regionalkreis hat der<br />
Schwaikheimer Kreisund<br />
Gemeinderat Kurt<br />
Vollmer noch nicht<br />
abgeschlossen. Er<br />
fragt, ob es nicht doch<br />
sinnvoll wäre „Rahmen<br />
zu schaffen“,<br />
schließlich wäre das<br />
Gremium „parlamentarisch<br />
gewählt.“ Vollmer<br />
warf die Frage auf<br />
„ob dies nicht eine<br />
„Konstruktion“ sei,<br />
„die uns in einigen<br />
Dingen“ weiterbringen<br />
könnte.<br />
Ein weiteres „heißes Eisen“ war die<br />
Frage, ob der neu ins Gespräche gebrachte<br />
„Nord-Ost-Ring“ zwischen Fellbach und<br />
Kornwestheim gebaut werden solle.<br />
Nort-Ost-Ring zieht<br />
„Fernverkehr an“<br />
Der Fellbacher Baubürgermeister und<br />
Stadtplaner Dr. Rosenberger erklärte den<br />
anwesenden Kommunalpolitikern, daß er<br />
„keinen Grund“ sehe, wegen 15.000 Fahrzeugen<br />
eine 4-spurige Bundesfernstraße zu<br />
bauen. Laut einem Gutachten würde der<br />
„Nord-Ost-Ring“ 200 Millionen DM<br />
kosten. „Niemand in Stuttgart und Fellbach<br />
sei interessiert ins Schmidener Feld diese<br />
Straße reinzubauen“. Vielmehr, so Rosen-
AKTUELL<br />
REMS-MURR-LIBERAL Nr. 2<br />
5<br />
Stadtrat und Ortsvorsitzender von Fellbach<br />
Ulrich Lenk hält nicht viel von dem<br />
Regionalkreis. Er sieht die Schaffung einer<br />
neuen Verwaltungsebene als „Geldbeschaffung<br />
für Stuttgart“<br />
Baubürgermeister und Stadtplaner der<br />
Stadt Fellbach Dr. Rosenberger sieht im<br />
geplanten „Nord-Ost-Ring“ die Gefahr,<br />
daß diese Straße den „europäischen Fernverkehr<br />
anziehe“<br />
Der Fellbacher OB und Landtagsabgeordnete<br />
sieht in dem Bau immer neuer Straßen<br />
und Siedlungsgebiete die Gefahr, daß der<br />
Mensch sich in diesem Raum nicht mehr<br />
„wohl fühlen“ könnte.<br />
berger, müsse man für das Klima diese<br />
„Freifläche“ erhalten. Rosenberger gab zu<br />
Bedenken, daß diese neue Straße den<br />
europäischen Fernverkehr anziehen werde<br />
und damit die Luft in diesem Raum zusätzlich<br />
belasten würde.<br />
Kiel trat entschieden für eine gemeinsame,<br />
vernünftige Lösung in dieser Frage mit<br />
Waiblingen ein. Zunächst müsse man nach<br />
der vollen Inbetriebnahme der B 14 bis zur<br />
B 10 feststellen, wo noch örtliche Verkehrsengpässe<br />
aufträten. Erst dann ist eine weite-<br />
re Planung sinnvoll und „vor dem Steuerzahler<br />
zu verantworten.“ Möglich wäre zur<br />
Lösung etwaiger Probleme schließlich,<br />
statt einer neuen Straße für 200 Mio. DM<br />
den Engpaß in Neckarrems für nur 10 Mio.<br />
DM durch die Verbreiterung der vorhandenen<br />
Brücke zu beseitigen.<br />
In einem Szenario machte F.W. Kiel<br />
deutlich, daß „wenn wir alles mit Straßen<br />
und Gewerbe zugepflastert haben, sich hier<br />
kein Mensch mehr Wohl fühle“ und dann<br />
würden, so Kiels Befürchtung, viele diesem<br />
Raum den Rücken kehren.<br />
Bericht und Fotos:<br />
Joachim Kießling<br />
OB Dr. Ulrich Gauß beim traditionellen Stammtisch<br />
des <strong>FDP</strong>-Ortsverbandes Waiblingen<br />
Im Mittelpunkt des Abends stand die<br />
Diskussion über den Regionalkreis. OB Dr.<br />
Ulrich Gauß warnte vor einer übermäßigen<br />
Ausbreitung der Umlagefinanzierung, da<br />
sie nicht der direkten demokratischen Kontrolle<br />
durch den Bürger unterliege. Überhaupt<br />
wurde der Interessenkonflikt zwischen<br />
Graswurzeldemokratie und der<br />
womöglich effektiveren Zentralverwaltung<br />
deutlich. Der liberale Ansatz muß hier vor<br />
allem die Wahrung der Bürgernähe sein.<br />
Weitere Schwerpunkte der Diskussion<br />
bildeten die Müllverbrennungsanlage in<br />
Schwaikheim und die Verkehrspolitik,<br />
wobei die Jungen <strong>Liberal</strong>en sich verwundert<br />
zeigten über die Art der Behandlungen<br />
von Anträgen der Kreis-<strong>FDP</strong> und der JuLis<br />
zum Thema ÖPNV.<br />
Zu seiner Nachfolge als Oberbürgermeister<br />
von Waiblingen und liberalen Kandidaten<br />
wollte sich Dr. Ulrich Gauß noch nicht<br />
äußern.<br />
Diese Veranstaltung der Waiblinger <strong>FDP</strong><br />
setzte die Tradition der monatlichen<br />
Stammtische fordert, die sich reger Beliebtheit<br />
erfreuen. Goetz Kümmerle<br />
Engagiert diskutierte der Schwaikheimer<br />
Kreis- und Gemeinderat Kurt Vollmer mit<br />
den anwesenden Kommunalpolitikern.<br />
juli-Landesarbeitskreis für Bildungspolitik gegründet!<br />
Die Jungen <strong>Liberal</strong>en Baden-Württemberg<br />
haben einen Landesarbeitskreis Bildungspolitik<br />
gegründet, der von Jan Havlik<br />
aus Ulm geleitet wird.<br />
Die JuLis <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong> und Esslingen<br />
beteiligen sich mit ihrer Arbeitsgruppe Bildungspolitik<br />
an diesem Landesarbeitskreis.<br />
Ziel ist es, zum Landeskongreß im Herbst<br />
in Horb ein umfassendes bildungspolitisches<br />
Konzept auszuarbeiten.<br />
Wer Interesse hat, in dem LAK mitzuarbeiten<br />
kann sich bei dem stellv. Kreisvorsitzenden<br />
der JuLis Goetz Kümmerle, Zeisigweg<br />
17/1, 7050 Waiblingen, Tel.+Fax:<br />
07151/ 83445 anmelden.
6<br />
REMS-MURR-LIBERAL Nr. 2<br />
AUS DER PARTEI<br />
Schwaikheimer <strong>FDP</strong>-Ortsverband feierte wieder „Lichtmeß“<br />
„Bei Tag z’Nacht eß, spenn vergeß“<br />
Bereits zum zweiten mal luden der <strong>FDP</strong>-<br />
Ortsverband, die <strong>FDP</strong>/Freie Wähler-<br />
Gemeinderatsfraktion sowie die Jungen<br />
<strong>Liberal</strong>en am 1. Februar <strong>1993</strong> zur<br />
„Lichtmeß“ ein. Das traditionell bäuerliche<br />
Fest wird von der <strong>FDP</strong> am Vorabend der<br />
Lichtmeß aufgegriffen. Im August veranstaltet<br />
der <strong>FDP</strong>-Ortsverband ja bereits die<br />
traditionelle „Sichelhängetse“.<br />
Gefeiert wurde natürlich richtig zünftig<br />
in der Schwaikheimer Besenwirtschaft<br />
Maier. Eigene Schlachtung war angesagt.<br />
Schlachtplatte und in Schwaikheim ausgebauter<br />
Wein schmeckten den Gästen besonders<br />
gut. Viele Gäste kamen aus dem Kreisgebiet<br />
angereist, um in fröhlicher Runde zu<br />
feiern. „Das gibt’s bloß noch in Schwaikheim“,<br />
sagte ein Gast. Das besondere an der<br />
Lichtmeß ist, daß man mit dem Bürger rich-<br />
Die „Lichtmeß“ in Schwaikheim gehört schon wie die „Sichelhängetse“ zu den traditionellen<br />
Veranstaltungen in Schwaikheim. So hatte der Ortsvorsitzende Kurt Vollmer am<br />
1. Februar 93 wieder den „Besa voll“. Kurt Vollmer erzählte den Gästen über das bäuerliche<br />
Leben und ihre Bräuche. Aber auch Geschichten und Witze wurden erzählt.<br />
Geburt gefeiert. An diesem Tag beginnt<br />
dann nach dem Winter wieder das Leben<br />
auf den Bauernhöfen. Die Mägde und<br />
Knechte wurden neu eingestellt und es<br />
wurde wieder bei „Tag z’Nacht“ gegessen.<br />
Auch das Spinnen, welches an den langen<br />
Winterabenden die Frauen der Bauern in<br />
Friedrich-Wilhelm Kiel, MdL und seine<br />
Frau Gretel Kiel bei der Lichtmeß.<br />
tig in Kontakt kommt. Denn an einem<br />
„Stammtisch“ wird oft die Meinung des<br />
Bürgers deutlich. Diese freundliche<br />
Atmosphäre fand auch unser Landtagsabgeordneter<br />
Friedrich-Wilhelm Kiel toll, der<br />
mit seiner Frau nach Schwaikheim gekommen<br />
ist.<br />
Viele <strong>FDP</strong>-Mitglieder aus dem <strong>Kreisverband</strong><br />
sind gekommen, um diese gemütliche<br />
schwäbische „Besa-Feier“ mitzuerleben.<br />
Kreisschatzmeister Wolfhardt Warneck mit<br />
Frau, Kreisvorstandsmitglieder Günter<br />
Schulz aus <strong>Rems</strong>halden und Anneliese<br />
Malle aus Waiblingen. Natürlich waren<br />
auch viele Schwaikheimer bei der „Lichtmeß“,<br />
die dadurch auch zeigten, daß die<br />
<strong>FDP</strong> in Schwaikheim auch ihre politische<br />
Heimat ist. Nachdem das Vesper abgeschlossen<br />
war, erzählte Kurt Vollmer<br />
Geschichten und Anekdoten über die<br />
Lichtmeß und das bäuerliche Leben. Die<br />
Lichtmeß wird am 40. Tag nach Jesu<br />
„Prost!“ Kurt Vollmer hob das Glas und<br />
eröffnete das traditionelle „Lichtmeß-Vesper<br />
in der Besenwirtschaft.<br />
Kurt Vollmer und Friedrich-Wilhelm Kiel,<br />
MdL in lockerer Atmospäre.<br />
geselliger Runde beschäftigte, wurde „vergessa“.<br />
Nach den Erzählungen wurde dann noch<br />
kräftig gesungen und einige deftige Witze<br />
erzählt. Schade, daß diese Veranstaltung<br />
nur einmal im Jahr stattfindet, aber so freut<br />
man sich umsomehr auf das neue Jahr wieder<br />
zur Lichtmeß in Schwaikheim.<br />
Bericht und Fotos:<br />
Joachim Kießling
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REMS-MURR-LIBERAL Nr. 2<br />
8 JULIS IN AKTION<br />
Junge <strong>Liberal</strong>e kämpfen für attraktive Wieslauftalbahn<br />
Ab 1995 rollt der „Wieslauftal-Flitzer“<br />
Antrag der Julis ging in den <strong>FDP</strong>-Gremien „die Luft aus“<br />
Von Joachim Kießling<br />
Ab dem 1. Januar 1995 wird es soweit<br />
sein! Die neuen Dieseltriebwagen<br />
der privaten Betreibergesellschaft<br />
lassen ihre Motoren das erste Mal im<br />
Wieslauftal brummen. Nach dem heutigen<br />
Stand werden die Flitzer bis Rudersberg-<br />
Oberndorf rollen, ob das Signal in Richtung<br />
Welzheim auf Grün springen wird,<br />
steht noch in den Sternen.<br />
Die Jungen <strong>Liberal</strong>en im <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-<br />
Kreis waren bei den Weichenstellungen<br />
für die Umwandlung der Wieslauftalbahn<br />
in eine privat zu betreibende Nebenbahn,<br />
programmatisch mit dabei. So schlugen<br />
Sie in dem parteiübergreifenden „Schienenarbeitskreis<br />
<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>“ die Wieslauftalbahn<br />
als Arbeitsgebiet vor. Die<br />
Julis haben in 2 Anträgen beschlossen, die<br />
Wieslauftalbahn von Schorndorf bis nach<br />
Rudersberg-Oberndorf unter privater Trägerschaft<br />
weiter zu betreiben, wobei sich<br />
der Landkreis sowie die Gemeinden entlang<br />
der Strecke finanziell beteiligen sollen.<br />
Dieser Antrag vom April 1991 ist<br />
heute bereits im Kern so umgesetzt worden.<br />
Ende November 1992 wurde der<br />
Zweckverband Wieslauftalbahn gegründet,<br />
welcher ab 1. Januar 1995 den<br />
Betrieb übernehmen wird. Die Gemeinde<br />
Welzheim hat zu dem Zweckverband eine<br />
Beitrittsoption.<br />
Die Jungen <strong>Liberal</strong>en Goetz Kümmerle, Joachim Kießling und Karsten Mutzke im<br />
Bahnhof Rudersberg. Der Verein zur Erhaltung der Wieslauftalbahn führte anläßlich<br />
der Schowo Sonderfahrten im 1-h-Takt durch.<br />
Aktion auf der Schorndorfer<br />
Woche 1992<br />
Zur Schorndorfer Woche im Sommer<br />
1992 legten die Julis einen 2. Antrag zur<br />
Zukunft der Wieslauftalbahn vor. An den<br />
Haltestellen der Strecke soll eine moderne<br />
Bedienungsinfrastruktur entstehen. Informationsbildschirme<br />
zeigen die nächsten<br />
Züge und deren Anschlüsse an. An den<br />
Haltepunkten sollen geeignete P+R-Plätze<br />
zur Verfügung gestellt werden. Außerdem<br />
sollen neue Haltepunkte an wichtigen<br />
Wohn-, Schul- und Industriegebieten neu<br />
installiert werden. In Schorndorf soll der<br />
Fahrplan mit der S- und der Regionalschnellbahn<br />
verknüpft werden.<br />
Straße“ in Rudersberg-Schlechtbach. Die<br />
Julis drehten zur Einführung des Themas<br />
Wieslauftalbahn einen 15-minütigen<br />
Videofilm. (juli-TV). Dieser Film verdeutlicht<br />
die Schwierigkeiten auf der<br />
Strecke. Der Film ist bei Dieter Schorr<br />
oder Joachim Kießling auf System VHS<br />
ausleihbar.<br />
Von den Mitgliedern des Vereins zur<br />
Erhaltung der Wieslauftalbahn wurde uns<br />
Dieser Antrag wurde durch eine Flugblatt-Aktion<br />
in die Triebwagen während<br />
der Schorndorfer Woche gelegt. Mitglieder<br />
des Vereins zur Erhaltung der Wieslauftalbahn<br />
freuten sich über das Engagement<br />
der Jungen <strong>Liberal</strong>en.<br />
Engagement zeigten die Julis auch im<br />
Rahmen eines Seminars „Schiene statt<br />
Schaltertür am Bahnhof Miedelsbach:<br />
Die Fahrkarten verkauft heute eine Automat.
JULIS IN AKTION<br />
REMS-MURR-LIBERAL Nr. 2<br />
9<br />
die Frage gestellt: „Was für eine Position<br />
hat die <strong>FDP</strong>“<br />
Was für eine Position hat die<br />
Kreis-<strong>FDP</strong><br />
Auf diese Frage konnten wir peinlicherweise<br />
keine konkrete Aussage machen.<br />
Denn unser Antrag ist in den Parteigremien<br />
„untergegngen.“ Der <strong>Kreisverband</strong> der<br />
Julis hat auf dem Kreisparteitag im<br />
Dezember 1991 den Antrag „Schienenkonzept<br />
der 90er Jahre für den <strong>Rems</strong>-<br />
<strong>Murr</strong>-Kreis“ in Backnang den <strong>FDP</strong>-Mitgliedern<br />
vorgelegt. Der Antrag wurde an<br />
die Kreistagsfraktion verwiesen. Beim<br />
Kreishauptausschuß der <strong>FDP</strong> 1991 in<br />
Schorndorf, welcher aber keine Beschlüsse<br />
fassen darf, war man sich aber zuvor<br />
schon einig, daß die Strecke bis Rudersberg-Oberndorf<br />
mindestens erhalten bleiben<br />
solle und „soweit vertretbar bis nach<br />
Welzheim wiedereröffnet werden soll.“<br />
Der Landesverband der <strong>FDP</strong> hat eine<br />
endeutigere Aussage unter These 8 des<br />
vom Landeshauptausschusses im Juni<br />
1991 beschlossenen Papiers „Für eine<br />
umweltgerechte Verkehrspolitik“ gefaßt.<br />
Dort heißt es, daß als „Modellvorhaben“<br />
Hier beim Grauhaldenhof ist seit der Rutschung<br />
im April 1988 der Zugverkehr<br />
nicht mehr möglich.<br />
Dampflokaktion der Marktstadt Schorndorf zur Unterstützung der Wieslauftalbahn.<br />
Die Aktion mit der Dampflok der Baureihe 50 fand so großes Interesse, daß im Laufe<br />
des Jahres 1992 das „Schnauferle“ gleich mehrmals durch das Wieslauftal dampfte.<br />
Eine gute PR-Aktion! Auf dem Bahnhof Rudersberg fand anläßlich der ersten Fahrten<br />
der Dampflok ein großes Fest statt.<br />
für eine private oder in kommunaler Trägerschaft<br />
zu betreibende Nebenbahn „sich<br />
u.a. ... die Wieslauftalbahn (Schorndorf-<br />
Rudersberg-Welzheim)“ anbietet.<br />
Die Probleme mit der Bergstrecke<br />
nach Welzheim<br />
Warum gibt es so viele Schwierigkeiten<br />
beim Ausbau bis nach Welzheim Entscheidende<br />
Punkte sind, daß der Abschnitt<br />
Rudersberg-Welzheim durch eine fast<br />
unbesiedelte Landschaft führt. Probleme<br />
bereitet auch, daß der Oberbau uralt ist.<br />
Wir haben Schienen beim Grauhaldenhof<br />
gesehen, auf welchen das Jahr 1871 als<br />
Gußzeit geschrieben stand. Beim Grauhaldenhof<br />
ereignete sich im April 1988<br />
eine Erdrutschung, welchen den Bahnkörper<br />
an einer Stelle durchhängen ließ.<br />
(Siehe Bild links).<br />
Seitdem fährt kein Zug mehr. Der Personenverkehr<br />
wurde bereits am 1. Juni<br />
1980 eingestellt. Ein weiteres Problem ist,<br />
daß die Strecke nach Welzheim einen<br />
Höhenunterschied von 230 m und eine<br />
Steigung von 25 ‰ aufweist. Die Bundesbahn<br />
spricht daher von ein „Steigungsstrecke“.<br />
Die Geislinger Steige weist eine<br />
Steigung von 23 ‰ auf! Bei der Inbetriebnahme<br />
der Strecke im Jahre 1911<br />
wurde die Meisterleistung der Bahningenieure<br />
gewürdigt, welche mit dem 160 m-<br />
langen Viadukt an der Laufenmühle seinen<br />
Höhepunkt besitzt. Für viele Heimatund<br />
Eisenbahnfreunde ist die „Bergbahn“<br />
der Württembergischen Staatseisenbahn<br />
ein Besuchs- und ein Fotoaufenthalt wert.<br />
Für den Weiterbetrieb der Strecke sind<br />
aber nur finanzielle Aspekte entscheidend.<br />
So krazt die Gemeinde Welzheim<br />
aus jedem Fördertopf die zustehenden<br />
Gelder raus. Trotz des großen Engagements<br />
des Welzheimer Bürgermeisters<br />
Hermann Holzner ist es bisher nicht<br />
gelungen, die benötigten 3,3 Mio. DM an<br />
Investitionskosten zu sichern. Umweltschützer<br />
kritisieren, daß die volkswirtschaftlichen<br />
Kosten der Bahnstrecke überhaupt<br />
keine Rolle spielen.<br />
Bei einem Gesprächkreis im Rahmen<br />
der Landtagswahl 92 hat ein Bürger in<br />
Rudersberg vorgeschlagen, daß aus der<br />
Strecke lieber ein Radweg entstehen solle.<br />
Aber hier ist Vorsicht geboten, denn durch<br />
die Steilstrecke sind auf dem schmalen<br />
Radweg durch „Rennrad-Raser“ Unfälle<br />
vorprogrammiert. Besser wär das „Bähnle“,<br />
daß die Räder auf den Welzheimer<br />
Wald mitnimmt (Rail &<br />
Ride) statt (Park & Ride).<br />
Photos:<br />
Joachim Kießling,<br />
Schwaikheim<br />
Freie Fahrt für eine<br />
moderne Wieslauftalbahn!
10<br />
REMS-MURR-LIBERAL Nr. 2<br />
AUS DER PARTEI<br />
Ausspracheabend im <strong>FDP</strong>-Ortsverband <strong>Rems</strong>halden mit dem Landesvorsitzenden Roland Kohn, MdB<br />
Kohn: „Die <strong>FDP</strong> muß den Mut haben und den<br />
Menschen reinen Wein einschenken“<br />
Ihrem Ärger Luft gemacht haben am 8.<br />
Februar <strong>1993</strong> die Mitglieder im Ortsverband<br />
<strong>Rems</strong>halden. Zu diesem Ausspracheabend<br />
wurde der Landesvorsitzende<br />
Roland Kohn eingeladen. Dies war der<br />
erste Termin, welchen die <strong>Rems</strong>haldener<br />
durchführten um mit den Verantwortlichen<br />
im Land ins Gespräch zu kommen<br />
. Verärgert waren die <strong>Rems</strong>haldener über<br />
personalpolitische Auseinandersetzungen<br />
in der Landespartei. Der Ortsvorsitzende<br />
Erhard Mutzke konnte 20 Mitglieder im<br />
„Grunbacher Hof“ begrüßen. Der Landesvorsitzende<br />
nahm in der Diskussion „kein<br />
Blatt vor den Mund“ und zeigte den Mitgliedern<br />
die notwendigen Kurskorrekturen<br />
auf. So „muß die <strong>FDP</strong> wieder in die Mitte<br />
gehen“, forderte Kohn. <strong>Liberal</strong> sein „ist<br />
mehr“. So müsse die <strong>FDP</strong> wieder in den<br />
Bereichen Bürgerrechte, Rechtsstaat,<br />
Umweltschutz, Bürgerrechte, Ökologie<br />
und Frauen besser vertreten sein. Vor allem<br />
müsse „die <strong>FDP</strong> den Mut haben den Men-<br />
schen wieder reinen Wein einzuschenken“,<br />
so Kohn.<br />
Beunruhigt äußerte sich Kohn über die<br />
„abnehmende Bereitschaft der Bürger sich<br />
generell zu engagieren.“ Die Fortuna in<br />
Heddesheim finde zum Beispiel keinen<br />
Vorsitzenden mehr. Kritisch sieht Kohn<br />
auch, daß sich das „politische System und<br />
die Gesellschaft“ zu sehr um die „Abwicklung<br />
der Tagespolitik“ kümmere.<br />
Günter Schulz: „Die Herren<br />
heben ab“<br />
Engagiert diskutierten die <strong>Rems</strong>haldener<br />
Mitglieder mit Roland Kohn. Günter<br />
Schulz ärgerte sich, daß „die Herren, die<br />
ein Amt haben, abheben.“ Frau Kid kritisierte,<br />
daß man auf Entscheidungen keinen<br />
Einfluß mehr habe. Harald Mutzke gab zu<br />
bedenken, daß 5 Tage nach dem Parteitag<br />
sich niemand mehr für die beschlossenen<br />
Engagiert diskutierte der Landesvorsitzende<br />
Roland Kohn, MdB mit den Mitgliedern<br />
im Ortsverband <strong>Rems</strong>halden.<br />
Ziele interessiere. Dr. Siegfried Auernhammer<br />
forderte von den Politikern, daß sie<br />
mehr auf die Basis und den Bürger hören<br />
sollen.<br />
Nach dem zweiten Bier<br />
kommt der Frust hoch<br />
Ernste Gesichter machten Roland Kohn, MdB, Erhard Mutzke und Ulrich Theurer beim<br />
Ausspracheabend der <strong>FDP</strong> in <strong>Rems</strong>halden am 8. Februar <strong>1993</strong>. Es ging um die Zunkuft<br />
der <strong>FDP</strong> in Bund und Land. Der Landesvorsitzende Roland Kohn, MdB nahm zu allen<br />
Fragen der Mitglieder Stellung. Dabei nahm er kein Blatt vor den Mund und zeigte die<br />
Marschrichtung für die Zukunft auf.<br />
Die „wahren Meinungen hören Sie hier<br />
am Stammtisch. Nach dem zweiten Bier<br />
kommt der Frust hoch“ ,sagte Auernhammer<br />
zu Kohn.<br />
Die Diskussion zeigte, daß der Unmut<br />
über die Führung in Land und Bund an der<br />
Basis sehr groß ist. Jedoch war der Ausspracheabend<br />
wichtig, da viele Punkte von<br />
Roland Kohn konkrekt angesprochen wurden.<br />
Roland Kohn konnte auch die Hintergründe<br />
für manches Fehlverhalten einiger<br />
Politiker aufzeigen. Die Mitglieder in<br />
<strong>Rems</strong>halden hielten diesen Abend für sehr<br />
gelungen und sie waren mit Roland Kohn<br />
und seinen Äußerungen zufrieden.<br />
Trotzdem möchten die Mitglieder auch<br />
noch zwei Landespolitiker einladen: den<br />
Fraktionsvorsitzenden der <strong>FDP</strong>/DVP Dr.<br />
Walter Döring und den Fellbacher Oberbürgermeister<br />
und <strong>FDP</strong>-Landtagsabgeordneten<br />
Friedrich-Wilhelm Kiel. Erst nach<br />
diesem Abend möchten die <strong>Rems</strong>haldener<br />
entscheiden, welche Konsequenzen aus<br />
den Gesprächen gezogen werden können.<br />
Bericht und Fotos:<br />
Joachim Kießling
FORUM<br />
REMS-MURR-LIBERAL Nr. 2<br />
11<br />
Rede von Kurt Vollmer, MdL zu Adolf Walchers 80. Geburtstag am 29. Mai 1992<br />
Am 29. Mai 1992 hielt Kurt Vollmer<br />
seine letzte Rede als Landtagsabgeordnerter<br />
beim 80. Geburtstag von Adolf Walcher.<br />
Adolf Walcher war Bürgermeister in Kaisersbach<br />
und ein Freund von Reinhold<br />
Maier. Nun die Rede im Original:<br />
Ich überschreibe mein Grußwort mit:<br />
Noch mehr als Sachverstand ist im öffentlichen<br />
Leben Mut erstes Gebot!<br />
Bei der Vorbereitung auf dieses<br />
Grußwort zu Ihrem Ehrentag, lieber Herr<br />
Walcher, war es mir wichtig, - „von dem<br />
Bürgermeister kleiner Gemeinde“ im<br />
Welzheimer Wald zu reden, wie es der erste<br />
Ministerpräsident der Nachkriegszeit, der<br />
gerade hier auch heute noch geschätzte Dr.<br />
Reinhold Maier, ausdrückte.<br />
Es muß ja schon seine guten Gründe<br />
gehabt haben, wenn Dr. Reinhold Maier<br />
Sie, lieber Herr Walcher, immer wieder<br />
besuchte, wohl wissen wollte, was die<br />
Leute erwarten, erhoffen, wo sie ihre<br />
besonderen Sorgen haben.<br />
Die „Graswurzeldemokratie“ zu praktizieren<br />
ist nämlich gar nicht so einfach. Das<br />
muß man nicht nur wollen, daß muß man<br />
auch können. Da gehört auch das Umfeld<br />
dazu.<br />
Hierzu braucht man die Männer und<br />
Frauen, die angesehen sind in ihrem<br />
Bereich, die selbst großes Vertrauen erworben<br />
haben. Von denen nimmt man auch das<br />
kritische Wort an, das so oft nötige kritische<br />
Wort.<br />
Aber, dazu gehört der gut überdachte<br />
Mut! Dazu gehören die gut überdachten<br />
Worte! Bei Adolf Walcher finden wir beides!<br />
Bei ihm finden wir auch den Mut zum<br />
Bekenntnis zur eigenen Vergangenheit.<br />
Alle Achtung! Noch mehr solche Persönlichkeiten<br />
in unserer Zeit, manches geradezu<br />
aktuelle Problem könnte leichter angegangen<br />
werden.<br />
Diese Männer und Frauen haben eine<br />
wichtige „Brückenschlagsfunktion“. Oft<br />
wird nur über sie der Zugang zu vielem<br />
Wichtigen ermöglicht. Dr. Reinhold Maier<br />
wußte, was er gerade an Ihnen, lieber Herr<br />
Walcher, hatte. Er gab sich, so meine ich,<br />
auch alle Mühe, sich Ihr Vertrauen zu erhalten,<br />
es immer wieder aufs neue zu erringen.<br />
Etliche von Ihnen kennen die Geschichte<br />
von der Bundesratssitzung in Bonn, die auf<br />
Drängen von Dr. Reinhold Maier so rechtzeitig<br />
abgeschlossen sein mußte, daß er, der<br />
Ministerpräsident abends noch pünktlich<br />
nach Ebni, dem Kaisersbacher Teilort, zu<br />
Vorbild Adolf Walcher<br />
einer dort wohlvorbereiteten Versammlung<br />
kommen konnte.<br />
Der Bremer Bürgermeister Kaisen wollte<br />
wissen, wie groß denn die Stadt Ebni sei,<br />
daß er dort unbedingt sein müsse, er habe<br />
diesen Namen noch nie gehört. Auf die<br />
Auskunft hin, so etwa 200 Einwohner, war<br />
Kaisen doch recht erstaunt und fragte spontan,<br />
ja haben Sie denn das nötig, nach diesem<br />
vollen Sitzungstag noch unbedingt in<br />
einen so kleinen Ort zu einer Versammlung<br />
zu fahren. Dr. Maier antwortete schlicht<br />
und bündig: „Ja, das habe ich nötig.“<br />
Hätte Dr. Maier dem Bremer Bürgermeister<br />
noch mehr gesagt, dann hätte er ihm<br />
klargemacht, daß er wohl keine Vorstellung<br />
davon hat, welch großen Anteil die Einwohner<br />
dieses Raumes an seiner Arbeit<br />
nehmen und zu ihm kommen und ihn hören<br />
und sprechen wollen.<br />
Und dann hätte er auch sagen müssen,<br />
daß er sich auf gar keinen Fall leisten kann,<br />
den Bürgermeister dieser Ortschaft in Mißstimmung<br />
zu bringen.<br />
Ich spreche von Adolf Walcher, dem Bürgermeister<br />
einer Gemeinde, die schon<br />
immer ihre besonderen Sorgen und Nöte<br />
hatte. Einer der Gemeinden, deren Bürgermeister<br />
immer nur deshalb die örtlichen<br />
Angelegenheiten weiterbrachten, weil sie<br />
weitaus mehr taten, als auch eine noch so<br />
sorgfältige Ausbildung und die ihnen zugestandene<br />
Besoldung erwarten ließen.<br />
So wurde ich auf den Jubilar aufmerksam.<br />
So habe ich mir den schwäbischen<br />
Bürgermeister einer kleineren Gemeinde<br />
vorgestellt. So hat sich ein Bild entwickelt,<br />
das heute noch Orientierung und Maßstab<br />
ist.<br />
Also im Hause Vollmer galt schon immer<br />
der „Tannenzapfen-Schultes“ außerordentlich<br />
viel. Und das ist heute noch so.<br />
Für mich war es daher eine ganz große<br />
Freude, als der erste Ausflug des Schwaikheimer<br />
Gemeinderats, an dem ich als einer<br />
der seinerzeit jüngsten Gemeinderäte im<br />
Lande teilnahm, zu Ihnen führte. Der<br />
gelungenen Wasservorsorgung galt unser<br />
besonderes Interesse. Da sah ich Sie nun<br />
ganz bewußt.<br />
Mein Bild stimmt. Was Sie uns sagten<br />
und wie Sie es sagten, war plausibel. Was<br />
Sie uns bei der Rundfahrt vermittelten, war<br />
nicht immer so, wie es hochoffizielle Stellen<br />
darstellten - aber eben deshalb so überzeugend.<br />
Es kam das herüber, nach dem - so habe<br />
ich manchmal den Eindruck, wenn ich an<br />
die Begriffe „Glaubwürdigkeit und Glaubhaftigkeit<br />
der Politiker“ denke - sich viele<br />
sehen. Bei Adolf Walcher fand ich beides!<br />
Damals, bei dieser Fahrt des Schwaikheimer<br />
Gemeinderats zur Gemeinde Kaisersbach<br />
und zu ihrem Schultes, wurde es mir<br />
endgültig klar, so möchte ich einmal werden,<br />
an diesem Mann kannst du dich orientieren.<br />
Ich „adoptierte“ innerlich den Tannenzapfenschultes.<br />
Adolf Walcher wurde zu<br />
meinem „kommunalpolitischen Ziehvater“.<br />
Er wurde eine der Persönlichkeiten, an<br />
denen ich mich immer mehr orientierte. Er<br />
wurde mir noch mehr Vorbild.<br />
Zugegeben, wie es sich bei ordentlichen<br />
Leuten gehört, es war nicht zuletzt auch<br />
meine Frau, die aus mir „einen Menschen<br />
machte“.<br />
Sie aber, lieber und sehr verehrter Herr<br />
Walcher sind es, den ich im politischen<br />
Bereich immer an erster Stelle nenne.<br />
Meine Beziehung zu Ihnen wurde noch verfestigt,<br />
als Sie und ich zur gleichen Zeit in<br />
den Kreistag gewählt wurden.<br />
Noch mehr hatte ich Gelegenheit, Sie zu<br />
beobachten, aus Ihrem Handeln, aus Ihren<br />
Abwägen, bevor Sie sich festlegten, zu lernen.<br />
Wichtige Handlungsweisen, die Dr.<br />
Reinhold Maier mir vermittelte, fand ich<br />
auch bei Ihnen vor. Sie praktizierten sie.<br />
Anläßlich ihres Ausscheidens aus dem<br />
Kreistag - nach 14 Jahren aktiver Mitarbeit<br />
- schrieb ich Ihnen am 21. November 1979,<br />
damals als Kreistagsfraktionsvorsitzender,<br />
u. a.:<br />
„Manch gute Erinnerung ist dabei<br />
zurückgeholt worden, gemeinsam Gelungenes,<br />
gemeinsam Erstrebtes und auch<br />
gemeinsam Getragenes, nicht Gelungenes“...<br />
„Gerade das letztere scheint mit ein<br />
wesentliches Merkmal unserer Fraktion<br />
gewesen zu sein: Wenn einmal etwas schief<br />
ging, man war dann nicht allein.“<br />
Auch heute, lieber Herr Walcher, an diesem,<br />
Ihrem hohen Ehrentag habe ich vielfachen<br />
Anlaß, Ihnen ganz herzlich zu danken.<br />
Mit diesem Dank überbringe ich herzliche<br />
Grüße von meiner Frau, die sich meiner<br />
Bindung zu Ihnen voll und ganz angeschlossen<br />
hat. Wir beide wünschen Ihnen<br />
zu Ihrem 80. Geburtstag, daß sie noch lange<br />
zusammen mit ihrer Frau eine schöne Zeit<br />
verbringen können. Frau Walcher, Sie wissen,<br />
daß die Vollmers Sie sehr schätzen; - ja,<br />
wir mögen Sie schlichtweg.<br />
Mit diesem Strauß überbringe ich auch<br />
die Grüße meiner Abgeordnetenkollegen,<br />
von Rainer Brechtken - er wird bald noch<br />
mehr sein -, von der Staatsministerin und<br />
MdB Ursula Seiler-Albring - sie ist schon<br />
mehr -, vom Kollegen F.W. Kiel, sowie von<br />
Prof. Dr. Fritz Weller, Prof. Horst Stuhlmann<br />
und von allen Freunden aus der<br />
Kreistagsfraktion.
Terminkalender<br />
Der neue Terminkalender enthält alle mir gemeldeten Veranstaltungen und<br />
Termine von Bundes-, Landes-, Bezirks-, Kreis- und Ortsverbänden. Bitte<br />
melden Sie mir Ihre Termine frühzeitig an die angegebene Adresse.<br />
F.D.P/DVP<br />
<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong><br />
Junge <strong>Liberal</strong>e<br />
APRIL <strong>1993</strong><br />
5. (Mo.) Junge <strong>Liberal</strong>e 19.30 Uhr Kreisvorstandssitzung<br />
20. (Di.) <strong>FDP</strong>- 19.30 Uhr Ausspracheabend mit Walter Döring, MdL, Frakti<br />
OV <strong>Rems</strong>halden<br />
onsvorsitzender der <strong>FDP</strong>/DVP-Landtagsfraktion.<br />
Im Gasthof „Hirsch“ in Grunbach.<br />
21. (Mi.) <strong>FDP</strong>- 19.00 Uhr Fragestunde zu pol. Themen, anschl.<br />
OV Schwaikheim 20.30 Uhr Hauptversammlung , beides im „Charlotteneck“<br />
23. (Fr.) Junge <strong>Liberal</strong>e 19.30 Uhr Hauptversammlung der Julis <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong> in<br />
Backnang<br />
26. (Mo.) <strong>FDP</strong> und Julis 19.30 Uhr Öffentliche Podiumsdiskussion über die<br />
Stuttgart<br />
zukünftige Energiepolitik mit S. Rettich, Leitender<br />
Direktor der Stadtwerke Rottweil und Prof. Dr.<br />
Hasenkopf, TWS, Haus der Wirtschaft.<br />
28. (Mi.) <strong>FDP</strong>- 18.00 Uhr Kreisvorstandssitzung zum Thema<br />
Kreisvorstand<br />
Regionalkreis Stuttgart, im „Grünen Baum“ in<br />
Fellbach-Schmiden<br />
MAI <strong>1993</strong><br />
8. (Sa.) <strong>FDP</strong>- 16.00 Uhr Kreisparteitag<br />
<strong>Kreisverband</strong><br />
20 Jahre <strong>FDP</strong>-<strong>Kreisverband</strong> <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong><br />
im „Hirsch“ in <strong>Rems</strong>halden-Grunbach<br />
JUNI <strong>1993</strong><br />
2. (Mi.) F.W. Kiel, MdL Ortsbegehung in Schwaikheim.<br />
Infos bei Heike Rodewald<br />
8. (Di.) <strong>FDP</strong>- 19.30 Uhr Kreisvorstandssitzung<br />
Kreisvorstand<br />
19./20. Junge <strong>Liberal</strong>e 10.00 Uhr Europaseminar der Jungen <strong>Liberal</strong>en <strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong><br />
mit Ursula Seiler-Albring, MdB (Sa. gegen<br />
14 Uhr) und Ernst Burgbacher, Vorsitzender des<br />
LFA Europa (So. 13.30 Uhr) sowie<br />
Georgios Chatzimarkakis in der Sonne in<br />
Rudersberg-Schlechtbach.<br />
30. (Mi.) F.W. Kiel, MdL 19.30 Uhr 2. Halbjahresbericht von F.W. Kiel, MdL<br />
AUGUST <strong>1993</strong><br />
im Winnender Kronenkeller (Spagh. Haus)<br />
13./14. <strong>FDP</strong>- Sichelhängetse<br />
OV Schwaikheim<br />
25. (Mi.) <strong>FDP</strong>- 19.30 Uhr Kreisvorstandssitzung<br />
Kreisvorstand<br />
Das nächste „<strong>Rems</strong>-<strong>Murr</strong>-<strong>Liberal</strong>“ erscheint am 1. September <strong>1993</strong>